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finale Version des Vorlesungsskripts - ZIB

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3 Diskrete Optimierungsprobleme<br />

K) zu bestimmen, als Max-Cut-Problem formulieren. Ich will diese Anwendung kurz<br />

skizzieren.<br />

Ein Spinglas besteht aus nichtmagnetischem Material, das an einigen Stellen durch<br />

magnetische Atome “verunreinigt” ist. Man interessiert sich für die Energie <strong>des</strong> Systems<br />

und die Orientierung der magnetischen Atome (Verunreinigungen) bei 0 ◦ K, also für<br />

den so genannten (gefrorenen) Grundzustand <strong>des</strong> Spinglases. Dieser Grundzustand ist<br />

experimentell nicht herstellbar, und die Physiker haben unterschiedliche, sich z. T. widersprechende<br />

Theorien über einige Eigenschaften dieses Grundzustan<strong>des</strong>.<br />

Mathematisch wird dieses Problem wie folgt modelliert. Jeder Verunreinigung i wird<br />

ein Vektor Si ∈ R 3 zugeordnet, der (bei einem gegebenen Bezugssytem) die Orientierung<br />

<strong>des</strong> Atomes im Raum, d. h. den magnetischen Spin, beschreibt. Zwischen zwei Verunreinigungen<br />

i, j besteht eine magnetische Interaktion, die durch<br />

Hij = J(rij)Si · Sj<br />

beschrieben wird, wobei J(rij) eine Funktion ist, die vom Abstand rij der Verunreinigungen<br />

abhängt, und Si · Sj das innere Produkt der Vektoren Si, Sj ist. In der Praxis<br />

wird J (bei gewissen physikalischen Modellen) wie folgt bestimmt:<br />

J(rij) := cos(Krij)/r 3 ij ,<br />

wobei K eine materialabhängige Konstante ist (z. B. K = 2.4×10 8 ). Die gesamte Energie<br />

einer Spinkonfiguration ist gegeben durch<br />

H = − J(rij)Si · Sj + F · Si ,<br />

wobei F ein äußeres magnetisches Feld ist. (Der Einfachheit halber nehmen wir im folgenden<br />

an F = 0.) Ein Zustand minimaler Energie ist also dadurch charakterisiert, dass<br />

J(rij)Si · Sj maximal ist.<br />

Das hierdurch gegebene Maximierungsproblem ist mathematisch kaum behandelbar.<br />

Von Ising wurde folgende Vereinfachung vorgeschlagen. Statt jeder beliebigen räumlichen<br />

Orientierung werden jeder Verunreinigung nur zwei Orientierungen erlaubt: “Nordpol<br />

oben” oder “Nordpol unten”. Die dreidimensionalen Vektoren Si werden dann in diesem<br />

Modell durch Variable si mit Werten in der zweielementigen Menge {1, −1} ersetzt.<br />

Unter Physikern besteht Übereinstimmung darüber, dass dieses Ising-Modell das wahre<br />

Verhalten gewisser Spingläsern gut widerspiegelt. Das obige Maximierungsproblem lautet<br />

dann bezüglich <strong>des</strong> Ising Modells:<br />

max{ J(rij)sisj | si ∈ {−1, 1}} .<br />

Nach dieser durch die Fachwissenschaftler vorgenommenen Vereinfachung ist der Schritt<br />

zum Max-Cut-Problem leicht. Wir definieren einen Graphen G = (V, E), wobei jeder<br />

Knoten aus V eine Verunreinigung repräsentiert, je zwei Knoten i, j sind durch eine<br />

Kante verbunden, die das Gewicht cij = −J(rij) trägt. (Ist rij groß, so ist nach Definition<br />

cij sehr klein, und üblicherweise werden Kanten mit kleinen Gewichten cij gar<br />

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