finale Version des Vorlesungsskripts - ZIB
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9.5 Die Phase I<br />
(2) Kleinster-Variablenindex-Regel: Wähle r ∈ R, so dass pr = min{pi ∈ B | i ∈ R}. △<br />
Keine der beiden Regeln in (9.35) kann für sich allein Endlichkeit <strong>des</strong> Simplexverfahrens<br />
bewirken. Aber eine Kombination von (9.35)(2) und (9.27)(2) schafft es.<br />
(9.36) Bemerkung (Bland-Regel). R. Bland („New finite pivoting rules for the simplex<br />
method“, Mathematics of Operations Research 2 (1977), 103–107) hat gezeigt, dass<br />
das Simplexverfahren auch endlich ist, wenn sowohl bei der Spaltenauswahl als auch bei<br />
der Zeilenauswahl die Kleinster-Variablen-Index Regel angewendet wird. △<br />
Von Avis und Chvátal („Notes on Bland’s pivoting rule“, Mathematical Programming<br />
Studies 8 (1978), 24–34) sind Untersuchungen über die Praktikabilität der Bland-Regel<br />
gemacht worden. Dabei hat sich gezeigt, dass i. a. die Anzahl der Pivotoperationen bei<br />
Anwendung der Bland-Regel wesentlich höher liegt als z. B. bei der Steilster-Anstieg<br />
Regel (9.27)(3). Für Computerimplementierungen ist die Bland-Regel selbst bei hochdegenerierten<br />
Problemen nicht gut geeignet.<br />
(9.37) Bemerkung (Worst-Case Verhalten <strong>des</strong> Simplexverfahrens). Zu fast allen<br />
bekannten Pivotauswahlregeln (speziell zu allen, die hier genannt wurden) kennt man<br />
heute eine Klasse von Polyedern und Zielfunktionen, so dass der Simplexalgorithmus bei<br />
Anwendung einer zugehörigen Auswahlregel durch alle Ecken <strong>des</strong> Polyeders läuft. Da die<br />
Anzahl der Ecken dieser Polyeder exponentiell mit der Anzahl der Variablen wächst, sagt<br />
man, dass das Simplexverfahren ein exponentielles worst-case Verhalten besitzt. △<br />
9.5 Die Phase I<br />
Zur vollständigen Beschreibung der Grundversion der Simplexmethode fehlt noch eine<br />
Darstellung der Phase I von (9.17). Diese wollen wir nun nachholen. Ist das Ungleichungssystem<br />
Ax = b, x ≥ 0 gegeben, so können wir stets o. B. d. A. b ≥ 0 annehmen, denn<br />
Multiplikation einer Gleichung mit −1 verändert das Polyeder nicht.<br />
(9.38) Phase I <strong>des</strong> Simplexverfahrens.<br />
Eingabe: A ∈ K (m,n) , b ∈ K m mit b ≥ 0.<br />
Ausgabe:<br />
(a) P = (A, b) = ∅ oder<br />
(b) P = (A, b) = {x} oder<br />
(c) Ausgabe von I ⊆ {1, . . . , m} und B = (p1, . . . , pk) mit folgenden Eigenschaften:<br />
(1) Mit A ′ := AI·, b ′ := bI gilt P = (A ′ , b ′ ) = ∅, rang(A ′ ) = |I| = k, k < n und<br />
P = (A ′ , b ′ ) = P = (A, b).<br />
(2) A ′ B ist eine zulässige Basis von A′ .<br />
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