pErspEktivEn - SRH Zentralklinikum Suhl
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PERSPEKTIVEN<br />
DAS <strong>SRH</strong> MAGAZIN AUSGABE 1/2010<br />
GeSuNDHeIt<br />
Der Weg zur<br />
iDealen Pflege<br />
Woran die Branche noch krankt<br />
SchmerzStillenDe Strahler<br />
Wie Radiopharmaka Leid lindern<br />
Die zauberlehrlinge<br />
therapeutisches Zaubern mit Kindern
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | inhalt<br />
PERSPEKTIVEN<br />
dAs srH MAgAZin AUSGABE 4/2009<br />
Bildung<br />
ES LEBE DIE IDEE<br />
DER FREIHEIT<br />
das John stuart Mill institut für Freiheitsforschung<br />
DARF’S EIN BISSCHEN SPANISCH SEIN?<br />
tatjana Ford und ihre Auslandserfahrungen<br />
<strong>SRH</strong> HoCHSCHuLvERBuND<br />
Perlen gehören auf eine kette<br />
2 srh Magazin Magazin<br />
Editorial _________________________________ 3<br />
fokus _____________________________________ 4<br />
Wissenschaft<br />
schmErzstillEndE strahlEr 6<br />
Radiopharmaka können Krebsleiden lindern<br />
schizophrEniE vErstEhEn 8<br />
Zwillingsstudie erforscht Ursachen der Krankheit<br />
Titelthema der<br />
aktuellen<br />
<strong>pErspEktivEn</strong><br />
bildung:<br />
Es lebe die Idee der Freiheit<br />
Die neue Ausgabe<br />
erscheint im<br />
Juni 2010.<br />
WidEr dEn schmErz 6<br />
Menschen<br />
zaubErhaftE thErapiE 13<br />
„Wir sind diE lotsEn dEr thErapiE“ 10<br />
Ein Tag mit Pathologe Dr. Carsten Boltze<br />
diE zaubErlEhrlingE 13<br />
Wie therapeutisches Zaubern Kindern hilft<br />
bad WimpfEn ist EinE rEisE WErt 16<br />
Wohlfühl-Projekt für Demenzkranke und Partner<br />
einblick<br />
srh zEntralklinikum suhl i–iv<br />
In der Heftmitte
diE zukunft dEr pflEgE 18<br />
hinteRGRUnD<br />
pflEgE in not 18<br />
Reformen im Krankenhaus erforderlich<br />
srh richtEt notrufzEntralE Ein 20<br />
Krankenhaus ist im Notfall erste Anlaufstelle<br />
zu schillEr immEr gEradEaus! 22<br />
Leitsystem führt durchs „Kulturkrankenhaus“<br />
Liebe Leserin, Lieber Leser,<br />
der anteil älterer Mitbürger in unserer Gesellschaft nimmt stetig<br />
zu. Damit steigt gleichzeitig die Zahl derer, die an typischen<br />
alterskrankheiten wie Diabetes oder Demenz leiden. für Medi-<br />
zin und Pflege ergeben sich hieraus neue herausforderungen.<br />
Gerade im Pflegebereich benötigen wir daher gute konzepte,<br />
die einerseits die Mitarbeiter in unseren krankenhäusern entlas-<br />
ten und andererseits die Qualität der Pflege erhöhen.<br />
in vielen fällen, etwa wenn ein familienmitglied an Demenz<br />
erkrankt, sind auch die angehörigen gefordert. sie benötigen<br />
dringend professionelle Unterstützung. angebote gibt es bereits,<br />
etwa das betreuungsprojekt des sRh Gesundheitszentrums bad<br />
Wimpfen und der dortigen seniorendienste. allerdings werden<br />
sie bislang noch zu selten genutzt.<br />
ebenfalls mehr beachtung verdient die erfolgreiche schmerz-<br />
therapie, die am sRh <strong>Zentralklinikum</strong> suhl praktiziert wird. Mit-<br />
hilfe von Radiopharmaka lindern Ärzte dort die schmerzen von<br />
krebspatienten. Die ungeteilte aufmerksamkeit ihrer kleinen<br />
Patienten ist hingegen den therapeuten im sRh fachkranken-<br />
haus neckargemünd gewiss – dank ein bisschen Magie.<br />
Viel spaß beim lesen!<br />
ihr<br />
Professor klaus hekking<br />
Vorstandsvorsitzender der sRh holding<br />
Editorial | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
srh Magazin 3
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | fokus<br />
ausgezeichnete idee<br />
gut gEbEttEt<br />
im srh fachkrankenhaus neresheim liegen<br />
die patienten besser<br />
Für Projekte, die zur Qualitätssicherung im Krankenhaus beitragen,<br />
vergibt die <strong>SRH</strong> Kliniken GmbH intern jährlich einen<br />
Preis. Diesen erhielt im Herbst 2009 das <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus<br />
Neresheim – für die Einführung der sogenannten Lagerung<br />
in Neutralstellung (LiN). Dank dieser Methode lassen<br />
sich Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen so<br />
individuell wie möglich lagern. Ziel ist es, Druckgeschwüre<br />
zu vermeiden und den Patienten Sicherheit, Bequemlichkeit<br />
und Stabilität zu vermitteln.<br />
Der Körper wird in eine möglichst natürliche Lage gebracht<br />
und in dieser für ihn angenehmen Position mit Decken<br />
und Kissen stabilisiert. Dadurch muss er sich nicht der<br />
Unterlage anpassen, und einzelne Muskelpartien überdehnen<br />
und verkürzen sich nicht. So bleiben Muskelspannung und<br />
Beweglichkeit der Patienten erhalten. „LiN unterstützt therapeutische<br />
und pflegerische Maßnahmen und hat den großen<br />
Vorteil, dass alle Fachbereiche diese Methode interdisziplinär<br />
anwenden können“, erklärt Doris Krasser, stellvertretende<br />
Therapieleiterin im <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus Neresheim.<br />
Die Klinik verfügt über speziell ausgebildete Trainer, die<br />
ihrerseits Pflegepersonal, Therapeuten und interessierte Angehörige<br />
in dieser Methode schulen. „Bei unseren überwiegend<br />
sehr schwer verletzten Patienten sind wir mit konventionellen<br />
Methoden an unsere Grenzen gestoßen“, sagt Doris Krasser.<br />
„Die erkennbar positiven Veränderungen für die Patienten, die<br />
LiN mit sich bringt, bestärken uns in unserer Arbeit, und auch<br />
die Akzeptanz der Angehörigen ist sehr hoch.“<br />
Weitere informationen:<br />
www.lin-arge.de<br />
4 srh Magazin<br />
die bewegungstherapie fördert unter anderem körperwahrnehmung<br />
und soziale kompetenzen der rehabilitanden.<br />
angebot für psychisch kranke<br />
WiEdEr fit für dEn alltag<br />
neue srh rehabilitationseinrichtung hilft menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen, in den beruf zurückzukehren<br />
Langwierige und schwere psychische Erkrankungen führen<br />
bei den Betroffenen oftmals zu sozialer und beruflicher Desintegration.<br />
Können Alltag, Ausbildung oder Beruf nicht mehr<br />
bewältigt werden, durchkreuzt dies bei den oft noch jungen<br />
Menschen häufig die Lebens- und Berufsplanung.<br />
Hilfe bietet die im Sommer 2009 eröffnete <strong>SRH</strong> Rehabilitationseinrichtung<br />
für psychisch Kranke (RPK) in Karls -<br />
bad – mit einem Therapiekonzept, das auf die individuellen<br />
Bedürfnisse abgestimmt medizinische, sozialtherapeutische<br />
und berufliche Rehabilitationsleistungen enthält. Ein Team<br />
aus Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen, Therapeuten, beruflichen<br />
und Pflegefachkräften unterstützt die Betroffenen<br />
dabei, sich zu stabilisieren, wieder aktiv am gesellschaftlichen<br />
Leben teilzunehmen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
zu gewinnen. Anfang August haben die ersten Rehabilitanden<br />
ihr Training begonnen. Dieses setzt sich aus medi zinischen<br />
Therapien, sozialem Kompetenztraining und arbeits- und<br />
berufstherapeutischen Maßnahmen zusammen und dauert<br />
zwischen sechs und 24 Monaten. Praktisches Arbeiten, die<br />
Vermittlung theoretischer Grundlagen sowie Praktika bereiten<br />
auf die Rückkehr in den erlernten Beruf, eine Umschulung<br />
oder eine Ausbildung vor. Die <strong>SRH</strong> RPK verfügt über 40 stationäre<br />
und zehn ambulante Plätze. Die Kosten für das Training<br />
tragen gesetzliche Krankenkassen, Renten- und Sozialhilfeträger<br />
sowie die Bundesagentur für Arbeit.<br />
Weitere informationen:<br />
srh rpk karlsbad<br />
guttmannstraße 4<br />
76307 karlsbad<br />
telefon: (0 72 02) 9 13 068<br />
E-mail: sekretariat@rpk.srh.de<br />
www.srh.de/de/rpk-karlsbad/index.html
neue Operationsmethode<br />
schnEll und schonEnd<br />
srh klinikum karlsbad-langensteinbach implantiert<br />
künstliche kniegelenke mit neuer op-technik<br />
Bislang wurden künstliche Kniegelenke erst während der<br />
Operation angepasst und eingesetzt. Beim neuen sogenannten<br />
Signature-Verfahren fertigt das Ärzteteam bereits vor der<br />
OP mithilfe von MRT-Daten eine Schablone für den Patienten<br />
an, die seine individuelle Anatomie genau widerspiegelt. Diese<br />
Schablone zeigt während der OP Position und Ausrichtung<br />
des Gelenks an. So wird die Operation nicht nur exakter, sie<br />
wird auch vereinfacht und verkürzt. Für die Patienten bedeutet<br />
das: weniger Komplikationen und mehr Mobilität. „Mit<br />
dem Signature-Verfahren können wir die Implantate präziser<br />
als bisher platzieren, zugleich ist der Eingriff deutlich schonender<br />
für den Patienten“, betont Professor Zöllner, Chefarzt<br />
der Orthopädie und Traumatologie am <strong>SRH</strong> Klinikum Karlsbad-Langensteinbach,<br />
das in Sachen Signature-Verfahren eine<br />
Vorreiterrolle übernimmt.<br />
maßgeschneidert: signature setzt die<br />
„pins“ für eine genaue knochenabtragung.<br />
spendenaktion<br />
hilfE für haiti<br />
die srh und ihre mitarbeiter sammeln geld für<br />
sos-kinderdörfer im katastrophengebiet<br />
fokus | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
die menschen in haiti sind auf die hilfe des auslands angewiesen.<br />
Angesichts des verheerenden Erdbebens im Karibikstaat<br />
Haiti, das unzählige verwaiste, traumatisierte und hilfsbedürftige<br />
Kinder zurücklässt, haben Mitarbeiter und Unternehmensleitung<br />
der <strong>SRH</strong> rasch und wirksam reagiert. Bis Ende<br />
Januar spendeten die rund 8.000 Mitarbeiter knapp 31.000<br />
Euro; für jeden gesammelten Euro hat das Unternehmen<br />
einen weiteren hinzugefügt. So sind insgesamt 62.000 Euro<br />
zusammen gekommen.<br />
Diese Summe hat die <strong>SRH</strong> Holding direkt auf das Konto<br />
der beiden haitianischen SOS-Kinderdörfer überwiesen. Nach<br />
Angaben des Trägervereins sind die Hilfseinrichtungen weitgehend<br />
von der Katastrophe verschont geblieben und in<br />
der Lage, sich intensiv um die Kleinen zu kümmern. „Kinder<br />
können sich nicht selbst helfen, sie sind in ganz besonderem<br />
Maß auf unsere Unterstützung angewiesen“, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
der <strong>SRH</strong>, Prof. Klaus Hekking. Mit dem Geld<br />
wurden dringend benötigte Hilfsgüter wie Decken, Konserven,<br />
Trinkwasser und Verbandsmaterial von der Domini kanischen<br />
Republik aus über den Landweg nach Haiti transportiert.<br />
srh Magazin 5
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | WissEnschaft<br />
schmErzstillEndE strahlEr<br />
radiopharMaka können krebsLeiden Lindern<br />
die nuklearmedizin hat diagnostik und therapie von<br />
stoffwechsel- und krebserkrankungen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten wesentlich verbessert. ihre möglichkeiten<br />
beim bekämpfen von schmerzen werden aber noch zu selten<br />
genutzt, sagt dr. Wolfgang mecklenbeck, chefarzt der<br />
klinik für nuklearmedizin am srh zentralklinikum suhl.<br />
Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste<br />
Todesursache in Deutschland. Jeder Vierte, der im<br />
Jahr 2008 gestorben ist, erlag laut Statistischem Bundesamt<br />
einem Krebsleiden. Zu den häufigsten Krebsarten zählen<br />
Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern. „Etwa<br />
60 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs und 25 Prozent<br />
der Patienten mit Prostatakrebs entwickeln im Laufe der<br />
Krankheit Knochenmetastasen“, schätzt Mecklenbeck. Die<br />
Folge sind oft heftige Schmerzen. Sie treten auf, wenn die<br />
Metastasen die Knochenhaut reizen. Bei einzelnen lokalisierten<br />
Schmerzherden können eine örtliche externe Bestrahlung<br />
oder auch operative Maßnahmen helfen. Bei mehreren<br />
Schmerzherden muss eine systemische Behandlung erfolgen.<br />
Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten deshalb<br />
schmerzstillende Morphine, deren Nebenwirkungen allerdings<br />
oft unangenehm sind. So leiden die Betroffenen unter<br />
Übelkeit und chronischer Verstopfung. Die Lebensqualität ist<br />
dadurch erheblich eingeschränkt.<br />
6 srh Magazin<br />
„Eine Alternative bietet die sogenannte Radionuklidtherapie,<br />
zum Beispiel mit Samarium. Das ist eine nuklearmedizinische<br />
Methode, die bislang noch zu selten genutzt wird“, meint<br />
Mecklenbeck. In der Nuklearmedizin wird eine radioaktiv<br />
markierte Substanz in den Körper geschleust – entweder in<br />
Form von Kapseln oder über Injektionen. Die radio aktiven<br />
Atome sind in Moleküle eingebaut, die aktiv am Stoffwechsel<br />
beteiligt sind. Deren Eigenschaften verändern sich dadurch in<br />
keiner Weise. So können die strahlenden Teilchen unbemerkt<br />
bis an den Zielort – in eine Zelle oder ins Zellgewebe – gelangen<br />
und beispielsweise Tumorzellen zerstören. Wie lange die<br />
Substanz im Körper bleiben soll, ist über die Wahl des Trägermoleküls<br />
steuerbar.<br />
Gezielt gegen den Tumor<br />
Bei Samarium etwa dienen Bisphosphonate als Trägermolekül.<br />
Dieses Molekül schleppt das strahlende Samarium direkt an<br />
den Wirkort, in diesem Falle in das befallene Knochengewebe.<br />
Dort bestrahlen die Samarium-Moleküle hauptsächlich den<br />
Tumor und schädigen aufgrund der geringen Reichweite das<br />
umliegende gesunde Gewebe kaum. Die Metastasen bilden<br />
sich zurück, verschwinden aber meist nicht. Durch die Rückbildung<br />
wird die Knochenhaut entlastet, die Schmerzen lassen<br />
nach oder werden phasenweise auch gar nicht mehr wahrgenommen.<br />
Die Wirkung der Samarium-Therapie kann bis zu<br />
vier Monate und länger vorhalten. Das ist wesentlich länger<br />
als bei den alternativ eingesetzten Medikamenten. „Ich kenne<br />
Pa tienten, die mit Knochenmetastasen mehrere Jahre gelebt<br />
haben. Daher ist es entscheidend, die Lebensqualität weitestgehend<br />
zu erhalten“, erklärt Mecklenbeck.<br />
Das Medikament wird in Tausendstel-Milligramm- Mengen<br />
injiziert, und der Patient kann die Klinik gleich wieder<br />
ver lassen. Unmittelbar nach der Verabreichung nehmen die<br />
Schmerzen kurzfristig zu, klingen danach aber kontinuierlich<br />
ab. Durch die Bestrahlung kann das Knochenmark kurzfristig<br />
geschädigt werden. Die Beeinträchtigung ist aber gering ausgeprägt<br />
und nach wenigen Wochen wieder verschwunden.<br />
Gründliche diagnose erforderlich<br />
Eine Anwendung der Samarium-Therapie setzt eine gründliche<br />
Diagnose voraus. Auch dabei sind die Ärzte auf<br />
Radio pharmaka angewiesen. Mithilfe markierter Polyphos-<br />
dr. Wolfgang mecklenbeck studiert ein szintigramm. die dunklen<br />
bereiche zeigen eine erhöhte aufnahme von samarium in den von<br />
metastasen betroffenen knochen an.
lick durch die gamma-kamera: mit diesem<br />
gerät lassen sich szintigramme aufnehmen.<br />
phonate beispielsweise lassen sich Bilder vom mensch lichen<br />
Skelett, sogenannte Szintigramme, dar stellen. Auf diesen<br />
Bildern sind die Knochenmetastasen als Mehranreicherungen<br />
zu erkennen. Dort fin det ein erhöhter Stoffwechsel in den<br />
Knochen statt.<br />
Auch ein gesunder Körper baut ständig Kalziumphosphat<br />
im Knochengewebe ein und aus. Besonders intensiv sind<br />
solche Umbauprozesse jedoch in Knochenregionen, die stark<br />
beansprucht oder krankhaft verändert sind. Über radioaktiv<br />
markierte Phosphonate lässt sich der erhöhte Umbau sichtbar<br />
machen. Mithilfe von Gamma-Kameras können Ärzte die<br />
Strahlung der Teilchen nachweisen und so den Stoffwechsel<br />
sichtbar machen. Auf diese Weise erhalten sie ein exaktes<br />
Bild von der räumlichen Verteilung der Radiopharmaka im<br />
Körper – und damit von den erkrankten Zellen.<br />
Nach dem gleichen Muster wie die Diagnostik läuft auch<br />
die Therapie ab. Da die eingeschleusten Samarium-Teilchen<br />
im Körper bevorzugt zu den von Knochenmetastasen befallenen<br />
Regionen wandern, können sie dort den Tumor gezielt<br />
bekämpfen. Selbst kleinste und weit verstreute Tumoren lassen<br />
sich so effektiv und schonend therapieren. Ähnlich erfolgreich<br />
ist die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen<br />
mit radioaktiv markiertem Jod, das sich ausschließlich in der<br />
WissEnschaft | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
seit 1997 ist dr. Wolfgang mecklenbeck chefarzt der klinik für<br />
nuklearmedizin am srh zentralklinikum suhl. zu seinem team<br />
gehören ein arzt, ein physiker und sechs krankenschwestern.<br />
vor seiner zeit in suhl war er am städtischen krankenhaus in<br />
Wuppertal sowie an der uniklinik düsseldorf beschäftigt.<br />
Schilddrüse anlagert. Bei mehr als 300 Patienten pro Jahr<br />
wird diese Methode an der nuklearmedizinischen Klinik in<br />
<strong>Suhl</strong> angewendet. Lediglich etwa zehn pro Jahr nutzen bislang<br />
das Angebot einer Schmerztherapie bei Knochenmetastasen.<br />
Gemessen an der Zahl der Krebskranken – es gibt circa<br />
6.000 Neuerkrankungen von Brustkrebs und Prostatakrebs in<br />
Thüringen pro Jahr – ist das wenig. „Immerhin ist die <strong>Suhl</strong>er<br />
Klinik in Südthüringen die einzige, die eine Schmerztherapie<br />
mit Samarium anbietet. Die Vorteile gegenüber einer Morphingabe<br />
beispielsweise liegen auf der Hand. Ich bin sicher,<br />
dass das Potenzial dieser Therapie noch von vielen Ärzten<br />
unterschätzt wird. Hier ist noch Überzeugungsarbeit nötig“,<br />
meint Mecklenbeck.<br />
GeorG haiber<br />
srh Magazin 7
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | WissEnschaft<br />
schizophrEniE vErstEhEn<br />
ZwiLLinGssTudie erforschT ursachen der krankheiT<br />
kaum eine seelische störung ist so schwer zu erkennen, zu<br />
verstehen und zu behandeln wie schizophrenie. die zwillingsstudie<br />
„Eutwinss“ will dazu beitragen, dies zu ändern.<br />
an ihr beteiligt ist auch das srh klinikum karlsbad-langensteinbach<br />
– als eines von neun zentren.<br />
Schizophrenien gehören zu den häufigsten Erkrankungen<br />
überhaupt. Schätzungsweise ein Prozent der Gesamtbevölkerung<br />
ist betroffen – das sind rund 60 Millionen Menschen<br />
weltweit. Doch die Entstehungsmechanismen dieser Erkrankung<br />
sind bislang weitgehend unbekannt. „Zwar wissen wir,<br />
dass an Schizophrenie erkrankte Menschen in ihren kognitiven<br />
Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit oder Gedächtnisleistung<br />
beeinträchtigt sind. Allerdings können wir diese Ergebnisse<br />
bislang nicht zur Diagnostik nutzen“, erklärt Professor Dr.<br />
med. Matthias Weisbrod, Chefarzt der Psychiatrie des <strong>SRH</strong> Klinikums<br />
Karlsbad-Langensteinbach. Diagnose und Therapie<br />
werden zusätzlich dadurch erschwert, dass unter dem Begriff<br />
Schizophrenie mehrere, wahrscheinlich verschiedene Krankheiten<br />
mit unterschiedlichen Ursachen, Auslösern und Verläufen<br />
zusammengefasst sind. In seltenen Fällen tritt die Krankheit<br />
einmalig auf; häufig kehrt sie in Abständen wieder oder<br />
besteht durchgehend. Und während einige Betroffene ihren<br />
Alltag selbstständig meistern, führt die Erkrankung bei anderen<br />
zur Invalidität. „Leider sind wir noch nicht in der Lage,<br />
den Patienten frühzeitig zu sagen, zu welcher Gruppe sie<br />
gehören“, sagt Weisbrod. „Über jedem von ihnen schwebt<br />
also das Damoklesschwert der Unsicherheit.“ Für die Wissenschaftler<br />
steht nur so viel fest: Bei der Entstehung von Schizophrenie<br />
spielen sowohl die Gene als auch Umwelteinflüsse<br />
eine bedeutende Rolle.<br />
Von den Genen lernen<br />
Die Ursachen dieser Erkrankung besser zu verstehen und<br />
damit die Basis für eine gezielte Früherkennung und die Entwicklung<br />
individueller Therapien zu schaffen ist Anliegen des<br />
„Europäischen Zwillingsnetzwerks zu schizophrenen Erkrankungen“<br />
(EUTwinsS). Es besteht aus neun Kliniken und Forschungseinrichtungen<br />
in sechs Ländern. Im Rahmen einer<br />
gleichnamigen Studie untersuchen Wissenschaftler seit November<br />
2006 Zwillinge, bei denen mindestens einer an Schizophrenie<br />
leidet oder gelitten hat; gesunde Paare dienen<br />
als Vergleichsgruppe. „Ist bei eineiigen Zwillingen einer von<br />
der Krankheit betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit für den<br />
zweiten, ebenfalls zu erkranken, bei 50 Prozent. Sein Risiko<br />
ist damit viel höher als für jemanden, der keinen Fall von<br />
8 srh Magazin<br />
Schizophrenie in der Verwandtschaft hat. Es heißt aber auch,<br />
dass er nicht automatisch erkrankt, nur weil er die gleichen<br />
Gene wie sein Zwilling hat“, erklärt Weisbrod. „Die Studie<br />
soll uns helfen herauszufinden, was an Schizophrenie genetisch<br />
und was durch die Umwelt bedingt ist oder warum ein<br />
Mensch erkrankt, ein anderer mit den gleichen Voraussetzungen<br />
aber nicht.“ Denn nicht die Gene selbst machen schizophren.<br />
Sie lösen vielmehr Veränderungen aus, die unter<br />
bestimmten Umwelteinflüssen das Risiko erhöhen.<br />
dr. MaTThias weisbrod<br />
„wir haben die chance, einen<br />
neuen bLick auf die schiZophrenie<br />
Zu werfen.“<br />
Zwillinge eignen sich besonders gut als Probanden, da sie<br />
zwar genetisch ähnlich oder identisch sind, sich aber in vielen<br />
biologischen Merkmalen unterscheiden. Indem die Wissenschaftler<br />
diese Eigenschaften vergleichen, hoffen sie zu<br />
erkennen, wie Umwelteinflüsse und erbliche Faktoren zusammenwirken<br />
müssen, damit eine psychotische Erkrankung entsteht.<br />
Dazu prüfen sie zunächst, in welchen mit Schizophrenie<br />
in Verbindung gebrachten Merkmalen gesunde eineiige Zwillinge<br />
stärker übereinstimmen als zweieiige. Das kann eine<br />
Auffälligkeit im Hirnstrombild, die Größe eines bestimmten<br />
Hirnareals oder die Gedächtnisleistung sein. Unterscheiden<br />
sich eineiige Zwillinge darin, bedeutet dies, dass hier die<br />
Gene keine so große Rolle spielen. „Das können wir für alle<br />
messbaren Merkmale durchdeklinieren, ohne dass wir die<br />
Gene kennen“, erklärt Weisbrod.<br />
Anschließend vergleichen die Wissenschaftler diese Merkmale<br />
bei ein- und zweieiigen Zwillingspaaren, von denen einer<br />
erkrankt und einer gesund ist. „Wir hoffen, auf diese Weise<br />
Marker zu identifizieren, über die sich das Erkrankungsrisiko<br />
früher und besser bestimmen lässt“, erläutert Weisbrod. „Ein<br />
Beispiel: Ein Merkmal ist stark genetisch bedingt, und beide<br />
Zwillinge stimmen darin überein. Doch nur einer ist erkrankt.<br />
Das heißt, wir haben hier einen Marker, der uns eventuell einen<br />
Risikofaktor aufzeigt, der unter dem Einfluss von Umwelteinflüssen<br />
zur Erkrankung beiträgt. Auf dieser Basis könnten<br />
wir künftig präventiv tätig werden.“
ein multidisziplinärer ansatz<br />
Untersucht werden die Zwillinge in den drei Zentren Jena,<br />
Utrecht und London. Die Probanden füllen zunächst Fragebögen<br />
zur psychischen Verfassung, Persönlichkeitsstruktur<br />
und Familiensituation aus. Anschließend lösen sie bestimmte<br />
Aufgaben, die Aufmerksamkeit und Gedächtnis beanspruchen,<br />
während per Magnetresonanztomographie (MRT) Bilder<br />
ihrer Gehirne aufgenommen und per Elektroenzephalograph<br />
(EEG) die Hirnströme erfasst werden. Zusätzlich<br />
untersuchen die Forscher das Blut der Zwillinge. Aufgabe<br />
des Teams im <strong>SRH</strong> Klinikum Karlsbad-Langensteinbach ist<br />
es, geeignete Probanden zu finden sowie die EEG-Untersuchungen<br />
und deren Auswertung zu koordinieren. „Ich begrüße<br />
es sehr, dass wir als eines von neun Zentren an dieses<br />
Netzwerk angebunden sind, unsere klinische Arbeit profitiert<br />
von diesem wissenschaftlichen Austausch“, betont Weisbrod.<br />
„Geeignete Probanden zu finden ist natürlich nicht einfach.<br />
In Europa ist nur etwa jede hundertste eine Zwillingsgeburt,<br />
und wir brauchen ja ein- und zweieiige, gesunde und kranke<br />
Zwillinge.“ Von fünf Paaren, mit denen Weisbrod und seine<br />
Kollegen sprechen, kommt lediglich eines infrage.<br />
Wie ist es möglich, dass bei manchen eineiigen zwillingen<br />
nur einer an schizophrenie erkrankt? dieser frage<br />
geht die studie „Eutwinss“ unter anderem nach.<br />
Ende 2010 soll EUTwinsS abgeschlossen sein. Doch es gibt<br />
bereits erste Zwischenergebnisse. So hat sich unter anderem<br />
gezeigt, dass bei Zwillingspaaren, von denen nur einer krank<br />
ist, die Umwelteinflüsse wichtiger zu sein scheinen als bei<br />
solchen, bei denen beide betroffen sind. Die Forscher nehmen<br />
daher an, dass es eine genetisch und eine durch Umwelteinflüsse<br />
bedingte Schizophrenie gibt. „Ich bin optimistisch,<br />
dass es gelingen wird, Subgruppen der Schizophrenie<br />
und ihre Verläufe zu benennen. Das wäre ein riesiger Fortschritt“,<br />
betont Weisbrod. Eine Hauptaufgabe der kommenden<br />
Jahre sieht er darin, diese Erkenntnisse in klinische Konzepte<br />
zu übersetzen. „Wir haben die Chance, einen neuen Blick auf<br />
die Schizophrenie zu werfen. Ich hoffe, wir können sie nutzen<br />
und den Betroffenen in Zukunft gezielter helfen.“<br />
www.eutwinss.de<br />
GabrieLe jörG<br />
rätsEl schizophrEniE<br />
der begriff schizophrenie stammt aus dem Griechischen<br />
und bedeutet so viel wie „gespaltene seele“. dennoch<br />
handelt es sich dabei nicht, wie häufig von Laien ange-<br />
nommen, um eine multiple persönlichkeitsstörung. Zwar<br />
kann schizophrenie zu einer Zerrissenheit in denken,<br />
fühlen und handeln führen, dennoch bewahren die<br />
betroffenen stets ihre individualität. es gibt „positive“<br />
symptome wie wahnerleben und halluzinationen sowie<br />
„negative“ symptome wie antriebsmangel und sozialer<br />
rückzug. die intellektuellen fähigkeiten sind in der regel<br />
nicht beeinträchtigt; im Lauf der Zeit können jedoch kog-<br />
nitive defizite entstehen. etwa jeder hundertste in der<br />
bevölkerung erkrankt an einer schizophrenen psychose.<br />
als auslöser kommen drogen, stress, aber auch unfälle<br />
oder infektionen infrage.<br />
WissEnschaft | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
srh Magazin 9
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | mEnschEn<br />
dr. carsten boltze im archiv der<br />
pathologie: hier lagern momentan<br />
rund 1,5 millionen schnittproben.<br />
10 srh Magazin
„Wir sind diE lotsEn dEr thErapiE“<br />
anders als viele glauben, beschäftigt sich die pathologie<br />
nicht nur mit leichen. im mittelpunkt stehen vielmehr diagnose<br />
und therapie bei patienten. perspektiven hat privatdozent<br />
dr. med. habil. carsten boltze, chefarzt der pathologie<br />
im srh Wald-klinikum gera, einen tag lang begleitet.<br />
7:10 uhr – Seit zehn Minuten sitzt Carsten Boltze an seinem<br />
Rechner. Noch herrscht Ruhe in der Pathologie, und der<br />
39-Jährige nutzt die Gelegenheit, seine Korrespondenz zu erledigen,<br />
Vorträge vorzubereiten, Gutachten zu schreiben. Im<br />
Erdgeschoss haben die zwölf technischen Mitarbeiterinnen<br />
bereits vor einer Stunde die Laborarbeit gestartet.<br />
Jährlich untersuchen der junge Chefarzt, zwei Fach- und<br />
drei Assistenzärzte Gewebeproben von rund 30.000 Patien -<br />
ten aus dem <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum und umliegenden Kliniken<br />
und Praxen. „In Deutschland muss jedes Gewebe, das dem<br />
mensch lichen Körper entnommen wird, von einem Pathologen<br />
untersucht werden – egal ob Leberfleck, Abstrich oder<br />
Magenbiopsie“, erklärt Boltze. „Eine unserer Besonderheiten<br />
ist, dass wir uns hier ausschließlich auf die pathologische<br />
Untersuchung konzentrieren. Daher bearbeiten wir Schnittproben<br />
oft schneller als viele Unikliniken.“ So erhalten Boltzes<br />
klinische Kollegen einen histologischen Befund innerhalb<br />
von maximal 24 Stunden – und nicht, wie üblich, erst nach<br />
mehreren Tagen. „Unsere Patienten sollen nicht unnötig lange<br />
warten, wir möchten ihnen Ungewissheit und Angst nehmen.<br />
Das ist der Motor, der mich antreibt“, betont der Thüringer.<br />
7:45 uhr – Boltze nimmt sich die ersten „Münchner<br />
Mappen“ vor. Sie enthalten sämtliche Schnittpräparate eines<br />
Patienten; das können durchaus bis zu 70 Objektträger sein.<br />
Nacheinander schiebt der Arzt diese nun unters Mikroskop,<br />
zuerst die eiligen Fälle. Dabei diktiert er nahezu pausenlos,<br />
beschreibt, welches Gewebe und welche krankhafte Veränderung<br />
er vor sich hat, und schlägt, falls nötig, eine geeignete<br />
Therapie vor. Das Aufnahmegerät schickt die Daten zeitgleich<br />
an die beiden Sekretärinnen. Sie tippen die Befunde ab und<br />
speichern sie im klinikinternen Computersystem. Dort können<br />
die Ärzte des Klinikums die Daten jederzeit abrufen.<br />
Rund 120 Mappen bekommen Dr. Boltze und sein Ärzteteam<br />
täglich auf den Tisch. Dabei haben sie es mit verschiedenen<br />
Erkrankungen zu tun – von Krebs über gutartige Tumoren<br />
bis hin zu Entzündungen und degenerativen Erscheinungen.<br />
„Erst unter dem Mikroskop lassen sich diese definitiv beurteilen“,<br />
erklärt er. „Doch wir Pathologen sagen den Klinikern<br />
nicht nur, woran ein Patient erkrankt ist, sondern zeigen ihnen<br />
auch den besten Behandlungsweg auf. Wir sind also so etwas<br />
wie die Lotsen der Therapie.“ Bevor Boltze die Schnittproben<br />
untersuchen kann, muss das Gewebe präpariert werden. Bei<br />
größeren Proben wie einem Teil der Lunge oder einem amputierten<br />
Bein schneiden die Assistenzärzte jene Stellen heraus,<br />
mEnschEn | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
ein TaG MiT paThoLoGe dr. carsTen boLTZe<br />
die diagnoserelevant sind. Über Nacht werden die Gewebestücke<br />
in hochmodernen Apparaten halt- und schneidbar<br />
gemacht. Morgens entnehmen die Mitarbeiterinnen die Gewebeproben,<br />
geben sie in spezielle Förmchen und gießen diese<br />
mit Paraffin aus. Von den erkalteten Blöcken lassen sich<br />
hauchdünne Gewebescheiben abfräsen, die auf den Objektträgern<br />
aufgefangen und eingefärbt werden.<br />
9:55 uhr – Auf Boltzes Schreibtisch landet der erste<br />
Schnellschnitt des Tages. Jetzt muss sich der Chefarzt extrem<br />
beeilen. Die Probe kommt direkt aus dem OP, und seine Kollegen<br />
dort benötigen den pathologischen Befund innerhalb<br />
kürzester Zeit; er ist entscheidend für den weiteren Verlauf<br />
des Eingriffs. Boltze muss zeitnah bestimmen, um welchen<br />
Tumor es sich handelt, ob dieser bereits gestreut hat oder ins<br />
angrenzende Gewebe wächst. Für Präparieren, Diagnose und<br />
Therapieempfehlung bleiben beim Schnellschnitt insgesamt<br />
nur 15 Minuten. Anders als bei den übrigen Proben wird hier<br />
das Gewebe nur kurz gefroren, geschnitten und von Hand<br />
eingefärbt. Erst später wird der Rest konventionell behandelt<br />
und noch einmal unter die Lupe genommen – zur Kontrolle.<br />
Täglich untersuchen die Pathologen des <strong>SRH</strong> Wald-Klinikums<br />
etwa 20 bis 30 Schnellschnitte. „Diese treiben unseren Adrenalinspiegel<br />
ganz schön nach oben“, sagt Boltze. „Denn aufgrund<br />
des Zeitmangels und der etwas schlechteren Qualität<br />
erfordern sie Erfahrung und starke Nerven.“<br />
12:50 uhr – Der Chefarzt läuft hinüber in den OP. Ein<br />
Schnellschnitt hat ihm nur ein unzureichendes Mikroskopbild<br />
geliefert. „Nun sage ich den Ärzten, an welcher Stelle sie Proben<br />
entnehmen sollen, damit ich genau das Gewebe ><br />
die münchner mappe eines patienten enthält alle seine schnittproben.<br />
srh Magazin 11
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | mEnschEn<br />
dr. carsten boltze hat an der martin-luther-universität halle-<br />
Wittenberg humanmedizin studiert und darin promoviert. seine<br />
facharztausbildung zum pathologen machte er an den universitäten<br />
magdeburg und rostock. zusätzlich absolvierte er die<br />
Weiterbildung in molekularpathologie. für seine forschungen<br />
wurde er mehrfach ausgezeichnet. am 1. mai 2006 trat er als<br />
damals jüngster chefarzt die stelle am srh Wald-klinikum gera<br />
an. im mai 2009 wurde er zum landesvorsitzenden der thüringer<br />
pathologen gewählt. für 2010 ist die Ernennung zum außerplanmäßigen<br />
professor an der universität rostock bestätigt.<br />
bekomme, das mich diagnostisch weiterbringt.“ Meist bleibt<br />
der Pathologe jedoch im Hintergrund – auch wenn er sich ab<br />
und zu einen Patienten anschaut oder sich einmal pro Woche<br />
mit seinen klinischen Kollegen zur Therapiebesprechung im<br />
<strong>SRH</strong> Wald-Klinikum trifft.<br />
Seine wichtigsten Arbeitsgeräte sind daher sein Mikroskop,<br />
sein Wissen und sein Gedächtnis. „Als Pathologe muss<br />
ich mich in jedem Fachgebiet auskennen und in der Lage<br />
sein, Wissen schnell abzurufen. Immerhin gibt es unter anderem<br />
etwa 3.000 verschiedene Tumoren, jeder dritte ist bösartig.<br />
Und regelmäßig kommen neue Krankheitsbilder hinzu“,<br />
betont er. Ebenso wichtig sei aber auch, dass er seine Grenzen<br />
kenne. „Weiß ich tatsächlich einmal nicht weiter, ziehe<br />
ich zum Beispiel externe Kollegen zurate – zum Wohl der<br />
Patienten. Jeder Fehler könnte fatale Folgen für sie haben.“<br />
Obduktionen gehören längst nicht mehr zur Hauptaufgabe<br />
eines Pathologen. Ihr Anteil sank in den vergangenen 20<br />
Jahren im <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum von etwa 1.000 auf rund 50<br />
pro Jahr. Noch in der DDR wurde jeder, der im Krankenhaus<br />
starb, obduziert. Heute müssen die Angehörigen einer Sektion<br />
zustimmen. Nur Staatsanwaltschaft oder Berufsgenossenschaften<br />
können sich darüber hinwegsetzen. „Dennoch bin<br />
ich für die meisten Leute immer noch der, der Leichen ausei-<br />
12 srh Magazin<br />
nanderschneidet“, erzählt Boltze. „Das liegt zum Teil sicherlich<br />
an TV-Serien. In den USA etwa haben Gerichtsmediziner<br />
und Pathologen die gleiche, bei uns hingegen völlig verschiedene<br />
Facharztausbildungen.“<br />
14:35 uhr – Nachdem Boltze mit den Assistenzärzten deren<br />
Befunde überprüft hat, erledigt er noch rasch die letzten<br />
Diktate. Dann wird er unterbrochen: Oberärztin Dr. med.<br />
Petra Lorenz hat einen bösartigen Tumor diagnostiziert. Da<br />
ein Krebsbefund stets von einem Kollegen bestätigt werden<br />
muss, nimmt auch Boltze das Gewebe unter die Lupe.<br />
„Dank der molekularen Pathologie sind wir heute in der<br />
Lage, den Entstehungsmechanismus und Verlauf von Krankheiten<br />
präziser zu verfolgen“, erklärt er. Mit ihren modernen<br />
Geräten können die Pathologen des <strong>SRH</strong> Wald-Klinikums<br />
manche Gene, Eiweiße oder Viren sowie die dazugehörigen<br />
Erkrankungen sogar auf molekularer Ebene nachweisen. Dazu<br />
schleusen sie spezielle Antikörper oder künstlich hergestellte<br />
Sonden, an denen ein Farbmolekül hängt, in das thermisch<br />
oder mit Enzymen vorbehandelte Gewebe ein. Finden<br />
sie unter dem Mikroskop den Farbstoff wieder, heißt das,<br />
dass Antikörper oder Sonde das passende Gen oder Eiweiß<br />
gefunden und daran angedockt haben. „Dadurch, dass wir<br />
inzwischen die Gensequenzen mancher Tumoren kennen,<br />
können wir beurteilen, wie sie ‚ticken‘. So wissen wir zum<br />
Beispiel, ob eine Chemotherapie bei einer Tumorart wirkt,<br />
können individueller therapieren – und den Patienten damit<br />
Nebenwirkungen ersparen.“<br />
dr. carsTen boLTZe<br />
„ich arbeiTe Gerne, Gerade<br />
weiL ich weiss, dass ich Menschen<br />
daMiT heLfe.“<br />
16:40 uhr – Alle Apparate sind bestückt, alle Befunde geschrieben.<br />
Boltze verlässt die Pathologie und fährt in seine<br />
private Praxis. Gemeinsam mit seiner Frau, die die Praxis managt,<br />
wird er dort noch einige Stunden arbeiten. Dass seine<br />
Arbeitstage so lang sind, stört den Arzt nicht. Natürlich sei<br />
seine Arbeit teilweise belastend. „Meine Kollegen und ich<br />
sind ja keine Roboter. Ich versuche daher, jeden Tag intensiv<br />
zu leben, mich zu Hause zu entspannen“, sagt er. „Dennoch<br />
habe ich mich bewusst für die Pathologie entschieden, weil<br />
sie alle medizinischen Disziplinen einschließt. Und ich arbeite<br />
gerne, gerade weil ich weiß, dass ich Menschen damit helfe.“<br />
GabrieLe jörG
tumoRe beSSeR eRkennen<br />
Seit ende 2009 steht am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />
<strong>Suhl</strong> Patienten aus dem<br />
gesamten Südthüringer Raum ein<br />
mobiles Petct orts und zeitnah zur<br />
verfügung. Alle 14 tage donnerstags<br />
kommt das technische Großgerät,<br />
das auf einem lastwagen installiert<br />
ist, auf das klinik gelände.<br />
Etwa zehn Patienten können pro Untersuchungstag<br />
ein Ganzkörper-PET-CT<br />
bekommen. Dazu arbeiten die Klinik<br />
für Nuklearmedizin unter Leitung von<br />
Dr. med. Wolfgang Mecklenbeck und<br />
das Institut für bildgebende Diagnostik<br />
unter Leitung von Dr. med. Cornelius<br />
Oberle eng zusammen. Die moderne<br />
Technik zur Diagnostik und Therapieüberwachung<br />
bösartiger Tumoren kombiniert<br />
eine Positronen-Emissions-Tomographie-Kamera<br />
(PET) mit einem<br />
Computertomographen (CT). Da der<br />
wirtschaftliche Betrieb dieser Technik<br />
zurzeit schwierig zu realisieren ist und<br />
diese im Normalfall daher meist nur an<br />
Unikliniken oder Krankenhäusern mit<br />
einem großen Anteil an Privatpatienten<br />
vorhanden ist, hat sich das <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />
<strong>Suhl</strong> dazu entschieden, ein<br />
mobiles Gerät zu mieten.<br />
krebserkennung erleichtern<br />
Bereits seit über 20 Jahren werden PET-<br />
Kameras genutzt, um den Zuckerstoffwechsel<br />
von Tumorzellen zu messen.<br />
Diese benötigen deutlich mehr Zucker<br />
als normale Zellen, da sie ihn sehr ineffektiv<br />
verarbeiten. Allerdings gelingt<br />
nicht bei allen Tumorarten der Nach-<br />
weis aktiven Tumorgewebes durch die<br />
PET-Untersuchung. Die Lokalisation eines<br />
möglichen Tumorherdes wird auch<br />
dadurch erschwert, dass außer dem Gehirn<br />
andere Organe wie etwa Herz oder<br />
Lunge Zucker nur sehr mäßig verstoffwechseln<br />
und die räumliche Zuordnung<br />
des tumorverdächtigen Gewebes nicht<br />
leicht ist.<br />
Frühzeitig wurde daher die Notwendigkeit<br />
erkannt, PET-Bilder mit anderen<br />
Schnittbildern zu kombinieren,<br />
um eine bessere räumliche Zuordnung<br />
zu erhalten. Ein geeignetes Verfahren<br />
ist die Computertomographie, bei der<br />
ein Röntgenstrahl durch das menschliche<br />
Gewebe geschickt und aufgrund<br />
der unterschiedlichen Schwächung ein<br />
Dichtebild des Körpers erzeugt wird.<br />
Problematisch war in der Vergangenheit,<br />
die beiden Bilder deckungsgleich<br />
übereinanderzulegen. Es wurden<br />
aufwendige Computerverfahren<br />
entwickelt, die in der Praxis allerdings<br />
nur schwierig umzusetzen waren, da<br />
der Vergleich einzelner Schnittbilder<br />
Stunden in Anspruch nahm. Bei der<br />
Untersuchung eines ganzen Menschen<br />
kommen leicht einige hundert Schnittbilder<br />
zusammen, was die Grenzen<br />
dieser Methode verdeutlicht. Eine starre<br />
Kopplung beider Geräte, also eines<br />
PET und eines CT, bei welcher der<br />
Patient in räumlich unveränderter Position<br />
auf der Untersuchungsliege ver-<br />
<strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl eInblIck | PeRSPektIven 1/2010<br />
MobileS Pet-Ct eRgänZt daS MediZiniSCHe angebot<br />
Das Petct kommt zweimal pro monat<br />
per lastwagen ins <strong>Suhl</strong>er klinikum.<br />
bleibt und beide Untersuchungen<br />
unmittelbar hintereinander ablaufen,<br />
hat dieses Problem gelöst.<br />
Vorteile für die Patienten<br />
Die sogenannten PET-CT-Geräte ermöglichen<br />
es, die CT-Bilder und PET-Bilder<br />
sowohl einzeln zu betrachten als auch<br />
direkt übereinanderzulegen und die<br />
Informationen zu addieren. Mit dieser<br />
Untersuchung wird eine Information<br />
über den molekularen Tumorstoffwechsel<br />
mit der exakten räumlichen Zuordnung<br />
zu einem bestimmten Organ gewonnen.<br />
Bei den modernen Geräten ist<br />
es innerhalb einer halben Stunde möglich,<br />
einen kompletten Menschen<br />
schichtweise zu untersuchen.<br />
Die Untersuchung wird im Regelfall<br />
von den Patienten gut vertragen. Sie<br />
sind keinen höheren Belastungen oder<br />
Nebenwirkungen wie bei den Einzeluntersuchungen<br />
ausgesetzt. Dank der modernen<br />
Computertechnik gelingt es,<br />
dreidimensionale Bilder in hervorragender<br />
Bildqualität zu erzeugen und<br />
den klinisch tätigen Onkologen damit<br />
wertvolle Erkenntnisse über Tumorlokalisation<br />
und -ausdehnung sowie das<br />
Ansprechen des Tumors auf eine Behandlung<br />
zu geben. „Mit dieser Technik<br />
haben wir kein Prestige-Objekt angeschafft,<br />
sondern eine wirtschaftlich vernünftige<br />
Lösung zum Wohle des Patienten<br />
gefunden“, betont Dr. Mecklenbeck.<br />
<strong>SRH</strong> Magazin I
PeRSPektIven 1/2010 | eInblIck <strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl<br />
DIe AnGIoloGIe Stellt SIcH voR<br />
oberarzt torsten Fuß und die<br />
medizinischtechnische Radiologieassistentin<br />
cornelia bosch<br />
untersuchen einen Patienten in<br />
der Angiologieabteilung.<br />
II <strong>SRH</strong> Magazin<br />
exPeRtenteaM iM einSatZ bei gefäSSeRkRankungen<br />
Dieses bild sieht ein Angiologe,<br />
wenn er eine Angiographie<br />
der hirnversorgenden Arterien<br />
vor sich hat.<br />
Die Angiologie – die medizinische Fachrichtung,<br />
die sich mit Gefäßerkrankungen<br />
beschäftigt – ist der jüngste Zweig<br />
der Inneren medizin. Das spiegelt sich<br />
unter anderem darin wider, dass es in<br />
Deutschland nur knapp 80 rein angiologische<br />
Arztpraxen gibt. Dabei können<br />
gerade auch Gefäßerkrankungen zu erheblichen<br />
einschränkungen der lebensqualität<br />
führen.<br />
Die Angiologie am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />
<strong>Suhl</strong> ist eine Abteilung in der Klinik<br />
für Innere Medizin I unter Leitung<br />
von Prof. Dr. med. Werner Haberbosch.<br />
Hier betreuen zwei Angiologen, unterstützt<br />
von drei Assistenzärzten, Schwestern,<br />
Physiotherapeuten, Mitarbeiterinnen<br />
der Funktionsdiagnostik sowie des<br />
Angiographieteams, 20 stationäre Betten<br />
sowie eine angiologische Sprechstunde<br />
mit zahlreichen ambulanten Patienten.<br />
Zudem erbringt die Abteilung<br />
viele Serviceuntersuchungen für andere<br />
Bereiche des Klinikums. Die Sprechstunde<br />
erfolgt zweimal wöchentlich,<br />
Notfälle und Akutpatienten können sich<br />
selbstverständlich täglich vorstellen.<br />
gefäßmedizin – ein Überblick<br />
Die Disziplin beschäftigt sich mit Entstehung,<br />
Diagnose, Therapieformen,<br />
Rehabilitation und Prävention von Erkrankungen<br />
der Arterien (zu 90 bis 95<br />
Prozent Arteriosklerose), Venen (zum<br />
Beispiel Krampfadern oder Thrombose)<br />
sowie Lymphgefäßen und Lymphsystem.<br />
Die exakte Abgrenzung gegenüber<br />
anderen Fachrichtungen ist nicht immer<br />
möglich. Bei Gefäßerkrankungen, die<br />
das zentrale Nervensystem betreffen, ist<br />
die Zusammenarbeit beispielsweise mit<br />
Neurologen notwendig. Bei Beschwerden<br />
wie Krampfadern oder Erkrankungen<br />
der Lymphgefäße wird die Dermatologie<br />
einbezogen. Eine enge Kooperation mit<br />
anderen medizinischen Fachgebieten ist<br />
daher wünschenswert.<br />
Die Untersuchung des Patienten<br />
konzentriert sich je nach Vorgeschichte<br />
und Beschwerden auf die Kontrolle von
Venen, Lymphgefäßen und Durchblutung<br />
des Gewebes sowie das Ertasten<br />
der Pulse in den betroffenen Körperregionen.<br />
Bei den meisten Durchblutungsstörungen<br />
und Venenerkrankungen<br />
ermöglicht bereits eine Ultraschalluntersuchung<br />
der Arterien oder Venen eine<br />
zuverlässige Diagnose und Planung der<br />
Therapie. In Zweifelsfällen und vor geplanten<br />
Operationen kann eine weitere<br />
bildgebende Diagnostik sinnvoll sein.<br />
Am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> wird<br />
das gesamte Spektrum der Angiologie<br />
abgedeckt. Der besondere Schwerpunkt<br />
liegt auf der umfassenden nichtinvasiven<br />
Diagnostik und der interventionellen<br />
Therapie arterieller Durchblutungsstörungen<br />
in allen Gefäßregionen des<br />
Körpers. Die technische Ausstattung<br />
der Abteilung ist auf dem modernsten<br />
Stand. Mit Hilfe verschiedener sonographischer<br />
Verfahren können ohne Belastung<br />
des Patienten jene selektiert werden,<br />
die dringlich einer invasiven Therapie<br />
bedürfen. So werden unnötige Untersuchungen<br />
mit Kontrastmittel- und Röntgenstrahlenbelastung<br />
für die Patienten<br />
vermieden.<br />
therapeutische erfolge<br />
Ist eine Angiographie erforderlich, wird<br />
diese gleich mit einer entsprechenden<br />
interventionellen Therapie kombiniert.<br />
Hier kommen im Wesentlichen zwei<br />
Verfahren zum Einsatz: die alleinige<br />
Ballondehnung oder eine Ballondehnung<br />
mit Implantation einer Gefäßstütze<br />
(Stent). Engstellen in den Arterien<br />
schränken zunehmend die Blutversorgung<br />
der Muskulatur ein, entweder in<br />
Ruhe oder bei körperlicher Belastung.<br />
Die sogenannte Ballondilatation<br />
führt zur Aufdehnung von Gefäßverengungen.<br />
Die Muskeldurchblutung wird<br />
dadurch verbessert; Beschwerden lassen<br />
nach, treten erst nach längerer Belastung<br />
auf oder verschwinden völlig.<br />
Die Durchführung der Behandlung ist<br />
ähnlich wie bei der Katheteruntersuchung<br />
zur Diagnose einer Durchblutungsstörung.<br />
Hier wird gelegentlich<br />
ein etwas größerer Katheter benutzt,<br />
der in das betroffene Gefäß eingebracht<br />
wird und der als „Arbeitskanal“ dient.<br />
Über diesen Führungskatheter wird ein<br />
haarfeiner Draht (Führungsdraht) in das<br />
betroffene Gefäß durch die verengte<br />
Stelle hindurch bis in die fern gelegenen<br />
Abschnitte des Gefäßes eingeführt.<br />
Der Draht dient als Schiene für den darüber<br />
einzuführenden Ballonkatheter.<br />
Der Ballonkatheter besteht aus einem<br />
sehr feinen Kunststoffschlauch, an dessen<br />
Spitze ein zwei bis zwölf Zentimeter<br />
langer Ballon angebracht ist. Dieser<br />
Ballon ist markiert und bei der Röntgendurchleuchtung<br />
sichtbar. Er wird<br />
genau in die Verengung eingebracht.<br />
Durch Aufblasen des Ballons mit einer<br />
Kontrastmittel-Kochsalz-Mischung wird<br />
die enge Stelle aufgeweitet. Während<br />
dieses Vorgangs, der etwa 15 bis 60<br />
Sekunden dauert, fließt kein Blut durch<br />
das Gefäß, und es können hierbei auch<br />
Schmerzen auftreten. Diese Beschwerden<br />
lassen nach, sobald der Ballon entleert<br />
und zurückgezogen wird. Die Gefäße<br />
sind aber an der Innenseite nicht<br />
mit Nerven versorgt, sodass man nicht<br />
spürt, wo sich der Katheter gerade im<br />
Körper befindet. Allein das Kontrastmittel<br />
führt zu einem nicht schmerzhaften<br />
Wärmegefühl. Beschwerden sollten<br />
gleich mitgeteilt werden, damit der<br />
behandelnde Arzt reagieren kann, da<br />
Schmerz immer auch ein Warnsignal<br />
sein kann. Nachlassen der Beschwerden<br />
ist ebenfalls ein wichtiges Zeichen.<br />
Durch Kontrastmitteldarstellung des<br />
Gefäßes wird das Ergebnis der Behandlung<br />
sofort beurteilt. Sie ist in über 90<br />
Prozent der Fälle erfolgreich, sodass in<br />
der Regel nur noch leichtgradige Verengungen,<br />
die keine Beschwerden mehr<br />
verursachen, zurückbleiben. Auch frisch<br />
verschlossene Gefäße bei akutem Gefäßverschluss<br />
können durch dieses<br />
Behandlungsverfahren mit einer hohen<br />
Erfolgsrate (über 90 Prozent) geweitet<br />
und somit wiedereröffnet werden. Bei<br />
einem alten, vollständigen Gefäßverschluss<br />
nehmen die Aussichten auf eine<br />
<strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl eInblIck | PeRSPektIven 1/2010<br />
Schema des<br />
menschlichen<br />
blutkreislaufs –<br />
das Arbeitsgebiet<br />
des Angiologen.<br />
erfolgreiche Behandlung ab, allerdings<br />
lässt sich auch in diesen Situationen<br />
häufig ein operativer Eingriff umgehen;<br />
die Erfolgsaussichten liegen bei etwa<br />
80 Prozent.<br />
Hilfe durch Stents<br />
Gefäßstützen, Stents genannt, sind kleine<br />
Gefäßprothesen, die meist aus Edelstahl<br />
oder aus Nitinol bestehen. Sie können<br />
über einen Ballonkatheter in das<br />
verengte Gefäß eingebracht und gedehnt<br />
werden. Die aufgespannte Gefäßstütze<br />
verharrt dann in diesem Zustand, hält<br />
das Gefäß offen und kann nicht in sich<br />
zusammenfallen. Allerdings ist ein Stent<br />
nicht unbedingt die bessere Alternative<br />
zur Gefäßaufdehnung, wie es von vielen<br />
Patienten vermutet wird. Stents dienen<br />
zur Verhinderung eines Gefäßverschlusses<br />
oder zur optimalen Gefäßaufdehnung<br />
und werden eingesetzt, wenn die<br />
Ballondilatation versagt oder nicht ausreicht.<br />
Kontrolluntersuchungen und Belastungstests<br />
sind auf Dauer erforderlich,<br />
jedoch ist nur selten eine Angiographie<br />
nötig. Für die Nachbehandlung der Patienten<br />
ist zudem besonders wichtig, dass<br />
sie auf Risikofaktoren wie einen hohen<br />
Cholesterinwert, zu hohen Blutdruck<br />
oder Diabetes achten und beispielsweise<br />
aufhören zu rauchen.<br />
<strong>SRH</strong> Magazin III
PeRSPektIven 1/2010 | eInblIck <strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl<br />
Dem tAbu eIn enDe beReIten<br />
An diesem urodynamischen messplatz wird der blasendruck gemessen.<br />
bei der Diagnose Harninkontinenz arbeiten viele Fachbereiche<br />
am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> eng zusammen. mit individuellen<br />
behandlungskonzepten möchte das team eine erfolgreiche<br />
therapie bei beckenboden, blasen und kontinenzproblemen<br />
erzielen – und so vielen Patientinnen helfen.<br />
Der unfreiwillige Urinabgang – auch bekannt als Harninkontinenz<br />
– ist ein verbreitetes Leiden bei Frauen in Deutschland.<br />
Schätzungsweise jede dritte Frau im Wartezimmer einer gynäkologischen<br />
Praxis ist davon betroffen. In Deutschland werden<br />
inzwischen mehr Inkontinenzvorlagen produziert als Windeln<br />
für Kinder. Und mit dem steigenden Durchschnittsalter der<br />
Bevölkerung werden immer mehr Frauen dieses Problem<br />
kennenlernen. Die physische und psychische Lebensqualität<br />
wird erheblich eingeschränkt und kann ein Grund für Depressionen,<br />
soziale Isolation und Partnerschaftsprobleme sein.<br />
ein gesellschaftliches Problem<br />
Dr. med. Thomas Hagemeier, Facharzt für Frauenheilkunde<br />
und Geburtsmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum<br />
<strong>Suhl</strong> (MVZ) und Leiter der Abteilung für Kontinenz und Beckenbodenchirurgie,<br />
möchte für mehr Aufklärung unter den<br />
Betroffenen sorgen. Denn die Bedeutung der Harninkontinenz<br />
als gesellschaftliches Problem ist noch nicht im vollen<br />
Umfang anerkannt. Das liegt zum einen am Schamgefühl der<br />
Patientinnen, zum anderen an der nicht immer ausreichenden<br />
fachlichen Vorbereitung des behandelnden Arztes.<br />
In den letzten Jahren sei jedoch eine Tendenz zu erkennen,<br />
dass die Problematik mehr in das öffentliche Bewusstsein<br />
Iv <strong>SRH</strong> Magazin<br />
HaRninkontinenZ bei fRauen<br />
tritt, sagt Hagemeier, insbesondere auch, weil viele Frauen zunehmend<br />
ein bewusstes, eigenes Körperbild entwickelten und<br />
eine Inkontinenz nicht mehr einfach als gegeben hinnähmen.<br />
Die häufigsten Formen der Harninkontinzenz sind die<br />
Belastungs- und Dranginkontinenz. Erstere ist charakterisiert<br />
durch unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Anstrengung<br />
ohne Harndrang. Bei der zweiten Art hingegen ist der<br />
Urinverlust mit einem plötzlichen Harndrangempfinden kombiniert.<br />
Verschiedene Ursachen können eine Inkontinenz<br />
auslösen. Dazu gehören beispielsweise zunehmendes Alter,<br />
Schwangerschaften, Veränderungen des Gewebes in der<br />
Menopause, Übergewicht, Asthma bronchiale, Störungen der<br />
Blase nach Operationen, neurologische Erkrankungen, aber<br />
auch Krankheiten wie Diabetes, die zu einer Veränderung der<br />
Gefäßversorgung der Blase führen können, sowie psychosomatische<br />
Faktoren.<br />
fachübergreifende therapie ist nötig<br />
Basisuntersuchungen zur Diagnose der Harninkontinenz können<br />
von jedem Hausarzt, Internisten und Gynäkologen durchgeführt<br />
werden. Dazu zählen gynäkologisch-neurologische<br />
Untersuchungen, Urinuntersuchungen, spezielle Tests unter<br />
Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorgeschichte der<br />
Patientin. Eine erweiterte Diagnostik wird nötig, wenn mit<br />
diesen Methoden keine zufriedenstellende Therapie erfolgen<br />
kann. Dann können urodynamische Untersuchungen (Blasendruckmessung),<br />
Perinealsonographie und Zystoskopie zum<br />
Einsatz kommen. Dranginkontinenz wird mit konservativen<br />
und medikamentösen Maßnahmen therapiert. Die Regulierung<br />
der Flüssigkeitsaufnahme und das Blasentraining sind<br />
nur zwei Möglichkeiten zur Behandlung. Konservative Methoden<br />
wie Gewichtsreduktion, Physiotherapie (Beckenbodenübungen),<br />
Einsatz von Pessaren und Tampons stehen bei der<br />
Belastungsinkontinenz im Regelfall vor der operativen Therapie.<br />
Jedoch muss dies grundsätzlich mit den Wünschen der<br />
Patientin abgestimmt werden. Neue Band-Techniken mit hoher<br />
Erfolgsrate wurden am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> etabliert.<br />
Dr. Hagemeier operierte schon erfolgreich Patientinnen<br />
im Alter von 81 beziehungsweise 86 Jahren. Mit der Operation<br />
ging für beide ein langer Leidensweg zu Ende. Seit diesem<br />
Jahr besteht zudem die Möglichkeit, Harninkontinenz mit Botoxinjektionen<br />
behandeln zu lassen.<br />
Durch die demographische Veränderung unserer Gesellschaft<br />
werden alle Bereiche der Medizin zunehmend mit dem<br />
Problem Harninkontinenz konfrontiert werden. Eine erfolgreiche<br />
Behandlung der Patientinnen kann jedoch nur interdisziplinär<br />
erfolgen. In Zentren wie dem Beckenbodenzentrum<br />
am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> trägt die Zusammenarbeit zwischen<br />
Gynäkologen, Urologen, Chirurgen, Internisten bereits<br />
Früchte. Doch auch Kooperationen mit den Fach- und Hausärzten<br />
helfen, Harninkontinenz effektiv und individualisiert<br />
im Interesse der Frauen zu behandeln.
diE zaubErlEhrlingE<br />
ob eine therapie bei kindern erfolgreich ist, hängt auch davon ab,<br />
wie aktiv diese mitarbeiten. das team des srh fachkrankenhauses<br />
neckargemünd hat das therapeutische zaubern entdeckt – und<br />
erzielt damit zum teil wirklich magische Erfolge.<br />
mEnschEn | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
wie TherapeuTisches Zaubern kindern hiLfT<br />
Leander rückt den Zylinder auf seinem<br />
Kopf zurecht. Dann dreht er die Streichholzschachtel<br />
in seiner Hand so, dass<br />
seine Zuschauer sie von allen Seiten sehen<br />
können. „Ich habe hier eine ganz<br />
normale Streichholzschachtel“, erklärt<br />
der 18-Jährige, legt diese auf den Tisch<br />
und beginnt, den Deckel langsam herunterzuschieben;<br />
seine freie Hand verdeckt<br />
die Schachtel halb. Schließlich streckt er<br />
die leeren Handflächen in die Luft: Vom<br />
Deckel ist keine Spur mehr zu sehen.<br />
„Ich weiß, wo er sein könnte“, sagt Leander,<br />
nimmt seinen Geldbeutel aus der<br />
Hosentasche und zieht auch gleich den<br />
Deckel mit heraus. Lächelnd nimmt er<br />
den Applaus der Therapeuten und der<br />
anderen Patienten entgegen.<br />
Seit ihrer Geburt leiden Leander<br />
und seine Zwillingsschwester an infantiler<br />
Zerebralparese. Vor allem Leanders<br />
linke Körperhälfte ist von dem<br />
Spasmus betroffen. Einmal pro Woche<br />
kommt der Schüler der <strong>SRH</strong> Stephen-<br />
Hawking-Schule ins Fachkrankenhaus<br />
zur Physiotherapie. Dort erlernte er<br />
vor knapp drei Jahren auch seine ersten<br />
Zaubertricks. „Zaubern macht<br />
Spaß, und es ist cool, etwas zu beherrschen,<br />
das nicht jeder kann“, erzählt<br />
Leander. Allerdings müsse man für so<br />
manchen Trick Ausdauer und ein gutes<br />
Gedächtnis mitbringen. Den mit der<br />
Streichholzschachtel etwa habe er mindestens<br />
30-mal geübt.<br />
ein projekt voller Magie<br />
„Wir haben schon immer ein wenig mit<br />
unseren jungen Patienten gezaubert –<br />
ergänzend zur normalen Therapie“, erklärt<br />
Thilo Ulrich, leitender Physiotherapeut.<br />
„Vor vier Jahren erfuhren wir<br />
von ‚Project Magic‘ (siehe Kasten) und<br />
bewarben uns als Mitglied.“ Zwei externe<br />
Therapeuten schulten daraufhin das<br />
Klinikteam aus Ergo- und Physiotherapeuten,<br />
Logopäden, Sonderpädagogen<br />
und Motopäden; der Förderverein <strong>SRH</strong><br />
Kinderklinik Neckargemünd e.V. finanzierte<br />
die Fortbildung. Seither gehört<br />
das therapeutische Zaubern zum festen<br />
Programm, vor allem bei den Physio-<br />
am liebsten mag er kartentricks: der 18-jährige leander zaubert seit knapp drei Jahren. therapeuten Thilo Ulrich, Ulli ><br />
srh Magazin 13
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | mEnschEn<br />
Kimpel-Stoll und Motopädin Birgit Keuerleber.<br />
Die meisten ihrer jungen Patienten<br />
leiden unter angeborenen oder<br />
erworbenen Erkrankungen des Nervensystems,<br />
haben Probleme mit Motorik,<br />
Gedächtnis, Sprache. „Das Zaubern ist<br />
kein eigenständiges Therapiekonzept“,<br />
erklärt Thilo Ulrich. „Doch für den Erfolg<br />
einer Therapie ist es gerade bei<br />
Kindern wichtig, dass sie Spaß macht.<br />
Hier hilft uns das Zaubern enorm, etwa<br />
damit wir einen ersten Zugang zu den<br />
Kindern finden.“<br />
Doch therapeutisches Zaubern kann<br />
noch mehr. Je nach Trick trainieren die<br />
Kinder spielerisch zum Beispiel Handgeschicklichkeit,<br />
Stehen und beidhändiges<br />
Arbeiten, aber auch Konzentrationsfähigkeit<br />
oder die Interaktion mit dem<br />
Publikum. Damit die Therapeuten entscheiden<br />
können, welcher Trick sich für<br />
welches Kind eignet, beschreiben spezielle<br />
Bücher von „Project Magic“ nicht<br />
nur, wie die Tricks funktionieren, sondern<br />
auch, was sich damit besonders<br />
gut trainieren lässt. So können schon<br />
Sechsjährige, abgestimmt auf ihr Alter<br />
14 srh Magazin<br />
und ihre Erkrankung, in Einzel- oder<br />
Gruppentherapie zu kleinen Magiern<br />
werden – und nebenbei ihr „angeknackstes“<br />
Selbstbewusstsein stärken.<br />
Zauberhaft das eis brechen<br />
Thilo Ulrich setzt Antonia den blauen<br />
Spitzhut mit den goldenen Sternen auf.<br />
Darunter wirkt das schmale Gesicht der<br />
Zwölfjährigen noch zerbrechlicher. „Das<br />
sind vier böse Männer, die einen Einbruch<br />
planen“, erklärt das Mädchen im<br />
Rollstuhl, zeigt auf die vier Könige und<br />
legt sie dann verdeckt oben auf den<br />
Kartenstapel. „Einer geht in den Keller<br />
des Hauses, der Zweite versteckt sich<br />
im Erdgeschoss, der Dritte im ersten<br />
Stock.“ Antonia schiebt erst die oberste<br />
Karte unter den Stapel, dann die zweite<br />
und dritte Karte in die Mitte. „Der Vierte<br />
bleibt auf dem Dach, um Schmiere<br />
zu stehen. Plötzlich kommt die Polizei,<br />
und alle vier fliehen über das Dach.“<br />
Antonia klopft mit dem Zauberstab auf<br />
die Karten und dreht danach die vier<br />
oberen um. Zum Vorschein kommen<br />
die vier Könige.<br />
Antonia leidet an Myopathie, einer angeborenen<br />
Muskelschwäche. Seit drei Tagen<br />
nimmt sie im Fachkrankenhaus an<br />
einem intensiven Gangtraining teil; insgesamt<br />
zweieinhalb Wochen wird sie<br />
bleiben. Den Kartentrick hat sie in ihrer<br />
ersten Therapiesitzung innerhalb einer<br />
Viertelstunde gelernt. „Ich finde es klasse,<br />
dass die Therapeuten hier mit den<br />
Kindern zaubern“, sagt ihre Mutter<br />
Christina Rückert-Völkers. „Antonia war<br />
anfangs nicht sehr motiviert, hatte Heimweh<br />
und keine Lust auf all das hier. Aber<br />
das Zaubern scheint ihr zu gefallen und<br />
sie in Schwung zu bringen.“<br />
Möchte ein Kind zaubern, sucht der<br />
Therapeut einen geeigneten Trick aus<br />
und führt ihn vor. Bevor er ihn erklärt,<br />
lässt er zunächst das Kind überlegen,<br />
wie der Trick funktionieren könnte.<br />
Dann heißt es: üben, üben, üben. Doch<br />
Ziel ist nicht nur, den Trick zu beherrschen.<br />
Die Kinder überlegen sich auch,<br />
wie sie ihn spannender gestalten oder<br />
welche Geschichte sie als Ablenkungsmanöver<br />
erzählen können. Ab und an<br />
veranstalten die Zauberlehrlinge sogar<br />
dank der magie findet die<br />
zwölfjährige antonia mehr<br />
gefallen an der therapie.
eine kleine Show für Eltern, Geschwister<br />
oder andere Patienten. „Es ist immer<br />
toll zu sehen, wie stolz sie auf das positive<br />
Feedback ihrer Zuschauer reagieren“,<br />
sagt Ulli Kimpel-Stoll.<br />
spaß an der Therapie vermitteln<br />
Eigentlich hat Tauland keine Lust auf<br />
seine Therapiesitzung. Doch als ihm<br />
Thilo Ulrich Zylinder und Umhang hinhält,<br />
ist der Sechsjährige sofort bereit,<br />
seinen Lieblingstrick vorzuführen. Während<br />
der Therapeut die Röhre festhält,<br />
stopft Tauland nacheinander drei Tücher<br />
hinein: ein gelbes, ein rotes und<br />
ein blaues. Dann klopft er mit dem<br />
Zauberstab gegen das Gefäß, und Thilo<br />
Ulrich ruft: „Hokus, pokus, fidibus!“<br />
Tauland greift in die Röhre und zieht<br />
die Tücher heraus, die nun alle verknotet<br />
sind. Die Anwesenden klatschen,<br />
und der Junge grinst; seine schlechte<br />
Laune ist wie von Zauberhand verflogen.<br />
„Tauland ist der weltbeste Verknoter“,<br />
sagt Thilo Ulrich. „Für ihn eignen<br />
sich noch keine komplizierten Tricks.<br />
Doch auch bei einfachen Übungen trainiert<br />
er Armmuskeln, Sprache und aufrechtes<br />
Sitzen.“ Der Sechsjährige leidet<br />
an dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS),<br />
einer seltenen Nervenerkrankung. Im<br />
Herbst kam er mit Lähmungen und<br />
Atemstörungen ins Klinikum und wird<br />
seither dort stationär behandelt. „Natürlich<br />
lernt er nicht wieder laufen, nur<br />
weil er zaubert“, erklärt Thilo Ulrich.<br />
„Doch Kindern mit GBS fehlt anfangs<br />
häufig der Antrieb. Sie wollen nicht mitarbeiten,<br />
sind frustriert, weil sie vieles,<br />
was für sie immer selbstverständlich<br />
war, nicht mehr schaffen. Doch über<br />
das Zaubern fangen die meisten Feuer.“<br />
Aufgrund der positiven Erlebnisse<br />
mit Kindern wie Leander, Antonia und<br />
Tauland engagieren sich Thilo Ulrich,<br />
Ulli Kimpel-Stoll und Birgit Keuerleber<br />
weiter bei „Project Magic“. 2009 haben<br />
sie sogar an der Erstellung des dritten<br />
Trickbuchs mitgearbeitet. Für sie steht<br />
fest: Sie wollen auch in Zukunft viele<br />
kleine Zauberlehrlinge ausbilden.<br />
Schließlich läuft mit etwas Magie eben<br />
doch vieles leichter.<br />
GabrieLe jörG<br />
kleiner mann ganz groß: beim sechsjährigen tauland stärkt zaubern auch das selbstbewusstsein.<br />
Ein magischEs proJEkt<br />
„project Magic“ ist eine gemeinnützige organisation unter dem Vorsitz von<br />
david copperfield. das gleichnamige programm, das der Magier 1982 mit der<br />
beschäftigungstherapeutin julie dejean entwickelte, eröffnet behinderten<br />
Menschen die welt der Magie. angeleitet durch speziell dafür ausgebildete<br />
Therapeuten verbessern die patienten innerhalb einer ambulanten oder statio-<br />
nären Therapie ihre Motorik, beobachtungsgabe, kommunikations- und<br />
konzentrationsfähigkeit und vor allem ihr selbstwertgefühl. „project Magic“<br />
wird zurzeit für Menschen aller altersstufen in mehr als 1.000 krankenhäusern<br />
in über 30 Ländern praktiziert.<br />
mEnschEn | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
srh Magazin 15
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | mEnschEn<br />
bad WimpfEn ist EinE rEisE WErt<br />
wohLfühL-projekT für deMenZkranke und parTner<br />
familienangehörige sind mit der betreuung ihrer dementen<br />
partner oder Eltern meist überfordert. bislang werden kaum<br />
Erholungsangebote für beide, betreuende und kranke, angeboten.<br />
das srh gesundheitszentrum bad Wimpfen und die<br />
seniorendienste bad Wimpfen haben nun ein einmaliges<br />
projekt ins leben gerufen.<br />
neben einer sehenswerten altstadt hat bad Wimpfen auch im pflegebereich einiges zu bieten.<br />
16 srh Magazin<br />
Wie unsere körperliche nimmt mit zunehmendem Alter auch<br />
unsere geistige Leistungsfähigkeit ab. Bei Menschen mit<br />
Demenz ist dieser Verfall beschleunigt. Da sich das Erkrankungsrisiko<br />
im Alter erhöht – ab dem 80. Lebensjahr ist jeder<br />
Dritte betroffen – und der Anteil älterer Mitbürger in unserer<br />
Gesellschaft stetig steigt, nimmt die Zahl der Betroffenen
kontinuierlich zu. In Deutschland leiden rund 1,2 Millionen<br />
Menschen an einer Demenz, weltweit sind es rund 35 Millionen.<br />
Das sind rund zehn Prozent mehr, als Wissenschaftler<br />
noch vor einigen Jahren prognostizierten. Hochrechnungen<br />
zufolge kommt alle sieben Sekunden ein neuer Patient hinzu.<br />
Die Begriffe Demenz und Alzheimerkrankheit sind medizinisch<br />
unterschiedlich definiert. Demenz ist der Oberbegriff<br />
für Krankheitsbilder, die mit einem Verlust des Denk-, Erinnerungs-<br />
und Orientierungsvermögens einhergehen, sodass die<br />
Betroffenen ihr Leben nicht mehr selbstständig bewältigen<br />
können. Die Alzheimerkrankheit ist die häufigste Erscheinungsform,<br />
rund 60 Prozent aller Menschen mit Demenz sind<br />
davon betroffen.<br />
„Allein im Landkreis Heilbronn leben Schätzungen von<br />
Behörden zufolge heute mehr als 4.000 Betroffene. Wir haben<br />
auf diese Entwicklung reagiert und bereits im Jahr 2006 in<br />
Bad Wimpfen ein neues Gebäude errichtet. Dort wohnen insgesamt<br />
24 Menschen mit Demenz in zwei Wohngruppen“, berichtet<br />
Uwe Reiner, Geschäftsführer der Seniorendienste Bad<br />
Wimpfen. Die Einrichtung gilt als Vorzeigeprojekt. Im vergangenen<br />
Jahr hat das Unternehmen einen international renommierten<br />
Preis gewonnen: Die Stuttgarter Demenz Support<br />
GmbH und die ihr angegliederte Gradmann-Stiftung, die den<br />
Preis ausloben, bescheinigen dem baulichen Konzept eine<br />
vorbildliche Milieugestaltung für Menschen mit Demenz.<br />
angebote werden zu selten genutzt<br />
Solche Angebote werden von betreuenden Angehörigen noch<br />
selten genutzt. Die Mehrzahl möchte Pflege und Versorgung<br />
selbst organisieren. So werden rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen<br />
nach wie vor zu Hause versorgt.<br />
Diese Rundumbetreuung ist für die Familienangehörigen<br />
jedoch extrem belastend. Sie sind mit zunehmenden Orientierungsschwierigkeiten<br />
des betroffenen Angehörigen konfrontiert,<br />
dessen ständiger Unruhe, seinen Ängsten und seiner<br />
Aggressivität. Meist heißt es dann: Abschied nehmen von der<br />
eigenen Lebensplanung. Als bedrückend wird auch die zunehmende<br />
soziale Isolation empfunden. Da Nachbarn und<br />
Freunde mit den demenztypischen Verhaltensweisen nur<br />
schwer umgehen können, ziehen sich die Pflegenden zusehends<br />
zurück. Nicht selten endet eine solch extreme Belastung<br />
mit Krankheit und Zusammenbruch der Betreuenden.<br />
Das weiß Gabriela Zander-Schneider, Gründerin der bundesweit<br />
tätigen Alzheimer Selbsthilfe e.V. Ihre Erfahrungen<br />
hat sie in einem Buch mit dem Titel „Sind Sie meine Tochter?<br />
Leben mit meiner alzheimerkranken Mutter“ festgehalten. Seit<br />
mehr als zehn Jahren betreut sie ihre demenzkranke Mutter<br />
und wäre daran fast zerbrochen: „Ich war am Ende mit meinen<br />
Kräften. Holen Sie sich unbedingt Hilfe von außen“, appelliert<br />
sie an Hilfe suchende Angehörige. Doch viele wissen<br />
nicht, an wen sie sich wenden sollen. Wieder andere tun sich<br />
damit extrem schwer. Sie entwickeln Schuldgefühle, wenn sie<br />
ihren Partner, den Vater oder die Mutter für längere Zeit dem<br />
Personal einer Pflegeeinrichtung überlassen. Viele schauen<br />
sich daher die Angebote erst gar nicht an.<br />
„Andererseits wollen manche auch einfach in der Nähe<br />
ihres Partners sein. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht,<br />
die Partner und Patient gleichermaßen zugute kommt“,<br />
erläutert Reiner. Mit dem <strong>SRH</strong> Gesundheitszentrum Bad<br />
Wimpfen hat er sich daher einen kompetenten Partner ins<br />
Boot geholt. Das Projekt „Reisen mit Demenz“ bietet sowohl<br />
dem Betroffenen als auch dem betreuenden Angehörigen einen<br />
erholsamen Aufenthalt im sehenswerten Bad Wimpfen.<br />
„Während der an Demenz Erkrankte stundenweise, tagsüber<br />
oder auch nachts betreut wird, können die Partner den Aufenthalt<br />
bei einer medizinisch-therapeutischen Massage oder<br />
einer Badekur im Gesundheitszentrum genießen. Wir stehen<br />
auch in engem Kontakt mit Verantwortlichen der Stadt, um<br />
bei Bedarf Ausflüge und Veranstaltungen zu vermitteln“, erklärt<br />
Gerda Maisenhälder, die am <strong>SRH</strong> Gesundheitszentrum<br />
für Marketing und Gästebetreuung zuständig ist.<br />
Ein schlechtes Gewissen muss niemand haben, denn die<br />
Gäste sind bestens versorgt. Da Menschen mit Demenz unterschiedlichste<br />
Bedürfnisse haben, genießt ein breites Angebot<br />
oberste Priorität. Dazu zählen beispielsweise gemeinsames<br />
Kochen und Backen, Basteln und andere Handarbeiten, Singen,<br />
Gesellschaftsspiele, Kegelnachmittage und vieles mehr.<br />
„Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen. Wir sind davon überzeugt,<br />
dass die zwischenmenschliche Beziehung das beste<br />
Medikament ist für Menschen, die an Demenz erkrankt sind“,<br />
sagt Karla Frank von der Beratungsstelle der Seniorendienste.<br />
GeorG haiber<br />
ansprechpartner:<br />
Gerda Maisenhälder, srh Gesundheitszentrum bad wimpfen<br />
Telefon: (0 70 63) 52 21 07<br />
gerda.maisenhaelder@gbw.srh.de<br />
karla frank, seniorendienste bad wimpfen<br />
Telefon: (0 70 63) 99 00<br />
ibV@seniorendienste-badwimpfen.de<br />
internettipps:<br />
www.alzheimer-selbsthilfe.de<br />
www.deutsche-alzheimer.de<br />
www.seniorendienste-badwimpfen.de<br />
www.gesundheitszentrum-badwimpfen.de<br />
mEnschEn | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
buchtipp:<br />
Gabriela Zander-schneider:<br />
„sind sie meine tochter?<br />
Leben mit meiner alzheimerkranken Mutter“<br />
srh Magazin 17
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | hintErgrund<br />
pflEgE in not<br />
der anteil älterer menschen in der<br />
bevölkerung steigt. damit nimmt auch<br />
die zahl der chronisch kranken und<br />
pflegebedürftigen zu. die mehrzahl<br />
der deutschen krankenhäuser ist dafür<br />
nicht ausreichend vorbereitet, meint<br />
die pflegewissenschaftlerin prof. dr.<br />
christel bienstein. perspektiven sprach<br />
mit ihr über die derzeitige situation der<br />
branche und darüber, was sich unbedingt<br />
ändern sollte.<br />
■ Wie schätzen sie die situation der<br />
pflegebranche derzeit ein?<br />
Sowohl die Zahl der langfristig als auch<br />
die der kurzfristig Pflegebedürftigen<br />
steigt. Heute müssen in Deutschland<br />
pro Jahr mehr als 17 Millionen Menschen<br />
vorübergehend in derzeit rund<br />
2.000 Krankenhäusern gepflegt werden.<br />
Allerdings wollen immer weniger<br />
Pflegende in den Kliniken Dienst tun.<br />
Insgesamt haben wir in den vergangenen<br />
Jahren einen Verlust von etwa<br />
50.000 Pflegenden in den Krankenhäusern<br />
zu beklagen. Das heißt: Mehr Arbeit<br />
wird dort auf immer weniger<br />
Schultern verteilt.<br />
■ Woher rührt dieser mangel an<br />
pflegenden im krankenhaus? Warum ist<br />
der beruf für viele so unattraktiv?<br />
An der schlechten Bezahlung liegt es<br />
nicht. In Großbritannien verdienen Pflegende<br />
noch weniger als bei uns. Sie<br />
sind aber mit ihrem Job im Schnitt zufriedener<br />
als ihre deutschen Kolleginnen<br />
und Kollegen. Diese empfinden ihre Situation<br />
als besonders unbefriedigend.<br />
Das ergab eine europaweite Umfrage<br />
unter 40.000 Krankenschwestern und<br />
Pflegern im Rahmen der NEXT-(Nurses‘<br />
early exit)-Studie. Angeprangert werden<br />
vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen.<br />
■ Was heißt das konkret?<br />
Tatsächlich hat sich das Anforderungsprofil<br />
an die Pflegenden im Laufe der<br />
Jahre stark verändert. Mehr Fachexpertise<br />
und selbstständigeres Arbeiten sind<br />
18 srh Magazin<br />
reforMen iM krankenhaus erforderLich<br />
gefordert. Bei den gegebenen starren<br />
Strukturen und Abhängigkeiten im<br />
Krankenhaus sind diese jedoch häufig<br />
gar nicht umsetzbar. Der amerikanische<br />
Soziologe Erving Goffman nannte das<br />
Krankenhaus sogar etwas überspitzt<br />
„die letzte militärische Hochburg“.<br />
So weit würde ich nicht gehen.<br />
Dennoch sehe auch ich die hohe Abhängigkeit<br />
der Pflegekräfte von den<br />
Ärzten als problematisch. Das demotiviert<br />
vor allen Dingen diejenigen, die<br />
etwas bewegen wollen. Viele wechseln<br />
deshalb in private Einrichtungen oder<br />
bilden sich weiter und gehen so der<br />
direkten Pflege verloren.<br />
■ Was bedeutet das für die patienten?<br />
Für die Sicherheit der Patienten ist diese<br />
Entwicklung bedenklich. Wir haben<br />
den Hochschulverbund ENNA (European<br />
Network Nursing Academies) gegründet,<br />
dessen Teilnehmer untersuchen,<br />
welche Risiken für die Patienten<br />
bestehen, wenn sie nicht ausreichend<br />
pflegerisch versorgt werden. Die Studien<br />
zeigen: Ein Abbau der Pflegekräfte<br />
im Krankenhaus korreliert mit einer<br />
Zunahme von Infektionen, Stürzen und<br />
Todesfällen bei den Patienten.<br />
Gemeinsam mit Studierenden habe<br />
ich kürzlich das Projekt „Die Nacht im<br />
deutschen Krankenhaus“ ins Leben gerufen.<br />
In diesem Zusammenhang habe<br />
ich eine Krankenschwester während einer<br />
Nachtwache auf einer kardiologischen<br />
Station mit schwerst kranken Patienten<br />
begleitet. Sie hatte 33 Patienten<br />
zu versorgen. Am Ende stellten wir fest,<br />
dass wir in drei Zimmern, in denen<br />
neun schwere Fälle lagen, nach 21 Uhr<br />
nicht ein einziges Mal mehr waren. Wäre<br />
einem dieser Patienten etwas zugestoßen,<br />
hätten wir das nicht bemerkt.<br />
■ Was also müsste sich ändern?<br />
In den Krankenhäusern wird ein<br />
Umdenken stattfinden müssen. Klare<br />
Zuständigkeiten und eine bessere Kommunikation<br />
zwischen Ärzten und Pflegenden<br />
sind unabdingbar. Durch die<br />
unklare Trennung ergibt sich viel Doppelarbeit.<br />
Ein Arzt nimmt beispielsweise<br />
die Krankengeschichte des Pa tienten<br />
auf, anschließend macht die Pflege das<br />
Gleiche noch einmal. Warum kann die<br />
Pflege die Informationen nicht in ein<br />
Dokument eintragen, das der Arzt hinterher<br />
ergänzt?<br />
Wünschenswert wäre es zum Beispiel<br />
auch, gemeinsamen Fallbesprechungen<br />
mehr Zeit einzuräumen, wie<br />
es in den skandinavischen Ländern seit<br />
Langem praktiziert wird.<br />
Am wichtigsten ist jedoch, klare<br />
Verantwortungsbereiche zu definieren.<br />
Die Ärzte werden in den Funktionsabteilungen<br />
gebraucht: in der Endoskopie,<br />
bei der Magnetresonanztomographie,<br />
im Herzkatheterlabor und im OP.<br />
Was hingegen auf den Stationen passiert,<br />
sollte man konsequent in die<br />
Hände der Pflegenden geben. Das erfordert<br />
natürlich neue Kompetenzen<br />
aufseiten der Pflegenden.<br />
■ Welche sind das im Wesentlichen?<br />
Da die Krankheiten immer komplexer<br />
werden, benötigen wir eine wissensbasierte<br />
Pflege. Pflegende in der Kardiologie<br />
zum Beispiel müssen heute<br />
wissen, dass sie einen Herzinfarktpatienten<br />
auf einen Toilettenstuhl und<br />
nicht auf ein Steckbecken setzen müssen,<br />
weil auf Letzterem sein Blutdruck<br />
steigen würde. Sie müssen beispielsweise<br />
auch eine Wunde beurteilen und<br />
dem Arzt berichten können, damit dieser<br />
den Wundverband nicht jedes Mal<br />
von Neuem lösen muss.<br />
Fachwissen ist jedoch nur ein Aspekt.<br />
Vielmehr sollen die Pflegenden<br />
lernen, ihr Handeln zu reflektieren. Ich<br />
erinnere mich an meine Ausbildung. Aus<br />
Hygienegründen mussten wir abends<br />
immer die Pflanzen aus den Zimmern<br />
tragen. Dabei ist schon einmal der ein<br />
oder andere Kübel umgekippt, und wir<br />
waren ziemlich oft mit Aufwischen beschäftigt.<br />
Es lohnt sich, manche Tätigkeiten,<br />
die schon zu Ritualen erstarrt sind,<br />
zu hinterfragen.
prof. dr. christel bienstein hat den pflegeberuf von der pike auf gelernt und im laufe<br />
der Jahre sämtliche facetten des berufs und der branche praxisnah erfahren. nach<br />
ihrer krankenschwesternausbildung und ihrem pädagogik-studium arbeitete sie als<br />
hauptamtliche lehrkraft am bildungszentrum des deutschen berufsverbandes für pflegeberufe<br />
in Essen, dessen leitung sie 1990 übernahm. seit 1994 leitet sie das institut<br />
für pflegewissenschaft an der privaten universität Witten/herdecke. im Jahr 2003 erhielt<br />
sie eine berufung auf eine honorarprofessur der universität bremen, fachgebiet<br />
pflegewissenschaft, therapeutische grundlagen.<br />
hintErgrund | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
■ Welche wären das zum beispiel?<br />
Obwohl Studien belegen, dass das Herrichten<br />
von Medikamenten nachts infolge<br />
mangelnder Konzentration oft zu Verwechslungen<br />
führt, wird es nach wie vor<br />
praktiziert. Passiert ein Fehler, wird die<br />
Krankenschwester zur Pflegedienstleitung<br />
zitiert. Meist werden Einzelne haftbar<br />
gemacht, obwohl der Fehler im System<br />
liegt. Im Gesundheitswesen herrscht<br />
vielfach noch eine ausgeprägte Sanktionskultur.<br />
Was wir brauchen, ist jedoch<br />
eine neue Kultur des Miteinanders von<br />
Ärzten und Pflegenden.<br />
■ lässt sich eine solche kultur erlernen?<br />
Ich meine schon. Wenn die Weichen<br />
bereits in der Ausbildung gestellt werden.<br />
Bei uns an der Universität in Witten/Herdecke<br />
belegen beispielsweise<br />
angehende Ärzte und Pflegende Seminare<br />
gemeinsam. Dort lernen sie unter<br />
anderem, Fälle von Patienten konsequent<br />
gemeinsam zu besprechen und<br />
Therapiepläne zu erstellen – und gewinnen<br />
so ein Verständnis für das Aufgabenprofil<br />
und Tun des anderen. Geplant<br />
ist es, diesen Anteil durch die<br />
Einführung eines Pflegestudiengangs<br />
direkt nach dem Abitur auf 20 Prozent<br />
zu steigern.<br />
■ Wie beurteilen sie die Entwicklung<br />
heute?<br />
Ich sehe durchaus vielversprechende<br />
Ansätze, gerade auch in den <strong>SRH</strong> Kliniken.<br />
Mittlerweile gibt es in Deutschland<br />
immer mehr Universitäten, darunter<br />
auch unsere in Witten/Herdecke, die<br />
Pflegemanagement und -wissenschaften<br />
als Disziplin anbieten.<br />
Schätzungen zufolge wird es allerdings<br />
etwa 50 Jahre brauchen, bis wir<br />
in den Krankenhäusern rund zehn Prozent<br />
akademisch ausgebildete Pflegende<br />
haben. Dieser Prozentsatz ist erforderlich,<br />
um das neue Wissen fest in der<br />
Praxis zu etablieren.<br />
GeorG haiber<br />
srh Magazin 19
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | hintErgrund<br />
Eindrücke von der notrufzentrale kurz vor der Eröffnung anfang Januar.<br />
srh richtEt notrufzEntralE Ein<br />
krankenhaus isT iM noTfaLL ersTe anLaufsTeLLe<br />
seit anfang des Jahres gibt es eine zentrale stelle für notdienste<br />
am srh zentralklinikum suhl. für die patienten<br />
bedeutet das eine bessere versorgung und kürzere Wege.<br />
denn im notfall zählt jede minute.<br />
Im Oktober sorgte ein Fall im thüringischen Sonneberg für<br />
Wirbel. Eine Frau hatte starke Kopfschmerzen, konnte sich<br />
nicht bewegen und musste sich erbrechen. Ihr Bruder alarmierte<br />
den Bereitschaftsarzt, doch dieser stufte die Situation<br />
nicht als lebensbedrohlich ein und weigerte sich zu kom men –<br />
obwohl er als Bereitschaftsarzt dazu verpflichtet gewesen<br />
wäre. Der Fall zeigt, dass es in infrastrukturell schwachen<br />
Regionen schwierig sein kann, eine reibungslos funktionierende<br />
notärztliche Versorgung zu gewährleisten. Das gelingt<br />
meist nur durch eine enge Kooperation mit Krankenhäusern<br />
und einem fest installierten Ärzteteam, das im Bedarfsfall ambulant<br />
Notfälle versorgt und auch Hausbesuche macht.<br />
In <strong>Suhl</strong> und Umgebung haben Vertreter der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Thüringen Handlungsbedarf erkannt und<br />
das <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> um Unterstützung gebeten.<br />
„Dem Wunsch sind wir gerne nachgekommen und haben bei<br />
uns am Klinikum eine Notrufzentrale eingerichtet“, erklärt<br />
Geschäftsführer Dr. Thomas Wolfram. Seit Anfang des Jahres<br />
sitzen dort zwei niedergelassene Ärzte – einer für ambulante<br />
Notfälle sowie einer für Hausbesuche.<br />
20 srh Magazin<br />
Der Sitzdienst ist am Montag, Dienstag und Donnerstag<br />
von 19 bis 21 Uhr, am Mittwoch und Freitag von 16 bis 21<br />
Uhr und an den Wochenenden sowie an Feiertagen von 9 bis<br />
12 Uhr und von 16 bis 21 Uhr. Der Fahrdienst geht am Montag,<br />
Dienstag und Donnerstag von 19 bis 7 Uhr am folgenden<br />
Tag, am Mittwoch und Freitag von 13 bis 7 Uhr am folgenden<br />
Tag und an den Wochenenden sowie an Feiertagen mit zwei<br />
Fahrdiensten von 7 bis 7 Uhr am folgenden Tag.<br />
Den diensthabenden Ärzten stehen in der Notfallzentrale<br />
separate Räumlichkeiten mit Schlafmöglichkeit, Küche und<br />
Dusche zur Verfügung. Notfallobmann Dr. Frank Schwarzmann<br />
teilt die Dienste jeweils für ein halbes Jahr ein. Derzeit<br />
nehmen daran alle niedergelassenen Ärzte sowie die in den<br />
medizinischen Versorgungszentren angestellten Ärzte mit Ausnahme<br />
der Augen- und HNO-Ärzte teil. Insgesamt sind das<br />
mehr als 100 Ärzte. Die Augen- und HNO-Ärzte haben gesonderte<br />
Wochendienste.<br />
kurze wege, mehr sicherheit<br />
Die Bürger in und rund um <strong>Suhl</strong> begrüßen eine solche zentrale<br />
Anlaufstelle. „Viele Menschen kommen bei Notfällen<br />
sowieso gleich zu uns. Die haben gewissermaßen schon mit<br />
den Füßen abgestimmt“, sagt Wolfram. Die meisten Klinikpatienten<br />
wohnen in <strong>Suhl</strong> und näherer Umgebung. Für sie<br />
ergeben sich durch die neue Einrichtung kürzere Wege und
Ein gEWinn für allE bEtEiligtEn<br />
der zentrale notdienst im srh <strong>Zentralklinikum</strong> ist ein Gewinn<br />
für die ambulante ärztliche Versorgung in suhl und<br />
umgebung. Viele patienten kamen ohnehin schon auch<br />
mit vergleichsweise harmlosen erkrankungen abends<br />
oder am wochenende ins krankenhaus. dass diese nun<br />
ambulant im notdienst behandelt werden, entlastet<br />
die notaufnahme der klinik erheblich. die Mitarbeiter<br />
können sich dann konzentriert ihren fällen widmen.<br />
Gleichzeitig bietet der zentrale notdienst nun längere<br />
bereitschaftszeiten an, als dies bislang möglich war.<br />
die niedergelassenen Ärzte im ländlichen raum werden<br />
durch die neue struktur ebenfalls entlastet. dank der<br />
größeren Zahl beteiligter Ärzte haben sie jetzt weniger<br />
bereitschaftsdienste als zuvor. die Ärzte in der stadt<br />
dagegen müssen nun etwas häufiger notdienst leisten.<br />
insgesamt aber bleibt die dienstbelastung der einzelnen<br />
kollegen meiner ansicht nach absolut im rahmen.<br />
Vorteile ergeben sich für den bereitschaftsarzt im fahrdienst,<br />
der die nicht mobilen notfall-patienten zu hause<br />
versorgt. dabei wird der arzt mit dem dienstwagen zu<br />
seinen hausbesuchen gefahren. angesichts des größeren<br />
einzugsgebiets halte ich diese entlastung für sehr<br />
wichtig. da die begleitenden fahrer eine ausbildung<br />
zum rettungssanitäter besitzen, können sie den arzt<br />
zudem bei seinen notdiensteinsätzen unterstützen.<br />
dr. frank schwarzmann, allgemeinmediziner in suhl<br />
mehr Sicherheit. Denn rund um die Uhr ist ein Arzt erreichbar.<br />
Für die Menschen im Einzugsgebiet ergeben sich aber<br />
noch andere Vorteile: Durch die direkte Anbindung steht<br />
den Betroffenen die komplette Infrastruktur des Krankenhauses<br />
zur Verfügung. „Das heißt, wir haben nicht nur die<br />
jeweils erforderlichen Fachärzte, sondern auch alle nötigen<br />
Diagnostik-Möglichkeiten, etwa wenn jemand geröntgt werden<br />
muss“, ergänzt Wolfram. Tatsächlich gelten seit dem<br />
hintErgrund | <strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010<br />
EinE adrEssE für allE notfällE<br />
seit januar gibt es am srh <strong>Zentralklinikum</strong> einen ärztlichen<br />
notdienst für die stadt und umgebung, der abends<br />
und am wochenende die ambulante medizinische Versorgung<br />
sicherstellt. das hilft den patienten, bringt aber<br />
auch Vorteile für die beteiligten niedergelassenen Ärzte,<br />
besonders aus dem bereich suhl-Land. diese mussten<br />
früher dienste von bis zu zwei wochen im Monat leisten.<br />
der notdienst im klinikum bietet bei akuten erkrankungen<br />
eine zentrale anlaufstelle für die gesamte region.<br />
patienten oder ihre angehörigen wissen im notfall sofort,<br />
wohin sie sich wenden können. sie müssen nicht<br />
mehr lange nach dem zuständigen bereitschaftsarzt<br />
suchen und herausfinden, wie sie am besten zu seiner<br />
praxis finden. das spart Zeit und schont die nerven.<br />
weitere Vorteile für die patienten sind zum einen die<br />
schnelle erreichbarkeit, zum anderen auch die moderne<br />
medizinische ausstattung und die enge anbindung an<br />
das klinikum. ihnen steht die komplette krankenhausinfrastruktur<br />
für diagnostik und Therapie zur Verfügung.<br />
der patient kann nahtlos stationär weiterbehandelt<br />
werden. so ist etwa die röntgenabteilung nur wenige<br />
Meter von den räumen des notdienstes entfernt. davon<br />
profitieren auch die diensthabenden Ärzte, die im ernstfall<br />
schnell auf zusätzliche ressourcen zugreifen können.<br />
dr. ulrike Merbach,<br />
fachärztin für innere Medizin in Zella-Mehlis<br />
1. Juli 2009 neue gesundheitsrechtliche Bestimmungen, wonach<br />
Krankenhausärzte verpflichtet sind, sich im Bedarfsfall<br />
am Notdienst zu beteiligen. Mittlerweile steigt auch die<br />
Zahl der Befürworter bei den niedergelassenen Ärzten (siehe<br />
Kommentare), denn letztlich geht es um die Sicherheit<br />
der Patienten.<br />
GeorG haiber<br />
srh Magazin 21
<strong>pErspEktivEn</strong> 1/2010 | hintErgrund<br />
zu schillEr immEr gEradEaus!<br />
dichter, denker und Erfinder geben im<br />
neuen srh Wald-klinikum gera die<br />
richtung vor. Ein innovatives leitsystem<br />
mit den namen historischer persönlichkeiten<br />
verbindet orientierung mit<br />
kulturellen impulsen. Einen Eindruck<br />
vom „kulturkrankenhaus“ vermittelt<br />
das bereits fertiggestellte „bettenhaus<br />
am Wald“. bis 2012 wird die generalsanierung<br />
des klinikprojekts vollständig<br />
abgeschlossen.<br />
Friedrich Schiller weist den Weg. Außer<br />
dem Dichter helfen auch der Theologe<br />
Martin Luther, der Bildhauer Tilman Riemenschneider,<br />
der Erfinder Carl Zeiss,<br />
der Komponist Heinrich Schütz sowie<br />
der Architekt Walter Gropius bei der<br />
Orientierung. Wer sich im „Bettenhaus<br />
am Wald“ des <strong>SRH</strong> Wald-Klinikums Gera<br />
nach ihnen richtet, kommt problemlos<br />
ans Ziel.<br />
In dem Anfang Dezember eingeweihten<br />
sechsgeschossigen Gebäude<br />
trägt jede Ebene den Namen einer<br />
Persönlichkeit aus der deutschen Kulturgeschichte,<br />
die einen besonderen<br />
LeiTsysTeM führT durchs „kuLTurkrankenhaus“<br />
kopfskulpturen wie die von komponist heinrich schütz sind eine wirkungsvolle orientierungshilfe.<br />
22 srh Magazin<br />
Bezug zu Thüringen hat. Um auf die<br />
gewünschte Station zu gelangen, folgen<br />
Patienten, Mitarbeiter und Besucher<br />
einfach den Spuren der Namensgeber.<br />
Sie unternehmen eine kulturelle Zeitreise,<br />
statt sich kryptische Stationsbezeichnungen<br />
merken zu müssen.<br />
Im „Bettenhaus am Wald“ erlebt das<br />
originelle Leitsystem derzeit seine Premiere;<br />
ab 2012 dient es im gesamten<br />
<strong>SRH</strong> Wald-Klinikum Gera als Orientierung.<br />
Es ist Teil des Kunstkonzepts, mit<br />
dem sich die Klinik als „Kulturkrankenhaus“<br />
ausweist. „Das ist einmalig im<br />
deutschen Gesundheitswesen“, betont<br />
der Vorstandsvorsitzende der <strong>SRH</strong>, Prof.<br />
Klaus Hekking. „Wir wollen damit unserem<br />
gesellschaftlichen Auftrag gerecht<br />
werden.“<br />
jede station hat ein eigenes Gesicht<br />
Die außergewöhnliche Innengestaltung<br />
des neuen Bettenhauses vermittelt einen<br />
ersten Eindruck vom Kunstkonzept. Das<br />
museal anmutende Interieur fällt aus<br />
dem Rahmen des in Krankenhäusern<br />
Üblichen. Großformatige, von dem Bild-<br />
hauer Jürgen Goertz gestaltete Kopfskulpturen<br />
der Namenspatrone geben<br />
den einzelnen Stationen ein unverwechselbares<br />
Gesicht. Informationstafeln vermitteln<br />
Wissenswertes über die historischen<br />
Persönlichkeiten und geben<br />
Einblicke in ihre Zeit. Thematisch oder<br />
stilistisch zur jeweiligen Epoche passende<br />
Werke von Geraer Künstlern schmücken<br />
die Patientenzimmer und Flure.<br />
Überdimensionale Schriftzüge mit den<br />
berühmten Namen bilden zudem in den<br />
Verbindungsgängen eine wirkungsvolle<br />
Orientierungshilfe.<br />
ein harmonisches Gesamtbild<br />
Die Innengestaltung rundet die ansprechende<br />
Architektur des Bettenhauses<br />
ab. Das geschwungene Gebäude fügt<br />
sich harmonisch in den waldigen Hang<br />
ein. Freundliche Farben und natürliche<br />
Materialien schaffen ein gesundheitsförderndes<br />
Ambiente. Gleichzeitig ist das<br />
neue Bettenhaus ein leistungsfähiges<br />
medizinisches Zentrum für die Region<br />
Ostthüringen. In komfortablen Zweibettzimmern<br />
können insgesamt 340 Patienten<br />
stationär aufgenommen werden.<br />
Acht medizinische Abteilungen sind in<br />
dem Gebäude untergebracht, das durch<br />
ein flexibles Raumkonzept besticht:<br />
Wände lassen sich bei Bedarf versetzen,<br />
um das Gebäude an neue Anforderungen<br />
anzupassen. Kurze Wege schaffen<br />
für die Mitarbeiter ein angenehmes Arbeitsumfeld<br />
und für die Patienten Voraussetzungen<br />
für eine optimale Pflege.<br />
Das „Bettenhaus am Wald“ markiert<br />
den ersten Bauabschnitt des neuen Klinikkomplexes<br />
in Gera. Pünktlich nach<br />
drei Jahren Bauzeit sind damit 45 Prozent<br />
des Gesamtprojekts fertiggestellt.<br />
Bis 2012 entstehen im zweiten Bauabschnitt<br />
das neue Hauptgebäude des <strong>SRH</strong><br />
Wald-Klinikums und das „Bettenhaus im<br />
Park“. Das neue Wald-Klinikum gehört<br />
dann zu den modernsten Krankenhäusern<br />
Deutschlands, in das die <strong>SRH</strong> und<br />
der Freistaat Thüringen 160 Millionen<br />
Euro investieren.<br />
sabine höfLer
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Redaktionsschluss dieser ausgabe: 29. Januar 2010. Die nächste ausgabe „PeRsPektiVen Gesundheit“ erscheint im september 2010.<br />
Redaktionsschluss „PeRsPektiVen bildung“ dieser ausgabe: erscheint 29. im Juni Januar 2010. 2010. Die nächste ausgabe „PeRsPektiVen Gesundheit“ erscheint im september 2010.<br />
„PeRsPektiVen bildung“ erscheint im Juni 2010.<br />
srh Magazin 23