Schnaudertalnachrichten - Stadt Zeitz

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23.06.2013 Aufrufe

Schnaudertalnachrichten 03/2013 - Seite 2 Aus unserer Heimat Die 14. Touristisch-Historische Elster-Schnauderauen-Konferenz am 26. Januar 2013 in Groitzsch Die Konferenz befasste sich, wie sollte es in diesem Jahr anders sein, mit Personen und Ereignissen rund um die Völkerschlacht bei Leipzig vor 200 Jahren. Thema des Tages An dieses historische Geschehen, noch nie zuvor standen sich in einem Gefecht über eine halbe Million! Soldaten gegenüber, erinnern in unserer Region viele Gedenksteine. Diese und die Hintergründe ihrer Aufstellung brachte uns der Groitzscher Ortschronist Roland Meyer in Wort und Bild nahe. Von Groitzsch, Pegau, Großgörschen, Rippach bis Lützen fi ndet der aufmerksame Besucher diese Erinnerungssteine. Beobachtungen und Bemerkungen zu Theodor Körner trug Helmut Oertel vom Heimatverein Bornaer Land e. V. vor. Karl Theodor Körner, 1791 in Dresden geboren, wuchs in einer Familie mit regem gesellschaftlichem Leben auf. Hier zeigte sich bald sein musikalisches und dichterisches Talent. 1813 trat er dem Lützowschen Freikorps bei. Es war der berühmteste deutsche Freiwilligenverband der Befreiungskriege, den Körner durch seine Lieder („Lützows wilde verwegene Jagd“ u.a.) noch bekannter machte. Im Juni 1813 wurde Theodor Körner bei Kitzen, nördlich von Groitzsch, schwer verwundet. Im August 1813 fi el er in der Nähe von Gadebusch bei Schwerin in einem Gefecht durch eine Gewehrkugel. Ihm zu Ehren wurden an vielen Orten, die er in seinem kurzen Leben besuchte, Denkmale aufgestellt. Eine Episode mit glücklichem Ausgang schilderte uns Waldemar Thiele aus Großpriesligk. Die Kosaken waren im Dorf unterwegs nach Essbarem. Beim Bauern Günther wollten sie Hühner requirieren, der aber beteuerte, keine zu besitzen. Er hatte sie im Garten versteckt. Normalerweise waren sie von der Straße aus nicht zu sehen, er hatte aber nicht berechnet, dass die Kosaken, auf ihren Pferden sitzend, einen größeren Überblick hatten. Da sollte es ihm und den Hühnern an den Kragen gehen! Ein glücklicher Umstand verhinderte Schlimmeres, die Kosaken bekamen in diesem Moment den Befehl zum Abzug und der Bauer war vorerst gerettet! Andreas Hauschild vom Heimatverein Lucka e. V. zitierte aus dem „Tagebuch zweier Luckaer aus den Tagen der Völkerschlacht bei Leipzig“. Das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg war 1806 dem Rheinbund beigetreten und damit verpfl ichtet, Napoleons Truppen zu unterstützen. Zwei Luckaer Bürger dieser Zeit hielten ihre Erlebnisse mit Einquartierung und Requisition in einem Tagebuch fest. Welche Mengen an Hafer, Heu, Brot, Fleisch, Branntwein und Bier als Nahrungsmittel für Soldaten und Pferde gebraucht wurden, ist unvorstellbar. Die Luckaer wollten in der Zeit aber auch noch essen! Nach dem Mittagessen, wir wurden von den „Groitzscher Marktfrauen“ liebevoll beköstigt, machte Volker Thurm vom Heimatverein „Barbarossa“ Kayna u.U. e. V. die Anwesenden mit dem „Reitergefecht an der Kliebe“ bekannt. Seine Recherchen über das Gefecht, das am 28. September 1813 an der „Kliebe“ zwischen Spora und Zettweil stattfand, hat er 2004 in einer Broschüre veröffentlicht. Aus dieser zitierte er mit so viel Herzblut und Liebe zum Detail, man hätte denken können, er war bei dem Gefecht dabei. Gastgeber und Kaynaer Delegation

Es wurde die Zusammenstellung des Thielmannschen Streifkorps mit Angabe der Namen der einzelnen Regimentsteile geschildert, genau wie die Angst der Bevölkerung über den nahenden Durchzug der feindlichen Truppen. Bei dem Gefecht schlugen die Alliierten, also Österreicher, Preußen und Russen die Franzosen in die Flucht nach Zeitz. Hier verschanzten sich die Franzosen im Albrechtschen Palais, der Übermacht der Verbündeten hatten sie nichts entgegenzusetzen und in der Schlacht bei Leipzig kam das endgültige Aus für Napoleon. Volker Thurm und das Reitergefecht In dem Beitrag „Vom Freund zum Feind“ erzählte uns Manfred Geißler, Heimatverein Teuchern e. V. die Geschichte eines jungen Franzosen: als Soldat in Napoleons Diensten kam er auf dem Marsch nach Russland beim Böttgermeister Hildebrandt in Teuchern ins Quartier. Er war ein netter junger Mann, als er die Tochter seines Wirtes vor einem Gänserich rettete, war er der Liebling der Familie. Seine Truppe bekam den Befehl zum Abmarsch, man schied in Freundschaft. Im Januar 1813 stand der Franzose zerlumpt und krank vor dem Haus in Teuchern. Jetzt war er eigentlich ein Feind. Die Böttgerfamilie nahm ihn auf, pfl egte ihn nach Kräften, er stirbt trotz aller Mühe und wurde auf dem Friedhof in Teuchern begraben. Dr. Hans-Jürgen Ketzer, Heimatverein Bornaer Land e. V. schildert uns, wie sich die Menschen 50 Jahre nach der Völkerschlacht an diese Tage erinnern. Der 18. Oktober war der Tag des Sieges, am 19. Oktober war die Schlacht vorüber und es herrschte Erleichterung, dass die Waffen schwiegen. 1814 wurde des denkwürdigen Tages zum ersten Mal gedacht und es gründete sich ein „Verein zur Feier des 19. Oktober“. Es fand ein Festmahl in „ernster, doch gemütlicher Stimmung“ statt. So wurde es auch noch 50 Jahre danach gehalten. Zum 50. Jahrestag, 1863, wurde in Leipzig ein tragisches Schnaudertalnachrichten 03/2013 - Seite 3 Ereignis in Erinnerung gerufen, das viele französische Soldaten sterben ließ, ohne dass sie eine feindliche Kugel getroffen hätte. Napoleon gab den Befehl, beim Rückzug sämtliche Brücken über die zahlreichen Wasserläufe der Stadt Leipzig zu sprengen. Die Brücke über den Elstermühlgraben wurde versehentlich zu früh gesprengt, 20 000 französische Soldaten blieben am diesseitigen Ufer zurück. Beim Versuch, das reißende Wasser schwimmend zu überqueren, fanden viele den Tod. Daran erinnert noch heute in der Leipziger Friedrich-Ludwig-Jahn- Allee/Ecke Thomasiusstraße ein Gedenkstein. Erinnerung an die Sprengung der Brücke in Leipzig Die Vorbereitungen zu den Aktionen zur 200sten Wiederkehr der Völkerschlacht begannen in Groitzsch schon 2008. Dietmar Schäfer und Kai Rausch vom gastgebenden Heimatverein erzählten uns über ihre Veranstaltungen im Vorfeld. Zusammen mit Traditionsvereinen wurden Tatsachen der Geschichte ins rechte Licht gerückt. Das Treffen von König Wilhelm III. von Preußen mit Zar Alexander von Russland in Groitzsch im Mai 1813 wurde mit dem Pfl anzen eines Kirschbaumes gewürdigt. Unter Anderem enthüllte man in Pegau eine Gedenktafel und in Michelwitz einen Gedenkstein. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete in jedem Jahr ein Gottesdienst auf dem Gelände der Wiprechtsburg. Es war wieder ein sehr interessanter und kurzweiliger Samstag. Wir danken den Organisatoren der Konferenz und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg bei weiteren Projekten. Für den Heimatverein „Barbarossa“ Kayna und Umgebung e. V. Barbara Ehrlich Fotos: Barbara Ehrlich, Wikipedia Die nächsten Schnaudertalnachrichten erscheinen am 13. April 2013 2013. Redaktionsschluss für Ihre Beiträge ist am 3. April 2013

Es wurde die Zusammenstellung des Thielmannschen<br />

Streifkorps mit Angabe der Namen der einzelnen<br />

Regimentsteile geschildert, genau wie die Angst der<br />

Bevölkerung über den nahenden Durchzug der feindlichen<br />

Truppen. Bei dem Gefecht schlugen die Alliierten,<br />

also Österreicher, Preußen und Russen die Franzosen<br />

in die Flucht nach <strong>Zeitz</strong>. Hier verschanzten sich die<br />

Franzosen im Albrechtschen Palais, der Übermacht der<br />

Verbündeten hatten sie nichts entgegenzusetzen und in<br />

der Schlacht bei Leipzig kam das endgültige Aus für<br />

Napoleon.<br />

Volker Thurm und das Reitergefecht<br />

In dem Beitrag „Vom Freund zum Feind“ erzählte uns<br />

Manfred Geißler, Heimatverein Teuchern e. V. die Geschichte<br />

eines jungen Franzosen: als Soldat in Napoleons<br />

Diensten kam er auf dem Marsch nach Russland<br />

beim Böttgermeister Hildebrandt in Teuchern ins Quartier.<br />

Er war ein netter junger Mann, als er die Tochter<br />

seines Wirtes vor einem Gänserich rettete, war er der<br />

Liebling der Familie. Seine Truppe bekam den Befehl<br />

zum Abmarsch, man schied in Freundschaft. Im Januar<br />

1813 stand der Franzose zerlumpt und krank vor dem<br />

Haus in Teuchern. Jetzt war er eigentlich ein Feind. Die<br />

Böttgerfamilie nahm ihn auf, pfl egte ihn nach Kräften,<br />

er stirbt trotz aller Mühe und wurde auf dem Friedhof in<br />

Teuchern begraben.<br />

Dr. Hans-Jürgen Ketzer, Heimatverein Bornaer Land e. V.<br />

schildert uns, wie sich die Menschen 50 Jahre nach der<br />

Völkerschlacht an diese Tage erinnern.<br />

Der 18. Oktober war der Tag des Sieges, am 19. Oktober<br />

war die Schlacht vorüber und es herrschte Erleichterung,<br />

dass die Waffen schwiegen. 1814 wurde des denkwürdigen<br />

Tages zum ersten Mal gedacht und es gründete<br />

sich ein „Verein zur Feier des 19. Oktober“. Es fand ein<br />

Festmahl in „ernster, doch gemütlicher Stimmung“ statt.<br />

So wurde es auch noch 50 Jahre danach gehalten. Zum<br />

50. Jahrestag, 1863, wurde in Leipzig ein tragisches<br />

<strong>Schnaudertalnachrichten</strong> 03/2013 - Seite 3<br />

Ereignis in Erinnerung gerufen, das viele französische<br />

Soldaten sterben ließ, ohne dass sie eine feindliche Kugel<br />

getroffen hätte. Napoleon gab den Befehl, beim Rückzug<br />

sämtliche Brücken über die zahlreichen Wasserläufe der<br />

<strong>Stadt</strong> Leipzig zu sprengen. Die Brücke über den Elstermühlgraben<br />

wurde versehentlich zu früh gesprengt, 20<br />

000 französische Soldaten blieben am diesseitigen Ufer<br />

zurück. Beim Versuch, das reißende Wasser schwimmend<br />

zu überqueren, fanden viele den Tod. Daran erinnert<br />

noch heute in der Leipziger Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />

Allee/Ecke Thomasiusstraße ein Gedenkstein.<br />

Erinnerung an die Sprengung der Brücke in Leipzig<br />

Die Vorbereitungen zu den Aktionen zur 200sten Wiederkehr<br />

der Völkerschlacht begannen in Groitzsch schon<br />

2008. Dietmar Schäfer und Kai Rausch vom gastgebenden<br />

Heimatverein erzählten uns über ihre Veranstaltungen<br />

im Vorfeld. Zusammen mit Traditionsvereinen<br />

wurden Tatsachen der Geschichte ins rechte Licht gerückt.<br />

Das Treffen von König Wilhelm III. von Preußen<br />

mit Zar Alexander von Russland in Groitzsch im Mai<br />

1813 wurde mit dem Pfl anzen eines Kirschbaumes gewürdigt.<br />

Unter Anderem enthüllte man in Pegau eine<br />

Gedenktafel und in Michelwitz einen Gedenkstein. Den<br />

Abschluss der Feierlichkeiten bildete in jedem Jahr ein<br />

Gottesdienst auf dem Gelände der Wiprechtsburg.<br />

Es war wieder ein sehr interessanter und kurzweiliger<br />

Samstag. Wir danken den Organisatoren der Konferenz<br />

und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg bei weiteren<br />

Projekten.<br />

Für den Heimatverein<br />

„Barbarossa“ Kayna und Umgebung e. V.<br />

Barbara Ehrlich<br />

Fotos: Barbara Ehrlich, Wikipedia<br />

Die nächsten <strong>Schnaudertalnachrichten</strong><br />

erscheinen am<br />

13. April 2013 2013.<br />

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