POL Medizinische Mikrobiologie
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Allgemeine Infektionslehre<br />
1. Pathogenität: Fähigkeit einer Spezies von Mikroorganismen, in einem Makroorganismus Krankheit zu erzeugen<br />
2. Virulenz: beschreibt den Ausprägungsgrad der krankheitserzeugenden Eigenschaften eines gegebenen Stammes<br />
einer pathogenen Spezies<br />
3. Infektion (lat. inficere = etwas hineintun, vergiften): Eindringen, Ansiedlung, Wachstum und Vermehrung von<br />
Mikroorganismen in einem Makroorganismus<br />
4. Infektiosität: Fähigkeit pathogener Mikroorganismen, eine Infektion zu erzeugen<br />
5. Unterteilungen des Infektionsbegriffes:<br />
a) Monoinfektionen: werden durch eine einzige Erregerart ausgelöst<br />
b) Mischinfektionen: verschiedene Erregerarten im Infektionsbezirk<br />
c) Mehrfachinfektionen: verschiedene Erreger aus unterschiedlichen<br />
Infektionsbereichen eines Patienten isolierbar<br />
d) Superinfektion: floride Infektion schafft die Voraussetzung für eine<br />
zweite Infektion mit der gleichen oder einer anderen Keimart<br />
e) spezifische Infektion: obligat pathogene („spezifische“) Erreger mit<br />
typischem Krankheitsbild<br />
f) unspezifische Infektion: klinische und Erregerspezifität fehlen<br />
g) primäre Infektion: Infektion, bei der kein infektionsbegünstigender<br />
Faktor nachgewiesen werden kann<br />
h) sekundäre Infektion: entstehen erst auf dem Boden prädisponierenden<br />
Faktors („Zweitkrankheit“)<br />
i) nosokomiale Infektion: entsteht im kausalen Zusammenhang mit einem<br />
Krankenhausaufenthalt<br />
j) Re-Infektion: erneutes Auftreten einer bestimmten Krankheit,<br />
hervorgerufen durch eine andere Erregerart als die Erste<br />
k) Relaps: erneutes Auftreten einer bestimmten Krankheit, hervorgerufen<br />
durch den gleichen Erregerstamm<br />
l) Rezidive: latente Infektionen (Erreger persistieren) treten wieder auf<br />
m) exogene Infektion: wird durch Erreger ausgelöst, die von der<br />
Außenwelt an den Organismus herangetragen werden<br />
n) endogene Infektion: Infektion durch physiologische und pathologische<br />
Kolonisationsflora<br />
6. Kontamination: Verunreinigung von Gegenständen, Untersuchungsproben und Körperteilen mit Erregern aus der<br />
belebten und unbelebten Umwelt; es kann sich eine Infektion entwickeln, wenn der Erreger in den Körper<br />
gelangen kann<br />
7. Kolonisation: Dauerbesiedlung der Haut und Schleimhaut mit Mikroorganismen<br />
a) physiologisch: Normal- oder Standortflora<br />
b) pathologisch: fakultativ pathogene Keimspezies, die dort ortsfremd<br />
sind<br />
8. Übertragungswege von Infektionserregern:<br />
Infektion Beispiele<br />
Tröpfcheninfektion<br />
(z.B. Niesen, Husten, auch in die Hand)<br />
Aerosole (kontaminierte Wässer in Klimaanlagen, auch in<br />
der PT- Praxis)<br />
Lebensmittelinfektionen (Erreger muss<br />
mit dem Lebensmittel aufgenommen<br />
werden)<br />
Schmutz- und Schmierinfektionen<br />
(Tische, Stühle, Liegen, alle Flächen)<br />
1<br />
respiratorische Viren (i.e.S. Influenzaviren; i.w.S. MMR)<br />
Legionella<br />
Salmonella spec., Yersinia spec., Staphylococcus aureus<br />
unspezifische Eitererreger (Erreger sek.<br />
Wundinfektionen) , Mycobacterium tuberculosis<br />
Sexuell übertragbare Krankheiten STD klassische Geschlechtskrankheiten: Gonokokken,<br />
Treponema pallidum, Hämophilus ducreyi<br />
sonstige sexuell übertragbare Infektionen: Chlamydien,<br />
Candida, Herpes simplex Typ II, Hepatitis B, HIV<br />
Verletzungen Clostridium tetani und perfringens, Streptokokken<br />
(Erysipel), unspezifische Eitererreger<br />
Tierkontakt Malaria, Toxoplasma gondii, Borrelia burgdorferi,<br />
Tollwutvirus, Yersinia pestis<br />
Tierische Produkte Bacillus anthracis (Leder, Haare), Listerien (Käse),<br />
Salmonellen (Eier)..<br />
Intrauterine Infektion a) aszendierend: Vagina – Zervix – Plazenta – Eihäute –<br />
Fruchtwasser – Fetus
HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
b) diaplazentar: kongenitale Syphilis<br />
Diaplazentare Infektion Treponema pallidum, Toxoplasma gondii, Rötelnvirus...<br />
Infizierter Geburtskanal (natal, intra partum) Gonokokken, Chlamydia trachomatitis, Herpes simplex Typ<br />
II<br />
Postnatal über Muttermilch; Pfegekontakt<br />
Iatrogen (durch den Arzt) Blut- oder Organspende (Hepatitis B, HIV), Spritzen<br />
(i.m.), Katheder<br />
nosokomiale Infektionen<br />
(medizinische Einrichtungen)<br />
9. Eintrittsmechanismen von Infektionserregern:<br />
- Der Großteil der Erreger verfügt über charakteristische Mechanismen,<br />
die ihnen den Eintritt in den Makroorganismus ermöglichen.<br />
wichtiger Angriffs- und Ansatzpunkt für die Seuchenbekämpfung<br />
a) Haftung an Haut- und Schleimhautoberflächen: spezifische<br />
Haftmechanismen, z.B. Adhäsine (strukturspezifische Reaktion mit<br />
Rezeptor der Epithelzellmembran) oder Fimbrien, besonders wichtig im<br />
Darm (Erreger kann der Peristaltik trotzen)<br />
b) Rezeptoren auf Zielzellen<br />
c) Organotropismus und Wirtsspezifität:<br />
- Organotropismus: bestimmte Krankheitserreger siedeln sich in<br />
bestimmten Organen an (Bordetella pertussis<br />
siedelt Flimmerepithel des Respirationstraktes)<br />
- Wirtsspektrum: Wirtsspezifität von Adhäsin- Rezeptor- Interaktion<br />
abhängig<br />
d) Parenterale Infektionen:<br />
- Arthropoden als Vektor: Zecken – FSME; Borreliose<br />
- Tiere (Mammalia): Bisse o.ä. – Tollwut<br />
- andere, die Körperoberfläche durchbrechende Vorgänge (Fixer)<br />
2<br />
Kreuzinfektionen Patient – Pflegepersonal und umgekehrt<br />
(oft unspezifische Eitererreger), Personalhände,<br />
Instrumente; Selbstinfektion<br />
10. Ausbreitung der Erreger im Körper:<br />
a) Lokalinfektion: Erreger verbleibt an der Eintrittsstelle, vermehrt sich dort und ruft lokal<br />
Krankheitserscheinungen hervor (Gonokokken, E. coli); bei toxinbildenden Bakterien können toxische<br />
Fernwirkungen von ihnen ausgehen<br />
b) zyklische Allgemeininfektion = Infektionskrankheit i.e.S.: Erreger gelangen von ihrer<br />
Eintrittspforte aus in den lokalen Lymphknoten Vermehrung (Inkubationsstadium) eindringen über die<br />
efferenten Lymphbahnen ins Blut/Körper (Generalisation) gelangen in die typischen Zielorgane<br />
(Organmanifestation) hinterlassen dauerhafte Immunität<br />
c) Sepsis = Septikämie: alle „Infektionszustände, bei denen von einem Herd aus Bakterien oder Pilze<br />
konstant oder kurzfristig- periodisch in den Blutkreislauf gelangen und metastatische Absiedlungen erzeugen<br />
können, wobei die klinischen Folgen das Krankheitsbild beherrschen, Sepsis ist stets ein Zweit- oder<br />
Folgegeschehen (meist nach Lokalinfektionen), Sepsis stellt einen pathogenetischen Begriff dar, Sepsis aus der<br />
Trias: Herd, Generalisation und Absiedlung zusammengesetzt, dargestellt durch: Fieber, Schüttelfröste,<br />
Absiedlung in die visceralen Organe, schlimmstenfalls septischer Schock;<br />
Bakteriämie: hier bestehen keine klinischen Krankheitssymptome<br />
Merke: Viren rufen nie eine Sepsis hervor!<br />
11. Ausscheider: Wird nach durchgemachter Infektion der betreffende Erreger weiterhin von einem Herd aus<br />
über einen längeren Zeitraum ausgeschieden, spricht man von einem Ausscheider. (z.B. Typhus), geregelt im<br />
ISFG § 2<br />
12. Träger: i.e.S. Person, die Krankheitserreger beherbergt (pathologische Kolonisation) ohne jedoch Zeichen einer<br />
Infektion aufzuweisen<br />
13. Kontagiosität = Ansteckungsfähigkeit: Zustand des infizierten Makroorganismus, bei dem Erreger aktiv oder<br />
passiv nach außen verbreitet werden<br />
14. Virulenzfaktoren von Bakterien:<br />
a) nicht toxische Virulenzfaktoren = besondere Strukturelemente der Bakterienzelle<br />
b) toxische bzw. extrazelluläre Virulenzfaktoren = Stoffwechselendprodukte
1 Allgemeine Bakteriologie<br />
HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
- einzellige Mikroben, Procaryota, d.h. gekennzeichnet durch das Fehlen von<br />
Caryolemm, Nucleolus, EPR, Golgi- Apparat, Lysosomen, Mitochondrien und<br />
Mikrotubuli<br />
- besitzen häufig komplexe Zellhülle<br />
- morphologische Grundformen:<br />
• Kokken ( Diplokokken – Doppelbeeren; Tetraden – Vierlinge; Staphylokokken – Traubenbeeren; Streptokokken –<br />
Kettenbeeren )<br />
• Stäbchen ( Bacillen – sporenbildende, aerob wachsende Bakterien; Clostridien – obligat anaerob wachsende<br />
Stäbchen )<br />
• Schraubenförmige ( Spirillen – starre, sehr schlanke Gebilde mit mehreren weiten Windungen; Borrelien -<br />
flexible, äußerst schlanke Gebilde mit mehreren Windungen; Treponemen – extreme Schlankheit und zahlreiche<br />
enge Windungen; Leptospiren – aktiv- flexible, kleiderbügelförmige, extrem schlanke Fäden, die äußerst feine<br />
Primärwindungen und grobe Sekundärwindungen zeigen )<br />
- Zellhüllenaufbau – unterschiedliches Färbeverhalten bei der Färbung nach<br />
Gram; 2 Gruppen: grampositiv (Verankern basische Anilinfarben nach Beizen<br />
mit Iod so fest, dass die Farbe mit Alkohol<br />
nicht mehr herausgelöst werden kann.)<br />
gramnegativ (Farbe mit Alkohol herauslösbar)<br />
3
2 Spezielle Bakteriologie<br />
HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
2.1 Staphylokokken - grampositiv (vermehren sich sowohl unter aeroben als auch unter anaeroben Bedingungen)<br />
Staphylococcus aureus: einer der häufigsten Erreger von Eiterungen und Sepsis, manche Stämme bilden Toxine,<br />
Virulenzfaktoren: Enzyme und Toxine<br />
Problematisch sind antibiotikaresistente Stämme wie MRSA = Methicillin resistenter Staphylococcus aureus<br />
und VRSA = Vancomycin resistenter Staphylococcus aureus in den medizinischen Einrichtungen.<br />
Staphylococcus aureus ist sehr widerstandsfähig und tolerant bezüglich der Umweltfaktoren.<br />
4
HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Klinik:<br />
I. Abszess (Furunkel & Karbunkel)<br />
II. Impetigo contagiosa (Borkenflechte)<br />
III. Postoperative und posttraumatische Wundinfektionen<br />
- Sepsis<br />
- Endocarditis<br />
- eitrige Organinfektionen (Mastitis, Pleuraempyem, Pericarditis, Osteomyelitis,<br />
Abszesse in Lunge, Nieren und Gehirn)<br />
IV. Toxinbedingte Erkrankungen<br />
- Scalded- skin- Syndrom (Schälblässe)<br />
- Toxic- shock- Syndrom (TSS)<br />
- staphylogene Nahrungsmittelvergiftung<br />
2.2 Streptokokken -grampositiv<br />
Streptokokken rufen eitrige Infektionen bei Mensch und Tier hervor.<br />
ß- hämolysierende Streptokokken: Hämolyse vollständig, d.h. keine intakten Ery´s mehr (Ursache: Toxine →<br />
Streptolysine; Enzyme)<br />
Streptococcus pyogenes: ß- hämolysierende Streptokokken der Serogruppe A; erzeugen typischerweise:<br />
- eitrige Infektionen (Angina, Pharyngitis, Meningitis)<br />
- toxinbedingte Erkrankungen (Scharlach)<br />
- nichteitrige, immunpathologische bedingte Erkrankungen (akutes rheumatisches Fieber, akute<br />
Glomerulonephritis)<br />
Streptococcus pneumoniae = Pneumokokken: α- hämolysierende Streptokokken, erzeugen Pneumonie, Meningitis<br />
und eitrige Infektionen im HNO- und Augenbereich<br />
Viridans- Streptokokken: „vergrünende“ Streptokokken, Können als Opportunisten Sepsis, dentogene Abszesse,<br />
Karies hervorrufen. 40 % aller Endokarditiden werden durch Viridans- Streptokokken hervorgerufen.<br />
2.3 Neisserien - gramnegative Diplokokken<br />
Neisseria gonorrhoeae: Gonorrhoe – „Tripper“<br />
Neisseria meningitidis: Sepsis (WATERHOUSE- FRIDRICHSEN- Syndrom), Meningitis epidemica<br />
2.4 Enterobakterien – fakultativ pathogene - gramnegativ<br />
Standortflora des Darmes, vermehren sich unter anaeroben und auch unter aeroben Bedingungen; werden nur bei<br />
Verschleppung in oder an andere Körperregionen als Opportunisten pathogen!<br />
Escherichia coli – physiologische Standortflora, als Opportunist ruft E. coli Lokalinfektionen, wie Eiterungen,<br />
Harnwegsinfektionen (bis zu 80 % der Harnwegsinfektionen), Sepsis (30 %), Meningitis und nosokomiale<br />
Pneumonie hervor (Abgabe von Endotoxinen)<br />
Klebsiellen, Enterobacter, Serratia (KES- Gruppe) – rufen lokale Infektionen hervor, wie z.B. Pneumonie<br />
2.5 Enterobakterien – obligat pathogene<br />
Escherichia coli – Enteropathogene EPEC, Enteroinvasive EIEC, Enterotoxigene ETEC, Enterohämorrhagische<br />
EHEC (Adhärenzfaktoren und Enterotoxine)<br />
Salmonellen:<br />
* Salmonellen der Enteritisgruppe<br />
* Salmonellen der Typhusgruppe<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Shigellen: – Auslöser der Dysenterie oder bakteriellen Ruhr (Neurotoxin → Meningitis und Paralyse;<br />
Enterotoxin → Hypersekretion von Flüssigkeit durch Darmepithelzellen; Hämolysin → Membranauflösung,<br />
vermittelt den Übertritt ins Cytoplasma)<br />
Yersinien: – Y. pestis – Pest; Y. enterocolitica – Enteritis o. Enterocolitis; Y. pseudotuberculosis – Enteritis<br />
2.6 Vibrionen - gramnegativ<br />
Vibrio cholerae – Cholera (Lokalinfektion des Dünndarms mit „reiswasserartigen“ Durchfällen bis zur Exsikkose,<br />
Flüssigkeitsverluste bis zu 25 Liter pro Tag)<br />
2.7 Campylobacter und Helicobacter - gramnegativ<br />
Campylobacter jejuni/coli – invasive Diarrhöen, akute Gastroenteritis<br />
Helicobacter jejuni – Mitverursacher von Gastritiden und Magen- bzw. Duodenalulcera<br />
2.8 Pseudomonas<br />
P. aeruginosa – nosokomiale Infektionen - Pneumonien, Harnwegsinfektionen, Sepsis (Letalität ist sehr hoch)<br />
typischer Nass- oder Pfützenkeim, Vorkommen z.B.: in Blumenvasen, Waschbecken, Schläuchen von<br />
Beatmungs- und Infusionsgeräten, Endoskope, Seifen, Waschlappen, Desinfektionsmittel, Luftbefeuchter,<br />
Salben, Kosmetika…<br />
2.9 Hämophile Bakterien<br />
H. influenzae – Infektionen – eitrige Infektionen der Schleimhäute im HNO- Bereich, Konjunktivitis, Meningitis<br />
und Sepsis, wichtig HIB mit Epiglottitis in der Pädiatrie; Bei Sepsis können durch hämatogene Streuung<br />
Arthritis, Osteomyelitis und Perikarditis entstehen.<br />
H. ducreyi – Ulcus molle (weicher Schanker) (Invasion durch Mikroläsion im Genitalbereich mit anschließender<br />
eitriger Ulkusbildung)<br />
2.10 Bordetellen<br />
B. pertussis – Keuchhusten (Pertussistoxin → Hustenerzeugung, Lymphozytose, Sensibilisierung für Histamin,<br />
Verstärkung der Insulinsekretion – Hypoglycämie; Adenylat- Cyclase- Toxin = AC → Hemmung der Phagocytose<br />
und anderer immunologischen Reaktionen; tracheales Cytotoxin = TCT → Ziliostase am respiratorischen<br />
Epithel), Tröpfcheninfektion<br />
2.11 Legionellen - gramnegativ<br />
L. pneumophila – Legionärskrankheit, Pontiac- Fieber (fakultativ intrazellulär) L. kommen typischerweise im<br />
Wasser vor, Infektionsquellen für den Menschen: Warmwasserleitungen, Brauseköpfe von Duschen, Klimageräte<br />
und Luftbefeuchter, Übertragung durch Aerosole<br />
2.12 Korynebakterien - grampositiv<br />
Corynebacterium diphtheriae – Diphtherie (Diphtherie- Toxin → Hemmung der Proteinbiosynthese), Spätfolgen:<br />
Myokarditis, Schädigungen des peripheren Nervensystems<br />
2.13 Listerien - grampositiv<br />
Listeria monocytogenes – Sepsis, Meningitis (Listeriolysin → intrazellulärer Parasitismus, entziehen sich der<br />
Wirtsabwehr)<br />
2.14 Bacillus – grampositiv und sporenbildend<br />
Bacillus anthracis – je nach Eintrittspforte Hautmilzbrand, Lungenmilzbrand, Darmmilzbrand; Achtung!<br />
Sporen sind sehr thermoresistent und können feuchte Hitze über Stunden ertragen.<br />
2.15 Clostridien – obligat anaerobe sporenbildende Stäbchen, grampositiv<br />
C. tetani – Tetanus – Wundstarrkrampf (lokale Infektion, Tetanospasmin mit Zielorgan Rückenmark; hemmende<br />
Zwischenneurone = RENSHAW- Zellen)<br />
C. perfringens – Gasbrand = schwerste Form der Wundinfektion (viele verschiedene Toxine und Enzyme,<br />
Penetration und Nekrose von Muskelgewebe)<br />
C. botulinum – Botulismus (8 verschiedene Neurotoxine, außerordentlich toxisch, letal 1ng/kg, Blockade der<br />
Acetylcholinfreisetzung im Bereich der Synapsen/motorische Endplatten → Atemlähmung)<br />
2.16 Mycobakterien - sporenbildend, hohe Festigkeit gegen Säuren und Basen<br />
Mycobacterium tuberculosis – Tuberkulose = „Schwindsucht“ (intrazellulärer Parasitismus in den<br />
Alveolarmakrophagen)<br />
Resistenz gegen äußere Einflüsse:<br />
+ UV- Licht: < 300 nm Wellenlänge nutzbar zur UV- Desinfektion von Laborflächen<br />
+ Säure: können durch Magensäure nicht abgetötet werden<br />
+ Desinfektionsmittel: müssen ausdrücklich gegen Tuberkulose- Erreger wirksam<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
ausgewiesen sein<br />
+ Austrocknung: M. tuberculosis hochresistent gegen Austrocknung (früher:<br />
„Spukkultur“<br />
+ Temperatur: gegen Kälte unempfindlich (jahrelang bei - 70°C) , bei Wärme<br />
> 65°C für eine längere Zeit (> 30 min) sterben sie ab<br />
Mycobacterium leprae – Lepra<br />
2.17 Treponemen<br />
Treponema pallidum – Syphilis, sexuell übertragbare Erkrankung die durch drei Stadien gekennzeichnet ist<br />
(Primärstadium, Latenzphase Sekundärstadium, Latenzstadium Tertiärstadium mit Organmanifestation)<br />
2.18 Borrelien – gramnegativ<br />
Borrelia recurrentis – Rückfallfieber (Endotoxin → hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, allgemeiner<br />
Kräfteverfall; meist Myocarditis als Todesursache)<br />
Borrelia burgdorferi – Lyme- Borreliose; Erreger wird durch Zeckenbiss übertragen, Stadien:<br />
+ Stadium I: Erythema chronicum migrans (grippeähnliche Symptomatik)<br />
+ Stadium II: Arthralgie, Myoperikarditis mit Rhythmusstörungen<br />
+ Stadium III: progressive Encephalomyelitis, Polyarthritis<br />
2.19 Mykoplasmen und Ureaplasmen<br />
- gehören zu den kleinsten Bakterien und damit zu den kleinsten Lebewesen<br />
überhaupt<br />
Mycoplasma pneumoniae – atypische Pneumonie sowie andere Infektionen des Respirationstraktes<br />
Ureaplasma urealyticum – Beteiligung bei verschiedenen Krankheiten des Urogenitaltraktes, z.B. Urethritis,<br />
Zervicitis, Endometritits<br />
2.20 Chlamydien<br />
- obligat intrazelluläre Bakterien<br />
- verschiedene Serotypen, die als Zielorgane die Augen, die Lungen und das Urogenitalsystem<br />
befallen<br />
3 Klinische Syndrome<br />
Sepsis (syn. Septikämie): Sammelbegriff für alle Infektionszustände, bei denen, ausgehend von einem Herd,<br />
konstant oder kurzfristig periodisch Bakterien oder Pilze in den Blutkreislauf gelangen, metastatische<br />
Absiedlungen setzen, und bei denen die klinischen Folgen dieses Geschehens das Krankheitsbild beherrschen.<br />
Merke: Septische Trias: Herd - Generalisation - Absiedlung<br />
Bakterielle Endokarditis: Stellt eine Sepsis- Sonderform dar, die unbehandelt immer tödlich verläuft.<br />
Sepsisherd meist Bereich der Herzklappen.<br />
Mikrobiell bedingte Entzündungen des Nervensystems: Die verschiedenen Bestandteile des<br />
Zentralnervensystems können durch mikrobielle Infektionen befallen werden.<br />
a) akute eitrige Meningitis = Entzündung der weichen Hirnhäute mit Eiteransammlung im<br />
Subarachnoidalraum<br />
b) chronisch verlaufende Meningitiden:<br />
- Meningitis tuberculosa<br />
- Leptospiren- Meningitis<br />
- Listerien- Meningitis<br />
- Toxoplasmen- Meningitis<br />
- Amöben- Meningitis<br />
c) subdurales Empyem = Vereiterung des Subduralraumes (auf venösem oder von einer<br />
Osteomyelitis des Schädelknochens aus; Sinusitis);<br />
neurologischer Notfall!<br />
d) epiduraler Abszess<br />
e) Hirnabszess = eitriger Prozess im Hirnparenchym<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Pneumonien: Entzündung der Lunge, die durch verschiedene Noxen ausgelöst wird.<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Harnwegsinfektionen: Zu den Harnwegsinfektionen gehören entzündliche Erkrankungen der Nieren und der<br />
ableitenden Harnwege. Unterschieden wird zwischen Infektionen der ableitenden Harnwege (Urethritis,<br />
Zystitis, Prostatitis) und der Niere (Pyelonephritis, syn. interstitielle eitrige Nephritis).<br />
Gynäkologische Infektionen: bakteriell bedingte Entzündungen von Vagina und Cervix uteri; akute Salpingitis<br />
(pelvic inflammatory disease, PID, akute Adnexitis); der infizierte Abort, Abszessbildung im kleinen Becken;<br />
puerperale Endometritis; Entzündung der Bartholin`schen Drüsen; Mastitis puerperalis<br />
Infektionsbedingte Gastroenteritis und Enterocolitis: Erkrankungen der Schleimhäute des Magen- und<br />
Darmtraktes, die durch Mikroorganismen verursacht werden. Sie führen klinisch zu Übelkeit, Erbrechen,<br />
Durchfall, Leibschmerzen und Fieber; im Vordergrund der Symptomatik steht der Wasser- und<br />
Elektrolytverlust.<br />
Cholecystitis und Cholangitis: mikrobielle Entzündungen von Gallenblase und Gallengängen<br />
Peritonitis: diffus oder lokalisiert ablaufende Entzündungen innerhalb der Peritonealhöhle<br />
Haut- und Weichteilinfektionen:<br />
- Impetigo: oberflächliche Hautinfektion<br />
- Furunkel und Karbunkel: an Haarfollikel gebunden, konzentrische Ausbreitung in<br />
die Tiefe<br />
- Erysipel: intracutane Phlegmone (Entzündung des interstitiellen Bindegewebes)<br />
- Zellulitis: reicht tiefer in das Unterhautgewebe als das Erysipel<br />
- Erythrasma: oberflächliche Hautentzündung, besonders des Inguinalbereiches<br />
- tiefe Phlegmone und Abszesse: z.B. Gasphlegmone<br />
Osteomyelitis und Arthritis: Osteomyelitis stellt eine Entzündung des Knochenmarks dar, die durch Störung<br />
der Gefäßversorgung zu Knochennekrosen führen kann. Unter (bakterieller) Arthritis wird eine entzündliche<br />
Reaktion der Synovia verstanden, die in der Regel mit Eiteransammlung im Gelenkspalt einhergeht und auf die<br />
Umgebung übergreifen kann.<br />
Nosokomiale Infektionen: Infektionen, die durch Aufenthalt in der stationären medizinischen Einrichtung<br />
auftreten. Häufigste Manifestation einer nosokomialen Erkrankung sind Harnwegsinfektionen (40%), dann<br />
folgen postoperative Wundinfektionen, Pneumonien, Haut- und Weichteilinfektionen und andere lokale<br />
Entzündungsprozesse.<br />
4 Allgemeine Virologie<br />
4.1 Definition des Virusbegriffes<br />
Als Virus bezeichnet man einen außerhalb der Zelle nicht vermehrungsfähigen Komplex von Nucleinsäuren und Proteinen<br />
sowie gegebenenfalls Lipiden mit charakteristischer Partikelstruktur. Viren haben das Vermögen in Zellen einzudringen<br />
und deren Stoffwechelapparat zur eigenen Replikation zu verwenden.<br />
Merkmale von Viren:<br />
filtrierbare Partikel zwischen 25- 300 nm<br />
enthalten Nukleinsäure, Proteine und Lipide, aber kein einziges der komplexen Strukturelemente<br />
enthalten entweder DNA oder RNA (aber nie beide Nukleinsäuretypen)<br />
sind obligate Zellparasiten<br />
Vermehrung erfolgt ausschließlich durch anabole Leistungen der Wirtszelle<br />
Bestandteile des Virions (komplett aufgebautes und reifes Viruspartikel):<br />
Nukleinsäure → DNA oder RNA<br />
Capsid → Schutzmantel der Nukleinsäure, Protein, das antigen wirkt<br />
Hülle → nur bei einigen Virusarten vorhanden, umgibt das Capsid<br />
4.2 Einteilung der Viren<br />
I RNA – Viren:<br />
1. Tabakmosaik- Virus → fadenförmiges Nucleocapsid<br />
2. Picorna- Viren → kugeliges RNA- Knäuel von Ikosaeder- Capsid umgeben<br />
3. Myxo- Viren → stäbchen- bzw. fadenförmiges Nucleocapsid kugelig verknäuelt und von Hülle umgeben<br />
4. Rhabdo- Viren → kegel- bzw. geschoßförmige Partikel, helixartiges, fadenförmiges Nucleocapsid wird von Hülle<br />
umgeben<br />
5. Toga- Viren → zentral angeordnetes RNA- Knäuel ist von einem Ikosaeder umgeben, kugeliges Nucleocapsid<br />
steckt in einer weiten Hülle (Toga)<br />
6. Retro- Viren → kugelige Viren, fadenförmiges Nucleocapsid, Innenkörper ist von einem schalenförmigen<br />
Zweitcapsid in Form eines Ikosaeders und ganz außen von einer Hülle umgeben<br />
7. Arena- Viren → RNA existiert als großes und kleines Molekül, innerhalb der Hülle befinden sich mehrer<br />
Ribosomen, ein Capsid ist nicht bekannt<br />
8. Reo- Viren → doppelsträngige und segmentierte RNA ist allein verknäuelt, Knäuel wird außen von 2 ineinander<br />
verschachtelten Capsiden umgeben, (Rota- Viren)<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
9. Corona- Viren → Einzelstrang- RNA liegt in einem fadenförmigen Capsid, das von einer Hülle umgeben ist<br />
II DNA- Viren:<br />
I. Abteilung → Doppelsträngige DNA- Viren:<br />
1. Coli- Phagen → stäbchenförmiges Capsid<br />
2. Adeno- Viren → DNA für sich allein verknäuelt, außen von Capsidmantel schalenförmig umhüllt, Nucleocapsid<br />
hat die Form eines rotationssymmetrischen Ikosaeders<br />
3. Papova- Viren → siehe Adeno- Viren, Durchmesser ca. 50 nm<br />
4. Herpes- Viren → für sich allein verknäuelte DNA wird außen von einem kugelförmigen Capsid umgeben, das<br />
wiederum von einer Hülle = envelope umgeben ist, unter der Hülle liegt eine Schicht aus Proteinen = Tegument<br />
5. Pocken- Viren → komplex- symmetrische Quaderstruktur, Capsid in Form eines S- förmigen Proteinstabes, der<br />
die DNA enthält, Nucleocapsid wird von zwei übereinander liegenden Hüllen umschlossen<br />
6. T- Bakteriophagen → komplex- symmetrisch aufgebaut, bestehen aus Kopf- und Schwanzteil und einer<br />
Grundplatte<br />
II. Abteilung → Einsträngige DNA- Viren:<br />
1. Bakteriophage φ x 174 → ringförmig angeordnete, einsträngige DNA in einem Ikosaeder - Nucleocapsid<br />
2. Parvo- Viren → sehr kleine, kugelige Viren, enthalten eine sehr kurze lineare Einzelstrang- DNA<br />
III Bakteriophagen: Viren, die ausschließlich Bakterien befallen, Grundformen:<br />
stäbchenförmige Phagen (Coli- Phage)<br />
kugelförmige Phagen (φ x 174)<br />
Phagen mit komplexer Symmetrie (T- Phage)<br />
IV unkonventionelle Viren:<br />
Viroide → infektiöse Partikel, die aus reiner RNA bestehen, welche in einer ringförmigen nicht abbaubaren<br />
Ringform vorliegt<br />
Prionen → proteinaceus infectious particles, enthalten möglicherweise keine Nucleinsäuren sondern nur<br />
Protein<br />
5 Spezielle Virologie<br />
5.1 Gruppe der Picorna- Viren<br />
- kleine RNA- Viren von kugeliger Form (Ikosaeder)<br />
- 3 menschenpathogene Gruppen:<br />
Entero- Viren<br />
Rhino- Viren<br />
Maul- und Klauenseuche- Viren (sehr selten)<br />
→ Gruppe der Entero- Viren<br />
Poliomyelitis- Virus<br />
Coxsackie- Viren<br />
ECHO- Viren<br />
Entero- Viren 68- 71<br />
Entero- Virus 72 (Hepatitis A- Virus)<br />
Poliovirus:<br />
- Erreger der spinalen Kinderlähmung oder Poliomyelitis<br />
- virusbedingte Zellschäden an den motorischen Vorderhornzellen, Eindringen<br />
und Replikation im Rückenmark und Gehirn ( Zerstörung eines Initiations-<br />
faktors für die Translation)<br />
Coxsackie- Viren:<br />
- Erreger von Myositis, Encephalomyelitis, Pankreatitis, Myocarditis,<br />
Endocarditis<br />
- lokale Vermehrung, Generalisierung, sekundäre Ansiedlung und Vermehrung in<br />
den Zielorganen<br />
ECHO- Viren:<br />
- Enteric, Cytopathogenic, Human, Orphan (Orphan = Waisenkind)<br />
- lympho- hämatogene Ausbreitung<br />
- fieberhafte Infekte, Exantheme, Meningitis, Myalgie, Pharyngitis, z.T. schlaffe Paresen und<br />
Enzephalitis<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
→ Rhino- Viren<br />
- Haupterreger des Schnupfens („ common cold“)<br />
- befallen die Epithelzellen des Nasen- Rachenraums; rufen dort nur begrenzte<br />
Schädigungen hervor<br />
5.2 Myxo- Viren<br />
- zu den Myxo- Viren gehören die Erreger der Influenza, Mumps, Masern, aber<br />
auch die Parainfluenza- Viren und das Respiratory- Synzytial- Virus<br />
Influenza- Viren: → Grippe, Neuraminidase verflüssigt Bronchialschleim, Verbreitung erleichtert,<br />
Epithelschädigung mit Transsudation, Nekrose und Desquamation (nicht entzündlicher Erguss, Zelluntergang<br />
und Abschuppung) ; führt zur Verminderung der örtlichen Resistenz gegenüber bakteriellen Infektionen<br />
Parainfluenza- Viren: → Erkältungskrankheiten, pathogenetisch wichtig ist das Zusammenwirken von primär<br />
virusbedingtem Epithelschaden und darauf folgenden Staphylokokkeninfektionen<br />
Mumps- Virus: → epidemische Parotitis (Mumps, Ziegenpeter), eindringen in Mundhöhle und den Nasen-<br />
Rachen- Raum, vermehren, gelangt hämatogen und lymphogen in die Parotis; Generalisation kann zum<br />
Besiedeln der Hoden, der Ovarien, des Pankreas, der Schilddrüse, der Mammae und des Gehirns führen<br />
Respiratory- Synzytial- Virus: → Entzündungen des Respirationstraktes mit mikroskopisch typischen<br />
Riesenzellen = Synzytien<br />
Masern- Virus: → Masern, aerogenes Eindringen, Vermehrung in den Epithelzellen, weitere Ausbreitung im<br />
Bronchialbaum und auf dem Lymph- und Blutweg in die Haut; außerdem Befall von Zellen des Immunsystems,<br />
daher sind Komplikationen häufig<br />
5.3 Corona- Viren<br />
- Ursache von Infektionen mit grippalen Krankheitsbildern und Gastroenteritis<br />
5.4 Toga-, Flavi- und Bunya- Viren<br />
- bei den o.g. Viren lassen sich hinsichtlich der klinischen Symptomatik 8 Syndrome definieren,<br />
die alle hochfieberhaft sind:<br />
1. Gelenkschmerzen und /oder Exanthem → Dengue- Fieber<br />
2. Dengue- hämorrhagisches Fieber → Superinfektion<br />
3. Schädigungen von Leber und Niere → Gelbfieber<br />
4. Benommenheit, Schlafsucht, Krämpfe, Meningoencephalitis → FSME<br />
5. Nephropathie, Pneumonie und Hämorrhagien<br />
6. Hämorrhagien mit Fieber<br />
7. Exanthem, Embryopathien und selten Arthralgien → Röteln<br />
8. Hepatitis → Hepatitis C<br />
- Übertragung erfolgt ausschließlich über Insekten, außer Röteln und HCV<br />
5.5 Tollwut- Virus<br />
- ruft die Tollwut = Rabies, Lyssa hervor<br />
- Krankheit verläuft wie eine bösartige Encephalitis<br />
- befällt neben ZNS vor allem Speicheldrüsen und auch Haarfollikel<br />
- Pathologisch- anatomische Schädigung betrifft nur das ZNS (Hippocampus, Medulla und<br />
Cerebellum, später werden auch Großhirnrinde und Pons betroffen, im Endstadium findet man<br />
ausgedehnte Zerstörungen der grauen und weißen Substanz.<br />
5.6 Retro- Viren<br />
→ Lenti- Viren<br />
Human- Immundefizienz- Virus (HIV) → AIDS, Eingriff in das Wirknetz des Immunsystems und seiner<br />
zellulären und humoralen Komponenten durch Cytokine, später Befall des ZNS<br />
5.7 Virusbedingte Gastroenteritis<br />
- Hauptursache für die hohe Säuglingssterblichkeit in den Tropen (pro Jahr 4- 5 Millionen<br />
Todesfälle bei Kindern!)<br />
Reo- Viren<br />
Rota- Viren<br />
Adeno- Viren<br />
Norwalk- Agens<br />
5.8 Gruppe der Herpes- Viren<br />
- umfasst folgende Erreger:<br />
Herpes- Simplex- Virus = HSV (Typ 1: H. labiales, Typ 2: H. genitales)<br />
Varicellen- Zoster- Virus = VZV (Erstkontakt Windpocken, Folgekontakt Zoster)<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
Zytomegalie- Virus = ZMV (Einteilung nach Lebensalter, siehe LB der SKL)<br />
Epstein- Barr- Virus = EBV (Pfeiffersches Drüsenfieber)<br />
Allen Herpes – Viren ist die lebenslange Persistenz nach Erstkontakt gemeinsam.<br />
5.9 Virushepatitis<br />
- Virushepatitis: Infektion mit hepatotropen Viren, primär auf die Leber<br />
beschränkt, nur sekundär andere Organe betroffen<br />
5.10 Slow- Virus- Diseases (SVD) und Krankheiten ungeklärter Ätiologie<br />
Als Slow- Virus- Diseases werden Viruserkrankungen verschiedener Ätiologie zusammengefasst, die sich durch eine sehr<br />
lange Inkubationsperiode und einen überaus langsamen Verlauf des Krankheitsprozesses von anderen Viruskrankheiten<br />
unterscheiden.<br />
Jakob- Creutzfeldt- Krankheit = JCK<br />
Kuru<br />
Guillain- Barrè- Syndrom<br />
Reye- Syndrom<br />
subakute Myelo- Optico- Neuropathie<br />
Kawasaki- Syndrom<br />
Multiple Sklerose<br />
Betreffen das Nervengewebe.<br />
Als mögliche Erreger kennt man Prionen bzw. Viroide.<br />
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5.11 Nosokomiale Virusinfektionen<br />
HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
6 Mykologie<br />
6.1 Definitionen<br />
Pilze sind heterotrophe, eine Zellwand ausbildende Eucaryoten, die sich asexuell oder sexuell fortpflanzen.<br />
6.2 Pilzerkrankungen - Mykosen<br />
lassen sich je nach Eindringtiefe der Erreger in oberflächliche, kutane und subkutane Mykosen sowie in Systemmykosen<br />
unterteilen.<br />
Besonders bekannte Mykosen sind:<br />
Tinea pedum = Fußpilz<br />
Tinea unguium = Nagelpilz<br />
Kandidosen = durch Candida albicans ausgelöste Erkrankungen von Mundhöhle, Vagina sowie von Hautarealen an<br />
Händen, Füßen sowie an übereinander liegenden Hautpartien (z.B. unter den Brüsten und im Windelbereich)<br />
System- oder Endomykosen = betreffen innere Organe, Eintrittspforten sind der Bronchialtrakt sowie der<br />
Orogastrointestinaltrakt, häufig allergische Reaktionen zu beobachten<br />
7 Parasitologie<br />
7.1 Definitionen<br />
Im medizinischen Sinne versteht man unter Parasiten die zum Tierreich gehörenden Organismen, die ganz oder teilweise<br />
auf Kosten eines anderen Lebewesens existieren.<br />
Sie unterteilen sich in:<br />
Protozoen - Einzeller<br />
Helminthen - Würmer<br />
Arthropoden - Gliedertiere (Insekten, Spinnentiere)<br />
und können den Menschen als Endo- oder Ektoparasiten besiedeln.<br />
7.2 Trypanosoma<br />
Übertragung durch Arthropoden (Tsetsefliegen und Raubwanzen)<br />
Klinik: fieberhafte Allgemeininfektion und anschließende meningo- enzephalitische Phase oder<br />
Myokarditis = „Schlafkrankheit“<br />
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HYGIENE & MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE<br />
7.3 Trichomonas<br />
Übertragung auf sexuellem Wege<br />
Klinik: Kolpitis (syn. Vaginitis) und Urethritis beim Mann<br />
7.4 Amöben<br />
Übertragung durch kontaminierte Nahrung und Wasser<br />
Klinik: Amöbenruhr; Amöbenleberabszess<br />
7.5 Plasmodien<br />
Übertragung durch Anophelesmücken<br />
Klinik: Malaria (Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Anämie, Kreislaufkollaps, zerebraler<br />
Ausfall)<br />
7.6 Toxoplasma<br />
Übertragung durch Katzenkot<br />
Klinik: meist symptomarm, aber: problematisch in der Schwangerschaft bei nicht immunen<br />
Frauen (Abort, Totgeburt, schwerste geistige Schädigungen)<br />
7.7 Cestoda (Bandwürmer)<br />
Übertragung durch Fleisch der Zwischenwirte (Rind, Schwein, Fisch)<br />
Klinik: meist symptomlos<br />
7.8 Echinococcus (Hunde- und Fuchsbandwurm)<br />
Infektionsquellen sind Bandwurmeier, die mit dem Kot infizierter Tiere aufgenommen werden<br />
Klinik: Problem sind die Cysten, die vor allem in Leber und Lunge, seltener Gehirn und Knochen<br />
befallen; Bildung zystischer oder tumorartiger Prozesse, Zerstörung und Verdrängung<br />
von Geweben bzw. Organen<br />
7.9 Trichuris (Peitschenwurm)<br />
Übertragung durch kopfgedüngtes Gemüse<br />
Klinik: meist symptomlos, bei starkem Befall Dysenterie und Anämie<br />
7.10 Enterobius (Madenwurm)<br />
Übertragung durch orale Aufnahme von kontaminiertem Material<br />
Klinik: starker analer Juckreiz<br />
7.11 Ascaris (Spulwurm)<br />
Übertragung durch kontaminierte Lebensmittel und Wasser<br />
Klinik: Lungeninfiltrate durch Wanderlarven, gastrointestinale Störungen durch Adulte<br />
Literatur:<br />
1. <strong>Medizinische</strong> <strong>Mikrobiologie</strong><br />
Hahn, Falke, Klein; Springer Verlag, 2. Auflage 1994<br />
2. Klinische Pathophysiologie<br />
Walter Siegenthaler; Thieme, 8. Auflage 2001<br />
3. Hygiene und medizinische <strong>Mikrobiologie</strong><br />
Klischies, Gierhartz, Kaiser; Schattauer 1995<br />
4. Hygiene<br />
Borneff, Borneff; Thieme, 5. Auflage 1991<br />
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