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Vaginale Dysbiose: - ellen probiotikus tampon

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<strong>Vaginale</strong> <strong>Dysbiose</strong>:<br />

Diagnose und Einsatz von Probiotika<br />

im Rahmen des Menstruationsschutzes<br />

Von Prof. Dr. med. Gerd Neumann, Hamburg<br />

Überreicht durch <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ®


Inhaltsverzeichnis<br />

Kurzbiografie Prof. Dr. med. Gerd Neumann 6<br />

1. Einleitung 8<br />

2. Vaginalflora 9<br />

3. Regulationsmechanismen des vaginalen mikroökologischen Systems 13<br />

3.1 Primäre Wirtsfaktoren 14<br />

3.2 Sekundäre Wirtsfaktoren 15<br />

3.3 <strong>Vaginale</strong> Milieufaktoren 16<br />

3.3.1 Sauerstoff-/Kohlendioxydpartialdruck 16<br />

3.3.2 <strong>Vaginale</strong>r pH-Wert 16<br />

3.3.3 Laktobazillenschutzsystem 20<br />

3.3.4 Scheideninhaltsstoffe 26<br />

3.3.5 Immunologische Faktoren 28<br />

3.3.6 Chemokine/Chemotaxis 29<br />

3.3.7 Zytokine 29<br />

3.3.8 Populationsdichte 30<br />

3.3.9 Enzymatische Faktoren 30<br />

3.3.10 Adhärenzphänomene 32<br />

3.4 Faktoren der intermikrobi<strong>ellen</strong> Wechselwirkung 33<br />

3.5 Zusammenfassung 33<br />

4. Klinische Manifestation im Zusammenhang mit einem vaginalen<br />

Laktobazillenmangel 34<br />

4.1 <strong>Vaginale</strong> Mischflora 36<br />

4.2 <strong>Dysbiose</strong> 37<br />

4.3 Fluor vaginalis 37<br />

4.4 Bakterielle Kolpitis 39<br />

4.5 Bakterielle Vaginose (BV) 41<br />

4.5.1 Erreger 41<br />

4.5.2 Symptome 42<br />

4.5.3 Schwangerschaft 42<br />

4.5.4Diagnose 43<br />

4.5.5 Laktobazillensubstitution im Rahmen des Frühgeburtenvermeidungsprogramms 44<br />

5. Probiotika 45<br />

6. Menstruationshygiene 46<br />

6.1 Tampon 46<br />

7. <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ® 48<br />

7.1 Zusammensetzung von Lacto Naturel ( ® ) 48<br />

7.2 Wirksamkeitsprofil von <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® 50<br />

8. Literatur 54


Kurzbiografie Prof. Dr. med. Gerd Neumann<br />

Medizinstudium:<br />

1956–1962 Medizinstudium in Rostock<br />

1962 Examen in Rostock<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

1962–1963 Pflichtassistenzjahr in den Krankenanstalten Güstrow<br />

1963 –1964 Allgemeinärztliches Jahr im Landambulatorium Schwaan<br />

1965 Promotion in Rostock<br />

1965 Hospitation am Institut für Mutter- und Kinderfürsorge<br />

(WHO-Institut), Prag<br />

1965–1974 Universitätsfrauenklinik Rostock<br />

1968 Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

1974–1982 Oberarzt an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

„Maria Heimsuchung“, Berlin<br />

1981 Habilitation in Berlin<br />

1982 –1985 Chefarzt der Gynäkologisch-Geburtshilflichen Abteilung<br />

Babelsberg des Bezirkskrankenhauses Potsdam<br />

1984 Facultas docendi der Akademie für Ärztliche Fortbildung,<br />

Berlin<br />

1985 – 1989 Chefarzt der Geburtshilflichen Abteilung am Bezirkskrankenhaus<br />

Potsdam<br />

1990 –1999 Niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe in Hamburg<br />

1995 Janssen-Preisträger für mykologische Forschung in Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe<br />

1999 –2001 Niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe in der endokrinologischen Gemeinschaftspraxis<br />

Leidenberger,Weise und Partner, Hamburg<br />

seit 2002 Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im<br />

ENDOKRINOLOGIKUM HAMBURG<br />

2002 Außerplanmäßiger Professor der Universität Rostock<br />

Behandlungsschwerpunkte:<br />

Klinische Infektiologie in der Frauenheilkunde<br />

Besondere Aktivitäten im Berufsumfeld:<br />

Lehrtätigkeit an der Universitätsfrauenklinik Rostock<br />

Vorsitzender der Facharztprüfungskommission der Ärztekammer Hamburg<br />

Leitung von ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen zum Infektionsmanagement<br />

in der Frauenarztpraxis<br />

Mitgliedschaft in Verbänden/Gremien:<br />

Mitglied der European Society for Infectious Diseases in Obstetrics and<br />

Gynaecology (ESIDOG)<br />

Vorstandsmitglied der AG Infektionen und Infektionsimmunologie der<br />

Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)<br />

Berufsverband der Frauenärzte e.V.<br />

6 7


1. Einleitung 2. Vaginalflora<br />

Infektionen der Vagina und die hierdurch ausgelösten Beschwerdebilder<br />

zählen zu den häufigsten Problemfällen in der Frauenarztpraxis. Dabei sind<br />

insbesondere die bakterielle Kolpitis, Mischinfektionen mit fakultativ pathogenen<br />

Bakterien sowie die Kandidose relevante Formen einer vaginalen<br />

Fremdbesiedlung.<br />

Die Behandlungsbedürftigkeit der mikrobi<strong>ellen</strong> Vaginalinfektionen, die sich<br />

meistens aufgrund einer Störung des vaginalen mikroökologischen Systems<br />

(<strong>Dysbiose</strong>) entwickeln, ergibt sich nicht allein aus der für die betroffene Frau<br />

häufig unangenehmen Symptomatik wie Juckreiz, Rötung, Schwellung und<br />

vermehrten Fluor vaginalis, sondern im besonderen Maße auch durch die<br />

Aszensionsgenese einer Vielzahl von Mikroorganismen der Vaginalflora.<br />

Diese st<strong>ellen</strong> einen ätiologisch wichtigen Faktor für das Auftreten von<br />

Zervizitis, Adnexitis und infektiösen Komplikationen nach operativen Eingriffen<br />

und stehen bei schwangeren Frauen im Zusammenhang mit Frühgeburten,<br />

dem Amnioninfektionssyndrom und der kongenitalen Infektion<br />

Neugeborener. 11<br />

Die Therapie von Vaginalinfektionen besteht hauptsächlich in der spezifischen<br />

Inaktivierung der Erreger durch Anwendung moderner Arzneimittel<br />

und in einer Stabilisierung von Terrainfaktoren des vaginalen mikroökologischen<br />

Systems, zu der in erster Linie die pH-Wertabsenkung und die<br />

Reduktion der Keimpopulationsdichte gerechnet werden.<br />

Unter diesem Aspekt wird ein ganzheitliches Sanierungskonzept im Sinne<br />

einer Langzeitkorrektur vertreten, das neben der lokalen und systemischen<br />

Therapie mit Antiinfektiva auch eine Symbioselenkung der Keimflora<br />

z.B. mit laktobazillenhaltigen Probiotika umfasst.<br />

In Abhängigkeit von der Gesamtheit der individu<strong>ellen</strong> Biotopfaktoren ist die<br />

Vagina durch eine mehr oder weniger charakteristische bakterielle aerobe/<br />

anaerobe Standortflora besiedelt, die in ihrer Zusammensetzung eine relative<br />

Konstanz aufweist.<br />

Unmittelbar nach der Geburt siedeln sich noch unter dem von Seiten der<br />

Mutter stattgefundenen Östrogeneinfluss in der Vagina des Säuglings Laktobazillen<br />

an, die aber nach wenigen Wochen nicht mehr nachweisbar sind und<br />

sich erst wieder ab der Menarche bis hin zur Menopause erneut in der Vagina<br />

ansiedeln. Ab der Menopause geht durch die hormonelle Umstellung die<br />

Dominanz der Laktobazillen in der Vagina verloren. Es stellt sich eine Mischflora<br />

aus Kokken- und Stäbchenbakterien ein und die Gesamtkeimzahl nimmt<br />

deutlich ab.<br />

Die typische Vaginalflora etabliert sich mit Beginn der Menarche. Sie besteht<br />

überwiegend aus verschiedenen Laktobazillenarten sowie aus fakultativ<br />

pathogenen aeroben und anaeroben Keimen (Tab. 1). Die normale Vaginalflora<br />

in der Schwangerschaft unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei nichtgraviden<br />

Frauen.<br />

8 9


Tab. 1 Zusammensetzung der Vaginalflora bei Frauen in der<br />

geschlechtsreifen Phase<br />

Keimart in großer Zahl,<br />

regelmäßig vorhanden<br />

Verhalten in der Gram-Färbung<br />

Laktobazillen Grampositive Stäbchen<br />

Bacteroides spp. Gramnegative Kokken<br />

Prevotella Gramnegative Kokken<br />

Porphyromonas Gramnegative Stäbchen<br />

Enterobakteriazeen Gramnegative Stäbchen<br />

Staphylokokken Grampositive Kokken<br />

Enterokokken Grampositive Kokken<br />

Streptokokken (aerob, nicht Strep A) Grampositive Kokken<br />

Korynebakterien Grampositive Stäbchen<br />

Keimart in geringer Zahl,<br />

aber oft vorhanden<br />

Verhalten in der Gram-Färbung<br />

Staphylokokkus aureus Grampositive Kokken (Haufenbildung)<br />

Streptokokken B Grampositive Kokken (Kettenbildung)<br />

Propionibakterien Grampositive Stäbchen<br />

Eubakterien Grampositive Stäbchen<br />

Peptostreptokokken Grampositive Kokken (Kettenbildung)<br />

Fusobacterium spp. Gramnegative Stäbchen<br />

Mobiluncus<br />

Grampositive<br />

kommaförmige Bakterien<br />

Gardnerella vaginalis Gramnegative Stäbchen<br />

Pseudomonaden Gramnegative Stäbchen<br />

Candida Grampositive Sprosspilze<br />

Keimart in geringer Zahl<br />

und selten vorhanden<br />

Aktinomyzeten<br />

Verhalten in der Gram-Färbung<br />

Acinetobacter Gramnegative Stäbchen<br />

Listerien Grampositive Stäbchen<br />

Ureaplasma<br />

Neisserien Gramnegative Kokken<br />

Adenoviren Virusmorphologie<br />

Herpes-simplex-Viren<br />

Zytomegalieviren<br />

Papillomaviren<br />

Hepatitisviren<br />

Die Standortflora der Vagina setzt sich aus den zahlreichen Mikroorganismen<br />

der Resident- und Transientflora zusammen.<br />

Die Residentflora der Vagina wird weitgehend durch Übersiedlung von Mikroorganismen<br />

aus der Perianalregion, der Haut- und Darmflora gebildet; es<br />

handelt sich dabei um eine aerobe/anaerobe Mischflora mit Schwerpunkt<br />

im anaeroben Bereich. Eine Ergänzung dieser Vaginalflora erfolgt durch<br />

transiente Keime, die aus einer Fülle sozialer, epidemiologischer, organischer<br />

und individueller Risikofaktoren heraus extern in die Vagina eingeschleppt<br />

werden.<br />

10 11


Die mikrobielle Kolonisation der Vagina ist durch ein natürliches Gleichgewicht<br />

zwischen Resident- und Transientflora sowie zwischen Resistenz und Immunität<br />

des Wirtsorganismus gekennzeichnet; zudem besteht in hohem Maße<br />

auch eine Abhängigkeit vom hormon<strong>ellen</strong> Milieu und der sexu<strong>ellen</strong> Aktivität.<br />

Die normale Scheidenflora ist insbesondere durch die Dominanz der verschiedenen<br />

Laktobazillenarten im Verhältnis zur anaeroben Mischflora charakterisiert.<br />

Es besteht ein stabiles ökologisches Gleichgewicht der Normalflora,<br />

das ständig natürlichen Störeinflüssen ausgesetzt ist.<br />

Die verschiedenen Regulationsfaktoren des vaginalen mikroökologischen<br />

Gleichgewichts zeigen aber eine starke Tendenz, Störfaktoren entgegenzuwirken<br />

und zum Optimum zurückzukehren. Daraus resultiert die Kolonisationsresistenz,<br />

die bewirkt, dass sich die aus der Umwelt eingedrungenen<br />

Keime nicht oder nur vorübergehend im Wirt ansiedeln können und die<br />

gleichbleibende Komposition der Vaginalflora erhalten bleibt.<br />

Durch die Dominanz der Laktobazillen wird im Zusammenwirken mit<br />

anderen Faktoren dieses Systems zumeist auch das Aufsteigen pathogener<br />

Keime in den oberen Genitalbereich verhindert.<br />

Bei der Behandlung gynäkologischer Patientinnen ist es daher besonders<br />

wichtig, darauf zu achten, diese gesunde Scheidenflora zu erhalten.<br />

3. Regulationsmechanismen des vaginalen<br />

mikroökologischen Systems<br />

Es sind eine Vielzahl von Faktoren, welche die Zusammensetzung und<br />

Dynamik des mikrobi<strong>ellen</strong> Ökosystems in der Vagina regulieren (Tab. 2).<br />

Die verschiedenen Regulationsmechanismen haben dabei die Aufgabe, die<br />

Quantität der Mikroflora zu begrenzen und ihre Qualität zu beeinflussen.<br />

Quantität und Qualität der vaginalen Mikroflora st<strong>ellen</strong> insgesamt ein Ergebnis<br />

der Wechselwirkung von ökologischen Faktoren und kontaminierten<br />

Mikroorganismen dar, die im Einzelnen noch nicht vollständig geklärt sind. 11<br />

Tab. 2 Regulationsmechanismen des vaginalen<br />

mikroökologischen Systems<br />

1. Primäre Wirtsfaktoren<br />

• Endokrinologie<br />

• Menstruation, Schwangerschaft<br />

• Transsudation, Rückresorption von Vaginalflüssigkeit<br />

2. Sekundäre Wirtsfaktoren<br />

• Konsumierende Grundkrankheiten<br />

• Kortikoid- und Zytostatikatherapie<br />

• Stoffwechselerkrankungen und Endokrinopathien<br />

• Anatomische Veränderungen<br />

• Sexualverhalten, Intimpflege<br />

3. <strong>Vaginale</strong> Milieufaktoren<br />

• Sauerstoff-/Kohlendioxydpartialdruck<br />

• pH-Wert<br />

• Laktobazillenschutzsystem<br />

• Scheideninhaltsstoffe<br />

• Immunologische Faktoren<br />

• Chemotaxis<br />

• Populationsdichte<br />

• Enzymatische Faktoren<br />

• Adhärenzphänomene<br />

4. Faktoren der intermikrobi<strong>ellen</strong> Wechselwirkung<br />

• Stoffwechselaktivatoren der Mikroorganismen<br />

• Metabolitenhemmung<br />

12 13


3.1 Primäre Wirtsfaktoren<br />

Die Steroidhormone wirken an spezifischen Rezeptoren des Zielgewebes,<br />

wobei die Spezifität eines Rezeptors charakterisiert ist durch eine hohe<br />

Affinität bei begrenzter Kapazität. Die Hormonbindung an den Rezeptor<br />

der Zelle stellt einen ersten Schritt einer Folge von aktivierenden und modulierenden<br />

biologischen Wirkungen dar, deren Wirkungsprofile direkt und<br />

indirekt auch auf die Wirtsfaktoren der Vagina einwirken.<br />

Die Steroidhormone bewirken Proliferation, Desquamation und Regeneration<br />

des Scheidenepithels. Die Proliferation und Reifung der Vaginalz<strong>ellen</strong> wird<br />

von den Östrogenen stimuliert, während Progesteron die Wirkung der Östrogene<br />

modifiziert und durch Förderung der Desquamation eine übermäßige<br />

Proliferation verhindert. Androgene erhöhen die Vaskularisierung. Mit der<br />

Proliferation kommt es auch zu einer Glykogeneinlagerung in die Intermediärzelle<br />

der Vagina. Das Glykogen wird bei der Desquamation freigesetzt<br />

und insbesondere von den Laktobazillen in Milchsäure umgewandelt. So<br />

gewährleisten die Steroidhormone das physiologische saure Vaginalmilieu<br />

mit einem vaginalen pH-Wert von 3,8–4,4.<br />

Die hormon<strong>ellen</strong> zyklischen Einflüsse sowie Menstruation, Schwangerschaft<br />

und Wochenbett bewirken Milieuveränderungen, die auch auf die vaginale<br />

Mikroflora einwirken. Veränderte mikroökologische Faktoren während der<br />

Schwangerschaft bestehen in der hormonalen Aktivität, der gesteigerten<br />

Durchblutung mit einer besseren Sauerstoffversorgung des Gewebes sowie<br />

im erhöhten Glykogenreichtum der Navikularz<strong>ellen</strong>.<br />

Als beeinflussende mikroökologische Faktoren des Wochenbetts sind hauptsächlich<br />

der Lochialfluss und die veränderte hormonale Reaktionslage anzusehen.<br />

Als primäre Wirtsfaktoren sind auch die physiologischen Vorgänge der Transsudation<br />

und Rückresorption von Flüssigkeiten zu werten. Im oberen Drittel<br />

der Scheide findet eine erhebliche Transsudation statt. Die Rückresorption<br />

dieser Flüssigkeit erfolgt größtenteils in den unteren zwei Dritteln der Vagina.<br />

Bei einer Scheideninfektion ist die Transsudation nicht wesentlich gesteigert,<br />

sondern die physiologische Rückresorption gestört. Es kommt zur Fluorbildung<br />

und damit zur Beeinflussung des Vaginalmilieus.<br />

3.2 Sekundäre Wirtsfaktoren<br />

Durch konsumierende Grundkrankheiten, Leukämie, Lymphogranulomatose,<br />

Karzinome, Glomerulonephritis, Tuberkulose u.a., ist die allgemeine Resistenzlage<br />

des Organismus geschwächt; es besteht eine auffällige Tendenz zu<br />

Scheideninfektionen.<br />

Kortikoide und Zytostatika beeinflussen ebenso wie Antibiotika das Immunsystem.<br />

Die vaginalen Milieustörungen entstehen dabei hauptsächlich durch<br />

die Beeinträchtigung der zellulären Abwehrlage.<br />

Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Endokrinopathien wie<br />

Hypoparathyreoidismus, Nebennierenrindeninsuffizienz, M. Cushing und<br />

Polyendokrinopathien st<strong>ellen</strong> verschiedene prädisponierende Faktoren für<br />

die Entstehung von Scheideninfektionen dar.<br />

Weitere sekundäre Wirtsfaktoren sind anatomische Veränderungen, z.B. Fistelbildungen<br />

und Deszensus uteri et vaginae, sowie das Sexualverhalten und die<br />

falsche Intimpflege (Verwendung von Intimspray, synthetischen Duschgels,<br />

alkalischen Seifen).<br />

14 15


3.3 <strong>Vaginale</strong> Milieufaktoren<br />

3.3.1 Sauerstoff-/Kohlendioxydpartialdruck<br />

Die Sauerstoffkonzentration oder auch eine lokale Erhöhung des Kohlendioxydpartialdrucks<br />

sind durch die Auslösung verschiedener biochemischer<br />

Reaktionen für die Mikroorganismen der Vagina bedeutsam. Es können<br />

die fakultativen Anaerobier z.B. über einen weiten Bereich des Sauerstoffpartialdrucks<br />

leben. Demgegenüber sind die obligaten Anaerobier nur ohne<br />

Sauerstoff in der Lage, ihre Lebensstrategie zu behaupten. Für das vaginale<br />

mikroökologische System ist es wichtig, dass die Sauerstoff- und Kohlendioxydkonzentration<br />

in definierten Grenzen gehalten werden. Sauerstoff<br />

und Kohlendioxyd haben Einfluss auf die Gewebsperfusion und den Zellmetabolismus.<br />

3.3.2 <strong>Vaginale</strong>r pH-Wert<br />

Der vaginale pH-Wert (Maß für den Säuregehalt in der Scheide) resultiert<br />

aus den wasserlöslichen Bestandteilen des Scheideninhalts und wird hauptsächlich<br />

durch die Milchsäurekonzentration, aber auch durch andere Säuren<br />

in der Vagina gebildet. An der Milchsäureproduktion sind neben den Laktobazillen<br />

Streptokokken, Peptostreptokokken, E. coli und andere Mikroorganismen<br />

beteiligt.<br />

Im hinteren Scheidengewölbe besteht ein geringerer Säuregrad als am Introitus<br />

vaginae. Der normale Scheiden pH-Wert wird am Scheideneingang<br />

ca. 2–3 cm tief gemessen und beträgt bei Frauen im fertilen Alter 3,8–4,4.<br />

Der wichtigste und natürlichste Schutz gegen Infektionen der Scheide ist<br />

eine gesunde Vaginalflora. Hauptverantwortlich dafür sind die Laktobazillen.<br />

Sie produzieren Milchsäure, sorgen für ein saures Milieu (pH-Wert von<br />

4,0 –4,5) und verhindern so das Wachstum von Krankheitserregern.<br />

Der pH-Wert der Vaginalflora ist während des Zyklus und in einzelnen Lebensphasen<br />

starken Schwankungen unterworfen (Abb. 1).<br />

Der normale vaginale pH-Wert ist äußerst wichtig für das körpereigene<br />

vaginale Schutzsystem und für die Stabilität der bakteri<strong>ellen</strong> Vaginalflora. 8<br />

Er hat einen regulierenden Einfluss auf den optimalen Wachstumsbereich<br />

einzelner Mikroorganismen sowie auch auf die Aktivität ihrer Enzyme.<br />

Das saure Scheidenmilieu erlaubt nur wenigen Bakterienarten, sich hier anzusiedeln,<br />

und bietet damit einen Schutz vor vaginalen und aszendierenden<br />

Genitalinfektionen.<br />

16 17<br />

<strong>Vaginale</strong>r pH-Wert<br />

Abb. 1 Der vaginale pH-Wert in den verschiedenen<br />

Lebensabschnitten der Frau<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Neugeborene Mädchen vor der Menarche Frauen im gebärfähigen Alter Frauen in der<br />

Menopause


Demgegenüber führt ein Anstieg des pH-Werts zu einer Verschiebung des<br />

physiologischen Gleichgewichts zu Gunsten anderer obligat anaerober Bakterien,<br />

die ein alkalisches Milieu bevorzugen. Es kommt zu einer mikrobi<strong>ellen</strong><br />

Imbalance, die zu verschiedenen infektiösen Prozessen führen kann.<br />

Die verschiedenen Einflussfaktoren auf den pH-Wert der Vagina werden in<br />

Abb. 2 dargestellt.<br />

Abb. 2 Einflussfaktoren auf den vaginalen pH-Wert<br />

Übertriebene Intimpflege<br />

<strong>Vaginale</strong>s Duschen<br />

Anatomische Anomalien Antibiotika<br />

<strong>Vaginale</strong>r<br />

pH-Wert<br />

In der Vagina dient der pH-Wert der Limitierung des mikrobi<strong>ellen</strong> Wachstums<br />

bzw. der Auslese hinsichtlich der Auswahl bestimmter Mikroorganismen.<br />

Erhöhte pH-Werte können auch ohne Vorliegen einer Infektion registriert<br />

werden. Es handelt sich in solchen Fällen um<br />

• vaginale Blutungen<br />

• die vermehrte Absonderung von Zervixschleim<br />

• einen vorzeitigen Blasensprung<br />

• Werte nach dem Geschlechtsverkehr<br />

• den Einsatz falscher Hygienemaßnahmen (z.B. Vaginalspray)<br />

Hormonmangel<br />

Blutungen<br />

Geschlechtsverkehr Vermehrte zervikale Sekretion<br />

Vermehrte vaginale Sekretion<br />

Unter klinischen Aspekten besteht die große Bedeutung der vaginalen<br />

pH-Wertmessung in der frühzeitigen Erkennung von Störungen des<br />

vaginalen Ökosystems, wodurch vielen Scheideninfektionen zu einem<br />

gewissen Teil vorgebeugt werden kann. Zudem werden durch eine daraus<br />

abgeleitete, schnell einsetzende Therapie ernsthafte Infektionsschäden<br />

vermieden sowie signifikant das Risiko für Genitalinfektionen gesenkt.<br />

Die pH-Wertmessung kann somit in der Gynäkologie und Geburtsmedizin<br />

eingesetzt werden, insbesondere im Rahmen von Präventionsstrategien<br />

sowie auch zur Therapiekontrolle relevanter Vaginalinfektionen.<br />

Tab. 3 Diagnostische Relevanz der pH-Wertbestimmung<br />

pH-Wert 3,8–4,5 Laktobazillenflora, Sprosspilzkolonisation möglich<br />

pH-Wert > 4,5<br />

pH-Wert > 6<br />

gestörte Vaginalflora (<strong>Dysbiose</strong>, bakterielle Vaginose,<br />

bakterielle Kolpitis etc.)<br />

atrophische Kolpitis, Blasensprung in der Schwangerschaft,<br />

Mädchen vor der Menarche<br />

Eine sehr große Bedeutung hat die vaginale pH-Wertbestimmung in der<br />

Schwangerschaft. Die frühzeitige Erkennung eines vaginalen pH-Wertanstiegs,<br />

z.B. als Folge einer <strong>Dysbiose</strong>, und die daraufhin eingeleitete pH-Wertabsenkung,<br />

z.B. mit probiotischen Laktobazillen, bewirken eine effektive<br />

Prophylaxe von infektionsbedingten Spätaborten, Frühgeburten und Geburten<br />

untergewichtiger Kinder.<br />

18 19


3.3.3 Laktobazillenschutzsystem<br />

Laktobazillen sind eine heterogene Gruppe von nicht sporenbildenden grampositiven<br />

stäbchenförmigen oder kokkoiden Bakterien, die die Normalflora<br />

darst<strong>ellen</strong> und keine pathogene Wirkung haben. Die meisten Laktobazillenspezies<br />

bevorzugen ein mikroaerophiles Milieu, einige wenige sind obligat<br />

anaerob.<br />

Mit modernen gentechnologischen Untersuchungen lassen sich verschiedene<br />

Arten von Laktobazillen (L) differenzieren: L. acidophilus, L. crispatus,<br />

L. amylovorus, L. gallinarum, L. gasseri, L. johnsonii, L. jensenii und eine Vielzahl<br />

weiterer neu entdeckter Arten. 16<br />

Falsen und Mitarbeiter4 konnten mit gentechnologischen Untersuchungsmethoden<br />

bei 23 gesunden schwedischen Frauen 202 verschiedene<br />

Laktobazillenstämme aus der Scheide isolieren. Die gefundenen Laktobazillusarten<br />

waren meist L. crispatus, L. gasseri, L. iners und L. jensenii.<br />

Die Laktobazillen der Vagina sind gegenüber Betalaktamantibiotika empfindlich,<br />

sie reagieren wenig gegenüber Doxycyclin und Metronidazol. Clindamyzin<br />

hingegen beeinflusst die Laktobazillenflora.<br />

Bei längerem Bestehen einer vaginalen Infektion werden die Laktobazillen<br />

selbst genetisch verändert. Es treten kokkoidale oder polymorphe Formen auf,<br />

die keine glykolytischen Eigenschaften mehr aufweisen, sich jedoch normal<br />

vermehren. Der damit verbundene Rückgang der physiologisch wirksamen<br />

Formen der Laktobazillen, der bis zum völligen Verschwinden dieser Mikroorganismen<br />

führen kann, bewirkt einen Anstieg des vaginalen pH-Werts und<br />

damit bessere Proliferationsbedingungen für pathogene Keime.<br />

Die Laktobazillen besitzen eine Vielzahl von Keimabwehrfaktoren (Tab. 4),<br />

die für die Einhaltung eines Gleichgewichts innerhalb der Scheidenökologie<br />

von ausschlaggebender Bedeutung sind und zudem verschiedene Schutz-<br />

7, 10, 11<br />

funktionen ausüben.<br />

Tab. 4 Keimabwehrfaktoren der Laktobazillen<br />

• Stimulierung des lokalen Immunsystems<br />

• Milchsäureproduktion (antimikrobielle Wirkung)<br />

• Produktion von Wasserstoffperoxid (antimikrobielle Wirkung)<br />

• Bildung von Stoffwechselprodukten (Bakteriozine), die zusammen mit Milchsäure<br />

und Wasserstoffperoxid das Wachstum von krankheitserregenden Keimen<br />

hemmen<br />

• Produktion von Biosurfactants (Biotenside), Substanzen, die eine Adhäsion von<br />

Bakterien an der Scheidenwand verhindern<br />

• Bildung von Koaggregationsmolekülen, durch die eine Ausbreitung pathogener<br />

Keime verhindert wird<br />

Nicht jeder Stamm von Laktobazillen produziert alle der genannten Faktoren.<br />

Daher sind einige Stämme wirksamer Infektionen gegenüber als andere. So<br />

haben z.B. Frauen mit H2O2-produzierenden Laktobazillen ein geringeres<br />

Risiko, eine bakterielle Vaginose zu entwickeln, als Frauen, deren Laktobazillen<br />

kein H2O2 produzieren.<br />

20 21


Von den Keimabwehrfaktoren der Laktobazillen steht die Beteiligung der<br />

Laktobazillen an der Milchsäurebildung aus dem <strong>Vaginale</strong>pithel im Mittelpunkt<br />

(Abb. 3).<br />

Abb. 3 Schematische Darstellung des Glykogenabbaus<br />

bis zur Milchsäure<br />

Glukose<br />

Hormoneller Einfluss<br />

Glykogen-Einlagerung<br />

Zytolyse<br />

Glykogenolyse<br />

Laktobazillen Enzyme<br />

α-Glukosidase<br />

Milchsäure<br />

Glykogen<br />

Maltose<br />

Bakterien<br />

Durch die Einwirkung von Östrogenen und Progesteron lagert sich in den<br />

Z<strong>ellen</strong> der Scheidenwand Glykogen ein. Die Laktobazillen sind in der Lage,<br />

diese Z<strong>ellen</strong> im Rahmen der bakteri<strong>ellen</strong> Zytolyse (Abb. 5) aufzulösen, wobei<br />

Glykogen freigesetzt wird, das unter dem Einfluss der Laktobazillen und<br />

anderer Bakterien zu Zucker (Maltose und Glukose) abgebaut wird. Danach<br />

erfolgt die Vergärung des Zuckers zur Milchsäure, die hauptsächlich den<br />

Säuregrad des vaginalen pH-Werts von 3,8–4,5 prägt. Der normale pH-Wert<br />

ist damit abhängig vom quantitativen Vorhandensein der Milchsäure.<br />

Aufgrund der von den Laktobazillen produzierten Keimabwehrfaktoren<br />

kommt es zu einer deutlichen Wachstumshemmung von pathogenen Mikroorganismen.<br />

Bei einer Reduzierung der Milchsäurebakterien entsteht eine Veränderung<br />

des gesamten vaginalen Milieus. Pathogene Bakterien finden optimale<br />

Wachstumsbedingungen und überwuchern durch eine hohe Populationsdichte<br />

das Scheidenmilieu.<br />

22 23


Die wichtige Schutzfunktion der Milchsäurebakterien geht verloren.<br />

Eine Folge davon ist die Verschiebung des Säuregrads (pH-Wert) im<br />

Vaginalsekret.<br />

Mikroskopische Bilder der Laktobazillenflora<br />

Abb. 4 Laktobazillenflora mit bakterieller Zytolyse, pH-Wert 4,3<br />

Abb. 5 Polymorphe Laktobazillenflora mit bakterieller Zytolyse<br />

Insgesamt betrachtet sind der hohe Anteil der Laktobazillen an der Komposition<br />

der Vaginalflora und ein normaler pH-Wert unter 4,5 zwei der<br />

wesentlichen Merkmale für die normale Scheidenflora einer gesunden Frau<br />

(Abb. 4,5,6,7).<br />

Abb. 6 Laktobazillenflora mit Adhärenz an Intermediärz<strong>ellen</strong><br />

Abb. 7 Grampositive Laktobazillen mit bakterieller Zytolyse<br />

24 25


Auf Grund der von den Laktobazillen gebildeten zahlreichen Keimabwehrfaktoren<br />

erfüllt das Laktobazillenschutzsystem insbesondere folgende<br />

praxisrelevante Funktionen:<br />

• Schutz vor lokaler Kolonisation potenziell pathogener Mikroorganismen<br />

(Kolonisationsresistenz)<br />

• Verhinderung des bakteri<strong>ellen</strong> Transfers der Resident- und Transientflora<br />

(Aszensionsschutz)<br />

• Therapie lokaler mikrobieller Infektionen durch Korrektur der gestörten<br />

Vaginalflora<br />

• Stabilisierung von Terrainfaktoren des vaginalen mikroökologischen<br />

Systems (pH-Wertabsenkung)<br />

Die Substitution mit Laktobazillen bewirkt nur einen zeitlich begrenzten<br />

Effekt in Bezug auf die Regulation der Scheidenflora. Ihre Domäne dürfte<br />

somit hauptsächlich in der Prävention bzw. der Erhaltung des Zustandes<br />

nach einer Antibiotikatherapie, z.B. mit Metronidazol oder Clindamyzin,<br />

liegen.<br />

3.3.4 Scheideninhaltsstoffe<br />

Der Scheideninhalt mit seiner Vielzahl verschiedener biochemischer Substanzen<br />

steht in enger Beziehung zur Mikroflora der Vagina. Er enthält<br />

abgestoßene zytolytische Scheidenepithelien vermischt mit einem Transsudat<br />

aus den Scheidengefäßen, außerdem die Standortflora sowie<br />

verschiedene Produkte des Zellstoffwechsels. Außer Mono- und Polysacchariden,<br />

Aminosäuren, Lipiden und Phosphatiden kommen auch<br />

Elektrolyte, verschiedene Enzyme und Spurenelemente im Scheideninhalt<br />

vor (Tab. 5).<br />

Die Versorgung der Mikroorganismen erfolgt hauptsächlich durch das<br />

Nährstoffangebot des Wirts. Die vaginale Mikroflora zeigt ausgeprägte<br />

enzymatische Aktivitäten, die zum Abbau von Kohlenhydraten, Eiweißen<br />

und Fetten führen. Zu den endogenen Nährstoffen zählen Zelldetritus,<br />

abgestorbene Mikroorganismen, Menstrualblut, Lochialsekret sowie Nährstoffe,<br />

die aus dem intermikrobi<strong>ellen</strong> Stoffwechsel stammen.<br />

Insgesamt ist festzust<strong>ellen</strong>, dass die Scheideninhaltsstoffe infolge eines sehr<br />

komplexen Wirkungsmechanismus sowohl einen stimulierenden als auch<br />

einen hemmenden Einfluss auf bestimmte Stoffwechselprozesse des Mikround<br />

Makroorganismus ausüben können.<br />

Tab. 5 Scheideninhaltsstoffe<br />

• Elektrolyte: Chlorid, Kalium, Natrium<br />

• Spurenelemente: Eisen, Kalzium, Magnesium, Zink<br />

• Organische Säuren: Essigsäure, Propansäure, Methylpropansäure, Butansäure,<br />

Methylbutansäure, Milchsäure<br />

• Lipide: Triglyzeride, Cholesterin, Cholesterinester, Phospholipide<br />

• Aminosäuren: Histidin und 14 weitere Aminosäuren<br />

• Proteine: Albumine, Immunglobuline (IgA, s-IgA, IgG), Laktoferrin, Transferrin,<br />

Glykoproteine der Muzinklassen<br />

• Enzyme: Lysozym, Mukopolysaccharidase, Oxidasen, Peroxidasen, Laktatdehydrogenasen,<br />

weitere Dehydrogenasen, alkalische Phosphatasen, Esterasen<br />

• Kohlenhydrate: Glykogen, Glukose, Fruktose, Maltose<br />

• Blutabbauprodukte: Harnstoff, Amine<br />

• Epithel- und nicht epitheliale Z<strong>ellen</strong>: Makrophagen, Granulozyten, Histiozyten,<br />

desquamierte Plattenepithelien<br />

26 27


3.3.5 Immunologische Faktoren<br />

Im Gegensatz zum systemischen Immunsystem, das alle Fremdantigene<br />

eliminiert, ist die Immunabwehr im unteren Genitalbereich sehr komplex.<br />

Es werden einerseits „gutartige Fremdantigene“ wie z.B. Keime der vaginalen<br />

Residentflora oder Laktobazillenstämme toleriert, andererseits müssen pathogene<br />

Mikroorganismen als solche erkannt und ihre Aufnahme oder ihr aktives<br />

Eindringen verhindert werden.<br />

Bei einer lokalen Antigenexposition der Vagina ist die Stimulierung des<br />

Immunsystems relativ schwach. Sie wird beeinflusst von der zyklusabhängigen<br />

Durchlässigkeit des mehrschichtigen Plattenepithels sowie durch das<br />

Serumamyloid im Plattenepithel, welches das darunter liegende lymphatische<br />

System abschirmt. Nach der epithelialen Antigenpassage erreichen<br />

die Antigene die Langerhansz<strong>ellen</strong> und andere antigenpräsentierende Z<strong>ellen</strong><br />

und unterliegen dann der immunologischen Abwehrkaskade.<br />

Die vaginale humorale Abwehr wird hauptsächlich sichergestellt durch die<br />

sekretorische Komponente der Epithelz<strong>ellen</strong>, die IgA-Plasmaz<strong>ellen</strong> und sekretorisches<br />

IgA sowie IgG in den Sekreten.<br />

IgG passiert die Vaginalwand über interzelluläre Kanäle und ist das dominante<br />

Immunglobulin in der Vagina. Das Mengenverhältnis von IgG zu sIgA beträgt in<br />

der Vagina 10:1.<br />

Die immunologische Infektionsabwehr wird aber auch durch unspezifische<br />

Begleitreaktionen wie Vorgänge der Phagozytose durch polymorphkernige<br />

Granulozyten oder durch Z<strong>ellen</strong> des mononuklearphagozytären Systems<br />

wesentlich unterstützt und manchmal erst mit diesen unspezifischen Vorgängen<br />

voll wirksam.<br />

3.3.6 Chemokine/ Chemotaxis<br />

Die Chemotaxis ist ein präphagozytotisches Phänomen. Sie stellt eine der<br />

ersten Voraussetzungen für eine Phagozytose und damit für die Präsentierung<br />

von Antigenen sowie für die Ingangsetzung einer Sensibilisierung und<br />

Aktivierung der Immunabwehr dar.<br />

Unter den chemischen Mediatoren mit chemotaktischer Wirkung spielen<br />

neben den Zytokinen vor allem die Chemokine eine entscheidende Rolle.<br />

Sie st<strong>ellen</strong> eine Familie von mehr als 30 Proteinen mit chemotaktischer<br />

Wirkung auf Leukozyten dar. Manche locken mehr Granulozyten, andere<br />

Makrophagen und wieder andere eher Lymphozyten (z.B.T-Lymphozyten) an.<br />

Somit steuern sie die Rekrutierung der Abwehrz<strong>ellen</strong>.<br />

Neben der Chemotaxis haben die Chemokine noch regulatorische Funktionen<br />

und aktivieren verschiedene Eigenschaften der Abwehrz<strong>ellen</strong>.<br />

3.3.7 Zytokine<br />

Die Zytokine sind eine sehr heterogene Gruppe interzellulärer Botenstoffe.<br />

Sie sind, obwohl sie nur in geringen Mengen von den jeweiligen Z<strong>ellen</strong> ausgeschieden<br />

werden, hochwirksame Polypeptide. Ihre Wirkung wird in der<br />

Regel über spezifische Rezeptoren vermittelt. Chemokine sind eine Unterfamilie<br />

der Zytokine mit starker chemotaktischer Aktivität als Antwort auf<br />

Entzündungssignale (z.B. Lipopolysaccharide). Chemokine werden, wie auch<br />

andere Zytokine, von einer Vielzahl verschiedener Z<strong>ellen</strong> gebildet und wirken<br />

auch auf diese, wobei ihre Synthese jeweils durch zelluläre Aktivierung ausgelöst<br />

wird.<br />

28 29


3.3.8 Populationsdichte<br />

Für die Pathogenität der Mikroorganismen hat die Keimzahl gleichfalls Bedeutung.<br />

Eine bestimmte Quantität von Mikroorganismen oder einer Spezies<br />

kann vom gesunden Organismus dank seiner Abwehrkraft toleriert werden.<br />

Normalerweise findet man 105 –108 Laktobazillen und nur 104 –105 andere<br />

fakultativ pathogene Keime pro ml des Vaginalsekrets. Der Übergang von der<br />

Normalflora zur Infektion ist fließend und insbesondere abhängig von der<br />

Populationsdichte (fakultativ pathogene Erreger) und der Virulenz (obligat<br />

pathogene Erreger).<br />

Hohe Keimzahlen größer als 10 9 gelten als pathogen. Die Höhe der Toleranzgrenze<br />

ist im Allgemeinen unbekannt und kann durch verschiedene exogene<br />

Faktoren herabgesetzt werden. Ob und inwieweit eine Korrelation zwischen<br />

Quantität der Spezies und Schwere des Krankheitsbildes besteht, ist im Einzelnen<br />

noch nicht geklärt, denn auch relativ geringe Keimzahlen können zur<br />

Scheideninfektion führen. Dabei ist anzunehmen, dass neben der Keimzahl<br />

insbesondere Änderungen von Milieufaktoren für die Manifestation der<br />

Scheideninfektion mitverantwortlich sind.<br />

3.3.9 Enzymatische Faktoren<br />

Die Anzahl der Mikroorganismen bestimmt die Gesamtenzymaktivität an<br />

einem Standort. Trotz geringer Enzymaktivität des einzelnen Keims ergibt<br />

sich bei großer Keimzahl eine hohe Gesamtaktivität. Ihre Menge und Verbreitung<br />

werden durch Vorkommen und Quantität bestimmter Stoffe kontrolliert,<br />

die für ihre Existenz unbedingt notwendig sind. Die limitierenden<br />

Faktoren werden wesentlich vom Makroorganismus bestimmt.<br />

Der Makroorganismus produziert in unterschiedlicher Menge Enzyme, die<br />

sich ebenso wie die mikrobi<strong>ellen</strong> Enzyme im Scheideninhalt nachweisen<br />

lassen. Eine besondere Rolle spielt dabei als antimikrobielle Substanz das<br />

Lysozym, das eine universelle Bedeutung bei der Regulierung der vaginalen<br />

Keimflora aufweist. Seine Wirksamkeit wird als bakteriostatisch und virostatisch<br />

eingeschätzt.<br />

Lysozym ist auch in der Lage, die leukozytäre Phagozytose anzuregen. Von<br />

Bedeutung ist weiterhin auch der Einfluss von Proteinasen auf die Adhärenz<br />

der Mikroorganismen. So kann z.B. durch den Abbau von Oberflächenproteinen<br />

am <strong>Vaginale</strong>pithel die Adhärenz von Candida albicans vermindert<br />

werden.<br />

Unter natürlichen Biotopbedingungen werden auch in der Vagina zahlreiche<br />

Makromoleküle zunächst durch bakterielle Exoenzyme teilweise abgebaut:<br />

• Proteine durch Peptidasen zu Peptiden und Aminosäuren<br />

• Polysaccharide durch saccharolytische Enzyme in Monosaccharide<br />

• Fette durch Lipasen zu Fettsäuren<br />

Durch eine rasche Regulierung der Enzymaktivität und der Erregersynthese<br />

ist die Bakterienzelle in der Lage, sich den jeweiligen Milieubedingungen<br />

optimal anzupassen. Die meisten bakteri<strong>ellen</strong> Erreger sezernieren eine oder<br />

mehrere Proteasen, die auch verschiedene Kaskadenreaktionen auslösen.<br />

Insgesamt ist festzust<strong>ellen</strong>, dass herabgesetzte oder gesteigerte Enzymaktivitäten,<br />

die von der Anzahl der Mikroorganismen, aber auch vom Makroorganismus<br />

selbst mitgeprägt werden, einen wesentlichen Einfluss auf das<br />

mikroökologische System der Scheide ausüben. Die Enzyme sind im Bereich<br />

des vaginalen mikroökologischen Systems in Rückkopplung mit Stoffwechselprozessen<br />

zu sehen. Sie führen zu enzymatischen Strukturmodulationen<br />

verschiedener Zellpopulationen.<br />

30 31


3.3.10 Adhärenzphänomene<br />

Bakterien können mittels unterschiedlicher Adhäsionsmoleküle (Adhäsine)<br />

an Epithelz<strong>ellen</strong> binden. Das Adhärenzvermögen ist für Mikroorganismen<br />

eine wichtige Voraussetzung zur Besiedlung eines Wirts und die erste<br />

Voraussetzung für die Auslösung der Infektionskaskade.<br />

Die Fähigkeit von Mikroorganismen zur Adhärenz an Epithelz<strong>ellen</strong> eines Wirts<br />

ist für die Entstehung und den Verlauf einer Infektion bedeutungsvoll. Nur<br />

die fest am Epithel sitzenden Mikroorganismen können sich der Spülwirkung<br />

im Scheideninhalt widersetzen und sich in einem ständigen Abwehrkampf<br />

gegen die antibakteri<strong>ellen</strong> Aktivatoren des Makroorganismus und die biologischen<br />

Wettbewerbe anderer Bakterien behaupten.<br />

Die Haftfähigkeit determiniert als Hauptfaktor die Art der Mikroorganismen<br />

am Standort.<br />

Die Adhärenz von Laktobazillen an das Plattenepithel der Vagina erhält die<br />

physiologische Vaginalflora. Dagegen nutzen pathogene Erreger die Adhärenz<br />

aus, um pathogene Prozesse einzuleiten.<br />

3.4 Faktoren der intermikrobi<strong>ellen</strong> Wechselwirkung<br />

Synergistisches und antagonistisches Verhalten der Mikroorganismen untereinander<br />

haben einen regulierenden Einfluss auf die Zusammensetzung und<br />

Erhaltung der vaginalen Mikroflora.<br />

Einen antagonistischen Effekt für das Bakterienwachstum stellt die Metabolitenhemmung<br />

dar. Hierbei werden von einer Spezies Abfallprodukte,<br />

z.B. H2O2, H2S und kurzkettige Fettsäuren, abgegeben, die für andere Spezies<br />

toxisch sein können. Ein Beispiel dafür sind die Anaerobier. Die von ihnen gebildeten<br />

Fettsäuren hemmen das Wachstum von E. coli und anderen Mikroorganismen.<br />

Auch eine Substratkonkurrenz führt zu einer gegenseitigen Einschränkung<br />

von Bakterien im Wachstum.<br />

Die sogenannte mikrobielle Sukzession, die Weiterverwertung von Metaboliten,<br />

die bei der primären bakteri<strong>ellen</strong> Nutzung von Nährstoffen anfallen,<br />

stellt ein weiteres mikroökologisches Kontrollprinzip dar.<br />

3.5 Zusammenfassung<br />

Die Stabilität des vaginalen mikroökologischen Systems ist wichtig für die<br />

Beziehung zwischen Wirt und normaler Flora und der verschiedenen Mikroorganismen<br />

untereinander. Die Ökologie der Vagina wird neben anderen<br />

Faktoren entscheidend bestimmt durch das Laktobazillenschutzsystem und<br />

den vaginalen pH-Wert. Die Vagina beherbergt ein komplexes und dynamisches<br />

mikroökologisches System, das durch eine Vielzahl von wirts- und<br />

mikrofloraabhängigen Bedingungen reguliert wird.<br />

Vaginalinfektionen entwickeln sich besonders dann, wenn das körpereigene<br />

Schutzsystem mit seinen zahlreichen Regulationsfaktoren gestört ist und<br />

sich eine nachhaltige Dysbalance der Scheidenflora bildet.<br />

32 33


4. Klinische Manifestation im Zusammenhang mit einem<br />

vaginalen Laktobazillenmangel<br />

Die Vagina ist bei Frauen mit normaler Ovarialfunktion von verschiedenen<br />

Stämmen der Laktobazillen besiedelt. Die auf verschiedene Art und Weise in<br />

die Vagina eingedrungenen, potenziell pathogenen Keime können in diesem<br />

Milieu nur unter besonderen Bedingungen existieren.<br />

Ist die Abwehrbereitschaft der Frau reduziert, z.B. vor und nach der Menstruation,<br />

bei körperlichem oder seelischem Stress unter der Belastung einer gleichzeitigen<br />

nicht genitalen Erkrankung oder im Klimakterium, kann ein infizierender<br />

Kontakt die Resistenz der Scheide überwinden. Die Laktobazillen sind<br />

dann nicht mehr ausreichend imstande, durch Glykogenabbau der Infektion<br />

entgegenzuwirken.<br />

Die Vaginalflora zahlreicher Frauen weist zu wenige Laktobazillen auf – ein<br />

Mangel, der ohne Beschwerden einhergehen kann, aber auch zu vermehrtem<br />

Ausfluss, Juckreiz, Brennen und einem unangenehmen Geruch führen kann.<br />

Das Defizit an Laktobazillen wird physiologisch durch hormonelle Schwankungen<br />

im Rahmen des Zyklus, aber auch in der Schwangerschaft ausgelöst.<br />

Abhängig vom jeweiligen Lebensalter, dem Zyklus der geschlechtsreifen Frau<br />

und der Östrogenproduktion nimmt die Laktobazillenkonzentration der Vaginalflora<br />

zu oder ab.<br />

Demgegenüber verdrängen exogene und endogene Einflüsse die Laktobazillen<br />

aus dem Biotop und inaktivieren verschiedene Keimabwehrfaktoren (Tab. 6).<br />

Tab. 6 Einflussfaktoren auf das vaginale mikroökologische System<br />

Exogene Einflüsse<br />

• Sexuelle Kontakte<br />

• Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung<br />

• Sperma<br />

• Lokale Kontrazeption<br />

• Antibiotika<br />

• Hygienefaktoren<br />

• Einschleusung von Bakterien, die nicht zur Vaginalflora gehören<br />

Endogene Einflüsse<br />

• Menstruation<br />

• Östrogenmangel<br />

• Glykogenverlust<br />

• Erhöhte Populationsdichte von Bakterien, die sonst nur in geringer Anzahl<br />

vorhanden sind<br />

Besteht in der Scheidenflora ein Laktobazillenmangel, kann es zu Scheideninfektionen<br />

mit Brennen, Juckreiz und Schmerzen kommen, denn die Laktobazillen<br />

fungieren in der Vagina als Schutzbarriere gegen Krankheitserreger.<br />

Sind diese Keime in zu geringer Zahl oder gar nicht vorhanden, kann die Applikation<br />

von Laktobazillen notwendig werden, da nur eine gesunde Scheide mit<br />

genügend Laktobazillen Keimen standhalten und Infektionen abwehren kann.<br />

34 35


4.1 <strong>Vaginale</strong> Mischflora<br />

Die vaginale Mischflora ist eine Mischung aus aeroben und anaeroben Keimen<br />

(meist Kokken- und Stäbchenbakterien) mit Schwerpunkt im anaeroben Bereich.<br />

Bei der Mischflora ist die Laktobazillendominanz zu Gunsten der Populationsdichte<br />

anderer bakterieller Mikroorganismen verändert.<br />

Die Befunde einer Mischflora sind nicht unbedingt als pathogen zu bewerten;<br />

oft sind die Patientinnen völlig beschwerdefrei. Die Mikroorganismen entsprechen<br />

quasi einer kommensalen Besiedlung. In anderen Fällen hingegen finden<br />

sich subjektive und objektive Kriterien einer entzündlichen Reaktion. Die Mischflora<br />

muss daher stets in Relation zum klinischen Bild interpretiert werden<br />

(Abb. 8).<br />

Durch eine vaginale pH-Wertbestimmung werden Hinweise auf physiologische<br />

bzw. infektionsprägende Reaktionsabläufe in der Vagina möglich.<br />

Eine Stabilisierung und Wiederherstellung der physiologischen Vaginalflora<br />

ist durch die intravaginale Laktobazillenapplikation möglich.<br />

Abb. 8 Bakterielle Mischflora (pH-Wert > 4,5)<br />

4.2 <strong>Dysbiose</strong><br />

Die <strong>Dysbiose</strong> ist definiert als eine qualitative und quantitative Störung des<br />

Gleichgewichts der Vaginalflora. Sie unterhält eine Fehlbesiedlung der Vagina<br />

mit verschiedenen Mikroorganismen und einem Laktobazillenmangel und<br />

verhindert dadurch die Schutzwirkung des vaginalen Säuregrades.<br />

Auf der Basis einer durch die Infektion ausgelösten <strong>Dysbiose</strong> entstehen der<br />

Fluor vaginalis, unspezifische Kolpitis, bakterielle Vaginose, aber auch manifeste<br />

bakterielle Infektionen.<br />

Die vaginalen pH-Wertmessungen liegen in diesen Fällen über 4,5. Eine<br />

Stabilisierung und Herstellung des physiologischen vaginal pH-Werts ist<br />

durch die intravaginale Laktobazillenapplikation möglich.<br />

4.3 Fluor vaginalis<br />

Unter Fluor vaginalis wird eine vermehrte Vaginalsekretbildung verstanden.<br />

Bei gesunden Frauen besteht diese Flüssigkeit aus abgeschilferten Scheidenepithelz<strong>ellen</strong>,<br />

Drüsensekret der Zervix und der Vaginalflora, Scheidenkapillarflüssigkeit<br />

sowie verschiedenen Stoffwechselprodukten. Zum Zeitpunkt des<br />

Eisprungs tritt das Sekret unter dem hormonalen Einfluss etwas vermehrt<br />

auf; es ist klar, fast geruchlos und flüssiger als im Laufe des restlichen Regelzyklus.<br />

Erst wenn der Ausfluss das gewöhnliche Ausmaß übersteigt, wenn er sich<br />

verfärbt oder einen unangenehmen Geruch aufweist, ist dies wahrscheinlich<br />

ein Zeichen für eine Dysbalance oder Infektion (Abb. 9).<br />

Neben den verschiedenen bakteri<strong>ellen</strong> Erregern der Vagina verursachen auch<br />

Pilz- und Trichomonadeninfektionen einen Fluor vaginalis. Bei der mit einem<br />

homogenen Fluor einhergehenden bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose und der Trichomoniasis<br />

besteht ein starker Laktobazillenmangel (Abb. 10).<br />

36 37


Abb. 9 Fluor vaginalis bei Trichomonadenkolpitis<br />

Abb. 10 Schwache Anfärbung der längsovalen Trichomonaden,<br />

keine Laktobazillenflora<br />

Die differenzialdiagnostische Abklärung des Fluor vaginalis ist Tab. 7 zu<br />

entnehmen. Die Therapie des Fluor vaginalis besteht neben der Anwendung<br />

spezieller Vaginalia in vielen Fällen zum Ausgleich eines Laktobazillenmangels<br />

auch in der Laktobazillensubstitution.<br />

Tab. 7 Differenzialdiagnostische Abklärung des Fluor vaginalis<br />

Vaginalsekret Candidiasis<br />

38 39<br />

Bakterielle<br />

Vaginose<br />

Trichomoniasis<br />

Bakterielle<br />

Zytolyse<br />

pH-Wert 3,5–4,5 > 4,5 4,7 3,5–4,5<br />

Laktobazillen +++ keine keine +++++<br />

Leukozytenzahl ++ + +++ +<br />

Clue cells negativ +++ + negativ<br />

Amintest negativ +++ + negativ<br />

Nativpräparat<br />

Sprosspilzz<strong>ellen</strong>,<br />

Pseudohyphen<br />

clue cells<br />

Trichomonas<br />

vaginalis<br />

Epithelzellkerne<br />

Fluor + bis +++ +++ +++ +++<br />

Konsistenz bröckelig homogen schaumig bröckelig<br />

Farbe weißlich grau gelblich weißlich<br />

4.4 Bakterielle Kolpitis<br />

Die Kolpitis/Vaginitis ist das Ergebnis einer unspezifischen Reaktion des terminalen<br />

Gefäßnetzes und des Bindegewebes auf entzündliche Reize verschiedener<br />

Ursachen. Sie wird ausgelöst durch pathogene Mikroorganismen in der<br />

Vagina sowie durch artifizielle Noxen oder organische Verbindungen. Häufig<br />

sind gleichzeitig Vulva und Vagina betroffen.<br />

Die bakterielle Kolpitis entsteht, wenn eine erhebliche Menge an pathogenen<br />

beziehungsweise fakultativ pathogenen Keimen in die Vagina gelangt und<br />

dort das vorhandene Keimgleichgewicht so stark stört, dass es zu einer


Entzündung der Scheidenwand kommt (Abb. 11). Im Nativpräparat findet sich<br />

neben einer Populationsdichteerhöhung von Keimen und Leukozyten auch<br />

ein starker Laktobazillenmangel.<br />

Wenn spezifische Erreger als Ursache für die Kolpitis ausgeschlossen und<br />

eine <strong>Dysbiose</strong> nachgewiesen wurde, ist eine spezifische antiinfektive Therapie<br />

nicht indiziert. Vielmehr liegt das Behandlungsziel in der Wiederherstellung<br />

eines physiologischen Vaginalmilieus (Eubiose), z.B. durch probiotische<br />

Laktobazillen.<br />

Die unspezifische Kolpitis ist eines der häufigsten Krankheitsbilder in Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe.<br />

Abb. 11 Bakterielle Kolpitis<br />

4.5 Bakterielle Vaginose (BV)<br />

Die bakterielle Vaginose ist die häufigste Scheidenmilieustörung bei sexuell<br />

aktiven Frauen im geschlechtsreifen Alter. Das Krankheitsbild wird geprägt<br />

durch eine schwere Störung des vaginalen mikroökologischen Systems,<br />

bei dem es zu einer Verschiebung des Keimspektrums von den aeroben zu<br />

den anaeroben Mikroorganismen in der Vagina kommt.<br />

Die Keimarten können sich bis um den Faktor 1.000 gegenüber ihrem Auftreten<br />

in der Normalflora vermehren. Die Tatsache, dass alle diese Keime<br />

auch bei der gesunden Frau gefunden werden, unterstützt die Auffassung,<br />

dass dieser Störung eher eine quantitative polymikrobielle Störung zugrunde<br />

5, 12<br />

liegt als eine Infektion im eigentlichen Sinn.<br />

Eine Ursache des gestörten mikroökologischen Gleichgewichts liegt in der<br />

Abnahme der H2O2 produzierenden Laktobazillen. Eschenbach und Mitarb.<br />

fanden bei gesunden Frauen in 96% der Fälle und bei Frauen mit dem Bild<br />

einer bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose in nur 6% der Fälle H2O2 bildende Laktobazillen.<br />

4.5.1 Erreger<br />

Für die bakterielle Vaginose ist ein Erreger im engeren Sinne nicht bekannt.<br />

Eine Vielzahl von Bakterienarten steht mit diesem Krankheitsbild im Zusammenhang.<br />

Unter Verdrängung der Laktobazillenflora kommt es zu einer Überwucherung<br />

der Standortflora insbesondere mit anaeroben Bakterien und<br />

zu einem verstärkten Vorliegen verschiedener spezifischer Erreger, von denen<br />

eine hohe Assoziation zur BV bekannt ist (Tab. 8).<br />

Tab. 8 Erreger mit hoher Assoziation zur bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose<br />

• Bakterioides melaninogenicus-Komplex<br />

• Fusobacterium ssp.<br />

• Gardnerella vaginales<br />

• Mobiluncus sp.<br />

• Mycoplasma hominis<br />

• Peptostreptococcus ssp.<br />

• Streptococcus viridans<br />

40 41


4.5.2 Symptome<br />

Die Symptome bei der bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose können sehr unterschiedlich<br />

sein, sodass dieses Krankheitsbild in einigen Fällen auch unerkannt bleibt.<br />

Charakteristische Symptome sind:<br />

• Juckreiz und Brennen in der Vagina<br />

• Fluor vaginalis mit fischartigem Geruch<br />

• Dyspareunie<br />

• Dysurie<br />

• Disposition zu Harnwegsinfekten<br />

Für die BV typisch ist die Entstehung von aszendierenden Infektionen mit<br />

Folgeerkrankungen von Uterus und Adnexen sowie die Assoziation zu anderen<br />

Mikroorganismen wie Chlamydien, Mykoplasmen, Trichomonaden und<br />

Gonokokken.<br />

4.5.3 Schwangerschaft<br />

In der Schwangerschaft führt die durch eine BV ausgelöste aszendierende<br />

Infektion zu:<br />

• Chorioamnionitis<br />

• vorzeitigem Blasensprung<br />

• Frühgeburt<br />

• Fieber unter der Geburt<br />

• Endometritis post partum<br />

4.5.4 Diagnose<br />

Als diagnostische Kriterien gelten neben dem übel riechenden Ausfluss eine im<br />

vaginalen Abstrichpräparat erkennbare Bakterienbesiedlung an der Oberfläche<br />

der Scheidenepithelz<strong>ellen</strong> (clue cells) und eine pH-Werterhöhung über 4,5.<br />

Abb. 12 Anlagerung von Mikroorganismen an der Oberfläche<br />

der Scheidenepithelz<strong>ellen</strong> (clue cells), Laktobazillenmangel<br />

Die Diagnose der bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose gilt als gesichert, wenn mindestens<br />

drei der folgenden Befunde erhoben werden:<br />

• homogener dünnflüssiger Fluor vaginalis<br />

• pH-Wert > 4,5<br />

• mikroskopischer Nachweis von clue cells (Abb. 12) (Nachweis durch<br />

Methylenblaufärbung )<br />

• positiver Amintest<br />

(nach Zugabe von KOH fischartiger Geruch des Vaginalsekrets)<br />

Die Therapie der bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose besteht hauptsächlich in einer systemischen<br />

Antibiotikabehandlung, durch welche die anaerobe Flora beseitigt<br />

werden soll. Mit einer intravaginalen Laktobazillensubstitution kann das<br />

3, 6, 8<br />

Vaginalmilieu im Sinne einer Langzeitkorrektur wieder stabilisiert werden.<br />

42 43


4.5.5 Laktobazillensubstitution im Rahmen des<br />

Frühgeburtenvermeidungsprogramms<br />

Die aszendierenden Genitalinfektionen, zumeist im Zusammenhang mit<br />

einer bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose, gelten als eine wichtige Ursache für die Entstehung<br />

von Frühgeburten 1, 12, 15 sowie als eine Gefahr für:<br />

• vorzeitigen Blasensprung<br />

• vorzeitige Wehentätigkeit<br />

• Fehl- und Frühgeburten<br />

• Infektion der Schwangeren<br />

• Infektion des ungeborenen Kindes<br />

• Geburt untergewichtiger Kinder<br />

Unter diesen Gesichtspunkten muss daher bei der Schwangerenvorsorgeuntersuchung<br />

regelmäßig auf Anzeichen von Störungen der Scheidenflora<br />

oder auf bereits schon bestehende Infektionen geachtet werden.<br />

Nach den Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinie werden die schwangeren<br />

Frauen im Allgemeinen in einem Abstand von 4 Wochen ärztlich untersucht.<br />

Führt die Schwangere aber etwa alle 3–4 Tage eine pH-Wert-Selbstmessung<br />

am Scheideneingang durch, können möglicherweise infektiöse Gefahren<br />

frühzeitig erkannt und behandelt werden.<br />

Mit der von Prof. Dr. Saling entwickelten Selbstvorsorge-Aktion ist es möglich,<br />

eine erhebliche Senkung der Frühgeburtenrate zu erreichen, die im Zusam-<br />

12, 13, 14, 15<br />

menhang mit einer Scheidenmilieustörung zu sehen ist.<br />

Prospektive Untersuchungen, die von Hoyme in Erfurt 3 und später im Land<br />

Thüringen 5, 7 durchgeführt wurden, belegen die Frühgeburtssenkung durch<br />

eine pH-Wert-Selbstbestimmung schwangerer Frauen und die bei erhöhten<br />

Werten frühzeitig eingeleitete Antibiose bzw. probiotische Laktobazillenanwendung.<br />

5. Probiotika<br />

Bei den Probiotika handelt es sich um lebensfähige Bakterien, die in genügender<br />

Menge aufgenommen gesundheitsfördernde Wirkungen entfalten.<br />

Im gynäkologischen Bereich werden Probiotika insbesondere zur Normalisierung<br />

bzw. Stabilisierung des Vaginalmilieus meist mit selektionierten<br />

Stämmen aus der Gruppe der Laktobazillen eingesetzt.<br />

Durch die gezielte Ansiedlung solcher probiotischer Organismen kann bei<br />

einem Laktobazillenmangel eine intakte und schützende Vaginalmikroflora<br />

wiederaufgebaut werden. Überdosierungen sind so gut wie unbekannt.<br />

Seit Langem werden Laktobazillen in Vaginalkapseln zur Qualitätsverbesserung<br />

der Scheidenflora verabreicht; neueste Anwendungen sind orale Formulierungen.<br />

Hier handelt es sich hauptsächlich um Erfahrungswerte, es gibt<br />

kaum Studien, die den modernen Anforderungen genügen. Eine neue patentierte<br />

Laktobazillenformulierung ist mit dem <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ® seit<br />

Kurzem auf dem Markt; dieser kann eine zeitliche Verbesserung der Scheidenflora<br />

für eine ganze Zykluslänge bewirken.<br />

Die Wirksamkeit der Probiotika bleibt immer auf jene Organismen beschränkt,<br />

die lebensfähig an den Wirkungsort gelangen; dabei spielt die Galenik eine<br />

wesentliche Rolle. Probiotika stehen in flüssigen, halbfesten und trockenen<br />

Zubereitungsformen zur Verfügung. Die eingeschränkte Haltbarkeit bei flüssigen<br />

und dispersen Formen macht eine Kühlkette notwendig. Es findet sich<br />

eine starke Abhängigkeit der Überlebensrate von der Temperatur.<br />

Es gibt stammspezifisch unterschiedliche Sensitivitäten der Laktobazillen<br />

gegenüber niedrigen pH-Werten. Diese Aspekte müssen bei der Auswahl<br />

der Stämme berücksichtigt werden. Bei Trockenzubereitungen (Granulate,<br />

Tabletten) wird eine ausreichende Lagerstabilität bei Raumtemperatur gewährleistet.<br />

In Kapseln lassen sich hohe Bakteriendosen einbringen und mit<br />

anderen Wirkstoffen kombinieren, der Überzug bietet Schutz gegen Umwelteinflüsse.<br />

Innerhalb der Formulierung muss jedoch ein Wasseraktivitätswert<br />

von 0,1–0,3 garantiert sein, damit die Bakterien lebensfähig bleiben.<br />

Mit der Symbioselenkung oder mikrobi<strong>ellen</strong> Therapie hat man die Möglichkeit,<br />

durch Zufuhr von lebenden oder abgetöteten Bakterien über eine<br />

Aktivierung verschiedener Abwehreinrichtungen zu einer Verbesserung der<br />

Abwehrfunktion zu kommen.<br />

44 45


6. Menstruationshygiene<br />

Die Menstruationshygiene umfasst die Reinigung des äußeren Genitals und<br />

den hygienischen Blutungsschutz.<br />

Für den Menstruationsschutz stehen zwei Systeme zur Auswahl: einmal<br />

die äußerlich getragene Vorlage (Binde, Slipeinlage), zum anderen die intravaginale<br />

Einlage (Tampon).<br />

Frauen und Mädchen können diesbezüglich unter einer Vielzahl von im<br />

Handel angebotenen Methoden und Produkten auswählen – ganz nach<br />

persönlichen Vorlieben, Lebensalter und Lebenssituation.<br />

6.1 Tampon<br />

Tampons bestehen aus einem aufgerollten und zusammengepressten<br />

Wattevlies; sie sind meistens als sogenannte Digital-Tampons im Handel.<br />

Die Edana (Zusammenschluss von Herstellern) hat für Europa Richtlinien<br />

erlassen, wonach Tampons in verschiedene Saugfähigkeiten unterteilt<br />

werden. Diese Grade werden auf der Verpackung in Tröpfchen angegeben.<br />

So steht beispielsweise ein Tropfen für leichte Saugfähigkeit und sechs<br />

Tropfen für höchste Saugfähigkeit. Die Tamponhersteller verwenden oftmals<br />

eigene Bezeichnungen wie beispielsweise Mini, Normal oder Super für die<br />

Saugfähigkeiten, jedoch ist die Anzahl der Tropfen auf der Verpackung für<br />

alle verbindlich geregelt.<br />

Der Tampon absorbiert die Absonderung bereits im mittleren Scheidendrittel.<br />

Durch das Tragen eines Tampons wird die Aktionsfähigkeit nicht eingeschränkt<br />

und damit die Menstruation auch als weniger belastend eingestuft.<br />

Vor Menstruationsgeruch sind Tamponverwenderinnen weitgehend sicher,<br />

da das Blut im Inneren des Körpers aufgefangen wird, bevor es an die Luft<br />

tritt. Menstruations<strong>tampon</strong>s bewirken weder eine Selektion noch eine<br />

Wachstumsförderung der Keime, die vaginale Ökologie bleibt unbeeinflusst.<br />

Jede Frau kann sich mit Tampons an jedem Tag der Regel vollkommen sicher<br />

fühlen, wenn die Relation zwischen der Stärke der Menstruation und der angebotenen<br />

Saugleistung des Tampons stimmt. Dies wird durch die Wahl der<br />

richtigen Größe und durch Beachtung der Wechselfrequenz erreicht.<br />

Die Wahl des Menstruationsschutzes ist ebenso wie die Wechselfrequenz der<br />

Hygieneartikel von vielen individu<strong>ellen</strong> Faktoren abhängig. Grundsätzlich gilt,<br />

dass jede Frau sowohl den Wechselrhythmus als auch den für sie am besten<br />

geeigneten Menstruationsschutz selbst herausfinden sollte.<br />

46 47


7. <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ®<br />

Die Tamponmaterialien von <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® bestehen aus einer<br />

Kombination von Viskose, einer natürlichen Kunstfaser, die aus dem Grundmaterial<br />

Zellulose besteht, und aus Baumwollfasern.<br />

Viskose zeichnet sich auf Grund der günstigen Flüssigkeitsaufnahme als<br />

besonders günstig für ein Intimhygieneprodukt aus.<br />

<strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ® vereint zudem den zuverlässigen Menstruationsschutz<br />

und die diskrete Anwendung mit den positiven Einflüssen probiotischer<br />

Kulturen auf die Vaginalflora. Es enthält eine spezielle Kombination<br />

aus körpereigenen Laktobazillen in Form der patentierten Kombination ®<br />

(Lacto Naturel), deren Zusammensetzung auf die körpereigenen Laktobazillen<br />

der Vaginalflora abgestimmt ist.<br />

7.1 Zusammensetzung von Lacto Naturel ( ® )<br />

Lactobacillus fermentum (LN 99)<br />

Lactobacillus gasseri (LN 40)<br />

Lactobacillus casei (LN 113-2)<br />

Abb. 13 Wirkungsprinzip von <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ® .<br />

Bei Erreichen der Körpertemperatur wird die Trägersubstanz<br />

flüssig und die Milchsäurebakterien werden freigesetzt.<br />

®<br />

Die Kombination ist an eine spezielle Trägersubstanz gebunden, die<br />

die empfindlichen Bakterien vor Sauerstoff und starken Temperaturschwankungen<br />

schützt. Erst wenn der Tampon die Körpertemperatur erreicht hat,<br />

löst sich die Trägersubstanz auf und die Milchsäurebakterien gelangen<br />

gezielt in das Kompartment der Vagina (Abb. 13).<br />

1. Die gefriergetrockneten Bakterienstämme befinden sich in einer Fettsubstanz<br />

(Bestandteile der Kokosnuss), die sie vor Sauerstoff und starken<br />

Temperaturschwankungen schützt.<br />

2. Nach Einführen des Tampons und Erreichen der Körpertemperatur<br />

verflüssigt sich die Fettsubstanz und löst sich auf.<br />

3. Die in der Trägersubstanz gelösten Bakterien treten aus dem Tampon aus<br />

und regulieren die Vaginalflora. Die Laktobazillen werden etwa 2 Stunden<br />

nach Anwesenheit im feuchtwarmen Vaginalmilieu aktiv.<br />

Die Frauen spüren nichts von dem Vorgang der Laktobazillenfreisetzung,<br />

auch im Tragekomfort unterscheiden sich <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® nicht<br />

von anderen Tampons. Um die in <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® enthaltenen Laktobazillen<br />

besonders gut zu schützen, sind die Tampons in einer vakuumverschlossenen<br />

Dose verpackt. Zusätzlich enthält die Dose ein Trocknungsmittel,<br />

das das Eindringen von Flüssigkeit in die <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ®<br />

verhindert.<br />

<strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® gibt es mit verschiedenen Aufnahmefähigkeiten<br />

(Mini, Normal, Super). Der Anteil der probiotischen Milchsäurekombination<br />

ist bei allen Größen von <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® gleich.<br />

48 49


7.2 Wirksamkeitsprofil von <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ®<br />

Vom physiologischen Verständnis der vaginalen Flora her kann eine kurzfristige<br />

Substitution mit Laktobazillen nicht grundsätzlich helfen. Zunächst<br />

müssen stets die Ursachen erkannt werden, die zu einer Störung innerhalb<br />

des vaginalen mikroökologischen Systems geführt haben. Die Therapie<br />

erfolgt dann meistens durch den Einsatz von Antiinfektiva. Besonders nach<br />

einer antibiotischen Behandlung mit Breitspektrumantibiotika sollte auch<br />

immer auf eine Reaktivierung der Laktobazillenflora geachtet werden. Bei<br />

einer entsprechend oft wiederholten Applikation von Laktobazillen kommt<br />

es zu einer Stabilisierung des Gleichgewichts der Vaginalflora.<br />

Die Laktobazillen können bei entsprechender wiederholter Therapie einer<br />

leichten <strong>Dysbiose</strong> oder einer leichten bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose einen mehr oder<br />

weniger dauerhaften Effekt bewirken, zumal speziell bei der bakteri<strong>ellen</strong><br />

Vaginose Spontanremissionen in 20–30% der Fälle nach 6–10 Wochen beobachtet<br />

wurden. 10<br />

Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie 13 zeigte, dass <strong>ellen</strong> ® Probiotic<br />

Tampons ® ebenfalls die Heilungsraten von vaginalen Infekten im Anschluss<br />

an eine Antibiotikabehandlung steigern. Als Probanden wurden Patientinnen<br />

mit diagnostizierter bakterieller Vaginose eingeschlossen. Im Anschluss an eine<br />

3-tägige Therapie mit Clindamyzin erhielt eine Gruppe der Probandinnen<br />

während ihrer folgenden Menstruation <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampons ® (Verum-<br />

Gruppe), die andere herkömmliche Tampons (Placebo). Während der nachfolgenden<br />

2. Menstruation verwendeten beide Gruppen ihren gewöhnlichen<br />

Menstruationsschutz. Nach Untersuchung des Vaginalsekrets der Probandinnen<br />

waren 1oo % in der Verum-Gruppe frei von der bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose,<br />

in der Placebogruppe waren es hingegen nur 25%.<br />

Auch die Erfolge bei den deutschen Frühgeburtenvermeidungsprogrammen<br />

nach Saling und Hoyme sind so zu erklären, dass sie zwar nicht die bakterielle<br />

Vaginose heilen, aber eine pH-Wertverbesserung herbeiführen könnten. 9,15<br />

Studien 5 zeigen, dass die dominierende Laktobazillenflora durch die Menstruationsblutung<br />

und durch Spermaflüssigkeit gestört wird, d. h., der pH-Wert<br />

wird angehoben. Diese Einflüsse können die Vaginalflora verändern. Unter<br />

dem Aspekt der Prävention sollte eine Laktobazillenflora physiologischerweise<br />

vorhanden sein, denn es ist immer wieder zu berücksichtigen, dass,<br />

wenn die Laktobazillenflora gestört ist, Vaginalinfektionen entstehen können.<br />

Der <strong>ellen</strong> ® Probiotic Tampon ® kann die Regenerierung der Vaginalflora über<br />

eine ganze Zykluslänge fördern. Die Tampons werden während der Menstruation<br />

verwendet, das bedeutet eine einfache und vor allem gewohnte<br />

Anwendung.<br />

Insgesamt betrachtet bietet der neue probiotische Tampon, der größtenteils<br />

am Karolinska-Institut in Schweden entwickelt wurde, Schutz und Sicherheit<br />

während der Menstruation, regeneriert die Vaginalflora und wirkt dadurch<br />

zusätzlich auch im Heilungsprozess einer bakteri<strong>ellen</strong> Vaginose, <strong>Dysbiose</strong><br />

sowie im Zusammenhang mit anderen Vaginalinfektionen.<br />

50 51


Die präventiven und therapeutischen Möglichkeiten, die sich mit dem <strong>ellen</strong> ®<br />

Probiotic Tampon ® über eine ganze Zykluslänge ergeben, sind aus nachfolgender<br />

Aufstellung erkennbar:<br />

• Aufrechterhaltung eines natürlichen bakteri<strong>ellen</strong> Gleichgewichts in der Vagina<br />

• Stabilisierung des pH-Werts<br />

• Stärkung der körpereigenen Abwehr gegen pathogene Mikroorganismen<br />

• Wiederherstellung der natürlichen Vaginalflora<br />

• Regeneration der natürlichen Laktobazillenflora nach Antibiotikatherapie<br />

• Laktobazillenmangel (<strong>Dysbiose</strong>, bakterielle Vaginose, bakterielle Kolpitis)<br />

• Ausgleich der zyklusbedingten Laktobazillenpopulationsdichte<br />

(Symbioselenkung)<br />

<strong>ellen</strong> ® – für die individu<strong>ellen</strong> Bedürfnisse in drei Größen verfügbar:<br />

<strong>ellen</strong> ® Mini<br />

<strong>ellen</strong> ® Normal<br />

<strong>ellen</strong> ® Super<br />

Beachten Sie die Packungsbeilage.<br />

14 probiotische Tampons<br />

12 probiotische Tampons<br />

8 probiotische Tampons<br />

PZN 2329141<br />

PZN 2329164<br />

PZN 2329307<br />

Zur zuverlässigen Bestimmung des natürlichen Säureschutzes im Intimbereich<br />

der Frau ist pH-Balance ® entwickelt worden. Die Testdurchführung<br />

mit diesem Diagnostikum geschieht besonders anwenderfreundlich mittels<br />

eines speziell entwickelten vaginalen Applikators, in dem ein pH-Indikator<br />

integriert ist.<br />

Tab. 9 Indikationen zur pH-Wertbestimmung mit pH-Balance ®<br />

• Bei Vorsorgeuntersuchungen der Frau<br />

• Während der Schwangerschaft als Präventionsstrategie zur Frühgeburtenvermeidung<br />

• Bei einer bekannten Frühgeburtenneigung<br />

• Nach sexuellem Kontakt mit einem neuen Partner<br />

• Beim Vorliegen von Risikofaktoren für sexuell übertragbare Krankheiten<br />

• Beim Auftreten von Intimbeschwerden wie Brennen, Juckreiz, Geruch, Ausfluss<br />

• Zur Therapieverlaufskontrolle<br />

pH-Balance ®<br />

pH-Balance ®<br />

Packungsinhalt: 5 Tests<br />

Packungsinhalt: 8 Tests<br />

PZN 0705054<br />

PZN 2292521<br />

52 53


8. Literatur<br />

54<br />

1. Carey JC, Klebanoff MA: Is a change in the vaginal flora associated with an increased risk of<br />

preterm birth? Am J Obstet Gynecol 2005, 192: 1341–1347<br />

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bacterial vaginosis. J Clin Microbiol 1989, 27: 251–256<br />

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vaginosis. Eur, J Clin Mikrobiol Infect Dis 2007, 13: 657–664<br />

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2000 wird durch die Perinatalstatistik der Jahre 2001 – 2003 bestätigt. Geburtsh<br />

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10. Mendling W: Vaginose, Vaginitis, Zervizitis und Salpingitis. 2. Aufl. Heidelberg: Springer<br />

Medizin Verlag Heidelberg 2006<br />

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