Manfred Balzer - Taucher.Net

AUGENBLICKE
Barakuda-Chef Manfred Balzer hat
am 23. Dezember vergangenen Jahres
seinen 70. Geburtstag begangen.
Wer ihn näher kennt, weiß,
dass er kein Mensch für langweilige
Lebens-Bilanzen ist, sondern sich
eher für spannende Zukunftsvisionen
begeistern lässt. Wir haben
den Spagat versucht, eine visionäre
Bilanz.
TN: Manfred, der Frühling ist vorbei,
der Sommer ist dem Herbst gewichen.
Wie empfindest du diese Jahreszeit
des Lebens?
Manfred Balzer: na ja, ich bin ja
nicht mehr so sehr aktiv im Tagesgeschäft
bei Barakuda, aber auch
der Herbst hat seine goldenen Seiten.
Das ist alles nur eine Frage,
wie man die wirklich wichtigen
Dinge des Lebens betrachtet.
TN: Du bist einer der Tauchpioniere
in Deutschland und bei vielen wichtigen
Weichenstellungen hattest du
deine Hände mit im Spiel. Was
waren so deine Meilensteine?
Manfred Balzer: 1957 war da das
erste wirklich wichtige Ereignis. Ich
war gerade 20 und hatte im Urlaub
in Südfrankreich beim Schnorcheln
meine ersten Gerätetaucher gesehen.
Bei ihnen zog ich auch meine
ersten „Gast-Atemzüge“ aus einem
Mistralregler. Von da an war ich
vom Tauchen gefangen.
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Manfred Balzer
TN: Wie ging es dann weiter?
Manfred Balzer: Dann war alles
weitere eine logische Chronologie:
1978 eröffnete ich ein eigenes Reisebüro
woraus dann später Air
Aqua entstand. Danach entstand
mit Rudi Kneip die erste Tauchbasis
im „Süden“. Der tauchtouristische
„Süden“ Ägyptens lag nämlich
damals noch in Safaga. Danach
eröffneten wir im Giftun Club die
zweite Tauchbasis und damit war
der Grundstein für die Entwicklung
des Tauchtourismus in Ägypten
gelegt.
TN: Wie sah das denn damals vor
Ort aus?
Manfred Balzer: Na ja. Eigentlich
war da nichts. In Safaga stand ein
Muster-Bungalow der uns demonstrieren
sollte, was dort geplant
war. Als wir die ersten Tauchgänge
machten gab es noch keine Stege,
keine Infrastruktur, nichts. Das war
schon eine spannende Zeit.
TN: Wie entwickelte sich dann dort
der Tourismus?
Manfred Balzer: Das ist mit heutigen
Maßstäben nicht mehr fassbar
und wohl auch nicht zu verstehen.
Ich charterte mit Air Aqua und dem
Partner Jetreisen eine Hapag Lloyd-
Maschine und wir flogen die Taucher
hinunter. An die ersten Reisen
mag ich gar nicht mehr denken,
denn der Giftun Club war nicht
mehr rechtzeitig fertig geworden
und wir hatten da ein ziemliches
Chaos vor Ort. Aber: irgendwie
haben wir alle Taucher auch ins
Wasser gebracht und mit viel
Improvisationsgeschick am Ende
noch zufrieden gestellt. Die Taucher
wollten damals alle vorrangig tauchen
und nicht „schöner Wohnen“.
So etwas wäre heute nicht mehr
denkbar.
... ein Barakuda durch und durch
TN: Du erwähntes vorhin Kreuzfahrt-Legende
Rudi Kneip. Wie ging
es mit Euch dort vor Ort mit Schiffen
weiter?
Manfred Balzer: Also „Schiffe“
konnte man das eigentlich nicht so
recht nennen. Wir haben erste Touren
mit sogenannten „Nasser-Booten“
gemacht: Ein offenes Schiff
mit vier Pfosten und einem „Oberdeck“
darauf – fertig. Später charterten
wir einen Schlepper von El
Quseir und machten damit Touren.
Immerhin hatte der schon vier Betten
an Bord.
TN: Wie kamen du und deine Ruth
dann zu Barakuda?
Manfred Balzer: 1986 übernahmen
wir die Marke von Metzeler und
bauten dann die Tauchlehrer-Organisation
von anfangs 35 Tauchlehrern
auf unser heutiges Niveau von
2300 Tauchlehrern aus. Dazu kam
die Barakuda Touristik mit der Reisevermittlung.
TN: Kann Barakuda denn überhaupt
noch im Kanon der Großen Tauchausbildungs-Organisationenmitsingen?
Manfred Balzer: Wir wollen eigentlich
gar nicht mitsingen. Wir haben
immer unsere eigeneMusik
gemacht. Keine BigBand mit viel
Trara, kein großes Symphonieorchester
aber solide, gute Musik.
Das heißt: Wir waren nie für Hauruckaktionen
zu haben. Wir haben
uns kontinuierlich entwickelt und
sind durch Mund-zu-Mund-Propaganda
und eine ehrliche und zuverlässige
Betreuung unserer Tauchlehrer
gewachsen. Schritt für
Schritt.
TN: heißt das, das Barakuda mit der
„Entdeckung der Langsamkeit“ sein
Erfolgsrezept gefunden hat?
Manfred Balzer: Nein. Im Gegenteil.
Ich habe gesagt, dass wir nicht für
Hauruckaktionen zu haben sind.
Das heißt nicht, dass wir langsam
sind. Wir sind nur immer sehr überlegt
vorgegangen.
TN: Heißt das, dass Visionen auch
ein gewisses Brutstadium bei euch
brauchen.
Manfred Balzer:
Sehr schön ausgedrückt.
Ja,
denn bei uns
wird schon wieder
eine Weile
gebrütet, denn
wir müssen uns
den veränderten
Situationen unserer
Zeit stellen.
Dass werden wir
tun. Mein Sohn
Henrik ist jetzt
mit ins Unternehmen
eingestiegen
und er wird mit seiner Jugend (er
ist 21 Jahre alt. Die Red.) frischen
Wind mitbringen. Wir werden
gemeinsam mit unserem tollen
Team Barakuda auf eine neues
Level führen, das eine solide Basis
für die Zukunft ist.
TN: Und deine Zukunft?
Manfred Balzer: Das Leben ist ja
endlich. Das wissen wir ja alle. (er
lacht) Ich hab noch mal schnell verfügt,
dass, wenn der Alte dann einmal
abgetreten ist, er in einer Urne
in der Geschäftsstelle ins Regal
gestellt wird.
TN: Manfred, wir wünschen dir alle
vom Herzen, dass der Herrgott uns
davor so lange wie möglich bewahren
möge. Alles Gute!
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Ruth und Manfred Balzer:
Untrennbar mit
dem Namen Barakuda
verbunden.