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Jahresbericht - YFU

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<strong>Jahresbericht</strong><br />

PROGRAMMJAHR 2004/2005


Anzahl der Austauschschüler 2004/2005 von <strong>YFU</strong> Deutschland<br />

Entsendeprogramm (ges. 1168) I Aufnahmeprogramm (ges. 434)<br />

Kanada 7 I –<br />

USA 836 I 32<br />

USA PPP* 60 I 56<br />

USA Sommerprogr. – I –<br />

USA Semesterprogr. – I –<br />

* Parlamentarisches Patenschafts-Programm<br />

Mexiko 6 I 16<br />

Ecuador 13 I 18<br />

Kolumbien – I 2<br />

Venezuela 2 I 2<br />

Brasilien 22 I 16<br />

Chile 11 I 4<br />

Argentinien 19 I 2<br />

Uruguay 16 I 5<br />

Niederlande 9 I –<br />

Belgien 5 I 1<br />

Frankreich 6 I 7<br />

Schweiz 3 I 6<br />

Ungarn 3 I 6<br />

Polen 4 I 11<br />

Rumänien – I 22<br />

Bulgarien 3 I 19<br />

Kroatien 2 I 4<br />

Austausch fördert Verständigung<br />

D<br />

Südafrika 15 I 7<br />

Das Deutsche YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee e.V.<br />

(<strong>YFU</strong>) organisiert und betreut weltweit langfristigen Schüleraustausch.<br />

Ein Austauschjahr mit <strong>YFU</strong> bedeutet Verständigung<br />

über politische, nationale und kulturelle Grenzen hinweg.<br />

Zusammen mit unseren Partnerorganisationen in über 50 Ländern<br />

setzen wir uns für interkulturelle Zusammenarbeit ein. Im<br />

Programmjahr 2004/2005 hatten wir Austausch mit 40 dieser<br />

Länder. Unsere Teilnehmer werden zu einem toleranten<br />

Umgang mit Fremden herausgefordert und in ihrer persönlichen<br />

Entwicklung unterstützt.<br />

Im Austauschjahr 2004/2005 entsandte <strong>YFU</strong> 1168 deutsche<br />

Jugendliche ins Ausland und nahm 434 Austauschschüler in<br />

Deutschland auf. Die 15- bis 18-Jährigen verbringen ein Schuljahr<br />

im Ausland und erleben dort einen völlig neuen Alltag.<br />

Unsere Gastfamilien nehmen Jugendliche wie ein neues Familienmitglied<br />

unentgeltlich auf.<br />

Norwegen 15 I 4<br />

Dänemark 7 I 4<br />

Schweden 11 I –<br />

Finnland 30 I 19<br />

Estland 5 I 29<br />

Lettland 18 I 9<br />

Litauen – I 7<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Kasachstan – I 4<br />

Russland – I 4<br />

Weißrussland – I 1<br />

Ukraine 2 I 3<br />

Georgien – I 15<br />

Moldawien – I 25<br />

Mongolei – I 2<br />

China 7 I 17<br />

Japan 23 I 31<br />

Australien 5 I 10<br />

Neuseeland – I –<br />

Thailand 3 I 4<br />

Indien – I 10<br />

Seit <strong>YFU</strong> Deutschland 1957 gegründet wurde, haben über<br />

40.000 Jugendliche mit uns ein Austauschjahr verbracht. Wir<br />

sind ein gemeinnütziger Verein und als Träger der freien<br />

Jugendhilfe anerkannt.<br />

Über die Aufnahme in unsere Programme entscheidet die persönliche<br />

Qualifikation der Bewerber, nicht die finanzielle Situation<br />

ihrer Familien. Das ist einer der wichtigsten Grundsätze<br />

bei <strong>YFU</strong>. Jährlich vergeben wir deshalb in großem Umfang Stipendien<br />

an Jugendliche, deren Familien das Austauschjahr<br />

nicht aus eigener Kraft finanzieren können.<br />

Die Grundlage von <strong>YFU</strong> bilden unsere über 1.500 ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter, die sich aktiv für den Schüleraustausch<br />

engagieren. Ehemalige Austauschschüler und Gasteltern leisten<br />

einen Großteil der Arbeit in der Betreuung, bei der Bewerberauswahl<br />

und auf Seminaren. Ihr Einsatz wird von der<br />

Geschäftsstelle in Hamburg koordiniert. Darüber hinaus unterstützen<br />

mehr als 4.000 Mitglieder <strong>YFU</strong> mit ihren Beiträgen und<br />

Spenden.


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Inhalt<br />

Vorwort 4<br />

<strong>YFU</strong> – Neue Entwicklungen 5<br />

Internationale Kooperation – Das <strong>YFU</strong> Netzwerk<br />

<strong>YFU</strong> völlig neu im Netz<br />

Unsere neue Strategie<br />

Ein Jahr AJA in Berlin – Eine Bilanz<br />

Alumni bei <strong>YFU</strong><br />

Bildungsprogramme – Vier Wochen China<br />

Zu Gast in der Welt – Unser Entsendeprogramm 8<br />

USA-Programm<br />

Andere Entsendeprogramme<br />

Vorbereitung und Nachbereitung<br />

Betreuung von Teilnehmern und Eltern<br />

Stipendien<br />

VBT und NBT – Was steckt dahinter?<br />

Erfahrungsbericht China<br />

Im Auftrag des Bundestags – Das PPP 11<br />

Entsendeprogramm<br />

Aufnahmeprogramm<br />

Junge Botschafter in Berlin – Die PPP-Abschlussfahrt<br />

Ein Jahr Deutschland – Unser Aufnahmeprogramm 12<br />

Gastfamilien<br />

Betreuung<br />

Mitarbeiterschulung<br />

Seminarprogramm für Austauschschüler<br />

OSK – Was steckt dahinter?<br />

Sommerprogramm 2005<br />

Stipendien – Chancen für alle 16<br />

Unsere Spender und Förderer<br />

Stipendiaten treffen ihre Förderer<br />

<strong>YFU</strong> zieht Bilanz – Das Wirtschaftsjahr 2004 18<br />

Ein erfolgreiches Jahr – <strong>YFU</strong> sorgt vor!<br />

Bilanz / Gewinn- und Verlustrechnung<br />

Engagement macht uns stark – Unsere Mitarbeiter 20<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Hauptamtliche Mitarbeiter<br />

Höhepunkte aus dem Vereinsleben 22<br />

IRS 2004 und YES 2005 – Konfliktlösung und Mediation<br />

Interessen-Seminare zu Asien, Europa und Lateinamerika<br />

Colored Glasses – Erfolg für Toleranzworkshops<br />

Zukunftswerkstatt Deutschland – Das <strong>YFU</strong>-Bundestreffen 2005<br />

"Ein Austauschjahr ist für das ganze Leben und<br />

nicht nur für ein Jahr."<br />

Marcus Schäfer, 2004/2005 Austauschschüler in den USA<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Deutsches YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee e.V. (<strong>YFU</strong>)<br />

Averhoffstr. 10 • 22085 Hamburg<br />

Redaktion: Annina Duchardt, Andre Haberzeth<br />

Gestaltung und Satz: Roger Colshorn<br />

Druck: drucktechnik, Hamburg-Altona<br />

Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier aus nachhaltiger Produktion.<br />

© <strong>YFU</strong> November 2005


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

S<br />

4<br />

seit 60 Jahren herscht Frieden im Kern Europas – und<br />

doch können wir uns in der EU nicht zu einer gemeinsamen<br />

Verfassung durchringen. Seit Jahrzehnten leben wir gemeinsam<br />

mit Türkinnen und Türken Seite an Seite in Deutschland –<br />

und doch gibt es viele Deutsche, die sich die Türkei nur schwer<br />

in der EU vorstellen können. Wir freuen uns über preiswerte<br />

Waren aus Asien – und doch fühlen wir uns unsicher gegenüber<br />

dieser andersartigen Kultur, und manchmal fürchten wir<br />

uns vor der Dynamik, die sich in Ländern wie China und Korea<br />

entwickelt. Diese Themen unserer Zeit sind mit den in der <strong>YFU</strong>-<br />

Satzung beschriebenen Zielen unseres Vereins verbunden: Es<br />

geht um den Austausch mit anderen Kulturen, es geht um den<br />

Dialog zwischen verschiedenen Religionen, es geht um interkulturelle<br />

Kommunikation und es geht um Bildung.<br />

Bildung ist das wichtigste Mittel, das die Aufspaltung, die<br />

soziale Teilung unserer Gesellschaft verhindern kann. Sie<br />

muss ein Anliegen nicht nur der Schule, sondern aller Teile der<br />

Gesellschaft sein. Unser Verein leistet hier einen Beitrag. Wir<br />

verstehen unsere Programme als Bildungsarbeit und nicht als<br />

touristische Reisen oder Sprachprogramme. Die Lern- und Entwicklungschancen,<br />

die in der Beteiligung an einem internationalen<br />

Austauschprogramm stecken, sind immens. Immer<br />

mehr Menschen erkennen das, was wir auch an der wachsenden<br />

Unterstützung aus der Wirtschaft, von Stiftungen und aus<br />

der Politik spüren. Es ist eine wichtige Aufgabe, auch die Bildungspolitik<br />

davon zu überzeugen, dass der Austausch mit<br />

den Bildungssystemen anderer Länder fruchtbar ist, und dass<br />

die Bildung unserer Kinder durch Austauschprogramme gefördert<br />

wird. Wir wünschen uns, dass im Ausland verbrachte<br />

Schuljahre von den Schulen gefördert und anerkannt werden.<br />

Wir möchten mit unseren Programmen Jugendliche unabhängig<br />

von ihrem sozialen Status und den finanziellen Möglichkeiten<br />

der Familie erreichen. Daher vergeben wir jedes Jahr zahlreiche<br />

Stipendien. Im Programmjahr 2004/2005 hatten wir<br />

dafür Mittel in Höhe von über 660.000 Euro zur Verfügung und<br />

konnten so rund 300 Jugendlichen ein Austauschjahr ermöglichen.<br />

Unser Wunsch ist es, in den nächsten Jahren noch mehr<br />

junge Menschen aller Bildungsniveaus zu fördern.<br />

Dr. Nils Oldenburg,<br />

Erster Vorsitzender<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Interkulturelle Kommunikation ist nicht nur vom guten Willen<br />

abhängig, sie muss erlernt werden. Und man lernt sie nicht<br />

theoretisch, sondern durch eigene Erfahrungen in der Praxis.<br />

Dafür gibt es kaum eine bessere Gelegenheit als den langfristigen<br />

Aufenthalt im Ausland als Teil einer Gastfamilie, unterstützt<br />

durch ein vorbereitendes und begleitendes Seminarprogramm.<br />

Unsere Bildungsarbeit bezieht sich aber nicht nur auf die<br />

1.600 Teilnehmer, die derzeit an unseren Austauschprogrammen<br />

teilnehmen, sondern auch auf unsere über 1.500 aktiven<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter. Unser Bildungs- und Schulungsprogramm<br />

wird ständig erweitert und den aktuellen Herausforderungen<br />

angepasst.<br />

Wir freuen uns über den Erfolg, den wir mit unserer Arbeit<br />

haben. Er ist abzulesen an der Zufriedenheit unserer Teilnehmer,<br />

die wir im Rahmen unseres Qualitätssicherungssystems<br />

messen. Er ist abzulesen an den wachsenden Bewerberzahlen<br />

unserer Programme. Vor allem aber ist er zu spüren an der<br />

Begeisterung aller Mitwirkenden an der Arbeit unseres Vereins:<br />

Austauschschülerinnen und Austauschschüler, Gastfamilien,<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das<br />

Team in unserer Geschäftsstelle. Unsere besondere Kompetenz<br />

liegt in der Nutzung von fast 50 Jahren Erfahrung und<br />

dem stetigen Willen, sich den Herausforderungen von heute zu<br />

stellen.<br />

Ich lade herzlich dazu ein, sich durch die Lektüre unseres <strong>Jahresbericht</strong>s<br />

näher mit unserer Arbeit zu beschäftigen.<br />

Dr. Nils Oldenburg , Erster Vorsitzender


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

<strong>YFU</strong> –<br />

Neue Entwicklungen<br />

Internationale Kooperation –<br />

Das <strong>YFU</strong>-Netzwerk<br />

E<br />

Eine Vielzahl von Kulturen und Ländern in unseren Programmen<br />

zu integrieren ist ein wichtiges Ziel von <strong>YFU</strong>. Mehr<br />

als 50 Partnerländer gehören derzeit zum <strong>YFU</strong>-Netzwerk. Der<br />

Aufbau weiterer Organisationen wird von <strong>YFU</strong> Deutschland<br />

aktiv vorangetrieben.<br />

Entstanden ist <strong>YFU</strong> in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg,<br />

als die Regierung der USA Austauschprogramme für Jugendliche<br />

aus Deutschland finanzierte und organisierte. Diese Programme<br />

hatten ausdrücklich das Ziel, den Prozess der Demokratisierung<br />

Deutschlands zu fördern. Nach dem Auslaufen<br />

der staatlichen Förderung wurden die Programme in privater<br />

Regie fortgesetzt. Daraus ist das heute weltweite <strong>YFU</strong>-Netzwerk<br />

hervorgegangen.<br />

<strong>YFU</strong> USA mit Sitz in Bethesda, Maryland, in der Nähe von<br />

Washington, ist nach wie vor unser größter Partner – aber<br />

schon längst gibt es <strong>YFU</strong> auf allen Kontinenten. In den letzten<br />

Jahren hat <strong>YFU</strong> Deutschland vor allem den Aufbau von Organisationen<br />

in Osteuropa und Asien gefördert. Wir unterstützen<br />

unsere Partnerländer zum einen fachlich, zum anderen finanziell<br />

durch die Vergabe von Stipendien an Austauschschüler.<br />

So sind Jugendliche aus folgenden Ländern zum ersten Mal<br />

nach Deutschland gekommen:<br />

1997 Ukraine, Weißrussland<br />

1998 Bulgarien<br />

1999 Litauen, Moldawien, Georgien<br />

2000 Kasachstan<br />

2002 China, Ghana<br />

2003 Kroatien, Thailand<br />

2004 Indien, Mongolei<br />

2005 Aserbaidschan, Slowakei<br />

In einem zweiten Schritt brachen Schülerinnen und Schüler<br />

aus Deutschland auf, um ein Austauschjahr in den neuen<br />

Partnerländern zu verbringen:<br />

2002 Rumänien<br />

2003 Bulgarien<br />

2004 Kroatien, Ukraine, China, Thailand<br />

2005 Indien<br />

Besonders erfreulich sind die kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen<br />

in allen neuen Programmen.<br />

Seit Mai 2005 online: Der neue<br />

Internetauftritt www.yfu.de<br />

Neues Programmland Slowakei:<br />

Miroslava (l.) mit Gastfamilie<br />

Thümler<br />

Darüber hinaus haben ehrenamtliche Mitarbeiter von <strong>YFU</strong><br />

Deutschland 2005 eine <strong>YFU</strong>-Organisation in Österreich gegründet.<br />

Aufgrund der gemeinsamen Sprache bieten wir hier allerdings<br />

keine Programme an. Wir freuen uns sehr, dass wir seit<br />

Sommer 2005 auch wieder eine Partnerorganisation und Austauschschüler<br />

in Neuseeland haben.<br />

<strong>YFU</strong> völlig neu im Netz<br />

Seit Mai 2005 ist <strong>YFU</strong> mit einem neuen Internetauftritt<br />

online. Unter der bekannten Adresse www.yfu.de<br />

finden sich seitdem noch mehr Informationen über Schüleraustausch<br />

und Stipendien sowie völlig neue Inhalte im<br />

Netz.<br />

In zahlreichen persönlichen Erfahrungsberichten schreiben<br />

ehemalige <strong>YFU</strong>-Austauschschüler und Gastfamilien<br />

über ihr Austauschjahr. Wir stellen Möglichkeiten zum<br />

Engagement bei <strong>YFU</strong> sowie einige Mitarbeiter und Förderer<br />

persönlich vor, und für alle Ehemaligen gibt es erstmals<br />

einen Alumni-Bereich.<br />

In der Rubrik "News & Stories" informieren wir stets aktuell<br />

über weitere Entwicklungen und veröffentlichen neue<br />

Austauschgeschichten. Zudem porträtieren wir alle Partnerländer<br />

von <strong>YFU</strong> Deutschland mit einem Mini-Lexikon<br />

und kurzen Anekdoten.<br />

Die neue Internetseite wird vor allem von interessierten<br />

Jugendlichen stark genutzt, die unsere Bewerbungsunterlagen<br />

online anfordern. Aber auch Familien, Eltern,<br />

Lehrer und Ehemalige finden hier zahlreiche Angebote.<br />

Einfach mal anklicken!<br />

5


<strong>YFU</strong> – NEUE ENTWICKLUNGEN<br />

Unsere neue Strategie<br />

W<br />

Was lange währt, wird endlich gut – so lautet das inoffizielle<br />

Motto des Strategie-Ausschusses, der in diesem Jahr die<br />

neue Strategie des Vereins vorlegen konnte. Das gründliche<br />

Herangehen – gekennzeichnet durch regelmäßige Telefonkonferenzen<br />

und Treffen, um möglichst viele Vereinsmitglieder einzubinden<br />

– hat sich gelohnt. Die Formel der Strategie ist<br />

denkbar einfach:<br />

Mehr Austausch: Die vorgeschlagene Strategie beschreibt<br />

einen Weg, wie <strong>YFU</strong> Deutschland noch mehr Programmteilnehmern<br />

ein Austauscherlebnis ermöglichen kann. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt soll auf der langfristigen Nacharbeit liegen.<br />

Mehr Qualität: Unsere Arbeit steht und fällt mit der Qualität<br />

unserer Programme. Deshalb wollen wir ein transparentes<br />

Qualitätssicherungssystem aufbauen und ein Schulungssystem<br />

für alle ehrenamtlichen Mitarbeiter entwickeln.<br />

Mehr Effizienz: Um unsere Arbeit effizient und erfolgreich zu<br />

gestalten, brauchen wir eine Reform unserer Satzung und<br />

Strukturen, damit wir mit der Realität im Verein und veränderten<br />

Rahmenbedingungen Schritt halten können.<br />

Mehr Engagement: <strong>YFU</strong> lebt vom Engagement seiner ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter. Viele strategische Initiativen zielen<br />

darauf, die Mitarbeit bei <strong>YFU</strong> zu einer Bereicherung zu<br />

machen. Außerdem wollen wir in den nächsten Jahren das<br />

<strong>YFU</strong>-Netzwerk konsequenter ausbauen und nutzen.<br />

Mehr <strong>YFU</strong>: Unser Verein besteht aus vielen Gesichtern, doch<br />

wie bekannt sind wir wirklich? <strong>YFU</strong> soll in der Gesellschaft präsenter<br />

werden: durch mehr Einheitlichkeit ohne Verlust an<br />

Kreativität und Identität. Außerdem: Wer Gutes tut, sollte darüber<br />

reden. Wir haben allen Grund dazu und werden dies in<br />

Zukunft regelmäßig tun.<br />

Mehr Mittel: Ohne finanzielle Mittel bleibt vieles doch nur ein<br />

Traum. Dies gilt sowohl für Stipendien als auch für die Vereinsentwicklung.<br />

Überlegungen reichen vom systematischen Fundraising<br />

bis hin zur Gründung einer eigenen Stiftung.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Ein Jahr AJA in Berlin – Eine Bilanz<br />

N<br />

Nach der ersten Aufbauphase eröffnete Repräsentantin<br />

Rita Stegen am 7. September 2005 das neue Büro des AJA<br />

(Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen)<br />

in Berlin-Mitte mit einem Empfang. Unter den Gästen waren<br />

Vertreter von Botschaften und verschiedenen Bundesministerien<br />

sowie des Deutschen Bundestags, Repräsentanten des<br />

IJAB, Mitarbeiter von Stiftungen sowie ehren- und hauptamtliche<br />

Mitarbeiter der AJA-Organisationen. Mit dem Launch der<br />

neuen Internetseite Ende 2005 ist die Aufbauphase der Repräsentanz<br />

abgeschlossen.<br />

Im Zentrum des Zusammenschlusses der AJA-Organisationen<br />

steht die freiwillige Selbstverpflichtung auf gemeinsame Qualitätskriterien.<br />

Diese stärker publik zu machen und mit ihnen<br />

eine Orientierungshilfe in der Branche des Schüleraustauschs<br />

zu geben, gehörte zu den Arbeitsschwerpunkten der AJA-<br />

Repräsentanz 2005.<br />

Die Aufnahme ausländischer Jugendlicher in deutschen Gastfamilien<br />

ist ebenso wichtig wie die Programme für deutsche<br />

Schüler im Ausland. Von den ca. 1.700 Austauschschülern,<br />

die jährlich für ein Jahr in deutschen Gastfamilien leben, nehmen<br />

etwa 1.300 an den Programmen der AJA-Organisationen<br />

teil. Folgerichtig konzentriert sich die Arbeit im AJA auf eine<br />

stärkere Positionierung des Langzeitschüleraustauschs als Teil<br />

der auswärtigen Kulturpolitik in Deutschland. Im Kontakt mit<br />

dem Auswärtigen Amt sowie dem Bundesministerium des<br />

Innern konnten Vereinbarungen und Regelungen getroffen werden,<br />

die zu deutlichen Erleichterungen bei der Aufnahme von<br />

Gastschülern in Deutschland führen.<br />

Den Problemen, die sich möglicherweise aus der Verkürzung<br />

der Schulzeit ergeben, begegnet AJA in konzertierten Lobby-<br />

Aktionen in den einzelnen Bundesländern und setzt sich für<br />

eine konsequente Anerkennung von im Ausland erbrachten<br />

schulischen Leistungen ein. Dazu verfolgt AJA auch die Entwicklungen<br />

auf europäischer Ebene. Hier können die Einführung<br />

individueller Schülermobilität im Rahmen der neuen EU-<br />

Bildungsprogramme 2007 bis 2013 und die Verabschiedung<br />

einer "European Quality Charter on Mobility" wichtige Impulse<br />

für Regelungen in Deutschland geben. Angestrebt ist in diesem<br />

Kontext auch eine Intensivierung der Kooperationen mit<br />

Schulen. Dazu werden im AJA-Kreis Konzepte für konkrete<br />

Angebote entwickelt und der Kontakt zur Kultusministerkonferenz<br />

und zum Pädagogischen Austauschdienst gepflegt.<br />

Projekte wie dieses haben im vergangenen Jahr zu einer intensiveren<br />

Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

der verschiedenen AJA-Mitglieder geführt. Diese<br />

Kooperationen sind ein guter Weg, unsere gemeinsamen Interessen<br />

effektiv zu vertreten.<br />

Eröffnungsfeier des neuen AJA-Büros:<br />

Repräsentantin Rita Stegen (r.) im Gespräch


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Alumni bei <strong>YFU</strong><br />

N<br />

Wiedersehen nach 20 Jahren: Teilnehmer<br />

auf dem Alumni-Jahrgangstreffen<br />

Neu bei <strong>YFU</strong> sind natürlich nicht die Alumni, also die Ehemaligen<br />

– schließlich nehmen seit fast 50 Jahren deutsche<br />

Jugendliche an <strong>YFU</strong>-Austauschprogrammen teil. Die ältesten<br />

Alumni sind heute in ihren 60ern, die jüngsten gerade 17. Neu<br />

ist jedoch die Idee, allen Ehemaligen ein Netzwerk anzubieten.<br />

Ein Netzwerk, das vielfältige Möglichkeiten schafft, mit ähnlich<br />

Interessierten und mit <strong>YFU</strong> als Verein in Kontakt zu bleiben,<br />

ohne dies notwendigerweise mit ehrenamtlichem Engagement<br />

zu verbinden.<br />

Motiviert durch die eigene Erfahrung und den Wunsch, möglichst<br />

viele daran teilhaben lassen zu wollen, entscheiden sich<br />

traditionell zahlreiche Ehemalige für ehrenamtliches Engagement.<br />

Von diesem Engagement lebt der Verein und seine<br />

Arbeit. Aber nicht alle Ehemaligen können oder wollen diesen<br />

Weg gehen. Studium, Beruf und Familie lassen häufig wenig<br />

Spielraum für weitere Aufgaben.<br />

Die Angebote für Alumni sollen – parallel zur traditionellen<br />

Ehrenamtlichkeit – allen die Gelegenheit geben, die Verbindung<br />

zu <strong>YFU</strong> und <strong>YFU</strong>lern aufrecht zu erhalten. Der Alumni-<br />

Bereich steckt noch in den Kinderschuhen (wie auch der Nachwuchs<br />

der Alumni), aber die regionalen und überregionalen<br />

Angebote im vergangenen Jahr weisen auf die vielfältigen Möglichkeiten<br />

hin, die sich hier bieten.<br />

Beim <strong>YFU</strong>-Bundestreffen in Karlsruhe gab es erstmals Workshop-Angebote,<br />

die sich gezielt an Alumni richteten, mit dem<br />

Erfolg, dass sich diese Gruppe – mit ihren Kindern – angesprochen<br />

und willkommen fühlte. Auf regionaler Ebene treffen sich<br />

in Frankfurt und Düsseldorf regelmäßig junge (und nicht mehr<br />

ganz so junge) berufstätige Alumni bei "Young Professionals"-<br />

Stammtischen.<br />

Zu einer Premiere war der Austauschjahrgang 1985/1986 im<br />

Oktober 2005 eingeladen. Beim ersten <strong>YFU</strong>-Jahrgangstreffen<br />

entstand schnell eine angeregte Stimmung. Die Workshops<br />

boten jedoch auch Raum für nachdenkliche Momente. Bei vielen<br />

Alumni hatte das Austauschjahr Spuren hinterlassen, die<br />

das (Wiederein-)Leben in der eigenen Gesellschaft und Kultur<br />

nicht leicht gemacht haben. Diese Erfahrung im Kreise von<br />

Alumni nicht erklären zu müssen, sondern sich selbstverständlich<br />

darüber austauschen zu können, sorgte für eine vertraute<br />

Atmosphäre, die viele gern länger genossen hätten. Dazu sollen<br />

zukünftige Angebote für Alumni immer wieder Gelegenheit<br />

geben.<br />

S<br />

<strong>YFU</strong> – NEUE ENTWICKLUNGEN<br />

"Wenn ich auf mein Austauschjahr zurückblicke,<br />

habe ich ein Lächeln im Gesicht."<br />

Juulika Hännile aus Estland,<br />

2004/2005 Austauschschülerin in Deutschland<br />

Bildungsprogramme –<br />

Vier Wochen China<br />

Seit 2002 bietet <strong>YFU</strong> vierwöchige Bildungsprogramme für<br />

ehemalige Austauschschüler an. Unter dem Namen "Kurzprogramm"<br />

gab es bereits zwei Reisen nach China (2002 und<br />

2004) sowie jeweils eine Reise nach Südafrika (2004) und<br />

Indien (Frühjahr 2005). Im Sommer 2005 hat das Programm<br />

in China zum dritten Mal mit großem Erfolg stattgefunden.<br />

Die Bildungsprogramme bieten für junge Erwachsene im Alter<br />

von 18 bis etwa 25 Jahren die Möglichkeit, für einen Monat in<br />

eine fremde Kultur einzutauchen und – als Ergänzung zum<br />

Austauschjahr – ihre interkulturellen Kompetenzen zu erweitern.<br />

Die Teilnehmer leben in einer Gastfamilie, nehmen an<br />

einem Kultur- und Sprachkurs teil und besuchen historisch<br />

bedeutende Sehenswürdigkeiten. So lernen sie das Alltagsleben,<br />

die Menschen und die Mentalität der fremden Kultur kennen<br />

und beschäftigen sich gleichzeitig sowohl mit der Sprache<br />

als auch mit geschichtlichen und politischen Hintergründen<br />

des Landes.<br />

Um das Programm so intensiv wie möglich zu gestalten, bietet<br />

<strong>YFU</strong> seit Sommer 2005 ein interkulturelles Training als Vorbereitung<br />

und eine Nachbereitung im Rahmen des Interessen-<br />

Seminars Asien (ISA) an. In der Auswertung der China-Reise<br />

2005 zeigten sich die 18 Teilnehmer sehr zufrieden und<br />

schätzten den interkulturellen Bildungswert des Programms<br />

als hoch ein. Auch die chinesischen Gastfamilien waren von<br />

diesem Kurzaustausch begeistert.<br />

Da <strong>YFU</strong> China in den kommenden Jahren eine größere Zahl<br />

chinesischer Austauschschüler nach Deutschland bringen<br />

möchte, trägt das Bildungsprogramm auch zur Vorbereitung<br />

von zukünftigen <strong>YFU</strong>-Betreuern bei.<br />

Einladung zum Tee: Gastfamilie in Peking<br />

7


Zu Gast in der Welt –<br />

Unser Entsendeprogramm<br />

FFür das Programmjahr 2004/2005 gibt es einen positiven<br />

Trend bei den Bewerber- und Teilnehmerzahlen des Deutschen<br />

YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee e.V. (<strong>YFU</strong>). Hatten<br />

2003/2004 insgesamt 1.116 Jugendliche mit <strong>YFU</strong> ein Austauschjahr<br />

verbracht, so reisten im Frühjahr und Sommer<br />

1.168 Jugendliche ins Ausland. 2005/2006 verbringen sogar<br />

1.244 Schülerinnen und Schüler mit <strong>YFU</strong> ein Austauschjahr in<br />

einem von über 30 Ländern.<br />

USA-Programm<br />

Wie bei anderen Austauschorganisationen waren unsere Schülerzahlen<br />

in den Jahren 2002/2003 und 2003/2004 insbesondere<br />

im USA-Programm rückläufig. Die Auswahlsaison für<br />

2002/2003 wurde von den Terroranschlägen des 11. September<br />

2001 überschattet, was in einem Rückgang der Teilnehmer<br />

von 998 auf 873 Schülerinnen und Schüler resultierte. Im<br />

Programmjahr 2003/2004 schlug sich der Popularitätsverlust<br />

der USA, der mit dem Angriff auf den Irak im Frühjahr 2003<br />

einherging, in noch weiter sinkenden Bewerber- und Teilnehmerzahlen<br />

nieder: Wir hatten nur noch 807 Teilnehmer im<br />

USA-Programm.<br />

Gerade vor dem Hintergrund dieser internationalen Konflikte<br />

sehen wir unsere Arbeit im langfristigen Schüleraustausch als<br />

einen wichtigen Beitrag zur interkulturellen Verständigung an.<br />

Es freut uns daher ganz besonders, dass im Programmjahr<br />

2004/2005 wieder 896 Schülerinnen und Schüler in die USA<br />

abreisten. Auch 2005/2006 setzt sich diese erfreuliche Entwicklung<br />

mit 927 Teilnehmern im USA-Programm fort.<br />

Andere Entsendeprogramme<br />

Teil der Strategie von <strong>YFU</strong> ist es, auch unsere anderen Entsendeprogramme<br />

gezielt zu stärken. In unseren so genannten Kleinen<br />

Programmen verzeichnen wir seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen,<br />

und im Programmjahr 2004/2005 war der<br />

Zuwachs größer als je zuvor: Die Gesamtteilnehmerzahl stieg<br />

innerhalb nur eines Jahres von 189 auf 272. Davon verbrach-<br />

Als <strong>YFU</strong>-Vollstipendiatin<br />

nach Thailand:<br />

Klara in traditioneller<br />

Kleidung<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

ten 89 Schülerinnen und Schüler ihr Austauschjahr in lateinamerikanischen<br />

Ländern, 27 in Australien, Kanada oder Südafrika,<br />

33 in Asien sowie 123 im europäischen Ausland.<br />

Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass wir unsere<br />

Teilnehmerzahlen in allen schon länger bestehenden Programmen<br />

deutlich ausweiten konnten, zum anderen aber auch<br />

darauf, dass wir erstmalig Teilnehmer in gleich vier neue Programmländer<br />

entsenden konnten: nach China, Kroatien, Thailand<br />

und in die Ukraine.<br />

Auch 2005/2006 setzt sich der positive Trend fort: Als neue<br />

Programmländer kamen Indien und Litauen hinzu und die Teilnehmerzahl<br />

stieg auf 317. Für die kommenden Jahre zählt der<br />

Ausbau unserer "Kleinen Programme", vor allem in Asien und<br />

Osteuropa, weiterhin zu den wichtigsten Zielen.<br />

Sommerfest in Japan: <strong>YFU</strong>-Austauschschülerin Anika<br />

mit Freundinnen<br />

Vorbereitung und Nachbereitung<br />

Das Engagement unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter ermöglichte<br />

im Programmjahr 2004/2005 insgesamt 32 Vorbereitungstagungen<br />

(VBT). Diese einwöchigen Seminare bieten<br />

unseren Teilnehmern eine intensive Vorbereitung auf ihr Jahr<br />

im Ausland. Sie werden von ehemaligen <strong>YFU</strong>-Austauschschülern<br />

dazu angeleitet, den eigenen kulturellen Hintergrund zu<br />

reflektieren und Möglichkeiten zu erarbeiten, wie sie in eine<br />

andere Kultur eintauchen können. Außerdem vermitteln die<br />

Ehrenamtlichen konkretes Wissen über das Austauschland,<br />

teilen die eigenen Erfahrungen und sind persönliche Ansprechpartner<br />

für die Jugendlichen.<br />

Unsere USA-Fahrer wurden auf insgesamt 26 Tagungen vorbereitet.<br />

Für alle anderen Länder hat sich die Tradition entwickelt,<br />

die Seminargruppen nach geographischen und kulturellen<br />

Kriterien einzuteilen. So kamen unsere Japan- und Thailand-Fahrer<br />

Ende Januar 2004 auf einer der "Kleinprogramm-<br />

Tagungen" zusammen. Im Mai und Juni fanden zwei Seminare<br />

für Lateinamerika, eine für Australien, Kanada und Südafrika<br />

sowie drei Tagungen für Europa-Fahrer statt.


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Bei <strong>YFU</strong> geht das Austauschjahr nach der Rückkehr aus dem<br />

Gastland noch weiter: Alle 16 Landesgruppen boten im Sommer<br />

und Herbst 2005 mindestens eine Nachbereitungstagung<br />

(NBT) für die gerade zurückgekehrten Schülerinnen und Schüler<br />

an. Dort konnten sich die Rückkehrer, betreut von ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern, mit wichtigen Ereignissen ihres Austauschjahres<br />

auseinander setzen und über mögliche Auswirkungen<br />

auf ihr Leben in Deutschland diskutieren. Dieses optionale<br />

Angebot ist aus unserer Sicht ein wichtiger Bestandteil<br />

des Programms, und wir konnten uns wieder über rege<br />

Beteiligung freuen.<br />

Betreuung von Teilnehmern und Eltern<br />

Am Anfang des Austauschjahres luden unsere Partnerorganisationen<br />

in den Gastländern alle Austauschschüler zu Orientierungsveranstaltungen<br />

ein. So machten sie es den Jugendlichen<br />

leichter, sich in die fremde Kultur einzufinden. Auch<br />

während des Jahres blieb kein Austauschschüler mit Problemen<br />

im Gastland auf sich allein gestellt, da allen Jugendlichen<br />

ein persönlicher Betreuer oder eine Betreuerin zur Seite stand.<br />

Kurz vor Ende des Jahres konnten sich alle Teilnehmer bei<br />

einem "Re-Entry"-Seminar im Gastland auf die Rückkehr nach<br />

Deutschland vorbereiten.<br />

Auch viele Eltern nahmen im Programmjahr 2004/2005 unser<br />

Betreuungsangebot wahr. Vor der Abreise unserer Teilnehmer<br />

bot <strong>YFU</strong> mehr als 40 regionale Informationsveranstaltungen<br />

speziell für Eltern an. Auch noch kurz vor der Rückkehr des<br />

Jahrgangs veranstalteten viele Landesgruppen Treffen, bei<br />

denen sich Eltern mit dem Prozess der Rückanpassung ihrer<br />

Kinder auseinander setzen konnten. Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen<br />

richten immer mehr Landesgruppen informelle<br />

"Elternstammtische" ein, die einen kontinuierlichen, intensiven<br />

Meinungsaustausch ermöglichen.<br />

Neben der Unterstützung durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

fanden alle Eltern jederzeit speziell für Betreuungsfragen<br />

ausgebildete Ansprechpartner in der Geschäftsstelle.<br />

Darüber hinaus erhielten alle Eltern nach Abreise ihres Kindes<br />

unsere ständig aktualisierte Informationsmappe, die einen<br />

Überblick über unsere Arbeitsweise liefert und die Strukturen<br />

und Kommunikationswege von <strong>YFU</strong> erklärt. Außerdem werden<br />

typische, das Austauschjahr des Kindes betreffende Themen<br />

und mögliche Schwierigkeiten schon im Vorfeld angesprochen<br />

und Fragen zum weiteren Verlauf des Austauschjahres beantwortet.<br />

ZU GAST IN DER WELT – UNSER ENTSENDEPROGRAMM<br />

Alles läuft rund: Jugendliche auf der Nachbereitungstagung<br />

Stipendien<br />

376 von insgesamt 1.108 Austauschschülern (ohne Berücksichtigung<br />

der 60 Stipendiaten im Parlamentarischen Patenschafts-Programm)<br />

haben im Programmjahr 2004/2005<br />

einen Stipendienantrag gestellt. Mit einem Antragsvolumen<br />

von insgesamt deutlich über einer Million Euro lag das Niveau<br />

erneut über dem der Vorjahre. Diese beantragte Gesamtsumme<br />

stellte uns bei der Bearbeitung der Stipendienanträge vor<br />

eine besonders schwierige Aufgabe und wir konnten leider nur<br />

vergleichsweise wenige Anträge voll bewilligen.<br />

Dank der Hilfe zahlreicher Spender und Förderer ist es uns<br />

dennoch gelungen, einen Betrag von rund 490.000 Euro für<br />

die Vergabe von Stipendien im Entsendeprogramm einzusetzen<br />

und damit 221 Teilnehmer aus Deutschland finanziell zu<br />

unterstützen.<br />

"Vielen Dank für mein Stipendium und für dieses<br />

unglaublich schöne Jahr! Ich werde es nie vergessen –<br />

und immer wieder gerne zurückkommen in meine nun<br />

zweite Heimat."<br />

Janine Scheder, 2004/2005 Stipendiatin in den USA<br />

9


ZU GAST IN DER WELT – UNSER ENTSENDEPROGRAMM<br />

10<br />

VBT und NBT –<br />

Was steckt dahinter?<br />

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum erfolgreichen<br />

Austauschjahr. Auf unseren Vorbereitungstagungen (VBT) verbringen<br />

Teams von <strong>YFU</strong>-Ehemaligen eine intensive Woche mit<br />

unseren zukünftigen Austauschschülern. Die Ehemaligen treffen<br />

sich mit Gruppen von 20 bis 45 Teilnehmern pro Seminar<br />

in einem Tagungshaus.<br />

Dort wird in Kleingruppen darüber diskutiert, wie man interkulturelle<br />

Kommunikationsschwierigkeiten bewältigen und<br />

sich in einer fremden Kultur zurecht finden kann. Dabei wird<br />

auch die eigene Kultur unter die Lupe genommen.<br />

In Diskussionsrunden, Referaten und Rollenspielen geben die<br />

Ehemaligen ihre Erfahrungen weiter und besprechen länderspezifische<br />

Besonderheiten. Die zukünftigen Austauschschüler<br />

können in einer Simulation ausprobieren, wie schwierig<br />

es ist, eine andere Kultur zu besuchen – und wie es funktionieren<br />

kann.<br />

Nach der VBT können es viele unserer Teilnehmer kaum noch<br />

erwarten, ins Austauschjahr aufzubrechen!<br />

Das Jahr im Ausland ist dann häufig viel zu schnell vorbei –<br />

aber mit <strong>YFU</strong> geht der Austausch weiter. Auf der Nachbereitungstagung<br />

(NBT) treffen sich unsere Teilnehmer für zwei<br />

oder drei Tage in einem Tagungshaus und sprechen über ihre<br />

Erlebnisse.<br />

Es ist nicht immer einfach, sich wieder in der alten Umgebung<br />

einzuleben – umso wichtiger ist es zu merken, dass es anderen<br />

ähnlich geht. Die NBT hilft dabei, sich der eigenen Veränderungen<br />

durch das Austauschjahr bewusst zu werden.<br />

Zusammen mit älteren Ehemaligen diskutieren die Jugendlichen<br />

darüber, wie sie ihre Erfahrungen und neu gewonnenen<br />

Fähigkeiten auch in Deutschland anwenden können.<br />

Eine Möglichkeit ist es natürlich, ehrenamtlich bei <strong>YFU</strong> mitzuarbeiten,<br />

um den Gedanken des interkulturellen Austauschs<br />

weiter zu tragen. Daneben gibt es zahlreiche andere Wege,<br />

sich für Frieden und Völkerverständigung einzusetzen – und<br />

dazu möchten wir unsere Teilnehmer ermutigen.<br />

Aktive Pause: Gute Laune auf der Vorbereitungstagung<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Mittagessen in Peking: <strong>YFU</strong>-Schülerin Stefanie in der Schulkantine<br />

"China!?! Boah, ganz schön mutig..."<br />

…das war der häufigste Kommentar auf meine Ankündigung,<br />

ein Jahr nach China zu gehen. Nach fast acht Monaten<br />

hier kann ich jetzt aber mit Sicherheit sagen: Ja, es lohnt<br />

sich!!!<br />

Chinesische Schule ist zwar gewöhnungsbedürftig – gerade<br />

aus Deutschland ist man viel Freizeit gewohnt, die einem die<br />

chinesische Schule nicht lässt. Man muss sich eben damit<br />

abfinden, dass man in den meisten Fächern bis zum Schluss<br />

nicht mitmachen kann, dass die Klassenkameraden mit Schule<br />

und Lernen sehr beschäftigt sind und man vergleichsweise<br />

wenig mit ihnen unternehmen kann.<br />

Das ist mir am Anfang sehr schwer gefallen. Von morgens halb<br />

acht bis nachmittags um fünf in der Schule, dann nach Hause,<br />

essen, Hausaufgaben machen – und dann konnte ich auch<br />

schon schlafen gehen. Den ganzen Tag nur Chinesisch hören<br />

hat mich unglaublich müde gemacht, und manchmal habe ich<br />

mich in der Schule auch gelangweilt. Aber ich konnte ja immer<br />

noch mit Klassenkameraden reden, Chinesisch lernen und<br />

mich aufs Wochenende freuen.<br />

Ich hatte das Glück, dass ich mich praktisch von Anfang an<br />

mit meinen Gasteltern richtig gut verstanden habe, und so ist<br />

das erste halbe Jahr wie im Flug vergangen. Im November hat<br />

mir meine Gastmutter vorgeschlagen, Taekwondo zu machen,<br />

und ab da habe ich angefangen, mich richtig wohl zu fühlen.<br />

Nach den Ferien habe ich dann noch die Klasse gewechselt<br />

und fühlte mich in meinem neuen, weniger prüfungsorientierten<br />

Jahrgang noch mal wohler.<br />

Es gibt hunderttausend kleine Dinge, die ich vermissen werde:<br />

Mahjong spielen, mit Klassenkameraden herumalbern, kleine<br />

Fotoaufkleber machen, fremde Chinesen mit meinen Sprachkenntnissen<br />

überraschen, chinesische Flüche lernen, mir die<br />

Haare schwarz färben, tonnenweise Tütennudelsuppe essen…<br />

Für ein Jahr nach China zu kommen war die beste Idee meines<br />

Lebens und ich möchte mich bei <strong>YFU</strong> von ganzem Herzen<br />

bedanken. Besonders meine ich damit auch das Stipendium,<br />

ohne das ich nicht hätte kommen können – Danke!!! Ihr seid<br />

großartig!!!<br />

Stefanie Lietke, Austauschschülerin in China 2004/2005


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Im Auftrag des Bundestags –<br />

Das Parlamentarische Patenschafts-Programm<br />

AAuch im Programmjahr 2004/2005 finanzierten der Deutsche<br />

Bundestag und der US-amerikanische Kongress gemeinsam<br />

550 Vollstipendien für Schülerinnen und Schüler sowie<br />

für 200 junge Berufstätige aus Deutschland und den USA. Die<br />

beiden Gremien hatten das Parlamentarische Patenschafts-<br />

Programm (PPP) 1983 mit dem Ziel ins Leben gerufen, Jugendlichen<br />

für ein Jahr die Rolle von jungen Botschaftern zu übertragen.<br />

<strong>YFU</strong> ist seit der Gründung des Programms am PPP<br />

beteiligt.<br />

2004/2005 betreute <strong>YFU</strong> Deutschland 50 der insgesamt 250<br />

Jugendlichen aus den USA und 60 der 300 deutschen Stipendiaten.<br />

Die Austauschschüler lebten in Gastfamilien, besuchten<br />

eine öffentliche Schule und nahmen an einem umfangreichen<br />

Seminarprogramm teil.<br />

Seit 2002 hatte <strong>YFU</strong> Deutschland im PPP – als vorübergehende<br />

Lösung nach der Neugründung von <strong>YFU</strong> USA – mit vier amerikanischen<br />

Organisationen zusammen gearbeitet: ASSE, CIEE,<br />

AYUSA und AFS. Mit dem Programmjahr 2004/2005 endete<br />

diese Kooperation. Von 2005/2006 an arbeitet <strong>YFU</strong> Deutschland<br />

im PPP mit der AIFS Foundation zusammen.<br />

Entsendeprogramm<br />

Die 60 deutschen Stipendiaten von 2004/2005 waren bereits<br />

im Herbst 2003 aus über 800 Bewerbern ausgewählt worden.<br />

Die Bundestagsabgeordneten trafen im Auswahlverfahren die<br />

endgültige Entscheidung für die jeweiligen Schülerinnen und<br />

Schüler, für die sie die Patenschaft übernehmen wollten. Vor<br />

der Abreise in die USA nahmen die Jugendlichen neben der<br />

regulären Vorbereitungstagung zusätzlich an einem achttägigen<br />

Seminar zu landeskundlichen Themen teil. Nach Ende des<br />

Austauschjahres fand im Herbst 2005 das Programm mit der<br />

Urkundenverleihung auf der dreitägigen PPP-Nachbereitungstagung<br />

seinen Abschluss.<br />

PPP-Nachbereitung: Deutsche Stipendiaten durchforsten<br />

Zeitungen des vergangenen Jahres<br />

Aufnahmeprogramm<br />

Ende Juli 2004 reisten die 50 von <strong>YFU</strong> betreuten US-amerikanischen<br />

Stipendiaten nach einer dreitägigen Vorbereitung in<br />

Washington nach Deutschland. Nach einem vierwöchigen<br />

Orientierungs- und Sprachkurs kamen sie Ende August in ihre<br />

Jahresfamilien. Auf zwei Mittelseminaren beschäftigten sich<br />

die Jugendlichen wahlweise mit den Themen "Deutsch-Amerikanische<br />

Beziehungen" oder "Deutsche Geschichte und<br />

Kultur". Auf der abschließenden Berlinfahrt trafen die Stipendiaten<br />

einige Bundestagsabgeordnete (siehe Kasten).<br />

PPP-Abschlussfahrt: Amerikanische Stipendiaten zu Besuch in Berlin<br />

Junge Botschafter in Berlin –<br />

Die PPP-Abschlussfahrt<br />

Selbst der Nachtisch stand im Zeichen der deutsch-amerikanischen<br />

Verständigung: Mini-Berliner und Mini-Amerikaner versüßten<br />

den PPP-Stipendiaten aus den USA die Abschlussfahrt im Mai<br />

2005. Die Gespräche mit Abgeordneten im Bundestag und der<br />

Besuch im Bundeskanzleramt mit anschließendem Buffet waren<br />

Höhepunkte für die insgesamt 370 Schülerinnen und Schüler.<br />

An den Tagen zuvor hatten die von <strong>YFU</strong> betreuten 50 Jugendlichen<br />

bereits ein spannendes Programm absolviert. Nach einer Auswertung<br />

ihres Austauschjahres begeisterte die Schüler eine UNO-Simulation<br />

sowie eine humorvolle Stadtrundfahrt durch Berlin.<br />

Zeitweise teilte sich die Gruppe und besuchte verschiedene<br />

Museen, unter anderem das Jüdische Museum und die Nationalgalerie.<br />

Abends warteten weitere Highlights des Berliner Kulturprogramms<br />

auf die Stipendiaten, zum Beispiel "Goebbels" im Deutschen<br />

Theater. Am letzten Tag wurde bei einem Besuch des Holocaust-Mahnmals<br />

das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit<br />

weiter beleuchtet.<br />

Schließlich klang die gelungene Tagung mit einer Bootsfahrt auf<br />

der Spree aus. Die Abschlussfahrt trug dazu bei, den PPP-Stipendiaten<br />

ihre Rolle als junge Botschafter einmal mehr ins Bewusstsein<br />

zu rücken.


Ein Jahr Deutschland –<br />

Unser Aufnahmeprogramm<br />

IIm Schuljahr 2004/2005 konnten wir insgesamt 434 Gastfamilien<br />

Jugendliche aus 36 Ländern in Deutschland begrüßen. Die<br />

U<br />

größte Gruppe bildeten wie immer unsere Jahresschüler, diesmal<br />

399 Jugendliche, von denen 33 bereits im Januar und 366<br />

im Sommer anreisten. Daneben nahmen 14 Schüler am<br />

Semesterprogramm und 21 am sechswöchigen Sommerprogramm<br />

2005 teil.<br />

12<br />

Trotz einiger Schwierigkeiten ist es uns auch im Programmjahr<br />

2004/2005 gelungen, allen Austauschschülern rechtzeitig<br />

eine Gastfamilie zu vermitteln. Die Jugendlichen und ihre Familien<br />

konnten noch vor Beginn des Austauschjahres persönlichen<br />

Kontakt aufnehmen.<br />

Die wichtigste Aufgabe von <strong>YFU</strong> besteht darin, für Austauschschüler<br />

und Familienmitglieder die bestmöglichen Voraussetzungen<br />

für ein erfolgreiches Miteinander zu schaffen. Dazu<br />

veranstalten wir Seminare für alle Programmteilnehmer und<br />

bilden unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter auf <strong>YFU</strong>-Betreuerseminaren<br />

kontinuierlich fort.<br />

Um unsere Arbeit zu verbessern, baten wir unsere Programmteilnehmer<br />

und Ehrenamtlichen sowie die beteiligten Schulen<br />

wieder um Rückmeldung. Die Auswertung ergab, dass wir<br />

unsere Aufgaben zur Zufriedenheit aller Teilnehmer erfüllen.<br />

"Wir sind eine ganz normale Familie –- nur mit einer<br />

Person mehr als noch vor einem Jahr."<br />

Uwe Krüger, 2004/2005 Gastvater von Maria Corlat<br />

aus Moldawien<br />

Ausflug mit vier Gastgeschwistern:<br />

Daniela<br />

aus Mexiko<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Unsere Gastfamilien sind die wichtigste Stütze der <strong>YFU</strong>-<br />

Arbeit. Obwohl in unserer heutigen Gesellschaft materielle und<br />

finanzielle Werte eine immer größere Rolle spielen, erklären<br />

sich weiterhin jedes Jahr Hunderte von Gastfamilien bereit,<br />

unentgeltlich ein Gastkind über <strong>YFU</strong> aufzunehmen. Ohne diese<br />

Bereitschaft wäre Schüleraustausch nicht möglich. Daher<br />

sind wir stolz und glücklich, dass sich im Programmjahr<br />

2004/2005 wieder über 700 Familien aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet zu diesem Schritt entschlossen haben. Ihr Einsatz<br />

zeigt, dass Gastfreundschaft, Toleranz, Offenheit und<br />

Großzügigkeit in unserer Gesellschaft weiterhin einen großen<br />

Stellenwert haben.<br />

Für viele Gastfamilien war der Schritt, einen Schüler aus dem<br />

Ausland aufzunehmen, sicherlich nicht leicht. Die Befragung<br />

der Familien hat gezeigt, dass die überwältigende Mehrheit<br />

diesen Schritt aber nicht bereut hat. Für viele war es der erste<br />

längerfristige Kontakt mit einer anderen Kultur. Sie waren<br />

bereit, ihren eingespielten – und meist auch lieb gewonnenen<br />

– Alltag zu verändern. Für die meisten Gastfamilien war es<br />

dabei selbstverständlich, eigene Wertvorstellungen zu hinterfragen,<br />

um ihr neues Familienmitglied verstehen zu können<br />

und vollständig zu integrieren. Die neu gewonnene Freundschaft<br />

und der veränderte Blick auf eigene Gewohnheiten<br />

wogen kleinere Einschränkungen bei weitem wieder auf. Vielen<br />

Gastfamilien fiel der Abschied von ihrem neuen Familienmitglied<br />

am Ende des Jahres sehr schwer.<br />

Wir sind uns bewusst, dass es nicht immer einfach ist, einen<br />

Austauschschüler in die eigene Familie zu integrieren. Um<br />

eventuell auftretende Spannungen aufzufangen und Lösungsmöglichkeiten<br />

zu erarbeiten, werden unsere Familien während<br />

des Jahres kontinuierlich unterstützt. Leider gehen persönliche<br />

Differenzen in Ausnahmefällen über das Maß des Erträglichen<br />

hinaus. In solchen Fällen bieten wir die Möglichkeit eines<br />

Familienwechsels an.<br />

Die Familien und Jugendlichen äußerten sich auch diesmal<br />

insgesamt überwiegend positiv zum gemeinsamen Zusammenleben.<br />

Dies stärkt unsere Überzeugung, dass es sinnvoll<br />

ist, nicht nur Jugendlichen, sondern auch Familien in Deutschland<br />

ein Austauscherlebnis zu vermitteln.<br />

Gastfamilien setzen mit ihrer Offenheit gegenüber anderen<br />

Kulturen ein deutliches Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit<br />

und für Toleranz. Mit ihrer Gastfreundschaft tragen sie aktiv<br />

dazu bei, dass sich Menschen aus verschiedenen Kulturen<br />

näher kommen. Dafür bedanken wir uns bei allen Gastfamilien<br />

ganz herzlich!


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Betreuung<br />

D<br />

Die persönliche Betreuung aller Gastfamilien und Austauschschüler<br />

ist ein fester Bestandteil der Austauschprogramme<br />

bei <strong>YFU</strong>. Unsere Betreuerinnen und Betreuer stehen<br />

bei Fragen und Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Sie sind<br />

größtenteils selbst ehemalige Austauschschüler oder Gastfamilien,<br />

die sich ehrenamtlich bei <strong>YFU</strong> engagieren.<br />

Im Programmjahr 2004/2005 waren 363 ehrenamtliche<br />

Betreuer im Einsatz, von denen ein Großteil nicht weiter als 30<br />

Kilometer von ihren Gastfamilien und Austauschschülern entfernt<br />

lebte. Zusätzlich wurden diesmal 188 jüngere Mitarbeiter<br />

als Co-Betreuer an die Betreuungsaufgaben herangeführt.<br />

Darüber hinaus standen den Familien, Jugendlichen und<br />

Betreuern 16 ehrenamtlich tätige, besonders qualifizierte<br />

regionale Ansprechpartner zur Verfügung. Diese "Regionalen<br />

Betreuungsassistenten" (RBA) helfen in schwierigen Situationen<br />

und bilden ein wichtiges Bindeglied in der Kommunikation<br />

zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. In jeder der<br />

16 Landesgruppen gab es zusätzlich wieder ehrenamtliche<br />

Referenten für das Aufnahmeprogramm. Sie organisierten<br />

regionale Aktivitäten und Treffen für Gastfamilien, Schüler und<br />

Betreuer.<br />

Betreuung bei <strong>YFU</strong>: Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

EIN JAHR DEUTSCHLAND – UNSER AUFNAHMEPROGRAMM<br />

Betreuerschulung: Das Team aus der Geschäftsstelle mit internationalen Gästen<br />

Mitarbeiterschulung<br />

F<br />

Für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter im Aufnahmeprogramm<br />

werden regelmäßig Schulungen angeboten. Dort werden<br />

Techniken und Fähigkeiten vermittelt, die helfen sollen,<br />

mit schwierigen Betreuungssituationen umzugehen. Im Programmjahr<br />

2004/2005 nahmen 266 Betreuer an unseren<br />

sechs Schulungen in Kassel, Hamburg, Bovenden, Hannover,<br />

Würzburg und Soest teil.<br />

Im April 2005 fand zusätzlich unser internationales Betreuerseminar<br />

in Bovenden statt. Dieses Seminar richtet sich an <strong>YFU</strong>-<br />

Mitarbeiter aus unseren Partnerländern, an erfahrene Betreuer<br />

und an Berufstätige, die Betreuungsaufgaben übernehmen<br />

möchten. Wir konnten insgesamt 85 Teilnehmer begrüßen,<br />

darunter 15 Mitarbeiter aus Belgien, Dänemark, Frankreich,<br />

Lettland, Litauen, Moldawien, Rumänien, Schweden, Ecuador,<br />

Japan und den USA. Das Seminar führte eindrucksvoll die<br />

Ideale des internationalen <strong>YFU</strong>-Netzwerks vor Augen und gab<br />

allen Teilnehmern einen enormen Motivationsschub.<br />

Im März 2005 fand zudem ein Koordinationstreffen für die<br />

Referenten des Aufnahmeprogramms in Kassel statt. Das Treffen<br />

diente zum Informationsaustausch und sollte die Zusammenarbeit<br />

der Landesgruppen untereinander sowie die Kommunikation<br />

mit der Geschäftsstelle optimieren.<br />

"In Deutschland kann man sagen, was man will –<br />

ohne Klischees, ohne Tabus, ohne Diskriminierung. Das<br />

müssen wir in unser Land mitnehmen!"<br />

Wilson Revelo Bustamente aus Ecuador,<br />

2004/2005 Austauschschüler in Deutschland<br />

13


EIN JAHR DEUTSCHLAND – UNSER AUFNAHMEPROGRAMM<br />

Seminarprogramm für Austauschschüler<br />

Y<br />

14<br />

Deutsche Geschichte vor Ort: Austauschschülerinnen an der Berliner Mauer<br />

<strong>YFU</strong> bietet allen Austauschschülern mehrere Seminare an,<br />

für die wir eigene Konzepte zur interkulturellen Bildungsarbeit<br />

entwickelt haben. Alle Seminare werden von ehrenamtlichen<br />

Teams organisiert und geleitet.<br />

Zu Beginn ihres Austauschjahres nehmen alle Jugendlichen<br />

an einem Orientierungsseminar teil. Schüler mit geringen<br />

Deutschkenntnissen besuchen daneben auch einen von <strong>YFU</strong><br />

organisierten, vierwöchigen Sprachkurs. Nach einem halben<br />

Jahr treffen sich die Austauschschüler auf einwöchigen Mittelseminaren<br />

wieder, zu denen auch gleichaltrige Gastgeschwister<br />

eingeladen werden. Vor der Abreise aus Deutschland werden<br />

die Jugendlichen mit einem "Re-Entry"-Seminar auf das<br />

Ende des Austauschjahres vorbereitet. Darüber hinaus können<br />

sie im Frühjahr an einem unserer "Kulturstreifzüge" teilnehmen.<br />

OSK – Was steckt dahinter?<br />

Wie fragt man nach dem Weg? Wo kauft man eine<br />

Bahnfahrkarte? Was muss man sagen, damit man beim<br />

Bäcker das richtige Brötchen bekommt? Austauschschüler,<br />

die ein Jahr in Deutschland verbringen, sind anfangs häufig<br />

mit kleinen und großen Schwierigkeiten konfrontiert. Deshalb<br />

veranstaltet <strong>YFU</strong> Orientierungs- und Sprachkurse<br />

(OSK) zu Beginn des Austauschjahres. Während dieser Zeit<br />

leben die Jugendlichen in OSK-Familien am Kursort.<br />

Die vierwöchigen Kurse werden von ehrenamtlichen <strong>YFU</strong>-<br />

Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle<br />

organisiert. In kleinen Gruppen von acht bis zwölf Teilnehmern<br />

an einem Ort lernen die Jugendlichen praktisch und<br />

theoretisch die deutsche Kultur und Sprache kennen. Kleinere<br />

Exkursionen zur Post, zur Bahn oder auf den Markt<br />

gehören dazu. Unterrichtet werden die Kurse von Lehrern,<br />

die <strong>YFU</strong> nach einem selbst entwickelten Konzept schult.<br />

Orientierungs-und Sprachkurse<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Im Programmjahr 2004/2005 gab es 31 vierwöchige Orientierungs-<br />

und Sprachkurse (OSK), an denen insgesamt 240<br />

Jugendliche teilnahmen. Die jeweils acht bis zwölf Teilnehmer<br />

wohnten während der vier Wochen bei Gastfamilien am Unterrichtsort.<br />

Sie hatten täglich vier Stunden Sprach- und zwei<br />

Stunden Orientierungsunterricht.<br />

Die ehrenamtlichen OSK-Organisatoren waren auf zwei Fortbildungen<br />

für diese Aufgabe geschult worden. Die insgesamt 62<br />

Lehrer der Kurse - zumeist Studierende höherer Fachsemester<br />

und ehemalige Austauschschüler, die <strong>YFU</strong> vorübergehend<br />

anstellt - waren an zwei Wochenenden ausgewählt und intensiv<br />

vorbereitet worden.<br />

Die Schüler werden nach Muttersprache, Deutschkenntnissen<br />

und Herkunftsländern auf die Kurse aufgeteilt, da der Orientierungsunterricht<br />

in ihrer Muttersprache erfolgt. Im Sommer<br />

2004 fanden elf Kurse für Schüler aus den USA, Indien und<br />

Thailand statt, jeweils drei Kurse für Jugendliche aus Japan<br />

und China, sechs Kurse für lateinamerikanische und vier für<br />

mittel- und osteuropäische Schüler. Für die Winterschüler gab<br />

es im Januar 2004 insgesamt vier Kurse.<br />

Erste Wochen in<br />

Deutschland:<br />

Im Orientierungs- und<br />

Sprachkurs<br />

Im Sprachunterricht lernen die Schüler die Grundlagen der<br />

deutschen Sprache: Zum Einleben wichtige Vokabeln,<br />

deutsche Grammatik und praktische Kommunikation auf<br />

Deutsch gehören dazu. Darüber hinaus werden sie zum<br />

eigenständigen Erarbeiten der Sprache nach dem Kurs<br />

motiviert.<br />

Der Orientierungsunterricht bereitet die Jugendlichen auf<br />

das Leben in der für sie fremden deutschen Kultur vor. In<br />

Referaten und Kleingruppenarbeit werden Themen wie<br />

Schule und Familie behandelt. Die Schüler erarbeiten<br />

grundlegende Informationen über Kultur, Kulturschock und<br />

interkulturelle Kommunikation, sie lernen deutsche<br />

Geschichte, Politik und Landeskunde und diskutieren über<br />

erste Erlebnisse im deutschen Umfeld. Daneben sprechen<br />

sie über mögliche Probleme und den Umgang damit.<br />

Der Aufenthalt in einer kleinen Gruppe von Austauschschülern<br />

mit Deutschunterricht und interkulturellem Training<br />

im OSK bietet einen guten Einstieg in das Austauschjahr<br />

und eine Basis für die kommenden Monate.


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Die Auswertung zeigt, dass die Schüler sich durch das vierwöchige<br />

Seminarprogramm mit gleichzeitigem Familienaufenthalt<br />

gut auf ihr Austauschjahr vorbereitet fühlten und mit den<br />

Kursen sehr zufrieden waren.<br />

Orientierungswochen<br />

Die Orientierungswochen (OWO) sind einwöchige Vorbereitungsseminare<br />

zu Beginn des Austauschjahres, die wir für<br />

Schüler mit ausreichenden Deutschkenntnissen anbieten. Im<br />

Sommer 2004 nahmen insgesamt 153 Austauschschüler aus<br />

25 Ländern an einem der fünf Seminare teil, während es im<br />

Januar 2004 nur eine OWO gab. Einen besonders lebendigen<br />

Charakter haben diese Seminare durch ihre internationale<br />

Zusammensetzung mit Schülern aus unterschiedlichen Ländern.<br />

Mittelseminare<br />

Im Februar und März 2005 fanden in Berlin, Dresden, Hamburg<br />

und München insgesamt 13 Mittelseminare statt. Hier<br />

treffen sich die Austauschschüler, um ihre bisherigen Erlebnisse<br />

zu reflektieren und sich auf das nächste halbe Jahr vorzubereiten.<br />

Sie besuchen kulturelle Veranstaltungen und behandeln<br />

ein bestimmtes Schwerpunktthema, beispielsweise<br />

"Deutsch-amerikanische Beziehungen", "Fotografie" oder<br />

"Jugend und Musik".<br />

Die Leiter der Seminare hatten sich im Januar zu einem Vorbereitungswochenende<br />

getroffen. Dort wurde das bestehende<br />

Konzept aktualisiert, so dass für die kommende Saison eine<br />

Neuauflage vorliegt.<br />

Re-Entry-Seminare<br />

Alle Landesgruppen veranstalteten ein Re-Entry-Seminar für<br />

die Schüler und Gastfamilien in ihrer Gegend. Dieses dreitägige<br />

Seminar bietet eine Vorbereitung auf das Abschiednehmen<br />

und auf die Rückkehr in das Heimatland. Für die Winterschüler<br />

fand eine zentrale Re-Entry im November 2004 statt.<br />

Kulturstreifzüge<br />

Vier Teams von ehrenamtlichen Mitarbeitern boten im Mai und<br />

Juni Kulturstreifzüge nach München, Flensburg, Dresden und<br />

Heidelberg an. Die Kulturstreifzüge werden jedes Jahr von<br />

Ehrenamtlichen geplant, die den Austauschschülern einen<br />

bestimmten Teil Deutschlands näher bringen möchten. Insgesamt<br />

74 Schüler und Gastgeschwister nutzten diese Möglichkeit,<br />

Deutschland noch besser kennen zu lernen.<br />

EIN JAHR DEUTSCHLAND – UNSER AUFNAHMEPROGRAMM<br />

"Meine Welt ist plötzlich unglaublich groß geworden!"<br />

Maki Nakaya aus Japan,<br />

2004/2005 Austauschschülerin in Deutschland<br />

Sechs Wochen Austausch: Deutschkurs für <strong>YFU</strong>-Sommerschüler<br />

Sommerprogramm 2005<br />

E<br />

Einen Sommer in Deutschland verbringen – das ist eine<br />

gute Alternative für Jugendliche, die nicht an den <strong>YFU</strong>-Langzeitprogrammen<br />

teilnehmen können. Mit unserem sechswöchigen<br />

Sommerprogramm im Juni und August 2005 kamen 21<br />

Schülerinnen und Schüler aus den USA, Finnland, Frankreich,<br />

Ungarn und Indien nach Deutschland. Jedem Austauschschüler<br />

und jeder Gastfamilie stand ein ehrenamtlicher Betreuer<br />

zur Seite.<br />

Auch in diesem Kurzprogramm begleitet <strong>YFU</strong> die Jugendlichen<br />

mit einem inhaltlich anspruchsvollen Seminarangebot, bei<br />

dem die interkulturelle Erfahrung im Mittelpunkt steht. Dazu<br />

gehörten 2005 ein dreitägiges Orientierungsseminar in Berlin,<br />

ein Kulturstreifzug nach Dresden und eine dreitägige<br />

Abschlussveranstaltung wieder in Berlin. Jugendliche, die ihre<br />

Deutschkenntnisse vertiefen wollten, konnten in den ersten<br />

drei Wochen des Programms an einem Sprachkurs teilnehmen.<br />

Dieser Kurs wurde diesmal von Ehrenamtlichen in Erlangen<br />

organisiert.<br />

Alle Seminare und Betreuungsangebote vertieften die Austauscherfahrung<br />

und wurden von den Teilnehmern sehr positiv<br />

bewertet. Für die diesjährigen Sommerschüler war das Programm<br />

ein voller Erfolg.<br />

15


Stipendien –<br />

Chancen für alle<br />

DUnsere Spender und Förderer<br />

16<br />

Dank der treuen Unterstützung unserer Freunde und Förderer,<br />

der <strong>YFU</strong>-Stiftung sowie weiterer Stiftungen und Unternehmen<br />

kamen im Programmjahr 2004/2005 insgesamt über<br />

660.000 Euro zusammen, die wir als Stipendien an unsere<br />

Austauschschüler vergeben konnten. Allgemeine Einzelspenden<br />

flossen in den <strong>YFU</strong>-Stipendienfonds, während zweckgebundene<br />

Spenden Schülerinnen und Schüler aus bestimmten<br />

Regionen in Deutschland und im Ausland sowie neue <strong>YFU</strong>-Projekte<br />

förderten.<br />

Unser besonderer Dank geht an unsere Kooperationspartner<br />

2004/2005:<br />

• <strong>YFU</strong>-Stiftung<br />

• Zukunftsfonds der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung<br />

und Zukunft"<br />

• "Young Leaders Fellowship"-Programm der Atlantik-Brücke e.V.<br />

• Bürgerstiftung Leverkusen<br />

• Aumüller Druck KG Regensburg<br />

• BMW Group<br />

• C. R. Bard/Angiomed AG<br />

• Johnson&Johnson/Ethicon GmbH<br />

• Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH<br />

• Philip Morris GmbH<br />

• Skylink Travelhouse GmbH<br />

Die Unterstützung von Jugendlichen aus Südafrika war im Programmjahr<br />

2004/2005 ein besonderer Förderschwerpunkt<br />

des <strong>YFU</strong>-Stipendienfonds. Über 150 Familien unserer ehemaligen<br />

Austauschschüler spendeten in Rahmen einer bundesweiten<br />

Aktion knapp 9.000 Euro für südafrikanische Jugendliche.<br />

"Baie dankie" von Josephine aus Südafrika<br />

"I have never in my wildest dreams thought that such an opportunity would come my way.<br />

You have really made me see my potential in life. I know that I will be able to share all the<br />

new experiences back in my own country. You have made my parents the happiest parents<br />

in the world. They are quite excited about me going to Germany and they also send their<br />

regards and appreciation. I am going to strive for the best and I will use this opportunity in<br />

every way possible. This comes from the bottom of my heart. Thank you to everyone in<br />

these South African official languages:<br />

Ngiyabonga – Zulu,<br />

Ndiyabulela – Xhosa,<br />

Kelebogile – Setswana,<br />

Kea leboha – Sesotho,<br />

Baie dankie – Afrikaans,<br />

Thank you – English”<br />

Josephine Fobo aus Südafrika, <strong>YFU</strong>-Stipendiatin 2004/2005<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Ein weiterer Akzent unserer Fundraising-Aktivitäten lag auf der<br />

Intensivierung bestehender und dem Aufbau neuer Kooperationen<br />

mit Stiftungen und Unternehmen in Deutschland. Dazu<br />

nahmen knapp 50 deutsche und ausländische Stipendiaten<br />

am zweiten bundesweiten <strong>YFU</strong>-Stipendiatenkongress in Berlin<br />

teil. Sie besuchten ihre Förderer, lernten sie in persönlichen<br />

Gesprächen kennen und diskutierten über ihre Erfahrungen<br />

im Austauschjahr. (siehe Seite 17)<br />

"Bei der Auswahl der Bewerber ist für uns die persönliche Qualifikation<br />

der Jugendlichen entscheidend, nicht die Höhe des<br />

Einkommens ihrer Eltern."<br />

Dr. Nils Oldenburg, 1. Vorsitzender<br />

Vor der Reichstagskuppel: <strong>YFU</strong>-Stipendiaten in Berlin<br />

Grüße in sechs Sprachen:<br />

Josephine aus Südafrika


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Der erfolgreiche amerikanische Geschäftsmann John W. Kluge<br />

hatte mit einer Spende in Höhe von einer Million US-Dollar<br />

über 400 Jugendlichen aus Sachsen in der Zeit von 1992 bis<br />

2002 ein Austauschjahr in den USA ermöglicht. Er feierte am<br />

21. September 2004 seinen 90. Geburtstag. Als Dank und<br />

Anerkennung seiner außergewöhnlichen Förderung wurde aus<br />

Hunderten von bewegenden Berichten der ehemaligen Austauschschüler<br />

ein Dankesbuch mit dem Titel "John W. Kluge –<br />

The Man Who Touched Lives" erstellt. Am 22. April 2005 übergab<br />

Dr. Beate Lindemann von der Atlantik-Brücke e.V. das<br />

Buch an John W. Kluge persönlich in New York.<br />

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen unseren Spendern<br />

und Förderern für das Vertrauen in unsere Arbeit, für den Glauben<br />

an die Langzeitwirkung des Schüleraustauschs als einen<br />

Weg der Verständigung zwischen Menschen verschiedener<br />

Nationalitäten, und vor allem für die großzügige Unterstützung<br />

unserer Austauschschüler und ihrer Familien!<br />

Dankesbuch<br />

an John W. Kluge überreicht<br />

"John W. Kluge war zu Tränen gerührt und konnte die Überraschung<br />

kaum fassen! Seine beide Nachbarinnen erzählten<br />

mir, dass er sich über das Buch unendlich gefreut und fast die<br />

Fassung verloren habe."<br />

Dr. Beate Lindemann,<br />

geschäftsführende Vorsitzende der Atlantik-Brücke e.V.<br />

Ein Buch voller Dank: John W. Kluge wurde 90<br />

STIPENDIEN – CHANCEN FÜR ALLE<br />

Stipendiaten treffen ihre Förderer<br />

K<br />

Knapp 50 deutsche und ausländische Austauschschüler<br />

kamen im Juni 2005 zum zweiten <strong>YFU</strong>-Stipendiatenkongress<br />

in Berlin zusammen. Eingeladen von der Bundestagsabgeordneten<br />

und ehemaligen PPP-Stipendiatin Anna Lührmann diskutierten<br />

die Jugendlichen im Bundestag über das Thema<br />

"Austauschschüler gegen Fremdenfeindlichkeit". Anschließend<br />

besuchten die Stipendiaten Stiftungen und Unternehmen und<br />

lernten ihre Förderer in intensiven Gesprächen persönlich kennen,<br />

unter anderem bei der Atlantik-Brücke e.V. und der Stiftung<br />

"Erinnerung, Verantwortung und Zukunft".<br />

Inhaltlich wurde das Thema "Fremdenfeindlichkeit in Deutschland"<br />

im Rahmen eines Toleranzworkshops von "Colored Glasses"<br />

sowie mit Kurzprojekten in Kooperation mit dem Jüdischen<br />

Museum und dem Anne Frank Zentrum vertieft. Auch<br />

das gemeinsame Erkunden der Hauptstadt Deutschlands und<br />

ein fröhlicher Salsa-Abend standen auf dem Programm.<br />

BMW fördert Austausch: Roswitha Pallmann mit Stipendiatinnen<br />

"Beim Stipendiatenkongress in Berlin lernten wir unsere Stipendiengeber<br />

kennen und besuchten mit ihnen gemeinsam<br />

den Bundestag. Die Grünen-Abgeordnete und ehemalige Austauschschülerin<br />

Anna Lührmann, MdB, empfing uns zu einer<br />

Diskussionsrunde zum Thema ,Austauschschüler gegen Fremdenfeindlichkeit'.<br />

Es hat mich sehr gefreut, die Gelegenheit zu bekommen, so<br />

viele engagierte und aufgeschlossene Menschen zu treffen.<br />

Insgesamt war der Stipendiatenkongress eine tolle Erfahrung.<br />

Hierfür möchte ich sowohl <strong>YFU</strong> als auch BMW recht herzlich<br />

danken!"<br />

Christine Schulze Frenking, BMW-Stipendiatin 2005/2006<br />

17


D<br />

18<br />

Ein erfolgreiches Jahr –<br />

<strong>YFU</strong> sorgt vor!<br />

Die wirtschaftliche Lage unseres Vereins hat sich im Jahr<br />

2004 erfreulich positiv entwickelt und wir konnten am Jahresende<br />

ein deutliches Plus der Einnahmen über die Kosten verzeichnen.<br />

Dies ist sowohl auf interne Faktoren – nämlich steigende<br />

Teilnehmerzahlen – als auch auf externe, nicht von uns<br />

zu beeinflussende Faktoren – wie den gesunkenen Dollarkurs<br />

zurückzuführen.<br />

Betrachten wir zunächst die gestiegenen Erlöse und hier die<br />

Hauptquelle unserer Einnahmen, die Beiträge der Programmteilnehmer.<br />

Mit großer Freude konnten wir feststellen, dass die<br />

Teilnehmerzahlen im Entsende- wie auch im Aufnahmeprogramm<br />

nach einem Rückgang infolge des 11. September<br />

2001 wieder beträchtlich gewachsen sind; ein Trend, der sich<br />

auch im Jahr 2005 fortsetzt. Proportional zur höheren Teilnehmerzahl<br />

stiegen auch die Einnahmen aus unseren Programmen<br />

(+16,4%) bei weitgehend gleichbleibenden Teilnehmerbeiträgen.<br />

Im Programmjahr 2004/2005 erlebten insgesamt 1.602<br />

Jugendliche einen von <strong>YFU</strong> organisierten Aufenthalt in einem<br />

Gastland. 1.168 junge Deutsche gingen ins Ausland (+17,4%),<br />

wobei vor allem das gestiegene Interesse an den nicht-englischsprachigen<br />

Zielländern (+44,7%) hervorgehoben werden<br />

muss. Nach Deutschland kamen 434 Programmteilnehmer<br />

(+3,1%), darunter eine wieder größere Gruppe für das sechswöchige<br />

Sommerprogramm.<br />

Der höheren Teilnehmerzahl stand kein entsprechender<br />

Anstieg unserer Programmkosten insgesamt gegenüber,<br />

obwohl es in Teilbereichen wie den Flugpreisen zu Kostensteigerungen<br />

wegen erhöhter Flughafensteuern und Treibstoffzuschlägen<br />

kam. Dies konnte aber durch die Entwicklung des<br />

Euro-Dollar-Kurses im Jahr 2004 mehr als kompensiert werden.<br />

Da die Hälfte unserer gesamten Programmausgaben in<br />

Dollar abgerechnet wird, profitierten wir vom Anstieg des Euro<br />

gegenüber dem Dollar.<br />

Die Vereinsgremien entschieden sich im November 2004<br />

wegen der hohen Kosten gegen eine Renovierung und für<br />

einen Verkauf unseres Seminarhauses in Nienwohld. Es war<br />

damit zu rechnen, dass die Veräußerung der Immobilie nur<br />

noch einen geringen Erlös erbringen würde – deutlich niedriger<br />

als der in der Bilanz ausgewiesene Wert. Dieser absehbare<br />

Verlust an Vermögen musste deshalb schon im Jahresabschluss<br />

2004, vor dem im August 2005 erfolgten Verkauf von<br />

Nienwohld, berücksichtigt werden und ist im Anstieg der<br />

Gemeinkosten ablesbar. Darüber hinaus trugen Ausgaben für<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

<strong>YFU</strong> zieht Bilanz –<br />

Das Wirtschaftsjahr 2004<br />

die Erweiterung und Renovierung unserer Büroräume zur Erhöhung<br />

der Gemeinkosten bei.<br />

Die günstige Kostenentwicklung bei steigenden Teilnehmerzahlen<br />

im Programmjahr 2004 haben wir dazu genutzt, Rücklagen<br />

zu bilden. Diese Rücklagen stellen sicher, dass wir auch<br />

in Zukunft, in einem voraussehbar schwierigeren wirtschaftlichen<br />

Umfeld, unsere Stipendienprogramme für deutsche und<br />

ausländische Jugendliche fortführen können. Weiterhin haben<br />

wir dafür vorgesorgt, dass wir uns an der Entwicklung neuer<br />

und an dem Ausbau bestehender <strong>YFU</strong>-Programme in Asien<br />

und Osteuropa beteiligen und diesen Prozess finanziell unterstützen<br />

können. Diese Hilfestellung wird nötig sein, um die in<br />

der neuen Strategie vorgesehene Ausweitung des Austauschs<br />

umzusetzen. Eine weitere Rücklage haben wir für den Erwerb<br />

eines neuen Tagungshauses gebildet. Ein Ausschuss des Vereins<br />

wurde damit beauftragt, bis Frühjahr 2006 entsprechende<br />

Objekte zu prüfen oder Alternativkonzepte vorzulegen.<br />

Erfreulicher Anstieg<br />

der Spenden und Zuwendungen<br />

Die wenigen Zahlen, für die im Rahmen eines Finanzberichts<br />

hier Platz ist, machen nicht ausreichend deutlich, dass<br />

eine wachsende Zahl von Menschen die Arbeit unseres Vereins<br />

durch Spenden fördert. Im Jahre 2004 flossen <strong>YFU</strong> Mittel<br />

in Höhe von knapp 200.000 Euro zu, das ist eine Steigerung<br />

von 57 Prozent gegenüber 2003.<br />

Überaus hilfreich für die Unterstützung von deutschen und<br />

amerikanischen Teilnehmern durch Stipendien ist auch die<br />

großzügige Zuwendung der <strong>YFU</strong>-Stiftung in Höhe von 225.000<br />

Euro (2003: 135.820 Euro), die uns im Dezember 2004<br />

zufloss. Da eine Verwendung der Mittel erst für die Programmteilnehmer<br />

2005/2006 möglich war, wurde diese Zuwendung<br />

entsprechend zurückgestellt und taucht nicht in den Einnahmen<br />

des Jahres 2004 auf.<br />

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell verlieben<br />

würde – und zwar nicht in einen bestimmten Menschen,<br />

sondern in mein Leben und den Alltag hier in Deutschland!"<br />

Monta Kvjatkovska aus Lettland,<br />

2004/2005 Stipendiatin in Deutschland


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Aktiva<br />

A.Anlagevermögen<br />

2004 2003<br />

1. Immaterielle Vermögensgegenstände 23.448 8.191<br />

2. Betriebs- und Geschäftsausstattung 69.923 46.790<br />

3. Tagungshaus Nienwohld 93.572 224.510<br />

Summe 186.943 279.491<br />

B.Umlaufvermögen<br />

1. Forderungen aus Leistungen 284.189 287.281<br />

2. Sonstige Vermögensgegenstände 203.627 142.383<br />

3. Wertpapiere 307.846 301.233<br />

4. Kassenbestand und Guthaben bei Kredit- 2.592.713 1.521.056<br />

instituten (1)<br />

Summe 3.388.375 2.251.953<br />

C.Rechnungsabgrenzungsposten 22.770 82.654<br />

Summe Aktiva 3.598.088 2.614.098<br />

(1) inkl. Anzahlungen für das folgende Programmjahr<br />

Bilanz zum 31.12.2004 (in Euro)<br />

<strong>YFU</strong> ZIEHT BILANZ – DAS WIRTSCHAFTSJAHR 2004<br />

Passiva<br />

A.Eigenkapital<br />

2004 2003<br />

1. Anfangskapital 356.717 296.622<br />

2. Überschuss / Unterdeckung 188.270 60.094<br />

Summe 544.987 356.716<br />

B.Rücklagen<br />

1. Zweckgebundene Rücklagen 550.000<br />

C. Rückstellungen<br />

1. Rückstellungen für Programmdurchführungen 798.674 715.181<br />

2. Sonstige Rückstellungen 286.385 443.102<br />

Summe 1.085.059 1.158.283<br />

D.Verbindlichkeiten<br />

Gewinn- und Verlustrechnung (in Euro)<br />

1. Verbindlichkeiten aus Leistungen und Lieferung 72.843 33.373<br />

2. Sonstige Verbindlichkeiten 231.178 78.233<br />

Summe 304.021 111.606<br />

E. Rechnungsabgrenzungsposten (1) 1.114.021 987.493<br />

Summe Passiva 3.598.088 2.614.098<br />

Deutsches YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee e.V.<br />

2004 2003<br />

Einnahmen aus Programmdurchführung 8.262.697 7.096.511<br />

Spenden und Zuwendungen 200.619 263.638<br />

Mitgliedsbeiträge 55.773 49.926<br />

Sonstige betriebliche Erträge (1) 319.643 98.030<br />

Einnahmen Gesamt 8.838.732 7.508.105<br />

Aufwendungen für Programme 5.285.223 4.913.100<br />

Stipendien 664.867 660.870<br />

Sonderveranstaltungen (1) 111.838 3.908<br />

Programmausgaben 6.061.928 5.577.878<br />

Gemeinkosten 2.188.534 1.870.133<br />

Rücklagen für Stipendienprogramme<br />

Rücklagen für Entwicklungsprojekte Asien/<br />

250.000<br />

Osteuropa 150.000<br />

Rücklagen 400.000<br />

Jahresüberschuss 188.270 60.094<br />

(1) 2004 inkl. Teilnehmerbeiträge und Kosten für das Young Europeans’ Seminar und die Ehrenamtlichen-Reisen<br />

19


IIm Programmjahr 2004/2005 haben sich wieder mehr als<br />

1.500 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die<br />

Ziele des Deutschen YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee<br />

e.V. (<strong>YFU</strong>) engagiert. Viele dieser Mitarbeiter bringen sich –<br />

neben dem Einsatz ihrer Freizeit – auch durch finanzielle<br />

Unterstützung ein.<br />

Unsere Programmarbeit wird hauptsächlich von ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern in den Landesgruppen unseres Vereins ausgeführt.<br />

Sie werden dabei von den hauptamtlichen Mitarbeitern<br />

unseres Büros in Hamburg unterstützt. Das Zusammenspiel<br />

einer breiten, engagierten Mitarbeiterbasis mit einer kleinen,<br />

aber sehr effektiven Geschäftsstelle ermöglicht es uns,<br />

qualitativ hochwertige Austauschprogramme anzubieten.<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Y<br />

20<br />

<strong>YFU</strong> wird von Ehrenamtlichen geleitet, die sich im Vorstand,<br />

im Beirat und in der Regionalversammlung engagieren. Weiterhin<br />

hat <strong>YFU</strong> in ganz Deutschland ehrenamtliche Ansprechpartner<br />

vor Ort. Diese verteilen sich auf 16 Landesgruppen. Jeweils<br />

eine Landesvertreterin oder ein Landesvertreter koordiniert –<br />

ebenfalls ehrenamtlich – die Aktivitäten der Landesgruppe.<br />

Durch unser enges Netz von Ehrenamtlichen sind wir in der<br />

Lage, Seminare und Veranstaltungen für interessierte Jugendliche,<br />

Eltern, Gastfamilien und Austauschschüler direkt vor Ort<br />

zu organisieren. Die Teilnehmer an den Treffen profitieren<br />

dabei nicht nur von der Qualifikation und den persönlichen<br />

Erfahrungen der Mitarbeiter, die fast ausschließlich ehemalige<br />

Programmteilnehmer sind, sondern sie spüren, dass das Engagement<br />

von Herzen kommt.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Engagement macht uns stark –<br />

Unsere Mitarbeiter<br />

Landesvertreter 2005 Landesgruppe<br />

Melmun Bajarchuu Hessen/Rheinl.-Pfalz/Saarland<br />

Jette Roitsch Hamburg<br />

Matthias Hoffmann Westfalen<br />

Judith Bretthauer Bayern<br />

Michael Jantzen Bremen<br />

Daniel Fiedler Niedersachsen/Hannover<br />

Melissa Steinhagen Schleswig-Holstein<br />

Corina Hoffmann Brandenburg<br />

Andreas Menge Berlin<br />

Hanna Dumont Rheinland<br />

Kai Mönkedieck Niedersachsen/Oldenburg<br />

Henning Oelze Sachsen-Anhalt<br />

Oskar Pfeifroth Baden-Württemberg<br />

Claudia Wloch Sachsen<br />

Mariella Scheer Mecklenburg-Vorpommern<br />

Juliane Kaden Thüringen<br />

<strong>YFU</strong> hat meinen<br />

Lebensweg<br />

beeinflusst<br />

Für <strong>YFU</strong> habe ich<br />

Seminare koordiniert<br />

und geleitet, deutsche<br />

Schüler ausgewählt<br />

und vorbereitet, Austauschschüler aus aller Welt auf<br />

Deutschland vorbereitet und betreut, Gastfamilien geworben<br />

und betreut, Sprachkurse für US-Amerikaner organisiert und<br />

unterrichtet – und bei alldem nicht zuletzt auch meine eigenen<br />

Fähigkeiten erschlossen und trainiert.<br />

Die Tätigkeit bei <strong>YFU</strong> hat sich auf meinen Lebensweg ausgewirkt:<br />

Die Arbeit mit Schülern ist nun zu meinem Beruf geworden<br />

– ich bin Lehrer.<br />

Heute bin ich für <strong>YFU</strong>, für das europäische Jugendforum und<br />

das Jugenddirektorat des Europarats ehrenamtlich unterwegs<br />

und darf gelegentlich auch wichtige Hände schütteln. Nicht zu<br />

erraten, was ich heute wohl ohne mein Austauscherlebnis tun<br />

würde…<br />

Oliver Wagner, Lehrer, USA 1992/1993<br />

Samira Davatgar<br />

Oliver Wagner mit Spaniens<br />

Ministerpräsident Zapatero<br />

Glänzen in den Augen<br />

Die Arbeit bei <strong>YFU</strong> macht mir<br />

Spaß, weil es kein schöneres<br />

Feedback gibt, als das Glänzen<br />

in den Augen der zukünftigen<br />

Austauschschüler! Ich habe das<br />

Gefühl, bei <strong>YFU</strong> einen Teil dazu<br />

beizutragen, unsere kleine Welt<br />

zu verbessern…<br />

Samira Davatgar, Studentin, USA 2000/2001


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Hauptamtliche Mitarbeiter<br />

U<br />

Ich liebe diese Geschichten!<br />

Meine Tochter, Austauschschülerin<br />

des Jahrgangs 1989/1990, hat mir<br />

seinerzeit erklärt, welche vielfältigen<br />

Möglichkeiten es für Eltern gibt,<br />

sich bei <strong>YFU</strong> zu engagieren. Seitdem<br />

bereitet mir diese Arbeit viel Freude.<br />

Die Betreuung von Austauschschülern<br />

gibt mir jedes Jahr die Möglich-<br />

Jochen Brodbeck<br />

keit, junge engagierte Menschen<br />

aus immer wieder anderen Ländern<br />

kennen zu lernen und mich für sie einzusetzen. Gleichzeitig<br />

erfahre ich so etwas über ihre Heimatländer.<br />

Und es ist immer wieder eine besondere Bereicherung,<br />

anhand von vielen ganz unterschiedlichen Berichten von<br />

Eltern und Austauschschülern mitzuerleben, wie das Austauschjahr<br />

verläuft. Ich liebe diese Geschichten!<br />

Jochen Brodbeck, Groß- und Außenhandelskaufmann,<br />

Vater einer ehemaligen Austauschschülerin<br />

Unter der Leitung von Geschäftsführer Knut Möller sind in<br />

der Hamburger <strong>YFU</strong>-Geschäftsstelle 28 hauptamtliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter beschäftigt. Diese konzentrieren<br />

sich auf die Kernfunktionen der Programmarbeit sowie auf die<br />

notwendigen Verwaltungsaufgaben. Außerdem unterstützen<br />

sie alle Teilnehmer und ehrenamtlich Aktiven professionell bei<br />

Fragen und Problemen.<br />

Das Geschäftsstellen-Team traf sich im Herbst 2004 zur jährlichen<br />

Fortbildung, diesmal mit dem Schwerpunktthema "Informationsfluss".<br />

Einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen<br />

zudem an individuellen Schulungen teil.<br />

Im Vergleich zu anderen Austauschorganisationen bietet <strong>YFU</strong><br />

mehr Leistungen, vor allem durch die interkulturelle Bildungsarbeit<br />

auf anspruchsvollen Seminaren. Hier zeigt sich immer<br />

wieder die gute Zusammenarbeit unserer ehren- und hauptamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Dank des enormen Einsatzes und Zeitaufwands aller Amtsträger in Vorstand<br />

und Beirat, aller Landes- und Regionalvertreter, aller ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Landesgruppen sowie der Hauptamtlichen und<br />

Praktikanten in der Geschäftsstelle entsteht das hohe Niveau der Arbeit von<br />

<strong>YFU</strong>. Ihnen allen gilt ein herzliches Dankeschön!<br />

ENGAGEMENT MACHT UNS STARK – UNSERE MITARBEITER<br />

"Ich habe in diesem unglaublichen Austauschjahr<br />

viele Erfahrungen gesammelt, und ich kann jetzt<br />

Fahrrad fahren – Wahnsinn!"<br />

Urantuul Erchembayar aus der Mongolei,<br />

2004/2005 Austauschschülerin in Deutschland<br />

Vorstand 2005<br />

Dr. Nils Oldenburg 1. Vorsitzender Alsbach<br />

Marcus von Garßen Stellvertr. Vorsitz. Düsseldorf<br />

Joachim Braasch Schatzmeister Oberhausen<br />

Michael Seberich 1. Beisitzer Bielefeld<br />

Dr. Hans-Holger Herrnfeld 2. Beisitzer Berlin<br />

Beirat 2005<br />

Julia Brehm Münster<br />

Stephan Eichler München<br />

Sebastian Fetköter Ravensburg<br />

Daniel Fiedler Marburg<br />

Dr. Cornelius Görres München<br />

Susanne Himstedt Frankfurt/Main<br />

Irene Kern Hamburg<br />

Dr. Stefan Klein Düsseldorf<br />

Teje Konrad Bremen<br />

Enne Muths Kiel<br />

Elmar Lammerskitten Koenigslutter<br />

Ernst Lüders Schneverdingen<br />

Knut Möller Hamburg<br />

Kai Mönkedieck Osnabrück<br />

(Sprecher der Regionalversammlung)<br />

Johannes Oerter Friedrichshafen<br />

Oliver Plessow Münster<br />

Martin Schlieker Bonn<br />

Christian Vogel Leipzig<br />

Karin Zahlten Ahrensburg<br />

Ulrich Zahlten (Ehrenvorsitzender) Ahrensburg<br />

21


Höhepunkte<br />

aus dem Vereinsleben<br />

IRS 2004 und YES 2005 –<br />

Konfliktlösung und Mediation<br />

E<br />

22<br />

Europa wächst zusammen: Über 450 Schüler und<br />

Ehrenamtliche beim Young Europeans' Seminar<br />

Ein Thema auf zwei Seminaren: Auf dem YES (Young Europeans'<br />

Seminar) im Juli 2005 und auf dem IRS (International<br />

Responsibility Seminar) im Herbst 2004 beschäftigten sich<br />

<strong>YFU</strong>-Austauschschüler und ehrenamtliche Mitarbeiter aus<br />

ganz Europa mit dem Thema "Konfliktlösung und Mediation".<br />

IRS 2004: Das Hotel in Slubice in Polen, das Tagungshaus in<br />

Frankfurt/Oder – der perfekte Ort, um über interkulturelle Konflikte<br />

zu diskutieren. Nicht nur die zahlreichen Grenzüberschreitungen<br />

während des IRS werden den 25 europäischen<br />

Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. In Rollenspielen<br />

und Gruppendiskussionen erfuhren sie mehr über Methoden<br />

und Hilfsmittel für die Durchführung von Mediation bei der<br />

Konfliktlösung.<br />

Auf dem YES 2005 konnte ein Teil der Teilnehmer des IRS die<br />

gesammelten Erfahrungen an die <strong>YFU</strong>-Austauschschüler weitergeben.<br />

Das YES 2005 am Werbellinsee in Brandenburg war<br />

für fünf Tage Treffpunkt von über 450 Schülern und Ehrenamtlichen<br />

aus über 20 europäischen Ländern.<br />

Konflikte gab es zum Glück nur in den Workshops: Hier lernten<br />

die YES-Teilnehmer, Konflikte friedlich zu lösen. Gerade aus<br />

ihrem Gastland zurückgekehrt, konnten die Schüler auch die<br />

in ihrem Austauschjahr gemachten Erfahrungen einbringen.<br />

Einführungen in gewaltfreie Kommunikation, Debatten über<br />

internationale Konflikte und Medien, aber auch Themen wie<br />

Yoga oder die Wirkung von Farben auf Gefühl und Verstand<br />

standen auf dem Programm. Im Simulationsspiel "Peace in<br />

Dubrownoluka" mussten die Schüler anschließend als Abgeordnete<br />

eines pan-europäischen Parlaments eine Lösung für<br />

einen fiktiven Balkankonflikt finden.<br />

Das gleiche Thema auf unterschiedlichen <strong>YFU</strong>-Seminaren zu<br />

behandeln, hat sich in den letzten Jahren bewährt. Im Programmjahr<br />

2005/2006 werden sich die Ehrenamtlichen und<br />

Schüler auf den entsprechenden Seminaren daher intensiv mit<br />

dem Thema "Toleranz und Interkultureller Dialog" beschäftigen.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

ZInteressen-Seminare zu Asien,<br />

Europa und Lateinamerika<br />

Zu den vielen Abkürzungen bei <strong>YFU</strong> sind drei weitere hinzugekommen:<br />

ISA, ISE und ISLA – diese Buchstaben stehen für<br />

unsere Interessen-Seminare über Asien, Europa und Lateinamerika.<br />

Ehrenamtliche Teams organisierten diese Wochenendseminare<br />

für ehemalige Austauschschüler, Gastfamilien, Betreuer<br />

und weitere Interessierte. Die Teilnehmer hatten in zahlreichen<br />

Workshops die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, zur<br />

Konzeptarbeit und zur Weiterbildung in ihrem persönlichen<br />

Interessengebiet – und häufig auch dazu, leckere Spezialitäten<br />

aus dem Austauschjahr für alle zu kochen.<br />

Das ISLA hat 2005 bereits zum vierten Mal stattgefunden und<br />

ist bei vielen "Latino"-Ehemaligen ein jährlich wiederkehrender<br />

Höhepunkt der <strong>YFU</strong>-Veranstaltungen. ISA und ISE sind 2005<br />

neu ins Leben gerufen worden, um auch für Interessierte an<br />

Asien und Europa eigene Foren zu etablieren.<br />

Die Workshop-Themen auf den Seminaren reichten von brasilianischem<br />

Kampftanz und Wahlen in Uruguay, europäischer<br />

Identität und griechischen Traditionen bis zu chinesischen<br />

Sportarten wie Tai-Chi und japanischer Teezeremonie.<br />

Anregende Gespräche, interessante Diskussionen und eine<br />

ganz spezielle lateinamerikanische, europäische oder asiatische<br />

Atmosphäre sorgten bei den Seminaren für große Begeisterung<br />

unter den Teilnehmern.<br />

Expertendiskussion beim <strong>YFU</strong>-Bundestreffen: v.l. Sylvia Schill,<br />

Barbara Engler, Bent Richter, Dr. Claus Kunze und Rita Stegen


<strong>Jahresbericht</strong> 2004/2005<br />

Colored Glasses –<br />

Erfolg für Toleranzworkshops<br />

A<br />

Akzeptanz und Toleranz stehen im Mittelpunkt von "Colored<br />

Glasses", einem Projekt, in dem <strong>YFU</strong>-Ehemalige ehrenamtlich<br />

Toleranzworkshops für Schulklassen anbieten. Diese<br />

Workshops leisten einen Beitrag zur Förderung von Toleranz,<br />

interkultureller Verständigung und Eigenverantwortung in der<br />

Gesellschaft.<br />

Das Jahr 2005 war gezeichnet von zahlreichen Erfolgen und<br />

freudigen Ereignissen. "Colored Glasses" gibt es dank zweier<br />

neuer Förderer, der Aktion Mensch und dem Bayrischen<br />

Jugendring, nun in sechs Bundesländern. Das Projekt wird<br />

auch weiterhin im Rahmen des Aktionsprogramms JUGEND<br />

der Europäischen Kommission gefördert und von <strong>YFU</strong> unterstützt.<br />

Die Regionalteams vor Ort organisierten Workshops in<br />

allen Schulformen: Erstmals arbeiteten sie mit Haupt- und<br />

Realschulen zusammen und konnten viele zukunftsweisende<br />

Erfahrungen sammeln.<br />

Das Engagement vieler Menschen lässt "Colored Glasses" stetig<br />

wachsen: Mehr als 70 Ehrenamtliche brachten ihre Zeit,<br />

Energie und Kreativität im vergangenen Jahr in mehr als 20<br />

Workshops ein. Sechs Koordinatoren schulten mit Organisationstalent<br />

und Geduld die Teammitglieder und überzeugten<br />

Schulen, die Workshops für ihre Klassen anzubieten. Das Leitungsteam<br />

behielt den Überblick über alle Aktivitäten, organisierte<br />

Treffen und Schulungen und beantragte weitere Förderung.<br />

Ein großes Dankeschön für die tatkräftige Unterstützung<br />

an alle Beteiligten!<br />

Qualität im Schüleraustausch<br />

Qualitätsentwicklung ist bei <strong>YFU</strong> ein sehr wichtiges Thema.<br />

Beim <strong>YFU</strong>-Bundestreffen im Mai 2005 diskutierten fünf Expertinnen<br />

und Experten auf dem Podium zum Thema "Qualität im<br />

Schüleraustausch":<br />

• Sylvia Schill, www.schueleraustausch.de und Mitarbeiterin<br />

der Kultusministerkonferenz in Berlin<br />

• Barbara Engler, Aktion Bildungsinformation e.V. (ABI)<br />

• Bent Richter, www.ausgetauscht.de<br />

• Dr. Claus Kunze, Deutscher Fachverband Highschool (DFH)<br />

• Rita Stegen, Arbeitskreis gemeinnütziger Austauschorganisationen<br />

(AJA)<br />

Die Initiative von <strong>YFU</strong>, Qualitätsentwicklung im Schüleraustausch<br />

gemeinsam voranzutreiben, wurde von den Experten<br />

begrüßt. In Zukunft sollen weitere Veranstaltungen stattfinden,<br />

die den Austausch der Branchenvertreter untereinander fördern.<br />

Zukunftswerkstatt Deutschland:<br />

Das Bundestreffen mit<br />

fast 300 <strong>YFU</strong>lern<br />

Zukunftswerkstatt Deutschland –<br />

Das <strong>YFU</strong>-Bundestreffen 2005<br />

J<br />

HÖHEPUNKTE AUS DEM VEREINSLEBEN<br />

Junge Leute im Blaumann, rot-weiß-gestreiftes Absperrband<br />

und Original-Straßenschilder wiesen den Weg: Die Friedrich-List-Schule<br />

in Karlsruhe war getreu dem Motto des Bundestreffens<br />

"Zukunftswerkstatt Deutschland" wieder zur Baustelle<br />

geworden. Bei hochsommerlicher Hitze trafen im Mai<br />

2005 für vier Tage 285 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter,<br />

Vereinsmitglieder und Alumni zusammen, um in zahlreichen<br />

Workshops gemeinsam an der Zukunft nicht nur des Vereins,<br />

sondern auch des Landes zu "bauen".<br />

Das umfangreiche Angebot von 52 Workshops machte es den<br />

Teilnehmern nicht leicht, sich zwischen "Führungsstilalternativen<br />

– Was ist die richtige für <strong>YFU</strong>?" und "Von Goethe bis Axel<br />

Hacke – Deutschlandbilder in der Literatur" zu entscheiden.<br />

Aber ein Spektrum, das von "Fundraising-Basics" bis zu "Sushi<br />

für Einsteiger" reichte, enthielt für jeden das passende Angebot.<br />

Die Referenten waren überwiegend selbst Ehrenamtliche,<br />

die ihr Fachwissen oder persönliches Interesse auf unterschiedlichen<br />

Gebieten weitervermittelten.<br />

Als voller Erfolg wurde das Bundestreffen bei der Abschlussveranstaltung<br />

von allen Beteiligten, Organisatoren wie Teilnehmern,<br />

gefeiert. Den Organisatoren und allen Helfern Anerkennung<br />

und herzlichen Dank für eine gelungene Veranstaltung!<br />

Zukunft des Schüleraustauschs<br />

Auf der zweiten Podiumsdiskussion trafen sich Vertreter von<br />

fünf großen Austauschorganisationen, um über die aktuelle<br />

Situation und zukünftige Herausforderungen des Schüleraustauschs<br />

zu diskutieren. Es nahmen teil:<br />

• Henni Bartram, Programmentwicklung Osteuropa bei AFS<br />

• Martina Stuppy, Geschäftsführerin von EF<br />

• Wolfram Eckart, Geschäftsführer von iSt<br />

• Manfred Huschner, Präsident von Partnership International<br />

• Knut Möller, Geschäftsführer von <strong>YFU</strong><br />

Die Zusammenkunft beim <strong>YFU</strong>-Bundestreffen war die erste dieser<br />

Art seit vielen Jahren. Trotz der unterschiedlichen Ausrichtung<br />

der teilnehmenden Organisationen zeichneten sich in der<br />

Diskussion gemeinsame Interessen ab. Der offene und freundliche<br />

Umgang während der Diskussion lässt auf weiteren zukünftigen<br />

Gedankenaustausch hoffen.


Deutsches YOUTH FOR UNDERSTANDING Komitee e.V.<br />

Träger der freien Jugendhilfe – Gemeinnütziger Verein<br />

Postanschrift: Postfach 76 21 67<br />

22069 Hamburg<br />

Geschäftsstelle: Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

Tel.: (040) 22 70 02 -0<br />

Fax: (040) 22 70 02 -27<br />

E-Mail: info@yfu.de<br />

Internet: www.yfu.de<br />

Spendenkonto: Konto-Nummer 09 080 302 01<br />

Dresdner Bank (BLZ 200 800 00)

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