PALAEONTOGRAPHICA
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Dies wären also in der Hauptsache die Momente, die bei der systematischen Bearbeitung des Perisphinctenmaterials<br />
heranzuziehen waren.<br />
Die genannte Systematik SCHINDEWOLF'S, die, soweit sie in Frage kommt, hier kurz wiedergegeben<br />
werden soll, teilt die Perisphinctoidea auf Grund der Lobenlinie in zwei Untersektionen, die Pseudoperisphindida<br />
und die Perisphinctida, von denen die letzteren für diese Erörterungen in Betracht kommen.<br />
Aus ihren drei Familien, den Perisphinctidae, Physodoceratidae und Polyptichitidae, interessieren uns zunächst<br />
nur die ersteren. Sie werden auf Grund der oben niedergelegten Skulpturtypen gegliedert in die Unterfamilien<br />
der Perisphinctinae mit monoschizotomen Spaltrippen und der Polytosphinctinae mit di- oder<br />
polyschizotomen Spaltrippen. Innerhalb dieser beiden Familien erfolgt eine weitere Unterteilung in je zwei<br />
Hauptgruppen nach der Lobenlinie, wobei als grundlegende Typen jeweils gegenübergestellt werden:<br />
1. Lobenlinie wenig zerschlitzt. Suturallobus schwach suspensiv, stets kürzer als L. Un nicht oder nur leicht<br />
schräg gestellt. 2. Lobenlinie kräftig zerschlitzt, Suturallobus stark suspensiv, stets länger als L. Die<br />
Gruppierung der Formen innerhalb dieser beiden Lobentypen erfolgt dann weiterhin nach den im vorstehenden<br />
gezeichneten Merkmalen wie Nabelweite, Rippenunterbrechung auf den Flanken, Skulpturveränderungen etc.,<br />
worauf ich nicht im einzelnen einzugehen brauche.<br />
Wenn ich mir über diesen großzügigen Entwurf einer Systematik aus den enger begrenzten Erfahrungen<br />
am eigenen Material ein Urteil erlauben darf, so möchte ich dies dahingehend zusammenfassen: Das SCHINDEwoLF'sche<br />
System besitzt gegenüber älteren und neueren Versuchen einen bedeutenden Vorteil, nämlich die<br />
Möglichkeit, unter Berücksichtigung aller wesentlichen Merkmale die unendliche Formenmannigfaltigkeit<br />
gewissermaßen von außen her mit möglichster Objektivität zu erfassen und zu gruppieren. Ein Nachteil,<br />
der durch den Gebrauch abzuschleifen sein wird, besteht in der allzu großen Schematisierung, durch die<br />
manche Formen in die Untergruppen nicht einzureihen waren. Sie äußert sich vor allem in der gleichmäßigen<br />
Gegenüberstellung der Merkmale innerhalb der Familien und deren Kombination: auf der einen Seite die<br />
genannten Lobentypen, auf der anderen die Skulpturtypen, die dann wechselweise miteinander kombiniert<br />
werden. Es hat sich bei der praktischen Anwendung des Systems gezeigt, daß die Genera dadurch zu eng<br />
gefaßt sind und daß besonders den Skulpturmerkmalen etwas größerer Spielraum gelassen werden muß.<br />
Eine von dieser Wertung des ScHiNDEWOLF'schen Systems meiner Ansicht nach streng getrennt zu<br />
haltende Frage ist die der Nomenklatur. Die Benennung der gewonnenen Genera etc., mit jeweils eigenen<br />
Namen, wie es genannter Autor durchführt, wird ihm z. B. von P. DORN (25) aufs schärfste zum Vorwurf<br />
gemacht und SCHINDEWOLF'S Verfahren mit dem englischer Paläontologen wie BUCKMANN verglichen, das<br />
jedoch auch von diesem selbst verurteilt wird. Der wesentliche Unterschied zwischen SCHINDEWOLF'S Arbeit<br />
und gewissen englischen besteht darin, daß letztere, wie dieser Autor selbst hervorhebt, meist ohne nähere<br />
Definition nur unter Nennung eines Genotyps neue „Genera" schaffen, während an SCHINDEWOLF'S Entwurf<br />
(bisher ist nur eine vorläufige Mitteilung veröffentlicht!) die Definition eine Hauptrolle spielt. Die Namensfrage<br />
ist ja eine rein äußerliche, wenn die Gruppe oder Gattung selbst fixiert ist. Es sind seit langem immer<br />
wieder bestimmte Perisphincten durch ältere Autoren vom Hauptstamm abgelöst und mit neuen Namen<br />
belegt worden, deren Gebrauch längst in der Literatur Eingang gefunden hat — ich nenne nur Virgatites,<br />
Pseudovirgatües, Virgatosphinctes, Aulacosphinctes, Ataxioceras, Paraboliceras, Idoceras etc. —, so daß also<br />
einer übriggebliebenen Rumpffamilie „Perisphinctes" eine große Zahl sowohl unter sich als auch dieser<br />
ungleichwertiger Gattungen entsprechen; unter den übriggebliebenen Perisphincten war man gezwungen,<br />
Gruppen zu unterscheiden, z. B. Gruppe des Perisph. Ernesti etc., was letzten Endes auf das gleiche hinauskommt<br />
wie ein neuer Genusname. Man mag sich jedoch zu diesen Fragen stellen, wie man will, an dem Wert<br />
der ScHiNDEWOLF'schen Einteilung wird hierdurch nichts geändert.