Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in - ökoplan
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<strong>Zur</strong> <strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>brüchen des Nie<strong>der</strong>bergischen Landes 21<br />
tage- o<strong>der</strong> sogar wochenlange Eiphase sowie die noch weitgehend immobile Phase<br />
unmittelbar nach dem Schlupf <strong>der</strong> Larven bei <strong>Alytes</strong> weitgehend entfällt.<br />
Auch die Größe <strong>der</strong> Larven m<strong>in</strong><strong>der</strong>t das Prädationsrisiko. Mit e<strong>in</strong>er Körperlänge von<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel 14-16 mm s<strong>in</strong>d frisch geschlüpfte <strong>Alytes</strong>-Larven bereits deutlich großwüchsiger<br />
als Rana- o<strong>der</strong> Bufo-Larven und fallen damit aus dem Beutespektrum mancher<br />
Kle<strong>in</strong>- und Jungfische bereits heraus. Insbeson<strong>der</strong>e gilt dies für die rasch heranwachsenden<br />
und großwüchsigen älteren Larven, die sich darüber h<strong>in</strong>aus durch ausgeprägte<br />
Fluchtreaktionen potenziellen Nachstellungen entziehen.<br />
Tatsächlich können sich auch <strong>in</strong> mit Nutzfischen besetzten und fischereilich genutzten<br />
Ste<strong>in</strong>bruchweihern vitale Rufkolonien <strong>der</strong> <strong>Geburtshelferkröte</strong> behaupten. Die früher<br />
gelegentlich geäußerte Vermutung, <strong>Alytes</strong>-Larven würden von Fischen verschmäht, ist<br />
jedoch wi<strong>der</strong>legt, wie z. B. BUCHHOLZ (1989) mittels Larvenresten im Magen von<br />
Schleien nachweisen konnte. Entscheidend für e<strong>in</strong>e Koexistenz von <strong>Alytes</strong>-Larven und<br />
Fischen s<strong>in</strong>d vermutlich das Angebot an Gewässerstrukturen, die Besatzart sowie die<br />
Besatzdichte, wie an folgendem Beispiel erläutert werden soll:<br />
In dem großen Weiher e<strong>in</strong>es Basaltste<strong>in</strong>bruches im Westerwald verfolgte ich über<br />
mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>e starke Rufkolonie (deutlich >50 rufende Tiere), die trotz<br />
Angelnutzung (u. a. Hecht, Zan<strong>der</strong>, Flussbarsch, Regenbogenforelle, Karpfen, Döbel<br />
u. a. Weißfische) ke<strong>in</strong>e negativen Bestandsverän<strong>der</strong>ungen erkennen ließ. Als Ursache<br />
dieser überraschenden Koexistenz vermutete ich e<strong>in</strong>erseits die Tatsache, dass e<strong>in</strong> Teil<br />
<strong>der</strong> Raubfische typische Freiwasser-Jäger waren, während <strong>Alytes</strong>-Larven aufgrund<br />
ihrer benthischen Lebensweise fast immer Substratkontakt suchen (vgl. CAMPENY &<br />
CASINOS 1989). An<strong>der</strong>erseits belegten eigene, mittels Schnorchel unterstützte Beobachtungen,<br />
dass die <strong>Alytes</strong>-Larven e<strong>in</strong>deutig die bis tief <strong>in</strong> das Wasser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als Blockschutthalden<br />
ausgeprägten Uferbereiche bevorzugten. Hier fanden sich erhöhte Larvendichten,<br />
die auf e<strong>in</strong>e gezielte Nutzung dieses aquatischen Hohlraumlückensystems<br />
schließen lassen, das gleichermaßen durch se<strong>in</strong> Angebot an Versteckplätzen<br />
sowie – bed<strong>in</strong>gt durch die große Oberfläche – das gute Nahrungsangebot an Aufwuchsalgen<br />
gekennzeichnet war.<br />
Während Raubfische <strong>der</strong> Freiwasserzonen <strong>der</strong>atige Kle<strong>in</strong>habitate kaum zu jagdlichen<br />
Zwecken nutzen, boten die untergetauchten Blockschutthalden bei e<strong>in</strong>em Besatz mit<br />
Aalen offensichtlich ke<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichenden Schutz mehr. So wurde <strong>in</strong> dem Ste<strong>in</strong>bruchweiher<br />
nach erfolgtem Besatz e<strong>in</strong> spürbarer Rückgang <strong>der</strong> Larvendichten verzeichnet,<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre zu e<strong>in</strong>er deutlichen Bestandsschrumpfung <strong>der</strong><br />
Kolonie führte. E<strong>in</strong> ähnlicher Effekt wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Gewässer nach dem<br />
Besatz mit Krebsen beobachtet.<br />
Sowohl Aale als auch Krebse s<strong>in</strong>d omnivore, nachtaktive Arten mit e<strong>in</strong>em ausgeprägten<br />
Geruchss<strong>in</strong>n, die ihre Reviere systematisch absuchen und aufgrund ihrer Körpergestalt<br />
auch tief <strong>in</strong> schmale Spalten und Versteckplätze vordr<strong>in</strong>gen können.<br />
Bezogen auf den Großraum Wuppertal bleibt festzuhalten, dass ausnahmslos alle (!)<br />
untersuchten Ste<strong>in</strong>bruchweiher trotz offiziell fehlen<strong>der</strong> fischereilicher Nutzung Fischbesatz<br />
aufweisen. Beson<strong>der</strong>s problematisch ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gewässern die<br />
aus Nordamerika stammenden und z. T. <strong>in</strong> hohen Siedlungsdichten als Neozoen<br />
auftretenden Sonnenbarsche (Lepomis gibbosus) sowie die beiden Krebsarten Orconectes