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Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in - ökoplan

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2 KORDGES<br />

rund um e<strong>in</strong> Abgrabungsgewässer sowie an e<strong>in</strong>em Ersatzgewässer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kalkste<strong>in</strong>bruch<br />

<strong>in</strong> Wuppertal ermittelt und 2001 durch weitere Daten ergänzt wurden.<br />

Der Aktivitätsbeg<strong>in</strong>n setzte <strong>in</strong> beiden Jahren gegen Mitte März (13.3.1999, 18.3.2000)<br />

e<strong>in</strong>. Das erste Eier tragende Männchen wurde 1999 am 2.4., die ersten Männchen mit<br />

reifen Eipaketen am 8.5.1999 bzw. am 5.5.2000 registriert. Larven aus früh abgesetzten<br />

Gelegen können noch im selben Jahr die Metamorphose abschließen. Die Emergenz<br />

diesjähriger Larven begann <strong>in</strong> den Jahren 1999 bis 2001 jeweils gegen Ende Juli<br />

und hielt bis gegen Ende September, ausnahmsweise auch bis gegen Mitte Oktober<br />

an. Larven aus später abgesetzten Gelegen überw<strong>in</strong>tern und schlüpfen dann erst Ende<br />

Mai (z. B. 23.5.1999, 31.5.2000) bis Ende Juni des Folgejahres. Die Kopf-Rumpf-<br />

Länge 79 untersuchter Männchen lag zwischen 3,1 und 4,6 cm (" = 3,95 cm). Die<br />

Weibchen (n = 55) s<strong>in</strong>d mit 3,6 bis 5,0 cm (" = 4,27 cm) größer und schwerer als die<br />

Männchen. Frisch metamorphosierte Jungtiere weisen nach vollständiger Resorption<br />

des Schwanzstummels Kopf-Rumpf-Längen zwischen 1,6 und 2,9 cm (" = 2,35 cm)<br />

auf. Die Eizahl Gelege tragen<strong>der</strong> Männchen schwankte zwischen 18 und 126 und betrug<br />

durchschnittlich 50,9 (n = 64). Der Anteil vermuteter Doppelgelege mit >50 Eiern<br />

betrug 40 %. Als Larvalhabitate werden <strong>in</strong> den Abgrabungsflächen sonnenexponierte<br />

Tümpel mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ganzjährigen Wasserführung sowie sonnenexponierte,<br />

oft austrocknungsgefährdete Flachgewässer bevorzugt. An<strong>der</strong>erseits werden aber<br />

auch steilufrige, struktur- und nährstoffarme sommerkühle Ste<strong>in</strong>bruchweiher besiedelt.<br />

In ihren Larvalgewässern ist die <strong>Geburtshelferkröte</strong> mit durchschnittlich 3,2,<br />

ausnahmsweise bis zu 7 weiteren Amphibienarten vergesellschaftet. Die größte Anzahl<br />

geme<strong>in</strong>samer Vorkommen erreicht lokal <strong>der</strong> Bergmolch (Triturus alpestris), gefolgt<br />

von Kreuzkröte (Bufo calamita) und Teichmolch (T. vulgaris). Im Vergleich zu<br />

früheren Untersuchungen ist die <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>in</strong> den Abgrabungsflächen zwar<br />

noch verbreitet, Großpopulationen mit mehr als hun<strong>der</strong>t rufenden Tieren s<strong>in</strong>d aber<br />

nicht mehr bekannt. Geän<strong>der</strong>te Abbaumethoden, gewerbliche Folgenutzungen, ökologisch<br />

überholte, auf schnelle E<strong>in</strong>grünung abzielende Wie<strong>der</strong>herrichtungs- und Rekultivierungsplanungen,<br />

natürliche Sukzession sowie die mit dem Abbauende ausbleibende<br />

betriebsbed<strong>in</strong>gte Flächendynamik s<strong>in</strong>d die Hauptgefährdungsursachen für<br />

die <strong>Geburtshelferkröte</strong>n-Populationen <strong>der</strong> Abgrabungsflächen.<br />

Schlüsselbegriffe: Amphibia, Anura, Discoglossidae, <strong>Alytes</strong> <strong>obstetricans</strong>, Phänologie,<br />

Biometrie, Gelegegrößen, Habitatpräferenzen, Vergesellschaftung, Kalkste<strong>in</strong>brüche,<br />

Prädation, Bestandsrückgang.<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die <strong>Geburtshelferkröte</strong> (<strong>Alytes</strong> <strong>obstetricans</strong>) zählt <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zu den Charakterarten<br />

des Südwestfälischen Berglandes und ist hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Abgrabungsflächen<br />

mit hoher Stetigkeit anzutreffen (FELDMANN 1987, 1981, LOSKE 1984,<br />

LOSKE & RINSCHE 1985). Trotz <strong>der</strong> Arbeiten von z. B. MEISTERHANS (1969), BUCHHOLZ<br />

(1989), SCHMIEDEHAUSEN (1990) sowie THIESMEIER (1992) und KRONSHAGE (1996)<br />

existieren erstaunliche Kenntnislücken h<strong>in</strong>sichtlich ökologischer Grundlagendaten<br />

(z. B. GÜNTHER & SCHEIDT 1996). Versteckte, Lebensweise, ger<strong>in</strong>ge Populationsgrößen<br />

und – bed<strong>in</strong>gt durch die mehrmonatige Fortpflanzungsperiode und die spektakuläre<br />

Fortpflanzungsbiologie – das Fehlen räumlich-zeitlich konzentrierter Ansammlungen<br />

<strong>der</strong> Adulti an den Gewässern erschweren den E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Ökologie <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Populationen.

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