Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in - ökoplan
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<strong>Zur</strong> <strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>brüchen des Nie<strong>der</strong>bergischen Landes 19<br />
Unverständlicherweise zählen solche Maßnahmen noch immer zum Standard vieler<br />
Renaturierungsplanungen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass dies e<strong>in</strong>e standörtliche<br />
Nivellierung <strong>der</strong> faunistisch-floristisch u. U. sehr wertvollen Rohbodenstandorte<br />
bewirkt (z. B. KORDGES 1994, 2001).<br />
4.2 Ste<strong>in</strong>brüche als Naturschutzgebiete (NSG)<br />
Auch außerhalb <strong>der</strong> betrieblich genutzten Abgrabungsflächen hat sich das von<br />
SCHALL et al. (1985) geschil<strong>der</strong>te »<strong>Alytes</strong>-freundliche« Umfeld im Raum Wuppertal/<br />
Mettmann verän<strong>der</strong>t. In mehreren zwischenzeitlich als NSG ausgewiesenen Ste<strong>in</strong>brüchen<br />
zeigen sich deutlich rückläufige Bestandsentwicklungen, die lokal auf natürliche<br />
Sukzession sowohl <strong>der</strong> Laichgewässer als auch <strong>der</strong> Landhabitate zurückzuführen<br />
s<strong>in</strong>d. Verlandung von Kle<strong>in</strong>gewässern und alten Sedimentationsbecken sowie die mit<br />
<strong>der</strong> großflächigen Entwicklung dauerhafter Vorwaldstadien verbundenen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
des Standortklimas (z. B. zunehmende Beschattung <strong>der</strong> Sommerhabitate)<br />
führen zu e<strong>in</strong>er spürbaren Habitatentwertung und zu Bestandsschrumpfungen. In<br />
ähnlicher Weise wirkt <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Laichgewässer durch Grundwasserabsenkung.<br />
Gleiches gilt aber auch für die großflächige Flutung von Ste<strong>in</strong>bruchsohlen, wenn sich<br />
nach Sümpfungsende wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> natürlicher Grundwasserspiegel e<strong>in</strong>stellt, <strong>der</strong> zur<br />
Überflutung von Laich- und Landhabitaten führt.<br />
Grundsätzlich erweist sich die <strong>Geburtshelferkröte</strong> gegenüber sukzessionsbed<strong>in</strong>gten<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Land- und Larvalhabitate als wesentlich robuster, als die oft<br />
gleichzeitig vorkommende Kreuzkröte (Bufo calamita). So reagiert letztere sehr empf<strong>in</strong>dlich<br />
auf den Verlust betriebsbed<strong>in</strong>gter Flächendynamik (z. B. durch Schwerlastverkehr<br />
verdichtete Flachgewässer und Reifenspuren, ständig »aktualisiertes« Angebot<br />
an Rohbodenflächen), was häufig zum Erlöschen <strong>der</strong> Bestände führt. Im Vergleich<br />
dazu verfügen <strong>Geburtshelferkröte</strong>n h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Laichgewässer über zahlreiche<br />
Optionen. Bei zunehmen<strong>der</strong> Verbuschung <strong>der</strong> Landhabitate wurde mehrfach beobachtet,<br />
dass die Bestände zwar spürbar zurückgehen, kle<strong>in</strong>e Restpopulationen aber<br />
über lange Zeiträume e<strong>in</strong> ausgesprochenes Verharrungsvermögen besitzen und auf<br />
niedrigem Populationsniveau stabil sche<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung als Refugialhabitat<br />
kommt dabei (möglichst südexponierten) Blockschutthalden zu, die aufgrund<br />
ihrer edaphisch-pedologisch extremen Standortbed<strong>in</strong>gungen nur sehr langsam<br />
von Pioniergehölzen besiedelt werden und damit langfristig geeignete Land- und<br />
W<strong>in</strong>terhabitate darstellen.<br />
4.3 Larvalphase<br />
Je nach Gewässertyp s<strong>in</strong>d die Larven unterschiedlichen Gefährdungen ausgesetzt.<br />
Temporäre sonnenexponierte Larvalgewässer s<strong>in</strong>d durch ger<strong>in</strong>gen Fe<strong>in</strong>ddruck und<br />
thermisch begünstigte, kurze Larvalzeiten gekennzeichnet, die aber dem ständigen<br />
Risiko des frühzeitigen Austrocknens unterliegen. Dabei sche<strong>in</strong>en <strong>Alytes</strong>-Larven ab<br />
e<strong>in</strong>em gewissen Entwicklungsstadium befähigt, bei s<strong>in</strong>kendem Wasserstand e<strong>in</strong>e<br />
verfrühte »Not-Metamorphose« e<strong>in</strong>zuleiten und auf diese Weise das Austrocknungsrisiko<br />
zu m<strong>in</strong><strong>der</strong>n. So wurden beispielsweise im Uferbereich e<strong>in</strong>es soeben ausgetrockneten<br />
Larvengewässers zahlreiche frisch metamorphosierte Jungtiere registriert, <strong>der</strong>en