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Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in - ökoplan

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18 KORDGES<br />

aufschlüsse aufgrund konkurrieren<strong>der</strong> Nutzungen (z. B. Wohnsiedlungen) o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

damit verbundenen E<strong>in</strong>griffe (Grundwasser, FFH-Thematik etc.) auf erhebliche eigentums-<br />

und genehmigungsrechtliche Wi<strong>der</strong>stände stoßen, geht man <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Ste<strong>in</strong>brüche zunehmend zum Tiefenabbau über. Dieser wird je nach Betriebsstandort<br />

ohneh<strong>in</strong> schon seit mehreren Jahrzehnten betrieben und erfor<strong>der</strong>t zwecks Trockenhaltung<br />

<strong>der</strong> Abbausohlen ggf. e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Sümpfung des Grundwassers. Zukünftig<br />

sollen dabei lokal Abbautiefen bis unter 100 m NN und tiefer erreicht werden.<br />

Als Folge dieser Entwicklung kommt es zu e<strong>in</strong>er immer effizienteren Nutzung <strong>der</strong><br />

Lagerstätten und zu e<strong>in</strong>er Beschleunigung <strong>der</strong> Betriebsabläufe. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

»Turnover«-Zeiten <strong>der</strong> Abbausohlen verkürzen sich bei zunehmen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>tiefung,<br />

sodass die kle<strong>in</strong>flächigen, für <strong>Alytes</strong>-Populationen aber existenziell wichtigen <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />

Resthabitate komplett verloren gehen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Effekt <strong>der</strong> Erschließungsprobleme ist die Reaktivierung bereits stillgelegter<br />

Abgrabungsflächen, die unter heutigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen mittels mo<strong>der</strong>ner<br />

Abbautechniken wie<strong>der</strong> ökonomisch nutzbar ersche<strong>in</strong>en. Dass dabei u. U. äußerst<br />

wertvolle Lebensräume verloren gehen, wird durch das vorliegende Beispiel <strong>der</strong><br />

Grube Voßbeck dokumentiert.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Konsequenz <strong>der</strong> aktuellen abbautechnischen Entwicklungen ist die u. U.<br />

nur noch stark e<strong>in</strong>geschränkte Habitatqualität <strong>der</strong> Ste<strong>in</strong>brüche nach Betriebsende.<br />

Während stillgelegte Ste<strong>in</strong>brüche früher – soweit e<strong>in</strong>e gewerbliche Folgenutzung,<br />

Verfüllung etc. ausblieb – per se als Vorzugshabitate für <strong>Geburtshelferkröte</strong>n betrachtet<br />

werden konnten, trifft dies auf Tiefenabgrabungen nur noch bed<strong>in</strong>gt zu. Hier<br />

entstehen zukünftig steilwandige Tiefengewässer, die mangels Flachwasserzonen und<br />

angrenzen<strong>der</strong> Landhabitate nur über e<strong>in</strong> begrenztes Ressourcenangebot für <strong>Alytes</strong>-<br />

Populationen verfügen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Genehmigungsplanungen ist daher stärker als bisher zu prüfen, welche<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Berücksichtigung von Artenschutzbelangen bereits während<br />

des Abbaubetriebes bestehen (z. B. Ausweisung kle<strong>in</strong>flächiger, an den Abbaufortschritt<br />

angepasster »Tabuzonen«, Nachweis e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destdichte von Kle<strong>in</strong>gewässern).<br />

Eigene Erfahrungen belegen, dass vorhandene Standortpotenziale <strong>in</strong> Absprache<br />

mit den Ste<strong>in</strong>bruchbetreibern oft sehr effizient genutzt werden können, ohne dass<br />

betriebliche Belange dabei bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Dies setzt allerd<strong>in</strong>gs Kommunikation<br />

und Kooperationsbereitschaft, e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Vertrauensbasis zwischen allen<br />

Beteiligten (z. B. Betreiber, Fachbehörde, Planungsbüro) sowie e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Würdigung durch die Genehmigungsbehörde (z. B. Anrechnung als Kompensationsleistung,<br />

Ökokonto) voraus.<br />

Weitere Gestaltungsspielräume existieren im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen<br />

sowie bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herrichtungsplanung. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>e Rolle kommt dabei<br />

<strong>der</strong> Verwendung des anfallenden Abraummaterials zu, das im Falle e<strong>in</strong>er Innenverkippung<br />

ggf. zur gezielten Profilierung von Kle<strong>in</strong>gewässern und Flachwasserzonen<br />

genutzt werden kann. Bei Aufhaldungen außerhalb des Ste<strong>in</strong>bruches s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

solche Maßnahmen kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen, die zu e<strong>in</strong>er schnellen E<strong>in</strong>grünung<br />

<strong>der</strong> Haldenkörper führen (z. B. Auftrag organischer Böden, Düngung, Legum<strong>in</strong>osen-<br />

E<strong>in</strong>saat, Pflanzmaßnahmen, Aufforstung etc. vgl. z. B. OLSCHOWY 1993).

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