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Zur Biologie der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in - ökoplan

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<strong>Zur</strong> <strong>Biologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>brüchen des Nie<strong>der</strong>bergischen Landes 17<br />

4 Schutz und Gefährdung<br />

4.1 Kalkste<strong>in</strong>brüche als Lebensräume<br />

Abgrabungsflächen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Kulturlandschaft wertvolle Son<strong>der</strong>standorte<br />

mit bemerkenswerten Refugialfunktionen für die Herpetofauna (z. B. SCHLÜPMANN &<br />

GEIGER 1999, KORDGES 2001). Schon früh wiesen e<strong>in</strong>zelne Autoren darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

dies <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die <strong>Geburtshelferkröte</strong> gilt, die <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße von dem<br />

Lebensraumtyp Ste<strong>in</strong>bruch profitiert (FELDMANN 1981, LOSKE 1984, LOSKE & RINSCHE<br />

1985). So erreichte die Art mit e<strong>in</strong>er Stetigkeit von 86 % <strong>in</strong> 56 westfälischen Abgrabungen<br />

e<strong>in</strong>en absoluten Spitzenwert, <strong>der</strong> sie geradezu als Charakterart westfälischer<br />

Ste<strong>in</strong>brüche ausweist (FELDMANN 1987). Auch gegenwärtig s<strong>in</strong>d Abgrabungen <strong>der</strong> am<br />

häufigsten genannte Biotoptyp <strong>der</strong> <strong>Geburtshelferkröte</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (WE-<br />

BER 2003), und <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz stammen sogar 79 % aller landesweiten Meldungen<br />

aus Ste<strong>in</strong>brüchen und Grubengeländen (EISLÖFFEL 1996).<br />

Für den Raum Wuppertal verweisen SCHALL et al. (1985) diesbezüglich ausdrücklich<br />

auf die überregionale Bedeutung <strong>der</strong> Abgrabungsflächen <strong>der</strong> Kalk<strong>in</strong>dustrie, die auch<br />

Gegenstand <strong>der</strong> vorliegenden Studie s<strong>in</strong>d. <strong>Zur</strong> damaligen Bestandssituation schrieben<br />

die Autoren: »...f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Kalkste<strong>in</strong>brüchen außerordentlich große Bestände<br />

von meist weit über 100 Exemplaren. Im gesamten Kalkabbaugebiet leben daher weit<br />

über 1000 erwachsene Tiere, wahrsche<strong>in</strong>lich sogar weit über 10000. Es dürfte sich um<br />

e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten Vorkommen Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens, wenn nicht <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

o<strong>der</strong> Mitteleuropas überhaupt handeln.«<br />

Diese bemerkenswerte Bestandse<strong>in</strong>schätzung trifft auf die aktuelle Situation sicherlich<br />

nicht mehr zu. Zwar erreicht die <strong>Geburtshelferkröte</strong> gegenwärtig <strong>in</strong> 20 untersuchten<br />

und mehrheitlich noch im Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen Kalkste<strong>in</strong>brüchen o<strong>der</strong> Betriebsstandorten<br />

im Raum Wuppertal/Mettmann mit e<strong>in</strong>er Stetigkeit von 75 % noch Werte, die<br />

aktuell nur noch von weit verbreiteten Aren wie z. B. Berg- und Teichmolch sowie<br />

Erdkröte übertroffen werden. Koloniegrößen mit weit über 100 rufenden(!) Tieren<br />

s<strong>in</strong>d heute aber nicht mehr bekannt und beschränken sich vielmehr auf Populationen<br />

mit mehrheitlich deutlich weniger als 50, oft auch weniger als 25 rufenden Tieren.<br />

Die Ursachen <strong>der</strong> rückläufigen Bestandsentwicklung s<strong>in</strong>d vielschichtig und resultieren<br />

vorrangig aus dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Lagerstättenerschließung sowie aus verän<strong>der</strong>ten<br />

Abbautechniken. Bereits gegen Mitte des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts waren die<br />

meisten <strong>der</strong> heutigen Abbauflächen aufgeschlossen und hatten ihre laterale Ausdehnung<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger erreicht. Verglichen mit heute lagen die För<strong>der</strong>mengen auf<br />

niedrigem Niveau, was zur Folge hatte, dass die Ste<strong>in</strong>bruchsohlen sich relativ langsam<br />

<strong>in</strong> den Untergrund e<strong>in</strong>senkten. Trotz Abbaubetrieb blieben daher regelmäßig<br />

e<strong>in</strong>zelne <strong>in</strong>nerbetriebliche Flächen oft über Jahre ungenutzt, die <strong>in</strong> sich <strong>der</strong> Folge zu<br />

geeigneten Sommer- und W<strong>in</strong>terquartieren für <strong>Geburtshelferkröte</strong>n entwickelten. In<br />

mehreren Ste<strong>in</strong>brüchen wurde darüber h<strong>in</strong>aus <strong>der</strong> Abbau e<strong>in</strong>gestellt, sodass sich auch<br />

hier, parallel zur beg<strong>in</strong>nenden Sukzession, z. T. außerordentlich große Populationen<br />

entwickeln konnten.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d die oberflächennahen Kalkste<strong>in</strong>vorkommen <strong>in</strong> den aufgeschlossenen<br />

Lagerstätten weitgehend erschöpft. Da laterale Ste<strong>in</strong>brucherweiterungen o<strong>der</strong> Neu-

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