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Dokumentation des 5. Integrationskongresses ... - Kreis Paderborn

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IMPULSE<br />

<strong>Dokumentation</strong><br />

<strong>des</strong><br />

<strong>5.</strong> Integrationskongress OWL<br />

7. Oktober 2011<br />

Stadthalle Delbrück<br />

Der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> informiert


<strong>Dokumentation</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>5.</strong> OWL-Integrationskongress<br />

am 07.10.2011 in Delbrück<br />

Kooperationspartner der Veranstaltung<br />

Erstellt durch: <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong>,<br />

Fachstelle für Integrationsarbeit<br />

Bernhard Lünz<br />

Integrationsbeauftragter@kreis-paderborn.de<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Institut für soziale Innovation, Solingen<br />

Katja Feld<br />

k.feld@institut-fuer-soziale-innovation.de


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

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Inhalt<br />

07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

1 Einführung ........................................................................................................ 5<br />

2 Zur Situation der Integration in OWL: Perspektiven aus Sicht der<br />

Lan<strong>des</strong>regierung, Staatssekretärin Zülfiye Kaykin ....................................... 6<br />

3 Einführungsreferat zum Thema Bildung und Teilhabe, Ayca Tolun,<br />

Funkhaus Europa, WDR .................................................................................. 8<br />

4 Unterzeichnung der Charta der Vielfalt ........................................................ 12<br />

5 Die Workshops ............................................................................................... 13<br />

<strong>5.</strong>1 Frühkindliche Sprachentwicklung (Elementar- und Primarbereich) .............. 13<br />

<strong>5.</strong>2 Migrantenorganisationen und Bildungserfolg ............................................... 18<br />

<strong>5.</strong>3 Bedarfe und Erwartungen mit dem Schwerpunkt Wirtschaft –<br />

Anerkennung von Berufsabschlüssen .......................................................... 22<br />

<strong>5.</strong>4 Übergang Schule – Beruf ............................................................................. 27<br />

<strong>5.</strong>5 Einfluss der Familie auf den Bildungserfolg ................................................. 29<br />

<strong>5.</strong>6 Beteiligungsmöglichkeiten für die Integrationsräte mit Blick auf die<br />

Bildungsentwicklung in der Kommune ......................................................... 31<br />

<strong>5.</strong>7 Hoch qualifiziert und dann? Auswanderung?! .............................................. 33<br />

<strong>5.</strong>8 Wertschätzung von Vielfalt in der Schule ..................................................... 36<br />

6 Handlungsimpulse ......................................................................................... 42<br />

6.1 Runder Tisch Sprachförderung U3 im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> ............................... 42<br />

6.2 „Mentor – Die Leselernhelfer“ in OWL verbreiten und stärken ..................... 45<br />

6.3 Pilotveranstaltung im Übergang Schule – Ausbildung ................................. 48<br />

6.4 Personalbörse INTERNATIONAL verstetigen .............................................. 53<br />

7 Impressionen aus dem Markt der Möglichkeiten ........................................ 57<br />

8 Anhang ............................................................................................................ 60<br />

8.1 Die Charta im Wortlaut ................................................................................. 60<br />

Der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> und das Institut für soziale<br />

Innovation bedankt sich bei der Initiative für<br />

Beschäftigung e.V. und dem Monolith e.V. für<br />

die Protokollführung in den Workshops.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

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1 Einführung<br />

07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Mit dieser Handreichung liegt den Teilnehmenden und Interessierten <strong>des</strong> OWL-<br />

<strong>Integrationskongresses</strong> 2012 eine <strong>Dokumentation</strong> über die Ereignisse und Ergebnisse<br />

aus Plenum, Workshops und Markt der Möglichkeiten vor.<br />

Im Nachgang hat der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> die Diskussion um die Erkenntnisse aus den<br />

acht stattgefundenen Workshops weiter forciert.<br />

Die Moderator/innen der Workshops konnten diskutierte Handlungsimpulse benennen,<br />

die in einem Interviewverfahren mit relevanten Akteuren zu konkreten Handlungsoptionen<br />

weiter entwickelt wurden. Diese wurden im Nachbereitungstreffen der<br />

Veranstaltergemeinschaft ebenso wie in einer Runde der Integrationsbeauftragten<br />

auf OWL-Ebene unter der Federführung der Bezirksregierung Detmold weiterdiskutiert.<br />

Zusätzlich zu den Beiträgen <strong>des</strong> Kongresses selbst werden in dieser <strong>Dokumentation</strong><br />

auch die ausgearbeiteten Handlungsoptionen vorgestellt. Es bleibt zu hoffen, dass<br />

diese konkreten Ideen nachhaltig in die Region getragen werden und der in Gang<br />

gesetzte Diskussionsprozess weitergeführt wird.<br />

Warum hat sich der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> zu einem solch aufwendigen Verfahren entschlossen?<br />

Aus der Erfahrung vieler Veranstaltungen dieser Größenordnung sollten<br />

mit dieser Methode Diskussionsergebnisse „über den Tag gerettet“ werden.<br />

Deshalb haben wir mit Unterstützung der Lan<strong>des</strong>förderlinie KOMM-IN und begleitet<br />

durch das Institut für soziale Innovation ein Vorgehen entwickelt, um ausgewählte<br />

Ideen aus den Workshops weiterzuverfolgen und auszuarbeiten.<br />

Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit mit allen beteiligten Akteuren, aber<br />

insbesondere mit der Veranstaltergemeinschaft, der Bezirksregierung Detmold, dem<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Migration und Flüchtlinge und der Initiative für Beschäftigung OWL<br />

e.V. und den Kooperationspartnern, dem Verein Monolith – Netzwerk Aussiedler,<br />

dem Integrationsbüro der Stadt <strong>Paderborn</strong> sowie dem Jobcenter <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong>.<br />

Manfred Müller, <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

2 Zur Situation der Integration in OWL: Perspektiven aus<br />

Sicht der Lan<strong>des</strong>regierung,<br />

Staatssekretärin Zülfiye Kaykin<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />

Wenn man in Nordrhein-Westfalen nach dynamischen und<br />

zukunftsorientierten Regionen sucht, dann fällt der Blick<br />

schnell auf Ostwestfalen-Lippe (OWL). Daher freue ich<br />

mich ganz besonders, heute bei Ihnen sein zu können.<br />

Große Teile der Region OWL gehören zu den Regionen<br />

Nordrhein-Westfalens, die besonders gute Voraussetzungen<br />

für die Bewältigung <strong>des</strong> demographischen Wandels<br />

mitbringen. Die Bevölkerung ist hier nämlich gewachsen,<br />

lebten zum Beispiel im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> im Jahr 1980 noch<br />

226.000 Menschen, so sind dies aktuell rund 300.000 heute!<br />

Das Durchschnittsalter der Menschen in der Region liegt<br />

bei rund 40 Jahren. Kaum eine andere Region in Nordrhein-Westfalen<br />

hat eine jüngere Bevölkerung! Zum Vergleich:<br />

In Mülheim an der Ruhr liegt das Durchschnittsalter um 5 Jahre höher (rund<br />

45 Jahre).<br />

Und auch die Zukunftsperspektiven sind rund weg positiv! Nach Vorausberechnung<br />

<strong>des</strong> statistischen Lan<strong>des</strong>amtes wird zum Beispiel der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> bis 2030 einen<br />

leichten Bevölkerungszuwachs verzeichnen, um 1,6% auf rund 304.000 Einwohner.<br />

Davon können viele andere <strong>Kreis</strong>e, Städte und Regionen nur träumen.<br />

Bis 2030 rechnen die Bevölkerungsstatistiker damit, dass neben dem <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

nur Köln, Bonn, Münster und Düsseldorf einen Geburtenüberschuss verzeichnen<br />

werden.<br />

Das alles zeigt: Der <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> ist auf den Feldern, die über die Zukunft unserer<br />

Gesellschaft in besonderer Weise entscheiden, hervorragend aufgestellt.<br />

OWL – neue Heimat für Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Dafür gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund:<br />

Dass die Bevölkerungsentwicklung in der Region in den vergangen 20 Jahren so positiv<br />

verlaufen ist, hat auch viel mit dem Zuzug von Zuwanderinnen und Zuwanderern<br />

und ihrer gelungenen Integration zu tun!<br />

Auch wenn dies oftmals übersehen wird, sprechen allein die Zahlen doch für sich.<br />

So zogen in den Regierungsbezirk Detmold mit seinen heute rund zwei Millionen<br />

Einwohnern seit 1990 allein fast 140.000 Aussiedler zu. Zum Vergleich: In dem Regierungsbezirk<br />

Düsseldorf mit 5,2 Millionen Menschen waren es nur 130.000.<br />

In den <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong>, der nur ein Drittel der Einwohnerzahl von Köln hat, wanderten<br />

mehr als 22.000 Aussiedlerinnen und Aussiedler zu, in Köln waren es lediglich<br />

2.500.<br />

Wir wissen, dass der Prozentanteil der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte auch<br />

hier im Regierungsbezirk Detmold sehr hoch ist:<br />

Mehr als 20% der Menschen haben familiäre Wurzeln im Ausland! Im Ruhrgebiet<br />

zum Beispiel ist ihr Anteil oft nicht wesentlich höher.<br />

Bei solchen Zahlen ist klar: Die Integrationsleistungen in der Region sind vorbildlich!<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Sie tun viel, um die Integration zu einer Erfolgsgeschichte zu machen.<br />

Ich denke zum Beispiel an das Engagement im Rahmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>programms<br />

KOMM-IN, so haben allein in der Zeit von 2005 bis 2010 in OWL 18 Städte und <strong>Kreis</strong>e<br />

mit insgesamt 53 Projekten dazu beigetragen, die Integration in dieser Region<br />

noch zu verbessern. Ich denke auch an die 19 Integrationsagenturen, die diese erfolgreiche<br />

Integrationsarbeit erst möglich gemacht haben.<br />

Stärker als anderorts hat sich in dieser Region die Erkenntnis durchgesetzt: Integration<br />

ist zwingend notwendig, denn die Stadt, der <strong>Kreis</strong> und die Region brauchen die<br />

Zuwanderinnen und Zuwanderer.<br />

Alle profitieren von gelungener Integration:<br />

die Betroffenen, weil sie spüren, dass man sie braucht und sie so die Chance bekommen,<br />

produktiver Teil der Gesellschaft zu werden,<br />

die Gesellschaft insgesamt, weil Integration das gesellschaftliche Miteinander und<br />

den Zusammenhalt stärkt<br />

und nicht zuletzt die Wirtschaft, weil gelungene Integration hilft, den Bedarf an<br />

qualifizierten Arbeitskräften zu sichern.<br />

Teilhabe- und Integrationsgesetz<br />

Hierbei wird die Lan<strong>des</strong>regierung Sie auch weiter unterstützen.<br />

Mit dem geplanten Teilhabe- und Integrationsgesetz wird die Lan<strong>des</strong>regierung verbindliche<br />

Normen für die Lan<strong>des</strong>förderung von Integrationsangeboten und einen klaren<br />

institutionellen Rahmen für die Integration und die Beteiligung von Eingewanderten<br />

in Gang setzen.<br />

Mit diesem Gesetz wird es uns gelingen, in einem überparteilichen Konsens aktiv die<br />

Situation der Menschen mit Migrationshintergrund weiter zu verbessern.<br />

So ist ein wichtiges Ziel <strong>des</strong> Gesetzes, die Bildungssituation von Kindern und Jugendlichen<br />

in diesem Land weiter zu verbessern.<br />

Mit dem Angebot der kommunalen Integrationszentren werden zum Beispiel die<br />

Kommunen und <strong>Kreis</strong>e die Möglichkeit erhalten, vor Ort die Chancengleichheit von<br />

Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu fördern und eine bessere<br />

Vernetzung der Akteure zu erhalten.<br />

Übergang Schule – Beruf<br />

Dies gilt für den Bereich der frühkindlichen Bildung ebenso wie für den Bereich <strong>des</strong><br />

Übergangs von der Schule in den Beruf.<br />

So wurde am 10. Februar 2011 gemeinsam mit den Partnern der Wirtschaft im Ausbildungskonsens<br />

beschlossen, das System <strong>des</strong> Übergangs von der Schule in den<br />

Beruf nachhaltig zu verändern.<br />

Nordrhein-Westfalen wird als erstes Flächenland einen systematischen Übergang<br />

von der Schule in Ausbildung und Beruf sowie eine flächendeckende Berufsorientierung<br />

an allen Schulen einführen.<br />

Mit dem neuen System sollen die derzeit existierenden zahlreichen Übergangsangebote<br />

zugunsten <strong>des</strong> direkten Einstiegs in Ausbildung deutlich reduziert werden.<br />

So ist vorgesehen, eine verbesserte Berufsorientierung an den Schulen zu gewährleisten<br />

und die Vermittlung in Ausbildung bereits während <strong>des</strong> Schulentlassjahres zu<br />

verbessern. Jugendliche mit Förderbedarf bekommen zusätzlich spezielle Hilfen<br />

noch in der Schulzeit, um ihre Ausbildungsreife sicherzustellen.<br />

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Um all dies zu realisieren, werden Studien- und Berufsberatung, allgemein bildende<br />

Schulen und Berufskollegs, Bildungsträger, Betriebe und Wirtschaftsorganisationen<br />

in einem kommunal koordinierten Prozess stärker miteinander vernetzt.<br />

Wie Sie erkennen können sind wir dabei, gewaltige Aufgaben im Bereich der Bildung,<br />

gerade für Menschen mit Migrationshintergrund anzugehen.<br />

Eine gesicherte Bildung bedeutet eine gesicherte Zukunft!<br />

Schluss<br />

Integration geht uns alle in der Gesellschaft etwas an. Es ist eine gemeinsame Aufgabe,<br />

die wir gemeinsam bewältigen müssen, um eine solide gemeinsame Gesellschaftsstruktur<br />

erlangen zu können.<br />

Für Ihre Arbeit in OWL wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg und viel Kraft und bedanke<br />

mich für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

3 Einführungsreferat zum Thema Bildung und Teilhabe,<br />

Ayca Tolun, Funkhaus Europa, WDR<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />

Ende Oktober 2011 jährt sich der Anwerbevertrag mit der<br />

Türkei zum 50. Mal. Dies wird vielfach gefeiert, was verwundert,<br />

weil man durch die öffentliche Debatte doch eher<br />

den Eindruck gewinnen konnte, dass dieser Anwerbevertrag<br />

uns mehr Ärger als Freude gemacht hat.<br />

Auf einer dieser Festakte habe ich folgende Szene erlebt:<br />

In einem der angebotenen Workshops redete sich ein<br />

Mann mit türkischen Wurzeln richtig in Rage und sagte,<br />

noch immer sei er der „Problem-Türke“, der sich rechtfertigen<br />

müsse. Nichts von dem, was den Türken an fehlender<br />

Integration angelastet werde, hätten die eingewanderten Türken zu verantworten.<br />

All dies habe vielmehr strukturelle Gründe. Er sei es leid, das Thema Integration. Und<br />

viele weitere seien das auch.<br />

Und hier sind wir also schon wieder auf einer Veranstaltung zum Thema Integration.<br />

Aber gottseidank scheint sich ja aktuell in der Landschaft etwas zu verändern: Integration<br />

wird zum Querschnittsthema. Integration ist nicht länger etwas, was man als<br />

Einwanderer allein zu bewältigen hat. Integration ist, wenn man teilhat, politisch, sozial,<br />

wirtschaftlich. Diese gedanklichen Veränderungen sind nicht zuletzt dem demografischen<br />

Wandel geschuldet. Deutschland kann sich misslingende Integration und<br />

schlecht ausgebildete Jugendliche einfach nicht mehr leisten. Integration ist zu einer<br />

gesamtgesellschaftlichen Herausforderung und aber auch zu einer gesellschaftlichen<br />

Überlebensfrage geworden und fordert die Lernfähigkeit Deutschlands als System<br />

heraus.<br />

Er geht heute darum, dass Integration gleichzusetzen ist mit Teilhabe, es geht um<br />

Teilhabe an guter Bildung und Ausbildung, um eine passende berufliche Perspektive.<br />

Es geht um Lebensstandard, politische Beteiligung, und zwar um Mitwirkung und<br />

Kontrolle. All dies wird auf diesem Kongress thematisiert. Dieser Kongress stellt in<br />

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acht Workshops die drängenden offenen Fragen im Handlungsfeld Integration. Und<br />

das finde ich sehr beeindruckend.<br />

Frühkindliche Bildung<br />

In Bezug auf die frühe Kindheit geht es heute vor allem darum, anzuerkennen, dass<br />

Mehrsprachigkeit als Lebenswirklichkeit vieler Kinder zur Normalität geworden ist und<br />

sich das Hilfe-, Förder-, Erziehungs- und Bildungssystem um die Kinder herum damit<br />

auseinandersetzen muss. In Workshop 1 wird dies intensiv zur Sprache kommen.<br />

Ich selbst bin mehrsprachig aufgewachsen und frage mich oft, was bei mir anders<br />

war, also, was bei mir dazu geführt hat, dass ich in der Lage war, in einer mehrsprachigen<br />

Umgebung aufzuwachsen und all diese Sprachen sprechen zu lernen. Ich bin<br />

in Deutschland geboren, habe eine deutsche Mutter und einen türkischen Vater. Als<br />

Kind habe ich nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Türkei und in Großbritannien<br />

gelebt. Wenn ich darüber nachdenke, was bei mir anders gewesen sein<br />

könnte, dann fällt mir dazu ein, dass man mir immer zugetraut hat, dass ich das<br />

schaffen würde.<br />

In der Türkei gibt es keine Bringschuld vonseiten der Eltern im Schulsystem. Dass<br />

man mehrere Sprachen spricht, wird als Vorteil gesehen. Niemand hat mich dafür<br />

kritisiert, dass ich erst mal mit Allen Deutsch sprach, als ich in der Türkei ankam.<br />

In Deutschland hat sich die Debatte um die Mehrsprachigkeit meiner Meinung nach<br />

fest gefahren. In der vierten Generation der so genannten Gastarbeiter-Generationen<br />

gibt es immer noch Deutschdefizite! Hat das wirklich nur etwas mit den Kindern und<br />

deren Familien zu tun, oder hat das vielleicht auch etwas mit dem Bildungssystem zu<br />

tun? Seit der Veröffentlichung der ersten Pisa-Studie hängt die schlechte Sprachfähigkeit<br />

der Einwanderer-Kinder wie ein Damokles-Schwert über dem deutschen<br />

Schulsystem, was dazu geführt hat, dass wiederum die Eltern mit Migrationshintergrund<br />

dafür verantwortlich gemacht wurden, dass Deutschland im Pisa-Vergleich<br />

schlecht abgeschnitten hatte: Nach dem Motto, die Einwanderer-Kinder reißen den<br />

Schnitt runter.<br />

Kinder aus Einwandererfamilien brechen auch viel häufiger die Schule ab. Gründe<br />

dafür werden wieder bei den Eltern gesucht.<br />

Es heißt, Eltern mit Migrationshintergrund arbeiten tendenziell weniger mit in der<br />

Schule. Wenn das stimmt, gibt es sicherlich viele Gründe dafür. Einer könnte ein anderes<br />

Selbstverständnis sein. Dass das Schulsystem sich als Verbundsystem zwischen<br />

Eltern und Schule versteht, wird von Eltern mit Migrationshintergrund oft so<br />

nicht erwartet. Viele können das so auch nicht leisten.<br />

Und: Ist dieses Verbundsystem „Schule/Eltern“ eigentlich noch zeitgemäß? Staaten,<br />

die bessere Pisa-Ergebnisse haben als Deutschland, haben da eine andere Grundhaltung.<br />

Auch in Deutschland geht der Trend zur Ganztagsschule. In Workshop 5<br />

wird es Gelegenheit geben, dieses streitbare Thema intensiver zu diskutieren.<br />

Wertschätzung<br />

Eine andere wichtige Frage im Rahmen der Integration gilt der Wertschätzung. Hier<br />

ändert sich der defizitäre Blick auf Migrant/innen zu mehr Wertschätzung. Vermehrt<br />

machen Experten, Medien oder Schule darauf aufmerksam, dass durch Zuwanderung<br />

auch immer Bereicherung stattfindet. Es ändert sich was, punktuell: Ein gutes<br />

Beispiel ist der Index für Inklusion, wie er in Workshop 8 vorgestellt wird. Hier gilt:<br />

Je<strong>des</strong> Kind ist anders. Alle lernen gemeinsam (Deutsche, Einwanderer, Behinderte…).<br />

Vielfalt wird nicht als Defizit, sondern als Bereicherung gesehen, als Normali-<br />

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tät. Dass Deutschland hier noch einen langen Weg vor sich hat, zeigen Vergleiche<br />

zwischen US-amerikanischen und deutschen Vorabendserien. In Serien zeigen sich<br />

gesellschaftliche Klischees. Was bedeutet das also, wenn durch diesen Vergleich<br />

deutlich wird, dass in US-amerikanischen Serien wesentlich weniger bewertet wird<br />

als in Deutschland? Das deutsche Fernsehen pflegt Migrationsklischees. Migranten<br />

müssen sich ständig erklären, wie sie es geschafft haben, und warum sie trotz Migrationshintergrund<br />

nicht raubmordend durch die Straßen ziehen.<br />

Migration und Arbeitsmarkt<br />

Mit diesen Klischees sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte auch auf dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt und im Übergang von der Schule in den Beruf konfrontiert.<br />

Nicht-Deutsch klingende Namen lösen Skepsis aus. Dazu kommt, das Migranten oft<br />

kleinere persönliche Netzwerke haben. Persönliche Netzwerke sind jedoch typischerweise<br />

eine der zentralen Türöffner in den Arbeitsmarkt. Aber auch hier gibt es gute<br />

Nachrichten. Denn mittlerweile gibt es eine Reihe guter Initiativen, Ersatz-Strukturen<br />

für Migrant/innen auf dem Weg in den passenden Beruf aufzubauen. In Workshop 4<br />

werden diese Initiativen thematisiert.<br />

Gesellschaftliche Mitbestimmung<br />

In den 90er Jahren gab es eine rege Diskussion um das kommunale Ausländerwahlrecht.<br />

Eingeführt wurde es nur für EU-Bürger. Durch zunehmende Einbürgerungen ist<br />

diese Debatte abgeschwächt worden.<br />

Integrationsräte wurden von der politischen Landschaft belächelt, auch von den potenziellen<br />

Wählern, weil diese Räte zunächst nur mit Empfehlungsrechten ausgestattet<br />

waren. Inzwischen hat eine Aufwertung laut Gemeindeordnung NRW stattgefunden.<br />

Aber auch heute haben Integrationsräte keine Entscheidungsbefugnisse, aber<br />

ihre Hinweise und Klagen werden ernster genommen. Die Räte gewinnen an Bedeutung,<br />

auch durch gebildeteres Personal mit besseren Deutschkenntnissen. Mittlerweile<br />

besprechen Integrationsräte alle Themen <strong>des</strong> kommunalen Lebens. Bildung gilt<br />

dabei als zentrales Thema. In Workshop 6 wird es um die Rolle der Integrationsräte<br />

in der Bildungsentwicklung in der Kommune gehen.<br />

Migrantenorganisationen<br />

Migrantenorganisationen werden von der öffentlichen Integrations-Debatte zunehmend<br />

wahr- und ernst genommen, obwohl sie schon seit 50 Jahren ein hohes Engagement<br />

zeigen. Heute bekommen sie viel Lob, aber das kostet ja auch nichts. Die<br />

finanzielle Absicherung vieler Migrantenorganisationen ist immer noch gering.<br />

Die Entwicklungsgeschichten vieler Migrantenorganisationen zeigen, dass ihr ehrenamtliches<br />

Engagement nicht nur dazu geführt hat, das die erste Gastarbeitergeneration<br />

sich untereinander bei den typischen Fragen sozialer Integration half. Bald organisierten<br />

sich hier auch Elterninteressen, hier wurde Hausaufgabenhilfe und Freizeitbetreuung<br />

organisiert. Migrantenorganisationen sind heute zu Sprachrohren für die<br />

Perspektiven von Eltern mit Zuwanderungsgeschichte geworden. In Workshop 2 wird<br />

es <strong>des</strong>halb um den Zusammenhang zwischen ehrenamtlichem Engagement und Bildungserfolg<br />

gehen.<br />

Adäquate Berufsperspektiven<br />

Obwohl Deutschland mittlerweile ein Auswanderungsland geworden ist, und<br />

Deutschland zunehmend von Fachkräftemangel betroffen ist, arbeiten viele Zugewanderte<br />

nicht in den Berufen, für die sie qualifiziert sind. Wir blicken in Deutschland<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

auf eine lange Tradition der systematischen Missachtung von Talenten und Fähigkeiten<br />

zurück, weil uns Formulare wichtiger waren als tatsächliche Qualifikationen. Und<br />

dies ändert sich im Moment auch nur, weil wir uns das langsam nicht mehr leisten<br />

können und der demografische Wandel entsprechenden Druck erzeugt.<br />

Diese Tradition der Missachtung begann schon bei den Gastarbeitern. Viele der ersten<br />

Gastarbeiter-Generation aus der Türkei kamen aus der Industrie und hatten etwas<br />

gelernt, wurden aber als Ungelernte eingestellt und haben das auch akzeptiert,<br />

weil man ja dachte, man bliebe nur ein paar Jahre. Es bleibt zu hoffen, das mit dem<br />

neuen „Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener<br />

Berufsqualifikationen“ zumin<strong>des</strong>t ein Anfang gemacht wird, diese „Unwillkommenskultur“<br />

abzustellen. In Workshop 3 werden diese Entwicklungen näher erläutert.<br />

Eine Kultur <strong>des</strong> Willkommenheißens und Anerkennens wäre für die erfolgreiche<br />

Integration von Personen, die noch zu kommen werden, eine große Erleichterung.<br />

Aber sie ist auch von Wert, wenn man schon 30 Jahre hier lebt.<br />

Auswanderung in das Land der Eltern<br />

Knapp 40.000 junge Menschen verlassen Deutschland je<strong>des</strong> Jahr, um in der Türkei,<br />

dem Land ihrer Eltern, einem Land mit rund 8% Wachstum, Fuß zu fassen. Die sind<br />

alle gut ausgebildet. Sicherlich tragen eine ganze Reihe an Gründen dazu bei, diese<br />

Entscheidung zu treffen. Aber es darf spekuliert werden, wie bedeutsam Erfahrungen<br />

von struktureller Diskriminierung, niedrigerem Status, unterschwelliger Skepsis und<br />

Mißtrauen waren. Der Schmerz über erlittene Kränkungen wächst mit dem Grad der<br />

gelungenen Integration. Wenn dann gleichzeitig das Herkunftsland boomt, fällt der<br />

Abschied vielleicht gar nicht mehr so schwer.<br />

Deutschland hat keine Rohstoffe und Potentiale, außer ihrer gut ausgebildeten Bevölkerung,<br />

und sollte <strong>des</strong>halb dringend über Wege nachdenken, wie es Akademiker/innen<br />

mit Migrationshintergrund in die heimische Industrie schaffen. Initiativen wie<br />

anonymisierte Bewerbungsverfahren können da ein Anfang sein. Im Workshop 7<br />

werden Fragen wie diese näher zu beleuchten sein.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

4 Unterzeichnung der Charta der Vielfalt<br />

Unter dem Applaus der Kongress-Teilnehmer/innen unterzeichneten insgesamt 25<br />

Unternehmen und Institutionen aus der Region die Charta der Vielfalt. Damit gibt es<br />

in OWL mittlerweile 100 Unterzeichner der Charta. Die 100 voll machte die Universität<br />

<strong>Paderborn</strong>.<br />

Die „Charta der Vielfalt” ist eine Unternehmensinitiative zur Förderung von Vielfalt in<br />

Unternehmen. Die Beauftragte der Bun<strong>des</strong>regierung für Migration, Flüchtlinge und<br />

Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, befürwortet und unterstützt die<br />

Initiative. Bun<strong>des</strong>kanzlerin Dr. Angela Merkel ist Schirmherrin.<br />

Die Initiative will die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in<br />

der Unternehmenskultur in Deutschland voranbringen. Organisationen sollen ein Arbeitsumfeld<br />

schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer<br />

Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung<br />

und Identität.<br />

Die „Charta der Vielfalt“ wurde von Daimler, der BP Europa SE (ehemals Deutsche<br />

BP), der Deutschen Bank und der Deutschen Telekom im Dezember 2006 ins Leben<br />

gerufen. Mehr als 1100 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen haben die „Charta<br />

der Vielfalt“ bereits unterzeichnet und kontinuierlich kommen neue Unterzeichner<br />

hinzu. Die Charta im Wortlaut ist dieser <strong>Dokumentation</strong> angehängt.<br />

Die Unternehmen und Institutionen im Einzelnen:<br />

Alulux Beckhoff GmbH & Co. KG, BGW mbH, Plus Training, Die Ressourcen-Werkstatt, accu-profi,<br />

Society YES e.V., ESTA Bildungswerk gGmbH, guntram guldner-Beratung, Coaching, Training,<br />

MarcanT InterNet Services GmbH, Management Consultants, Özel - Agentur für Design und Marketing,<br />

Wirtschaftsberatung (BDU), Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH, Harder Wirtschaftskoordination,<br />

ELHA Maschinenbau GmbH, FH Bielefeld, Bette GmbH & Co. KG, avitea GmbH<br />

work and more, Nolte Küchen GmbH & Co. KG, Verständigung und Integration e.V., Verein Brücke-<br />

MOCT e.V., HARK Treppenbau GmbH, Gesamtschule Friedenstal Herford, Grundschule Nordhorn,<br />

Balda Medical GmbH & Co. KG, Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH, Arbeiterwohlfahrt-OWL,<br />

Universität <strong>Paderborn</strong>, Kath. Hospitalvereinigung Ostwestfalen gGmbH, ansprechend<br />

Kommunikations- & Veranstaltungsmanagement, POS-Tuning, Hotel Bielefelder Hof, Aramäischer<br />

Volksverein Gütersloh 1987 e. V., OWL-Marketing GmbH, DMW Schwarze<br />

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5 Die Workshops<br />

07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>1 Frühkindliche Sprachentwicklung (Elementar- und<br />

Primarbereich)<br />

Moderation: Anne Mischendahl, Bildungsbüro <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> und Heike Hoffmann,<br />

Fachberatung für Kindertageseinrichtungen im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> sowie verschiedene<br />

päd. Fachkräfte aus den Kindertageseinrichtungen im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Sprache spielt im Entwicklungsprozess von<br />

Kindern eine große Rolle. Sprache ermöglicht<br />

Verstehen und den Austausch miteinander.<br />

Die sprachliche Kompetenz eines<br />

Kin<strong>des</strong> trägt wesentlich zum frühkindlichen<br />

und durchgängigen Bildungsprozess bei.<br />

In diesem Workshop stellten das Jugendamt<br />

und das Bildungsbüro <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong><br />

die Entwicklung einer durchgängigen<br />

Sprachbildung vor. Dabei standen die<br />

Übergänge zwischen den Institutionen besonders<br />

im Fokus.<br />

Die Teilnehmenden erhielten einen Überblick<br />

über den Lernpfad von Kindern im<br />

Alter von 1 bis 10 Jahren und Fördermöglichkeiten<br />

im Bereich der frühkindlichen<br />

Sprachbildung. Sie hatten die Gelegenheit,<br />

sich an vier biographisch zugeordneten<br />

Gesprächstischen zu praktischen<br />

Erfahrungen auszutauschen und<br />

Fragen, Ideen und Entwicklungsbedarfe zu<br />

thematisieren.<br />

Durch eine Vernetzung der verschiedenen<br />

Akteure im Bereich der Sprachbildung soll<br />

durchgängige Sprachbildung systematisch<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Der Workshop sollte dazu beitragen, das<br />

gemeinsame Bildungsverständnis und die<br />

Anschlussfähigkeit der Konzepte bezüglich<br />

Diagnostik und Methodik zu vertiefen.<br />

Aus dem Austausch entstanden folgende<br />

Erkenntnisse:<br />

In der Altersstufe 0-3 geht es aus Sicht der<br />

Teilnehmenden insbesondere um gute<br />

Rahmenbedingungen in den Kindertageseinrichtungen<br />

wie beispielsweise Zeitressourcen<br />

der Erzieher/innen und passende<br />

Räumlichkeiten. Da Sprachförderung in<br />

dieser Altersstufe ein relativ junges Thema<br />

Seite 13 von 60<br />

Sprachförderung Hand in Hand<br />

Frühkindliche Sprachentwicklung<br />

(Elementar - und Primarbereich)<br />

OWL Integrationskongress<br />

am 7.10.2011<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 1<br />

Begriffsklärung<br />

Bildung-was wird darunter verstanden?<br />

• Das Bild vom Kind-aus der Historie betrachtet bis heute<br />

• Sprachförderung- Sprachbildung/Sprachlernen<br />

• Anschlussfähigkeit - Durchgängigkeit<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 2<br />

Bildungsplan<br />

• Umfasst 0 bis 10 Jahre<br />

• Kontinuität<br />

• Bildung offener, unabschließbarer Prozess<br />

• Bildung - grundlegender Prozess<br />

• Bildung selbsttätiger und aktiver Erwerb von<br />

Wissen, mit der Situation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> verbunden<br />

• Bildung - Eigentätigkeit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> - Erwachsene<br />

tragen dafür Sorge, dass Bildungsprozesse<br />

gelingen können<br />

02.0<strong>5.</strong>2012 3


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

ist, fehlen hier auch noch die Vernetzungsinstrumente<br />

zwischen den relevanten Akteuren<br />

(Gesundheitsamt, Kinderärzte, weitere<br />

Therapeuten, SPZ usw.).<br />

Für die Altersstufe 3-5 wurde ebenfalls auf<br />

die hohe Bedeutung zeitlicher Ressourcen<br />

der Erzieher/innen hingewiesen. Durch das<br />

implizite sprachliche Lernen in Alltagssituationen<br />

kann die kindliche Begeisterung<br />

für sprachliches Lernen am besten gehalten<br />

bzw. erzeugt werden. Die Einstellung mehrsprachiger<br />

päd. Fachkräften erleichtert den<br />

alltäglichen Umgang mit Mehrsprachigkeit in<br />

der Kindertagesstätte und hat Signalwirkung<br />

für Kinder und Eltern.<br />

In der Altersstufe 5-7 geht es natürlich vor<br />

allem um die gelungene Gestaltung <strong>des</strong><br />

Wechsels von der Kindertageseinrichtung<br />

zur Grundschule. Hier wurden vor allem<br />

Vorschläge für die verbesserte Zusammenarbeit<br />

zwischen den Einrichtungen ausgetauscht:<br />

Durch gegenseitige Hospitationen<br />

oder gemeinsame Fortbildung wird der kollegiale<br />

Diskurs über das jeweilige Bildungsverständnis<br />

angeregt. Gegenseitige Akzeptanz<br />

sowie Transparenz über die Arbeitsweisen<br />

wurden hier als zentrale<br />

Gelingendfaktoren beschrieben.<br />

In der Altersstufe 7-10 wurde die Grundschule<br />

als System in den Blick genommen.<br />

Nur wenn die Schule als Ganzes mitzieht,<br />

und sich ALLE Lehrer/innen für die Sprachförderung<br />

verantwortlich fühlen (nicht nur<br />

Förderstunden), und zeitliche Ressourcen<br />

dafür zur Verfügung stellen, kann die komplexe<br />

Herausforderung der Sprachförderung<br />

in dieser Altersstufe gelingen. Hier ist eine<br />

Seite 14 von 60<br />

Bedeutungen<br />

Verben<br />

Bewegung<br />

im Raum<br />

Physik Kognitive<br />

Fähigkeiten<br />

(angeboren)<br />

Biologie<br />

Musik<br />

Rhythmus<br />

Tonhöhe<br />

Formen<br />

Bedeutunge<br />

n<br />

Hauptwörter<br />

01.0<strong>5.</strong>2012<br />

Sprachliche<br />

Regeln<br />

5<br />

Das Reißverschlussmodell<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 6<br />

Meilensteine in der Sprachentwicklung<br />

5 bis 6 Kernwissen > Theory-of-Mind ><br />

kompentes metakognitives<br />

Lernen > Grundfähigkeiten <strong>des</strong><br />

wissenschaftlich-konklusives<br />

Denkens<br />

3 bis 5 Kernwissen > Theory-of-Mind als<br />

kognitive und sozial kognitive<br />

Grundlage für das metakognitive<br />

Lernen<br />

0 bis 3 Kernwissen: von Kernsystemen<br />

zu Wissenssystemen<br />

Sprache:<br />

komplexe<br />

Semantik &<br />

Nebensatzsyntax<br />

Sprache:<br />

komplexe<br />

Semantik &<br />

Nebensatzsyntax<br />

Sprache: von<br />

der Silbe zum<br />

Nebensatz<br />

Ko-konstruktivismus:<br />

Fragen & Nebensätze als<br />

Diskurskompetenzen<br />

Ko-konstruktivismus:<br />

Fragen & Nebensätze als<br />

Diskurskompetenzen<br />

Ko-konstruktivismus:<br />

zunehmende Interaktionskomplexität<br />

von Lallen und<br />

Gestik bis zu Fragen<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 7<br />

doppelter<br />

Erstspracherwerb<br />

Früher<br />

Kindlicher Zweitspracherwerb<br />

Alter in Jahren 0 bis 3 3 bis 5 5 bis 10<br />

Erstspracherwerb<br />

Doppelter<br />

Erstspracherwerb<br />

Simultaner<br />

Erstspracherwerb<br />

Bilingualer<br />

Erstspracherwerb<br />

Früher sukzessiver<br />

mehrsprachiger<br />

Erwerb zweier<br />

Sprachen<br />

Später<br />

Kindlicher<br />

kindlicher Zweitspracherwerb<br />

Zweitspracherwerb<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 8


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

enorme Bereitschaft der Lehrer/innen zu<br />

Veränderungen im eigenen beruflichen<br />

Alltag sowie in der Zusammenarbeit mit<br />

Kollegium, Eltern und ehrenamtlichen Helfern<br />

gefordert.<br />

Durchgängige Sprachbildung im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Zeitleiste<br />

0 3 6 10<br />

Diagnostik: SETK2 SETK3 -5 DELFIN 4 DELFIN 5 Profilanalyse Sturz ins<br />

ELFRA BISC SISMIK Fit in Deutsch SFD Tulpenbeet<br />

SELDAK (HAVAS) …………<br />

Alltagsintegrierte Förderung<br />

Sprachförderung begleitet das Alltagshandeln in den Sprachförderung durchdringt das<br />

KiTas, z.B. in Gesprächen, beim Vorlesen und Erzählen Lernen in allen Fächern:<br />

bei allen Aktivitäten, wie Stuhlkreis, Ausflüge, Fachsprache in Wortschatz und<br />

Experimente usw. Grammatik<br />

Systematische Förderung<br />

FLINK KonLAb DEMEK<br />

HLL 1 und 2 Spezielle Materialien, z.B. Xalando<br />

Spezielle Methoden z.B. Scaffolding<br />

Projekte FLINK MSBB DEMEK Chancen<br />

Grundsätze zur Bildungsförderung der Vielfalt<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 13<br />

Partner im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

• Bibliotheken<br />

• Buchhandlungen<br />

• Eltern / Großeltern<br />

• ehrenamtlich Tätige, z.B. Mentor<br />

• Universität, z.B. Chancen der Vielfalt<br />

• Kompetenzteam, z.B. DemeK<br />

• Kinderärzte, Logopäden, Gesundheitsamt<br />

• SPZ<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 14<br />

Seite 15 von 60<br />

Sprachförderung für<br />

• Kinder deren Erstsprache nicht Deutsch ist und<br />

die die Erstsprache gut erworben haben.<br />

• Kinder deren Erstsprache nicht Deutsch ist und<br />

die Störungen im Erwerb der Erstsprache haben<br />

• Kinder mit Erstsprache Deutsch mit verzögertem<br />

Spracherwerb<br />

• Kinder mit Erstsprache Deutsch und Störungen<br />

in der Sprachentwicklung<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 9<br />

Durchgängige Sprachbildung<br />

„Das Anliegen Durchgängiger Sprachbildung ist<br />

der kumulative Aufbau von bildungssprachlichen<br />

Fähigkeiten. Eine planvolle und bewusste<br />

Förderung dieser sprachlichen Fähigkeiten soll<br />

für die Kinder und Jugendlichen die Deutsch als<br />

Zweitsprache sprechen, Grundlagen für eine<br />

erfolgreiche Bildungsbiografie schaffen.“<br />

( Gogolin, Universität Hamburg 2008)<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 10<br />

Einbeziehen von<br />

Netzwerken<br />

Unterrichtsergänzende<br />

u.außerschulische<br />

Sprachbildung<br />

Durchgängige Sprachbildung<br />

Übergang<br />

Familie-Kita<br />

Übergang<br />

Kita-Grundschule<br />

Übergang<br />

Grundschule-Sek I<br />

Sprachbildung in<br />

allen Fächern<br />

Verbindung von Sach-und<br />

Sprachlernen<br />

Einbeziehen von<br />

Eltern/Familien<br />

Erstsprache<br />

Einbeziehen von<br />

Eltern/Familien<br />

Zweitsprache<br />

Übergang<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 11<br />

Sek I – Sek II/Beruf<br />

Wege zur durchgängigen Sprachbildung<br />

Vertikale Achse<br />

• Entwicklung eines gemeinsamen Bildungsverständnisses<br />

• Grundwissen über die Sprachentwicklung<br />

• Aufbau professioneller Lerngemeinschaften<br />

• Gemeinsame Fort-und Weiterbildungen<br />

• Entwicklung eines Teamgedankens<br />

• Einbettung in systematische Kita-und Schulentwicklung<br />

Horizontale Achse<br />

Sozialraumbezogene Netzwerke<br />

• Verzahnungsnotwendigkeit von Jugendhilfe und Schule im<br />

Interesse der jungen Menschen und Familien<br />

• Aufbau verlässlicher Kooperationen<br />

• Kooperationen mit den regionalen Ausbildungsinstitutionen<br />

und Hochschulen<br />

• Konzeptentwicklung und Evaluation<br />

• Evaluation bestehender Konzepte und Kooperationsansätze<br />

• Beteiligung am wissenschaftlichen Diskurs ( national und europäische<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 Ebene)<br />

12


Durchgängige Sprachbildung stellt<br />

ein komplexes Vorhaben dar<br />

07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Weg der durchgängigen Sprachbildung<br />

gleicht keiner geraden Fahrbahn<br />

01.0<strong>5.</strong>2012 15<br />

Mit Sprache Brücken bauen:<br />

<strong>Paderborn</strong>, 20.07.2011<br />

Interne Netzwerktreffen<br />

• Säulen /Skizze zu 4 Bestandteilen<br />

Begleitete Netzwerktreffen<br />

Konferenzen,<br />

Mitarbeitergespräche<br />

Gemeinsame Fortbildungen<br />

Module <strong>des</strong> Projektes<br />

„Mit Sprache Brücken bauen“ (bis Juli 2011)<br />

Lokale<br />

Netzwerkveranstaltung<br />

Internes<br />

Netzwerktreffen<br />

Gemeinsame<br />

Fortbildung<br />

„Grammatik“<br />

Gemeinsame<br />

Fortbildung<br />

„Wortschatz“<br />

begeleitete<br />

Netzwerkveranstaltung<br />

Internes<br />

Netzwerktreffen<br />

Mitarbeiterbesprechung<br />

/<br />

Konferenz<br />

11.10 12.10 2.11 3.11 4.11 <strong>5.</strong>11 6.11<br />

Seite 16 von 60<br />

1. Begleitete<br />

Netzwerkveranstaltungen<br />

• Aufgabe: Unterstützung der professionellen<br />

Lerngemeinschaften<br />

• Begleitung: durch Frau Weber und Frau<br />

Mischendahl, Bildungsbüro<br />

• Produkt: Zielvereinbarungen, u.a.<br />

Kooperationskalender<br />

Stand Juli 2011<br />

• Je<strong>des</strong> Netzwerk hatte zwei begleitete Veranstaltungen<br />

zu den Themen:<br />

• Vereinbarungen der Grundsätze der Zusammenarbeit<br />

• Verabredung eines gemeinsamen, von allen<br />

akzeptierten Vorhabens<br />

2. Gemeinsame Fortbildungen zu<br />

inhaltlichen Bereichen der Sprachbildung<br />

Aufgabe: Vermittlung von fachlichen Kompetenzen und<br />

Wissen<br />

Unterstützung: durch wechselnde Referenten, je nach<br />

Thema<br />

Produkt: Neues Wissen, Reader, usw.<br />

Stand Juli 2011<br />

• zwei Fortbildungen wurden durchgeführt:<br />

• Februar 2011 : Thema Grammatik mit Frau Dohrs<br />

• März 2011: Thema Wortschatz mit Frau Schlösser<br />

Für November 2011 ist eine Fortbildung geplant zum<br />

Thema „Erzählen“


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

3. Interne Netzwerktreffen<br />

Aufgabe: Transparenz über und Planung von<br />

Sprachbildungskonzepten<br />

Unterstützung: durch das Bildungsbüro, z.B. bei<br />

Planung von Sprachbildungsvorhaben,<br />

best-practise-Beispiele, Hospitation,<br />

wenn gewünscht<br />

Produkt: <strong>Dokumentation</strong> von Konzepten, Projekten,<br />

Absprachen, Protokolle usw.<br />

Stand Juli 2011<br />

• Je<strong>des</strong> Netzwerk hat 2 bis 3 interne Netzwerktreffen<br />

durchgeführt<br />

• Je<strong>des</strong> Netzwerk hat eine Bestandsaufnahme der<br />

Sprachförderung in jeder Einrichtung durchgeführt<br />

• Je<strong>des</strong> Netzwerk hat sich auf ein gemeinsames<br />

Vorhaben für das Jahr 2011/12 geeinigt und zum Teil<br />

schon strukturiert.<br />

Netzwerk <strong>Paderborn</strong> Kaukenberg:<br />

• Bereich: Wortschatz<br />

• Thema: Ich werde ein Schulkind / ich bin ein<br />

Schulkind<br />

• Vorgehen: Sammeln von Fachwörtern, Sammeln der<br />

Methoden der Kita, Weitergabe von Wortlisten und<br />

Methoden an Schule, Weiterarbeit in der Schule<br />

• Nebenprodukt: Spiele und Lieder – Kartei mit Kitainhalten<br />

für die Schule<br />

Netzwerk Salzkotten<br />

• Bereich „Erzählen“<br />

• Thema: „Ich bin Max“<br />

• Vorgehen: Absprache über Einsatz einer Buchreihe<br />

und über anschlussfähige Methoden<br />

• Nebenprodukt: Absprachen über veränderte<br />

Zusammenarbeit im Übergang<br />

Seite 17 von 60<br />

Netzwerk Delbrück<br />

• Bereich Erzählen<br />

• Inhalt: Gemeinsames Arbeiten zu einem Buch<br />

• Vorgehen: Absprache methodischer Umsetzungen<br />

(am Beispiel „Dreiklang“), Themenvorgabe durch die<br />

Schule<br />

• Nebenprodukt: Informationen über<br />

Schriftspracherwerb und Diskussion der<br />

Anschlussfähigkeit<br />

Netzwerk Salzkotten<br />

• Bereich „Erzählen“<br />

• Thema: „Ich bin Max“<br />

• Vorgehen: Absprache über Einsatz einer Buchreihe<br />

und über anschlussfähige Methoden<br />

• Nebenprodukt: Absprachen über veränderte<br />

Zusammenarbeit im Übergang<br />

Netzwerk Hövelhof<br />

Bereich „Erzählen“<br />

• Thema: Lernspirale Zuhören<br />

• Vorgehen: gegenseitige Hospitation, gemeinsame<br />

Entwicklung einer Lernspirale, genaue Absprachen<br />

auf Leitungsebene<br />

4.) interne Konferenzen und<br />

Mitarbeiterbesprechungen in den einzelnen<br />

Einrichtungen<br />

Aufgabe: Weitergabe von Informationen, Einigung<br />

unter den Mitarbeitern, Verankerung in den<br />

jeweiligen Profilen<br />

Unterstützung: durch Bildungsbüro, wenn gewünscht<br />

Produkte: interne Curricula, Schulprogramme, usw.


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Stand Juli 2011<br />

• Netzwerk Kaukenberg: Kernteams haben Projekt<br />

vorgestellt und in der Einrichtung vereinbart<br />

• Netzwerk Delbrück: Kernteams haben Projekt<br />

vorgestellt und in der Einrichtung vereinbart<br />

• Netzwerk Salzkotten: ausstehend, Termin 1<strong>5.</strong><br />

September<br />

• Netzwerk Hövelhof: ausstehend, Termin 1<strong>5.</strong><br />

September<br />

<strong>5.</strong>2 Migrantenorganisationen und Bildungserfolg<br />

Seite 18 von 60<br />

Kurz gesagt:<br />

• MSBB ist im Zeitplan, Ziele bis Juli 2011 wurden erreicht<br />

• Rückmeldungen aus den Netzwerken sind überwiegend positiv<br />

• Alle Netzwerke haben konkrete Vorhaben im Bereich<br />

Sprachförderung<br />

• Veränderungsbedarf: evt. bei den Fortbildungsangeboten<br />

• Weiter Planung: Interne Treffen, Fortbildung im Nov.,<br />

3. begleitetes Netzwerktreffen zwischen Dezember und<br />

Februar, Thema noch offen<br />

• Planungen zur Evaluation: Selbstevaluation durch z.B.<br />

Fragebögen und Interviews, keine wissenschaftliche Studie zu<br />

Sprachkompetenz<br />

Moderation: Elena Kern, Monolith e.V., <strong>Paderborn</strong><br />

Referate: Ludmila Falkenberg, Monolith e. V., <strong>Paderborn</strong> und Frau Orozowa, Interkultureller<br />

Elternverein e.V. aus Bielefeld<br />

Frau Falkenberg stellte die Samstagsschule<br />

<strong>des</strong> Vereins Monolith e. V. vor, in<br />

der ca. 40 Kinder mit dem Schwerpunkt<br />

„Russisch als Zweitsprache“ unterrichtet<br />

werden.<br />

Frau Orozowa stellte die Erwachsenenbildung<br />

<strong>des</strong> Interkulturellen Elternvereins<br />

e. V., Bielefeld vor. Aufgabe <strong>des</strong> Vereins<br />

ist das „zielgruppengerechte (u.a. zweisprachige)<br />

Ansprechen der Eltern mit<br />

Migrationsgeschichte“.<br />

In der jeweils anschließenden Diskussion<br />

wurden folgende Kernaussagen ausgetauscht.<br />

Wie können Migrantenorganisationen<br />

Migranten beim Bildungserfolg unterstützen?<br />

Warum wollen Migrantenorganisationen die<br />

Migranten unterstützen?<br />

Welche Rollen können<br />

Migrantenorganisationen bei der<br />

Verknüpfung von Migranten und der<br />

Mehrheitsgesellschaft einnehmen?<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 2<br />

Monolith e. V – Netzwerk Aussiedler<br />

Der Verein Monolith e. V. – Netzwerk Aussiedler ist<br />

im April 2001 aus dem gemeinsamen Projekt der<br />

Wohlfahrtsverbände im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> entstanden.<br />

Zweck <strong>des</strong> Vereins ist die Integration der im <strong>Kreis</strong><br />

<strong>Paderborn</strong> ansässigen Aussiedler.<br />

Die Erfüllung <strong>des</strong> Vereinszwecks soll erreicht werden<br />

durch:<br />

◦ <strong>Kreis</strong>weite Tätigkeit <strong>des</strong> Vereins,<br />

◦ Fortsetzung, Unterstützung und Ausbau von<br />

Freizeitangeboten, kultureller und sozialer Aktivitäten im<br />

<strong>Kreis</strong> und in den einzelnen Gemeinden,<br />

◦ Bereitstellen von Ansprechpartnern für Institutionen und<br />

Politik,<br />

◦ Öffentlichkeitsarbeit usw.<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 3


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Das deutsche Schulsystem sieht eine<br />

Teilhabe der Eltern an der (Schul)Bildung<br />

ihrer Kinder vor: Eltern sollen dazu angeleitet<br />

werden, mit den Lehrern aktiv zusammenzuarbeiten.<br />

Migrantenvereine<br />

sollen verstärkt Elternarbeit betreiben<br />

(Kontakte aufbauen, informieren, vermitteln<br />

usw.)<br />

Lehrer sollen aktiv auf Migranteneltern<br />

zugehen, das Lebensumfeld der Kinder<br />

z.B. durch Hausbesuche kennenlernen;<br />

Sprachdefizite, Schichtarbeit und Unsicherheiten<br />

der eingewanderten Eltern berücksichtigen.<br />

Als positives Beispiel wurde die Hermann-August-Franke-Schule<br />

in Detmold<br />

herausgestellt: Einmal im Halbjahr besucht<br />

der/die Lehrer/in die Eltern zuhause<br />

(für beide Seiten verpflichtend).<br />

Migrantenvereine sollen aktiv auf Eltern<br />

zugehen, ihnen fehlende Informationen<br />

(gegebenenfalls in ihrer Muttersprache)<br />

vermitteln, um Angst und Distanz zu<br />

Amtspersonen und Behörden zu überwinden.<br />

Migrantenvereine haben eine überaus<br />

bedeutende Rolle als Mittler zwischen<br />

Migranten und Gesellschaft; sie sollen<br />

personell und finanziell gestärkt werden,<br />

um Integration unter den Landsleuten zu<br />

bewirken. Migrantenvereine sollen das<br />

Erlernen der deutschen Sprache fördern.<br />

Migrantenvereine sollen Migranten auch<br />

für das Erlernen und Verwenden der<br />

deutschen Sprache gewinnen.<br />

Die zunehmende politische Bedeutung<br />

der Migrantenvereine erweitert ständig<br />

das Handlungsspektrum der ehrenamtlichen<br />

und hauptamtlichen Mitarbeiter. Finanzielle<br />

Unterstützung (nicht allein durch<br />

Projektmittel) ist unbedingt notwendig.<br />

Informationen (Formulare, Handzettel<br />

usw.) sollen, wenn es um die Vermittlung<br />

wichtiger Inhalte geht, auch zweisprachig<br />

gedruckt werden.<br />

Die Migrantenorganisationen spielen im<br />

Integrationsprozess als Mittler eine überaus<br />

bedeutende Rolle.<br />

Seite 19 von 60<br />

Lernwerkstatt <strong>Paderborn</strong><br />

„Kinder müssen in einer Welt der Schönheit, <strong>des</strong><br />

Spiels, der Märchen, der Musik, der Kunst, der<br />

Phantasie und Kreativität aufwachsen.“<br />

Vasilij Suchomlinskij<br />

russ. Pädagoge<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 5<br />

Lernwerkstatt <strong>Paderborn</strong><br />

seit 2007<br />

40 Kinder<br />

11 Pädagogen (Lehrer) aus der<br />

ehemaligen UdSSR<br />

Gebühren: ca. 2 € pro Unterricht<br />

Patenschaft: Deutsch-Russische<br />

Gesellschaft e.V.<br />

Idee und Konzeption<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 6<br />

Förderung der Zweisprachigkeit<br />

Wecken der Liebe zum Lernen auf<br />

spielerische Art und Weise<br />

Unterstützung der Eltern in der Bildung<br />

und Erziehung ihrer Kinder<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Interesses für die<br />

russische Sprache und Kultur<br />

Unterricht:<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 7<br />

Vorschulkinder (3 – 6 J.): 4 Gruppen<br />

◦ samstags, 3 Unterrichtsstunden<br />

Schulkinder (6- 16 J.): 3 Gruppen<br />

◦ samstags, 4 Unterrichtsstunden<br />

Pro Gruppe: 7 -10 Kinder<br />

Herkunft der Kinder<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 8


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

„Migrantenorganisationen und Bildungserfolg“<br />

Interkultureller Elternverein e.V.<br />

Dipl.- Ing. Kemal Erdogan,<br />

(Vorstandsvorsitzender)<br />

Dipl.- Soz. Gulbara Orozova<br />

(IKE-Mitglied)<br />

<strong>5.</strong> Integrationskongress OWL<br />

07.10.2011, Delbrück<br />

Gegründet am 17.06.2007 in Bielefeld<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> KOMM-IN-Projektes <strong>des</strong> IK Büros in<br />

Kooperation mit MOZAIK-Projekt „MSO-Bildungs- und<br />

Integrationsbeauftragte“ entwickelt<br />

Gründungsmitglieder: 21 (6 Frauen, 15 Männer)<br />

Wohnorte: 19 Bielefeld, 1 Herford, 1 Werther<br />

Vorstand:<br />

5 Personen im Vorstand<br />

Herkunft: Türkisch, Kurdisch, Afrikanisch<br />

Weitere Mitglieder: Tamilisch, Deutsch, Kirgisisch und<br />

Irakisch<br />

Zum Verein<br />

Ziele und Aufgaben von IKE e.V.<br />

• Ein unserer Ziele ist das zielgruppengerechte (u.a.<br />

zweisprachige) Ansprechen von Eltern mit<br />

Migrationsgeschichte (MG) und Deutsch-Sprachproblemen.<br />

• Mögliche Gründe der Eltern mit MG:<br />

Geringes Wissen über das Schul- und<br />

Gesellschaftssystem<br />

Ängste vor (staatlichen) Einrichtungen<br />

Deutsch-Sprachprobleme<br />

• Mögliche Gründe der Regeleinrichtungen:<br />

Geringes Wissen über die Migrationshintergründe und<br />

das System <strong>des</strong> Herkunftslan<strong>des</strong><br />

Keine interkulturellen Konzepte z.B. der Schulen<br />

Kommunikationsprobleme bei der Ansprache der<br />

Eltern/Familien mit Deutsch-Sprachproblemen<br />

Was will IKE e.V. erreichen?<br />

Durch unsere Vereinsmitglieder, die aus verschiedenen<br />

Migrantenorganisationen und -comunities kommen, haben wir<br />

bessere Zugangsmöglichkeiten zu Familien mit MG.<br />

Wir möchten in Kooperation mit anderen Einrichtungen:<br />

Mehrsprachige Bildundsangebote für Eltern mit MG<br />

entwickeln und verbreiten<br />

Elternberatungen durchführen<br />

Interkeulturelle Infoveranstaltungen und Elternseminare<br />

Enge Zusammenarbeit mit u.a. Kindergärten und<br />

Grundschulen<br />

Wir möchten Eltern stärken<br />

Eltern selbstbewusster machen<br />

Hauptziel: Ein interkulturelles Gesellschaft- System für<br />

Alle schaffen !!<br />

Seite 20 von 60<br />

Programm:<br />

Fest für Anfänger<br />

Besuch eines Theaterstücks<br />

Feste nach russ. Tradition<br />

Wettbewerbe und Ausstellungen<br />

Exkursionen und Ausflüge<br />

Abschlussfest<br />

Inhalte <strong>des</strong> Lernprogramms:<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 9<br />

Sprachen: Russisch, Englisch<br />

Sprachausdruck<br />

Kreativität und logisches Denken<br />

Gedächtnis- und Konzentrationstraining<br />

Denken und Wissen<br />

Allgemein- und Feinmotorik<br />

Musik und Kunst<br />

Gründe und Argumente für die<br />

Lernwerkstatt:<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 10<br />

Reichtum zweisprachiger Kinder<br />

Unterricht in Kleingruppen<br />

Individuelle Förderung<br />

Kennen der eigenen Wurzeln ist wichtig<br />

Vorteile für den Beruf<br />

Bewährte Lehrmethoden und großer<br />

Erfahrungsschatz der Lehrer<br />

Bildungserfolge:<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 11<br />

Sprechen und Singen in Deutsch, Russisch<br />

und Englisch<br />

Regelmäßige und aktive Teilnahme<br />

Steigerung der Konzentration<br />

Festigung <strong>des</strong> Selbstbewusstseins<br />

Verbesserung der schulischen Leistungen<br />

Stärkung <strong>des</strong> Familienzusammenhalts<br />

Erfahrungsaustausch der Eltern<br />

07.10.2011 <strong>5.</strong> Integrationskogress OWL 12


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Bildungsansatz <strong>des</strong> IKE e.V.<br />

Ganzheitlicher interkultureller Bildungsansatz:<br />

Es geht nicht nur um Bildung in der klassischen Sinne,<br />

sondern auch um Bereiche:<br />

• Kultur und Bildung<br />

• Medien und Bildung<br />

• Gesundheit und Bildung<br />

Es geht um Bildung im allgemeinen Sinne: nicht nur schulische<br />

und Qualifizierungsangebote und Arbeit, sondern auch um<br />

mehrsprachige Aufklärungs- und Informationsarbeit mit<br />

wissenschaftlicher Unterstützung bei Familien mit MG<br />

Bildungsarbeit durch zielgruppengerechte Verbesserung der<br />

Bildungssituation bei Eltern und Kindern mit MG<br />

Praxisbeispiele der Bildungsarbeit<br />

von IKE e.V.<br />

Gesundheitsbildung<br />

Informationsveranstaltungen im Bereich<br />

Gesundheitsbildung<br />

• 1. Bielefelder Präventionstag mit mehrsprachigen<br />

Angeboten in Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis<br />

"Gesundheitsförderung Bielefeld" an der Universität Bielefeld<br />

am 2<strong>5.</strong>10.2009<br />

• 2. öffentliche Informationsveranstaltung „Suchtvorbeugung<br />

und Umgang mit Sucht“ mit der Unterstützung der Stadt<br />

Bielefeld und anderen Kooperationspartner am 2<strong>5.</strong>09.2010 im<br />

Neuen Rathaus, Bielefeld.<br />

2. öffentliche Informationsveranstaltung<br />

„Suchtvorbeugung und Umgang mit Sucht“ mit der<br />

Unterstützung der Stadt Bielefeld und anderen<br />

Kooperationspartner am 2<strong>5.</strong>09.2010 im Neuen Rathaus, Bielefeld<br />

Die Hauptaufgabe der Veranstaltung: die mehrsprachige<br />

Aufklärung, wie man Sucht vorbeugen kann, und wie man mit<br />

Ungewissheiten und anderen Problemen bei Sucht in der Familie<br />

umgeht.<br />

Praxisbeispiel:<br />

1. Informationsveranstaltung<br />

zum Thema Suchtvorbeugung<br />

Zielgruppe:<br />

Familien mit und ohne Migrationsgeschichte<br />

Zu jedem Thema bekamen die Besucher/-innen sprachliche<br />

Begleitung und Infomaterialien in 6 Sprachen:<br />

Deutsch<br />

Türkisch<br />

Russisch<br />

Tamilisch<br />

Kurdisch<br />

Arabisch.<br />

Informationsveranstaltung<br />

„Suchtvorbeugung<br />

und Umgang mit Sucht“<br />

Seite 21 von 60<br />

Ärzteverein Bielefeld e.V.<br />

Kooperationspartner<br />

von IKE e.V. z.B. beim „Suchttag“<br />

Netzwerk<br />

Suchtprävention<br />

Bielefeld<br />

Erfolge <strong>des</strong><br />

Gesundheitsbildungsansatzes<br />

von IKE e.V.<br />

Bei Infoveranstaltungen zu Gesundheitsaufklärung gab es viele<br />

positive Rückmeldungen von den Eltern mit<br />

Migrationsgeschichte zu mehrsprachigen Angeboten<br />

Die enge Zusammenarbeit mit Behörden, Regeleinrichtungen und<br />

anderen einheimischen zuständigen Stellen schaffte beachtliche<br />

Resonanz und Interkulturelle Öffnung der von diesen<br />

Organisationen<br />

Die Projekte von IKE e.V. zeigen, wie wichtig ist, für<br />

Migrantengruppen passende mehrsprachige Instrumente zu<br />

entwickeln und zu verbreiten<br />

Praxisbeispiel:<br />

Interkultureller Informationsfilm<br />

„Zusammenhang von Medien & Gewalt.<br />

Folgen für Kinder und Jugendliche mit und ohne<br />

Migrationshintergrund“<br />

Sprachen:<br />

Deutsch-Türkisch | Deutsch-Kurdisch<br />

Synchronisation:<br />

Deutsch-Englisch | Deutsch-Russisch<br />

Inhalt:<br />

Hintergrundinformationen<br />

zum Film<br />

Umgangsformen mit der Gewalt in Medien bei Familien mit<br />

MG.<br />

Authentische Familien mit MG und ihre Alltagssituationen mit<br />

Medien<br />

Interviews über Situation und Umgang mit Gewalt in Medien<br />

Kommentare, wissenschaftliche Analysen und Lösungsvorschläge<br />

vom Prof. H.-H. Uslucan .<br />

Träger <strong>des</strong> Filmprojekts ist Interkultureller Elternverein. e.V.


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Erfolge <strong>des</strong><br />

Medienbildungsansatzes<br />

von IKE e.V.<br />

Die mehrsprachigen Filme wurden bei vielen Einrichtungen als ein<br />

innovatives und konstruktives Instrument zur Aufklärung von<br />

Eltern mit Deutschsprachproblemen angesehen.<br />

Viele Interessierte Vertreter/-innen unterschiedlicher Träger und<br />

Migrantenorganisationen bei Interkulturellen Elternverein für die<br />

Filme gemeldet<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Verbreitung der Film-DVD‘s u.a. im<br />

Rahmen von bun<strong>des</strong>weiten Veranstaltungen und Fachtagungen<br />

wie Elternkongress NRW, Integrationskongress NRW 2011.<br />

Aufgaben <strong>des</strong> IKE e. V durch<br />

den Medien- und Bildungsansatz<br />

Einzigartiger, innovativer interkultureller Ansatz<br />

Zweisprachig aufgebaut: in Auslandssprache gedreht und<br />

immer jeweils mit deutschsprachigen Untertiteln<br />

An verschiedene Migrantengruppen abgestimmt<br />

Wissenschaftlich begleitete Inhalte<br />

Migrantenbilder (wie der Vater, der vom Einkauf nach Hause<br />

kommt usw.) dienen für die Abbau der Stereotypen und<br />

Vorurteilen über Migrantenleben in Deutschland<br />

Orientierungslosigkeit der Eltern mit MG in der<br />

Medienlandschaft vorzubeugen<br />

Kompetente Lösungen anzubieten.<br />

Seite 22 von 60<br />

Interkultureller Elternverein e.V. schaffte durch die<br />

mehrsprachigen Filme und o.g. Infoveranstaltungen eine<br />

professionelle und gut verständliche mehrsprachige<br />

Aufklärungs- und Bildungsarbeit. Somit erhöhte er die<br />

Medienkompetenz, Gesundheitsbildung und sozio-<br />

kulturelle Integration von Familienmitgliedern mit<br />

Migrationsgeschichte.<br />

Bildungsansatz von IKE e.V<br />

<strong>5.</strong>3 Bedarfe und Erwartungen mit dem Schwerpunkt Wirtschaft –<br />

Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />

Moderation: Rolf Erdmeier, Bun<strong>des</strong>amt für Migration und Flüchtlinge<br />

Impulsgeber: Michaela Grau, Bun<strong>des</strong>amt für Migration und Flüchtlinge; Claudia Hilse,<br />

Regionalagentur Bielefeld; Vera Grämmel, Handwerkskammer Ostwestfallen-Lippe zu<br />

Bielefeld<br />

Date Author/Filename<br />

Anerkennung / Erschließung<br />

ausländischer Qualifikationen<br />

-<br />

Barrieren bei der beruflichen Integration<br />

Michaela Grau<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Migration und Flüchtlinge<br />

Delbrück, 07.10.2011


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Nach der Begrüßung durch Rolf Erdmeier<br />

berichtete Michaela Grau über die Anerkennung<br />

/ Erschließung ausländischer<br />

Qualifikationen. Gegenstand <strong>des</strong> Vortrags<br />

waren Ausgangslage, Zuständigkeiten,<br />

Rechtsgrundlagen, zentrale Barrieren,<br />

Schwerpunkte der Arbeit <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />

für Migration und Flüchtlinge, Bearbeitung<br />

<strong>des</strong> Themas auf Bun<strong>des</strong>ebene sowie<br />

weitere Handlungsbedarfe der Thematik.<br />

Nicht-repräsentative Studien zur<br />

beruflichen Anerkennung (z.B. Brain<br />

Waste) belegen, dass lediglich eine Minderheit<br />

der zugewanderten Fachkräfte, in<br />

Zahlen ca. 11-16 %, wieder in ihrem erlernten<br />

Beruf tätig werden. Dabei ist das<br />

Risiko der Dequalifizierung umso höher,<br />

je höher der Bildungsabschluss ist. Bei<br />

der beruflichen Anerkennung wird hinsichtlich<br />

Herkunft und Berufsgruppe (reglementiert<br />

vs. nicht reglementiert) unterschieden.<br />

Ferner berichtete Frau Grau<br />

von vier Barrieren im Anerkennungsprozess.<br />

Dazu zählen fehlende Übersicht<br />

bspw. über Unterlagen für ein Anerkennungsverfahren,<br />

fehlende Möglichkeit,<br />

Verfahren zu durchlaufen, eine mangelnde<br />

Transparenz der zuständigen Stellen<br />

sowie eine ungenügende Verzahnung<br />

von weiterführenden Angeboten.<br />

Um die Anerkennung im Ausland erworbener<br />

Berufsqualifikationen zu verbessern,<br />

hat die Bun<strong>des</strong>regierung ein „Gesetz<br />

zur Verbesserung der Feststellung<br />

und Anerkennung im Ausland erworbener<br />

Berufsqualifikationen“ beschlossen. Damit<br />

sollen Menschen, die einen Berufsabschluss<br />

im Ausland erworben haben, in<br />

bun<strong>des</strong>weit möglichst einheitliche Anerkennungsverfahren<br />

einmünden können.<br />

Der Gesetzesentwurf der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

wurde am 29. September 2011 vom<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>tag beschlossen. Der<br />

Bun<strong>des</strong>rat hat am 4. November dem Gesetz<br />

zugestimmt. Damit tritt das Anerkennungsgesetz<br />

am 1. April 2012 in Kraft.<br />

Damit einher geht eine Neuregelung von<br />

über 60 Gesetzen und Verordnungen, die<br />

zum 01. März 2012 in Kraft treten sollen.<br />

Seite 23 von 60<br />

Date Author/Filename<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

Gliederung:<br />

1. Ausgangslage<br />

2. Zuständigkeiten und Rechtsgrundlagen<br />

3. Zentrale Barrieren<br />

4. Schwerpunkte der Arbeit <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes<br />

<strong>5.</strong> Bearbeitung <strong>des</strong> Themas auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6. Weitere Handlungsbedarfe<br />

Mangelhafte Erschließung<br />

ausländischer Qualifikationen<br />

Nur einer Minderheit der zugewanderten<br />

Fachkräfte gelingt es, ihren im Ausland erlernten<br />

Beruf in Deutschland wieder aufzunehmen.<br />

Es leben 2,8 Millionen Menschen mit<br />

ausländischen Qualifikationen in Deutschland.<br />

Davon fallen 800.000 in den Bereich der<br />

Akademiker.<br />

Nicht-repräsentative Studien zeigen: Nur 11-<br />

16% werden wieder im erlernten Beruf tätig.<br />

Risiko der Dequalifizierung steigt dabei mit<br />

der Qualität <strong>des</strong> Bildungsniveaus.<br />

Formen der Anerkennung<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

•1. Schulische Anerkennung: Ziel, d.h. man in Deutschland möchte in eine<br />

Ausbildung Deutschland oder eine ein Ausbildung Studium aufzunehmen oder ein Studium (Anerkennung <strong>des</strong><br />

im aufnehmen Ausland erworbenen (Anerkennung Schulabschlusses)<br />

<strong>des</strong> im Ausland erworbenen<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

Zuständigkeit: Schulabschlusses) Zeugnisanerkennungsstelle in den jeweiligen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern<br />

Zuständigkeit:<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

2.<br />

Zeugnisanerkennungsstelle für den Freistaat Bayern<br />

Akademische Pündterplatz 5, Anerkennung: Ziel, in Deutschland<br />

weiterzustudieren bzw. zu promovieren<br />

80803 München<br />

Zuständigkeit: die aufnehmende Fachhochschule oder<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf •<br />

Universität<br />

Akademische Anerkennung: d.h. man möchte in<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

3.<br />

„»Ich Deutschland musste weiterstudieren wieder ganz bzw. promovieren<br />

Berufliche Anerkennung: Ziel, im erlernten Beruf zu arbeiten<br />

von Zuständigkeit: vorn anfangen« die aufnehmende Fachhochschule oder<br />

In In Universität<br />

immer immer mehr mehr mehr Regionen Regionen Regionen fehlen fehlen Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

gleichzeitig<br />

bestehen bestehen für für ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“<br />

Hürden.“<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

• Berufliche Anerkennung: d.h. man möchte in seinem<br />

erlernten Beruf arbeiten<br />

Berufliche Anerkennung<br />

1.Ausgangslage • Schulische Anerkennung: d.h. man möchte in<br />

•Deutschland Unterscheidung eine Ausbildung nach Herkunft oder ein Studium<br />

2.Zuständigkeiten aufnehmen (Anerkennung <strong>des</strong> im Ausland erworbenen<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

Schulabschlusses)<br />

Zuständigkeit:<br />

3.Zentrale Barrieren •Zeugnisanerkennungsstelle Unterscheidung nach Beruf<br />

für den Freistaat Bayern<br />

Pündterplatz 5,<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

80803 München<br />

• Akademische Anerkennung: d.h. man möchte in<br />

„»Ich Deutschland musste weiterstudieren wieder ganz bzw. promovieren<br />

von Zuständigkeit: vorn anfangen« die aufnehmende Fachhochschule oder<br />

In In Universität<br />

immer immer mehr mehr Regionen Regionen fehlen fehlen Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

bestehen bestehen bestehen für für ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“<br />

Hürden.“<br />

• Berufliche Anerkennung: d.h. man möchte in seinem<br />

erlernten Beruf arbeiten<br />

3<br />

4<br />

5


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Den Neuregelungen auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />

werden vermutlich Gesetzesnovellen auf<br />

Lan<strong>des</strong>ebene folgen, um auch die Berufe<br />

einzubeziehen, die durch Lan<strong>des</strong>berufsgesetze<br />

geregelt sind, wie beispielsweise<br />

Ingenieure, Erzieher oder Lehrer.<br />

Eine Vereinfachung und Beschleunigung<br />

der Verfahren zur Feststellung und Anerkennung<br />

von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen<br />

ist dringend erforderlich.<br />

Aktuell gibt es bun<strong>des</strong>weit rund 450 verschiedene<br />

Stellen, die mit der Anerkennung<br />

von Berufsabschlüssen zu tun haben.<br />

Durch die allgemeinen Globalisierungstendenzen<br />

ist die Situation, in einem<br />

anderen Land eine Berufsqualifikation<br />

erworben zu haben, schon lange kein<br />

Einzelfall mehr. Viele Deutsche und nach<br />

Deutschland Zugewanderte haben in anderen<br />

Ländern gute berufliche Qualifikationen<br />

und Abschlüsse erworben, die auf<br />

dem deutschen Arbeitsmarkt dringend<br />

gebraucht werden. Eine Sonderauswertung<br />

<strong>des</strong> Mikrozensus 2008 im Auftrag<br />

<strong>des</strong> BMBF geht insgesamt von rund 2,9<br />

Millionen in Deutschland lebenden Personen<br />

mit Migrationshintergrund aus, die<br />

ihren höchsten beruflichen Abschluss im<br />

Ausland erworben haben. Die Zahl derer,<br />

die aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung<br />

ein Anerkennungsverfahren anstreben<br />

könnten, wird auf ca. 300.000<br />

Personen geschätzt. Für OWL geht man<br />

von ca. 12.000-1<strong>5.</strong>000 Personen aus.<br />

Das verabschiedete Gesetz würde die<br />

Grundlage für das Anerkennungsverfahren<br />

legen (Rechtsanspruch, Unabhängigkeit,<br />

Einheitlichkeit der Kriterien und Verfahren)<br />

sowie die Antragsstellung aus<br />

dem Ausland ermöglichen.<br />

Claudia Hilse sprach in ihrem Vortrag<br />

über das regionale Konzept zur Fachkräftesicherung,<br />

welches die regionale Bedeutung<br />

der Thematik ausleuchtet. Insbesondere<br />

in der Region OWL sind Menschen<br />

mit Migrationshintergrund eine<br />

wichtige Fachkräfteressource, die jedoch<br />

oft in an- und ungelernten Tätigkeitsbereichen<br />

angestellt sind. Dabei betonte<br />

1.Ausgangslage<br />

Seite 24 von 60<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

Unterscheidung nach Herkunft<br />

Rechtsgrundlagen und Möglichkeiten<br />

der Anerkennung unterscheiden sich im Wesentlichen<br />

nach folgenden Herkunftsgruppen<br />

Der Tagesspiegel, 23.02.2009<br />

EU/EWR-Angehörige Spätaussiedler<br />

„»Ich musste wieder ganz<br />

von vorn anfangen«<br />

In In immer immer mehr mehr Regionen Regionen fehlen fehlen fehlen Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

gleichzeitig<br />

bestehen bestehen für für ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“<br />

Hürden.“<br />

Drittstaatsangehörige<br />

FAZ, 23.04.2009<br />

Unterscheidungen nach Beruf<br />

Rechtsgrundlagen der<br />

Anerkennung unterscheiden sich<br />

nach Berufen<br />

Reglementierte<br />

Berufe<br />

Der Tagesspiegel, 23.02.2009<br />

„»Ich musste wieder ganz<br />

von vorn anfangen«<br />

In In In immer immer mehr mehr Regionen Regionen fehlen fehlen Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

bestehen bestehen für für ausländische ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“<br />

Hürden.“<br />

Nicht reglementierte<br />

Berufe<br />

FAZ, 23.04.2009<br />

Reglementierte Berufe<br />

• Berufszugang und Ausübung <strong>des</strong> Berufs ist an den<br />

Nachweis von bestimmten Qualifikationen gebunden<br />

• Formale Anerkennung ist zwingende Voraussetzung für<br />

die Berufsausübung<br />

• Reglementierte Der Tagesspiegel, 23.02.2009 Berufe:<br />

medizinische Berufe (Arzt, Krankenpfleger), Lehrer,<br />

Erzieher, Architekten, Ingenieure, Handwerksmeister<br />

„»Ich (Selbstständige musste wieder Tätigkeit ganz in zulassungspflichtigen<br />

von Handwerken) vorn anfangen«<br />

In In immer immer mehr mehr Regionen Regionen fehlen fehlen fehlen Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

bestehen bestehen für für ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“<br />

Hürden.“<br />

FAZ, 23.04.2009<br />

Nicht reglementierte Berufe<br />

• Direkte Bewerbung auf eine Arbeitsstelle möglich<br />

• Formale Anerkennung ist i.d.R. nur für Spätaussiedler<br />

möglich<br />

• Bewertungsalternativen:<br />

Zeugnisbewertungen Der Tagesspiegel, 23.02.2009 der Zentralstelle für ausländisches<br />

Bildungswesen (ZAB)<br />

Gutachten oder freiwillige Stellungnahmen für Ausbildungsberufe<br />

„»Ich musste wieder ganz<br />

• Nicht reglementierte Berufe:<br />

von vorn anfangen«<br />

In In In Kaufmännische immer immer mehr mehr Regionen Regionen Regionen fehlen fehlen Berufe, Ärzte Ärzte – gleichzeitig<br />

Handwerksberufe (nicht<br />

bestehen bestehen bestehen für für ausländische ausländische ausländische Ärzte Ärzte viele viele bürokratische<br />

bürokratische<br />

Hürden.“ Hürden.“<br />

Hürden.“ selbstständige Tätigkeit), akademische Abschlüsse z.B.<br />

Informatik, Germanistik, Biologie etc.)<br />

FAZ, 23.04.2009<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Frau Hilse, dass die Anerkennung von<br />

Abschlüssen einen wichtigen Baustein für<br />

die Fachkräftesicherung sowie die gesamtgesellschaftliche<br />

Integration bildet.<br />

Zudem wurde in der Region OWL kaum<br />

in den Auf- und Ausbau von Kompetenzen<br />

investiert. Letztlich verwies Frau Hilse<br />

darauf, dass die Anerkennung von<br />

Abschlüssen eine Begleitung braucht. So<br />

sind Netzwerke in der Region vorhanden,<br />

jedoch arbeiten diese noch nicht flächendeckend.<br />

Vera Grämmel berichtete über die Programmlinie<br />

„Netzwerk IQ“, ein Strukturentwicklungsprojekt<br />

in der Anerkennungsberatung.<br />

Dieses bun<strong>des</strong>weite Projekt<br />

stellt die notwendigen Strukturhilfen zur<br />

erfolgreichen Umsetzung <strong>des</strong> Berufsanerkennungsgesetzes<br />

bereit und knüpft insofern<br />

an die Problemstellungen, die Frau<br />

Grau im ersten Beitrag aufgezeigt hatte,<br />

an.<br />

Frau Grämmel benannte vier Thesen:<br />

1. Migration – Potential zur Fachkräftesicherung<br />

in OWL<br />

2. Arbeitsmarktintegration von erwachsenen<br />

Migrantinnen und Migranten<br />

muss verbessert werden, dabei geht<br />

es auch um die Beschäftigungssicherung<br />

der an- und ungelernten, da diese<br />

als erste entlassen werden.<br />

3. Es bedarf eines Abgleichs von Arbeitskraftnachfrage<br />

und Arbeitskraftangebot<br />

auf dem Arbeitsmarkt, dabei<br />

ist es wichtig, Weiterbildungsmaßnahmen<br />

anzubieten, um das Matching zu<br />

optimieren.<br />

4. Es bedarf einer engen Zusammenarbeit<br />

der Arbeitsmarktakteure, um das<br />

Anerkennungsgesetz in der Region zu<br />

verankern.<br />

Daran anschließend benannte Frau<br />

Grämmel die mit dem Anerkennungsverfahren<br />

zusammenhängenden Anforderungen.<br />

Strukturen und Netzwerke müssen<br />

funktionieren, damit es nicht zu Zeitverlust<br />

kommt. Ferner muss die Qualität der<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale<br />

Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte<br />

<strong>des</strong> BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte<br />

<strong>des</strong> BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte<br />

<strong>des</strong> BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

Seite 25 von 60<br />

Vier Barrieren<br />

Die Erschließung ausländischer<br />

Qualifikationen entscheidet sich entlang von<br />

vier Barrieren der Arbeitsmarktintegration<br />

Suche nach<br />

Information<br />

Fehlender<br />

Zugang zur<br />

Bewertung<br />

Verzahnung der<br />

Angebote<br />

Transparenz von<br />

Anerkennungsver<br />

fahren<br />

Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes auf der<br />

untergesetzlichen Ebene<br />

Informationsbroschüren für Ärzte, Ingenieure<br />

und Lehrer<br />

De-facto<br />

Anerkennung<br />

Zweckfreie<br />

Bescheinigungen<br />

Weitere Informationen: www.bamf.de<br />

Kompetenzfeststellungsverfahren<br />

Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes auf der<br />

untergesetzlichen Ebene<br />

Modellprojekte: Servicestellen zur<br />

Erschließung ausländischer<br />

Qualifikationen in München<br />

und im Saarland<br />

De-facto<br />

Anerkennung<br />

• Spezialisierte<br />

Anerkennungsberatung<br />

• Vernetzung von für<br />

die Anerkennung<br />

relevanten Akteuren<br />

Zweckfreie<br />

Bescheinigungen<br />

Kompetenzfeststellungsverfahren<br />

Aktivitäten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes auf der<br />

untergesetzlichen Ebene<br />

Evaluation der Servicestelle zur Erschließung ausländischer<br />

Qualifikationen im Saarland<br />

• Ausgangslage<br />

• Befragung und Datenbankauswertung<br />

• Weitergabe von Erkenntnissen und Empfehlungen<br />

oSpezialisierte Anerkennungsberatung<br />

Hoher und intensiver Beratungsbedarf<br />

Begleitung<br />

De-facto Aufbau eines Wissensmanagements<br />

Kompetenzfest-<br />

Anerkennung<br />

o Vernetzung von relevanten Akteuren stellungsverfahren<br />

frühzeitige Einbindung der Akteure<br />

Transparenz Zweckfreie und Effektivität im Anerkennungsprozess<br />

Bescheinigungen<br />

Arbeitserleichterung durch Schnittstellenmanagement<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Beratung angemessen sein, dabei ist die<br />

Förderung und Qualifikation der interkulturellen<br />

Kompetenz der beratenden Mitarbeiter/innen<br />

auszuarbeiten, um eine qualitative<br />

Beratung und Nachqualifizierung<br />

der Antragssteller/innen zu gewährleisten.<br />

Weiteres Erfordernis ist die Zusammenarbeit<br />

der regionalen Netzwerkpartner/innen,<br />

um die Arbeit in Nachhaltigkeit<br />

zu überführen. Gesonderte finanzielle<br />

Mittel gibt es für das Programm nicht, das<br />

Programm wird durch SGB II und III gefördert.<br />

In der Region OWL ist MOZAIK<br />

Consult ein operativer Partner, der Schulungen<br />

zur Entwicklung interkultureller<br />

Kompetenz bei Berater/-innen in den<br />

Agenturen durchführt. Die HWK OWL zu<br />

Bielefeld koordiniert die Projektaktivitäten.<br />

Sandra Fuzul stellte anhand eines konkreten<br />

Beispiels Erfahrungen der derzeitigen<br />

Anerkennungsarbeit beim Netzwerk<br />

Lippe vor. Sie berichtete von einem syrischen<br />

Ingenieur der Elektrotechnik, der<br />

seit vier Jahren in Deutschland lebt. Die<br />

ersten zwei Jahre erhielt er keine Arbeitserlaubnis<br />

und auch keinen Deutschkurs,<br />

dann fing er an, seinen Lebensunterhalt<br />

als Taxifahrer zu bestreiten. Zwar<br />

hat der Betroffene mittlerweile eine formale<br />

Anerkennung seines Abschlusses<br />

durchgesetzt, kann jedoch nicht an seine<br />

Berufstätigkeit anschließen, da er bereits<br />

seit vier Jahren aus dem Beruf ist. Den<br />

beruflichen Wiedereinstieg über ein Praktikum<br />

glückte nicht. Zwar wurden dabei<br />

viele Kompetenzen <strong>des</strong> Ingenieurs deutlich,<br />

aber auch Defizite traten zu Tage.<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

1.Ausgangslage<br />

2.Zuständigkeiten<br />

und<br />

Rechtsgrundlagen<br />

3.Zentrale Barrieren<br />

4.Schwerpunkte <strong>des</strong><br />

BAMF<br />

<strong>5.</strong>Diskussion auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene<br />

6.Weitere<br />

Handlungsbedarfe<br />

Seite 26 von 60<br />

Zum Gesetzgebungsverfahren zur<br />

Anerkennung ausländischer Abschlüsse<br />

• Federführung:<br />

Bun<strong>des</strong>ministerium für Bildung und Forschung<br />

• Aktueller Stand <strong>des</strong> Verfahrens<br />

23.03.2011 Gesetzesentwurf vom Kabinett verabschiedet<br />

27.0<strong>5.</strong>2011 Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates<br />

De-facto<br />

Juni 2011 Gegenäußerung der Bun<strong>des</strong>regierung Kompetenzfest-<br />

Anerkennung<br />

06.07.2011 Stellungnahmen der Sachverständigen stellungsverfahren im<br />

Ausschuss für Bildung, Forschung und<br />

Technikfolgenabschätzung<br />

Zweckfreie<br />

29.09.2011 Bun<strong>des</strong>tag Bescheinigungen<br />

Zum Gesetzgebungsverfahren zur<br />

Anerkennung ausländischer Abschlüsse<br />

• Wesentliche Veränderungen durch das Gesetz:<br />

Rechtsanspruch auf ein Verfahren<br />

− Nicht reglementierte Berufe (350 Ausbildungsberufe)<br />

− Reglementierte Berufe<br />

Unabhängigkeit von der Staatsangehörigkeit<br />

− Entscheidend ist die Qualität der Qualifikation<br />

De-facto<br />

Kompetenzfest-<br />

Anerkennung<br />

Einheitliche Kriterien und Verfahren<br />

stellungsverfahren<br />

− 3 Monate-Entscheidungsfrist<br />

− Einzureichende Unterlagen<br />

− Berufserfahrung Zweckfreie<br />

kann berücksichtigt werden<br />

Bescheinigungen<br />

Anträge aus dem In- und Ausland möglich<br />

Weitere Handlungsbedarfe<br />

Veränderung der lan<strong>des</strong>gesetzlichen Regelungen z.B.<br />

Ingenieur, Architekt, Erzieher, Lehrer, Sozialpädagogen,<br />

Sonderpädagogen, Fachschulabschlüsse (Techniker etc.)<br />

Informationsweitergabe (Wegweiser, Leitfäden,<br />

Informationsbroschüren, Hotline)<br />

Spezialisierte (Anerkennungs-)beratung<br />

De-facto<br />

Kompetenzfest-<br />

Anerkennung<br />

Bereitstellung und Verzahnung von Angeboten stellungsverfahren<br />

(Anpassungs- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen,<br />

berufsbezogene Sprachkurse)<br />

Zweckfreie<br />

Bescheinigungen<br />

Öffnung der Aufnahmegesellschaft (Willkommens- und<br />

Anerkennungskultur)<br />

Daher erfolgte keine Anschlussanstellung. Eine Nachqualifizierung war ebenfalls nicht<br />

möglich, da der Betroffene als Taxifahrer keine Transferleistungen vom Staat erhält<br />

und somit auch nicht förderfähig ist. Dieses Beispiel veranschaulichte, dass die formale<br />

Anerkennung zwar ein wichtiger Baustein bei der beruflichen Integration darstellt,<br />

jedoch benötigt es auch Förder- und Nachqualifizierungsmöglichkeiten durch<br />

Agenturen sowie die Zusammenarbeit mit den regionalen Kammern als Nachqualifizierungspartner,<br />

um den qualifizierten beruflichen Wiedereinstieg zu ermöglichen.<br />

14<br />

15<br />

16


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>4 Übergang Schule – Beruf<br />

Moderation: Hermann Bentler, stv. Geschäftsführer <strong>des</strong> Jobcenters <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong><br />

und Sprecher <strong>des</strong> Fachforums „Ausbildung und Beruf“ zur Koordination der<br />

kommunalen Integrationsarbeit im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Experten: Dr. Wolfgang Sieber, Netzwerk Lippe gGmbH, Armin Schauf, Netzwerk<br />

Lippe gGmbH, Natalie Gerz–Hamm, Jobcenter <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong>, Cornelia Weber,<br />

Initiative für Beschäftigung OWL e. V.<br />

Herr Sieber und Herr Schauf informierten über Unterstützungssysteme für Jugendliche<br />

und stellten die Integrationsförderung im Netzwerk Lippe vor. Das Netzwerk qualifiziert<br />

60 Multiplikator/innen zu Integrationslotsen, Integrationspromotoren und Mentoren.<br />

Sie unterstützen und begleiten Jugendliche im Übergang von der Schule in die<br />

Ausbildung, aber auch bei anderen, die eigene Lebensplanung betreffenden Fragen<br />

und ersetzen so fehlende soziale Netzwerke. Das Projekt „Ponte“ <strong>des</strong> Netzwerkes<br />

Lippe bietet den ehrenamtlichen Mentoren die Möglichkeit, sich regelmäßig zu treffen,<br />

sich auszutauschen und Beratung und Unterstützung von professionellen Mitarbeiter/innen<br />

<strong>des</strong> Netzwerkes zu erhalten.<br />

Netzwerke fördern – Integration verbessern<br />

Herr Dr. Sieber betonte, dass es stets die persönliche Beziehung seitens der Mentor/innen<br />

zu den Jugendlichen war, die die Jugendlichen motiviert, sich mit Fragen der<br />

persönlichen und beruflichen Perspektive auseinandersetzen.<br />

Die Nachfragen aus dem Teilnehmerkreis bezogen sich auf die Anwerbung der Jugendlichen<br />

und auf die Problematik: „Ehrenamt versus Professionalität.“<br />

Antworten:<br />

- Jugendliche werden über eigene Zugänge <strong>des</strong> Netzwerkes z.B. über Institutionen<br />

wie die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter oder Beratungsstellen angeworben.<br />

Eine weitere Möglichkeit, um die Jugendlichen zu erreichen, sind z.B. Sportvereine.<br />

- Durch das Projekt werden keine professionellen Strukturen ersetzt, sondern lediglich<br />

ergänzt. Die Ehrenamtlichen haben jederzeit die Möglichkeit, sich professionell<br />

beraten zu lassen. Ein ehrenamtlicher Mentor betonte ergänzend, dass<br />

die Mentoren in keinerlei Hinsicht überfordert werden.<br />

Der Bildungspilot <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong><br />

Das Instrument „Der Bildungspilot <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong>“ ist eine Online-Datenbank<br />

mit Aus- und Weiterbildungsangeboten für Jugendliche / junge Erwachsene unter 25<br />

mit und ohne Migrationshintergrund. Herr Bentler führte aus, dass die Datenbank im<br />

Rahmen <strong>des</strong> KOMM-IN-Prozesses 2008/2009 <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong> auf Initiative<br />

<strong>des</strong> Fachforums „Ausbildung und Beruf“ entstand. Der Bildungspilot soll Übersichtlichkeit<br />

über stattfindende Maßnahmen herstellen. Sämtliche Angebote sind detailliert<br />

nach Zielgruppe, Dauer und Art der Maßnahme beschrieben und auch die entsprechenden<br />

Kontaktdaten beigefügt (www.<strong>Kreis</strong>-<strong>Paderborn</strong>.de). Die Datenbank wurde<br />

mit Mitteln <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> und <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es gefördert.<br />

Frau Gerz-Hamm verwies darauf, dass das Jobcenter im Erstgespräch mit Jugendlichen<br />

den Bildungspilot immer vorstellt. Jugendliche können mit Hilfe <strong>des</strong> Piloten auch<br />

zuhause auf die Angebote zugreifen und direkt Kontakt zur/m jeweiligen Ansprechpartner/in<br />

herstellen. Frau Gerz-Hamm betonte, dass die Rückmeldung der Jugendlichen<br />

sehr positiv sind. Die Daten im Bildungspiloten werden regelmäßig aktualisiert.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Ein weiteres Angebot zur Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf<br />

wurde von Frau Weber von der Initiative für Beschäftigung OWL e. V. vorgestellt.<br />

Elternabende in Migrantenvereinen zum Thema Übergang Schule - Beruf<br />

Dieses Angebot sind Elternabende, die im Rahmen <strong>des</strong> XENOS-Projektes „Fachkräfte<br />

morgen – Integration heute“ in der gesamten Region OWL mit unterschiedlichen<br />

Migrantenorganisationen zum Thema „Übergang Schule und Beruf“ von der Initiative<br />

für Beschäftigung OWL e.V. durchgeführt werden. Die Veranstaltungen finden in Kooperation<br />

mit der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit, den Jobcentern, den Bildungsbüros, der<br />

Handwerkskammer Ostwestfalen–Lippe zu Bielefeld und der Industrie- und Handelskammer<br />

Ostwestfalen zu Bielefeld statt. Bei allen Veranstaltungen werden den Teilnehmer/innen<br />

geeignetes Informationsmaterial in Türkisch, Russisch und Deutsch zur<br />

Verfügung gestellt. Bis Ende November werden in der Region voraussichtlich 53 Elternabende<br />

durchgeführt.<br />

Frau Weber unterstrich die gute Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen.<br />

Dadurch, dass, das Angebot in die Vereine und Gemeinden gebracht wurde, erlebten<br />

die Eltern und Jugendlichen eine große Wertschätzung und konnten oftmals ihre Bedarfe<br />

gleich vor Ort mit den zuständigen Akteuren der Arbeitsverwaltungen und/oder<br />

den Akteuren der Kammern klären. Frau Weber merkte an, dass noch immer Bedarf<br />

an Informationen hinsichtlich <strong>des</strong> Übergangs in die duale Ausbildung besteht bzw. die<br />

erhaltenen Informationen seitens der Zielgruppe teilweise nicht zielführend eingeordnet<br />

werden.<br />

Ergänzende Impulse hinsichtlich der Angebote zum Übergang von der Schule in den<br />

Beruf für Jugendliche mit Migrationshintergrund aus dem Teilnehmerkreis:<br />

- „Top 10“ der Ausbildungsberufe, die Azubimangel aufweisen, müssten in den Schulen<br />

plakatiert werden.<br />

- Jugendliche mehr auf bürgerliches Engagement hinweisen (gute Referenz für den<br />

Lebenslauf (FSJ und BFD))<br />

- Klein- und mittelständischenUnternehmen<br />

sollte die Möglichkeit<br />

geboten werden,<br />

ihre Unternehmen<br />

in Jugendzentren<br />

vorzustellen.<br />

- Schulsozialarbeiter<br />

können stärker auf<br />

Unternehmen zugehen,<br />

Unternehmen<br />

zeigen dazu hohe<br />

Bereitschaft (Gutes<br />

Beispiel Gesamtschule<br />

<strong>Paderborn</strong>-<br />

Elsen)<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>5 Einfluss der Familie auf den Bildungserfolg<br />

Moderation: Gabriele Sonnenberg, Leiterin der RAA Bielefeld<br />

Impulse: Bildungsbotschafter im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Frau Sonnenberg stellte die folgenden<br />

Thesen zur Diskussion. Daraus<br />

entstand eine lebhafte Diskussion,<br />

aus der folgende Kernaussagen abgeleitet<br />

werden konnten:<br />

Thesen<br />

- Je früher Eltern in den Bildungs-<br />

und Erziehungsprozess eingezogen<br />

werden, umso größer und nachhaltiger<br />

der Erfolg!<br />

- Macht mit Eltern teilen (Elternmitbestimmung)!<br />

- Dauerhafte Effekte früher Förderung nur bei aktiver Einbeziehung und Förderung<br />

der Familien!<br />

- Lesekompetenz wird 31% von Schule und 66% vom Elternhaus; Mathematische<br />

Kompetenz 28% von Schule und 62 vom Elternhaus beeinflusst.<br />

- Je<strong>des</strong> Kind braucht Fürsprecher! (SuS einbeziehen)<br />

Kernaussagen:<br />

Lehrer/innen sollten nicht nur in der Lage sein, Lehrinhalte zu vermitteln, sondern<br />

befähigt werden, eine Klasse zu führen.<br />

Schule und Kita sollen personell besser ausgestattet werden, um ein großes Maß<br />

an Chancengleichheit zu gewährleisten und zwar unabhängig von der Herkunftsfamilie.<br />

Eltern und Bildungssystem müssen so ausgestattet sein, dass Integration funktionieren<br />

kann. Dazu sollen:<br />

1. Personalschlüssel in Kitas und Schulen überprüft und ggf. zusätzliche Mittel in<br />

weitere Fachkräfte investiert werden.<br />

2. Eltern motiviert werden, Ihre Kinder mit „gutem Gewissen“ an die Einrichtungen<br />

abzugeben<br />

3. Männer wegen Ihrer besonderen Vorbildfunktion in anderen Kulturkreisen stärker<br />

in die Erziehung mit einbezogen werden<br />

4. ständige Überprüfungen hinsichtlich der Einhaltung dieser Ansätze stattfinden<br />

Den Eltern sollte vermittelt werden, dass frühkindliche Förderung nicht originär<br />

vom Bildungsstand der Eltern abhängig ist, sondern bereits durch das Entgegenbringen<br />

von Wertschätzung für das Kind (etwas vorlesen, Geschichten erzählen,<br />

spielen) verstärkt werden kann.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Für den Bildungserfolg müsste ein partnerschaftliches Miteinander der Eltern und<br />

Lehrer/innen sichergestellt werden, indem den Kindern bereits zu Hause der hohe<br />

Stellenwert der Schule vermittelt wird.<br />

Den Kindern sollte im Elternhaus eine deutlich größere Wertschätzung (Kuchen<br />

backen, gemeinsam Geschichten lesen) zuteilwerden. Fehlen<strong>des</strong> Interesse an<br />

den Kindern ist kein ausschließliches Problem von Migrant/innen, sondern auch<br />

ein „urdeutsches“ Problem“.<br />

Um den Bildungserfolg zu steigern, sollte zunächst geklärt werden, was Bildungserfolg<br />

überhaupt bedeutet. Dabei ist es wichtig, Kinder nicht zu überfordern und<br />

deren Leistung nicht nur an Noten zu messen. Statt<strong>des</strong>sen sollte ein partnerschaftliches<br />

Miteinander zwischen Eltern und Lehrer/innen erfolgen, wobei ein<br />

ständiger Austausch über Stärken, Schwächen und vorhandene Potenziale stattfinden<br />

soll.<br />

Eltern sollen gerade in den ersten Jahren finanziell mehr unterstützt werden, weil<br />

eine Betreuung und Förderung der Kinder stets zeitintensiv sei und Zeit immer<br />

auch mit Geld gleichzusetzen ist.<br />

Eltern und Lehrer/innen müssen deutlich enger zusammenarbeiten. Für eine Intensivierung<br />

dieser Zusammenarbeit müsste den Lehrer/innen deutlich mehr Zeit<br />

für Elterngespräche und Elternsprechtage zugestanden werden.<br />

Die Bildungsbotschafter wurden als vorbildliches Projekt herausgestellt. Diese informieren<br />

und vermitteln zwischen den Beteiligten, dolmetschen und vieles mehr.<br />

Der „Titel“ Bildungsbotschafter „öffnet Türen“ und vermittelt ehrenamtlich Aktiven<br />

Wertschätzung für ihr Engagement.<br />

Dem Beispiel der Bildungsbotschafter folgend sollte verstärkt versucht werden,<br />

auch männliche Bildungsbotschafter zu finden, weil die Rolle <strong>des</strong> Mannes in anderen<br />

Kulturkreisen häufig eine Schlüsselfunktion einnimmt (Stichwort: Patriarchalische<br />

Familienstrukturen).<br />

Wenn sich die Bildungsbotschafter/innen weiter etablieren, und Bildungsbotschafter/innen<br />

zu einem integralen Bestandteil bildungsorientierter Förderketten werden,<br />

sollte über eine Professionalisierung nachgedacht werden.<br />

Alle Beteiligungsangebote sollten stets auf die individuellen Bedürfnisse der Eltern<br />

zugeschnitten werden. Hier muss sich aber zunächst die innere Haltung ändern:<br />

Statt zu denken „die Eltern kommen nicht“, sollte man fragen „Welche Eltern sind<br />

wann verhindert? Warum sind sie verhindert? Gibt es Alternativtermine?“<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>6 Beteiligungsmöglichkeiten für die Integrationsräte mit Blick auf<br />

die Bildungsentwicklung in der Kommune<br />

Moderation: Ayhan Demir, Vorsitzender <strong>des</strong> Integrationsrates der Stadt <strong>Paderborn</strong><br />

Experten: Eyüb Odabasi, Rats- und Integrationsausschussmitglied der Stadt Bünde<br />

und Cemil Sahinöz, Integrationsagentur DRK-<strong>Kreis</strong>verband Gütersloh<br />

Diskussion: Abdelrahman Sughayer, Mitglied <strong>des</strong> Integrationsrates der Stadt <strong>Paderborn</strong>,<br />

Andreas Rüther, Ratsmitglied und Mitglied <strong>des</strong> Integrationsrates der Stadt<br />

Bielefeld und Engin Sakal vom Lan<strong>des</strong>integrationsrat.<br />

Kommunen mit mind. 5000 Einwohnern sind verpflichtet, kommunale Integrationsräte<br />

zu implementieren. Kleinere Kommunen können diese auf freiwilliger Basis ins Leben<br />

rufen. Herr Odabasi erklärte in seinem Impulsvortrag Unterschiede zwischen einem<br />

Integrationsrat und einem Integrationsausschuss. Er betonte, dass das fehlende Budget<br />

der Städte und Gemeinden für die Migrantenvertreter/innen im höchsten Maße<br />

frustrierend für die Arbeit vor Ort sei. In Bezug auf das Thema Bildung betonte er die<br />

hohe Bedeutung <strong>des</strong> Muttersprachenunterichts und kommunaler Bildungsbroschüren.<br />

Cemil Sahinöz ergänzte zur Funktion von Integrationsräten: Integrationsräte bilden<br />

eine wichtige Schnittstelle zwischen Migranten/innen und Verwaltung. Integrationsräte<br />

eröffnen Zugänge zu Migrant/innen, auf die Verwaltung und Politik zurückgreifen<br />

kann.<br />

Herr Sahinöz stellte Problemfelder von Migrant/innen vor: Fehlende Informationen<br />

über das deutsche System, geringe Beteiligungen an Elternabenden, die fehlende<br />

Motivation zu höheren Bildungsabschlüssen und Chancenungleichheit aufgrund von<br />

ethnischer Herkunft. Lösungsvorschläge aus seiner Sicht: Zum Einen sollte mehr Aufklärungsarbeit<br />

von Seiten der Städte und Gemeinden geleistet werden, beispielsweise<br />

in Form von Informationsbroschüren. Zum Anderen könnten vermehrt Fachvorträge<br />

und Elternabende für Migrant/innen angeboten werden.<br />

Für Engin Sakal sind Integrationsräte politische Interessensvertretungen. Integrationsräte<br />

müssten mit wesentlich mehr Kompetenzen ausgestattet werden.<br />

Kernaussagen aus der Diskussion:<br />

Da die Beteiligung bei den Integrationsratswahlen sehr gering ist, sind die Räte<br />

kaum demokratisch legitimiert. Bevor sich die Wahlbeteiligung nicht bessert, können<br />

Integrationsräte nicht mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden.<br />

Integrationsräte müssen zuerst mehr Kompetenzen bekommen. Die Arbeit ohne<br />

Kompetenzen sei in höchstem Maße frustrierend für die beteiligten Personen, daher<br />

auch die geringe Wahlbeteiligung. Dafür müsste die Gemeindeordnung geändert<br />

werden und ein politischer Wille vorhanden sein. Durch mehr Kompetenzen<br />

würde der Arbeit der Mitglieder im Integrationsrat eine ganz andere Wertschätzung<br />

entgegengebracht werden.<br />

Integrationsräte müssten durch die Politik mehr gefördert werden.<br />

Migrant/innen, die sich kommunalpolitisch einbringen, verzeichnen wenige Erfolgserlebnisse.<br />

Gemeinden, Städte und <strong>Kreis</strong>e müssten sich offener gegenüber<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Migrant/innen aufstellen und Dinge realisieren.<br />

Insgesamt müsste mehr gehandelt werden als geredet, sowohl auf Seiten von<br />

Städten und Gemeinden als auch auf Seiten der Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Parteien und Funktionsträger können über den Kontakt zu Integrationsräten Wissen<br />

über Migrantenorganisationen generieren, Probleme kennen lernen und spezifische<br />

Lösungen erarbeiten. Dieses müsste mehr von den politischen Funktionsträgern<br />

erkannt und genutzt werden.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>7 Hoch qualifiziert und dann? Auswanderung?!<br />

Moderation: Moritz Lippa, Initiative für Beschäftigung OWL e.V.<br />

Impulsgeber: Jörg Hesse, Leiter Personal und Organisation der Firma Gundlach<br />

Verpackung GmbH<br />

Ziele <strong>des</strong> Workshops:<br />

• Explizieren der zusätzlichen<br />

Kompetenzen<br />

durch Akademiker/innen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

• Entwicklung einer Willkommenskultur<br />

für Unternehmen<br />

/ Region<br />

Ausgangslage: Fachkräftemangel<br />

und demografischer<br />

Wandel werden von<br />

Wirtschaft, Politik und Verwaltung<br />

als zentrale Herausforderungenbeschrie-<br />

ben. Dennoch sind Unterschiede<br />

in der Erwerbsbeteiligung<br />

von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund Zugang zu Arbeit<br />

zu Menschen ohne Migra- Erwerbslosenquote nach Qualifikationsstand, 2007<br />

tionshintergrundfestzustellen. Auf der anderen Seite kön-<br />

mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund<br />

nen Metropolen und<br />

Boom-Städte wie Istanbul<br />

auf gut Ausgebildete hohe<br />

Erwerbslosenquote unter Geringqualifizierten<br />

19,3 1,3 15,3<br />

Anziehungskraft entwi- Erwerbslosenquote unter Mittelqualifizierten<br />

11,7 1,5 7,8<br />

ckeln, insbesondere, wenn<br />

man die Sprache spricht<br />

und dorthin familiäre Ver-<br />

Erwerbslosenquote unter Hochqualifizierten<br />

9,8 3,3 3,0<br />

bindungen hat.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis Statistisches Bun<strong>des</strong>amt<br />

In diesem Workshop ging<br />

Integration lohnt sich, 27.0<strong>5.</strong>2010 4<br />

es vor allem um die Personengruppe<br />

unter den Mig-<br />

(Quelle: Ilona Riesen, IdW Köln)<br />

rant/innen, die Deutschland/OWL verlassen, weil Sie sich nicht willkommen fühlen.<br />

Durch Veränderungen in der Mehrheitsgesellschaft könnte diese Gruppe ggf. als<br />

Fachkräftepotenzial für Deutschland/OWL gehalten werden.<br />

Impuls: Herr Hesse stellte sich als Prokurist und Personalleiter der Gundlach Verpackung<br />

GmbH vor und führte aus, dass die Wirtschaft sich um Zuwanderung sorgt.<br />

Konservative Parteien hingegen verschließen sich aber dem Thema, die Regierung<br />

denkt über ein Punktesystem für Einwanderer nach. Während<strong>des</strong>sen entwickelt sich<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Deutschland zu einem Auswanderungsland und Menschen, die bereits in Deutschland<br />

sind und sprachliche sowie kulturelle Kompetenz aufweisen, verlassen das Land.<br />

Die TASD-Studie (Sozialstudie „Türkische Akademiker und Studierende in Deutschland“,<br />

2008-2010) gibt an, dass 35-40% der türkischen Akademiker/innen aus Deutschland<br />

eine Beschäftigung in der Türkei aufnehmen. In Summe haben im Jahr 2008<br />

34.800 Türk/innen Deutschland verlassen.<br />

Herr Hesse berichtete von seinem Engagement im „Unternehmen VIELFALT OWL“.<br />

In diesem Arbeitskreis entwickeln Unternehmen Strukturen für Vielfalt in Unternehmen.<br />

U.a. wurde im Mai 2011 eine Personalbörse INTERNATIONAL durchgeführt. An<br />

einem Nachmittag sind ca. 140 Gespräche zwischen 26 Unternehmensvertreter/innen<br />

und 103 Akademiker/innen mit Migrationshintergrund aus den ostwestfälischlippischen<br />

Hochschulen durchgeführt worden. Herr Hesse hat sich in die Vorbereitung<br />

der Studierenden eingebracht und stellt fest, dass es eine zentrale Herausforderung<br />

für die Region ist, diese Akademiker/innen mit Migrationshintergrund als Träger/innen<br />

von Internationalisierungskompetenz in der Region zu halten.<br />

Diskussionsergebnisse:<br />

1. Potentiale durch Akademiker/innen mit Migrationshintergrund<br />

Gegenstand Handlungsbedarf<br />

Qualifikation Gutqualifizierte Akademiker/innen stärker sichtbar machen<br />

Perspektiven- Mehrwerte für Innovation kommunizieren<br />

vielfalt<br />

Sprachkompetenz Unterschiede zwischen „Native Speakers“ und erlernten<br />

Sprachen für Verhandlungen im Ausland sichtbar machen<br />

Internationalität Ist in OWL mangels Metropolen auszubauen – Chance<br />

durch Hochschuldichte<br />

Interkulturelle Lernangebote für Menschen ohne Migrationshintergrund<br />

Kompetenz vorhalten<br />

Kumulierter Handlungsbedarf:<br />

Seitens der Akademiker/innen mit Migrationshintergrund gilt es, Selbstbewusstsein<br />

und Wissen zur eigenen Anschlussfähigkeit über die angeführten Argumente (Qualifikation,<br />

Sprache, Kultur) zu entwickeln.<br />

Dieses Wissen muss über Institutionen wie Career Services, International Offices,<br />

AAA und Arbeitsverwaltung für die Zielgruppe vorgehalten werden.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

2. Zur Willkommenskultur in Unternehmen<br />

Gegenstand Handlungsbedarf<br />

Selbstbilder der Personaler/- Realistische Anforderungsprofile<br />

innen entwickeln<br />

In der Wirtschaft existieren be- Transfer von der Wirtschaft in die Gesellreits<br />

gute Beispiele für den wertschätzenden<br />

Umgang mit Vielfalt<br />

schaft organisieren<br />

„Vordergründig wird Vielfalt be- Spezifische Angebote zur Entwicklung einer<br />

grüßt aber wird Vielfalt auch ge- Willkommenskultur und der notwendigen<br />

lebt?“<br />

Strukturen im Unternehmen insbesondere<br />

auch für KMU schaffen<br />

Beschäftigung von Migrant/innen Kampagnen starten, um Bild zu verändern<br />

insbesondere in KMU bekannter (talk). Empfehlungen für mehr Wertschät-<br />

machen.<br />

zung von Vielfalt von Unternehmen an Unternehmen,<br />

da Veränderung über Netzwerke<br />

wirksam wird (action).<br />

Leistungen der „migrantenge- „Migrant/innen schaffen Beschäftigung“ als<br />

führten“ Unternehmen anerken- Botschaft platzieren. Spezifische Einbinnen.dung<br />

in die Kammerstrukturen<br />

Kooperationen zwischen Unter- Entwicklung von Kooperationsvermittler/nehmen,<br />

Schulen, MSOen und<br />

Hochschulen intensivieren.<br />

innen und Kontaktforen für KMU<br />

Spezifisches Standortmarketing Potenziale von Vielfalt erkennen und aner-<br />

für Akademiker/innen mit Migrationshintergrund<br />

intensivieren.<br />

kennen.<br />

Austausch beidseitig intensivie- Beidseitige Vertrauensarbeit ausbauen.<br />

ren.<br />

Nutzung von Austauschforen bspw. durch<br />

Nutzung <strong>des</strong> Tages der offenen Moschee<br />

3. Zur Willkommenskultur in der Gesellschaft<br />

Gegenstand Handlungsbedarf<br />

„WM 2006: Die Welt zu Gast bei<br />

Freunden“<br />

Integration/Vielfalt sexy machen<br />

---- Infrastruktur für Jugendliche entwickeln<br />

Brücken in die Migranten-<br />

Communities<br />

MSOen pflegen und einbinden<br />

Beidseitige Bereitschaft zur Wert- Einbinden der Träger der öffentlichen Meischätzung<br />

<strong>des</strong> „Fremden“ nung<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

<strong>5.</strong>8 Wertschätzung von Vielfalt in der Schule<br />

Moderation: Reinhard Schmitz, Bezirksregierung Detmold, Dr. Oliver Vorndran, Bildungsbüro<br />

<strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Impulsgeber: Herr Diercks und Frau Schink, Max-und-Moritz-Schule, Sankt Augustin<br />

Nach kurzer Einführung durch Herrn<br />

Schmitz stellte Herr Dr. Vorndran den<br />

Index für Inklusion vor. Illustriert wurde<br />

dieser anhand der Praxiserfahrungen in<br />

der Max-und-Moritz-Schule in Sankt Augustin<br />

im Rhein-Sieg-<strong>Kreis</strong> bei Bonn.<br />

Der "Index für Inklusion" ist ein Werkzeug<br />

für Schulentwicklung. Er nimmt<br />

alle Aktivitäten in den Blick, die die<br />

Kompetenz einer Schule/Kita steigern,<br />

auf die Vielfalt der Kinder einzugehen.<br />

Die Arbeit mit dem Index ist ein nicht<br />

endender Prozess von gesteigertem<br />

Lernen und Teilhabe. Der Index macht<br />

Vorschläge, bietet eine Systematik als<br />

Materialsammlung und wird bereits seit<br />

2000 erprobt und wissenschaftlich begleitet.<br />

Eine inklusive Schule ist eine Schule in<br />

Bewegung. Es geht um<br />

- Steigerung der Teilhabe,<br />

- Abbau von Hindernissen: alle Schüler<br />

werden aufgenommen<br />

Seite 36 von 60<br />

Sie sind unsere wichtigsten Teilhaber!<br />

Was sind Hindernisse für Lernen und Teilhabe in Ihrer Institution?<br />

(Kita, Schule, …)<br />

Lernen<br />

Ich<br />

(Wer?)<br />

Teilhabe<br />

Umwelt<br />

Wer stößt in Ihrer Institution auf Hindernisse<br />

für Lernen und Teilhabe? (Kita, Schule, …)<br />

"Index für Inklusion": Wozu? Für wen?<br />

• Integration – Inklusion?<br />

• Eine Schule für alle: Migration, Behinderung, Hochbegabung,<br />

Geschlechter, Religionen<br />

• nur für Schule oder auch für Kita? - es gibt auch einen "kommunalen<br />

Index für Inklusion"<br />

Der "Index für Inklusion" ist ein<br />

Werkzeug für Schulentwicklung<br />

• nimmt alle Aktivitäten in den Blick, die die Kompetenz einer<br />

Schule/Kita steigern, auf die Vielfalt der Kinder einzugehen<br />

• die Arbeit mit dem Index ist ein nicht endender Prozess von<br />

gesteigertem Lernen und Teilhabe – nobody is perfect!<br />

•macht Vorschläge, bietet eine Systematik, als Materialsammlung<br />

• erprobt und wissenschaftlich begleitet seit 2000


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

- Weiterentwicklung von Kulturen, Strukturen<br />

und Praktiken, um auf die Vielfalt<br />

der Schülerinnen einzugehen<br />

- die Sichtweise, dass Unterschiede<br />

zwischen Schülern Chancen für das<br />

Lernen bedeuten<br />

- Gemeinschaften aufzubauen, Werte<br />

zu entwickeln, Leistungen zu steigern<br />

und zu feiern<br />

Die Arbeit mit dem Index erlaubt der<br />

Schule, einen gewissen Grad der Kontrolle<br />

über ihre eigene inklusive Entwicklung<br />

zu erlangen.<br />

Die Max-und-Moritz-Schule arbeitet seit<br />

mehreren Jahren nach dem Index für<br />

Inklusion. In der Schülerschaft sind 39<br />

verschiedene Sprachen/Kulturen vertreten.<br />

Die Schule praktiziert u.a.<br />

- „DemeK“ = Deutsch in mehrsprachigen<br />

Klassen<br />

- Gemeinsame Sportveranstaltungen<br />

für Eltern und Kinder in der Turnhalle,<br />

bei denen die Eltern z. B. Hilfestellung<br />

leisten. So sollen auch Eltern<br />

erreicht werden, die sich aufgrund<br />

von Sprachschwierigkeiten in<br />

den Elterngremien nicht zu artikulieren<br />

trauen, die nicht teilnehmen.<br />

Aus der Diskussion im Workshop:<br />

Wie funktioniert „DemeK“? – Herr<br />

Diercks absolviert dazu eine Fortbildung.<br />

Aus dem <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> sei<br />

in der Fortbildung ein Lehrer vertreten.<br />

Ein Vertreter <strong>des</strong> Kulturvereins <strong>Paderborn</strong><br />

regte an, mit Eltern ausländischer<br />

Herkunft über die unterschiedlichen<br />

Schulsysteme <strong>des</strong> Herkunftslan<strong>des</strong><br />

einerseits und <strong>des</strong><br />

deutschen andererseits stärker in<br />

den Austausch zu treten.<br />

Wie gestaltet man den Übergang<br />

von einer Grundschule, die bereits<br />

nach dem Index für Inklusion arbei-<br />

Seite 37 von 60<br />

Eine inklusive Schule ist eine Schule in<br />

Bewegung.<br />

• Steigerung der Teilhabe<br />

• Abbau von Hindernissen: alle Schüler werden aufgenommen<br />

• die Weiterentwicklung von Kulturen, Strukturen und Praktiken, um auf<br />

die Vielfalt der Schülerinnen einzugehen<br />

• die Sichtweise, dass Unterschiede zwischen Schülern Chancen für das<br />

Lernen bedeuten<br />

• Gemeinschaften aufzubauen, Werte zu entwickeln, Leistungen zu<br />

steigern und zu feiern – hohe Ansprüche an alle!<br />

Der Rahmen für die<br />

Standortbestimmung der Schule:<br />

Dimensionen und Bereiche <strong>des</strong> Index<br />

Inklusive Kulturen schaffen<br />

• Gemeinschaft bilden<br />

• Inklusive Werte verankern<br />

Getragen von dem Vertrauen in die Entwicklungskräfte aller Beteiligter<br />

Der Rahmen für die<br />

Standortbestimmung der Schule:<br />

Dimensionen und Bereiche <strong>des</strong> Index<br />

Inklusive Strukturen etablieren<br />

• Eine Schule für alle entwickeln<br />

• Unterstützung für die Vielfalt organisieren<br />

In einer "demokratischen" Schule die Teilhabe<br />

aller SchülerInnen und KollegInnen erhöhen.<br />

Der Rahmen für die<br />

Standortbestimmung der Schule:<br />

Dimensionen und Bereiche <strong>des</strong> Index<br />

Inklusive PRAKTIKEN entwickeln<br />

• Lernarrangements organisieren<br />

• Ressourcen mobilisieren<br />

"Gemeinsam finden alle heraus, welche Ressourcen in den jeweils<br />

Beteiligten liegen."


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

tet, auf die weiterführende Schule? –<br />

z. B. Hospitation von Lehrern der<br />

Hauptschule in der Grundschule?<br />

Der Begriff „Integrationshelfer“ erscheint<br />

vor dem Hintergrund der Debatte<br />

um Inklusion zunehmend unpassend.<br />

Angeregt wurde, den OWL-Integrationskongress“<br />

in OWL-Inklusionskongress“<br />

umzubenennen.<br />

Max & Moritz Schule<br />

in Sankt Augustin - Menden<br />

„Führen, aber wachsen lassen.“<br />

www.ggs-menden.de<br />

Max & Moritz Schule<br />

• die Grundschule wird von 372<br />

Schülerinnen und Schülern besucht.<br />

• davon sind 173 Mädchen und 199 Jungen<br />

• Ca. 50 % der Schülerinnen und Schüler<br />

haben einen Migrationshintergrund<br />

• Insgesamt besuchen 14 Nationen unsere<br />

Schule, insbesondere Griechen, Spanier,<br />

Türken, Albanier und russischstämmige<br />

Kinder<br />

Sankt Augustin - Menden<br />

• Sankt Augustin ca. 59.000 Einwohner<br />

• davon in Menden ca. 12.000<br />

• Soziales Umfeld:<br />

– alle Bürgerschichten vorhanden<br />

– teilweise hoher Migrationsanteil<br />

Seite 38 von 60<br />

Ein Beispiel:<br />

Inklusive KULTUREN schaffen<br />

Gemeinschaft bilden<br />

• Jeder fühlt sich willkommen.<br />

• Die Schülerinnen helfen einander.<br />

• die MitarbeiterInnen arbeiten zusammen.<br />

• MitarbeiterInnen und SchülerInnen gehen respektvoll miteinander um.<br />

• MitarbeiterInnen und schulische Gremien arbeiten gut zusammen.<br />

• Alle lokalen Gruppierungen sind in die Arbeit der Schule einbezogen.<br />

Mit dem Index<br />

beginnen<br />

Die Arbeit<br />

mit dem Index<br />

Die Arbeit mit dem<br />

Index erlaubt der<br />

Schule, einen gewissen<br />

Grad der Kontrolle über ihre<br />

eigene inklusive Entwicklung<br />

zu erlangen.<br />

2 Standorte:<br />

-Siegstraße 125 (S)<br />

-Mittelstraße 19 (M)<br />

Eltern in der<br />

Mitbestimmung<br />

und als Helfer:<br />

⋅Bücherei<br />

⋅AGs<br />

⋅in den Klassen<br />

⋅bei Aktivitäten<br />

Den Index-Prozess<br />

reflektieren<br />

Förderverein<br />

der M&M<br />

Schule<br />

Kollegium:<br />

⋅22 GS-LehrerInnen<br />

⋅6 Sonderpädagoginnen<br />

⋅1 Sozialpädagogin<br />

⋅4 LehramtsanwärterInnen<br />

⋅2 Bun<strong>des</strong>freiwilligen Dienst<br />

Jahrgangsübergreifen<strong>des</strong><br />

Lernen (JÜL)<br />

Die Schulsituation<br />

beleuchten<br />

Die Prioritäten<br />

umsetzen<br />

16 Klassen mit 372<br />

SchülerInnen:<br />

⋅9 Klassen in der Siegstraße<br />

⋅7 Klassen in der Mittelstraße<br />

Regionale Netzwerke:<br />

⋅Pädagogische Partner<br />

⋅Schulamt<br />

⋅Stadt Sankt Augustin<br />

⋅Außerschulische Partner<br />

Ein inklusives<br />

Schulprogramm<br />

entwerfen<br />

Verwaltung:<br />

Schulleiterin: Gisela Klaus<br />

Konrektorin: Elke Marquis<br />

Schulsekretärin: Frau Herkt<br />

Hausmeisterin: Frau Lückerath<br />

Hausmeister: Herr Gescher<br />

Inklusion – Vielfalt als Chance:<br />

GU-Schwerpunktschule<br />

Multikulturelle Schule<br />

DemeK<br />

OGS<br />

⋅6 Gruppen mit 150 Kindern<br />

(inkl. GU-Kinder)<br />

⋅4 Gruppen Siegstraße<br />

⋅2 Gruppen Mittelstraße / Hotti<br />

Inklusion –Vielfalt als Chance<br />

Ziele:<br />

• Vielfalt willkommen heißen!<br />

Jeden Menschen so annehmen, wie er ist und<br />

nach seinen Möglichkeiten fördern und<br />

fordern.<br />

• Mittendrin statt nur dabei!<br />

Jeder Mensch soll aktiv am Schulleben<br />

teilnehmen können.


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

INKLUSION – Vielfalt als Chance<br />

Unsere Umsetzung<br />

• Elternarbeit<br />

• Individuelle<br />

Förderung<br />

• Gemeinsamer<br />

Unterricht<br />

• DemeK<br />

Elternarbeit<br />

• Informationen, Elternbriefe in verschiedenen<br />

Sprachen:<br />

– türkisch, spanisch, albanisch, russisch<br />

• Einbindung in Schulaktivitäten:<br />

– Schulfest: Internationales Buffet, Kulturelle Beiträge<br />

(Gesang, Tänze, Trommelgruppe), Beachtung<br />

unterschiedlicher Speiseregeln<br />

– Türkisches Elterncafé<br />

– Hospitationen, Leseeltern, AWARI, Büchereimütter<br />

• Schulkonferenz:<br />

– Ständige Vertretung muslimischer Eltern<br />

INKLUSION – Vielfalt als Chance<br />

Unsere Umsetzung<br />

• Elternarbeit<br />

• Individuelle<br />

Förderung<br />

• Gemeinsamer<br />

Unterricht<br />

• DemeK<br />

Individuelle Förderung<br />

• im täglichen Unterricht<br />

• im jahrgangsübergreifenden Unterricht (JÜL)<br />

• in der jahrgangsübergreifenden Schuleingangsphase<br />

(1/2, 4/1)<br />

• im Gemeinsamen Unterricht (GU)<br />

• in DemeK<br />

• im offenen Ganztag (OGS)<br />

• in Wettbewerben, AGs, Projekten<br />

• im herkunftssprachlichen Unterricht: türkisch, albanisch,<br />

spanisch<br />

• in AG Romanes<br />

Seite 39 von 60<br />

Individuelle Förderung<br />

Grundlagen:<br />

• Unterricht unter Berücksichtigung der Kriterien<br />

für Guten Unterricht (Hilbert Meyer)<br />

• gezielte tägliche Beobachtung,<br />

Förderdiagnostik, Förderplanung,<br />

Förderempfehlung<br />

• Elternberatung unter Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag<br />

von Eltern und Schule<br />

• Gemeinsames Leitbild, Förderliches Schulklima,<br />

Erziehender Unterricht, Wertevermittlung<br />

Individuelle Förderung<br />

• durch Erziehung zur Eigenverantwortung<br />

und Selbstständigkeit:<br />

– Mitbestimmung in Klassenrat/<br />

Klassensprecherkonferenz/ Vollversammlung/<br />

Schülerparlament<br />

– Selbsteinschätzung, Selbstevaluation<br />

– Schülerfeedback<br />

– Streitschlichtung/ Pausenengel<br />

Individuelle Förderung<br />

• durch Maßnahmen zur inneren und äußeren<br />

Differenzierung<br />

– Individuelle Wochenpläne mit offenen<br />

Arbeitsaufträgen<br />

– Offene Unterrichtsformen, Methodenvielfalt (Lernen<br />

lernen)<br />

– Differenzierte Arbeits- und Anschauungsmaterialien<br />

– Differenzierte Zielsetzungen und<br />

Leistungsüberprüfungen<br />

– Individuelle Arbeitspläne<br />

– Kleingruppe, Lernstudio<br />

– Förderung <strong>des</strong> selbstständigen Lernens<br />

Individuelle Förderung<br />

• durch Teamarbeit / Teamteaching von<br />

– Lehrer/innen<br />

– Sonderpädagogen<br />

– Sozialpädagogin<br />

– Lehramtsanwärter/innen<br />

– OGS-Mitarbeiter<br />

– Schulbegleitern<br />

– Praktikanten/innen<br />

– BufDi- Mitarbeiter/innen


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Individuelle Förderung<br />

• durch Kooperation für gelingende Übergänge mit<br />

– Kita`s<br />

– weiterführende Schulen<br />

– Förderschulen<br />

• durch Kooperation mit weiteren außerschulischen Partnern wie<br />

– Schulpsychologischer Dienst<br />

– Erziehungsberatung<br />

– Therapiezentren (SBZ)<br />

– Therapeuten (Ergo-/Logo-/ Physio-/ Psychotherapeuten)<br />

– Kinderuni (Förderung Hochbegabter)<br />

– Kirchen<br />

– Jugendeinrichtungen<br />

– Sportvereinen<br />

– Feuerwehr<br />

– Bürgerstiftung (Sponsoring)<br />

INKLUSION – Vielfalt als Chance<br />

Unsere Umsetzung<br />

• Elternarbeit<br />

• Individuelle<br />

Förderung<br />

• Gemeinsamer<br />

Unterricht<br />

• DemeK<br />

GU - Schwerpunktschule<br />

• Entwicklung<br />

– seit 24 Jahren Gemeinsamer Unterricht<br />

– zur Zeit 6 Sonderpädagoginnen und 1<br />

Sonderpädagoge<br />

– 11% der Schülerschaft haben<br />

sonderpädagogischen Förderbedarf (41<br />

Kinder).<br />

– alle Förderbedarfe abgedeckt<br />

– inzwischen in allen Klassen GU<br />

GU - Schwerpunktschule<br />

• Organisation<br />

– Sonderpädagoginnen und Sonderpädagoge<br />

sind in 1- 4 Klassenteams tätig<br />

– Förderung findet vorrangig innerhalb <strong>des</strong><br />

Unterrichts statt; die Förderung bezieht sich<br />

auf alle Kinder der Klasse.<br />

– Grundlage der Förderung ist der Förderplan.<br />

Seite 40 von 60<br />

INKLUSION – Vielfalt als Chance<br />

Unsere Umsetzung<br />

• Elternarbeit<br />

• Individuelle<br />

Förderung<br />

• Gemeinsamer<br />

Unterricht<br />

• DemeK<br />

DemeK<br />

• Deutsch in mehrsprachigen Klassen<br />

• Gerlind Belke, Monika Lüth<br />

• Konzept zur Förderung<br />

– Artikelsensibilisierung<br />

– Wortschatz<br />

– Grammatik<br />

• durch Sprachrunden, Sammellisten, Schüttelkästen,<br />

Generatives Schreiben (Gedichte)<br />

• findet im Klassenverband statt und in Fördergruppen<br />

• nicht nur im Deutschunterricht, sondern<br />

fächerübergreifend<br />

• Fördern und Fordern möglich<br />

Sprachliche Auffälligkeit<br />

bei Schülern<br />

DemeK<br />

Passen<strong>des</strong><br />

Gedicht suchen<br />

(z.B.<br />

Kindergedichte<br />

aus Lese- oder<br />

Sprachbüchern)<br />

Geeignete Methode wählen<br />

Sprachrunden Sammellisten zur<br />

Wortschatzerweiterung,<br />

Artikelsensibilisierung<br />

Schüttelkasten<br />

Sprachrunden<br />

• Alltagssätze von<br />

Schülern mit<br />

sprachlichen<br />

Schwierigkeiten<br />

aufnehmen<br />

• als Chunks trainieren<br />

3-Plakate und<br />

Wortkarten<br />

Generatives Schreiben:<br />

Gedicht verändern, aufschreiben, vorführen<br />

DemeK<br />

Grammatisches Lernziel<br />

Sammelliste zum<br />

Grammatiklernen<br />

Beispiel<br />

„Kann ich Klo?“<br />

ersetzen durch<br />

„Darf ich bitte auf die<br />

Toilette gehen?“<br />

Training durch Variationen und<br />

Chunk<br />

„ Darf ich bitte auf die<br />

Toilette [schleichen]?“


Artikelsensibilisierung<br />

• Sortieren der Nomen<br />

nach Farben: der,das,die<br />

• Wort – Bild-Verbindung<br />

• Sammellisten<br />

• Verbindung zu Pronomen<br />

schaffen<br />

• Deklination der Artikel<br />

• Präpositionen<br />

07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

DemeK<br />

DemeK<br />

Umsetzungsideen<br />

• Die Giraffe steht meist faul herum. Doch<br />

reizt sie nicht, das nimmt sie krumm.<br />

• Das Flusspferd mampft meist faul<br />

herum. Doch reizt es nicht, das nimmt es<br />

krumm.<br />

• Der Elefant trötet meist faul herum. Doch<br />

reizt ihn nicht, das nimmt er krumm.<br />

Schüttelkasten<br />

Der Löwe<br />

Der Elefant<br />

…<br />

Das Zebra<br />

Das Kamel<br />

…<br />

Die Giraffe<br />

Die Schlange<br />

…<br />

A1<br />

Gemeinschaft bilden<br />

A2<br />

Inklusive Werte<br />

vermitteln<br />

liegt<br />

trötet<br />

rennt<br />

kräht<br />

trampelt<br />

kriecht<br />

…<br />

DemeK<br />

meist faul<br />

herum.<br />

Doch reizt<br />

ihn<br />

nicht,<br />

das nimmt<br />

er<br />

es es<br />

sie sie<br />

Bestandsaufnahme<br />

Bisherige<br />

Schwerpunkte<br />

•Gestaltung <strong>des</strong> Schulgebäu<strong>des</strong><br />

•Pausenengel<br />

•Stufenteams<br />

•Öffnung der Schule für Eltern<br />

•Leitbild entwickeln<br />

Vorhaben<br />

krumm.<br />

•Erziehungskultur<br />

•Etablieren der kollegialen<br />

Praxisberatung<br />

Seite 41 von 60<br />

Generatives Schreiben<br />

• Auswahl eines<br />

Gedichts mit<br />

grammatischem<br />

Phänomen<br />

• Vorbereitung durch<br />

Sprachrunden und<br />

Sammellisten<br />

• Schüttelkasten<br />

DemeK<br />

DemeK<br />

Der Löwe liegt meist<br />

faul herum.<br />

Doch reizt ihn nicht, das<br />

nimmt er krumm.<br />

Horst Winkler<br />

• Thematische Einbindung<br />

Tiere (Zootiere, Haustiere,…)<br />

• Lexik<br />

typische Tätigkeiten der Tiere finden<br />

• Grammatischer Inhalt / Schwerpunkt<br />

– Verb 3.Person Singular<br />

– Personalpronomen 3.Person Nominativ<br />

– Personalpronomen 3. Person Akkusativ<br />

C1<br />

Lernarrangements<br />

organisieren<br />

C2<br />

Ressourcen<br />

mobilisieren<br />

Bestandsaufnahme<br />

Bisherige<br />

Schwerpunkte<br />

•Offene Unterrichtsformen<br />

•Förderung <strong>des</strong> selbstständigen<br />

Lernens<br />

•Methodenvielfalt: Lernen lernen<br />

•Stufenkonferenz<br />

•Einbeziehen der Eltern und lokaler<br />

Einrichtungen<br />

•Selbstlernraum<br />

Vorhaben<br />

•Weitere Öffnung und<br />

Individualisierung <strong>des</strong><br />

Unterrichts<br />

•Klasse-Kinder-Spiel


07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

6 Handlungsimpulse<br />

Aus dem in der Einführung beschriebenen Interviewverfahren entstanden insgesamt<br />

vier konkrete Handlungsimpulse.<br />

6.1 Runder Tisch Sprachförderung U3 im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Hintergrund: Seit zwei Jahren wird das Sprachförderprogramm FLINK in Kitas <strong>des</strong><br />

<strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong> für Kinder unter drei Jahren durchgeführt, kombiniert mit SETK-2<br />

(Diagnostikverfahren zum Sprachstand für Kinder unter zwei Jahren). Die Erfahrung<br />

in den Kindertageseinrichtungen zeigt, dass die angrenzenden Professionen, wie<br />

beispielsweise Kinderärzte, Therapeuten und Weitere noch wenig von dieser relativ<br />

neuen Förderpraxis in den Kindertageseinrichtungen <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es <strong>Paderborn</strong> wissen.<br />

Sprachförderung von Kindern unter drei Jahren ist ein relativ junges Handlungsfeld,<br />

in dem sich verschiedene Professionen engagieren und zusammenarbeiten.<br />

Laut Aussagen der Workshopteilnehmer/innen ist Diagnostik in diesem jungen Alter<br />

eine äußerst sensible Angelegenheit. Zugunsten richtiger Einschätzung von Förderbedarfen<br />

und sinnvoller Förderung in diesem frühen Sprachentwicklungsstadium wird<br />

von vielen Akteuren ein interdisziplinärer Austausch befürwortet.<br />

Handlungsimpuls: Anlässlich der Einführung <strong>des</strong> Sprachförderprogramms FLINK<br />

wird ein „Runder Tisch Sprachförderung unter drei Jahren“ im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> angeregt,<br />

an dem neben den Kitas, die FLINK anwenden, Kinderärzte, Gesundheitsamt<br />

und weitere Therapeuten insbesondere Logopäden, Bildungsbüro, das SPZ sowie<br />

alle in diesem Handlungsfeld agierenden Professionen vertreten sind.<br />

Der „Runde Tisch“ könnte als erweiterte Sitzung <strong>des</strong> Fachforums „Sprachförderung<br />

ab Kita-Grundschule“ stattfinden. Für die Moderation hat sich Frau Heike Hoffmann,<br />

<strong>Kreis</strong>jugendamt, Fachberatung Kitas zur Verfügung gestellt.<br />

Feedback der Akteure: Um zu klären, wie diese Idee bei den verschiedenen Akteuren<br />

ankommt, und unter welchen Rahmenbedingungen eine Umsetzung erfolgversprechend<br />

erscheint, wurden insgesamt sechs Interviews mit Vertreter/innen aus den<br />

Bereichen Jugendamt, Kindertagesstätten, Kinderärzte, Gesundheitsamt, Logopädie<br />

und SPZ geführt. Diese zeigten eine hohe Zustimmung zu der auf dem OWL-Integrationskongress<br />

entstandenen Idee. Für die kreisangehörigen Kommunen mit Ausnahme<br />

von <strong>Paderborn</strong> gibt es noch keine Austauschplattform zu diesem Thema (in<br />

<strong>Paderborn</strong> bspw. „Kind & Co. und „Kinder optimal stärken“). Deshalb und weil die<br />

Kindertageseinrichtungen in der Stadt <strong>Paderborn</strong> nicht mit FLINK arbeiten, wurde die<br />

Begrenzung <strong>des</strong> „Runden Tisches“ auf das <strong>Kreis</strong>gebiet ohne die Stadt <strong>Paderborn</strong> als<br />

sinnvolle regionale Begrenzung wahrgenommen. Der Handlungsimpuls stellt also<br />

aus Sicht der Befragten eine sinnvolle Neuerung dar.<br />

Im Folgenden wird eine Vorgehensweise zur Etablierung eines „Runden Tisches<br />

Sprachförderung U3“ im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> vorgestellt, wie sie sich aus den Einschätzungen<br />

der Befragten herauskristallisierte:<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Beginn mit einer großen Informations- und Auftaktveranstaltung mit<br />

- umsetzenden Erzieher/innen in den Kitas (ca. 19 Kitas nutzen FLINK),<br />

- weiteren Fachkräften, die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Sprachförderprogrammen<br />

in diesem Alter gemacht haben,<br />

- niedergelassenen Kinderärzten,<br />

- niedergelassenen Logopäd/innen, Physio- und Ergotherapeuten,<br />

- dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>gesundheitsamtes,<br />

- dem Sozialpädiatrischen Zentrum,<br />

- dem Bildungsbüro,<br />

- der Frühförderstelle der Caritas <strong>Paderborn</strong>,<br />

- der Gehörlosenschule in Büren,<br />

- Hebammen,<br />

- HNO-Ärzt/innen und pädiatrischen Audiolog/innen<br />

- und weiteren interessierten Professionen<br />

Inhalt der Veranstaltung:<br />

- Vorstellung <strong>des</strong> FLINK-Förderprogramms<br />

- Exemplarischer Erfahrungsaustausch<br />

- Erstes Kennenlernen der unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Professionen<br />

- Vorstellung der weiteren Vorgehensweise zur Etablierung <strong>des</strong> „Runden Tisches“<br />

Vorbereitend auf diese Veranstaltung sollte ein Informationspaket über das Förderprogramm<br />

FLINK und das Feststellungs- und Umsetzungsverfahren in den Kitas zusammengestellt<br />

und dem Adressatenkreis zur Verfügung gestellt werden, damit eine<br />

seriöse Vorbereitung auf die Veranstaltung erfolgen kann.<br />

Mit dieser großen Veranstaltung soll der Startschuss für den „Runden Tisch“ fallen.<br />

Es werden zwei unterschiedliche Angebote gemacht:<br />

a. Kollegiale Austausch-Treffen für Erzieher/innen, die mit FLINK arbeiten, zur<br />

Praxisreflexion in den Kitas (ca. 2mal pro Jahr). Beabsichtigte Wirkung:<br />

Ideen- und Erfahrungsaustausch unter den umsetzenden Erzieher/innen sorgt<br />

für die Absicherung fachlicher Qualitätsstandards <strong>des</strong> Förderprogramms und die<br />

stetige fachliche Weiterentwicklung der umsetzenden Erzieher/innen (Man lernt<br />

von der Praxis der anderen, übernimmt Praxisideen und profitiert von Erfahrungswerten.)<br />

b. Interdisziplinäre Austausch-Treffen der oben genannten Professionen als<br />

erweitere Sitzung <strong>des</strong> „Fachforums Sprachförderung ab Kita/Grundschule“.<br />

Beabsichtigte Wirkungen:<br />

• Kennenlernen der Akteure (Wer hat welche Rolle?)<br />

• Verständnis für die Sicht <strong>des</strong> Anderen entwickeln<br />

• Austausch auf gleicher Augenhöhe<br />

• Vorurteile abbauen / Konkurrenzen gestalten<br />

• Eine Kultur <strong>des</strong> gemeinsamen Handelns stiften<br />

• Sensibilisierung für die Notwendigkeit von Sprachbildung von Kindern im Alter<br />

0-3 Jahren („Das wächst sich nicht aus.“)<br />

• Kollegialer Austausch über Diagnostik / Erfassung / Feststellung /<br />

Sprachstandsfeststellung, Förderkriterien, Förderpraxis und relevantes Hintergrundwissen<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

Während die Auftaktveranstaltung offen ist für alle interessierten Angehörigen der<br />

oben genannten Akteurskreise, gilt es, für die interdisziplinären Austausch-Treffen<br />

ein Multiplikationssystem zu den oben genannten Akteurskreisen aufzubauen. Als<br />

Beispiel kann der Qualitätszirkel der niedergelassenen Kinderärzte gut als Multiplikator<br />

genutzt werden, indem ein/e niedergelassene/r Ärzt/in aus diesem <strong>Kreis</strong> an<br />

den interdisziplinären Austausch-Treffen teilnimmt und die Ergebnisse im darauf folgenden<br />

Qualitätszirkel vorstellt.<br />

Wer könnte die Umsetzung der Idee unterstützen bzw. vorantreiben?<br />

Das <strong>Kreis</strong>jugendamt, Fachberatung Kindertageseinrichtungen wäre mit seinen Erfahrungen<br />

in der Begleitung von Kindertageseinrichtungen und der interdisziplinären<br />

Vernetzungstätigkeit durch die Moderation <strong>des</strong> Fachforums „Sprache ab Kita/Grundschule“<br />

prä<strong>des</strong>tiniert. Die Stelle hat auch bereits ein erstes Reflexionsgespräch<br />

für die mit FLINK arbeitenden Kindertageseinrichtungen durchgeführt. Aber<br />

auch das Bildungsbüro und das Gesundheitsamt (Kinder- und Jugendärztlicher<br />

Dienst) stellen fachlich relevante Ansprechpartner für diesen Handlungsimpuls dar.<br />

Vorgeschlagen wurde, dass als Veranstalter das Fachforum „Sprachförderung ab<br />

Kita/Grundschule“ fungieren könnte, in dem sowohl der Kinder- und Jugendärztliche<br />

Dienst als auch das Bildungsbüro vertreten sind.<br />

Wie passt die Idee in die „Landschaft“ (Vorläufer-, Parallelprozesse / Andere<br />

Projekte / Andere Anbieter etc.)?<br />

Durch die Einführung von FLINK in 19 Kindertageseinrichtungen im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

liegt ein konkreter Anlass sowohl für einen interdisziplinären wie auch einen kollegialen<br />

Austausch unter den betroffenen Erzieher/innen vor. Die Initiative passt gut in die<br />

Landschaft, weil außerhalb der Stadt <strong>Paderborn</strong> keine entsprechenden Austausch-<br />

Initiativen für die Sprachförderung 0-3 gestartet worden sind. Sie ergänzt die aktuellen<br />

Bemühungen <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es, in der Sprachbildung 0-10 „weiße Flecken“ zu identifizieren<br />

und geht konform mit den Bildungsgrundsätzen 0-10 <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es (hilfreicher<br />

Parallelprozess). Mit den Initiativen „Kind & Co.“ und „Kinder optimal stärken“ <strong>des</strong><br />

Bildungsbüros liegen hilfreiche Vorerfahrungen in der Stadt <strong>Paderborn</strong> vor.<br />

Mögliche Stolpersteine: Neben der zusätzlichen terminlichen Belastung für die Akteure,<br />

gilt es, darauf zu achten, dass die unterschiedlichen Akteure sich – auch bei<br />

unterschiedlichen Auffassungen zur Sachlage – in gegenseitigem Respekt begegnen,<br />

unterschiedliche Sichtweisen toleriert und zugunsten <strong>des</strong> gemeinsamen Handelns<br />

genutzt werden. Transparenz setzt Vertrauen gegenüber der Nachbardisziplin<br />

voraus. Da wie überall auch hier neben dem gemeinsamen Interesse auch Einzelinteressen<br />

eine Rolle spielen, wird es darum gehen, zunächst eine vertrauensvolle Gesprächsbasis<br />

zu schaffen, auf deren Grundlage Ansätze für gemeinsames Handeln<br />

erarbeitet werden können.<br />

Welche Ressourcen werden für die Umsetzung benötigt?<br />

Die oben genannten Aktivitäten müssen organisiert, fachlich und organisatorisch vor-<br />

und nachbereitet werden. Dafür werden Personalressourcen und finanzielle Ressourcen<br />

für Sachmittel und Öffentlichkeitsarbeit benötigt. Für die Termine werden<br />

Räumlichkeiten benötigt.<br />

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07.10.2011 OWL-Integrationskongress KOMM-IN <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

6.2 „Mentor – Die Leselernhelfer“ in OWL verbreiten und stärken<br />

Hintergrund: 2003 wurde in Hannover der erste Verein „Mentor – Die Leselernhelfer“<br />

gegründet. Neun Jahre später existieren im Bun<strong>des</strong>gebiet 49 Vereine, 17 Vereine<br />

in NRW, 2 in OWL. 2004 wurde ein Bun<strong>des</strong>verband gegründet. Ein Lan<strong>des</strong>verband<br />

NRW ist in Gründung. Die Vereine in OWL wurden 2008 (in <strong>Paderborn</strong>, mit 75<br />

Mentor/innen an 22 Schulen) und 2009 (in Bielefeld, mit 100 Mentor/innen an 10<br />

Grundschulen) gegründet.<br />

Zur Vereinsidee: Das Geheimnis <strong>des</strong> Erfolges liegt im so genannten 1:1-Prinzip. Ein<br />

Erwachsener (Mentor/in) begleitet und fördert stets ein Kind. Das Ziel: Je<strong>des</strong> Kind<br />

soll, unabhängig von seiner kulturellen und sozialen Herkunft, eine Chance auf gesellschaftliche<br />

Teilhabe erlangen. Die Leseforschung hat nachgewiesen, dass einmal<br />

ausgebildete Fähigkeiten umso nachhaltiger wirken, je mehr sie emotional positiv<br />

und individuell vermittelt werden. Die 1:1-Förderung bietet diese Kombination aus<br />

individuellem Lesen-Lernen und emotionalem Erleben in der Beziehung zwischen<br />

Leselern-Mentor und Kind.<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.mentor-leselernhelfer.de<br />

www.mentor-paderborn.de<br />

www.mentor-bielefeld.de<br />

Handlungsimpuls: Auf dem OWL-Integrationskongress wurde die bun<strong>des</strong>weite<br />

Ausbreitung dieser Vereinsidee sehr begrüßt, und angeregt, sich für weitere Vereinsgründungen<br />

in OWL einzusetzen.<br />

Feedback der Akteure: Mit <strong>Paderborn</strong> und Bielefeld gibt es in OWL bisher zwei<br />

Vereine, die beide von guten Erfahrungen berichten. Um zu klären, welche Anknüpfungspunkte<br />

es für die Verbreitung der Vereinsidee in OWL gibt, wurden die Vereinsvorsitzenden<br />

in Bielefeld und <strong>Paderborn</strong> zu ihren Erfahrungen befragt: Beide begrüßten<br />

das Vorhaben und boten ihre Unterstützung an, wenn Menschen in anderen<br />

Städten und Gemeinden in OWL einen Verein „Mentor – die Leselern-Helfer“ initiieren<br />

möchten. Sie bestätigten, dass sich die Vereine im Bun<strong>des</strong>gebiet sehr gut vernetzt<br />

haben, und man durch den Bun<strong>des</strong>verband konkrete Unterstützung erhält.<br />

Dass es in OWL erst zwei Vereine gibt, halten beide Vereinsvertreterinnen für ausbaufähig.<br />

In NRW befinden sich die meisten Vereine im Rheinland, sodass eine Vernetzung<br />

im NRW-Lan<strong>des</strong>verband für <strong>Paderborn</strong> und Bielefeld mit langen Wegen verbunden<br />

ist. Sollten sich in OWL weitere Vereine gründen, wäre die Gründung eines<br />

OWL-Verban<strong>des</strong> daher überlegenswert.<br />

Im Folgenden wird aufgeführt, auf was Vereinsgründer/innen achten können:<br />

Erfahrungswerte und Handlungsempfehlungen aus Bielefeld und <strong>Paderborn</strong>:<br />

• Grundidee verstehen und aufgreifen: Interessierte Akteure sollten sich zunächst<br />

beim Bun<strong>des</strong>verband bzw. beim Ideengeber in Hannover über die Grundidee und<br />

die bereits entstandenen Lern-Materialien bzw. Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

informieren (siehe Internetadressen oben). Darüber hinaus haben sich auch<br />

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die beiden Vereinsvorsitzenden in <strong>Paderborn</strong> und Bielefeld bereit erklärt, für eine<br />

telefonisch Beratung und Begleitung zur Verfügung zu stehen.<br />

• Initiativ-<strong>Kreis</strong> finden: Hilfreich ist, wenn zur Gründung <strong>des</strong> Vereins auch Personen<br />

unterstützen, die sich in der kommunalen Landschaft insbesondere im Handlungsfeld<br />

Bildung und Erziehung bereits gut auskennen und ggf. schon persönliche<br />

Kontakte zu den Grundschulen, zur Kommunalpolitik und Verwaltung, aber<br />

auch zur lokalen Presse mitbringen. Die Grundschulleitungen in der Kommune<br />

sollten direkt von Anfang an eingebunden und über die Gründungsentwicklung <strong>des</strong><br />

Vereins informiert werden. Auch in den Lehrerkonferenzen der Grundschulen sollte<br />

die Idee vorgestellt werden, damit auch die Lehrer/innen frühzeitig über die Vereinsgründung<br />

informiert sind, da es für Grundschullehrer/innen irritierend wirken<br />

könnte, wenn sie die Vereinsgründung aus der Zeitung erfahren. Ebenso ist die<br />

Stadtbibliothek ein wichtiger Partner a) als Ort für die Treffen zwischen Mentor/in<br />

und Kind b) als fachlicher Berater für die Auswahl der richtigen Bücher etc.<br />

• Vereinsgründung: Wer sich hier nicht so auskennt, kann sich von erfahrenen<br />

Vereinsfunktionären begleiten lassen. Die Vereine in Bielefeld und <strong>Paderborn</strong> helfen<br />

hier aber auch gern. Die Vereinsgründung ist spätestens dann notwendig,<br />

wenn man als eingetragener Verein agieren möchte und beispielsweise Fördermittel<br />

beantragen möchte.<br />

• Öffentlicher Aufruf: Der nächste Schritt ist die Verbreitung der Idee in der Öffentlichkeit,<br />

insbesondere durch Pressearbeit. Hier ist es hilfreich, bekannte Persönlichkeiten<br />

einzubinden und einen gemeinsamen Aufruf zur Beteiligung als<br />

Mentor/in zu starten.<br />

• Finden von Mentor/innen: Zumeist fängt die Suche nach Mentor/innen im eigenen<br />

Bekanntenkreis an. In Bielefeld ist das Finden von Mentor/innen schnell zum<br />

Selbstläufer geworden, weil das Echo nach dem öffentlichen Aufruf in der Presse<br />

so gut war. In <strong>Paderborn</strong> gab es gute Erfahrungen mit der örtlichen Ehrenamtsbörse<br />

„Marktplatz für Bürgerengagement“. Für die gelingende Beziehung zwischen<br />

Kind und Mentor/in ist es von Vorteil, wenn beide in der näheren Nachbarschaft<br />

wohnen bzw. der/die Mentor/in nah zur Grundschule wohnt. Dies hält auch die<br />

Fahrtkosten im Rahmen. Parallel zur Mentorensuche sollte man auch hier die<br />

Grundschulen regelmäßig auf dem Laufenden halten und immer wieder rückfragen,<br />

wie viel Interesse und Bedarf bei den Grundschulen vorhanden ist, um zu<br />

wissen, wie viele Mentor/innen benötigt werden.<br />

• Koordination: Haben sich Mentor/innen gemeldet, gilt es, in Abstimmung mit den<br />

interessierten Grundschulen, Mentor/in und Kind zusammenzubringen. In <strong>Paderborn</strong><br />

werden alle 75 Mentor/innen und 22 Grundschulen von der Vereinsvorsitzenden<br />

selbst koordiniert. In Bielefeld hat es sich so entwickelt, dass es pro Schule<br />

jeweils eine Koordinatorin gibt.<br />

• Ehrenamt versichern: Damit Mentor/innen, Koordinator/innen und auch Veranstaltungen<br />

versichert sind, empfiehlt es sich, Mitglied beim Lan<strong>des</strong>verband schulischer<br />

Fördervereine zu werden (Jahresbeitrag 22,-). Sowohl Bielefeld als auch<br />

<strong>Paderborn</strong> haben die Versicherungsfrage so gelöst und sind sehr zufrieden damit.<br />

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• Kontakt unter den Mentor/innen pflegen: Sind die ersten Mentor/innen in Aktion<br />

getreten, lohnt es sich, den Kontakt zu und unter den Mentor/innen zu pflegen, mit<br />

regelmäßigen Mentor/innen-Treffen oder auch durch das Angebot gemeinsamer<br />

Fortbildungen. Dies erhöht zwar deutlich die Vereinskosten, trägt aber sowohl zur<br />

Arbeitsqualität und Arbeitszufriedenheit bei und stärkt die Identifikation der Mentor/innen<br />

mit dem Verein. Äußerst wichtig ist die Kontaktaufnahme zu den Mentor/innen<br />

nach den Sommerferien, damit das Engagement der Ment/orinnen über<br />

die Sommerferien nicht einschläft.<br />

• Kontakt zu den Grundschulen pflegen: Wie schon an mehreren Stellen erwähnt<br />

unterstützt eine frühzeitige Kontaktaufnahme den reibungslosen Beziehungsaufbau<br />

mit den Grundschulen. Anschließend hilft ein regelmäßiger Kontakt<br />

mit den Schulen, um die Anzahl der interessierten Kinder richtig einschätzen<br />

zu können, und die Arbeit der Mentor/innen an den Schulen gut zu begleiten. Äußerst<br />

wichtig ist die Kontaktaufnahme zu den Grundschulen nach den Sommerferien,<br />

damit die Zusammenarbeit zwischen Mentor/innen und Kindern nicht über die<br />

Sommerferien nicht einschläft.<br />

• Vernetzung mit anderen Akteuren: Hilfreich ist es auch, sich mit den kommunalen<br />

Akteuren auszutauschen, die ähnliche Ziele verfolgen. Der Bielefelder Verein<br />

hat sich beispielsweise über das Amt für Integration und die Stadtbibliothek über<br />

die Akteure und die Aktivitäten in Bielefeld im Handlungsfeld Leseförderung informiert.<br />

Der <strong>Paderborn</strong>er Verein kooperiert neben der Kinderbibliothek beispielweise<br />

mit dem <strong>Paderborn</strong>er Lehrerausbildungszentrum, über das insbesondere Lehramtsstudierende<br />

als Mentor/innen gewonnen werden. Genauso sollte der Verein<br />

auch über die sonstigen Leseförderangebote an den Grundschulen informiert sein,<br />

um ggf. anknüpfen zu können. Vielfach gibt es bereits Vorleseangebote etwa im<br />

„offenen Ganztag“.<br />

• Benötigte Ressourcen:<br />

- Die Mitgliedschaft im Bun<strong>des</strong>verband „Mentor – die Leselernhelfer“ kostet 50,-<br />

pro Jahr (lohnt sich wegen der hilfreichen Materialien und Unterstützung).<br />

- Die Mitgliedschaft im Lan<strong>des</strong>verband schulischer Fördervereine kostet 22,- pro<br />

Jahr, was wegen der Versicherungsfrage von Vorteil ist.<br />

- Mentor/innen verursachen Fahrtkosten. Nach den Erfahrungen der beiden befragten<br />

Vereine wird dies von den Mentor/innen selbst getragen.<br />

- Die Vereinsarbeit verursacht Bürokosten (Telefon, Porto, Internet).<br />

- Die Treffen der Mentor/innen mit ihren Kindern finden zumeist in kostenfreien<br />

Räumlichkeiten statt. Entweder in den Schulen oder in den Stadtbibliotheken.<br />

- Darüber hinaus fallen ggf. Kopierkosten für die Arbeitsmaterialien an. Will man<br />

für die Mentor/innen Fortbildungen anbieten, fallen ggf. Kosten für externe Referent/innen<br />

und Raumkosten an.<br />

- Manche Mentor/innen kaufen die Kinderbücher selbst. Häufig lassen sich aber<br />

auch Kooperationen mit Stadt- und Schulbibliotheken schließen, um Bücher<br />

kostenfrei ausleihen zu können.<br />

- Weitere Kosten fallen ggf. für Vereinsfeste etc. an.<br />

• Einnahmequellen: Beide Vereinsvertreter/innen halten den Kostenaufwand der<br />

Leselernhelfer für überschaubar und kommen gut damit zurecht, wenn Sie Gelder<br />

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über (Förder)-Mitgliedschaften sowie über Spenden bzw. Sponsoren erhalten: <strong>Paderborn</strong><br />

hat zusätzlich Fördermittel bei Aktion Mensch beantragt.<br />

• Argumente für einen OWL-Verband: Beide Vereinsvertreter/innen nannten konkrete<br />

Vorteile, die durch die Gründung eines OWL-Verban<strong>des</strong> „Mentor – Die Leselernhelfer“<br />

entstünden. Erstens könnte ein lebendiger Know-How-Transfer mit anderen<br />

ortsnahen Vereinen entstehen. Und Zweitens würden die „Mentor – Leselernhelfer“<br />

eine stärkere Stimme in der Öffentlichkeit erhalten. Und eine Stärkung<br />

<strong>des</strong> öffentlichen Auftritts in OWL ist gerade, wenn sich in OWL mehrere Vereine<br />

neu gründen wollen, eine wichtige Erleichterung der alltäglichen Arbeit neuer Vereine.<br />

Die Suche nach Mentor/innen wird vereinfacht und die Zusammenarbeit mit<br />

Schulen, Lehrer/innen und Eltern erleichtert, wenn die „Mentoren“ einen gewissen<br />

Bekanntheitsgrad in der Region genießen.<br />

6.3 Pilotveranstaltung im Übergang Schule – Ausbildung<br />

Hintergrund: Während <strong>des</strong> Gedankenaustauschs im Workshop 4, Übergang Schule-<br />

Beruf entstanden die folgenden ergänzenden Verbesserungsideen im Übergang<br />

Schule-Beruf:<br />

- Eine Veröffentlichung einer „Top 10“ der Ausbildungsberufe, die Azubimangel<br />

aufweisen, wird in den Schulen plakatiert. Dadurch treten Ausbildungsberufe mit<br />

Azubimangel für Jugendliche mehr ins Blickfeld.<br />

- Jugendliche werden mehr auf Freiwilligendienste und bürgerschaftliches Engagement<br />

(FSJ und BFD) hingewiesen (gute Referenz für den Lebenslauf).<br />

- Kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Azubi-Mangel sollte die Möglichkeit<br />

geboten werden, ihre Unternehmen in Jugendzentren vorzustellen.<br />

- Schulsozialarbeiter/innen sollten gute Kontakte zu Unternehmen haben, wenn Sie<br />

mit beruflicher Orientierung betraut sind.<br />

Handlungsimpuls: Das weitere Gespräch führte zur Überlegung, die genannten Anregungen<br />

zusammenzuführen und eine Veranstaltung in Häusern der offenen Tür zu<br />

konzipieren, die die oben genannten Anregungen kombiniert.<br />

Feedback der Akteure: Da sich insbesondere das Jobcenter <strong>Paderborn</strong> für diesen<br />

Handlungsimpuls stark gemacht hat, wurden daraufhin insgesamt sieben Interviews<br />

mit Vertreter/innen aus dem <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> aus den Bereichen Arbeitsagentur,<br />

Jobcenter, Häusern der offenen Tür, <strong>Kreis</strong>jugendamt sowie Schulsozialarbeit an Berufskollegs<br />

geführt, um Ideen zu einem Veranstaltungs<strong>des</strong>ign zu sammeln mit dem<br />

konkreten Ziel, eine Pilotveranstaltung im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> zu planen. Dabei ergab<br />

sich eine hohe Übereinstimmung in den Ideen zugunsten einer Veranstaltung, die<br />

folgende Kriterien erfüllt:<br />

- Direkte Begegnung zwischen Ausbilder und Jugendlichem ermöglichen.<br />

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- Sensibilisierender Charakter in der Veranstaltung (Jugendliche lernen in direkter<br />

Begegnung unbekannte Ausbildungsberufe mit Azubimangel kennen, Ausbilder<br />

und Personalverantwortliche lernen Jugendliche aus Haupt- und Förderschulen<br />

kennen.)<br />

- Sensibilisierende Vorbereitung und persönliche Ansprache der Jugendlichen zur<br />

Vorbereitung auf die Teilnahme an der Veranstaltung<br />

- Die verschiedenen Akteure im Übergang Schule-Beruf arbeiten zuständigkeitskonform<br />

Hand-in-Hand zusammen. Die Veranstaltung bringt die Akteure stärker zusammen<br />

und vertieft die Netzwerke zwischen den Berufsgruppen im Übergang<br />

Schule-Beruf.<br />

- Die Veranstaltung ist jugendgerecht und regt zwischenmenschliche Begegnung<br />

an.<br />

- Die Veranstaltung wirbt für bürgerschaftliches Engagement als Pluspunkt in der<br />

Bewerbungsmappe.<br />

Im Folgenden werden die Anregungen als mögliches Veranstaltungs<strong>des</strong>ign dargestellt.<br />

Bei allen Aussagen handelt es sich um Vorschläge. Bisher gibt es keinerlei Zusagen<br />

oder konkrete Vereinbarungen zur Durchführung. Diese könnten auf Grundlage<br />

dieses Portrait beginnen.<br />

Worum geht es: Organisation einer Pilotveranstaltung im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong> als Auftakt<br />

zu einer Veranstaltungsreihe in Jugendzentren in OWL<br />

- für Jugendliche mit weniger guten Zeugnissen bzw. geringen Abschlüssen, Eltern<br />

und Ausbildungsbetriebe (Mittelstand, weniger bekannte Ausbildungsberufe, mit<br />

Azubimangel)<br />

- zum gegenseitigen Kennenlernen,<br />

- zur Vorstellung der Ausbildungsberufe und<br />

- zur Klärung der Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement für die eigene<br />

berufliche Integration.<br />

Jugendliche gestalten die konkrete Durchführung der Veranstaltung mit.<br />

Wo: In einer der Häuser der offenen Tür (HOT) im <strong>Kreis</strong> <strong>Paderborn</strong>, anschließend<br />

Veranstaltungsreihe in OWL, wenn die Pilotveranstaltung erfolgreich verlaufen ist<br />

Von Vorteil ist, wenn die teilnehmende HOT bereits gut mit der heimischen Wirtschaft<br />

vernetzt ist, insbesondere mit klein- und mittelständigen Unternehmen (KMU), wenn<br />

bereits eine gute Zusammenarbeit mit den benachbarten Schulen besteht, wenn die<br />

Räumlichkeiten für das Veranstaltungs<strong>des</strong>ign angemessen sind, wenn gute Beziehungen<br />

zu Migrantenorganisationen (MSO) bestehen, und wenn es einen Helferrat<br />

oder ein Kuratorium gibt.<br />

Wofür: Das Projekt ermöglicht es,<br />

- KMU, die eigenen Ausbildungsaktivitäten zu erweitern und berufskundliche Informationen<br />

effektiv weiterzugeben, Kontakte zu Schulen und HOT aufzubauen oder<br />

zu vertiefen<br />

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- Schulsozialarbeiter/innen, Kontakte zu KMU aufzubauen bzw. zu vertiefen,<br />

- HOT, ihr Engagement zur beruflichen Orientierung zu erweitern,<br />

- Eltern, weitere Berufschancen für ihre Kinder kennen- und einschätzen zu lernen,<br />

die Perspektive FSJ und BFD kennen- und einschätzen zu lernen,<br />

- Jobcenter und Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit, FSJ/BFD sowie unbekannte Berufszweige<br />

bei Jugendlichen und Eltern bekannter zu machen und direkte Kontakte zwischen<br />

Ausbildungsnehmern und –gebern herzustellen.<br />

- Jugendlichen, Erfahrungen im Direktkontakt mit Ausbildern zu sammeln, eventuelle<br />

Schwellenängste im Kontakt mit Ausbildern zu überwinden, Selbstvertrauen für<br />

den Erstkontakt mit Ausbildern aufzubauen, sowie unbekannte berufliche Perspektiven<br />

kennenzulernen und Erwartungen von Ausbildern kennenzulernen.<br />

Wie:<br />

1. Vorbereitungsphase<br />

Plakat I: Durch die Erstellung eines Plakates mit einer für die Jugendlichen der<br />

HOT zielgruppengerechten „Top 10“ von Ausbildungsberufen mit Azubimangel,<br />

wenn möglich mit regionalem Bezug, werden für die Jugendlichen unbekannte<br />

Ausbildungsberufe mit Azubimangel ins Blickfeld gerückt. Wenn das Plakat<br />

gleichzeitig auf die oben genannte Veranstaltung hinweist, kombiniert das Plakat<br />

das Ziel, auf die Veranstaltung hinzuweisen mit der Verbreitung relevanter<br />

Informationen, die auch über die Veranstaltung hinaus Bestand haben. Schulen<br />

und Jugendeinrichtungen können das Plakat verwenden, um über die Veranstaltung<br />

hinaus auf unbekannte Berufe mit Azubimangel aus der Region hinzuweisen.<br />

Als geeigneter Ansprechpartner für die Erstellung der TOP 10 wurde<br />

die Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit genannt. Hier müssten Arbeitgeberservice und<br />

Berufsberatung ihre jeweiligen Informationen zu ausbildenden Arbeitgebern der<br />

Region, insbesondere KMU und Ausbildungsplatzsuchenden in der Region zusammenführen,<br />

um eine sinnvolle zielgruppengerechte und regionalbezogene<br />

Auswahl zu treffen. Das Plakat mit der „Top 10“ könnte auch über den „Bildungspiloten“<br />

(www.bildungspilot.de) veröffentlicht werden.<br />

Plakat II: Durch die Erstellung eines Informationsplakates zum Freiwilligen Sozialen<br />

Jahr (FSJ) und zum Bun<strong>des</strong>freiwilligendienst (BFD) könnte ein ähnlicher<br />

kombinierter Effekt aus Veranstaltungshinweis und Aufklärung entstehen. Als<br />

Ansprechpartner für die Zusammenstellung der entsprechenden Informationen<br />

wurde das Jobcenter <strong>Paderborn</strong>, das <strong>Kreis</strong>jugendamt <strong>Paderborn</strong> und der DiCV<br />

<strong>Paderborn</strong> genannt.<br />

Auswahl der HOT: Das <strong>Kreis</strong>jugendamt könnte als neutral-koordinierender Akteur<br />

im <strong>Kreis</strong> empfehlen, in welcher HOT die Pilot-Veranstaltung stattfinden soll.<br />

Im Qualitätszirkel „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ könnte die Empfehlung<br />

<strong>des</strong> Jugendamtes beraten werden, um eine möglichst konsensuale Entscheidung<br />

über den Ort unter den Offenen Türen herbeizuführen.<br />

Beteiligung der KMU: Die ausgewählte HOT informiert als Gastgeber ausbildende<br />

KMU mit Azubi-Mangel über die Veranstaltungsidee und lädt zur Beteiligung<br />

ein. Die Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (Arbeitgeberservice), das Jobcenter<br />

(Unternehmerservice), die Kammern und auch die Berufskollegs könnten Emp-<br />

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fehlungen geben, welche KMU in Frage kommen, und bei der Ansprache unterstützen.<br />

Beteiligung der Schulen: Die ausgewählte HOT spricht die Schulen im Nahbereich<br />

zur gemeinsamen Beratung darüber an, welche Jugendliche für diese<br />

Veranstaltung in Frage kommen, und gemeinsam mit ihren Eltern persönlich<br />

eingeladen werden.<br />

Beteiligung von HOT-Jugendlichen: Die HOT stellt die Veranstaltungsidee im<br />

Helferrat oder Kuratorium vor und vereinbart deren Mitgestaltung. Prä<strong>des</strong>tiniert<br />

wäre die Beteiligung an einem attraktiven Rahmenprogramm und die Herstellung<br />

einer lockeren und jugendgerechten Atmosphäre.<br />

Beteiligung von MSO: Die HOT spricht MSO an, damit diese ihre Zugänge zu<br />

Familien mit Migrationshintergrund nutzen, um ergänzend für die Teilnahme an<br />

der Veranstaltung zu werben.<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Oben genannte Plakate werden in Kombination mit ähnlich<br />

gestalteten Flyern in der Berufsberatung, im Jobcenter, in den Schulen und<br />

im HOT ausgehängt. Die Flyer werden in der Beratung eingesetzt. Durch zielgerichtete<br />

Lehrerinformation, Elternbriefe, SV-Information, weitere Infoverbreitung<br />

über MSO, Jugendverbände und Vereine könnte dafür gesorgt werden,<br />

dass die Einladung diejenigen erreicht, die für die Veranstaltung in Frage kommen<br />

(Statt Massenansprache aller Jugendlichen).<br />

Personenkreis für die Durchführung: Um die Veranstaltung kompetent<br />

durchzuführen, werden benötigt:<br />

• Vertreter/innen aus zwei bis fünf KMU mit Azubimangel (wenn möglich neben<br />

Ausbildern auch aktuelle Azubis)<br />

• Person, die über FSJ/BFD informiert. Als Ansprechpartner wurden genannt:<br />

Jobcenter, DiCV <strong>Paderborn</strong> und <strong>Kreis</strong>jugendamt<br />

• Eine Moderation<br />

• Die Mitarbeiter/innen <strong>des</strong> HOT und die Jugendlichen aus Helferteam/Kuratorium<br />

als Gastgeber und Verantwortliche für das Rahmenprogramm<br />

Mit diesem Personenkreis sollte ein Vorbereitungstreffen stattfinden, um den<br />

konkreten Ablauf abzustimmen und Ideen zur möglichst attraktiven Gestaltung<br />

der Veranstaltung gemeinsam zu konkretisieren.<br />

2. Durchführung / Möglicher Ablauf der Veranstaltung:<br />

a) Wenn möglich, Beginn mit Werkprobe aus der Arbeit der KMU<br />

b) KMU erzählen aus ihrem Alltag, wenn möglich ist neben Ausbilder/in min<strong>des</strong>tens<br />

ein Azubi dabei, der aus dem Ausbildungsalltag berichtet.<br />

c) Wenn mehr als zwei KMU teilnehmen, können die Schritte a und b als Messe<br />

durchgeführt werden.<br />

d) KMU weisen auf die hohe Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement<br />

im Bewerbungsverfahren hin (Pluspunkt in der Bewerbungsmappe).<br />

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e) Chancen durch FSJ/BFD werden vorgestellt. Hier könnten auch aktuelle<br />

Freiwillige aus ihrem Alltag berichten.<br />

f) Kurze Vorstellung <strong>des</strong> Bildungspiloten<br />

g) Informeller Ausklang mit weiterem Ausprobieren der Werkprobe, Gespräch,<br />

gemeinsamem Essen, Rahmenprogramm<br />

Der konkrete Veranstaltungsverlauf wird am besten im dialogischen Austausch<br />

unter den durchführenden Akteuren konkretisiert und auszugestalten sein, weil<br />

der Erfolg der Veranstaltung entscheidend davon abhängt, dass sich die beteiligten<br />

Protagonisten authentisch einbringen.<br />

3. Nachbereitung:<br />

Sowohl bei den teilnehmenden Jugendlichen, als auch bei den beteiligten Unternehmen<br />

sowie dem Veranstalterkreis sollte eine Zufriedenheitsabfrage klären,<br />

wie wertvoll die Veranstaltung für jeden gewesen ist. Diese sollte gemeinsam<br />

mit einer Veranstaltungsdokumentation interessierten Akteuren aus OWL<br />

zur Verfügung gestellt werden. Um Nachahmer zu unterstützen, könnte ein<br />

Transferworkshop zur Weitergabe der gemachten Erfahrungen angeboten werden.<br />

Desweiteren wurden in den Interviews bereits weitere Impulse genannt, wie das<br />

Anliegen im Anschluss an die Veranstaltung im HOT weiter verfolgt werden<br />

könnte. So könnte in jedem HOT ein festes Infobord über die Lehrstellen-Entwicklung<br />

oder aktuelle Berufsausbildungen eingerichtet werden. Dies sollte man<br />

dann auch ständig aktualisieren.<br />

Zudem könnte man überlegen, inwieweit für HOT-Mitarbeiter eine Fortbildungseinheit<br />

über aktuelle Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt angeboten wird.<br />

Zum Veranstaltungsnamen: Es wurden auch bereits Veranstaltungsnamen diskutiert.<br />

Vorgeschlagen wurde beispielsweise „HOT-TOP-JOB Give me 10“.<br />

Schirmherr/in: Zugunsten öffentlicher Aufmerksamkeit wurden Vorschläge zum<br />

Thema Schirmherrschaft gemacht. Dieser könnte entweder aus der Wirtschaft stammen<br />

oder ein junger Erwachsener sein, der trotz schwieriger Startbedingungen seine<br />

berufliche Perspektive gefunden hat.<br />

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6.4 Personalbörse INTERNATIONAL verstetigen<br />

Hintergrund: In Workshop 7 „Hoch qualifiziert und dann? Auswanderung?!“ wurde<br />

unter anderem von guten Erfahrungen mit dem Veranstaltungsformat „Personalbörse<br />

INTERNATIONAL“ berichtet. Die Veranstaltungsidee entstand unter dem Dach der<br />

Initiative für Beschäftigung OWL e.V. und wurde im Arbeitskreis „Unternehmen<br />

VIELFALT OWL“ aufgegriffen. Hier entwickeln Unternehmen Strukturen für Vielfalt in<br />

Unternehmen. 2007 fand sie zum ersten Mal statt. Nachfolgeveranstaltungen glückten<br />

2008 und 2011.<br />

Handlungsimpuls: Im Rahmen <strong>des</strong> Workshops wurde herausgestellt, dass es eine<br />

zentrale Herausforderung für die Region ist, Akademiker/innen mit Migrationshintergrund<br />

als Träger/innen von Internationalisierungskompetenz in der Region zu halten.<br />

Da die Personalbörse INTERNATIONAL ein erprobtes Instrument mit beträchtlicher<br />

Impulskraft darstellt, wurde angeregt, die Personalbörse INTERNATIONAL zu verstetigen,<br />

also langfristig als jährlich stattfindende Veranstaltung abzusichern.<br />

Feedback der Akteure: Um zu klären, welche besonderen Qualitäten mit der Personalbörse<br />

INTERNATIONAL verknüpft werden, und welche Möglichkeiten für eine<br />

Verstetigung der Veranstaltung gesehen werden, wurden Interviews mit vier beteiligten<br />

Unternehmer/innen bzw. Beteiligten an der Veranstaltungsorganisation geführt.<br />

Dies ergab eine hohe Zustimmung zur Anregung aus dem Workshop. Insbesondere<br />

wurden die folgenden positiven Wirkungen genannt, die von der Personalbörse<br />

INTERNATIONAL ausgehen.<br />

- Effizientes Instrument zur Personalauswahl: Die Personalbörse INTER-<br />

NATIONAL bietet gute Möglichkeiten, in einer Zeit <strong>des</strong> wachsenden Fachkräftemangels<br />

Kontakt zwischen Unternehmen und motivierten und gut ausgebildeten<br />

Nachwuchskräften herzustellen, die zusätzlich durch ihre Zuwanderungsgeschichte<br />

über Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen für das Exportgeschäft<br />

verfügen. Laut Aussage von beteiligten Unternehmer/innen stellt die Personalbörse<br />

ein höchst effizientes Mittel zur Personalauswahl dar, gerade wenn es um die<br />

Rekrutierung von Nachwuchskräften für den Exportbereich geht.<br />

- Stärkenorientierte Perspektive auf das Thema „Migrationshintergrund“: Die<br />

Personalbörse INTERNATIONAL macht Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität<br />

von Fachkräften mit Zuwanderungsgeschichte als wertvolle Ressource sichtbar.<br />

Damit unterstützt das Veranstaltungsformat eine stärkenorientierte Bewertung<br />

<strong>des</strong> Faktors „Migrationshintergrund“. Während es in vielen Fällen nach wie vor<br />

eher als Nachteil wahrgenommen wird, wenn ein/e Bewerber/in (oder ein Elternteil)<br />

aus einem anderen Land zugewandert ist, stehen auf der Personalbörse IN-<br />

TERNATIONAL die Stärken und (Markt-)Vorteile, die aus einer Migrationserfahrung<br />

hervorgehen, im Vordergrund.<br />

- Sensibilisierung mit Außenwirkung - Internationalisierung der Region: Damit<br />

leistet die Personalbörse INTERNATIONAL einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung<br />

der Personalwirtschaft in OWL zugunsten einer verstärkten Wertschätzung<br />

der spezifischen Qualifikationen, die Menschen aufgrund ihrer Zuwanderungsgeschichte<br />

in Unternehmen einbringen: Fundierte Kenntnisse über Mentalitäten<br />

und kulturelle Gepflogenheiten in Exportländern und sichere Zwei-<br />

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sprachigkeit in Deutsch und in der Herkunftssprache. Und das hat Folgen, nicht<br />

nur innerhalb der eigenen Personalentwicklung: Je mehr Personalabteilungen in<br />

OWL die Qualitäten von Fachkräften mit Migrationshintergrund öffentlich schätzen,<br />

<strong>des</strong>to mehr wird dies dazu beitragen, dass Fachkräfte mit Migrationshintergrund<br />

sich in OstWestfalenLippe willkommen fühlen und sich für einen Lebensmittelpunkt<br />

in OWL entscheiden. Dass dies nötig ist, belegen Forschungsergebnisse<br />

beispielsweise <strong>des</strong> Instituts der deutschen Wirtschaft: Hiernach existieren<br />

auch und gerade für Hochqualifizierte mit Migrationshintergrund eindeutige diskriminierende<br />

Effekte auf dem Arbeitsmarkt. So sei es für gering qualifizierte mit Zuwanderungsgeschichte<br />

bereits 1,3mal schwieriger in den ersten Arbeitsmarkt einzutreten.<br />

Für Hochqualifizierte sei es jedoch 4mal so schwierig. Und: 40% der<br />

hochqualifizierten türkischstämmigen Menschen, die in Deutschland sozialisiert<br />

sind, nehmen ihre erste Beschäftigung im Ausland auf und gehen damit dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt verloren.<br />

- Personalbörse INTERNATIONAL als tätiger Beitrag zu einer Willkommenskultur<br />

in OWL: Mit der Personalbörse INTERNATIONAL signalisiert die Region<br />

eine stärkenorientierte Offenheit für Menschen mit Migrationshintergrund, was<br />

auch gesamtgesellschaftlich positive Folgen hat. Gelingt es auf dem Arbeitsmarkt,<br />

die Wertschätzung für die besonderen Stärken von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

wachzurufen, wird dies auch Signalcharakter für das Miteinander im<br />

außerberuflichen Alltag haben.<br />

- Die Personalbörse INTERNATIONAL ist eine Kooperationsleistung: Die Personalbörsen<br />

INTERNATIONAL bisher gelangen durch Kooperationen der ostwestfälischlippischen<br />

Hochschulen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nordrhein-Westfalen, der Stiftung<br />

Studienfonds OWL, den Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld<br />

und Lippe zu Detmold, der Deutschen Angestellten Akademie OWL, der<br />

Agentur für Arbeit Bielefeld unter dem Dach der Initiative für Beschäftigung OWL<br />

e.V. und mit Unterstützung <strong>des</strong> Unternehmen VIELFALT OWL. Nur so erreichten<br />

die bisherigen Veranstaltungen eine attraktive Teilnehmeranzahl an Bewerber/innen<br />

und Unternehmen sowie eine sorgfältige fachliche Vorbereitung und<br />

Durchführung. Als wünschenswert wurde eine Erweiterung der Kooperationsgemeinschaft<br />

um professionelle Personaldienstleiter (zur Profilerstellung und für Bewerbercoachings)<br />

und die AIESEC (Verein zur Praktikantenvermittlung für Studierende<br />

aus aller Welt; ist an allen Hochschulen vertreten.) benannt. Als weiterer<br />

Unterstützer wurde die OstWestfalenLippe Marketing GmbH benannt.<br />

Zum Veranstaltungsformat:<br />

- Mit Hilfe eines Bewerberkatalogs haben interessierte Unternehmen bereits vor<br />

der Veranstaltung die Möglichkeit, sich über die teilnehmenden Absolvent/innen<br />

und Fachkräfte zu informieren. Übersichtlich aufbereitet findet man Informationen<br />

über Ausbildungsgrad, Sprachkompetenzen, bisherigen Berufserfahrungen sowie<br />

Hinweise zur Art der gesuchten Beschäftigung. Mit der Anmeldung geben die Unternehmen<br />

bereits an, mit welchen der Bewerber/innen sie Kontakt aufnehmen<br />

möchten. Der Veranstalter stellt ein „Matching“ zwischen Unternehmen und Bewerber/in<br />

her und stellt einen Terminplan zusammen.<br />

- Bei den bisher stattgefundenen Börsen trafen zwischen 80 und 150 Studierende,<br />

Graduierte und erfahrene Fachkräfte mit internationalem Hintergrund auf 20 bis<br />

25 Unternehmensvertreter/innen der Region.<br />

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- Über die direkten Kontakte mit Bewerber/innen hinaus erhalten Unternehmen im<br />

Rahmen von einleitenden Fachvorträgen relevante Informationen zum Beispiel<br />

zum Thema Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer/innen, Angebote der Career<br />

Services an den Hochschulen und Ähnlichem. Ländertische und die Möglichkeit<br />

zum fachlichen Austausch untereinander runden die Veranstaltung ab.<br />

- Veranstaltungsumfang: ca. 5 Stunden<br />

Zum Vorbereitungsaufwand:<br />

Die besondere Qualität der Veranstaltung entsteht durch eine sorgfältige Vorbereitung<br />

und Zusammenarbeit mit den Bewerber/innen.<br />

1. Dies betrifft erstens die Erstellung <strong>des</strong> Bewerberkatalogs, welche die teilnehmenden<br />

Bewerber/innen so portraitiert, dass interessierte Unternehmen eine Erstauswahl<br />

treffen können. Zumeist ist während der Personalbörsen immer auch<br />

genügend Zeit für unabgesprochene Gespräche. Aber der Bewerberkatalog<br />

weckt Interesse und ermöglicht es zudem, den Veranstaltungsverlauf so zu planen,<br />

dass Bewerber/innen und Unternehmen möglichst wenig Zeit darauf verwenden,<br />

einander zu finden.<br />

2. Aufwendig wird das Veranstaltungsformat aber zudem, wenn die teilnehmenden<br />

Absolvent/innen und Fachkräfte auf die Bewerbungsgespräche mit Hilfe von<br />

Qualifizierungs- und Beratungsangeboten vorbereitet werden. Dies lohnt sich,<br />

weil eine gute Selbstpräsentation und ein selbstbewusster Umgang mit den eigenen<br />

Qualitäten für junge Fachkräfte nicht selbstverständlich sind. Vielfach ergeben<br />

sich auch Missverständnisse, wenn Fachkräfte mit Migrationshintergrund die<br />

Gepflogenheiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht kennen und von dem<br />

ausgehen, was sie im Herkunftsland kennengelernt haben.<br />

Was spricht für eine gemeinsame Veranstaltung in OWL? Die Personalbörse IN-<br />

TERNATIONAL war <strong>des</strong>halb so attraktiv, weil sie sowohl aus Bewerber- als auch aus<br />

Unternehmenssicht eine höchst effiziente Form der Personalauswahl ist. Dazu ist<br />

aber eine Min<strong>des</strong>tanzahl an Teilnehmenden (Arbeitssuchende wie Unternehmen)<br />

vonnöten, die nur erreicht wird, wenn man sich in OstWestfalenLippe zugunsten einer<br />

gemeinsamen Veranstaltung zusammentut.<br />

Was heißt Verstetigung?<br />

In dem oben beschriebenen Handlungsimpuls geht es nicht nur darum, diese Veranstaltung<br />

in 2012 oder 2013 zu wiederholen. Vielmehr geht es um eine nachhaltige<br />

strukturelle Verankerung dieses Veranstaltungsformates als verlässliches Instrument<br />

der Personalauswahl für Unternehmen, und als verlässliches öffentlichkeitswirksames<br />

Signal für die Wertschätzung von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität auf dem<br />

ostwestfälischlippischen Fachkräftemarkt und als Zeichen einer aufkeimenden Willkommensstruktur<br />

in OWL. Wie oben schon beschrieben liegt der Erfolg der Veranstaltung<br />

auch in der Kooperationsleistung zwischen einer beträchtlichen Anzahl an<br />

Akteuren in OWL. Eine Verstetigung kann demnach nur auf Grundlage einer gemeinsamen<br />

Verpflichtung auf ein regelmäßiges Durchführen der Veranstaltung für eine<br />

Dauer von min<strong>des</strong>tens fünf Jahren gelingen.<br />

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Wer könnte eine Verstetigung koordinieren?<br />

Rückenwind erhält der Handlungsimpuls aus dem Regionalen Handlungskonzept<br />

Fachkräftesicherung in OstWestfalenLippe (2011), indem es heißt: „Unter dem Dach<br />

der Initiative für Beschäftigung OWL e.V. veranstalten die Hochschulen aus OWL die<br />

Personalbörse International. Das erfolgreiche Konzept soll weitergeführt werden.“<br />

Laut Handlungskonzept ist die Bindung von jungen Fachkräften an die Region eine<br />

der zentralen Herausforderungen zur Fachkräftesicherung in OstWestfalenLippe<br />

(siehe Seite 6 <strong>des</strong> Handlungskonzeptes).<br />

Bisher ist die Koordination und organisatorische Vorbereitung unter dem Dach der<br />

Initiative für Beschäftigung OWL e.V. erfolgt. Da diese aber vor allem für die Entwicklung<br />

innovativer Lösungen und Konzepte gegründet wurde, ist zu überlegen, ob die<br />

Verstetigung dieser bewährten Veranstaltungsidee unter Federführung eines anderen<br />

Akteurs bewältigt werden kann.<br />

Angeregt wurde, dass Akteure wie beispielsweise die Stiftung Studienfonds oder die<br />

OstWestfalenLippe Marketing GmbH überprüfen, ob das Veranstaltungsformat zum<br />

eigenen Portfolio passt und verantwortlich weitergeführt und fortentwickelt werden<br />

kann.<br />

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7 Impressionen aus dem Markt der Möglichkeiten<br />

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8 Anhang<br />

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8.1 Die Charta im Wortlaut<br />

Die Vielfalt der modernen Gesellschaft, beeinflusst durch die Globalisierung und den<br />

demografischen Wandel, prägt das Wirtschaftsleben in Deutschland. Wir können<br />

wirtschaftlich nur erfolgreich sein, wenn wir die vorhandene Vielfalt erkennen und<br />

nutzen. Das betrifft die Vielfalt in unserer Belegschaft und die vielfältigen Bedürfnisse<br />

unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner.<br />

Die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

und Talenten eröffnet Chancen für innovative und kreative Lösungen.<br />

Die Umsetzung der „Charta der Vielfalt“ in unserer Organisation hat zum Ziel, ein<br />

Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität,<br />

ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller<br />

Orientierung und Identität. Die Anerkennung und Förderung dieser vielfältigen Potenziale<br />

schafft wirtschaftliche Vorteile für unsere Organisation.<br />

Wir schaffen ein Klima der Akzeptanz und <strong>des</strong> gegenseitigen Vertrauens. Dieses hat<br />

positive Auswirkungen auf unser Ansehen bei Geschäftspartnern, Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern der Welt.<br />

Im Rahmen dieser Charta werden wir<br />

1. eine Organisationskultur pflegen, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung<br />

jeder und je<strong>des</strong> Einzelnen geprägt ist. Wir schaffen die Voraussetzungen<br />

dafür, dass Vorgesetzte wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Werte erkennen,<br />

teilen und leben. Dabei kommt den Führungskräften bzw. Vorgesetzten eine<br />

besondere Verpflichtung zu.<br />

2. unsere Personalprozesse überprüfen und sicherstellen, dass diese den vielfältigen<br />

Fähigkeiten und Talenten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserem<br />

Leistungsanspruch gerecht werden.<br />

3. die Vielfalt der Gesellschaft innerhalb und außerhalb der Organisation anerkennen,<br />

die darin liegenden Potenziale wertschätzen und für das Unternehmen oder<br />

die Institution gewinnbringend einsetzen.<br />

4. die Umsetzung der Charta zum Thema <strong>des</strong> internen und externen Dialogs machen.<br />

<strong>5.</strong> über unsere Aktivitäten und den Fortschritt bei der Förderung der Vielfalt und<br />

Wertschätzung jährlich öffentlich Auskunft geben.<br />

6. unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Diversity informieren und sie bei der<br />

Umsetzung der Charta einbeziehen.<br />

Wir sind überzeugt: Gelebte Vielfalt und Wertschätzung dieser Vielfalt hat eine positive<br />

Auswirkung auf die Gesellschaft in Deutschland.<br />

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