Handlungsempfehlungen Ess-Störungen - Kreis Paderborn
Handlungsempfehlungen Ess-Störungen - Kreis Paderborn
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Dem Arbeitskreis ist es wichtig, den Prozess seiner<br />
Arbeit seit 2006 zu verdeutlichen. Deswegen<br />
beschreiben wir zunächst die damalige Ausgangslage,<br />
die einen subjektiven Eindruck der beteiligten<br />
Betroffenen, Angehörigen und Fachdiensten wieder<br />
spiegelt.<br />
In unseren ersten Ergebnissen (ab Seite 4) konnten<br />
wir verschiedene Eindrücke einerseits bestätigen,<br />
anderseits aber auch relativieren. Letztendlich<br />
entwickelten wir aus alldem unsere vorliegende<br />
Handlungsempfehlung (ab Seite 6).<br />
Ausgangslage zu Beginn des Arbeitskreises<br />
2006 aus Sicht der Beteiligten:<br />
1. Alle beteiligten Institutionen haben partiell<br />
mit Betroffenen zu tun, niemand aber stellt<br />
eine gezielte und langfristig angelegte<br />
Versorgung sicher.<br />
2. Im Stadt und <strong>Kreis</strong>gebiet existiert kein<br />
medizinischer Dienst, der sich für die Behandlung<br />
und/oder der diagnostischen<br />
Abklärung einer <strong>Ess</strong>störung zuständig erklärt.<br />
3. Diagnostische Abklärung als Voraussetzung<br />
für weitere Behandlungsempfehlungen<br />
findet nicht statt.<br />
4. Betroffene und Angehörige haben keine<br />
Möglichkeit, sich gezielt zu dem Thema<br />
beraten zu lassen.<br />
5. Es existiert kein Krankenhaus im Stadt-<br />
und <strong>Kreis</strong>gebiet, das sich für Langzeit-<br />
oder Akutbehandlungen von <strong>Ess</strong>störungen<br />
verantwortlich erklärt.<br />
6. Vermittlungstätigkeiten in stationäre Klinikbehandlungen<br />
werden zurzeit nicht geleistet.<br />
7. Aufklärungs-, bzw. Präventionsarbeit wird<br />
fast gar nicht durchgeführt.<br />
8. Es gibt keine speziell ausgewiesenen<br />
Psychotherapeuten/innen im ambulanten<br />
Bereich.<br />
9. Es existiert eine Selbsthilfegruppe für <strong>Ess</strong>störungen.<br />
Die Gruppe ist ausgerichtet auf<br />
erwachsene Personen, deren Erkrankung<br />
bereits behandelt wurde und die ausreichend<br />
stabil sind. Bei einer akuten Problematik<br />
erklärt sich die Gruppe für überfordert.<br />
10. Für Minderjährige existiert kein spezielles<br />
Angebot im Bereich Selbsthilfe.<br />
11. Es existiert eine Selbsthilfegruppe für Angehörige<br />
von <strong>Ess</strong>gestörten.<br />
Erste Ergebnisse des Arbeitskreises – Bestandsaufnahme<br />
und Bewertung<br />
Hauptproblem ist, dass die Schnittstellen nicht<br />
funktionieren und man nicht weiß, wer noch in<br />
diesem Feld tätig ist. Es gibt eine Diskrepanz zwischen<br />
subjektiver Wahrnehmung der Therapieangebote<br />
durch die Betroffenen und der objektiv<br />
vorhandenen Möglichkeiten. Die Koordination und<br />
Öffentlichkeitsarbeit sollte deshalb verbessert werden.<br />
Um dem Versorgungsmangel zu begegnen, haben<br />
die beteiligten Institutionen falsche Eindrücke revidiert<br />
und erste Maßnahmen ergriffen:<br />
1. Die LWL Klinik, sowohl in der Ambulanz<br />
als auch auf den Sektorstationen und auf<br />
der Psychotherapiestation, berät und behandelt<br />
häufig sehr schwer <strong>Ess</strong>gestörte<br />
oder Menschen mit anderen komorbiden<br />
<strong>Störungen</strong>. Dazu gehört auch die Beratung<br />
von Angehörigen. Es wird aber keine<br />
Spezialsprechstunde und keine Gruppentherapie<br />
für Menschen mit <strong>Ess</strong>störungen<br />
angeboten. Für 2008 ist geplant (wenn es<br />
der Personalschlüssel und die finanziellen<br />
Mittel zulassen) in der Ambulanz eine<br />
Fachärztin für den Bereich <strong>Ess</strong>störungen<br />
einzusetzen, die dann auch bei vorhandenen<br />
Ressourcen ein Gruppenangebot erarbeiten<br />
könnte.<br />
2. Sowohl niedergelassene Psychiater/innen<br />
als auch Psychotherapeuten/innen behandeln<br />
Menschen mit einer <strong>Ess</strong>störung, dies<br />
war aber zu wenig bekannt.<br />
3. Die ambulanten Psychotherapeuten/innen<br />
in <strong>Paderborn</strong> haben bis zu 9 Monate Wartezeit<br />
auf einen ambulanten Behandlungsplatz.<br />
5 Psychotherapeuten/innen mit Kassenzulassung<br />
geben als Schwerpunkt die<br />
Behandlung von <strong>Ess</strong>störungen an, weisen<br />
aber auf begrenzte Kapazitäten hin. Nur<br />
im Einzelfall ist eine schnellere Therapieaufnahme<br />
möglich.<br />
4. Der sozialpsychiatrische Dienst ist schon<br />
immer zuständig für Menschen mit psychischen<br />
<strong>Störungen</strong>. Das betrifft auch Menschen<br />
mit einer <strong>Ess</strong>störung. Er erklärt sich<br />
auch weiterhin als erste Kontaktaufnah-<br />
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