Mehr als nur Kampfsport Heisskalt rockt Interview ... - PIGmagazin

zu Beginn Skepsis entgegengebracht wurde. Und
das nicht nur von den Schülern. „Eine Lehrerin
meinte, ich könnte die Jungs und Mädels nicht
knacken, sie hätten eh keinen Bock.“ Das Fazit
nach einem halben Jahr an der Schule könnte
besser nicht ausfallen. Ruhig und bedacht, wie es
Yasins Art ist, hat er sich den Schülern genähert.
Hat von seiner schwierigen Schulzeit erzählt,
von ehemaligen Mitschülern, die mittlerweile
im Knast sitzen. Und von denen, die gar nicht
mehr leben. Aber auch von den vielen positiven
Dingen, die ihm im Leben widerfahren sind. Alles
dank des Kampfsports. „Dadurch bin ich auf
die gute Bahn geraten“, hat Yasin vor der Klasse
bestätigt. „Ich weiß nicht, wie es sonst gelaufen
wäre.“ Und spätestens mit den Namen, die er
während seiner Erzählungen aufzählt, hat er die
Problemschüler vollends in seinen Bann gezogen.
Mike Tyson’s Trainer Cus D‘Amato, Chuck
Norris, Jean-Claude van Damme – mit allen hatte
Yasin zu tun. Als Bodyguard war er unter anderem
für das saudi-arabische Königshaus zuständig
und bewachte König Saud und dessen Gefolge.
„Die Schüler waren beeindruckt von meinen
Geschichten. Und am Ende der Stunde fragten
sie, wann ich wiederkomme.“ Das Eis war gebrochen,
die anfangs skeptische Lehrerin baff. „Jetzt
will man mich noch öfters einsetzen – auch auf
anderen Schulen“, lächelt Yasin. „Eine Art Storytelling
meines Werdegangs.“
Die Zufriedenheit ist ihm anzusehen. Seine Aufgaben
bereiten ihm sichtlich Spaß, die Schüler,
egal wo, vertrauen ihm. Weil er vor allem authentisch
rüberkommt. „Unser schlimmster Gegner
sind wir selbst. Unsere Angst, Wut, Traurigkeit,
die schlechten Gedanken allgemein. Diesen
Kampf müssen wir anhalten, uns selbst besiegen“,
betont er. Im Kleinen gelte es anzufangen. Denn:
„Wenn man innen keinen Kampf hat, dann führt
man ihn auch nicht außen.“ Wir sind ähnlich beeindruckt
wie die Schüler und vielleicht werden
wir demnächst mal Yasins Kampfsportschule für
ein Training aufsuchen.
Wäre da noch die Sache mit dem Wasser. „Wasser
passt sich allem an, umfließt die Dinge, hat eine
beruhigende Wirkung – kann aber auch kraftvoll
und zerstörerisch sein. Dieser Philosophie sollte
sich ein Kampfkünstler immer bewusst sein“, erklärt
Yasin und fügt vielsagend hinzu. „Nicht nur
Kampfkünstler, alle Menschen.“
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