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deutsches Festival 11.–18. Juni 2011

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08 24 JuNI ’11<br />

vorgeSchauT<br />

Fräuleinwunder AG aus berlin, 14.6, 16:00, 20:00 uhr, Foto: © Andreas hartmann turbo Paradiso aus Serbien, 12.6., 20:00 uhr, Foto: © Edvard Molnar kIk MELONE aus kroatien, this is (not) my forest, 15.6., 20:00 uhr, Foto: © Maja kljaja<br />

ExoRzIsMus EINEs alTEN oFENs<br />

Die STuDiobühneKöln läDT vom 11. – 18. <strong>Juni</strong> zum KroaTiSch-SerbiSch-<br />

DeuTSchen feSTival „TheaTerSzene europa“<br />

Die besten freunde sind sie nicht gerade. „ein fußballmatch<br />

der beiden länder würde ich mit starken Sicherheitsauflagen<br />

ausstatten“, sagt Dietmar Kobboldt, leiter<br />

der Studiobühne. nach dem Jugoslawienkrieg, der mitte<br />

der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts den zerfall des<br />

landes in eigenständige Staaten zur folge hatte, gab es<br />

weder auf politischer noch auf künstlerischer ebene eine<br />

nennenswerte annäherung zwischen den ländern Kroatien<br />

und Serbien. Der studiobühneköln gelang es nun, beide<br />

länder vom 11. bis zum 18. <strong>Juni</strong> für ihr jährliches festival<br />

„Theaterszene europa“ zu gewinnen. an ein kleines wunder<br />

grenzt dabei, dass neben christian wulff die präsidenten<br />

von Kroatien (prof. Dr. ivo Josipovic) und Serbien (boris<br />

Tadic) gemeinsam die Schirmherrschaft übernehmen<br />

– erstmals überhaupt, wie eine Sprecherin der kroatischen<br />

botschaft verlauten ließ.<br />

in der pfingstwoche werden zwölf gruppen 13 Stücke zeigen,<br />

darunter zwei serbische und vier kroatische – der<br />

rest sind perlen, die die Kuratoren Dietmar Kobboldt<br />

und Tim mrosek in der freien Szene in ganz Deutschland<br />

gefunden haben. interessanterweise gab es schon in der<br />

vergangenheit eine verbindung zwischen den Theaterszenen<br />

der drei länder: Die ersten Theateraufführungen im<br />

zagreb des 19. Jahrhunderts wurden aufgrund fehlender<br />

einheimischer Schauspieler von deutschen wanderbühnen<br />

gespielt. als die Kroaten der Sprachbarriere überdrüssig<br />

wurden, behalf sich zagreb 1840 mit einer aus Serbien<br />

eingeladenen Theatergruppe. Seit den Kommunismuszeiten<br />

hat Kroatien mit seinen 4,5 mio. einwohnern vier<br />

dreispartige nationaltheater und unzählige Stadttheater<br />

mit großem administrativem apparat – die junge Szene<br />

StudiobAKT_<strong>2011</strong>_06_zD_Studiob Anzeige 92x128 05.05.11 16:11 Uhr Seite 1<br />

Foto: Niklas Schulz<br />

experimente:<br />

studiobühneköln<br />

Heile Welt<br />

3., 5. und 6. <strong>Juni</strong>, 20h<br />

theaterszeneeuropa<br />

ein kroatisch-serbisch<strong>deutsches</strong><br />

<strong>Festival</strong><br />

11. – 18. <strong>Juni</strong><br />

Theater <strong>Festival</strong> Impulse<br />

29. <strong>Juni</strong> – 10. Juli<br />

www.festivalimpulse.de<br />

Spielzeiteröffnung<br />

<strong>2011</strong>/2012<br />

12 (UA)<br />

14. September, 20h<br />

Simon says (UA)<br />

15. September, 20h<br />

www.studiobuehnekoeln.de<br />

Tel.: 02 21 | 470 45 13<br />

spielt allerdings meist woanders. auch Serbien (7,5 mio.<br />

einwohner) ist traditionell ein großes Theaterland, nicht<br />

nur wegen der vielzahl seiner bühnen, sondern auch<br />

wegen seiner großen Sommer-Theaterfestivals. vor dem<br />

hintergrund jüngster geschichte liegt es fast nahe, dass<br />

sich die mehrzahl der produktionen mit dem Thema<br />

der identität beschäftigen. was bedeutet es, ein Kroate<br />

oder ein Serbe zu sein? Kann man die persönliche von<br />

der nationalen identität trennen? Spielt die jüngste vergangenheit<br />

überhaupt eine rolle für die Künstler? wurde<br />

womöglich noch gar nicht mit der aufarbeitung des<br />

Krieges auf künstlerischer ebene begonnen? Sind politik<br />

und nationalität für die eigene identität möglicherweise<br />

völlig irrelevant? So richtig beantworten kann das<br />

Kobboldt nicht, nur soviel: „viele der gezeigten Stücke<br />

zeichnen sich durch starke Körperlichkeit aus“, sagt er.<br />

Post theater aus Stuttgart/berlin, the 4 of the gas station, 12., 13.6, Foto: Post theater<br />

Johannisstraße 64, D-50668 Köln<br />

Tel +49 (0)221-9124 88 85<br />

www.weinamrhein.eu<br />

Küchenzeiten:<br />

Dienstag bis Samstag 18.30 bis 22.00<br />

Dienstag bis Freitag 12.00 bis 14.00<br />

2-Gang-Mittagsmenü 14,80 Euro<br />

Dokumentartheater spiele im Theater der gastnationen<br />

keine größere rolle, eher der Tanz. Die grenzen<br />

zwischen klassischem Sprechtheater und alternativen<br />

ausdrucksmöglichkeiten (betonte mimik, gestik, Tanz)<br />

seien fließend. angst vor einer Sprachbarriere muss<br />

man wegen der starken bildersprache übrigens nicht<br />

haben, wo es nötig ist, sind die Stücke übertitelt. Das<br />

Konzept der authentizität jedes individuums stellt auf<br />

jeden fall das mehrfach preisgekrönte ensemble TrafiK<br />

(Kroatien) in „Deer“ in frage (fr, 17.06.). Dabei werden<br />

berühmte persönlichkeiten imitiert oder momente<br />

des kollektiven gedächtnisses auf die bühne gebracht,<br />

etwa cuba gooding <strong>Juni</strong>ors Dankesrede bei den oscars.<br />

aber auch Skurriles findet seinen platz, etwa ein Sessel<br />

und ein alter ofen, die sich einem exorzismus unterziehen.<br />

Das Kontrastprogramm dazu bietet noch am selben<br />

abend „a mind cut“ des serbischen ensembles „nomad<br />

bad Taste co.“: ein einblick in die menschliche psyche<br />

zwischen Tanz und performance, der den zuschauer in<br />

einen erlebten albtraum versetzt. Das ebenfalls serbische<br />

ensemble KiK melone liefert mit seiner produktion<br />

„This is (not) my forest“ eine tänzerische hommage an<br />

pina bausch. aber auch die produktionen der deutschen<br />

Teilnehmer hören sich spannend an: „Deter/müller/martini“<br />

aus berlin richten in „The end of as we know“ ihre<br />

aufmerksamkeit auf die identität des viel zu oft vernachlässigten<br />

bühnenraums. Jede ecke, jede fuge, jedes lockere<br />

brett der Studiobühne findet so erstmals beachtung<br />

und theatralische „behandlung“ – der raum hat es<br />

ja durchaus nötig. ANNEttE GEbuhR<br />

tERMINE IM JuNI: 11., ERöFFNuNG MIt „DEtER/MüLLER/MARtINI“, 20<br />

uhR, INFOS: www.StuDIObuEhNE-kOELN.DE<br />

ROMANISCHER SOMMER KÖLN<br />

ROMANISCHE NACHT <strong>2011</strong><br />

6. bis 8. Juli<br />

Heilige<br />

Lautten Compagney Berlin<br />

Shoho Choir – Zen-Kuge Ryuginkai<br />

Ars Choralis Coeln<br />

Maria Jonas<br />

Sequentia – Ensemble für Musik des Mittelalters<br />

Marco Blaauw<br />

Kölner Kammerchor /<br />

Collegium Cartusianum, Peter Neumann<br />

Christiane Oelze<br />

Thomas Christian Ensemble<br />

Cuncordu de Orosei<br />

L’Aura Soave di Cremona, Sergio Azzolini<br />

Edwin Alexander Buchholz<br />

www.romanischer-sommer.de<br />

kontakt@romanischer-sommer.de<br />

VVK KölnTicket 0221.2801<br />

09 24 JuNI ’11<br />

vorgeSchauT<br />

Die glückliche Putzfrau Fatma, 25. 6., 18.00 uhr, Foto: © Pascal Maine Das Museum bombana de kokologo, 25./26. 6., 15.30 & 18.30 uhr, Foto: © Meisel Auf Leben und tod, 28. 6., 14.00 und 19.00 uhr, Foto: © Nicholas Meisel<br />

ausTausch auF augENhöhE<br />

africologne, ein neueS feSTival im TheaTer im bauTurm vom<br />

22. – 28. <strong>Juni</strong>, zeigT zeiTgenöSSiScheS afriKaniScheS TheaTer<br />

afrika – das ist elend, Kriege, hunger, armut, Kindersoldaten,<br />

Korruption. So sieht das gewöhnliche Schreckensbild<br />

aus, das wir in den europäischen medien vom<br />

schwarzen Kontinent erhalten. weitgehend unbekannt<br />

ist, dass es in afrika auch eine zeitgenössische, gesellschaftlich<br />

stark engagierte Kulturszene gibt und eine<br />

fülle von Theaterfestivals. eins der wichtigsten sind die<br />

„récréâtrales“ in burkina faso. alle zwei Jahre finden sie<br />

in einem Stadtteil von ouagadougou statt, laden für einige<br />

wochen afrikanische bühnenbildner und regisseure,<br />

autoren und Schauspieler ein, um einen geschützten<br />

raum für die Kunst zu schaffen. zehn Tage lang werden<br />

die entstandenen arbeiten und gastspiele aus ganz afrika<br />

gezeigt (siehe reportage akT.18), in den innenhöfen<br />

der Stadtbewohner. nun sind im Theater im bauturm viele<br />

von ihnen erstmals in europa zu sehen: auf dem neuen<br />

festival „africologne“ vom 22. – 28. <strong>Juni</strong>.<br />

Seit Jahren suchte gerhardt haag, intendant des Kölner<br />

Theaters im bauturm, nach einem afrikanischen<br />

Kooperationspartner für sein Theater – bis er im <strong>Juni</strong><br />

2009, bei der grundsteinlegung von christoph Schlingensiefs<br />

operndorf in burkina faso (etwa 30 km von<br />

ouagadougou entfernt), auf den leiter der récréâtrâles,<br />

etienne minoungou, traf. aus privaten gründen reist<br />

haag schon seit dreizehn Jahren regelmäßig nach burkina,<br />

dem land der „aufrechten“, das an die elfenbeinküste<br />

und mali grenzt und zu den ärmsten ländern der welt<br />

gehört. gerhardt haag war so begeistert von minoungous<br />

festival, dass er spontan beschloss, sein Theater als Kooperationspartner<br />

einzubringen – denn ihm wie minoungou<br />

ist es ein anliegen, mit Theater die zivilgesellschaft zu<br />

Wolke 9<br />

Uraufführung nach dem Film<br />

von Andreas Dresen<br />

Mendy - Das Wusical<br />

von Helge Schneider<br />

TERMINE: 11. - 13. <strong>Juni</strong><br />

Werther<br />

von Johann Wolfgang Goethe<br />

TERMINE: 19. + 20. <strong>Juni</strong> (zum letzten Mal!)<br />

TERMINE: 1. - 3., 16. - 18., 30. <strong>Juni</strong> - 2. Juli<br />

Tickets: 0221 52 42 42 · www.theater-im-bauturm.de<br />

stärken, ob es nun die deutsche oder die afrikanische ist.<br />

Dass er zwei Jahre später in Köln mit „africologne“ eins<br />

der ersten afrikanischen Theaterfestivals in Deutschland<br />

gründen würde, hätte er wohl nicht gedacht. Dass es dazu<br />

den „ritterschlag“ der bundeskulturstiftung erhalten<br />

würde, wohl noch weniger: mit 150.000 euro fördert die<br />

institution nun das zweijährige projekt, von dem „africologne“<br />

nur ein kleiner Teil ist. es ist nach angie hiesl<br />

produktion das erste und einzige freie Kölner Theater,<br />

dass vom bund eine derartig hohe unterstützung erhält.<br />

abgesehen von den Theatertagen am Theater an der ruhr<br />

in mülheim und den „Theaterformen“ in braunschweig hat<br />

es das so noch nicht gegeben: ein festival auf augenhöhe,<br />

das in eine zweisprachige Koproduktion mit afrikanischen<br />

und Kölner Schauspielern mündet – und möglichst<br />

zur institution werden soll. unser bild von afrikas Kultur<br />

beschränkt sich doch meist eher auf folkloristisches<br />

Trommeln, Tanzen und essen. „ich kann gar nicht genug<br />

ausdrücken, wie sehr mich freut, dass afrika endlich einmal<br />

anders wahrgenommen wird“ sagt minoungou, der<br />

in burkina faso und brüssel lebt und extra zur pressekonferenz<br />

nach Köln gekommen ist. auch er wird mit einer<br />

philosophisch komplexen arbeit vertreten sein: „auf<br />

leben und Tod“ erzählt von zwei häftlingen in einer zelle.<br />

Der eine sitzt lebenslänglich, weil er den präsidenten<br />

erschießen wollte, der andere hat „nur“ zwei menschen<br />

ermordet. wer ist nun moralisch weniger schuldig, im<br />

angesicht von politisch motivierten afrikanischen völkermorden?<br />

(28. 6., 14.00 und 19.00 uhr). auch die anderen<br />

in Köln gezeigten produktionen erzählen vom konkreten<br />

alltag in der afrikanischen gesellschaft, oft mit spannen-<br />

<strong>Festival</strong> des<br />

afrikanischen Theaters<br />

22. –28. <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />

www.theater-im-bauturm.de<br />

den ästhetischen mitteln. auffallend ist, mit wieviel humor<br />

der armut des Kontinents begegnet wird. in „fatma“<br />

etwa erzählt eine alleinstehende, kinderlose putzfrau, wie<br />

ihre hoffnungen auf familie an der realität zerschellten<br />

– und beschreibt ihren brutalen afrikanischen alltag so<br />

konsequent, naiv und trotzig als „schönes leben“, dass<br />

ihre mittellose einsamkeit umso stärker berührt (Sa, 25.<br />

6., 18 uhr). im „museum bombana de Kokologo“ zeigt der<br />

performer pascal rome ein fiktives „museum der eigenartigen<br />

Künste“, absurde erfindungen, die im täglichen lebenskampf<br />

von zweifelhaftem nutzen sind. Die zuschauer<br />

werden lebhaft zu Demonstrationszwecken mit einbezogen<br />

(rautenstrauch-Joest-museum, 25. und 26. 6., 15.30 und<br />

18.00 uhr). aber es geht auch ernster: eröffnet wird etwa<br />

mit „ziitba“. Da wird eine afrikanerin zur coolen DJane,<br />

die zur politischen abrechnung mit ihrem land schreitet<br />

(22., 23.6.), da gibt ein Straßenjunge auskunft über sein<br />

leben („unaufhörlich“, 26., 27. <strong>Juni</strong>), da erzählt im „herz<br />

der leopardenkinder“ ein junger migrant, was ihn zu einem<br />

mord an einem polizisten trieb und setzt sich mit<br />

den Stimmen seiner vorfahren auseinander (25.6.) – übrigens<br />

ausgerechnet im millowitsch-Theater, dem großen<br />

boulevard-nachbarn des bauturms. „ein großer coup“<br />

sei mit dem festival gelungen, sagte auch Kulturamtsleiter<br />

Konrad Schmidt-werthern bei der pressekonferenz<br />

bewundernd, „kein aufspringen auf die multi-Kulti-mode,<br />

sondern ein echtes interesse am Kontinent“. Tägliche publikumsgespräche,<br />

eine große podiumsdiskussion und<br />

szenische lesungen neuer afrikanischer Stücke runden<br />

das programm ab. DOROthEA MARcuS<br />

tERMINE IM JuNI: ERöFFNuNG AM MIttwOch, 22. 6., 18 uhR, 20 uhR<br />

„zIItbA“, PROGRAMM uNtER: www.thEAtER-IM-bAutuRM.DE

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