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»Nora« im Bauturm Theater<br />
Als fußballbegeisterter Kölner nahm der Vater sie schon früh mit zu<br />
den Heimspielen des 1. FC Köln. Prompt verkündete Annette mit sechs<br />
Jahren bereits mit vollem Ernst, dass sie in den Verein eintreten und<br />
später einmal Fußballprofi werden wolle. <strong>Das</strong> war dem Hause Frier dann<br />
doch zu fortschrittlich, Mädchenfußball sollte erst später, viel später zur<br />
Trendsportart werden. Ein schlichtes Nein kam jedoch nicht in Frage und<br />
so suchte man für das quirlige Kind fieberhaft nach einer Alternative.<br />
Man suchte und man fand: Seit über 20 Jahren spielt Annette Frier nun<br />
Hockey. »Ich wollte dann auch Profi-Hockey-Spielerin werden. <strong>Das</strong> hätte<br />
auch fast geklappt, aber leider war ich zu faul oder nicht talentiert genug.<br />
Auf jeden Fall habe ich nicht genug trainiert. Ich sag‘ immer, wir waren<br />
die Besten von den Schlechten. Wir haben es nie in die Bundesliga oder in<br />
die 2. Bundesliga geschafft, sondern spielten immer Oberliga. Wir waren<br />
schon ganz gut, aber eben eine echte Party-Mannschaft und meistens so<br />
verkatert am Sonntag, dass die Tore leider öfter auf der Strecke blieben.<br />
Dafür waren wir allerdings ziemlich fröhlich.« Annette Frier spielt immer<br />
noch aktiv und ist 2010 sogar zur Vereinspräsidentin gewählt worden.<br />
»Und das obwohl ich kaum E-Mails schreibe oder beantworte. Na ja, manche<br />
waren schon zweimal dran, und so viele sind wir dann ja auch nicht<br />
mehr. Jetzt hat‘s mich erwischt. Wir sind eher so ‘ne fröhliche Kneipenmannschaft<br />
geworden, die einmal im Jahr auf dem Platz steht. Dann hab‘<br />
ich zwei Wochen lang Muskelkater.«<br />
fOTOs: JüRgen siecKMeyeR<br />
Nach der verpassten Hockey-Karriere war auch ein Beruf im Hotelfach in<br />
der Überlegung, oder »Lehrerin« oder »was mit Sprachen«. Schließlich unterlag<br />
die »Vernunft« dem Talent, was sich letztlich als sehr vernünftig erwies:<br />
Nach dem Abitur (Gesamtnote 2,1) ging‘s auf die Schauspielschule. Beworben<br />
hatte sich Annette in Köln, Berlin und München. An allen drei Schulen<br />
schaffte sie es in die Endrunde. Die letzte und entscheidende Prüfung fand<br />
in München und Berlin quasi am gleichen Tag statt. Also setzte Annette sich<br />
ans Telefon, und teilte Berlin mit, dass sie zum Termin nicht kommen könne,<br />
da München ebenfalls geladen hätte. In Berlin war man beleidigt, in München<br />
landete sie auf der Warteliste. So blieb Köln – und bereits im zweiten<br />
von vier Lehrjahren holte Hannelore Hoger sie ans Kölner Schauspielhaus.<br />
ich Bin die leTZTe, die<br />
VOn sich BehaupTeT, BesOndeRs<br />
WiTZig Zu sein.<br />
Theater spielt sie viel länger, aber einem richtig großen Publikum bekannt<br />
wurde sie 1997 durch die Rolle der Vivi Andraschek, der lesbischen Freundin<br />
von »Walter« in der RTL-Serie »Hinter Gittern – der Frauenknast«. Ein<br />
Jahr später konnte Annette Frier ihr komisches Talent in der Comedy-Serie<br />
»Switch« unter Beweis stellen. Seitdem übernimmt sie im TV vorwiegend<br />
den komödiantischeren Part und wird im Fernsehen meist unter »lustig«<br />
einsortiert. »Ich bin die Letzte, die von sich behauptet, besonders witzig<br />
zu sein. Tatsächlich habe ich am Theater immer nur die tragischen Rollen<br />
gespielt, das tue ich heute noch. Heute bin ich sehr froh, dass es darauf<br />
hinausläuft, dass ich beides machen kann, sodass man mich immer<br />
weniger in eine Schublade steckt. Ich hab‘ gemerkt, dass ich die Bühne<br />
brauche, auch als ich längst schon Fernsehen machte. Nach jeder Theater-<br />
Produktion habe ich mir gesagt: Dieses Jahr drehst Du ausschließlich. Aber<br />
dann kommt ein tolles Theater-Angebot und ich nehme es an.«<br />
»Ben Hur« im Comedia Theater »Nora« im Bauturm Theater<br />
8 klaaf Kölner Köpfe Kölner Köpfe klaaf 9<br />
fOTO: © MeyeR ORiginals<br />
fOTO: JüRgen siecKMeyeR