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Wasser - kein Recht für alle? - Stiftung Bildung und Entwicklung

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„In der Welt von heute ist<br />

<strong>Wasser</strong> mehr als nur eine Quelle<br />

des Lebens. Defizite bei der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung sind Ursache<br />

von Armut, Ungleichheit, sozialer<br />

Ungerechtigkeit <strong>und</strong> sehr ungleich<br />

verteilten Lebenschancen. Diese<br />

Defizite wiegen schwer, denn <strong>Wasser</strong><br />

ist ein Menschenrecht – <strong>und</strong> <strong>kein</strong>er<br />

von uns sollte wegschauen, wenn<br />

Menschenrechte verletzt werden.<br />

Genauso wenig dürfen wir uns mit<br />

einer Welt abfinden, in der über<br />

eine Million Kinder sich nichts<br />

sehnlicher wünschen als ein Glas<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> eine Toilette.“<br />

Kevin Watkins<br />

Leiter des Büros<br />

<strong>für</strong> den Bericht über die<br />

menschliche <strong>Entwicklung</strong>


<strong>Entwicklung</strong>sprogramm<br />

der Vereinten Nationen<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> die Vereinten Nationen


Englische Ausgabe<br />

CHEFREDAKTEURIN<br />

Claire Hastings (Kanada)<br />

GRAFIKER<br />

Daniel Lopez (Ecuador)<br />

PROJEKTKOORDINATOR<br />

Benjamin Mains (USA)<br />

Gastredakteure:<br />

Andrea Davidson (Kanada)<br />

Anika Singh (Indien)<br />

Patricia Sudi (Kenia)<br />

Connor Youngerman (Kanada)<br />

Redaktionsteam:<br />

Preetam Alex (Indien)<br />

Alpha Bacar Barry (Guinea)<br />

Nina Best (Brasilien)<br />

Olivier Cournoyer Boutin (Kanada)<br />

Shahrez Khan (Pakistan)<br />

Tanya Mowbray (Großbritannien)<br />

Julien Paquin (Frankreich)<br />

Alfredo Redondo (Argentinien)<br />

Matthias Schmidt (Deutschland)<br />

MIT BEITRÄGEN VON:<br />

Bart Abbott (USA)<br />

Vu Thuy Anh (Vietnam)<br />

Francis Anyaegbu (Nigeria)<br />

Joshua Awala, (Kenia)<br />

Edward Blackie (Liberia)<br />

Michael Boampong (Ghana)<br />

Olya Chebykina (Russland)<br />

Samson Gounue (Liberia)<br />

Saida Ibragic (Bosnien-Herzegowina)<br />

John Koroma (Sierra Leone)<br />

Samadhee Malalasekera (Sri Lanka)<br />

Darpan Mandal (Indien)<br />

Gaby Mavilla (Peru)<br />

Themba Phakathi (Swasiland)<br />

Raffia Saleem (Pakistan)<br />

Charles Sendegeya (Uganda)<br />

Norman Wai (Papua Neuguinea)<br />

Karmel Wong (Kanada)<br />

Yu Xiang (China)<br />

Lin Yan (China)<br />

PROJEKTBERATER<br />

David Woollcombe<br />

ANSPRECHPARTNER BEI UNDP<br />

Marisol Sanjines<br />

Pedro Manuel Moreno<br />

ANSPRECHPARTNER BEI TALKING-BOX<br />

Fabián Vázquez Savareikas<br />

Gonzalo Sanchez David<br />

Das Redaktionsteam dankt Rosey Simonds,<br />

Bart Ullstein, Helen de Mattos, Joan Wilson,<br />

Timothy Hastings <strong>und</strong> Steve Riffkin <strong>für</strong> ihre<br />

großzügige Unterstützung bei diesem Projekt.<br />

© 2007 Peace Child International<br />

The White House | 46 High Street |<br />

Buntingford, Herts | SG9 9AH, UK<br />

Tel. (+44) 1763 274459 | Fax. (+44) 1763<br />

274460<br />

www.peacechild.org | water@peacechild.org<br />

United Nations Development Programme<br />

1 UN Plaza | New York | New York, 10017| USA<br />

http://hdr.<strong>und</strong>p.org<br />

Deutsche Ausgabe<br />

HERAUSGEBER<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> die Vereinten Nationen e. V.<br />

Zimmerstraße 26/27<br />

D-10969 Berlin<br />

Telefon: (030) 259375-0<br />

Telefax: (030) 259375-29<br />

E-Mail: info@dgvn.de<br />

www.dgvn.de<br />

Übersetzung:<br />

Bernd Neidlein<br />

Redaktion:<br />

Sibille Etling, Ulrich Keller<br />

Satz <strong>und</strong> Druck:<br />

EMS Eckert Medienservice, Rheinbach<br />

Gedruckt auf umweltfre<strong>und</strong>lichem,<br />

chlorfreiem Papier<br />

Die Herausgabe dieser Publikation<br />

wurde mit Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> gefördert.<br />

Berlin, 2008<br />

Der Inhalt dieses Druckwerks darf unter der<br />

Bedingung, dass Peace Child International,<br />

UNDP <strong>und</strong> der betreffende Autor oder<br />

Fotograf als Quelle angegeben <strong>und</strong> die<br />

Redaktion schriftlich in Kenntnis gesetzt wird,<br />

ganz oder in Teilen ohne gesonderte Erlaubnis<br />

unentgeltlich vervielfältigt <strong>und</strong> in beliebiger<br />

Weise <strong>für</strong> <strong>Bildung</strong>szwecke genutzt werden.<br />

Diese Publikation darf ohne die vorherige<br />

schriftliche Erlaubnis von UNDP, Peace Child<br />

International <strong>und</strong> der Deutschen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> die Vereinten Nationen nicht weiter -<br />

verkauft oder in anderer Weise gewerblich<br />

verwertet werden. Das gesamte Bildmaterial<br />

in diesem Heft wurde mit Wissen <strong>und</strong><br />

vorheriger Zustimmung der betreffenden<br />

Künstler abgedruckt. Der Hersteller, der<br />

Herausgeber <strong>und</strong> der Drucker übernehmen<br />

<strong>kein</strong>e Haftung <strong>für</strong> Verstöße gegen das<br />

Urheberrecht oder andere <strong>Recht</strong>e, die sich<br />

aus dem Inhalt dieser Publikation ergeben. Es<br />

wurden <strong>alle</strong> Anstrengungen unternommen,<br />

um sicherzustellen, dass die Quellenangaben<br />

mit den zur Verfügung gestellten Angaben<br />

übereinstimmen.<br />

Die in diesem Heft vertretenen Ansichten<br />

sind die der Autoren <strong>und</strong> decken sich nicht<br />

unbedingt mit den Ansichten von UNDP,<br />

von Peace Child International oder deren<br />

Beauftragten.


4<br />

6<br />

8<br />

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12<br />

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24<br />

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32<br />

Schon heute die Zukunft bauen<br />

8 Herausforderungen, die Welt zu verändern<br />

Die Freiheit, unsere Möglichkeiten zu entfalten<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong> den Frieden<br />

Millionen Menschen sterben<br />

Nichts <strong>für</strong> <strong>alle</strong>s, <strong>alle</strong>s <strong>für</strong> nichts<br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen tragen die größte Last<br />

Gewaltige Fortschritte sind möglich<br />

Gleichgültigkeit kostet Menschenleben<br />

Internationale Zusammenarbeit ist unverzichtbar<br />

Langsam, aber unaufhaltsam<br />

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg<br />

Sei Teil des Wandels!<br />

Weitere Informationsmöglichkeiten


Jetzt die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen schaffen<br />

<strong>Wasser</strong> ist eines der gr<strong>und</strong>legendsten Bedürfnisse des Lebens <strong>und</strong><br />

eine zentrale Gr<strong>und</strong>lage der menschlichen <strong>Entwicklung</strong>. Wie Ihr hier<br />

lesen werdet, ist <strong>Wasser</strong> jedoch <strong>für</strong> weite Teile der Menschheit <strong>kein</strong>e<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Manche Menschen glauben, dass es zu der derzeitigen <strong>Wasser</strong>krise<br />

gekommen ist, weil es nicht genug <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> jeden gibt. Das<br />

<strong>Entwicklung</strong>sprogramm der Vereinten Nationen (United Nations<br />

Development Programme – UNDP) ist <strong>alle</strong>rdings ganz anderer Meinung.<br />

Wir vertreten die Auffassung, dass die Krise ihre Wurzeln in<br />

Armut <strong>und</strong> Ungleichheit hat. Denn die Ärmsten der Welt leiden am<br />

stärksten unter dieser Krise – einer Milliarde von ihnen wird das<br />

Gr<strong>und</strong>recht auf unbedenkliches Trinkwasser nicht zugestanden.<br />

Durch <strong>Wasser</strong>mangel entsteht ein Teufelskreis von Armut, der<br />

immer stärkere Ungleichheiten zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen bzw.<br />

Jungen <strong>und</strong> Mädchen, immer schlechtere Ges<strong>und</strong>heit von Kindern<br />

<strong>und</strong> immer mehr Krankheit <strong>und</strong> Tod mit sich bringt. Zwei Millionen<br />

Menschenleben könnten gerettet werden, wenn die Politik das<br />

<strong>Wasser</strong>problem zu ihrer obersten Priorität machen würde. Doch<br />

das ist nicht der Fall: Denn mit <strong>Wasser</strong>politik kann man <strong>kein</strong>e<br />

Wahlen gewinnen <strong>und</strong> auch Toiletten gehören nicht zu den Kernfragen<br />

bei demokratischen Wahlen. Deshalb hat die internationale<br />

Gemeinschaft es versäumt, dem Thema <strong>Wasser</strong> Vorrang einzuräumen.<br />

Und die Armen haben immer noch zu wenig Mitspracherecht<br />

<strong>und</strong> Einfluss in der Politik, als dass sie ihren Anspruch auf<br />

<strong>Wasser</strong> als Menschenrecht durchsetzen könnten.<br />

Dieses Heft ist jedoch weit davon entfernt, Hoffnungslosigkeit zu<br />

verbreiten. Die von uns durchgeführte Forschung lässt erkennen,<br />

dass die Welt bereits heute über die Finanzen, Technologien <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten verfügt, um da<strong>für</strong> zu sorgen, dass die <strong>Wasser</strong>krise endgültig<br />

der Vergangenheit angehört, so wie dies in den reichen Ländern<br />

von heute bereits vor einem Jahrh<strong>und</strong>ert geschehen ist.<br />

Bisher fehlen <strong>alle</strong>rdings noch gut durchdachte <strong>und</strong> mit der entsprechenden<br />

Finanzierung ausgestattete Maßnahmenpläne.<br />

Nochmals zusammengefasst: Im Gr<strong>und</strong>e gibt es <strong>kein</strong>e Versorgungs -<br />

krise – der Welt geht das <strong>Wasser</strong> noch nicht aus. Doch Millionen<br />

der schwächsten Menschen dieser Welt leben in Gegenden, wo das<br />

<strong>Wasser</strong> schon jetzt immer knapper wird. Es muss mehr getan wer-<br />

4 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

den, um den Gefahren zu begegnen, die durch den Klimawandel<br />

entstehen. Die Konkurrenz um <strong>Wasser</strong> wird in den kommenden<br />

Jahrzehnten noch zunehmen. Denn die Weltbevölkerung wächst<br />

weiter an, <strong>und</strong> mit fortschreitender Industrialisierung <strong>und</strong> zunehmendem<br />

Bedarf der Landwirtschaft steigt die Nachfrage nach<br />

<strong>Wasser</strong>. Etwa 1,4 Milliarden Menschen leben in Flussbecken, wo<br />

mehr <strong>Wasser</strong> entnommen als wieder herangeführt wird. Flüsse<br />

trocknen aus, der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel sinkt ab <strong>und</strong> stark von<br />

<strong>Wasser</strong> abhängige Ökosysteme werden rasch geschädigt. Die<br />

Welt ist heute dabei, eine ihrer wertvollsten Ressourcen herun -<br />

terzuwirtschaften, während sie gleichzeitig ökologische Schulden<br />

anhäuft, die <strong>für</strong> Euch – die jüngere Generation – eine große<br />

Belas tung darstellen werden.<br />

Wenn <strong>kein</strong>e Kurskorrektur erfolgt, könnten zwei Dinge geschehen.<br />

Erstens könnte es sein, dass die Schwächsten ihren Anspruch auf<br />

sauberes <strong>Wasser</strong> zunehmend an mächtigere Bevölkerungsgruppen<br />

verlieren. Zweitens könnten grenzüberschreitende Konflikte sich<br />

verschärfen <strong>und</strong> offene Kriege ausbrechen, wenn diesen Konflikten<br />

nicht durch eine entsprechende Politik <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

auf internationaler Ebene gegengesteuert wird. Mit dem Bericht<br />

über die menschliche <strong>Entwicklung</strong> 2006 (Human Development<br />

Report – HDR) sollte unter den poli tischen Entscheidungsträgern<br />

eine Diskussion über diese gr<strong>und</strong>legenden Themen angeregt<br />

werden. Ich hoffe, dass diese speziell <strong>für</strong> junge Leute erstellte<br />

Zusammenfassung des HDR bei der nachkommenden Generation<br />

eine ähnliche, kreative Debatte auslösen wird. Denn die nächste<br />

Generation wird sich, wenn die derzeitige Untätigkeit in der<br />

<strong>Wasser</strong>politik so weiter geht, einer <strong>Wasser</strong>krise gegenübersehen,<br />

die die heutige Krise bei Weitem in den Schatten stellen wird.<br />

Kemal Derviş<br />

Administrator des <strong>Entwicklung</strong>sprogramms<br />

der Vereinten Nationen


Um die Welt von morgen zu retten,<br />

müssen wir schon heute etwas tun<br />

„Was? Die tun es in eine Plastiktüte <strong>und</strong> schmeißen es auf die<br />

Straße? Das darf doch nicht wahr sein!“ Von den sechs jungen<br />

Leuten, die um den Tisch herum sitzen, erhebt sich ein Chor ungläubiger<br />

Stimmen.<br />

„Nein! Ich sag Euch, das stimmt!“, wirft eine helle Stimme ein.<br />

„Was sollen diese Menschen denn sonst tun? Sie haben <strong>kein</strong>e<br />

Kanalisation. Sie haben <strong>kein</strong>e Toiletten. Wo sollen sie denn sonst<br />

hingehen?“ Patricia lehnt sich in ihrem Stuhl zurück <strong>und</strong> studiert<br />

die Reaktionen in den Gesichtern um sie herum, bei denen ihr<br />

Argument langsam ankommt. „Echt, wir haben <strong>kein</strong>e Ahnung, wie<br />

gut es uns geht.“<br />

Will man den Bericht über die menschliche <strong>Entwicklung</strong> 2006<br />

auf 32 – <strong>für</strong> Jugendliche ansprechenden – Seiten zusammenfassen,<br />

benötigt man jede Menge Ideen, Nachforschungen, Niedergeschriebenes<br />

<strong>und</strong> Erzähltes. Wir sind beim zweiten Abend der<br />

Redaktionssitzung, bei der junge Autoren, Illustratoren <strong>und</strong> Redakteure<br />

aus <strong>alle</strong>r Welt sich über die Feinheiten der Krise bei der <strong>Wasser</strong><strong>und</strong><br />

Sanitärversorgung austauschen. Aus den Details der oben<br />

beschriebenen „fliegenden Toiletten“ von Kibera in Kenia ent -<br />

wickelt sich ein angeregtes Gespräch zwischen den jungen<br />

Redakteuren über die diversen Vorteile des Brunnengrabens, des<br />

Latrinenbauens <strong>und</strong> der Tropfbewässerung.<br />

Der Bericht über die menschliche <strong>Entwicklung</strong> (Human Development<br />

Report – HDR) gehört zu den bekanntesten <strong>und</strong> meist -<br />

gelesenen Publikationen der Vereinten Nationen. 2006 befasste sich<br />

der Bericht mit einem der schwierigsten <strong>und</strong> am stärksten vernachlässigten<br />

Problemen, denen sich die Menschheit heute gegenübersieht:<br />

der Verfügbarkeit von sauberem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> angemessener<br />

Sanitärversorgung. Die Bereitstellung von unbedenklichem <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> hygienischen Sanitäranlagen könnte weltweit jedes Jahr<br />

1,8 Millionen Kindern das Leben retten <strong>und</strong> gleichzeitig den 2,6 Milliarden<br />

Erdbewohnern, die ohne Sanitärversorgung leben müssen,<br />

einen Teil ihrer Würde zurückgeben.<br />

Der HDR ist ein hochinteressantes Dokument, randvoll mit Fakten,<br />

Zahlenmaterial <strong>und</strong> Berichten aus erster Hand von den Brennpunkten<br />

der Krise bei der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung r<strong>und</strong> um die<br />

Welt. Er ist aber auch 400 Seiten dick <strong>und</strong> befasst sich mit komplexen<br />

<strong>und</strong> verwickelten politischen Fragestellungen, ist also nicht<br />

unbedingt Lektüre nach dem Geschmack der heutigen Jugend -<br />

lichen. Deshalb hat das UNDP junge Leute, die sich im weltweiten<br />

Netzwerk von Peace Child International engagieren, darum gebeten,<br />

eine bebilderte Zusammenfassung des Berichts zu erstellen,<br />

die sich speziell an Jugendliche richtet.<br />

Am Redaktionstisch werden inzwischen die eingegangenen<br />

Beiträge besprochen, über 500 sind es an der Zahl. Ordentlich<br />

aufgestapelte Berichte in Aufsatzform, Gedichte, Zeichnungen <strong>und</strong><br />

Fotos sind in Minutenschnelle über den ganzen Tisch verstreut.<br />

Eifriges Papierrascheln <strong>und</strong> immer wieder begeistertes Raunen legt<br />

sich über den Raum, während die jungen Redakteure lesen, was<br />

die Jugend der Welt über das Problem der <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

denkt, <strong>und</strong> sich darüber austauschen. Das Ergebnis haltet Ihr jetzt<br />

in den Händen...<br />

VORWORTE 5


Im Jahr 2000 erarbeiteten Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs aus <strong>alle</strong>r Welt beim Millenniums-Gipfel der Vereinten Nationen eine Reihe<br />

von Zielen, um die extreme Armut abzuschaffen <strong>und</strong> den Menschen mehr Freiheit zu geben. Die Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele<br />

(Millennium Development Goals – MDGs), die bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollen, beruhen auf einer demokratischen Regierungsform,<br />

dem Prinzip der <strong>Recht</strong>sstaatlichkeit, der Achtung der Menschenrechte sowie Frieden <strong>und</strong> Sicherheit. Aber diese Ziele lassen sich<br />

nur erreichen, wenn <strong>alle</strong> Beteiligten an einem Strick ziehen. Die armen Länder müssen gut haushalten <strong>und</strong> ihre Bewohner beim<br />

Aufbau einer besseren Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> unterstützen. Die reichen Länder müssen mehr <strong>Entwicklung</strong>shilfe leisten,<br />

Schulden erlassen <strong>und</strong> einen faireren Handel betreiben.<br />

8<br />

Herausforderungen,<br />

die Welt zu<br />

verändern<br />

Gleichstellung <strong>und</strong> größerer<br />

Einfluss <strong>für</strong> Frauen!<br />

HIV/AIDS, Malaria <strong>und</strong><br />

andere Krankheiten<br />

bekämpfen!<br />

Extreme Armut <strong>und</strong><br />

Hunger beseitigen!<br />

Die Kindersterblichkeit<br />

senken!<br />

Die Umwelt schützen<br />

<strong>und</strong> bewahren!<br />

Die Frage ist nicht, ob wir es uns leisten können,<br />

die Zielvorgaben der Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele umzusetzen...<br />

6 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Gr<strong>und</strong>schulbildung<br />

<strong>für</strong> <strong>alle</strong> Kinder!<br />

Die Ges<strong>und</strong>heit von<br />

Müttern verbessern!<br />

Weltweit im Dienst<br />

der <strong>Entwicklung</strong><br />

zusammenarbeiten!


Die MDGs beruhen eigentlich auf einem einfachen Gedanken: Extreme Armut <strong>und</strong> sehr ungerecht verteilte Chancen sind <strong>kein</strong>e unausweichlichen<br />

Tatsachen des Lebens, sondern Probleme, die sich lösen oder zumindest mildern lassen. Wenn uns dies gelingt, wird dies<br />

ein gewaltiger Schritt nach vorne <strong>für</strong> die menschliche <strong>Entwicklung</strong> sein. Wenn wir aber die Ziele nicht erreichen, wird unser <strong>alle</strong>r<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Wohlstand abnehmen. Die miteinander zusammenhängenden Fragestellungen von sauberem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> ange -<br />

messener Sanitärversorgung wirken sich auf eine lange Reihe anderer Probleme aus. Deshalb müssen in beiden Bereichen dauer hafte<br />

Fortschritte gemacht werden, damit die einzelnen MDGs erreicht werden können.<br />

Die Umwelt schützen <strong>und</strong> bewahren, <strong>und</strong> bis zum Jahr<br />

2015 die Zahl der Menschen halbieren, die <strong>kein</strong>en dauerhaften<br />

Zugang zu unbedenklichem Trinkwasser <strong>und</strong> sanitärer<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung haben.<br />

900 Millionen Menschen<br />

1,3 Milliarden<br />

272 Millionen Schultage<br />

3,2 Milliarden Arbeitstage<br />

jährliche Einsparungen in Höhe von<br />

etwa 1,7 Milliarden US-Dollar<br />

2 Millionen Todesfälle verhindern<br />

Daniel Lopez Nina Best Olivier Cournoyer Boutin Shahrez Khan Julien Paquin<br />

..., sondern ob wir es uns leisten können,<br />

diese Investition NICHT zu tätigen.<br />

DIE MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE<br />

7


Die Freiheit, unsere Möglichkeiten zu entfalten<br />

Bei menschlicher <strong>Entwicklung</strong> geht es um die realen Möglichkeiten, was Menschen mit <strong>und</strong> aus<br />

ihrem Leben machen können, <strong>und</strong> um die Freiheit, in ihrem Leben echte Entscheidungen zu<br />

treffen. Die Versorgung mit <strong>Wasser</strong> betrifft sämtliche Teilbereiche der menschlichen <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Eine sichere <strong>Wasser</strong>versorgung gewährleistet, dass <strong>alle</strong> Menschen verlässlichen Zugang zu<br />

ausreichenden Mengen unbedenklichen <strong>Wasser</strong>s zu bezahlbaren Preisen erhalten <strong>und</strong> ihnen<br />

so ein ges<strong>und</strong>es, würdevolles <strong>und</strong> produktives Leben ermöglicht wird.<br />

Unser Ziel: eine bessere Welt<br />

Bei menschlicher <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Sicherheit geht es um viel mehr<br />

als um Wirtschaftswachstum. Menschliche <strong>Entwicklung</strong> schafft die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> eine bessere Welt: Eine Welt ohne Armut, in der <strong>alle</strong><br />

die Chance auf <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> eine gute Ges<strong>und</strong>heit haben.<br />

Sauberes <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> gute Hygiene hängen eng mit der menschlichen<br />

<strong>Entwicklung</strong> zusammen. Verschmutztes <strong>Wasser</strong> in Verbindung<br />

mit schlechter Sanitärversorgung ist weltweit die zweit -<br />

häufigste Todes ursache bei Kindern. Daran sterben jeden Tag<br />

4.900 Kinder. Durch eine ganz einfache <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärver -<br />

8<br />

Durch eine ganz<br />

einfache <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Sanitärversorgung <strong>für</strong><br />

<strong>alle</strong> könnten die<br />

Ges<strong>und</strong>heitssysteme in<br />

den <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />

jedes Jahr etwa<br />

1,6 Milliarden US-Dollar<br />

einsparen.<br />

WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

sorgung <strong>für</strong> <strong>alle</strong> könnten die Ges<strong>und</strong>heitssysteme in den <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />

jedes Jahr etwa 1,6 Milliarden US-Dollar einsparen.<br />

Wenn Kinder weit laufen müssen, um <strong>Wasser</strong> zu holen, oder<br />

wenn sie krank werden, weil sie <strong>kein</strong> sauberes <strong>Wasser</strong> zum Trinken<br />

haben, fehlen sie häufig in der Schule <strong>und</strong> bleiben bei ihrer <strong>Bildung</strong><br />

zurück. Schlechte <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit beeinträchtigen ihre<br />

Arbeitsfähigkeit sehr stark, so dass sie in einen Teufelskreis der<br />

Armut geraten, dem man kaum mehr entgehen kann.<br />

Zum Glück sind enorme Verbesserungen möglich. Im Globalen Plan<br />

des Berichts über die menschliche <strong>Entwicklung</strong> wurde errechnet,<br />

dass 10 Milliarden US-Dollar im Jahr nötig sind, um die Millen niums-<br />

<strong>Entwicklung</strong>sziele zu erreichen <strong>und</strong> die Versorgung mit sauberem<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Sanitäranlagen auf der ganzen Erde drastisch zu<br />

verbessern. 10 Milliar den Dollar klingt zwar nach viel, aber es ist<br />

gerade einmal soviel, wie die Regierungen der Welt <strong>alle</strong> acht Tage<br />

<strong>für</strong> militärisches Gerät aus geben! Stellt Euch einmal vor, was geschehen<br />

würde, wenn auch nur ein Bruchteil der Rüstungsaus -<br />

gaben in die Sanitär- <strong>und</strong> saubere <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>für</strong> <strong>alle</strong><br />

fließen würde.<br />

Auch zu beachten: In Westbengalen, einem ländlichen Teil von Indien,<br />

sind mit schier unglaublich geringem Mitteleinsatz riesige<br />

Fortschritte bei der Sanitär- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> der<br />

Gemeinwesenentwicklung gemacht worden.<br />

Mit einem kleinen Darlehen bauten Mitglieder des Gemeinwesens<br />

Latrinen in mindestens sechs Dörfern. Das nötige Kapital – 30 US-<br />

Dollar je Latrine – wurde als zinsfreies Darlehen mit einem Jahr Laufzeit<br />

zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> kam den Dorfbewohnern sowohl<br />

beim Bau der Latrinen als auch bei der Gründung von Familien -<br />

betrieben zugute. Vor dem Bau der Latrinen mussten die Dorf -<br />

bewohner ihre Notdurft auf offenem Feld verrichten: ohne jeg liche<br />

Hygiene, Sicherheit <strong>und</strong> Privatsphäre.<br />

Lokale Lösungen <strong>für</strong> lokale Probleme sind der Ausgangspunkt <strong>für</strong> Veränderungen.


Daniel Lopez<br />

<strong>Wasser</strong> ist die Quelle <strong>alle</strong>n Lebens, auch der menschlichen <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> der Freiheit des Menschen.<br />

MENSCHLICHE ENTWICKLUNG<br />

9


Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong> den Frieden<br />

Die Menschenrechte schützen <strong>alle</strong> Menschen vor politischer, rechtlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Willkür. Durch seine angeborene Würde besitzt jeder Mensch automatisch <strong>Recht</strong>e, ganz egal,<br />

welcher Volksgruppe <strong>und</strong> Nationalität er angehört oder welches Geschlecht er hat.<br />

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es, dass „...die Anerkennung<br />

der angeborenen Würde <strong>und</strong> der gleichen <strong>und</strong> unveräußerlichen <strong>Recht</strong>e <strong>alle</strong>r Mitglieder der<br />

Gemeinschaft der Menschen die Gr<strong>und</strong>lage von Freiheit, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Frieden in der<br />

Welt bildet“.<br />

20 Liter am Tag...<br />

das absolute Minimum<br />

„Der Zugang zu unbedenklichem <strong>Wasser</strong> ist ein menschliches Gr<strong>und</strong> -<br />

bedürfnis <strong>und</strong> daher ein gr<strong>und</strong>legendes Menschenrecht. Verschmutztes<br />

<strong>Wasser</strong> gefährdet sowohl die körperliche als auch die soziale Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>alle</strong>r Menschen <strong>und</strong> ist ein Angriff auf die Menschenwürde.“<br />

Kofi Annan,<br />

ehemaliger UN-Generalsekretär<br />

Am Weltwassertag 2001 rief der damalige UN-Generalsekretär die<br />

Welt dazu auf, die <strong>Wasser</strong>krise zu lösen. UNDP forderte daraufhin:<br />

Die Regierungen der Welt sollen erklären, dass jeder Mensch ein<br />

universelles <strong>Recht</strong> auf 20 Liter frisches, sauberes <strong>Wasser</strong> am Tag hat<br />

– denn 20 Liter sind das Mindeste, was man zum täglichen Leben<br />

braucht. Doch leider hat sich seither kaum etwas verbessert. In vielen<br />

Ländern stehen den meisten Menschen immer noch weniger<br />

als 20 Liter am Tag zur Verfügung – oder sie müssen verschmutztes<br />

<strong>Wasser</strong> trinken, das mit Fäkalien, Schädlingsbekämpfungs -<br />

mitteln oder anderen Schadstoffen verseucht ist. Selbst dort, wo<br />

genießbares <strong>Wasser</strong> verfügbar ist, muss man erst einmal das<br />

Geld haben, um es bezahlen zu können. Da es zwischen 0,25 <strong>und</strong><br />

1,25 US-Dollar kostet, einen <strong>Wasser</strong>behälter aufzufüllen, können<br />

es sich die 660 Millionen Menschen, die nur 2 US-Dollar am Tag zum<br />

Leben haben, einfach nicht leisten, <strong>Wasser</strong> zu kaufen.<br />

Solange <strong>Wasser</strong> nicht als Menschenrecht anerkannt ist, wird es ewig<br />

so weitergehen. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass <strong>Wasser</strong> zum<br />

Menschenrecht erklärt wird. Und da<strong>für</strong> müssen wir weltweit mit<br />

vollem Einsatz kämpfen. Wird erst einmal das <strong>Recht</strong> <strong>alle</strong>r auf<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung anerkannt, dann kommt im Bereich<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> auf der ganzen Welt ein Stein ins<br />

Rollen.<br />

Menschenrechte sind <strong>kein</strong> Luxus, auf den man auch verzichten kann.<br />

10 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Mir wird das <strong>Recht</strong> auf<br />

sauberes <strong>Wasser</strong> verweigert<br />

In Mushin, wo ich zuhause bin, einem Vorort von Lagos in Nigeria,<br />

fließt nur selten <strong>Wasser</strong> aus dem Hahn. Meine Familie <strong>und</strong> ich<br />

müssen unser <strong>Wasser</strong> vom Tanklaster kaufen. Jeden Tag kostet es<br />

uns etwa 150 Naira (1 US-Dollar), einen Behälter mit 80 Litern aufzufüllen.<br />

Die Bewohner der vielen Armenviertel haben da weniger<br />

Glück. Statt die Schule zu besuchen, müssen viele Kinder aus armen<br />

Familien jeden Tag st<strong>und</strong>enlang um <strong>Wasser</strong> anstehen. Ich habe<br />

schon erlebt, dass sich Kinder ihr <strong>Wasser</strong> aus maroden Leitungen<br />

<strong>und</strong> buchstäblich aus der Gosse holen.<br />

Angesichts dieser entwürdigenden Situation betreibt die Kommunalverwaltung<br />

nur Augenwischerei: Sie bohren Tiefbrunnen (tiefe,<br />

enge Löcher im Boden, wo wir manchmal auf <strong>Wasser</strong> stoßen), aber<br />

hören schon nach zwei oder drei Wochen mit der Arbeit auf. Ich<br />

musste schon zwei Mal ins Krankenhaus, weil ich <strong>Wasser</strong> aus so<br />

einem Loch getrunken hatte. Wie <strong>alle</strong> Menschen brauche ich <strong>Wasser</strong><br />

zum Leben, aber ich bekomme nur ungenießbares <strong>Wasser</strong>. Das<br />

<strong>Recht</strong> auf sauberes <strong>Wasser</strong> wird mir verweigert. Warum?<br />

Wir Jugendlichen müssen Bewusstsein schaffen darüber, wie<br />

wichtig sauberes <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Sanitäranlagen sind. Um Initiative<br />

ergreifen zu können, müssen wir unsere eigenen Einstellungen, Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> Gewohnheiten ändern. Gemeinsam müssen wir<br />

uns da<strong>für</strong> ein setzen, dass <strong>Wasser</strong> als Menschenrecht anerkannt wird<br />

<strong>und</strong> dass mehr Gelder bereitgestellt werden, damit sauberes <strong>und</strong><br />

unbedenk liches <strong>Wasser</strong> zur Verfügung steht – nicht nur <strong>für</strong> uns<br />

selber, sondern auch <strong>für</strong> <strong>alle</strong> künftigen Generationen.<br />

Francis Anyaegbu, Nigeria


Samadhee Malalasekera<br />

Kannen voller Silber<br />

Jeden Morgen<br />

wenn sie gähnt<br />

tut es weh <strong>und</strong> sie<br />

sehnt sich nach M<strong>und</strong>wasser<br />

mit Fluorzusatz.<br />

Ganz behutsam<br />

schüttet sie <strong>Wasser</strong><br />

aus dem<br />

rissigen Plastikeimer<br />

wie aus einer<br />

mit Silber gefüllten Kanne.<br />

Man kann<br />

sich auch wegdrehen.<br />

Schweigend,<br />

um sich herum lauter Hausarbeit<br />

<strong>für</strong> die man jede Menge<br />

<strong>Wasser</strong> braucht.<br />

Ausgelaugte Seele,<br />

verdorrte Hoffnungen<br />

Eine verzweifelte Mutter,<br />

die sich müht,<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> eine Suppe<br />

zu finden.<br />

Hoher <strong>Wasser</strong>preis bedeutet<br />

ungespültes Geschirr,<br />

ungewaschene Haut.<br />

Kannst du einfach nur zuschauen<br />

<strong>und</strong> in einer Welt aus<br />

Silber schwimmen?<br />

20 Liter<br />

Charles Sendegeya, Uganda<br />

gr<strong>und</strong>legende<br />

Menschenrechte<br />

wichtige<br />

Bausteine der <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Menschenrechte sind verbindliche Verpflichtungen, in denen allgemein gültige Werte zum Ausdruck kommen.<br />

WASSER: EIN MENSCHENRECHT 11


Eine stille Katastrophe –<br />

Millionen Menschen sterben<br />

Durchf<strong>alle</strong>rkrankungen<br />

Malaria<br />

Masern<br />

HIV/AIDS<br />

Akute Atemwegsinfektionen<br />

12 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Todesfälle von Kindern (in Millionen)<br />

0,25 0,5 0,75 1 1,25 1,5 1,75 2<br />

Rest<br />

der Welt<br />

Südasien<br />

Afrika<br />

südlich<br />

der Sahara<br />

Bei Kindern in den<br />

<strong>Entwicklung</strong>sländern werden<br />

jedes Jahr 5 Milliarden Fälle von<br />

Durchf<strong>alle</strong>rkrankungen diagnostiziert.<br />

1,8 Millionen Kinder sterben daran.<br />

Weltweit sterben mehr Menschen an<br />

Durchf<strong>alle</strong>rkrankungen, die durch<br />

Bakterien <strong>und</strong> Viren in verschmutztem<br />

<strong>Wasser</strong> verursacht werden, als<br />

an HIV/AIDS oder Malaria.<br />

Wo es <strong>kein</strong> funktionierendes<br />

Kanalisationssystem gibt, sammelt sich<br />

das <strong>Wasser</strong> in Pfützen, die schnell zu<br />

Brutstätten von Stechmücken – den<br />

Überträgern der Malaria – werden.<br />

Jeden Tag sterben 3.600 Menschen<br />

an Malaria, <strong>und</strong> davon sind 3.200<br />

noch im Kindesalter.


Bart Abbott<br />

Wenn ungeklärtes Abwasser<br />

sich mit Trinkwasser vermischt,<br />

ist Cholera vorprogrammiert.<br />

Daniel Lopez Yu Xian<br />

DIE STILLE KRISE 13


2,6 Milliarden Menschen haben weder Toilette noch Dusche<br />

958 Millionen Menschen in<br />

Ostasien <strong>und</strong> dem Pazifikraum<br />

925 Millionen Menschen<br />

in Südasien<br />

437 Millionen Menschen in<br />

Afrika südlich der Sahara<br />

80 Millionen Menschen<br />

im Nahen Osten<br />

120 Millionen Menschen in<br />

Lateinamerika <strong>und</strong> der Karibik<br />

In Kambodscha reicht der Tageslohn<br />

eines Landarbeiters nicht einmal<br />

aus, um eine Familie zu ernähren.<br />

Eine ein fache Grubenlatrine<br />

würde 20 Tageslöhne kosten –<br />

doch das Geld haben die Menschen<br />

nicht, da sie es <strong>für</strong> Essen, Kleidung<br />

<strong>und</strong> Unterkunft ausgeben müssen.<br />

Durch sauberes <strong>Wasser</strong> könnte die<br />

Kindersterblichkeit um die Hälfte reduziert werden.<br />

14 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

2,6 Milliarden Menschen, etwa die<br />

Hälfte der Gesamtbevölkerung in<br />

den <strong>Entwicklung</strong>sländern, sind<br />

nicht aus reichend mit Sanitäranlagen<br />

versorgt. Das ist ein Drittel der<br />

gesamten Welt bevölkerung.


1,1 Milliarden Menschen haben <strong>kein</strong> sauberes Trinkwasser<br />

Jeder 5. Mensch in den<br />

<strong>Entwicklung</strong>sländern hat<br />

<strong>kein</strong> unbedenkliches <strong>Wasser</strong><br />

zur Verfügung.<br />

1/6 der Weltbevölkerung hat <strong>kein</strong>en<br />

Zugang zu sauberem <strong>Wasser</strong>.<br />

406 Millionen Menschen in<br />

Ostasien <strong>und</strong> dem Pazifikraum<br />

229 Millionen Menschen<br />

in Südasien<br />

314 Millionen Menschen in<br />

Afrika südlich der Sahara<br />

38 Millionen Menschen<br />

im Nahen Osten<br />

49 Millionen Menschen in<br />

Lateinamerika <strong>und</strong> der Karibik<br />

660 Millionen Menschen haben<br />

weniger als 2 US-Dollar am Tag<br />

zum Leben <strong>und</strong> <strong>kein</strong>en Zugang<br />

zu einer sauberen <strong>Wasser</strong>quelle.<br />

Etwa 385 Millionen von ihnen<br />

leben in absoluter Armut,<br />

müssen also mit weniger<br />

als 1 US-Dollar am Tag<br />

überleben.<br />

700 Millionen Menschen leben schon heute in Ländern,<br />

in denen <strong>Wasser</strong>knappheit herrscht – im Jahr 2025 werden es 3 Milliarden sein.<br />

STILLE KRISE 15


New York (USA)<br />

London<br />

(Großbritannien)<br />

Manila<br />

(Philippinen)<br />

Accra (Ghana)<br />

Barranquilla<br />

(Kolumbien)<br />

<strong>Wasser</strong> kostet nichts <strong>für</strong> die, die <strong>alle</strong>s haben,<br />

<strong>und</strong> <strong>alle</strong>s <strong>für</strong> die, die nichts haben<br />

Die Armen müssen stark überhöhte Preise <strong>für</strong> kleine <strong>Wasser</strong>mengen bezahlen. Und um<br />

dieses zu bekommen, müssen sie kilometerweite Strecken laufen, st<strong>und</strong>enlang warten<br />

<strong>und</strong> mit anderen Leuten, denen es genauso schlecht geht wie ihnen, um das kostbare Nass<br />

konkurrieren. Die Ungleichheit zu überwinden, bedeutet mehr als dass jeder Mensch 20 Liter<br />

<strong>Wasser</strong> am Tag zur Verfügung hat – diese 20 Liter müssen auch sauber <strong>und</strong> bezahlbar sein –<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Armen kostenlos.<br />

<strong>Wasser</strong>preis (US-Dollar pro Kubikmeter)<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Aus dem Hahn oder aus der Flasche...<br />

16 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Mein Leben lang habe ich in einer Großstadt in Russland gelebt. Deshalb war ich es gewohnt, dass das Trinkwasser in Flaschen gekauft<br />

wird. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, aus dem <strong>Wasser</strong>hahn zu trinken, weil man davon sehr krank werden kann. Wenn ich mir<br />

morgens die Zähne putzte, benutzte ich dazu Mineralwasser. Wenn unsere Trinkwasservorräte zu Ende waren, benutzten wir Spezialfilter<br />

<strong>und</strong> kochten das <strong>Wasser</strong> ab. Das hat ewig gedauert. Manchmal bin ich in die Schule gegangen, auch ohne mir die Zähne geputzt<br />

zu haben.<br />

Jetzt bin ich als Austauschschülerin in den USA. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie überrascht ich war, als ich meine Gasteltern zum ersten<br />

Mal Leitungswasser trinken sah? Aber trotzdem kaufen sie noch Mineralwasser. Ich weiß auch nicht, warum.<br />

Olya Chebykina, Russland<br />

Ungleichheit bei der <strong>Wasser</strong>versorgung:<br />

Apartheid aufgr<strong>und</strong> von Wohlstand <strong>und</strong> Wohnort<br />

Als Slumbewohner in<br />

Manila bezahlt man<br />

mehr <strong>für</strong> sein <strong>Wasser</strong><br />

als jemand, der in<br />

London lebt.


Eine eingefrorene <strong>Wasser</strong>leitung macht nachdenklich<br />

Heute war Wintereinbruch bei uns in Kanada <strong>und</strong> prompt sind die<br />

<strong>Wasser</strong>leitungen in unserem Tierstall eingefroren. Um sechs Uhr<br />

morgens fingen mein Bruder Eric <strong>und</strong> ich schon an, <strong>Wasser</strong> in 20-<br />

Liter-Eimern vom Wohnhaus zum Stall zu schleppen, damit die Tiere<br />

etwas zu trinken hatten. Obwohl ich mich dick eingepackt hatte,<br />

war mir immer noch kalt: Heute war es ganz schön frostig – ein nördlicher<br />

Tag! Als ich das <strong>Wasser</strong> in die Eimer laufen ließ, kam es mir<br />

komisch vor, etwas zu tun, was die Menschen schon seit langer Zeit<br />

nicht mehr tun. Aber in dem Moment fiel mir auf, dass das ja gar<br />

nicht stimmt: Es gibt noch immer viele Menschen auf der Welt, die<br />

jeden Tag mühsam <strong>Wasser</strong> holen müssen. Mit gefüllten Eimern<br />

stapfte ich zurück zum Stall. Beim ersten Mal machte es noch Spaß:<br />

Ich war an der frischen Luft, machte meinen Frühsport <strong>und</strong> hatte<br />

eine sinnvolle Aufgabe – die Tiere mit <strong>Wasser</strong> versorgen. Drinnen<br />

begrüßten mich die Kuh <strong>und</strong> das Lama, die so fre<strong>und</strong>lich waren, sich<br />

nicht über den ungewohnten Durst zu beklagen, während die Schafe<br />

<strong>und</strong> Ziegen mich lautstark wissen ließen, dass sie mich persönlich<br />

<strong>für</strong> ihre missliche Lage verantwortlich machten. Auf dem Weg<br />

zurück zum Haus merkte ich, dass mir meine Arme schon ganz<br />

schön wehtaten. Das würde ein langer Morgen werden.<br />

Im Haus angekommen, kam ich wieder ins Nachdenken. Jetzt ging<br />

es mir genauso wie den Menschen in der Dritten Welt, die jeden Tag<br />

<strong>Wasser</strong> schleppen müssen. Und gleich korrigierte ich mich: Das<br />

stimmt nicht, denn meine Tiere sind Haus- <strong>und</strong> <strong>kein</strong>e Nutztiere. Mein<br />

Leben hängt nicht davon ab, dass sie überleben. Und das Überleben<br />

meiner Tiere hängt auch nur selten davon ab, dass ich <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> sie<br />

heranschleppe. Normalerweise brauche ich ja nur den <strong>Wasser</strong>hahn des<br />

Schlauchs aufzudrehen. Die Eimer füllten sich <strong>und</strong> ich machte mich<br />

wieder an die Arbeit. Die letzten fünfzig Meter zum <strong>Wasser</strong>trog der<br />

Tiere legte ich im Laufschritt zurück <strong>und</strong> entleerte meine Eimer sofort.<br />

Dann sagte ich den Tieren, wie gut es ihnen doch ginge, <strong>und</strong><br />

ging zurück zum Haus, um die Eimer wieder aufzufüllen.<br />

Karmel Wong<br />

Ich bin an schwere Arbeit auf dem Bauernhof gewöhnt, doch als<br />

ich mich mit 40 Litern <strong>Wasser</strong> beladen durch den Schnee kämpfte,<br />

waren Muskeln gefragt, die ich in meinem täglichen Leben kaum<br />

brauchte. Eric meinte zu mir, wir sollten das jeden Tag tun, um unsere<br />

doch ziemlich schlaffen Armmuskeln zu trainieren. Jeden Tag,<br />

genau wie so viele Menschen auf der ganzen Welt.<br />

Normalerweise brauche ich<br />

nur den <strong>Wasser</strong>hahn des<br />

Schlauchs aufzudrehen...<br />

Ich versuchte mir vorzustellen, wie das wäre – jeden Tag sich derart<br />

plagen zu müssen <strong>für</strong> jeden Schluck <strong>Wasser</strong>, den man braucht... Im<br />

Vorbeigehen bemerkte ich, dass der <strong>Wasser</strong>trog der Tiere recht<br />

schmutzig war <strong>und</strong> man ihn bald mal wieder sauber machen sollte.<br />

Das <strong>Wasser</strong>, das bei uns aus dem Hahn kommt, ist sauber <strong>und</strong> klar<br />

– man kann es bedenkenlos trinken. Doch wie wäre es, wenn es aus<br />

einem schlam migen Fluss käme oder einem brackigen <strong>Wasser</strong>loch?<br />

Wie wäre es, wenn das einzige <strong>Wasser</strong>, das es gibt, schmutzig ist? Ich<br />

betrachtete meine Tiere, wie sie ihren Durst löschten mit <strong>Wasser</strong> weit<br />

sauberer als das <strong>Wasser</strong>, das Millionen Menschen zum Trinken haben.<br />

Womit habe ich diesen Wohlstand <strong>und</strong> Luxus verdient? Warum habe<br />

ich mehr als genug <strong>Wasser</strong> zur Verfügung, während Andere Durst<br />

leiden müssen? Wieso müssen so viele Menschen sich den Kopf da rüber<br />

zerbrechen, wo sie ihr tägliches <strong>Wasser</strong> herbekommen sollen? Und was<br />

kann ich tun?<br />

Connor Youngerman, Kanada<br />

385 Millionen Menschen haben weniger als<br />

1 US-Dollar am Tag zum Leben <strong>und</strong> <strong>kein</strong>en Zugang zu unbedenklichem <strong>Wasser</strong>.<br />

DIE UNGLEICHHEIT ÜBERWINDEN 17


Frauen <strong>und</strong> Mädchen<br />

tragen die größte Last<br />

Überall auf der Welt sind Frauen <strong>und</strong> Mädchen überproportional stark durch die Krise der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung benachteiligt. Vielerorts ist es ein ungeschriebenes Gesetz,<br />

dass Frauen <strong>und</strong> Mädchen sich um den Haushalt kümmern; daher sind sie auch da<strong>für</strong><br />

zuständig, <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> ihre Familien aufzutreiben <strong>und</strong> zu holen. Durch das Fehlen von<br />

sauberem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Sanitäranlagen in der Nähe ihrer Wohnung haben Mädchen weniger<br />

Chancen, die Schule zu besuchen, wichtige berufliche Fähigkeiten zu erlernen <strong>und</strong> zu<br />

vollwertigen Mitgliedern ihres Gemeinwesens zu werden.<br />

Verlorene Zeit, verlorene Zukunft<br />

Das Problem ist eigentlich ganz klar: Wenn Frauen <strong>und</strong> Mädchen<br />

<strong>Wasser</strong> herbeischaffen müssen oder gezwungen sind, große Strecken<br />

zu Fuß zurückzulegen, um auf die Toilette gehen zu können,<br />

verlieren sie viel Zeit, die sie sonst auf andere Dinge verwenden<br />

könnten. Zum Beispiel, um in die Schule zu gehen. Oder mit ihren<br />

Kindern zu spielen. Oder <strong>für</strong> Geld zu arbeiten.<br />

Der Zusammenhang ist leicht verständlich. „Natürlich würde ich<br />

mich freuen, wenn ich zur Schule gehen könnte“, sagt Yeni, eine<br />

Zehn jährige aus El Alto in Bolivien. „Doch wie soll das gehen? Meine<br />

Mutter braucht mich zum <strong>Wasser</strong>holen <strong>und</strong> die öffentliche <strong>Wasser</strong>leitung<br />

hier wird nur von 10 bis 12 Uhr aufgedreht. Man muss<br />

sich rechtzeitig anstellen, weil solch ein starker Andrang ist.“<br />

Je näher Mädchen an einer <strong>Wasser</strong>quelle wohnen, desto häufiger<br />

besuchen sie die Schule. In Tansania ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

ein Mädchen zur Schule geht, um 12 Prozent höher, wenn es weniger<br />

als eine Viertelst<strong>und</strong>e zu Fuß von einer <strong>Wasser</strong>quelle wohnt.<br />

<strong>Wasser</strong>holen ist nicht das einzige Hindernis <strong>für</strong> die Schulbildung<br />

– denn wenn Mädchen das Glück haben, zur Schule gehen zu<br />

können, führen unzumutbare oder nicht vorhandene Toiletten<br />

oft ganz schnell dazu, dass sie wieder zuhause bleiben müssen. Und<br />

viele Eltern, die über die mangelnde Hygiene, Sicherheit <strong>und</strong><br />

Privatsphäre in den Schullatrinen besorgt sind, nehmen ihre<br />

Töchter von der Schule, sobald sie in die Pubertät kommen. In<br />

Bangladesch stieg infolge eines UNICEF-Programms zur Verbes -<br />

serung der schulischen Sanitäranlagen der Schulbesuch von<br />

Mädchen um 11 Prozent.<br />

Dort wo Frauen <strong>und</strong> Mädchen sauberes <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> hygienische<br />

Sanitäranlagen vorfinden, wirkt sich dies langfristig positiv aus. Gebildete<br />

Frauen sind eher dazu in der Lage, sich am Entscheidungsfindungsprozess<br />

in ihren Haushalten, Gemeinwesen <strong>und</strong> Ländern<br />

zu beteiligen. Mädchen, die die Schule besucht haben, heiraten<br />

meistens später <strong>und</strong> bekommen ihre Kinder später – <strong>und</strong> ihre<br />

Familien sind kleiner <strong>und</strong> gesünder als die von ungebildeten Müttern.<br />

Wenn wir die Verbesserung der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung<br />

in den <strong>Entwicklung</strong>sländern zu einer Priorität machen, ist<br />

sicher, dass wir große Fortschritte in Richtung auf das dritte<br />

Millennium-<strong>Entwicklung</strong>sziel machen werden: „Gleichstellung<br />

<strong>und</strong> größerer Einfluss <strong>für</strong> Frauen!“<br />

Viele Eltern, die über die mangelnde Hygiene,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Privatsphäre in den Schullatrinen<br />

besorgt sind, nehmen ihre Töchter von der Schule,<br />

sobald sie in die Pubertät kommen.<br />

Jedes Jahr werden in Afrika südlich der Sahara 40 Milliarden St<strong>und</strong>en darauf verwendet, <strong>Wasser</strong><br />

zu holen – das entspricht der Arbeitsleistung <strong>alle</strong>r französischen Arbeitnehmer in einem Jahr.<br />

18 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?


Antonio Suarez<br />

Studien zufolge könnten Frauen 100 US-Dollar im Jahr mehr verdienen,<br />

wenn sie nur eine St<strong>und</strong>e am Tag darauf verwenden müssten, um <strong>Wasser</strong> zu holen.<br />

BENACHTEILIGUNG AUFGRUND DES GESCHLECHTS 19


Rückgang des Sterberisikos [in %]<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

Ein Zeitsprung von 300 Jahren:<br />

Mumbai, 2007 = London, 1707<br />

Es gibt noch Hoffnung! Die Geschichte hat gezeigt, dass die Einführung eines umfassenden<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungs- <strong>und</strong> Abwasserentsorgungssystems in Großstädten wie London <strong>und</strong> New York<br />

erheblich zur Ges<strong>und</strong>heit der Bevölkerung beitrug – durch <strong>Wasser</strong> übertragene Krankheiten wie<br />

Cholera wurden dadurch besiegt. Ohne die ständige Belastung durch Krankheiten lebten die<br />

Menschen nun länger <strong>und</strong> produktiver, <strong>und</strong> mit der Zeit war es ihnen möglich, große Fortschritte<br />

bei der menschlichen <strong>Entwicklung</strong> zu machen. Unsere Aufgabe heute ist es, diese Fortschritte<br />

dort zu wiederholen, wo es immer noch <strong>kein</strong>e gute <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung gibt.<br />

Ägypten<br />

Uganda<br />

Verbesserte Sanitärversorgung<br />

20 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Peru Kamerun<br />

Verbesserte <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

UNDP-Forschungsergebnisse<br />

belegen, dass eine<br />

verbesserte <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Sanitärversorgung die<br />

Kindersterblichkeit stark<br />

vermindern kann.<br />

Investitionen in<br />

die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Sanitärversorgung könnten<br />

viel bewirken,<br />

damit das Millenniums-<br />

<strong>Entwicklung</strong>sziel Nr. 4<br />

erreicht wird: „Die<br />

Kindersterblichkeit senken!“<br />

Seitdem Anfang der 1980er Jahre in Orangi, einem Elendsviertel von Karatschi in Pakistan,<br />

die Kanalisation in Betrieb genommen wurde, ist die Säuglingssterblichkeit dort von 130 Todesfällen<br />

pro 1.000 Lebendgeburten auf heute unter 40 zurückgegangen.<br />

Staatsregierungen sowie Regional- <strong>und</strong> Kommunalverwaltungen müssen handeln,<br />

indem sie die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung <strong>und</strong> das Ges<strong>und</strong>heitswesen zu Prioritäten erklären.


Bart Abbott<br />

Bart Abbott<br />

Durch <strong>Wasser</strong> die<br />

Lebensfreude wiedergewonnen<br />

Das Dorf Moturumesi <strong>und</strong> seine Umgebung im Bezirk Nyamira von<br />

Kenia hatten lange unter <strong>Wasser</strong>knappheit gelitten, bis im Jahr<br />

2004 endlich Hilfe von der Regierung <strong>und</strong> Hilfsorganisationen kam.<br />

Heute versorgt das <strong>Wasser</strong> aus dem neuen gemeindeeigenen<br />

Brunnen- <strong>und</strong> Leitungssystem über 15.000 Menschen <strong>und</strong><br />

30.000 Tiere. Jetzt sieht man überall strahlende Gesichter. „Un sere<br />

Tiere sind ges<strong>und</strong>, <strong>und</strong> ich komme nicht mehr zu spät zur<br />

Schule“, freut sich Susan Kwamboka, die vor dem <strong>Wasser</strong>projekt<br />

regelmäßig an Cholera erkrankte.<br />

Für mich ist das Allerschönste daran, dass ich jetzt meine Groß -<br />

mutter besuchen gehen kann, die in Moturumesi lebt. Durch die<br />

Sanierungsmaßnahmen ist <strong>alle</strong>s leichter geworden – jetzt muss ich<br />

<strong>kein</strong>e Angst mehr haben, dass ich weit laufen muss, um sauberes<br />

<strong>Wasser</strong> zu holen oder die Tiere zum Tränken an sehr abgelegene<br />

Flüsse zu führen, wenn ich sie besuche. Und meine Oma muss ihre<br />

Kinder <strong>und</strong> uns Enkel nicht mehr wie früher ins Krankenhaus bringen.<br />

Sie kann jetzt ihr kleines Feld regelmäßig bewässern <strong>und</strong> wird<br />

mit einer reichen Ernte belohnt. Dadurch, dass plötzlich <strong>Wasser</strong> verfügbar<br />

ist, ist auch sie richtiggehend aufgeblüht. Sie duscht gerne<br />

jeden Tag, denn das Vergnügen hatte sie seit Jahren nicht. Für sie<br />

hat das Leben erst begonnen.<br />

Joshua Awala, Kenia<br />

In Ghana sorgt die kommunale Behörde <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung da<strong>für</strong>, dass jedes Jahr<br />

weitere 200.000 Menschen Zugang zu sauberem, frischem <strong>Wasser</strong> bekommen!<br />

DURCH HANDELN ETWAS BEWIRKEN 21


Gleichgültigkeit<br />

kostet Menschenleben<br />

Die <strong>Wasser</strong>krise bedroht die ganze Menschheit. Kleinkinder sterben an Cholera,<br />

Menschen müssen verseuchtes <strong>Wasser</strong> trinken <strong>und</strong> Frauen jeden Tag kilometerlange<br />

Fußwege zurücklegen, um zu <strong>Wasser</strong>quellen zu gelangen, die zudem verschmutzt sind.<br />

Unsere Untätigkeit wird uns noch zum Verhängnis werden. Wenn wir weiterhin so<br />

herumtrödeln, verdammen wir Milliarden von Menschen dazu, in Armut <strong>und</strong> Krankheit<br />

zu leben <strong>und</strong> zu sterben. <strong>Wasser</strong> ist <strong>kein</strong>e Konsumware, sondern lebensnotwendig.<br />

Krank in den Zehen<br />

Schon seit Jahren haben die Besitzer der Wohnblocks auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite Abwässer <strong>und</strong> Fäkalien auf den<br />

Spielplatz von Ezra Gumbe, einer Gr<strong>und</strong>schule in Kenia, geleitet.<br />

Francisca Howalla ist die Rektorin der Schule. Im trockensten Teil<br />

des Spielplatzes stehend, versucht sie mit dem Finger zu zeigen,<br />

wie verseuchtes <strong>Wasser</strong> in kleinen Bächen über die Straße geflossen<br />

kommt. Es fließt durch Gräben, die von Hand ausgehoben wurden.<br />

„Dieser Morast, der sich mitten auf unserem Spielplatz gebildet<br />

hat, macht die Kinder krank“, berichtet sie. „Wir behandeln etwa<br />

30 Kinder pro Woche wegen Durchf<strong>alle</strong>rkrankungen oder Malaria.“<br />

Überall auf der Welt müssen Kinder wegen schlechter sanitärer<br />

Bedingungen sterben. John Mark, Marcos <strong>und</strong> Babu sind Schüler<br />

von Ezra Gumbe. Sie sind um die zehn Jahre alt, <strong>und</strong> wie <strong>alle</strong> Kinder<br />

spielen sie <strong>für</strong> ihr Leben gern. „Teilweise ist das <strong>Wasser</strong> an unserer<br />

Schule nicht sauber“, erzählt John Mark. „Wenn wir über das<br />

Feld dort rennen, werden unsere Beine manchmal über die Zehen<br />

krank." Sowohl John Mark als auch Marcos beugen sich vor <strong>und</strong> zeigen<br />

auf ihre Füße. Die Krankheit, von der sie sprechen, ist vermutlich<br />

Bilharziose. Bilharziose wird durch parasitäre Würmer verursacht,<br />

die sich in schmutzigem <strong>Wasser</strong> vermehren, das durch Urin<br />

Alle 3 Minuten stirbt 1 Kind an einer Durchf<strong>alle</strong>rkrankung.<br />

In den meisten <strong>Entwicklung</strong>sländern sind Menschenleben mehr durch<br />

verschmutztes <strong>Wasser</strong> als durch gewaltsame Konflikte bedroht.<br />

22 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

oder Kot verunreinigt wurde. Die Larven dieser Würmer dringen<br />

durch die Füße in den Körper ein <strong>und</strong> verursachen unter anderem<br />

Hautausschläge <strong>und</strong> Schmerzen, wie <strong>alle</strong> drei Jungen schon am<br />

eigenen Leib erfahren haben. Ohne schnelle ärztliche Hilfe kann<br />

Bilharziose Organe wie Leber, Magen, Darm, Harnblase <strong>und</strong> Lunge<br />

schädigen <strong>und</strong> sogar zum Tod führen.<br />

Wie es in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen aus -<br />

drücklich heißt, haben Kinder ein „unveräußerliches <strong>Recht</strong> auf Spiel<br />

<strong>und</strong> aktive Erholung“. Den jungen Leuten von Ezra Gumbe wird<br />

nicht nur ihre Ges<strong>und</strong>heit genommen, sondern auch ihr <strong>Recht</strong><br />

darauf, Kind zu sein. Sie können nicht spielen, herumrennen, Spaß<br />

haben oder glücklich sein, ohne eine gefährliche Krankheit zu<br />

riskieren. Kann denn irgendjemand unter solchen Umständen<br />

glücklich sein? Doch als wir John Mark, Marcos <strong>und</strong> Babu baten,<br />

<strong>für</strong> die Kamera Grimassen zu ziehen, waren sie total begeistert. Das<br />

ist das Schöne an der kindlichen Seele. Ihre Unverdorbenheit ist<br />

eine der stärksten Impulse <strong>für</strong> Frieden <strong>und</strong> Glück, <strong>und</strong> deshalb muss<br />

sie bewahrt <strong>und</strong> gefördert werden.<br />

Derzeit leidet fast die Hälfte der Menschen in den <strong>Entwicklung</strong>sländern an Krankheiten,<br />

die durch verunreinigtes <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> schlechte sanitäre Bedingungen verursacht sind.<br />

Bart Abbott, USA


Darpan Mandal<br />

NICHTSTUN SCHADET 23


Internationale Zusammenarbeit ist<br />

unverzichtbar, wenn es <strong>alle</strong>n gut gehen soll<br />

Wenn mehrere Länder auf eine einzige <strong>Wasser</strong>quelle angewiesen sind, ist Zusammenarbeit<br />

nicht nur sinnvoll, sondern überlebensnotwendig. Das Problem des Zugangs zu <strong>Wasser</strong><br />

kann entzweiend, aber auch einigend wirken. Leider arbeiten die Länder, die an einen<br />

gemeinsamen <strong>Wasser</strong>vorrat angrenzen, oft nicht zusammen <strong>und</strong> streiten sich letztendlich<br />

über dieses gemeinsame Gut. Die Regierungen müssen ihren Blickwinkel radikal verändern<br />

<strong>und</strong> lernen, miteinander zu teilen.<br />

Den Missbrauch eindämmen Gemeinsam die Donau regenerieren<br />

Im Hochland zwischen Peru <strong>und</strong> Bolivien liegt der Titicaca-See.<br />

Doch der See liegt im Sterben. Obwohl wir auf den See angewiesen<br />

sind, haben wir zugelassen, dass er missbraucht wurde, indem<br />

Abwässer aus dem Bergbau <strong>und</strong> der Landwirtschaft in das Öko -<br />

system eingeleitet wurden. Fast eine Million Menschen leben am<br />

<strong>und</strong> vom See, aber sie sind sich des Schadens nicht bewusst, den<br />

sie da angerichtet haben. Man hat uns davor gewarnt, das See -<br />

wasser zu trinken oder den Fisch, der aus dem See kommt, zu verzehren<br />

– <strong>und</strong> dabei esse ich doch so gerne Fisch!<br />

In den letzten fünfzehn Jahren haben die Regierungen von<br />

Bolivien <strong>und</strong> Peru Organisationen gegründet, um den Missbrauch<br />

einzudämmen. Diese Gruppen arbeiten zusammen <strong>und</strong> bemühen<br />

sich, die örtliche Bevölkerung über die Folgen ihres Tuns aufzu -<br />

klären. Es gibt Pläne, die Abwasserentsorgung zu verbessern, doch<br />

sehen wir uns dabei größeren Schwierigkeiten gegenüber. Heutzutage<br />

leben hier zu viele Menschen, als dass man die traditionellen<br />

Anbaumethoden weiter betreiben könnte. Das Abwasser von<br />

nur einem Bauernhof richtet noch <strong>kein</strong>en großen Schaden an, wohl<br />

aber das Abwasser von tausend landwirtschaftlichen Betrieben.<br />

Wenn ich am Strand vor meinem Haus entlang laufe, wird mir ganz<br />

übel von der ganzen Umweltverschmutzung, die ich da sehe.<br />

Bevor wir den See wieder säubern können, müssen wir zuerst in<br />

unserem eigenen Leben klar Schiff machen. Wir brauchen eine<br />

funktionierende Abwasserwirtschaft <strong>und</strong> ein besseres Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Außerdem benötigen wir nachhaltige Agrartechniken.<br />

Der Titicaca-See ist eine gewaltige Ressource, doch wenn wir diese<br />

nicht <strong>für</strong>sorglich behandeln, haben wir nicht mehr lange etwas<br />

davon. Dank der Zusammenarbeit zwischen den Regierungen von<br />

Peru <strong>und</strong> Bolivien ist es vielleicht noch nicht zu spät. Wir können<br />

den See noch retten. Hoffentlich kann ich eines Tages auch wieder<br />

Titicaca-Fisch essen!<br />

Gaby Mavila, Peru<br />

9 Länder liegen am Amazonas, 11 Länder am Nil.<br />

24 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Die Donau entspringt in Deutschland, meinem Heimatland, <strong>und</strong><br />

fließt dann durch 18 weitere europäische Länder. Lange Zeit war<br />

es schwierig, den Fluss zu bewirtschaften, weil so viele verschiedene<br />

Länder ihn ständig nutzen. Im Jahr 1998 wurde schließlich<br />

ein Ausschuss aus Vertretern <strong>alle</strong>r Anrainerstaaten gebildet, um<br />

beim Schutz des Flusses <strong>und</strong> seines Einzugsgebietes zusammenzuarbeiten.<br />

Unser Hauptziel war (<strong>und</strong> ist) es, den Fluss zu sanieren, ihm zu<br />

seiner alten Bedeutung zurückzuverhelfen <strong>und</strong> dabei ein System<br />

mit sauberem <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>em <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> Europa zu schaffen. Im<br />

Jahr 2001 wurden Milliarden von Dollar in die Säuberung des<br />

Flusses, seiner Seitenarme <strong>und</strong> seiner Umgebung investiert – ich<br />

selber organisierte die Säuberung eines Seitenarms in der Nähe<br />

meines Wohnorts. Die unglaublich positiven Ergebnisse dieser<br />

Arbeit sind bereits deutlich geworden: Die Artenvielfalt im Fluss<br />

hat sich seit den 1980er Jahren fast verdoppelt, das <strong>Wasser</strong> ist sauberer<br />

geworden <strong>und</strong> die Anwohner des Flusses sind glücklicher <strong>und</strong><br />

gesünder als zuvor. Früher hat uns meine Mama im Sommer immer<br />

gesagt, wir sollen nicht im Fluss schwimmen gehen, doch jetzt ist<br />

es wieder möglich!<br />

Die Maßnahmen haben zwar erheblicher wirtschaftlicher <strong>und</strong> po -<br />

li tischer Investitionen bedurft, doch die Verbesserungen nützen<br />

<strong>alle</strong>n etwas. Bei diesem Projekt wurde bewiesen, dass Staaten sich<br />

zusammensetzen <strong>und</strong> ein gemeinsames Problem gemeinsam<br />

lösen können – damit dient es als Vorbild <strong>für</strong> andere Regionen, in<br />

denen Konflikte wegen gemeinsam genutzter <strong>Wasser</strong>quellen bestehen.<br />

Aus der Donau beziehen wir sowohl <strong>Wasser</strong> als auch Hoffnung.<br />

Matthias Schmidt, Deutschland


Natürliche Grenzen<br />

Der Kampf um <strong>Wasser</strong> ist ein blutiger Krieg.<br />

Doch <strong>Wasser</strong> ist nicht so zäh <strong>und</strong><br />

voreingenommen wie Blut.<br />

<strong>Wasser</strong> ist überall <strong>und</strong> jeder besteht<br />

auch aus <strong>Wasser</strong>.<br />

Flüsse folgen den Einheit stiftenden<br />

Umrissen der Erde, nicht den trennenden<br />

Umrissen unseres Schaffens.<br />

Und durch unser blindes Verlangen<br />

vergessen wir gerne, dass der Fluss<br />

schon lange vor uns da war, <strong>und</strong> dass<br />

die von uns gezogenen Linien nur<br />

erdacht sind.<br />

Andrea Davidson, Kanada<br />

Staudammkonflikt<br />

Dort wo ich lebe, in Indien, wird häufig über den Zugang zu gemeinsam<br />

genutztem <strong>Wasser</strong> gestritten. Dank der Regierung <strong>und</strong><br />

dem <strong>Recht</strong>ssystem werden solche Streitigkeiten meist friedlich beigelegt.<br />

Doch weil es schwer ist, zu einem Urteil zu kommen <strong>und</strong><br />

Prozesse sich oft über Jahre hinziehen, sind Krisen unvermeidbar.<br />

1991 wurde mein Heimatstaat Tamil Nadu von einer verheerenden<br />

Dürre heimgesucht. Damals versiegte der Fluss Cauvery, aus dem<br />

unser B<strong>und</strong>esstaat <strong>und</strong> unser Nachbarstaat Karnataka ihr gesamtes<br />

<strong>Wasser</strong> beziehen. Der Cauvery fließt erst durch Karnataka, bevor<br />

er Tamil Nadu erreicht. Zwischen unseren beiden B<strong>und</strong>esstaaten<br />

gibt es einen Staudamm, der eine bestimmte Menge an <strong>Wasser</strong> aus<br />

dem Cauvery an die Landwirte in Tamil Nadu durchlässt, <strong>und</strong> eine<br />

bestimmte Menge <strong>für</strong> die Landwirte in Karnataka zurückhält.<br />

Wegen dieser Dürre gelangte das <strong>Wasser</strong>, das eigentlich in Tamil Nadu<br />

hätte ankommen sollen, niemals zu unseren Landwirten, so dass sie<br />

nicht genügend <strong>Wasser</strong> zur Bewässerung ihrer Felder hatten. Ich war<br />

damals erst fünf Jahre alt, aber ich kann mich noch gut daran erinnern,<br />

wie wütend mein Vater war. So hatte ich ihn noch nie erlebt.<br />

Darpan Mandal<br />

Samson Gounue<br />

Seit sechzehn Jahren ist es den Gerichten <strong>und</strong> dem Gesetzgeber<br />

nicht gelungen, zu einer gütlichen Einigung <strong>für</strong> diese Krise zu kommen,<br />

die jeden Sommer erneut zu Tage tritt. Und seit sechzehn<br />

Jahren bedienen sich Bewohner von Tamil Nadu <strong>und</strong> Karnataka gewaltsamer<br />

Mittel, um ihren Anspruch auf das kostbare <strong>Wasser</strong> des<br />

Cauvery zu verteidigen.<br />

Zum Glück hat der Oberste Gerichtshof von Indien am 5. Februar<br />

2007 endlich eine rechtliche Lösung gef<strong>und</strong>en, durch die die Krise<br />

hoffentlich beigelegt werden kann. In ihrem Urteil haben die Richter<br />

festgelegt, wieviel <strong>Wasser</strong> die einzelnen B<strong>und</strong>esstaaten erhalten.<br />

Es wurde sichergestellt, dass sie auch in den kargen <strong>und</strong><br />

trockenen Sommer monaten die <strong>Wasser</strong>menge bekommen, die<br />

ihnen zusteht. Der Plan der Regierung ist ein annehmbarer Kompromiss.<br />

Durch diese gerichtliche Vermittlung werden von nun an<br />

die Bauern in meinem Heimatstaat Tamil Nadu <strong>und</strong> die Bauern in<br />

Karnataka auch im Sommer genug <strong>Wasser</strong> zur Verfügung haben.<br />

Hoffentlich haben die Gewalt <strong>und</strong> die Streitereien jetzt ein Ende.<br />

Preetam Alex, Indien<br />

2 von 5 Menschen leben in der Nähe von Flüssen, die von mehreren Ländern gemeinsam genutzt werden.<br />

WASSER KENNT KEINE GRENZEN 25


Langsam, aber unaufhaltsam<br />

Wegen der Treibhausgase wird es immer wärmer auf der Erde. Unsere höchste Priorität<br />

muss daher weltweit sein, Strategien zu entwickeln, um die Bedrohung <strong>für</strong> die<br />

menschliche <strong>Entwicklung</strong> zu verringern. Denn die Folgen des Klimawandels – Ansteigen<br />

des Meeresspiegels, Dürren, Überschwemmungen <strong>und</strong> unregelmäßige Temperaturen,<br />

wirken sich auf die Ges<strong>und</strong>heit, Sicherheit <strong>und</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lagen von Millionen Menschen<br />

auf der ganzen Welt aus.<br />

Höhere Temperaturen<br />

Die Erde erwärmt sich<br />

Egal was wir jetzt noch tun, eines steht fest: Die Welt wird sich in<br />

den nächsten h<strong>und</strong>ert Jahren in dramatischer Weise verändern, <strong>und</strong><br />

zwar wegen der Treibhausgase (vor <strong>alle</strong>m Kohlendioxid, Methan<br />

<strong>und</strong> Ozon), die wir bereits in die Luft geblasen haben.<br />

Durch höhere Lufttemperaturen wird die Verdunstung aus den<br />

Weltmeeren noch zunehmen <strong>und</strong> die Verdunstung von <strong>Wasser</strong><br />

über Land sich beschleunigen. Niederschlagsmuster werden sich<br />

verändern – d.h., in Trockengebieten wird es noch trockener werden,<br />

<strong>und</strong> dort, wo es ohnehin schon viel regnet, wird es noch mehr<br />

Niederschläge geben. Durch den Klimawandel wird es außerdem<br />

verstärkt zu extremen Wetterereignissen wie z.B. den Hurrikanen<br />

der letzten Zeit kommen.<br />

Das Kyoto-Protokoll von 1997 war bisher der konkreteste Schritt<br />

zur Abschwächung des Klimawandels. Dadurch sind viele Regierungen<br />

die Verpflichtung eingegangen, den Kohlendioxidausschuss<br />

bis zum Jahr 2012 gegenüber 1990 um 5 Prozent zu senken.<br />

Doch die Vereinigten Staaten, die zu den größten Klimasündern<br />

der Welt zählen, haben das Protokoll bisher nicht ratifiziert,<br />

<strong>und</strong> es gilt auch nicht <strong>für</strong> <strong>Entwicklung</strong>sländer wie China oder<br />

Indien.<br />

Durch Dürren könnte die Zahl der<br />

unterernährten Menschen um weitere 75-125 Millionen steigen.<br />

26 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Zunehmende<br />

Verdunstung aus den<br />

Weltmeeren<br />

Neues <strong>Wasser</strong>verhalten<br />

durch intensive<br />

Veränderungen im<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

Extremere<br />

Wetterbedingungen,<br />

Überschwemmungen<br />

<strong>und</strong> Dürren<br />

Um echte Fortschritte zu erzielen, bedarf es internationaler Zusam -<br />

menarbeit in einem bislang ungekanntem Ausmaß. Die reichen<br />

Länder müssen mehr tun, damit ihre Wirtschaft weniger CO 2 -Emissionen<br />

produziert, während auch die immer tieferen „ökologischen<br />

Fußab drücke“ der <strong>Entwicklung</strong>sländer nicht außer Acht gelassen<br />

werden dürfen.<br />

Die Unterzeichnerstaaten<br />

des Kyoto-Protokolls<br />

haben sich dazu verpflichtet,<br />

den Kohlendioxidausschuss<br />

bis zum Jahr 2012<br />

gegenüber 1990 um<br />

5 Prozent zu senken.


In Westafrika ist die <strong>Wasser</strong>menge, die über<br />

die Flüsse abfließt, seit den 1970er Jahren<br />

um über 40 % zurückgegangen.<br />

In den 1990er Jahren waren pro Jahr etwa<br />

201 Millionen Menschen von klimabedingten<br />

Naturkatastrophen betroffen.<br />

Edward Blackie<br />

Die 10 wärmsten Jahre wurden<br />

seit 1994 verzeichnet.<br />

Die 1990er Jahre waren das wärmste<br />

Jahrzehnt seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Künftig wird sich die Erde in jedem<br />

Jahrzehnt um 0,2ºC bis 0,5ºC erwärmen.<br />

Das <strong>Wasser</strong> war überall...<br />

Im Januar 2006 gab es ein Hochwasser am Fluss Waghi im westlichen<br />

Hochland von Papua-Neuguinea. Nach Monaten der Dürre<br />

hatte meine Familie schon angefangen, um Regen zu beten. Wir<br />

brauchten unbedingt <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> die Gemüsegärten, wo wir unsere<br />

Nahrungs mittel anbauen, <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Kaffeeplantage, auf der wir<br />

arbeiten. Als es dann anfing zu regnen, wollte es gar nicht mehr<br />

aufhören. Der Fluss trat über die Ufer <strong>und</strong> riss <strong>alle</strong>s, was sich ihm<br />

in der flachen Talsohle entgegenstellte, mit sich. Das ganze Dorf<br />

flüchtete sich in die Berge, doch unsere Häuser, unsere Gärten, unsere<br />

Tiere, die Plantage... einfach <strong>alle</strong>s stand unter <strong>Wasser</strong>.<br />

Als das <strong>Wasser</strong> sich wieder zurückgezogen hatte, dachten wir, das<br />

Schlimmste wäre vorbei. Doch wir täuschten uns. Alles war mit<br />

einer dicken Schicht von Schlamm, Sand <strong>und</strong> Schutt überzogen.<br />

Die Kadaver der ertrunkenen Tiere fingen an zu verwesen. Wir erkrankten<br />

an Malaria, weil die Pfützen <strong>und</strong> Tümpel ideale Brutstätten<br />

<strong>für</strong> Stechmücken waren. Erst nach vier Monaten Aufräumungs-<br />

<strong>und</strong> Reparaturarbeiten konnte meine Familie nach Hause<br />

zurückkehren.<br />

Das Absurde an der Überschwemmung war, dass wir um Regen gebetet<br />

hatten, weil wir <strong>kein</strong> <strong>Wasser</strong> hatten, <strong>und</strong> als es endlich regnete,<br />

drohten wir inmitten der <strong>Wasser</strong>massen zu verdursten.<br />

Denn nach dem Hochwasser stand <strong>kein</strong> unbedenkliches <strong>Wasser</strong><br />

zum Trinken oder Waschen zur Verfügung, weil die Bäche, aus<br />

denen wir normalerweise unser <strong>Wasser</strong> holen, entweder zerstört<br />

oder durch Tierkadaver verseucht waren. Wir mussten unseren <strong>Wasser</strong>bedarf<br />

mit Flaschenwasser decken! Selbst jetzt, nach einem Jahr,<br />

ist noch immer <strong>kein</strong>e Norma lität eingekehrt.<br />

Norman Wai, Papua- Neuguinea<br />

Gäbe es ab heute <strong>kein</strong>e Emissionen mehr,<br />

würden dennoch die Temperaturen wegen der bisherigen Emissionen weiterhin ansteigen.<br />

KLIMAWANDEL 27


Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg<br />

Begeisterung. Beharrlichkeit. Leidenschaft. Engagement. Mut. Phantasie. Positive Einstellung.<br />

Das <strong>alle</strong>s kennzeichnet das Wesen von jugendlichem Aktivismus. Junge Menschen haben<br />

immer <strong>und</strong> immer wieder bewiesen, dass sie großartige Lehrmeister <strong>und</strong> kreative Denker<br />

sind. Im Folgenden finden sich einige Beispiele junger Leute, die zu umwälzenden<br />

Veränderungen in ihrem Gemein wesen bei getragen haben. Sie haben mitgeholfen,<br />

gefährliche Krankheiten zu verhindern, die durch <strong>Wasser</strong> übertragen werden. Sie haben<br />

<strong>für</strong> ihr <strong>Recht</strong> auf sauberes <strong>und</strong> unbedenkliches <strong>Wasser</strong> gekämpft.<br />

Kleine Schritte Das W<strong>und</strong>er der Flüchtlingstoiletten<br />

„Daheim habe ich angefangen, schon einmal benutztes <strong>Wasser</strong><br />

zum Klospülen wiederzuverwenden“, erzählt Lin Yan aus China. „Im<br />

nächsten Monat hat meine Mama gestaunt, dass die <strong>Wasser</strong> -<br />

rechnung um 20 Prozent niedriger ausgef<strong>alle</strong>n ist! Als ich sah, was<br />

um mich herum vorging, beschloss ich, die Aktion „Wie man zu -<br />

hause <strong>Wasser</strong> sparen kann“ ins Leben zu rufen. Ich ließ Handzettel<br />

drucken <strong>und</strong> habe nun ein gutes Team von Leuten beieinander, die<br />

sich mit mir verbündet haben. Jedes Jahr organisieren wir am Weltwassertag<br />

Aufklärungsveranstaltungen in unserer Gemeinde.<br />

Obwohl das nur ein kleiner Schritt ist, wissen wir zumindest: Wir<br />

bewegen uns in die richtige Richtung <strong>und</strong> tragen dazu bei, dass<br />

den Leuten, insbesondere den Armen, ausreichend <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong><br />

weniger Geld zur Verfügung steht.“<br />

Nina Best Anika Singh<br />

„Dreckiges <strong>Wasser</strong> kann man nicht waschen.“ Afrikanisches Sprichwort<br />

28 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Nach dem Ende des Bürgerkriegs in Sierra Leone platzten die<br />

Flüchtlingslager aus <strong>alle</strong>n Nähten. In einem der größten, dem Mandela<br />

Camp, gab es nur 7 Toiletten <strong>für</strong> 1.000 Bewohner! Und diese<br />

Toiletten waren total unhygienisch: Das stinkende Abwasser floss<br />

direkt einen Graben hinunter <strong>und</strong> an der Haustür von John Koroma<br />

vorbei. John war beunruhigt über das Ges<strong>und</strong>heitsrisiko, dem er<br />

<strong>und</strong> andere ausgesetzt waren, <strong>und</strong> beschloss, etwas zu tun! Mit Unterstützung<br />

seiner Fre<strong>und</strong>e, Familienangehörigen <strong>und</strong> Mitgliedern<br />

des Gemeinwesens beantragte John Gelder (die er auch erhielt)<br />

<strong>für</strong> die Sanierung der Toiletten. Sein Team plante <strong>und</strong> verwirklichte<br />

den Umbau der Toiletten nach hygienischen Erfordernissen.<br />

Dabei wurden <strong>Wasser</strong>kästen <strong>und</strong> Kloschüsseln eingebaut <strong>und</strong> an<br />

ein 80 Meter langes Kunststoffrohr angeschlossen, mit dem jetzt<br />

das Abwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. Mit einem Aufwand<br />

von nur 1.045 US-Dollar hat John enorm viel bewirkt.


Daniel Lopez<br />

Dan Porges/Still Pictures<br />

Schulbesuch dank Sonnenenergie<br />

Vu Thuy Anh regte sich furchtbar auf, als sie davon hörte, dass die<br />

Kinder in einem Dorf in ihrem Heimatland Vietnam während der<br />

Trockenzeit nicht zur Schule gehen konnten, weil sie jeden Tag<br />

30 km zu Fuß gehen mussten, um <strong>Wasser</strong> zu holen. Zusammen mit<br />

einem Ingenieur ertüftelte Vu ein System, wie man <strong>Wasser</strong> aus der<br />

nächstgelegenen Quelle in 12 km Entfernung heranschaffen<br />

kann. Mittels einer Pumpe, die mit Sonnenenergie betrieben<br />

wird, wird <strong>Wasser</strong> aus der Quelle durch eine Rohrleitung in einen<br />

Auffangbehälter im Dorf gepumpt. Vu, ihre Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> 60 Dorfbewohner<br />

brauchten zwei Tage, um den Graben <strong>für</strong> die Leitung<br />

auszuheben. Am Ende der Woche war der <strong>Wasser</strong>tank erstmals gefüllt.<br />

Der Projektingenieur, Nguyen Xuan An, brachte Jugendlichen<br />

im Dorf bei, wie man die beweglichen Teile der Pumpe schmiert<br />

<strong>und</strong> sie regelmäßig überprüft. Die eifrigen Jungen kontrollieren die<br />

Pumpe jeden Tag, umgeben von vielen kleinen Helfern. Alle kümmern<br />

sich um die Pumpe, die ihnen soviel erspart hat <strong>und</strong> der sie<br />

es verdanken, dass sie wieder die Schule besuchen können.<br />

Ich kann ein Versprechen<br />

geben <strong>und</strong> einen Wunsch<br />

äußern. Ich verspreche, dass<br />

ich von nun an niemals wieder<br />

achtlos mit <strong>Wasser</strong> umgehen<br />

werde, <strong>und</strong> ich wünsche mir,<br />

dass jeder einzelne Mensch<br />

auf diesem Planeten meinem<br />

Beispiel folgt.<br />

Raffia Saleem, Pakistan<br />

„Du wirst dein <strong>Wasser</strong> erst dann vermissen, wenn dein Brunnen austrocknet.“ Bob Marley<br />

JUNGE MENSCHEN HANDELN 29


Was getan werden muss, um einen<br />

Ausweg aus der Krise zu finden…<br />

Es sollte als Menschenrecht<br />

anerkannt <strong>und</strong> durchgesetzt<br />

werden, dass jeder Mensch einen<br />

Anspruch auf 20 Liter sauberes,<br />

frisches <strong>Wasser</strong> am Tag hat.<br />

Die Regierungen sollten die<br />

Versorgung mit sauberem <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> Sanitäranlagen zur nationalen<br />

Priorität erklären <strong>und</strong> Gelder<br />

<strong>für</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprojekte zur<br />

Verfügung stellen.<br />

30 WASSER: (K)EIN RECHT FÜR ALLE?<br />

Kein Haushalt soll mehr als<br />

3 Prozent seines Einkommens <strong>für</strong><br />

<strong>Wasser</strong> ausgeben müssen.<br />

Der Staat sollte mit lokalen<br />

Gruppen zusammenarbeiten,<br />

um Lösungen <strong>für</strong> Probleme der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung zu<br />

entwickeln, die den örtlichen<br />

Gegeben heiten angepasst sind.<br />

Die Armen sollten ihr <strong>Wasser</strong><br />

umsonst bekommen.<br />

Internationale<br />

Geberorganisationen sollten<br />

Gelder <strong>für</strong> Sanitär- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>projekte zur<br />

Verfügung stellen.


Sei Teil des Wandels!<br />

Als Jugendliche haben wir den großen Vorteil, dass wir Energie <strong>und</strong> Zeit haben <strong>und</strong><br />

begeisterungsfähig sind. Jetzt ist die richtige Zeit, um etwas zu tun – engagiere auch du dich!<br />

Mach dich schlau!<br />

Informiere dich über die Krise bei<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung!<br />

Fang am besten mit<br />

M<strong>und</strong>propaganda im eigenen<br />

Bekanntenkreis an!<br />

Sprich zuerst mit Fre<strong>und</strong>en,<br />

Klassenkameraden <strong>und</strong><br />

deinen Eltern!<br />

Engagiere dich ehrenamtlich<br />

in einer Organisation, die sich<br />

<strong>für</strong> Fragen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Sanitärversorgung einsetzt!<br />

Viele Organisationen stellen <strong>für</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong>sprojekte, die von<br />

Jugendlichen geleitet werden,<br />

kleine Darlehen zur Verfügung.<br />

Schreib einen Projektvorschlag<br />

<strong>und</strong> stell ein Budget auf. Schon<br />

mit 300 bis 500 US-Dollar<br />

kann man in einem<br />

<strong>Entwicklung</strong>sland viel bewirken.<br />

Das <strong>Wasser</strong>, mit dem z.B. Gemüse<br />

gewaschen wurde, kann zum<br />

Blumengießen oder Putzen<br />

wiederverwendet werden –<br />

probier’s mal!<br />

Lass beim Zähneputzen<br />

nicht das <strong>Wasser</strong> laufen!<br />

Sorge da<strong>für</strong>, dass die <strong>Wasser</strong>hähne<br />

zuhause gegen <strong>Wasser</strong>sparhähne<br />

ausgetauscht werden.<br />

Wenn dein Gemeinwesen einen<br />

Brunnen oder Latrinen braucht,<br />

trommel ein paar Leute zusammen,<br />

dann kümmert Euch um die<br />

Finanzierung, nehmt den Spaten in<br />

die Hand <strong>und</strong> fangt an zu graben!<br />

Wenn du in einer wasserreichen<br />

Gegend lebst, gründe einen Verein,<br />

um <strong>für</strong> Projekte an Orten, wo es die<br />

Menschen nicht so gut haben,<br />

Geld zu sammeln.<br />

Lass es Briefe, Postkarten,<br />

E-Mails <strong>und</strong> Brieftauben auf die<br />

Politiker „regnen“!<br />

Sag ihnen, dass du bei Projekten zur<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Sanitärversorgung<br />

Fortschritte <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Investitionen erwartest!<br />

Sei kreativ!<br />

Es gibt fast<br />

unbegrenzte<br />

Möglichkeiten...<br />

ZUKUNFTSVISIONEN 31


Weitere Informationsmöglichkeiten<br />

Sanitärversorgung<br />

Für über 40% der Weltbevölkerung ist der Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen <strong>kein</strong>e Selbstverständlichkeit. Als eine Folge leiden<br />

Millionen Menschen an weitestgehend vermeidbaren Krankheiten,<br />

die insbesondere <strong>für</strong> Kinder häufig tödlich enden. Um die Weltöffentlichkeit<br />

auf diese Missstände hinzuweisen, haben die Vereinten Nationen 2008<br />

zum Internationalen Jahr der sanitären Gr<strong>und</strong>versorgung erklärt. Es soll<br />

auf die f<strong>und</strong>amentale Bedeutung einer angemessenen Sanitärversorgung<br />

<strong>für</strong> Millionen armer Menschen hinweisen. Die Webseite liefert umfassende<br />

Informationen zur aktuellen Abwasserproblematik.<br />

www. sanitaerjahr2008.de<br />

Jahresthema <strong>Wasser</strong> des Internetportals „<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> nachhaltige<br />

<strong>Entwicklung</strong>“ der Deutschen UNESCO-Kommission<br />

www.bne-portal.de/<br />

Kampagne von Brot <strong>für</strong> die Welt<br />

www.menschen-recht-wasser.de<br />

Mediendatenbank H2O-Wissen des Umweltb<strong>und</strong>esamts<br />

www.umweltb<strong>und</strong>esamt.de/uba-datenbanken/htdocs/index.php<br />

Vereinigung Deutscher Gewässerschutz<br />

www.virtuelles-wasser.de<br />

Themenspecial Millenniums-<strong>Entwicklung</strong>sziele (DGVN)<br />

www.dgvn.de/mdg.html<br />

<strong>Wasser</strong>fragen auf internationaler Ebene<br />

www.waterfootprints.org<br />

www.unwater.org<br />

UN-Water Sekretariat in Bonn<br />

www.unwater.unu.edu<br />

Women for Water, Water for Women<br />

www.womenforwater.org/


Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> die Vereinten Nationen hat über die globale<br />

<strong>Wasser</strong>krise <strong>und</strong> zum Klimawandel zwei interaktive DVDs herausgegeben,<br />

die <strong>für</strong> die <strong>Bildung</strong>sarbeit zur Verfügung stehen.<br />

www.klimawandel-bekaempfen.de<br />

Die Internetseite ergänzt die Klima-DVD. In Anbetracht der sich stetig ändernden<br />

Informationslage über das komplexe Thema Klimawandel kann man sich hier über<br />

eine Vielzahl von Links <strong>und</strong> Zusatzinformationen auf dem Laufenden halten.<br />

Die DVDs sind kostenlos <strong>und</strong> werden gegen Portoerstattung versandt.<br />

Bestellungen unter info@dgvn.de / Tel.: (030) 259375-0 / www.dgvn.de<br />

Jeweils mehr als 20 Videos,<br />

viele Fotos <strong>und</strong> interaktive Grafiken<br />

sowie aufwändige Animationen<br />

geben Einblick in die komplexen<br />

Zusammenhänge der globalen<br />

<strong>Wasser</strong>probleme <strong>und</strong> die Folgen des<br />

Klimawandels.<br />

Gr<strong>und</strong>lage sind die UN-Berichte über<br />

die menschliche <strong>Entwicklung</strong> aus den<br />

Jahren 2006 <strong>und</strong> 2007/2008.<br />

Inhalte der <strong>Wasser</strong>-DVD:<br />

<strong>Wasser</strong>knappheit, Verteilung von<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> die systematische<br />

Verletzung des <strong>Recht</strong>s auf <strong>Wasser</strong><br />

<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> das tägliche Leben<br />

Das riesige Defizit an Sanitärversorgung<br />

<strong>Wasser</strong>konflikte <strong>und</strong><br />

grenzüberschreitendes <strong>Wasser</strong><br />

Inhalte der Klima-DVD:<br />

Videos von den „Klima-Brennpunkten“<br />

aus vielen Teilen der Welt<br />

Berichte über aktuelle <strong>Entwicklung</strong>en im<br />

Bereich alternative Energiegewinnung<br />

<strong>und</strong> Klimaanpassung<br />

Interviews mit Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> Politikern<br />

Wichtige Reden anlässlich der<br />

Weltklimakonferenz 2007 auf Bali<br />

Beeindruckende Zeitraffer-Sequenzen<br />

<strong>und</strong> 3D-Animationen.


Darpan Mandal<br />

– Mindestens 20 Liter am Tag –<br />

http://hdr.<strong>und</strong>p.org www.peacechild.org www.dgvn.de

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