adecap - Welthaus Bielefeld
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Gleichgewichtstest und eine Blutabnahme für Valle, bevor es mit einem (mehr oder weniger<br />
überzeugenden) ärztlichen Attest zurück zur Stadtverwaltung ging. Dort sind wir wie Asterix<br />
und Obelix im Haus, das Verrückte macht, durch das Gebäude gehetzt, um den Antrag in<br />
einem Büro abzugeben, mit einem Zettel zur Kasse zu gehen, 25 Soles zu bezahlen, mit der<br />
Quittung in ein Büro, um einen anderen Zettel zu unterschreiben, mit diesem Zettel weiter in<br />
jenes Büro… Dem Verkehrsbeauftragten beim Abtippen der Personalien mal lieber über die<br />
Schulter schauen, damit der Name ausnahmsweise richtig geschrieben wird („Ja, nur ein<br />
Nachname, das ist in Deutschland normal“), die Adresse – verdammt! Wie war noch mal<br />
unsere Hausnummer? Ach egal, steht eben „Jr. Sucre ohne Nr.“ da – das Ganze ausdrucken,<br />
ausschneiden, Foto aufkleben, laminieren und fertig! Dass Valle mit dem Motorrad zur<br />
Stadtverwaltung gefahren ist, um seinen Führerschein abzuholen, hat dabei niemanden<br />
interessiert…<br />
Der ADECAP-Geburtstag<br />
Am Samstag, den 24. November, feierte ADECAP Geburtstag. Sieben andere Freiwillige<br />
haben uns dafür besucht. ADECAP und seine Projekte wurden vorgestellt und zur Feier des<br />
Tages gab es Meerschweinchenbraten. Als wir uns schon gefreut hatten, dass dieses Jahr beim<br />
Fußballturnier niemand aus Sauerstoffmangel das Bewusstsein verloren hat, kam es noch viel<br />
schlimmer – Francisco, einer der ADECAP-Mitarbeiter aus dem Gesundheitsprojekt, hatte<br />
kurz vor unserem Haus einen Motorradunfall. Während er mit unübersehbar gebrochenem<br />
Schienbein auf der Straße lag und sich von deutscher Seite naive „ruft doch einen<br />
Krankenwagen!“-Rufe häuften, stellte sich bald heraus, dass niemand eine Notruf- oder die<br />
Telefonnummer des Krankenhauses hatte. Also fuhr Valle mit dem Motorrad zum<br />
Krankenhaus von Pampas, kam jedoch mit leeren Händen und der Nachricht zurück, dass der<br />
einzige Krankenwagen kaputt sei. „Schicken sie denn wenigstens einen Arzt mit einer Trage<br />
her?“ – „Nein, es ist Wochenende… Sie haben gemeint, wir sollen ihn in einem Mototaxi<br />
hinfahren.“ Mit gebrochenem Bein in einem der kleinen, langsamen, wackeligen Dreiräder?!<br />
Unmöglich! Pamela, ADECAP-Mitarbeiterin und Ärztin, improvisierte mit mehreren Erste-<br />
Hilfe-Sets und einer von Valles Bettlatten, um das Bein zu stabilisieren, und als zwei Militärs<br />
nach ca. einer Stunde eine Trage und ein Taxi aufgetrieben hatten, wurde Francisco nach<br />
Huancayo gefahren, zwei Stunden auf holprigen, ungeteerten Straßen entfernt. Die Fragen,<br />
wieso am Wochenende niemand in der Notaufnahme arbeitet und was man überhaupt<br />
unternehmen kann, sollte mal jemand in Lebensgefahr schweben, blieben unbeantwortet.<br />
Machismo<br />
Obwohl Peruaner ausgesprochen hilfsbereit und freundlich sind (es kann schon mal<br />
vorkommen, dass man jemanden nach dem Weg fragt und als Antwort „das weiß ich leider<br />
nicht – aber warte einen Moment, ich ruf schnell jemanden an, der das wissen müsste“<br />
bekommt) und ich ihre Ruhe und Stress-Unkenntnis zu lieben gelernt habe („Es gibt zwar viel<br />
zu tun, aber keinen Stress, machen wir erst mal ’ne Stunde Mittagspause…“), habe ich ein<br />
Problem. Und zwar das Problem, dass ich eine Frau bin. Obwohl ADECAP den Machismo als<br />
Problem erkennt, ein Frauenprojekt hat, weibliche Mitarbeiter hat und vor dem jetzigen<br />
Präsidenten Don Armando eine Frau an die Spitze wählte, kriegt man als Europäerin, die<br />
Machismo nicht gewohnt ist, die Diskriminierung durchaus zu spüren. Nicht nur, dass Valle<br />
grundsätzlich zuerst begrüßt und genannt wird, wenn Valle da ist, reden die meisten auch nur<br />
oder zumindest hauptsächlich mit ihm, und wenn er nicht da ist, fragen sie nach ihm. Wenn<br />
wir zusammen durch Pampas laufen und einem ADECAP-Mitarbeiter begegnen, ist ein „Hola