Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
➜<br />
2. Konfrontation mit entsprechenden<br />
eigenen Erfahrungen<br />
Bei den obigen Reaktionsmustern wird deutlich, dass sie sich auf unsere<br />
eigene Erlebniswelt beziehen und nicht Aussagen über die Dritte<br />
Welt sind. Es handelt sich also um Projektionen, die eigene Wünsche<br />
offenbaren. Diese werden auf Flipchart notiert, z.B.:<br />
- „Wir fühlen uns ohnmächtig bei der Gestaltung wesentlicher Elemente<br />
unseres Lebens.“<br />
- „Wir fühlen uns im täglichen Leben überfordert.“<br />
- „Wir vermissen Anerkennung unserer Sorgen.“<br />
- „Wir möchten, dass sich mehr Menschen um die Gestaltung einer<br />
lebenswerten Umwelt bemühen.“<br />
- „Wir möchten mit unseren Problemen nicht immer allein fertig<br />
werden müssen.“<br />
- „Wir sehen eigentlich nicht den Sinn hinter unseren stets steigenden<br />
Konsumansprüchen.“<br />
- „Wir möchten mehr Zufriedenheit im Leben.“<br />
- „Wir haben Zukunftsangst.“<br />
- „Wir suchen eine Utopie selbstbestimmten solidarischen Lebens,<br />
für die es sich zu leben lohnt.“<br />
Zur Intensivierung wird die These von Elke Begander besprochen:<br />
„Verdrängung eigener Bedürfnisse und Gefühle sowie die Entlastung<br />
durch Projektionen sind Notlösungen.Wie andere Notlösungen auch<br />
neigen sie zur Dauerhaftigkeit“ (Quelle: s.u., S. 5).<br />
Nun kann man darüber sprechen, ob es auch Erfahrungen gab, wo<br />
die oben genannten Bedürfnisse (teilweise) erfüllt worden sind und<br />
welche Bedingungen dabei gegeben waren.<br />
3. Konfrontation mit anderen Erfahrungen<br />
Die Teilnehmenden öffnen sich dadurch für andere Erfahrungen und<br />
Werthaltungen, wie sie z.B. in der Dritten Welt von <strong>Entwicklung</strong>shelferinnen<br />
und <strong>Entwicklung</strong>shelfern erlebt wurden oder in anderen<br />
Quellen dieser Mappe dargestellt sind:Welche Lebenshaltungen<br />
kommen in den Quellen B 7, B 10, B 11 zum Ausdruck? Worin liegen<br />
Ähnlichkeiten und Unterschiede zu den eigenen? Eine Brasilianerin<br />
sagte beispielsweise mal: „Ihr Deutschen habt so viele Informationen<br />
über Missstände in der Welt und tut fast nichts.Wir Brasilianer<br />
im Nordosten wissen nur wenig, machen daraus aber meist sofort<br />
gemeinsame Aktionen.“<br />
Übung C 16. <strong>Was</strong> geht mich das an? Seite 83<br />
Mögliche Weiterführung:<br />
➜ Eigene Recherche über Meinungsmuster durch Interviews in der<br />
Nachbarschaftsumgebung.<br />
➜ Auseinandersetzung mit den Ausführungen von<br />
Christian Wilmsen/BMZ auf dem Bonner <strong>Bildung</strong>skongress<br />
(Quelle s.u.), der gängigen Meinungsmustern u.a. die Realität der<br />
<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit gegenüberstellt.<br />
➜ Begegnungen zwischen Migranten und Mehrheitsdeutschen<br />
zur Auseinandersetzung über verschiedene Werthaltungen<br />
inszenieren.<br />
➜<br />
Literatur:<br />
<br />
Elke Begander: „<strong>Was</strong> kann ich denn dafür?“<br />
Über den Umgang mit Abwehrmechanismen und<br />
Widerständen in der entwicklungspolitischen<br />
<strong>Bildung</strong>sarbeit. In: ZEP, Nr.1/März 1988, S. 2-7<br />
Christian Wilmsen: <strong>Entwicklung</strong>spolitische Wissensund<br />
Meinungsmuster in der deutschen Öffentlichkeit.<br />
In: VENRO (Hg.): „<strong>Bildung</strong> 21 – Lernen für eine gerechte<br />
und zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong>“, Dokumentation<br />
des Kongresses im September 2000 in Bonn..<br />
Bonn 2001, S. 44 - 50<br />
(kostenlos zu beziehen über sekretariat@venro.org)