Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
Übung C 16. <strong>Was</strong> geht mich das an? Seite 82<br />
C 16. <strong>Was</strong> geht mich das an?<br />
Ziel: Bekannte Abwehrmechanismen und Meinungsmuster werden auf ihre Bedeutung,<br />
Hintergründe und Wirkung überprüft und mit anderen Werthaltungen konfrontiert<br />
Zielgruppe: Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren<br />
Teilnehmerzahl: Bis zu 25<br />
Zeitrahmen: 30 - 40 Minuten<br />
Methoden: Gruppenarbeit zur Aufstellung und Bearbeitung von Thesen, gelenktes Gespräch<br />
Material: Thesen auf Folie, OH-Projektor, Moderationskarten in 2 Farben, Stellwand, Flipchart<br />
Einführung:<br />
Vielerorts begegnet man der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit mit großer<br />
Skepsis. Gerade Referenten/innen der entwicklungspolitischen<br />
<strong>Bildung</strong> erleben häufig, wie dem Thema mit Abwehr,Widerstand<br />
oder Desinteresse begegnet wird.Abwehr ist ein Zeichen von Vitalität<br />
und Ordnungsbedürfnis sowie der Schutz des Individuums vor<br />
Überforderung, aber sie kann auch Lernprozesse blockieren. Es geht<br />
in dieser Übung darum, Meinungsmuster zu überprüfen und die darin<br />
liegenden Lernchancen zu aktivieren, indem bewusst angeschaut<br />
werden soll, welche Bedürfnisse den Widerständen zugrunde liegen.<br />
Der Ausdruck persönlichen Empfindens zu einer Thematik – auch<br />
die Widerstände und Grenzen – sollte immer in einer <strong>Bildung</strong>sveranstaltung<br />
seinen Platz haben, denn es verdeutlicht den Ausgangspunkt<br />
des Lernens der Teilnehmenden und nimmt diese in all ihren<br />
Ausdruckformen ernst. In dieser Übung kommt es darauf an, solche<br />
Aussagen aus der Projektion in die eigene Erfahrungswelt zu holen<br />
und dadurch eigene zugrunde liegende Bewertungen und Annahmen<br />
aufzudecken. Dann kann die Gegenüberstellung mit anderen<br />
Werthaltungen durch die Erfahrungen der Referenten/innen oder<br />
durch Selbstzeugnisse aus den Partnerländern (vgl. B 7, B 10, B 11)<br />
erfolgen. Das Ziel sollte sein, sich seiner eigenen Projektionen bewusster<br />
zu werden und Lust auf neue Ansätze, z.B. Lernen in Begegnung,<br />
zu entwickeln.<br />
Verlauf:<br />
1.Aufstellung von Thesen<br />
Beginnen Sie mit der Frage, was Menschen spontan gegen das Thema<br />
„Armut in der Dritten Welt“ haben könnten. Es sollten (individuell<br />
oder in Kleingruppen) Thesen über Widerstände in der entwicklungspolitischen<br />
<strong>Bildung</strong>sarbeit aufgestellt und auf Karten geschrieben<br />
werden. Falls keine oder nicht genügend genannt werden,<br />
helfen Sie mit einer Liste von Aussprüchen, die Sie selbst bereits auf<br />
Karten geschrieben (und auch als Folie vorliegen) haben, wie z.B.:<br />
- „Ich hab genug eigene Probleme – da brauche ich nicht noch die<br />
Probleme anderer!“<br />
- „Ich beschäftige mich nicht gern mit Elend und Tod. Ich will Entspannendes,<br />
Schönes!“<br />
- „Da haben wir schon Schlimmeres gesehen; denen geht's doch<br />
ganz gut – die lachen ja!“<br />
- „Eigentlich müsste man ja so viel tun, aber wo anfangen?!“<br />
- „Als einzelner kann man eh nichts machen.“<br />
- „Man hört ja so viel Widersprüchliches – wie soll das unsereins<br />
beurteilen?“<br />
- „Daran ist eh die Weltbank schuld!“<br />
- „Wie kommen die dazu, sich so ein Leben wie <strong>hier</strong> zu wünschen?<br />
Wir haben ja schließlich auch über 100 Jahre gebraucht und hart<br />
gearbeitet!“<br />
- „Sowieso geht's denen da unten bald besser als uns, wo die uns<br />
doch unsere Arbeitsplätze stehlen!“<br />
Diese Aussagen sollten nun verschiedenen Abwehrmustern zugeordnet<br />
werden:<strong>Was</strong> möchten Menschen abwehren, wenn sie diese Aussagen<br />
machen (Antworten werden evtl. in Gruppen auf andersfarbigen<br />
Karten notiert und zugeordnet)? Es könnten Antworten kommen,<br />
wie:Abwehr von Problemen, Resignation, negativen und Ohnmachts-Gefühlen,<br />
Betroffenheit, Selbstverantwortlichkeit,Ansprüchen,<br />
Selbstvorwürfen, Komplexität, Zukunftsängsten.<br />
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