Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
➜<br />
Ein leidlich gepflegter Geländewagen hält neben der immer noch<br />
geschäftigen Schweinehorde. Zwei Männer steigen aus. Der eine ist<br />
Joaquim einen knappen Gruß wert. Hans, der <strong>Entwicklung</strong>shelfer ist<br />
o.k., er hat eine funktionierende <strong>Was</strong>serleitung ins Dorf gebracht.<br />
Der hatte zuerst auch nur geredet, seine hilflose Hilfe wie saures<br />
Bier über die Müllkippe gegossen, schien mit den zynischen Herren<br />
der nutzlosen, korrupten Stadtverwaltung unter einer Decke zu stecken.<br />
Doch dann hat er das mit der <strong>Was</strong>serversorgung geregelt. Gut<br />
der Junge. Heute bringt der <strong>Entwicklung</strong>shelfer einen Typen mit einem<br />
weißen Hemd mit. Dieser andere interessiert Joaquim nicht.<br />
Gleich werden die beiden zu ihm kommen und wieder, so wie viele<br />
andere das schon getan haben, mit ihm zu diskutieren anfangen.<br />
Dass die Schweine von der Müllhalde runter müssten,<br />
wegen der Umwelt und der Gesundheit und überhaupt und weil es<br />
ja bessere Alternativen gibt, für die diese Gelehrten dann doch nicht<br />
aufkommen. Sie sagen das alles, um ihm und seiner Familie zu helfen,<br />
so sagen sie, immer ganz eindringlich oder mit beschwörenden,<br />
von Sozialgefühl und Engagement triefenden Blicken. Doch Joaquim<br />
erwartet nichts, nichts von Menschen, die so unbeschreiblich reich<br />
sind, dass seine Schweine ihre Abfälle fressen müssen, damit er überleben<br />
kann. Die Reste der Welt lässt er sich nicht auch noch nehmen.<br />
Joaquim wendet sich ab.<br />
Der Wind hat sich gedreht. Beißender Qualm verätzt die<br />
Lungen der Menschen auf dem Müll. Die Schweine grunzen satt. Das<br />
wissende Lächeln des alten Mannes verzerrt sich zu einer leidenden<br />
Maske. Die schwarz gefrackten Geier tragen ein Lächeln in ihrem<br />
hässlichen Gesicht.<br />
Daniel Kempken, Landesdirektor des DED in Ecuador<br />
Übung C 15. „Reste der Welt“ Seite 81<br />
Fragen zur Texterschließung:<br />
1.Wie sichern Joaquim und sein Vater ihr und der Familie<br />
Überleben?<br />
2. In welchen Ausnahmefällen lässt Joaquim seine Schweine<br />
drei Tage vor dem Schlachten nicht auf die Müllkippe?<br />
3.Warum veranlasst ihn nicht u.a. der gesundheitsschädliche Qualm,<br />
etwas an seinem Leben zu ändern?<br />
4.<strong>Was</strong> erwartet er von auswärtigen Besuchern?<br />
Woher stammt wohl sein Misstrauen?<br />
5.<strong>Was</strong> denkt er über Hans, den <strong>Entwicklung</strong>shelfer? Warum?<br />
6.Wie müssten <strong>Entwicklung</strong>sprojekte „gestrickt“ sein, die Joaquim<br />
und anderen Armen in ähnlichen<br />
?<br />
Situationen helfen<br />
(vgl. auch B 7, B 8, B 9)?<br />
7.Würdest Du auf jede Projektidee der Armen eingehen oder<br />
wo bestünden für dich Grenzen?