Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
a) Maria (12) und Herbert (13) müssen regelmäßig auf dem<br />
elterlichen Bauernhof in Mecklenburg-Vorpommern mithelfen.Wenn<br />
viel Arbeit anfällt, kommt es vor, dass sie deswegen<br />
die Schule versäumen.<br />
b) Helder (12) arbeitet auf einer Zuckerrohrplantage in Brasilien.Von<br />
morgens 5 Uhr bis nachmittags 17 Uhr schneidet<br />
er mit einem Beil Zuckerrohrstangen von 2 m Länge und<br />
trägt schwere Bündel davon auf dem Rücken. Er bekommt<br />
aber als Kind nur die Hälfte des Lohnes.<br />
c) Mehmet (10) und Aygül (14) helfen regelmäßig am Marktstand<br />
ihres Vaters in Gelsenkirchen. Für Hausaufgaben<br />
bleibt wenig Zeit.<br />
d) Für Jacqueline (13) ist es selbstverständlich, dass sie<br />
abends bis 24 Uhr im Gasthaus ihrer Eltern in Halle/Saale<br />
serviert. Die Beine tun ihr nachher oft weh und manchmal<br />
werden die Kunden komisch oder frech.<br />
e) Gogo (11) arbeitet als Hausmädchen in Mali. Ihre Eltern<br />
bekommen 15 Euro im Monat, sie selbst etwas zu essen.<br />
Nachts schläft sie unter dem Küchentisch. Um 5 Uhr früh<br />
beginnt sie, das Frühstück für den 7-Personen-Haushalt zu<br />
machen. Sie geht einkaufen, kocht, macht den Abwasch,<br />
wäscht die Wäsche mit der Hand und macht das Abendessen.<br />
Nach dem Aufräumen, um 23 Uhr, legt sie sich schlafen.<br />
Arbeitende Kinder<br />
Fallbeispiele<br />
Übung B 10. In die Hände gespuckt Seite 59<br />
f) Cetin (11) ist Schuhputzer in Istanbul/Türkei. Meist ist er<br />
mit Freunden unterwegs auf der Suche nach Kundschaft:<br />
an der Fäh-re, vor Einkaufszentren, in der Fußgängerzone.<br />
Sie haben Angst vor Polizisten, die ihnen die Schuhputzkästen<br />
wegnehmen könnten, denn Kinderarbeit ist verboten.<br />
Cetin möchte am liebsten in seinem Heimatdorf an der iranischen<br />
Grenze die Schule besuchen, muss aber seine Familie<br />
unterstützen.<br />
g) Eveline (14) aus Berlin beaufsichtigt ihre kleineren Geschwister<br />
am Nachmittag. Kochen, einkaufen und aufräumen<br />
sollte sie auch – nur wird sie nie mit diesen Aufgaben<br />
fertig, bis ihre Mutter am Abend von ihrer Arbeitsstelle<br />
heimkommt.<br />
h) Vidi (7) ist Teppichknüpfer in einem indischen Dorf.Als<br />
Lehrling bekommt er im ersten Jahr kein Geld. Er muss zusammen<br />
mit anderen Kindern 10 Stunden täglich Teppichknoten<br />
knüpfen ohne zu reden. Es gibt eine halbe Stunde<br />
Mittagpause. Nachts schlafen alle hinter der Werkstatt auf<br />
dem Boden.Alle drei Monate darf er die Eltern besuchen.<br />
Wegen der hohen Qualität und billigen Produktion verkauft<br />
der Chef die Teppiche bis Europa.<br />
i) Herman (8) lebt in Kolumbien. Er arbeitet in den Minen,<br />
weil nur Kinder in die engen Tunnel kriechen können und<br />
an die Kohle drankommen, die sie mit Hämmern und Meißeln<br />
raushauen. Die Lampe haben sie zwischen die Zähne<br />
geklemmt. Kerzen werden angezündet, denn wenn sie ausgehen,<br />
muss man ganz schnell rauskriechen wegen des<br />
mangelnden Sauerstoffs. Sein Bruder ist in einer anderen<br />
Mine durch einstürzende Felsbrocken gestorben. Für einen<br />
Sack Kohle bekommt er 2 Cent.<br />
Quelle: In die Hände gespuckt. Mitspielaktion von Christoph Maas zum Thema Kinderarbeit.<br />
GRIPS-Theater Berlin 2004 (eigene Änderungen, G.F.)