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Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung

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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />

Übung B 7. „Armut ist illegal!“ Seite 49<br />

Absolute Armut<br />

Leitartikel aus El Heraldo, 23.07.2004<br />

„Dona Isabel Posadas, 85 Jahre alt, Bewohnerin von San Miguelito,<br />

Fancisco Morazán weiß nichts vom angekündigten Scheitern der<br />

„Millenniumziele“, die von den Führern der Staatengemeinschaft<br />

1990 proklamiert wurden.Vielleicht hat sie auch nichts vom „Nationalen<br />

Programm zur Armutsminderung“ der Regierung Honduras gehört.<br />

Sie hat auch nichts über die vielen, vielen pompösen Foren,<br />

Kongresse, Konferenzen und Gipfeltreffen gehört. Noch weniger ist<br />

sie sich darüber bewusst, wie viele sich damit arrangiert haben, dass<br />

Menschen in Armut leben.<br />

Aber was die 80jährige besser kennt als jeder Experte ist die Verzweiflung,<br />

die Ohnmacht angesichts des Unvermögens noch nicht<br />

einmal den Mais zu sichern, der für das Überleben in diesem Jahr<br />

notwendig gewesen wäre. Obwohl die Mehrzahl der Menschen in<br />

Honduras in Armut lebt, ist der Fall von Dona Isabel und der 50 Tausend<br />

Einwohner der Gemeinden im Süden von Francisco Morazán<br />

schlimmer. Denn zu der alltäglichen Not hat sich die Dürre gesellt.<br />

Durch die Dürre sind die Ernten verloren gegangen und damit die<br />

einzige Hoffnung, sich dieses Jahr mit Lebensmitteln zu versorgen.<br />

In einigen ländlichen Zonen von Honduras, wo es weder an <strong>Was</strong>ser<br />

noch an fruchtbarem Land fehlt, kann die Armut vielleicht der Unlust<br />

zugeschrieben werden.Aber im Fall von Dona Isabel und ihren<br />

Nachbarn ist das nicht so. Sie selbst hatte vorausschauend mehrere<br />

Schweine gemästet, die sie auch verkauft hat.Vom Erlös des Verkaufs<br />

hatte sie in die Aussaat von Mais investiert; damit erhoffte sie die Ernährung<br />

ihrer Familie für den Rest des Jahres zu sichern und vielleicht<br />

noch ein paar Schweine zu mästen, um damit den Kreislauf<br />

des Überlebens weiterzuführen.Aber der <strong>Was</strong>sermangel hat die<br />

Hoffnungen von Dona Isabel und ihren Nachbarn zerstört. „Meine<br />

ganze Hoffnung war der Mais – und jetzt? Nichts!“ sagt sie resigniert.<br />

Selbstverständlich gibt es in San Miguelito, La Libertad, Reitoca,<br />

Curarén y Alubarén noch weit dramatischere Fälle als der von Dona<br />

Isabel und ihrer Tochter, insbesondere wenn Kinder von Hunger bedroht<br />

sind. Die meisten Schulkinder kommen ohne Frühstück zur<br />

Schule und schlafen dort vor Erschöpfung ein. Deshalb bitten Lehrer,<br />

wie der Schulleiter der Schule Alubarén, Paolo Alvarado, um<br />

Milch für die Schulspeisung.<br />

Es ist an der Zeit, dass die Landwirtschaftsexperten Alternativen für<br />

diese Region des Landes entwickeln und dass die Regierung, die<br />

NRO's und die Internationale Kooperation diese Alternativen einführen.<br />

Denn natürlich ist es dringend, diesen Mitmenschen Nahrungsmittel<br />

zu geben, genauso dringend ist es, ihnen Handwerkszeug<br />

zur Verfügung zu stellen, um die absoluteste Armut zu bekämpfen,<br />

nämlich die, nicht einmal Mais und Bohnen zu essen zu<br />

haben.“<br />

(übersetzt von Jutta Heckel)

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