16.06.2013 Aufrufe

Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung

Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung

Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />

Bolivien<br />

„Zunächst ein paar Worte zu<br />

meiner Herkunft. Ich bin Aymara<br />

(bolivianische Urbevölkerung),<br />

vom Land kommend; einer,<br />

der Wurzeln in der Stadt La<br />

Paz geschlagen hat. So lebe ich<br />

zugleich in zwei Welten: In der<br />

Welt, die auf dem Land existiert,<br />

und in der, die in der Stadt<br />

existiert. Die Auswirkungen der<br />

Armut sehe ich sowohl auf<br />

dem Land als auch in den Straßen der Städte.Armut kann ich<br />

nicht so definieren, wie es die Leute aus dem Westen tun.Aus<br />

meiner andinen Weltsicht sind auch diejenigen <strong>arm</strong>, die ihr Verhältnis<br />

zur Natur verloren haben und die sich nur um ihren Gewinn<br />

bemühen.Wir wissen, dass es viele Ursachen von Ar-mut<br />

gibt: das Problem, fruchtbares Land zu bekommen beispielsweise.<br />

Damit hängt auch der Großgrundbesitz von Politikern zusammen,<br />

die es sich zusammen gestohlen haben, und der Besitz<br />

von eingewanderten Ausländern, die mit dem Land handeln; mit<br />

Land, das in den Händen der Bolivianer sein sollte. Es bestehen<br />

ungerechte Handelsverhältnisse zwischen Stadt und Land. Es<br />

fehlt Arbeit für Leute ohne Ausbildung und ebenso fehlen Möglichkeiten,<br />

sich aus-, fort- und weiterzubilden.Außerdem gibt es<br />

viel Korruption.<br />

Meine größten Ängste sind, dass der bolivianische Staat nicht die<br />

Ursachen der Armut bekämpft. Die Bolivianer müssen danach<br />

streben, die sozioökonomische Situation ohne schlechte Politiker<br />

und fremde Mäzene zu verändern. Mein Wunsch ist, dass sich die<br />

wirtschaftspolitischen Strukturen verändern, dass die internationale<br />

Gemeinschaft ihre Unterstützung nicht nur darauf ausrichtet,<br />

ein Land der so genannten Dritten Welt zu entwickeln, sondern<br />

dass wir als Land ernst genommen werden. Dabei sollten<br />

nicht machtpolitische Interessen im Vordergrund stehen. Nötig<br />

ist der Zugang zu fruchtbarem Land, Investitionen für Beschäftigung,<br />

Möglichkeiten für Aus-, Fort- und Weiterbildung.Wir brauchen<br />

das, damit wir in der Lage sind, auf ausländischen Märkten<br />

unsere Produkte zu verkaufen. Die, die es angeblich so gut mit<br />

uns meinen, sollen aufhören, sich in die internen Fragen unseres<br />

Landes einzumischen.“<br />

(Alejandro Conde, 43 Jahre alt, Leiter des Programmes Chiliri Mamani für die<br />

ländliche <strong>Entwicklung</strong> eines Andendorfes der Fundación Pueblo, La Paz)<br />

Übung B 7. „Armut ist illegal!“? Seite 47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!