Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
Vietnam<br />
Übung B 7. „Armut ist illegal!“ Seite 44<br />
Interviews: <strong>Was</strong> sind für Sie Zeichen von Armut für Sie? <strong>Was</strong> sind Ihre Ängste, Ihre<br />
Wünsche diesbezüglich?<br />
(von Claudia Euen)<br />
„Meiner Meinung nach ist Armut unter<br />
drei folgenden einfachen, begrenzten<br />
aber doch erheblichen Bedingungen<br />
zu sehen: die wirtschaftlichen Lebensbedingungen,<br />
die Gesundheitspflege<br />
und die Ausbildungs- und <strong>Bildung</strong>sbedingungen.Wenn<br />
ich über Armut spreche,<br />
denke ich an eine wasserdurchlässige<br />
Strohhütte mit schwachem Petroleumlicht,<br />
wo ein kränkliches und<br />
schwächliches, junges Mädchen zitternd unter einem zerrissenen<br />
Hemd eines Erwachsenen sitzt. Daneben liegt eine alte Frau unbeweglich<br />
auf einem aus Brettern zusammengenageltem Bett.Wir können<br />
die Armut überall sehen und ich bin besorgt, dass sie eine negative<br />
Wirkung auf die soziale Ordnung und die menschliche Moral<br />
hat. Denn unter der Armut kann man alles machen, egal ob gut oder<br />
schlecht, um seine Lebensbedingungen zu verbessern. Ohne entsprechende<br />
Hilfe zu bekommen, wird man es sicher falsch machen.<br />
Inzwischen steigen die sozialen Probleme, Gewalt und Krankheiten.<br />
Gleichzeitig leidet die menschliche Moral darunter.<br />
Ich wünsche, dass die Armut in der Welt, besonders in Vietnam entschieden<br />
bekämpft wird und die Wirtschaft sich immer stärker entwickelt,<br />
um Beschäftigung zu schaffen und die <strong>Bildung</strong>s- und Gesundheitsbedingungen<br />
zu verbessern. Die entwickelten Länder und<br />
die internationalen Organisationen sollen die <strong>arm</strong>en Länder finanziell<br />
und technologisch unterstützen, damit sie sich stärker und<br />
nachhaltiger entwickeln. Dadurch müssen die Menschen in allen<br />
Ländern nicht mehr unter der Armut leiden.“<br />
(Hung Ngo Quang, 29, Angestellter in Hanoi)<br />
„Die Armut hat folgende Merkmale:<br />
Mangel an Nahrungsmitteln,<br />
schlechter Gesundheitszustand,<br />
Unterernährung bei Kindern, keine<br />
Möglichkeiten für eine Schulausbildung,<br />
schlechte Wohnbedingungen<br />
(Slums, fehlende notwendige<br />
Haushaltswaren etc.), nicht<br />
in der Lage sein Materialien und<br />
Werkzeuge für Produktionsvorhaben<br />
anzuschaffen. In den meisten<br />
Fällen sind es die Bewohner der<br />
Bergregionen und abgelegenen Ortschaften, die durch Naturkatastrophen<br />
und Überschwemmungen benachteiligt sind.Wenn ich an<br />
die Armut denke, interessiere ich mich für die Ursachen der Armut<br />
und für mögliche Maßnahmen, die diese Armut vermindern könnten.<br />
Mein erstes Anliegen ist:Wenn die Armen ausreichend Nahrungsmittel<br />
hätten, würden sie nicht hungern, d.h. also die Nahrungsmittelsicherheit<br />
hat in diesem Kontext die erste Priorität. Hätte<br />
ich viel Geld, würde ich Nahrungsmittel und zinsfreie Kredite zur<br />
Förderung der Produktion (z.B. in Bereichen Landwirtschaft, Handwerk,<br />
Familiengewerbe etc.) an die Armen vergeben. Diese Aktion<br />
würde nur für einen bestimmten Zeitraum gelten, damit sie nicht<br />
faulenzen und immer auf die Geber warten. Zweite Priorität haben<br />
die Gesundheitsversorgung und die Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Wenn man <strong>arm</strong> ist, wird man oft krank und hat keine Möglichkeit eine<br />
Ausbildung zu erhalten, es ist ein Teufelskreislauf.Andere soziale<br />
Probleme werden erst gelöst, wenn die Armen genug zu essen haben.<br />
Die Armutsrate in Vietnam ist im Vergleich zu den letzten 10 Jahren<br />
gesunken.Trotzdem ist sie noch sehr hoch und wirkt sich besonders<br />
stark auf ländliche Gebiete aus (mehr als 80% der vietnamesischen<br />
Bevölkerung leben von der Landwirtschaft). Eine Folge ist die Abwanderung<br />
in die Städte und größere Siedlungen und anschließend<br />
soziale Probleme. Natürliche Ressourcen werden verbraucht und<br />
verschmutzt. Ich wünsche, dass alle Menschen berufstätig sind und<br />
ein durchschnittliches Einkommen von 300 000 VND (circa 21 US$)<br />
pro Monat bekommen.“<br />
(Thi Thu Huong Le, 35,Agraringenieurin aus Hanoi) ➜