Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
Afghanistan<br />
„Sehen Sie, wir haben nichts – nichts zum Leben, keine Wohnung.<br />
Wir müssen immer wieder umziehen – in Häuser, die anderen gehören.<br />
Und das mit 10 Personen in der Familie! Mein Mann arbeitet<br />
als Lastenträger – manchmal, wenn er einen Auftrag bekommt. Davon<br />
kaufen wir dann Essen. Das Leben von der Hand in den Mund,<br />
das ist Armut. Ich habe einen Sohn, der ist 20 Jahre alt. Er wurde<br />
schon dreimal operiert, weil er krank ist. Meine Angst ist, dass er<br />
irgendwann nicht mehr arbeiten kann.<strong>Was</strong> ich mir wünsche, ist<br />
ein bisschen Geld – nur so viel, dass ich damit leben kann.“<br />
(Charikol, 55 Jahre alt, weiblich, lebt in Kabul im Armenviertel Char-Kala,Wazirabad)<br />
„Meine Mutter muss arbeiten.Wir sind fünf Leute in der Familie.<br />
Mein Vater ist in Pakistan ums Leben gekommen. Ich habe Angst vor<br />
dem Hunger. Mein dringlichster Wunsch ist, dass wir eine Wohnung<br />
haben und Vati wiederkommt.“<br />
(Parima, 8, lebt mit ihrer Mutter in Kabul)<br />
<br />
Übung B 7. „Armut ist illegal!“ Seite 43<br />
„Ich habe nur zwei Söhne, die als Tagelöhner versuchen, die Familie<br />
durchzubringen. Das ist für mich Armut. Ich habe Angst, dass wieder<br />
Krieg und Zerstörung das Land heimsuchen.Außerdem habe ich immer<br />
Angst, dass meine Söhne ohne Arbeit wieder nach Hause kommen.<br />
Sie warten täglich am Charo-ye-Chaku (ein Platz in Kabul)<br />
mit vielen anderen Tagelöhnern auf einen Auftraggeber, der sie mitnimmt.<br />
Ich möchte gerne die Wohnung richten lassen und mir so<br />
richtig den Magen füllen. Dafür ein bisschen Geld zu haben, das<br />
wünsche ich mir von Gott.“<br />
(Sabru, nach eigenen Angaben ca. 50 Jahre alt, weiblich, lebt in Kabul, im Armenviertel<br />
Chahr-Kala,Wazirabad)<br />
„Ich bin Lehrerin und verdiene 50 Dollar im Monat. Ich wohne am<br />
Flughafen, die Fahrkarte für den Bus zur Arbeit ist aber zu teuer.Also<br />
laufe ich jeden Tag zu Fuß– für die einfache Strecke brauche ich eine<br />
Stunde.Wir in unserer Familie sind alle keine Analphabeten, mein<br />
Bruder kann sogar etwas Englisch. Er findet trotzdem keine Arbeit.<br />
Wenn ich nicht arbeite, hat meine Familie kein Geld. Aber auch<br />
wenn ich arbeite, wird das Geld immer weniger. Ich werde in Dollar<br />
bezahlt, und der wird ständig abgewertet.Außerdem habe ich Sorge<br />
um meinen guten Ruf. In Afghanistan haben Frauen, die arbeiten, eine<br />
schlechte Reputation. Ich hoffe, dass wenigstens meine Geschwister<br />
einen anderen Lebensstandard erreichen. Sie gehen noch<br />
zur Schule. Ich will für deren Ausbildung arbeiten und für meine Eltern<br />
sorgen.“<br />
(Homa, 20, Lehrerin, lebt in Kabul)