Was heißt hier arm? (pdf) - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
Übung A 5. Wenn ich ein anderer wäre … Seite 28<br />
A 5. Wenn ich ein anderer wäre …<br />
nach einer Idee von Eine Welt der Vielfalt/Anti-Defamation League<br />
Ziel: Durch beliebige Zuordnungen entsteht eine soziale Differenzierung unter Personen aus<br />
verschiedenen Ländern; die Identifizierung verhilft zu Empathie mit anderen sowie zu<br />
einem Bewusstsein über eigene soziale Bedingtheit und Grenzen der Wahrnehmung<br />
<br />
sowie zur Reflexion des eigenen Lebens<br />
Zielgruppe: Erwachsene / Jugendliche ab 16 Jahren<br />
Teilnehmerzahl: 10 - 20 Teilnehmende<br />
Zeitrahmen: ca. 60 - 80 Minuten<br />
Methoden: Einzelarbeit: Identitätswechsel, Rollenspiel, gelenktes Gespräch<br />
Material: genügend farbig sortierte Karten für Herkunft, Beruf, Familienstand, Kinderzahl<br />
und sonstiges; Arbeitsbogen für jeden TN; Papierbögen für Alternative<br />
Einführung:<br />
Diese Simulationsübung ist geeignet, mit den Teilnehmenden einen<br />
Perspektivenwechsel einzuüben, indem ihnen eine neue Identität<br />
gegeben wird. Dadurch dass sich nach dem Zufallsprinzip Herkunft,<br />
Beruf, Familienstand, Kinderzahl und sonstiges gegenüber dem eigenen<br />
Leben verändern, wird deutlich, wie wir auch an anderem Ort<br />
unter anderen Bedingungen hätten geboren werden und aufwachsen<br />
können. Dadurch dass sich der soziale Stand nicht quasi automatisch<br />
mit dem Herkunftsland verbindet, ist <strong>hier</strong> eine soziale Differenzierung<br />
innerhalb der reichen und <strong>arm</strong>en Länder möglich. Ich kann<br />
beispielsweise eine Bürgermeisterin aus Mosambik oder ein Straßenfeger<br />
aus den USA sein.<br />
Durch den Arbeitsbogen werden sowohl individuelle Gefühle als<br />
auch Gemeinschaftsorientierung, die mit der neuen Identität verbunden<br />
sind, angesprochen. Dadurch relativiert sich das Eigene und<br />
es reflektiert. Der Bezug zu Anderen wird leichter hergestellt und<br />
Empathie eingeübt, woraus sich Überlegungen über eigene Grenzen<br />
der Wahrnehmung wie auch Fragen der Nachhaltigkeit und sozialen<br />
Gerechtigkeit ergeben können.<br />
<br />
Verlauf:<br />
1. Identifikation<br />
„Stellen Sie sich vor, Sie wären plötzlich jemand ganz anderes!“ Jede(r)<br />
Teilnehmende zieht aus den verschiedenen Kategorien Herkunft,<br />
Beruf, Familienstand, Kinderzahl und sonstiges (s. Extrablatt)<br />
je eine Karte und entwickelt daraus seine neue Identität.Weitere<br />
Kategorien, wie Alter, Eigenschaften, berufliche Biographie, evtl. Partner,<br />
etc. können selbst erdacht werden.Anhand des schriftlich auszufüllenden<br />
Arbeitsbogens wird zunächst in Stillarbeit einzeln über<br />
verschiedene Implikationen des neuen Lebens nachgedacht (ca. 15<br />
Minuten).Anschließend finden sich die Teilnehmenden in Paaren zusammen<br />
(mit jemandem, der einem noch relativ fremd ist) und tauschen<br />
sich über die Erfahrungen aus.<br />
2.Vorstellung und Rollenspiel<br />
Sodann erfolgt die Vorstellung in der Gruppe gemäß den im Arbeitsbogen<br />
angestellten Überlegungen in der Ich-Form, d.h. noch in<br />
der Identifikation. Unter Beibehaltung der Rollen soll sich nun in<br />
der Gruppe ein Gespräch oder eine Auseinandersetzung über den<br />
eigenen Lebensstil, Forderungen der Gemeinschaft oder die Hinterfragung<br />
von Ungerechtigkeit ergeben.<br />
3.Auswertung<br />
In der Auswertung ist darauf zu achten, dass nicht die Schuldfrage<br />
im Mittelpunkt steht, sondern das Bewusstsein darüber erweitert<br />
wird, wie jede und jeder kontextuell geprägt ist und doch möglicherweise<br />
aus seiner Position heraus etwas beitragen kann zu einem<br />
solidarischeren Miteinander.Auswertungsfragen könnten sein:<br />
● Wie ist es mir in der Rolle ergangen? <strong>Was</strong> fiel mir leicht/schwer?<br />
● <strong>Was</strong> bedeutet Armut?<br />
● <strong>Was</strong> bedeutet Glück/Zufriedenheit?<br />
● Welche Chancen habe ich für ein aktives Einsetzen für meine Belange<br />
und die der anderen?<br />
● Welche Komponenten meines Lebensstils sind für mich (un-) verzichtbar?<br />
➜<br />
● Welche Vorstellungen habe ich bei der Identifikation aktiviert?<br />
Wichtig ist, dass jede(r) die Chance erhält, seine/ihre Rolle wieder<br />
abzulegen und dass für die phantasievolle Ausgestaltung gedankt<br />
wird.