<strong>Was</strong> <strong>heißt</strong> <strong>hier</strong> <strong>arm</strong>? | Anregungen zur entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern Übung A 3. Armut hat viele Gesichter Seite 14 A 3. Armut hat viele Gesichter Ziel: Aktivierung von Bildern im Kopf sowie Bewusstmachung eigener Erfahrungen mit dem Thema; Konfrontation mit anderen Zielgruppe: Erwachsene und Jugendliche (auch Kinder ab 12) Teilnehmerzahl: Bis zu 14 Zeitrahmen: 25 - 30 Minuten Methoden: Bild- und Wortassoziationen, Rollenspiel und gelenktes Gespräch Material: Bilder (ausschneiden, auf DIN A 4-Pappen kleben/in Folien), Karten, Stifte Einführung Verlauf „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.“ Hinter Daten, Fakten und Statistiken müssen Personen sichtbar werden, um zu verdeutlichen, wie Armut die Würde von Menschen verletzt. Bilder transportieren viele bewusste und unbewusste Botschaften. Deshalb eignen sie sich hervorragend für den Einstieg in ein Thema, gerade wenn es so komplex, schillernd und emotional besetzt ist wie die Armutsfrage. Mit Armut mag sich niemand so recht beschäftigen.Als Referent fürchtet man beides: falsches Mitleid, wie auch Ignoranz, Abwehr und Entmutigung (vgl. C 16). Kinder, Jugendliche und Erwachsene lassen sich auf dieses Thema ein, wenn sie den Bezug zu ihrem eigenen Leben sehen. Bildassoziationen stellen diese Verbindung mitteloder unmittelbar her, um dann z.B. mit eigenen Erfahrungen im Kontakt mit entwürdigenden Lebensbedingungen oder einer Identifikation fort zu fahren. Diese Methode soll den Raum öffnen, um Gedanken und Gefühle zum Armutsthema frei zu äußern. 1. Bild- und Wortassoziation Die Gruppe sitzt im Kreis. In der Mitte liegen verstreut die Bildkarten (es müssen etwas mehr als die Anzahl der Teilnehmenden sein, damit sich niemand gezwungen fühlt, ein Bild zu nehmen, das übrig bleibt!). Mit der Aufforderung, ein Bild zu wählen, das er/sie spontan mit Armut in Verbindung bringt und beeindruckend findet, schauen sich alle die Bilder an und greifen sich eins heraus. Die Teilnehmenden schreiben je drei Begriffe zu ihrem Bild auf eine Karte. Reihum wird nun erläutert, was das Beeindruckende war und welche Wortassoziationen zu Armut gewählt wurden. Die Karten werden auf dem Boden zu den Bildern ausgelegt. 3. Perspektivenwechsel durch Rollenspiel Intensiviert wird die Wahrnehmung, wenn man nun die Identifikation mit einer der Personen auf dem gewählten Bild durchführen lässt: „Identifiziere Dich mit einer Person auf dem Bild und beschreibe Deinen Alltag!“ Die Teilnehmenden schreiben dazu 10 Sätze auf und/oder stellen sich in der Ich-Form vor. Einzelne Szenen können gemeinsam gespielt werden. Die Diskussion ergibt einerseits eine Gegenüberstellung der Phantasien mit ihrer Herkunft:Wo- ➜ her kommen die Bilder in meinem Kopf? Hat das was mit mir zu tun (Wünsche, Hoffnungen, Ängste …)? Andererseits ist die Neugier geweckt, mehr wissen zu wollen: Ist es wirklich so? Wie leben Jugendliche in anderen Ländern? 2.Auswertung Dann wird zunächst eine Sortierung und Ordnung der Wortassoziationen vorgenommen (z.B.: Gibt es Häufungen? Wird zwischen ‚Arm' und ‚Reich' oder ‚Hier' und ‚Dort' unterschieden? Kommen eher Menschen oder Strukturen in den Blick?). Dabei ist wichtig, nicht zu werten, also in ‚richtig' oder ‚falsch' zu kategorisieren, sondern Freiraum zu vermitteln, auch Zwiespältigkeit, Zweifel und Betroffenheit äußern zu dürfen und bewusst zu machen, was die ersten spontanen Äußerungen offenbart haben. Dann wird hinterfragt, woher unsere Bilder und Worte kommen, was das Armutsphänomen mit uns zu tun hat oder warum es ggf. vermieden wird, eine Verbindung herzustellen. Das Ziel ist jetzt, den Blick zu erweitern und die Fragestellung zu differenzieren, also neugierig zu machen auf Neues.
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