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Lehrermaterialien - Welthaus Bielefeld

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Ein anderes Bild von Afrika<br />

Anregungen für den Unterricht<br />

in den Sekundarstufen I und II<br />

Aktualisierte Neuauflage<br />

2009


Die Trägerorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA 2008/09<br />

˘ ADRA Deutschland e.V.: www.adra.de<br />

˘ Aktion Canchanabury e.V.: www.canchanabury.de<br />

˘ africa action / Deutschland e.V.: www.africa-action.de<br />

˘ Ärzte für die dritte Welt: www.aerzte3welt.de<br />

˘ Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.: www.aswnet.de<br />

˘ Arbeiter-Samariter-Bund: www.asb.de<br />

˘ AWO International: www.awointernational.de<br />

˘ AMREF: www.amrefgermany.de<br />

˘ CARE Deutschland-Luxemburg e.V.: www.care.de<br />

˘ Deutsches Medikamenten-Hilfswerk – action medeor e.V.: www.medeor.org<br />

˘ Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW): www.weltbevoelkerung.de<br />

˘ Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW): www.dahw.de<br />

˘ Don Bosco JUGEND DRITTE WELT: www.jugend-dritte-welt.de<br />

˘ EIRENE e.V.: www.eirene.org<br />

˘ Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM): www.elm-mission.net<br />

˘ Hilfswerk der Lions: www.lions-hilfswerk.de<br />

˘ Kinderhilfswerk Global-Care: www.kinderhilfswerk.de<br />

˘ Kindernothilfe e.V.: www.kindernothilfe.de<br />

˘ Malteser International: www.malteser-international.org<br />

˘ missio – Internationales Katholisches Missionswerk (Aachen und München):<br />

www.missio-aachen.de; www.missio-muenchen.de<br />

˘ Mission EineWelt<br />

˘ Opportunity International Deutschland : www.oid.org<br />

˘ Oxfam Deutschland e.V.: www.oxfam.de<br />

˘ Quäker-Hilfe Stiftung: www.quaeker-stiftung.de<br />

˘ Tierärzte ohne Grenzen e.V.: www.togev.org<br />

˘ UNESCO Stiftung: www.unesco-kinder.de<br />

˘ <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>: www.welthaus.de<br />

˘ Weltnotwerk e.V. der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung: www.kab.de<br />

˘ World Vision Deutschland e.V.: www.worldvision.de


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort: Afrika – eine Zumutung? 2<br />

1 Schwarz-weiße Weltbilder 3<br />

1.1 »In Afrika sind alle Menschen arm« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.2 »Die leben noch wie in der Steinzeit«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.3 Afrikas »Stammeskriege« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2 Afrikas Entwicklungserfolge 11<br />

2.1 Überlebenskünstler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.2 Mauritius: Beispiel einer erfolgreichen Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3 Ugandas Erfolge im Kampf gegen Aids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.4 Die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3 Zukunftsperspektiven für Afrika 18<br />

3.1<br />

Impressum<br />

Aufbruchst immung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.2 Afrika auf der internationalen Agenda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.3 Kein Interesse an Afrika? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

4 Unterrichtsskizzen 24<br />

Hinweise auf Materialien/Medien für die Schule 25<br />

Materialien<br />

Die Materialien finden Sie als PDF-Dateien zum Download auf unserer Website:<br />

www gemeinsam-fuer-afrika de/schulen_anmeldung php<br />

M 1 Afrikas Magie des Dschungels<br />

M 2 Afrikabilder<br />

M 3 Die Deutschen<br />

M 4 Tradition und Fortschritt<br />

M 5 Die neuen Kriege in Afrika<br />

M 6 Überlebenskünstlerin<br />

M 7 Afrika: Kleine Schritte in Richtung Entwicklung<br />

M 8 Trotz allem kein Stillstand<br />

Herausgeber: GEMEINSAM FÜR AFRIKA e.V.,<br />

Töniser Str. 21, 47918 Tönisvorst<br />

Redaktion: Georg Krämer, <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>.<br />

Satz: Satzbau GmbH, <strong>Bielefeld</strong>.<br />

Druck: Strothmann, <strong>Bielefeld</strong>.<br />

Titelfoto: World Vision Deutschland<br />

M 9 Recherchen zu Afrika<br />

M 10 Afrikas Armut – Wer ist schuld?<br />

M 11 Meine Zukunft<br />

M 12 Ansatzpunkte für Afrikas Entwicklung<br />

M 13 Afrika: Welthandel und Entwicklungshilfe<br />

M 14 Ein Brief<br />

M 15 Afrika finde ich wichtig<br />

M 16 Afrika-Quiz<br />

Foto: Don Bosco Jugend<br />

Bezug: Bei den Trägerorganisationen von GEMEINSAM<br />

FÜR AFRIKA und bei der Koordinationsstelle:<br />

c/o CARE Deutschland-Luxemburg e.V.,<br />

Dreizehnmorgenweg 6, 53175 Bonn<br />

www.gemeinsam-fuer-afrika.de<br />

Tel.:+ 49 (0)228 688 22 77<br />

Fax: +49 (0)228 975 63 53<br />

E-Mail: schulen@gemeinsam-fuer-afrika.de<br />

Die Aktion Schulen – GEMEINSAM FÜR AFRIKA wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung.


Vorwort zur ersten Auflage:<br />

Afrika – eine Zumutung?<br />

Wer sich mit Afrika befasst, muss zunächst Afrika-Bilder aufarbeiten. Afrika<br />

ist in der allgemeinen Wahrnehmung und in der massenmedialen Vermittlung<br />

der Kontinent mit den 4 Ks: Kriege, Krisen, Krankheiten und Katastrophen.<br />

Wenn uns überhaupt Bilder erreichen, so spiegeln sie diese 4 Ks wieder:<br />

Kriegsszenen aus dem Kongo oder dem Sudan, hungernde Kinder in den<br />

Flüchtlingslagern im Tschad oder in Uganda, Millionen von Aids-Opfern im<br />

Südlichen Afrika. Die Bereitschaft, sich derartigen Elendsbildern zu stellen, ist<br />

gering, auch unter jungen Menschen.<br />

Das auf diese Weise entstandene Afrikabild ist ja<br />

(leider) nicht falsch. Es ist unvollständig, weil es wesentliche<br />

Teile der Realität ausblendet, vor allem den<br />

Lebensmut so vieler Menschen, die trotz widrigster<br />

Umstände es irgendwie schaffen, für sich und ihre<br />

Familien das Überleben zu sichern. Diese Fähigkeit zu<br />

überleben, zu hoffen und immer wieder neu anzufangen,<br />

verdient Bewunderung und Unterstützung – und<br />

genau dies wollen wir auch in den Mittelpunkt dieser<br />

Unterrichtsmaterialien stellen. Sie sollen einen anderen,<br />

weniger üblichen Blick auf Afrika möglich machen.<br />

Es macht aber wenig Sinn, ein negatives oder einseitiges<br />

Afrikabild gegen ein positives Klischee auszutauschen.<br />

Afrika als Thema im Unterricht oder in der<br />

Bildungsarbeit ist und bleibt eine Zumutung. Es mutet<br />

uns zu, die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen<br />

dieses Kontinents zu ertragen: Engagierte Selbsthilfe<br />

und dumpfe Lethargie, visionäre politische Entwürfe<br />

neben korrupter Selbstbereicherung, zynische Ignoranz<br />

gegenüber den Problemen und die nicht tot zu<br />

kriegende Hoffnung auf Zukunft in einem Meer des<br />

Elends. Manchmal passen nicht einmal die Kategorien unserer Wahrnehmung<br />

– und trotzdem sollen und müssen wir wahrnehmen, uns ein Bild<br />

machen. Alles was wir sagen und feststellen, wird teilweise richtig, aber auch<br />

teilweise falsch sein. Alle Aussagen tragen das „aber“ schon in sich. Nur wenn<br />

wir soviel Zumutung ertragen wollen, lernen wir etwas über Afrika – und<br />

über uns.<br />

<strong>Bielefeld</strong>, Georg Krämer<br />

August 2006 (<strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>)<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

2 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


1.<br />

Schwarz-weiße Weltbilder<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die eigenen Afrikabilder erinnern, abrufen und<br />

aussprechen<br />

˘ bestehende Bilder und Klischees kritisch überprüfen<br />

Unser Bild von Afrika prägt unsere Wahrnehmungen,<br />

Bewertungen und unser Handeln, deshalb ist eine Beschäftigung<br />

mit diesen Bildern wichtig. Dabei geht es<br />

weniger darum, diese Afrika-Bilder als falsch, dumm<br />

oder rassistisch zu entlarven, sondern sie zu erweitern<br />

durch andere Bilder und Geschichten, Informationen<br />

und Fakten. Wichtig ist: Nicht die unvermeidbare Existenz<br />

unserer Bilder und Klischees ist das Problem, sondern<br />

dass uns Fragwürdigkeit und Reichweite unserer<br />

Vorstellungen nicht bewusst sind. Wie gehen wir also<br />

mit Vorstellungen und Wissen bezüglich Afrika um, deren<br />

Begrenztheit wir kennen, aber die wir auch nicht<br />

durch eigene Erfahrungen „überprüfen“ können?<br />

Fast unvermeidlich sind viele unserer Afrika-Bilder und<br />

Assoziationen von den massenmedial vermittelten<br />

Kriege, Krisen, Katastrophen und Krankheiten geprägt.<br />

Diese Einseitigkeit führt dazu, dass emotionale Sperren<br />

eine nähere Beschäftigung mit Afrika verhindern. Doch<br />

auch der positive Gegenentwurf führt nicht viel weiter;<br />

die afrooptimistischen Analysen scheitern meist schon<br />

in kürzerer Zeit an den Realitäten. Manche versuchen,<br />

ein positives Afrikabild zu retten, in dem alle negativen<br />

Entwicklungen Afrikas zur Folge des Kolonialismus oder<br />

neokolonialer Ausbeutung erklärt werden. Hier treffen<br />

sich in bemerkenswerter Weise die Rechtfertigungen<br />

der Staatsklassen, die für Armut und Unterdrückung in<br />

ihren Ländern nie verantwortlich sind, mit der antiimperialistischen<br />

Rhetorik jener, für die der Kapitalismus<br />

die hinreichende Ursache aller Übel ist.<br />

Wirklich weiterführend wären demgegenüber Einstellungen<br />

und Haltungen, die auch widersprüchliche Phänomene<br />

zu integrieren versuchen. Dies würde für Afrika<br />

bedeuten, die Verantwortung der Regierenden ebenso<br />

einzubeziehen wie die ökonomischen Folgen einer Globalisierung,<br />

die Afrika abgekoppelt hat. Versäumnisse<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Phantasiereise<br />

Foto: Don Bosco Jugend<br />

Die Phantasiereise ist eine Methode, die in einer Atmosphäre<br />

der Ruhe und des Vertrauens die TeilnehmerInnen<br />

einlädt, ihre inneren Bilder wachzurufen.<br />

Nur wenn diese Voraussetzungen (einschließlich<br />

eines ruhigen Raumes) gegeben sind, sollte diese<br />

Methode versucht werden. Die Teilnehmer schließen<br />

die Augen und achten auf ihren Atem. Es darf<br />

nicht mehr gesprochen werden. Der Text wird langsam<br />

– mit langen Pausen vorgetragen. – Nach der<br />

Phantasiereise ist ein Austausch über unsere Phantasiebilder<br />

– ohne Bewertung – wünschenswert.<br />

Ich bitte Euch zunächst, jetzt nicht mehr zu sprechen<br />

und wirklich still zu werden. Bitte setzt Euch<br />

zunächst möglichst bequem auf Euren Stuhl und<br />

versucht, eine gute Sitzposition zu finden. Schließt<br />

jetzt die Augen. Achtet auf Euren Atem. Versucht<br />

bitte, tief und ruhig zu atmen.<br />

Ich will Euch einladen auf eine Phantasiereise nach<br />

Afrika. Du hast eine lange Reise hinter Dir und fühlst<br />

Dich etwas müde. Soeben seid Ihr gelandet. Du gehst<br />

zur Tür und schaust zum ersten Mal auf Afrika.<br />

Was siehst Du? – Wie ist das Wetter? – Du gehst die<br />

Treppe herunter und wirst erwartet. Wer begrüßt<br />

Dich? – Wie ist dieser Mensch gekleidet? – Dann<br />

fahrt Ihr mit dem Auto in ein Dorf. Du schaust links<br />

und rechts neben die Straße. Was siehst Du? Dann<br />

kommt Ihr im Dorf an. Viele Menschen warten dort<br />

auf Dich. Wie sehen sie aus? – Wie sind ihre Gesichter?<br />

– Wie sind sie gekleidet? Man zeigt Dir das<br />

Dorf. Was siehst Du? – Was für Menschen kannst Du<br />

erkennen? – Dann wirst Du vom Chief empfangen.<br />

Was sagt er zu Dir? – Was sagst Du zu ihm? – Dann<br />

überreicht er Dir ein Begrüßungsgeschenk. Was ist<br />

es? – Am Ende musst du dich von ihm verabschieden.<br />

Was sagst Du? – Du blickst noch einmal auf das<br />

Dorf zurück. Was bleibt Dir davon am auffälligsten<br />

im Gedächnis? – Danach setzt Du Dich ins Auto. Ihr<br />

Fahrt los. Die Bilder bleiben zurück. Du kommst wieder<br />

hier im Raum an und öffnest vorsichtig Deine<br />

Augen.<br />

3


der internationalen Politik und die Folgen menschenverachtender<br />

Ausbeutung kämen in den Blick, aber<br />

auch politische und kulturelle Faktoren für Entwicklungsdynamik<br />

oder die Bereitschaft der Afrikaner, Verantwortung<br />

für ihre Zukunft nicht an andere zu delegieren.<br />

Ambivalente Bilder müssen wir ertragen, die uns<br />

auch mit der Erkenntnis konfrontieren, dass wir viele<br />

Entwicklungsfaktoren nicht direkt beeinflussen können.<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

Es geht also darum, mit der Relativität der Bilder leben<br />

und um ihre begrenzte Reichweite zu wissen - auch angesichts<br />

von 53 verschiedenen Staaten, rund 3.000 Ethnien<br />

und gut 967 Mio. Menschen, die alle unter „Afrika“<br />

subsumiert werden. So sollen wir uns also doch ein Bild,<br />

nein viele Bilder machen. Und existierende schwarzweiß-Bilder<br />

immer wieder in Frage stellen. Die folgenden<br />

drei Unterkapitel liefern dafür Material.<br />

˘ Was fällt euch bei „Afrika“ ein? Woher habt Ihr diese Bilder, Erfahrungen, Vorstellungen? Ein solches<br />

„Brainstorming“ ist in allen Klassenstufen möglich und soll die oft unbewussten Ausgangsbedingungen<br />

für eine Beschäftigung mit Afrika erkennbar machen. Die Antworten können z.B. in die Bereiche „Armut/<br />

Krankheit“, „Kriege/Konflikte“, „Kultur und Religion“ und „Fortschritt/Erfolge“ rubrifiziert werden. Zielgruppe:<br />

Alle Klassenstufen<br />

˘ Afrika – das ist der wilde, urtümliche Kontinent mit den eindrucksvollen Tieren. Auf derartige Bilder zielen<br />

viele Reklameflyer oder Fernsehspots. Das Arbeitsblatt M 1 (siehe Download) enthält eine solche Werbung<br />

und fragt nach der ethischen Bewertung solcher Instrumentalisierung. Zielgruppe: ab Klasse 8<br />

˘ Das Arbeitsblatt M 2 (siehe Download) listet 24 „afrikanische Szenen“ oder Ereignisse auf und fordert<br />

dazu auf, diese nach Wertigkeit auszuwählen. Ein Vergleich mit der Auswahl anderer (Kleingruppe) hilft<br />

dabei, Argumente für die Auswahl zu formulieren und abzuwägen. Wenn möglich können die einzelnen<br />

Szenen vom Lehrer/Lehrerin noch kurz erläutert werden. Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Wenn es die Atmosphäre in der Klasse zulässt, können Sie vielleicht in einer Phantasiereise die Afrika-<br />

Vorstellungen der SchülerInnen wachrufen. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />

˘ Der Film „Befreien Sie Afrika“ (16 mm, 83 Min., 1999) präsentiert Ausschnitte aus rund 500 Filmen, Werbespots,<br />

Printmedien etc. und porträtiert so eindrucksvoll und kurzweilig das deutsche Afrikabild vom<br />

Zweiten Weltkrieg bis 1998. Zielgruppe: Oberstufe Bezug: emz.emh@elk-wue.de.<br />

1.1<br />

»In Afrika sind alle Menschen arm«<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die große Leistung der Mehrheit der Afrikaner,<br />

die trotz widriger Umstände ihr Über leben<br />

sichern, zur Kenntnis nehmen.<br />

˘ darüber nachdenken, was wir unter Armut<br />

verstehen wollen und was jenseits des Einkommens<br />

dafür von Bedeutung ist.<br />

Afrika ist der Kontinent der Armut. Die Bilder des Fernsehens,<br />

aber auch die Zustandsbeschreibungen vieler<br />

Hilfsorganisationen, lassen eigentlich keinen anderen<br />

Schluss zu. Hunger, schlechte Trinkwasserversorgung,<br />

gesundheitliche Missstände, Bildungsnotstand und<br />

Verwundbarkeit gegenüber Naturereignissen oder<br />

Dürreperioden sind unübersehbar.<br />

Auch die Statistiken bestätigen diese Wahrnehmung.<br />

Nirgendwo ist der Anteil der extrem Armen größer als<br />

in Afrika südlich der Sahara. Laut Weltbank liegt ihr Anteil<br />

(Stand: 2005) bei 50,4 %. Seit 1990 ist die Zahl der<br />

extrem Armen um 100 Millionen Menschen angestiegen.<br />

Auch der „Human Development Index“ (HDI), der<br />

vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNDP) erhoben wird und die Lebenserwartung, die<br />

Alphabetisierung und das Kaufkraft-berechnete Einkommen<br />

berücksichtigt, sieht Afrika am Ende der Skala:<br />

Alle 22 Länder mit einem geringen HDI liegen in Afrika<br />

südlich der Sahara.<br />

Afrika südlich der Sahara<br />

In den meisten statistischen Erhebungen (UN,<br />

Weltbank) ist es üblich, die Lage in „Afrika südlich<br />

der Sahara“ zu beschreiben. Das umfasst alle<br />

afrikanischen Staaten ohne die fünf relativ reichen<br />

Nordstaaten Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen,<br />

Ägypten.<br />

4 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


Der Tatbestand großer, in Afrika weit verbreiteter Armut<br />

ist unbestreitbar. Umso mehr muss aber ins Gewicht<br />

fallen, dass es der weitaus größte Teil der Afrikanerinnen<br />

und Afrikaner schafft, irgendwie zu überleben. Es<br />

fehlt an allem und staatliche Hilfe ist kaum zu erhalten.<br />

Trotzdem gelingt es den Menschen, unter oft widrigen<br />

Umständen zu überleben, sich trotz knapper Ressourcen<br />

an Boden, Wasser, geeignetem Saatgut und landwirtschaftlicher<br />

Ausrüstung zu ernähren, Kinder weithin<br />

ohne medizinische Dienste aufzuziehen und sich in<br />

einem von Gewalt und Konflikten geprägtem Umfeld<br />

zu behaupten. Mindestens ebenso bemerkenswert wie<br />

die Armut ist diese Überlebensleistung, wie sie viele<br />

Millionen Afrikaner tagtäglich vollbringen (siehe dazu<br />

auch Kapitel 2).<br />

An dieser Stelle wäre auch über unser Verständnis von<br />

Armut nachzudenken. Auch in Deutschland versuchen<br />

neuere Armutsdefinitionen, prekäre Lebenssituationen<br />

nicht nur durch statistische Einkommensberechnungen<br />

(wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen<br />

Einkommens hat, gilt als arm) zu erfassen. Qua li tative<br />

Dimensionen (wie die Möglichkeit zur Teilnahme am<br />

gesellschaftlichen und kulturellen Leben oder das Vorhandensein<br />

einer sozialen Absicherung) kommen hinzu.<br />

Auch für Afrika wären qualitative Gesichtspunkte<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Extreme Armut<br />

Die Weltbank spricht von „extremer Armut“, wenn<br />

einem Menschen für die Befriedigung seiner Bedürfnisse<br />

weniger als 1,25 $ pro Tag zur Verfügung<br />

steht. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine aufwendige<br />

Berechnungsweise, die zunächst das Einkommen<br />

von Haushalten zu erfassen versucht. Um<br />

dieses international vergleichbar zu machen, wird<br />

nun dieses Einkommen in Kaufkraft umgerechnet<br />

und mit der Kaufkraft in den USA – auf der Basis<br />

des Dollars in der Kaufkraft von 2005 – verglichen.<br />

Die Berechnungen der Weltbank sind immer<br />

wieder kritisiert worden (vor allem Pogge 2003),<br />

denn die internationale Vergleichbarkeit und die<br />

Umrechnung der Subsistenz (Selbstversorgung)<br />

in Dollar-Kaufkraft führen notwendigerweise zu<br />

Schwierigkeiten. Dennoch sind die Weltbank-Zahlen<br />

das wohl wichtigste statistische Werkzeug, um<br />

weltweite Armut zu erfassen.<br />

bei der Beschreibung der Armut einzubeziehen. Dabei<br />

fällt auf, dass es einerseits tragfähige traditionelle Sozialsysteme<br />

(wie Familie oder Clan) gibt, die viele Notlagen<br />

auffangen oder abfedern; andererseits<br />

ist das „extended family system“ durch die<br />

moderne Entwicklung bedroht. Vor allem Arbeitsmigration<br />

führt dazu, dass immer mehr<br />

Frauen (vor allem in städtischen Gebieten)<br />

alleine für ihre Kinder sorgen müssen und<br />

dass Geldeinkommen, über das jedoch in<br />

erster Linie Männer verfügen, zunehmend<br />

wichtiger wird. Zusätzlich wäre der Stellenwert<br />

von Geldeinkommen für die Lebenssituation<br />

der Menschen zu überdenken. Vor<br />

allem in den ländlichen Gebieten Afrikas hat<br />

die Selbstversorgung (Subsistenz) oder auch<br />

der „informelle Sektor“ weitaus größere Bedeutung<br />

als die Marktproduktion oder gar<br />

die Lohnarbeit. Geldeinkommen erfasst derartige<br />

Lagen nur zu einem geringen Teil.<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

Der individuelle Besitz von Land, Vermögen<br />

o.ä. hat zudem in traditionell geprägten Gesellschaften<br />

ohnehin nicht den Stellenwert<br />

wie bei uns. Dass Menschen Teil einer Gemeinschaft<br />

sind, der sie zugehörig sind und<br />

der sie sich zugehörig fühlen, gehört zum<br />

fundamentalen Wissen vieler AfrikanerInnen.<br />

Und: Glück und Lebenszufriedenheit<br />

sind nicht mit Einkommen oder Vermögen<br />

zu verwechseln. Die Lebensfreude vieler AfrikanerInnen,<br />

über die fast alle Europäer staunen,<br />

erinnert daran.<br />

5


Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Das Kapitel 2 enthält eine konkrete Beschreibung, wie der Überlebenskampf unter schwierigen Bedingungen<br />

aussieht. Dieser Text (vgl. M 6 – siehe Download) kann auch hier herangezogen werden. Zielgruppe:<br />

ab Klasse 9<br />

˘ Sind alle Afrikaner arm? Das Arbeitsblatt M 3 (siehe Download) stellt diese Frage und fragt nach den<br />

Gründen für diese (falsche) Wahrnehmung. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

˘ Wie würdet ihr Armut beschreiben? Lassen Sie die beiden Halbsätze („Armut in Deutschland ist, wenn …“<br />

und „Armut in Afrika ist, wenn …“ auf ein Blatt übertragen und die SchülerInnen mindestens 5 Antworten<br />

für jede Rubrik niederschreiben. Auswertung: Wo finden sich nicht nur quantitative (einkommensbezogene)<br />

Armutsbeschreibungen? Welche qualitativen Merkmale werden genannt? Welche Unterschiede zwischen<br />

Deutschland und Afrika werden hinsichtlich der Armutsdefinitionen formuliert? Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />

˘ In Afrika gibt es auch reiche und superreiche Menschen. Ein Zeitungsartikel über den Stamm der WaBenzi<br />

(derjenigen, die Mercedes Benz fahren) könnte das Problem der Arm-reich-Gegensätze, das auch in Afrika<br />

existiert, zur Sprache bringen ( www.abendblatt.de/daten/2005/07/04/455175.html)<br />

˘ Welche Verantwortung haben die Hilfsorganisationen für die ausschließliche und einseitige Gleichsetzung<br />

Afrika = Armut? Ein kritischer Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit der Hilfsorganisationen könnte hier<br />

erkenntnisfördernd sein. Einerseits wollen diese Organisationen Spendengelder haben und sind so in der<br />

Versuchung, mit der emotionalen Wirkung von Notlagen zu werben. Andererseits fühlt sich zumindest<br />

ein Großteil auch einer verantwortlichen entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

verpflichtet. Wie lösen die einzelnen Organisationen dieses Dilemma? Lassen Sie die SchülerInnen daraufhin<br />

Websites, Öffentlichkeitsmaterialien oder Plakate begutachten. Auch der Kodex des Verbandes entwicklungspolitischer<br />

Nichtregierungsorganisationen ist hier hilfreich ( www.venro.org/publikationen/<br />

archiv/kodex.pdf). Zielgruppe: Ab Klasse 7 (mit variierbarem Analyseniveau).<br />

Kairo bei Nacht (© Visum)<br />

6 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


1.2<br />

»Die leben noch wie in der Steinzeit«<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ statt einer pauschalen Rückständigkeit die<br />

Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne in<br />

den meisten Regionen Afrikas erkennen.<br />

˘ die Ambivalenz des Fortschritts (in Afrika wie in<br />

Europa) reflektieren.<br />

Die Bilder haben weiterhin eine starke Faszinationskraft:<br />

Afrikaner in ihrer „Ursprünglichkeit“, wie wir sie<br />

uns vorstellen, sind in einem Dorf zusammengekommen<br />

und feiern Initiation für die jungen Männer, die<br />

heute in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen<br />

werden. Trommeln sind zu hören, ein Häuptling in bunter<br />

Bemalung spricht zu den sich in Trance bewegenden<br />

Jugendlichen. Die „primitiven halbnackten Wilden“<br />

tanzen um das Feuer und singen in uns völlig unverständlichen<br />

Lauten.<br />

Dies ist der Stoff, aus dem die Filme sind, die Dokumentarfilme<br />

wie die Spielfilme, welche das wilde, ursprüngliche<br />

Afrika zeigen. Sie sind vor allem Projektionsfläche<br />

für zivilisationsüberdrüssige<br />

Europäer, die<br />

dem prämodernen<br />

Leben fast melancholisch<br />

nachtrauern,<br />

ohne allerdings ernsthaft<br />

zu erwägen, ihre<br />

Lebensweise in Richtung<br />

auf diese „Ursprünglichkeit“<br />

oder<br />

auch nur auf eine einfacheren<br />

Lebensstil zu<br />

verändern.<br />

Die Bilder sind nicht<br />

einfach nur Fiktion. Es<br />

existiert noch zumindest<br />

in Teilbereichen,<br />

dieses Leben aus der<br />

Tradition der Ahnen ohne die Veränderungen der Modernisierung.<br />

Die Pygmäen (BaAka) in den zentralafrikanischen<br />

Wäldern oder auch die San (Buschmänner)<br />

in Namibia sind Beispiele für diese Lebensweise. Für<br />

den größten Teil Afrikas aber ist die Situation durch die<br />

Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne geprägt:<br />

Medizinmann und Arzt, Voodoo-Priester und Pfarrer,<br />

Hexerei und Wissenschaft, Tier-Fetische und Handy,<br />

Eselskarren und Auto – das alles existiert in Afrika nebeneinander.<br />

Dies führt zu Verhaltensweisen, die wi-<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

dersprüchlich sind: Afrikanische Börsenmanager, die an<br />

Hexerei glauben, Geschäftsleute, die am Wochenende<br />

in ihr Dorf zurückfahren und in beiden Welten gleichzeitig<br />

leben, Menschen, welche die Sprache der Trommel<br />

und die Nutzung des PC gleichzeitig beherrschen.<br />

Doch die „Modernisierung“ mit allen ihren widersprüchlichen<br />

Facetten schreitet auch in Afrika voran.<br />

Längst lebt ein erheblicher Teil der Menschen nicht<br />

mehr in den eher noch durch traditionelle Lebensweise<br />

geprägten Dörfern, sondern in den urbanen Zentren.<br />

Rund 40 % der Afrikaner sind heute Stadtmenschen<br />

(Quelle: DSW Report 2008) – Tendenz stark steigend<br />

(+ 4,6 % pro Jahr). Auch die Nutzung der modernen<br />

Kommunikationstechnologien (vor allem Internet und<br />

Handy) schreitet voran, wenn auch Afrika im Weltmaßstab<br />

hier noch deutlich zurückliegt. Der Leichtwasserreaktor<br />

in Nigeria oder der Laser-Forschungsreaktor in<br />

Südafrika deuten darauf hin, dass auch in Afrika modernste<br />

Technologien zu finden sind.<br />

Das „moderne Leben“ darf aber nicht mit Fortschritt<br />

und „sozialer Entwicklung“ gleichgesetzt werden. Die<br />

oft durch Armut erzwungene Migration endet allzu<br />

häufig in den Slums<br />

der Großstädte, in<br />

denen ebenfalls die<br />

Armut zu Hause ist.<br />

Die Auflösung oder<br />

Relativierung traditionellerFamilienstrukturen<br />

bedeutet<br />

oftmals auch einen<br />

Verlust an sozialer Sicherheit,<br />

während auf<br />

der anderen Seite der<br />

Fortbestand dieser<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

Strukturen die Belastbarkeit<br />

der Sozialbeziehungen<br />

auch übersteigen<br />

kann, wenn<br />

beispielsweise der<br />

Sohn, der in der Stadt<br />

eine Lohnarbeit gefunden hat, mit seinem Geld für alle<br />

Bedürfnisse der Großfamilie zahlen soll.<br />

So gilt es, auch hier die Widersprüchlichkeit Afrikas zu<br />

erkennen. Zwischen Tradition und Moderne suchen die<br />

Menschen Afrikas einen Weg. Der unvermeidliche Umbruch<br />

in Richtung Modernisierung ist mit Ungleichzeitigkeiten<br />

und Unsicherheiten verbunden, ein Zustand,<br />

der auch den „postmodernen“ Europäern nachvollziehbar<br />

sein sollte.<br />

7


Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Tradition oder Moderne? Vielleicht fallen den SchülerInnen Bilder, Ereignisse, Gegenstände aus Afrika ein,<br />

die der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden können. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />

˘ Fortschrittliche Afrikaner – rückständige Deutsche? Vielleicht kann die umgekehrte Blickrichtung helfen,<br />

Klischees zu entdecken, zu relativieren und zu befragen. Stichworte: Afrika: Die Skyline von Abidjan, der<br />

Flughafen von Nairobi, die Chip-Fabrik in Südafrika. Deutschland: Okkultismus unter Jugendlichen, der<br />

Aberglaube, zelebriert in Tausenden von Horoskopen und Glücksspielen, das Festhalten an Traditionen<br />

wie Schützenbrüder oder Volkstanz. Gibt es von den SchülerInnen Stichworte für eine solche Zuordnung?<br />

Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />

˘ Was ist Fortschritt? Welche Kategorien und Maßstäbe haben wir, Fortschritt zu messen und zu bewerten?<br />

Sind Religion und Tradition per se Beweise für „Rückständigkeit“? Weder die Absolutierung der Wissenschaft<br />

(Rationalismus) noch des ökonomischen Erfolgs (gut ist, was reich macht) scheinen geeignete<br />

Parameter zu sein, die fraglos zu übernehmen wären. Zumindest diese Erkenntnis sollte den SchülerInnen<br />

nachvollziehbar sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Die Ambivalenz des Fortschritts kann durch das Arbeitsblatt M 4 (siehe Download) herausgearbeitet<br />

und zur Diskussion gestellt werden. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />

˘ Der Film Der Baum der Ahnen scheint geeignet, Eigenheiten traditioneller Lebensweisen in Afrika zu<br />

verdeutlichen. Der Film (47 Min., Mosambik 1994) ist bei vielen kirchlichen und öffentlichen Verleihstellen<br />

(siehe www.eine-welt-medien.de) ausleihbar. Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />

˘ Leben in den verschiedenen Welten. Tausende von AfrikanerInnen, die bei uns leben, arbeiten oder studieren,<br />

können von diesem Zwiespalt berichten. Kontakte zu AfrikanerInnen in Ihrer Nähe erhalten Sie womöglich<br />

über entwicklungspolitische Organisationen oder Gruppen. Der World University Service (Projekt:<br />

grenzenlos) vermittelt in einigen Bundesländern Kontakte zu Menschen aus Afrika, die bereit sind, von<br />

ihrem Leben oder ihren Erfahrungen zu berichten ( www.wus.de). Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

1.3<br />

Afrikas »Stammeskriege«<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die kriegerischen Konflikte Afrikas in ihrer<br />

Vieldimensionalität (nicht nur als ethnische<br />

Auseinandersetzungen) wahrnehmen.<br />

˘ einige Entstehungsbedingungen für die „neuen<br />

Kriege“ und ihre globalen Vernetzungen kennenlernen.<br />

Selbst bis in die seriöse Presse hinein ist immer wieder<br />

von Afrikas „Stammeskriegen“ die Rede. In fast allen<br />

Ländern Afrikas gab oder gibt es (seit 1945) in der Tat<br />

kriegerische Konflikte, die eine ganz wesentliche Ursache<br />

für Armut und Hunger, für den Niedergang der<br />

Wirtschaft und für deprimierende Perspektiven sind.<br />

Doch die Wahrnehmung dieser Kriege als ethnische<br />

Konflikte greift in der Regel zu kurz. Weder im Sudan<br />

(Darfur-Region), noch in der DR Kongo – um zwei aktuelle<br />

Beispiele zu nennen – geht es ausschließlich um<br />

Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen<br />

oder Religionsgruppen.<br />

Beispiel Sudan: Der Krieg in der westsudanesischen<br />

Region Darfur wird zwar häufig als Kampf muslimischer<br />

und arabischer Gruppen gegen die „alteingesessene<br />

schwarzafrikanische“ Bevölkerung dargestellt;<br />

tatsächlich sind aber beide Konfliktparteien<br />

weitgehend muslimisch und leben seit etlichen Jahrhunderten<br />

in der Region. Diese allerdings wurde von<br />

der Zentralregierung in Khartum seit Jahrzehnten<br />

systematisch vernachlässigt, weshalb viele Clanführer<br />

für mehr Eigenständigkeit der Region eintreten.<br />

Die Zentralregierung wiederum vermutet in Darfur<br />

erhebliche Rohstoffquellen (Öl) und will Unabhängigkeitsbestrebungen<br />

auf keinen Fall dulden. Sie<br />

bedient sich deshalb der „Dschandschawid-Milizen“,<br />

die äußerst brutal die Zivilbevölkerung drangsalieren<br />

und für die Entwurzelung von rund zwei Millionen<br />

Menschen gesorgt haben. Es handelt sich also um einen<br />

Konflikt, der ebenso ökonomische und politische<br />

8 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


Straßenszene aus dem Kongo (Foto: echo)<br />

wie auch ethnische Komponenten hat.<br />

Unbestritten ist, dass Afrika Schauplatz sehr vieler kriegerischer<br />

Auseinandersetzungen war und ist. In der<br />

Mehrzahl der Fälle handelt es sich nicht um zwischenstaatliche<br />

Kriege – was im Europa des 20. Jahrhunderts<br />

der klassische Kriegsfall war –, sondern um innerstaatliche<br />

Konflikte. Auffällig ist, dass es zu einer Entstaatlichung<br />

(Privatisierung) der Gewalt gekommen ist, in der<br />

das Kriegsziel nicht mehr<br />

die Eroberung der staatlichen<br />

Macht ist, sondern<br />

vorwiegend die ökonomische<br />

Kontrolle über<br />

bestimmte Ressourcen:<br />

Ölfelder, Goldminen, Diamanten-<br />

oder Koltanvorkommen,<br />

die man ausbeuten<br />

und exportieren<br />

kann, Wegezoll für Zufahrtswege<br />

oder Grenzabschnitte,<br />

erpresste<br />

Schutzgelder von Bauern<br />

oder lokalen Unternehmern.<br />

Diese Geschäfte<br />

werden von Warlords,<br />

Milizen oder kriminellen<br />

Banden getätigt, die<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Afrikas Stämme – Europas Völker<br />

Die Wortwahl spricht Bände. Während in Bezug<br />

auf Europa maximal bis ins Mittelalter von „Stämmen“<br />

die Rede ist und heute natürlich nur noch<br />

Völker existieren, sind Literatur und Berichterstattung<br />

mit Blick auf Afrika voll von einer „Stammes-<br />

Terminologie“. Doch das Wort „Stamm“ unterstellt<br />

Rückständigkeit und das Fehlen einer staatlichen<br />

Ordnung. Es ist damit in der Tendenz abwertend<br />

und rassistisch und sollte nicht mehr verwendet<br />

werden, auch wenn gerade in Schulbüchern<br />

diese Praxis noch gang und gäbe ist. Auch mit der<br />

Abgrenzung der „Stämme“ haben die Autoren ihre<br />

Probleme. Mancher angeblicher „Stamm“ entpuppt<br />

sich als Sammelbegriff für viele Ethnien mit<br />

unterschiedlichen Sprachen und Kulturen.<br />

sich dank ihrer Bewaffnung die Ressourcen mit Gewalt<br />

aneignen können. Einige dieser Milizen und Gruppen<br />

sind eher ethnisch formiert, die meisten aber agieren<br />

als wenig ideologische Gewaltakteure, die vorwiegend<br />

ökonomisch orientiert und motiviert sind. Manche Autoren<br />

sprechen in diesem Zusammenhang von „neuen<br />

Kriegen“ (Kaldor, Münkler u.a.).<br />

Ein wesentliches Merkmal dieser „neuen Kriege“ (der<br />

Begriff ist in der Friedens-<br />

forschung umstritten) ist<br />

die schwache Staatlichkeit.<br />

Die hier beschriebenen<br />

kriegerischen Konflikte<br />

treten da auf, wo der<br />

Staat wesentliche Funktionen<br />

eingebüßt hat. Er<br />

ist nicht mehr in der Lage,<br />

sein Gewaltmonopol zu<br />

verteidigen. Wenn er nicht<br />

mehr für Sicherheit sorgen<br />

kann, verliert er auf<br />

der anderen Seite seine<br />

Legitimationsbasis. Gruppen<br />

und Milizen greifen<br />

zur „Selbsthilfe“ und regulieren<br />

die Verhältnisse<br />

auf ihre Art. Gleichzeitig<br />

9


gehen dem Staat so auch ökonomische Ressourcen<br />

(Steuereinnahmen, Exportkontrolle) verloren. Zerfallende<br />

oder bereits zerfallene Staaten (failing or failed<br />

states) sind daher ein zentrales Kennzeichen für das<br />

Auftreten dieser „neuen Kriege“. In Afrika sind hier vor<br />

allem die Demokratische Republik Kongo (insbesonde-<br />

Wie gegen die „neuen Kriege“ vorgehen?<br />

re der Osten), Somalia und der Sudan zu nennen, deren<br />

Bevölkerungen schon seit etlichen Jahren die „neuen<br />

Kriege“ erleben müssen. Die große Bedeutung der ökonomischen<br />

Motive macht es wenig sinnvoll, in einem<br />

solchen Kontext von „Stammeskriegen“ zu sprechen.<br />

Das klassische Repertoire internationaler Politik kommt hier schnell an Grenzen, weil es auf die Beziehungen<br />

zwischen handlungsfähigen staatlichen Akteuren ausgerichtet ist. Die „neuen Kriege“ sind aber gerade durch<br />

die Privatisierung der Gewalt – unterhalb der Ebene des Staates – gekennzeichnet. Auch die Versuche, im<br />

internationalen Völkerrecht z.B. einen Schutz der Zivilbevölkerung festzuschreiben, greifen hier also nicht.<br />

Sanktionsdrohungen müssen wirkungslos bleiben, weil sie am wenigsten diejenigen erschrecken, die Güter<br />

ohnehin illegal exportieren.<br />

Dennoch ist die Ökonomie ein wichtiger Ansatzpunkt, gegen die „neuen Kriege“ vorzugehen. Denn die<br />

Gewaltakteure realisieren ihre Einnahmen durch ihren weltweiten Anschluss an die ganz normale (legale)<br />

Ökonomie. Erst durch die Möglichkeit, Öl, Diamanten, Gold, Kupfer, Koltan u.a.m. auf dem Weltmarkt zu<br />

verkaufen, kommen sie zu ihren Einnahmen. Beteiligt an den neuen Kriegen sind also auch die Firmen, Unternehmen<br />

oder Staaten, welche die gewaltsam erworbenen Ressourcen aufkaufen, Banken, die Einnahmen<br />

aus den Gewaltökonomien anlegen, Transportunternehmer, die illegale Exporte mit ihren Fahrzeugen in die<br />

anderen Kontinente bringen. An dieser Stelle könnte und sollte versucht werden, die „neuen Kriege“ ökonomisch<br />

auszutrocknen.<br />

Verschiedenartige Initiativen in dieser Richtung – wie die Zertifizierung und der Ursprungsnachweis von Diaman<br />

ten oder die Offenlegung von Exportgeschäften und Geldtransaktionen – sind bereits in Ansätzen entwickelt<br />

worden. Gleichzeitig braucht es internationalen Druck auf solche Regierungen, welche kriegerische<br />

Konflikte in ihren Ländern unterstützen oder dulden.<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Wo gibt es momentan Kriege in Afrika? Schon das mangelnde Wissen über die Anzahl und die Orte der<br />

kriegerischen Konflikte sagt viel über unsere Wahrnehmung der afrikanischen Realität. Auf der Website<br />

www.akuf.de finden Sie eine aktuelle Aufstellung der Kriege/Konflikte, verbunden mit einer kurzen<br />

Konfliktgenese. Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Vielleicht ist es sinnvoll, sich mit einem einzelnen kriegerischen Konflikt zu befassen, um so die Vieldimensionalität<br />

(die politischen, sozialen, ökonomischen, kulturellen, ethnischen Konfliktursachen) herauszuarbeiten.<br />

Der Darfur-Krieg (laut SZ vom 24. 4. 2008 rund 300.000 Tote seit 2003) ist dafür ein gutes Beispiel.<br />

Bei der Don Bosco Jugend ( www.jugend-dritte-welt.de) gibt es eine CD-ROM (Panorama Sudan) mit<br />

diesbezüglichen didaktischen Materialien. Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />

˘ Das Arbeitsblatt M 5 (siehe Download) kann dabei helfen, Kennzeichen der „neuen Kriege“ deutlich zu<br />

machen (Klassengespräch). Fragen Sie abschließend danach, warum es besonders schwer ist, die „neuen<br />

Kriege“ einzudämmen und z.B. durch die üblichen internationalen Maßnahmen (Diplomatie, Sanktionen,<br />

Interventionen) zu beenden. Zielgruppe: ab Klasse 12<br />

˘ Kindersoldaten stehen quasi exemplarisch für viele Kennzeichen der „neuen Kriege“. Sie sind leicht und<br />

billig zu rekrutieren und vermehren den ökonomischen Nutzen der Gewaltakteure, ohne dass die gesellschaftlichen<br />

Kosten für diese eine Rolle spielten. In den asymmetrischen Einsätzen gegen meist unbewaffnete<br />

Zivilisten sind Kindersoldaten mit der Kalaschnikow in der Hand äußerst effektiv, um Menschen<br />

zu vertreiben oder ökonomisch auszubeuten. Kindersoldaten sind oft brutale Täter – und gleichzeitig<br />

Opfer. Viele Hilfsorganisationen befassen sich mit der Lage der Kindersoldaten und arbeiten mit an ihrer<br />

gesellschaftlichen Reintegration. Infos u.a. bei der Deutschen Koordination Kindersoldaten unter www.<br />

kindersoldaten.info/. Vgl. Arbeitsblatt M 4 (siehe Download). Zielgruppe: Ab Klasse 11<br />

10 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


˘ Die Bedeutung der neuen Kriege und der Gewalt für die Aufrechterhaltung von Armut und Not ist Thema<br />

einer neuen didaktischen Publikation (mit Unterrichtsmaterialien, methodischen Vorschlägen, CD-ROM):<br />

<strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>/DED/Misereor: Entwicklungshindernis Gewalt, Peter-Hammer-Verlag 2006; 19,90 €.<br />

˘ Nähere Informationen zur weithin erfolgreichen „Diamantenkampagne“ finden Sie im Internet unter<br />

www.medico-international.de (Kampagne: fatal transaction). Um eine Relativierung des Bankgeheimnisses<br />

zur Verhinderung von illegal erworbenen Anlagen bemüht sich die Kampagne Finanzplatz Schweiz<br />

(siehe www.aktionfinanzplatz.ch/.<br />

2.<br />

Afrikas Entwicklungserfolge<br />

2.1<br />

Überlebenskünstler<br />

Von Afrikas „Entwicklungserfolgen“ zu reden ist sicher<br />

ungewohnt und klingt angesichts vorherrschender<br />

Elendsbilder befremdlich (Vgl. dazu auch das Arbeitsblatt<br />

M 11 – siehe Download). Wo allerorts nur von<br />

Misserfolgen und Scheitern die Rede ist, sollte aber dennoch<br />

ein Blick auf die alltägliche Lebenssituation der<br />

Menschen versucht werden. Diese muss auf dem Hin-<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

tergrund der Rahmenbedingungen bewertet werden.<br />

Die Mehrheit der Menschen in Afrika südlich der Sahara<br />

meistert ihr Leben, wenn auch unter Bedingungen,<br />

die wir weitgehend als bedrückende Armut empfinden<br />

würden. Diese Mehrheit überlebt, obwohl die Ressourcen<br />

des Überlebens oftmals gering sind: niedrige<br />

landwirtschaftliche Produktivität, einseitige und un-<br />

11


Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die große Leistung der Mehrheit der Afrikaner,<br />

die trotz widriger Umstände ihr Überleben<br />

sichern, erkennen und anerkennen.<br />

˘ einige konkrete Lebensbedingungen dieser<br />

„ÜberlebenskünstlerInnen“ zur Kenntnis nehmen.<br />

zureichende Ernährung, Verwundbarkeit gegenüber<br />

Naturereignissen (vor allem Dürreperioden), geringe<br />

Transportkapazitäten und schlechte Verkehrswege,<br />

miserable Energieversorgung in vielen Gebieten, Wassermangel<br />

und Wasserverschmutzung, mangelhafte<br />

Gesundheitsversorgung und Impfschutz, fehlende Betreuung<br />

und Hilfe bei Geburt und Schwangerschaft,<br />

Erkrankungen (Malaria, Aids) und Verletzungen ohne<br />

Chance auf medizinische Hilfe, ein desolates Schulsystem<br />

mit miserabel entlohnten Lehrern, die in verfallenden<br />

Gebäuden Dutzenden von Kindern ohne Schulbücher<br />

und Hilfsmittel Bildung vermitteln sollen und vieles<br />

andere mehr. Derartige Faktoren bestimmen – natürlich<br />

in unterschiedlichem Maße je nach Region – das Leben<br />

so vieler Menschen in Afrika. Dass unter solchen Bedingungen<br />

so viele Menschen es schaffen zu überleben, ist<br />

in hohem Maße bemerkens- und bewundernswert.<br />

Der Staat ist in vielen Teilen des Kontinents kaum präsent,<br />

zumindest nicht als Bereitsteller öffentlicher Güter<br />

wie Schutz vor Gewalt, soziale Sicherung oder Bereitsteller<br />

von Infrastruktur. Die Menschen helfen sich<br />

selber. Ihre (nicht nur traditionellen) Sozialsysteme<br />

verhindern den Zusammenbruch und befähigen zum<br />

Überleben. Wo der Staat versagt, versuchen andere, zumindest<br />

Teilfunktionen zu übernehmen. Erst allmählich<br />

entwickelt sich in einigen Ländern Afrikas so etwas wie<br />

eine Zivilgesellschaft, die sich für soziale und politische<br />

Belange der Menschen engagiert. Auch die Entwicklungszusammenarbeit<br />

ist ein Versuch, Unterstützung<br />

von außen zu leisten, was angesichts schwieriger Rahmenbedingungen<br />

allerdings nur begrenzt möglich ist.<br />

Eindrucksvoll bleiben die „Entwicklungs- und Überlebenserfolge“,<br />

wie sie trotz widriger Ausgangsbedingungen<br />

erzielt werden. Es sind besonders häufig die<br />

Frauen, die auf sich allein gestellt – weil die Männer<br />

infolge der Migration weit weg sind – ein ungeheueres<br />

Pensum an täglicher Arbeit absolvieren, um ihre Kinder<br />

„durchzubringen“. Das Beispiel im Arbeitsblatt M 5 ist<br />

dafür ein Hinweis.<br />

Statistische Belege für diese erfolgreiche Bewältigung<br />

des Lebens gibt es kaum. Die Armutsstatistik der Weltbank<br />

besagt: 50,4 % der afrikanischen Bevölkerung gelten<br />

als extrem arm, haben weniger als (kaufkraftangepasst)<br />

1,25 $ pro Tag zur Verfügung. Der größere Teil<br />

dieser Menschen schafft es dennoch, irgendwie satt zu<br />

werden, sich zu kleiden, die Familie unterzubringen und<br />

die Grundbedürfnisse einigermaßen zu befriedigen.<br />

Doch die Überlebensökonomie der Armen entzieht sich<br />

zu weiten Teilen den volkswirtschaftlichen Berechnungen<br />

und den statistischen Durchschnittszahlen. Mehr<br />

als anderswo in der Welt hat der sogenannte informelle<br />

Sektor eine überragende Bedeutung in Afrika. Laut ILO<br />

(International Labour Organisation: Women and men<br />

in the informal economy, Geneva 2002) ist der informelle<br />

Sektor die Lebensgrundlage für rund 90 % der<br />

Menschen in Afrika. Marktproduktion und Lohnarbeit,<br />

die sich im Bruttonationaleinkommen niederschlagen,<br />

haben nur einen geringen Stellenwert.<br />

Einige statistische Hinweise sind aber dessen ungeachtet<br />

auch dafür zu finden, dass in Afrika nicht alle Entwicklungen<br />

zum Schlechteren verlaufen (vgl. M 7). Die<br />

erzielten bescheidenen Verbesserungen reichen sicher<br />

nicht aus, dass Afrika der Armut entkommen könnte.<br />

Auch die „Millennium-Entwicklungsziele“, die eine Halbierung<br />

des Anteils der Armen im Jahre 2015 gegenüber<br />

1990 erreichen wollen, werden in Afrika südlich der Sahara<br />

wohl nicht erreicht.<br />

Afrika – kleine Schritte in Richtung „Entwicklung“<br />

(M 7 – Download)<br />

Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung verlaufen nicht alle<br />

Entwicklungen in Afrika negativ. Zwar ist es richtig, dass im<br />

Vergleich mit anderen Weltregionen (vor allem mit Asien) Afrika<br />

immer weiter zurückfällt. Andererseits gibt es aber auch in<br />

Afrika südlich der Sahara gewisse, bescheidene Fortschritte zu<br />

vermelden. So ist die Kindersterblichkeit – gemessen als der Anteil,<br />

der von 1.000 Lebendgeborenen innerhalb des ersten Jahres<br />

stirbt – in Afrika südlich der Sahara von 1970 auf 2005 um<br />

30 % zurückgegangen. Die Zahl der alphabetisierten Erwachsenen<br />

war gegenüber 1990 um 5 % höher (59 % der Erwachsenen<br />

galten 2005 als alphabetisiert). Es steigt auch die Zahl der Menschen,<br />

die Zugang zu sauberem Wasser haben. 2004 lag der Anteil<br />

bei 55 % der Menschen, eine Verbesserung um 7 % gegenüber<br />

1990. Einige Länder Afrikas sind mittlerweile auch Exporteure<br />

von Industrieprodukten. 34 % der afrikanischen Exporte waren<br />

2005 dieser Kategorie zuzuordnen, eine Steigerung gegenüber<br />

der Vergangenheit. Auch die Exporte sind absolut deutlich gesteigert<br />

worden – von 34 Mrd. $ 1990 auf 232 Mrd. $ 2006. Die<br />

Zahl der Internet-Nutzer ist geradezu rasant gestiegen. 2000 lag<br />

der Anteil der Internetnutzer an der Gesamtbevölkerung Afrikas<br />

(südlich der Sahara) noch bei 0,5 %. 2007 waren es 5,5 %. Alle diese<br />

Verbesserungen müssen zudem auf dem Hintergrund des<br />

noch immer rasanten Bevölkerungswachstums in Afrika gesehen<br />

werden. 2005 lebten 722 Mio. Menschen in Afrika südlich der<br />

Sahara, 206 Mio. mehr als 1990.<br />

* Der Anteil der Internet-Nutzer an der Gesamt-Bevölkerung bezieht<br />

sich auf ganz Afrika.<br />

Quelle: Human Development Report 2007/2008<br />

12 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Das Arbeitsblatt M 6 (siehe Download) schildert den unspektakulären Alltag einer jungen Frau aus<br />

Mosambik, die zu den „Überlebenskünstlern“ gehört. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />

˘ Was es bedeutet, unter Armutsbedingungen zu leben, kann sicher nur begrenzt überhaupt nachvollziehbar<br />

gemacht werden. Dessen ungeachtet gibt es Projektvorschläge, die einige dieser Lebensumstände<br />

erfahrbar machen sollen. Unter dem Stichwort „Einmal leben wie in der Dritten Welt“ können Schulklassen<br />

oder Jugendgruppen z. B. einen Tag lang versuchen, ohne Geld auszukommen. Dazu würde gehören:<br />

Sammeln von Lebensmittelresten (z. B. auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt), Bauen einer Kochstelle,<br />

Geldbeschaffung durch Betteln, Sammeln von Pfandglas, einfache Arbeiten (Schuhe putzen, Auto<br />

waschen). Gemeinsames Essen und eine Reflexion der Erfahrungen gehört dazu. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

˘ Der „Alltag der kleinen Leute“ gehört auch zum Erfahrungshorizont vieler Fachkräfte/EntwicklungshelferInnen.<br />

Kontakte zu Rückkehrern, die in Afrika gearbeitet haben, vermittelt u. a. der Deutsche Entwicklungsdienst<br />

( www.ded.de/Bildungsarbeit unter „Referenten“). Eventuell können auch Migranten oder<br />

Studierende aus Afrika hierzu eingeladen und gehört werden. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />

˘ Die Überlebensleistung vieler AfrikanerInnen kann vielleicht durch einen Film deutlich gemacht werden.<br />

Einige Filme kommen dafür in Frage. Beispiele: Die kleine Verkäuferin der Sonne – Spielfilm über ein Mädchen<br />

im Senegal, 45 Min, 1998. Verleih bei evangelischen und katholischen Medienstellen. Zielgruppe: Ab<br />

Klasse 8 Goldwitwen – Dokumentarfilm über Frauen in Lesotho, die den Alltag alleine bewältigen müssen.<br />

50 Min., 1990. Verleih: Medienwerkstatt Freiburg. Zielgruppe: Ab Klasse 11.<br />

˘ Auch in Afrika gibt es kleine, wenn auch unzureichende statistische Hinweise auf Entwicklung (M 7 – siehe<br />

Download). Wie diese bewertet und auf längere Sicht eingeschätzt werden, kann Thema im Klassengespräch<br />

sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />

2.2<br />

Mauritius: Beispiel einer erfolgreichen Ökonomie<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die beachtlichen ökonomischen und sozialen<br />

Entwicklungserfolge des Inselstaates Mauritius<br />

zur Kenntnis nehmen.<br />

˘ über einige für Entwicklung wichtige ökonomische<br />

Faktoren gemeinsam nachdenken.<br />

Die ökonomischen Daten der meisten afrikanischen<br />

Länder sind wenig ermutigend. Das Wirtschaftswachstum<br />

der meisten Staaten Afrikas ist zu gering, um tatsächlich<br />

armutsvermindernde Effekte zu erzielen. Das<br />

Bevölkerungswachstum „frisst“ die mageren Zuwächse<br />

und führt im Ergebnis zu einem stagnierenden Pro-<br />

Kopf-Einkommen.<br />

Auf diesem Hintergrund fällt (neben einigen wenigen<br />

anderen Ländern wie Botswana oder die Kapverden)<br />

vor allem der Inselstaat Mauritius auf. Das Land konnte<br />

in den letzten fast 30 Jahren (1975 bis 2005) ein durchschnittliches<br />

jährliches Wirtschaftswachstum von 4,4 %<br />

erzielen. Aber auch im sozialen Bereich war das Land erfolgreich.<br />

Die Kindersterblichkeit wurde in den letzten<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

30 Jahren um drei Viertel gesenkt, die Unterernährung<br />

weitgehend überwunden. Die Lebenserwartung auf<br />

Mauritius liegt bei 72,4 Jahren, eine Zahl, die an Europa<br />

fast heranreicht.<br />

Was sind nun die Bedingungen für die Erfolgsstory<br />

Mauritius? Eine Beantwortung der Frage ist nicht ganz<br />

einfach, denn den alles entscheidenden Faktor gibt es<br />

offensichtlich<br />

nicht. Mauritius<br />

hatte als kleiner<br />

Inselstaat mit 1,2<br />

Mio. Einwohnern Afrika<br />

nicht unbedingt<br />

die besten Voraussetzungen<br />

für ökonomische<br />

Prosperität, doch<br />

seit den 70er Jahren<br />

ist es dem<br />

Land gelungen, in<br />

Madagaskar<br />

vielen Bereichen<br />

Réunion<br />

Verbesserungen<br />

zu erreichen: Eine<br />

Mauritius<br />

13


Erfolgsstory Mauritius<br />

erfolgreiche und wettbewerbsfähige Exportorientierung<br />

(vor allem in der Bekleidungsindustrie und im von<br />

der EU hoch-subventionierten Zuckersektor sowie im<br />

Tourismus) wurde begleitet durch gut funktionierende<br />

Mauritius § Afrika<br />

südl d<br />

Sahara<br />

Lebenserwartung (in Jahren) 2005 72 49<br />

Alphabetisierungsquote Erwachs. 2005 84,3 % 60,3%<br />

Menschen ohne sauberes Wasser 1990 0 % 52 %<br />

Menschen ohne sauberes Wasser 2002 0 % 42 %<br />

Anteil der Unterernährten 2003 5 % 32 %<br />

Kindersterblichkeit<br />

je 1000 Lebendgeborene 1970<br />

2005<br />

64<br />

13<br />

staatliche Institutionen (mit geringer<br />

Korruption und einer gelungenen<br />

Befriedungspolitik unter den<br />

verschiedenen ethnischen Gruppen)<br />

und erheblichen öffentlichen<br />

Investitionen in Bildung, Gesundheit<br />

und soziale Sicherung. Dem<br />

ökonomischen Wachstum folgten<br />

rasch soziale Verbesserung, die<br />

u. a. einen deutlichen Rückgang<br />

des Bevölkerungswachstums zur<br />

Folge hatten. Heute scheint Mauritius<br />

sozial und ökonomisch gut<br />

aufgestellt zu sein, auch wenn der<br />

Globalisierungswettbewerb (Bekleidungsindustrie:<br />

China; Zucker:<br />

Abbau der EU-Subventionen) in<br />

nächster Zukunft noch zunehmen<br />

wird. Mauritius zeigt, dass eine<br />

gute Regierungsführung (good<br />

governance) zusammen mit einer<br />

strategisch ausgerichteten und bewusst<br />

gestaltenden Wirtschafts-<br />

politik auch in Afrika Entwicklung im umfassenden<br />

Sinne herbeiführen kann. Warum diese Faktoren in den<br />

meisten afrikanischen Ländern offensichtlich nicht gegeben<br />

sind, wäre zu untersuchen.<br />

14 GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

144<br />

102<br />

Wirtschaftskraft (Pro-Kopf-Einkommen) 12.715 $ 1.998 $<br />

§ Wirtschaftswachstum pro Kopf<br />

1975 – 2005<br />

Quelle: UNDP, Human Development Report 2007/2008<br />

+ 4,4 % – 0,5 %<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Afrika – trotz allem kein Stillstand. Lassen Sie den Korrespondentenbericht (M 8 – siehe Download) im<br />

Unterricht lesen und diskutieren Sie, ob den dort gemachten Aussagen zugestimmt werden kann. Zielgruppe:<br />

Ab Klasse 10<br />

˘ Die soziale und ökonomische Lage in den einzelnen afrikanischen Ländern kann als Aufgabe für eigenständige<br />

Internet-Recherchen gestellt werden. Die einzelnen Länder müssten mit den Kleingruppen<br />

vereinbart werden. Hilfreich für die Internet-Recherchen ist das Arbeitsblatt M 9 (siehe Download).<br />

Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Mauritius als Beispiel für soziale und ökonomische Entwicklung. Lassen Sie Kollagen (aus Reiseprospekten<br />

u.ä.) erstellen, in denen Mauritius aber nicht nur als touristisches Traumziel, sondern auch hinsichtlich<br />

der Entwicklungserfolge dargestellt wird. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

˘ Eine detaillierte Analyse ökonomischer Entwicklungspotentiale kann hier nicht geleistet werden. Hilfreich<br />

sind hier verschiedene didaktische Materialien, die (Zielgruppe: überwiegend Oberstufe) Quellentexte,<br />

Statistiken etc. zusammentragen und die verschiedenen Facetten beleuchten: Schlechte Regierungsführung<br />

und niedrige Produktivität, Rohstoffexportabhängigkeit und koloniales Erbe, weltwirtschaftliche Benachteiligung<br />

und relative Schwäche im globalen Wettbewerb. Hinweise finden Sie unter „Materialien und Medien“.<br />

˘ Bei der Frage nach den Ursachen für Afrikas Armut stehen sich oft zwei Lager gegenüber. Die einen sehen<br />

das Elend Afrikas als Folge von Ausbeutung und Abhängigkeit, von Kolonialismus und ungerechter Globalisierung.<br />

Die anderen verweisen auf korrupte Regierungen, unfähige und verantwortungslose Staatsklassen,<br />

mangelnde Leistungsbereitschaft und ethnisches Gegeneinander. Weil weder das eine noch das<br />

andere Lager allein „die Wahrheit“ für sich beanspruchen kann, käme es darauf an, Belege und Argumente<br />

für alle Positionen zu suchen und abzuwägen. Eine solche Diskussion wird wohl nie zu einem abschließenden<br />

Ende kommen, schärft aber die Sicht auf die Verhältnisse. Arbeitsblatt M 10 (siehe Download)<br />

soll dies unterstützen. Zielgruppe: Oberstufe


2.3<br />

Ugandas Erfolge im Kampf gegen Aids<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die große Bedrohung Afrikas durch die Pandemie<br />

Aids erkennen.<br />

˘ die beachtlichen Erfolge Ugandas bei der Eindämmung<br />

der HIV-Verbreitung kennen lernen<br />

und bewerten.<br />

Die Pandemie AIDS schreitet voran. Nach UN-Angaben<br />

waren Ende 2007 rund 33 Millionen Menschen HIV-positiv.<br />

2,5 Millionen haben sich im Jahr 2007 neu mit dem<br />

Virus infiziert, ca. 2 Mio. Menschen sind 2007 an AIDS<br />

gestorben.<br />

Afrika (südlich Sahara) ist weitaus<br />

überproportional von AIDS betroffen.<br />

Zwei Drittel der HIV-Positiven<br />

leben in der ärmsten Region der<br />

Erde. Die Quote derjenigen Erwachsenen<br />

(15 bis 49 Jahre), die<br />

das Virus in sich tragen, ist vor<br />

allem im Südlichen Afrika sehr<br />

hoch. In Swaziland sind (laut UN-<br />

AIDS 2008) 26,1 % der Erwachsenen<br />

HIV-positiv. Botswana (23,7 %),<br />

Lesotho (23,2%) und Südafrika<br />

(18,2 %) sind ebenfalls in starkem<br />

Maße betroffen.<br />

Uganda gehört zu den wenigen<br />

Ländern, die substantielle Erfolge<br />

im Kampf gegen Aids vorzuweisen<br />

haben. Schon in den 80er<br />

Jahren hatte das Land eine hohe HIV-Rate (1989: 14 %)<br />

zu beklagen. Die Regierung machte den Kampf gegen<br />

Aids zur obersten Priorität, investierte erhebliche Mittel<br />

vor allem in die Aufklärung, startete weitreichende<br />

Öffentlichkeitsaktionen, die viele<br />

Menschen erreichten. In Zusammenarbeit<br />

mit medizinischen<br />

Einrichtungen und gesellschaftlichen<br />

Gruppen gelang es, die Rate<br />

der Neuinfektionen zurückzudrängen.<br />

Im Jahre 1989 galten in<br />

Uganda 14 % der „Erwachsenen“<br />

als HIV-positiv, im Jahre 2007 waren<br />

es noch 5,4 %. Fazit: Uganda<br />

hat bereits in frühen Jahren viele<br />

Menschenleben durch Aids verloren.<br />

Eine engagierte Anti-Aids-<br />

Kampagne hat es aber vermocht,<br />

den Trend umzukehren und die<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Ugandas Kampf gegen Aids<br />

Quote deutlich zu senken. Heute stagniert die HIV-<br />

Quote bei 5,4 %, eine Zahl, die im südlichen Afrika von<br />

keinem Land erreicht wird. Kritiker befürchten jedoch,<br />

dass der Stellenwert der Aids-Prävention (hier vor allem<br />

Aufklärung und Kondom-Nutzung) in den neuesten<br />

Programmen reduziert wurde. Die von den USA favorisierte<br />

„Abstinence-only“-Orientierung gewänne an<br />

Boden und gefährde die bisherigen Erfolge. Dass Ugandas<br />

Kampf gegen Aids allerdings bisher erfolgreich war,<br />

wird auch von den Kritikern nicht bestritten.<br />

Die Bedeutung dieses Erfolges wird bei einem Vergleich<br />

mit der Republik Südafrika besonders deutlich. Obwohl<br />

Südafrika 14mal reicher ist (gemessen<br />

als Pro-Kopf-Einkommen)<br />

als Uganda, vermochte es das Land<br />

bisher nicht, wirksam gegen die<br />

HIV-Verbreitung vorzugehen. Südafrikas<br />

HIV-Rate ist weiter ansteigend.<br />

Die regierungsamtlichen<br />

Kampagnen gegen Aids kommen<br />

nur schleppend in Gang. Noch<br />

vor wenigen Jahren hat der damalige<br />

Staatpräsident Mbeki den<br />

Zusammenhang zwischen Sexualkontakten<br />

und Aids geleugnet.<br />

Die Gesundheitsministerin bezeichnete<br />

Aids als eine westliche<br />

Erfindung. Aus diesem und weiteren<br />

Gründen ist das Problembewusstsein<br />

in Bezug auf Aids noch<br />

immer völlig unzureichend – mit<br />

fatalen Folgen für viele Menschen<br />

und für die Entwicklungsperspektiven<br />

des Landes. Uganda hat gezeigt, wie wichtig eine<br />

eindeutige und engagierte Haltung der Politik für den<br />

Kampf gegen Aids ist.<br />

Uganda Südafrika<br />

Lebenserwartung (in Jahren) 2005 49,7 50,8<br />

Wirtschaftskraft (Pro-Kopf-Einkommen) – PPP 1 454 $ 11 110 $<br />

HIV-Rate unter Erwachsenen 1989 14 % 1 %<br />

HIV-Rate unter Erwachsenen 2005 6,7 % 18,8 %<br />

Staatliche Unterstützung für den Kampf<br />

gegen Aids<br />

Quellen: UNAIDS 2008, UNDP 2007/2008<br />

hoch uneindeutig<br />

15


Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Aids ist ein zentrales „Entwicklungsthema“, das aber auch für die Jugendlichen hier bei uns von großer Bedeutung<br />

ist. Beide Dimensionen wären im Unterricht zu beachten. Viele didaktische Materialien nehmen<br />

hierauf Bezug (z. B. www.brot-fuer-die-welt.de – Bestellbox/Kampagnen/AIDS).<br />

˘ Warum ist die Verbreitung des HIV in armen Ländern besonders „erfolgreich“? Den Zusammenhang zwischen<br />

Armut (geringer Bildung und Kenntnisstand über Aids, fehlender Zugang zu Gesundheitsdiensten,<br />

Unerreichbarkeit für Aufklärungskampagnen und Kondome) und Aids gilt es im Klassengespräch zu besprechen.<br />

Die Filme der DVD Steps for the future (siehe unter www.ezef.de) können dabei hilfreich sein.<br />

Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />

˘ Warum sind die Aufklärung über die Verbreitungswege des HIV und die Verteilung von Kondomen keine<br />

hinreichende Anti-Aids-Strategie? Die Grenzen der Aufklärung können auch bei uns beobachtet werden.<br />

Wie gehen die Jugendlichen selbst mit der Aids-Gefahr um? Vielleicht ist ein offenes Gespräch darüber<br />

möglich. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang „sexuelle Treue“ und „Enthaltsamkeit“ –<br />

Ziele, die im Südlichen Afrika propagiert werden? Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />

˘ Umfangreiche Informationen zum Thema HIV/Aids finden Sie bei der Aids-Kampagne ( www.Aidskampagne.de),<br />

beim KinderAidsfonds ( www.kinderAidsfonds.de) und bei der UNO ( www.unAids.org).<br />

˘ Ugandas Erfolg im Kampf gegen Aids und die hier angewandten Strategien können vielleicht durch ein<br />

Schülerreferat noch ausführlicher dargestellt werden. Infoquellen sind hier u.a. www.Aidsuganda.org/,<br />

www.bpb.de (Suchbegriffe: Uganda, Aids), www.swp-berlin.org (Suchbegriffe: Uganda, Aids). Zielgruppe:<br />

Oberstufe<br />

2.4<br />

Die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit (EZ)<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ selbstständig Berichte über Entwicklungsprojekte<br />

recherchieren, in denen erfolgreiche<br />

Ansätze für Selbsthilfe und Entwicklungsanstoß<br />

geschildert werden. Trotz begrenzter<br />

Reichweite gilt es, diese Erfolge zur Kenntnis zu<br />

nehmen.<br />

˘ die Begrenztheit der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und der Projekte angesichts schwieriger<br />

ökonomischer wie politischer Rahmenbedingungen<br />

reflektieren und dabei auch das<br />

Darstellungsinteresse der Hilfsorganisationen<br />

mitbedenken.<br />

Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist stets nur ein<br />

Versuch, die Lage in den Ländern Afrikas positiv zu<br />

beeinflussen. Sie darf weder in ihrer Größenordnung<br />

– sie schwankt zwischen 1 % und 20 % des Brutto national<br />

einkommens der Empfängerländer – noch in ihrer<br />

Reichweite überschätzt werden. Dennoch gibt es sie, die<br />

Erfolgsgeschichten aus der Entwicklungszusammenar-<br />

beit, wobei hier nur die nicht-staatliche EZ betrachtet<br />

werden soll. Viele einzelne Projekte, aber auch landesweite<br />

Programme von Nicht-Regierungsorganisationen<br />

haben Selbsthilfe und Entwicklung ermöglicht. Die Zuschüsse<br />

zu Produktionsmitteln sind zu nennen, wo z. B.<br />

eine Reisschälmaschine oder eine Nähmaschine, ein<br />

Fahrrad oder ein neuer Außenbordmotor dauerhafte<br />

Einkommensquellen erschlossen haben. Eine große Bedeutung<br />

haben aber auch Investitionen in Schule und<br />

Ausbildung, die individuell und gemeinschaftlich eine<br />

bessere Zukunft erreichbar machen. Weniger spektakulär,<br />

aber nicht weniger wichtig, ist die Unterstützung<br />

für Selbstorganisation, für die Wahrnehmung von<br />

Landrechten (Anwaltskosten), für landgewerkschaftliche<br />

Organisation oder zivilgesellschaftliche Vernetzung.<br />

Diese Projektansätze haben da eine nachhaltige<br />

und positive Wirkung, wo angemessene und behutsame<br />

Unterstützung von außen durch Partner entgegengenommen<br />

wird, die das Entwicklungspotential vor Ort<br />

erschließen, die Menschen beteiligen und ihre eigenen<br />

Interessen einer Kontrolle unterwerfen. Die Websites<br />

und Infomaterialien der Hilfsorganisationen sind voll<br />

von derartigen Erfolgsstories in der Projektarbeit, die<br />

16 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


durchaus auch unter Schülern kommuniziert werden<br />

sollten, um dem weit verbreiteten Entwicklungspessimismus<br />

etwas entgegen zu setzen.<br />

Aber: Die Erfolgsstories müssen jedoch in ihrer Reichweite<br />

realistisch eingeschätzt werden. Eine gute, ehrliche<br />

Öffentlichkeitsarbeit darf den Menschen die<br />

Schwierigkeiten und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EZ) nicht vorenthalten. Sie muss vor allem<br />

auf jene Rahmenbedingungen verweisen, die nicht<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

durch Spenden, sondern<br />

nur durch politische Korrekturen<br />

zu verändern<br />

sind: Eine andere Welthandelspolitik,<br />

die auch<br />

den ärmsten Ländern<br />

eine effektive, ihnen entsprechende<br />

Beteiligung<br />

an der Weltwirtschaft ermöglicht;<br />

eine Agrarpolitik,<br />

welche die bäuerliche<br />

Landwirtschaft als Basis<br />

der Ernährung in Nord<br />

und Süd erhalten will und<br />

auf Exportsubventionen<br />

verzichtet; eine Entschuldungspolitik,<br />

die Schuldendienste<br />

in Armutsbekämpfungsprogramme<br />

verwandelt u. a. m.<br />

Die im Bündnis „GEMEINSAM FÜR AFRIKA“ zusammengeschlossenen<br />

Organisationen verstehen sich auch in<br />

diesem Sinne als Lobby für entwicklungspolitisch begründete<br />

Veränderungen der deutschen Politik. Sie setzen<br />

sich dafür ein, dass die Belange Afrikas und seiner<br />

Menschen stärker als bisher bei politischen Entscheidungen<br />

berücksichtigt werden. Die Öffentlichkeits-<br />

und Bildungsarbeit – auch diese Unterrichtsmaterialien<br />

– sollen dieses Anliegen unterstützen.<br />

˘ Sie sollten nicht vergessen werden, die Erfolge gelungener Projekte und Programme, die Menschen zu einer<br />

neuen Perspektive verholfen haben. Lassen Sie Ihre SchülerInnen nach diesbezüglichen Berichten (z. B.<br />

auf den Homepages der Organisationen von „GEMEINSAM FÜR AFRIKA“ www.gemeinsam-fuer-afrika.<br />

de) suchen. Zielgruppe: Ab Klasse 6<br />

˘ Die Erfolgsstories aus der Entwicklungszusammenarbeit sollten zusammen bewertet werden. Was ist erfreulich<br />

an dem geschilderten Erfolg? Wie vielen Menschen kommt der Erfolg zugute? Was hat sich durch<br />

das Projekt dauerhaft geändert? In welchem Maße waren die Armen/Betroffenen an den Entscheidungen<br />

beteiligt? Derartige Fragen können z. B. auch direkt an die durchführenden Entwicklungsorganisationen<br />

gerichtet werden und so den Horizont erweitern. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />

˘ Selbstkritische Öffentlichkeitsarbeit? Lassen Sie Kleingruppen eine Entwicklungsorganisationen auswählen<br />

und recherchieren, inwieweit dort auch die Wirkungsgrenzen der Projekte und die Rahmenbedingungen<br />

des Entwicklungsprozesses geschildert werden. Auch die kritische Frage „Gibt es bei Ihnen<br />

Projekte, die gescheitert sind (woran)?“ könnte erkenntnisfördernd sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Der Wunsch, durch Spenden und Geldbeschaffung einen direkten Beitrag zur Verringerung von Armut<br />

und Not zu leisten, ist gerade auch unter jungen Menschen weit verbreitet und sollte als eine unterstützenswerte<br />

Haltung hohes Ansehen genießen. Es wäre wichtig, gemeinsam zu überlegen, welches Projekt<br />

finanziert werden soll, also möglichst konkret eine Auswahl zu treffen und sich auch über den Projektverlauf<br />

in der weiteren Zukunft zu informieren. Den vielfältigen Aktionen der Spendenbeschaffung (vom<br />

Benefizkonzert bis zum Sponsorenlauf) sind keine Grenzen gesetzt. Viele SchülerInnen zeigen hier eine<br />

erstaunliche Kreativität und ein beachtliches Engagement. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />

17


3.<br />

Zukunftsperspektiven für Afrika<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die Aufmerksamkeit auf Afrikas Zukunftsaussichten<br />

richten.<br />

˘ einige wichtige (interne wie externe) Faktoren<br />

für die Entwicklung Afrikas benennen können.<br />

Welche Zukunftsperspektiven hat der afrikanische Kontinent?<br />

Die Prognosen der „Afro-Optimisten“ und der<br />

„Afro-Pessimisten“ fallen weit auseinander. Eine gewisse<br />

Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass viele politische<br />

und ökonomische Weichen neu gestellt werden<br />

müssen, wenn Afrika nicht „der verlorene Kontinent“<br />

werden soll.<br />

Die Notwendigkeit der Veränderung<br />

gilt für die internen politischen<br />

Machtstrukturen in Afrika, aber auch<br />

für ökonomische und politische<br />

Rahmenbedingungen im internationalen<br />

System (siehe Übersicht<br />

auf M 12). Gute Regierungsführung<br />

ist eine zentrale Voraussetzung für<br />

positive Entwicklungsperspektiven,<br />

weil ohne sie Anreize für ökonomisch<br />

effizientes Handeln verhindert und<br />

die Belange der Bevölkerungsmehrheiten<br />

unberücksichtigt bleiben.<br />

Gleichzeitig brauchen die Menschen<br />

die Chance auf demokratische Teilhabe<br />

und Kontrolle der Regierenden<br />

(z.B. um Korruption zu verhindern) –<br />

und sie brauchen Frieden, das Ende<br />

der kriegerischen Gewalt und der Gewaltherrschaft.<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

Diese „Hausaufgaben“ kann Afrika aber nur leisten,<br />

wenn sie von außen politisch und ökonomisch unterstützt<br />

werden. Afrika braucht die Chance auf wirtschaftliches<br />

Wachstum. Dazu kann eine faire Einbeziehung<br />

in den Welthandel eine wichtige Voraussetzung<br />

sein, was entsprechende Anfragen an WTO-Regeln und<br />

an die Subventionspolitik der Industrieländer auslöst.<br />

Afrika muss von der drückenden Schuldenlast befreit<br />

werden, was durch eine Umwidmung des Schuldendienstes<br />

in Finanzen zur Armutsbekämpfung zu bewerkstelligen<br />

wäre. Und schließlich wäre eine erhöhte<br />

und verlässliche Finanzierung durch Mittel der Entwicklungszusammenarbeit<br />

ein weiterer wichtiger Faktor,<br />

zukunftsfähige Veränderungen anzustoßen.<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

˘ Welche Phantasien haben die SchülerInnen über die Zukunft Afrikas? Anhand einer konkreten Person<br />

können diese Phantasien vielleicht thematisiert und ausgetauscht werden (M 11 – siehe Download).<br />

Zielgruppe: ab Klasse 7<br />

˘ Das Arbeitsblatt M 12 (siehe Download) listet wesentliche interne wie externe Faktoren auf, die für<br />

Afrikas Entwicklung entscheidend sind und zielt auf einen Gesamtüberblick. Jeder dieser Faktoren kann<br />

im Unterricht natürlich vertieft und erläutert werden. Hier wird allerdings unterstellt, dass die einzelnen<br />

Stichworte durchaus schon im Unterricht vorgekommen sind. Zielgruppe: ab Klasse 12<br />

˘ „Afrikas Zukunft darf uns nicht gleichgültig lassen, weil …“. Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler, politische,<br />

ökonomische, humanitäre, flüchtlingspolitische, ökologische oder friedenspolitische Argumente<br />

zu benennen, warum das Schicksal des Nachbarkontinentes uns nicht kalt lassen sollte. Zielgruppe: Ab<br />

Klasse 8/9<br />

18 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


3.1<br />

Aufbruchstimmung<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die Bedeutung eines selbst verantworteten<br />

politischen Aufbruchs in Afrika erkennen.<br />

˘ einige Anzeichen für einen derartigen Aufbruch<br />

in verschiedenen Ländern zur Kenntnis<br />

nehmen.<br />

Afrikas Zukunft liegt zuallererst in der Hand der Afrikaner<br />

selbst. Sie müssen die notwendigen politischen<br />

Strukturveränderungen wollen und durchsetzen. Es<br />

gibt Belege dafür, dass diese Aufgabe von vielen Menschen<br />

in einer wachsenden Anzahl von Ländern erkannt<br />

wird, auch wenn die durchgreifenden Reformen<br />

an vielen Orten noch auf sich warten lassen. Immerhin<br />

haben sich die politischen Verhältnisse in den letzten<br />

Jahren deutlich in Richtung Demokratie verschoben. Ein<br />

Indiz dafür kann der „Freedom House Index“ ( www.<br />

freedomhouse.org) sein, der die demokratische Öffnung<br />

(Mehrparteiensystem, Meinungsfreiheit u.ä.) zu<br />

erfassen versucht. Diesem Index 2009 zufolge galten<br />

lediglich noch 15 Staaten Afrikas als „unfrei“.<br />

Länder 1973 1990 1994 1998 2002 2006 2008<br />

»frei« 2 4 8 9 11 11 10<br />

»teilweise<br />

frei«<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

9 15 17 20 21 24 23<br />

»unfrei!« 28 28 23 19 16 14 15<br />

Demokratiebewegung und Zivilgesellschaft sind zwar<br />

in vielen Ländern Afrikas noch „in den Kinderschuhen“,<br />

doch stimmt die Tatsache hoffnungsvoll, dass in sehr<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

vielen Ländern mittlerweile Intellektuelle und Repräsentanten<br />

gesellschaftlicher Gruppen den demokratischen<br />

Wandel auch öffentlich einfordern. Entscheidend<br />

ist hierbei, dass die Kritik an der Verhältnissen nicht<br />

mehr allein nur im Ausland formuliert wird, sondern<br />

dass im eigenen Land – oftmals unter erheblicher Gefährdung<br />

der eigenen Person – die Forderung nach<br />

Transparenz, Partizipation und Meinungsfreiheit formuliert<br />

wird.<br />

Die „Neue Partnerschaft<br />

für Afrika“ (NEPAD) ist<br />

ein institutionalisierter<br />

Versuch, Eigenverantwortung<br />

und Eigeninitiative<br />

der Afrikaner zusammenzubringen<br />

mit<br />

einer entwicklungsförderlicheninternationalen<br />

Entwicklungspolitik<br />

und Entwicklungszusammenarbeit.<br />

In den<br />

letzten Jahren hat sich<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

die Erkenntnis durchgesetzt,<br />

dass die von außen induzierten Programme und<br />

Projekte scheitern, wenn die Afrikanerinnen und Afrikaner<br />

sie sich nicht zu eigen machen und Verantwortung<br />

für ihre Realisierung übernehmen. „Ownership“ heißt<br />

das diesbezügliche Schlagwort, das dieses Erfordernis<br />

beschreibt. Dabei ist nicht unerheblich, dass keine fertigen<br />

Lösungskonzepte aus Europa im Mittelpunkt stehen,<br />

sondern ein kritischer Dialog gerade innerhalb der<br />

afrikanischen Staaten zustande kommt. Dieser „African<br />

Peer Review Mechanism“ hat begonnen und soll systematisch<br />

ausgeweitet werden.<br />

˘ Viele Menschen in Afrika treten für Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtstaatlichkeit ein und riskieren<br />

dafür ihr Leben. Lassen Sie solche Beispiele mutiger Männer und Frauen in der Klasse vorstellen.<br />

Die Berichte und urgent actions von amnesty international liefern dafür Material ( www2.amnesty.de).<br />

Vielleicht kann sich die Klasse auch für einen solchen Menschen einsetzen. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />

˘ NEPAD (The New Partnership for Africa’s Development) ist eine Initiative von fünf afrikanischen Staaten,<br />

die Erfordernisse für die Entwicklung Afrikas formuliert haben und dabei vor allem die Eigenverantwortung<br />

der Afrikaner zur Ausgangsbedingung machen. Dieser Ansatz könnte z.B. in Schülerreferaten vorgestellt<br />

werden ( www.nepad.org). Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Aufbruch in Afrika. Auch in der Afrikanischen Union formiert sich jetzt die Zivilgesellschaft. Einige Selbstdefinitionen<br />

und Strategiepapiere (englisch) können im Internet eingesehen und analysiert werden<br />

( www.africa-union.org/organs/ecosocc/). Zielgruppe: Ab Klasse 12<br />

19


3.2<br />

Afrika auf der internationalen Agenda<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ die Bedeutung der Außenbeziehungen für die<br />

Zukunft Afrikas reflektieren;<br />

˘ notwendige Veränderungen bei den Welthandelsstrukturen<br />

exemplarisch (Beispiele: Baumwolle<br />

oder EPAs) nachvollziehen und durch<br />

Aktivitäten nach außen bekannt machen.<br />

Was kann durch eine Neugestaltung der internationalen<br />

Beziehungen zur Entwicklung Afrikas beigetragen<br />

werden? Die meisten internationalen Programme – so<br />

auch die „Millenniums-Entwicklungsziele“ der Vereinten<br />

Nationen – beziehen sich auf drei wesentliche<br />

Felder der internationalen Beziehungen: Welthandel,<br />

Entschuldung, Entwicklungszusammenarbeit. Hier<br />

kann aus Platzgründen nur<br />

der Bereich des Welthandels<br />

angesprochen werden. Mehr<br />

Infos unter www.millennium-entwicklungsziele.de<br />

Afrikas Anteil am Welthandel<br />

liegt bei rund 1,9 % (2006).<br />

1970 waren es noch 4 %. Der<br />

relative Rückgang verweist<br />

auf eines der ökonomischen<br />

Probleme: Mangelnde Produktivität<br />

und Effizienz lassen<br />

Afrika im Vergleich mit<br />

anderen Weltregionen immer<br />

mehr zurückfallen. Außerdem<br />

exportiert eine Vielzahl<br />

gerade der ärmsten Länder<br />

Afrikas lediglich agrarische<br />

(Kaffee, Baumwolle, Tee, Kakao)<br />

oder mineralische (Öl,<br />

Erze, Kupfer, Gold, Diamanten,<br />

Koltan) Rohstoffe. Deren Preise<br />

(bis auf Öl und Gold) sind<br />

tendenziell sinkend. Hinzu<br />

kommt die Problematik der<br />

Handelsschranken und der Agrarsubventionen. Hiermit<br />

verhindern die EU, die USA und Japan Importe aus<br />

„Dritte-Welt-Ländern“. Dieser behinderte Marktzugang<br />

kostet laut Weltbank die „Entwicklungsländer“ jährlich<br />

17 Mrd. $. Auch Afrika könnte (Baumwolle, Zucker,<br />

Rindfleisch) mehr exportieren, wenn der Marktzugang<br />

frei wäre und wenn andere Handelshemmnisse (Ursprungsregelung,<br />

Produktstandards) mehr auf afrikanische<br />

Befindlichkeiten ausgerichtet wären.<br />

750 Millionen der ärmsten Menschen der Welt sind durch<br />

neue EU-AKP Freihandelsabkommen (EPAs) gefährdet!<br />

✔ EPAs sind unfair<br />

EPAS sehen keine Sonderbehandlung<br />

für die ärmeren Länder vor, welche dem<br />

Wettbewerb mit der EU nicht gewachsen sind.<br />

✔ EPAs sind WTO-plus<br />

Die EU führt durch die Hintertür die Liberalisierung<br />

neuer Bereiche ein (Investitionen, Wettbewerb und<br />

öffentliches Beschaffungswesen).<br />

✔ EPAs sind ungerecht<br />

Die EU weigert sich bislang, faire und nachhaltige<br />

Alternativen zu diskutieren.<br />

stop<br />

EPAs<br />

Stoppt EU-Freihandelsabkommen mit den AKP-Staaten!<br />

attac WTO-AG<br />

Die Frage, wie die Handelsbeziehungen zwischen Europa<br />

und den wirtschaftlich deutlich schwächeren Staaten<br />

in Afrika südlich der Sahara zu gestalten sind, steht<br />

auf der internationalen politischen Agenda, seitdem<br />

das bisherige Abkommen zwischen der EU und den so<br />

genannten „AKP-Staaten“ Ende 2007 ausgelaufen ist.<br />

EU und afrikanische Länder verhandeln über neue sog.<br />

„Wirtschaftspartnerschaftsabkommen“ (englisch Economic<br />

Partnership agreements – EPA). Diese haben zum<br />

Ziel, neue, WTO-konforme Handelsregeln zu vereinbaren<br />

und den Handel zu verstärken, außerdem die regionale<br />

Integration zu fördern und zur Armutsverminderung<br />

beizutragen.<br />

Doch die Ausgestaltung dieser EPAs war von Anfang an<br />

umstritten. Die EU hat – eng an der WTO orientiert – den<br />

Freihandel zur alles beherrschenden Leitidee der EPAs<br />

erklärt und drängt auf die Abschaffung der Handelsschranken<br />

für mehr als 90 %<br />

Näheres zur Kampagne und<br />

Postkartenaktion unter:<br />

www.stopepa.de<br />

Unterstützen Sie<br />

die StopEPA-Kampagne jetzt!<br />

Die StopEPA-Kampagne wird von mehr als 130<br />

Organisationen in Europa, Afrika, der Karibik und<br />

dem Pazifik (AKP-Staaten) unterstützt.<br />

www.stopepa.de<br />

V.i.S.d.P.: Dieter Simon, StopEPA-Kampagne, c/o KOSA, August-Bebel-Str. 62, D-33602 <strong>Bielefeld</strong><br />

des gemeinsamen Handels<br />

innerhalb einer kürzestmöglichen<br />

Übergangsperiode.<br />

Zu sätz lich fordert die EU die<br />

Aufnahme von Verhandlungen<br />

in den Bereichen Investitionen,<br />

Wettbewerb, Handelserleichterungen,<br />

öffentliches<br />

Beschaffungswesen, Datenschutz<br />

und im Dienstleistungssektor.<br />

Wegen des großen politischen<br />

Drucks seitens der EU haben<br />

sich viele „Partnerländer“ veranlasst<br />

gesehen, den EPAs<br />

oder zumindest Interimsabkommen<br />

mit der EU zuzustimmen.<br />

Die Bedenken sind<br />

jedoch vielerort geblieben.<br />

Der geforderte Zollabbau wird<br />

für viele afrikanische Länder<br />

erhebliche Mindereinnahmen<br />

bedeuten. Europäische<br />

Produkte, konkurrenzlos billig<br />

und teilweise auch noch subventioniert, drohen, die afrikanischen<br />

Märkte zu überschwemmen und die einheimischen<br />

Produzenten ökonomisch zu vernichten. Auch<br />

der Aufbau regionaler Handelskooperation innerhalb<br />

Afrikas könnte durch diese erzwungene Weltmarktausrichtung<br />

eher behindert werden. Die ungleichen Partner<br />

gleichen Regelungen zu unterwerfen ist eine fragwürdige<br />

Strategie, die am Ende zu ökonomischer Schwächung<br />

und zu mehr Armut führen könnte.<br />

20 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 13 – Afrika: Welthandel<br />

und Entwicklungshilfe<br />

Das Schaubild M 13 (siehe Download) stellt einige<br />

(ökonomische) Außenbeziehungen Afrikas südlich<br />

der Sahara dar. Obwohl dort rund 11 % der Weltbevölkerung<br />

(722 Mio. Menschen) leben, hat Afrika<br />

südlich der Sahara lediglich einen Anteil von 1,9 %<br />

an den Exporten. Nur 1,7 % der Auslandsinvestitionen<br />

fließen dorthin (Weltbankzahlen für 2006).<br />

Beide Kennziffern deuten auf die schlechte ökonomische<br />

„Performance“ Afrikas im globalen Kontext.<br />

Andererseits geht rund ein Drittel der (staatlichen)<br />

Gelder für Entwicklungszusammenarbeit<br />

(meist „Entwicklungshilfe“ genannt) nach Afrika<br />

südlich der Sahara. Dies waren 2007 knapp 31,5<br />

Mrd. $. Diese Summe klingt gewaltig, beträgt<br />

aber nicht einmal ein Fünftel (13,5 %)der afrikanischen<br />

Exporteinnahmen (232 Mrd. $). Könnten<br />

die afrikanischen Staaten südlich der Sahara ihre<br />

Exporterlöse substantiell verbessern, würde dies<br />

wohl mehr ins Gewicht fallen als jede in Zukunft<br />

auch nur einigermaßen realistisch erscheinende<br />

Erhöhung der Entwicklungshilfe.<br />

Quelle: Daten der Weltbank (Internet 2008)<br />

Dabei müssten die „Industrieländer“ in Sachen Freihandel<br />

ihre Hausaufgaben erst einmal selber erledigen. Das<br />

Beispiel Baumwolle macht dies besonders deutlich.<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Die USA subventionieren ihre Baumwollproduktion inkl.<br />

Exportkredite mit rund 4 Mrd. $ pro Jahr – und sind dank<br />

dieser staatlichen Beihilfen der größte Baumwollexporteur<br />

(ca. 40 %) der Welt. Zweimal (2005 und 2007) hat die<br />

WTO diese Praxis verurteilt; geändert aber hat sich nur<br />

wenig. Auch die EU ist mit ca. 800 Mio. € Unterstützung<br />

für griechische und spanische Baumwollproduzenten<br />

dabei. Gegen soviel ökonomische Übermacht haben die<br />

10 bis 15 Millionen westafrikanischen Baumwollproduzenten<br />

keine Chance. Obwohl sie deutlich kostengünstiger<br />

produzieren, bleibt ihr Weltmarktanteil gering. Laut<br />

Weltbank bedeuten die amerikanischen und europäischen<br />

Baumwoll-Subventionen für sie jährliche Verluste<br />

von 283 Mio. $ (vgl. World Development Report 2008).<br />

Reformen im Welthandelssystem, die Afrika nützen<br />

könnten, betreffen nicht nur den Marktzugang in die<br />

Märkte der westlichen Industrieländer oder den Verzicht<br />

der reichen Länder auf wettbewerbsverzerrende<br />

Subventionen. Viele weitere Themen (z. B. Zugang zu<br />

patentgeschützten Medikamenten, Öffnung der Märkte<br />

Afrikas für Importe, Verbesserung der Wertschöpfung<br />

durch eigene Weiterverarbeitung und Abbau diesbezüglicher<br />

Zölle in Europa) wären anzusprechen. Wesentlich<br />

ist: Diese Außenbeziehungen – das gilt für den Welthandel<br />

wie für die Entschuldung – müssen entwicklungsförderlicher<br />

gestaltet werden. Nutzen kann dies aber nur,<br />

wenn in den Ländern Afrikas Produktivitätsentwicklung<br />

gewollt ist und Märkte funktionieren können. Ohne diese<br />

„internen Reformen“ werden die Außenbeziehungen<br />

kaum Entwicklungsimpulse bewirken.<br />

21<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>


Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

˘ Einen gut verständlichen Überblicksartikel über Afrikas Position im Welthandel finden Sie unter<br />

www.weltpolitik.net (Regionen–Afrika–Afrikas Position im Welthandel).<br />

˘ Die Verhandlungen zwischen der EU und den „AKP“-Staaten über neue Wirtschaftsabkommen (Economic<br />

Partnership Agreements) sind vielleicht ein Thema für die Oberstufe, an dem sich Entwicklungspolitik im<br />

Dschungel von widerstreitenden Interessen und Politikfeldern gut analysieren lässt. Zahlreiche Materialien<br />

und Positionsbeschreibungen finden Sie auf der Seite der Kampagne „Stop EPA“ www.stopepa.de.<br />

Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Entwicklungspolitik findet stets in einem Konfliktfeld widerstreitender Interessen statt. Das Thema<br />

„Baumwolle“ ist hier besonders eindrucksvoll, um den unsäglichen und teuren Protektionismus der<br />

OECD-Staaten zu Lasten der ärmsten Länder (vor allem Westafrika) zu analysieren. Das BMZ (Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat eine DVD mit dem Titel „King Cotton“<br />

herausgegeben, die neben zwei Filmen zahlreiche weitere Materialien umfasst und die kostenlos zu<br />

beziehen ist ( www.bmz.de ( Service Publikationen Interaktive Medien). Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Der „faire Handel“ ist weiterhin ein wichtiger Kristallisationspunkt für entwicklungspolitisches Lernen,<br />

weil er weltwirtschaftliche Zusammenhänge aufgreifen kann und gleichzeitig konkrete Aktivierungsmöglichkeiten<br />

bietet, die jedem und jeder offen stehen. Ein Besuch im Weltladen kann ihren Schülerinnen<br />

und Schülern vielleicht die Ansätze und Ziele des fairen Handels näher bringen. Adressen von Weltläden<br />

in Ihrer Nähe gibt es u.a. beim Weltladendachverband ( www.weltlaeden.de) und bei der Gepa<br />

( www.gepa.org). Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

˘ Ein wichtiger Bereich der internationalen Beziehungen für Afrika ist die Verschuldung. Die Verschuldung<br />

einzelner Länder Afrikas und die eingeleiteten Entschuldungsinitiativen werden ausführlich beschrieben<br />

auf der Website www.erlassjahr.de. Dieses Angebot macht es möglich, z. B. Schülerreferate zu einzelnen<br />

Ländern zu vergeben. Zielgruppe: Oberstufe<br />

3.3<br />

Kein Interesse an Afrika?<br />

Didaktische Zielsetzungen<br />

˘ überprüfen, ob und inwieweit ich selbst daran<br />

interessiert bin, mich mit Afrika näher zu beschäftigen.<br />

˘ einige Argumente für die Annahme kennenlernen,<br />

dass eine Beschäftigung mit Afrika in<br />

unserem langfristigen Eigeninteresse liegen<br />

könnte.<br />

Interesse an entwicklungspolitischen Fragen kann man<br />

nicht verordnen und das politische Desinteresse vieler<br />

Schülerinnen und Schüler bleibt eine permanente Herausforderung<br />

für den Unterricht. Über die rein subjektive<br />

emotionale Befindlichkeit der SchülerInnen hinaus<br />

(„Afrika interessiert mich nicht“) wäre es aber wichtig,<br />

anhand einiger Kategorien darüber nachzudenken,<br />

warum uns der weitere Entwicklungsweg Afrikas nicht<br />

gleichgültig sein kann. Wenn wir bejahen, dass wir eine<br />

politische Zukunft für unsere Welt wollen, in der nicht<br />

Kriege und Gewalt die Tagesordnung bestimmen, wenn<br />

wir verhindern wollen, dass die Pandemie Aids zur töd-<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

22 GEMEINSAM FÜR AFRIKA


lichen Bedrohung aller wird und dass immer mehr<br />

Afrikaner ohne Zukunft illegal nach Europa strömen,<br />

kann dies nur Einmischung bedeuten: Einmischung<br />

in die Gestaltung der internationalen Beziehungen, in<br />

Welthandelsfragen und Verhandlungen über die Entschuldung,<br />

in Entscheidungen über Entwicklungszusammenarbeit<br />

u.a.m. Klimaschutz und Artenvielfalt,<br />

die Sicherheit der Meere und eine nachhaltige Energieversorgung<br />

– auch dies alles kann nicht ohne Afrika<br />

sichergestellt und erreicht werden. Wenn wir uns hier<br />

– als Staat oder auch individuell – engagieren, handeln<br />

wir im wohl-verstandenen Eigeninteresse.<br />

Sicher gibt es für ein Interesse an Afrika auch andere,<br />

unmittelbare und emotionale Beweggründe. Die Begeisterung<br />

für Afrikas Menschen, für ihr Lebensfreude<br />

und ihren Lebensmut, für Musik, Tanz und herausragende<br />

sportliche Qualitäten können dazu gehören.<br />

Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />

Lösungen M 16 – Afrika-Quiz (siehe Download)<br />

GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Afrika bleibt aber immer auch eine moralische Herausforderung,<br />

auch wenn sich die meisten auf dieses Unbehagen<br />

nur ungern ansprechen lassen.<br />

Wie gehen wir mit der Tatsache um, dass offensichtlich<br />

auf dem Nachbarkontinent Afrika viele Menschen<br />

in empörender Armut leben und tausende Kinder ihr<br />

erstes Jahr nicht überleben? Wie können wir derartige<br />

Verhältnisse einfach so hinnehmen und leben, als würde<br />

nichts dergleichen geschehen? Warum tun wir nicht<br />

– ohne Selbstüberschätzung und Selbstüberforderung<br />

– dasjenige, was wir tun könnten, auch wenn es nur<br />

wenig ist? Afrika ist eine Anfrage an unser Selbstverständnis,<br />

an die Frage, nach welchen Maßstäben und<br />

ethischen Prinzipien wir leben wollen. Die Antworten<br />

darauf muss jeder selber finden. Aber die Konsequenzen<br />

können wir nur gemeinsam ziehen: GEMEINSAM<br />

FÜR AFRIKA.<br />

˘ Gibt es bei den Schülern ein Interesse an Afrika? Antworten, die diese Frage verneinen, müssen möglich<br />

sein. Vielleicht ist sogar ein offenes Klassengespräch darüber möglich, warum die meisten Afrika „nicht so<br />

interessant“ finden. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />

˘ Was könnte „Interesse an Afrika“ bedeuten? Einen Kinofilm oder eine Fernsehsendung über Afrika anschauen,<br />

einen Artikel über Afrika lesen, eine Musikveranstaltung mit einem afrikanischen Künstler besuchen,<br />

ein Afrika-Projekt unterstützen, in einer entsprechenden Aktionsgruppe mitarbeiten? Wer kennt<br />

einen Afrikaner bzw. eine Afrikanerin persönlich? Versuchen Sie, das „Interesse an Afrika“ zu konkretisieren.<br />

Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />

˘ Gute Gründe, sich mit Afrika zu beschäftigen. Das Arbeitsblatt M 14 (siehe Download) verweist explizit<br />

auf die berechtigten Eigeninteressen, die wir bezüglich Afrikas Entwicklung haben sollten, und fordert die<br />

SchülerInnen zur Stellungnahme auf. Zielgruppe: Ab Klasse 9<br />

˘ „Ich finde Spenden für Projekte in Afrika sinnlos.“ Der Brief eines Schülers (M 15 – siehe Download) provoziert<br />

mit dieser Aussage und behauptet, dass Kriege und Diktaturen jede Entwicklung verhindern. Eine<br />

Antwort darauf verlangt die Auseinandersetzung mit der Frage, welcher Entwicklungsspielraum trotz der<br />

schwierigen Rahmenbedingungen in Afrika bleibt. Zielgruppe: Oberstufe<br />

˘ Unser Afrika-Quiz (M 16 – siehe Download) kann z. B. in Vertretungsstunden eingesetzt werden und<br />

verbindet ein Interesse an Quiz mit einem möglichen Interesse an Afrika. Zielgruppe: Ab Klasse 7/8<br />

˘ Interesse an Afrika braucht eine positive Vision, Begeisterung für Afrikas Menschen. Direkte Begegnungen<br />

mit Musikern und Künstlern sind hier oft hilfreich. Trommelworkshop, Tanzgruppe oder Musikveranstaltung<br />

können positive Impulse geben. Adressen afrikanischer Künstler (die Kosten sind oft nicht unerheblich)<br />

vermitteln entwicklungspolitische Gruppen vor Ort. Ein regelmäßiges Angebot hält auch die Kinderkulturkarawane<br />

( www.kinderkulturkarawane.de/) bereit. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />

˘ Schulpartnerschaften mit afrikanischen Schulen sind eine große Lernchance, aber auch eine zeitraubende<br />

und andauernde Arbeitsbelastung. Hilfestellung gibt es bei Schulministerien und auf den „Bildungsservern“.<br />

Eine praxisnahe Materialie („Schulpartnerschaft – wie geht das?“) finden Sie als Download unter<br />

http://internationale-begegnungen.lernnetz.de/docs/broschuere_doppelseitig_.pdf<br />

Frage 1: A; 2: C; 3: A; 4: B; 5: B; 6: C; 7: D; 8: D; 9: D; 10: B; 11: A; 12: C; 13: A; 14: B; 15: B; 16: B; 17: A; 18:C; 19: C; 20: A;<br />

21: A; 22: B; 23: B; 24: D; 25: B; 26: A; 27: B; 28: D; 29: B; 30: A.<br />

23


4. Unterrichtsskizzen<br />

Unterstufe: Klassen 5 – 7<br />

Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />

10<br />

Min.<br />

15<br />

Min.<br />

20<br />

Min.<br />

35<br />

Min.<br />

10<br />

Min.<br />

Thema: Unsere Afrikabilder<br />

Die Afrikabilder der Schüler abfragen – Klassengespräch „Was fällt Euch beim Stichwort Afrika ein?“<br />

Jeder nennt fünf Stichworte.<br />

Die Bilder ordnen. Rubriken: Tiere/Menschen/soziale Situation/<br />

politische Situation/Kultur/Sonstiges<br />

Armut als relativen Begriff reflektieren – Einzelarbeit<br />

und zusammenfassendes Klassengespräch.<br />

Verschiedene Ansätze der Projektarbeit kennenlernen<br />

(Land, Zielgruppe, Sektor (Bildung, Gesundheit, Ernährung,<br />

politische Partizipation). Kleingruppen-Vortrag<br />

Hilfe von außen und Selbsthilfe in Beziehung setzen.<br />

– Klassengespräch<br />

Mittelstufe: Klassen 8 – 10<br />

Woran liegt es, dass wir alle Menschen in<br />

Afrika für arm halten?<br />

Thema: Selbsthilfe und Projektunterstützung<br />

24 GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Tafel<br />

vgl. Kapitel 1.1<br />

M 3 (für alle<br />

kopieren)<br />

Hausaufgabe: Die kleinen Erfolge der<br />

vgl. Kap. 2.4<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Schüler<br />

recherchieren im Internet.<br />

Unterricht: Einzelne Afrika-Projekte von<br />

Entwicklungsorganisationen vorstellen.<br />

Stellenwert der Selbsthilfe. Tafel<br />

Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />

15<br />

Min.<br />

25<br />

Min.<br />

5<br />

Min.<br />

10 +<br />

25<br />

Min.<br />

10<br />

Min.<br />

Die Eindeutigkeit von (traditionellen) Afrika bildern in<br />

Frage stellen – Einzelarbeit<br />

Die Widersprüchlichkeit (moderner wie auch traditioneller)<br />

Verhaltensweisen in Afrika reflektieren. – Klassengespräch.<br />

Die Fragwürdigkeit unserer Fortschrittsbewertung<br />

anhand widersprüchlicher Phänome erkennen (z. B.<br />

Astrologie, Aberglaube, Kulturrituale beim Fußball oder<br />

bei Musikevents etc.).<br />

Thema: Verunsicherte Afrikabilder<br />

Thema: Afrikas Zukunftsperspektiven<br />

Unterschiedliche individuelle wie politische Motive für eine<br />

stärkere Beachtung Afrikas kennenlernen – Einzelarbeit<br />

– Austausch im Klassengespräch<br />

Kleine positive Entwicklungen in Afrika zur Kenntnis<br />

nehmen und bewerten – Lehrervortrag/Klassengespräch.<br />

Oberstufe: Klassen 11 – 13<br />

Bewertung „traditioneller Orientierungen“<br />

in Afrika.<br />

Die Gleichzeitigkeit von Tradition und<br />

Moderne in Afrika und ihre Auswirkung auf<br />

Entwicklung.<br />

Überkommene vs. moderne Verhaltensweisen<br />

in unserer Gesellschaft.<br />

M 4 (für alle<br />

kopieren)<br />

Vgl. Kapitel 1.2<br />

Die Bedeutung Afrikas für unsere Zukunft. M 14 (für alle<br />

kopieren)<br />

Auch in Afrika ist kein Stillstand. –<br />

Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />

20<br />

Min.<br />

25<br />

Min.<br />

15<br />

Min.<br />

25<br />

Min.<br />

5<br />

Min.<br />

Thema: Unsere (widersprüchlichen) Afrika-Bilder<br />

Afrikabilder der Schüler abrufen – Einzelarbeit. „Was fällt Euch beim Stichwort Afrika ein?“<br />

Jeder nennt fünf Stichworte.<br />

Die Wahrnehmungen vergleichen. Die Widersprüchlichkeit<br />

der Bilder akzeptieren lernen. Klassengespräch.<br />

Gleichzeitigkeit von Armut und Lebenstüchtigkeit,<br />

von Tradition und Moderne.<br />

Thema: Ansatzpunkte für eine positive Entwicklung in Afrika<br />

Interne und externe Verursachungen abwägen und in<br />

ihrer Verschränktheit erkennen. – Kleingruppen.<br />

Kontrovers diskutieren und Gegensätze bestehen lassen.<br />

– Klassengespräch.<br />

Die gleichzeitig wichtigen strategischen Punkte für<br />

Afrikas Entwicklung kennenlernen. Begriffe erläutern<br />

– Klassengespräch.<br />

Wer ist schuld an Afrikas Misere? Welche<br />

Bedeutung haben interne vs. externe Verursachungen?<br />

Gleichzeitigkeit externer und interner Verursachung.<br />

Notwendigkeit gleichzeitiger interner wie<br />

globaler Veränderungen.<br />

–<br />

M 2 (für alle<br />

kopieren)<br />

vgl. Kapitel 1.2<br />

M 10 (für alle<br />

kopieren)<br />

–<br />

M 12 Tafelbild<br />

oder Folie


M 1<br />

Afrikas Magie des Dschungels<br />

Dieses Plakat wirbt für eine „märchenhafte Circusrevue mit Artisten, Tänzern und Tieren aus der magischen<br />

Welt Afrikas“, in der „Afrikas Magie des Dschungels“ präsentiert werden soll. Afrika ist hier der<br />

wilde, urtümliche Kontinent, in dem die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen. Halb Löwe<br />

und halb Mensch – so werden uns die Bewohner Afrikas dargestellt. Hinzu kommen noch Kriegsbemalung<br />

und Elfenbeinstoßzahn.<br />

Aufgaben<br />

Foto: C. Walger<br />

1. „Man muss auf diese drastische Art werben. Anderenfalls kommen nicht genug Leute“, sagen die<br />

Veranstalter. Haben sie recht?<br />

2. „Für die Europäer sind die Afrikaner wilde Tiere, die gerne wie im Zoo bestaunt werden“, behaupten<br />

manche Afrikaner. Haben sie recht?<br />

3. Versuchen Sie einen Plakattext zu formulieren, der Ihnen angemessen vorkommt, eine „afrikanische<br />

Revue“ vorzustellen.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 2<br />

Afrikabilder<br />

Uns allen fallen beim Stichwort „Afrika“ bestimmte Bilder oder Ereignisse ein, die wir mit Afrika verbinden.<br />

Vielleicht sind die hier beschriebenen Stichworte darunter. Bitte<br />

˘ Bilden Sie Kleingruppen (3 – 5 Personen);<br />

˘ Lesen Sie die einzelnen Stichworte;<br />

˘ Nummerieren Sie dann unter A die fünf Stichworte, die für Sie Afrika am besten beschreiben;<br />

˘ Vergleichen Sie dann Ihre Nennungen mit den Nennungen der anderen aus Ihrer Kleingruppe;<br />

˘ Begründen Sie in der Gruppe Ihre Auswahl;<br />

˘ Versuchen Sie dann eine begründete gemeinsame Gruppenliste für die fünf wichtigsten Stichworte zu<br />

erstellen und nummerieren sie (1 bis 5) unter B.<br />

˘ Stellen Sie Ihre Ergebnisse nachher im Plenum vor.<br />

Nr. Stichwort/Ereignis A B<br />

1 Frau Wangari Maathai (Kenia) erhält den Friedensnobelpreis.<br />

2 Ein Medizinmann versucht mit Beschwörungen, ein krankes Kind zu heilen.<br />

3 In einem afrikanischen Dorf findet ein Palaver statt.<br />

4 Eine Trommlergruppe aus Gambia bringt 1.000 Partygäste in Bewegung.<br />

5 Eine Herde Elefanten zieht zu einer Wasserstelle.<br />

6 Kindersoldaten haben in Liberia Hunderten Arme und Beine abgehackt.<br />

7 Der 10.000 Meter-Lauf wird von drei Afrikanern gewonnen.<br />

8 Zaires früher Staatspräsident Mobutu hat 14 Mrd. Dollar beiseite geschafft.<br />

9 Auf einem staubigen Feld zieht ein Bauer Furchen mit einem Holzpflug.<br />

10 Ein Häuptling präsentiert lachend seine 5 Frauen und 27 Kinder.<br />

11 In Tansania endet eine von Entwicklungshilfegeldern gebaute Straße mitten<br />

im Nirgendwo.<br />

12 In einem Dorf ohne Strom und Wasser gibt es eine Coca-Cola-Verkaufsstelle.<br />

13 Vor einer Krankenstation mit weißen Ärzten warten Hunderte von Patienten.<br />

14 In einem Flüchtlingslager leben auf engstem Raum mehr als 30.000 Menschen.<br />

15 Äthiopien feiert die Anschaffung eines MiG 29 Düsenjets.<br />

16 Die südafrikanische Gesundheitsministerin verweigert die Annahme von kostenlosen<br />

Aids-Medikamenten und bestreitet das Ausmaß der Erkrankungen.<br />

17 42 Schulkinder sitzen in einem Klassenraum ohne Bänke auf dem Boden.<br />

18 Ein bis auf das Skelett abgemagertes Kleinkind liegt wimmernd in den Armen<br />

einer ausgemergelten afrikanischen Frau.<br />

19 Auf einem Marktplatz irgendwo in Afrika stehen lachend und fröhlich viele<br />

Menschen zusammen.<br />

20 Ein Voodoo-Priester bringt fünf junge Frauen in einen Trance-Zustand.<br />

21 Somalische Rebellengruppen schleifen einen toten US-Soldaten durch<br />

Mogadischu.<br />

22 Nelson Mandela wird nach 27 Jahren im Gefängnis erster Staatspräsident eines<br />

freien Südafrika.<br />

23 Ein afrikanischer Chor singt Lieder unter einem Baobab-Baum.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 3<br />

Eine Familie aus Mali<br />

Sind alle Menschen in Afrika arm?<br />

Foto: World Vision<br />

Viele Menschen glauben, dass in Afrika alle Menschen arm sind oder gar verhungern. Doch dies stimmt<br />

sicher nicht.<br />

Wie kommt es, dass ein solcher Eindruck entsteht?<br />

Was unterscheidet die Lebenssituation der Menschen in Afrika von derjenigen in Deutschland?<br />

Vielleicht kannst Du hierzu einige Gedanken aufschreiben!<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 4<br />

Tradition und Moderne in Afrika<br />

Auf dieser Seite gibt es angefangene Sätze, die Sie bitte – gerade wie es Ihnen einfällt – schriftlich vervollständigen<br />

sollen.<br />

1) Die meisten Afrikaner leben heute …<br />

2) Leute, die an Hexen glauben, sind für mich …<br />

3) Wenn die Menschen in Afrika nicht mehr an Ahnen und böse Geister glauben würden, …<br />

4) Ein Afrikaner, der mit Krawatte und Jacket in einem Hochhaus arbeitet, ist für mich …<br />

5) Von der Entwicklung in Europa könnte Afrika lernen, dass …<br />

6) Viele Menschen aus Europa blicken mit einer gewissen Wehmut nach Afrika, weil dort …<br />

7) Ich beneide die Afrikaner darum, dass sie …<br />

© GEMEINSAM Gemeinsam FÜR für Afrika AFRIKA<br />

Foto: Don Bosco Jugend Dritte Welt


M 5 Kennzeichen der »neuen Kriege«<br />

Entstaatlichung Krieg zur Verteidigung des Staatsgebietes<br />

oder der Regierungsmacht<br />

»alte Kriege« »neue Kriege«<br />

„Kriege“ ohne das Ziel der<br />

Machtübernahme<br />

Privatisierung Staaten führen Kriege „Warlords“ oder bewaffnete Gruppen<br />

führen Kriege<br />

Autonomisierung Kriege sind eingebundenen in internationales<br />

Völkerrecht (UN-System)<br />

Asymmetrierung Soldaten und Armeen kämpfen<br />

gegeneinander<br />

Kommerzialisierung zwischenstaatliche Kriege werden<br />

immer teurer und ruinieren die<br />

Staatsfinanzen<br />

Fragen<br />

˘ Wie würden Sie in einem Satz (13 Worte) das<br />

Phänomen der „neuen Kriege“ beschreiben?<br />

˘ Kindersoldaten entsprechen besonders gut<br />

den Erfordernissen der „neuen Kriege“. Bitte<br />

prüfen Sie diese Behauptung und begründen<br />

Sie Ihre Antwort.<br />

internationale Vereinbarungen<br />

haben keinerlei Verbindlichkeit<br />

Bewaffnete terrorisieren<br />

Unbewaffnete<br />

„neue Kriege“ versprechen Beute<br />

(Rohstoffe, Vermögen der Opfer) und<br />

sind deshalb ökonomisch attraktiv<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

˘ Wo sehen Sie strategische Anknüpfungspunkte, die „neuen Kriege“ zu beenden oder zumindest<br />

einzudämmen?<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 6 Überlebenskünstlerin<br />

In einer Filmreportage von Martin Buchholz sitzt<br />

Florence Nasamula im Eingang einer wackeligen<br />

Lehmhütte und antwortet auf die Frage<br />

des Filmemachers nach ihren drei Wünschen:<br />

„Eine Nähmaschine, … ein neues Haus …“ Dann<br />

schweigt sie, und Martin Buchholz kommentiert,<br />

Florence sei das Träumen nicht gewöhnt, sie<br />

müsse sich um das Überleben kümmern.<br />

Die Szene spielt 1995 in Uganda. Florence ist 15<br />

Jahre alt. Mit 11 Jahren hat sie ihre Eltern verloren.<br />

Seit vier Jahren lebt sie mit ihren zwei jüngeren<br />

Brüdern allein auf dem kleinen Hof der Eltern.<br />

Spätestens seit dem Tod der Eltern, vermutlich<br />

aber schon früher, hat das Mädchen erfolgreich<br />

die Aufgabe übernommen, für sich selbst und<br />

ihre Brüder zu sorgen. Sie bestellt irgendwie das<br />

Feld, erntet, sucht Feuerholz, holt Wasser, kocht<br />

und bewahrt die Hütte vor dem totalen Einsturz.<br />

Bisher ist sie dabei glücklicherweise nicht ernsthaft<br />

krank geworden, weder sie noch die beiden<br />

Jungen …<br />

Etwa zu dieser Zeit baut die christliche Organisation<br />

MAHCOP, die in Deutschland von der Kindernothilfe<br />

unterstützt wird, im Distrikt die Hilfe für<br />

Aidswaisen auf. Die Ausbreitung von HIV/Aids hat<br />

in Uganda mittlerweile eine große Zahl Kinder<br />

elternlos zurückgelassen. Viele Großmütter<br />

haben verwaiste Enkel aufgenommen, oft zehn<br />

Kinder und mehr, und arbeiten hart für deren<br />

Versorgung. Kinderfamilien wie die von Florence<br />

sind keine Seltenheit. Die Hilfe für die Aidswaisen<br />

orientiert sich nicht an Wunschvorstellungen<br />

von einer sorgenfreien Kindheit, sondern an der<br />

Realität und den begrenzten Möglichkeiten in<br />

einem armen Land. Mit geringen finanziellen Mitteln<br />

sollen möglichst viele Kinder vor der totalen<br />

Verelendung bewahrt werden. Die Unterstützung<br />

soll den Betroffenen helfen, das Elend selbst zu<br />

überwinden.<br />

Im Fall von Florence bedeutet dies, dass sich<br />

die Frauen aus der Nachbarschaft zusammenschließen,<br />

um den Aidswaisen besser helfen zu<br />

können. Statt der bisherigen spontanen Hilfe der<br />

Nachbarinnen, sprechen sich die Frauen jetzt ab<br />

und verabreden sich zu gemeinsamen Aktionen.<br />

So treffen sie sich an einem Tag und bauen mit<br />

Florence eine Kochhütte, an einem anderen Tag<br />

helfen sie ihr, das Feld in Ordnung zu bringen.<br />

Daneben übernimmt das Hilfsprojekt die Kosten<br />

für den Schulbesuch der beiden Jungen. Ein<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

Sozialarbeiter sieht bei den Kindern regelmäßig<br />

nach dem Rechten.<br />

Und Florence? Sie ist weiterhin die Ernährerin der<br />

Familie. Sie lernt in einem Kurs, wie Gemüse und<br />

Obst angebaut werden, und setzt das Erlernte auf<br />

dem eigenen Feld sofort um. Die Ernten werden<br />

besser. Irgendwann bekommt sie die Chance,<br />

einen Schneiderlehrgang zu besuchen. Zum<br />

Abschluss erhält sie die erträumte Nähmaschine<br />

und erarbeitet sich und ihren Brüdern damit<br />

langsam eine Existenzgrundlage.<br />

2006 ist wieder ein Filmteam bei Florence zu Besuch.<br />

Sie ist jetzt 26 Jahre alt, verheiratet und hat<br />

drei Kinder. Ihr Mann ist LKW-Fahrer und deshalb<br />

oft nicht zu Hause. Doch das Einkommen reicht<br />

für ein Haus aus Stein, für eine ausreichende<br />

Ernährung und für das Schulgeld des jüngsten<br />

Bruders, der mittlerweile die Oberschule besucht.<br />

Florence betreibt ein kleines Geschäft, und auch<br />

die Nähmaschine ist noch in Gebrauch: „Mit dem<br />

Gewinn aus den Schneiderarbeiten habe ich jahrelang<br />

meine Brüder versorgt. Mittlerweile kaufe<br />

ich mit dem Erlös Produkte für meinen Laden,<br />

mache so mehr Profit und kann meinen Bruder<br />

auch weiterhin unterstützen“, berichtet die junge<br />

Frau. Florence hat es geschafft, doch wie schwer<br />

das war, lässt dieser Ausspruch nur erahnen:<br />

„Der frühe Tod meiner Eltern macht mich immer<br />

noch traurig. Wir Kinder haben sehr gelitten, weil<br />

wir ohne Vater und Mutter auskommen mussten.<br />

Nun bin ich selber Mutter. Ich schaue meine<br />

Kinder an und will so lange für sie da sein, bis sie<br />

auf eigenen Füßen stehen.“<br />

Text: Imke Häusler<br />

Hinweis:<br />

Video Zukunft für Nachibes Kinder, Kindernothilfe<br />

1995 (kostenloser Verleih: www.kindernothilfe.de)


M 7 Afrika – kleine Schritte in Richtung Entwicklung<br />

Indikator Veränderungen<br />

Kindersterblichkeit<br />

(gestorbene Kinder auf 1.000<br />

Lebendgeborene)<br />

Alphabetisierung<br />

Erwachsene<br />

Zugang zu sauberem<br />

Wasser<br />

Exporte<br />

(wertmäßig)<br />

Internet-Nutzer<br />

(pro 1.000 Einwohner)<br />

1970: 144<br />

2005: 102<br />

1990: 54,2 %<br />

2005: 59,3 %<br />

1990: 48 %<br />

2004: 55 %<br />

1990:<br />

34 Mrd. $<br />

2006:<br />

232 Mrd. $<br />

2000: 5,5<br />

2007: 55<br />

Quelle: ITU 2008; Human development Report 2007/2008; Wold Development Report 2008.<br />

Die Zahlen gelten für Afrika südlich der Sahara. Die Internet-Nutzer-Zahlen beziehen sich jedoch auf ganz Afrika.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

– 30 %<br />

<br />

+ 5,1 %<br />

<br />

+ 14,6 %<br />

<br />

+ 682 %<br />

<br />

+ 1000 %


M 8 Afrika – trotz allem kein Stillstand<br />

Netzwerk Afrika – Artikel von W. Schoenecke, KNA (25.5.2006)<br />

«Wenn wir uns am Bild der Massenmedien orientieren, lernen wir heute alles darüber, wie Afrikaner sterben,<br />

aber nichts darüber, wie sie leben», schreibt der schwedische Afrika-Kenner und Schriftsteller Henning Mankell.<br />

Konflikte und Katastrophen, das sind die Klischees, unter denen Afrika in Europa wahrgenommen wird.<br />

Dazu ein bisschen Trommeln, Tanz und Tierpark-Romantik. Fast unbemerkt aber verändert sich die politische,<br />

soziale und kulturelle Landschaft Afrikas mit der Geschwindigkeit eines ICE.<br />

Was jedem Besucher auf dem Weg vom Flughafen<br />

sofort auffällt, ist der Bauboom in fast allen Städten<br />

des Schwarzen Kontinents. Auch traditionelle<br />

Grashütten auf dem Land werden immer mehr<br />

durch stabile Häuser ersetzt. Doch der erste Eindruck<br />

eines Wirtschaftswunders wird vom Massenelend<br />

der Slums eingeholt. Die Kontraste sind krass – und<br />

wachsen weiter. Kriege und Konflikte gibt es im Dutzend.<br />

Im Tschad droht gerade ein neuer zu beginnen.<br />

Lang ist aber auch die Liste der Länder, die nach Jahrzehnten<br />

mörderischer Auseinandersetzungen einen<br />

oft noch brüchigen Frieden gefunden haben: Angola<br />

und Mosambik, Sierra Leone und Liberia, Südafrika<br />

und der Süden des Sudan. Ethnisches Denken dominiert<br />

immer noch das politische Handeln. Zugleich<br />

wissen afrikanische Politiker, dass sie in der globalen<br />

Welt nur eine Chance haben, wenn sich ihre Länder<br />

regional zusammenschließen. Die westafrikanische<br />

Wirtschaftsunion ECOWAS hat sowohl die wirtschaftliche<br />

Integration vorangetrieben als auch<br />

stark zur Sicherheit in der Region beigetragen. Man<br />

träumt bereits von einer gemeinsamen Währung.<br />

Auch die neu geschaffene Afrikanische Union (AU)<br />

ist trotz Defiziten stärker als ihre Vorgängerorganisation.<br />

Sie arbeitet aktiv als Schlichter in Krisengebieten<br />

wie Darfur oder der Elfenbeinküste. Die<br />

Machtverschiebungen in der Welt verschaffen Afrika<br />

neue Optionen. Die Schwellenländer China, Indien<br />

und Brasilien drängen mit Macht auf die afrikanischen<br />

Märkte – auf der Suche nach Rohstoffen und<br />

Absatzmöglichkeiten.<br />

Sie brechen das alte bipolare Nord-Süd-Schema auf<br />

und geben Regierungen einen größeren Spielraum<br />

gegen Preisdiktate und Ausbeutung der ehemaligen<br />

Kolonialherren. Zugleich bieten sie billigere Waren<br />

und Technologie an. Chinas Handel mit Afrika hat<br />

sich in den vergangenen 30 Jahren auf 40 Milliarden<br />

verzehnfacht.<br />

Aufgaben:<br />

Die größte Revolution geschieht in der Kommunikation.<br />

Auch in kleineren Orten in Afrika findet<br />

sich heute oft ein Internet-Cafe. Wer etwas auf<br />

sich hält, hat zumindest eine E-Mail-Adresse. Der<br />

deutsche Besucher staunt, wenn die Nomaden-Oma<br />

ihr Handy hervorkramt und mit den Enkeln in der<br />

Stadt telefoniert. Auch wo nichts mehr funktioniert<br />

– wie in Teilen des Kongo – zumindest das Satellitentelefon<br />

tut seinen Dienst. Wenn Afrikas technologischer<br />

Rückstand auch in der jahrhundertelangen<br />

Isolierung des Kontinents begründet liegt, dann ist<br />

die Bedeutung des Anschlusses an das Weltkommunikationssystem<br />

nicht zu überschätzen.<br />

Wird Afrika derzeit demokratischer? Weder<br />

Simbabwes Robert Mugabe noch Ugandas Yoweri<br />

Museveni lassen sich noch als die Hoffnungsträger<br />

für eine afrikanische Demokratie bezeichnen, als<br />

die sie viele sehen wollten. Die forcierte Demokratisierung<br />

Afrikas nach dem Fall des Kommunismus<br />

ist einer Enttäuschung bei Bürgern und Geldgebern<br />

gewichen. Geblieben ist die große Bandbreite von Informationsangeboten.<br />

Im wichtigsten afrikanischen<br />

Medium, dem Radio, muss die politische Propaganda<br />

der Regierungssender heute mit Dutzenden<br />

privater, kommerzieller und kirchlicher Radiostationen<br />

konkurrieren. Eine neue Klasse kompetenter<br />

und couragierter Journalisten verteidigt die neue<br />

Medienfreiheit – oft unter Gefahr für persönliche<br />

Freiheit und Leben.<br />

Zumindest zum jährlichen Afrika-Tag (25. Mai) sollte<br />

der Westen nicht nur an Aids-Kranke, hungernde<br />

Kinder und korrupte Diktatoren denken, sondern<br />

auch Schlagzeilen wie diese wahrnehmen: «Internationale<br />

Atombehörde besichtigt zwei nigerianische<br />

Forschungsreaktoren.» – «Präsident Mbeki eröffnet<br />

größtes Teleskop der südlichen Hemisphäre» oder<br />

«Elektronische Vernetzung der ostafrikanischen<br />

Börsen».<br />

Fassen Sie bitte in einer 25 Worte-Meldung zusammen, was in dem o. a. Artikel ausgesagt wird.<br />

˘ Welche Belege hat der Autor für Fortschritte in Afrika? Welche davon finden Sie überzeugend?<br />

˘ Wie könnte dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass Afrika ein Kontinent ist, der ausschließlich<br />

aus Katastrophen und Krisen besteht? Welche Forderungen würden Sie an die Massenmedien<br />

(Fernsehen, Zeitungen) richten?<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 9 Internet-Recherchen zu Afrika<br />

Das Internet ist heute die wohl wichtigste Quelle der Informationsbeschaffung. Allerdings ist es nicht<br />

immer einfach, sich in der unüberschaubaren Fülle der Informationsangebote und Websites zurecht zu<br />

finden. Außerdem muss die Seriosität der Anbieter überprüft werden, wenn man nicht das Opfer von<br />

Manipulationen werden will. Viele Websites sind in englischer Sprache gestaltet.<br />

Dies alles gilt es einzuüben.<br />

Anbei werden Hinweise gegeben, wo Informationen zu einzelnen afrikanischen Ländern im Internet zu<br />

finden sind. Im Mittelpunkt stehen hier entwicklungspolitische Informationen über die soziale, politische<br />

und ökonomische Lage in den einzelnen Ländern. Es ist sinnvoll, die wichtigsten Informationen<br />

herauszuschreiben und so ein Länderprofil zu erstellen. Die Infoquelle (Website) sollte jeweils vermerkt<br />

werden. Weitere Infoquellen sollten durch die einschlägigen Suchmaschinen recherchiert werden.<br />

Erstelle ein Länderprofil zu einem afrikanischen Land<br />

˘ landeskundliche Daten<br />

˘ ökonomische Situation<br />

˘ soziale Lage der Bevölkerung<br />

˘ besondere Krisen und Herausforderungen<br />

˘ kulturelle Faktoren<br />

˘ politische Entwicklungen der letzten Zeit<br />

Übergreifende<br />

Informationsangebote<br />

www.africa-live.de<br />

www.epo.de (Länder/Regionen)<br />

www.worldbank.org (data & research)<br />

www.bpb.de (Suchwort: Afrika)<br />

Landeskundliche Informationen www.globalesLernen.de ( Ländersuche)<br />

www.inwent.org ( Bildung für Entwicklung Dokumentation<br />

Bibliothek Datenbanken)<br />

ökonomische Situation<br />

entwicklungspolitische / soziale<br />

Lage der Bevölkerung<br />

besondere Krisen, Kriege etc. www.akuf.de<br />

www.hiik.de<br />

www.icrc.org<br />

kulturelle Faktoren<br />

www.imf.org/external/country/index.htm<br />

www.erlassjahr.de/themen/laenderinfo<br />

www.weed-online.de<br />

www.prsp-watch.de<br />

www.un.org/millenniumgoals<br />

hdr.undp.org/statistics/data<br />

www.deine-stimme-gegen-armut.de<br />

www.geolinde.musin.de/afrika/html<br />

www.bmz.de/de/laender/index.html<br />

www.bpb.de/themen/FXRG74,0,0,Kultur.html<br />

africa-live.de<br />

neuere politische Entwicklungen www.paperball.de/ (Zeitungsmeldungen)<br />

www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp<br />

www.swp-berlin.org ( Naher Osten & Afrika)<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 10 Afrikas Armut – Wer ist schuld?<br />

Zwei Lager stehen sich gegenüber: Die einen sagen, Afrika sei an Armut und Elend selber schuld, die<br />

anderen sehen Afrika als Opfer von Abhängigkeit und Ausbeutung durch den Westen. Wer hat recht?<br />

A: Afrika ist selber schuld, B: Der Westen ist schuld,<br />

A 1 weil die Leute zu viele Kinder kriegen und<br />

diese nicht ernähren können.<br />

B 1 weil er im Kolonialismus die Gesellschaften<br />

der „Dritte Welt Länder“ zerstört hat.<br />

A 2 weil dort ständig Krieg geführt wird. B 2 weil er Waffen liefert und Diktatoren<br />

unterstützt.<br />

A 3 weil die Landwirtschaft vernachlässigt<br />

wird und die Bauern nicht genug für ihre<br />

Produkte bekommen.<br />

A 4 weil die Wirtschaft unproduktiv und<br />

dadurch im globalen Handel nicht wettbewerbsfähig<br />

ist.<br />

A 5 weil die Regierungen das Geld für fragwürdige<br />

Großprojekte ausgeben oder sich nur<br />

selbst bereichern.<br />

A 6 weil es an Demokratie fehlt und die Mehrheit<br />

der Menschen politisch nicht beteiligt<br />

ist.<br />

Arbeitsaufgaben<br />

˘ Bitte Kleingruppen bilden.<br />

B 3 weil seine Nahrungsmittelhilfe die dortige<br />

Landwirtschaft zerstört.<br />

B 4 weil er durch ungerechte Welthandelsverhältnisse<br />

verhindert, dass Afrika seine<br />

Güter zu guten Preisen exportieren kann.<br />

B 5 weil Afrika zu wenig Unterstützung erhält<br />

und zuviel für die Rückzahlung der Schulden<br />

ausgeben muss.<br />

B 6 weil Afrika auf Weltebene (UN, Weltbank,<br />

IWF) zu wenig Mitspracherecht hat.<br />

˘ Jeder und jede überlegt für sich, ob er oder sie eher zum Lager A oder in das Lager B<br />

gehören möchte.<br />

˘ Jeder und jede sucht sich fünf Argumente (aus beiden Lagern) heraus, die er oder sie am<br />

überzeugend sten findet.<br />

˘ In der Kleingruppe wird dann über diese Argumente diskutiert und versucht, eine<br />

Gruppenmeinung herauszufinden: Welche fünf Argumente werden für die Wichtigsten<br />

und Überzeugendsten gehalten.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 11 Meine Zukunft<br />

Dies ist Hortencia aus Mosambik. Sie ist 17 Jahre alt.<br />

Welche Zukunft erwartet sie wohl? Macht Euch<br />

darüber Gedanken.<br />

Überlegt bitte, wie wohl in 20 Jahren ihr Leben<br />

aussehen wird.<br />

˘ In was für einem Umfeld wird sie leben?<br />

˘ Wie sieht wohl ihre Wohnung aus?<br />

˘ Wird sie in Armut oder im Wohlstand leben?<br />

˘ Wird sie Familie haben und Kinder?<br />

˘ Wodurch wird sie ihren Lebensunterhalt<br />

verdienen?<br />

˘ Wie hat sich in 20 Jahren wohl ihre Umwelt<br />

verändert?<br />

˘ Wie wird es ihrem Land Mosambik gehen?<br />

˘ Wird die allgemeine Stimmung in Mosambik<br />

eher optimistisch oder eher pessimistisch sein?<br />

Niemand kann diese Fragen sicher beantworten.<br />

Aber hier ist gefragt, was Ihr vermutet, welche<br />

Vorstellungen Ihr habt.<br />

Schreibt bitte einen Steckbrief über Hortencia – heute in 20 Jahren.<br />

Ich heiße Hortencia und bin 37 Jahre alt. Ich …<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>


M 12 Ansatzpunkte für Afrikas Entwicklung<br />

fairer, entwicklungsfördernder<br />

Handel<br />

gute<br />

Regierungsführung<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Schulden erlass<br />

zugunsten<br />

der Armutsbekämpfung<br />

Befriedung und<br />

Konfliktregulierung<br />

zielgenaue<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Demokratie und<br />

Teilhabe


M 13 Afrika: Welthandel und Entwicklungshilfe<br />

Exporteinnahmen<br />

232 Mrd. $<br />

31,5 Mrd. $<br />

1,9 %<br />

Anteil am<br />

Welthandel<br />

Entwicklungshilfe<br />

30,3 %<br />

Anteil an ausgezahlter<br />

Entwicklungshilfe<br />

Quelle: World Development Report 2008. DAC: List of ODA Recipients 2008<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

1,7 %<br />

Anteil an<br />

Auslandsinvestitionen<br />

11,8 %<br />

Anteil an der<br />

Weltbevölkerung


M 14 Afrika finde ich wichtig, weil …<br />

1. … weil ich afrikanische Menschen fremd und<br />

interessant finde.<br />

2. … weil ich nicht möchte, dass immer mehr<br />

Afrikaner als Flüchtlinge nach Europa<br />

kommen.<br />

3. … weil wir Afrika brauchen, wenn wir die<br />

Umwelt erhalten wollen.<br />

4. … weil Afrika ein guter Absatzmarkt für<br />

europäische Waren werden kann.<br />

5. … weil ich die Musik aus Afrika liebe.<br />

6. … weil ohne Afrika der Kampf gegen AIDS<br />

nicht gewonnen werden kann.<br />

7. … weil Afrika uns daran erinnert, dass nicht<br />

alle Menschen genug zum Leben haben.<br />

8. … weil unsere Fußballspieler von deren<br />

Ball gefühl viel lernen können.<br />

9. … weil wir Deutschen dort Menschen<br />

entdecken können, die wirklich Grund hätten<br />

zu jammern.<br />

10. … weil Afrika Europas Nachbar ist – und mit<br />

den Nachbarn sollte man gut auskommen.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />

A Halte ich für völlig richtig<br />

B Halte ich überwiegend für richtig<br />

C Sowohl – als auch<br />

D Halte ich für nicht zutreffend<br />

E Halte ich für absolut unzutreffend


M 15 Ein Brief<br />

Den untenstehenden Brief erhielt eine Hilfsorganisation, die wir hier nicht nennen wollen, von einem<br />

Schüler. Wir glauben, dass der Brief es verdient, ernst genommen zu werden. Was ist Eure Meinung<br />

hierzu? Könnt Ihr das Anliegen verstehen? Welche Argumente findet Ihr überzeugend, welchen würdet<br />

Ihr widersprechen? Was könnte man dem Sascha entgegnen?<br />

Überlegt dies bitte und schreibt einen Antwortbrief an Sascha.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

unsere Schule hat vor drei Wochen einen Mittelstufen-Sponsorenlauf<br />

durchgeführt und dabei mehr als 1.800 Euro eingenommen. Das Geld haben<br />

Sie erhalten – für ein Kinderhilfsprojekt in Uganda.<br />

Wir haben in der Schülervertretung darüber diskutiert, wofür das<br />

Geld verwendet werden soll. Ich war dagegen, das Geld für das Afrika-<br />

Projekt zu nehmen. Damit will ich aber gar nichts gegen Ihre Arbeit sagen.<br />

Ich habe aber grundsätzliche Schwierigkeiten, immer wieder Geld für<br />

Afrika zu spenden, weil ich finde, dass dies alles ohnehin nichts nützt.<br />

In Deutschland wird sehr viel Geld für Afrika gesammelt. Verbessert<br />

hat sich die Lage der Menschen dort nicht oder nur wenig. Das liegt<br />

daran, dass es dort immer wieder Krieg gibt. Alles, was mit ausländischer<br />

Hilfe aufgebaut wird, wird in kürzester Zeit durch Waffengewalt wieder<br />

zerstört. Was nutzt es, wenn wir heute Kindern in Uganda helfen und<br />

morgen erfahren müssen, dass diese Kinder als Soldaten verschleppt<br />

werden? Solange es immer wieder Krieg gibt, kann man sich die Projekte<br />

sparen.<br />

Ich finde, dass die Regierungen den größten Teil der Schuld haben.<br />

Die Regierenden geben viel Geld für sich und ihren Luxus aus und<br />

kümmern sich nicht darum, wie es den Armen geht. Wenn wir dorthin noch<br />

Geld schicken, lachen die sich doch ins Fäustchen. Wenn das Ausland für<br />

ihre Bürger sorgt, brauchen die das ja nicht mehr. So helfen wir letztendlich<br />

den Diktatoren.<br />

Zuerst müssen die Menschen in Afrika diese Diktatoren vertreiben<br />

und Demokratie aufbauen. Es darf keine Korruption mehr geben und<br />

es muss eine Politik für die Armen gemacht werden. Dann macht es vielleicht<br />

auch Sinn, vom Ausland aus zu helfen. Solange diese Voraussetzungen<br />

nicht geben sind, nützen unsere Spenden nichts. Sie beruhigen nur<br />

unser Gewissen. Und das finde ich eigentlich peinlich.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Sascha R.<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA


M 16 Afrika-Quiz<br />

Frage 1: Die meisten der ärmsten Länder<br />

(least developed countries) liegen in<br />

A Afrika<br />

B Asien<br />

C Lateinamerika<br />

D Australien<br />

Frage 2: Ordnen Sie bitte diese Länder nach<br />

der Lebenserwartung seiner Bürger (mit der<br />

niedrigsten beginnend): Äthiopien, Deutschland,<br />

Mauritius, Niger<br />

A Äthiopien, Niger, Mauritius, Deutschland<br />

B Niger, Äthiopien, Deutschland, Mauritius<br />

C Niger, Äthiopien, Mauritius, Deutschland<br />

D Mauritius, Niger, Äthiopien, Deutschland<br />

Frage 3: Je ärmer ein Land ist, desto …<br />

A mehr Kinder werden dort geboren<br />

B weniger Kinder werden dort geboren<br />

C häufiger leben die Menschen als Singles<br />

D häufiger wollen die Frauen keine Kinder<br />

haben<br />

Frage 4: Ein Kind in Deutschland hat<br />

statistisch eine Lebenserwartung von gut<br />

78 Jahren. In Afrika südlich der Sahara liegt<br />

die Lebenserwartung bei …<br />

A 41 Jahren<br />

B 46 Jahren<br />

C 52 Jahren<br />

D 66 Jahren<br />

Frage 5: Die Wirtschaft Nigerias lebt vom …<br />

A Fischexport<br />

B Erdölexport<br />

C Baumwollexport<br />

D Uranexport<br />

Frage 6: Was importieren wir aus der<br />

Elfenbeinküste?<br />

A Elfenbein<br />

B Baumwolle<br />

C Kakao<br />

D Tee<br />

Frage 7: Ghana ist bekannt für seine …<br />

A Fischmehlexporte<br />

B Rhababerexporte<br />

C Zitronenexporte<br />

D Kakaoexporte<br />

Frage 8: Die Weltmarktpreise für Rohstoffe<br />

sind in den letzten Jahrzehnten …<br />

A kräftig angestiegen<br />

B leicht angestiegen<br />

C nahezu unverändert geblieben<br />

D deutlich gefallen<br />

Frage 9: Die afrikanischen Länder müssen<br />

für bestimmte Produkte Importzölle bezahlen,<br />

wenn sie diese in die EU einführen<br />

wollen. Für welches dieser Produkte sind die<br />

Importzölle am höchsten?<br />

A Rohkakao<br />

B Kakaopulver<br />

C Kakaobutter<br />

D Schokolade<br />

Frage 10: Die am stärksten von AIDS betroffene<br />

Region ist …<br />

A Lateinamerika<br />

B das Südliche Afrika<br />

C Westeuropa<br />

D die USA<br />

© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />

Frage 11: In Deutschland ist ca. jeder 1 000.<br />

Erwachsene HIV-positiv. In Botswana ist es …<br />

A jeder 4. Erwachsene<br />

B jeder 30. Erwachsene<br />

C jeder 300. Erwachsene<br />

D jeder 3000. Erwachsene<br />

Frage 12: Wangari Maathai erhielt 2004<br />

den Friedensnobelpreis. Sie kommt aus …<br />

A Nigeria<br />

B Südafrika<br />

C Kenia<br />

D Tansania<br />

Frage 13: Koltan ist ein Rohstoff, den man<br />

benötigt für …<br />

A Handys und Prozessoren<br />

B Autos und Motorräder<br />

C Torten und Gebäck<br />

D Kunststoff- und Metallverarbeitung<br />

Frage 14: UNO-Truppen wurden entsandt …<br />

A nach Südafrika<br />

B in den Kongo<br />

C nach Ägypten<br />

D nach Guinea Bissao<br />

Frage 15: Der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch<br />

liegt in der Sahelzone bei 30 Litern<br />

In Deutschland beträgt er …<br />

A 3 Liter<br />

B 30 Liter<br />

C 126 Liter<br />

D 1300 Liter<br />

Frage 16: Bei uns wird praktisch jedes<br />

Kind eingeschult. In Afrika dagegen sind es<br />

rund …<br />

A 30 % der Kinder<br />

B 70 % der Kinder<br />

C 90 % der Kinder<br />

D 100 % der Kinder<br />

Frage 17: Laut UNO hat ein großer Teil der<br />

Menschheit noch nie in seinem Leben ein<br />

Telefon bedient. Dies trifft zu auf …<br />

A die Hälfte der Menschheit<br />

(gut 3 Mrd. Menschen)<br />

B ein Viertel der Menschheit<br />

(gut 1,5 Mrd. Menschen)<br />

C ein Zehntel der Menschheit<br />

(gut 600 Mio. Menschen)<br />

D ein Hundertstel der Menschheit<br />

(gut 60 Mio. Menschen)<br />

Frage 18: Dodoma ist die Hauptstadt von …<br />

A Burundi<br />

B Ruanda<br />

C Tansania<br />

D Botswana<br />

Frage 19: Kenias Hauptstadt heißt …<br />

A Kairo<br />

B Kampala<br />

C Nairobi<br />

D Maputo<br />

Frage 20: In Südafrika liegt die Stadt …<br />

A Kapstadt<br />

B Freetown<br />

C Maputo<br />

D Windhoek<br />

Frage 21: Casablanca („Ich seh’ Dir in die Augen,<br />

Kleines“) heißt heute Ad-Dar-el- Beida<br />

und liegt in …<br />

A Marokko<br />

B Tunesien<br />

C Ägypten<br />

D Saudi Arabien<br />

Frage 22: Die ältesten archäologischen<br />

Funde von Menschen fand man in …<br />

A Asien<br />

B Afrika<br />

C Amerika<br />

D Europa<br />

Frage 23: Elefanten gibt es nicht in …<br />

A Südafrika<br />

B Peru<br />

C Kenia<br />

D Indien<br />

Frage 24: Der berühmte „Serengeti-Nationalpark“<br />

liegt in …<br />

A Kenia<br />

B Uganda<br />

C Südafrika<br />

D Tansania<br />

Frage 25: Deutschlands erster schwarzer<br />

Fußballnationalspieler ist …<br />

A R. Tjikuzu<br />

B G. Asamoah<br />

C V. Agali<br />

D S. Branco<br />

Frage 26: Äthiopien hatte bei den letzten<br />

olympischen Spielen hervorragende Erfolge<br />

zu vermelden …<br />

A beim 10 000 Meter-Lauf<br />

B beim 800 Meter-Lauf<br />

C beim Synchronschwimmen<br />

D beim Degenfechten<br />

Frage 27: Zimbabwe stöhnt unter der<br />

Schreckensherrschaft seines Präsidenten …<br />

A Mbeki<br />

B Mugabe<br />

C Mubarak<br />

D Moi<br />

Frage 28: Er ist ein Symbol geworden für<br />

den Kampf gegen Rassismus und Apartheid.<br />

Er war 26 Jahre seines Lebens im Gefängnis.<br />

Er erhielt den Friedensnobelpreis und<br />

wurde der erste schwarze Staatspräsident<br />

Südafrikas.<br />

A Th. Mbeki<br />

B H. Mubarak<br />

C J. Nyerere<br />

D N. Mandela<br />

Frage 29: Seit 1981 ist Mohamed Hosni<br />

Mubarak als Staatspräsident im Amt. Sein<br />

Land ist …<br />

A Marokko<br />

B Ägypten<br />

C Tansania<br />

D Tunesien<br />

Frage 30: Der Zusammenschluss der afrikanischen<br />

Staaten heißt:<br />

A AU – African Union<br />

B OA – Organisation for African Unity<br />

C UA – United Africans<br />

D AAA – All African Association


Gemeinsam für Afrika: DVD für die Schulen<br />

DVD, Tönisvorst 2006. Kostenloser Bezug über<br />

www.gemeinsam-fuer-afrika.de 02 28 / 688 222 77<br />

Beschreibung: Die DVD umfasst u.a. die CD „Panorama<br />

Sudan“ der Don-Bosco-Jugend („Jugend Dritte Welt“)<br />

mit didaktischen Materialien und einer „Rundprojektion“<br />

eines Dorfes, ferner alle bisherigen Unterrichtsmaterialien<br />

von GEMEINSAM FÜR AFRIKA sowie weitere<br />

Texte und Infoquellen.<br />

Misereor: Fragen an Afrika und an uns.<br />

Materialien für die Schule Nr. 39, DIN A4, 136 S., Aachen<br />

2008. Preis: 9.50 €. Bezug: www.eine-welt-shop.de.<br />

Beschreibung: Acht Unterrichtseinheiten mit komprimierten<br />

Informationen, vielen Arbeitsaufträgen und<br />

zahlreichen (86) Arbeitsblättern/Kopiervorlagen stehen<br />

mit diesem Materialienband für den Unterricht in der<br />

Sekundarstufe (Klassen 6 – 12) zur Verfügung. Die Themen<br />

der Einheiten umfassen zentrale Entwicklungsfragen<br />

des afrikanischen Kontinentes: Geografische und<br />

politische Fakten, Hunger, Armut, Desertifikation, Krieg,<br />

Aids, Straßenkinder und Flüchtlinge werden in den<br />

einzelnen Bausteinen inhaltlich dargestellt und erläutert<br />

– und vor allem didaktisch kommentiert. So ergibt<br />

sich eine umfangreiche Sammlung, die sicher nur zu<br />

ausgewählten Teilen im Unterricht umgesetzt werden<br />

kann. Die Texte und Arbeitsaufträge sind zum Teil recht<br />

anspruchsvoll, weshalb diese Schulmaterialien auch in<br />

der Sek. II und in der Erwachsenenbildung Verwendung<br />

finden können.<br />

Kindernothilfe: Kinder in Afrika –<br />

dargestellt am Beispiel Kenia.<br />

Hinweise auf Materialien/Medien für die Schule<br />

Broschüre A4, 32 S., Duisburg 2007. Kostenloser Bezug:<br />

www.kindernothilfe.de ( Material).<br />

Beschreibung: Die Unterrichtseinheit eignet sich für<br />

den fächerübergreifenden Unterricht in Deutsch, Kunst,<br />

Musik und Religion in den Jahrgangsstufen 5 und 6.<br />

Eingebettet in die Frage nach der Gemeinschaft aller<br />

Menschen und nach den Rechten von Kindern bietet sie<br />

authentisches Material, um sich einen Einblick in das<br />

Leben von Kindern in Afrika am Beispiel Kenia zu verschaffen.<br />

Die Unterrichtseinheit besteht aus acht Bausteinen<br />

und einer Sachinformation. Zu den Bausteinen<br />

gehören jeweils Hinweise für den Unterricht mit Lernzielen<br />

und Ideen für die praktische Durchführung sowie<br />

Arbeitsmaterialien wie Arbeitsblätter, Fotos, Lieder<br />

und Geschichten..<br />

BPB: Afrika verstehen lernen.<br />

12 Bausteine für Unterricht und Projekttage. 362 S.<br />

Bonn 2007. Preis: 4,00 €. Bezug: www.bpb.de<br />

(Publikationen Themen und Materialien)<br />

Beschreibung: Die umfangreiche Sammlung „Afrika<br />

verstehen lernen“ ist Teil eines groß-angelegten Projektes<br />

der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB),<br />

das auf eine differenziertere Wahrnehmung des Kontinents<br />

zielt. 12 Einheiten – jeweils mit Grundinformationen<br />

für die Lehrenden, mit Anmerkungen zum Unterrichtsverlauf<br />

und mit Arbeitsmaterialien – bieten<br />

hierzu das notwendige Rüstzeug. Inhaltlich geht es um<br />

grundlegendes Orientierungswissen (I), um das Thema<br />

Aids (III) und um die große Migration (IV), um die Folgen<br />

des Kolonialismus am Beispiel Mali (VI), um Kulturfragen<br />

(XIII), Schulsystem (IX), moderne Informationstechnologien<br />

(XI) und die Bedeutung der Frauen (XII).<br />

Die Sammlung umfasst eine gute Aufarbeitung der<br />

Themen, bietet zahlreiche (farbige) Materialienseiten<br />

zum Einbringen in den Unterricht (Oberstufe) oder die<br />

Erwachsenenbildung. Die „Bemerkungen zum Unterricht“<br />

hätten indes häufig etwas kreativer, konkreter<br />

und abwechslungsreicher ausfallen können.<br />

Trotz dieser Einschränkung ist „Afrika verstehen lernen“<br />

ein guter, wirklich hilfreicher Fundus, für alle, die in<br />

Schule oder EB Afrika zum Thema machen wollen.<br />

Nützliche Internetseiten<br />

˘ www.gemeinsam-fuer-afrika.de<br />

(Bündnis GFA mit allen Angeboten und Aktionsvorschlägen)<br />

˘ www.globalesLernen.de<br />

(Portal zum Globalen Lernen mit Möglichkeiten der<br />

Länderrecherche)<br />

˘ www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de<br />

(Datenbank über aktuelle Unterrichtsmaterialien)<br />

˘ www.inwent.org (Bildung für Entwicklung<br />

Dokumentation & Bibliothek Datenbanken)<br />

˘ www.bpb.de<br />

(Bundeszentrale für politische Bildung, Suchwort<br />

„Afrika“)<br />

˘ www.litprom.de/tellerrand.html<br />

(Afrikanische Literatur im Unterricht)<br />

˘ www.lehrer-online.de/kinderalltag-afrika.php<br />

(UE über Kinderalltag in Afrika für Sek. I)

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