Lehrermaterialien - Welthaus Bielefeld
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Ein anderes Bild von Afrika<br />
Anregungen für den Unterricht<br />
in den Sekundarstufen I und II<br />
Aktualisierte Neuauflage<br />
2009
Die Trägerorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA 2008/09<br />
˘ ADRA Deutschland e.V.: www.adra.de<br />
˘ Aktion Canchanabury e.V.: www.canchanabury.de<br />
˘ africa action / Deutschland e.V.: www.africa-action.de<br />
˘ Ärzte für die dritte Welt: www.aerzte3welt.de<br />
˘ Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.: www.aswnet.de<br />
˘ Arbeiter-Samariter-Bund: www.asb.de<br />
˘ AWO International: www.awointernational.de<br />
˘ AMREF: www.amrefgermany.de<br />
˘ CARE Deutschland-Luxemburg e.V.: www.care.de<br />
˘ Deutsches Medikamenten-Hilfswerk – action medeor e.V.: www.medeor.org<br />
˘ Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW): www.weltbevoelkerung.de<br />
˘ Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW): www.dahw.de<br />
˘ Don Bosco JUGEND DRITTE WELT: www.jugend-dritte-welt.de<br />
˘ EIRENE e.V.: www.eirene.org<br />
˘ Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM): www.elm-mission.net<br />
˘ Hilfswerk der Lions: www.lions-hilfswerk.de<br />
˘ Kinderhilfswerk Global-Care: www.kinderhilfswerk.de<br />
˘ Kindernothilfe e.V.: www.kindernothilfe.de<br />
˘ Malteser International: www.malteser-international.org<br />
˘ missio – Internationales Katholisches Missionswerk (Aachen und München):<br />
www.missio-aachen.de; www.missio-muenchen.de<br />
˘ Mission EineWelt<br />
˘ Opportunity International Deutschland : www.oid.org<br />
˘ Oxfam Deutschland e.V.: www.oxfam.de<br />
˘ Quäker-Hilfe Stiftung: www.quaeker-stiftung.de<br />
˘ Tierärzte ohne Grenzen e.V.: www.togev.org<br />
˘ UNESCO Stiftung: www.unesco-kinder.de<br />
˘ <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>: www.welthaus.de<br />
˘ Weltnotwerk e.V. der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung: www.kab.de<br />
˘ World Vision Deutschland e.V.: www.worldvision.de
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort: Afrika – eine Zumutung? 2<br />
1 Schwarz-weiße Weltbilder 3<br />
1.1 »In Afrika sind alle Menschen arm« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.2 »Die leben noch wie in der Steinzeit«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.3 Afrikas »Stammeskriege« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2 Afrikas Entwicklungserfolge 11<br />
2.1 Überlebenskünstler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.2 Mauritius: Beispiel einer erfolgreichen Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.3 Ugandas Erfolge im Kampf gegen Aids . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.4 Die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
3 Zukunftsperspektiven für Afrika 18<br />
3.1<br />
Impressum<br />
Aufbruchst immung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
3.2 Afrika auf der internationalen Agenda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
3.3 Kein Interesse an Afrika? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4 Unterrichtsskizzen 24<br />
Hinweise auf Materialien/Medien für die Schule 25<br />
Materialien<br />
Die Materialien finden Sie als PDF-Dateien zum Download auf unserer Website:<br />
www gemeinsam-fuer-afrika de/schulen_anmeldung php<br />
M 1 Afrikas Magie des Dschungels<br />
M 2 Afrikabilder<br />
M 3 Die Deutschen<br />
M 4 Tradition und Fortschritt<br />
M 5 Die neuen Kriege in Afrika<br />
M 6 Überlebenskünstlerin<br />
M 7 Afrika: Kleine Schritte in Richtung Entwicklung<br />
M 8 Trotz allem kein Stillstand<br />
Herausgeber: GEMEINSAM FÜR AFRIKA e.V.,<br />
Töniser Str. 21, 47918 Tönisvorst<br />
Redaktion: Georg Krämer, <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>.<br />
Satz: Satzbau GmbH, <strong>Bielefeld</strong>.<br />
Druck: Strothmann, <strong>Bielefeld</strong>.<br />
Titelfoto: World Vision Deutschland<br />
M 9 Recherchen zu Afrika<br />
M 10 Afrikas Armut – Wer ist schuld?<br />
M 11 Meine Zukunft<br />
M 12 Ansatzpunkte für Afrikas Entwicklung<br />
M 13 Afrika: Welthandel und Entwicklungshilfe<br />
M 14 Ein Brief<br />
M 15 Afrika finde ich wichtig<br />
M 16 Afrika-Quiz<br />
Foto: Don Bosco Jugend<br />
Bezug: Bei den Trägerorganisationen von GEMEINSAM<br />
FÜR AFRIKA und bei der Koordinationsstelle:<br />
c/o CARE Deutschland-Luxemburg e.V.,<br />
Dreizehnmorgenweg 6, 53175 Bonn<br />
www.gemeinsam-fuer-afrika.de<br />
Tel.:+ 49 (0)228 688 22 77<br />
Fax: +49 (0)228 975 63 53<br />
E-Mail: schulen@gemeinsam-fuer-afrika.de<br />
Die Aktion Schulen – GEMEINSAM FÜR AFRIKA wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung.
Vorwort zur ersten Auflage:<br />
Afrika – eine Zumutung?<br />
Wer sich mit Afrika befasst, muss zunächst Afrika-Bilder aufarbeiten. Afrika<br />
ist in der allgemeinen Wahrnehmung und in der massenmedialen Vermittlung<br />
der Kontinent mit den 4 Ks: Kriege, Krisen, Krankheiten und Katastrophen.<br />
Wenn uns überhaupt Bilder erreichen, so spiegeln sie diese 4 Ks wieder:<br />
Kriegsszenen aus dem Kongo oder dem Sudan, hungernde Kinder in den<br />
Flüchtlingslagern im Tschad oder in Uganda, Millionen von Aids-Opfern im<br />
Südlichen Afrika. Die Bereitschaft, sich derartigen Elendsbildern zu stellen, ist<br />
gering, auch unter jungen Menschen.<br />
Das auf diese Weise entstandene Afrikabild ist ja<br />
(leider) nicht falsch. Es ist unvollständig, weil es wesentliche<br />
Teile der Realität ausblendet, vor allem den<br />
Lebensmut so vieler Menschen, die trotz widrigster<br />
Umstände es irgendwie schaffen, für sich und ihre<br />
Familien das Überleben zu sichern. Diese Fähigkeit zu<br />
überleben, zu hoffen und immer wieder neu anzufangen,<br />
verdient Bewunderung und Unterstützung – und<br />
genau dies wollen wir auch in den Mittelpunkt dieser<br />
Unterrichtsmaterialien stellen. Sie sollen einen anderen,<br />
weniger üblichen Blick auf Afrika möglich machen.<br />
Es macht aber wenig Sinn, ein negatives oder einseitiges<br />
Afrikabild gegen ein positives Klischee auszutauschen.<br />
Afrika als Thema im Unterricht oder in der<br />
Bildungsarbeit ist und bleibt eine Zumutung. Es mutet<br />
uns zu, die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen<br />
dieses Kontinents zu ertragen: Engagierte Selbsthilfe<br />
und dumpfe Lethargie, visionäre politische Entwürfe<br />
neben korrupter Selbstbereicherung, zynische Ignoranz<br />
gegenüber den Problemen und die nicht tot zu<br />
kriegende Hoffnung auf Zukunft in einem Meer des<br />
Elends. Manchmal passen nicht einmal die Kategorien unserer Wahrnehmung<br />
– und trotzdem sollen und müssen wir wahrnehmen, uns ein Bild<br />
machen. Alles was wir sagen und feststellen, wird teilweise richtig, aber auch<br />
teilweise falsch sein. Alle Aussagen tragen das „aber“ schon in sich. Nur wenn<br />
wir soviel Zumutung ertragen wollen, lernen wir etwas über Afrika – und<br />
über uns.<br />
<strong>Bielefeld</strong>, Georg Krämer<br />
August 2006 (<strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>)<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
2 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
1.<br />
Schwarz-weiße Weltbilder<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die eigenen Afrikabilder erinnern, abrufen und<br />
aussprechen<br />
˘ bestehende Bilder und Klischees kritisch überprüfen<br />
Unser Bild von Afrika prägt unsere Wahrnehmungen,<br />
Bewertungen und unser Handeln, deshalb ist eine Beschäftigung<br />
mit diesen Bildern wichtig. Dabei geht es<br />
weniger darum, diese Afrika-Bilder als falsch, dumm<br />
oder rassistisch zu entlarven, sondern sie zu erweitern<br />
durch andere Bilder und Geschichten, Informationen<br />
und Fakten. Wichtig ist: Nicht die unvermeidbare Existenz<br />
unserer Bilder und Klischees ist das Problem, sondern<br />
dass uns Fragwürdigkeit und Reichweite unserer<br />
Vorstellungen nicht bewusst sind. Wie gehen wir also<br />
mit Vorstellungen und Wissen bezüglich Afrika um, deren<br />
Begrenztheit wir kennen, aber die wir auch nicht<br />
durch eigene Erfahrungen „überprüfen“ können?<br />
Fast unvermeidlich sind viele unserer Afrika-Bilder und<br />
Assoziationen von den massenmedial vermittelten<br />
Kriege, Krisen, Katastrophen und Krankheiten geprägt.<br />
Diese Einseitigkeit führt dazu, dass emotionale Sperren<br />
eine nähere Beschäftigung mit Afrika verhindern. Doch<br />
auch der positive Gegenentwurf führt nicht viel weiter;<br />
die afrooptimistischen Analysen scheitern meist schon<br />
in kürzerer Zeit an den Realitäten. Manche versuchen,<br />
ein positives Afrikabild zu retten, in dem alle negativen<br />
Entwicklungen Afrikas zur Folge des Kolonialismus oder<br />
neokolonialer Ausbeutung erklärt werden. Hier treffen<br />
sich in bemerkenswerter Weise die Rechtfertigungen<br />
der Staatsklassen, die für Armut und Unterdrückung in<br />
ihren Ländern nie verantwortlich sind, mit der antiimperialistischen<br />
Rhetorik jener, für die der Kapitalismus<br />
die hinreichende Ursache aller Übel ist.<br />
Wirklich weiterführend wären demgegenüber Einstellungen<br />
und Haltungen, die auch widersprüchliche Phänomene<br />
zu integrieren versuchen. Dies würde für Afrika<br />
bedeuten, die Verantwortung der Regierenden ebenso<br />
einzubeziehen wie die ökonomischen Folgen einer Globalisierung,<br />
die Afrika abgekoppelt hat. Versäumnisse<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Phantasiereise<br />
Foto: Don Bosco Jugend<br />
Die Phantasiereise ist eine Methode, die in einer Atmosphäre<br />
der Ruhe und des Vertrauens die TeilnehmerInnen<br />
einlädt, ihre inneren Bilder wachzurufen.<br />
Nur wenn diese Voraussetzungen (einschließlich<br />
eines ruhigen Raumes) gegeben sind, sollte diese<br />
Methode versucht werden. Die Teilnehmer schließen<br />
die Augen und achten auf ihren Atem. Es darf<br />
nicht mehr gesprochen werden. Der Text wird langsam<br />
– mit langen Pausen vorgetragen. – Nach der<br />
Phantasiereise ist ein Austausch über unsere Phantasiebilder<br />
– ohne Bewertung – wünschenswert.<br />
Ich bitte Euch zunächst, jetzt nicht mehr zu sprechen<br />
und wirklich still zu werden. Bitte setzt Euch<br />
zunächst möglichst bequem auf Euren Stuhl und<br />
versucht, eine gute Sitzposition zu finden. Schließt<br />
jetzt die Augen. Achtet auf Euren Atem. Versucht<br />
bitte, tief und ruhig zu atmen.<br />
Ich will Euch einladen auf eine Phantasiereise nach<br />
Afrika. Du hast eine lange Reise hinter Dir und fühlst<br />
Dich etwas müde. Soeben seid Ihr gelandet. Du gehst<br />
zur Tür und schaust zum ersten Mal auf Afrika.<br />
Was siehst Du? – Wie ist das Wetter? – Du gehst die<br />
Treppe herunter und wirst erwartet. Wer begrüßt<br />
Dich? – Wie ist dieser Mensch gekleidet? – Dann<br />
fahrt Ihr mit dem Auto in ein Dorf. Du schaust links<br />
und rechts neben die Straße. Was siehst Du? Dann<br />
kommt Ihr im Dorf an. Viele Menschen warten dort<br />
auf Dich. Wie sehen sie aus? – Wie sind ihre Gesichter?<br />
– Wie sind sie gekleidet? Man zeigt Dir das<br />
Dorf. Was siehst Du? – Was für Menschen kannst Du<br />
erkennen? – Dann wirst Du vom Chief empfangen.<br />
Was sagt er zu Dir? – Was sagst Du zu ihm? – Dann<br />
überreicht er Dir ein Begrüßungsgeschenk. Was ist<br />
es? – Am Ende musst du dich von ihm verabschieden.<br />
Was sagst Du? – Du blickst noch einmal auf das<br />
Dorf zurück. Was bleibt Dir davon am auffälligsten<br />
im Gedächnis? – Danach setzt Du Dich ins Auto. Ihr<br />
Fahrt los. Die Bilder bleiben zurück. Du kommst wieder<br />
hier im Raum an und öffnest vorsichtig Deine<br />
Augen.<br />
3
der internationalen Politik und die Folgen menschenverachtender<br />
Ausbeutung kämen in den Blick, aber<br />
auch politische und kulturelle Faktoren für Entwicklungsdynamik<br />
oder die Bereitschaft der Afrikaner, Verantwortung<br />
für ihre Zukunft nicht an andere zu delegieren.<br />
Ambivalente Bilder müssen wir ertragen, die uns<br />
auch mit der Erkenntnis konfrontieren, dass wir viele<br />
Entwicklungsfaktoren nicht direkt beeinflussen können.<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
Es geht also darum, mit der Relativität der Bilder leben<br />
und um ihre begrenzte Reichweite zu wissen - auch angesichts<br />
von 53 verschiedenen Staaten, rund 3.000 Ethnien<br />
und gut 967 Mio. Menschen, die alle unter „Afrika“<br />
subsumiert werden. So sollen wir uns also doch ein Bild,<br />
nein viele Bilder machen. Und existierende schwarzweiß-Bilder<br />
immer wieder in Frage stellen. Die folgenden<br />
drei Unterkapitel liefern dafür Material.<br />
˘ Was fällt euch bei „Afrika“ ein? Woher habt Ihr diese Bilder, Erfahrungen, Vorstellungen? Ein solches<br />
„Brainstorming“ ist in allen Klassenstufen möglich und soll die oft unbewussten Ausgangsbedingungen<br />
für eine Beschäftigung mit Afrika erkennbar machen. Die Antworten können z.B. in die Bereiche „Armut/<br />
Krankheit“, „Kriege/Konflikte“, „Kultur und Religion“ und „Fortschritt/Erfolge“ rubrifiziert werden. Zielgruppe:<br />
Alle Klassenstufen<br />
˘ Afrika – das ist der wilde, urtümliche Kontinent mit den eindrucksvollen Tieren. Auf derartige Bilder zielen<br />
viele Reklameflyer oder Fernsehspots. Das Arbeitsblatt M 1 (siehe Download) enthält eine solche Werbung<br />
und fragt nach der ethischen Bewertung solcher Instrumentalisierung. Zielgruppe: ab Klasse 8<br />
˘ Das Arbeitsblatt M 2 (siehe Download) listet 24 „afrikanische Szenen“ oder Ereignisse auf und fordert<br />
dazu auf, diese nach Wertigkeit auszuwählen. Ein Vergleich mit der Auswahl anderer (Kleingruppe) hilft<br />
dabei, Argumente für die Auswahl zu formulieren und abzuwägen. Wenn möglich können die einzelnen<br />
Szenen vom Lehrer/Lehrerin noch kurz erläutert werden. Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Wenn es die Atmosphäre in der Klasse zulässt, können Sie vielleicht in einer Phantasiereise die Afrika-<br />
Vorstellungen der SchülerInnen wachrufen. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />
˘ Der Film „Befreien Sie Afrika“ (16 mm, 83 Min., 1999) präsentiert Ausschnitte aus rund 500 Filmen, Werbespots,<br />
Printmedien etc. und porträtiert so eindrucksvoll und kurzweilig das deutsche Afrikabild vom<br />
Zweiten Weltkrieg bis 1998. Zielgruppe: Oberstufe Bezug: emz.emh@elk-wue.de.<br />
1.1<br />
»In Afrika sind alle Menschen arm«<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die große Leistung der Mehrheit der Afrikaner,<br />
die trotz widriger Umstände ihr Über leben<br />
sichern, zur Kenntnis nehmen.<br />
˘ darüber nachdenken, was wir unter Armut<br />
verstehen wollen und was jenseits des Einkommens<br />
dafür von Bedeutung ist.<br />
Afrika ist der Kontinent der Armut. Die Bilder des Fernsehens,<br />
aber auch die Zustandsbeschreibungen vieler<br />
Hilfsorganisationen, lassen eigentlich keinen anderen<br />
Schluss zu. Hunger, schlechte Trinkwasserversorgung,<br />
gesundheitliche Missstände, Bildungsnotstand und<br />
Verwundbarkeit gegenüber Naturereignissen oder<br />
Dürreperioden sind unübersehbar.<br />
Auch die Statistiken bestätigen diese Wahrnehmung.<br />
Nirgendwo ist der Anteil der extrem Armen größer als<br />
in Afrika südlich der Sahara. Laut Weltbank liegt ihr Anteil<br />
(Stand: 2005) bei 50,4 %. Seit 1990 ist die Zahl der<br />
extrem Armen um 100 Millionen Menschen angestiegen.<br />
Auch der „Human Development Index“ (HDI), der<br />
vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNDP) erhoben wird und die Lebenserwartung, die<br />
Alphabetisierung und das Kaufkraft-berechnete Einkommen<br />
berücksichtigt, sieht Afrika am Ende der Skala:<br />
Alle 22 Länder mit einem geringen HDI liegen in Afrika<br />
südlich der Sahara.<br />
Afrika südlich der Sahara<br />
In den meisten statistischen Erhebungen (UN,<br />
Weltbank) ist es üblich, die Lage in „Afrika südlich<br />
der Sahara“ zu beschreiben. Das umfasst alle<br />
afrikanischen Staaten ohne die fünf relativ reichen<br />
Nordstaaten Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen,<br />
Ägypten.<br />
4 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
Der Tatbestand großer, in Afrika weit verbreiteter Armut<br />
ist unbestreitbar. Umso mehr muss aber ins Gewicht<br />
fallen, dass es der weitaus größte Teil der Afrikanerinnen<br />
und Afrikaner schafft, irgendwie zu überleben. Es<br />
fehlt an allem und staatliche Hilfe ist kaum zu erhalten.<br />
Trotzdem gelingt es den Menschen, unter oft widrigen<br />
Umständen zu überleben, sich trotz knapper Ressourcen<br />
an Boden, Wasser, geeignetem Saatgut und landwirtschaftlicher<br />
Ausrüstung zu ernähren, Kinder weithin<br />
ohne medizinische Dienste aufzuziehen und sich in<br />
einem von Gewalt und Konflikten geprägtem Umfeld<br />
zu behaupten. Mindestens ebenso bemerkenswert wie<br />
die Armut ist diese Überlebensleistung, wie sie viele<br />
Millionen Afrikaner tagtäglich vollbringen (siehe dazu<br />
auch Kapitel 2).<br />
An dieser Stelle wäre auch über unser Verständnis von<br />
Armut nachzudenken. Auch in Deutschland versuchen<br />
neuere Armutsdefinitionen, prekäre Lebenssituationen<br />
nicht nur durch statistische Einkommensberechnungen<br />
(wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen<br />
Einkommens hat, gilt als arm) zu erfassen. Qua li tative<br />
Dimensionen (wie die Möglichkeit zur Teilnahme am<br />
gesellschaftlichen und kulturellen Leben oder das Vorhandensein<br />
einer sozialen Absicherung) kommen hinzu.<br />
Auch für Afrika wären qualitative Gesichtspunkte<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Extreme Armut<br />
Die Weltbank spricht von „extremer Armut“, wenn<br />
einem Menschen für die Befriedigung seiner Bedürfnisse<br />
weniger als 1,25 $ pro Tag zur Verfügung<br />
steht. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine aufwendige<br />
Berechnungsweise, die zunächst das Einkommen<br />
von Haushalten zu erfassen versucht. Um<br />
dieses international vergleichbar zu machen, wird<br />
nun dieses Einkommen in Kaufkraft umgerechnet<br />
und mit der Kaufkraft in den USA – auf der Basis<br />
des Dollars in der Kaufkraft von 2005 – verglichen.<br />
Die Berechnungen der Weltbank sind immer<br />
wieder kritisiert worden (vor allem Pogge 2003),<br />
denn die internationale Vergleichbarkeit und die<br />
Umrechnung der Subsistenz (Selbstversorgung)<br />
in Dollar-Kaufkraft führen notwendigerweise zu<br />
Schwierigkeiten. Dennoch sind die Weltbank-Zahlen<br />
das wohl wichtigste statistische Werkzeug, um<br />
weltweite Armut zu erfassen.<br />
bei der Beschreibung der Armut einzubeziehen. Dabei<br />
fällt auf, dass es einerseits tragfähige traditionelle Sozialsysteme<br />
(wie Familie oder Clan) gibt, die viele Notlagen<br />
auffangen oder abfedern; andererseits<br />
ist das „extended family system“ durch die<br />
moderne Entwicklung bedroht. Vor allem Arbeitsmigration<br />
führt dazu, dass immer mehr<br />
Frauen (vor allem in städtischen Gebieten)<br />
alleine für ihre Kinder sorgen müssen und<br />
dass Geldeinkommen, über das jedoch in<br />
erster Linie Männer verfügen, zunehmend<br />
wichtiger wird. Zusätzlich wäre der Stellenwert<br />
von Geldeinkommen für die Lebenssituation<br />
der Menschen zu überdenken. Vor<br />
allem in den ländlichen Gebieten Afrikas hat<br />
die Selbstversorgung (Subsistenz) oder auch<br />
der „informelle Sektor“ weitaus größere Bedeutung<br />
als die Marktproduktion oder gar<br />
die Lohnarbeit. Geldeinkommen erfasst derartige<br />
Lagen nur zu einem geringen Teil.<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
Der individuelle Besitz von Land, Vermögen<br />
o.ä. hat zudem in traditionell geprägten Gesellschaften<br />
ohnehin nicht den Stellenwert<br />
wie bei uns. Dass Menschen Teil einer Gemeinschaft<br />
sind, der sie zugehörig sind und<br />
der sie sich zugehörig fühlen, gehört zum<br />
fundamentalen Wissen vieler AfrikanerInnen.<br />
Und: Glück und Lebenszufriedenheit<br />
sind nicht mit Einkommen oder Vermögen<br />
zu verwechseln. Die Lebensfreude vieler AfrikanerInnen,<br />
über die fast alle Europäer staunen,<br />
erinnert daran.<br />
5
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Das Kapitel 2 enthält eine konkrete Beschreibung, wie der Überlebenskampf unter schwierigen Bedingungen<br />
aussieht. Dieser Text (vgl. M 6 – siehe Download) kann auch hier herangezogen werden. Zielgruppe:<br />
ab Klasse 9<br />
˘ Sind alle Afrikaner arm? Das Arbeitsblatt M 3 (siehe Download) stellt diese Frage und fragt nach den<br />
Gründen für diese (falsche) Wahrnehmung. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
˘ Wie würdet ihr Armut beschreiben? Lassen Sie die beiden Halbsätze („Armut in Deutschland ist, wenn …“<br />
und „Armut in Afrika ist, wenn …“ auf ein Blatt übertragen und die SchülerInnen mindestens 5 Antworten<br />
für jede Rubrik niederschreiben. Auswertung: Wo finden sich nicht nur quantitative (einkommensbezogene)<br />
Armutsbeschreibungen? Welche qualitativen Merkmale werden genannt? Welche Unterschiede zwischen<br />
Deutschland und Afrika werden hinsichtlich der Armutsdefinitionen formuliert? Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />
˘ In Afrika gibt es auch reiche und superreiche Menschen. Ein Zeitungsartikel über den Stamm der WaBenzi<br />
(derjenigen, die Mercedes Benz fahren) könnte das Problem der Arm-reich-Gegensätze, das auch in Afrika<br />
existiert, zur Sprache bringen ( www.abendblatt.de/daten/2005/07/04/455175.html)<br />
˘ Welche Verantwortung haben die Hilfsorganisationen für die ausschließliche und einseitige Gleichsetzung<br />
Afrika = Armut? Ein kritischer Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit der Hilfsorganisationen könnte hier<br />
erkenntnisfördernd sein. Einerseits wollen diese Organisationen Spendengelder haben und sind so in der<br />
Versuchung, mit der emotionalen Wirkung von Notlagen zu werben. Andererseits fühlt sich zumindest<br />
ein Großteil auch einer verantwortlichen entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
verpflichtet. Wie lösen die einzelnen Organisationen dieses Dilemma? Lassen Sie die SchülerInnen daraufhin<br />
Websites, Öffentlichkeitsmaterialien oder Plakate begutachten. Auch der Kodex des Verbandes entwicklungspolitischer<br />
Nichtregierungsorganisationen ist hier hilfreich ( www.venro.org/publikationen/<br />
archiv/kodex.pdf). Zielgruppe: Ab Klasse 7 (mit variierbarem Analyseniveau).<br />
Kairo bei Nacht (© Visum)<br />
6 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
1.2<br />
»Die leben noch wie in der Steinzeit«<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ statt einer pauschalen Rückständigkeit die<br />
Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne in<br />
den meisten Regionen Afrikas erkennen.<br />
˘ die Ambivalenz des Fortschritts (in Afrika wie in<br />
Europa) reflektieren.<br />
Die Bilder haben weiterhin eine starke Faszinationskraft:<br />
Afrikaner in ihrer „Ursprünglichkeit“, wie wir sie<br />
uns vorstellen, sind in einem Dorf zusammengekommen<br />
und feiern Initiation für die jungen Männer, die<br />
heute in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen<br />
werden. Trommeln sind zu hören, ein Häuptling in bunter<br />
Bemalung spricht zu den sich in Trance bewegenden<br />
Jugendlichen. Die „primitiven halbnackten Wilden“<br />
tanzen um das Feuer und singen in uns völlig unverständlichen<br />
Lauten.<br />
Dies ist der Stoff, aus dem die Filme sind, die Dokumentarfilme<br />
wie die Spielfilme, welche das wilde, ursprüngliche<br />
Afrika zeigen. Sie sind vor allem Projektionsfläche<br />
für zivilisationsüberdrüssige<br />
Europäer, die<br />
dem prämodernen<br />
Leben fast melancholisch<br />
nachtrauern,<br />
ohne allerdings ernsthaft<br />
zu erwägen, ihre<br />
Lebensweise in Richtung<br />
auf diese „Ursprünglichkeit“<br />
oder<br />
auch nur auf eine einfacheren<br />
Lebensstil zu<br />
verändern.<br />
Die Bilder sind nicht<br />
einfach nur Fiktion. Es<br />
existiert noch zumindest<br />
in Teilbereichen,<br />
dieses Leben aus der<br />
Tradition der Ahnen ohne die Veränderungen der Modernisierung.<br />
Die Pygmäen (BaAka) in den zentralafrikanischen<br />
Wäldern oder auch die San (Buschmänner)<br />
in Namibia sind Beispiele für diese Lebensweise. Für<br />
den größten Teil Afrikas aber ist die Situation durch die<br />
Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne geprägt:<br />
Medizinmann und Arzt, Voodoo-Priester und Pfarrer,<br />
Hexerei und Wissenschaft, Tier-Fetische und Handy,<br />
Eselskarren und Auto – das alles existiert in Afrika nebeneinander.<br />
Dies führt zu Verhaltensweisen, die wi-<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
dersprüchlich sind: Afrikanische Börsenmanager, die an<br />
Hexerei glauben, Geschäftsleute, die am Wochenende<br />
in ihr Dorf zurückfahren und in beiden Welten gleichzeitig<br />
leben, Menschen, welche die Sprache der Trommel<br />
und die Nutzung des PC gleichzeitig beherrschen.<br />
Doch die „Modernisierung“ mit allen ihren widersprüchlichen<br />
Facetten schreitet auch in Afrika voran.<br />
Längst lebt ein erheblicher Teil der Menschen nicht<br />
mehr in den eher noch durch traditionelle Lebensweise<br />
geprägten Dörfern, sondern in den urbanen Zentren.<br />
Rund 40 % der Afrikaner sind heute Stadtmenschen<br />
(Quelle: DSW Report 2008) – Tendenz stark steigend<br />
(+ 4,6 % pro Jahr). Auch die Nutzung der modernen<br />
Kommunikationstechnologien (vor allem Internet und<br />
Handy) schreitet voran, wenn auch Afrika im Weltmaßstab<br />
hier noch deutlich zurückliegt. Der Leichtwasserreaktor<br />
in Nigeria oder der Laser-Forschungsreaktor in<br />
Südafrika deuten darauf hin, dass auch in Afrika modernste<br />
Technologien zu finden sind.<br />
Das „moderne Leben“ darf aber nicht mit Fortschritt<br />
und „sozialer Entwicklung“ gleichgesetzt werden. Die<br />
oft durch Armut erzwungene Migration endet allzu<br />
häufig in den Slums<br />
der Großstädte, in<br />
denen ebenfalls die<br />
Armut zu Hause ist.<br />
Die Auflösung oder<br />
Relativierung traditionellerFamilienstrukturen<br />
bedeutet<br />
oftmals auch einen<br />
Verlust an sozialer Sicherheit,<br />
während auf<br />
der anderen Seite der<br />
Fortbestand dieser<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
Strukturen die Belastbarkeit<br />
der Sozialbeziehungen<br />
auch übersteigen<br />
kann, wenn<br />
beispielsweise der<br />
Sohn, der in der Stadt<br />
eine Lohnarbeit gefunden hat, mit seinem Geld für alle<br />
Bedürfnisse der Großfamilie zahlen soll.<br />
So gilt es, auch hier die Widersprüchlichkeit Afrikas zu<br />
erkennen. Zwischen Tradition und Moderne suchen die<br />
Menschen Afrikas einen Weg. Der unvermeidliche Umbruch<br />
in Richtung Modernisierung ist mit Ungleichzeitigkeiten<br />
und Unsicherheiten verbunden, ein Zustand,<br />
der auch den „postmodernen“ Europäern nachvollziehbar<br />
sein sollte.<br />
7
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Tradition oder Moderne? Vielleicht fallen den SchülerInnen Bilder, Ereignisse, Gegenstände aus Afrika ein,<br />
die der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden können. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />
˘ Fortschrittliche Afrikaner – rückständige Deutsche? Vielleicht kann die umgekehrte Blickrichtung helfen,<br />
Klischees zu entdecken, zu relativieren und zu befragen. Stichworte: Afrika: Die Skyline von Abidjan, der<br />
Flughafen von Nairobi, die Chip-Fabrik in Südafrika. Deutschland: Okkultismus unter Jugendlichen, der<br />
Aberglaube, zelebriert in Tausenden von Horoskopen und Glücksspielen, das Festhalten an Traditionen<br />
wie Schützenbrüder oder Volkstanz. Gibt es von den SchülerInnen Stichworte für eine solche Zuordnung?<br />
Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />
˘ Was ist Fortschritt? Welche Kategorien und Maßstäbe haben wir, Fortschritt zu messen und zu bewerten?<br />
Sind Religion und Tradition per se Beweise für „Rückständigkeit“? Weder die Absolutierung der Wissenschaft<br />
(Rationalismus) noch des ökonomischen Erfolgs (gut ist, was reich macht) scheinen geeignete<br />
Parameter zu sein, die fraglos zu übernehmen wären. Zumindest diese Erkenntnis sollte den SchülerInnen<br />
nachvollziehbar sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Die Ambivalenz des Fortschritts kann durch das Arbeitsblatt M 4 (siehe Download) herausgearbeitet<br />
und zur Diskussion gestellt werden. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />
˘ Der Film Der Baum der Ahnen scheint geeignet, Eigenheiten traditioneller Lebensweisen in Afrika zu<br />
verdeutlichen. Der Film (47 Min., Mosambik 1994) ist bei vielen kirchlichen und öffentlichen Verleihstellen<br />
(siehe www.eine-welt-medien.de) ausleihbar. Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />
˘ Leben in den verschiedenen Welten. Tausende von AfrikanerInnen, die bei uns leben, arbeiten oder studieren,<br />
können von diesem Zwiespalt berichten. Kontakte zu AfrikanerInnen in Ihrer Nähe erhalten Sie womöglich<br />
über entwicklungspolitische Organisationen oder Gruppen. Der World University Service (Projekt:<br />
grenzenlos) vermittelt in einigen Bundesländern Kontakte zu Menschen aus Afrika, die bereit sind, von<br />
ihrem Leben oder ihren Erfahrungen zu berichten ( www.wus.de). Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
1.3<br />
Afrikas »Stammeskriege«<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die kriegerischen Konflikte Afrikas in ihrer<br />
Vieldimensionalität (nicht nur als ethnische<br />
Auseinandersetzungen) wahrnehmen.<br />
˘ einige Entstehungsbedingungen für die „neuen<br />
Kriege“ und ihre globalen Vernetzungen kennenlernen.<br />
Selbst bis in die seriöse Presse hinein ist immer wieder<br />
von Afrikas „Stammeskriegen“ die Rede. In fast allen<br />
Ländern Afrikas gab oder gibt es (seit 1945) in der Tat<br />
kriegerische Konflikte, die eine ganz wesentliche Ursache<br />
für Armut und Hunger, für den Niedergang der<br />
Wirtschaft und für deprimierende Perspektiven sind.<br />
Doch die Wahrnehmung dieser Kriege als ethnische<br />
Konflikte greift in der Regel zu kurz. Weder im Sudan<br />
(Darfur-Region), noch in der DR Kongo – um zwei aktuelle<br />
Beispiele zu nennen – geht es ausschließlich um<br />
Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen<br />
oder Religionsgruppen.<br />
Beispiel Sudan: Der Krieg in der westsudanesischen<br />
Region Darfur wird zwar häufig als Kampf muslimischer<br />
und arabischer Gruppen gegen die „alteingesessene<br />
schwarzafrikanische“ Bevölkerung dargestellt;<br />
tatsächlich sind aber beide Konfliktparteien<br />
weitgehend muslimisch und leben seit etlichen Jahrhunderten<br />
in der Region. Diese allerdings wurde von<br />
der Zentralregierung in Khartum seit Jahrzehnten<br />
systematisch vernachlässigt, weshalb viele Clanführer<br />
für mehr Eigenständigkeit der Region eintreten.<br />
Die Zentralregierung wiederum vermutet in Darfur<br />
erhebliche Rohstoffquellen (Öl) und will Unabhängigkeitsbestrebungen<br />
auf keinen Fall dulden. Sie<br />
bedient sich deshalb der „Dschandschawid-Milizen“,<br />
die äußerst brutal die Zivilbevölkerung drangsalieren<br />
und für die Entwurzelung von rund zwei Millionen<br />
Menschen gesorgt haben. Es handelt sich also um einen<br />
Konflikt, der ebenso ökonomische und politische<br />
8 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
Straßenszene aus dem Kongo (Foto: echo)<br />
wie auch ethnische Komponenten hat.<br />
Unbestritten ist, dass Afrika Schauplatz sehr vieler kriegerischer<br />
Auseinandersetzungen war und ist. In der<br />
Mehrzahl der Fälle handelt es sich nicht um zwischenstaatliche<br />
Kriege – was im Europa des 20. Jahrhunderts<br />
der klassische Kriegsfall war –, sondern um innerstaatliche<br />
Konflikte. Auffällig ist, dass es zu einer Entstaatlichung<br />
(Privatisierung) der Gewalt gekommen ist, in der<br />
das Kriegsziel nicht mehr<br />
die Eroberung der staatlichen<br />
Macht ist, sondern<br />
vorwiegend die ökonomische<br />
Kontrolle über<br />
bestimmte Ressourcen:<br />
Ölfelder, Goldminen, Diamanten-<br />
oder Koltanvorkommen,<br />
die man ausbeuten<br />
und exportieren<br />
kann, Wegezoll für Zufahrtswege<br />
oder Grenzabschnitte,<br />
erpresste<br />
Schutzgelder von Bauern<br />
oder lokalen Unternehmern.<br />
Diese Geschäfte<br />
werden von Warlords,<br />
Milizen oder kriminellen<br />
Banden getätigt, die<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Afrikas Stämme – Europas Völker<br />
Die Wortwahl spricht Bände. Während in Bezug<br />
auf Europa maximal bis ins Mittelalter von „Stämmen“<br />
die Rede ist und heute natürlich nur noch<br />
Völker existieren, sind Literatur und Berichterstattung<br />
mit Blick auf Afrika voll von einer „Stammes-<br />
Terminologie“. Doch das Wort „Stamm“ unterstellt<br />
Rückständigkeit und das Fehlen einer staatlichen<br />
Ordnung. Es ist damit in der Tendenz abwertend<br />
und rassistisch und sollte nicht mehr verwendet<br />
werden, auch wenn gerade in Schulbüchern<br />
diese Praxis noch gang und gäbe ist. Auch mit der<br />
Abgrenzung der „Stämme“ haben die Autoren ihre<br />
Probleme. Mancher angeblicher „Stamm“ entpuppt<br />
sich als Sammelbegriff für viele Ethnien mit<br />
unterschiedlichen Sprachen und Kulturen.<br />
sich dank ihrer Bewaffnung die Ressourcen mit Gewalt<br />
aneignen können. Einige dieser Milizen und Gruppen<br />
sind eher ethnisch formiert, die meisten aber agieren<br />
als wenig ideologische Gewaltakteure, die vorwiegend<br />
ökonomisch orientiert und motiviert sind. Manche Autoren<br />
sprechen in diesem Zusammenhang von „neuen<br />
Kriegen“ (Kaldor, Münkler u.a.).<br />
Ein wesentliches Merkmal dieser „neuen Kriege“ (der<br />
Begriff ist in der Friedens-<br />
forschung umstritten) ist<br />
die schwache Staatlichkeit.<br />
Die hier beschriebenen<br />
kriegerischen Konflikte<br />
treten da auf, wo der<br />
Staat wesentliche Funktionen<br />
eingebüßt hat. Er<br />
ist nicht mehr in der Lage,<br />
sein Gewaltmonopol zu<br />
verteidigen. Wenn er nicht<br />
mehr für Sicherheit sorgen<br />
kann, verliert er auf<br />
der anderen Seite seine<br />
Legitimationsbasis. Gruppen<br />
und Milizen greifen<br />
zur „Selbsthilfe“ und regulieren<br />
die Verhältnisse<br />
auf ihre Art. Gleichzeitig<br />
9
gehen dem Staat so auch ökonomische Ressourcen<br />
(Steuereinnahmen, Exportkontrolle) verloren. Zerfallende<br />
oder bereits zerfallene Staaten (failing or failed<br />
states) sind daher ein zentrales Kennzeichen für das<br />
Auftreten dieser „neuen Kriege“. In Afrika sind hier vor<br />
allem die Demokratische Republik Kongo (insbesonde-<br />
Wie gegen die „neuen Kriege“ vorgehen?<br />
re der Osten), Somalia und der Sudan zu nennen, deren<br />
Bevölkerungen schon seit etlichen Jahren die „neuen<br />
Kriege“ erleben müssen. Die große Bedeutung der ökonomischen<br />
Motive macht es wenig sinnvoll, in einem<br />
solchen Kontext von „Stammeskriegen“ zu sprechen.<br />
Das klassische Repertoire internationaler Politik kommt hier schnell an Grenzen, weil es auf die Beziehungen<br />
zwischen handlungsfähigen staatlichen Akteuren ausgerichtet ist. Die „neuen Kriege“ sind aber gerade durch<br />
die Privatisierung der Gewalt – unterhalb der Ebene des Staates – gekennzeichnet. Auch die Versuche, im<br />
internationalen Völkerrecht z.B. einen Schutz der Zivilbevölkerung festzuschreiben, greifen hier also nicht.<br />
Sanktionsdrohungen müssen wirkungslos bleiben, weil sie am wenigsten diejenigen erschrecken, die Güter<br />
ohnehin illegal exportieren.<br />
Dennoch ist die Ökonomie ein wichtiger Ansatzpunkt, gegen die „neuen Kriege“ vorzugehen. Denn die<br />
Gewaltakteure realisieren ihre Einnahmen durch ihren weltweiten Anschluss an die ganz normale (legale)<br />
Ökonomie. Erst durch die Möglichkeit, Öl, Diamanten, Gold, Kupfer, Koltan u.a.m. auf dem Weltmarkt zu<br />
verkaufen, kommen sie zu ihren Einnahmen. Beteiligt an den neuen Kriegen sind also auch die Firmen, Unternehmen<br />
oder Staaten, welche die gewaltsam erworbenen Ressourcen aufkaufen, Banken, die Einnahmen<br />
aus den Gewaltökonomien anlegen, Transportunternehmer, die illegale Exporte mit ihren Fahrzeugen in die<br />
anderen Kontinente bringen. An dieser Stelle könnte und sollte versucht werden, die „neuen Kriege“ ökonomisch<br />
auszutrocknen.<br />
Verschiedenartige Initiativen in dieser Richtung – wie die Zertifizierung und der Ursprungsnachweis von Diaman<br />
ten oder die Offenlegung von Exportgeschäften und Geldtransaktionen – sind bereits in Ansätzen entwickelt<br />
worden. Gleichzeitig braucht es internationalen Druck auf solche Regierungen, welche kriegerische<br />
Konflikte in ihren Ländern unterstützen oder dulden.<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Wo gibt es momentan Kriege in Afrika? Schon das mangelnde Wissen über die Anzahl und die Orte der<br />
kriegerischen Konflikte sagt viel über unsere Wahrnehmung der afrikanischen Realität. Auf der Website<br />
www.akuf.de finden Sie eine aktuelle Aufstellung der Kriege/Konflikte, verbunden mit einer kurzen<br />
Konfliktgenese. Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Vielleicht ist es sinnvoll, sich mit einem einzelnen kriegerischen Konflikt zu befassen, um so die Vieldimensionalität<br />
(die politischen, sozialen, ökonomischen, kulturellen, ethnischen Konfliktursachen) herauszuarbeiten.<br />
Der Darfur-Krieg (laut SZ vom 24. 4. 2008 rund 300.000 Tote seit 2003) ist dafür ein gutes Beispiel.<br />
Bei der Don Bosco Jugend ( www.jugend-dritte-welt.de) gibt es eine CD-ROM (Panorama Sudan) mit<br />
diesbezüglichen didaktischen Materialien. Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />
˘ Das Arbeitsblatt M 5 (siehe Download) kann dabei helfen, Kennzeichen der „neuen Kriege“ deutlich zu<br />
machen (Klassengespräch). Fragen Sie abschließend danach, warum es besonders schwer ist, die „neuen<br />
Kriege“ einzudämmen und z.B. durch die üblichen internationalen Maßnahmen (Diplomatie, Sanktionen,<br />
Interventionen) zu beenden. Zielgruppe: ab Klasse 12<br />
˘ Kindersoldaten stehen quasi exemplarisch für viele Kennzeichen der „neuen Kriege“. Sie sind leicht und<br />
billig zu rekrutieren und vermehren den ökonomischen Nutzen der Gewaltakteure, ohne dass die gesellschaftlichen<br />
Kosten für diese eine Rolle spielten. In den asymmetrischen Einsätzen gegen meist unbewaffnete<br />
Zivilisten sind Kindersoldaten mit der Kalaschnikow in der Hand äußerst effektiv, um Menschen<br />
zu vertreiben oder ökonomisch auszubeuten. Kindersoldaten sind oft brutale Täter – und gleichzeitig<br />
Opfer. Viele Hilfsorganisationen befassen sich mit der Lage der Kindersoldaten und arbeiten mit an ihrer<br />
gesellschaftlichen Reintegration. Infos u.a. bei der Deutschen Koordination Kindersoldaten unter www.<br />
kindersoldaten.info/. Vgl. Arbeitsblatt M 4 (siehe Download). Zielgruppe: Ab Klasse 11<br />
10 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
˘ Die Bedeutung der neuen Kriege und der Gewalt für die Aufrechterhaltung von Armut und Not ist Thema<br />
einer neuen didaktischen Publikation (mit Unterrichtsmaterialien, methodischen Vorschlägen, CD-ROM):<br />
<strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>/DED/Misereor: Entwicklungshindernis Gewalt, Peter-Hammer-Verlag 2006; 19,90 €.<br />
˘ Nähere Informationen zur weithin erfolgreichen „Diamantenkampagne“ finden Sie im Internet unter<br />
www.medico-international.de (Kampagne: fatal transaction). Um eine Relativierung des Bankgeheimnisses<br />
zur Verhinderung von illegal erworbenen Anlagen bemüht sich die Kampagne Finanzplatz Schweiz<br />
(siehe www.aktionfinanzplatz.ch/.<br />
2.<br />
Afrikas Entwicklungserfolge<br />
2.1<br />
Überlebenskünstler<br />
Von Afrikas „Entwicklungserfolgen“ zu reden ist sicher<br />
ungewohnt und klingt angesichts vorherrschender<br />
Elendsbilder befremdlich (Vgl. dazu auch das Arbeitsblatt<br />
M 11 – siehe Download). Wo allerorts nur von<br />
Misserfolgen und Scheitern die Rede ist, sollte aber dennoch<br />
ein Blick auf die alltägliche Lebenssituation der<br />
Menschen versucht werden. Diese muss auf dem Hin-<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
tergrund der Rahmenbedingungen bewertet werden.<br />
Die Mehrheit der Menschen in Afrika südlich der Sahara<br />
meistert ihr Leben, wenn auch unter Bedingungen,<br />
die wir weitgehend als bedrückende Armut empfinden<br />
würden. Diese Mehrheit überlebt, obwohl die Ressourcen<br />
des Überlebens oftmals gering sind: niedrige<br />
landwirtschaftliche Produktivität, einseitige und un-<br />
11
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die große Leistung der Mehrheit der Afrikaner,<br />
die trotz widriger Umstände ihr Überleben<br />
sichern, erkennen und anerkennen.<br />
˘ einige konkrete Lebensbedingungen dieser<br />
„ÜberlebenskünstlerInnen“ zur Kenntnis nehmen.<br />
zureichende Ernährung, Verwundbarkeit gegenüber<br />
Naturereignissen (vor allem Dürreperioden), geringe<br />
Transportkapazitäten und schlechte Verkehrswege,<br />
miserable Energieversorgung in vielen Gebieten, Wassermangel<br />
und Wasserverschmutzung, mangelhafte<br />
Gesundheitsversorgung und Impfschutz, fehlende Betreuung<br />
und Hilfe bei Geburt und Schwangerschaft,<br />
Erkrankungen (Malaria, Aids) und Verletzungen ohne<br />
Chance auf medizinische Hilfe, ein desolates Schulsystem<br />
mit miserabel entlohnten Lehrern, die in verfallenden<br />
Gebäuden Dutzenden von Kindern ohne Schulbücher<br />
und Hilfsmittel Bildung vermitteln sollen und vieles<br />
andere mehr. Derartige Faktoren bestimmen – natürlich<br />
in unterschiedlichem Maße je nach Region – das Leben<br />
so vieler Menschen in Afrika. Dass unter solchen Bedingungen<br />
so viele Menschen es schaffen zu überleben, ist<br />
in hohem Maße bemerkens- und bewundernswert.<br />
Der Staat ist in vielen Teilen des Kontinents kaum präsent,<br />
zumindest nicht als Bereitsteller öffentlicher Güter<br />
wie Schutz vor Gewalt, soziale Sicherung oder Bereitsteller<br />
von Infrastruktur. Die Menschen helfen sich<br />
selber. Ihre (nicht nur traditionellen) Sozialsysteme<br />
verhindern den Zusammenbruch und befähigen zum<br />
Überleben. Wo der Staat versagt, versuchen andere, zumindest<br />
Teilfunktionen zu übernehmen. Erst allmählich<br />
entwickelt sich in einigen Ländern Afrikas so etwas wie<br />
eine Zivilgesellschaft, die sich für soziale und politische<br />
Belange der Menschen engagiert. Auch die Entwicklungszusammenarbeit<br />
ist ein Versuch, Unterstützung<br />
von außen zu leisten, was angesichts schwieriger Rahmenbedingungen<br />
allerdings nur begrenzt möglich ist.<br />
Eindrucksvoll bleiben die „Entwicklungs- und Überlebenserfolge“,<br />
wie sie trotz widriger Ausgangsbedingungen<br />
erzielt werden. Es sind besonders häufig die<br />
Frauen, die auf sich allein gestellt – weil die Männer<br />
infolge der Migration weit weg sind – ein ungeheueres<br />
Pensum an täglicher Arbeit absolvieren, um ihre Kinder<br />
„durchzubringen“. Das Beispiel im Arbeitsblatt M 5 ist<br />
dafür ein Hinweis.<br />
Statistische Belege für diese erfolgreiche Bewältigung<br />
des Lebens gibt es kaum. Die Armutsstatistik der Weltbank<br />
besagt: 50,4 % der afrikanischen Bevölkerung gelten<br />
als extrem arm, haben weniger als (kaufkraftangepasst)<br />
1,25 $ pro Tag zur Verfügung. Der größere Teil<br />
dieser Menschen schafft es dennoch, irgendwie satt zu<br />
werden, sich zu kleiden, die Familie unterzubringen und<br />
die Grundbedürfnisse einigermaßen zu befriedigen.<br />
Doch die Überlebensökonomie der Armen entzieht sich<br />
zu weiten Teilen den volkswirtschaftlichen Berechnungen<br />
und den statistischen Durchschnittszahlen. Mehr<br />
als anderswo in der Welt hat der sogenannte informelle<br />
Sektor eine überragende Bedeutung in Afrika. Laut ILO<br />
(International Labour Organisation: Women and men<br />
in the informal economy, Geneva 2002) ist der informelle<br />
Sektor die Lebensgrundlage für rund 90 % der<br />
Menschen in Afrika. Marktproduktion und Lohnarbeit,<br />
die sich im Bruttonationaleinkommen niederschlagen,<br />
haben nur einen geringen Stellenwert.<br />
Einige statistische Hinweise sind aber dessen ungeachtet<br />
auch dafür zu finden, dass in Afrika nicht alle Entwicklungen<br />
zum Schlechteren verlaufen (vgl. M 7). Die<br />
erzielten bescheidenen Verbesserungen reichen sicher<br />
nicht aus, dass Afrika der Armut entkommen könnte.<br />
Auch die „Millennium-Entwicklungsziele“, die eine Halbierung<br />
des Anteils der Armen im Jahre 2015 gegenüber<br />
1990 erreichen wollen, werden in Afrika südlich der Sahara<br />
wohl nicht erreicht.<br />
Afrika – kleine Schritte in Richtung „Entwicklung“<br />
(M 7 – Download)<br />
Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung verlaufen nicht alle<br />
Entwicklungen in Afrika negativ. Zwar ist es richtig, dass im<br />
Vergleich mit anderen Weltregionen (vor allem mit Asien) Afrika<br />
immer weiter zurückfällt. Andererseits gibt es aber auch in<br />
Afrika südlich der Sahara gewisse, bescheidene Fortschritte zu<br />
vermelden. So ist die Kindersterblichkeit – gemessen als der Anteil,<br />
der von 1.000 Lebendgeborenen innerhalb des ersten Jahres<br />
stirbt – in Afrika südlich der Sahara von 1970 auf 2005 um<br />
30 % zurückgegangen. Die Zahl der alphabetisierten Erwachsenen<br />
war gegenüber 1990 um 5 % höher (59 % der Erwachsenen<br />
galten 2005 als alphabetisiert). Es steigt auch die Zahl der Menschen,<br />
die Zugang zu sauberem Wasser haben. 2004 lag der Anteil<br />
bei 55 % der Menschen, eine Verbesserung um 7 % gegenüber<br />
1990. Einige Länder Afrikas sind mittlerweile auch Exporteure<br />
von Industrieprodukten. 34 % der afrikanischen Exporte waren<br />
2005 dieser Kategorie zuzuordnen, eine Steigerung gegenüber<br />
der Vergangenheit. Auch die Exporte sind absolut deutlich gesteigert<br />
worden – von 34 Mrd. $ 1990 auf 232 Mrd. $ 2006. Die<br />
Zahl der Internet-Nutzer ist geradezu rasant gestiegen. 2000 lag<br />
der Anteil der Internetnutzer an der Gesamtbevölkerung Afrikas<br />
(südlich der Sahara) noch bei 0,5 %. 2007 waren es 5,5 %. Alle diese<br />
Verbesserungen müssen zudem auf dem Hintergrund des<br />
noch immer rasanten Bevölkerungswachstums in Afrika gesehen<br />
werden. 2005 lebten 722 Mio. Menschen in Afrika südlich der<br />
Sahara, 206 Mio. mehr als 1990.<br />
* Der Anteil der Internet-Nutzer an der Gesamt-Bevölkerung bezieht<br />
sich auf ganz Afrika.<br />
Quelle: Human Development Report 2007/2008<br />
12 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Das Arbeitsblatt M 6 (siehe Download) schildert den unspektakulären Alltag einer jungen Frau aus<br />
Mosambik, die zu den „Überlebenskünstlern“ gehört. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />
˘ Was es bedeutet, unter Armutsbedingungen zu leben, kann sicher nur begrenzt überhaupt nachvollziehbar<br />
gemacht werden. Dessen ungeachtet gibt es Projektvorschläge, die einige dieser Lebensumstände<br />
erfahrbar machen sollen. Unter dem Stichwort „Einmal leben wie in der Dritten Welt“ können Schulklassen<br />
oder Jugendgruppen z. B. einen Tag lang versuchen, ohne Geld auszukommen. Dazu würde gehören:<br />
Sammeln von Lebensmittelresten (z. B. auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt), Bauen einer Kochstelle,<br />
Geldbeschaffung durch Betteln, Sammeln von Pfandglas, einfache Arbeiten (Schuhe putzen, Auto<br />
waschen). Gemeinsames Essen und eine Reflexion der Erfahrungen gehört dazu. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
˘ Der „Alltag der kleinen Leute“ gehört auch zum Erfahrungshorizont vieler Fachkräfte/EntwicklungshelferInnen.<br />
Kontakte zu Rückkehrern, die in Afrika gearbeitet haben, vermittelt u. a. der Deutsche Entwicklungsdienst<br />
( www.ded.de/Bildungsarbeit unter „Referenten“). Eventuell können auch Migranten oder<br />
Studierende aus Afrika hierzu eingeladen und gehört werden. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />
˘ Die Überlebensleistung vieler AfrikanerInnen kann vielleicht durch einen Film deutlich gemacht werden.<br />
Einige Filme kommen dafür in Frage. Beispiele: Die kleine Verkäuferin der Sonne – Spielfilm über ein Mädchen<br />
im Senegal, 45 Min, 1998. Verleih bei evangelischen und katholischen Medienstellen. Zielgruppe: Ab<br />
Klasse 8 Goldwitwen – Dokumentarfilm über Frauen in Lesotho, die den Alltag alleine bewältigen müssen.<br />
50 Min., 1990. Verleih: Medienwerkstatt Freiburg. Zielgruppe: Ab Klasse 11.<br />
˘ Auch in Afrika gibt es kleine, wenn auch unzureichende statistische Hinweise auf Entwicklung (M 7 – siehe<br />
Download). Wie diese bewertet und auf längere Sicht eingeschätzt werden, kann Thema im Klassengespräch<br />
sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />
2.2<br />
Mauritius: Beispiel einer erfolgreichen Ökonomie<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die beachtlichen ökonomischen und sozialen<br />
Entwicklungserfolge des Inselstaates Mauritius<br />
zur Kenntnis nehmen.<br />
˘ über einige für Entwicklung wichtige ökonomische<br />
Faktoren gemeinsam nachdenken.<br />
Die ökonomischen Daten der meisten afrikanischen<br />
Länder sind wenig ermutigend. Das Wirtschaftswachstum<br />
der meisten Staaten Afrikas ist zu gering, um tatsächlich<br />
armutsvermindernde Effekte zu erzielen. Das<br />
Bevölkerungswachstum „frisst“ die mageren Zuwächse<br />
und führt im Ergebnis zu einem stagnierenden Pro-<br />
Kopf-Einkommen.<br />
Auf diesem Hintergrund fällt (neben einigen wenigen<br />
anderen Ländern wie Botswana oder die Kapverden)<br />
vor allem der Inselstaat Mauritius auf. Das Land konnte<br />
in den letzten fast 30 Jahren (1975 bis 2005) ein durchschnittliches<br />
jährliches Wirtschaftswachstum von 4,4 %<br />
erzielen. Aber auch im sozialen Bereich war das Land erfolgreich.<br />
Die Kindersterblichkeit wurde in den letzten<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
30 Jahren um drei Viertel gesenkt, die Unterernährung<br />
weitgehend überwunden. Die Lebenserwartung auf<br />
Mauritius liegt bei 72,4 Jahren, eine Zahl, die an Europa<br />
fast heranreicht.<br />
Was sind nun die Bedingungen für die Erfolgsstory<br />
Mauritius? Eine Beantwortung der Frage ist nicht ganz<br />
einfach, denn den alles entscheidenden Faktor gibt es<br />
offensichtlich<br />
nicht. Mauritius<br />
hatte als kleiner<br />
Inselstaat mit 1,2<br />
Mio. Einwohnern Afrika<br />
nicht unbedingt<br />
die besten Voraussetzungen<br />
für ökonomische<br />
Prosperität, doch<br />
seit den 70er Jahren<br />
ist es dem<br />
Land gelungen, in<br />
Madagaskar<br />
vielen Bereichen<br />
Réunion<br />
Verbesserungen<br />
zu erreichen: Eine<br />
Mauritius<br />
13
Erfolgsstory Mauritius<br />
erfolgreiche und wettbewerbsfähige Exportorientierung<br />
(vor allem in der Bekleidungsindustrie und im von<br />
der EU hoch-subventionierten Zuckersektor sowie im<br />
Tourismus) wurde begleitet durch gut funktionierende<br />
Mauritius § Afrika<br />
südl d<br />
Sahara<br />
Lebenserwartung (in Jahren) 2005 72 49<br />
Alphabetisierungsquote Erwachs. 2005 84,3 % 60,3%<br />
Menschen ohne sauberes Wasser 1990 0 % 52 %<br />
Menschen ohne sauberes Wasser 2002 0 % 42 %<br />
Anteil der Unterernährten 2003 5 % 32 %<br />
Kindersterblichkeit<br />
je 1000 Lebendgeborene 1970<br />
2005<br />
64<br />
13<br />
staatliche Institutionen (mit geringer<br />
Korruption und einer gelungenen<br />
Befriedungspolitik unter den<br />
verschiedenen ethnischen Gruppen)<br />
und erheblichen öffentlichen<br />
Investitionen in Bildung, Gesundheit<br />
und soziale Sicherung. Dem<br />
ökonomischen Wachstum folgten<br />
rasch soziale Verbesserung, die<br />
u. a. einen deutlichen Rückgang<br />
des Bevölkerungswachstums zur<br />
Folge hatten. Heute scheint Mauritius<br />
sozial und ökonomisch gut<br />
aufgestellt zu sein, auch wenn der<br />
Globalisierungswettbewerb (Bekleidungsindustrie:<br />
China; Zucker:<br />
Abbau der EU-Subventionen) in<br />
nächster Zukunft noch zunehmen<br />
wird. Mauritius zeigt, dass eine<br />
gute Regierungsführung (good<br />
governance) zusammen mit einer<br />
strategisch ausgerichteten und bewusst<br />
gestaltenden Wirtschafts-<br />
politik auch in Afrika Entwicklung im umfassenden<br />
Sinne herbeiführen kann. Warum diese Faktoren in den<br />
meisten afrikanischen Ländern offensichtlich nicht gegeben<br />
sind, wäre zu untersuchen.<br />
14 GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
144<br />
102<br />
Wirtschaftskraft (Pro-Kopf-Einkommen) 12.715 $ 1.998 $<br />
§ Wirtschaftswachstum pro Kopf<br />
1975 – 2005<br />
Quelle: UNDP, Human Development Report 2007/2008<br />
+ 4,4 % – 0,5 %<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Afrika – trotz allem kein Stillstand. Lassen Sie den Korrespondentenbericht (M 8 – siehe Download) im<br />
Unterricht lesen und diskutieren Sie, ob den dort gemachten Aussagen zugestimmt werden kann. Zielgruppe:<br />
Ab Klasse 10<br />
˘ Die soziale und ökonomische Lage in den einzelnen afrikanischen Ländern kann als Aufgabe für eigenständige<br />
Internet-Recherchen gestellt werden. Die einzelnen Länder müssten mit den Kleingruppen<br />
vereinbart werden. Hilfreich für die Internet-Recherchen ist das Arbeitsblatt M 9 (siehe Download).<br />
Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Mauritius als Beispiel für soziale und ökonomische Entwicklung. Lassen Sie Kollagen (aus Reiseprospekten<br />
u.ä.) erstellen, in denen Mauritius aber nicht nur als touristisches Traumziel, sondern auch hinsichtlich<br />
der Entwicklungserfolge dargestellt wird. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
˘ Eine detaillierte Analyse ökonomischer Entwicklungspotentiale kann hier nicht geleistet werden. Hilfreich<br />
sind hier verschiedene didaktische Materialien, die (Zielgruppe: überwiegend Oberstufe) Quellentexte,<br />
Statistiken etc. zusammentragen und die verschiedenen Facetten beleuchten: Schlechte Regierungsführung<br />
und niedrige Produktivität, Rohstoffexportabhängigkeit und koloniales Erbe, weltwirtschaftliche Benachteiligung<br />
und relative Schwäche im globalen Wettbewerb. Hinweise finden Sie unter „Materialien und Medien“.<br />
˘ Bei der Frage nach den Ursachen für Afrikas Armut stehen sich oft zwei Lager gegenüber. Die einen sehen<br />
das Elend Afrikas als Folge von Ausbeutung und Abhängigkeit, von Kolonialismus und ungerechter Globalisierung.<br />
Die anderen verweisen auf korrupte Regierungen, unfähige und verantwortungslose Staatsklassen,<br />
mangelnde Leistungsbereitschaft und ethnisches Gegeneinander. Weil weder das eine noch das<br />
andere Lager allein „die Wahrheit“ für sich beanspruchen kann, käme es darauf an, Belege und Argumente<br />
für alle Positionen zu suchen und abzuwägen. Eine solche Diskussion wird wohl nie zu einem abschließenden<br />
Ende kommen, schärft aber die Sicht auf die Verhältnisse. Arbeitsblatt M 10 (siehe Download)<br />
soll dies unterstützen. Zielgruppe: Oberstufe
2.3<br />
Ugandas Erfolge im Kampf gegen Aids<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die große Bedrohung Afrikas durch die Pandemie<br />
Aids erkennen.<br />
˘ die beachtlichen Erfolge Ugandas bei der Eindämmung<br />
der HIV-Verbreitung kennen lernen<br />
und bewerten.<br />
Die Pandemie AIDS schreitet voran. Nach UN-Angaben<br />
waren Ende 2007 rund 33 Millionen Menschen HIV-positiv.<br />
2,5 Millionen haben sich im Jahr 2007 neu mit dem<br />
Virus infiziert, ca. 2 Mio. Menschen sind 2007 an AIDS<br />
gestorben.<br />
Afrika (südlich Sahara) ist weitaus<br />
überproportional von AIDS betroffen.<br />
Zwei Drittel der HIV-Positiven<br />
leben in der ärmsten Region der<br />
Erde. Die Quote derjenigen Erwachsenen<br />
(15 bis 49 Jahre), die<br />
das Virus in sich tragen, ist vor<br />
allem im Südlichen Afrika sehr<br />
hoch. In Swaziland sind (laut UN-<br />
AIDS 2008) 26,1 % der Erwachsenen<br />
HIV-positiv. Botswana (23,7 %),<br />
Lesotho (23,2%) und Südafrika<br />
(18,2 %) sind ebenfalls in starkem<br />
Maße betroffen.<br />
Uganda gehört zu den wenigen<br />
Ländern, die substantielle Erfolge<br />
im Kampf gegen Aids vorzuweisen<br />
haben. Schon in den 80er<br />
Jahren hatte das Land eine hohe HIV-Rate (1989: 14 %)<br />
zu beklagen. Die Regierung machte den Kampf gegen<br />
Aids zur obersten Priorität, investierte erhebliche Mittel<br />
vor allem in die Aufklärung, startete weitreichende<br />
Öffentlichkeitsaktionen, die viele<br />
Menschen erreichten. In Zusammenarbeit<br />
mit medizinischen<br />
Einrichtungen und gesellschaftlichen<br />
Gruppen gelang es, die Rate<br />
der Neuinfektionen zurückzudrängen.<br />
Im Jahre 1989 galten in<br />
Uganda 14 % der „Erwachsenen“<br />
als HIV-positiv, im Jahre 2007 waren<br />
es noch 5,4 %. Fazit: Uganda<br />
hat bereits in frühen Jahren viele<br />
Menschenleben durch Aids verloren.<br />
Eine engagierte Anti-Aids-<br />
Kampagne hat es aber vermocht,<br />
den Trend umzukehren und die<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Ugandas Kampf gegen Aids<br />
Quote deutlich zu senken. Heute stagniert die HIV-<br />
Quote bei 5,4 %, eine Zahl, die im südlichen Afrika von<br />
keinem Land erreicht wird. Kritiker befürchten jedoch,<br />
dass der Stellenwert der Aids-Prävention (hier vor allem<br />
Aufklärung und Kondom-Nutzung) in den neuesten<br />
Programmen reduziert wurde. Die von den USA favorisierte<br />
„Abstinence-only“-Orientierung gewänne an<br />
Boden und gefährde die bisherigen Erfolge. Dass Ugandas<br />
Kampf gegen Aids allerdings bisher erfolgreich war,<br />
wird auch von den Kritikern nicht bestritten.<br />
Die Bedeutung dieses Erfolges wird bei einem Vergleich<br />
mit der Republik Südafrika besonders deutlich. Obwohl<br />
Südafrika 14mal reicher ist (gemessen<br />
als Pro-Kopf-Einkommen)<br />
als Uganda, vermochte es das Land<br />
bisher nicht, wirksam gegen die<br />
HIV-Verbreitung vorzugehen. Südafrikas<br />
HIV-Rate ist weiter ansteigend.<br />
Die regierungsamtlichen<br />
Kampagnen gegen Aids kommen<br />
nur schleppend in Gang. Noch<br />
vor wenigen Jahren hat der damalige<br />
Staatpräsident Mbeki den<br />
Zusammenhang zwischen Sexualkontakten<br />
und Aids geleugnet.<br />
Die Gesundheitsministerin bezeichnete<br />
Aids als eine westliche<br />
Erfindung. Aus diesem und weiteren<br />
Gründen ist das Problembewusstsein<br />
in Bezug auf Aids noch<br />
immer völlig unzureichend – mit<br />
fatalen Folgen für viele Menschen<br />
und für die Entwicklungsperspektiven<br />
des Landes. Uganda hat gezeigt, wie wichtig eine<br />
eindeutige und engagierte Haltung der Politik für den<br />
Kampf gegen Aids ist.<br />
Uganda Südafrika<br />
Lebenserwartung (in Jahren) 2005 49,7 50,8<br />
Wirtschaftskraft (Pro-Kopf-Einkommen) – PPP 1 454 $ 11 110 $<br />
HIV-Rate unter Erwachsenen 1989 14 % 1 %<br />
HIV-Rate unter Erwachsenen 2005 6,7 % 18,8 %<br />
Staatliche Unterstützung für den Kampf<br />
gegen Aids<br />
Quellen: UNAIDS 2008, UNDP 2007/2008<br />
hoch uneindeutig<br />
15
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Aids ist ein zentrales „Entwicklungsthema“, das aber auch für die Jugendlichen hier bei uns von großer Bedeutung<br />
ist. Beide Dimensionen wären im Unterricht zu beachten. Viele didaktische Materialien nehmen<br />
hierauf Bezug (z. B. www.brot-fuer-die-welt.de – Bestellbox/Kampagnen/AIDS).<br />
˘ Warum ist die Verbreitung des HIV in armen Ländern besonders „erfolgreich“? Den Zusammenhang zwischen<br />
Armut (geringer Bildung und Kenntnisstand über Aids, fehlender Zugang zu Gesundheitsdiensten,<br />
Unerreichbarkeit für Aufklärungskampagnen und Kondome) und Aids gilt es im Klassengespräch zu besprechen.<br />
Die Filme der DVD Steps for the future (siehe unter www.ezef.de) können dabei hilfreich sein.<br />
Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />
˘ Warum sind die Aufklärung über die Verbreitungswege des HIV und die Verteilung von Kondomen keine<br />
hinreichende Anti-Aids-Strategie? Die Grenzen der Aufklärung können auch bei uns beobachtet werden.<br />
Wie gehen die Jugendlichen selbst mit der Aids-Gefahr um? Vielleicht ist ein offenes Gespräch darüber<br />
möglich. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang „sexuelle Treue“ und „Enthaltsamkeit“ –<br />
Ziele, die im Südlichen Afrika propagiert werden? Zielgruppe: Ab Klasse 10<br />
˘ Umfangreiche Informationen zum Thema HIV/Aids finden Sie bei der Aids-Kampagne ( www.Aidskampagne.de),<br />
beim KinderAidsfonds ( www.kinderAidsfonds.de) und bei der UNO ( www.unAids.org).<br />
˘ Ugandas Erfolg im Kampf gegen Aids und die hier angewandten Strategien können vielleicht durch ein<br />
Schülerreferat noch ausführlicher dargestellt werden. Infoquellen sind hier u.a. www.Aidsuganda.org/,<br />
www.bpb.de (Suchbegriffe: Uganda, Aids), www.swp-berlin.org (Suchbegriffe: Uganda, Aids). Zielgruppe:<br />
Oberstufe<br />
2.4<br />
Die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit (EZ)<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ selbstständig Berichte über Entwicklungsprojekte<br />
recherchieren, in denen erfolgreiche<br />
Ansätze für Selbsthilfe und Entwicklungsanstoß<br />
geschildert werden. Trotz begrenzter<br />
Reichweite gilt es, diese Erfolge zur Kenntnis zu<br />
nehmen.<br />
˘ die Begrenztheit der Entwicklungszusammenarbeit<br />
und der Projekte angesichts schwieriger<br />
ökonomischer wie politischer Rahmenbedingungen<br />
reflektieren und dabei auch das<br />
Darstellungsinteresse der Hilfsorganisationen<br />
mitbedenken.<br />
Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist stets nur ein<br />
Versuch, die Lage in den Ländern Afrikas positiv zu<br />
beeinflussen. Sie darf weder in ihrer Größenordnung<br />
– sie schwankt zwischen 1 % und 20 % des Brutto national<br />
einkommens der Empfängerländer – noch in ihrer<br />
Reichweite überschätzt werden. Dennoch gibt es sie, die<br />
Erfolgsgeschichten aus der Entwicklungszusammenar-<br />
beit, wobei hier nur die nicht-staatliche EZ betrachtet<br />
werden soll. Viele einzelne Projekte, aber auch landesweite<br />
Programme von Nicht-Regierungsorganisationen<br />
haben Selbsthilfe und Entwicklung ermöglicht. Die Zuschüsse<br />
zu Produktionsmitteln sind zu nennen, wo z. B.<br />
eine Reisschälmaschine oder eine Nähmaschine, ein<br />
Fahrrad oder ein neuer Außenbordmotor dauerhafte<br />
Einkommensquellen erschlossen haben. Eine große Bedeutung<br />
haben aber auch Investitionen in Schule und<br />
Ausbildung, die individuell und gemeinschaftlich eine<br />
bessere Zukunft erreichbar machen. Weniger spektakulär,<br />
aber nicht weniger wichtig, ist die Unterstützung<br />
für Selbstorganisation, für die Wahrnehmung von<br />
Landrechten (Anwaltskosten), für landgewerkschaftliche<br />
Organisation oder zivilgesellschaftliche Vernetzung.<br />
Diese Projektansätze haben da eine nachhaltige<br />
und positive Wirkung, wo angemessene und behutsame<br />
Unterstützung von außen durch Partner entgegengenommen<br />
wird, die das Entwicklungspotential vor Ort<br />
erschließen, die Menschen beteiligen und ihre eigenen<br />
Interessen einer Kontrolle unterwerfen. Die Websites<br />
und Infomaterialien der Hilfsorganisationen sind voll<br />
von derartigen Erfolgsstories in der Projektarbeit, die<br />
16 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
durchaus auch unter Schülern kommuniziert werden<br />
sollten, um dem weit verbreiteten Entwicklungspessimismus<br />
etwas entgegen zu setzen.<br />
Aber: Die Erfolgsstories müssen jedoch in ihrer Reichweite<br />
realistisch eingeschätzt werden. Eine gute, ehrliche<br />
Öffentlichkeitsarbeit darf den Menschen die<br />
Schwierigkeiten und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZ) nicht vorenthalten. Sie muss vor allem<br />
auf jene Rahmenbedingungen verweisen, die nicht<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
durch Spenden, sondern<br />
nur durch politische Korrekturen<br />
zu verändern<br />
sind: Eine andere Welthandelspolitik,<br />
die auch<br />
den ärmsten Ländern<br />
eine effektive, ihnen entsprechende<br />
Beteiligung<br />
an der Weltwirtschaft ermöglicht;<br />
eine Agrarpolitik,<br />
welche die bäuerliche<br />
Landwirtschaft als Basis<br />
der Ernährung in Nord<br />
und Süd erhalten will und<br />
auf Exportsubventionen<br />
verzichtet; eine Entschuldungspolitik,<br />
die Schuldendienste<br />
in Armutsbekämpfungsprogramme<br />
verwandelt u. a. m.<br />
Die im Bündnis „GEMEINSAM FÜR AFRIKA“ zusammengeschlossenen<br />
Organisationen verstehen sich auch in<br />
diesem Sinne als Lobby für entwicklungspolitisch begründete<br />
Veränderungen der deutschen Politik. Sie setzen<br />
sich dafür ein, dass die Belange Afrikas und seiner<br />
Menschen stärker als bisher bei politischen Entscheidungen<br />
berücksichtigt werden. Die Öffentlichkeits-<br />
und Bildungsarbeit – auch diese Unterrichtsmaterialien<br />
– sollen dieses Anliegen unterstützen.<br />
˘ Sie sollten nicht vergessen werden, die Erfolge gelungener Projekte und Programme, die Menschen zu einer<br />
neuen Perspektive verholfen haben. Lassen Sie Ihre SchülerInnen nach diesbezüglichen Berichten (z. B.<br />
auf den Homepages der Organisationen von „GEMEINSAM FÜR AFRIKA“ www.gemeinsam-fuer-afrika.<br />
de) suchen. Zielgruppe: Ab Klasse 6<br />
˘ Die Erfolgsstories aus der Entwicklungszusammenarbeit sollten zusammen bewertet werden. Was ist erfreulich<br />
an dem geschilderten Erfolg? Wie vielen Menschen kommt der Erfolg zugute? Was hat sich durch<br />
das Projekt dauerhaft geändert? In welchem Maße waren die Armen/Betroffenen an den Entscheidungen<br />
beteiligt? Derartige Fragen können z. B. auch direkt an die durchführenden Entwicklungsorganisationen<br />
gerichtet werden und so den Horizont erweitern. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />
˘ Selbstkritische Öffentlichkeitsarbeit? Lassen Sie Kleingruppen eine Entwicklungsorganisationen auswählen<br />
und recherchieren, inwieweit dort auch die Wirkungsgrenzen der Projekte und die Rahmenbedingungen<br />
des Entwicklungsprozesses geschildert werden. Auch die kritische Frage „Gibt es bei Ihnen<br />
Projekte, die gescheitert sind (woran)?“ könnte erkenntnisfördernd sein. Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Der Wunsch, durch Spenden und Geldbeschaffung einen direkten Beitrag zur Verringerung von Armut<br />
und Not zu leisten, ist gerade auch unter jungen Menschen weit verbreitet und sollte als eine unterstützenswerte<br />
Haltung hohes Ansehen genießen. Es wäre wichtig, gemeinsam zu überlegen, welches Projekt<br />
finanziert werden soll, also möglichst konkret eine Auswahl zu treffen und sich auch über den Projektverlauf<br />
in der weiteren Zukunft zu informieren. Den vielfältigen Aktionen der Spendenbeschaffung (vom<br />
Benefizkonzert bis zum Sponsorenlauf) sind keine Grenzen gesetzt. Viele SchülerInnen zeigen hier eine<br />
erstaunliche Kreativität und ein beachtliches Engagement. Zielgruppe: Alle Altersstufen<br />
17
3.<br />
Zukunftsperspektiven für Afrika<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die Aufmerksamkeit auf Afrikas Zukunftsaussichten<br />
richten.<br />
˘ einige wichtige (interne wie externe) Faktoren<br />
für die Entwicklung Afrikas benennen können.<br />
Welche Zukunftsperspektiven hat der afrikanische Kontinent?<br />
Die Prognosen der „Afro-Optimisten“ und der<br />
„Afro-Pessimisten“ fallen weit auseinander. Eine gewisse<br />
Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass viele politische<br />
und ökonomische Weichen neu gestellt werden<br />
müssen, wenn Afrika nicht „der verlorene Kontinent“<br />
werden soll.<br />
Die Notwendigkeit der Veränderung<br />
gilt für die internen politischen<br />
Machtstrukturen in Afrika, aber auch<br />
für ökonomische und politische<br />
Rahmenbedingungen im internationalen<br />
System (siehe Übersicht<br />
auf M 12). Gute Regierungsführung<br />
ist eine zentrale Voraussetzung für<br />
positive Entwicklungsperspektiven,<br />
weil ohne sie Anreize für ökonomisch<br />
effizientes Handeln verhindert und<br />
die Belange der Bevölkerungsmehrheiten<br />
unberücksichtigt bleiben.<br />
Gleichzeitig brauchen die Menschen<br />
die Chance auf demokratische Teilhabe<br />
und Kontrolle der Regierenden<br />
(z.B. um Korruption zu verhindern) –<br />
und sie brauchen Frieden, das Ende<br />
der kriegerischen Gewalt und der Gewaltherrschaft.<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
Diese „Hausaufgaben“ kann Afrika aber nur leisten,<br />
wenn sie von außen politisch und ökonomisch unterstützt<br />
werden. Afrika braucht die Chance auf wirtschaftliches<br />
Wachstum. Dazu kann eine faire Einbeziehung<br />
in den Welthandel eine wichtige Voraussetzung<br />
sein, was entsprechende Anfragen an WTO-Regeln und<br />
an die Subventionspolitik der Industrieländer auslöst.<br />
Afrika muss von der drückenden Schuldenlast befreit<br />
werden, was durch eine Umwidmung des Schuldendienstes<br />
in Finanzen zur Armutsbekämpfung zu bewerkstelligen<br />
wäre. Und schließlich wäre eine erhöhte<br />
und verlässliche Finanzierung durch Mittel der Entwicklungszusammenarbeit<br />
ein weiterer wichtiger Faktor,<br />
zukunftsfähige Veränderungen anzustoßen.<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
˘ Welche Phantasien haben die SchülerInnen über die Zukunft Afrikas? Anhand einer konkreten Person<br />
können diese Phantasien vielleicht thematisiert und ausgetauscht werden (M 11 – siehe Download).<br />
Zielgruppe: ab Klasse 7<br />
˘ Das Arbeitsblatt M 12 (siehe Download) listet wesentliche interne wie externe Faktoren auf, die für<br />
Afrikas Entwicklung entscheidend sind und zielt auf einen Gesamtüberblick. Jeder dieser Faktoren kann<br />
im Unterricht natürlich vertieft und erläutert werden. Hier wird allerdings unterstellt, dass die einzelnen<br />
Stichworte durchaus schon im Unterricht vorgekommen sind. Zielgruppe: ab Klasse 12<br />
˘ „Afrikas Zukunft darf uns nicht gleichgültig lassen, weil …“. Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler, politische,<br />
ökonomische, humanitäre, flüchtlingspolitische, ökologische oder friedenspolitische Argumente<br />
zu benennen, warum das Schicksal des Nachbarkontinentes uns nicht kalt lassen sollte. Zielgruppe: Ab<br />
Klasse 8/9<br />
18 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
3.1<br />
Aufbruchstimmung<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die Bedeutung eines selbst verantworteten<br />
politischen Aufbruchs in Afrika erkennen.<br />
˘ einige Anzeichen für einen derartigen Aufbruch<br />
in verschiedenen Ländern zur Kenntnis<br />
nehmen.<br />
Afrikas Zukunft liegt zuallererst in der Hand der Afrikaner<br />
selbst. Sie müssen die notwendigen politischen<br />
Strukturveränderungen wollen und durchsetzen. Es<br />
gibt Belege dafür, dass diese Aufgabe von vielen Menschen<br />
in einer wachsenden Anzahl von Ländern erkannt<br />
wird, auch wenn die durchgreifenden Reformen<br />
an vielen Orten noch auf sich warten lassen. Immerhin<br />
haben sich die politischen Verhältnisse in den letzten<br />
Jahren deutlich in Richtung Demokratie verschoben. Ein<br />
Indiz dafür kann der „Freedom House Index“ ( www.<br />
freedomhouse.org) sein, der die demokratische Öffnung<br />
(Mehrparteiensystem, Meinungsfreiheit u.ä.) zu<br />
erfassen versucht. Diesem Index 2009 zufolge galten<br />
lediglich noch 15 Staaten Afrikas als „unfrei“.<br />
Länder 1973 1990 1994 1998 2002 2006 2008<br />
»frei« 2 4 8 9 11 11 10<br />
»teilweise<br />
frei«<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
9 15 17 20 21 24 23<br />
»unfrei!« 28 28 23 19 16 14 15<br />
Demokratiebewegung und Zivilgesellschaft sind zwar<br />
in vielen Ländern Afrikas noch „in den Kinderschuhen“,<br />
doch stimmt die Tatsache hoffnungsvoll, dass in sehr<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
vielen Ländern mittlerweile Intellektuelle und Repräsentanten<br />
gesellschaftlicher Gruppen den demokratischen<br />
Wandel auch öffentlich einfordern. Entscheidend<br />
ist hierbei, dass die Kritik an der Verhältnissen nicht<br />
mehr allein nur im Ausland formuliert wird, sondern<br />
dass im eigenen Land – oftmals unter erheblicher Gefährdung<br />
der eigenen Person – die Forderung nach<br />
Transparenz, Partizipation und Meinungsfreiheit formuliert<br />
wird.<br />
Die „Neue Partnerschaft<br />
für Afrika“ (NEPAD) ist<br />
ein institutionalisierter<br />
Versuch, Eigenverantwortung<br />
und Eigeninitiative<br />
der Afrikaner zusammenzubringen<br />
mit<br />
einer entwicklungsförderlicheninternationalen<br />
Entwicklungspolitik<br />
und Entwicklungszusammenarbeit.<br />
In den<br />
letzten Jahren hat sich<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
die Erkenntnis durchgesetzt,<br />
dass die von außen induzierten Programme und<br />
Projekte scheitern, wenn die Afrikanerinnen und Afrikaner<br />
sie sich nicht zu eigen machen und Verantwortung<br />
für ihre Realisierung übernehmen. „Ownership“ heißt<br />
das diesbezügliche Schlagwort, das dieses Erfordernis<br />
beschreibt. Dabei ist nicht unerheblich, dass keine fertigen<br />
Lösungskonzepte aus Europa im Mittelpunkt stehen,<br />
sondern ein kritischer Dialog gerade innerhalb der<br />
afrikanischen Staaten zustande kommt. Dieser „African<br />
Peer Review Mechanism“ hat begonnen und soll systematisch<br />
ausgeweitet werden.<br />
˘ Viele Menschen in Afrika treten für Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtstaatlichkeit ein und riskieren<br />
dafür ihr Leben. Lassen Sie solche Beispiele mutiger Männer und Frauen in der Klasse vorstellen.<br />
Die Berichte und urgent actions von amnesty international liefern dafür Material ( www2.amnesty.de).<br />
Vielleicht kann sich die Klasse auch für einen solchen Menschen einsetzen. Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />
˘ NEPAD (The New Partnership for Africa’s Development) ist eine Initiative von fünf afrikanischen Staaten,<br />
die Erfordernisse für die Entwicklung Afrikas formuliert haben und dabei vor allem die Eigenverantwortung<br />
der Afrikaner zur Ausgangsbedingung machen. Dieser Ansatz könnte z.B. in Schülerreferaten vorgestellt<br />
werden ( www.nepad.org). Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Aufbruch in Afrika. Auch in der Afrikanischen Union formiert sich jetzt die Zivilgesellschaft. Einige Selbstdefinitionen<br />
und Strategiepapiere (englisch) können im Internet eingesehen und analysiert werden<br />
( www.africa-union.org/organs/ecosocc/). Zielgruppe: Ab Klasse 12<br />
19
3.2<br />
Afrika auf der internationalen Agenda<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ die Bedeutung der Außenbeziehungen für die<br />
Zukunft Afrikas reflektieren;<br />
˘ notwendige Veränderungen bei den Welthandelsstrukturen<br />
exemplarisch (Beispiele: Baumwolle<br />
oder EPAs) nachvollziehen und durch<br />
Aktivitäten nach außen bekannt machen.<br />
Was kann durch eine Neugestaltung der internationalen<br />
Beziehungen zur Entwicklung Afrikas beigetragen<br />
werden? Die meisten internationalen Programme – so<br />
auch die „Millenniums-Entwicklungsziele“ der Vereinten<br />
Nationen – beziehen sich auf drei wesentliche<br />
Felder der internationalen Beziehungen: Welthandel,<br />
Entschuldung, Entwicklungszusammenarbeit. Hier<br />
kann aus Platzgründen nur<br />
der Bereich des Welthandels<br />
angesprochen werden. Mehr<br />
Infos unter www.millennium-entwicklungsziele.de<br />
Afrikas Anteil am Welthandel<br />
liegt bei rund 1,9 % (2006).<br />
1970 waren es noch 4 %. Der<br />
relative Rückgang verweist<br />
auf eines der ökonomischen<br />
Probleme: Mangelnde Produktivität<br />
und Effizienz lassen<br />
Afrika im Vergleich mit<br />
anderen Weltregionen immer<br />
mehr zurückfallen. Außerdem<br />
exportiert eine Vielzahl<br />
gerade der ärmsten Länder<br />
Afrikas lediglich agrarische<br />
(Kaffee, Baumwolle, Tee, Kakao)<br />
oder mineralische (Öl,<br />
Erze, Kupfer, Gold, Diamanten,<br />
Koltan) Rohstoffe. Deren Preise<br />
(bis auf Öl und Gold) sind<br />
tendenziell sinkend. Hinzu<br />
kommt die Problematik der<br />
Handelsschranken und der Agrarsubventionen. Hiermit<br />
verhindern die EU, die USA und Japan Importe aus<br />
„Dritte-Welt-Ländern“. Dieser behinderte Marktzugang<br />
kostet laut Weltbank die „Entwicklungsländer“ jährlich<br />
17 Mrd. $. Auch Afrika könnte (Baumwolle, Zucker,<br />
Rindfleisch) mehr exportieren, wenn der Marktzugang<br />
frei wäre und wenn andere Handelshemmnisse (Ursprungsregelung,<br />
Produktstandards) mehr auf afrikanische<br />
Befindlichkeiten ausgerichtet wären.<br />
750 Millionen der ärmsten Menschen der Welt sind durch<br />
neue EU-AKP Freihandelsabkommen (EPAs) gefährdet!<br />
✔ EPAs sind unfair<br />
EPAS sehen keine Sonderbehandlung<br />
für die ärmeren Länder vor, welche dem<br />
Wettbewerb mit der EU nicht gewachsen sind.<br />
✔ EPAs sind WTO-plus<br />
Die EU führt durch die Hintertür die Liberalisierung<br />
neuer Bereiche ein (Investitionen, Wettbewerb und<br />
öffentliches Beschaffungswesen).<br />
✔ EPAs sind ungerecht<br />
Die EU weigert sich bislang, faire und nachhaltige<br />
Alternativen zu diskutieren.<br />
stop<br />
EPAs<br />
Stoppt EU-Freihandelsabkommen mit den AKP-Staaten!<br />
attac WTO-AG<br />
Die Frage, wie die Handelsbeziehungen zwischen Europa<br />
und den wirtschaftlich deutlich schwächeren Staaten<br />
in Afrika südlich der Sahara zu gestalten sind, steht<br />
auf der internationalen politischen Agenda, seitdem<br />
das bisherige Abkommen zwischen der EU und den so<br />
genannten „AKP-Staaten“ Ende 2007 ausgelaufen ist.<br />
EU und afrikanische Länder verhandeln über neue sog.<br />
„Wirtschaftspartnerschaftsabkommen“ (englisch Economic<br />
Partnership agreements – EPA). Diese haben zum<br />
Ziel, neue, WTO-konforme Handelsregeln zu vereinbaren<br />
und den Handel zu verstärken, außerdem die regionale<br />
Integration zu fördern und zur Armutsverminderung<br />
beizutragen.<br />
Doch die Ausgestaltung dieser EPAs war von Anfang an<br />
umstritten. Die EU hat – eng an der WTO orientiert – den<br />
Freihandel zur alles beherrschenden Leitidee der EPAs<br />
erklärt und drängt auf die Abschaffung der Handelsschranken<br />
für mehr als 90 %<br />
Näheres zur Kampagne und<br />
Postkartenaktion unter:<br />
www.stopepa.de<br />
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die StopEPA-Kampagne jetzt!<br />
Die StopEPA-Kampagne wird von mehr als 130<br />
Organisationen in Europa, Afrika, der Karibik und<br />
dem Pazifik (AKP-Staaten) unterstützt.<br />
www.stopepa.de<br />
V.i.S.d.P.: Dieter Simon, StopEPA-Kampagne, c/o KOSA, August-Bebel-Str. 62, D-33602 <strong>Bielefeld</strong><br />
des gemeinsamen Handels<br />
innerhalb einer kürzestmöglichen<br />
Übergangsperiode.<br />
Zu sätz lich fordert die EU die<br />
Aufnahme von Verhandlungen<br />
in den Bereichen Investitionen,<br />
Wettbewerb, Handelserleichterungen,<br />
öffentliches<br />
Beschaffungswesen, Datenschutz<br />
und im Dienstleistungssektor.<br />
Wegen des großen politischen<br />
Drucks seitens der EU haben<br />
sich viele „Partnerländer“ veranlasst<br />
gesehen, den EPAs<br />
oder zumindest Interimsabkommen<br />
mit der EU zuzustimmen.<br />
Die Bedenken sind<br />
jedoch vielerort geblieben.<br />
Der geforderte Zollabbau wird<br />
für viele afrikanische Länder<br />
erhebliche Mindereinnahmen<br />
bedeuten. Europäische<br />
Produkte, konkurrenzlos billig<br />
und teilweise auch noch subventioniert, drohen, die afrikanischen<br />
Märkte zu überschwemmen und die einheimischen<br />
Produzenten ökonomisch zu vernichten. Auch<br />
der Aufbau regionaler Handelskooperation innerhalb<br />
Afrikas könnte durch diese erzwungene Weltmarktausrichtung<br />
eher behindert werden. Die ungleichen Partner<br />
gleichen Regelungen zu unterwerfen ist eine fragwürdige<br />
Strategie, die am Ende zu ökonomischer Schwächung<br />
und zu mehr Armut führen könnte.<br />
20 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 13 – Afrika: Welthandel<br />
und Entwicklungshilfe<br />
Das Schaubild M 13 (siehe Download) stellt einige<br />
(ökonomische) Außenbeziehungen Afrikas südlich<br />
der Sahara dar. Obwohl dort rund 11 % der Weltbevölkerung<br />
(722 Mio. Menschen) leben, hat Afrika<br />
südlich der Sahara lediglich einen Anteil von 1,9 %<br />
an den Exporten. Nur 1,7 % der Auslandsinvestitionen<br />
fließen dorthin (Weltbankzahlen für 2006).<br />
Beide Kennziffern deuten auf die schlechte ökonomische<br />
„Performance“ Afrikas im globalen Kontext.<br />
Andererseits geht rund ein Drittel der (staatlichen)<br />
Gelder für Entwicklungszusammenarbeit<br />
(meist „Entwicklungshilfe“ genannt) nach Afrika<br />
südlich der Sahara. Dies waren 2007 knapp 31,5<br />
Mrd. $. Diese Summe klingt gewaltig, beträgt<br />
aber nicht einmal ein Fünftel (13,5 %)der afrikanischen<br />
Exporteinnahmen (232 Mrd. $). Könnten<br />
die afrikanischen Staaten südlich der Sahara ihre<br />
Exporterlöse substantiell verbessern, würde dies<br />
wohl mehr ins Gewicht fallen als jede in Zukunft<br />
auch nur einigermaßen realistisch erscheinende<br />
Erhöhung der Entwicklungshilfe.<br />
Quelle: Daten der Weltbank (Internet 2008)<br />
Dabei müssten die „Industrieländer“ in Sachen Freihandel<br />
ihre Hausaufgaben erst einmal selber erledigen. Das<br />
Beispiel Baumwolle macht dies besonders deutlich.<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Die USA subventionieren ihre Baumwollproduktion inkl.<br />
Exportkredite mit rund 4 Mrd. $ pro Jahr – und sind dank<br />
dieser staatlichen Beihilfen der größte Baumwollexporteur<br />
(ca. 40 %) der Welt. Zweimal (2005 und 2007) hat die<br />
WTO diese Praxis verurteilt; geändert aber hat sich nur<br />
wenig. Auch die EU ist mit ca. 800 Mio. € Unterstützung<br />
für griechische und spanische Baumwollproduzenten<br />
dabei. Gegen soviel ökonomische Übermacht haben die<br />
10 bis 15 Millionen westafrikanischen Baumwollproduzenten<br />
keine Chance. Obwohl sie deutlich kostengünstiger<br />
produzieren, bleibt ihr Weltmarktanteil gering. Laut<br />
Weltbank bedeuten die amerikanischen und europäischen<br />
Baumwoll-Subventionen für sie jährliche Verluste<br />
von 283 Mio. $ (vgl. World Development Report 2008).<br />
Reformen im Welthandelssystem, die Afrika nützen<br />
könnten, betreffen nicht nur den Marktzugang in die<br />
Märkte der westlichen Industrieländer oder den Verzicht<br />
der reichen Länder auf wettbewerbsverzerrende<br />
Subventionen. Viele weitere Themen (z. B. Zugang zu<br />
patentgeschützten Medikamenten, Öffnung der Märkte<br />
Afrikas für Importe, Verbesserung der Wertschöpfung<br />
durch eigene Weiterverarbeitung und Abbau diesbezüglicher<br />
Zölle in Europa) wären anzusprechen. Wesentlich<br />
ist: Diese Außenbeziehungen – das gilt für den Welthandel<br />
wie für die Entschuldung – müssen entwicklungsförderlicher<br />
gestaltet werden. Nutzen kann dies aber nur,<br />
wenn in den Ländern Afrikas Produktivitätsentwicklung<br />
gewollt ist und Märkte funktionieren können. Ohne diese<br />
„internen Reformen“ werden die Außenbeziehungen<br />
kaum Entwicklungsimpulse bewirken.<br />
21<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
˘ Einen gut verständlichen Überblicksartikel über Afrikas Position im Welthandel finden Sie unter<br />
www.weltpolitik.net (Regionen–Afrika–Afrikas Position im Welthandel).<br />
˘ Die Verhandlungen zwischen der EU und den „AKP“-Staaten über neue Wirtschaftsabkommen (Economic<br />
Partnership Agreements) sind vielleicht ein Thema für die Oberstufe, an dem sich Entwicklungspolitik im<br />
Dschungel von widerstreitenden Interessen und Politikfeldern gut analysieren lässt. Zahlreiche Materialien<br />
und Positionsbeschreibungen finden Sie auf der Seite der Kampagne „Stop EPA“ www.stopepa.de.<br />
Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Entwicklungspolitik findet stets in einem Konfliktfeld widerstreitender Interessen statt. Das Thema<br />
„Baumwolle“ ist hier besonders eindrucksvoll, um den unsäglichen und teuren Protektionismus der<br />
OECD-Staaten zu Lasten der ärmsten Länder (vor allem Westafrika) zu analysieren. Das BMZ (Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat eine DVD mit dem Titel „King Cotton“<br />
herausgegeben, die neben zwei Filmen zahlreiche weitere Materialien umfasst und die kostenlos zu<br />
beziehen ist ( www.bmz.de ( Service Publikationen Interaktive Medien). Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Der „faire Handel“ ist weiterhin ein wichtiger Kristallisationspunkt für entwicklungspolitisches Lernen,<br />
weil er weltwirtschaftliche Zusammenhänge aufgreifen kann und gleichzeitig konkrete Aktivierungsmöglichkeiten<br />
bietet, die jedem und jeder offen stehen. Ein Besuch im Weltladen kann ihren Schülerinnen<br />
und Schülern vielleicht die Ansätze und Ziele des fairen Handels näher bringen. Adressen von Weltläden<br />
in Ihrer Nähe gibt es u.a. beim Weltladendachverband ( www.weltlaeden.de) und bei der Gepa<br />
( www.gepa.org). Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
˘ Ein wichtiger Bereich der internationalen Beziehungen für Afrika ist die Verschuldung. Die Verschuldung<br />
einzelner Länder Afrikas und die eingeleiteten Entschuldungsinitiativen werden ausführlich beschrieben<br />
auf der Website www.erlassjahr.de. Dieses Angebot macht es möglich, z. B. Schülerreferate zu einzelnen<br />
Ländern zu vergeben. Zielgruppe: Oberstufe<br />
3.3<br />
Kein Interesse an Afrika?<br />
Didaktische Zielsetzungen<br />
˘ überprüfen, ob und inwieweit ich selbst daran<br />
interessiert bin, mich mit Afrika näher zu beschäftigen.<br />
˘ einige Argumente für die Annahme kennenlernen,<br />
dass eine Beschäftigung mit Afrika in<br />
unserem langfristigen Eigeninteresse liegen<br />
könnte.<br />
Interesse an entwicklungspolitischen Fragen kann man<br />
nicht verordnen und das politische Desinteresse vieler<br />
Schülerinnen und Schüler bleibt eine permanente Herausforderung<br />
für den Unterricht. Über die rein subjektive<br />
emotionale Befindlichkeit der SchülerInnen hinaus<br />
(„Afrika interessiert mich nicht“) wäre es aber wichtig,<br />
anhand einiger Kategorien darüber nachzudenken,<br />
warum uns der weitere Entwicklungsweg Afrikas nicht<br />
gleichgültig sein kann. Wenn wir bejahen, dass wir eine<br />
politische Zukunft für unsere Welt wollen, in der nicht<br />
Kriege und Gewalt die Tagesordnung bestimmen, wenn<br />
wir verhindern wollen, dass die Pandemie Aids zur töd-<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
22 GEMEINSAM FÜR AFRIKA
lichen Bedrohung aller wird und dass immer mehr<br />
Afrikaner ohne Zukunft illegal nach Europa strömen,<br />
kann dies nur Einmischung bedeuten: Einmischung<br />
in die Gestaltung der internationalen Beziehungen, in<br />
Welthandelsfragen und Verhandlungen über die Entschuldung,<br />
in Entscheidungen über Entwicklungszusammenarbeit<br />
u.a.m. Klimaschutz und Artenvielfalt,<br />
die Sicherheit der Meere und eine nachhaltige Energieversorgung<br />
– auch dies alles kann nicht ohne Afrika<br />
sichergestellt und erreicht werden. Wenn wir uns hier<br />
– als Staat oder auch individuell – engagieren, handeln<br />
wir im wohl-verstandenen Eigeninteresse.<br />
Sicher gibt es für ein Interesse an Afrika auch andere,<br />
unmittelbare und emotionale Beweggründe. Die Begeisterung<br />
für Afrikas Menschen, für ihr Lebensfreude<br />
und ihren Lebensmut, für Musik, Tanz und herausragende<br />
sportliche Qualitäten können dazu gehören.<br />
Vorschläge für Unterricht und Bildungsarbeit<br />
Lösungen M 16 – Afrika-Quiz (siehe Download)<br />
GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Afrika bleibt aber immer auch eine moralische Herausforderung,<br />
auch wenn sich die meisten auf dieses Unbehagen<br />
nur ungern ansprechen lassen.<br />
Wie gehen wir mit der Tatsache um, dass offensichtlich<br />
auf dem Nachbarkontinent Afrika viele Menschen<br />
in empörender Armut leben und tausende Kinder ihr<br />
erstes Jahr nicht überleben? Wie können wir derartige<br />
Verhältnisse einfach so hinnehmen und leben, als würde<br />
nichts dergleichen geschehen? Warum tun wir nicht<br />
– ohne Selbstüberschätzung und Selbstüberforderung<br />
– dasjenige, was wir tun könnten, auch wenn es nur<br />
wenig ist? Afrika ist eine Anfrage an unser Selbstverständnis,<br />
an die Frage, nach welchen Maßstäben und<br />
ethischen Prinzipien wir leben wollen. Die Antworten<br />
darauf muss jeder selber finden. Aber die Konsequenzen<br />
können wir nur gemeinsam ziehen: GEMEINSAM<br />
FÜR AFRIKA.<br />
˘ Gibt es bei den Schülern ein Interesse an Afrika? Antworten, die diese Frage verneinen, müssen möglich<br />
sein. Vielleicht ist sogar ein offenes Klassengespräch darüber möglich, warum die meisten Afrika „nicht so<br />
interessant“ finden. Zielgruppe: Ab Klasse 7<br />
˘ Was könnte „Interesse an Afrika“ bedeuten? Einen Kinofilm oder eine Fernsehsendung über Afrika anschauen,<br />
einen Artikel über Afrika lesen, eine Musikveranstaltung mit einem afrikanischen Künstler besuchen,<br />
ein Afrika-Projekt unterstützen, in einer entsprechenden Aktionsgruppe mitarbeiten? Wer kennt<br />
einen Afrikaner bzw. eine Afrikanerin persönlich? Versuchen Sie, das „Interesse an Afrika“ zu konkretisieren.<br />
Zielgruppe: Ab Klasse 8<br />
˘ Gute Gründe, sich mit Afrika zu beschäftigen. Das Arbeitsblatt M 14 (siehe Download) verweist explizit<br />
auf die berechtigten Eigeninteressen, die wir bezüglich Afrikas Entwicklung haben sollten, und fordert die<br />
SchülerInnen zur Stellungnahme auf. Zielgruppe: Ab Klasse 9<br />
˘ „Ich finde Spenden für Projekte in Afrika sinnlos.“ Der Brief eines Schülers (M 15 – siehe Download) provoziert<br />
mit dieser Aussage und behauptet, dass Kriege und Diktaturen jede Entwicklung verhindern. Eine<br />
Antwort darauf verlangt die Auseinandersetzung mit der Frage, welcher Entwicklungsspielraum trotz der<br />
schwierigen Rahmenbedingungen in Afrika bleibt. Zielgruppe: Oberstufe<br />
˘ Unser Afrika-Quiz (M 16 – siehe Download) kann z. B. in Vertretungsstunden eingesetzt werden und<br />
verbindet ein Interesse an Quiz mit einem möglichen Interesse an Afrika. Zielgruppe: Ab Klasse 7/8<br />
˘ Interesse an Afrika braucht eine positive Vision, Begeisterung für Afrikas Menschen. Direkte Begegnungen<br />
mit Musikern und Künstlern sind hier oft hilfreich. Trommelworkshop, Tanzgruppe oder Musikveranstaltung<br />
können positive Impulse geben. Adressen afrikanischer Künstler (die Kosten sind oft nicht unerheblich)<br />
vermitteln entwicklungspolitische Gruppen vor Ort. Ein regelmäßiges Angebot hält auch die Kinderkulturkarawane<br />
( www.kinderkulturkarawane.de/) bereit. Zielgruppe: Ab Klasse 5<br />
˘ Schulpartnerschaften mit afrikanischen Schulen sind eine große Lernchance, aber auch eine zeitraubende<br />
und andauernde Arbeitsbelastung. Hilfestellung gibt es bei Schulministerien und auf den „Bildungsservern“.<br />
Eine praxisnahe Materialie („Schulpartnerschaft – wie geht das?“) finden Sie als Download unter<br />
http://internationale-begegnungen.lernnetz.de/docs/broschuere_doppelseitig_.pdf<br />
Frage 1: A; 2: C; 3: A; 4: B; 5: B; 6: C; 7: D; 8: D; 9: D; 10: B; 11: A; 12: C; 13: A; 14: B; 15: B; 16: B; 17: A; 18:C; 19: C; 20: A;<br />
21: A; 22: B; 23: B; 24: D; 25: B; 26: A; 27: B; 28: D; 29: B; 30: A.<br />
23
4. Unterrichtsskizzen<br />
Unterstufe: Klassen 5 – 7<br />
Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />
10<br />
Min.<br />
15<br />
Min.<br />
20<br />
Min.<br />
35<br />
Min.<br />
10<br />
Min.<br />
Thema: Unsere Afrikabilder<br />
Die Afrikabilder der Schüler abfragen – Klassengespräch „Was fällt Euch beim Stichwort Afrika ein?“<br />
Jeder nennt fünf Stichworte.<br />
Die Bilder ordnen. Rubriken: Tiere/Menschen/soziale Situation/<br />
politische Situation/Kultur/Sonstiges<br />
Armut als relativen Begriff reflektieren – Einzelarbeit<br />
und zusammenfassendes Klassengespräch.<br />
Verschiedene Ansätze der Projektarbeit kennenlernen<br />
(Land, Zielgruppe, Sektor (Bildung, Gesundheit, Ernährung,<br />
politische Partizipation). Kleingruppen-Vortrag<br />
Hilfe von außen und Selbsthilfe in Beziehung setzen.<br />
– Klassengespräch<br />
Mittelstufe: Klassen 8 – 10<br />
Woran liegt es, dass wir alle Menschen in<br />
Afrika für arm halten?<br />
Thema: Selbsthilfe und Projektunterstützung<br />
24 GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Tafel<br />
vgl. Kapitel 1.1<br />
M 3 (für alle<br />
kopieren)<br />
Hausaufgabe: Die kleinen Erfolge der<br />
vgl. Kap. 2.4<br />
Entwicklungszusammenarbeit. Schüler<br />
recherchieren im Internet.<br />
Unterricht: Einzelne Afrika-Projekte von<br />
Entwicklungsorganisationen vorstellen.<br />
Stellenwert der Selbsthilfe. Tafel<br />
Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />
15<br />
Min.<br />
25<br />
Min.<br />
5<br />
Min.<br />
10 +<br />
25<br />
Min.<br />
10<br />
Min.<br />
Die Eindeutigkeit von (traditionellen) Afrika bildern in<br />
Frage stellen – Einzelarbeit<br />
Die Widersprüchlichkeit (moderner wie auch traditioneller)<br />
Verhaltensweisen in Afrika reflektieren. – Klassengespräch.<br />
Die Fragwürdigkeit unserer Fortschrittsbewertung<br />
anhand widersprüchlicher Phänome erkennen (z. B.<br />
Astrologie, Aberglaube, Kulturrituale beim Fußball oder<br />
bei Musikevents etc.).<br />
Thema: Verunsicherte Afrikabilder<br />
Thema: Afrikas Zukunftsperspektiven<br />
Unterschiedliche individuelle wie politische Motive für eine<br />
stärkere Beachtung Afrikas kennenlernen – Einzelarbeit<br />
– Austausch im Klassengespräch<br />
Kleine positive Entwicklungen in Afrika zur Kenntnis<br />
nehmen und bewerten – Lehrervortrag/Klassengespräch.<br />
Oberstufe: Klassen 11 – 13<br />
Bewertung „traditioneller Orientierungen“<br />
in Afrika.<br />
Die Gleichzeitigkeit von Tradition und<br />
Moderne in Afrika und ihre Auswirkung auf<br />
Entwicklung.<br />
Überkommene vs. moderne Verhaltensweisen<br />
in unserer Gesellschaft.<br />
M 4 (für alle<br />
kopieren)<br />
Vgl. Kapitel 1.2<br />
Die Bedeutung Afrikas für unsere Zukunft. M 14 (für alle<br />
kopieren)<br />
Auch in Afrika ist kein Stillstand. –<br />
Zeit Ziele/Methoden Inhalt Materialien<br />
20<br />
Min.<br />
25<br />
Min.<br />
15<br />
Min.<br />
25<br />
Min.<br />
5<br />
Min.<br />
Thema: Unsere (widersprüchlichen) Afrika-Bilder<br />
Afrikabilder der Schüler abrufen – Einzelarbeit. „Was fällt Euch beim Stichwort Afrika ein?“<br />
Jeder nennt fünf Stichworte.<br />
Die Wahrnehmungen vergleichen. Die Widersprüchlichkeit<br />
der Bilder akzeptieren lernen. Klassengespräch.<br />
Gleichzeitigkeit von Armut und Lebenstüchtigkeit,<br />
von Tradition und Moderne.<br />
Thema: Ansatzpunkte für eine positive Entwicklung in Afrika<br />
Interne und externe Verursachungen abwägen und in<br />
ihrer Verschränktheit erkennen. – Kleingruppen.<br />
Kontrovers diskutieren und Gegensätze bestehen lassen.<br />
– Klassengespräch.<br />
Die gleichzeitig wichtigen strategischen Punkte für<br />
Afrikas Entwicklung kennenlernen. Begriffe erläutern<br />
– Klassengespräch.<br />
Wer ist schuld an Afrikas Misere? Welche<br />
Bedeutung haben interne vs. externe Verursachungen?<br />
Gleichzeitigkeit externer und interner Verursachung.<br />
Notwendigkeit gleichzeitiger interner wie<br />
globaler Veränderungen.<br />
–<br />
M 2 (für alle<br />
kopieren)<br />
vgl. Kapitel 1.2<br />
M 10 (für alle<br />
kopieren)<br />
–<br />
M 12 Tafelbild<br />
oder Folie
M 1<br />
Afrikas Magie des Dschungels<br />
Dieses Plakat wirbt für eine „märchenhafte Circusrevue mit Artisten, Tänzern und Tieren aus der magischen<br />
Welt Afrikas“, in der „Afrikas Magie des Dschungels“ präsentiert werden soll. Afrika ist hier der<br />
wilde, urtümliche Kontinent, in dem die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen. Halb Löwe<br />
und halb Mensch – so werden uns die Bewohner Afrikas dargestellt. Hinzu kommen noch Kriegsbemalung<br />
und Elfenbeinstoßzahn.<br />
Aufgaben<br />
Foto: C. Walger<br />
1. „Man muss auf diese drastische Art werben. Anderenfalls kommen nicht genug Leute“, sagen die<br />
Veranstalter. Haben sie recht?<br />
2. „Für die Europäer sind die Afrikaner wilde Tiere, die gerne wie im Zoo bestaunt werden“, behaupten<br />
manche Afrikaner. Haben sie recht?<br />
3. Versuchen Sie einen Plakattext zu formulieren, der Ihnen angemessen vorkommt, eine „afrikanische<br />
Revue“ vorzustellen.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 2<br />
Afrikabilder<br />
Uns allen fallen beim Stichwort „Afrika“ bestimmte Bilder oder Ereignisse ein, die wir mit Afrika verbinden.<br />
Vielleicht sind die hier beschriebenen Stichworte darunter. Bitte<br />
˘ Bilden Sie Kleingruppen (3 – 5 Personen);<br />
˘ Lesen Sie die einzelnen Stichworte;<br />
˘ Nummerieren Sie dann unter A die fünf Stichworte, die für Sie Afrika am besten beschreiben;<br />
˘ Vergleichen Sie dann Ihre Nennungen mit den Nennungen der anderen aus Ihrer Kleingruppe;<br />
˘ Begründen Sie in der Gruppe Ihre Auswahl;<br />
˘ Versuchen Sie dann eine begründete gemeinsame Gruppenliste für die fünf wichtigsten Stichworte zu<br />
erstellen und nummerieren sie (1 bis 5) unter B.<br />
˘ Stellen Sie Ihre Ergebnisse nachher im Plenum vor.<br />
Nr. Stichwort/Ereignis A B<br />
1 Frau Wangari Maathai (Kenia) erhält den Friedensnobelpreis.<br />
2 Ein Medizinmann versucht mit Beschwörungen, ein krankes Kind zu heilen.<br />
3 In einem afrikanischen Dorf findet ein Palaver statt.<br />
4 Eine Trommlergruppe aus Gambia bringt 1.000 Partygäste in Bewegung.<br />
5 Eine Herde Elefanten zieht zu einer Wasserstelle.<br />
6 Kindersoldaten haben in Liberia Hunderten Arme und Beine abgehackt.<br />
7 Der 10.000 Meter-Lauf wird von drei Afrikanern gewonnen.<br />
8 Zaires früher Staatspräsident Mobutu hat 14 Mrd. Dollar beiseite geschafft.<br />
9 Auf einem staubigen Feld zieht ein Bauer Furchen mit einem Holzpflug.<br />
10 Ein Häuptling präsentiert lachend seine 5 Frauen und 27 Kinder.<br />
11 In Tansania endet eine von Entwicklungshilfegeldern gebaute Straße mitten<br />
im Nirgendwo.<br />
12 In einem Dorf ohne Strom und Wasser gibt es eine Coca-Cola-Verkaufsstelle.<br />
13 Vor einer Krankenstation mit weißen Ärzten warten Hunderte von Patienten.<br />
14 In einem Flüchtlingslager leben auf engstem Raum mehr als 30.000 Menschen.<br />
15 Äthiopien feiert die Anschaffung eines MiG 29 Düsenjets.<br />
16 Die südafrikanische Gesundheitsministerin verweigert die Annahme von kostenlosen<br />
Aids-Medikamenten und bestreitet das Ausmaß der Erkrankungen.<br />
17 42 Schulkinder sitzen in einem Klassenraum ohne Bänke auf dem Boden.<br />
18 Ein bis auf das Skelett abgemagertes Kleinkind liegt wimmernd in den Armen<br />
einer ausgemergelten afrikanischen Frau.<br />
19 Auf einem Marktplatz irgendwo in Afrika stehen lachend und fröhlich viele<br />
Menschen zusammen.<br />
20 Ein Voodoo-Priester bringt fünf junge Frauen in einen Trance-Zustand.<br />
21 Somalische Rebellengruppen schleifen einen toten US-Soldaten durch<br />
Mogadischu.<br />
22 Nelson Mandela wird nach 27 Jahren im Gefängnis erster Staatspräsident eines<br />
freien Südafrika.<br />
23 Ein afrikanischer Chor singt Lieder unter einem Baobab-Baum.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 3<br />
Eine Familie aus Mali<br />
Sind alle Menschen in Afrika arm?<br />
Foto: World Vision<br />
Viele Menschen glauben, dass in Afrika alle Menschen arm sind oder gar verhungern. Doch dies stimmt<br />
sicher nicht.<br />
Wie kommt es, dass ein solcher Eindruck entsteht?<br />
Was unterscheidet die Lebenssituation der Menschen in Afrika von derjenigen in Deutschland?<br />
Vielleicht kannst Du hierzu einige Gedanken aufschreiben!<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 4<br />
Tradition und Moderne in Afrika<br />
Auf dieser Seite gibt es angefangene Sätze, die Sie bitte – gerade wie es Ihnen einfällt – schriftlich vervollständigen<br />
sollen.<br />
1) Die meisten Afrikaner leben heute …<br />
2) Leute, die an Hexen glauben, sind für mich …<br />
3) Wenn die Menschen in Afrika nicht mehr an Ahnen und böse Geister glauben würden, …<br />
4) Ein Afrikaner, der mit Krawatte und Jacket in einem Hochhaus arbeitet, ist für mich …<br />
5) Von der Entwicklung in Europa könnte Afrika lernen, dass …<br />
6) Viele Menschen aus Europa blicken mit einer gewissen Wehmut nach Afrika, weil dort …<br />
7) Ich beneide die Afrikaner darum, dass sie …<br />
© GEMEINSAM Gemeinsam FÜR für Afrika AFRIKA<br />
Foto: Don Bosco Jugend Dritte Welt
M 5 Kennzeichen der »neuen Kriege«<br />
Entstaatlichung Krieg zur Verteidigung des Staatsgebietes<br />
oder der Regierungsmacht<br />
»alte Kriege« »neue Kriege«<br />
„Kriege“ ohne das Ziel der<br />
Machtübernahme<br />
Privatisierung Staaten führen Kriege „Warlords“ oder bewaffnete Gruppen<br />
führen Kriege<br />
Autonomisierung Kriege sind eingebundenen in internationales<br />
Völkerrecht (UN-System)<br />
Asymmetrierung Soldaten und Armeen kämpfen<br />
gegeneinander<br />
Kommerzialisierung zwischenstaatliche Kriege werden<br />
immer teurer und ruinieren die<br />
Staatsfinanzen<br />
Fragen<br />
˘ Wie würden Sie in einem Satz (13 Worte) das<br />
Phänomen der „neuen Kriege“ beschreiben?<br />
˘ Kindersoldaten entsprechen besonders gut<br />
den Erfordernissen der „neuen Kriege“. Bitte<br />
prüfen Sie diese Behauptung und begründen<br />
Sie Ihre Antwort.<br />
internationale Vereinbarungen<br />
haben keinerlei Verbindlichkeit<br />
Bewaffnete terrorisieren<br />
Unbewaffnete<br />
„neue Kriege“ versprechen Beute<br />
(Rohstoffe, Vermögen der Opfer) und<br />
sind deshalb ökonomisch attraktiv<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
˘ Wo sehen Sie strategische Anknüpfungspunkte, die „neuen Kriege“ zu beenden oder zumindest<br />
einzudämmen?<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 6 Überlebenskünstlerin<br />
In einer Filmreportage von Martin Buchholz sitzt<br />
Florence Nasamula im Eingang einer wackeligen<br />
Lehmhütte und antwortet auf die Frage<br />
des Filmemachers nach ihren drei Wünschen:<br />
„Eine Nähmaschine, … ein neues Haus …“ Dann<br />
schweigt sie, und Martin Buchholz kommentiert,<br />
Florence sei das Träumen nicht gewöhnt, sie<br />
müsse sich um das Überleben kümmern.<br />
Die Szene spielt 1995 in Uganda. Florence ist 15<br />
Jahre alt. Mit 11 Jahren hat sie ihre Eltern verloren.<br />
Seit vier Jahren lebt sie mit ihren zwei jüngeren<br />
Brüdern allein auf dem kleinen Hof der Eltern.<br />
Spätestens seit dem Tod der Eltern, vermutlich<br />
aber schon früher, hat das Mädchen erfolgreich<br />
die Aufgabe übernommen, für sich selbst und<br />
ihre Brüder zu sorgen. Sie bestellt irgendwie das<br />
Feld, erntet, sucht Feuerholz, holt Wasser, kocht<br />
und bewahrt die Hütte vor dem totalen Einsturz.<br />
Bisher ist sie dabei glücklicherweise nicht ernsthaft<br />
krank geworden, weder sie noch die beiden<br />
Jungen …<br />
Etwa zu dieser Zeit baut die christliche Organisation<br />
MAHCOP, die in Deutschland von der Kindernothilfe<br />
unterstützt wird, im Distrikt die Hilfe für<br />
Aidswaisen auf. Die Ausbreitung von HIV/Aids hat<br />
in Uganda mittlerweile eine große Zahl Kinder<br />
elternlos zurückgelassen. Viele Großmütter<br />
haben verwaiste Enkel aufgenommen, oft zehn<br />
Kinder und mehr, und arbeiten hart für deren<br />
Versorgung. Kinderfamilien wie die von Florence<br />
sind keine Seltenheit. Die Hilfe für die Aidswaisen<br />
orientiert sich nicht an Wunschvorstellungen<br />
von einer sorgenfreien Kindheit, sondern an der<br />
Realität und den begrenzten Möglichkeiten in<br />
einem armen Land. Mit geringen finanziellen Mitteln<br />
sollen möglichst viele Kinder vor der totalen<br />
Verelendung bewahrt werden. Die Unterstützung<br />
soll den Betroffenen helfen, das Elend selbst zu<br />
überwinden.<br />
Im Fall von Florence bedeutet dies, dass sich<br />
die Frauen aus der Nachbarschaft zusammenschließen,<br />
um den Aidswaisen besser helfen zu<br />
können. Statt der bisherigen spontanen Hilfe der<br />
Nachbarinnen, sprechen sich die Frauen jetzt ab<br />
und verabreden sich zu gemeinsamen Aktionen.<br />
So treffen sie sich an einem Tag und bauen mit<br />
Florence eine Kochhütte, an einem anderen Tag<br />
helfen sie ihr, das Feld in Ordnung zu bringen.<br />
Daneben übernimmt das Hilfsprojekt die Kosten<br />
für den Schulbesuch der beiden Jungen. Ein<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
Sozialarbeiter sieht bei den Kindern regelmäßig<br />
nach dem Rechten.<br />
Und Florence? Sie ist weiterhin die Ernährerin der<br />
Familie. Sie lernt in einem Kurs, wie Gemüse und<br />
Obst angebaut werden, und setzt das Erlernte auf<br />
dem eigenen Feld sofort um. Die Ernten werden<br />
besser. Irgendwann bekommt sie die Chance,<br />
einen Schneiderlehrgang zu besuchen. Zum<br />
Abschluss erhält sie die erträumte Nähmaschine<br />
und erarbeitet sich und ihren Brüdern damit<br />
langsam eine Existenzgrundlage.<br />
2006 ist wieder ein Filmteam bei Florence zu Besuch.<br />
Sie ist jetzt 26 Jahre alt, verheiratet und hat<br />
drei Kinder. Ihr Mann ist LKW-Fahrer und deshalb<br />
oft nicht zu Hause. Doch das Einkommen reicht<br />
für ein Haus aus Stein, für eine ausreichende<br />
Ernährung und für das Schulgeld des jüngsten<br />
Bruders, der mittlerweile die Oberschule besucht.<br />
Florence betreibt ein kleines Geschäft, und auch<br />
die Nähmaschine ist noch in Gebrauch: „Mit dem<br />
Gewinn aus den Schneiderarbeiten habe ich jahrelang<br />
meine Brüder versorgt. Mittlerweile kaufe<br />
ich mit dem Erlös Produkte für meinen Laden,<br />
mache so mehr Profit und kann meinen Bruder<br />
auch weiterhin unterstützen“, berichtet die junge<br />
Frau. Florence hat es geschafft, doch wie schwer<br />
das war, lässt dieser Ausspruch nur erahnen:<br />
„Der frühe Tod meiner Eltern macht mich immer<br />
noch traurig. Wir Kinder haben sehr gelitten, weil<br />
wir ohne Vater und Mutter auskommen mussten.<br />
Nun bin ich selber Mutter. Ich schaue meine<br />
Kinder an und will so lange für sie da sein, bis sie<br />
auf eigenen Füßen stehen.“<br />
Text: Imke Häusler<br />
Hinweis:<br />
Video Zukunft für Nachibes Kinder, Kindernothilfe<br />
1995 (kostenloser Verleih: www.kindernothilfe.de)
M 7 Afrika – kleine Schritte in Richtung Entwicklung<br />
Indikator Veränderungen<br />
Kindersterblichkeit<br />
(gestorbene Kinder auf 1.000<br />
Lebendgeborene)<br />
Alphabetisierung<br />
Erwachsene<br />
Zugang zu sauberem<br />
Wasser<br />
Exporte<br />
(wertmäßig)<br />
Internet-Nutzer<br />
(pro 1.000 Einwohner)<br />
1970: 144<br />
2005: 102<br />
1990: 54,2 %<br />
2005: 59,3 %<br />
1990: 48 %<br />
2004: 55 %<br />
1990:<br />
34 Mrd. $<br />
2006:<br />
232 Mrd. $<br />
2000: 5,5<br />
2007: 55<br />
Quelle: ITU 2008; Human development Report 2007/2008; Wold Development Report 2008.<br />
Die Zahlen gelten für Afrika südlich der Sahara. Die Internet-Nutzer-Zahlen beziehen sich jedoch auf ganz Afrika.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
– 30 %<br />
<br />
+ 5,1 %<br />
<br />
+ 14,6 %<br />
<br />
+ 682 %<br />
<br />
+ 1000 %
M 8 Afrika – trotz allem kein Stillstand<br />
Netzwerk Afrika – Artikel von W. Schoenecke, KNA (25.5.2006)<br />
«Wenn wir uns am Bild der Massenmedien orientieren, lernen wir heute alles darüber, wie Afrikaner sterben,<br />
aber nichts darüber, wie sie leben», schreibt der schwedische Afrika-Kenner und Schriftsteller Henning Mankell.<br />
Konflikte und Katastrophen, das sind die Klischees, unter denen Afrika in Europa wahrgenommen wird.<br />
Dazu ein bisschen Trommeln, Tanz und Tierpark-Romantik. Fast unbemerkt aber verändert sich die politische,<br />
soziale und kulturelle Landschaft Afrikas mit der Geschwindigkeit eines ICE.<br />
Was jedem Besucher auf dem Weg vom Flughafen<br />
sofort auffällt, ist der Bauboom in fast allen Städten<br />
des Schwarzen Kontinents. Auch traditionelle<br />
Grashütten auf dem Land werden immer mehr<br />
durch stabile Häuser ersetzt. Doch der erste Eindruck<br />
eines Wirtschaftswunders wird vom Massenelend<br />
der Slums eingeholt. Die Kontraste sind krass – und<br />
wachsen weiter. Kriege und Konflikte gibt es im Dutzend.<br />
Im Tschad droht gerade ein neuer zu beginnen.<br />
Lang ist aber auch die Liste der Länder, die nach Jahrzehnten<br />
mörderischer Auseinandersetzungen einen<br />
oft noch brüchigen Frieden gefunden haben: Angola<br />
und Mosambik, Sierra Leone und Liberia, Südafrika<br />
und der Süden des Sudan. Ethnisches Denken dominiert<br />
immer noch das politische Handeln. Zugleich<br />
wissen afrikanische Politiker, dass sie in der globalen<br />
Welt nur eine Chance haben, wenn sich ihre Länder<br />
regional zusammenschließen. Die westafrikanische<br />
Wirtschaftsunion ECOWAS hat sowohl die wirtschaftliche<br />
Integration vorangetrieben als auch<br />
stark zur Sicherheit in der Region beigetragen. Man<br />
träumt bereits von einer gemeinsamen Währung.<br />
Auch die neu geschaffene Afrikanische Union (AU)<br />
ist trotz Defiziten stärker als ihre Vorgängerorganisation.<br />
Sie arbeitet aktiv als Schlichter in Krisengebieten<br />
wie Darfur oder der Elfenbeinküste. Die<br />
Machtverschiebungen in der Welt verschaffen Afrika<br />
neue Optionen. Die Schwellenländer China, Indien<br />
und Brasilien drängen mit Macht auf die afrikanischen<br />
Märkte – auf der Suche nach Rohstoffen und<br />
Absatzmöglichkeiten.<br />
Sie brechen das alte bipolare Nord-Süd-Schema auf<br />
und geben Regierungen einen größeren Spielraum<br />
gegen Preisdiktate und Ausbeutung der ehemaligen<br />
Kolonialherren. Zugleich bieten sie billigere Waren<br />
und Technologie an. Chinas Handel mit Afrika hat<br />
sich in den vergangenen 30 Jahren auf 40 Milliarden<br />
verzehnfacht.<br />
Aufgaben:<br />
Die größte Revolution geschieht in der Kommunikation.<br />
Auch in kleineren Orten in Afrika findet<br />
sich heute oft ein Internet-Cafe. Wer etwas auf<br />
sich hält, hat zumindest eine E-Mail-Adresse. Der<br />
deutsche Besucher staunt, wenn die Nomaden-Oma<br />
ihr Handy hervorkramt und mit den Enkeln in der<br />
Stadt telefoniert. Auch wo nichts mehr funktioniert<br />
– wie in Teilen des Kongo – zumindest das Satellitentelefon<br />
tut seinen Dienst. Wenn Afrikas technologischer<br />
Rückstand auch in der jahrhundertelangen<br />
Isolierung des Kontinents begründet liegt, dann ist<br />
die Bedeutung des Anschlusses an das Weltkommunikationssystem<br />
nicht zu überschätzen.<br />
Wird Afrika derzeit demokratischer? Weder<br />
Simbabwes Robert Mugabe noch Ugandas Yoweri<br />
Museveni lassen sich noch als die Hoffnungsträger<br />
für eine afrikanische Demokratie bezeichnen, als<br />
die sie viele sehen wollten. Die forcierte Demokratisierung<br />
Afrikas nach dem Fall des Kommunismus<br />
ist einer Enttäuschung bei Bürgern und Geldgebern<br />
gewichen. Geblieben ist die große Bandbreite von Informationsangeboten.<br />
Im wichtigsten afrikanischen<br />
Medium, dem Radio, muss die politische Propaganda<br />
der Regierungssender heute mit Dutzenden<br />
privater, kommerzieller und kirchlicher Radiostationen<br />
konkurrieren. Eine neue Klasse kompetenter<br />
und couragierter Journalisten verteidigt die neue<br />
Medienfreiheit – oft unter Gefahr für persönliche<br />
Freiheit und Leben.<br />
Zumindest zum jährlichen Afrika-Tag (25. Mai) sollte<br />
der Westen nicht nur an Aids-Kranke, hungernde<br />
Kinder und korrupte Diktatoren denken, sondern<br />
auch Schlagzeilen wie diese wahrnehmen: «Internationale<br />
Atombehörde besichtigt zwei nigerianische<br />
Forschungsreaktoren.» – «Präsident Mbeki eröffnet<br />
größtes Teleskop der südlichen Hemisphäre» oder<br />
«Elektronische Vernetzung der ostafrikanischen<br />
Börsen».<br />
Fassen Sie bitte in einer 25 Worte-Meldung zusammen, was in dem o. a. Artikel ausgesagt wird.<br />
˘ Welche Belege hat der Autor für Fortschritte in Afrika? Welche davon finden Sie überzeugend?<br />
˘ Wie könnte dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass Afrika ein Kontinent ist, der ausschließlich<br />
aus Katastrophen und Krisen besteht? Welche Forderungen würden Sie an die Massenmedien<br />
(Fernsehen, Zeitungen) richten?<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 9 Internet-Recherchen zu Afrika<br />
Das Internet ist heute die wohl wichtigste Quelle der Informationsbeschaffung. Allerdings ist es nicht<br />
immer einfach, sich in der unüberschaubaren Fülle der Informationsangebote und Websites zurecht zu<br />
finden. Außerdem muss die Seriosität der Anbieter überprüft werden, wenn man nicht das Opfer von<br />
Manipulationen werden will. Viele Websites sind in englischer Sprache gestaltet.<br />
Dies alles gilt es einzuüben.<br />
Anbei werden Hinweise gegeben, wo Informationen zu einzelnen afrikanischen Ländern im Internet zu<br />
finden sind. Im Mittelpunkt stehen hier entwicklungspolitische Informationen über die soziale, politische<br />
und ökonomische Lage in den einzelnen Ländern. Es ist sinnvoll, die wichtigsten Informationen<br />
herauszuschreiben und so ein Länderprofil zu erstellen. Die Infoquelle (Website) sollte jeweils vermerkt<br />
werden. Weitere Infoquellen sollten durch die einschlägigen Suchmaschinen recherchiert werden.<br />
Erstelle ein Länderprofil zu einem afrikanischen Land<br />
˘ landeskundliche Daten<br />
˘ ökonomische Situation<br />
˘ soziale Lage der Bevölkerung<br />
˘ besondere Krisen und Herausforderungen<br />
˘ kulturelle Faktoren<br />
˘ politische Entwicklungen der letzten Zeit<br />
Übergreifende<br />
Informationsangebote<br />
www.africa-live.de<br />
www.epo.de (Länder/Regionen)<br />
www.worldbank.org (data & research)<br />
www.bpb.de (Suchwort: Afrika)<br />
Landeskundliche Informationen www.globalesLernen.de ( Ländersuche)<br />
www.inwent.org ( Bildung für Entwicklung Dokumentation<br />
Bibliothek Datenbanken)<br />
ökonomische Situation<br />
entwicklungspolitische / soziale<br />
Lage der Bevölkerung<br />
besondere Krisen, Kriege etc. www.akuf.de<br />
www.hiik.de<br />
www.icrc.org<br />
kulturelle Faktoren<br />
www.imf.org/external/country/index.htm<br />
www.erlassjahr.de/themen/laenderinfo<br />
www.weed-online.de<br />
www.prsp-watch.de<br />
www.un.org/millenniumgoals<br />
hdr.undp.org/statistics/data<br />
www.deine-stimme-gegen-armut.de<br />
www.geolinde.musin.de/afrika/html<br />
www.bmz.de/de/laender/index.html<br />
www.bpb.de/themen/FXRG74,0,0,Kultur.html<br />
africa-live.de<br />
neuere politische Entwicklungen www.paperball.de/ (Zeitungsmeldungen)<br />
www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp<br />
www.swp-berlin.org ( Naher Osten & Afrika)<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 10 Afrikas Armut – Wer ist schuld?<br />
Zwei Lager stehen sich gegenüber: Die einen sagen, Afrika sei an Armut und Elend selber schuld, die<br />
anderen sehen Afrika als Opfer von Abhängigkeit und Ausbeutung durch den Westen. Wer hat recht?<br />
A: Afrika ist selber schuld, B: Der Westen ist schuld,<br />
A 1 weil die Leute zu viele Kinder kriegen und<br />
diese nicht ernähren können.<br />
B 1 weil er im Kolonialismus die Gesellschaften<br />
der „Dritte Welt Länder“ zerstört hat.<br />
A 2 weil dort ständig Krieg geführt wird. B 2 weil er Waffen liefert und Diktatoren<br />
unterstützt.<br />
A 3 weil die Landwirtschaft vernachlässigt<br />
wird und die Bauern nicht genug für ihre<br />
Produkte bekommen.<br />
A 4 weil die Wirtschaft unproduktiv und<br />
dadurch im globalen Handel nicht wettbewerbsfähig<br />
ist.<br />
A 5 weil die Regierungen das Geld für fragwürdige<br />
Großprojekte ausgeben oder sich nur<br />
selbst bereichern.<br />
A 6 weil es an Demokratie fehlt und die Mehrheit<br />
der Menschen politisch nicht beteiligt<br />
ist.<br />
Arbeitsaufgaben<br />
˘ Bitte Kleingruppen bilden.<br />
B 3 weil seine Nahrungsmittelhilfe die dortige<br />
Landwirtschaft zerstört.<br />
B 4 weil er durch ungerechte Welthandelsverhältnisse<br />
verhindert, dass Afrika seine<br />
Güter zu guten Preisen exportieren kann.<br />
B 5 weil Afrika zu wenig Unterstützung erhält<br />
und zuviel für die Rückzahlung der Schulden<br />
ausgeben muss.<br />
B 6 weil Afrika auf Weltebene (UN, Weltbank,<br />
IWF) zu wenig Mitspracherecht hat.<br />
˘ Jeder und jede überlegt für sich, ob er oder sie eher zum Lager A oder in das Lager B<br />
gehören möchte.<br />
˘ Jeder und jede sucht sich fünf Argumente (aus beiden Lagern) heraus, die er oder sie am<br />
überzeugend sten findet.<br />
˘ In der Kleingruppe wird dann über diese Argumente diskutiert und versucht, eine<br />
Gruppenmeinung herauszufinden: Welche fünf Argumente werden für die Wichtigsten<br />
und Überzeugendsten gehalten.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 11 Meine Zukunft<br />
Dies ist Hortencia aus Mosambik. Sie ist 17 Jahre alt.<br />
Welche Zukunft erwartet sie wohl? Macht Euch<br />
darüber Gedanken.<br />
Überlegt bitte, wie wohl in 20 Jahren ihr Leben<br />
aussehen wird.<br />
˘ In was für einem Umfeld wird sie leben?<br />
˘ Wie sieht wohl ihre Wohnung aus?<br />
˘ Wird sie in Armut oder im Wohlstand leben?<br />
˘ Wird sie Familie haben und Kinder?<br />
˘ Wodurch wird sie ihren Lebensunterhalt<br />
verdienen?<br />
˘ Wie hat sich in 20 Jahren wohl ihre Umwelt<br />
verändert?<br />
˘ Wie wird es ihrem Land Mosambik gehen?<br />
˘ Wird die allgemeine Stimmung in Mosambik<br />
eher optimistisch oder eher pessimistisch sein?<br />
Niemand kann diese Fragen sicher beantworten.<br />
Aber hier ist gefragt, was Ihr vermutet, welche<br />
Vorstellungen Ihr habt.<br />
Schreibt bitte einen Steckbrief über Hortencia – heute in 20 Jahren.<br />
Ich heiße Hortencia und bin 37 Jahre alt. Ich …<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong>
M 12 Ansatzpunkte für Afrikas Entwicklung<br />
fairer, entwicklungsfördernder<br />
Handel<br />
gute<br />
Regierungsführung<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Schulden erlass<br />
zugunsten<br />
der Armutsbekämpfung<br />
Befriedung und<br />
Konfliktregulierung<br />
zielgenaue<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Demokratie und<br />
Teilhabe
M 13 Afrika: Welthandel und Entwicklungshilfe<br />
Exporteinnahmen<br />
232 Mrd. $<br />
31,5 Mrd. $<br />
1,9 %<br />
Anteil am<br />
Welthandel<br />
Entwicklungshilfe<br />
30,3 %<br />
Anteil an ausgezahlter<br />
Entwicklungshilfe<br />
Quelle: World Development Report 2008. DAC: List of ODA Recipients 2008<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
1,7 %<br />
Anteil an<br />
Auslandsinvestitionen<br />
11,8 %<br />
Anteil an der<br />
Weltbevölkerung
M 14 Afrika finde ich wichtig, weil …<br />
1. … weil ich afrikanische Menschen fremd und<br />
interessant finde.<br />
2. … weil ich nicht möchte, dass immer mehr<br />
Afrikaner als Flüchtlinge nach Europa<br />
kommen.<br />
3. … weil wir Afrika brauchen, wenn wir die<br />
Umwelt erhalten wollen.<br />
4. … weil Afrika ein guter Absatzmarkt für<br />
europäische Waren werden kann.<br />
5. … weil ich die Musik aus Afrika liebe.<br />
6. … weil ohne Afrika der Kampf gegen AIDS<br />
nicht gewonnen werden kann.<br />
7. … weil Afrika uns daran erinnert, dass nicht<br />
alle Menschen genug zum Leben haben.<br />
8. … weil unsere Fußballspieler von deren<br />
Ball gefühl viel lernen können.<br />
9. … weil wir Deutschen dort Menschen<br />
entdecken können, die wirklich Grund hätten<br />
zu jammern.<br />
10. … weil Afrika Europas Nachbar ist – und mit<br />
den Nachbarn sollte man gut auskommen.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Foto: <strong>Welthaus</strong> <strong>Bielefeld</strong><br />
A Halte ich für völlig richtig<br />
B Halte ich überwiegend für richtig<br />
C Sowohl – als auch<br />
D Halte ich für nicht zutreffend<br />
E Halte ich für absolut unzutreffend
M 15 Ein Brief<br />
Den untenstehenden Brief erhielt eine Hilfsorganisation, die wir hier nicht nennen wollen, von einem<br />
Schüler. Wir glauben, dass der Brief es verdient, ernst genommen zu werden. Was ist Eure Meinung<br />
hierzu? Könnt Ihr das Anliegen verstehen? Welche Argumente findet Ihr überzeugend, welchen würdet<br />
Ihr widersprechen? Was könnte man dem Sascha entgegnen?<br />
Überlegt dies bitte und schreibt einen Antwortbrief an Sascha.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
unsere Schule hat vor drei Wochen einen Mittelstufen-Sponsorenlauf<br />
durchgeführt und dabei mehr als 1.800 Euro eingenommen. Das Geld haben<br />
Sie erhalten – für ein Kinderhilfsprojekt in Uganda.<br />
Wir haben in der Schülervertretung darüber diskutiert, wofür das<br />
Geld verwendet werden soll. Ich war dagegen, das Geld für das Afrika-<br />
Projekt zu nehmen. Damit will ich aber gar nichts gegen Ihre Arbeit sagen.<br />
Ich habe aber grundsätzliche Schwierigkeiten, immer wieder Geld für<br />
Afrika zu spenden, weil ich finde, dass dies alles ohnehin nichts nützt.<br />
In Deutschland wird sehr viel Geld für Afrika gesammelt. Verbessert<br />
hat sich die Lage der Menschen dort nicht oder nur wenig. Das liegt<br />
daran, dass es dort immer wieder Krieg gibt. Alles, was mit ausländischer<br />
Hilfe aufgebaut wird, wird in kürzester Zeit durch Waffengewalt wieder<br />
zerstört. Was nutzt es, wenn wir heute Kindern in Uganda helfen und<br />
morgen erfahren müssen, dass diese Kinder als Soldaten verschleppt<br />
werden? Solange es immer wieder Krieg gibt, kann man sich die Projekte<br />
sparen.<br />
Ich finde, dass die Regierungen den größten Teil der Schuld haben.<br />
Die Regierenden geben viel Geld für sich und ihren Luxus aus und<br />
kümmern sich nicht darum, wie es den Armen geht. Wenn wir dorthin noch<br />
Geld schicken, lachen die sich doch ins Fäustchen. Wenn das Ausland für<br />
ihre Bürger sorgt, brauchen die das ja nicht mehr. So helfen wir letztendlich<br />
den Diktatoren.<br />
Zuerst müssen die Menschen in Afrika diese Diktatoren vertreiben<br />
und Demokratie aufbauen. Es darf keine Korruption mehr geben und<br />
es muss eine Politik für die Armen gemacht werden. Dann macht es vielleicht<br />
auch Sinn, vom Ausland aus zu helfen. Solange diese Voraussetzungen<br />
nicht geben sind, nützen unsere Spenden nichts. Sie beruhigen nur<br />
unser Gewissen. Und das finde ich eigentlich peinlich.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Sascha R.<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA
M 16 Afrika-Quiz<br />
Frage 1: Die meisten der ärmsten Länder<br />
(least developed countries) liegen in<br />
A Afrika<br />
B Asien<br />
C Lateinamerika<br />
D Australien<br />
Frage 2: Ordnen Sie bitte diese Länder nach<br />
der Lebenserwartung seiner Bürger (mit der<br />
niedrigsten beginnend): Äthiopien, Deutschland,<br />
Mauritius, Niger<br />
A Äthiopien, Niger, Mauritius, Deutschland<br />
B Niger, Äthiopien, Deutschland, Mauritius<br />
C Niger, Äthiopien, Mauritius, Deutschland<br />
D Mauritius, Niger, Äthiopien, Deutschland<br />
Frage 3: Je ärmer ein Land ist, desto …<br />
A mehr Kinder werden dort geboren<br />
B weniger Kinder werden dort geboren<br />
C häufiger leben die Menschen als Singles<br />
D häufiger wollen die Frauen keine Kinder<br />
haben<br />
Frage 4: Ein Kind in Deutschland hat<br />
statistisch eine Lebenserwartung von gut<br />
78 Jahren. In Afrika südlich der Sahara liegt<br />
die Lebenserwartung bei …<br />
A 41 Jahren<br />
B 46 Jahren<br />
C 52 Jahren<br />
D 66 Jahren<br />
Frage 5: Die Wirtschaft Nigerias lebt vom …<br />
A Fischexport<br />
B Erdölexport<br />
C Baumwollexport<br />
D Uranexport<br />
Frage 6: Was importieren wir aus der<br />
Elfenbeinküste?<br />
A Elfenbein<br />
B Baumwolle<br />
C Kakao<br />
D Tee<br />
Frage 7: Ghana ist bekannt für seine …<br />
A Fischmehlexporte<br />
B Rhababerexporte<br />
C Zitronenexporte<br />
D Kakaoexporte<br />
Frage 8: Die Weltmarktpreise für Rohstoffe<br />
sind in den letzten Jahrzehnten …<br />
A kräftig angestiegen<br />
B leicht angestiegen<br />
C nahezu unverändert geblieben<br />
D deutlich gefallen<br />
Frage 9: Die afrikanischen Länder müssen<br />
für bestimmte Produkte Importzölle bezahlen,<br />
wenn sie diese in die EU einführen<br />
wollen. Für welches dieser Produkte sind die<br />
Importzölle am höchsten?<br />
A Rohkakao<br />
B Kakaopulver<br />
C Kakaobutter<br />
D Schokolade<br />
Frage 10: Die am stärksten von AIDS betroffene<br />
Region ist …<br />
A Lateinamerika<br />
B das Südliche Afrika<br />
C Westeuropa<br />
D die USA<br />
© GEMEINSAM FÜR AFRIKA<br />
Frage 11: In Deutschland ist ca. jeder 1 000.<br />
Erwachsene HIV-positiv. In Botswana ist es …<br />
A jeder 4. Erwachsene<br />
B jeder 30. Erwachsene<br />
C jeder 300. Erwachsene<br />
D jeder 3000. Erwachsene<br />
Frage 12: Wangari Maathai erhielt 2004<br />
den Friedensnobelpreis. Sie kommt aus …<br />
A Nigeria<br />
B Südafrika<br />
C Kenia<br />
D Tansania<br />
Frage 13: Koltan ist ein Rohstoff, den man<br />
benötigt für …<br />
A Handys und Prozessoren<br />
B Autos und Motorräder<br />
C Torten und Gebäck<br />
D Kunststoff- und Metallverarbeitung<br />
Frage 14: UNO-Truppen wurden entsandt …<br />
A nach Südafrika<br />
B in den Kongo<br />
C nach Ägypten<br />
D nach Guinea Bissao<br />
Frage 15: Der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch<br />
liegt in der Sahelzone bei 30 Litern<br />
In Deutschland beträgt er …<br />
A 3 Liter<br />
B 30 Liter<br />
C 126 Liter<br />
D 1300 Liter<br />
Frage 16: Bei uns wird praktisch jedes<br />
Kind eingeschult. In Afrika dagegen sind es<br />
rund …<br />
A 30 % der Kinder<br />
B 70 % der Kinder<br />
C 90 % der Kinder<br />
D 100 % der Kinder<br />
Frage 17: Laut UNO hat ein großer Teil der<br />
Menschheit noch nie in seinem Leben ein<br />
Telefon bedient. Dies trifft zu auf …<br />
A die Hälfte der Menschheit<br />
(gut 3 Mrd. Menschen)<br />
B ein Viertel der Menschheit<br />
(gut 1,5 Mrd. Menschen)<br />
C ein Zehntel der Menschheit<br />
(gut 600 Mio. Menschen)<br />
D ein Hundertstel der Menschheit<br />
(gut 60 Mio. Menschen)<br />
Frage 18: Dodoma ist die Hauptstadt von …<br />
A Burundi<br />
B Ruanda<br />
C Tansania<br />
D Botswana<br />
Frage 19: Kenias Hauptstadt heißt …<br />
A Kairo<br />
B Kampala<br />
C Nairobi<br />
D Maputo<br />
Frage 20: In Südafrika liegt die Stadt …<br />
A Kapstadt<br />
B Freetown<br />
C Maputo<br />
D Windhoek<br />
Frage 21: Casablanca („Ich seh’ Dir in die Augen,<br />
Kleines“) heißt heute Ad-Dar-el- Beida<br />
und liegt in …<br />
A Marokko<br />
B Tunesien<br />
C Ägypten<br />
D Saudi Arabien<br />
Frage 22: Die ältesten archäologischen<br />
Funde von Menschen fand man in …<br />
A Asien<br />
B Afrika<br />
C Amerika<br />
D Europa<br />
Frage 23: Elefanten gibt es nicht in …<br />
A Südafrika<br />
B Peru<br />
C Kenia<br />
D Indien<br />
Frage 24: Der berühmte „Serengeti-Nationalpark“<br />
liegt in …<br />
A Kenia<br />
B Uganda<br />
C Südafrika<br />
D Tansania<br />
Frage 25: Deutschlands erster schwarzer<br />
Fußballnationalspieler ist …<br />
A R. Tjikuzu<br />
B G. Asamoah<br />
C V. Agali<br />
D S. Branco<br />
Frage 26: Äthiopien hatte bei den letzten<br />
olympischen Spielen hervorragende Erfolge<br />
zu vermelden …<br />
A beim 10 000 Meter-Lauf<br />
B beim 800 Meter-Lauf<br />
C beim Synchronschwimmen<br />
D beim Degenfechten<br />
Frage 27: Zimbabwe stöhnt unter der<br />
Schreckensherrschaft seines Präsidenten …<br />
A Mbeki<br />
B Mugabe<br />
C Mubarak<br />
D Moi<br />
Frage 28: Er ist ein Symbol geworden für<br />
den Kampf gegen Rassismus und Apartheid.<br />
Er war 26 Jahre seines Lebens im Gefängnis.<br />
Er erhielt den Friedensnobelpreis und<br />
wurde der erste schwarze Staatspräsident<br />
Südafrikas.<br />
A Th. Mbeki<br />
B H. Mubarak<br />
C J. Nyerere<br />
D N. Mandela<br />
Frage 29: Seit 1981 ist Mohamed Hosni<br />
Mubarak als Staatspräsident im Amt. Sein<br />
Land ist …<br />
A Marokko<br />
B Ägypten<br />
C Tansania<br />
D Tunesien<br />
Frage 30: Der Zusammenschluss der afrikanischen<br />
Staaten heißt:<br />
A AU – African Union<br />
B OA – Organisation for African Unity<br />
C UA – United Africans<br />
D AAA – All African Association
Gemeinsam für Afrika: DVD für die Schulen<br />
DVD, Tönisvorst 2006. Kostenloser Bezug über<br />
www.gemeinsam-fuer-afrika.de 02 28 / 688 222 77<br />
Beschreibung: Die DVD umfasst u.a. die CD „Panorama<br />
Sudan“ der Don-Bosco-Jugend („Jugend Dritte Welt“)<br />
mit didaktischen Materialien und einer „Rundprojektion“<br />
eines Dorfes, ferner alle bisherigen Unterrichtsmaterialien<br />
von GEMEINSAM FÜR AFRIKA sowie weitere<br />
Texte und Infoquellen.<br />
Misereor: Fragen an Afrika und an uns.<br />
Materialien für die Schule Nr. 39, DIN A4, 136 S., Aachen<br />
2008. Preis: 9.50 €. Bezug: www.eine-welt-shop.de.<br />
Beschreibung: Acht Unterrichtseinheiten mit komprimierten<br />
Informationen, vielen Arbeitsaufträgen und<br />
zahlreichen (86) Arbeitsblättern/Kopiervorlagen stehen<br />
mit diesem Materialienband für den Unterricht in der<br />
Sekundarstufe (Klassen 6 – 12) zur Verfügung. Die Themen<br />
der Einheiten umfassen zentrale Entwicklungsfragen<br />
des afrikanischen Kontinentes: Geografische und<br />
politische Fakten, Hunger, Armut, Desertifikation, Krieg,<br />
Aids, Straßenkinder und Flüchtlinge werden in den<br />
einzelnen Bausteinen inhaltlich dargestellt und erläutert<br />
– und vor allem didaktisch kommentiert. So ergibt<br />
sich eine umfangreiche Sammlung, die sicher nur zu<br />
ausgewählten Teilen im Unterricht umgesetzt werden<br />
kann. Die Texte und Arbeitsaufträge sind zum Teil recht<br />
anspruchsvoll, weshalb diese Schulmaterialien auch in<br />
der Sek. II und in der Erwachsenenbildung Verwendung<br />
finden können.<br />
Kindernothilfe: Kinder in Afrika –<br />
dargestellt am Beispiel Kenia.<br />
Hinweise auf Materialien/Medien für die Schule<br />
Broschüre A4, 32 S., Duisburg 2007. Kostenloser Bezug:<br />
www.kindernothilfe.de ( Material).<br />
Beschreibung: Die Unterrichtseinheit eignet sich für<br />
den fächerübergreifenden Unterricht in Deutsch, Kunst,<br />
Musik und Religion in den Jahrgangsstufen 5 und 6.<br />
Eingebettet in die Frage nach der Gemeinschaft aller<br />
Menschen und nach den Rechten von Kindern bietet sie<br />
authentisches Material, um sich einen Einblick in das<br />
Leben von Kindern in Afrika am Beispiel Kenia zu verschaffen.<br />
Die Unterrichtseinheit besteht aus acht Bausteinen<br />
und einer Sachinformation. Zu den Bausteinen<br />
gehören jeweils Hinweise für den Unterricht mit Lernzielen<br />
und Ideen für die praktische Durchführung sowie<br />
Arbeitsmaterialien wie Arbeitsblätter, Fotos, Lieder<br />
und Geschichten..<br />
BPB: Afrika verstehen lernen.<br />
12 Bausteine für Unterricht und Projekttage. 362 S.<br />
Bonn 2007. Preis: 4,00 €. Bezug: www.bpb.de<br />
(Publikationen Themen und Materialien)<br />
Beschreibung: Die umfangreiche Sammlung „Afrika<br />
verstehen lernen“ ist Teil eines groß-angelegten Projektes<br />
der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB),<br />
das auf eine differenziertere Wahrnehmung des Kontinents<br />
zielt. 12 Einheiten – jeweils mit Grundinformationen<br />
für die Lehrenden, mit Anmerkungen zum Unterrichtsverlauf<br />
und mit Arbeitsmaterialien – bieten<br />
hierzu das notwendige Rüstzeug. Inhaltlich geht es um<br />
grundlegendes Orientierungswissen (I), um das Thema<br />
Aids (III) und um die große Migration (IV), um die Folgen<br />
des Kolonialismus am Beispiel Mali (VI), um Kulturfragen<br />
(XIII), Schulsystem (IX), moderne Informationstechnologien<br />
(XI) und die Bedeutung der Frauen (XII).<br />
Die Sammlung umfasst eine gute Aufarbeitung der<br />
Themen, bietet zahlreiche (farbige) Materialienseiten<br />
zum Einbringen in den Unterricht (Oberstufe) oder die<br />
Erwachsenenbildung. Die „Bemerkungen zum Unterricht“<br />
hätten indes häufig etwas kreativer, konkreter<br />
und abwechslungsreicher ausfallen können.<br />
Trotz dieser Einschränkung ist „Afrika verstehen lernen“<br />
ein guter, wirklich hilfreicher Fundus, für alle, die in<br />
Schule oder EB Afrika zum Thema machen wollen.<br />
Nützliche Internetseiten<br />
˘ www.gemeinsam-fuer-afrika.de<br />
(Bündnis GFA mit allen Angeboten und Aktionsvorschlägen)<br />
˘ www.globalesLernen.de<br />
(Portal zum Globalen Lernen mit Möglichkeiten der<br />
Länderrecherche)<br />
˘ www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de<br />
(Datenbank über aktuelle Unterrichtsmaterialien)<br />
˘ www.inwent.org (Bildung für Entwicklung<br />
Dokumentation & Bibliothek Datenbanken)<br />
˘ www.bpb.de<br />
(Bundeszentrale für politische Bildung, Suchwort<br />
„Afrika“)<br />
˘ www.litprom.de/tellerrand.html<br />
(Afrikanische Literatur im Unterricht)<br />
˘ www.lehrer-online.de/kinderalltag-afrika.php<br />
(UE über Kinderalltag in Afrika für Sek. I)