Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung
Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung
Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung
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<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />
Arbeitsblätter für die<br />
entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />
ded<br />
Deutscher<br />
<strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />
2. überarbeitete Auflage2 0 1 5<br />
1
Der Inhalt<br />
Seite 3<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 38<br />
Seite 310<br />
Seite 12<br />
Seite 17<br />
Seite 35<br />
Seite 90<br />
Seite 95<br />
Seite 105<br />
2<br />
Liste der Arbeitsbögen<br />
Vorwort: <strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />
Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />
Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />
Arbeitsbögen<br />
A. Vorbereitung<br />
B. Einstiegsübungen<br />
C. Anregungen zur Erarbeitung<br />
D. Auswertung<br />
E. Hilfestellungen<br />
Impressum
Liste der Arbeitsbögen<br />
A<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
B<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
C<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
D<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
E<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
3<br />
Vorbereitung<br />
Leitfaden für entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />
Mein Angebotskatalog<br />
Vorbereitung<br />
Checkliste für Veranstaltungen<br />
Einstiegsübungen<br />
Sich Kennen lernen<br />
Karussell<br />
Bedeutung der Namen<br />
Bewegung im Raum<br />
Neugier wecken<br />
Scrabble – ein Wortspiel<br />
Ein Puzzle legen<br />
Pro und Contra<br />
Mind mapping<br />
Fragespiel zum Kaffee<br />
Pantomime mit Begriffsassoziationen zum Gastland<br />
Gegenstände aus der Kultur des Gastlandes<br />
Geschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern / Dias<br />
Bilderauswahl<br />
Auf der Bank (Karikatur)<br />
Anregungen zur Erarbeitung<br />
„Ziegenfutter“ – <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit im Sahel<br />
Fallbeispiele<br />
Perspektivenwechsel: ein <strong>Entwicklung</strong>shelfer in Deutschland<br />
Sprichwörter als kultureller Ausdruck<br />
Zeitung des Partnerlandes<br />
Produkte aus aller Welt in unserem Alltag<br />
Unsere Kleidung und die Welt<br />
Wir spielen Welt<br />
Bei Familie Torres u.a. – ein Rollenspiel<br />
Zukunftsfähigkeit<br />
Zukunftswerkstatt<br />
Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft<br />
Der Film „Parallelen“<br />
Ratespiel mit Begriffen zur Migrantenthematik<br />
Bilder im Kopf<br />
Auswertung<br />
Blitzlicht<br />
Feed back mit Satzanfängen<br />
Feed back mit Rückmeldebogen<br />
Stellung beziehen<br />
Und nun?<br />
Hilfestellungen<br />
Nützliche Internetseiten<br />
Aktionen und Kampagnen<br />
<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen<br />
Weiterführende Literatur
<strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />
Vorwort<br />
zur zweiten<br />
überarbeiteten<br />
Auflage<br />
4<br />
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Alan Kay<br />
Ob es uns gefällt oder nicht – fortschreitende Globalisierung ist Realität. Unsere Welt<br />
wächst mehr und mehr zusammen. Globalisierung bringt technischen Fortschritt mit sich,<br />
weltumspannende Handels- und Verkehrsstrukturen, rasante Verbreitung von Informationen<br />
und globale Integration von Finanzen und Wirtschaft. Das hat gute Seiten. Viele Menschen<br />
aber fühlen sich auch durch die erhöhte Komplexität der Welt ausgeliefert, ohnmächtig<br />
und bedroht, sie leiden an Zukunftsangst. Da wir die Globalisierung weder aufhalten<br />
können noch wollen, sollten wir lernen, sie zu verstehen und zu gestalten.<br />
Das Globale <strong>Lernen</strong> hilft hierbei, indem es den negativen Emotionen Wissen entgegensetzt.<br />
Es versteht sich als pädagogische Antwort auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit<br />
und ist dabei inhaltliches Konzept, Prinzip und Methode zugleich.<br />
Inhaltlich stehen global relevante Themen wie Welthandel, Armut und Nachhaltigkeit im<br />
Mittelpunkt. Die Methoden des Globalen <strong>Lernen</strong>s ermöglichen es, eine globale Perspektive<br />
anzunehmen und Sachlagen und Probleme in einem weltweiten und ganzheitlichen Zusammenhang<br />
zu betrachten. Perspektivenwechsel soll dabei zu einer Reflexion der eigenen<br />
Identität und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils führen.<br />
Menschen aller Altersstufen sollen lernen, in der zusammenwachsenden Welt als mündige<br />
Weltbürgerinnen und Weltbürger Orientierung zu gewinnen, Handlungskompetenz zu<br />
erwerben und Verantwortung wahrzunehmen.<br />
Als Organisation der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit, die über ihre Fachkräfte mit einem<br />
großen Teil der Welt in Kontakt steht, tritt der Deutsche <strong>Entwicklung</strong>sdienst (DED) für eine<br />
global nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> ein. In Deutschland ist sein Ziel, das Bewusstsein der Menschen<br />
für Änderungen im Denken und Verhalten zu schärfen. Von Vorurteilen geprägte Bilder<br />
über <strong>Entwicklung</strong>sländer sollen korrigiert und globale Zusammenhänge zwischen <strong>Entwicklung</strong>s-<br />
und Industrieländern aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen konkrete persönliche<br />
Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Und all dies soll im Einklang mit einer<br />
nachhaltigen, zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong> stehen. Es geht um die Vermittlung einer Perspektive,<br />
aus der heraus Themen in einen ganzheitlichen und weltweiten Zusammenhang<br />
gestellt werden.<br />
Mit der Initiative „<strong>Bildung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>Entwicklung</strong>“ hat die <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED seit 2003<br />
stark an Bedeutung gewonnen. Über vier regionale <strong>Bildung</strong>sstellen und das Schulprogramm<br />
Berlin werden zurückgekehrte DED-Fachkräfte als Referenten für <strong>Bildung</strong>sveranstaltungen<br />
vermittelt. In Erwachsenenbildung, Schule und außerschulischer Jugendarbeit<br />
unterstützen sie Menschen als „Globale Lehrerinnen und Lehrer“ beim Blick über den<br />
Tellerrand, beim Ablegen der lokalen, regionalen oder nationalen Befangenheit und bei der<br />
Wahrnehmung der Lebenswelten von Menschen in anderen Regionen der Welt. Es kann<br />
wohl kaum jemand entwicklungspolitische Themen anschaulicher, authentischer und<br />
glaubwürdiger vermitteln als Menschen, die selbst in anderen Kulturen gearbeitet haben<br />
und vielfältige Facetten der Einen Welt kennen. Als <strong>Entwicklung</strong>shelferinnen und <strong>Entwicklung</strong>shelfer<br />
haben sie gelernt, sich auf fremde Situationen einzulassen, dass einfache<br />
Lösungen selten sind, dass es nötig ist, sich Konflikten zu stellen und sie konstruktiv aufzugreifen<br />
und manchmal auch unauflösbare Widersprüche auszuhalten.<br />
Vor Ihnen liegt nun die zweite Auflage unserer Arbeitsmappe „<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> – Arbeitsblätter<br />
für die entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit“. Sie stellt eine inhaltliche, methodische<br />
und organisatorische Unterstützung der Referentinnen und Referenten dar, indem sie<br />
nicht nur einen inhaltlichen Einstieg, sondern auch Arbeitsbögen zur Vorbereitung, Durchführung<br />
und Auswertung einer Veranstaltung bereitstellt. Als zusätzliche Hilfestellung ent-
<strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />
5<br />
hält sie nützliche Internetadressen sowie Hinweise zu verwandten Aktionen, Kampagnen<br />
und weiterführender Literatur zum Thema. Wie schon die erste Auflage ist auch diese konzipiert<br />
für Schule, außerschulische <strong>Bildung</strong> und Erwachsenenbildung. Die vorgeschlagenen<br />
Methoden wurden verbessert und die zu Grunde gelegten Daten aktualisiert.<br />
Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser Mappe unterstützen können und wünschen Ihnen kreative,<br />
informative und nachhaltig wirksame Veranstaltungen im Sinne des Globalen <strong>Lernen</strong>s.<br />
Dr. Otti Stein<br />
Leitung der Inlandsarbeit des DED
Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />
6<br />
Unter Globalisierung versteht man Prozesse einer zunehmenden internationalen Verflechtung<br />
verschiedenster Bereiche (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation, etc.).<br />
Sie be<strong>trifft</strong> alle Ebenen unseres Lebens: einzelne Menschen, Gesellschaften, Institutionen<br />
und Staaten. Insbesondere das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch die<br />
rasant zunehmende Globalisierung der Märkte. Die verstärkte Liberalisierung der Wirtschaft,<br />
neue Kommunikations- und Informationstechnologien und schnellere und günstigere<br />
Transportmöglichkeiten haben diese <strong>Entwicklung</strong> beschleunigt. Wegen der universellen<br />
Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen, von Kapital und Arbeitskräften, von Unternehmen<br />
und Informationen unterscheidet sich die aktuelle <strong>Entwicklung</strong> von allen bisherigen<br />
Globalisierungsschüben der Weltwirtschaft. Früher waren lediglich Währungen problemlos<br />
weltweit austauschbar, heute gilt das Gleiche für Produktionsstätten und Arbeitskräfte.<br />
Spekulative Finanztransaktionen lassen teilweise mehr Gewinne zu als Warenproduktion<br />
und Handel, so koppeln sie sich immer mehr von diesen ab.<br />
Neben den positiven Auswirkungen wie der raschen Verfügbarkeit von Informationen und<br />
Waren in allen selbst den entlegensten Teilen der Welt und der im internationalen Wettbewerb<br />
kostengünstigen Produktion stehen auch negative. Globalisierung weckt Hoffnungen<br />
und löst zugleich Ängste aus.<br />
National und global verstärkt sich die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern. Trotz weltumspannender<br />
Produktions- und Warenströme konzentriert sich die wirtschaftliche Dynamik<br />
auf wenige Regionen und Bevölkerungsgruppen. Die Abkopplung der Rohstoffländer<br />
schreitet voran.<br />
Den globalen Marktmechanismen stehen keine globalen demokratischen Kontrollinstrumente<br />
gegenüber. Neue transnationale politische und wirtschaftliche Machtkonstellationen<br />
bilden sich heraus. Der Ruf nach Global Governance wird gerade angesichts von internationalen<br />
Konfliktherden immer größer, scheitert aber weitgehend an nationalstaatlichen Interessen<br />
und geringen Einflussmöglichkeiten. Nationale Steuerungselemente verlieren immer<br />
mehr an Bedeutung. Nationalstaatliche Eingriffe durch Zölle und Handelsbeschränkungen,<br />
ökologische Produktionsauflagen, soziale Abfederungsmaßnahmen und dergleichen verlieren<br />
an Bedeutung. Wirtschaftswachstum geht meist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einher<br />
(jobless growth). Transnationale wirtschaftliche Unternehmen bestimmen die Produktion<br />
und entziehen den Nationalstaaten auf verschiedene Weise Steuereinnahmen. Dies<br />
führt zu einer starken Einengung einzelstaatlicher Handlungsspielräume. Ohne ausreichendes<br />
Steueraufkommen sind die teuren europäischen Lebensformen nicht bezahlbar.<br />
Bis in den individuellen Bereich hinein werden Denk- und Entscheidungsräume erheblich<br />
durch globale Prozesse beeinflusst. Das komplexe Netz von Interdependenzen ist für einen<br />
einzelnen kaum durchschaubar, be<strong>trifft</strong> aber durch eine immer raschere zeitliche Dynamik<br />
von Veränderungen und durch soziale Nähe seine Alltagswelt. Gegen das Heranrücken<br />
„fremder“ Lebenswelten und die Anforderung, bisher Gewohntes aufzugeben, kann man<br />
sich nicht mehr wehren, ist aber selten darauf vorbereitet. Der Arbeitnehmer beispielsweise<br />
muss in einem hohen Maße mobil sein, wenn er seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht<br />
bedroht sehen will. Gleichzeitig aber gibt es neue Informations- und Reisemöglichkeiten,<br />
von denen man früher kaum zu träumen wagte.<br />
Solche Ambivalenzen charakterisieren die aktuellen Globalisierungsprozesse und machen<br />
sie für den Einzelnen undurchschaubar und schwer zu bewerten. Zwei Beispiele sollen dies<br />
verdeutlichen:<br />
Der Fülle an Informationen und Möglichkeiten für eine weltweite Vernetzung steht eine<br />
Orientierungslosigkeit gegenüber, wie mit der Informationsflut umzugehen ist. Als Folge<br />
wächst das Gefühl von Heimatlosigkeit und Entwurzelung. Dem Wunsch nach klaren Wertevorgaben<br />
und ungestörter Harmonie entspricht eine unübersehbare Fülle von „Heilsbringern“.<br />
Frauen in den Weltmarktfabriken Südostasiens oder Mittelamerikas gelten einerseits
Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />
7<br />
als Gewinnerinnen der Globalisierung, denn durch ihren bescheidenen Verdienst können<br />
sie zum Familieneinkommen beitragen und sich einen größeren persönlichen Handlungsspielraum<br />
schaffen, der ihr Selbstwertgefühl stärkt. Andererseits beruht diese Chance auf<br />
extrem harten, monotonen, Kräfte verschleißenden und oft gesundheitsgefährdenden<br />
Arbeiten. Die Stundenlöhne sind – auch gemessen an den Standards ihrer Länder – unter<br />
dem Existenzminimum. Wenn Arbeitsrechte eingefordert werden, lauert jederzeit die<br />
Gefahr der Kündigung, aufgrund von Produktionsverlagerung in noch billigere Anbieterländer<br />
oder wegen technologischer Rationalisierungen. Und im soziokulturellen Bereich formieren<br />
sich konservative bis restaurative Strömungen, die Frauen als Bewahrerinnen der<br />
Tradition und „als Faustpfand gegen die kulturelle Desintegration“ (Wichterich 1997,<br />
S. 189) verpflichten wollen. Ihre individuellere Lebensweise stößt bei den Hütern der Tradition<br />
auf Kritik.<br />
Solche Beispiele lassen sich beliebig ergänzen. Sie zeigen, dass wir uns in einem Strudel<br />
von Veränderungen befinden, die Prozesse in anderen Teilen der Welt hautnah mit unserem<br />
Leben verknüpfen. Gerade im Umweltbereich – aber nicht nur hier – ist zu erkennen, dass<br />
es keine lokal isolierten Lösungen geben kann. In den letzten Jahren ist durch die globalen<br />
Herausforderungen deutlich geworden, dass es zur Erhaltung der ökologischen Existenzgrundlagen<br />
für künftige Generationen eines fundamentalen Umdenkens gerade in den<br />
Industrieländern bedarf. Sämtliche gesellschaftliche Kräfte müssen sich hierfür öffnen.<br />
Unser Denken und Handeln nimmt im Lokalen seinen Ausgangspunkt. Hier sind Gegenstrategien<br />
und Modelle zukunftsfähiger Lebensformen auf den verschiedenen Ebenen zu entwickeln<br />
und zu erproben – sei es z.B. durch bewusst ökologisch orientierte Ernährung mit<br />
fair gehandelten Produkten, Müllvermeidung, Reduzierung des privaten Kfz-Verkehrs, Gründung<br />
von „Tauschringen“, die Waren und Dienstleistungen am Markt vorbei organisieren,<br />
oder durch Mitarbeit in Initiativen zur Begegnung mit und zur Unterstützung von Migranten.<br />
Die Möglichkeiten für solche zivilgesellschaftlichen Aktivitäten sind zahlreich. Es bilden<br />
sich neue, ethisch orientierte gesellschaftliche Kräfte, deren Umorientierung auf soziale<br />
Gerechtigkeit einhergeht mit Fragen nach der eigenen Lebensqualität. Hier wird Demokratie<br />
neu gefordert und entwickelt. „Was als Ende und Verfall erscheint, muss umgemünzt werden<br />
in eine Gründerzeit für neue Ideen und Modelle, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
für das 21. Jahrhundert öffnen.“<br />
(Beck 1996, S. 142).
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />
8<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> beschäftigt sich damit, wie Erziehung und <strong>Bildung</strong> den weltweiten Prozessen<br />
begegnen und Einsicht in die komplexen Zusammenhänge gewährleisten können, ohne<br />
die Menschen zu überfordern. Es geht darum, wie der einzelne sein Leben als Teil des Weltgeschehens<br />
begreifen, seinen Platz darin finden und ihn in Verantwortung für sich und die<br />
Gemeinschaft ausfüllen kann.<br />
Information und reine Wissensvermittlung reichen dafür nicht aus. Das Individuum muß<br />
bereit und in der Lage sein, Ambivalenzen auszuhalten, Entscheidungsfindungen alternativ<br />
anzugehen, sich in andere Sichtweisen hineinzudenken, selbstreflexiv sein Tun zu bedenken,<br />
sich anderen mitzuteilen und Veränderungen in Angriff zu nehmen. Solche Bewußtheit,<br />
Verantwortung und Dialogfähigkeit sind wesentliche Voraussetzungen sowohl für<br />
einen gesellschaftlichen Neuanfang wie für einen positiven persönlichen Umgang mit<br />
immer mehr Fremdheit und mit biographischen Brüchen, die sich aus der globalen Dimension<br />
unserer Existenz ergeben können. Andernfalls wird die Suche nach einfachen Lösungen<br />
durch den Aufbau von Feindbildern, durch Fundamentalismus, Rassismus oder andere<br />
totalitäre Ideologien zunehmen. <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> bezieht sich also nicht auf eine wertfreie<br />
<strong>Bildung</strong>, sondern wird als Beitrag zum globalen Überleben der Menschheit verstanden.<br />
Rückkehrer sind Mittlerinnen und Mittler mit besonderem Erfahrungshintergrund. Sie<br />
haben eine Weile ihres Lebens im südlichen Ausland gelebt und sich in einer, wenn auch<br />
privilegierten Minderheitenposition befunden. Sie hatten die Chance, in der Fremde die<br />
eigenen kulturellen Wurzeln zu reflektieren, andere kulturelle Denk- und Lebensweisen<br />
kennenzulernen sowie weltwirtschaftliche Bedingungen sozusagen „von der anderen<br />
Seite“ konkret erleben zu können. Dies alles ermöglicht ihnen:<br />
das Bild der „Dritten Welt“ zu differenzieren<br />
Hintergründe der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit (EZ) darzustellen<br />
Strukturen der Weltwirtschaft als komplexes System in einigen Beispielen mit seinen<br />
Auswirkungen vorzuführen<br />
Menschen des Südens als kreativ und schöpferisch näherzubringen<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken und Handeln verschiedener Völker<br />
aufzuzeigen bzw. mit unserem zu vergleichen<br />
eigene transkulturelle Erfahrungen zu beschreiben und nachvollziehbar zu machen<br />
unsere Gesellschaft mit anderen Augen anschauen zu helfen<br />
die <strong>Entwicklung</strong>sbedürftigkeit unserer Gesellschaft festzustellen bzw.<br />
an Beispielen zu konkretisieren und Leitlinien aufzustellen<br />
gemeinsam über notwendige Veränderungen im individuellen und kommunalen Bereich<br />
nachzudenken und diese als Beitrag zur zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong> anzupacken<br />
Um solche u.ä. Ziele „rüberzubringen“, sollte man – des eigenen Potentials gewiss – sich in<br />
den Veranstaltungen stets um einen vielseitigen Ansatz bemühen, indem man gleichzeitig<br />
authentisch, an den Teilnehmern orientiert und um inhaltliche Konkretion bemüht ist.<br />
Authentisch sein bedeutet, sich mit seinem eigenen Lernprozess darzustellen, nicht als<br />
Besserwisser aufzutreten, sondern das eigene langsame Eindringen in die komplexen weltwirtschaftlichen<br />
und historischen Zusammenhänge an Beispielen nachvollziehbar zu<br />
machen. Dabei dürfen auch Schwierigkeiten benannt und ambivalente Haltungen dargestellt<br />
werden. Den Kontakt zu den Teilnehmern suchen bedeutet, sie „dort abzuholen, wo<br />
sie stehen“, d.h. bei ihren Fragen, dem Bezug zu ihrem Leben und ihrer Sachkompetenz;<br />
es bedeutet gleichzeitig mit der Wissensvermittlung oder -erarbeitung auch ein Stück<br />
Identitätsförderung. Der Referent oder die Referentin sollte nicht immer als Agierender im<br />
Mittelpunkt stehen, sondern die Teilnehmer auch miteinander aktiv und kreativ sein lassen,<br />
um die Vielfalt an Kenntnissen zu verdeutlichen und Kommunikation zu üben.
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />
9<br />
Ein Ansprechen mit möglichst vielen Sinnen, gestalterische oder spielerische Momente<br />
sowie Appellieren oder Heranführen an die Visionen der Teilnehmer spricht verschiedene<br />
Lernpotentiale an, ist lebendig und fördert die kraftgebende Einsicht in eigene Fähigkeiten<br />
und Wünsche. Perspektivenwechsel als wichtiges Lernprinzip und als Methode führt zur<br />
Relativierung der eigenen Sichtweise, befähigt zu Dialog und Begegnung und nimmt Alternativen<br />
in den Blick. Inhaltlich sind hier aus einer Reihe möglicher Themenbereiche fünf<br />
ausgewählt, die wir in diesem Zusammenhang für besonders relevant halten, nämlich:<br />
Alltag eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers, Hintergründe eines Projekts,<br />
<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />
Das Gastland: sozio-ökonomische Situation, Rolle der Frau, Kultur<br />
Strukturen der Weltwirtschaft, Verantwortung von Nord und Süd<br />
Umwelt und <strong>Entwicklung</strong>, Agenda 21, Zukunftsfähigkeit<br />
interkulturelles <strong>Lernen</strong>, Fremdes und Eigenes<br />
Wenn auch jede Veranstaltung sich in dem Dreiecks-Spannungsfeld der eigenen Person,<br />
der Teilnehmer und des Themas bewegt, also nie einseitige Kommunikation bedeuten sollte,<br />
können durchaus auch reine Informationsinputs, z.B. in Form von Kurzreferaten oder<br />
Filmauschnitten, angebracht sein. Sie brauchen nur ihre rechte Form und den geeigneten<br />
Zeitpunkt. Das beschriebene Grundprinzip sollte bereits in der Vorbereitung von Veranstaltungen<br />
seinen Niederschlag finden, indem man einerseits seine eigenen Erfahrungen<br />
durchdenkt und in <strong>Bildung</strong>sangeboten verdichtet sowie andererseits, falls möglich, ein Vorgespräch<br />
mit den Teilnehmern sucht bzw. der Anfangsphase als Kontaktgrundlage großes<br />
Gewicht beimisst. Am Ende sollte man die Teilnehmer auch an der Auswertung beteiligen,<br />
weil es wichtig für den eigenen Lernprozess ist, aber auch, weil es für die Teilnehmer die<br />
Zusammenfassung ihres Lernzuwachses und eine Abrundung bedeutet. Im idealen Fall wird<br />
man dann über weitere Schritte gemeinsam nachdenken und Folgeveranstaltungen oder<br />
Projekte verabreden.<br />
Das Oberziel solcher Veranstaltungen könnte als zivilgesellschaftliche Einmischung für eine<br />
zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong> beschrieben werden. Zur globalen Zukunftssicherung gehört<br />
sowohl der (selbst-) reflexive Beitrag jedes einzelnen – etwa durch Hinterfragen des<br />
Lebensstils und Aufspüren von Dominanzdenken – als auch die Stärkung von Kommunikation<br />
und von (interkultureller) Begegnung sowie das Einüben von gemeinsamem Handeln<br />
zu Leitideen für ein zukunftsfähiges Deutschland. Dies ist ganz im Sinne der völkerrechtlichen<br />
Verpflichtung zu einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> als globale Zukunftsvorsorge, die<br />
Deutschland 1992 auf der UNO-Konferenz zu „Umwelt und <strong>Entwicklung</strong>“ in Rio unterzeichnet<br />
hat. Die Vorschläge sind in einem Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert konkretisiert<br />
(„Agenda 21“), an dem sich bereits zahlreiche kommunale und überregionale Aktionskreise<br />
in Deutschland orientieren. Der DED mit seinen Veranstaltungsangeboten versteht<br />
sich als Teil dieser Bewegung.
Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />
10<br />
Die Arbeitsbögen geben inhaltliche und methodische Anregungen für Veranstaltungen bzw.<br />
Seminare oder Seminarreihen zum Globalen <strong>Lernen</strong>. Sie wenden sich vor allem an Rückkehrer-Referenten<br />
des Deutschen <strong>Entwicklung</strong>sdienstes oder andere in der entwicklungsbezogenen<br />
<strong>Bildung</strong>sarbeit Engagierte. Es wird zwar oft Bezug auf eigene Auslandserfahrungen<br />
genommen; diese sind aber nicht in jedem Fall Voraussetzung für die Anwendung der hier<br />
vorgelegten Anregungen.<br />
Alle Ansätze sind praxiserprobt und eignen sich für verschiedene, auch erwachsene Zielgruppen.<br />
Es kommt u.E. gerade darauf an, bei den Ansätzen Globalen <strong>Lernen</strong>s die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer aktiv mit einzubeziehen und so die Relevanz globaler Fragen für<br />
den einzelnen aufzuschließen. Falls Sie Anweisungen unklar finden, probieren Sie mit<br />
Freunden oder Verwandten eine Variante aus und verändern Sie dann die Vorschläge entsprechend<br />
Ihrer persönlichen Erfahrung und Ihrer Zugangsweise. Ohnehin werden Sie entdecken,<br />
daß jede Veranstaltung immer wieder neu und anders wird, wenn man sich auf die<br />
Teilnehmer einlässt. Auf diese Weise werden Sie ein Fingerspitzengefühl für den Umgang<br />
mit Gruppen entwickeln und schließlich die passenden Methoden intuitiv anwenden. Die<br />
Zeitangaben auf den Arbeitsbögen können entsprechend immer nur Richtwerte sein, weil<br />
die exakte Dauer der Übung von Ihrer Planung und der Bereitschaft der Teilnehmer, sich<br />
einzulassen, abhängt.<br />
Die Bögen sind nach dem folgenden Schema geordnet:<br />
A. Vorbereitung<br />
B. Einstiegsübungen<br />
C. Anregungen zur Erarbeitung<br />
D. Auswertung<br />
E. Hilfestellungen<br />
Im Block A geht es zunächst um die Vergewisserung der eigenen Angebotspalette, bevor<br />
man sich damit direkt an potentiell Interessierte wendet. Mit jeder Gruppe sollten nach<br />
Möglichkeit im Vorgespräch die Teilnehmerwünsche geklärt und der eigene Ansatz präzisiert<br />
werden.<br />
Wegen der Bedeutung der Teilnehmerorientierung ist der Komplex B besonders zu beachten,<br />
denn es geht darum, an das Vorwissen, die Motivation und Erwartungen anzuknüpfen<br />
bzw. mögliche Ängste abzubauen, die Teilnehmer zu aktivieren und miteinander in Kontakt<br />
zu bringen, um gemeinsam neue Schritte zu gehen. Die erste Phase ist häufig entscheidend<br />
für den gesamten Verlauf.<br />
Im Block C sind aus der Fülle möglicher Themen nur einige wenige herausgesucht. Wichtig<br />
ist die Kombination bestimmter Inhalte mit passenden Methoden, um den oben formulierten<br />
Ansprüchen Globalen <strong>Lernen</strong>s zu genügen. Beispielsweise sollte über Partizipation in<br />
der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit nicht in autoritärem Stil geredet werden. Inhalt und Form<br />
müssen sich entsprechen. Der eigenen Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Man<br />
kann die hier vorgestellten Ansätze beliebig ergänzen, verändern oder auf andere Themen<br />
umarbeiten. Die einzelnen Bögen folgen in ihrem Aufbau zwar jeweils demselben Schema,<br />
sind aber in sich höchst unterschiedlich: Manche geben Anregungen; andere stellen ausführlich<br />
einen möglichen Beginn dar, der dann aus dem jeweils eigenen Erfahrungshintergrund<br />
und Interesse heraus aufzufüllen oder fortzusetzen ist; wieder andere führen<br />
den gesamten Verlauf einer Veranstaltung vor, inklusive Arbeitsbögen für Untergruppen<br />
und Abschlussimpulsen. Die Vielfalt gerade auch an spielerischen Methoden soll Sie anregen,<br />
mit der Teilnehmerorientierung zu experimentieren und verschiedene aktivierende<br />
Zugänge auszuprobieren.
Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />
11<br />
Im Block D werden Vorschläge zur Auswertung und Ergebnissicherung gegeben, die dem<br />
einzelnen seinen Lernertrag bewußt machen und für den Alltag aktiv werden lassen<br />
können. Aber es können sich durchaus auch weitere gemeinsame Vorhaben anschließen.<br />
Hierbei kann es sich zum Beispiel um interkulturelle Begegnungen handeln oder um eine<br />
Veranstaltungsreihe kultureller Natur. Dazu müssen Koalitionspartner gesucht, Geld, Material<br />
und Referenten besorgt, die Öffentlichkeit informiert und gegebenenfalls eingeladen,<br />
die Presse einbezogen oder Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Show-<br />
Business angesprochen werden. Je nach Inhalt und Intention wird man als Form Seminar,<br />
Tagung, Lesung, Ausstellung, Kino, Musik, Tanz, Theater, Kulinarisches, Infostand auf<br />
öffentlichen Plätzen o.a. anvisieren (vgl. Noisser/ Weidner mit vielen nützlichen Adressen).<br />
Block E enthält Hilfestellungen in Form von pädagogischen Materialien und ihren regionalen<br />
Ausleihadressen, die auch jeweils regionale Zentren der entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />
sind bzw. eine (unvollständige) Übersicht über aktuelle öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen und Kampagnen, denen man sich anschließen oder die man weitergeben<br />
kann, wenn es um weitere Informations- und Handlungsmöglichkeiten geht. Schließlich<br />
finden sich hier auch die Adressen überregional arbeitender entwicklungspolitischer Institutionen,<br />
die Materialien sowie gegebenenfalls Referenten und andere Unterstützung<br />
anbieten.<br />
Rückmeldungen zum Einsatz dieser Arbeitsmappe sowie Ergänzungen und Korrekturen sind<br />
sehr erwünscht.
Leitfaden für entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit A 1<br />
12<br />
Wenn Sie Lust haben, nach der Rückkehr über Ihre Erfahrungen zu sprechen und sie<br />
anderen in Deutschland zur Verfügung zu stellen, so empfehlen wir folgende Schritte:<br />
Sprechen Sie mit dem Rückkehrerbereich des DED, damit Sie in die Referentendatei<br />
aufgenommen werden und Hilfestellungen erhalten.<br />
Nehmen Sie Kontakt mit den regionalen <strong>Bildung</strong>sstellen des DED bzw. mit dem Schulprogramm<br />
auf, hier können Sie Ihre Ideen einbringen und werden fachkundig beraten.<br />
Stellen Sie sich mögliche Themen zusammen (vgl. A 2), die an Ihre Erfahrungen<br />
anknüpfen und für Menschen hier von Interesse sein könnten (vgl. Einleitung „<strong>Globales</strong><br />
<strong>Lernen</strong> und Lehren“).<br />
Überlegen Sie zu jedem Thema die Art von Gruppe, mit der Sie am liebsten arbeiten<br />
würden, z.B. (Berufs-) Schüler, Arbeitskollegen, Volkshochschule, Jugendgruppen, Kirchengemeinden,<br />
Studenten (allgemein oder fachbezogen), Kindergarten etc.<br />
Überlegen Sie sich ein oder mehrere mögliche Ziele, die Sie bei den Veranstaltungen<br />
verwirklichen wollen (vgl. A 2), z.B. „Einblick geben in das Leben eines Weißen in einer<br />
westafrikanischen Kleinstadt“ oder: „Die fachlichen Anforderungen an einen Schreiner in ...<br />
erläutern – und wie ich damit fertiggeworden bin.“ oder: „Darstellen, was ich in ... über<br />
Zusammenhänge meines Partnerlandes mit Deutschland bzw. anderen Industrienationen<br />
lernte“ ...<br />
Legen Sie sich einen Ordner zu jedem Thema an (bzw. ein Berichtsheft) und suchen Sie<br />
entsprechende Materialien (Zeitungsartikel, DED-Briefe, eigene Aufzeichnungen usw.)<br />
und Medien (Dias, Karikaturen, Filmprospekte, gegebenenfalls Videos – vgl. E 1).<br />
Knüpfen Sie Kontakte an Ihrem Wohnort zu<br />
– anderen Rückkehrerinnen und Rückkehrern<br />
– Eine-Welt- und Migranten-Institutionen sowie themenverwandten Initiativen<br />
(Umwelt- oder Menschenrechtsgruppen)<br />
– Kirchengemeinden (mit ihren Untergruppen für Alte, Jugend, Kinder usw.)<br />
– Schulen (Schüler, Lehrerinnen und Lehrer)<br />
– Jugendgruppen (Nachbarschaftsheim, Schularbeitsgemeinschaften u.ä.)<br />
– Volkshochschulen u.a.<br />
Erkundigen Sie sich nach dem Interesse und machen Sie Vorschläge für<br />
entwicklungspolitische oder interkulturelle Programmteile entsprechend Ihrem „Angebotskatalog“<br />
(s. A 2.1).<br />
Machen Sie Termine für Vorgespräche, Veranstaltung und Nachbereitung aus (vgl. A 3).<br />
Entwerfen Sie in Kooperation mit geeigneten Partnern eigene Projekte, wie z.B. Eine-<br />
Welt-Feste, Filmtage, Konzerte, Ausstellungen u.ä. – jeweils mit <strong>Bildung</strong>sangeboten, und<br />
machen Sie gemeinsam einen Kosten- und Finanzierungsplan sowie eine Aufteilung der<br />
Verantwortungsbereiche (Akteure, Anträge, Materialbestellung, Werbung, Pressearbeit<br />
usw.).<br />
Machen Sie eine kurze Auswertung Ihrer Erfahrungen (auf dem entsprechenden Formular<br />
des DED bzw. in ein eigenes Berichtsheft. Überlegen Sie auch, ob und wie Sie die Erfahrungen<br />
weitergeben können (DED-Brief, lokale Presse, Rückkehrer-Seminar u.ä.).
Mein Angebotskatalog A 2<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
13<br />
Hier sind beispielhaft Themen und Lernziele aufgeführt, die Sie auf Ihre spezifische<br />
Situation zuschneiden können (s. Leerbogen A 2.1). Nehmen Sie auch die Hinweise zur<br />
Medienarbeit des DED zu Hilfe, um Ihr Schema aufzufüllen.<br />
Mein Alltag als <strong>Entwicklung</strong>shelfer/in in ...<br />
als Deutsche/r in einer fremden Kultur / Alltagssorgen meiner Nachbarn / den Begriff<br />
<strong>Entwicklung</strong>shelfer hinterfragen<br />
Volkshochschule<br />
Dias / Erfahrungsberichte<br />
<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit am Beispiel ...<br />
Bilder in den Köpfen über die „Dritte Welt“ ansprechen / „Hilfe zur Selbsthilfe“ erläutern<br />
Nachbarschaftsgruppe<br />
Zeitungsartikel (Bezug zu aktuellen Medienereignissen)<br />
Die Frauen von ...<br />
Respekt vor ihrer Kraft und Kreativität / ihre Sorgen und ihre Träume<br />
kirchliche Frauengruppe / Oberstufenkurs Erdkunde, Politische Weltkunde<br />
Dias: Frauen bei ihren alltäglichen Arbeiten / Selbstzeugnis, Interview / Gegenstände ihres<br />
Alltags<br />
Wie sich Juan Carlos einen Job verschaffte (zur Arbeitslosigkeit in ...)<br />
wie ich Juan kennen lernte und was er mir aus seinem Leben erzählte / gemeinsam<br />
überlegen, was man von ihm lernen kann / eigene Arbeitsmotivation und Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt ansprechen / Verlust von Arbeitsplätzen als globales Strukturmerkmal<br />
erkennen<br />
Jugendgruppen<br />
Ähnlichkeiten und Unterschiede durch freies Gespräch oder Fallbeispiele bzw. durch Dias<br />
oder Film / Sportschuhproduktion als Beispiel der Verlagerung von Teilproduktionen<br />
Erfahrungen mit Fremdsein – hier und dort<br />
wie ich mich in Deutschland fremd fühlte / Gastfreundschaft hier und dort / Grenzen<br />
interkultureller Verständigung / eigene Fremdheitserfahrungen<br />
Auslandsreisende / mit Migranten arbeitende Sozialarbeiter / Polizisten<br />
Fallbeispiele oder Spiele zur interkulturellen Kommunikation / Filmausschnitte
Mein Angebotskatalog A 2.1<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
(vorhandene/benötigte)<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
(vorhandene/benötigte)<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
(vorhandene/benötigte)<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
(vorhandene/benötigte)<br />
Thema<br />
Inhalte/Intention<br />
Zielgruppe<br />
Material/Medien<br />
(vorhandene/benötigte)<br />
14<br />
................................................................................................................................................<br />
................................................................................................................................................<br />
................................................................................................................................................<br />
................................................................................................................................................<br />
................................................................................................................................................
Vorbereitung A 3<br />
1.1<br />
1.1<br />
1.2<br />
1.3<br />
1.4<br />
1.5<br />
2.1<br />
2.1<br />
2.2<br />
15<br />
Vorgespräch<br />
Gegenseitige Vorstellung<br />
<strong>Entwicklung</strong>shelfer/in als Person, Aufgaben und Erfahrungen im Partnerland (eventuell<br />
auch mehreren), aktuelle Beschäftigung<br />
Ansprechpartner/in der Gruppe mit Intentionen<br />
Inhaltliche Rahmenbedingungen<br />
Gesamtprogramm<br />
Einbettung der Veranstaltung in Themen vorher/nachher<br />
Voraussetzungen der Teilnehmer<br />
Vorwissen<br />
Interessen<br />
Erwartungen<br />
Organisatorisches<br />
Raumgröße und -ausstattung (Mobiliar, Teppichboden ...)<br />
technische Geräte<br />
Verdunklungsmöglichkeit<br />
Sonstiges<br />
Konkrete Absprache zur Veranstaltung<br />
Ziele<br />
Inhalte<br />
Medien<br />
Zeitraum<br />
Material<br />
Vorbereitung<br />
Inhaltliche Planung<br />
Thema<br />
Ziele<br />
Methoden / Medien<br />
Aufbau: Kontakt, Einstimmung aufs Thema, Vorwissen und Erwartungen abfragen,<br />
Informationsinput, thematische Bearbeitung mit ganzheitlichem Ansatz oder<br />
erlebnisorientiert, Abschluß, Feed back, Weiterarbeit<br />
Checkliste<br />
Beamer Notebook Dias Dia-Projektor Bilder, Plakate, Karikaturen<br />
Video Folien Texte CDs CD-Player Schere, Stifte, Pinnadeln<br />
Stellwände Kleber, Tesakrepp Papier, Karten, Karton<br />
Rezept und Kochutensilien<br />
Gegenstände:
Checkliste für eine Veranstaltung A 4<br />
Termin<br />
Ort<br />
Gruppe<br />
Ansprechpartner/in<br />
Telefon/Fax<br />
1. Vorgespräch<br />
am:<br />
2. Vorgespräch<br />
am:<br />
Thema<br />
Zusammensetzung,Interessen,Vorwissen<br />
Methodisches<br />
Technisches<br />
Termin für<br />
Nachgespräch<br />
weitere<br />
Aktionen<br />
16<br />
Vereinbarungen<br />
An Geräten sind vorhanden:<br />
Bemerkungen<br />
Teilnehmer-Zahl:<br />
Anlass der Veranstaltung:<br />
Wunsch der Gruppe Eigeninitiative<br />
Wunsch des Leiters Vermittlung<br />
bisherige Themen und Methoden:<br />
Beamer Diaprojektor Video u. Fernseher CD-Player Kassetten-Recorder Tafel u. Kreide<br />
Overhead-Projektor Stellwände Stifte, Karten, Papier Kleber, Tesakrepp, Pinnadeln<br />
.......................................................................................................................................................................<br />
Raum eignet sich für:<br />
TN-Zahl: ........... Verdunklung Plakatbefestigung Bewegungsspiele Stuhlkreis<br />
Kochgelegenheit auf dem Boden sitzen Arbeitsgruppen<br />
es gibt weitere Räume zur Nutzung .......................................................................................................<br />
.......................................................................................................................................................................
Sich Kennen lernen B 1<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
17<br />
Zusammensetzung der TN kennen lernen<br />
Anfangsatmosphäre auflockern<br />
Meinungen / Vorerfahrungen erkunden<br />
5–10 Minuten<br />
beliebig große TN-Zahl<br />
CD und CD-Player<br />
Stehkreis<br />
„Zum Kennen lernen möchte ich Ihnen vorschlagen, dass immer die in den Kreis treten,<br />
für die die folgenden Merkmale zutreffen, z.B.:<br />
– die heute mehr als eine halbe Stunde Anfahrtsweg hatten<br />
– die schon einmal im nicht-europäischen Ausland gewesen sind<br />
– die die deutsche Küche mögen<br />
– die jemanden aus einem anderen Land persönlich kennen<br />
– die sich schon beschäftigt haben mit dem Thema: , ... ‘ etc.<br />
Es können auch von Ihnen selbst Merkmale angegeben werden:<br />
„Was wüßten Sie gern von den anderen?“<br />
Intensiviert wird dieses Kennenlernspiel, wenn Sie leise Musik aus dem Gastland<br />
laufen lassen.<br />
Die Fragen können sowohl auflockernder Natur sein als auch unmittelbar mit dem Thema<br />
zusammenhängen, das Sie danach bearbeiten wollen.
Karussell B 2<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
Beispiel:<br />
18<br />
Miteinander vertraut werden<br />
sich Fremden und Fremdem öffnen<br />
Zeitbedarf: ca. 30 Minuten<br />
Großgruppe (ab 20 TN)<br />
Stühle anordnen in Innen- und Außenkreisen, je zwei TN gegenüber<br />
Fragenkatalog zusammenstellen (s. Beispiel) und in ausreichender Zahl kopieren<br />
evtl. bei Sprachschwierigkeiten die Fragen vorher gemeinsam besprechen oder<br />
gar die Fragen selbst miteinander entwickeln lassen<br />
Bestuhlung im obigen Sinne muß möglich sein.<br />
„Um uns zunächst besser kennen zu lernen, möchte ich Sie bitten, in diesen beiden Kreisen,<br />
einem Innen- und Außenkreis, einem Partner gegenüber Platz zu nehmen. Aus dem<br />
Fragenkatalog, den jeder von Ihnen in Händen hält, darf nun jede/r im Innenkreis seinem<br />
Gegenüber bis zu drei Fragen stellen und sich mit ihm darüber unterhalten. Der Partner<br />
darf auch eine Antwort verweigern. Nach dem Klatschen rückt jede/r im Innenkreis einen<br />
Stuhl nach rechts weiter, und nun beginnt der/die im Außenkreis Sitzende mit seinen/ihren<br />
Fragen ...“<br />
Mit der „Erlaubnis“, sich auch intime Fragen zu stellen, wird oft das Eis gebrochen, um<br />
dann sehr persönlich weiterarbeiten zu können (z.B. zu Erfahrungen mit Fremdsein und Diskriminierung).<br />
Diese Übung eignet sich auch für multikulturell zusammengesetzte Gruppen, in denen sich<br />
die TN kaum kennen und evtl. weder die deutsche Sprache voll beherrschen noch genau<br />
wissen, was man am Anfang eines Kontakts fragen darf.<br />
Fragenkatalog:<br />
1. Was war heute morgen nach dem Aufstehen Ihr erster Gedanke?<br />
2.Was würden Sie für ein Jahr auf eine Insel mitnehmen?<br />
3.Lieben Sie Ihren Beruf/Ihre Beschäftigung?<br />
4.Haben Sie Familie?<br />
5.Was sind Ihre Hobbies?<br />
6.Was möchten Sie am Ende dieser Veranstaltung mit nach Hause nehmen?<br />
7.Von welchem Beruf haben Sie als Kind geträumt?<br />
8.Wo würden Sie gerne leben?<br />
9.Haben Sie sich schon mal „fremd“ gefühlt?<br />
10.Was sind Ihre Träume für die Zukunft?
Bedeutung der Namen B 3<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
19<br />
Gesamtatmosphäre positiv beeinflussen<br />
jedem TN das Gefühl geben, wichtig zu sein<br />
einführen in die Kultur des Gastlandes<br />
15–30 Minuten<br />
bis zu 20 TN<br />
Tesakrepp, Cd und CD-Player, evtuell Tee o.ä.<br />
Stühle im Kreis, so dass jeder jeden sehen kann<br />
„Namen haben in anderen Gesellschaften oft eine größere Bedeutung als bei uns.<br />
Beispiele:<br />
Mahoma (Malawi): Stark wie ein Löwe<br />
Ntemoyok (Kamerun): Mein Freund, hast Du gehört? Ein Junge ohne Haare wurde geboren.<br />
(Dies gilt als Zeichen von Klugheit.)<br />
Kofi (Ghana): Ein Junge, der am Freitag geboren wurde.<br />
Aber auch bei uns sind Namen wichtig. Zum besseren Kennen lernen bitte ich Sie nun, uns<br />
zu erzählen: In welcher Beziehung stehen Sie zu Ihrem Namen? Was haben Sie für<br />
angenehme oder unangenehme Erfahrungen mit ihm gemacht? Wie geht es Ihnen heute<br />
mit ihm? Haben Sie einen Spitznamen?“<br />
Sie können charakteristische Namen aus Ihrem Gastland und ihre Bedeutung vorstellen<br />
(s.o.). Intensiviert wird die Einführung in die Kultur des Gastlandes, wenn Sie den Anwesenden<br />
z.B. Tee oder ein anderes typisches Getränk anbieten und/oder leise Musik in dieser<br />
ersten Runde laufen lassen.<br />
Günstig ist, die Anfangsphase mit dem Folgenden in Verbindung zu bringen, z.B. über die<br />
Kultur des Gastlandes zu sprechen (vgl. B 12, C 4).<br />
Diese Übung führt in der Regel dazu, dass hinterher die Namen der TN allen bekannt sind<br />
und dass eine sehr persönliche Atmosphäre herrscht.
Bewegung im Raum B 4<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
20<br />
TN mit sich, den anderen und dem Raum vertraut machen<br />
TN ganzheitlich ansprechen<br />
TN sensibel machen für ihr Umfeld<br />
15 Minuten<br />
beliebig viele TN, die sich bereits gut untereinander kennen sollten.<br />
In jedem Fall müssen sie die Bereitschaft mitbringen, sich zu öffnen.<br />
alle Stühle und Tische an die Seite rücken, eventuell passende (leise) Musik<br />
großer leerer Raum<br />
„Lassen Sie uns zu Anfang still durch den Raum gehen – jede und jeder zunächst ganz für<br />
sich, in sich versunken, an das denkend, was Sie auf dem Weg hierher erlebt haben.<br />
Dann kommen Sie allmählich hier in diesem Raum an: Lassen Sie den Blick durch den<br />
Raum schweifen, loten die Ecken aus, die Größe des Raumes, ertasten den Untergrund.<br />
Stellen Sie ihn sich beim Weitergehen als steinig, sandig, als Asphalt (...) vor.<br />
Verweilen Sie eventuell an einem Lieblingsplatz.<br />
Nun nehmen Sie allmählich Kontakt mit anderen auf: Zunächst gehen Sie vorsichtig mit<br />
geschlossenen Augen durch den Raum und erspüren und ertasten die Gegenwart anderer.<br />
Dann öffnen Sie die Augen und nehmen Blickkontakt auf; schließlich denken Sie sich<br />
Begrüßungsarten aus, um den anderen (immer noch ohne Worte) respektvoll, kumpelhaft,<br />
distanziert, herzlich (...) zu begrüßen.<br />
Ohne Worte suchen Sie sich nun eine Partnerin oder einen Partner, um sich über diese<br />
Übung miteinander auszutauschen.“<br />
Wenn man in der Phantasie weitergehen möchte, kann man bei der Bewegungsübung auch<br />
verschiedene Räume assoziieren lassen, wie z.B.: Wald, Stadt, Wüste usw.<br />
Lassen Sie bei der Anleitung viel Zeit für Zwischenpausen.<br />
Bei (...): Erfinden Sie weitere Sequenzen hinzu.<br />
Diese Übung setzt einiges voraus an (Selbst-) Vertrauen und an Bereitschaft, sich<br />
einzulassen, so daß sie sich gut eignet als Vorbereitung auf sensible Fragen von Zukunft,<br />
von Fremderfahrungen, von Vorurteilen o.ä. (vgl. C 11, C 13, C 15).
Neugier wecken B 5<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
Beispiele:<br />
21<br />
Anfangshemmungen der TN überwinden<br />
TN für neue Informationen öffnen<br />
TN miteinander in Beziehung bringen<br />
mindestens 15 Minuten<br />
nicht über 20 TN<br />
Karteikarten, Weltkarte, Plakate, eigene Bildvergrößerungen, Statistiken, Zitate (s.u.) oder<br />
dgl. besorgen (vgl. auch Materialverzeichnis) bzw. schreiben und im Raum befestigen<br />
Können Weltkarte, Plakate usw. an der Wand befestigt werden? (falls nicht: Auslegen auf<br />
Tischen!) Stuhlkreise für Kleingruppen (s. Alternative) und Plenum<br />
„In diesem Raum finden Sie allerlei aufgehängt: Karten, Bilder, Begriffe und Sprichwörter.<br />
Nehmen Sie sich von den Karteikarten maximal vier, gehen Sie ein paar Minuten umher und<br />
notieren Sie Fragen (je eine pro Karte), die sich für Sie aus dem Material ergeben.<br />
Nun setzen wir uns in den Kreis, hören und beantworten diese Fragen reihum: Eine/r fängt<br />
mit einer seiner/ihrer Fragen an, der nächste versucht, die Frage zu beantworten bzw. Vermutungen<br />
oder Meinungen zu äußern. Wenn der Fragende nicht zufrieden ist, legt er seine<br />
Karte offen in die Mitte. Der Antwortende stellt sodann eine seiner eigenen Fragen. Wer<br />
möchte beginnen?“<br />
Am Ende sollen die Fragen geordnet werden, deren Beantwortung unbefriedigend oder<br />
unklar war oder die der weiteren Bearbeitung bedürfen. Dazu ist es sinnvoll, Oberbegriffe<br />
zu suchen, denen sie zugeordnet werden können.<br />
Wenn die Gruppe größer ist oder sehr viele Fragen hat, kann man auch die anfangs<br />
gesuchten Fragen in Kleingruppen zu dritt besprechen, ordnen und dann im Plenum<br />
vortragen lassen.<br />
Das ausgelegte Material sollte Provokationen/ Irritationen enthalten.<br />
„Wenn Du einem Hungernden einen Fisch gibst, wird er einen Tag lang satt.<br />
Lehrst Du ihn fischen, so wird er nie mehr hungern.“ (chinesisches Sprichwort)<br />
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle die Männer nicht zusammen, um Holz zu<br />
beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,<br />
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“<br />
(Antoine de Saint-Exupéry) (vgl. auch B 8)
Scrabble – ein Wortspiel B 6<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
Beispiel:<br />
22<br />
Phantasie der TN anregen<br />
Begriffe in größeren Zusammenhang stellen<br />
TN am thematischen Schwerpunkt beteiligen<br />
ca. 30 Minuten<br />
beliebige TN-Zahl<br />
ein zentrales Wort aus dem aktuellen Themenbereich der Veranstaltung aussuchen, auf<br />
Papiere schreiben und kopieren; Tafel und Kreide bzw. Flipchart (Papierbögen), Stifte<br />
Kleingruppen sollten jeweils einen Tisch haben.<br />
„Als Einstieg habe ich Ihnen einen Begriff (z.B. „<strong>Entwicklung</strong>“) aufgeschrieben, zu dem Sie<br />
in Dreiergruppen Wortassoziationen wie in einer Art Kreuzworträtsel suchen sollen: Was<br />
gehört für Sie zu jenem Begriff? Sie haben dazu 10 Minuten Zeit.“<br />
„Tragen wir mal zusammen, was Sie gefunden haben. Wir wollen sehen, ob es Gemeinsamkeiten<br />
und was für Unterschiede es gibt.“<br />
Achten Sie darauf, wo sich Streitgespräche anregen lassen, um Gegensätze herauszuarbeiten.<br />
Beteiligen Sie die TN an der Lösungssuche: „Was müssten wir für Informationen<br />
haben, um gewisse Widersprüche aufzuhellen?“<br />
„Wie ist es Ihnen in der Gruppe ergangen? Ist jede/r zum Zuge gekommen oder gab es<br />
dominante Personen in Ihrer Gruppe?“<br />
Eventuell müssen Sie am Anfang ein bißchen nachhelfen, damit die Aufgabe verständlich<br />
wird. Wählen Sie kein zu kurzes Wort, damit es Spaß macht und eine Herausforderung<br />
darstellt, z.B. „Zukunftsfähigkeit“<br />
MENSCH E NWÜRDE<br />
GEMEI N SAM<br />
ARBEI T<br />
WELT W IRTSCHAFT<br />
FR I EDEN<br />
FORTS C HRITT<br />
K OSTEN<br />
GE L D<br />
IND U STRIE<br />
E N ERGIE<br />
G ESUNDHEIT
Ein Puzzle legen B 7<br />
von Elisabeth Mars<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
23<br />
Gemeinschaft herstellen<br />
assoziative Einführung in ein Thema<br />
ca. 15 Minuten<br />
nicht mehr als 20 TN<br />
Wählen Sie ein Plakat oder vergrößern Sie eines Ihrer Bilder, kleben Sie es auf eine<br />
dicke Pappe oder Sperrholzplatte und beziehen Sie das Bild mit Folie. Zerschneiden oder<br />
zersägen Sie das Bild zu einem Puzzle mit mindestens 24 Teilen.<br />
Der Raum soll das Legen des Puzzles ermöglichen, z.B. in der Mitte eines Stuhlkreises.<br />
„Lassen Sie uns zunächst als Einführung eine gemeinsame Aufgabe lösen, nämlich dieses<br />
Puzzle zusammenlegen!“<br />
Danach Bildbetrachtung: „Was sagt uns dieses Bild?“ Assoziationen zulassen – zu Ihrem<br />
Thema überleiten<br />
Orientieren Sie Ihre weiteren Ausführungen an den Äußerungen der TN bzw. beziehen Sie<br />
diese aktiv in den weiteren Verlauf mit ein.<br />
Wenn Sie mehr über das Vorwissen und die Interessen der TN herausfinden wollen: Auf der<br />
Rückseite jedes Puzzle-Teils kleben Sie Aufkleber mit je einem Stichwort zu Ihrem Thema,<br />
z.B. zum Thema „<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit“: Selbsthilfe – entwickeln – Fortschritt –<br />
allein lassen – gemeinsam – wachsen – draußen – helfen – drinnen – anpacken – unterentwickelt<br />
– Projekt – Bedürfnisse – oben – unten – Familie – Einkommen schaffen – Lebensstil<br />
– Ressource – Fortschritt – Zukunft – gleich ... etc.<br />
„Wählen Sie nun jede/r ein Puzzle-Teil aus, drehen Sie es um und sagen Sie der Reihe nach<br />
Ihre Assoziationen zum Begriff auf der Rückseite.“ Ähnlich können Sie zu anderen Themen<br />
arbeiten, z.B. zu „Zukunft“.<br />
Man kann auch eine Weltkarte als Ausgangsmaterial benutzen (Bezug beim BMZ – s. E 3).<br />
Bei mehr TN können Untergruppen zu Erdteilen gebildet werden, die diesen Nachrichten,<br />
Begriffe, Bilder oder Gegenstände zuordnen.<br />
Quelle: Idee von Elisabeth Mars/Arbeitsstelle Weltbilder, Münster<br />
vgl. auch Dritte-Welt-Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.<br />
Wuppertal 1990, S. 173 f. (Weltkartenpuzzle)
Pro und Contra B 8<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
Beispiele:<br />
24<br />
Meinungen erfragen<br />
TN miteinander in Kontakt bringen, aktivieren<br />
offene Fragen definieren<br />
mindestens 15 Minuten<br />
unbegrenzte Zahl<br />
Schnur oder Kreide; zwei oder drei geeignete Thesen (vielleicht mit Freunden vorher<br />
austesten); evtl. Papier, auf das die Thesen mit Filzer notiert sind<br />
freier Raum in der Mitte, durch den eine Linie per Schnur oder Tesakrepp gezogen werden<br />
kann<br />
„Zur Einführung ins Thema möchte ich Ihnen eine These vorlesen. Stellen Sie sich bitte<br />
entlang dieser Linie danach auf, ob Sie der These voll zustimmen (der eine Endpunkt der<br />
Linie), ihr absolut widersprechen (der andere Endpunkt) oder wo Sie sich dazwischen mit<br />
Ihrer Meinung einordnen.“ Dann lesen Sie die These vor.<br />
„Also: Nehmen Sie Ihre Position ein!“<br />
Jetzt tippen Sie mal den einen, mal den anderen auf der Linie an: „Warum stehen Sie hier?<br />
Erläutern und begründen Sie Ihren Standort! Tauschen Sie Pro- und Contra-Argumente miteinander<br />
aus! Welche Informationen brauchen Sie zur weiteren Beurteilung?“<br />
Unterstützen Sie Streitgespräche oder notieren Sie auf einer Wandzeitung oder Tafel Pround<br />
Contra-Argumente. Lassen Sie ein Meinungsbild erstellen und überlegen, welche Interessenkonflikte<br />
sich äußern.<br />
Sie können mehrere Thesen hintereinander in dieser Weise bearbeiten lassen, aber nicht zu<br />
viele, damit es nicht zu einem leeren Spiel wird.<br />
Wenn Sie mehrere Thesen bearbeiten lassen, überraschen Sie die TN durch<br />
verschiedenartige, nicht zu simple Thesen, die verschiedene Meinungen zulassen,<br />
damit Spannung entsteht.<br />
Diese Übung eignet sich auch zur Auflockerung zwischendurch oder zu abschließendem<br />
Rückblick, um zu wissen, ob man die TN mit seinen Ausführungen hat erreichen können.<br />
„Wir sitzen alle in dem selben Boot.“ (Ex-Bundesminister C.-D. Spranger)<br />
„Man kann Menschen nicht entwickeln, sie können sich nur selbst entwickeln.“<br />
(Julius Nyerere, ehemaliger Präsident Tansanias)<br />
„<strong>Entwicklung</strong>shilfe ist keine Einbahnstraße.“ (Mike Fungati/Simbabwe)<br />
„Unsere Wohltäter sind mehr als unsere Feinde die Verkleinerer unseres Wertes<br />
und Willens.“ (Friedrich Nietzsche)<br />
„Globalisierung nutzt uns allen.“<br />
„Umdenken geht nicht ohne Verzicht.“
Mind mapping B 9<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
25<br />
Vorwissen und Interesse abklären<br />
assoziative und kommunikative Stoffsammlung<br />
Zusammenhänge sichtbar machen<br />
offene Fragen definieren<br />
Dynamik in der Gruppe anregen<br />
mindestens 30 Minuten<br />
maximal 12 TN mit gewissem Vorwissen<br />
großes weißes Papier; dicke Filzer (je TN einer); Klebepunkte<br />
großer Extra-Tisch, auf dem das Papier und die Stifte zurechtgelegt werden können<br />
„Ich gebe Ihnen einen für die heutige Veranstaltung zentralen Begriff vor und Sie sollen<br />
um diesen Tisch herumgehen und entlang verschiedener Linien Assoziationen dazu<br />
aufschreiben bzw. die Begriffe der anderen TN ergänzen oder kommentieren.“<br />
Sie schreiben den Begriff in die Mitte des Papiers und ziehen einige Linien von dort aus<br />
(vgl. Schema B 9.1).<br />
Rückfragen zum Prozess: Individuelle oder gemeinsame Arbeit? Wie haben sich eigene<br />
Gedankengänge mit jenen der anderen verkoppelt? Wo gab es Berührungspunkte mit<br />
eigenen Erfahrungen? Was fehlt (Weglassungen/Defizite)? Welche Schwerpunkte haben<br />
sich ergeben (Clustern durch Suchen von Oberbegriffen)? Wo liegen die aktuellen Interessen<br />
der TN? Jede/r bekommt etwa fünf Punkte und kann diese dorthin kleben, wo die für<br />
sie/ihn wichtigsten Themen genannt sind. Dadurch bekommt man einen Überblick über die<br />
Interessen und Fragen der TN.<br />
Man sollte eine solch thematisch offene Vorgehensweise nur dann beginnen, wenn man<br />
sich auch sicher genug fühlt, auf ganz unterschiedliche Themen eingehen zu können. Sonst<br />
sollte man auf eigene Schwerpunktsetzung der TN verzichten und in der entstandenen<br />
Übersicht das weitere Thema selbst markieren.<br />
Gerade bei ökologischen Themen eignet sich diese Herangehensweise, um auf die<br />
vielfältige Vernetzung von Phänomenen und auf die Komplexität eines Themas hinzuweisen<br />
und monokausale Ursachenketten auszuschließen.<br />
Literatur: Lipp, Ulrich: Mind mapping in der Schule. Gedanken-Landkarten als visuelle Lernhilfe.<br />
In: Pädagogik Nr. 10 / 1994, S. 22–26<br />
Kneip, Winfried/ Neumann, Brigitte: Mind Mapping. Ein Arbeitsbuch. Mülheim 1997
Beispiel für ein Mind mapping zum globalen <strong>Lernen</strong> B 9.1<br />
aus einem Rückkehrer-Seminar<br />
26
Fragespiel zum Kaffee B 10<br />
von Inge Ruth Marcus<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
27<br />
lebendige Einführung in das Thema „Kaffee“<br />
Vorwissen erfragen<br />
Fragehaltung stärken<br />
Auflockerung<br />
ca. 15 Minuten<br />
unbegrenzte TN-Zahl<br />
Antwortblatt für jeden TN kopieren, Frageblatt nur für Spielleiter und evtl. Schiedsrichter<br />
(bei großen Gruppen)<br />
beliebig<br />
„Ich habe ein Gruppenwettspiel für Sie mitgebracht zum Thema Kaffee. Teilen Sie sich bitte<br />
in vier Gruppen. Jeder TN erhält einen Antwortbogen, auf dem bunt gemischt die in Frage<br />
kommenden Antworten notiert sind. Die Gruppe, die die richtige Antwort zuerst sagt,<br />
bekommt einen Punkt. Sagt jemand die Antwort, bevor die Frage zu Ende gelesen wurde,<br />
so wird der entsprechenden Gruppe ein Punkt abgezogen. Also los!“ Bei Gruppen über 15<br />
TN könnten außer dem Spielleiter noch ein oder mehrere Schiedsrichter nötig sein.<br />
Nach dem Spiel können Sie die Fragen noch einmal herausgreifen, die überraschend oder<br />
unklar für die TN waren.<br />
Es könnte sich nun ein Diavortrag anschließen über eigene Erfahrungen in einer Kaffeeregion<br />
mit Kaffeebauernfamilien, eine weitere Erörterung von Welthandelspreisen oder Informationen<br />
über fair gehandelten Kaffee.<br />
Sie können natürlich auch ohne Punktevergabe spielen, die Antworten den Fragen<br />
individuell zuordnen und später gemeinsam diskutieren lassen.<br />
Quelle: Inge Ruth Marcus: Fragespiel zum Kaffee-Projekt. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./Schulze, H.: <strong>Globales</strong><br />
<strong>Lernen</strong>. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 191–193<br />
Literatur:<br />
Misereor: Plakatserie zu Kaffee von TRANSFAIR. Aachen 1996 (vgl. E1 und E2)<br />
Budde-Dreßen, Ingrid u.a.: Colonialwaren. Materialien für Projektwochen in der Sekundarstufe I und II und für<br />
die außerschulische <strong>Bildung</strong>sarbeit. Hg.: Misereor. Aachen 1995
Frageblatt B 10.1<br />
Was ist Kaffee? Die Kerne der Kaffeekirsche<br />
Warum wird in Deutschland kein Kaffee angebaut? Weil es dafür zu kalt ist<br />
Wie heißen die Produzenten von Kaffee? Kaffeebauern<br />
Wie lange dauert die Reifung der Kaffeefrucht von der Blüte bis zur Ernte? 12 Monate<br />
Wie lang ist die Erntezeit? zwei bis vier Monate<br />
Aus welchem Land stammen die Eigentümer der größten Kaffeeplantagen in Mexiko? Deutschland<br />
Welcher Herkunft sind die meisten Kaffeebauern in Mexiko? indianisch<br />
Woher stammt der Kaffee ursprünglich? Äthiopien<br />
Wer waren die ersten Kaffee-Exporteure? Araber<br />
Wie viel Liter Kaffee trinken die Deutschen pro Kopf pro Jahr? 158 Liter<br />
Welcher Anteil des deutschen Kaffee-Verkaufs läuft über die zehn größten Ladenketten? zweidrittel<br />
Wie viel verdiente ein Kaffebauer im Jahr 2003 durchschnittlich an einer 500-Gramm-Kaffeepackung,<br />
die bei uns im laden verkauft wurde? 0,07 Euro<br />
Was ist die „Pulpe“? Das Fleisch der Kaffeekirsche<br />
Warum kann man Kaffee nicht maschinell ernten? Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen<br />
Der Rohkaffee ist eine Medizin. Gegen welche Krankheit hat sie sich u.a. bewährt? Diabetes<br />
An welcher Stelle steht Deutschland in der Welt als Kaffeekonsument? An zweiter Stelle<br />
Welches Land steht an erster Stelle als Kaffeekonsument der Welt? USA<br />
An welcher Stelle steht Mexiko als kaffeexportierendes Land in der Welt? An dritter Stelle<br />
Welche zwei kaffeeproduzierenden Länder stehen vor Mexiko auf dem Weltmarkt? Brasilien, Kolumbien<br />
Welche Beschwerden kann dauerhafter Kaffeegenuß auslösen?<br />
Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung<br />
Finnland hat weltweit den höchsten pro Kopf Verbrauch anKaffee, wie viel? 11,26 Kg<br />
Um wie viel Prozent sind die Kaffee-Erlöse der ICO-Exportländer von 1997 bis 2002 zurückgegangen? 60 Prozent<br />
(von 12,88 auf 5,26 Milliarden US-Dollar)<br />
Wie hoch ist der Anteil des biologischen, umweltfreundlichen und fair gehandelten Kaffees am Weltverbrauch?<br />
ein Prozent<br />
Wie viel kostete durchschnittlich eine 500-Gramm-Kaffeepackung im jahr 2003? 3,00 Euro<br />
Warum gingen die Einnahmen der Kaffeeproduzenten in den letzten Jahren zurück, obwohl der Verbrauch<br />
anstieg? (Hier muß selbst nach einer Antwort gesucht werden!) Wegen des Preisverfalls beim Kaffee<br />
Quelle: www.kaffeeverband de<br />
Bearbeitung: Lisa Fuchs, 8/2004<br />
28
Antwortensalat B 10.2<br />
Bitte<br />
entnehmen Sie<br />
die Antworten<br />
zu den<br />
vorgelesenen<br />
Fragen<br />
aus dieser<br />
bunten<br />
Mischung: Weil es dafür zu kalt ist<br />
Deutschland<br />
158 Liter<br />
USA<br />
60 Prozent<br />
Äthiopien<br />
Brasilien, Kolumbien<br />
0,07 Euro<br />
Die Kerne der Kaffeekirschen<br />
zwei bis vier Monate<br />
An dritter Stelle<br />
3,00 Euro<br />
ein Prozent<br />
12 Monate<br />
wegen des Preisverfalls beim Kaffee<br />
Kaffeebauern<br />
Das Fleisch der Kaffeekirsche<br />
Diabetes<br />
Araber<br />
Indianisch<br />
Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung<br />
11,26 Kg<br />
An zweiter Stelle<br />
zweidrittel<br />
Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen<br />
29
Pantomime mit Begriffsassoziationen zum Gastland B 11<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternativen:<br />
30<br />
Vorstellungen zum Gastland kennen lernen<br />
TN mit dem Thema in Berührung bringen<br />
TN aktivieren durch Phantasie und Bewegung<br />
mindestens 30 Minuten<br />
beliebig; die TN sollten sich untereinander bereits etwas kennen und Lust zum Spielen<br />
haben.<br />
genügende Anzahl von Karten besorgen (evtl. zwei verschiedene Farben – s.u.)<br />
variable Raumgestaltung bzw. weitere Räume in der Nähe<br />
„Ich habe einige Zeit in ... gelebt. Bevor ich Ihnen darüber berichte, möchte ich gern<br />
wissen, was Sie von diesem Land/dieser Region und den Menschen, die dort leben, wissen<br />
oder vermuten. Bitte schreiben Sie das auf, was Ihnen zu meinem Gastland einfällt – und<br />
zwar jeweils einen Begriff oder ein Stichwort auf eine Karte!“<br />
„Nun legen wir alle Karten umgedreht in die Mitte und mischen sie. Bilden Sie jetzt Kleingruppen<br />
zu dritt und nehmen Sie sich jeweils 3–6 Karten aus der Mitte. Mit diesen ziehen<br />
Sie sich zurück und bereiten eine pantomimische Darstellung zu mindestens einem dieser<br />
Begriffe vor. Sie haben dazu 15 Minuten Zeit.“<br />
Nach dem Vorspielen müssen die anderen TN erraten, welche Begriffe dargestellt wurden.<br />
Die genannten Begriffe können auf ihren Ursprung (Vorurteile, Medien, Reisen usw.)<br />
untersucht werden. Sie sollten sie aufnehmen in Ihrem weiteren Bericht über das Leben im<br />
Gastland.<br />
Man kann auch auf verschiedenfarbige Karten Begriffe zum Deutsch-Sein aufschreiben<br />
lassen und dann in arbeitsteiligen Gruppen das Gastland und Deutschland<br />
gegenüberstellen lassen. Dies hat den Vorteil, daß die Projektionen über das Eigene und<br />
das Fremde stärker herauskommen können, weil es möglicherweise in der Diskussion auf<br />
Bild und Gegenbild hinauslaufen wird.
Gegenstände aus der Kultur des Gastlandes B 12<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkung:<br />
31<br />
ganzheitliches, lebendiges <strong>Lernen</strong><br />
konkrete Anschauung des Alltagslebens<br />
Einbeziehung aller TN<br />
mindestens 15 Minuten (je nach TN-Zahl)<br />
beliebige TN-Zahl – je nach Anzahl der Gegenstände (möglichst einer pro TN, bei größerer<br />
Anzahl auch ein Gegenstand für mehrere Personen)<br />
Gegenstände aus dem Gastland – möglichst mit Bezug zu dem vereinbarten Thema<br />
(also z.B. Recycling-Kultur, wenn man über informellen Sektor, Berufsbildung oder Müllvermeidung<br />
reden möchte; oder: Haushaltsgegenstände, Feldprodukte und Kunsthandwerk,<br />
wenn die Arbeit der Frauen Thema sein soll)<br />
möglichst Stuhlkreis, in dessen Mitte die Gegenstände ausgebreitet werden<br />
„Ich habe Ihnen ein paar Gegenstände aus meiner <strong>Entwicklung</strong>shelfer-Zeit (zu unserem<br />
heutigen Thema , ... ‘) mitgebracht. Nehmen Sie sich doch mal jede/r einen Gegenstand<br />
aus der Mitte und stellen Sie Vermutungen an, um was es sich hierbei handelt, woraus er<br />
gemacht ist und wozu er dienen mag.“<br />
Die Gegenstände können im weiteren Verlauf wieder vorkommen, z.B. in Dias oder zur Illustration<br />
von Geschichten (z.B.: „Die Frau, die diesen Korb geflochten hat, ...“ oder: „Beim<br />
täglichen Gemüsekauf auf dem städtischen Markt traf ich ...“). Bei Rollenspielen können<br />
mitgebrachte Stoffe zur Verkleidung herangezogen oder als Beispiele für eigene Stoffbemalung<br />
benutzt werden. Recycling-Produkte können zu eigenen Kreationen aus Abfallstoffen<br />
auch bei uns anregen usw.<br />
Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur Gegenstände aus Naturmaterialien wählen, damit<br />
nicht der Eindruck eines nur traditionsgebundenen Landes entsteht!<br />
Beachten Sie die vielfältigen pädagogischen Anregungen, wie sie in Lernkisten und Aktionskoffern<br />
zusammengestellt wurden (s. E 1), und lassen Sie sich dadurch anregen!
Geschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern/Dias B 13<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkung:<br />
32<br />
Vorwissen klären<br />
Neugier auf den späteren Bericht wecken<br />
Phantasie und Empathie der TN fördern<br />
Interessen der TN einbeziehen<br />
ca. 30–40 Minuten<br />
nicht mehr als 30 TN<br />
eine Auswahl von maximal acht Bildern treffen; von diesen so viele Abzüge machen lassen,<br />
daß man Gruppen von drei bis vier TN bilden kann, die jeweils den gleichen Satz von Bildern<br />
bekommen (also z.B. bei 15–20 TN je 5 Abzüge). Ist jeweils ein Bildsatz auf einen einfarbigen<br />
Karton geklebt, so bekommt jede Gruppe alle Karten einer Farbe.<br />
Zusätzlich braucht man Stifte und leere Karten (2–3 pro Farbe).<br />
Der Raum sollte variabel gestaltbar sein mit Ecken für die Gruppen sowie einem Platz in der<br />
Mitte (Tisch oder Fußboden) zum Ausbreiten der Gruppenergebnisse.<br />
„Bitte bilden Sie Gruppen zu dritt oder viert. Jede Gruppe erhält denselben Satz von Bildern<br />
ohne Kommentar. Sie dürfen nun aus diesen Bildern eine fortlaufende Geschichte machen,<br />
indem Sie die Reihenfolge der Fotos bestimmen und sich dazu eine möglichst lebendige<br />
Geschichte ausdenken; Sie können Ihren Hauptfiguren auch Namen geben. Falls Ihnen ein<br />
Bild zu fehlen scheint, skizzieren Sie das auf einer leeren Karte. Denken Sie sich am Ende<br />
eine Überschrift aus und schreiben diese deutlich lesbar auf eine weitere leere Karte.<br />
Mal sehen, was jede Gruppe aus diesen Bildern macht. Es gibt kein ,richtig‘ oder ,falsch‘;<br />
es kommt auf Ihre Phantasie und Ihre Vorstellungen an!“<br />
Nach dem Vortrag der einzelnen Gruppen mit Auslegen der Bilderreihen sollte zunächst<br />
das Gespräch nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten gesucht bzw. deren Ursachen<br />
ergründet werden, bevor Sie daran anknüpfend anhand derselben Bilder (Dias) von Ihren<br />
Erfahrungen berichten.<br />
Sie können auch gleich zu Anfang sagen, daß es Bilder aus Ihrer <strong>Entwicklung</strong>shelfertätigkeit<br />
oder aus Ihrem Einsatzort oder dgl. sind und daß Sie nachher Unverständliches<br />
aufklären werden.<br />
Die Auswahl erbringt vor allem dann lebendige Ergebnisse, wenn Menschen in unterschiedlichen<br />
Tätigkeiten dargestellt werden (Die Identifizierung muß möglich sein!).<br />
Günstig ist es, wenn eine Person (=Hauptperson) öfter vorkommt. Aber natürlich ist diese<br />
Methode auch zur fachlichen Diskussion geeignet (beispielsweise: Landschaft vor, während<br />
und nach Erosionsschutzmaßnahmen o.ä.).
Bilderauswahl B 14<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
33<br />
Bildassoziationen zum Thema wecken<br />
TN mit ihren eigenen Bildern konfrontieren<br />
durch Identifikation Empathie fördern<br />
TN einbeziehen in die thematische Schwerpunktsetzung<br />
Erwartungshaltung für das Thema stärken<br />
ca. 25 Minuten<br />
nicht über 18 TN (falls mehr, beachten Sie die Alternative!)<br />
Aus einer selbst angelegten Bildkartei (eigene Fotos, Ausschnitte aus Zeitschriften u. dgl.)<br />
zum Thema passende Bilder aussuchen – und zwar etwa 25 % mehr als TN, damit ihnen die<br />
Wahl bleibt. Die Bilder bleiben geschützt, wenn sie auf Pappe aufgeklebt und in eine Klarsichthülle<br />
gesteckt werden.<br />
Entsprechende Anzahl von Karten und Filzstiften<br />
Möglichst Stuhlkreis oder eine große Tischfläche<br />
Pinwand mit Nadeln oder großen Papierbogen mit Klebestift in die Mitte legen oder an die<br />
Wand kleben<br />
„Ich habe Ihnen heute eine Auswahl Bilder zu unserem Thema ,...‘ mitgebracht.“<br />
Bilder in die Mitte legen, mischen/streuen. „Wählen Sie bitte eines aus –<br />
sei es spontan, sei es nach gründlicher Durchsicht –, um dann den anderen Ihren<br />
persönlichen Bezug zum Thema und Ihre Erwartungen an die heutige Veranstaltung zu<br />
erläutern. Schreiben Sie zuvor spontan einige Stichworte zu Ihrem Bild auf.“<br />
Sie verteilen Karteikarten.<br />
Mit den aufgeschriebenen Stichworten kann man nach der ersten Runde einen<br />
gemeinsamen Überblick über Bildassoziationen und Vorurteile gewinnen und diese zur Diskussion<br />
stellen bzw. den Erwartungen gegenüberstellen.<br />
Bei einer experimentierfreudigen Gruppe kann man auch mit einer Identifikation<br />
weiterarbeiten: „Suchen Sie sich eine Person auf dem Bild, das Sie sich gewählt haben,<br />
aus und identifizieren Sie sich mit ihr. Wer sind Sie? Was haben Sie gerade gemacht?<br />
Wo leben Sie – mit wem? Was werden Sie als nächstes tun? Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft?“ (vgl. B15).<br />
Bei größerer TN-Zahl muss auf die individuelle Bilderwahl verzichtet werden, weil sonst zu<br />
viel Zeit für deren Vorstellung verloren geht. Dann empfiehlt sich die Auswahl von wenigen<br />
Bildern, die in den Ecken oder im Raum verstreut ausgelegt werden. Anleitung: „Bitte<br />
gehen Sie umher, schauen Sie sich die ausliegenden Bilder an und bleiben Sie bei demjenigen<br />
stehen, über das Sie mit anderen sprechen möchten. Es liegen Karten und Stifte<br />
bereit, um Stichworte oder Fragen zu notieren für das anschließende Plenum.“<br />
Beispiel: Beim Thema „Wasser“ könnten zu Bildern Assoziationen geäußert werden zum<br />
eigenen Wasserverbrauch, zur Gewinnung von Trinkwasser in anderen Ländern, zum Badeurlaub,<br />
zum Regen o.ä.
Auf der Bank (Karikatur) B 15<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkung:<br />
34<br />
lustvolle Einführung per Karikatur<br />
TN entwickeln Empathie<br />
TN entwickeln Phantasie über weiteren Verlauf des Kontakts<br />
ca. 20 Minuten<br />
nicht mehr als 15 TN<br />
Karikatur in entsprechender Anzahl kopieren<br />
keine besonderen Bedingungen<br />
„Ich habe eine Karikatur verteilt, die Sie jetzt bitte anschauen, ohne miteinander zu<br />
sprechen. Wenn Sie alle Details wahrgenommen haben, legen Sie sie bitte auf den<br />
Tisch/Boden. Schließen Sie nun die Augen und versetzen Sie sich in die Rolle des<br />
Schwarzen:<br />
Wer sind Sie? Wo kommen Sie gerade her, als Sie sich der Bank nähern? Was<br />
sind Ihre ersten Worte? Wie nehmen Sie die Reaktion der Banknachbarn wahr? Wie<br />
empfinden Sie diese Reaktion? Was würden Sie am liebsten tun? Wie reagieren Sie<br />
tatsächlich? Wie geht die Situation weiter? Was tun die anderen?“ (mit Zwischenpausen!)<br />
In der Auswertung soll der Bedeutung der verschiedenen Rollenzuschreibungen (z.B. Student,<br />
Bettler, Gelehrter, Asylbewerber, Afro-Deutscher, Tourist) sowie der Haltung und<br />
Reaktion der Weißen nachgegangen werden. Wäre die Reaktion oder Interpretation anders,<br />
wenn ein Weißer/eine schwarze Frau/ein Obdachloser/ ... gekommen wäre oder wenn es<br />
an einem anderen Ort/in einem anderen Land stattgefunden hätte? Gibt es Erfahrungen<br />
solcher Art unter den TN? Wie würde man sich selbst in einer solchen Situation verhalten<br />
(Rollenspiel mit verschiedenen Fortsetzungen spielen lassen)?<br />
Die Arbeit mit dieser Karikatur kann eine ganze Veranstaltung bestimmen.<br />
Quelle: Karikatur von Dorsi Germann. Aus: Führing, Gisela: Begegnung als Irritation.<br />
Münster-New York 1996, S. 194
„Ziegenfutter“ – <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit im Sahel C 1<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
35<br />
<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit differenziert betrachten<br />
Perspektive der Betroffenen einbeziehen<br />
TN durch ein Fallbeispiel motivieren und mit ins Geschehen ziehen<br />
in Kontakt kommen zu den TN-Vorstellungen von <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />
Empathie und Phantasie der TN ansprechen<br />
mindestens 60 Minuten<br />
beliebige TN-Zahl<br />
Papier und Stifte, Welt- oder Afrikakarte (Sahel), evtl. Utensilien für Rollenspiel und<br />
Dia-Projektor (vgl. Alternative und Fortführung)<br />
Tische und Stühle – evtl. Raum für Rollenspiele<br />
„Ich werde Ihnen eine Geschichte vorlesen – eine fiktive Kurzgeschichte aus einem Land<br />
des Sahel. Sie sollen nur zuhören und dort, wo ich abbreche, die Geschichte fortschreiben,<br />
so wie Sie denken, dass es weitergehen würde.“<br />
Fortführung: Nachdem einige Beiträge oder die Spielszenen vorgestellt worden sind, wird<br />
nach weiteren Möglichkeiten gesucht: „Hat jemand noch eine ganz andere Lösung, die wir<br />
bisher noch nicht bedacht haben? Welche Varianten stehen sich also hier gegenüber? Aus<br />
welchem Blickwinkel (z.B. <strong>Entwicklung</strong>shelfer, Projektleiter, Mogwa, Dorfältester, Dorfbevölkerung,<br />
Junge) wurde jeweils weitergedacht?<br />
Würde die Geschichte eine andere Wendung nehmen, wenn man einen Perspektivenwechsel<br />
vornehmen, also aus einer anderen als der gewählten Perspektive weiterdenken<br />
würde?“ Hier bietet sich zur Vertiefung ein Rollenspiel, z.B. aus der Sicht des Dorfältesten,<br />
an. Schließlich wird die Geschichte in der Version der Autorin weitergelesen und diskutiert,<br />
ohne dass dadurch andere Lösungen als ,falsch‘ deklariert werden.<br />
Günstig wäre schließlich die Fortsetzung mit Dias oder eigenen Berichten über Erfahrungen<br />
im Bereich Aufforstung/Ressourcenschutz des Sahel bzw. über die Entstehung von Projekten<br />
und Interessen der verschiedenen Beteiligten.<br />
„Bilden Sie Gruppen zu dritt und bereiten Sie eine Fortsetzungsvariante vor, die Sie uns<br />
dann vorspielen. Sie haben dafür 15 Minuten Zeit.“<br />
Bei größeren Gruppen kann statt Einzel- lieber die alternative Gruppenarbeit, bei<br />
mehrtägigen Veranstaltungen die Fortsetzung auch als eine Art „Hausaufgabe“ gegeben<br />
werden (vgl. auch C 2).<br />
Quelle: Führing, Gisela: Ziegenfutter. Kritischer Zugang zum Thema <strong>Entwicklung</strong>shilfe in der Sahelzone. In:<br />
Schmitt, R. (Hg.): Eine Welt in der Schule. Frankfurt/M. 1997, S. 267–273
Ziegenfutter C 1.1<br />
Gudrun Rumpf<br />
36<br />
Lieber Michael,<br />
wie versprochen, schreibe ich Dir gleich nach meiner Ankunft. Wenn ich sage, ich bin heil<br />
angekommen, ist das nur die halbe Wahrheit. Natürlich bin ich gesund, aber als ich gestern<br />
hier aus dem Landrover stieg, spürte ich mich selbst eigentlich nicht mehr: Nach zwölf<br />
Stunden Flug und dann noch acht Stunden im Landrover über Sandpisten, die eher Eisenbahntrassen<br />
ähneln als Straßen. Und dann die Hitze! Der Projektleiter, Herr Meier, holte<br />
mich am Flughafen ab und übergab mich Mogwa, der hier offensichtlich Mädchen für alles<br />
ist: Fahrer, Vorarbeiter, Dolmetscher und Einkäufer.<br />
Meier gab mir auch die Anweisungen der Landesregierung für den Dorfältesten. Sie sind<br />
natürlich in der Landessprache geschrieben, und ich finde es schon etwas komisch, etwas<br />
zu überbringen, was ich selber nicht lesen kann. Mogwa spricht ganz gut Englisch und hat<br />
mir das Wichtigste übersetzt.<br />
Die Station besteht aus einem kleinen Bürohaus und meinem Wohnhaus. Außer der Funkanlage<br />
und dem Landrover habe ich keinen Kontakt zur Außenwelt, und wann ich diesen<br />
Brief auf den Weg bringen kann, weiß ich auch noch nicht. Aber er ist geschrieben und liegt<br />
für alle Fälle bereit. Alles Gute für Euch alle, Euer Rainer.<br />
Rainer Busch faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag, als Mogwa<br />
hereinkam. „Rainer, wir müssen fahren, Tsipu, der Dorfälteste, erwartet Sie.“ Busch nahm<br />
die Akte mit den Vollmachten und Anweisungen der Regierung, griff nach seinem Hut und<br />
folgte Mogwa zum Auto. Der Weg durch die nur spärlich von Dornkakteen bewachsene<br />
Steppe war eintönig. Hier und da sah er ein paar Kinder mit Ziegen. „Viel Futter finden die<br />
auch nicht“, dachte er.<br />
In der Nähe des Dorfes bemühten sich einige Frauen, den kärglichen Boden für die Hirsesaat<br />
zu bereiten. Das Dorf selbst schien wie ausgestorben. Kein Laut drang aus den Häusern.<br />
Der Wagen hielt, dann führte Mogwa ihn zum Haus des Dorfältesten. Im Schatten<br />
eines etwas größeren Daches saßen etwa 20 Männer auf alten Bettgestellen, leeren Kanistern<br />
oder einfach auf dem Boden. Mogwa sprach einen der Männer an und seine Haltung<br />
verriet dabei die Macht des Ältesten mehr als die Worte, die Busch ohnehin nicht verstand.<br />
Tsipu winkte ihm, sich zu setzen und da er zögerte, weil er nicht wußte, wohin, wiederholte<br />
Mogwa die Aufforderung in englisch. Busch brauchte trotzdem noch einige Sekunden, bis<br />
er sich entschließen konnte, sich auf den Boden zu setzen.<br />
Mogwa führte das Gespräch mit dem Ältesten. Buschs Versuche, ihn als Dolmetscher<br />
einzusetzen, blieben relativ erfolglos. Immerhin erreichte er endlich, daß Mogwa dem Dorfältesten<br />
übersetzte, daß er, Rainer Busch, von der Regierung beauftragt sei, das Aufforstungsprogramm<br />
durchzuführen. Rainer übergab Tsipu die Papiere. Es dauerte eine Ewigkeit,<br />
bis Tsipu sie studiert hatte. Das unaufhörliche Gemurmel um ihn her, in einer Sprache, die<br />
er nicht verstand, wirkte einschläfernd. Endlich nickte ihm Tsipu freundlich zu und Mogwa<br />
sagte, sie könnten gehen.<br />
Lieber Michael,<br />
unsere Arbeit geht zügig voran. Wir haben die ersten fünf Hektar gepflanzt und haben viel<br />
Arbeit mit dem Bewässern, aber es sieht so aus, als ob die Pflanzen angehen. Ich bin sehr<br />
stolz, wenn ich die Fläche mit den kleinen grünen Stellen darin sehe. Bevor ich die nächste<br />
Fläche angehe, will ich erst einmal abwarten, wie die Akazien hier gedeihen, so daß meine<br />
Hauptaufgabe im Augenblick ist, die Bewässerung zu überwachen. Die Abende sind oft<br />
sehr lang.<br />
Rainer legte den Kuli weg. Er beschloß, lieber noch mal nach den Pflanzen zu sehen, der<br />
Brief würde ohnehin erst Ende nächster Woche, wenn der Projektleiter kam, mit in die<br />
Hauptstadt genommen werden.
Ziegenfutter C 1.1<br />
37<br />
Die Aufforstungsfläche lag hinter dem nächsten Hügel und so ging er langsam durch das<br />
Licht der schon tiefstehenden Sonne. Als er auf die Spitze des Hügels kam, traute er seinen<br />
Augen nicht. Eine Herde Ziegen stand verstreut in der Akazienschonung. Von einem Großteil<br />
der Pflanzen war nichts mehr zu sehen. Rainer schrie und rannte, wild mit den Armen<br />
fuchtelnd, los. Er versuchte, die Ziegen aus der Pflanzung zu vertreiben, mußte aber bald<br />
die Sinnlosigkeit seines Bemühens einsehen. Er rannte zurück zur Station. Mogwa bereitete<br />
gerade das Abendessen. Rainer schrie ihn an, in seinem Zorn auf deutsch. Erst das ratlose<br />
Gesicht Mogwas brachte ihn zur Besinnung.<br />
„Komm zu Tsipu, schnell.“ Mogwa schüttelte den Kopf.<br />
„Wir können unmöglich zur Essenszeit ungeladen beim Dorfältesten erscheinen.“<br />
„Essen oder nicht, ich muß sofort zu ihm.“<br />
Endlich ließ Mogwa sich überreden.<br />
Es war inzwischen fast dunkel geworden, als der Landrover ins Dorf fuhr.<br />
„Such den Ältesten.“ Mogwa war sichtlich unschlüssig, aber ein Blick in das Gesicht von<br />
Rainer Busch ließ ihn gehorchen. Rainer durchmaß den freien Platz zwischen den Häusern,<br />
hin und her, hin und her.<br />
Endlich erschien Mogwa. „Er kommt gleich zum großen Versammlungsplatz“, sagte er.<br />
Sie warteten. Der Platz füllte sich langsam mit Männern. Die Kinder kamen mit den Ziegen<br />
zurück. Das Gemurmel schien Rainer unerträglich und steigerte seinen Ärger.<br />
Als Tsipu sich endlich gesetzt hatte, blieb Rainer vor ihm stehen. „Die Kinder haben die Ziegen<br />
auf die Aufforstungsflächen getrieben.“<br />
Tsipu nickte. „Die Regierung hat geschrieben, das gibt Futter für die Ziegen“, antwortete er.<br />
„Aber die Bäume müssen doch erst wachsen.“<br />
„Die Ziegen haben Hunger und die Kinder brauchen Milch.“<br />
„In zwei Jahren geben die Bäume genügend Futter.“<br />
„Bis dahin sind sie in der Hitze verdorrt.“<br />
„Aber so ist das doch nutzlos, die Pflanzen sind kaputt und die Tiere haben nichts davon.“<br />
„Die Tiere sind heute satt und geben morgen gute Milch für die Kinder.“<br />
„Mogwa scheint nicht richtig zu übersetzen“, dachte Rainer, „er muß doch verstehen, daß<br />
die Bäume erstmal wachsen müssen. Er muß doch begreifen, daß ...“ Rainers Blick fiel auf<br />
einen kleinen Jungen, der abseits stand und ihn anstarrte. Der Knabe hatte ihn sicher nicht<br />
verstanden, aber er staunte über den Ton, in dem er, Rainer, vor dem Ältesten sprach.<br />
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Rainer Busch zwischen den murmelnden Männern<br />
hindurch zum Auto.<br />
Der Brief an seinen Bruder blieb unbeendet.<br />
... ?...<br />
Projektleiter Hubert Meier war außer sich. „Vier Monate Arbeit umsonst. Wir müssen<br />
Wachen aufstellen. Einen Zaun können wir nicht ziehen, das wird zu teuer. Wie ist so etwas<br />
nur möglich. Die ganzen Pflanzen abgefessen, Busch, was wollen Sie denn jetzt tun?“<br />
Rainer Busch zuckte die Schultern. „Ich habe schon neu angefangen.“<br />
„Wieso? Es ist doch keine Fläche vorbereitet, Sie haben keine Pflanzen mehr, wir<br />
bekommen vorläufig auch kein Geld. Womit haben Sie also angefangen?“<br />
„Ich lerne Dschibili.“<br />
„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Was hat das mit der Aufforstung zu tun?“<br />
Jetzt fuhr der Landrover zwischen den Wellblechhütten am Rande der Hauptstadt hindurch.<br />
Rainer Busch hatte bestimmte Ziele. Er wusste, daß die Universität ein kleines biologisches<br />
Institut hatte, und er hoffte, dort zu finden, was er suchte.
Ziegenfutter C 1.1<br />
38<br />
Eine Woche später war er wieder an der Station. Im Landrover standen drei Kästen mit<br />
Pflanzen.<br />
Mogwa half beim Abladen. „Was ist das?“ ,, fragte er, auf die Kästen zeigend.<br />
„Paranüsse, Cashewnüsse und Walnüsse. Wir werden sie in der Nähe des Hauses pflanzen<br />
und abwarten, wie wie sich entwickeln. Und dann sehen wir weiter.“<br />
Lieber Michael,<br />
entschuldige, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen, aber die Nußplantagen<br />
sind sehr arbeitsaufwendig, und ich muß jetzt ja fast alles allein machen. Durch den Reinfall<br />
mit den Akazien ist unser Programm erst einmal ausgesetzt, so daß ich auch keine<br />
Arbeitskräfte zur Verfügung habe. Aber die Cashew gedeihen hervorragend, ich glaube, ich<br />
habe die richtigen Pflanzen gefunden. Wenn sie groß genug sind, werden sie Nahrung für<br />
die Menschen liefern, mit ihrem Laub Futter für die Ziegen und auf die Dauer sogar Holz für<br />
die Herdfeuer.<br />
Dschibili zu lernen erfordert viel Zeit für mich. Die Sprache ist bildhaft und fast völlig frei<br />
von jeder Art Abstraktion. Es gibt zum Beispiel kein „grün“: es gibt das Grün der frischen<br />
Blätter und das Grün einer Schlange, die sich unter Blättern versteckt; das Grün im Wasser<br />
eines Flusses, in dem Krokodile leben ist wieder ein anderes Wort. Seitdem ich einigermaßen<br />
mit der Sprache zurechtkomme und Mogwa nicht mehr ständig als Dolmetscher<br />
brauche, gehe ich oft ins Dorf zum Palaver und in der vergangenen Woche hat Tsipu mich<br />
sogar hier besucht. Er hat den ganzen Nachmittag mit sichtlicher Freude im Schatten der<br />
Cashewbüsche gesessen und mich schließlich gefragt, ob ich so was nicht in der Nähe des<br />
Dorfes auch machen könnte. Natürlich, meinte er, müsste man die Ziegen wohl fernhalten,<br />
bis die Büsche groß genug sind ...<br />
aus: Manfred H. Oblände, H. Schulz. A. Skarmeta (Hrsg.): Zeit der Dürre, Zeit des Regens.<br />
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, S. 84ff.
Fallbeispiele C 2<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
39<br />
die TN in die Situation im Gastland einbeziehen<br />
die TN für den eigenen Erlebnisbericht aufgeschlossen machen<br />
den TN den Gehalt und die Bedeutung kultureller Grenzen aufzeigen<br />
das Bewusstsein für kulturelle Prägungen stärken<br />
ca. 30 Minuten<br />
beliebig<br />
Fallbeispiele ausschneiden, ergänzen, in entsprechender Zahl kopieren<br />
Untergruppen zu dritt müssen möglich sein.<br />
„Ich möchte Sie heute mitnehmen in möglicherweise unangenehme oder kritische Situationen,<br />
wie sie <strong>Entwicklung</strong>shelferinnen oder -helfern in ihrem Gastland passieren können.<br />
Stellen Sie sich also vor, Sie würden in einem fremden Land leben und arbeiten und folgende<br />
Situation erleben.“<br />
Sie teilen ein bis zwei Fallbeispiele (s. C 2.1) pro Dreiergruppe aus und geben folgende<br />
Anweisungen zur Bearbeitung:<br />
„Bearbeiten Sie bitte diese Fallbeispiele in drei Schritten:<br />
Tauschen Sie sich über Ihre spontane Reaktion aus, wenn Ihnen das im Beispiel<br />
Erzählte passieren würde.<br />
Überlegen Sie viele mögliche Gründe für das Verhalten des anderen.<br />
Überlegen Sie, wie Sie sich in der Situation verhalten bzw. das Problem lösen würden.“<br />
Nach der Gruppenarbeit gehen Sie gemeinsam die einzelnen Beispiele durch (vgl. C 2.2)<br />
und lassen vor allem die im zweiten Schritt aufgestellten Hypothesen diskutieren. Dies gibt<br />
Ihnen Gelegenheit, von Ihren eigenen Erlebnissen zu berichten und auf unterschiedliche<br />
kulturelle Prägungen aufmerksam zu machen. Gegebenenfalls können Sie Ihre Erfahrungen<br />
kategorisieren, indem Sie auf diverse Ebenen verweisen, die im interkulturellen Kontakt<br />
Probleme verursachen können, z.B.: Höflichkeit, Nähe/Distanz, Familie, Rollenvorstellungen/Autorität,<br />
Geben/Nehmen usw (vgl. C12.1). Vielleicht werden die TN dadurch auch an<br />
eigene Erfahrungen erinnert, die für sie bisher unerklärlich waren oder Anlaß für Mißverständnisse<br />
boten. Dabei mag es auch sein, dass gewisse Erfahrungen nicht als<br />
interkulturell, sondern als historische oder sozio-ökonomisch bedingte analysiert werden.<br />
Es kommt nicht darauf an, gewisse Verhaltensweisen als z.B. „typisch afrikanisch“ zu<br />
qualifizieren und dadurch starr festzuschreiben, sondern das Bewusstsein für<br />
unterschiedliche kulturelle Prägungen zu schärfen.<br />
Achten Sie darauf, dass die TN nicht den zweiten Schritt überspringen. Man ist oft schnell<br />
bei sogenannten Lösungen, bevor man die Situation von verschiedenen potentiellen Sichtweisen<br />
aus betrachtet hat! Fordern Sie sie also auf, so viele Gründe wie möglich zu finden,<br />
auch wenn sie uns zunächst irrational erscheinen mögen.<br />
Quelle: Gisela Führing: Begegnung mit dem Fremden.<br />
DED Berlin 1993 (Block B und D, mit Hintergrundinformationen über mögliche ,Lösungen‘)<br />
zu Nr. 6: Traven, B.: Der Großindustrielle. In: Führing, G./Mané, A.M. (Hg.): Leben in anderen Kulturen.<br />
PLIB-Heft Nr. 17. Ludwigsfelde 1993, S. 19–22
Fallbeispiele C 2.1<br />
Anmerkung:<br />
40<br />
1. Sie sind zum Essen bei einem Projektmitarbeiter eingeladen. Obwohl Sie höflich danken,<br />
wird Ihnen ein Nachschlag auf den von Ihnen geleerten Teller gegeben.<br />
2. Immer wieder passiert es, dass Menschen aus der Nachbarschaft Sie in Ihrer Mittagpause<br />
besuchen: sie erkundigen sich nach Ihrem Wohlergehen, setzen sich ins Wohnzimmer,<br />
blättern in herumliegenden Zeitschriften und gehen nach einer Weile wieder.<br />
3. Sie sitzen in einem Restaurant und essen zu Abend. Am Nachbartisch bekommt ein<br />
Junge, der von Tisch zu Tisch geht, die Knochen vom Teller eines anderen Gastes.<br />
Nun kommt er zu Ihnen.<br />
4. Sie haben sich dazu entschlossen, einen Hausangestellten einzustellen, der auf dem<br />
Gelände Ihres Hauses lebt. Binnen drei Wochen ist dessen Familie von drei auf neun<br />
Personen angewachsen.<br />
5. Bei einer Fahrt im vollbesetzten Buschtaxi hat ein Mensch sich breit gemacht<br />
und zwei Plätze belegt, während sich die anderen ungeheuer drängeln müssen – Sie<br />
eingeschlossen.<br />
6. Ein US-Amerikaner sieht in einem mexikanischen Dorf einen Indio, der besonders<br />
hübsche Körbe flicht und einmal die Woche auf dem Markt verkauft. Er erfährt den<br />
Stückpreis, nämlich 50 Centavos, erfragt dann zunächst den Preis für 10 und 100 Stück<br />
(45 bzw. 40 Centavos) und schließlich den für 1000 und 10 000 Stück, weil er ein großes<br />
Geschäft wittert. Die Antwort: „Zwei Pesos das Stück bei tausend bzw. vier Pesos bei<br />
zehntausend Körbchen!“<br />
7. Innerhalb von vier Wochen will ein Mitarbeiter zweimal freinehmen, um zum Begräbnis<br />
seines Vaters in seine Heimatregion zu gehen.<br />
Die Situationen sollen jeweils so verstanden werden, dass man der einzige Europäer in der<br />
Situation ist. Sie können in der Regel in beliebigen Ländern spielen.
Hinweise C 2.2<br />
zu dem möglicherweise befremdenden Verhalten<br />
41<br />
Alle hier gegebenen Erklärungen sollen einen Anlass zur Diskussion bieten. Sie stellen nur<br />
einen kleinen Ausschnitt aus vielen möglichen Antworten der TN dar, die ausdrücklich auch<br />
bedacht werden sollten. Je nach Kontext ergeben sich auch völlig andere als die genannten<br />
Konstellationen.<br />
1. Aus Höflichkeit wird in Deutschland oft der Teller leer gegessen, während ein leerer Teller<br />
in anderen Kulturen ein unausgesprochener Hinweis auf noch bestehenden Appetit sein<br />
kann, dem aus Gastfreundschaft mehr Gewicht beigemessen wird als dem Hunger der<br />
eigenen (evtl. noch wartenden) Familienmitglieder.<br />
2. Nachbarschaft wird in vielen Ländern des Südens (aber auch z.B. in dörflichen Regionen<br />
in Deutschland!) als unbegrenzte Nähe aufgefasst, die unangemeldeten Besuch und<br />
gegenseitiges Sich-Kümmern einschließt. Verständnis für Rückzug und den Wunsch,<br />
allein sein zu wollen, mag man dabei vermissen.<br />
3. Die Konfrontation mit Armut ist eine der größten Herausforderungen beim Leben in<br />
einem <strong>Entwicklung</strong>sland. Manche <strong>Entwicklung</strong>shelfer wagen nicht, etwas zu geben aus<br />
Angst, nicht allen helfen zu können oder ausgenommen zu werden oder auch aus der<br />
Erfahrung von ,Undankbarkeit‘. Andere meinen, dass Geben für Sie überhaupt kein<br />
Problem darstelle und sie immer bereit dazu seien. In welchen Situationen haben Sie<br />
gegeben? Welche Haltung haben Sie bei Einheimischen gegenüber Bedürftigen erlebt?<br />
Wie hat sich der Begriff „Armut“ für Sie verändert durch Ihren Aufenthalt? Wie verhalten<br />
Sie sich in Deutschland gegenüber Marginalisierten?<br />
4. Wenn einer aus der Großfamilie Arbeit hat, so ist oft damit die Verpflichtung gegeben,<br />
andere Familienmitglieder zu unterstützen, zumal diese oft bereits das gleiche getan<br />
haben. Allerdings verschwindet diese Gewohnheit immer mehr angesichts der<br />
zunehmenden existentiellen Belastungen.<br />
5. Manchen Menschen wird Autorität zugeschrieben, die sich in einem solchen Verhalten<br />
äußern kann, ohne daß jemand protestiert, oder er maßt sich selbst Privilegien an.<br />
Gedrängt sitzen ist andererseits für die meisten Menschen nichts Ungewöhnliches;<br />
man ist ohnehin mehr körperliche Nähe gewöhnt. Und schließlich weiß man nicht,<br />
ob nicht noch jemand zusteigen wird, für den ein Platz freigehalten wird.<br />
6. In diesem Beispiel von Bernd Traven gibt der korbflechtende Indio genau die Gründe an,<br />
weshalb er keinen Mengenrabatt, sondern im Gegenteil einen relativ höheren Stückpreis<br />
verlangen muß: Er könnte bei einer solchen Massenproduktion nicht mehr sein Feld<br />
bestellen und müßte Nahrungsmittel kaufen, ebenso wie die Verwandten, die für ihn<br />
arbeiten würden.<br />
7. Vielleicht hat er gelogen, weil er irgendeinen Vorwand für Sonderurlaub braucht.<br />
Wahrscheinlicher aber ist, daß es sich entweder um verschiedene Begräbnisrituale in<br />
bestimmten Abständen oder um den Tod eines anderen „Vaters“ (= Bruder des eigenen<br />
Vaters) handelt. Verwandtenbezeichnungen haben eine andere Konnotation als in<br />
Deutschland.
Perspektivenwechsel: C 3<br />
Ein <strong>Entwicklung</strong>shelfer in Deutschland<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
42<br />
den Begriff „<strong>Entwicklung</strong>“ auch einmal von der anderen Seite anschauen<br />
kreative Phantasie zur gesellschaftlichen Veränderung aktivieren<br />
Ziele der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit auf Deutschland anwenden<br />
mindestens 45 Minuten (jeder Teil ca. 15 Minuten)<br />
beliebige TN-Zahl<br />
(Mal-) Papier, Kärtchen und (Bunt-) Stifte; evtl. Bilder aus der Ausstellung des Weltfriedensdienstes<br />
„Mythos <strong>Entwicklung</strong>“; Klebestifte, Papierbögen (Flipchart) oder Tafel<br />
Tische und Stühle – eventuell auch für Kleingruppenarbeit<br />
„Stellen wir uns vor, daß wir Besuch aus einem anderen Kontinent, z.B. aus Westafrika,<br />
bekommen: Was könnte er bei uns für entwicklungsbedürftig halten?“ Nach spontanem<br />
Notieren auf kleine Kärtchen folgt ein kurzer Gedankenaustausch.<br />
Dann bitten Sie die TN, die Augen zu schließen und bei der folgenden Lesung mit den<br />
Augen Mamadous zu ,schauen‘. Sie selbst lesen den Artikel „Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers“<br />
(s. C 3.1) ganz oder in Auszügen vor.<br />
„Malen Sie bitte, wie Sie sich das deutsche Dorf/den Deutschen nach Mamadous Aussage<br />
vorstellen!“ – Danach Austausch über die Ergebnisse.<br />
„Dieser Artikel stammt von einer ehemaligen <strong>Entwicklung</strong>shelferin, die die Perspektiven<br />
einfach mal umgedreht hat. Welche Erfahrungen mit Deutschen in Westafrika kommen hier<br />
zum Ausdruck? Wie könnte man sich eine optimale Partnerschaft oder <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />
vorstellen? Welche der Anregungen Mamadous können bei uns umgesetzt<br />
werden? Wie können wir vom Süden lernen?“<br />
Nehmen Sie jeweils zu dritt die Plakate der Ausstellung „Mythos <strong>Entwicklung</strong> – Heiligenschein<br />
oder Scheinheiligkeit?“ des WFD in die Hand: Beschreiben und analysieren Sie den<br />
Aussagegehalt!<br />
Quelle: Karin Hammerschmidt: Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers. Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>,<br />
in einem deutschen Dorf. WFD-Querbrief Nr. 2/91, S. 20<br />
Weltfriedensdienst (Hg.): Mythos <strong>Entwicklung</strong> – Heiligenschein oder Scheinheiligkeit? Berlin 1995 (vgl. E 3)<br />
Literatur: Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): <strong>Entwicklung</strong>sland Deutschland.<br />
Umkehr zu einer global zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong>. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997
Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers C 3.1<br />
Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, in einem deutschen Dorf<br />
43<br />
In den ersten Monaten nur schauen, beobachten, aufnehmen, fragen, nicht werten, so<br />
hatte man ihm während der dreimonatigen Vorbereitungszeit gesagt. Mit diesen Gedanken<br />
im Kopf ging Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, durchs Dorf. Menschen<br />
waren nicht zu sehen, nicht einmal Kinderstimmen zu hören. Wie anders war es da bei ihm.<br />
Dort war Leben im Dorf. Morgens und abends hörte man die Frauen beim Stampfen der<br />
Hirse oder des Reises, die Schreie der Esel und das Blöken der durstigen Schafe am Brunnen.<br />
Aber dieses Dorf schien ausgestorben zu sein. Ein kleines Stück Grasland zwischen den<br />
Häusern war zu einem Teil mit Plastikfolie und Autoreifen bedeckt, halb hinter einem Haus<br />
versteckte sich ein riesiger überdimensionaler schwarzer Brunnenring mit einer Leiter bis<br />
zum oberen Rand. Je mehr er sich dem Haus näherte, umso stärker wurde der stechende<br />
Gestank. An der Tür in einem ca. 100 m langen, fensterlosen Gebäude las er das Schild<br />
„Betreten des Stalles verboten“. Die Tiere hier reagierten hoch sensibel auf Fremdeinflüsse<br />
und hatten höchstens noch das Aussehen mit ihren freilebenden Artgenossen bei ihm zu<br />
Hause gemein.<br />
„Verbesserung der Ernährungssituation der Bevölkerung“ hieß eines der entwicklungspolitischen<br />
Ziele. Ihre gewohnheitsmäßige Ernährung war zu kalorienhaltig, enthielt zu<br />
wenig Ballaststoffe und war zu eiweißreich. Die Menschen litten unter Bluthochdruck,<br />
Krebs, Herzinfarkt und Zuckerkrankheit. Aber offensichtlich war ihnen der Zusammenhang<br />
zwischen Krankheit und falscher Ernährung nicht klar, denn trotz Bekanntmachung in den<br />
Medien veränderten nur wenige ihre Gewohnheiten.<br />
„Befriedigung der Grundbedürfnisse“ war noch so ein entwicklungspolitisches Stichwort.<br />
Hier wurde die Natur nicht als Existenzgrundlage betrachtet, die man respektierte und mit<br />
der man vorsichtig umging, sondern sie wurde bis zur völligen Erschöpfung ausgebeutet. In<br />
seinem Land gingen die Frauen, die traditionellerweise die Landwirtschaft besorgten, oft<br />
barfuß auf das Feld, um so wenig wie möglich zu zerstören und möglichst „hautnahen“<br />
Kontakt zur Erde zu haben. Den Menschen hier fehlte das Denken in Zusammenhängen. Sie<br />
machten sich nicht klar, daß Stickstoff, Pestizide, Herbizide und andere chemische Rückstände<br />
auf Umwegen, aber unausweichlich zu den Menschen zurückgelangen.<br />
Er kam an einer kleinen Weide vorbei, auf der er zwischen 40 und 50 Kühe zählte. Die<br />
Milchquote war auch so ein Schuss in den Ofen. Durch weniger Kühe, die weniger Futter<br />
fressen, weniger Gülle produzieren, werden die Milchseen nicht verkleinert, wenn den<br />
Kühen ein spezielles Hormon verabreicht werden soll, das die Milchproduktion erheblich<br />
steigert. Merkten die Bauern nicht, daß es immer auch Gewinner bei dieser Art Politik gab?<br />
300 000 Bauern hatten in den letzten zwei Jahrzehnten aufgegeben, und jedes Jahr kamen<br />
12 000 bis 15 000 dazu. Was blieb den Bauern, als in die Stadt zu gehen und als ungelernte<br />
Arbeiter Arbeit zu suchen? Ohne die Frauen wäre so mancher Betrieb hier nicht mehr<br />
existenzfähig. Trotzdem wurden sie nicht als selbständige Bäuerinnen behandelt wie bei<br />
ihm, sondern nur als familieninterne Hilfskräfte.<br />
Die emotionale und finanzielle Abhängigkeit der Frauen von den Männern war auffallend.<br />
Anders als bei ihm war es hier üblich, dass Ehepaare ein gemeinsames Konto hatten und<br />
dass die Frauen bei der Heirat ihren Namen ablegen und den des Mannes annehmen. –<br />
Aber um die Frauen sollte sich Fatou kümmern, das war ihr Ressort.<br />
Mamadou schaute zu, wie ein riesiger Traktor, dessen Räder um einiges höher waren als er<br />
selbst, ein Spritzgerät anhängte, die teleskopartigen Spritzarme ausklappte und<br />
ausprobierte. Sie funktionierten. Toll, dass diese große Maschine nur von einer Person
Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers C 3.1<br />
Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, in einem deutschen Dorf<br />
44<br />
bedient wurde. Wofür aber war dieser hohe finanzielle und chemische Input notwendig,<br />
wenn Überschüsse verschenkt oder zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt verkauft<br />
wurden?<br />
„Selbsthilfeansätze der Bauern gilt es zu unterstützen.“ – Direktvermarktung gab es schon,<br />
allerdings nur in kleinen Nischen des sogenannten ökologischen Landbaus, einer Form der<br />
Landwirtschaft, die in seinem Land schon seit Urzeiten praktiziert wurde. Zaghafte Versuche<br />
mit einer artgerechten Tierhaltung mit dem Ziel, weniger, aber gesundes Fleisch zu<br />
gesunden Preisen zu produzieren, existierten. Das Fleisch, das er hier gegessen hatte, war<br />
fade und wässrig und überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, das er von zu Hause kannte.<br />
Aber alle diese Maßnahmen waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das, was<br />
gemacht werden müsste, durfte Mamadou nicht tun, weil es eine Einmischung in die<br />
politischen Verhältnisse des Gastlandes wäre. Aber wie sollte es anders gehen? Alles<br />
andere wäre nur Makulatur, kurieren an den Symptomen. Die Bauern wurden immer noch<br />
sprichwörtlich als die Dummen verkauft.<br />
Wo sollte er hier beginnen? Hatte das Ganze überhaupt Aussicht auf Erfolg? Und das bei<br />
einem <strong>Entwicklung</strong>shelfervertrag von drei Jahren.<br />
Karin Hammerschmidt
Sprichwörter als kultureller Ausdruck C 4<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
Alternative:<br />
45<br />
Erfahren von einem anderen Menschenbild und von anderen Lebenseinstellungen<br />
Erspüren von anderen Normen und Werten<br />
ca. 40 Minuten (15 Minuten Gruppenarbeit, 25 Minuten Auswertung)<br />
beliebige TN-Zahl<br />
Je vier Sprichwörter auseinander schneiden und kopieren; Karikatur für alle kopieren<br />
Tische und Stühle für Kleingruppen; Stuhlkreis fürs Plenum<br />
„Es ist nicht leicht, sich einer anderen Kultur so zu nähern, dass wir etwas von ihrer andersartigen<br />
Spiritualität erfahren. Wir wollen hier nur einen kleinen Schritt in diese Richtung<br />
wagen. Es gibt dazu verschiedene Wege – etwa Begrüßung (vgl. C 12), Feste, Übergangsriten<br />
wie Geburt, Initiation, Tod oder den Umgang mit der Natur. Hier soll der Zugang über<br />
Sprichwörter gesucht werden: Ich verteile jeweils vier Sprichwörter aus dem afrikanischen<br />
Kontext. Bilden Sie bitte Gruppen von drei bis fünf Personen und versuchen Sie, die Sprichwörter<br />
zu ergründen. Vielleicht finden Sie entweder ähnliche deutsche Redewendungen<br />
und Sprichwörter oder Sie benennen die Unterschiedlichkeit zu unserem Denken – beides<br />
auch anhand von Beispielen.“<br />
Nach der Gruppenarbeit werden die einzelnen Ergebnisse vorgestellt und verglichen.<br />
Die Karikatur wird verteilt: „Wie interpretieren Sie den Aussagegehalt der Karikatur? Welcher<br />
unterschiedliche Lebens-/ Problemlösungsansatz der beiden Protagonisten kommt<br />
hier zum Ausdruck?“<br />
Die Beispiele regen auch zu einem Erfahrungsaustausch an, bei dem Sie aus dem Leben im<br />
Gastland erzählen können.<br />
Falls Sie mehr TN haben als die entsprechende Anzahl der Sprichwörter, so können<br />
unterschiedliche Gruppen dieselben Sprichwörter interpretieren und kommen vielleicht<br />
zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Diskussion belebt.<br />
Sie können die Gruppen auch bitten, aus den Sprichwörtern eines auszuwählen und dieses<br />
als Pantomime vorzustellen und erraten zu lassen.<br />
Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.<br />
Wuppertal 1990, S. 151–153<br />
Margrit Kirchner: Afrika – was geht das denn uns an? In: Calig AV-Medien Religion: Afrika – und wir.<br />
Hildesheim 1993, S. 27
Sprichwörter aus Afrika C 4.1<br />
46<br />
Wenn die Maus ins Feuer rennt, dann steckt eine Macht dahinter, die stärker ist als Feuer.<br />
Arbeit ist gut, vorausgesetzt, dass du nicht zu leben vergisst.<br />
Wer von einer Schlange gebissen wurde, läuft auch vor einem Regenwurm davon.<br />
Bäume können sich nicht treffen, aber Menschen.<br />
Ich bin, weil wir sind, und weil wir sind, bin ich.<br />
Ein Freund gilt mehr als der Ertrag eines Arbeitstages.<br />
Man kann das Herz nicht beugen wie das Knie.<br />
Nur einer gräbt den Brunnen, aber viele kommen, daraus zu trinken.<br />
Nur eine vorwitzige Ziege grüßt die Hyäne.<br />
Auch schwarze Kühe geben weiße Milch.<br />
Der einfache Bauer ist die Nahrung der Macht.<br />
Wer seinen Hund liebt, muß auch Läuse lieben.<br />
Wer zu viel Arbeit hat, fängt am besten mit dem Essen an.<br />
Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen, nicht seinen Mund.<br />
Die Macht isst keinen Hirsebrei ohne Fleischsoße.<br />
Der Mund eines Greises mag stinken, aber nicht seine Worte.<br />
Man kann Weinenden nicht die Tränen abwischen, ohne sich die Hände nass zu machen.<br />
Der Bauer ist wie ein „Kalgo-Busch“:<br />
Wenn seine Äste ein Stück gewachsen sind, werden sie beim Roden abgeschnitten.<br />
Das Herz gibt, nicht die Hand.<br />
Ein fauler Zahn lässt alle anderen stinken.<br />
Lieber von einem Verwandten gebissen als von einem Fremden geleckt.<br />
Auch wenn die Hyäne nicht gesund ist, frisst sie den Hund.<br />
Das Krokodil ist nur stark, wenn es im Wasser ist.<br />
Klein ist das Eichhörnchen, aber es ist kein Sklave des Elefanten.<br />
Es regnet auf alle Dächer.<br />
Wer Kinder hat, hat auch Segen.<br />
Gesundheit des Körpers ist Reichtum.<br />
Ein alter Besen fegt besser als ein neuer.<br />
Schau dem Wanderer nicht ins Gesicht, sondern in den Magen.<br />
Die Sonne geht nie auf dieselbe Weise auf, wie sie untergeht.<br />
Der Elefant stirbt an einem winzigen Pfeil.<br />
Wer klug ist, schweigt.<br />
Ein Bruder ist wie eine Schulter.<br />
Sei nicht hochfahrend gegen Deinen Nächsten.
Wie löst man Probleme? C 4.2<br />
Quelle: DED-Informationen Berlin 1989, S. 10 - 11<br />
47
Zeitung des Partnerlandes C 5<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
48<br />
Wahrnehmung und kritische Analyse von Zeitungsmeldungen<br />
Aussagen über Typisches und Untypisches des Partnerlandes<br />
Interessen der TN anregen<br />
ca. 45 Minuten<br />
beliebige TN-Zahl; Sprachvoraussetzungen müssen gegeben sein<br />
Zeitungen aus dem Partnerland besorgen<br />
Kleingruppenarbeit in einem Raum oder mehreren Räumen muss möglich sein.<br />
„Ich habe Ihnen Zeitungen aus meinem Partnerland mitgebracht. Bitte teilen Sie sich in<br />
Gruppen von zwei oder drei auf. Schauen Sie die Zeitungen gemeinsam an und entscheiden<br />
Sie, welche Nachrichten Ihnen typisch für dieses Land/diese Region erscheinen und welche<br />
auch für uns gelten könnten.“<br />
„Wählen Sie sodann einen Artikel der ersten Rubrik aus und berichten Sie der Gruppe von<br />
Ihren Einsichten.“<br />
Nach Vorstellung und Diskussion der Gruppenarbeit kann man thematische Interessen<br />
abfragen und an diesen entlang weiterarbeiten.<br />
Man kann die dortige Berichterstattung über Weltereignisse mit der hiesigen (Dritt-)Welt-<br />
Berichterstattung vergleichen oder die deutsche Presse mit den Augen eines Ausländers<br />
lesen.<br />
Diese Übung eignet sich auch für fremdsprachliche Veranstaltungen.<br />
Wenn Sie eine spezifische Thematik verfolgen wollen, können Sie selbst hierfür geeignete<br />
Artikel auswählen.
Produkte aus aller Welt in unserem Alltag C 6<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Literatur/<br />
Beispiele:<br />
49<br />
Informationen vermitteln über die Herkunft alltäglicher Produkte<br />
globale Zusammenhänge im Alltag erkennen und hinterfragen<br />
TN ganzheitlich ansprechen<br />
45–90 Minuten (Programm ist auch länger auszudehnen!)<br />
möglichst nicht über 15 TN: je kleiner die Gruppe, desto intensiver!<br />
Zu einem Produkt (z.B. Kokos, Kakao, Tropenholz) Gegenstände sammeln, in denen<br />
das Ausgangsprodukt enthalten ist oder die aus ihm gemacht sind; Informationen über die<br />
Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung sammeln, Einzelfallbeispiele von Produzenten<br />
beifügen; ebenso ein Rezept, Musik o.ä. zur weiteren Bearbeitung bzw. für ein<br />
gemeinsames Erlebnis (Kochen, Schmecken, Hören, Tanzen, ...) besorgen<br />
CD und CD-Player; Möglichkeit zum Kochen und Essen o.ä.<br />
„An einem Produkt wollen wir die vielfältige Verflechtung unseres Lebens mit jenem von<br />
Menschen und Ländern der sog. ,Dritten Welt‘ verdeutlichen. Raten Sie mal, um welches<br />
Produkt es sich hier handelt.“<br />
Anhand von Geschichten, Selbstzeugnissen der Produzenten (evtl. aus der Umgebung Ihres<br />
Einsatzortes) und einem eigenen Kochexperiment sollen verschiedene Zugänge zu diesem<br />
Produkt erprobt und auch die eigene Beteiligung im globalen Gefüge reflektiert werden<br />
(vgl. C 7).<br />
Veranschaulichen Sie aus eigener Erfahrung und nehmen Sie z.B. Dias zu Hilfe. Es eignen<br />
sich zur Vertiefung der Einsichten auch Materialien über Kakaobauern, Teepflückerinnen,<br />
Teppichknüpfkinder o.a. (vgl. E1 und E 2).<br />
Diese Übung kann ausgeweitet werden zu einer Diskussion über die Terms of trade, über<br />
unsere Rohstoffabhängigkeit, unsere übermäßige Ressourcennutzung, den Welthandel und<br />
die Agenda 21 (vgl. C 8, C 10).<br />
Man kann auch anhand beliebiger Gegenstände aus dem täglichen Leben (z.B. Seil, Kupferdraht,<br />
T-Shirt, Sportschuhe, Bounty, Rum, Motorrad, Glühbirne, Zucker, Früchte, Teetasse,<br />
Alu-Folie etc.) die Zusammensetzung aus Importartikeln erraten lassen. Dazu sollte man<br />
eine Liste ihrer Bestandteile machen (erstellen lassen), Atlanten oder Rohstofflisten von<br />
Exportländern bereitlegen sowie Informationen über die Produktionsbedingungen.<br />
Zur Unterstützung gibt es vielerlei Hilfsmittel, z.B.:<br />
Video „In Unschuld waschen“: Philippinische Kokosbauern u.a. hinterfragen<br />
umweltverträgliches Waschen.<br />
Video „Blumenfrauen“ und „Tod im Blumenfeld“, über Anbaubedingungen in der<br />
Blumenproduktion Kolumbiens für den europäischen Markt; beide erhältlich in<br />
Medienzentralen/ Landesbildstellen.<br />
Kisten und Koffer zu Gewürzen, Kaffee, Kakao, Kokos u.a. helfen bei der ganzheitlichen<br />
Ausgestaltung lebendiger Veranstaltungen (s. E 1).<br />
vielfältiges Material für die <strong>Bildung</strong>sarbeit: bei Organisationen (s. E 3).
Unsere Kleidung und die Welt C 7<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
50<br />
globale Hintergründe hinter alltäglichen Gegenständen entdecken<br />
Einsicht in Strukturen globaler Warenproduktion und -ströme gewinnen<br />
eigenen Konsumstil bewusst machen und hinterfragen<br />
Handlungsalternativen im persönlichen und politischen Bereich erörtern<br />
mindestens 90 bis 120 Minuten<br />
beliebig groß<br />
Bilder zusammenstellen (vgl. B 14); alte Zeitschriften zum Ausschneiden besorgen; Material<br />
C 7.1.2, 7.1.3 kopieren, Comic in C 7.3.1 vergrößern, kopieren, auf Karton kleben und zu<br />
einem Puzzle zerschneiden; Filzstifte, Kärtchen, große Papierbögen (Flipchart), Klebestifte<br />
möglichst drei angrenzende Räume für die Gruppenarbeit (mit einer zusätzlichen Möglichkeit<br />
zur Filmbetrachtung)<br />
1. Teil: „Zu unserem heutigen Thema ,Kleidung‘ habe ich Ihnen ein paar Bilder aus aller<br />
Welt mitgebracht. Schauen Sie sie in Ruhe an und greifen Sie eines heraus, anhand<br />
dessen Sie uns etwas über Ihren eigenen Umgang mit Kleidung sagen möchten.“<br />
Sie breiten die Bilder auf dem Boden oder auf einem großen Tisch aus; die TN wählen<br />
aus und stellen ihre Überlegungen vor.<br />
2. Teil: „Wir können nun die verschiedenen Bilder zu Oberbegriffen ordnen.<br />
Welche Kriterien sollen wir zugrunde legen?“ Die TN versuchen verschiedene<br />
Ordnungssysteme (z.B. nach Kontinenten, nach Tradition und Moderne, nach<br />
Zweckbestimmung, Anlass usw.).<br />
3. Teil: Sie lassen in Untergruppen an verschiedenen Themen selbständig arbeiten<br />
(oder bearbeiten sie als Seminarreihe nacheinander):<br />
a) „Kleidung – Ausdruck der Persönlichkeit oder Konsumabhängigkeit?“ (Collage<br />
aus alten Zeitschriften).<br />
b) „Weltreise einer Jeans“ (C 7.1).<br />
c) „Sportschuhe – Was steckt in ihrem Preis?“ (C 7.2).<br />
d) „Altkleider – Was haben sie mit Afrika zu tun?“(C 7.3).<br />
4. Teil: Die Gruppen stellen im Plenum ihre Ergebnisse vor. Im Abschlussplenum können<br />
Sie die Frage nach Konsequenzen stellen: „Was nun?“ (vgl. C 7.4). Dazu eignet sich auch<br />
die Konfrontation mit dem Leitbild „Gut leben statt viel haben“ aus der Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland“ (vgl. C 10) oder eine Diskussion über den Slogan<br />
„Politik mit dem Einkaufskorb“.<br />
5. Man kann einen Filmausschnitt des Videos „Oburoni Wawu – Die Kleider der toten<br />
Weißen“ (EZEF) mit dem Plenum oder der Gruppe d) anschauen. Der Film vertieft die<br />
Altkleiderproblematik und spricht Alternativen an.<br />
Sie können auch andere Themen aus Ihrer Auslandstätigkeit mit „Kleidung“ verbinden: z.B.<br />
Baumwollproduktion und -vermarktung, Frauenarbeit im Kunsthandwerk, (historische)<br />
Erfahrungen mit Manufakturbetrieben/Textilindustrie, Bedeutung von traditionellen Ornamenten<br />
usw.<br />
Literatur s. C7.5
Arbeitsgruppe „Weltreise einer Jeans“ C 7.1<br />
Arbeitsvorschläge:<br />
51<br />
Tragen Sie die Weltreise einer Jeans durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!<br />
Gibt es Zentren für Rohstoff-Verarbeitung, -Veredelung , -Verkauf, -Verbleib?<br />
Überlegen Sie geeignete graphische Darstellungen auf der Weltkarte.<br />
Wieviele Kilometer könnte eine derart produzierte Jeans zurückgelegt haben?<br />
Unter welchen Arbeitsbedingungen arbeiten Frauen in den Weltmarktfabriken?<br />
Lesen Sie dazu die unten angegebenen Informationen und die Meditation C 7.1.2<br />
Wie wehren die Frauen sich?<br />
Wie können wir sie dabei unterstützen?<br />
Wußten Sie schon, daß ...<br />
... 70–80 Prozent der Beschäftigten in der Welttextilherstellung Frauen sind – meist im Alter<br />
von 14 bis 25 Jahren?<br />
... in Dhaka, Bangladesch, am 28. August 2000 zwölf Frauen in einer Textilfabrik<br />
verbrannten, weil Notausgänge und Feuerlöschgeräte fehlten?<br />
... die Arbeiterinnen nur einen halben Liter täglich trinken (bei über 30 Grad) und nur<br />
zweimal zur Toilette gehen dürfen und deshalb Blasenentzündungen bekommen?<br />
... die Arbeiterinnen sexuellen Übergriffen von Vorarbeitern ausgesetzt sind?<br />
... sie auch geschlagen werden, wenn sie das Soll nicht erfüllen?<br />
…wenn es saisonbedingt keine Aufträge mehr gibt viele ArbeiterInnen ohne Entschädigung<br />
entlassen werden.<br />
(Quelle: www.saubere-kleidung.de, 2003)<br />
Arbeitskampf und Eigeninitiative<br />
Im Oktober 2002 war der Zulieferbetrieb „Bad and Bath“ in Thailand, der für Adidas und<br />
andere große Firmen produziert, plötzlich geschlossen. Die nicht informierten ArbeiterInnen<br />
erhielten weder ihre Löhne noch die gesetzlich verankerte Entschädigung. Die ArbeiterInnnen<br />
schlossen sich zusammen und demonstrierten beim thailändischen Arbeitsministerium.<br />
Die Regierung zahlte daraufhin eine Entschädigung an die streikenden. Rund 60 der<br />
ehemals 350-köpfigen Belegschaft wollen jetzt in Zusammenarbeit mit Fair Trade Shops<br />
eine eigene Fabrik gründen.<br />
(Quelle: cck@oneworld.at)<br />
Der Weltverband der Sportartikel-Industrie (WFSGI) fördert Kodizes<br />
WFSGI besteht aus 50 Mitgliedern großer internationaler und nationaler Hersteller von<br />
Sportartikeln. 1997 entwickelte der WFSGI-Ausschuss für Ethik und Fairen Handel (CEFT)<br />
einen Modell-Verhaltenskodex. Nach Diskussionen mit Arbeiter- und Kinderrechtsorganisationen<br />
2000, sind diese Verhaltenskodizes noch ein Mal ergänzt worden. Die Kodizes<br />
beinhalten u. a., dass Kinder erst ab 15 und nach dem landesüblichen Schulpflichtalter<br />
eingestellt werden dürfen; die wöchentliche Arbeitszeit darf, mit Überstunden, 60 Stunden<br />
nicht überschreiten; der Lohn soll mindestens dem landesüblichen Mindestlohn entsprechen.<br />
Weitere Punkte der Kodizes sind: Überstundenregelung, Vereinigungsfreiheit, Belästigung<br />
und Misshandlungen, Urlaubsregelung, Verbot von Zwangsarbeit und Diskriminierung<br />
und Umweltstandards.<br />
Die Mitgliedsfirmen überwachen die Einhaltung der Kodizes durch interne und externe<br />
Monitoren. Die Arbeitsbedingungen haben sich seit der Einführung der Kodizes in vielen<br />
Zulieferbetrieben kaum oder nicht verändert. Einige Mitglieder halten sich nur pro forma<br />
oder überhaupt nicht an die Kodizes, oder Zulieferbetriebe spielen den Monitoren ein<br />
falsches Bild vor. Nach Berichten wird den Mitarbeitern u.a. mit Rauswurf gedroht, falls sie<br />
die Monitoren über Missstände aufklären sollten.<br />
(Quelle: epd-Dokumentation 45/2002, S. 47)<br />
Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004
Weltreise einer Jeans C 7.1.1<br />
Was?<br />
Baumwollanbau<br />
Herstellung von Polyester<br />
Spinnen<br />
Färben<br />
Weben<br />
Nähen<br />
Endverarbeitung<br />
Verkauf<br />
getragen<br />
entsorgt als Altkleider-Spende<br />
Sortieren<br />
Verkauf<br />
52<br />
Wo?<br />
Kasachstan, Indien, Westafrika,<br />
Ägypten, USA<br />
Deutschland<br />
China oder Türkei<br />
Philippinen<br />
Polen oder Südkorea<br />
Philippinen,<br />
El Salvador (im Auftrag einer<br />
südkoreanischen Firma)<br />
Griechenland<br />
Deutschland<br />
Kenia<br />
Deutschland<br />
Holland<br />
Burkina Faso, Ghana, Tansania,<br />
Simbabwe ...<br />
Wie?<br />
behandelt mit Pestiziden aus Deutschland<br />
per Hand oder – in den<br />
USA – mit Maschinen geerntet<br />
mit Erdöl aus Nigeria<br />
mit Schweizer Ringspinnmaschinen<br />
„veredelt“ mit chemischen Stoffen<br />
aus Deutschland<br />
chemische Indigofarbe aus Deutschland<br />
mit deutschen Webmaschinen unter Verwendung<br />
chemischer Zusatzstoffe<br />
aus Deutschland<br />
nach einem Design aus den USA und<br />
Schnittmustern aus Italien<br />
mit Innenfutter und Washing label<br />
aus Frankreich<br />
mit Knöpfen und Nieten aus Italien<br />
mit Bimsstein<br />
bei einer Urlaubsreise<br />
an karitative Organisation<br />
durch kommerzielle Unternehmen<br />
... zum Verdruß dortiger Schneiderinnen<br />
und Schneider bzw. Textilarbeiter<br />
Diese Angaben sind nur beispielhaft, nicht umfassend;<br />
zusammengestellt nach verschiedenen Quellen,<br />
u.a.: Vamos, S. 10f., Landesinstitut ...,<br />
S. 219; CIR 1997, S. 4; Dritte Welt Haus ..., S. 52 –<br />
s. Literaturverzeichnis in C 7.5
Meine weiße Weste C 7.1.2<br />
Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“<br />
53<br />
Uwe Seidel, Köln-Klettenberg<br />
Meine weiße Weste<br />
Genäht von Frauen aus Nicaragua,<br />
zugeschnitten und gedruckt.<br />
Sie kämpfen<br />
„für Saubere Kleidung“,<br />
weil sie die schmutzigen Geschäfte<br />
in den freien „Weltmarktfabriken“<br />
nicht mehr ertragen können.<br />
Ich trage die weiße Weste,<br />
weil ich mit ihnen einig bin:<br />
Menschenrechte und Menschenwürde dürfen<br />
an den Toren der Ausbeutungsfabriken<br />
nicht enden;<br />
denn allein in El Salvador gibt es 200<br />
dieser Fabriken mit über 60 000 Beschäftigten.<br />
Von außen sehen sie aus wie Kasernen –<br />
mit Gittern und bewaffneten Wächtern<br />
vor den Toren, die nur zur Mittagspause und<br />
zum Feierabend geöffnet werden.<br />
Kaufen können die Arbeiterinnen von den<br />
angefertigten Produkten nichts.<br />
Zehn bis zwölf Stunden täglich sitzen die Frauen<br />
zu Hunderten in Zweierreihen auf Holzbänken ohne Lehnen.<br />
Aufstehen dürfen sie nicht.<br />
Wer zur Toilette muss, braucht eine Erlaubnis,<br />
und die bekommt sie nur zweimal am Tag.<br />
Wer aus der Reihe tanzt, wird bestraft mit Prügel<br />
oder wird in den Kühlraum gesperrt.<br />
Wer sich gewerkschaftlich engagiert,<br />
wird auf die Straße gesetzt.<br />
Beiträge für Krankenkasse und Sozialversicherung<br />
werden zwar vom Lohn abgezogen,<br />
aber nicht weitergeleitet.<br />
Wer krank ist, wird entlassen.<br />
Ich trage die weiße Weste,<br />
weil ich ihre Ohnmacht nicht ertrage;<br />
denn Menschenrechte und Menschenwürde<br />
dürfen an den Toren der Ausbeutungsfabriken nicht enden.<br />
Die Näherinnen dürfen nicht essen und nicht sprechen,<br />
sich nicht bewegen und ihren Aufsehern nie widersprechen.<br />
Sie werden gehalten wie Sklavinnen<br />
inklusive der sexuellen Gefälligkeiten.<br />
Sie nähen im Akkord<br />
jede ein paar Nähte:<br />
einen Kragen, einen Ärmel, zwei Jeansnähte,<br />
immer unter Tempokontrolle.
Meine weiße Weste C 7.1.2<br />
Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“<br />
54<br />
100 bis 180 DM erhalten die Frauen pro Monat.<br />
Zwischen 18 und 28 Jahren sind sie alt,<br />
manchmal auch jünger.<br />
Sie müssen leistungsstark und kräftig sein,<br />
um die hohen Arbeitsbelastungen auszuhalten.<br />
Fast jede und jeder von uns<br />
trägt ein Kleidungsstück aus diesen Fabriken:<br />
eine Jeans, ein T-Shirt, ein Hemd.<br />
Ich trage die weiße Weste,<br />
weil ich „für Saubere Kleidung“ eintrete<br />
und den wichtigen Managern entgegentrete:<br />
„Sorgt für menschenwürdige Arbeitsbedingungen,<br />
einen vernünftigen Lohn und schafft die Sklaverei ab!“<br />
Wir wollen „Saubere Kleidung“<br />
und keine schmutzigen Geschäfte;<br />
denn<br />
„Das könnte den Herren der Welt ja so passen,<br />
wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,<br />
erst dann die Herrschaft der Herren,<br />
erst dann die Knechtschaft der Knechte<br />
vergessen wäre für immer.<br />
Das könnte den Herren der Welt ja so passen,<br />
wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,<br />
wenn hier die Herrschaft der Herren,<br />
wenn hier die Knechtschaft der Knechte<br />
so weiterginge wie immer.<br />
DOCH ist der Befreier vom Tod auferstanden,<br />
ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle<br />
zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen die Herren,<br />
die mit dem Tod uns regieren.“<br />
Kurt Marti, schon 1970 geschrieben<br />
Darum trage ich<br />
meine weiße Weste<br />
Ich zeige nach außen,<br />
was ich in mir empfinde.<br />
Die weiße Weste wurde von der Nähkooperative Julia de Pomares in Nicaragua „Con Dignidad“ (mit Würde) hergestellt.<br />
Sie besteht aus naturbelassenem Baumwollstoff, kann beidseitig getragen werden und ist auf einer der<br />
beiden Westentaschen dezent mit dem Logo der „Kampagne für Saubere Kleidung“ versehen.<br />
Leider mußte die Nähkooperative 1997 ihre Produktion einstellen. Mit billiger, in den Weltmarktfabriken in El<br />
Salvador oder der Dominikanischen Republik hergestellter Kleidung oder den Altkleidern aus den USA und<br />
Europa kann die Nähkooperative nicht konkurrieren.
Weltkarte C 7.1.3<br />
zum Eintragen der Weltreisen von Jeans und Sportschuhen<br />
55
Arbeitsgruppe „Sportschuhe – C 7.2<br />
Was steckt in ihrem Preis?“<br />
56<br />
Arbeitsvorschläge:<br />
Tragen Sie die Weltreise eines Sportschuhs durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!<br />
Wieviele Kilometer könnte ein derart produzierter Schuh zurückgelegt haben?<br />
Unter welchen Bedingungen wird in den Produktionsstätten gearbeitet?<br />
Wie wehren sich die Arbeiterinnen und Arbeiter?<br />
Wie könnten wir sie dabei unterstützen?<br />
Könnte sich ein Arbeiter diesen Schuh leisten, bzw. wie lange müsste er dafür arbeiten<br />
bei einem Monatslohn von ca. 90 Euro?<br />
Weltreise<br />
Sportschuhe von Nike, Adidas, Reebok, Puma, Asics usw. bekommen z.B. in den USA<br />
ihr Design, werden in Zulieferbetrieben in Taiwan und Südkorea entwickelt, im Auftrage<br />
dieser Firmen in China, Indonesien, Thailand oder Vietnam produziert und in den USA<br />
(60 Prozent), Europa (30 Prozent) und Asien (5 Prozent) verkauft.<br />
(Quelle: www.cleanclothes.at)<br />
Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004
Wussten Sie schon, dass ... C 7.2.1<br />
Ethik-Test<br />
Laufschuhe<br />
Verhaltenskodex<br />
57<br />
… die Firma Adidas 2002 ca. 15 000 Mitarbeiter beschäftigte und einen Umsatz von<br />
6,5 Mrd. Euro erzielte?<br />
... 200 000 Angestellte als Arbeiter in Zulieferfirmen für die Firma Nike arbeiten?<br />
... ein/e Arbeiter/in in China, die Sportschuhe herstellt, durchschnittlich 77 Stunden pro<br />
Woche arbeitet für einen Monatslohn von 35 bis 120 Euro (in der Hochsaison)?<br />
... die Firma Nike das Gehalt aller Arbeiterinnen und Arbeiter in den Nike-Schuhe produzierenden<br />
Fabriken in China und Indonesien verdoppeln könnte, wenn sie das Budget für<br />
Werbung und Promotion um 3,5 Prozent senken würde?<br />
... in den Fabrikationsbetrieben von Sportschuhen (durch den Einsatz giftiger Substanzen,<br />
wegen Körperstrafen, Entlassung bei Streik u.a.) harte Arbeitsbedingungen herrschen?<br />
(Quelle: epd-Dokumentation 45/2002)<br />
Die Ergebnisse aus dem „Report Stock and Stake“, der belgischen Organisation Ethibel,<br />
geben kein gutes Bild über die sozialen, ökologischen und politischen Produktionsbedingungen<br />
der Sportschuhindustrie ab. Adidas ist hier nicht der Sieger,<br />
sondern hat die Kriterien „am wenigsten schlecht“ erfüllt. Der Kauf von No-Name-Produkten<br />
ist keine echte Alternative, da diese Firmen nicht in der Öffentlichkeit stehen wie Markenartikelfirmen<br />
und sich daher nicht um Produktionsbedingungen scheren.<br />
Adidas Nike Puma New Balance Reebook Asics Fila<br />
1.Transparenz<br />
Kooperation 2 0 2 2 0 0 0<br />
Informationsoffenheit 2 1 1 1 1 0 0<br />
Dialogbereitschaft 1 1 1 0 1 0 NR 0<br />
2.Umweltpolitik<br />
Policy, EMS 2 2 1 1 1 1 0 NR<br />
Schadstoffe in Produkten 1 1 1 1 1 1 0 NR<br />
3. Sozialpolitik<br />
ArbeitnehmerInnenrechte 1 1 1 0 1 1 0 NR<br />
Langfristige Verträge 2 1 0 1 1 0 NR 0 NR<br />
Kontrollinstanzen 1,5 1 1 1 1 0 NR 0 NR<br />
Summe 12,5 8 8 7 7 3 0<br />
Die Punktevergabe: 2 – gute / komplette Erfüllung der Kriterien<br />
1 – beschränkte / geringe Erfüllung der Kriterien<br />
0 – schlechte / keine Erfüllung der Kriterien<br />
NR – Das Unternehmen verweigerte hier die Information<br />
(Quelle: www.cleanclothes.at )<br />
Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004
Arbeitsgruppe „Altkleider – C 7.3<br />
Was haben sie mit Afrika zu tun?“<br />
58<br />
Arbeitsvorschläge:<br />
Verfolgen Sie den Weg unserer Altkleider und versuchen Sie, die Fragen zu beantworten.<br />
Wie ist die Wirkung von Altkleiderimporten in afrikanischen Ländern (vgl. Comic-Puzzle)?<br />
Informieren Sie sich in Ihrem Wohnort/der benachbarten Stadt, wohin Altkleider<br />
wandern, mit welchem Teil Einnahmen durch Verkauf gemacht werden und welcher Teil<br />
in Kleiderkammern o.ä. an hiesige Bedürftige gegeben wird (manchmal als<br />
Selbsthilfeprojekt).<br />
Organisieren Sie Kleidertausch unter Ihren Bekannten und sprechen Sie mit ihnen über<br />
die Hintergründe.<br />
Wussten Sie schon, daß ...<br />
... die Bundesrepublik Deutschland mit ca. 15 kg pro Kopf pro Jahr an 4. Stelle im Welt-Verbrauch<br />
von textilen Rohstoffen steht (weltweiter Durchschnitt: 7,3 kg)?<br />
... in Deutschland jährlich rund 500 000 bis 600 000 Tonnen Altkleidung gesammelt werden?<br />
… die so genannte Creme-Ware, etwa 3–4 Prozent, in Secondhand-Läden landet, 40–47 Prozent<br />
in <strong>Entwicklung</strong>sländer exportiert werden, 2–5 Prozent Abfall sind, 22–27 Prozent über<br />
Recycling zu Fasern verarbeitet werden und 25–35 Prozent als Putzlappen Verwertung finden?<br />
…die Deutschen im Jahr 2003 durchschnittlich 870 Euro für Kleidung ausgegeben haben<br />
und damit auf Platz Eins in der Welt stehen?<br />
... in manchen afrikanischen Ländern der Import von Altkleidern zum Schutz des<br />
einheimischen Textilgewerbes verboten ist?<br />
(Quelle: www.fairwertung.de)<br />
Der Weg der Kleider<br />
Ihr Altkleidersack <br />
kommerzieller Sammler karitativer Sammler<br />
Sortierer im Ausland deutscher Sortierer<br />
Second-Hand Läden Second-Hand Läden karitative<br />
Rohstoffverwerter Rohstoffverwerter<br />
Organisationen<br />
Abfalldeponien Abfalldeponien<br />
Export Export<br />
Resteuropa Resteuropa Bedürftige in Deutschland<br />
Afrika Afrika Katastrophenhilfe<br />
Asien Asien Verkauf in Deutschland<br />
und im Ausland<br />
Südamerika Südamerika zur Finanzierung von Projekten<br />
(Quelle: epd-Dritte-Welt-Informationen 13/94)<br />
Bearbeitung: Jan Münzer
Comic-Puzzle C 7.3.1<br />
59<br />
Arbeitsvorschläge:<br />
Schauen Sie, ob das Zusammenlegen dieser Teile für Sie einen Sinn ergibt.<br />
Erfinden Sie eine passende Geschichte mit Überschrift bzw. formulieren Sie Fragen<br />
oder Thesen daraus!<br />
Quelle: Welternährung<br />
Nr. 3/96, Deutsche Welthungerhilfe
Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen ...? C 7.4<br />
Tatsache ist:<br />
Deshalb:<br />
60<br />
Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?<br />
Wir kaufen jede Menge Textilien – im Jahr durchschnittlich 23 kg pro Kopf.<br />
Wir bevorzugen häufig Billigangebote, die aber mit hoher Schadstoffbelastung für die<br />
Umwelt – und auch für unsere Haut – verbunden sind.<br />
Viele dieser Billigtextilien werden von Frauen in der Dritten Welt zu Hungerlöhnen<br />
produziert.<br />
Saubere Kleidung erkennt man daran, daß sie auch ökologisch verträglich hergestellt wird.<br />
Chic ist ein Kleidungsstück dann, wenn auch die Produktionsbedingungen okay sind.<br />
Selbstbewusst kaufen: Wieviel Kleidungsstücke brauche ich wirklich für mich?<br />
Kritischer auswählen: Qualitativ bessere Kleidung ist meist auch ökologisch<br />
verträglicher hergestellt und hält länger als die Superbilligangebote.<br />
„Wir brauchen eine andere zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong>.“<br />
Quelle: Wir brauchen eine andere zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong>.<br />
Plakatserie des Dritte-Welt-Hauses Bielefeld 1997
Kleidung – ausgewählte Materialien C 7.5<br />
Bühler, M. / Fuchs, E.: Mode, Marken, Märkte. Globalisierung konkret.<br />
Stiftung <strong>Bildung</strong> und <strong>Entwicklung</strong>, CH. Bern 2002, h.e.p. Verlag.<br />
Eine Welt in der Schule: Jacke wie Hose …, Heft 3/September 2001<br />
GRIPS-Theater: Der Ball ist rund. Ein Globalisierungskrimi von Thomas Ahrens.<br />
Materialien zum Stück, Berlin 2004<br />
Karpinski, Dorothea / Mönning, Petra: Baumwolle. Eine Aktivmappe.<br />
Mühlheim 2001, Verlag an der Ruhr.<br />
Menschenrechte für die Frau, Heft 1/2001:<br />
Jung, Irene: Textilkampagne: Verhaltenskodizes in der Praxis<br />
Misereor Lehrerforum Nr. 33: Heiße Klamotten- Eiskalte Geschäfte, Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.<br />
Misereor e.V. 1999<br />
Mönter, Burkhard: Kleider, Kleider, Kleider. Luzern 1999, Kinderbuch-Verlag.<br />
Südwind – Institut für Ökonomie und Ökumene: Das Kreuz mit dem Faden.<br />
Südwind e.V. (Hg.), Siegburg 2000<br />
TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina (Hg.): Gezähmte Modemultis.<br />
Verhaltenskodizes: Ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten, Frankfurt 1999<br />
TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina: Made in … Osteuropa.<br />
Die neuen „fashion Kolonien“. Berlin 2002<br />
Verein Partnerschaft Dritte Welt: Kleider machen Leute (Foliensatz), Gießen 2001<br />
Verein „Partnerschaft Dritte Welt e.V.“, Bismarckstraße 9, 35390 Gießen, Telefon: 0641/791064<br />
Werkmappe Weltkirche Heft 120/2001: Mode, Märkte, Menschen. Die Clean-Clothes-Kampagne. missio (Hg.)<br />
61
Wir spielen Welt C 8<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
62<br />
Konfrontation mit eigenen Einschätzungen über Weltbevölkerung, Welteinkommen und<br />
Energieverbrauch<br />
Statistik erlebbar machen<br />
TN emotional ansprechen und zu Kooperation anregen<br />
ungleiche Verteilung der Güter dieser Erde veranschaulichen<br />
ca. 40 Minuten<br />
12–50 TN, auch für Einsteiger geeignet<br />
Luftballons entsprechend der Anzahl der TN besorgen, Stühle entsprechend der Anzahl der<br />
TN abzählen; Schilder anfertigen zu den Kontinenten Nordamerika, Südamerika, Europa<br />
und Russische Förderation, Afrika, Asien.<br />
genügend freier Platz<br />
„Heute spielen wir Welt – dargestellt durch diese fünf Kontinente (Schilder mit den Namen<br />
der Kontinente sind im Raum verteilt). Sie stellen die Weltbevölkerung dar. Verteilen Sie<br />
sich bitte so auf diese Kontinente, wie es ihrer Meinung nach der Verteilung der Weltbevölkerung<br />
entspricht.“ Nachdem die TN sich aufgeteilt haben, geben Sie die richtige Verteilung<br />
anhand des Verteilungsschlüssels (siehe C 8.1) bekannt und korrigieren ggf.<br />
In der Regel stehen bei Afrika zu viele TN. Stellen Sie zur Diskussion, warum Afrika als<br />
überbevölkert angesehen wird, obwohl es bei vergleichbarer Bevölkerungszahl wie Europa<br />
und Russischer Föderation mehr als dreimal so viel Fläche hat (siehe C8.1 untere Statistik).<br />
„Nun nehmen Sie bitte die Anzahl der Stühle und ordnen Sie diese den Kontinenten zu<br />
entsprechend der Verteilung des Welteinkommens.“ Wieder wird anhand des Verteilungsschlüssels<br />
korrigiert; die TN werden aufgefordert, entsprechend Platz zu nehmen.<br />
„Die Luftballons stellen den Welt-Energieverbrauch dar. Verteilen Sie sie entsprechend auf<br />
die Kontinnte.“ Nach Korrektur entsprechend C 8.1 werden diese nun aufgeblasen – für die<br />
Industrienationen ein ordentliches Stück Arbeit. (Eventuell sind Verhandlungen mit Menschen<br />
anderer Kontinente aufzunehmen, die die ,Reichen‘ unterstützen ...).<br />
In der Auswertung sollen spontane Äußerungen zu den festgestellten und selbst erlebten<br />
Ungleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens und Weltenergieverbrauchs zum<br />
Ausdruck gebracht und Alternativen angedacht werden. Nun ist nach Ursachen und Konsequenzen<br />
zu fragen.<br />
Weiterarbeit zu Weltbevölkerungsfragen, internationalen Handelsstrukturen oder<br />
ungleicher Ressourcennutzung – getragen von Ihren persönlichen Erfahrungen im Partnerland<br />
– lässt sich anschließen. Mit der Frage nach Wegen zu einer gleichberechtigten Welt<br />
werden globale Zukunftsbewältigung und eigener Lebensstil angesprochen.<br />
Dieses Spiel gibt es in vielen Varianten (z.B. mit Apfel- oder Kuchenstücken als Alternative);<br />
die hier vorgestellte Variante läßt die Vertreterinnen und Vertreter der Industrieländer nicht<br />
nur ihre Privilegien (Stühle) genießen. Sie brauchen auch viel Energie zum Aufblasen ihrer<br />
Ballons und sind dafür möglicherweise auf die anderen angewiesen.
*Zahlen zum Weltspiel C 8.1<br />
Weltbevölkerung<br />
Kontinente<br />
Europa und<br />
gesamt in Mio. bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />
Russische Föderation 729,264 / 11,9 % 1 2 2 3 4<br />
Nordamerika 316,460 / 5,2 % 1 1 1 2 2<br />
Lateinamerika 519,980 / 8,5 % 1 1 2 2 2<br />
Asien 3 681,678 / 60,1 % 6 9 12 15 18<br />
Afrika 800,370 / 13,1 % 1 2 3 3 4<br />
Australien und Ozeanien 29,1 / 0,05 % 0 0 0 0 0<br />
**99,1 %<br />
WELT 6 130,101 / 100 %<br />
Welteinkommen (BSP)<br />
Kontinente<br />
Europa und<br />
gesamt in Mio. US-$ bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />
Russische Föderation 9 383 461 / 30,2 % 3 5 6 8 9<br />
Nordamerika 10 760 840 / 34,6 % 3 5 7 9 10<br />
Lateinamerika 1 782 368 / 5,7 % 1 1 1 1 2<br />
Asien 8 019 193 / 25,8 % 3 4 5 6 8<br />
Afrika 819 395 / 2,6 % 0 0 0 1 1<br />
Australien und Ozeanien 439 134 / 1,4 % 0 0 0 0 0<br />
**100,3 %<br />
WELT 31 121 440 / 100 %<br />
Weltenergieverbrauch<br />
Kontinente<br />
Europa und<br />
gesamt in Mrd. kWh bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />
Russische Föderation 3 773,953 / 28,3 % 3 4 6 7 8<br />
Nordamerika 4 044,120 / 30,3 % 3 5 6 7 9<br />
Latein- und Mittelamerika 872,040 / 6,5 % 1 1 1 2 2<br />
Asien 4 072,861 / 30,5 % 3 5 6 8 9<br />
Afrika 383,658 / 2,9 % 0 0 1 1 1<br />
Australien und Ozeanien 226,495 / 1,7 % 0 0 0 0 1<br />
**100,3 %<br />
WELT 13 339,100 / 100 %<br />
Geographische Oberfläche (Quadratkilometer in Mio.)<br />
Europa u. Russische Föder. Nordamerika Latein- u. Mittelamerika Asien Afrika Australien u. Ozean. WELT<br />
10,5 23,0 18,3 44,4 33,3 7,7 148,6<br />
7 % 16 % 12 % 30 % 22 % 5 % 100 %<br />
* berechnet nach Weltbank World Development Indicators Database 2003, CIA Faktbook 2002/2003 online und Microsoft Encarta 2002<br />
** Da die Quellen voneinander abweichen und die Bezugszahlen (Welt-Zahlenwerte) der Weltbank entnommen sind, ergibt die Summe<br />
der Prozentzahlen keine 100 Prozent.<br />
Bearbeitung: Leonie Dix, Juni 2003<br />
63
Bei Familie Torres u.a. – C 9<br />
ein Rollenspiel von Trudi und Heinz Schulze<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
64<br />
in lateinamerikanische Familiensituationen hinein versetzen<br />
Sensibilität für alltägliche Besorgungen und Preise erhöhen<br />
Fragen globaler Gerechtigkeit erörtern<br />
eigenen Lebensstil hinterfragen<br />
60–90 Minuten (mindestens 30 Minuten für die Gruppenarbeit!)<br />
mindestens 20 TN (also 4–5 TN je Familie)<br />
pro Familie eine Situationsbeschreibung (C 9.1 auseinanderschneiden) und eine Preisliste<br />
(C 9.2); großes Papier und Filzstifte oder Tafel und Kreide, einen Taschenrechner pro<br />
Gruppe, ggf. Küchenwaage, Bananen, Kartoffeln u.a.<br />
Plenum und Gruppen im selben Raum oder in angrenzenden Räumen<br />
„Es handelt sich hier um alltägliche Familiensituationen (Beschreibung und Preise aus<br />
Peru), die uns anregen sollen, miteinander die Einkaufssituation durchzuspielen.<br />
Durch Abzählen bilden wir fünf Gruppen/Familien. Denken Sie sich in die Situation hinein,<br />
die da kurz beschrieben ist und identifizieren Sie sich mit einer der genannten Personen.<br />
Stellen Sie gemeinsam einen Wirtschafts- und Einkaufsplan für einen Monat auf; schreiben<br />
Sie diesen auf einen großen Bogen oder an die Tafel und diskutieren Sie die beschriebenen<br />
Familienangelegenheiten. Berechnen Sie auch die Nahrung pro Kopf.“<br />
Für die Auswertung ist nicht nur das Ergebnis, die Einkaufsliste, wichtig, sondern der Entscheidungsprozeß<br />
in der Familie: Wie ist vorgegangen worden? Welche Schwierigkeiten<br />
waren zu überwinden? Was haben sich für Diskussionen ,am Rande‘ ergeben? Was bringt<br />
der Vergleich der verschiedenen Familien? Sind Vergleiche zur Situation in Deutschland<br />
angestellt worden – in welcher Weise?<br />
Gegebenenfalls kann die Spielleitung nach gewisser Zeit auf den Spielverlauf Einfluss<br />
nehmen, indem die Inflation ins Spiel gebracht wird: „Hier eine aktuelle Nachricht aus dem<br />
Radio: Wegen der Inflation steigt alles, was nicht in den nächsten fünf Minuten gekauft<br />
wird, um 10 Prozent im Preis.“ – oder: „Die Regierung hat beschlossen, daß Reis nur noch<br />
in Verbindung mit Streichhölzern verkauft wird!“ Dies kann eine latente Wut über die<br />
unlösbaren Probleme verstärken, aber auch emotionale Solidaritätseffekte hervorrufen ...<br />
Möglicherweise ergeben sich hieraus mehr Diskussionen um eigene Verbrauchsgewohnheiten<br />
und um den eigenen Lebensstil als um die Lösung der lateinamerikanischen Probleme;<br />
dies ist durchaus mit intendiert.<br />
Verändern Sie die Informationen entsprechend denen Ihres Partnerlandes!<br />
Quelle: Trudi und Heinz Schulze: Das Ferne näherholen. „Einkaufsspiel“. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./<br />
Schulze, H.: <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 274–277
Die Rollen C 9.1<br />
Familie Torres<br />
Familie Lopez<br />
Familie Perez<br />
Familie Zevallos<br />
Familie Vargas<br />
65<br />
Ihr seid die Familie Torres. Herr Torres arbeitet seit fünf Jahren als Grundschullehrer in der<br />
Hauptstadt Lima. Er verdient monatlich (nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge)<br />
50 000 Intis. Für die einfache Wohnung bezahlt er 28 000 Intis, für Strom und Wasserverbrauch<br />
monatlich 3 000 Intis. Im gleichen Haushalt leben noch sein Vater, seine Frau und<br />
die drei Kinder. Sein Vater bekommt eine Rente von 5 000 Intis. Zum Lehrergehalt verdient<br />
sich Herr Torres noch 5 000 Intis monatlich als Taxifahrer dazu.<br />
Herr Torres hat einige „Sonderwünsche“. Er kauft gern Fachliteratur, pro Buch muß er mindestens<br />
600 Intis ausgeben; will jemand aus der Familie zum Friseur, kommt eine Nachbarin<br />
und schneidet für 50 Intis die Haare, eine Tageszeitung kostet 50 Intis.<br />
Ihr seid die Familie Lopez. Im Haushalt leben Frau und Herr Lopez und fünf Kinder. Ihr verfügt<br />
über den Lohn des Vaters als Lastenträger. Im Tagesdurchschnitt 400 Intis, im Monat<br />
also 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer und Autowäscher insgesamt 6 000 Intis<br />
zum Monatsbudget bei, die Mutter als Gelegenheitsbüglerin 2 000 Intis. Ihr kocht mit Kerosin,<br />
ihr kauft das Wasser vom Tanklastwagen. Ihr müßt durchschnittlich drei Busfahrten<br />
täglich zahlen, also 90 Fahrten im Monat. In diesem Monat wird der Kauf einer Schuluniform<br />
nötig. Das ist Vorschrift, da sonst kein Schulbesuch möglich ist. Da ihr selbst näht,<br />
muß nur der Stoff bezahlt werden: 2 000 Intis.<br />
Ihr seid die Familie Perez. Nach einer halbjährigen Ausbildung ist Herr Perez (21) Nationalpolizist.<br />
Er hat eine Frau und einen Säugling. Er verdient monatlich 80 000 Intis. Dabei sind<br />
sowohl Lohnabgaben als auch Vergünstigungen, die ihm als Nationalpolizist zustehen,<br />
schon berücksichtigt. Die Familie Perez wohnt in einem Arbeiterviertel zur Miete, sie zahlt<br />
monatlich für Miete, Strom und Wasser 20 000 Intis. Für die Mindestversorgung des Säuglings<br />
werden derzeit 4 000 Intis eingeplant.<br />
Ihr seid die Familie Zevallos. Herr Zevallos verdient als Busfahrer den Mindestlohn von<br />
monatlich 42 000 Intis, seine Frau als Wäscherin 5 000 Intis. Außer ihnen leben ihre sechs<br />
Kinder im Alter von 8 bis 22 Jahren im Haushalt. Der älteste Sohn (22) lebt mit seiner Frau<br />
und zwei Kleinkindern ebenfalls im Haushalt, weil er arbeitslos ist, seit das Bergwerk<br />
geschlossen wurde, in dem er bis vor einem Jahr als Bergarbeiter gearbeitet hatte. Als<br />
Gelegenheitsarbeiter bringt er normalerweise 9 000 Intis mit in die Haushaltskasse ein; die<br />
älteren Kinder der Familie steuern mit verschiedenen Tätigkeiten wie Schuheputzen insgesamt<br />
5 000 Intis bei. Den 11 Personen im Haushalt stehen also monatlich 61 000 Intis zur<br />
Verfügung. Wenn Ihr in diesem Monat die Tuberkulosebehandlung von Maria fortsetzen<br />
wollt, müsst Ihr 20 000 Intis aufbringen. Ihr kocht mit Kerosin. Ihr kauft das Wasser vom<br />
Tanklastwagen; wegen der Choleragefahr müßt Ihr das Wasser abkochen.<br />
Ihr seid die Familie Vargas, fünf Kinder und die Eltern. Ihr verfügt über den Lohn des Vaters<br />
als Arbeiter bei der Firma Bayer in Lima. Da er wegen des Streiks bei Bayer nur eine Woche<br />
arbeiten wird, bringt er nur einen Wochenlohn nach Hause, d.h. 12 000 Intis. Während der<br />
Streikwochen verkauft seine Frau selbst zubereitetes Essen auf der Straße. Der Gewinn<br />
beträgt 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer, Autowäscher und ambulante Händler<br />
insgesamt 6 000 Intis zum Monatsbudget bei. Wenn die Kinder in die Schule wollen,<br />
müssen sie mit dem Bus fahren, d.h. es muss täglich mit drei Busfahrten, also 90 pro<br />
Monat gerechnet werden. In diesem Monat würde der Kauf einer Schuluniform für ein weiteres<br />
Kind anstehen, das in die Schule kommen soll. Wenn die Mutter die Uniform selbst<br />
näht, muss nur der Stoff bezahlt werden, 2000 Intis, wenn die Schuluniform gekauft wird,<br />
kostet sie 3 500 Intis.
Preisliste C 9.2<br />
Preise am 1. des Monats<br />
Einheit Artikel Preis (Intis)<br />
Lebensmittel<br />
1 Kilo billigster Reis zu 350<br />
ist nicht erhältlich;<br />
für den teureren Reis gilt:<br />
Abgabe pro Einkauf 1 Pfund 550<br />
1 Kilo Zucker 315<br />
1 Brötchen / Semmel 50<br />
1 Kilo Nudeln 1170<br />
1 Liter Pflanzenöl 1385<br />
250 g billigste Margarine<br />
(schmeckt miserabel) 1000<br />
1 Kilo Fischfilet 2000<br />
1 Kilo Rindfleisch 4200<br />
1 Kilo Knochen vom Rind 1800<br />
1 Kilo Hühnerköpfe und -füße 1200<br />
1 ganzes Huhn 1800<br />
1 Ei 90<br />
1 Kilo Zwiebeln 450<br />
1 Kilo Erbsen 700<br />
1 Kilo Tomaten 590<br />
1 Kilo Bohnen 780<br />
1 Kilo Pfirsiche 1200<br />
1 Kilo Trauben 800<br />
1 Kilo Bananen 250<br />
1 Kilo Mais 500<br />
12 Stück Zitronen 280<br />
1 Bund Suppengrün 150<br />
1 Kilo Kartoffeln 360<br />
220 g Dosenmilch 260<br />
1 Liter Milch<br />
(Mischung Milchpulver/Wasser) 700<br />
1 Flasche Coca Cola (1 Liter) 400<br />
1 Flasche Bier (0,75 Liter) 1200<br />
250 g Salz 88<br />
1 Kilo Mehl 880<br />
66<br />
Einheit Artikel Preis (Intis)<br />
Sonstiges<br />
1 Packung Zigaretten 800<br />
1 Stück Kernseife 20<br />
1 Liter Kerosin zum Kochen<br />
(pro Tag 2–3 Liter) 85<br />
1 Stück Kerze 20<br />
1 Schachtel Streichhölzer 10<br />
5 Liter Benzin 2600<br />
1 Zylinder Wasser (200 Liter) 200<br />
1 Päckchen Waschmittel (250 g) 80<br />
1 Schreibblock (100 Blatt) 250<br />
1 Schulbuch 180<br />
1 Tageszeitung 50<br />
1 Kinokarte 150<br />
1 ärztliche Konsultation<br />
(ohne Medikamente) 1600<br />
1 Geburtsschein 100<br />
1 Busfahrschein<br />
(pro Fahrt, ohne Umsteigen) 20<br />
1 Schülerbusfahrschein (einfach) 7<br />
Kleidung<br />
1 Rock 3800<br />
1 Paar Schuhe für Erwachsene<br />
(billige Art) 4500<br />
1 Herrenhose 3200<br />
1 Kinderhose 1800<br />
1 Oberhemd oder Bluse 7000
Zukunftsfähigkeit C 10<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
Alternative:<br />
67<br />
die eigene Beteiligung am Weltgeschehen bewusst machen<br />
sich mit den Leitideen einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> auseinander setzen<br />
lernen, sich für weltweite Gerechtigkeit einzusetzen<br />
Verbesserung der eigenen Lebensqualität als Ziel ernst nehmen<br />
ca. 90 Minuten<br />
beliebig große TN-Zahl<br />
evtl. lokale Agenda 21 und zum Thema passende Zeitungsmeldungen auslegen;<br />
Fragebogen C 10.2 vergrößern auf Wandzeitung; Stifte, Klebepunkte<br />
keine Einschränkungen<br />
„Seit ich für ein paar Jahre im Ausland gelebt habe, habe ich einen neuen Blick auf meine<br />
Herkunftsgesellschaft in Deutschland bekommen; z.B. frage ich mich, warum wir eigentlich<br />
mehr Güter dieser Welt für uns beanspruchen als andere und mit welchem Recht wir auf<br />
Kosten anderer leben. Viele tolle Menschen in der Dritten Welt habe ich kennengelernt, die<br />
sich kreativ und würdevoll für ihre Existenz einsetzten, ohne dabei staatliche Unterstützung<br />
in Anspruch nehmen zu können. Arm und Reich haben für mich dadurch eine neue Bedeutung<br />
bekommen. Darüber möchte ich mich heute mit Ihnen unterhalten.“<br />
Sie können die Arbeitsvorschläge so bearbeiten lassen, wie vorgegeben oder jeweils<br />
eigene Erfahrungen einflechten und solche der TN anregen (vgl. C 2, C 8 und C 10). Wichtig<br />
sind auch Perspektivenwechsel durch Erzählen der Standpunkte z.B. Ihrer einheimischen<br />
Nachbarn im Gastland (Fragen und Wünsche, politische Meinungen, Zukunftsvorstellungen).<br />
Bringen Sie sich dabei nicht als „Supermensch“ ein, der angeblich moralisch besser ist,<br />
sondern schaffen Sie einen Akzeptanzraum, wo man über die Schwierigkeiten – aber eben<br />
auch über kleine positive Schritte – des gesellschaftlichen Umbaus miteinander reden<br />
kann.<br />
Achten Sie darauf, dass Veränderungen nicht nur als abhängig vom Verhalten des<br />
,kleinen Mannes‘ charakterisiert werden, sondern sprechen Sie auch die politischen und<br />
ökonomischen Ebenen an.<br />
Solche Gespräche sind auch gut mit Vertretern anderer Kulturen zu führen, da sie aus<br />
ihrem Hintergrund alternative Erfahrungen mitbringen.<br />
Literatur: BMZ: Rio-Konferenz Umwelt und <strong>Entwicklung</strong> – Fünf Jahre danach.<br />
BMZ-Aktuell Nr. 80. Bonn 1997<br />
BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland.<br />
Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong>. Basel 1996<br />
Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): <strong>Entwicklung</strong>sland Deutschland.<br />
Umkehr zu einer global zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong>. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997<br />
Menzel, Peter: So lebt der Mensch. Familien in aller Welt zeigen, was sie haben. GEO-Buch. Hamburg 1995
Zukunftsfähig? C 10.1<br />
Modell Deutschland?<br />
Welt Deutschland<br />
Energieverbrauch 64 GJ 174 GJ<br />
pro Einwohner pro Jahr<br />
Treibhausgas CO 2 4 t 11,6 t<br />
jährliche Produktion pro Einwohner<br />
Autobestand 12 2<br />
Einwohner pro Pkw<br />
Fleischverbrauch 18,6 kg 94,4 kg<br />
pro Einwohner pro Jahr<br />
Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 18<br />
Deutsche, Argentinier, Filipinos und Ägypter<br />
1000 Menschen belasten in in einem<br />
die Umwelt jährlich durch Deutschland <strong>Entwicklung</strong>sland<br />
Energieverbrauch (TJ) 158 22*<br />
Treibhausgas (t) 13 700 1 300*<br />
Ozonschichtkiller (kg) 450 16**<br />
Straßen (km) 8 0,7*<br />
Gütertransporte (tkm) 4.391 000 776 000*<br />
Personentransporte 9.126 000 904 000*<br />
PKW 443 6**<br />
Aluminiumverbrauch (t) 28 2***<br />
Zementverbrauch (t) 413 56*<br />
Stahlverbrauch (t) 655 5*<br />
Hausmüll (t) 400 ca. 120****<br />
Sondermüll (t) 187 ca. 2****<br />
*Ägypten **Philippinen ***Argentinien ****Durchschnitt (1995)<br />
Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 14<br />
Quelle: BUND/Misereor, S. 15<br />
Arbeitsvorschläge:<br />
Welche Gefühle gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Informationen über den übermäßigen Rohstoff-<br />
und Energieverbrauch Deutschlands sowie seine Umweltverschmutzung zur Kenntnis nehmen?<br />
Welche Veränderungen müssten in unserer Gesellschaft passieren, wenn sie umgebaut werden sollte zu einer<br />
sozial- und umweltgerechten Gesellschaft, die Menschen anderer Kulturen und auch zukünftigen<br />
Generationen dasselbe Recht auf <strong>Entwicklung</strong> zugesteht, das man für sich selbst in Anspruch nimmt<br />
und das die ökologischen Grundlagen schützt?<br />
Welche individuellen und gesellschaftlichen Interessen stehen dem entgegen?<br />
Studieren Sie an sich selbst, was Sie benötigen, um Ihr eigenes Verhalten zu ändern (s. C 10.2).<br />
Denken Sie an Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Was hat Sie dazu bewogen, etwas Neues<br />
auszuprobieren? Nehmen Sie das Brecht-Gedicht (s. C 11.2) zu Hilfe.<br />
Wie stellen Sie sich den Umbau unserer Gesellschaft vor, dass Sie auch persönlich etwas davon<br />
haben? Diskutieren Sie in diesem Zusammenhang aus der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“<br />
die Leitidee: „Gut leben statt viel haben.“<br />
Stellen Sie die Verbindung der vorgeschlagenen Maßnahmen mit dem Ziel einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong><br />
her, indem Sie die andere Denkperspektive benennen (vgl. C 10.2).<br />
Sammeln Sie Meinungen von Verwandten, Freunden und Nachbarn zum Thema „Umbau zu einer<br />
zukunftsfähigen Gesellschaft“ und stellen Sie diese den anderen vor.<br />
68<br />
Geburtsanzeige<br />
Gestern<br />
wurde in<br />
Deutschland<br />
ein Kind geboren<br />
Im Laufe seines Lebens wird dieser Mensch<br />
13.o72 Gigajoule Energie verbrauchen;<br />
das entspricht dem Energieverbrauch von 174 Menschen<br />
in Tansania<br />
695.248 Kilometer Auto fahren;<br />
das entspricht einer Strecke von gut 17 Erdumrundungen<br />
879 Tonnen Kohlendioxid in die Erdatmosphäre<br />
ausstoßen;<br />
das entspricht der Verbrennung von über 370.000<br />
Litern Benzin<br />
977 Tonnen Sand, Kies, Steine und Kohle in Bewegung<br />
bringen;<br />
das entspricht einer Anzahl von fast 50 Lastwagen<br />
In verhaltener Freude: Die Erde
Umbau der Gesellschaft – und des eigenen Lebens C 10.2<br />
Alter und neuer<br />
Wohlstand<br />
69<br />
Womit ich morgen anfange – oder was ich schon tue:<br />
Altpapier sammeln<br />
fair gehandelte Produkte (z.B. in Eine-Welt-Läden) kaufen<br />
Fleischkonsum einschränken<br />
saisonale Früchte/Gemüse essen<br />
Fertiggerichte reduzieren<br />
Ökoprodukte bevorzugen<br />
Duschen statt Baden<br />
haltbare statt billige Kleidung kaufen<br />
weniger und bewusster Kleidung kaufen<br />
Kleidungstausch mit Bekannten organisieren<br />
die Heizung zuhause um einen Grad runterstellen<br />
Stand-by-Geräte bei Nichtnutzung abschalten<br />
mir mehr Zeit für mich selbst und die Familie nehmen<br />
bewusster mit Zeit umgehen, mich nicht hetzen lassen<br />
mich über globale Zusammenhänge informieren<br />
in einer Öko-, Eine-Welt-, Menschenrechtsgruppe mitarbeiten<br />
mich mit anderen austauschen über „Lebensqualität“<br />
mich für eine lebenswerte Umgebung in meinem Wohnort einsetzen<br />
mich kommunal an der Agenda 21 beteiligen<br />
das Auto öfter stehen lassen (vor allem für kurze Strecken)<br />
öfter das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen<br />
Fernreisen vermeiden<br />
nichts von alledem, sondern: .............................................................................................<br />
zusammengestellt nach Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 140, 142, 158, 170, 182<br />
alter Wohlstand neuer Wohlstand<br />
Anzahl der Güter maximale Anhäufung Genügsamkeit und Auswahl<br />
wichtiges Kaufkriterium Preis Natur- und Sozialverträglichkeit<br />
Herkunft der Güter Weltmarkt möglichst regionale Versorgung<br />
Beschaffenheit der Güter kurzlebig langlebig und reparaturfreundlich<br />
Zielorientierung viel haben gut, aber maßvoll leben<br />
Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 138
Zukunftswerkstatt C 11<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
70<br />
Zukunft nicht nur als bedrängend erleben<br />
gegen Ohnmachts- und Überforderungsgefühle angehen<br />
ökonomisches, ökologisches und politisches Leben verknüpfen<br />
Probleme, Wünsche und Interessen aller TN einbeziehen<br />
emotionales und analytisches <strong>Lernen</strong> verbinden<br />
Handlungsbereitschaft der TN entlang von Leitideen aktivieren<br />
konkrete Schritte für Zukunftsfähigkeit (Agenda 21) anpeilen<br />
mindestens 45 Minuten pro Phase (Manche nehmen mindestens drei Tage)<br />
beliebige TN-Zahl; besonders geeignet für Gruppen, die auch danach weiterarbeiten<br />
inhaltliche Abstimmung mit den Interessen der TN (konkretes Thema), Vorbereitung der<br />
Räume (Flipchart, Stifte, Karten)<br />
Kleingruppen müssen möglich sein<br />
Die Methode der Zukunftswerkstatt umfaßt drei Phasen (Bsp.: C 11.1 und C 11.2):<br />
– Kritikphase (Sammeln, Sortieren und Bewerten von Kritikpunkten,<br />
Bestimmung von Schwerpunkten)<br />
– Phantasiephase (positive Umformulierung der Kritikpunkte, Vorschläge zur Lösung<br />
ohne irgendeine Begrenzung, Vorschläge gewichten und bewerten, Entwurf eines<br />
konkreten utopischen Entwurfs)<br />
– Verwirklichungsphase (<strong>Entwicklung</strong> von Durchsetzungsstrategien an bestimmten<br />
Projekten bzw. Planung einer Aktion)<br />
Die Zukunftsentwürfe müssen in der dritten Phase mit der Gegenwart verknüpft<br />
werden, damit sie nicht nur Kopfspielerei sind, und sollten möglichst in eine konkrete<br />
Aktion münden.<br />
Die Arbeitsphasen wechseln zwischen Kleingruppen- und Plenumsarbeit.<br />
Vielfältige zukunftsfähige Leitbilder und Wendeszenarien finden sich in der BUND-/ Misereor-Studie<br />
„Zukunftsfähiges Deutschland“ (s.u.); einbezogen werden sollte die Agenda 21<br />
aus der Rio-Deklaration (vgl. C 3 u. C 10)<br />
Literatur: Burow, O.A./Neumann-Schönwetter, M. (Hg.): Zukunftswerkstatt in Schule und Unterricht.<br />
Hamburg 1995<br />
BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Basel – Boston – Berlin 1996
„Unsere Zukunft“ C 11.1<br />
als Thema einer Zukunftswerkstatt<br />
Kritikphase<br />
Phantasiephase<br />
Verwirklichungsphase<br />
71<br />
Am Beispiel „Unsere Zukunft“ sollen hier die Schritte der Zukunftswerkstatt<br />
erläutert werden.<br />
„Stellen Sie sich einmal vor, wir könnten Deutschland, unsere eigene Gesellschaft, so<br />
entwickeln, wie wir es uns wünschen! Was würden Sie ändern? Notieren Sie spontan auf<br />
Karteikarten solche Bereiche, in denen Ihnen unsere Gesellschaft veränderungsbedürftig<br />
erscheint. Nun wählen Sie Bereiche aus, und erläutern Sie Ihre Ideen mit Stichpunkten<br />
(wieder auf Karten) näher.“<br />
Nachdem die TN ca. 10–15 Minuten lang Gelegenheit hatten, ihre Gedanken zu sortieren,<br />
legen Sie eine Rückmelderunde ein und befestigen die Karten zu den Oberbegriffen an der<br />
Tafel/auf der Wandzeitung. Falls es mehr als 15 TN sind, empfehlen sich Kleingruppen à<br />
fünf bis acht Personen, deren Ergebnisse verglichen werden.<br />
„Aus welchen Bereichen gibt es welche Art von <strong>Entwicklung</strong>svorstellungen? Reichen die<br />
Stichpunkte zum Verständnis aus oder sind Erläuterungen nötig? Fallen Ihnen noch weitere<br />
wichtige ein?“<br />
Schließlich werden thesenartige Überschriften zur Problembeschreibung gesucht und<br />
notiert, ohne daß die Differenzierung wegfällt (Beispiel s. C 11.2).<br />
„Bewerten Sie nun durch Aufkleben von Punkten (jeder hat maximal drei), welche Aussagen<br />
Ihnen besonders wichtig sind.“<br />
Diese Phase fällt uns häufig am schwersten, weil wir zu realistisch (geworden) sind.<br />
Hier sollen wir aber ,spinnen‘, positive Visionen entwickeln, indem wir die Problemthesen<br />
ins Gegenteil verkehren. Zu allen Kritikpunkten – egal, ob auf der persönlichen oder<br />
gesellschaftlichen Ebene – sollen positive Leitideen/Utopien formuliert und als Plakate,<br />
Collagen, Sketche oder Gedichte dem Plenum vorgeführt werden.<br />
„Wir nehmen wiederum Klebepunkte zu Hilfe (s.o.), um uns darüber klar zu werden:<br />
Wo scheint die Realisierung am ehesten möglich?“ Die TN setzen Schwerpunkte und<br />
arbeiten am besten dann in Untergruppen an diesen Themen weiter.<br />
„Sind unsere Entwürfe wirklich so utopisch? Wie könnten wir sie durchsetzen? Welche<br />
Schritte auf dem Wege der Leitideen lassen sich denken? Welche Bündnispartner wären<br />
anzusprechen? Wie ist die Öffentlichkeit einzubeziehen?“ Wichtig in dieser Phase ist, dass<br />
man von der Zielvorstellung herunter auf die Handlungsebene kommt und Meilensteine<br />
definiert auf dem langen Wege – auch um die kleinen Erfolge unterwegs leichter messen<br />
zu können.<br />
Konkrete Vorhaben sind in Angriff zu nehmen: „Was werde ich ab morgen ändern?“<br />
(vgl. C 10.2) Projekte können auch in der Gruppe verabredet werden, wenn sie nach dieser<br />
Veranstaltung zusammenbleibt. Man sollte konkret mit den Betreffenden ,Verträge‘<br />
abschließen, die in kleinen handhabbaren Schritten Neues erproben lassen, wobei<br />
Reflexionsphasen und Kurskorrekturen eingeplant werden sollten.
„Unsere Zukunft“ C 11.2<br />
Beispiel aus der Kritikphase<br />
Angst vor der eigenen Zukunft<br />
Ich habe Angst,<br />
arbeitslos zu<br />
werden<br />
Angst vor Umweltzerstörung<br />
Die Natur<br />
ist zerstört<br />
Politische und soziale Ungerechtigkeit<br />
Politiker<br />
sind zu alt<br />
Anregung für die Phantasiephase<br />
Tu kam zu Meti und sagte: „Ich will am Kampf der Klassen teilnehmen, lehre mich.“<br />
Meti sagte: „Setz Dich!“<br />
Tu setzte sich und sagte: „Wie soll ich kämpfen?“<br />
Meti lachte und fragte: „Sitzt Du gut?“<br />
„Ich weiß es nicht“, sagte Tu erstaunt, „wie soll ich denn anders sitzen?“ Meti erklärte es ihm.<br />
„Aber“, sagte Tu ungeduldig, „ich bin nicht gekommen, sitzen zu lernen.“<br />
„Ich weiß, Du willst kämpfen lernen“, sagte Meti geduldig, „aber dazu musst Du gut sitzen,<br />
da wir eben jetzt sitzen und sitzen lernen wollen.<br />
Tu sagte: „Wenn man immer danach strebt, die beste Lage einzunehmen,<br />
aus dem Bestehenden das beste herauszuholen,<br />
kurz, wenn man nach Genuss strebt,<br />
wie soll man da kämpfen?“<br />
Meti sagte: „Wenn man nicht nach Genuss strebt, nicht das Beste aus dem Bestehenden herausholen will,<br />
und nicht die beste Lage einnehmen will, warum soll man dann kämpfen?“<br />
Bertolt Brecht: Meti, Buch der Wendungen<br />
72<br />
Werden wir alle<br />
verarmen?<br />
Man hört nur von<br />
Katastrophen<br />
Welche Chancen<br />
werden uns gelassen?<br />
Warum haben<br />
wir viel und<br />
andere nichts?<br />
Ich fühle mich<br />
oft ohnmächtig<br />
Wie kann man die<br />
ganze Menschheit<br />
ernähren?<br />
Wir haben nicht alle<br />
gleiche Chancen<br />
Ich will meine<br />
Freunde nicht<br />
verlieren, nicht<br />
allein sein<br />
Familien<br />
zerbrechen<br />
Man müsste die<br />
Umwelttechnik<br />
weiterentwickeln<br />
Wo soll man<br />
sich engagieren?<br />
Ich brauche mehr<br />
Anerkennung<br />
Viele Menschen<br />
machen die Augen zu<br />
Es fallen immer<br />
welche durch<br />
das soziale Netz
Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12<br />
nach Inge Marcus<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
73<br />
TN lernen unterschiedliche Begrüßungsriten kennen<br />
TN versetzen sich in eine Person anderer Herkunft<br />
Identifikation ermöglicht Empathie, Sensibilität und neue Einsichten<br />
TN reflektieren die Gültigkeit von Normen und Werten<br />
TN lernen, kulturelle Grenzen wahrzunehmen und zu achten<br />
60 bis 120 Minuten (mindestens 15 Minuten Vorbereitung, ca. 30 Minuten Spiel,<br />
30–45 Minuten Nachbesprechung und Auswertung)<br />
10–30 TN<br />
Kulturkarten C 12.2 in entsprechender Anzahl kopieren; so verteilen, daß jede Kultur möglichst<br />
mindestens zweimal vertreten ist – am besten mit unterschiedlichen Geschlechtern;<br />
jeder TN erhält zusätzlich einen Personenzettel, auf dem Herkunft und Geschlecht ( + )<br />
notiert ist – je eine Farbe pro Nation; Tesakrepp o.ä. zum Anheften<br />
genug Bewegungsspielraum<br />
„Die Idee dieses Angebotes ist, einmal die Möglichkeit zu haben, sich probeweise in<br />
kulturspezifisch unterschiedliche Sitten und Bräuche hineinzuversetzen, um etwas von<br />
dem anderen Umgang mit verbaler und nonverbaler Kommunikation, von unterschiedlichen<br />
Bewertungen und Verhaltensweisen zu erfahren, die begrenzte Gültigkeit der eigenen<br />
Gewohnheiten zu erleben, aber auch Anregungen durch andere Erfahrungen zu gewinnen.<br />
Einschränkend ist zu bemerken, daß die Beschreibung der Riten zwar aus authentischen<br />
Quellen stammt, aber sehr vereinfacht ist, z.B. sind sie auf Menschen aus den sozialen<br />
Mittelschichten und auf bestimmte Regionen beschränkt.“<br />
Nun verteilen Sie die Rollenkarten C 12.2 oder reagieren durch Zuruf auf die Wünsche der<br />
TN. „Jede und jeder von Ihnen soll sich nun in eine andere kulturelle Identität versetzen.<br />
Nehmen Sie die Information auf der Karte für Ihre eigene Einstimmung. Eine Vorrunde mit<br />
anderen Vertretern Ihrer Kultur wird Ihnen das Einüben der Rolle erleichtern.<br />
Sie identifizieren sich bitte soweit wie möglich mit den beschriebenen Bräuchen und der<br />
dahinterstehenden Philosophie der jeweiligen Kultur. Aber bitte sprechen Sie nicht mit<br />
Fremden über Ihre Bräuche! Lassen Sie die anderen nur durch Ihr Verhalten, nicht aber<br />
durch Erklärungen Ihre Person entdecken. Wo Sie herkommen, dürfen Sie natürlich sagen!“<br />
Nun lassen Sie 5 Minuten zum Lesen sowie 10 Minuten zur internen Vorbesprechung und<br />
Einübung der jeweiligen Kulturen.<br />
„Meine Damen und Herren, wir befinden uns hier in internationaler Gesellschaft. Heute<br />
haben wir zunächst bei einem Fest Gelegenheit, uns näher kennenzulernen und evtl.<br />
weitere Vorhaben zu planen. Also: Herzlich willkommen!“<br />
Die TN gehen nun durch den Raum und begrüßen sich in ihrer spezifischen Weise, was z.T.<br />
zu irritierenden Situationen führt. Achten Sie darauf, daß selbst in witzigen Situationen der<br />
ernste Charakter der Simulation erhalten bleibt. Die TN können über alles sprechen, was<br />
zur Situation oder ihren Gewohnheiten paßt und laden sich gegenseitig zu einer Veranstaltung<br />
in ihrer Region ein. Gelegentlich können Sie als Spielleiter eingreifen und z.B. durch<br />
Klatschen neue Dialog-Konstellationen herbeirufen, so daß etwa jeder mit jedem mal<br />
Kontakt gehabt hat.
Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
74<br />
Die Auswertung ist ein wichtiger Teil; denn für fast alle gab es bei dieser Übung Irritationen,<br />
also Überschreitungen von Normen oder Schamgrenzen bzw. Ablehnungen durch die<br />
andere Bedeutung von Worten und Verhalten. Zunächst jedoch werden die persönlichen<br />
Erfahrungen und Wahrnehmungen voneinander zur Sprache gebracht:<br />
„Wie wurden die einzelnen wahrgenommen? Wie haben Sie sich in Ihrer Rolle gefühlt?<br />
Was war Ihnen vertraut/fremd, auch an den eigenen Reaktionen? Was drückt sich in den<br />
(nun offenzulegenden) Regeln an Menschenbild, Religiösität, Höflichkeit, sozialem Beziehungsnetz<br />
usw. aus? Kennen Sie andere Beispiele – auch aus Ihrer eigenen Erfahrung? Wie<br />
sind Sie mit Grenzerfahrungen umgegangen? Kennen Sie solche und andere Reaktionen<br />
aus dem eigenen Leben? Wie bewerten Sie sie aus dem jetzigen Blickwinkel?“<br />
Was erwarten wir in Deutschland von „Fremden“? Welche Erfahrungen haben Sie selbst im<br />
Gastland gemacht? Durch Zitate und Beispiele (s. C 12.1) können Sie die Diskussion<br />
erweitern und differenzieren. Wichtig ist, daß es kein „richtig“ und „falsch“ gibt, sondern<br />
mehr oder weniger große persönliche Kompetenz (Authentizität, Menschlichkeit, Sensibilität<br />
für die Situation, Flexibilität bzgl. der eigenen Gewohnheiten im Denken, Fühlen und<br />
Handeln), die ihren Ausdruck in der jeweiligen Situation findet.<br />
Durch dieses Spiel kann die Sensibilität der TN für kulturelle Wahrnehmung geschärft<br />
werden, so daß Ihre Berichte über interkulturelles <strong>Lernen</strong> im Gastland besonders offen<br />
aufgenommen werden.<br />
Der Spielleiter muß die Dynamik des Ganzen während des Spiels im Auge behalten, um zu<br />
verhindern, daß einzelne sich frustriert ausklinken. Eine gute Verteilung der dynamischen<br />
und zurückhaltenden Charaktere ist wichtig für das Gesamtgeschehen.<br />
Gegebenenfalls ergänzen Sie die Informationen auf den Karten durch eigene Erfahrungen<br />
oder „erfinden“ andere Nationen hinzu.<br />
Quelle: Inge Marcus, Ergänzungen durch Gisela Führing<br />
Literatur: Watzlawick, Paul/ Beavin, Janet H./ Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen,<br />
Paradoxien. Bern 1969 (1996 9. Aufl.)
Kommunikationsgewohnheiten C 12.1<br />
anderer Völker<br />
75<br />
Ausschlaggebend an der Art des Grüßens sind viele Faktoren: religiöse und<br />
weltanschauliche Elemente, Verhaltensnormen bezüglich Nähe und Distanz und soziale<br />
Hierarchien. Es ist festgestellt worden, daß in fast allen Kulturen die Grundbotschaft des<br />
Grüßens lautet: Ich will mit Dir in Frieden sein bzw. auskommen. In Indonesien grüßen sich<br />
Freunde morgens auch mit der Frage: „Hast Du schon geduscht?“<br />
Immer spielt auch die Wahrung des Gesichtes, und zwar des eigenen wie des Gegenübers<br />
eine Rolle. Die Inhalte, an denen das festgemacht wird, sind allerdings von Kultur zu Kultur<br />
verschieden (z.B. in den USA: keine Redelücke; bei den Hindus: keine Berührung; bei den<br />
Vietnamesen: keine „aggressive“, d.h. direkte Aussage etc.)<br />
Hinzu kommt, daß die Riten in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich ausgeprägt<br />
sind, d.h. dogmatischer oder lockerer angewandt werden. So sind die Sitten und Bräuche<br />
in Vietnam von Dorf zu Dorf verschieden. Dazu gibt es noch die individuellen Unterschiede<br />
jeder einzelnen Person in jeder Kultur. Die folgenden Beispiele sind jeweils kleine Ausschnitte<br />
aus großen Kulturkreisen.<br />
In arabischen Ländern ist es unhöflich, jemanden etwas zu fragen, wenn man nicht<br />
sicher ist, daß er die Antwort weiß. Man darf nicht riskieren, daß der andere sein<br />
Gesicht verliert.<br />
In Asien (Japan) ist es extrem unhöflich, auf eine Frage mit einem direkten „Nein“<br />
(Einladung) zu antworten, sogar das Ja wird manchmal umschrieben. Es gilt als taktlos,<br />
dem anderen nicht alles sehr höflich zu erklären und so nahezubringen, daß er sich<br />
sogar mit einer ihm widersprechenden Lösung einverstanden erklären kann<br />
(wenn es nicht anders geht) und nie in die Lage kommt, unsicher zu werden.<br />
In Lateinamerika sind Gesprächswendungen üblich, die für uns verbindlich oder<br />
einladend klingen, aber nicht so gemeint sind: Que haces? – wörtlich: Was machst Du ?<br />
Die Bedeutung davon ist lediglich: Wie geht es Dir ? Erwartet wird eine Antwort wie:<br />
gut bzw. schlecht.<br />
Maori sind höfliche Menschen. Selbst ihr Wort für Feind bedeutet ,ärgerlicher Freund‘.<br />
Und beim Rugby grüßen sich auch erbitterte Gegner noch traditionell: Nase an Nase,<br />
Stirn an Stirn – nicht reiben, nur pressen.<br />
Ein US-Manager sollte einen Vertrag über ein großes Wirtschaftsabkommen in Java<br />
abschließen. Er hatte sich intensiv vorbereitet, sprach sogar die Landessprache,<br />
aber er kannte die Sitten und Gewohnheiten nicht. Der Javaner blieb in einer<br />
bestimmten Distanz zu ihm, er aber rückte gewohnheitsmäßig immer wieder auf.<br />
So verfolgte er den Javaner durch den ganzen Raum, bis dieser sich zu seinem<br />
Erstaunen höflich verabschiedete. Der Vertrag kam nicht zustande.<br />
Nähe und Distanz: „Erstaunlich sind die nationalen Unterschiede: Wenn Amerikaner in<br />
einem Café in Gainesville, Florida, mit einem Freund oder einer Freundin plaudern,<br />
berühren sie sich gegenseitig etwa zweimal pro Stunde. Befreundete Engländer in einer<br />
Londoner Coffee-Bar kämen nur im Fall der Notbeatmung auf die Idee, ihr Gegenüber<br />
anzurühren. Französische Freunde dagegen, die sich in einem Pariser Café unterhalten,<br />
fassen sich 110mal pro Stunde an. Puertoricaner in einem Café in San Juan sogar<br />
180mal. Preisfrage: Wie verhalten sich zwei Freunde, von denen einer aus einer<br />
,kontaktfreudigen Kultur‘ (Araber und mediterrane Kulturen, Franzosen inklusive) und<br />
einer aus einer ,kontaktfeindlichen Kultur‘ (Nordeuropäer und die meisten<br />
Nordamerikaner) kommt?“<br />
Quelle: Die Sprache des Körpers. Was wir schon immer über uns wissen wollten.<br />
Zeit-Magazin Nr. 9, 26.2.1993, S. 16
Kommunikationsgewohnheiten C 12.1<br />
anderer Völker<br />
76<br />
Ein Beispiel aus der Kommunikationsforschung:<br />
Die Kommunikationstheoretiker um Paul Watzlawick geben in ihren Büchern viele<br />
anschauliche Beispiele für Kommunikationsstörungen aufgrund kultureller Unterschiede<br />
wieder – darunter die Verwirrungen zwischen jungen Engländerinnen und US-Soldaten um<br />
die Bedeutung des Küssens: Im Zusammenhang mit und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
gingen in England die US-Soldaten gerne mit jungen Engländerinnen aus. Das führte oft zu<br />
kulturell vorprogrammierten Pannen, und das kam so: Während der Kuß bei den US-Bürgern<br />
auf Platz 5 der gewohnten Annäherungsschritte an das andere Geschlecht steht,<br />
befindet sich derselbe in der englischen Gesellschaft auf Platz 25. Zwangsläufig hielten die<br />
Engländerinnen die US-Soldaten nach ihrem harmlosen Begrüßungskuß für Draufgänger.<br />
Sie waren verunsichert und nahmen entweder Distanz oder entschieden sich, mutig<br />
mitzuhalten. Im letzteren Fall waren wiederum die US-Soldaten verwirrt und hielten die<br />
Engländerinnen für Draufgängerinnen, denn diese erwarteten mehr – ein Verwirrspiel, weil<br />
beide Seiten aufgrund fehlender oder nicht ernst genommener „interkultureller“ Information<br />
und Erfahrung von der Ausschließlichkeit ihrer eigenen sozialen Spielregeln ausgingen.
Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />
Übung:<br />
Lateinamerikaner<br />
(Mittelschicht)<br />
Übung:<br />
Indischer Hindu<br />
(Mittelschicht)<br />
77<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Bei der Begrüßung gehen Latinos tendenziell sehr nah an den anderen heran, fast auf Tuchfühlung,<br />
sie haben u.U. eine bestimmte Art, sich die Hand zu geben. Männer umarmen einander<br />
(bei Unbekannten weniger, bei Bekannten mehr, bei Freunden freudig), Frauen hauchen<br />
sich gegenseitig einen oder zwei Küsse auf die Wange(n). Sie sprechen den anderen<br />
schon sehr früh mit dem Vornamen an bzw. mit dessen Verkleinerungsform, die es für fast<br />
jeden Namen gibt (z.B. Francisco – Paco oder Pancho). Spitznamen bezeichnen den<br />
Gesprächspartner nach seinen charakteristischen Besonderheiten. So wird eine schöne<br />
Frau „Schöne“ (guapa, bella), dickere Menschen werden „Dicke/r“ (gordo/a, gordito/a),<br />
Kahlköpfige „Glatze“ (pelón), Dunkelhäutige „Dunkle/r“ (moreno/a, morenita/o), Hellhäutige<br />
„Helle/r“ (Guera/o), ein Hinkender „Hinkefuß“ genannt usw. Bei Latinos ist das eine liebevolle<br />
Anerkennung der Person als Individuum mit ihren Besonderheiten – und zwar als<br />
gleichberechtigter Mensch, wie immer sie/er ist. Bleibt man umgekehrt nur bei den „offiziellen“<br />
Namen, ist das ein Zeichen von betonter Wahrung der Distanz und kann irritieren<br />
oder beleidigend wirken.<br />
Sie gehen auf jede Einladung und Bitte ein, bieten selbst Hilfe an, versprechen wortreich<br />
alles, stellen alle Ihre Kontakte zur Verfügung; das ist aber nicht wörtlich gemeint und hat<br />
nicht den in Deutschland üblichen Verbindlichkeitscharakter. Latinos drücken Verbindlichkeit<br />
anders aus. Es geht darum, das Gespräch nett und zuvorkommend zu gestalten, es soll<br />
kein Schatten darauf fallen.<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Beim hinduistischen Gruß berührt man sich nicht, sondern bleibt in einer Distanz von<br />
mindestens einem halben Meter, verneigt sich höflich in Distanz vom Gesprächspartner,<br />
wobei die Hände vor der Brust zusammengelegt werden. Damit werden zwei religiöse<br />
Pflichten erfüllt:<br />
1) Die berührungslose Wahrung der Distanz entspricht quasi der Wahrung der eigenen<br />
rituellen Reinheit und der des Gegenüber. Diese Reinheit, die von großer religiöser Bedeutung<br />
ist, kann durch Berührung verlorengehen, was eine Schmach wäre.<br />
2) Mit dem Gruß „Ich grüße Gott in Dir“ wird das Göttliche im Gegenüber anerkannt und<br />
verehrt, das nach ihrem Glauben allen Wesen eigen ist.<br />
Jeder Körperkontakt wird vermieden, besonders von Frauen, die auch von ihren männlichen<br />
Landsleuten „übersehen“ werden. Gesprächsinhalte bei Frauen sind Familie und Kinder, vor<br />
allem die Söhne, bei Männern geschäftliche Themen.<br />
Besondere Irritation kann die Gewohnheit vieler Inder bei uns auslösen, im Falle eines „Ja“<br />
mit dem Kopf zu wackeln (in Richtung beider Schultern), was so ähnlich aussieht wie unser<br />
Kopfschütteln beim Nein (Kopfdrehung).<br />
Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang so gut wie nie vor und ist äußerst<br />
unhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne gilt als grob und unhöflich.
Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />
Übung:<br />
Nordamerikaner<br />
(Mittelschicht)<br />
Übung:<br />
Nordeuropäer<br />
(Mittelschicht)<br />
78<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Beim Kennenlernen gehen Nordamerikaner auf Unbekannte, mit denen sie ins Gespräch<br />
kommen wollen, direkt und freudig los, verwickeln sie spontan in ein persönliches<br />
Gespräch (Familienstand, Geschäftsfragen, Haus, Sorgen etc.), das Anteilnahme, Interesse<br />
und Aufmerksamkeit für den anderen ausdrücken soll. Das ist nicht sehr verbindlich<br />
gemeint, sondern gehört zu ihrem Höflichkeitsbegriff. Im übrigen wird zunächst die Kultur<br />
des Small talk geübt, die dem Bestreben entspringt, den Redefluß freundlich und heiter am<br />
Laufen zu halten. Die Begegnung soll angenehm sein. Wenn jemand nicht mehr weiter<br />
weiß, bedeutet das eine Art Gesichtsverlust. Es geht also auch darum, dieser Peinlichkeit<br />
für sich und den anderen vorzubeugen. Daher ist es wichtig, immer weiterzureden, z.B.<br />
über Zeitungsthemen. Gute Unterhalter sind gesellschaftlich anerkannt; vor allem sind<br />
Humor und Schlagfertigkeit geschätzt.<br />
Was die nonverbale Kommunikation angeht, klopfen Männer dem männlichen Gegenüber<br />
gern auf die Schulter. Den anderen am Arm zu berühren oder einer Frau einen leichten Kuß<br />
auf die Wange zu geben, ist sehr üblich.<br />
Nordamerikaner haben eine bestimmte Art, Verbindlichkeit bzw. Unverbindlichkeit<br />
auszudrücken. Wenn sie z.B. den anderen intensiv einladen, sie zu Hause zu besuchen und<br />
etwas Gemeinsames zu unternehmen, dann drängen sie, wenn sie es ernst meinen, auf<br />
eine Zusage zu einem bestimmten Termin. Sagen sie aber „You can come anytime“, so<br />
heißt das, sie sind an einem weiteren Treffen nicht interessiert.<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Nordeuropäer geben sich tendenziell bei der ersten Begegnung auf einem Empfang oder<br />
einer Feier freundlich die Hand. Der Abstand voneinander, der dabei traditionell gewahrt<br />
wird, ist ca. ein halber Meter. Der Gruß signalisiert eine höfliche Distanz, die in dem<br />
Moment Gleichberechtigung und Achtung voreinander symbolisiert. Soziale Distanz ist<br />
charakteristisch für die nordeuropäischen Gesellschaften. Das Gespräch beinhaltet<br />
zunächst keine persönlichen Themen, sondern dreht sich um allgemein interessierende<br />
Dinge wie die augenblickliche jahreszeitliche Situation (Wetter ist besonders in England<br />
„Pflicht“), die Verkehrslage, anknüpfend an den eigenen Herweg, dann sportliche,<br />
kulturelle oder politische Ereignisse. Dadurch lernt man den anderen ein wenig in seinen<br />
Gewohnheiten, Interessen, Wünschen, Haltungen und Einstellungen kennen und entnimmt<br />
daraus, ob der Gesprächspartner für einen selbst von weitergehendem Interesse sein kann.<br />
Erst wenn sich das bestätigt, geht man im weiteren Gespräch auf persönlichere Inhalte ein,<br />
wobei man sich daran orientiert, ob der andere darauf eingeht oder nicht.
Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />
Übung:<br />
Vietnamesen<br />
(Mittelschicht)<br />
Übung:<br />
Mittelasiatische<br />
Turkvölker<br />
(Kasachstan<br />
u.a.)<br />
79<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Die Begrüßung erfolgt ohne Handschlag. Männer begrüßen Männer freundlich lächelnd und<br />
übergehen Frauen völlig. Das ist ein Zeichen der Hochachtung für die Frau, die auf diese<br />
Weise nicht durch direkte Betrachtung entwertet wird, da das ein Begehren der Frau<br />
signalisieren könnte. Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang miteinander so<br />
gut wie nie vor und ist äußerst unhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne gilt<br />
als grob und unhöflich.<br />
Da Vietnamesen zu Personen unterschiedlichen Standes, Alters und je nach Familiensituation<br />
unterschiedliche Haltungen einnehmen und unterschiedliche Anredeformen benutzen,<br />
ist es üblich, gleich zu Beginn eines Treffens unbekannte Personen nach ihrem Alter, Familienstand,<br />
der Anzahl der Kinder etc. zu fragen, um einschätzen zu können, welche Haltung<br />
man ihnen gegenüber einnehmen muß. Die Anrede besteht aus einer Art Familienrang:<br />
„jüngere Schwester“, „Alter“, „Onkel mütterlicherseits“, „ältester Geschäftspartner“,<br />
„stellvertretender Geschäftsleiter“, „jüngerer Kollege“, und dem Rufnamen, da die Auswahl<br />
der Familiennamen klein ist.<br />
Beim Sprechen, besonders mit vertrauten Personen, halten Vietnamesen und Vietnamesinnen<br />
eine geringe Körperdistanz zu ihren Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen.<br />
Kommt es zu einem guten Verständnis, unterstreichen sie dies beim Sitzen dadurch, daß<br />
sie den Gesprächspartnern und -partnerinnen die Hand auf Oberschenkel oder Arm legen.<br />
Beim Gehen werden sie auch an der Hand genommen, ein Zeichen dafür, daß man ihnen<br />
ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen läßt. Liebespaare und enge Verwandte gehen demgegenüber<br />
nicht Hand in Hand.<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Bei islamischen Völkern darf die Frau dem Mann nicht in die Augen sehen, um die<br />
angemessene Distanz der Geschlechter zu wahren und ihn nicht sexuell zu erregen.<br />
Beim Kennenlernen sind die Themen zunächst Fragen bezüglich der Gesundheit der Familie<br />
gewidmet. Probleme werden nicht preisgegeben, vielmehr spricht man über Dinge, die die<br />
Familien mit Stolz erfüllen (Haus, Kind, Auto, Ernte etc.). In ersten Gesprächen sind keine<br />
verbindlichen Antworten auf Fragen oder Angebote üblich, und Fragen werden nicht<br />
verneint. Die Antworten werden in dieser Phase sehr allgemein gehalten, denn der einzelne<br />
ist Teil seiner Sippe und kann nicht stellvertretend für sie handeln. Die Fragen oder Angebote<br />
werden der Sippe überbracht, die dafür die für sie gültigen Antworten erarbeitet.<br />
Wenn die Sippe es für erforderlich hält, führt sie zur Sache Recherchen durch. Erst wenn<br />
sich die Fragen bzw. Angebote als seriös herausstellen, wird eine konkrete Antwort<br />
gegeben, die verbindlich ist.<br />
Einladungen, besonders zum Essen, müssen stets angenommen werden, da eine Ablehnung<br />
einer Beleidigung gleichkäme. Auch muß die Frau im Falle eines abgelehnten Essens<br />
von ihrem Mann Sanktionen erwarten; er wird die Schuld dafür ihr anlasten.
Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />
Übung:<br />
Westafrikaner<br />
Übung:<br />
Japaner<br />
80<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Westafrikaner begrüßen sich beim Kennenlernen mit dem islamischen Gruß Salam Aleikum,<br />
die Antwort lautet: Maalekum Salam. Es ist der gegenseitige Wunsch: „Friede sei mit Dir“,<br />
der mit einem Handgeben oder einer leichten Verbeugung aus der Entfernung begleitet ist.<br />
Es gibt keine Sie-Form. Das Gespräch beginnt mit Fragen nach dem Familiennamen (Name<br />
des Vaters, denn die Abstammung ist zur gegenseitigen sozialen Einschätzung wichtig) und<br />
dem Herkunftsort. Erfolgt das nicht, gilt das als Desinteresse an der eigenen Person, und<br />
das Gespräch wird rasch und höflich beendet. Im positiven Fall folgt eine detaillierte<br />
gegenseitige Befragung nach dem allgemeinen Wohlbefinden (z.B. „Hast du gut<br />
geschlafen?“ „Bist du gut aufgestanden?“ „Wie geht es dir gesundheitlich?“). Sodann wird<br />
dasselbe Fragemuster auf die anderen Familienmitglieder angewandt. Die Antworten<br />
darauf sind üblicherweise: „Dank Gottes Gnade: gut!“ Danach richtet sich die Aufmerksamkeit<br />
auf den Anlaß des Treffens, ohne es direkt anzusprechen, etwa: „Freuen Sie sich darauf,<br />
hier eine angenehme Zeit zu verbringen?“ Die Antwort ist üblicherweise: „Dank Gottes<br />
Gnade wird es so sein.“ Danach fragt man indirekt nach dem sozialen Kontext des anderen,<br />
um sein Beziehungsnetz im Zusammenhang mit der Veranstaltung kennenzulernen – etwa:<br />
„Haben Sie Verwandte/Mitarbeiter hier?“<br />
Das alles gilt für das Gespräch unter Gleichaltrigen, Männern wie Frauen. Ältere Personen<br />
werden aus Respekt nicht direkt angeschaut und auch nicht befragt. Sie stellen ihrerseits<br />
Fragen. Frauen müssen vor älteren Männern oder Frauen zur Begrüßung knien.<br />
Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />
Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />
Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />
Sowohl bei der ersten Begrüßung als auch bei weiteren Begegnungen gibt es keinen Körperkontakt.<br />
Man verbeugt sich voreinander, die Hände hängen dabei lose herunter.<br />
Für Gespräche gibt es zahlreiche feststehende Riten. So wird am Anfang des Gesprächs von<br />
beiden (allen) Gesprächspartnern folgender Satz gesagt: „Es freut mich, Sie<br />
kennenzulernen.“ Danach folgt der Austausch von Daten, zunächst der Firma, der Organisation<br />
etc., in der man arbeitet, dann der eigene Name und Status in der Firma/Organisation<br />
und in der Familie. Oft werden Visitenkarten ausgetauscht. Japaner benötigen diese<br />
Kenntnisse voneinander, weil jeder soziale Status mit unterschiedlichen Anreden, Höflichkeitsformeln<br />
und Verhaltensweisen verbunden ist. Dazu gehört, wer geduzt bzw. beim Vornamen<br />
genannt wird (Dozent/Student, Lehrer/Schüler etc.). Anschließend geht das<br />
Gespräch über zu Fragen der Familie, des Wohnortes etc. und mündet schließlich in den<br />
Anlaß des Treffens (Veranstaltung), vor allem aus welchen Gründen der jeweils andere<br />
daran teilnimmt. Die erste Kennenlernphase wird üblicherweise durch unterschiedliche Einladungen<br />
oder Hilfsangebote abgeschlossen, die keinerlei Verbindlichkeit haben. „Kommen<br />
Sie mich doch einmal besuchen!“ Die Bedeutung ist lediglich die einer netten Geste. Darauf<br />
folgen wieder Verbeugungen mit den Worten Dozo yoroshiku („Bitte, gut“), die keine weitere<br />
Bedeutung haben. Beim ersten Kennenlernen dieser Art bleibt gewöhnlich alles im<br />
Unverbindlichen.
Der Film „Parallelen“ C 13<br />
Fremdheitserfahrungen in Deutschland<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
81<br />
bewusste und kritische Medienbetrachtung<br />
Anreiz zur Wahrnehmung von eigenen Projektionen<br />
Konfrontation mit dem Phänomen „Feindbild“<br />
6 Minuten Film, ca. 20 Minuten Auswertung<br />
beliebig große TN-Zahl<br />
Film besorgen (s.u.); Video-Rekorder vorhanden?<br />
Video-Vorführung möglich?<br />
„Wir haben es hier mit Fremdheitserfahrungen in Deutschland zu tun. Ein junger kurdischer<br />
Filmemacher hat in diesem seinem Erstlingswerk seine Eindrücke geschildert. Achten Sie<br />
bei diesem Film, der auf Sprache verzichtet, auf die stark symbolische Bildsprache.“<br />
Nach dem Film sollte zunächst geklärt werden, was hier wirklich geschehen ist und welche<br />
gestalterischen Mittel der Filmemacher verwendet hat. Sodann wird sich die Frage nach<br />
den „Parallelen“ zwischen dem gehbehinderten Alten und dem Asylbewerber stellen: Worin<br />
gleichen/unterscheiden sich die beiden Protagonisten? Was will der Autor uns sagen? Kennen<br />
Sie ähnliche Beispiele? Wie funktionieren Feindbilder? Welche kennen Sie aus Ihrer<br />
Umgebung? Wie und mit welchen Konsequenzen könnten sie abgebaut werden?<br />
Man könnte hier auch am Ende der Bankszene unterbrechen, um – wie bei C 1 – eigene<br />
Fortsetzungen erfinden zu lassen, aber dies ist auch nachher noch möglich: „Wie hätte es<br />
noch weitergehen können?“<br />
Dieser Film eignet sich hervorragend zum Einstieg in die Diskussion eigener Fremdheitserfahrungen<br />
(nicht nur im Ausland) sowie zur Entstehung von Projektionen und Feindbildern.<br />
Die Kürze des Filmes entspricht dem Grundsatz, dass in der <strong>Bildung</strong>sarbeit eingesetzte<br />
AV-Medien möglichst kurz sein sollten, um die bewusste Wahrnehmung zu unterstützen.<br />
Quelle: „Parallelen“ von Sawat Ghaleb, BRD 1995, 6 Min., s/w, VHS-Video EZEF-Arbeitshilfe Nr. 117 (G. Führing);<br />
Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit/EZEF – s. E 3<br />
Literatur: van den Broek, L.: Am Ende der Weißheit. Vorurteile überwinden. Ein Handbuch. Berlin 1988
Parallelen C 13.1<br />
von Sawat Ghaleb, BRD 1995<br />
Inhalt:<br />
Zum Film:<br />
82<br />
Eigentlich passiert gar nicht viel. In einem Park, wo Familien spazieren gehen, sitzen sich<br />
zwei einsame Menschen gegenüber: ein älterer Herr mit Hund – wie sich später herausstellt<br />
etwas gehbehindert – und ein schwarzhaariger junger Mann. Sie scheinen sich zu<br />
beobachten und werden plötzlich in eine gewisse Spannung versetzt. In ihrer Phantasie<br />
stellen sie sich jeweils das Gegenüber als extrem aggressiv vor. Der ältere Herr sieht den<br />
jungen Mann den Hals seiner Bierflasche abschlagen und auf sich zustürzen. Der junge<br />
Mann erfährt den Hund als auf sich gehetzt mit bleckenden Zähnen. Und dann ist alles so<br />
plötzlich vorüber, wie’s entstand: Zuerst steht der Ältere auf und humpelt davon. Er geht in<br />
seine kleine Sozialbauwohnung. Dann steht der Jüngere auf und geht über die Gleise durch<br />
eine Absperrung in ein Wohnheim mit Mehrbettzimmer. Beide schalten bei sich den Fernseher<br />
an und schauen leicht lächelnd dasselbe Programm, den Comicfilm „Tom und Jerry“.<br />
Dieser Kurzfilm, mit dem der kurdische Filmemacher Sawat Ghaleb seine Zulassung zur<br />
Filmakademie erhalten hat und in der er selber eine der Hauptrollen spielt, kommt völlig<br />
ohne Dialog aus. Durch den Verzicht auf Sprache bleibt uns allein die filmische Gestaltung<br />
mit seiner packenden und überaus starken symbolischen Bildsprache für unsere Interpretation.<br />
Auf der Suche nach dem Sinngehalt und den Hintergründen ergeben sich mit den<br />
Zuschauern verschiedenste Gesprächsanlässe.<br />
Auf der durch den Titel vorgegebenen Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden<br />
zwischen den Männern entdeckt man, daß sie beide Außenseiter der Gesellschaft sind: der<br />
eine als gehbehinderter Alter, der andere offensichtlich als Asylbewerber in einer Massenunterkunft<br />
hinterm Schlagbaum an den Gleisen. Es verbindet sie ihre Einsamkeit in dieser<br />
Gesellschaft, die sie mehr mit ihren Projektionen als mit der Realität in Verbindung sein<br />
läßt. Bei all solchen Überlegungen aber bleibt der Zuschauer auf seine aufmerksame Beobachtung<br />
angewiesen, wodurch es auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpretationen<br />
kommen kann. Manche mögen z.B. die Projektionen der Aggression des einen<br />
über den anderen in der Parksituation zunächst für real halten. Da hilft es, auf die bildlichen<br />
Mittel hinzuweisen, mit denen der Filmemacher die zwei Realitätsebenen darstellt:<br />
Konzentration auf den verkniffenen Blick, Bildüberlappungen, andere Kleidung (weißes<br />
Hemd beim einen, Hut beim anderen).<br />
Wie nun kommen diese beiden Personen, die sich nicht kennen und nichts anderes<br />
miteinander zu tun haben als sich zufällig zur gleichen Zeit auf zwei Parkbänken gegenüberzusitzen<br />
– wie kommen diese beiden dazu, solche Phantasien zu entwickeln? Beide<br />
scheinen Außenseiter der Gesellschaft zu sein, wahrscheinlich selbst ausgegrenzt und<br />
diskriminiert und damit auch verunsichert, kontaktarm und vereinsamt. Ihre eigenen Erfahrungen<br />
projizieren sie durch Angstphantasien auf andere, als ob dadurch ihre eigenen Verletzungen<br />
hinfällig würden oder gerächt wären. Feindbilder brauchen keine reale Grundlage,<br />
sondern reflektieren vor allem die Probleme der eigenen Situation, die eigenen Ängste.<br />
So scheinen sich auch beide über denselben TV-Film zu amüsieren, wo es wiederum um<br />
Brutalität und Unterdrückung geht – hier in Form eines Katz-und-Maus-Spiels mit gewitzten<br />
Einlagen des Kleinen gegen den Großen. Als Zuschauer fragt man sich, ob dies ihre einzige<br />
,positive‘ Kommunikation dieses Tages gewesen ist.
Ratespiel mit Begriffen zur Migrantenthematik C 14<br />
von Inge Ruth Marcus<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
83<br />
Begriffe sammeln, reflektieren, ordnen, diskutieren, präzisieren<br />
unterschiedliche Vorstellungen der TN verbinden<br />
TN miteinander und zum Thema ins Gespräch bringen<br />
ca. 90 Minuten (1. Teil: ca. 30 Minuten; 2.Teil: ca. 60 Minuten)<br />
maximal 20 TN<br />
Kärtchen mit Begriffen und großen Bogen Papier (Tafel) mit Oberbegriffen (s. C 14.1)<br />
vorbereiten; Tesakrepp und Klebestift zum Befestigen der Begriffskärtchen auf Kleidung<br />
und Papier; Definitionen (s. C 14.2) für jede Untergruppe auseinander schneiden und für<br />
jeden TN einmal insgesamt kopieren<br />
Wandbefestigung, große freie Fläche; später Gruppenarbeit mit Tischen<br />
„Es geht heute um die Migrantenthematik. Jede und jeder von Ihnen bekommt ein Kärtchen<br />
mit einem zu erratenden Begriff auf den Rücken geheftet. Sie ,sind‘ dieser Begriff, kennen<br />
sich aber selbst nicht und müssen ihn durch Befragen von anderen herausbekommen. Die<br />
Antworten dürfen nur ,Ja‘ und ,Nein‘ sein.“ Sie befestigen die Kärtchen auf den Rücken.<br />
„Gehen Sie also jetzt im Raum umher und suchen Sie sich Gesprächspartnerinnen oder<br />
-partner!“<br />
„Wenn Sie Ihren Begriff gefunden haben, suchen Sie sich unter den hier angegebenen<br />
Oberbegriffen zusammen, diskutieren Ihre Begriffe und überlegen sich eine Definition –<br />
evtl. mit Hilfe der ausgeteilten Erläuterungen. Bereiten Sie dann die Präsentation im<br />
Plenum vor.“<br />
Nachdem alle Gruppen ihre Begriffe im Plenum vorgestellt und unter den entsprechenden<br />
Oberbegriffen angeklebt haben, verteilen Sie an jeden TN eine Kopie mit allen Begriffsdefinitionen.<br />
Bei der Auswertung kann zu folgenden Fragen nachgedacht und diskutiert werden: Wie ist<br />
es mir während des ersten Teils ergangen? Wie haben wir in der Gruppe unsere Begriffsdefinitionen<br />
erarbeitet? Wie war die Teamarbeit, gab es Kooperation/Dominanz/Unterordnung?<br />
Was hat die Übung mir/uns gebracht ?<br />
Die Präsentation im Plenum kann auch nicht nur verbal, sondern als Sketch, Comic, Vers,<br />
Nachrichtensendung oder Karikatur geschehen.<br />
Sie können die Begriffsuche im ersten Teil beschleunigen, indem Sie auf die dann bereits<br />
aufgehängten Oberbegriffe verweisen.<br />
Das Spiel kann thematisch beliebig variiert werden.<br />
Quelle: Inge Ruth Marcus: Wenn ein Wort das andere gibt. Arbeit mit Begriffen am Beispiel der Ausländerthematik.<br />
Berlin 1997 (Manuskript)<br />
Literatur: Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt a. M.(Hg.): Begegnen – Verstehen –<br />
Handeln. Handbuch für interkulturelles Kommunikationstraining. IKO-Verlag Frankfurt a.M. 1993<br />
Arbeitsgruppe SOS-Rassismus NRW (Hg.): Rassismus begreifen. Was ich immer schon über Rassismus und<br />
Gewalt wissen wollte. Villigst 1997<br />
Gugel, G.: Ausländer, Aussiedler, Übersiedler. Tübingen 1994
Begriffe zu Ausländerfragen C 14.1<br />
Die Unterbegriffe auf kleine Karten – jeweils in derselben Farbe – schreiben und mit Tesakrepp o.ä. auf dem<br />
Rücken der TN befestigen; die Oberbegriffe auf den großen Bogen schreiben und während des ersten Teils des<br />
Spiels an die Wand hängen/auf die Tafel schreiben<br />
Wir-Formen, Bewegungs- Verirrungen gefährliche Umgangsformen<br />
Zugehörigkeitsgefühle Formen “-ismen“ mit Migranten<br />
Volk Emigration Fremdenfeindlichkeit Egoismus Integration<br />
Nation Immigration Ausländerfeindlichkeit Nationalismus Assimilation<br />
Ethnie Binnenwanderung Rassismus Eurozentrismus Isolation<br />
Kultur Völkerwanderung Ethnozentrismus Chauvinismus Ghettoisierung<br />
84
Kurzdefinitionen C 14.2<br />
85<br />
Emigration: Auswanderung, nach verbreitetem Verständnis: Verlassen eines Staates, um in<br />
einem anderen Staat seinen Wohnsitz und eine Erwerbstätigkeit zu suchen. Auswanderung<br />
ist u.U. mit der Aufgabe einer Staatsangehörigkeit und der Annahme einer anderen<br />
verbunden.<br />
Immigration: Einwanderung, nach allgemeinem Verständnis: die Einwanderung in einen<br />
Staat, ein Land, um dort einen neuen Wohnsitz und Erwerbstätigkeit zu suchen. Die legale<br />
Formalisierung der Immigration ist in den meisten Ländern mit der Aufgabe der vorherigen<br />
Staatsangehörigkeit verbunden.<br />
Binnenwanderung: Migration innerhalb der Grenzen einer Region, eines Landes, Staates<br />
oder einer Staatengemeinschaft (EU). So ist z.B. die Migration von Italien nach Deutschland<br />
für Italien eine Aus-, für die BRD eine Einwanderung, für die EU eine Binnenwanderung.<br />
Völkerwanderung: Migration des überwiegenden Teils einer Bevölkerung(sgruppe), sei es<br />
aus politischen, ökonomischen, sozialen, religiösen oder kulturellen Gründen.<br />
Von Rückwanderung spricht man, wenn Emigrierte aus dem Land ihrer letzten<br />
staatsbürgerlichen Zugehörigkeit wieder in das Land zurückwandern, aus dem sie<br />
(ursprünglich) kamen.<br />
Volk: Alle Staatsbürger eines Staates, Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von<br />
Staatsangehörigkeit.<br />
Ethnie: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Abstammungsgemeinschaft,<br />
tatsächliche oder fiktive Gemeinsamkeiten von Personengruppen, Gemeinschaftsglaube.<br />
Als Kriterien für diese Gemeinschaftszugehörigkeit werden meist Abstammung, Sprache,<br />
Kultur, Geschichte, Sitten herangezogen. In ethnischen Gruppen wird Homogenität<br />
unterstellt und Konformität erwartet. Die Sozialwissenschaften (Ethnologie, Soziologie,<br />
Anthropologie) sind sich im wesentlichen einig, daß heute ethnische Zuordnungen<br />
subjektiv sind, also keinen objektiven Kriterien unterliegen und nur in der Abgrenzung zu<br />
anderen Gruppen existieren. Gefahr: Ethnozentrismus.<br />
Nation: Eine Gruppe von Personen, die in einem Nationalstaat organisiert ist oder dieses<br />
anstrebt. Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von gleicher Nationalität.<br />
Kultur: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Orientierungssystemen von<br />
Gesellschaften in den Bereichen Sprache, Rituale, Lebens- und Wohnstile, Symbolik, Werteund<br />
Normensysteme und somit auch in den Kommunikations-, Repräsentations- und Interaktionsformen<br />
sowie Interpretations- und Deutungsmustern.<br />
Fremdenfeindlichkeit: Feindseligkeit gegen bestimmte Zuwanderer oder Ausländer, die<br />
nicht an deren Staatsbürgerschaft, sondern an äußeren Merkmalen (Hautfarbe, Haarform,<br />
Kleidung etc.) und kultureller oder religiöser Zugehörigkeit orientiert ist.<br />
Auch: Xenophobie.<br />
Ausländerfeindlichkeit: Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen von Ausländern, die<br />
in erster Linie auf ökonomischen und sozialen Ängsten beruht, etwa: den eigenen Lebensstandard,<br />
die eigenen Arbeitsplätze bedroht zu sehen; aber auch Feindseligkeit,<br />
die auf offenem Nationalismus beruhen kann.<br />
Rassismus: Die Wahrnehmung unveränderlicher Körpermerkmale bzw. einer Glaubenszugehörigkeit<br />
als Differenz zu sich selbst, wobei diese Differenz beim anderen als Zeichen der<br />
Minderwertigkeit gedeutet wird, während man sich selbst höherwertig fühlt.
Kurzdefinitionen C 14.2<br />
86<br />
Ethnozentrismus: Überbewertung der ethnischen Interessen und Bedeutung der eigenen<br />
Ethnie mit entsprechender Abwertung anderer (ethnischer) Gruppen. Die Wahrnehmung<br />
anderer Gruppen erfolgt aus einer Haltung heraus, die sich selbst in den Mittelpunkt stellt.<br />
Die anderen werden dabei systematisch abgewertet bis hin zur offenen Feindschaft.<br />
Man nennt die anfängliche „normale“ Neugier am fremden Anderen „primären Ethnozentrismus“<br />
und die bewusste Ablehnung anderer Seins-, Verhaltens- und Sichtweisen „sekundären<br />
Ethnozentrismus“. Eine aggressive Form des Ethnozentrismus sind „ethnische<br />
Säuberungen“.<br />
Egoismus: Selbstbezogenheit: Alles auf sich beziehen, sich selbst im Zentrum der Welt und<br />
der Betrachtung aller Dinge sehen, sich mehr Rechte als anderen zugestehen, mit zweierlei<br />
Maß messen und dabei das günstigere immer für sich beanspruchen.<br />
Nationalismus: Nationaler Egoismus, Überbetonung der Interessen und Bedeutung des<br />
eigenen Volkes. Dazu gehört auch das Bestreben, Angehörige anderer Völker zu Mitgliedern<br />
der eigenen Ethnie zu machen (Germanisierung, Russifizierung, Amerikanisierung)<br />
und ihnen ethnische Eigenständigkeit zu verweigern.<br />
Eurozentrismus: „Euroegoismus“, Überbetonung der Interessen Europas, Betrachtung der<br />
anderen Kontinente und Länder aus dem Blickwinkel des Zentrums, in das Europa gestellt<br />
wird. Dadurch geschieht eine Überbewertung der Bedeutung Europas.<br />
Chauvinismus: Gesteigerter Nationalismus, Vaterlandsstolz, Verengung der Wahrnehmung<br />
und des Bewusstseins auf die eigene Nation mit gesteigerter Entwertung und Ablehnung<br />
anderer Nationalitäten. Gefahr: Kultivierung von Feindlichkeiten und Hass bis zur Kriegstreiberei.<br />
Integration: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Politische und soziale Bemühung, Abund<br />
Ausgrenzungen zwischen den zugewanderten Minderheiten und der einheimischen<br />
Mehrheit zu überwinden. Die Minderheit soll dabei dauerhaft sozial, kulturell und politisch<br />
als gleichwertig anerkannt werden. Voraussetzung: Gesellschaftlicher Pluralismus. Gegensatz:<br />
Segregation.<br />
Assimilation: Freiwillige oder geforderte Aufgabe der eigenen kulturellen bzw. religiösen<br />
Identität. Integration geschieht unter Aufgabe der ursprünglichen kulturellen, religiösen,<br />
weltanschaulichen Charakteristiken und Besonderheiten. Gefahr: Gesellschaftliche<br />
Uniformität und Verlust von kultureller Identität sowie von Kulturgütern.<br />
Isolation: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Ab- und Ausgrenzung von Minderheiten,<br />
auch Segregation genannt. Die Isolierung von Gruppen kann von beiden Seiten ausgehen<br />
oder einseitig sein und hat den Charakter der bewussten Distanzierung. Dies kann aus<br />
verschiedenen Gründen geschehen, z.B. ökonomischen wie bei deutschen „Kolonien“ in<br />
<strong>Entwicklung</strong>sländern.<br />
Ghettoisierung: Isolierung von Minderheiten auf einem bestimmten begrenzten Raum.<br />
Diese Abgrenzung kann von beiden Seiten ausgehen oder von beiden Seiten gewollt sein.<br />
Die Ghettoisierung kann menschenrechtswidrig sein (Extremfall: Judenghettos) oder einen<br />
in die Gesamtgesellschaft integrierten ethnischen Inselcharakter aufweisen (Chinatown).
Bilder im Kopf C 15<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
87<br />
verdeutlichen, wie schnell und wie stark sich Bilder im Kopf festsetzen<br />
Kooperationsbereitschaft erproben<br />
Bedeutung der Kommunikation zur Klärung von Situationen erläutern<br />
ca. 45 Minuten mit Auswertung<br />
gerade TN-Zahl<br />
Malpapier und verschiedenfarbige Stifte für Paargruppen; Nadeln oder Klebeband zum Aufhängen;<br />
möglichst zwei Gruppenleiter<br />
groß genug, um Zweiergruppen zum Malen zu bilden, ohne sich gegenseitig zu stören;<br />
Möglichkeit zum Aufhängen der Bilder<br />
„In dieser Übung geht es darum, anhand von Bildern Prägungen festzustellen, die wir uns<br />
in unserem Kopf mehr oder weniger bewusst machen und die wir behalten. Stellen Sie sich<br />
bitte dafür paarweise gegenüber und drehen sich dann mit dem Rücken zueinander. Jeder<br />
der beiden Reihen wird ein Bild gezeigt, das Sie dann mit Ihrem Partner zusammen malen<br />
sollen. Sie dürfen dabei nicht reden.“<br />
Die zwei Leiter zeigen gleichzeitig eine Minute lang<br />
– der einen Reihe das Bild von der Maus (C 15.1)<br />
– der anderen Reihe das Bild vom Kopf (C 15.2)<br />
Dann werden die Bilder verdeckt weggelegt.<br />
Vor den Reihen stehend wird nun kurz für alle das Bild mit der Synthese<br />
von Maus und Kopf (C 15.3) hochgehalten: „Malen Sie bitte jetzt dieses Bild gemeinsam<br />
mit Ihrem Partner aus der anderen Reihe, ohne zu sprechen!“<br />
Nach Beendigung der Bilder sollen diese für alle sichtbar aufgehängt werden. Dann läßt<br />
man nacheinander die Bilder und den Malprozeß erläutern, z.B. durch Beantwortung der<br />
folgenden Fragen:<br />
Wie ging es Ihnen bei der Übung?<br />
Wer von Ihnen hat angefangen?<br />
Wie lief die Zusammenarbeit?<br />
Sind Sie mit dem Endprodukt zufrieden?<br />
Was hätte anders sein können?<br />
Die anschließende Diskussion kann die unterschiedlichen Prägungen an anderen Beispielen<br />
und das Beharrungsvermögen von Bildern thematisieren. Gleichzeitig ist es sinnvoll,<br />
auf die Bedeutung von Kommunikation hinzuweisen, da sie uns die Verständigung über die<br />
Vielfalt von Vorstellungen ermöglicht. Man kann dabei auf die Übung zurückgreifen und<br />
nach der Art nonverbaler Kommunikation fragen, die die Partner eventuell angewandt bzw.<br />
verweigert haben.<br />
Es ist wichtig, darauf zu achten, daß die ersten Bilder nur jeweils von einer Hälfte der TN<br />
gesehen werden! Die Partner sollen verschiedenfarbige Stifte benutzen, so dass später die<br />
Entstehungsgeschichte des Bildes und die einzelnen Beiträge nachvollzogen werden<br />
können.<br />
Quelle: Kantharos/Amsterdam, eingebracht von Helga Reichow/Trainingsoffensive e.V. Berlin
Maus C 15.1<br />
88
Kopf C 15.2<br />
89
Synthese C 15.3<br />
90
Blitzlicht D 1<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Anleitung:<br />
Alternative:<br />
Bemerkungen:<br />
91<br />
Rückmeldung der TN über die Veranstaltung<br />
alle TN zu Wort kommen lassen<br />
2 Minuten pro TN<br />
nicht über 25 TN<br />
keine<br />
„Am Ende möchte ich gern von Ihnen reihum eine Rückmeldung darüber, wie es Ihnen nach<br />
der heutigen Veranstaltung geht: Sie haben jede und jeder zwei Minuten Zeit, um in einem<br />
kurzen ,Blitzlicht‘ abschließend zu sagen, was Sie beeindruckt oder zum Weiterdenken veranlasst<br />
hat bzw. welche Fragen offen geblieben sind.“ Oder: „Jeder möge mitteilen, was<br />
er/sie aus dieser Veranstaltung mit nach Hause nimmt.“<br />
Bei Zeitmangel lassen Sie sich Stichworte auf Zettel schreiben und werten sie zu Hause<br />
aus.<br />
Falls die Gruppe größer ist, können Sie in kleinen Gruppen von drei Personen den Austausch<br />
anregen – und gemeinsam Stichworte auf Zettel notieren lassen.<br />
Wichtig ist, daß Sie keine Diskussion über die Bemerkungen zulassen und auch selbst<br />
nicht kommentieren. Sie bedanken sich für die Rückmeldung, gerade auch wenn es<br />
kritische Punkte gibt, und geben selbst Ihren Eindruck von den TN und dem Verlauf der Veranstaltung<br />
wieder.
Feed Back mit Satzanfängen D 2<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Fortführung:<br />
Beispiele:<br />
92<br />
strukturierte Rückmeldung der TN entlang von Leitsätzen<br />
alle TN bekommen Gelegenheit zur Kommentierung<br />
gemeinsame Endauswertung<br />
mindestens 15 Minuten<br />
nicht über 20 TN<br />
Papierbögen (Flipchart) und entsprechende Anzahl von Filzern besorgen; je einen Satzanfang<br />
oben auf einen Bogen schreiben, der am Ende der Veranstaltung aufgehängt wird<br />
Möglichkeit zum Befestigen der Papierbögen<br />
„Am Ende möchte ich Sie auffordern, die vorbereiteten Satzanfänge zu vervollständigen,<br />
um eine Rückmeldung zur heutigen Veranstaltung zu geben.“<br />
Nachdem alle TN, die wollen, jeweils auf den Papierbögen ihre Meinung ausgedrückt<br />
haben, kann man abschließend gemeinsame Trends feststellen und damit schließen oder<br />
eine Fortsetzung vereinbaren.<br />
„Mir hat gefallen, dass ...“<br />
„Mich hat betroffen gemacht, dass ...“<br />
„Für mich war neu, dass ...“<br />
„Mich hat besonders interessiert, wie ...“<br />
„Ich wüsste gern noch mehr über ...“
Feed Back mit Rückmeldebogen D 3<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Anleitung:<br />
Bemerkung:<br />
Beispiele:<br />
93<br />
differenzierte Rückmeldung der TN entlang von Leitfragen<br />
individuelle Auswertung<br />
10 Minuten<br />
Fragebögen vorbereiten und in entsprechender Anzahl kopieren<br />
„Am Ende möchte ich Sie bitten, die vorbereiteten Fragebögen auszufüllen, um mir eine<br />
Rückmeldung über die heutige Veranstaltung zu geben. Danke!“<br />
Der Fragebogen kann<br />
a) Antworten zum Ankreuzen enthalten (das macht die Auswertung am einfachsten)<br />
b) offene Fragen stellen, auf die frei geantwortet wird oder<br />
c) Skalen enthalten, die eine Gewichtung ermöglichen.<br />
a)<br />
Das Thema war neu für mich.<br />
Ich werde meinen Freunden davon berichten<br />
...<br />
b)<br />
Mich hat besonders beeindruckt: ...........................................................................................<br />
Was mich weiter interessieren würde: ....................................................................................<br />
...<br />
c) 1 2 3 4 5 6 7<br />
Mir hat die Veranstaltung gefallen: sehr ______________nicht besonders<br />
Ich fand den Medieneinsatz: anregend ______________langweilig
Stellung beziehen D 4<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Vorbereitung:<br />
Anleitung:<br />
Beispiel:<br />
94<br />
aktive lebendige Rückmeldung der TN<br />
alle TN kommen in Bewegung<br />
ca. 10 Minuten<br />
mit Tesakrepp, Faden oder Kreide ein Kreuz auf den Boden malen (s.u.)<br />
„Am Ende möchte ich Sie bitten, sich im Raum innerhalb dieses Kreuz-Diagramms<br />
aufzustellen, je nachdem, wie Sie die Veranstaltung einschätzen.“<br />
methodisch anregend<br />
viel Neues gelernt wenig Neues gelernt<br />
eher langweilig
Und nun? D 5<br />
Ziel:<br />
Zeitbedarf:<br />
Gruppe:<br />
Vorbereitung:<br />
Räumlichkeit:<br />
Anleitung:<br />
Alternative:<br />
Fortführung:<br />
Bemerkungen:<br />
95<br />
Zusammenfassung wesentlicher persönlich bedeutsamer Impulse<br />
Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld ergründen<br />
Besprechung weiteren Vorgehens<br />
15–20 Minuten<br />
Bereitschaft zum Weiterdenken<br />
Karteikarten/Zettel<br />
Kleingruppenarbeit muss möglich sein.<br />
„Zum Abschluss möchte ich Sie bitten, in Stichworten aufzuschreiben, was für Sie<br />
persönlich bedeutsam war in der heutigen Veranstaltung.<br />
Dann finden Sie sich bitte in Dreiergruppen zusammen, tauschen Sie sich über die Punkte<br />
aus, über die Sie sprechen möchten und erörtern Sie mögliche Konsequenzen, z.B. Handlungsvorschläge,<br />
offene Fragen u.a.“<br />
„Überlegen Sie, welchen Zusammenhang es mit unserer aktuellen kommunalen Situation<br />
geben könnte und tauschen Sie sich in Dreiergruppen über mögliche Folgerungen, Forderungen<br />
und konkrete Vorschläge aus.“<br />
Beispiele von Konsequenzen aus dem Gruppengespräch sollten als Anregung im Plenum<br />
vorgestellt werden. Außerdem können konkrete weitere Schritte verabredet werden<br />
(z.B. im Sinne einer kommunalen Agenda 21).<br />
Das Aufschreiben dient in erster Linie der eigenen Besinnung der TN auf die Frage.<br />
Man könnte auch einfach zwei Minuten Bedenkzeit geben, bevor man in Gruppen geht.<br />
Die Kleingruppen sind notwendig, weil man in großer Runde – zumal mit Fremden – nicht<br />
unbedingt über persönlich Bedeutsames reden mag.
Nützliche Internetseiten für den Unterricht E 1<br />
Eingangsportal zu vielen entwicklungspolitischen Seiten:<br />
http://www.eine-welt-netz.de<br />
Datenbank mit entwicklungspolitischen Unterrichtsmaterialien (mit Bestell- Service):<br />
http://www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de<br />
Was ist <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>?<br />
http://www.global-lernen.de<br />
http://www.globaleducation.ch<br />
Unterrichtspraktische Beispiele zum Globalen <strong>Lernen</strong>:<br />
http://www.bildung.hessen.de/globales-lernen<br />
http://www.welthaus.de<br />
http://www.globales-lernen.de/MatProjekte<br />
http://www.bildungsserver.de/db/listen.html?fach=4970<br />
Datenbank über entwicklungspolitische Fachliteratur:<br />
http://star-www.inwent.org<br />
Landeskundliche Information über „Dritte-Welt-Länder“:<br />
http://www.inwent.org/v-ez/lk/laender.htm<br />
http://www.globlern21.de/Afrikalinks.html<br />
http://www.globlern21.de/latamerika.html<br />
http://www.globlern21.de/Indienlinks.html<br />
http://www.worldbank.org/data/countrydata/countrydata.html<br />
http://www.epo.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id14Itemid=68<br />
Hinweise auf entwicklungspolitische Organisationen:<br />
http://wusgermany.de/index.php?id=22&L=<br />
http://www.epo.de<br />
Hinweise auf Schulpartnerschaftsnetze:<br />
http://partnerschulen.nibis.de<br />
http://www.globales-lernen.de/boerse<br />
Hinweise auf entwicklungspolitische Fernsehsendung (Newsletter abonnieren):<br />
http://www.misereor.de/index.php?id=1574<br />
Lernkisten und Projektkoffer:<br />
http://www.welthaus.de/bildung/projektkisten.htm<br />
(Quelle: Eine Welt im Unterricht (SEK.I/II), Materialien, Medien, Adressen, Ausgabe 2003/2004, Hg. Welthaus Bielefeld, 2003)<br />
96
Aktionen und Kampagnen E 2<br />
eine Auswahl<br />
97<br />
Aktionsbündnis gegen AIDS<br />
AIDS-Kampagnenbüro<br />
Postfach 11307<br />
72003 Tübingen<br />
Telefon: (07071) 2 06-504<br />
Fax: (07071) 2 06-510<br />
E-Mail: aids-kampagne@difaem.de<br />
Internet: www.aids-kampagne.de<br />
BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“<br />
BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“<br />
Buchtstraße 14–15<br />
28195 Bremen<br />
Telefon: (0421) 32 60 45<br />
Fax: (0421) 3 37 81 77<br />
E-Mail: stop-arms-trade@t-online.de<br />
Internet: www.buko.info/stopruest/selbstdarstellung.html<br />
Briefe gegen das Vergessen<br />
amnesty international wählt jeden Monat drei Gefangene aus. Damit diese wieder frei<br />
kommen, werden weltweit Briefe an die betreffenden Regierungen geschrieben.<br />
amnesty international<br />
amnesty international<br />
Heerstraße 178<br />
53111 Bonn<br />
Telefon: (0228) 98 37 30<br />
Fax: (0228) 63 00 36<br />
E-Mail: info@amnesty.de<br />
Internet: www.amnesty.de<br />
erlassjahr.de – <strong>Entwicklung</strong> braucht Entschuldung<br />
Postfach 320520<br />
40420 Düsseldorf<br />
Telefon: (0211) 4693-196<br />
Fax: (0211) 4693-197<br />
E-Mail: buero@erlassjahr.de<br />
Internet: www.erlassjahr.de
Aktionen und Kampagnen E 2<br />
eine Auswahl<br />
98<br />
FIAN Blumenkampagne<br />
(FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) koordiniert eine Blumen-Kampagne,<br />
in der auch Brot für die Welt und terre des hommes sowie zahlreiche internationale<br />
Organisationen und Gewerkschaften mitwirken. Die Kampagne richtet sich gegen miserable<br />
Löhne, unsichere Arbeitsverträge, Unterdrückung freier Gewerkschaften und Gesundheitsgefahren<br />
durch massiven Pestizideinsatz.<br />
FIAN Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />
Düppelstraße 9–11<br />
50679 Köln<br />
Telefon: (0221) 7 02 00-72<br />
Fax: (0221) 7 02 00-73<br />
E-Mail: fian@fian.de<br />
Internet: www.fian.de/blumen<br />
Fair Play-Fair spielt<br />
Gegen die Verletzung von Rechten durch die Spielzeugindustrie.<br />
Aktion fair spielt<br />
c/o Werkstatt Ökonomie<br />
Obere Seegasse 18<br />
69124 Heidelberg<br />
Telefon: (06221) 4 33 36-11<br />
Fax: (06221) 4 33 36-29<br />
Internet: www.woek-web.de/conchilli-mx/cms/front_content.php?idcat=34<br />
FairWertung<br />
hat das Ziel, umwelt- und sozialverträgliche Konzepte für den Umgang mit Altkleidern und<br />
Schuhen zu entwickeln, entwicklungspolitisch schädliche Exporte zu reduzieren und die<br />
Vermarktungswege transparent zu machen.<br />
FairWertung e.V.<br />
Hüttmannstraße 52,<br />
45143 Essen<br />
Telefon: (0201) 62 10 67<br />
Fax: (0201) 6 46 25 69<br />
E-Mail: FairWertung@t-online.de<br />
Internet: www.fairwertung.de<br />
Kampagne für „saubere Kleidung“<br />
Für den Handel mit Kleidung ist eine Sozialcharta erstellt worden, die einen Verhaltenskodex<br />
für alle Unternehmen des Bekleidungshandels vorsieht. Die Charta ist in den<br />
Niederlanden im Rahmen der Clean Clothes Campagne entwickelt worden.<br />
Kampagne für saubere Kleidung c/o VEM<br />
Rudolfstraße 131<br />
42285 Wuppertal<br />
Telefon: (0202) 8 90 04-316<br />
Fax: (0202) 8 90 04-79<br />
E-Mail: ccc-d@vemission.org<br />
Internet: www.saubere-kleidung.de
Aktionen und Kampagnen E 2<br />
eine Auswahl<br />
99<br />
Kinderrechts Kampagnen<br />
Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes beteiligt sich zur Zeit an den<br />
folgenden internationalen Kampagnen, um Kinderrechte durchzusetzen:<br />
– Stoppt Kinderhandel - Internationale Kampagne gegen Kinderhandel<br />
– Kinder haben Rechte<br />
– Kinder in bewaffneten Konflikten<br />
terre des hommes Deutschland e.V.<br />
Hilfe für Kinder in Not<br />
Ruppenkampstraße 11a<br />
Postfach 4126<br />
49031 Osnabrück<br />
Telefon: (0541) 71 01 -0<br />
Fax: (0541) 70 72 33<br />
E-Mail: info@tdh.de<br />
Internet: www.tdh.de<br />
Landminenkampagne<br />
Die Landminenkampagne setzt sich für ein Verbot von <strong>Entwicklung</strong>, Produktion, Export und<br />
den Einsatz aller Formen von Landminen sowie für die Vernichtung aller existierender<br />
Minen in der BRD und fordert umfassende Unterstützung bei der Minenräumung.<br />
medico international e.V.<br />
Burgstraße 106<br />
60389 Frankfurt am Main<br />
Telefon: (069) 9 44 38-0<br />
Fax: (069) 43 60 02<br />
E-Mail: info@medico.de<br />
Internet: www.medico.de<br />
TransFair- Kampagne<br />
Verein zur Förderung des fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.<br />
TransFair<br />
Remigiusstraße 21<br />
50937 Köln<br />
Telefon: (0221) 9 42 04 00<br />
Fax: (0221) 94 20 40 40<br />
E-Mail: info@transfair.org<br />
Internet: www.transfair.org<br />
(Quelle: www.eine-welt-netz.de)<br />
Bearbeitung: Jan Münzer (2004)
<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />
Hilfestellungen und Materialien<br />
AGEH- Arbeitsgemeinschaft für <strong>Entwicklung</strong>shilfe<br />
Ripuarenstraße 8<br />
50679 Köln<br />
Telefon: (0221) 8 89 60<br />
Fax: (0221) 8 89 61 00<br />
E- Mail: infoline@ageh.org<br />
Internet: www.ageh.de<br />
Bengo – Beratungsstelle für private Träger in der EZA<br />
Villichgasse 7<br />
53132 Bonn<br />
Telefon: (0228) 83 00 01-0<br />
Fax: (0228) 83 00 01-20<br />
E-Mail: bengo@paritaet.org<br />
Internet: www.paritaet.org/bengo<br />
BfdW – Brot für die Welt<br />
Stafflenbergstraße 76<br />
70184 Stuttgart<br />
Telefon: (0711) 21 59-0<br />
Fax: (0711) 21 59-2 88<br />
E-Mail: projektinfo@brot-fuer-die-welt.de<br />
Internet: www.brot-fuer-die-welt.de<br />
BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und <strong>Entwicklung</strong><br />
Adenauerallee 139–141<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (01888) 5 35-0<br />
Fax: (01888) 5 35-35 00<br />
E-Mail: info@bmz.bund.de<br />
Internet: www.bmz.de<br />
Christliche Initiative Romero<br />
Frauenstraße 3–7<br />
48143 Münster<br />
Telefon: (0251) 8 95 03<br />
Fax: 0251/ 8 25 41<br />
E-Mail: cir@ci-romero.de<br />
Internet: www.ci-romero.de<br />
Comeniusinstitut<br />
Schreiberstraße 12<br />
48149 Münster<br />
Telefon: (0251) 21 59-0<br />
Fax: (0251) 21 59-50<br />
E-Mail: info@comenius.de<br />
Internet: www.ci-muenster.de<br />
100<br />
Deutsche Welthungerhilfe<br />
Friedrich-Ebert-Straße 1<br />
53173 Bonn<br />
Telefon: (0228) 22 88-0<br />
Fax: 0228/ 22 07 10<br />
E-Mail: info@welthungerhilfe.de<br />
Internet: www.welthungerhilfe.de<br />
DED – Deutscher <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />
Tulpenfeld 7<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (0228) 24 34-0<br />
Fax: (0228) 24 34-111<br />
E-Mail: poststelle@ded.de<br />
Internet: www.ded.de<br />
DVV – Deutscher Volkshochschul Verband<br />
Obere Wilhelmstraße 32<br />
53225 Bonn<br />
Telefon: (0228) 9 75 69 20<br />
Fax: (0228) 9 75 69 30<br />
info@dvv-vhs.de<br />
Internet: http://dvv.vhs-bildungsnetz.de<br />
Europäische Akademie Nordrhein-Westfalen<br />
Weberstraße 118<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (0228) 94 93 01-0<br />
Fax: (0228) 94 93 01-29<br />
E-Mail: info@eanrw.eu<br />
Internet: www.eanrw.eu<br />
Eine Welt in der Schule<br />
Postfach 33 04 40<br />
28334 Bremen<br />
Telefon: (0421) 2 18-29 63<br />
Fax: (0421) 2 18-49 19<br />
E-Mail: einewelt@uni-bremen.de<br />
Internet: www.weltinderschule.uni-bremen.de<br />
EED – Evangelischer <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />
Ullrich-von-Hassel-Straße 76<br />
53123 Bonn<br />
Telefon: (0228) 8 10 10<br />
Fax: (0228) 8 10 11 60<br />
E-Mail: eed@eed.de<br />
Internet: www.eed.de
<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />
Hilfestellungen und Materialien<br />
GERMANWATCH e.V.<br />
Kaiserstraße 201<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (0228) 60 49 2-0<br />
Fax: (0228) 60 49 2-19<br />
E-Mail: germanwatch@germanwatch.com<br />
Internet: www.germanwatch.org<br />
GTZ – Deutsche Gesellschaft<br />
für technische Zusammenarbeit GmbH<br />
Dag-Hammarskjöld-Weg 1–5<br />
65760 Eschborn<br />
Telefon: (06196) 7 90<br />
Fax: (06196) 79 11 15<br />
Internet: www.gtz.de<br />
INTERKOM – Gesellschaft für<br />
Internationale Kommunikation und Kultur<br />
Postfach 12 05 19<br />
53847 Bonn<br />
Telefon: (02241) 97 83-97<br />
Fax: (02241) 97 83-98<br />
E-Mail: info@interkom-ev.de<br />
Internet: www.interkom-ev.de<br />
INWENT – Internationale Weiterbildung<br />
und <strong>Entwicklung</strong><br />
Postfach 12 06 23<br />
53048 Bonn<br />
Telefon: (0228) 24 34-5<br />
Fax: (0228) 24 34-766<br />
E-Mail: info@inwent.org<br />
Internet: www.inwent.org<br />
KNH – Kindernothilfe e.V.<br />
Düsseldorfer Landstraße 180<br />
47241 Duisburg<br />
Telefon: (0203) 77 89-0<br />
Fax: (0203) 77 89-118<br />
E-Mail: info@kindernothilfe.de<br />
Internet: www.kindernothilfe.de<br />
Misereor<br />
Mozartstraße 9<br />
52064 Aachen<br />
Telefon: (0241) 4 42-0<br />
Fax: (0241) 4 42-188<br />
E-Mail: postmaster@misereor.de<br />
Internet: www.misereor.de<br />
101<br />
RAA – Brandenburg<br />
Friedrich-Engels-Straße 1<br />
14473 Potsdam<br />
Telefon: (0331) 74 78 00<br />
Fax: (0331) 7 47 80 20<br />
info@raa-brandenburg.de<br />
www.raa-brandenburg.de<br />
Schulprojektstelle <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />
Corrensstraße 12<br />
72076 Tübingen<br />
Telefon: (07071) 92 05 10<br />
Fax: (07071) 9 20 51 11<br />
E-Mail: kontakt@friedenspaedagogik.de<br />
Intenet: www.global-lernen.de<br />
Südwind<br />
Lindenstraße 58-60<br />
53721 Siegburg<br />
Telefon: (02241) 5 36 17<br />
Fax: (02241) 5 13 08<br />
E-Mail: info@suedwind-institut.de<br />
Internet: www.suedwind-institut.de<br />
tdh – Terre des hommes Deutschland e.V.<br />
Ruppenkampstraße 11a<br />
49084 Osnabrück<br />
Telefon: (0541) 71 01-0<br />
Fax: (0541) 70 72 33<br />
E-Mail: info@tdh.de<br />
Internet: www.tdh.de<br />
UNESCO-Projektschulen<br />
Langwartweg 72<br />
53129 Bonn<br />
Telefon: (0228) 24 25 7-06<br />
Fax: (0228) 24 25 7-07<br />
E-Mail: coord@asp.unesco.de<br />
Internet: www.ups-schulen.de<br />
UNICEF – Deutsches Komitee<br />
Höninger Weg 104<br />
50969 Köln<br />
Telefon: (0221) 9 36 50-0<br />
Fax: (0221) 9 36 50-2 79<br />
E-Mail: mail@unicef.de<br />
Internet: www.unicef.de
<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />
Hilfestellungen und Materialien<br />
VENRO – Verband <strong>Entwicklung</strong>spolitischer Nichtregierungsorganisationen<br />
Kaiserstraße 201<br />
53113 Bonn<br />
Telefon: (0228) 9 46 77-0<br />
Fax: (0228) 9 46 77-99<br />
E-Mail: sekretariat@venro.org<br />
Internet: www.venro.org<br />
WFD – Weltfriedensdienst e.V.<br />
Hedemannstraße 14<br />
10969 Berlin<br />
Telefon: (030) 25 39 90-0<br />
Fax: (030) 25 11 88-7<br />
E-Mail: info@wfd.de<br />
Internet: www.wfd.de<br />
WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und <strong>Entwicklung</strong><br />
Torstraße 154<br />
10115 Berlin<br />
Telefon: (030) 27 58 21 63<br />
Fax: (030) 27 59 69 28<br />
E-Mail: weed@weed-online.org<br />
Internet: www.weed-online.org<br />
102<br />
Welthaus Bielefeld<br />
August-Bebel-Straße 62<br />
33602 Bielefeld<br />
Telefon: (0521) 9 86 48-0<br />
Fax: (0521) 6 37 89<br />
E-Mail: info@welthaus.de<br />
Internet: www.welthaus.de<br />
WUS – World University Service<br />
Goebenstraße 35<br />
65195 Wiesbaden<br />
Telefon: (0611) 44 66 48<br />
Fax: (0611) 44 64 89<br />
E-Mail: info@wusgermany.de<br />
Internet: www.wusgermany.de<br />
ZKE – Zentrum für kommunale<br />
<strong>Entwicklung</strong>s-Zusammenarbeit<br />
Im Gustav-Stresemann-Institut<br />
Langer Grabenweg 68<br />
53175 Bonn<br />
Telefon: (0228) 81 07-0<br />
Fax: (0228) 81 07-198<br />
E-Mail: zke@gsi-bonn.de<br />
Internet: www.gsi-bonn.de<br />
Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004
Weiterführende Literatur E 4<br />
103<br />
Brot für die Welt<br />
Gut leben statt viel haben<br />
Stuttgart 1996, 68 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Sekundarstufe I und II )<br />
Comenius-Institut (Hg.), Führing, Gisela<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Schulentwicklung<br />
2000, 140 Seiten<br />
Fountain, Susan<br />
Leben in Einer Welt<br />
Braunschweig 1996, Westermann, 222 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Orientierungsstufe,<br />
Klassen 3–6)<br />
Führing, Gisela<br />
Begegnung als Irritation<br />
Münster / New York 1996, Waxmann, 197 Seiten<br />
Führing, Gisela<br />
<strong>Lernen</strong> in weltweitem Horizont<br />
Münster 1998, Waxmann, 218 Seiten<br />
Führing, Gisela / Mane Albert, Martina<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> im Schulalltag<br />
Münster, NewYork 2001, Waxmann, 205 Seiten<br />
Koordinierungsstelle BLK-Programm 21 (Hg.)<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> (Zeitschrift 21)<br />
2001; ökom-Verlag, 66 Seiten<br />
Lang-Wojtasik, Gregor / Lohrenscheit Claudia<br />
<strong>Entwicklung</strong>spädagogik – <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> – Internationale <strong>Bildung</strong>sforschung<br />
Frankfurt am Main 2003, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 255 Seiten<br />
Meier, Peter<br />
Global! Egal? <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Agenda 21<br />
Mülheim an der Ruhr 1998, Verlag an der Ruhr, 69 Seiten<br />
Overwien, Bernd<br />
<strong>Lernen</strong> und Handeln im globalen Kontext<br />
Frankfurt am Main, 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 568 Seiten<br />
Poenicke, Anke<br />
Afrika in deutschen Medien und Schulbüchern<br />
St. Augustin 2001, 59 Seiten<br />
Sachs, Wolfgang<br />
Nach uns die Zukunft<br />
Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 216 Seiten
Weiterführende Literatur E 4<br />
104<br />
Scheunpflug, Annette<br />
Globalisierung als Herausforderung für die Pädagogik<br />
Frankfurt am Main 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 196 Seiten<br />
Scheunpflug, Annette/ Schröck, N.<br />
<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />
2000, 34 Seiten<br />
Schmitt, Rudolf<br />
Ausleih Service<br />
Bremen 2003, 192 Seiten (Kataloge/Verzeichnisse)<br />
Seitz, Klaus<br />
<strong>Bildung</strong> in der Weltgesellschaft<br />
Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 192 Seiten<br />
Solidarisch leben lernen (Hg.)<br />
Praxisbuch <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />
Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 184 Seiten (Unterrichtsmaterialien)<br />
VENRO (Hg.)<br />
„<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>“ als Aufgabe und Handlungsfeld<br />
entwicklungspolitischer Nicht-Regierungsorganisationen,<br />
2000, 17 Seiten<br />
VENRO e.V.<br />
<strong>Bildung</strong> 21 – <strong>Lernen</strong> für eine gerechte und zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong><br />
2000, 8 Seiten<br />
Welthaus Bielefeld u.a. (Hg.)<br />
Eine Welt im Unterricht (Sekundarstufe I und II)<br />
Bielefeld 2003, 71 Seiten<br />
World University Service<br />
Kooperation und Vernetzung für globales <strong>Lernen</strong><br />
Wiesbaden 2003, 113 Seiten
Impressum<br />
ded<br />
<strong>Globales</strong><br />
Deutscher<br />
<strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />
105<br />
<strong>Lernen</strong><br />
Arbeitsblätter für die entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />
2. überarbeitete Auflage<br />
Herausgegeben vom Deutschen <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />
gemeinnützige GmbH<br />
Tulpenfeld 7<br />
D-53113 Bonn<br />
Telefon: (02 28) 24 34-0<br />
Fax: (02 28) 24 34-111<br />
Email: poststelle@ded.de<br />
Internet: www.ded.de<br />
Text: Dr. Gisela Führing<br />
Redaktion: Mechthild Lensing, Jutta Heckel<br />
Gestaltung: Dietmar Silber<br />
Druck: SZ Druck, DED<br />
Bonn 2006