16.06.2013 Aufrufe

Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung

Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung

Globales Lernen - Bildung trifft Entwicklung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />

Arbeitsblätter für die<br />

entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />

ded<br />

Deutscher<br />

<strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />

2. überarbeitete Auflage2 0 1 5<br />

1


Der Inhalt<br />

Seite 3<br />

Seite 4<br />

Seite 6<br />

Seite 38<br />

Seite 310<br />

Seite 12<br />

Seite 17<br />

Seite 35<br />

Seite 90<br />

Seite 95<br />

Seite 105<br />

2<br />

Liste der Arbeitsbögen<br />

Vorwort: <strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />

Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />

Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />

Arbeitsbögen<br />

A. Vorbereitung<br />

B. Einstiegsübungen<br />

C. Anregungen zur Erarbeitung<br />

D. Auswertung<br />

E. Hilfestellungen<br />

Impressum


Liste der Arbeitsbögen<br />

A<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

B<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

C<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

D<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

E<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

3<br />

Vorbereitung<br />

Leitfaden für entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />

Mein Angebotskatalog<br />

Vorbereitung<br />

Checkliste für Veranstaltungen<br />

Einstiegsübungen<br />

Sich Kennen lernen<br />

Karussell<br />

Bedeutung der Namen<br />

Bewegung im Raum<br />

Neugier wecken<br />

Scrabble – ein Wortspiel<br />

Ein Puzzle legen<br />

Pro und Contra<br />

Mind mapping<br />

Fragespiel zum Kaffee<br />

Pantomime mit Begriffsassoziationen zum Gastland<br />

Gegenstände aus der Kultur des Gastlandes<br />

Geschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern / Dias<br />

Bilderauswahl<br />

Auf der Bank (Karikatur)<br />

Anregungen zur Erarbeitung<br />

„Ziegenfutter“ – <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit im Sahel<br />

Fallbeispiele<br />

Perspektivenwechsel: ein <strong>Entwicklung</strong>shelfer in Deutschland<br />

Sprichwörter als kultureller Ausdruck<br />

Zeitung des Partnerlandes<br />

Produkte aus aller Welt in unserem Alltag<br />

Unsere Kleidung und die Welt<br />

Wir spielen Welt<br />

Bei Familie Torres u.a. – ein Rollenspiel<br />

Zukunftsfähigkeit<br />

Zukunftswerkstatt<br />

Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft<br />

Der Film „Parallelen“<br />

Ratespiel mit Begriffen zur Migrantenthematik<br />

Bilder im Kopf<br />

Auswertung<br />

Blitzlicht<br />

Feed back mit Satzanfängen<br />

Feed back mit Rückmeldebogen<br />

Stellung beziehen<br />

Und nun?<br />

Hilfestellungen<br />

Nützliche Internetseiten<br />

Aktionen und Kampagnen<br />

<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen<br />

Weiterführende Literatur


<strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />

Vorwort<br />

zur zweiten<br />

überarbeiteten<br />

Auflage<br />

4<br />

„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Alan Kay<br />

Ob es uns gefällt oder nicht – fortschreitende Globalisierung ist Realität. Unsere Welt<br />

wächst mehr und mehr zusammen. Globalisierung bringt technischen Fortschritt mit sich,<br />

weltumspannende Handels- und Verkehrsstrukturen, rasante Verbreitung von Informationen<br />

und globale Integration von Finanzen und Wirtschaft. Das hat gute Seiten. Viele Menschen<br />

aber fühlen sich auch durch die erhöhte Komplexität der Welt ausgeliefert, ohnmächtig<br />

und bedroht, sie leiden an Zukunftsangst. Da wir die Globalisierung weder aufhalten<br />

können noch wollen, sollten wir lernen, sie zu verstehen und zu gestalten.<br />

Das Globale <strong>Lernen</strong> hilft hierbei, indem es den negativen Emotionen Wissen entgegensetzt.<br />

Es versteht sich als pädagogische Antwort auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit<br />

und ist dabei inhaltliches Konzept, Prinzip und Methode zugleich.<br />

Inhaltlich stehen global relevante Themen wie Welthandel, Armut und Nachhaltigkeit im<br />

Mittelpunkt. Die Methoden des Globalen <strong>Lernen</strong>s ermöglichen es, eine globale Perspektive<br />

anzunehmen und Sachlagen und Probleme in einem weltweiten und ganzheitlichen Zusammenhang<br />

zu betrachten. Perspektivenwechsel soll dabei zu einer Reflexion der eigenen<br />

Identität und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils führen.<br />

Menschen aller Altersstufen sollen lernen, in der zusammenwachsenden Welt als mündige<br />

Weltbürgerinnen und Weltbürger Orientierung zu gewinnen, Handlungskompetenz zu<br />

erwerben und Verantwortung wahrzunehmen.<br />

Als Organisation der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit, die über ihre Fachkräfte mit einem<br />

großen Teil der Welt in Kontakt steht, tritt der Deutsche <strong>Entwicklung</strong>sdienst (DED) für eine<br />

global nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> ein. In Deutschland ist sein Ziel, das Bewusstsein der Menschen<br />

für Änderungen im Denken und Verhalten zu schärfen. Von Vorurteilen geprägte Bilder<br />

über <strong>Entwicklung</strong>sländer sollen korrigiert und globale Zusammenhänge zwischen <strong>Entwicklung</strong>s-<br />

und Industrieländern aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen konkrete persönliche<br />

Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Und all dies soll im Einklang mit einer<br />

nachhaltigen, zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong> stehen. Es geht um die Vermittlung einer Perspektive,<br />

aus der heraus Themen in einen ganzheitlichen und weltweiten Zusammenhang<br />

gestellt werden.<br />

Mit der Initiative „<strong>Bildung</strong> <strong>trifft</strong> <strong>Entwicklung</strong>“ hat die <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED seit 2003<br />

stark an Bedeutung gewonnen. Über vier regionale <strong>Bildung</strong>sstellen und das Schulprogramm<br />

Berlin werden zurückgekehrte DED-Fachkräfte als Referenten für <strong>Bildung</strong>sveranstaltungen<br />

vermittelt. In Erwachsenenbildung, Schule und außerschulischer Jugendarbeit<br />

unterstützen sie Menschen als „Globale Lehrerinnen und Lehrer“ beim Blick über den<br />

Tellerrand, beim Ablegen der lokalen, regionalen oder nationalen Befangenheit und bei der<br />

Wahrnehmung der Lebenswelten von Menschen in anderen Regionen der Welt. Es kann<br />

wohl kaum jemand entwicklungspolitische Themen anschaulicher, authentischer und<br />

glaubwürdiger vermitteln als Menschen, die selbst in anderen Kulturen gearbeitet haben<br />

und vielfältige Facetten der Einen Welt kennen. Als <strong>Entwicklung</strong>shelferinnen und <strong>Entwicklung</strong>shelfer<br />

haben sie gelernt, sich auf fremde Situationen einzulassen, dass einfache<br />

Lösungen selten sind, dass es nötig ist, sich Konflikten zu stellen und sie konstruktiv aufzugreifen<br />

und manchmal auch unauflösbare Widersprüche auszuhalten.<br />

Vor Ihnen liegt nun die zweite Auflage unserer Arbeitsmappe „<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> – Arbeitsblätter<br />

für die entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit“. Sie stellt eine inhaltliche, methodische<br />

und organisatorische Unterstützung der Referentinnen und Referenten dar, indem sie<br />

nicht nur einen inhaltlichen Einstieg, sondern auch Arbeitsbögen zur Vorbereitung, Durchführung<br />

und Auswertung einer Veranstaltung bereitstellt. Als zusätzliche Hilfestellung ent-


<strong>Entwicklung</strong>spolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit des DED<br />

5<br />

hält sie nützliche Internetadressen sowie Hinweise zu verwandten Aktionen, Kampagnen<br />

und weiterführender Literatur zum Thema. Wie schon die erste Auflage ist auch diese konzipiert<br />

für Schule, außerschulische <strong>Bildung</strong> und Erwachsenenbildung. Die vorgeschlagenen<br />

Methoden wurden verbessert und die zu Grunde gelegten Daten aktualisiert.<br />

Wir hoffen, dass wir Sie mit dieser Mappe unterstützen können und wünschen Ihnen kreative,<br />

informative und nachhaltig wirksame Veranstaltungen im Sinne des Globalen <strong>Lernen</strong>s.<br />

Dr. Otti Stein<br />

Leitung der Inlandsarbeit des DED


Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />

6<br />

Unter Globalisierung versteht man Prozesse einer zunehmenden internationalen Verflechtung<br />

verschiedenster Bereiche (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation, etc.).<br />

Sie be<strong>trifft</strong> alle Ebenen unseres Lebens: einzelne Menschen, Gesellschaften, Institutionen<br />

und Staaten. Insbesondere das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch die<br />

rasant zunehmende Globalisierung der Märkte. Die verstärkte Liberalisierung der Wirtschaft,<br />

neue Kommunikations- und Informationstechnologien und schnellere und günstigere<br />

Transportmöglichkeiten haben diese <strong>Entwicklung</strong> beschleunigt. Wegen der universellen<br />

Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen, von Kapital und Arbeitskräften, von Unternehmen<br />

und Informationen unterscheidet sich die aktuelle <strong>Entwicklung</strong> von allen bisherigen<br />

Globalisierungsschüben der Weltwirtschaft. Früher waren lediglich Währungen problemlos<br />

weltweit austauschbar, heute gilt das Gleiche für Produktionsstätten und Arbeitskräfte.<br />

Spekulative Finanztransaktionen lassen teilweise mehr Gewinne zu als Warenproduktion<br />

und Handel, so koppeln sie sich immer mehr von diesen ab.<br />

Neben den positiven Auswirkungen wie der raschen Verfügbarkeit von Informationen und<br />

Waren in allen selbst den entlegensten Teilen der Welt und der im internationalen Wettbewerb<br />

kostengünstigen Produktion stehen auch negative. Globalisierung weckt Hoffnungen<br />

und löst zugleich Ängste aus.<br />

National und global verstärkt sich die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern. Trotz weltumspannender<br />

Produktions- und Warenströme konzentriert sich die wirtschaftliche Dynamik<br />

auf wenige Regionen und Bevölkerungsgruppen. Die Abkopplung der Rohstoffländer<br />

schreitet voran.<br />

Den globalen Marktmechanismen stehen keine globalen demokratischen Kontrollinstrumente<br />

gegenüber. Neue transnationale politische und wirtschaftliche Machtkonstellationen<br />

bilden sich heraus. Der Ruf nach Global Governance wird gerade angesichts von internationalen<br />

Konfliktherden immer größer, scheitert aber weitgehend an nationalstaatlichen Interessen<br />

und geringen Einflussmöglichkeiten. Nationale Steuerungselemente verlieren immer<br />

mehr an Bedeutung. Nationalstaatliche Eingriffe durch Zölle und Handelsbeschränkungen,<br />

ökologische Produktionsauflagen, soziale Abfederungsmaßnahmen und dergleichen verlieren<br />

an Bedeutung. Wirtschaftswachstum geht meist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einher<br />

(jobless growth). Transnationale wirtschaftliche Unternehmen bestimmen die Produktion<br />

und entziehen den Nationalstaaten auf verschiedene Weise Steuereinnahmen. Dies<br />

führt zu einer starken Einengung einzelstaatlicher Handlungsspielräume. Ohne ausreichendes<br />

Steueraufkommen sind die teuren europäischen Lebensformen nicht bezahlbar.<br />

Bis in den individuellen Bereich hinein werden Denk- und Entscheidungsräume erheblich<br />

durch globale Prozesse beeinflusst. Das komplexe Netz von Interdependenzen ist für einen<br />

einzelnen kaum durchschaubar, be<strong>trifft</strong> aber durch eine immer raschere zeitliche Dynamik<br />

von Veränderungen und durch soziale Nähe seine Alltagswelt. Gegen das Heranrücken<br />

„fremder“ Lebenswelten und die Anforderung, bisher Gewohntes aufzugeben, kann man<br />

sich nicht mehr wehren, ist aber selten darauf vorbereitet. Der Arbeitnehmer beispielsweise<br />

muss in einem hohen Maße mobil sein, wenn er seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht<br />

bedroht sehen will. Gleichzeitig aber gibt es neue Informations- und Reisemöglichkeiten,<br />

von denen man früher kaum zu träumen wagte.<br />

Solche Ambivalenzen charakterisieren die aktuellen Globalisierungsprozesse und machen<br />

sie für den Einzelnen undurchschaubar und schwer zu bewerten. Zwei Beispiele sollen dies<br />

verdeutlichen:<br />

Der Fülle an Informationen und Möglichkeiten für eine weltweite Vernetzung steht eine<br />

Orientierungslosigkeit gegenüber, wie mit der Informationsflut umzugehen ist. Als Folge<br />

wächst das Gefühl von Heimatlosigkeit und Entwurzelung. Dem Wunsch nach klaren Wertevorgaben<br />

und ungestörter Harmonie entspricht eine unübersehbare Fülle von „Heilsbringern“.<br />

Frauen in den Weltmarktfabriken Südostasiens oder Mittelamerikas gelten einerseits


Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen<br />

7<br />

als Gewinnerinnen der Globalisierung, denn durch ihren bescheidenen Verdienst können<br />

sie zum Familieneinkommen beitragen und sich einen größeren persönlichen Handlungsspielraum<br />

schaffen, der ihr Selbstwertgefühl stärkt. Andererseits beruht diese Chance auf<br />

extrem harten, monotonen, Kräfte verschleißenden und oft gesundheitsgefährdenden<br />

Arbeiten. Die Stundenlöhne sind – auch gemessen an den Standards ihrer Länder – unter<br />

dem Existenzminimum. Wenn Arbeitsrechte eingefordert werden, lauert jederzeit die<br />

Gefahr der Kündigung, aufgrund von Produktionsverlagerung in noch billigere Anbieterländer<br />

oder wegen technologischer Rationalisierungen. Und im soziokulturellen Bereich formieren<br />

sich konservative bis restaurative Strömungen, die Frauen als Bewahrerinnen der<br />

Tradition und „als Faustpfand gegen die kulturelle Desintegration“ (Wichterich 1997,<br />

S. 189) verpflichten wollen. Ihre individuellere Lebensweise stößt bei den Hütern der Tradition<br />

auf Kritik.<br />

Solche Beispiele lassen sich beliebig ergänzen. Sie zeigen, dass wir uns in einem Strudel<br />

von Veränderungen befinden, die Prozesse in anderen Teilen der Welt hautnah mit unserem<br />

Leben verknüpfen. Gerade im Umweltbereich – aber nicht nur hier – ist zu erkennen, dass<br />

es keine lokal isolierten Lösungen geben kann. In den letzten Jahren ist durch die globalen<br />

Herausforderungen deutlich geworden, dass es zur Erhaltung der ökologischen Existenzgrundlagen<br />

für künftige Generationen eines fundamentalen Umdenkens gerade in den<br />

Industrieländern bedarf. Sämtliche gesellschaftliche Kräfte müssen sich hierfür öffnen.<br />

Unser Denken und Handeln nimmt im Lokalen seinen Ausgangspunkt. Hier sind Gegenstrategien<br />

und Modelle zukunftsfähiger Lebensformen auf den verschiedenen Ebenen zu entwickeln<br />

und zu erproben – sei es z.B. durch bewusst ökologisch orientierte Ernährung mit<br />

fair gehandelten Produkten, Müllvermeidung, Reduzierung des privaten Kfz-Verkehrs, Gründung<br />

von „Tauschringen“, die Waren und Dienstleistungen am Markt vorbei organisieren,<br />

oder durch Mitarbeit in Initiativen zur Begegnung mit und zur Unterstützung von Migranten.<br />

Die Möglichkeiten für solche zivilgesellschaftlichen Aktivitäten sind zahlreich. Es bilden<br />

sich neue, ethisch orientierte gesellschaftliche Kräfte, deren Umorientierung auf soziale<br />

Gerechtigkeit einhergeht mit Fragen nach der eigenen Lebensqualität. Hier wird Demokratie<br />

neu gefordert und entwickelt. „Was als Ende und Verfall erscheint, muss umgemünzt werden<br />

in eine Gründerzeit für neue Ideen und Modelle, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

für das 21. Jahrhundert öffnen.“<br />

(Beck 1996, S. 142).


<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />

8<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> beschäftigt sich damit, wie Erziehung und <strong>Bildung</strong> den weltweiten Prozessen<br />

begegnen und Einsicht in die komplexen Zusammenhänge gewährleisten können, ohne<br />

die Menschen zu überfordern. Es geht darum, wie der einzelne sein Leben als Teil des Weltgeschehens<br />

begreifen, seinen Platz darin finden und ihn in Verantwortung für sich und die<br />

Gemeinschaft ausfüllen kann.<br />

Information und reine Wissensvermittlung reichen dafür nicht aus. Das Individuum muß<br />

bereit und in der Lage sein, Ambivalenzen auszuhalten, Entscheidungsfindungen alternativ<br />

anzugehen, sich in andere Sichtweisen hineinzudenken, selbstreflexiv sein Tun zu bedenken,<br />

sich anderen mitzuteilen und Veränderungen in Angriff zu nehmen. Solche Bewußtheit,<br />

Verantwortung und Dialogfähigkeit sind wesentliche Voraussetzungen sowohl für<br />

einen gesellschaftlichen Neuanfang wie für einen positiven persönlichen Umgang mit<br />

immer mehr Fremdheit und mit biographischen Brüchen, die sich aus der globalen Dimension<br />

unserer Existenz ergeben können. Andernfalls wird die Suche nach einfachen Lösungen<br />

durch den Aufbau von Feindbildern, durch Fundamentalismus, Rassismus oder andere<br />

totalitäre Ideologien zunehmen. <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> bezieht sich also nicht auf eine wertfreie<br />

<strong>Bildung</strong>, sondern wird als Beitrag zum globalen Überleben der Menschheit verstanden.<br />

Rückkehrer sind Mittlerinnen und Mittler mit besonderem Erfahrungshintergrund. Sie<br />

haben eine Weile ihres Lebens im südlichen Ausland gelebt und sich in einer, wenn auch<br />

privilegierten Minderheitenposition befunden. Sie hatten die Chance, in der Fremde die<br />

eigenen kulturellen Wurzeln zu reflektieren, andere kulturelle Denk- und Lebensweisen<br />

kennenzulernen sowie weltwirtschaftliche Bedingungen sozusagen „von der anderen<br />

Seite“ konkret erleben zu können. Dies alles ermöglicht ihnen:<br />

das Bild der „Dritten Welt“ zu differenzieren<br />

Hintergründe der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit (EZ) darzustellen<br />

Strukturen der Weltwirtschaft als komplexes System in einigen Beispielen mit seinen<br />

Auswirkungen vorzuführen<br />

Menschen des Südens als kreativ und schöpferisch näherzubringen<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken und Handeln verschiedener Völker<br />

aufzuzeigen bzw. mit unserem zu vergleichen<br />

eigene transkulturelle Erfahrungen zu beschreiben und nachvollziehbar zu machen<br />

unsere Gesellschaft mit anderen Augen anschauen zu helfen<br />

die <strong>Entwicklung</strong>sbedürftigkeit unserer Gesellschaft festzustellen bzw.<br />

an Beispielen zu konkretisieren und Leitlinien aufzustellen<br />

gemeinsam über notwendige Veränderungen im individuellen und kommunalen Bereich<br />

nachzudenken und diese als Beitrag zur zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong> anzupacken<br />

Um solche u.ä. Ziele „rüberzubringen“, sollte man – des eigenen Potentials gewiss – sich in<br />

den Veranstaltungen stets um einen vielseitigen Ansatz bemühen, indem man gleichzeitig<br />

authentisch, an den Teilnehmern orientiert und um inhaltliche Konkretion bemüht ist.<br />

Authentisch sein bedeutet, sich mit seinem eigenen Lernprozess darzustellen, nicht als<br />

Besserwisser aufzutreten, sondern das eigene langsame Eindringen in die komplexen weltwirtschaftlichen<br />

und historischen Zusammenhänge an Beispielen nachvollziehbar zu<br />

machen. Dabei dürfen auch Schwierigkeiten benannt und ambivalente Haltungen dargestellt<br />

werden. Den Kontakt zu den Teilnehmern suchen bedeutet, sie „dort abzuholen, wo<br />

sie stehen“, d.h. bei ihren Fragen, dem Bezug zu ihrem Leben und ihrer Sachkompetenz;<br />

es bedeutet gleichzeitig mit der Wissensvermittlung oder -erarbeitung auch ein Stück<br />

Identitätsförderung. Der Referent oder die Referentin sollte nicht immer als Agierender im<br />

Mittelpunkt stehen, sondern die Teilnehmer auch miteinander aktiv und kreativ sein lassen,<br />

um die Vielfalt an Kenntnissen zu verdeutlichen und Kommunikation zu üben.


<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Lehren<br />

9<br />

Ein Ansprechen mit möglichst vielen Sinnen, gestalterische oder spielerische Momente<br />

sowie Appellieren oder Heranführen an die Visionen der Teilnehmer spricht verschiedene<br />

Lernpotentiale an, ist lebendig und fördert die kraftgebende Einsicht in eigene Fähigkeiten<br />

und Wünsche. Perspektivenwechsel als wichtiges Lernprinzip und als Methode führt zur<br />

Relativierung der eigenen Sichtweise, befähigt zu Dialog und Begegnung und nimmt Alternativen<br />

in den Blick. Inhaltlich sind hier aus einer Reihe möglicher Themenbereiche fünf<br />

ausgewählt, die wir in diesem Zusammenhang für besonders relevant halten, nämlich:<br />

Alltag eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers, Hintergründe eines Projekts,<br />

<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />

Das Gastland: sozio-ökonomische Situation, Rolle der Frau, Kultur<br />

Strukturen der Weltwirtschaft, Verantwortung von Nord und Süd<br />

Umwelt und <strong>Entwicklung</strong>, Agenda 21, Zukunftsfähigkeit<br />

interkulturelles <strong>Lernen</strong>, Fremdes und Eigenes<br />

Wenn auch jede Veranstaltung sich in dem Dreiecks-Spannungsfeld der eigenen Person,<br />

der Teilnehmer und des Themas bewegt, also nie einseitige Kommunikation bedeuten sollte,<br />

können durchaus auch reine Informationsinputs, z.B. in Form von Kurzreferaten oder<br />

Filmauschnitten, angebracht sein. Sie brauchen nur ihre rechte Form und den geeigneten<br />

Zeitpunkt. Das beschriebene Grundprinzip sollte bereits in der Vorbereitung von Veranstaltungen<br />

seinen Niederschlag finden, indem man einerseits seine eigenen Erfahrungen<br />

durchdenkt und in <strong>Bildung</strong>sangeboten verdichtet sowie andererseits, falls möglich, ein Vorgespräch<br />

mit den Teilnehmern sucht bzw. der Anfangsphase als Kontaktgrundlage großes<br />

Gewicht beimisst. Am Ende sollte man die Teilnehmer auch an der Auswertung beteiligen,<br />

weil es wichtig für den eigenen Lernprozess ist, aber auch, weil es für die Teilnehmer die<br />

Zusammenfassung ihres Lernzuwachses und eine Abrundung bedeutet. Im idealen Fall wird<br />

man dann über weitere Schritte gemeinsam nachdenken und Folgeveranstaltungen oder<br />

Projekte verabreden.<br />

Das Oberziel solcher Veranstaltungen könnte als zivilgesellschaftliche Einmischung für eine<br />

zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong> beschrieben werden. Zur globalen Zukunftssicherung gehört<br />

sowohl der (selbst-) reflexive Beitrag jedes einzelnen – etwa durch Hinterfragen des<br />

Lebensstils und Aufspüren von Dominanzdenken – als auch die Stärkung von Kommunikation<br />

und von (interkultureller) Begegnung sowie das Einüben von gemeinsamem Handeln<br />

zu Leitideen für ein zukunftsfähiges Deutschland. Dies ist ganz im Sinne der völkerrechtlichen<br />

Verpflichtung zu einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> als globale Zukunftsvorsorge, die<br />

Deutschland 1992 auf der UNO-Konferenz zu „Umwelt und <strong>Entwicklung</strong>“ in Rio unterzeichnet<br />

hat. Die Vorschläge sind in einem Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert konkretisiert<br />

(„Agenda 21“), an dem sich bereits zahlreiche kommunale und überregionale Aktionskreise<br />

in Deutschland orientieren. Der DED mit seinen Veranstaltungsangeboten versteht<br />

sich als Teil dieser Bewegung.


Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />

10<br />

Die Arbeitsbögen geben inhaltliche und methodische Anregungen für Veranstaltungen bzw.<br />

Seminare oder Seminarreihen zum Globalen <strong>Lernen</strong>. Sie wenden sich vor allem an Rückkehrer-Referenten<br />

des Deutschen <strong>Entwicklung</strong>sdienstes oder andere in der entwicklungsbezogenen<br />

<strong>Bildung</strong>sarbeit Engagierte. Es wird zwar oft Bezug auf eigene Auslandserfahrungen<br />

genommen; diese sind aber nicht in jedem Fall Voraussetzung für die Anwendung der hier<br />

vorgelegten Anregungen.<br />

Alle Ansätze sind praxiserprobt und eignen sich für verschiedene, auch erwachsene Zielgruppen.<br />

Es kommt u.E. gerade darauf an, bei den Ansätzen Globalen <strong>Lernen</strong>s die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aktiv mit einzubeziehen und so die Relevanz globaler Fragen für<br />

den einzelnen aufzuschließen. Falls Sie Anweisungen unklar finden, probieren Sie mit<br />

Freunden oder Verwandten eine Variante aus und verändern Sie dann die Vorschläge entsprechend<br />

Ihrer persönlichen Erfahrung und Ihrer Zugangsweise. Ohnehin werden Sie entdecken,<br />

daß jede Veranstaltung immer wieder neu und anders wird, wenn man sich auf die<br />

Teilnehmer einlässt. Auf diese Weise werden Sie ein Fingerspitzengefühl für den Umgang<br />

mit Gruppen entwickeln und schließlich die passenden Methoden intuitiv anwenden. Die<br />

Zeitangaben auf den Arbeitsbögen können entsprechend immer nur Richtwerte sein, weil<br />

die exakte Dauer der Übung von Ihrer Planung und der Bereitschaft der Teilnehmer, sich<br />

einzulassen, abhängt.<br />

Die Bögen sind nach dem folgenden Schema geordnet:<br />

A. Vorbereitung<br />

B. Einstiegsübungen<br />

C. Anregungen zur Erarbeitung<br />

D. Auswertung<br />

E. Hilfestellungen<br />

Im Block A geht es zunächst um die Vergewisserung der eigenen Angebotspalette, bevor<br />

man sich damit direkt an potentiell Interessierte wendet. Mit jeder Gruppe sollten nach<br />

Möglichkeit im Vorgespräch die Teilnehmerwünsche geklärt und der eigene Ansatz präzisiert<br />

werden.<br />

Wegen der Bedeutung der Teilnehmerorientierung ist der Komplex B besonders zu beachten,<br />

denn es geht darum, an das Vorwissen, die Motivation und Erwartungen anzuknüpfen<br />

bzw. mögliche Ängste abzubauen, die Teilnehmer zu aktivieren und miteinander in Kontakt<br />

zu bringen, um gemeinsam neue Schritte zu gehen. Die erste Phase ist häufig entscheidend<br />

für den gesamten Verlauf.<br />

Im Block C sind aus der Fülle möglicher Themen nur einige wenige herausgesucht. Wichtig<br />

ist die Kombination bestimmter Inhalte mit passenden Methoden, um den oben formulierten<br />

Ansprüchen Globalen <strong>Lernen</strong>s zu genügen. Beispielsweise sollte über Partizipation in<br />

der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit nicht in autoritärem Stil geredet werden. Inhalt und Form<br />

müssen sich entsprechen. Der eigenen Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Man<br />

kann die hier vorgestellten Ansätze beliebig ergänzen, verändern oder auf andere Themen<br />

umarbeiten. Die einzelnen Bögen folgen in ihrem Aufbau zwar jeweils demselben Schema,<br />

sind aber in sich höchst unterschiedlich: Manche geben Anregungen; andere stellen ausführlich<br />

einen möglichen Beginn dar, der dann aus dem jeweils eigenen Erfahrungshintergrund<br />

und Interesse heraus aufzufüllen oder fortzusetzen ist; wieder andere führen<br />

den gesamten Verlauf einer Veranstaltung vor, inklusive Arbeitsbögen für Untergruppen<br />

und Abschlussimpulsen. Die Vielfalt gerade auch an spielerischen Methoden soll Sie anregen,<br />

mit der Teilnehmerorientierung zu experimentieren und verschiedene aktivierende<br />

Zugänge auszuprobieren.


Zum Umgang mit den Arbeitsbögen<br />

11<br />

Im Block D werden Vorschläge zur Auswertung und Ergebnissicherung gegeben, die dem<br />

einzelnen seinen Lernertrag bewußt machen und für den Alltag aktiv werden lassen<br />

können. Aber es können sich durchaus auch weitere gemeinsame Vorhaben anschließen.<br />

Hierbei kann es sich zum Beispiel um interkulturelle Begegnungen handeln oder um eine<br />

Veranstaltungsreihe kultureller Natur. Dazu müssen Koalitionspartner gesucht, Geld, Material<br />

und Referenten besorgt, die Öffentlichkeit informiert und gegebenenfalls eingeladen,<br />

die Presse einbezogen oder Persönlichkeiten aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Show-<br />

Business angesprochen werden. Je nach Inhalt und Intention wird man als Form Seminar,<br />

Tagung, Lesung, Ausstellung, Kino, Musik, Tanz, Theater, Kulinarisches, Infostand auf<br />

öffentlichen Plätzen o.a. anvisieren (vgl. Noisser/ Weidner mit vielen nützlichen Adressen).<br />

Block E enthält Hilfestellungen in Form von pädagogischen Materialien und ihren regionalen<br />

Ausleihadressen, die auch jeweils regionale Zentren der entwicklungspolitischen <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />

sind bzw. eine (unvollständige) Übersicht über aktuelle öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen und Kampagnen, denen man sich anschließen oder die man weitergeben<br />

kann, wenn es um weitere Informations- und Handlungsmöglichkeiten geht. Schließlich<br />

finden sich hier auch die Adressen überregional arbeitender entwicklungspolitischer Institutionen,<br />

die Materialien sowie gegebenenfalls Referenten und andere Unterstützung<br />

anbieten.<br />

Rückmeldungen zum Einsatz dieser Arbeitsmappe sowie Ergänzungen und Korrekturen sind<br />

sehr erwünscht.


Leitfaden für entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit A 1<br />

12<br />

Wenn Sie Lust haben, nach der Rückkehr über Ihre Erfahrungen zu sprechen und sie<br />

anderen in Deutschland zur Verfügung zu stellen, so empfehlen wir folgende Schritte:<br />

Sprechen Sie mit dem Rückkehrerbereich des DED, damit Sie in die Referentendatei<br />

aufgenommen werden und Hilfestellungen erhalten.<br />

Nehmen Sie Kontakt mit den regionalen <strong>Bildung</strong>sstellen des DED bzw. mit dem Schulprogramm<br />

auf, hier können Sie Ihre Ideen einbringen und werden fachkundig beraten.<br />

Stellen Sie sich mögliche Themen zusammen (vgl. A 2), die an Ihre Erfahrungen<br />

anknüpfen und für Menschen hier von Interesse sein könnten (vgl. Einleitung „<strong>Globales</strong><br />

<strong>Lernen</strong> und Lehren“).<br />

Überlegen Sie zu jedem Thema die Art von Gruppe, mit der Sie am liebsten arbeiten<br />

würden, z.B. (Berufs-) Schüler, Arbeitskollegen, Volkshochschule, Jugendgruppen, Kirchengemeinden,<br />

Studenten (allgemein oder fachbezogen), Kindergarten etc.<br />

Überlegen Sie sich ein oder mehrere mögliche Ziele, die Sie bei den Veranstaltungen<br />

verwirklichen wollen (vgl. A 2), z.B. „Einblick geben in das Leben eines Weißen in einer<br />

westafrikanischen Kleinstadt“ oder: „Die fachlichen Anforderungen an einen Schreiner in ...<br />

erläutern – und wie ich damit fertiggeworden bin.“ oder: „Darstellen, was ich in ... über<br />

Zusammenhänge meines Partnerlandes mit Deutschland bzw. anderen Industrienationen<br />

lernte“ ...<br />

Legen Sie sich einen Ordner zu jedem Thema an (bzw. ein Berichtsheft) und suchen Sie<br />

entsprechende Materialien (Zeitungsartikel, DED-Briefe, eigene Aufzeichnungen usw.)<br />

und Medien (Dias, Karikaturen, Filmprospekte, gegebenenfalls Videos – vgl. E 1).<br />

Knüpfen Sie Kontakte an Ihrem Wohnort zu<br />

– anderen Rückkehrerinnen und Rückkehrern<br />

– Eine-Welt- und Migranten-Institutionen sowie themenverwandten Initiativen<br />

(Umwelt- oder Menschenrechtsgruppen)<br />

– Kirchengemeinden (mit ihren Untergruppen für Alte, Jugend, Kinder usw.)<br />

– Schulen (Schüler, Lehrerinnen und Lehrer)<br />

– Jugendgruppen (Nachbarschaftsheim, Schularbeitsgemeinschaften u.ä.)<br />

– Volkshochschulen u.a.<br />

Erkundigen Sie sich nach dem Interesse und machen Sie Vorschläge für<br />

entwicklungspolitische oder interkulturelle Programmteile entsprechend Ihrem „Angebotskatalog“<br />

(s. A 2.1).<br />

Machen Sie Termine für Vorgespräche, Veranstaltung und Nachbereitung aus (vgl. A 3).<br />

Entwerfen Sie in Kooperation mit geeigneten Partnern eigene Projekte, wie z.B. Eine-<br />

Welt-Feste, Filmtage, Konzerte, Ausstellungen u.ä. – jeweils mit <strong>Bildung</strong>sangeboten, und<br />

machen Sie gemeinsam einen Kosten- und Finanzierungsplan sowie eine Aufteilung der<br />

Verantwortungsbereiche (Akteure, Anträge, Materialbestellung, Werbung, Pressearbeit<br />

usw.).<br />

Machen Sie eine kurze Auswertung Ihrer Erfahrungen (auf dem entsprechenden Formular<br />

des DED bzw. in ein eigenes Berichtsheft. Überlegen Sie auch, ob und wie Sie die Erfahrungen<br />

weitergeben können (DED-Brief, lokale Presse, Rückkehrer-Seminar u.ä.).


Mein Angebotskatalog A 2<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

13<br />

Hier sind beispielhaft Themen und Lernziele aufgeführt, die Sie auf Ihre spezifische<br />

Situation zuschneiden können (s. Leerbogen A 2.1). Nehmen Sie auch die Hinweise zur<br />

Medienarbeit des DED zu Hilfe, um Ihr Schema aufzufüllen.<br />

Mein Alltag als <strong>Entwicklung</strong>shelfer/in in ...<br />

als Deutsche/r in einer fremden Kultur / Alltagssorgen meiner Nachbarn / den Begriff<br />

<strong>Entwicklung</strong>shelfer hinterfragen<br />

Volkshochschule<br />

Dias / Erfahrungsberichte<br />

<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit am Beispiel ...<br />

Bilder in den Köpfen über die „Dritte Welt“ ansprechen / „Hilfe zur Selbsthilfe“ erläutern<br />

Nachbarschaftsgruppe<br />

Zeitungsartikel (Bezug zu aktuellen Medienereignissen)<br />

Die Frauen von ...<br />

Respekt vor ihrer Kraft und Kreativität / ihre Sorgen und ihre Träume<br />

kirchliche Frauengruppe / Oberstufenkurs Erdkunde, Politische Weltkunde<br />

Dias: Frauen bei ihren alltäglichen Arbeiten / Selbstzeugnis, Interview / Gegenstände ihres<br />

Alltags<br />

Wie sich Juan Carlos einen Job verschaffte (zur Arbeitslosigkeit in ...)<br />

wie ich Juan kennen lernte und was er mir aus seinem Leben erzählte / gemeinsam<br />

überlegen, was man von ihm lernen kann / eigene Arbeitsmotivation und Chancen auf dem<br />

Arbeitsmarkt ansprechen / Verlust von Arbeitsplätzen als globales Strukturmerkmal<br />

erkennen<br />

Jugendgruppen<br />

Ähnlichkeiten und Unterschiede durch freies Gespräch oder Fallbeispiele bzw. durch Dias<br />

oder Film / Sportschuhproduktion als Beispiel der Verlagerung von Teilproduktionen<br />

Erfahrungen mit Fremdsein – hier und dort<br />

wie ich mich in Deutschland fremd fühlte / Gastfreundschaft hier und dort / Grenzen<br />

interkultureller Verständigung / eigene Fremdheitserfahrungen<br />

Auslandsreisende / mit Migranten arbeitende Sozialarbeiter / Polizisten<br />

Fallbeispiele oder Spiele zur interkulturellen Kommunikation / Filmausschnitte


Mein Angebotskatalog A 2.1<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

(vorhandene/benötigte)<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

(vorhandene/benötigte)<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

(vorhandene/benötigte)<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

(vorhandene/benötigte)<br />

Thema<br />

Inhalte/Intention<br />

Zielgruppe<br />

Material/Medien<br />

(vorhandene/benötigte)<br />

14<br />

................................................................................................................................................<br />

................................................................................................................................................<br />

................................................................................................................................................<br />

................................................................................................................................................<br />

................................................................................................................................................


Vorbereitung A 3<br />

1.1<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.4<br />

1.5<br />

2.1<br />

2.1<br />

2.2<br />

15<br />

Vorgespräch<br />

Gegenseitige Vorstellung<br />

<strong>Entwicklung</strong>shelfer/in als Person, Aufgaben und Erfahrungen im Partnerland (eventuell<br />

auch mehreren), aktuelle Beschäftigung<br />

Ansprechpartner/in der Gruppe mit Intentionen<br />

Inhaltliche Rahmenbedingungen<br />

Gesamtprogramm<br />

Einbettung der Veranstaltung in Themen vorher/nachher<br />

Voraussetzungen der Teilnehmer<br />

Vorwissen<br />

Interessen<br />

Erwartungen<br />

Organisatorisches<br />

Raumgröße und -ausstattung (Mobiliar, Teppichboden ...)<br />

technische Geräte<br />

Verdunklungsmöglichkeit<br />

Sonstiges<br />

Konkrete Absprache zur Veranstaltung<br />

Ziele<br />

Inhalte<br />

Medien<br />

Zeitraum<br />

Material<br />

Vorbereitung<br />

Inhaltliche Planung<br />

Thema<br />

Ziele<br />

Methoden / Medien<br />

Aufbau: Kontakt, Einstimmung aufs Thema, Vorwissen und Erwartungen abfragen,<br />

Informationsinput, thematische Bearbeitung mit ganzheitlichem Ansatz oder<br />

erlebnisorientiert, Abschluß, Feed back, Weiterarbeit<br />

Checkliste<br />

Beamer Notebook Dias Dia-Projektor Bilder, Plakate, Karikaturen<br />

Video Folien Texte CDs CD-Player Schere, Stifte, Pinnadeln<br />

Stellwände Kleber, Tesakrepp Papier, Karten, Karton<br />

Rezept und Kochutensilien<br />

Gegenstände:


Checkliste für eine Veranstaltung A 4<br />

Termin<br />

Ort<br />

Gruppe<br />

Ansprechpartner/in<br />

Telefon/Fax<br />

1. Vorgespräch<br />

am:<br />

2. Vorgespräch<br />

am:<br />

Thema<br />

Zusammensetzung,Interessen,Vorwissen<br />

Methodisches<br />

Technisches<br />

Termin für<br />

Nachgespräch<br />

weitere<br />

Aktionen<br />

16<br />

Vereinbarungen<br />

An Geräten sind vorhanden:<br />

Bemerkungen<br />

Teilnehmer-Zahl:<br />

Anlass der Veranstaltung:<br />

Wunsch der Gruppe Eigeninitiative<br />

Wunsch des Leiters Vermittlung<br />

bisherige Themen und Methoden:<br />

Beamer Diaprojektor Video u. Fernseher CD-Player Kassetten-Recorder Tafel u. Kreide<br />

Overhead-Projektor Stellwände Stifte, Karten, Papier Kleber, Tesakrepp, Pinnadeln<br />

.......................................................................................................................................................................<br />

Raum eignet sich für:<br />

TN-Zahl: ........... Verdunklung Plakatbefestigung Bewegungsspiele Stuhlkreis<br />

Kochgelegenheit auf dem Boden sitzen Arbeitsgruppen<br />

es gibt weitere Räume zur Nutzung .......................................................................................................<br />

.......................................................................................................................................................................


Sich Kennen lernen B 1<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

17<br />

Zusammensetzung der TN kennen lernen<br />

Anfangsatmosphäre auflockern<br />

Meinungen / Vorerfahrungen erkunden<br />

5–10 Minuten<br />

beliebig große TN-Zahl<br />

CD und CD-Player<br />

Stehkreis<br />

„Zum Kennen lernen möchte ich Ihnen vorschlagen, dass immer die in den Kreis treten,<br />

für die die folgenden Merkmale zutreffen, z.B.:<br />

– die heute mehr als eine halbe Stunde Anfahrtsweg hatten<br />

– die schon einmal im nicht-europäischen Ausland gewesen sind<br />

– die die deutsche Küche mögen<br />

– die jemanden aus einem anderen Land persönlich kennen<br />

– die sich schon beschäftigt haben mit dem Thema: , ... ‘ etc.<br />

Es können auch von Ihnen selbst Merkmale angegeben werden:<br />

„Was wüßten Sie gern von den anderen?“<br />

Intensiviert wird dieses Kennenlernspiel, wenn Sie leise Musik aus dem Gastland<br />

laufen lassen.<br />

Die Fragen können sowohl auflockernder Natur sein als auch unmittelbar mit dem Thema<br />

zusammenhängen, das Sie danach bearbeiten wollen.


Karussell B 2<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

Beispiel:<br />

18<br />

Miteinander vertraut werden<br />

sich Fremden und Fremdem öffnen<br />

Zeitbedarf: ca. 30 Minuten<br />

Großgruppe (ab 20 TN)<br />

Stühle anordnen in Innen- und Außenkreisen, je zwei TN gegenüber<br />

Fragenkatalog zusammenstellen (s. Beispiel) und in ausreichender Zahl kopieren<br />

evtl. bei Sprachschwierigkeiten die Fragen vorher gemeinsam besprechen oder<br />

gar die Fragen selbst miteinander entwickeln lassen<br />

Bestuhlung im obigen Sinne muß möglich sein.<br />

„Um uns zunächst besser kennen zu lernen, möchte ich Sie bitten, in diesen beiden Kreisen,<br />

einem Innen- und Außenkreis, einem Partner gegenüber Platz zu nehmen. Aus dem<br />

Fragenkatalog, den jeder von Ihnen in Händen hält, darf nun jede/r im Innenkreis seinem<br />

Gegenüber bis zu drei Fragen stellen und sich mit ihm darüber unterhalten. Der Partner<br />

darf auch eine Antwort verweigern. Nach dem Klatschen rückt jede/r im Innenkreis einen<br />

Stuhl nach rechts weiter, und nun beginnt der/die im Außenkreis Sitzende mit seinen/ihren<br />

Fragen ...“<br />

Mit der „Erlaubnis“, sich auch intime Fragen zu stellen, wird oft das Eis gebrochen, um<br />

dann sehr persönlich weiterarbeiten zu können (z.B. zu Erfahrungen mit Fremdsein und Diskriminierung).<br />

Diese Übung eignet sich auch für multikulturell zusammengesetzte Gruppen, in denen sich<br />

die TN kaum kennen und evtl. weder die deutsche Sprache voll beherrschen noch genau<br />

wissen, was man am Anfang eines Kontakts fragen darf.<br />

Fragenkatalog:<br />

1. Was war heute morgen nach dem Aufstehen Ihr erster Gedanke?<br />

2.Was würden Sie für ein Jahr auf eine Insel mitnehmen?<br />

3.Lieben Sie Ihren Beruf/Ihre Beschäftigung?<br />

4.Haben Sie Familie?<br />

5.Was sind Ihre Hobbies?<br />

6.Was möchten Sie am Ende dieser Veranstaltung mit nach Hause nehmen?<br />

7.Von welchem Beruf haben Sie als Kind geträumt?<br />

8.Wo würden Sie gerne leben?<br />

9.Haben Sie sich schon mal „fremd“ gefühlt?<br />

10.Was sind Ihre Träume für die Zukunft?


Bedeutung der Namen B 3<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

19<br />

Gesamtatmosphäre positiv beeinflussen<br />

jedem TN das Gefühl geben, wichtig zu sein<br />

einführen in die Kultur des Gastlandes<br />

15–30 Minuten<br />

bis zu 20 TN<br />

Tesakrepp, Cd und CD-Player, evtuell Tee o.ä.<br />

Stühle im Kreis, so dass jeder jeden sehen kann<br />

„Namen haben in anderen Gesellschaften oft eine größere Bedeutung als bei uns.<br />

Beispiele:<br />

Mahoma (Malawi): Stark wie ein Löwe<br />

Ntemoyok (Kamerun): Mein Freund, hast Du gehört? Ein Junge ohne Haare wurde geboren.<br />

(Dies gilt als Zeichen von Klugheit.)<br />

Kofi (Ghana): Ein Junge, der am Freitag geboren wurde.<br />

Aber auch bei uns sind Namen wichtig. Zum besseren Kennen lernen bitte ich Sie nun, uns<br />

zu erzählen: In welcher Beziehung stehen Sie zu Ihrem Namen? Was haben Sie für<br />

angenehme oder unangenehme Erfahrungen mit ihm gemacht? Wie geht es Ihnen heute<br />

mit ihm? Haben Sie einen Spitznamen?“<br />

Sie können charakteristische Namen aus Ihrem Gastland und ihre Bedeutung vorstellen<br />

(s.o.). Intensiviert wird die Einführung in die Kultur des Gastlandes, wenn Sie den Anwesenden<br />

z.B. Tee oder ein anderes typisches Getränk anbieten und/oder leise Musik in dieser<br />

ersten Runde laufen lassen.<br />

Günstig ist, die Anfangsphase mit dem Folgenden in Verbindung zu bringen, z.B. über die<br />

Kultur des Gastlandes zu sprechen (vgl. B 12, C 4).<br />

Diese Übung führt in der Regel dazu, dass hinterher die Namen der TN allen bekannt sind<br />

und dass eine sehr persönliche Atmosphäre herrscht.


Bewegung im Raum B 4<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

20<br />

TN mit sich, den anderen und dem Raum vertraut machen<br />

TN ganzheitlich ansprechen<br />

TN sensibel machen für ihr Umfeld<br />

15 Minuten<br />

beliebig viele TN, die sich bereits gut untereinander kennen sollten.<br />

In jedem Fall müssen sie die Bereitschaft mitbringen, sich zu öffnen.<br />

alle Stühle und Tische an die Seite rücken, eventuell passende (leise) Musik<br />

großer leerer Raum<br />

„Lassen Sie uns zu Anfang still durch den Raum gehen – jede und jeder zunächst ganz für<br />

sich, in sich versunken, an das denkend, was Sie auf dem Weg hierher erlebt haben.<br />

Dann kommen Sie allmählich hier in diesem Raum an: Lassen Sie den Blick durch den<br />

Raum schweifen, loten die Ecken aus, die Größe des Raumes, ertasten den Untergrund.<br />

Stellen Sie ihn sich beim Weitergehen als steinig, sandig, als Asphalt (...) vor.<br />

Verweilen Sie eventuell an einem Lieblingsplatz.<br />

Nun nehmen Sie allmählich Kontakt mit anderen auf: Zunächst gehen Sie vorsichtig mit<br />

geschlossenen Augen durch den Raum und erspüren und ertasten die Gegenwart anderer.<br />

Dann öffnen Sie die Augen und nehmen Blickkontakt auf; schließlich denken Sie sich<br />

Begrüßungsarten aus, um den anderen (immer noch ohne Worte) respektvoll, kumpelhaft,<br />

distanziert, herzlich (...) zu begrüßen.<br />

Ohne Worte suchen Sie sich nun eine Partnerin oder einen Partner, um sich über diese<br />

Übung miteinander auszutauschen.“<br />

Wenn man in der Phantasie weitergehen möchte, kann man bei der Bewegungsübung auch<br />

verschiedene Räume assoziieren lassen, wie z.B.: Wald, Stadt, Wüste usw.<br />

Lassen Sie bei der Anleitung viel Zeit für Zwischenpausen.<br />

Bei (...): Erfinden Sie weitere Sequenzen hinzu.<br />

Diese Übung setzt einiges voraus an (Selbst-) Vertrauen und an Bereitschaft, sich<br />

einzulassen, so daß sie sich gut eignet als Vorbereitung auf sensible Fragen von Zukunft,<br />

von Fremderfahrungen, von Vorurteilen o.ä. (vgl. C 11, C 13, C 15).


Neugier wecken B 5<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

Beispiele:<br />

21<br />

Anfangshemmungen der TN überwinden<br />

TN für neue Informationen öffnen<br />

TN miteinander in Beziehung bringen<br />

mindestens 15 Minuten<br />

nicht über 20 TN<br />

Karteikarten, Weltkarte, Plakate, eigene Bildvergrößerungen, Statistiken, Zitate (s.u.) oder<br />

dgl. besorgen (vgl. auch Materialverzeichnis) bzw. schreiben und im Raum befestigen<br />

Können Weltkarte, Plakate usw. an der Wand befestigt werden? (falls nicht: Auslegen auf<br />

Tischen!) Stuhlkreise für Kleingruppen (s. Alternative) und Plenum<br />

„In diesem Raum finden Sie allerlei aufgehängt: Karten, Bilder, Begriffe und Sprichwörter.<br />

Nehmen Sie sich von den Karteikarten maximal vier, gehen Sie ein paar Minuten umher und<br />

notieren Sie Fragen (je eine pro Karte), die sich für Sie aus dem Material ergeben.<br />

Nun setzen wir uns in den Kreis, hören und beantworten diese Fragen reihum: Eine/r fängt<br />

mit einer seiner/ihrer Fragen an, der nächste versucht, die Frage zu beantworten bzw. Vermutungen<br />

oder Meinungen zu äußern. Wenn der Fragende nicht zufrieden ist, legt er seine<br />

Karte offen in die Mitte. Der Antwortende stellt sodann eine seiner eigenen Fragen. Wer<br />

möchte beginnen?“<br />

Am Ende sollen die Fragen geordnet werden, deren Beantwortung unbefriedigend oder<br />

unklar war oder die der weiteren Bearbeitung bedürfen. Dazu ist es sinnvoll, Oberbegriffe<br />

zu suchen, denen sie zugeordnet werden können.<br />

Wenn die Gruppe größer ist oder sehr viele Fragen hat, kann man auch die anfangs<br />

gesuchten Fragen in Kleingruppen zu dritt besprechen, ordnen und dann im Plenum<br />

vortragen lassen.<br />

Das ausgelegte Material sollte Provokationen/ Irritationen enthalten.<br />

„Wenn Du einem Hungernden einen Fisch gibst, wird er einen Tag lang satt.<br />

Lehrst Du ihn fischen, so wird er nie mehr hungern.“ (chinesisches Sprichwort)<br />

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle die Männer nicht zusammen, um Holz zu<br />

beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,<br />

sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“<br />

(Antoine de Saint-Exupéry) (vgl. auch B 8)


Scrabble – ein Wortspiel B 6<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

Beispiel:<br />

22<br />

Phantasie der TN anregen<br />

Begriffe in größeren Zusammenhang stellen<br />

TN am thematischen Schwerpunkt beteiligen<br />

ca. 30 Minuten<br />

beliebige TN-Zahl<br />

ein zentrales Wort aus dem aktuellen Themenbereich der Veranstaltung aussuchen, auf<br />

Papiere schreiben und kopieren; Tafel und Kreide bzw. Flipchart (Papierbögen), Stifte<br />

Kleingruppen sollten jeweils einen Tisch haben.<br />

„Als Einstieg habe ich Ihnen einen Begriff (z.B. „<strong>Entwicklung</strong>“) aufgeschrieben, zu dem Sie<br />

in Dreiergruppen Wortassoziationen wie in einer Art Kreuzworträtsel suchen sollen: Was<br />

gehört für Sie zu jenem Begriff? Sie haben dazu 10 Minuten Zeit.“<br />

„Tragen wir mal zusammen, was Sie gefunden haben. Wir wollen sehen, ob es Gemeinsamkeiten<br />

und was für Unterschiede es gibt.“<br />

Achten Sie darauf, wo sich Streitgespräche anregen lassen, um Gegensätze herauszuarbeiten.<br />

Beteiligen Sie die TN an der Lösungssuche: „Was müssten wir für Informationen<br />

haben, um gewisse Widersprüche aufzuhellen?“<br />

„Wie ist es Ihnen in der Gruppe ergangen? Ist jede/r zum Zuge gekommen oder gab es<br />

dominante Personen in Ihrer Gruppe?“<br />

Eventuell müssen Sie am Anfang ein bißchen nachhelfen, damit die Aufgabe verständlich<br />

wird. Wählen Sie kein zu kurzes Wort, damit es Spaß macht und eine Herausforderung<br />

darstellt, z.B. „Zukunftsfähigkeit“<br />

MENSCH E NWÜRDE<br />

GEMEI N SAM<br />

ARBEI T<br />

WELT W IRTSCHAFT<br />

FR I EDEN<br />

FORTS C HRITT<br />

K OSTEN<br />

GE L D<br />

IND U STRIE<br />

E N ERGIE<br />

G ESUNDHEIT


Ein Puzzle legen B 7<br />

von Elisabeth Mars<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

23<br />

Gemeinschaft herstellen<br />

assoziative Einführung in ein Thema<br />

ca. 15 Minuten<br />

nicht mehr als 20 TN<br />

Wählen Sie ein Plakat oder vergrößern Sie eines Ihrer Bilder, kleben Sie es auf eine<br />

dicke Pappe oder Sperrholzplatte und beziehen Sie das Bild mit Folie. Zerschneiden oder<br />

zersägen Sie das Bild zu einem Puzzle mit mindestens 24 Teilen.<br />

Der Raum soll das Legen des Puzzles ermöglichen, z.B. in der Mitte eines Stuhlkreises.<br />

„Lassen Sie uns zunächst als Einführung eine gemeinsame Aufgabe lösen, nämlich dieses<br />

Puzzle zusammenlegen!“<br />

Danach Bildbetrachtung: „Was sagt uns dieses Bild?“ Assoziationen zulassen – zu Ihrem<br />

Thema überleiten<br />

Orientieren Sie Ihre weiteren Ausführungen an den Äußerungen der TN bzw. beziehen Sie<br />

diese aktiv in den weiteren Verlauf mit ein.<br />

Wenn Sie mehr über das Vorwissen und die Interessen der TN herausfinden wollen: Auf der<br />

Rückseite jedes Puzzle-Teils kleben Sie Aufkleber mit je einem Stichwort zu Ihrem Thema,<br />

z.B. zum Thema „<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit“: Selbsthilfe – entwickeln – Fortschritt –<br />

allein lassen – gemeinsam – wachsen – draußen – helfen – drinnen – anpacken – unterentwickelt<br />

– Projekt – Bedürfnisse – oben – unten – Familie – Einkommen schaffen – Lebensstil<br />

– Ressource – Fortschritt – Zukunft – gleich ... etc.<br />

„Wählen Sie nun jede/r ein Puzzle-Teil aus, drehen Sie es um und sagen Sie der Reihe nach<br />

Ihre Assoziationen zum Begriff auf der Rückseite.“ Ähnlich können Sie zu anderen Themen<br />

arbeiten, z.B. zu „Zukunft“.<br />

Man kann auch eine Weltkarte als Ausgangsmaterial benutzen (Bezug beim BMZ – s. E 3).<br />

Bei mehr TN können Untergruppen zu Erdteilen gebildet werden, die diesen Nachrichten,<br />

Begriffe, Bilder oder Gegenstände zuordnen.<br />

Quelle: Idee von Elisabeth Mars/Arbeitsstelle Weltbilder, Münster<br />

vgl. auch Dritte-Welt-Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.<br />

Wuppertal 1990, S. 173 f. (Weltkartenpuzzle)


Pro und Contra B 8<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

Beispiele:<br />

24<br />

Meinungen erfragen<br />

TN miteinander in Kontakt bringen, aktivieren<br />

offene Fragen definieren<br />

mindestens 15 Minuten<br />

unbegrenzte Zahl<br />

Schnur oder Kreide; zwei oder drei geeignete Thesen (vielleicht mit Freunden vorher<br />

austesten); evtl. Papier, auf das die Thesen mit Filzer notiert sind<br />

freier Raum in der Mitte, durch den eine Linie per Schnur oder Tesakrepp gezogen werden<br />

kann<br />

„Zur Einführung ins Thema möchte ich Ihnen eine These vorlesen. Stellen Sie sich bitte<br />

entlang dieser Linie danach auf, ob Sie der These voll zustimmen (der eine Endpunkt der<br />

Linie), ihr absolut widersprechen (der andere Endpunkt) oder wo Sie sich dazwischen mit<br />

Ihrer Meinung einordnen.“ Dann lesen Sie die These vor.<br />

„Also: Nehmen Sie Ihre Position ein!“<br />

Jetzt tippen Sie mal den einen, mal den anderen auf der Linie an: „Warum stehen Sie hier?<br />

Erläutern und begründen Sie Ihren Standort! Tauschen Sie Pro- und Contra-Argumente miteinander<br />

aus! Welche Informationen brauchen Sie zur weiteren Beurteilung?“<br />

Unterstützen Sie Streitgespräche oder notieren Sie auf einer Wandzeitung oder Tafel Pround<br />

Contra-Argumente. Lassen Sie ein Meinungsbild erstellen und überlegen, welche Interessenkonflikte<br />

sich äußern.<br />

Sie können mehrere Thesen hintereinander in dieser Weise bearbeiten lassen, aber nicht zu<br />

viele, damit es nicht zu einem leeren Spiel wird.<br />

Wenn Sie mehrere Thesen bearbeiten lassen, überraschen Sie die TN durch<br />

verschiedenartige, nicht zu simple Thesen, die verschiedene Meinungen zulassen,<br />

damit Spannung entsteht.<br />

Diese Übung eignet sich auch zur Auflockerung zwischendurch oder zu abschließendem<br />

Rückblick, um zu wissen, ob man die TN mit seinen Ausführungen hat erreichen können.<br />

„Wir sitzen alle in dem selben Boot.“ (Ex-Bundesminister C.-D. Spranger)<br />

„Man kann Menschen nicht entwickeln, sie können sich nur selbst entwickeln.“<br />

(Julius Nyerere, ehemaliger Präsident Tansanias)<br />

„<strong>Entwicklung</strong>shilfe ist keine Einbahnstraße.“ (Mike Fungati/Simbabwe)<br />

„Unsere Wohltäter sind mehr als unsere Feinde die Verkleinerer unseres Wertes<br />

und Willens.“ (Friedrich Nietzsche)<br />

„Globalisierung nutzt uns allen.“<br />

„Umdenken geht nicht ohne Verzicht.“


Mind mapping B 9<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

25<br />

Vorwissen und Interesse abklären<br />

assoziative und kommunikative Stoffsammlung<br />

Zusammenhänge sichtbar machen<br />

offene Fragen definieren<br />

Dynamik in der Gruppe anregen<br />

mindestens 30 Minuten<br />

maximal 12 TN mit gewissem Vorwissen<br />

großes weißes Papier; dicke Filzer (je TN einer); Klebepunkte<br />

großer Extra-Tisch, auf dem das Papier und die Stifte zurechtgelegt werden können<br />

„Ich gebe Ihnen einen für die heutige Veranstaltung zentralen Begriff vor und Sie sollen<br />

um diesen Tisch herumgehen und entlang verschiedener Linien Assoziationen dazu<br />

aufschreiben bzw. die Begriffe der anderen TN ergänzen oder kommentieren.“<br />

Sie schreiben den Begriff in die Mitte des Papiers und ziehen einige Linien von dort aus<br />

(vgl. Schema B 9.1).<br />

Rückfragen zum Prozess: Individuelle oder gemeinsame Arbeit? Wie haben sich eigene<br />

Gedankengänge mit jenen der anderen verkoppelt? Wo gab es Berührungspunkte mit<br />

eigenen Erfahrungen? Was fehlt (Weglassungen/Defizite)? Welche Schwerpunkte haben<br />

sich ergeben (Clustern durch Suchen von Oberbegriffen)? Wo liegen die aktuellen Interessen<br />

der TN? Jede/r bekommt etwa fünf Punkte und kann diese dorthin kleben, wo die für<br />

sie/ihn wichtigsten Themen genannt sind. Dadurch bekommt man einen Überblick über die<br />

Interessen und Fragen der TN.<br />

Man sollte eine solch thematisch offene Vorgehensweise nur dann beginnen, wenn man<br />

sich auch sicher genug fühlt, auf ganz unterschiedliche Themen eingehen zu können. Sonst<br />

sollte man auf eigene Schwerpunktsetzung der TN verzichten und in der entstandenen<br />

Übersicht das weitere Thema selbst markieren.<br />

Gerade bei ökologischen Themen eignet sich diese Herangehensweise, um auf die<br />

vielfältige Vernetzung von Phänomenen und auf die Komplexität eines Themas hinzuweisen<br />

und monokausale Ursachenketten auszuschließen.<br />

Literatur: Lipp, Ulrich: Mind mapping in der Schule. Gedanken-Landkarten als visuelle Lernhilfe.<br />

In: Pädagogik Nr. 10 / 1994, S. 22–26<br />

Kneip, Winfried/ Neumann, Brigitte: Mind Mapping. Ein Arbeitsbuch. Mülheim 1997


Beispiel für ein Mind mapping zum globalen <strong>Lernen</strong> B 9.1<br />

aus einem Rückkehrer-Seminar<br />

26


Fragespiel zum Kaffee B 10<br />

von Inge Ruth Marcus<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

27<br />

lebendige Einführung in das Thema „Kaffee“<br />

Vorwissen erfragen<br />

Fragehaltung stärken<br />

Auflockerung<br />

ca. 15 Minuten<br />

unbegrenzte TN-Zahl<br />

Antwortblatt für jeden TN kopieren, Frageblatt nur für Spielleiter und evtl. Schiedsrichter<br />

(bei großen Gruppen)<br />

beliebig<br />

„Ich habe ein Gruppenwettspiel für Sie mitgebracht zum Thema Kaffee. Teilen Sie sich bitte<br />

in vier Gruppen. Jeder TN erhält einen Antwortbogen, auf dem bunt gemischt die in Frage<br />

kommenden Antworten notiert sind. Die Gruppe, die die richtige Antwort zuerst sagt,<br />

bekommt einen Punkt. Sagt jemand die Antwort, bevor die Frage zu Ende gelesen wurde,<br />

so wird der entsprechenden Gruppe ein Punkt abgezogen. Also los!“ Bei Gruppen über 15<br />

TN könnten außer dem Spielleiter noch ein oder mehrere Schiedsrichter nötig sein.<br />

Nach dem Spiel können Sie die Fragen noch einmal herausgreifen, die überraschend oder<br />

unklar für die TN waren.<br />

Es könnte sich nun ein Diavortrag anschließen über eigene Erfahrungen in einer Kaffeeregion<br />

mit Kaffeebauernfamilien, eine weitere Erörterung von Welthandelspreisen oder Informationen<br />

über fair gehandelten Kaffee.<br />

Sie können natürlich auch ohne Punktevergabe spielen, die Antworten den Fragen<br />

individuell zuordnen und später gemeinsam diskutieren lassen.<br />

Quelle: Inge Ruth Marcus: Fragespiel zum Kaffee-Projekt. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./Schulze, H.: <strong>Globales</strong><br />

<strong>Lernen</strong>. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 191–193<br />

Literatur:<br />

Misereor: Plakatserie zu Kaffee von TRANSFAIR. Aachen 1996 (vgl. E1 und E2)<br />

Budde-Dreßen, Ingrid u.a.: Colonialwaren. Materialien für Projektwochen in der Sekundarstufe I und II und für<br />

die außerschulische <strong>Bildung</strong>sarbeit. Hg.: Misereor. Aachen 1995


Frageblatt B 10.1<br />

Was ist Kaffee? Die Kerne der Kaffeekirsche<br />

Warum wird in Deutschland kein Kaffee angebaut? Weil es dafür zu kalt ist<br />

Wie heißen die Produzenten von Kaffee? Kaffeebauern<br />

Wie lange dauert die Reifung der Kaffeefrucht von der Blüte bis zur Ernte? 12 Monate<br />

Wie lang ist die Erntezeit? zwei bis vier Monate<br />

Aus welchem Land stammen die Eigentümer der größten Kaffeeplantagen in Mexiko? Deutschland<br />

Welcher Herkunft sind die meisten Kaffeebauern in Mexiko? indianisch<br />

Woher stammt der Kaffee ursprünglich? Äthiopien<br />

Wer waren die ersten Kaffee-Exporteure? Araber<br />

Wie viel Liter Kaffee trinken die Deutschen pro Kopf pro Jahr? 158 Liter<br />

Welcher Anteil des deutschen Kaffee-Verkaufs läuft über die zehn größten Ladenketten? zweidrittel<br />

Wie viel verdiente ein Kaffebauer im Jahr 2003 durchschnittlich an einer 500-Gramm-Kaffeepackung,<br />

die bei uns im laden verkauft wurde? 0,07 Euro<br />

Was ist die „Pulpe“? Das Fleisch der Kaffeekirsche<br />

Warum kann man Kaffee nicht maschinell ernten? Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen<br />

Der Rohkaffee ist eine Medizin. Gegen welche Krankheit hat sie sich u.a. bewährt? Diabetes<br />

An welcher Stelle steht Deutschland in der Welt als Kaffeekonsument? An zweiter Stelle<br />

Welches Land steht an erster Stelle als Kaffeekonsument der Welt? USA<br />

An welcher Stelle steht Mexiko als kaffeexportierendes Land in der Welt? An dritter Stelle<br />

Welche zwei kaffeeproduzierenden Länder stehen vor Mexiko auf dem Weltmarkt? Brasilien, Kolumbien<br />

Welche Beschwerden kann dauerhafter Kaffeegenuß auslösen?<br />

Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung<br />

Finnland hat weltweit den höchsten pro Kopf Verbrauch anKaffee, wie viel? 11,26 Kg<br />

Um wie viel Prozent sind die Kaffee-Erlöse der ICO-Exportländer von 1997 bis 2002 zurückgegangen? 60 Prozent<br />

(von 12,88 auf 5,26 Milliarden US-Dollar)<br />

Wie hoch ist der Anteil des biologischen, umweltfreundlichen und fair gehandelten Kaffees am Weltverbrauch?<br />

ein Prozent<br />

Wie viel kostete durchschnittlich eine 500-Gramm-Kaffeepackung im jahr 2003? 3,00 Euro<br />

Warum gingen die Einnahmen der Kaffeeproduzenten in den letzten Jahren zurück, obwohl der Verbrauch<br />

anstieg? (Hier muß selbst nach einer Antwort gesucht werden!) Wegen des Preisverfalls beim Kaffee<br />

Quelle: www.kaffeeverband de<br />

Bearbeitung: Lisa Fuchs, 8/2004<br />

28


Antwortensalat B 10.2<br />

Bitte<br />

entnehmen Sie<br />

die Antworten<br />

zu den<br />

vorgelesenen<br />

Fragen<br />

aus dieser<br />

bunten<br />

Mischung: Weil es dafür zu kalt ist<br />

Deutschland<br />

158 Liter<br />

USA<br />

60 Prozent<br />

Äthiopien<br />

Brasilien, Kolumbien<br />

0,07 Euro<br />

Die Kerne der Kaffeekirschen<br />

zwei bis vier Monate<br />

An dritter Stelle<br />

3,00 Euro<br />

ein Prozent<br />

12 Monate<br />

wegen des Preisverfalls beim Kaffee<br />

Kaffeebauern<br />

Das Fleisch der Kaffeekirsche<br />

Diabetes<br />

Araber<br />

Indianisch<br />

Schlaflosigkeit, Herz-, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden, Nierenreizung<br />

11,26 Kg<br />

An zweiter Stelle<br />

zweidrittel<br />

Weil die Kaffeekirschen nicht gleichzeitig reifen<br />

29


Pantomime mit Begriffsassoziationen zum Gastland B 11<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternativen:<br />

30<br />

Vorstellungen zum Gastland kennen lernen<br />

TN mit dem Thema in Berührung bringen<br />

TN aktivieren durch Phantasie und Bewegung<br />

mindestens 30 Minuten<br />

beliebig; die TN sollten sich untereinander bereits etwas kennen und Lust zum Spielen<br />

haben.<br />

genügende Anzahl von Karten besorgen (evtl. zwei verschiedene Farben – s.u.)<br />

variable Raumgestaltung bzw. weitere Räume in der Nähe<br />

„Ich habe einige Zeit in ... gelebt. Bevor ich Ihnen darüber berichte, möchte ich gern<br />

wissen, was Sie von diesem Land/dieser Region und den Menschen, die dort leben, wissen<br />

oder vermuten. Bitte schreiben Sie das auf, was Ihnen zu meinem Gastland einfällt – und<br />

zwar jeweils einen Begriff oder ein Stichwort auf eine Karte!“<br />

„Nun legen wir alle Karten umgedreht in die Mitte und mischen sie. Bilden Sie jetzt Kleingruppen<br />

zu dritt und nehmen Sie sich jeweils 3–6 Karten aus der Mitte. Mit diesen ziehen<br />

Sie sich zurück und bereiten eine pantomimische Darstellung zu mindestens einem dieser<br />

Begriffe vor. Sie haben dazu 15 Minuten Zeit.“<br />

Nach dem Vorspielen müssen die anderen TN erraten, welche Begriffe dargestellt wurden.<br />

Die genannten Begriffe können auf ihren Ursprung (Vorurteile, Medien, Reisen usw.)<br />

untersucht werden. Sie sollten sie aufnehmen in Ihrem weiteren Bericht über das Leben im<br />

Gastland.<br />

Man kann auch auf verschiedenfarbige Karten Begriffe zum Deutsch-Sein aufschreiben<br />

lassen und dann in arbeitsteiligen Gruppen das Gastland und Deutschland<br />

gegenüberstellen lassen. Dies hat den Vorteil, daß die Projektionen über das Eigene und<br />

das Fremde stärker herauskommen können, weil es möglicherweise in der Diskussion auf<br />

Bild und Gegenbild hinauslaufen wird.


Gegenstände aus der Kultur des Gastlandes B 12<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkung:<br />

31<br />

ganzheitliches, lebendiges <strong>Lernen</strong><br />

konkrete Anschauung des Alltagslebens<br />

Einbeziehung aller TN<br />

mindestens 15 Minuten (je nach TN-Zahl)<br />

beliebige TN-Zahl – je nach Anzahl der Gegenstände (möglichst einer pro TN, bei größerer<br />

Anzahl auch ein Gegenstand für mehrere Personen)<br />

Gegenstände aus dem Gastland – möglichst mit Bezug zu dem vereinbarten Thema<br />

(also z.B. Recycling-Kultur, wenn man über informellen Sektor, Berufsbildung oder Müllvermeidung<br />

reden möchte; oder: Haushaltsgegenstände, Feldprodukte und Kunsthandwerk,<br />

wenn die Arbeit der Frauen Thema sein soll)<br />

möglichst Stuhlkreis, in dessen Mitte die Gegenstände ausgebreitet werden<br />

„Ich habe Ihnen ein paar Gegenstände aus meiner <strong>Entwicklung</strong>shelfer-Zeit (zu unserem<br />

heutigen Thema , ... ‘) mitgebracht. Nehmen Sie sich doch mal jede/r einen Gegenstand<br />

aus der Mitte und stellen Sie Vermutungen an, um was es sich hierbei handelt, woraus er<br />

gemacht ist und wozu er dienen mag.“<br />

Die Gegenstände können im weiteren Verlauf wieder vorkommen, z.B. in Dias oder zur Illustration<br />

von Geschichten (z.B.: „Die Frau, die diesen Korb geflochten hat, ...“ oder: „Beim<br />

täglichen Gemüsekauf auf dem städtischen Markt traf ich ...“). Bei Rollenspielen können<br />

mitgebrachte Stoffe zur Verkleidung herangezogen oder als Beispiele für eigene Stoffbemalung<br />

benutzt werden. Recycling-Produkte können zu eigenen Kreationen aus Abfallstoffen<br />

auch bei uns anregen usw.<br />

Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur Gegenstände aus Naturmaterialien wählen, damit<br />

nicht der Eindruck eines nur traditionsgebundenen Landes entsteht!<br />

Beachten Sie die vielfältigen pädagogischen Anregungen, wie sie in Lernkisten und Aktionskoffern<br />

zusammengestellt wurden (s. E 1), und lassen Sie sich dadurch anregen!


Geschichten erfinden lassen zu eigenen Bildern/Dias B 13<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkung:<br />

32<br />

Vorwissen klären<br />

Neugier auf den späteren Bericht wecken<br />

Phantasie und Empathie der TN fördern<br />

Interessen der TN einbeziehen<br />

ca. 30–40 Minuten<br />

nicht mehr als 30 TN<br />

eine Auswahl von maximal acht Bildern treffen; von diesen so viele Abzüge machen lassen,<br />

daß man Gruppen von drei bis vier TN bilden kann, die jeweils den gleichen Satz von Bildern<br />

bekommen (also z.B. bei 15–20 TN je 5 Abzüge). Ist jeweils ein Bildsatz auf einen einfarbigen<br />

Karton geklebt, so bekommt jede Gruppe alle Karten einer Farbe.<br />

Zusätzlich braucht man Stifte und leere Karten (2–3 pro Farbe).<br />

Der Raum sollte variabel gestaltbar sein mit Ecken für die Gruppen sowie einem Platz in der<br />

Mitte (Tisch oder Fußboden) zum Ausbreiten der Gruppenergebnisse.<br />

„Bitte bilden Sie Gruppen zu dritt oder viert. Jede Gruppe erhält denselben Satz von Bildern<br />

ohne Kommentar. Sie dürfen nun aus diesen Bildern eine fortlaufende Geschichte machen,<br />

indem Sie die Reihenfolge der Fotos bestimmen und sich dazu eine möglichst lebendige<br />

Geschichte ausdenken; Sie können Ihren Hauptfiguren auch Namen geben. Falls Ihnen ein<br />

Bild zu fehlen scheint, skizzieren Sie das auf einer leeren Karte. Denken Sie sich am Ende<br />

eine Überschrift aus und schreiben diese deutlich lesbar auf eine weitere leere Karte.<br />

Mal sehen, was jede Gruppe aus diesen Bildern macht. Es gibt kein ,richtig‘ oder ,falsch‘;<br />

es kommt auf Ihre Phantasie und Ihre Vorstellungen an!“<br />

Nach dem Vortrag der einzelnen Gruppen mit Auslegen der Bilderreihen sollte zunächst<br />

das Gespräch nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten gesucht bzw. deren Ursachen<br />

ergründet werden, bevor Sie daran anknüpfend anhand derselben Bilder (Dias) von Ihren<br />

Erfahrungen berichten.<br />

Sie können auch gleich zu Anfang sagen, daß es Bilder aus Ihrer <strong>Entwicklung</strong>shelfertätigkeit<br />

oder aus Ihrem Einsatzort oder dgl. sind und daß Sie nachher Unverständliches<br />

aufklären werden.<br />

Die Auswahl erbringt vor allem dann lebendige Ergebnisse, wenn Menschen in unterschiedlichen<br />

Tätigkeiten dargestellt werden (Die Identifizierung muß möglich sein!).<br />

Günstig ist es, wenn eine Person (=Hauptperson) öfter vorkommt. Aber natürlich ist diese<br />

Methode auch zur fachlichen Diskussion geeignet (beispielsweise: Landschaft vor, während<br />

und nach Erosionsschutzmaßnahmen o.ä.).


Bilderauswahl B 14<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

33<br />

Bildassoziationen zum Thema wecken<br />

TN mit ihren eigenen Bildern konfrontieren<br />

durch Identifikation Empathie fördern<br />

TN einbeziehen in die thematische Schwerpunktsetzung<br />

Erwartungshaltung für das Thema stärken<br />

ca. 25 Minuten<br />

nicht über 18 TN (falls mehr, beachten Sie die Alternative!)<br />

Aus einer selbst angelegten Bildkartei (eigene Fotos, Ausschnitte aus Zeitschriften u. dgl.)<br />

zum Thema passende Bilder aussuchen – und zwar etwa 25 % mehr als TN, damit ihnen die<br />

Wahl bleibt. Die Bilder bleiben geschützt, wenn sie auf Pappe aufgeklebt und in eine Klarsichthülle<br />

gesteckt werden.<br />

Entsprechende Anzahl von Karten und Filzstiften<br />

Möglichst Stuhlkreis oder eine große Tischfläche<br />

Pinwand mit Nadeln oder großen Papierbogen mit Klebestift in die Mitte legen oder an die<br />

Wand kleben<br />

„Ich habe Ihnen heute eine Auswahl Bilder zu unserem Thema ,...‘ mitgebracht.“<br />

Bilder in die Mitte legen, mischen/streuen. „Wählen Sie bitte eines aus –<br />

sei es spontan, sei es nach gründlicher Durchsicht –, um dann den anderen Ihren<br />

persönlichen Bezug zum Thema und Ihre Erwartungen an die heutige Veranstaltung zu<br />

erläutern. Schreiben Sie zuvor spontan einige Stichworte zu Ihrem Bild auf.“<br />

Sie verteilen Karteikarten.<br />

Mit den aufgeschriebenen Stichworten kann man nach der ersten Runde einen<br />

gemeinsamen Überblick über Bildassoziationen und Vorurteile gewinnen und diese zur Diskussion<br />

stellen bzw. den Erwartungen gegenüberstellen.<br />

Bei einer experimentierfreudigen Gruppe kann man auch mit einer Identifikation<br />

weiterarbeiten: „Suchen Sie sich eine Person auf dem Bild, das Sie sich gewählt haben,<br />

aus und identifizieren Sie sich mit ihr. Wer sind Sie? Was haben Sie gerade gemacht?<br />

Wo leben Sie – mit wem? Was werden Sie als nächstes tun? Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft?“ (vgl. B15).<br />

Bei größerer TN-Zahl muss auf die individuelle Bilderwahl verzichtet werden, weil sonst zu<br />

viel Zeit für deren Vorstellung verloren geht. Dann empfiehlt sich die Auswahl von wenigen<br />

Bildern, die in den Ecken oder im Raum verstreut ausgelegt werden. Anleitung: „Bitte<br />

gehen Sie umher, schauen Sie sich die ausliegenden Bilder an und bleiben Sie bei demjenigen<br />

stehen, über das Sie mit anderen sprechen möchten. Es liegen Karten und Stifte<br />

bereit, um Stichworte oder Fragen zu notieren für das anschließende Plenum.“<br />

Beispiel: Beim Thema „Wasser“ könnten zu Bildern Assoziationen geäußert werden zum<br />

eigenen Wasserverbrauch, zur Gewinnung von Trinkwasser in anderen Ländern, zum Badeurlaub,<br />

zum Regen o.ä.


Auf der Bank (Karikatur) B 15<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkung:<br />

34<br />

lustvolle Einführung per Karikatur<br />

TN entwickeln Empathie<br />

TN entwickeln Phantasie über weiteren Verlauf des Kontakts<br />

ca. 20 Minuten<br />

nicht mehr als 15 TN<br />

Karikatur in entsprechender Anzahl kopieren<br />

keine besonderen Bedingungen<br />

„Ich habe eine Karikatur verteilt, die Sie jetzt bitte anschauen, ohne miteinander zu<br />

sprechen. Wenn Sie alle Details wahrgenommen haben, legen Sie sie bitte auf den<br />

Tisch/Boden. Schließen Sie nun die Augen und versetzen Sie sich in die Rolle des<br />

Schwarzen:<br />

Wer sind Sie? Wo kommen Sie gerade her, als Sie sich der Bank nähern? Was<br />

sind Ihre ersten Worte? Wie nehmen Sie die Reaktion der Banknachbarn wahr? Wie<br />

empfinden Sie diese Reaktion? Was würden Sie am liebsten tun? Wie reagieren Sie<br />

tatsächlich? Wie geht die Situation weiter? Was tun die anderen?“ (mit Zwischenpausen!)<br />

In der Auswertung soll der Bedeutung der verschiedenen Rollenzuschreibungen (z.B. Student,<br />

Bettler, Gelehrter, Asylbewerber, Afro-Deutscher, Tourist) sowie der Haltung und<br />

Reaktion der Weißen nachgegangen werden. Wäre die Reaktion oder Interpretation anders,<br />

wenn ein Weißer/eine schwarze Frau/ein Obdachloser/ ... gekommen wäre oder wenn es<br />

an einem anderen Ort/in einem anderen Land stattgefunden hätte? Gibt es Erfahrungen<br />

solcher Art unter den TN? Wie würde man sich selbst in einer solchen Situation verhalten<br />

(Rollenspiel mit verschiedenen Fortsetzungen spielen lassen)?<br />

Die Arbeit mit dieser Karikatur kann eine ganze Veranstaltung bestimmen.<br />

Quelle: Karikatur von Dorsi Germann. Aus: Führing, Gisela: Begegnung als Irritation.<br />

Münster-New York 1996, S. 194


„Ziegenfutter“ – <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit im Sahel C 1<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

35<br />

<strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit differenziert betrachten<br />

Perspektive der Betroffenen einbeziehen<br />

TN durch ein Fallbeispiel motivieren und mit ins Geschehen ziehen<br />

in Kontakt kommen zu den TN-Vorstellungen von <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />

Empathie und Phantasie der TN ansprechen<br />

mindestens 60 Minuten<br />

beliebige TN-Zahl<br />

Papier und Stifte, Welt- oder Afrikakarte (Sahel), evtl. Utensilien für Rollenspiel und<br />

Dia-Projektor (vgl. Alternative und Fortführung)<br />

Tische und Stühle – evtl. Raum für Rollenspiele<br />

„Ich werde Ihnen eine Geschichte vorlesen – eine fiktive Kurzgeschichte aus einem Land<br />

des Sahel. Sie sollen nur zuhören und dort, wo ich abbreche, die Geschichte fortschreiben,<br />

so wie Sie denken, dass es weitergehen würde.“<br />

Fortführung: Nachdem einige Beiträge oder die Spielszenen vorgestellt worden sind, wird<br />

nach weiteren Möglichkeiten gesucht: „Hat jemand noch eine ganz andere Lösung, die wir<br />

bisher noch nicht bedacht haben? Welche Varianten stehen sich also hier gegenüber? Aus<br />

welchem Blickwinkel (z.B. <strong>Entwicklung</strong>shelfer, Projektleiter, Mogwa, Dorfältester, Dorfbevölkerung,<br />

Junge) wurde jeweils weitergedacht?<br />

Würde die Geschichte eine andere Wendung nehmen, wenn man einen Perspektivenwechsel<br />

vornehmen, also aus einer anderen als der gewählten Perspektive weiterdenken<br />

würde?“ Hier bietet sich zur Vertiefung ein Rollenspiel, z.B. aus der Sicht des Dorfältesten,<br />

an. Schließlich wird die Geschichte in der Version der Autorin weitergelesen und diskutiert,<br />

ohne dass dadurch andere Lösungen als ,falsch‘ deklariert werden.<br />

Günstig wäre schließlich die Fortsetzung mit Dias oder eigenen Berichten über Erfahrungen<br />

im Bereich Aufforstung/Ressourcenschutz des Sahel bzw. über die Entstehung von Projekten<br />

und Interessen der verschiedenen Beteiligten.<br />

„Bilden Sie Gruppen zu dritt und bereiten Sie eine Fortsetzungsvariante vor, die Sie uns<br />

dann vorspielen. Sie haben dafür 15 Minuten Zeit.“<br />

Bei größeren Gruppen kann statt Einzel- lieber die alternative Gruppenarbeit, bei<br />

mehrtägigen Veranstaltungen die Fortsetzung auch als eine Art „Hausaufgabe“ gegeben<br />

werden (vgl. auch C 2).<br />

Quelle: Führing, Gisela: Ziegenfutter. Kritischer Zugang zum Thema <strong>Entwicklung</strong>shilfe in der Sahelzone. In:<br />

Schmitt, R. (Hg.): Eine Welt in der Schule. Frankfurt/M. 1997, S. 267–273


Ziegenfutter C 1.1<br />

Gudrun Rumpf<br />

36<br />

Lieber Michael,<br />

wie versprochen, schreibe ich Dir gleich nach meiner Ankunft. Wenn ich sage, ich bin heil<br />

angekommen, ist das nur die halbe Wahrheit. Natürlich bin ich gesund, aber als ich gestern<br />

hier aus dem Landrover stieg, spürte ich mich selbst eigentlich nicht mehr: Nach zwölf<br />

Stunden Flug und dann noch acht Stunden im Landrover über Sandpisten, die eher Eisenbahntrassen<br />

ähneln als Straßen. Und dann die Hitze! Der Projektleiter, Herr Meier, holte<br />

mich am Flughafen ab und übergab mich Mogwa, der hier offensichtlich Mädchen für alles<br />

ist: Fahrer, Vorarbeiter, Dolmetscher und Einkäufer.<br />

Meier gab mir auch die Anweisungen der Landesregierung für den Dorfältesten. Sie sind<br />

natürlich in der Landessprache geschrieben, und ich finde es schon etwas komisch, etwas<br />

zu überbringen, was ich selber nicht lesen kann. Mogwa spricht ganz gut Englisch und hat<br />

mir das Wichtigste übersetzt.<br />

Die Station besteht aus einem kleinen Bürohaus und meinem Wohnhaus. Außer der Funkanlage<br />

und dem Landrover habe ich keinen Kontakt zur Außenwelt, und wann ich diesen<br />

Brief auf den Weg bringen kann, weiß ich auch noch nicht. Aber er ist geschrieben und liegt<br />

für alle Fälle bereit. Alles Gute für Euch alle, Euer Rainer.<br />

Rainer Busch faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag, als Mogwa<br />

hereinkam. „Rainer, wir müssen fahren, Tsipu, der Dorfälteste, erwartet Sie.“ Busch nahm<br />

die Akte mit den Vollmachten und Anweisungen der Regierung, griff nach seinem Hut und<br />

folgte Mogwa zum Auto. Der Weg durch die nur spärlich von Dornkakteen bewachsene<br />

Steppe war eintönig. Hier und da sah er ein paar Kinder mit Ziegen. „Viel Futter finden die<br />

auch nicht“, dachte er.<br />

In der Nähe des Dorfes bemühten sich einige Frauen, den kärglichen Boden für die Hirsesaat<br />

zu bereiten. Das Dorf selbst schien wie ausgestorben. Kein Laut drang aus den Häusern.<br />

Der Wagen hielt, dann führte Mogwa ihn zum Haus des Dorfältesten. Im Schatten<br />

eines etwas größeren Daches saßen etwa 20 Männer auf alten Bettgestellen, leeren Kanistern<br />

oder einfach auf dem Boden. Mogwa sprach einen der Männer an und seine Haltung<br />

verriet dabei die Macht des Ältesten mehr als die Worte, die Busch ohnehin nicht verstand.<br />

Tsipu winkte ihm, sich zu setzen und da er zögerte, weil er nicht wußte, wohin, wiederholte<br />

Mogwa die Aufforderung in englisch. Busch brauchte trotzdem noch einige Sekunden, bis<br />

er sich entschließen konnte, sich auf den Boden zu setzen.<br />

Mogwa führte das Gespräch mit dem Ältesten. Buschs Versuche, ihn als Dolmetscher<br />

einzusetzen, blieben relativ erfolglos. Immerhin erreichte er endlich, daß Mogwa dem Dorfältesten<br />

übersetzte, daß er, Rainer Busch, von der Regierung beauftragt sei, das Aufforstungsprogramm<br />

durchzuführen. Rainer übergab Tsipu die Papiere. Es dauerte eine Ewigkeit,<br />

bis Tsipu sie studiert hatte. Das unaufhörliche Gemurmel um ihn her, in einer Sprache, die<br />

er nicht verstand, wirkte einschläfernd. Endlich nickte ihm Tsipu freundlich zu und Mogwa<br />

sagte, sie könnten gehen.<br />

Lieber Michael,<br />

unsere Arbeit geht zügig voran. Wir haben die ersten fünf Hektar gepflanzt und haben viel<br />

Arbeit mit dem Bewässern, aber es sieht so aus, als ob die Pflanzen angehen. Ich bin sehr<br />

stolz, wenn ich die Fläche mit den kleinen grünen Stellen darin sehe. Bevor ich die nächste<br />

Fläche angehe, will ich erst einmal abwarten, wie die Akazien hier gedeihen, so daß meine<br />

Hauptaufgabe im Augenblick ist, die Bewässerung zu überwachen. Die Abende sind oft<br />

sehr lang.<br />

Rainer legte den Kuli weg. Er beschloß, lieber noch mal nach den Pflanzen zu sehen, der<br />

Brief würde ohnehin erst Ende nächster Woche, wenn der Projektleiter kam, mit in die<br />

Hauptstadt genommen werden.


Ziegenfutter C 1.1<br />

37<br />

Die Aufforstungsfläche lag hinter dem nächsten Hügel und so ging er langsam durch das<br />

Licht der schon tiefstehenden Sonne. Als er auf die Spitze des Hügels kam, traute er seinen<br />

Augen nicht. Eine Herde Ziegen stand verstreut in der Akazienschonung. Von einem Großteil<br />

der Pflanzen war nichts mehr zu sehen. Rainer schrie und rannte, wild mit den Armen<br />

fuchtelnd, los. Er versuchte, die Ziegen aus der Pflanzung zu vertreiben, mußte aber bald<br />

die Sinnlosigkeit seines Bemühens einsehen. Er rannte zurück zur Station. Mogwa bereitete<br />

gerade das Abendessen. Rainer schrie ihn an, in seinem Zorn auf deutsch. Erst das ratlose<br />

Gesicht Mogwas brachte ihn zur Besinnung.<br />

„Komm zu Tsipu, schnell.“ Mogwa schüttelte den Kopf.<br />

„Wir können unmöglich zur Essenszeit ungeladen beim Dorfältesten erscheinen.“<br />

„Essen oder nicht, ich muß sofort zu ihm.“<br />

Endlich ließ Mogwa sich überreden.<br />

Es war inzwischen fast dunkel geworden, als der Landrover ins Dorf fuhr.<br />

„Such den Ältesten.“ Mogwa war sichtlich unschlüssig, aber ein Blick in das Gesicht von<br />

Rainer Busch ließ ihn gehorchen. Rainer durchmaß den freien Platz zwischen den Häusern,<br />

hin und her, hin und her.<br />

Endlich erschien Mogwa. „Er kommt gleich zum großen Versammlungsplatz“, sagte er.<br />

Sie warteten. Der Platz füllte sich langsam mit Männern. Die Kinder kamen mit den Ziegen<br />

zurück. Das Gemurmel schien Rainer unerträglich und steigerte seinen Ärger.<br />

Als Tsipu sich endlich gesetzt hatte, blieb Rainer vor ihm stehen. „Die Kinder haben die Ziegen<br />

auf die Aufforstungsflächen getrieben.“<br />

Tsipu nickte. „Die Regierung hat geschrieben, das gibt Futter für die Ziegen“, antwortete er.<br />

„Aber die Bäume müssen doch erst wachsen.“<br />

„Die Ziegen haben Hunger und die Kinder brauchen Milch.“<br />

„In zwei Jahren geben die Bäume genügend Futter.“<br />

„Bis dahin sind sie in der Hitze verdorrt.“<br />

„Aber so ist das doch nutzlos, die Pflanzen sind kaputt und die Tiere haben nichts davon.“<br />

„Die Tiere sind heute satt und geben morgen gute Milch für die Kinder.“<br />

„Mogwa scheint nicht richtig zu übersetzen“, dachte Rainer, „er muß doch verstehen, daß<br />

die Bäume erstmal wachsen müssen. Er muß doch begreifen, daß ...“ Rainers Blick fiel auf<br />

einen kleinen Jungen, der abseits stand und ihn anstarrte. Der Knabe hatte ihn sicher nicht<br />

verstanden, aber er staunte über den Ton, in dem er, Rainer, vor dem Ältesten sprach.<br />

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Rainer Busch zwischen den murmelnden Männern<br />

hindurch zum Auto.<br />

Der Brief an seinen Bruder blieb unbeendet.<br />

... ?...<br />

Projektleiter Hubert Meier war außer sich. „Vier Monate Arbeit umsonst. Wir müssen<br />

Wachen aufstellen. Einen Zaun können wir nicht ziehen, das wird zu teuer. Wie ist so etwas<br />

nur möglich. Die ganzen Pflanzen abgefessen, Busch, was wollen Sie denn jetzt tun?“<br />

Rainer Busch zuckte die Schultern. „Ich habe schon neu angefangen.“<br />

„Wieso? Es ist doch keine Fläche vorbereitet, Sie haben keine Pflanzen mehr, wir<br />

bekommen vorläufig auch kein Geld. Womit haben Sie also angefangen?“<br />

„Ich lerne Dschibili.“<br />

„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Was hat das mit der Aufforstung zu tun?“<br />

Jetzt fuhr der Landrover zwischen den Wellblechhütten am Rande der Hauptstadt hindurch.<br />

Rainer Busch hatte bestimmte Ziele. Er wusste, daß die Universität ein kleines biologisches<br />

Institut hatte, und er hoffte, dort zu finden, was er suchte.


Ziegenfutter C 1.1<br />

38<br />

Eine Woche später war er wieder an der Station. Im Landrover standen drei Kästen mit<br />

Pflanzen.<br />

Mogwa half beim Abladen. „Was ist das?“ ,, fragte er, auf die Kästen zeigend.<br />

„Paranüsse, Cashewnüsse und Walnüsse. Wir werden sie in der Nähe des Hauses pflanzen<br />

und abwarten, wie wie sich entwickeln. Und dann sehen wir weiter.“<br />

Lieber Michael,<br />

entschuldige, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen, aber die Nußplantagen<br />

sind sehr arbeitsaufwendig, und ich muß jetzt ja fast alles allein machen. Durch den Reinfall<br />

mit den Akazien ist unser Programm erst einmal ausgesetzt, so daß ich auch keine<br />

Arbeitskräfte zur Verfügung habe. Aber die Cashew gedeihen hervorragend, ich glaube, ich<br />

habe die richtigen Pflanzen gefunden. Wenn sie groß genug sind, werden sie Nahrung für<br />

die Menschen liefern, mit ihrem Laub Futter für die Ziegen und auf die Dauer sogar Holz für<br />

die Herdfeuer.<br />

Dschibili zu lernen erfordert viel Zeit für mich. Die Sprache ist bildhaft und fast völlig frei<br />

von jeder Art Abstraktion. Es gibt zum Beispiel kein „grün“: es gibt das Grün der frischen<br />

Blätter und das Grün einer Schlange, die sich unter Blättern versteckt; das Grün im Wasser<br />

eines Flusses, in dem Krokodile leben ist wieder ein anderes Wort. Seitdem ich einigermaßen<br />

mit der Sprache zurechtkomme und Mogwa nicht mehr ständig als Dolmetscher<br />

brauche, gehe ich oft ins Dorf zum Palaver und in der vergangenen Woche hat Tsipu mich<br />

sogar hier besucht. Er hat den ganzen Nachmittag mit sichtlicher Freude im Schatten der<br />

Cashewbüsche gesessen und mich schließlich gefragt, ob ich so was nicht in der Nähe des<br />

Dorfes auch machen könnte. Natürlich, meinte er, müsste man die Ziegen wohl fernhalten,<br />

bis die Büsche groß genug sind ...<br />

aus: Manfred H. Oblände, H. Schulz. A. Skarmeta (Hrsg.): Zeit der Dürre, Zeit des Regens.<br />

Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, S. 84ff.


Fallbeispiele C 2<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

39<br />

die TN in die Situation im Gastland einbeziehen<br />

die TN für den eigenen Erlebnisbericht aufgeschlossen machen<br />

den TN den Gehalt und die Bedeutung kultureller Grenzen aufzeigen<br />

das Bewusstsein für kulturelle Prägungen stärken<br />

ca. 30 Minuten<br />

beliebig<br />

Fallbeispiele ausschneiden, ergänzen, in entsprechender Zahl kopieren<br />

Untergruppen zu dritt müssen möglich sein.<br />

„Ich möchte Sie heute mitnehmen in möglicherweise unangenehme oder kritische Situationen,<br />

wie sie <strong>Entwicklung</strong>shelferinnen oder -helfern in ihrem Gastland passieren können.<br />

Stellen Sie sich also vor, Sie würden in einem fremden Land leben und arbeiten und folgende<br />

Situation erleben.“<br />

Sie teilen ein bis zwei Fallbeispiele (s. C 2.1) pro Dreiergruppe aus und geben folgende<br />

Anweisungen zur Bearbeitung:<br />

„Bearbeiten Sie bitte diese Fallbeispiele in drei Schritten:<br />

Tauschen Sie sich über Ihre spontane Reaktion aus, wenn Ihnen das im Beispiel<br />

Erzählte passieren würde.<br />

Überlegen Sie viele mögliche Gründe für das Verhalten des anderen.<br />

Überlegen Sie, wie Sie sich in der Situation verhalten bzw. das Problem lösen würden.“<br />

Nach der Gruppenarbeit gehen Sie gemeinsam die einzelnen Beispiele durch (vgl. C 2.2)<br />

und lassen vor allem die im zweiten Schritt aufgestellten Hypothesen diskutieren. Dies gibt<br />

Ihnen Gelegenheit, von Ihren eigenen Erlebnissen zu berichten und auf unterschiedliche<br />

kulturelle Prägungen aufmerksam zu machen. Gegebenenfalls können Sie Ihre Erfahrungen<br />

kategorisieren, indem Sie auf diverse Ebenen verweisen, die im interkulturellen Kontakt<br />

Probleme verursachen können, z.B.: Höflichkeit, Nähe/Distanz, Familie, Rollenvorstellungen/Autorität,<br />

Geben/Nehmen usw (vgl. C12.1). Vielleicht werden die TN dadurch auch an<br />

eigene Erfahrungen erinnert, die für sie bisher unerklärlich waren oder Anlaß für Mißverständnisse<br />

boten. Dabei mag es auch sein, dass gewisse Erfahrungen nicht als<br />

interkulturell, sondern als historische oder sozio-ökonomisch bedingte analysiert werden.<br />

Es kommt nicht darauf an, gewisse Verhaltensweisen als z.B. „typisch afrikanisch“ zu<br />

qualifizieren und dadurch starr festzuschreiben, sondern das Bewusstsein für<br />

unterschiedliche kulturelle Prägungen zu schärfen.<br />

Achten Sie darauf, dass die TN nicht den zweiten Schritt überspringen. Man ist oft schnell<br />

bei sogenannten Lösungen, bevor man die Situation von verschiedenen potentiellen Sichtweisen<br />

aus betrachtet hat! Fordern Sie sie also auf, so viele Gründe wie möglich zu finden,<br />

auch wenn sie uns zunächst irrational erscheinen mögen.<br />

Quelle: Gisela Führing: Begegnung mit dem Fremden.<br />

DED Berlin 1993 (Block B und D, mit Hintergrundinformationen über mögliche ,Lösungen‘)<br />

zu Nr. 6: Traven, B.: Der Großindustrielle. In: Führing, G./Mané, A.M. (Hg.): Leben in anderen Kulturen.<br />

PLIB-Heft Nr. 17. Ludwigsfelde 1993, S. 19–22


Fallbeispiele C 2.1<br />

Anmerkung:<br />

40<br />

1. Sie sind zum Essen bei einem Projektmitarbeiter eingeladen. Obwohl Sie höflich danken,<br />

wird Ihnen ein Nachschlag auf den von Ihnen geleerten Teller gegeben.<br />

2. Immer wieder passiert es, dass Menschen aus der Nachbarschaft Sie in Ihrer Mittagpause<br />

besuchen: sie erkundigen sich nach Ihrem Wohlergehen, setzen sich ins Wohnzimmer,<br />

blättern in herumliegenden Zeitschriften und gehen nach einer Weile wieder.<br />

3. Sie sitzen in einem Restaurant und essen zu Abend. Am Nachbartisch bekommt ein<br />

Junge, der von Tisch zu Tisch geht, die Knochen vom Teller eines anderen Gastes.<br />

Nun kommt er zu Ihnen.<br />

4. Sie haben sich dazu entschlossen, einen Hausangestellten einzustellen, der auf dem<br />

Gelände Ihres Hauses lebt. Binnen drei Wochen ist dessen Familie von drei auf neun<br />

Personen angewachsen.<br />

5. Bei einer Fahrt im vollbesetzten Buschtaxi hat ein Mensch sich breit gemacht<br />

und zwei Plätze belegt, während sich die anderen ungeheuer drängeln müssen – Sie<br />

eingeschlossen.<br />

6. Ein US-Amerikaner sieht in einem mexikanischen Dorf einen Indio, der besonders<br />

hübsche Körbe flicht und einmal die Woche auf dem Markt verkauft. Er erfährt den<br />

Stückpreis, nämlich 50 Centavos, erfragt dann zunächst den Preis für 10 und 100 Stück<br />

(45 bzw. 40 Centavos) und schließlich den für 1000 und 10 000 Stück, weil er ein großes<br />

Geschäft wittert. Die Antwort: „Zwei Pesos das Stück bei tausend bzw. vier Pesos bei<br />

zehntausend Körbchen!“<br />

7. Innerhalb von vier Wochen will ein Mitarbeiter zweimal freinehmen, um zum Begräbnis<br />

seines Vaters in seine Heimatregion zu gehen.<br />

Die Situationen sollen jeweils so verstanden werden, dass man der einzige Europäer in der<br />

Situation ist. Sie können in der Regel in beliebigen Ländern spielen.


Hinweise C 2.2<br />

zu dem möglicherweise befremdenden Verhalten<br />

41<br />

Alle hier gegebenen Erklärungen sollen einen Anlass zur Diskussion bieten. Sie stellen nur<br />

einen kleinen Ausschnitt aus vielen möglichen Antworten der TN dar, die ausdrücklich auch<br />

bedacht werden sollten. Je nach Kontext ergeben sich auch völlig andere als die genannten<br />

Konstellationen.<br />

1. Aus Höflichkeit wird in Deutschland oft der Teller leer gegessen, während ein leerer Teller<br />

in anderen Kulturen ein unausgesprochener Hinweis auf noch bestehenden Appetit sein<br />

kann, dem aus Gastfreundschaft mehr Gewicht beigemessen wird als dem Hunger der<br />

eigenen (evtl. noch wartenden) Familienmitglieder.<br />

2. Nachbarschaft wird in vielen Ländern des Südens (aber auch z.B. in dörflichen Regionen<br />

in Deutschland!) als unbegrenzte Nähe aufgefasst, die unangemeldeten Besuch und<br />

gegenseitiges Sich-Kümmern einschließt. Verständnis für Rückzug und den Wunsch,<br />

allein sein zu wollen, mag man dabei vermissen.<br />

3. Die Konfrontation mit Armut ist eine der größten Herausforderungen beim Leben in<br />

einem <strong>Entwicklung</strong>sland. Manche <strong>Entwicklung</strong>shelfer wagen nicht, etwas zu geben aus<br />

Angst, nicht allen helfen zu können oder ausgenommen zu werden oder auch aus der<br />

Erfahrung von ,Undankbarkeit‘. Andere meinen, dass Geben für Sie überhaupt kein<br />

Problem darstelle und sie immer bereit dazu seien. In welchen Situationen haben Sie<br />

gegeben? Welche Haltung haben Sie bei Einheimischen gegenüber Bedürftigen erlebt?<br />

Wie hat sich der Begriff „Armut“ für Sie verändert durch Ihren Aufenthalt? Wie verhalten<br />

Sie sich in Deutschland gegenüber Marginalisierten?<br />

4. Wenn einer aus der Großfamilie Arbeit hat, so ist oft damit die Verpflichtung gegeben,<br />

andere Familienmitglieder zu unterstützen, zumal diese oft bereits das gleiche getan<br />

haben. Allerdings verschwindet diese Gewohnheit immer mehr angesichts der<br />

zunehmenden existentiellen Belastungen.<br />

5. Manchen Menschen wird Autorität zugeschrieben, die sich in einem solchen Verhalten<br />

äußern kann, ohne daß jemand protestiert, oder er maßt sich selbst Privilegien an.<br />

Gedrängt sitzen ist andererseits für die meisten Menschen nichts Ungewöhnliches;<br />

man ist ohnehin mehr körperliche Nähe gewöhnt. Und schließlich weiß man nicht,<br />

ob nicht noch jemand zusteigen wird, für den ein Platz freigehalten wird.<br />

6. In diesem Beispiel von Bernd Traven gibt der korbflechtende Indio genau die Gründe an,<br />

weshalb er keinen Mengenrabatt, sondern im Gegenteil einen relativ höheren Stückpreis<br />

verlangen muß: Er könnte bei einer solchen Massenproduktion nicht mehr sein Feld<br />

bestellen und müßte Nahrungsmittel kaufen, ebenso wie die Verwandten, die für ihn<br />

arbeiten würden.<br />

7. Vielleicht hat er gelogen, weil er irgendeinen Vorwand für Sonderurlaub braucht.<br />

Wahrscheinlicher aber ist, daß es sich entweder um verschiedene Begräbnisrituale in<br />

bestimmten Abständen oder um den Tod eines anderen „Vaters“ (= Bruder des eigenen<br />

Vaters) handelt. Verwandtenbezeichnungen haben eine andere Konnotation als in<br />

Deutschland.


Perspektivenwechsel: C 3<br />

Ein <strong>Entwicklung</strong>shelfer in Deutschland<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

42<br />

den Begriff „<strong>Entwicklung</strong>“ auch einmal von der anderen Seite anschauen<br />

kreative Phantasie zur gesellschaftlichen Veränderung aktivieren<br />

Ziele der <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit auf Deutschland anwenden<br />

mindestens 45 Minuten (jeder Teil ca. 15 Minuten)<br />

beliebige TN-Zahl<br />

(Mal-) Papier, Kärtchen und (Bunt-) Stifte; evtl. Bilder aus der Ausstellung des Weltfriedensdienstes<br />

„Mythos <strong>Entwicklung</strong>“; Klebestifte, Papierbögen (Flipchart) oder Tafel<br />

Tische und Stühle – eventuell auch für Kleingruppenarbeit<br />

„Stellen wir uns vor, daß wir Besuch aus einem anderen Kontinent, z.B. aus Westafrika,<br />

bekommen: Was könnte er bei uns für entwicklungsbedürftig halten?“ Nach spontanem<br />

Notieren auf kleine Kärtchen folgt ein kurzer Gedankenaustausch.<br />

Dann bitten Sie die TN, die Augen zu schließen und bei der folgenden Lesung mit den<br />

Augen Mamadous zu ,schauen‘. Sie selbst lesen den Artikel „Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers“<br />

(s. C 3.1) ganz oder in Auszügen vor.<br />

„Malen Sie bitte, wie Sie sich das deutsche Dorf/den Deutschen nach Mamadous Aussage<br />

vorstellen!“ – Danach Austausch über die Ergebnisse.<br />

„Dieser Artikel stammt von einer ehemaligen <strong>Entwicklung</strong>shelferin, die die Perspektiven<br />

einfach mal umgedreht hat. Welche Erfahrungen mit Deutschen in Westafrika kommen hier<br />

zum Ausdruck? Wie könnte man sich eine optimale Partnerschaft oder <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit<br />

vorstellen? Welche der Anregungen Mamadous können bei uns umgesetzt<br />

werden? Wie können wir vom Süden lernen?“<br />

Nehmen Sie jeweils zu dritt die Plakate der Ausstellung „Mythos <strong>Entwicklung</strong> – Heiligenschein<br />

oder Scheinheiligkeit?“ des WFD in die Hand: Beschreiben und analysieren Sie den<br />

Aussagegehalt!<br />

Quelle: Karin Hammerschmidt: Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers. Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>,<br />

in einem deutschen Dorf. WFD-Querbrief Nr. 2/91, S. 20<br />

Weltfriedensdienst (Hg.): Mythos <strong>Entwicklung</strong> – Heiligenschein oder Scheinheiligkeit? Berlin 1995 (vgl. E 3)<br />

Literatur: Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): <strong>Entwicklung</strong>sland Deutschland.<br />

Umkehr zu einer global zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong>. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997


Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers C 3.1<br />

Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, in einem deutschen Dorf<br />

43<br />

In den ersten Monaten nur schauen, beobachten, aufnehmen, fragen, nicht werten, so<br />

hatte man ihm während der dreimonatigen Vorbereitungszeit gesagt. Mit diesen Gedanken<br />

im Kopf ging Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, durchs Dorf. Menschen<br />

waren nicht zu sehen, nicht einmal Kinderstimmen zu hören. Wie anders war es da bei ihm.<br />

Dort war Leben im Dorf. Morgens und abends hörte man die Frauen beim Stampfen der<br />

Hirse oder des Reises, die Schreie der Esel und das Blöken der durstigen Schafe am Brunnen.<br />

Aber dieses Dorf schien ausgestorben zu sein. Ein kleines Stück Grasland zwischen den<br />

Häusern war zu einem Teil mit Plastikfolie und Autoreifen bedeckt, halb hinter einem Haus<br />

versteckte sich ein riesiger überdimensionaler schwarzer Brunnenring mit einer Leiter bis<br />

zum oberen Rand. Je mehr er sich dem Haus näherte, umso stärker wurde der stechende<br />

Gestank. An der Tür in einem ca. 100 m langen, fensterlosen Gebäude las er das Schild<br />

„Betreten des Stalles verboten“. Die Tiere hier reagierten hoch sensibel auf Fremdeinflüsse<br />

und hatten höchstens noch das Aussehen mit ihren freilebenden Artgenossen bei ihm zu<br />

Hause gemein.<br />

„Verbesserung der Ernährungssituation der Bevölkerung“ hieß eines der entwicklungspolitischen<br />

Ziele. Ihre gewohnheitsmäßige Ernährung war zu kalorienhaltig, enthielt zu<br />

wenig Ballaststoffe und war zu eiweißreich. Die Menschen litten unter Bluthochdruck,<br />

Krebs, Herzinfarkt und Zuckerkrankheit. Aber offensichtlich war ihnen der Zusammenhang<br />

zwischen Krankheit und falscher Ernährung nicht klar, denn trotz Bekanntmachung in den<br />

Medien veränderten nur wenige ihre Gewohnheiten.<br />

„Befriedigung der Grundbedürfnisse“ war noch so ein entwicklungspolitisches Stichwort.<br />

Hier wurde die Natur nicht als Existenzgrundlage betrachtet, die man respektierte und mit<br />

der man vorsichtig umging, sondern sie wurde bis zur völligen Erschöpfung ausgebeutet. In<br />

seinem Land gingen die Frauen, die traditionellerweise die Landwirtschaft besorgten, oft<br />

barfuß auf das Feld, um so wenig wie möglich zu zerstören und möglichst „hautnahen“<br />

Kontakt zur Erde zu haben. Den Menschen hier fehlte das Denken in Zusammenhängen. Sie<br />

machten sich nicht klar, daß Stickstoff, Pestizide, Herbizide und andere chemische Rückstände<br />

auf Umwegen, aber unausweichlich zu den Menschen zurückgelangen.<br />

Er kam an einer kleinen Weide vorbei, auf der er zwischen 40 und 50 Kühe zählte. Die<br />

Milchquote war auch so ein Schuss in den Ofen. Durch weniger Kühe, die weniger Futter<br />

fressen, weniger Gülle produzieren, werden die Milchseen nicht verkleinert, wenn den<br />

Kühen ein spezielles Hormon verabreicht werden soll, das die Milchproduktion erheblich<br />

steigert. Merkten die Bauern nicht, daß es immer auch Gewinner bei dieser Art Politik gab?<br />

300 000 Bauern hatten in den letzten zwei Jahrzehnten aufgegeben, und jedes Jahr kamen<br />

12 000 bis 15 000 dazu. Was blieb den Bauern, als in die Stadt zu gehen und als ungelernte<br />

Arbeiter Arbeit zu suchen? Ohne die Frauen wäre so mancher Betrieb hier nicht mehr<br />

existenzfähig. Trotzdem wurden sie nicht als selbständige Bäuerinnen behandelt wie bei<br />

ihm, sondern nur als familieninterne Hilfskräfte.<br />

Die emotionale und finanzielle Abhängigkeit der Frauen von den Männern war auffallend.<br />

Anders als bei ihm war es hier üblich, dass Ehepaare ein gemeinsames Konto hatten und<br />

dass die Frauen bei der Heirat ihren Namen ablegen und den des Mannes annehmen. –<br />

Aber um die Frauen sollte sich Fatou kümmern, das war ihr Ressort.<br />

Mamadou schaute zu, wie ein riesiger Traktor, dessen Räder um einiges höher waren als er<br />

selbst, ein Spritzgerät anhängte, die teleskopartigen Spritzarme ausklappte und<br />

ausprobierte. Sie funktionierten. Toll, dass diese große Maschine nur von einer Person


Gedanken eines <strong>Entwicklung</strong>shelfers C 3.1<br />

Mamadou, der Experte für ländliche <strong>Entwicklung</strong>, in einem deutschen Dorf<br />

44<br />

bedient wurde. Wofür aber war dieser hohe finanzielle und chemische Input notwendig,<br />

wenn Überschüsse verschenkt oder zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt verkauft<br />

wurden?<br />

„Selbsthilfeansätze der Bauern gilt es zu unterstützen.“ – Direktvermarktung gab es schon,<br />

allerdings nur in kleinen Nischen des sogenannten ökologischen Landbaus, einer Form der<br />

Landwirtschaft, die in seinem Land schon seit Urzeiten praktiziert wurde. Zaghafte Versuche<br />

mit einer artgerechten Tierhaltung mit dem Ziel, weniger, aber gesundes Fleisch zu<br />

gesunden Preisen zu produzieren, existierten. Das Fleisch, das er hier gegessen hatte, war<br />

fade und wässrig und überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, das er von zu Hause kannte.<br />

Aber alle diese Maßnahmen waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das, was<br />

gemacht werden müsste, durfte Mamadou nicht tun, weil es eine Einmischung in die<br />

politischen Verhältnisse des Gastlandes wäre. Aber wie sollte es anders gehen? Alles<br />

andere wäre nur Makulatur, kurieren an den Symptomen. Die Bauern wurden immer noch<br />

sprichwörtlich als die Dummen verkauft.<br />

Wo sollte er hier beginnen? Hatte das Ganze überhaupt Aussicht auf Erfolg? Und das bei<br />

einem <strong>Entwicklung</strong>shelfervertrag von drei Jahren.<br />

Karin Hammerschmidt


Sprichwörter als kultureller Ausdruck C 4<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

Alternative:<br />

45<br />

Erfahren von einem anderen Menschenbild und von anderen Lebenseinstellungen<br />

Erspüren von anderen Normen und Werten<br />

ca. 40 Minuten (15 Minuten Gruppenarbeit, 25 Minuten Auswertung)<br />

beliebige TN-Zahl<br />

Je vier Sprichwörter auseinander schneiden und kopieren; Karikatur für alle kopieren<br />

Tische und Stühle für Kleingruppen; Stuhlkreis fürs Plenum<br />

„Es ist nicht leicht, sich einer anderen Kultur so zu nähern, dass wir etwas von ihrer andersartigen<br />

Spiritualität erfahren. Wir wollen hier nur einen kleinen Schritt in diese Richtung<br />

wagen. Es gibt dazu verschiedene Wege – etwa Begrüßung (vgl. C 12), Feste, Übergangsriten<br />

wie Geburt, Initiation, Tod oder den Umgang mit der Natur. Hier soll der Zugang über<br />

Sprichwörter gesucht werden: Ich verteile jeweils vier Sprichwörter aus dem afrikanischen<br />

Kontext. Bilden Sie bitte Gruppen von drei bis fünf Personen und versuchen Sie, die Sprichwörter<br />

zu ergründen. Vielleicht finden Sie entweder ähnliche deutsche Redewendungen<br />

und Sprichwörter oder Sie benennen die Unterschiedlichkeit zu unserem Denken – beides<br />

auch anhand von Beispielen.“<br />

Nach der Gruppenarbeit werden die einzelnen Ergebnisse vorgestellt und verglichen.<br />

Die Karikatur wird verteilt: „Wie interpretieren Sie den Aussagegehalt der Karikatur? Welcher<br />

unterschiedliche Lebens-/ Problemlösungsansatz der beiden Protagonisten kommt<br />

hier zum Ausdruck?“<br />

Die Beispiele regen auch zu einem Erfahrungsaustausch an, bei dem Sie aus dem Leben im<br />

Gastland erzählen können.<br />

Falls Sie mehr TN haben als die entsprechende Anzahl der Sprichwörter, so können<br />

unterschiedliche Gruppen dieselben Sprichwörter interpretieren und kommen vielleicht<br />

zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Diskussion belebt.<br />

Sie können die Gruppen auch bitten, aus den Sprichwörtern eines auszuwählen und dieses<br />

als Pantomime vorzustellen und erraten zu lassen.<br />

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld (Hg.): Von Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt. Ein Dritte-Welt-Werkbuch.<br />

Wuppertal 1990, S. 151–153<br />

Margrit Kirchner: Afrika – was geht das denn uns an? In: Calig AV-Medien Religion: Afrika – und wir.<br />

Hildesheim 1993, S. 27


Sprichwörter aus Afrika C 4.1<br />

46<br />

Wenn die Maus ins Feuer rennt, dann steckt eine Macht dahinter, die stärker ist als Feuer.<br />

Arbeit ist gut, vorausgesetzt, dass du nicht zu leben vergisst.<br />

Wer von einer Schlange gebissen wurde, läuft auch vor einem Regenwurm davon.<br />

Bäume können sich nicht treffen, aber Menschen.<br />

Ich bin, weil wir sind, und weil wir sind, bin ich.<br />

Ein Freund gilt mehr als der Ertrag eines Arbeitstages.<br />

Man kann das Herz nicht beugen wie das Knie.<br />

Nur einer gräbt den Brunnen, aber viele kommen, daraus zu trinken.<br />

Nur eine vorwitzige Ziege grüßt die Hyäne.<br />

Auch schwarze Kühe geben weiße Milch.<br />

Der einfache Bauer ist die Nahrung der Macht.<br />

Wer seinen Hund liebt, muß auch Läuse lieben.<br />

Wer zu viel Arbeit hat, fängt am besten mit dem Essen an.<br />

Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen, nicht seinen Mund.<br />

Die Macht isst keinen Hirsebrei ohne Fleischsoße.<br />

Der Mund eines Greises mag stinken, aber nicht seine Worte.<br />

Man kann Weinenden nicht die Tränen abwischen, ohne sich die Hände nass zu machen.<br />

Der Bauer ist wie ein „Kalgo-Busch“:<br />

Wenn seine Äste ein Stück gewachsen sind, werden sie beim Roden abgeschnitten.<br />

Das Herz gibt, nicht die Hand.<br />

Ein fauler Zahn lässt alle anderen stinken.<br />

Lieber von einem Verwandten gebissen als von einem Fremden geleckt.<br />

Auch wenn die Hyäne nicht gesund ist, frisst sie den Hund.<br />

Das Krokodil ist nur stark, wenn es im Wasser ist.<br />

Klein ist das Eichhörnchen, aber es ist kein Sklave des Elefanten.<br />

Es regnet auf alle Dächer.<br />

Wer Kinder hat, hat auch Segen.<br />

Gesundheit des Körpers ist Reichtum.<br />

Ein alter Besen fegt besser als ein neuer.<br />

Schau dem Wanderer nicht ins Gesicht, sondern in den Magen.<br />

Die Sonne geht nie auf dieselbe Weise auf, wie sie untergeht.<br />

Der Elefant stirbt an einem winzigen Pfeil.<br />

Wer klug ist, schweigt.<br />

Ein Bruder ist wie eine Schulter.<br />

Sei nicht hochfahrend gegen Deinen Nächsten.


Wie löst man Probleme? C 4.2<br />

Quelle: DED-Informationen Berlin 1989, S. 10 - 11<br />

47


Zeitung des Partnerlandes C 5<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

48<br />

Wahrnehmung und kritische Analyse von Zeitungsmeldungen<br />

Aussagen über Typisches und Untypisches des Partnerlandes<br />

Interessen der TN anregen<br />

ca. 45 Minuten<br />

beliebige TN-Zahl; Sprachvoraussetzungen müssen gegeben sein<br />

Zeitungen aus dem Partnerland besorgen<br />

Kleingruppenarbeit in einem Raum oder mehreren Räumen muss möglich sein.<br />

„Ich habe Ihnen Zeitungen aus meinem Partnerland mitgebracht. Bitte teilen Sie sich in<br />

Gruppen von zwei oder drei auf. Schauen Sie die Zeitungen gemeinsam an und entscheiden<br />

Sie, welche Nachrichten Ihnen typisch für dieses Land/diese Region erscheinen und welche<br />

auch für uns gelten könnten.“<br />

„Wählen Sie sodann einen Artikel der ersten Rubrik aus und berichten Sie der Gruppe von<br />

Ihren Einsichten.“<br />

Nach Vorstellung und Diskussion der Gruppenarbeit kann man thematische Interessen<br />

abfragen und an diesen entlang weiterarbeiten.<br />

Man kann die dortige Berichterstattung über Weltereignisse mit der hiesigen (Dritt-)Welt-<br />

Berichterstattung vergleichen oder die deutsche Presse mit den Augen eines Ausländers<br />

lesen.<br />

Diese Übung eignet sich auch für fremdsprachliche Veranstaltungen.<br />

Wenn Sie eine spezifische Thematik verfolgen wollen, können Sie selbst hierfür geeignete<br />

Artikel auswählen.


Produkte aus aller Welt in unserem Alltag C 6<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Literatur/<br />

Beispiele:<br />

49<br />

Informationen vermitteln über die Herkunft alltäglicher Produkte<br />

globale Zusammenhänge im Alltag erkennen und hinterfragen<br />

TN ganzheitlich ansprechen<br />

45–90 Minuten (Programm ist auch länger auszudehnen!)<br />

möglichst nicht über 15 TN: je kleiner die Gruppe, desto intensiver!<br />

Zu einem Produkt (z.B. Kokos, Kakao, Tropenholz) Gegenstände sammeln, in denen<br />

das Ausgangsprodukt enthalten ist oder die aus ihm gemacht sind; Informationen über die<br />

Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung sammeln, Einzelfallbeispiele von Produzenten<br />

beifügen; ebenso ein Rezept, Musik o.ä. zur weiteren Bearbeitung bzw. für ein<br />

gemeinsames Erlebnis (Kochen, Schmecken, Hören, Tanzen, ...) besorgen<br />

CD und CD-Player; Möglichkeit zum Kochen und Essen o.ä.<br />

„An einem Produkt wollen wir die vielfältige Verflechtung unseres Lebens mit jenem von<br />

Menschen und Ländern der sog. ,Dritten Welt‘ verdeutlichen. Raten Sie mal, um welches<br />

Produkt es sich hier handelt.“<br />

Anhand von Geschichten, Selbstzeugnissen der Produzenten (evtl. aus der Umgebung Ihres<br />

Einsatzortes) und einem eigenen Kochexperiment sollen verschiedene Zugänge zu diesem<br />

Produkt erprobt und auch die eigene Beteiligung im globalen Gefüge reflektiert werden<br />

(vgl. C 7).<br />

Veranschaulichen Sie aus eigener Erfahrung und nehmen Sie z.B. Dias zu Hilfe. Es eignen<br />

sich zur Vertiefung der Einsichten auch Materialien über Kakaobauern, Teepflückerinnen,<br />

Teppichknüpfkinder o.a. (vgl. E1 und E 2).<br />

Diese Übung kann ausgeweitet werden zu einer Diskussion über die Terms of trade, über<br />

unsere Rohstoffabhängigkeit, unsere übermäßige Ressourcennutzung, den Welthandel und<br />

die Agenda 21 (vgl. C 8, C 10).<br />

Man kann auch anhand beliebiger Gegenstände aus dem täglichen Leben (z.B. Seil, Kupferdraht,<br />

T-Shirt, Sportschuhe, Bounty, Rum, Motorrad, Glühbirne, Zucker, Früchte, Teetasse,<br />

Alu-Folie etc.) die Zusammensetzung aus Importartikeln erraten lassen. Dazu sollte man<br />

eine Liste ihrer Bestandteile machen (erstellen lassen), Atlanten oder Rohstofflisten von<br />

Exportländern bereitlegen sowie Informationen über die Produktionsbedingungen.<br />

Zur Unterstützung gibt es vielerlei Hilfsmittel, z.B.:<br />

Video „In Unschuld waschen“: Philippinische Kokosbauern u.a. hinterfragen<br />

umweltverträgliches Waschen.<br />

Video „Blumenfrauen“ und „Tod im Blumenfeld“, über Anbaubedingungen in der<br />

Blumenproduktion Kolumbiens für den europäischen Markt; beide erhältlich in<br />

Medienzentralen/ Landesbildstellen.<br />

Kisten und Koffer zu Gewürzen, Kaffee, Kakao, Kokos u.a. helfen bei der ganzheitlichen<br />

Ausgestaltung lebendiger Veranstaltungen (s. E 1).<br />

vielfältiges Material für die <strong>Bildung</strong>sarbeit: bei Organisationen (s. E 3).


Unsere Kleidung und die Welt C 7<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

50<br />

globale Hintergründe hinter alltäglichen Gegenständen entdecken<br />

Einsicht in Strukturen globaler Warenproduktion und -ströme gewinnen<br />

eigenen Konsumstil bewusst machen und hinterfragen<br />

Handlungsalternativen im persönlichen und politischen Bereich erörtern<br />

mindestens 90 bis 120 Minuten<br />

beliebig groß<br />

Bilder zusammenstellen (vgl. B 14); alte Zeitschriften zum Ausschneiden besorgen; Material<br />

C 7.1.2, 7.1.3 kopieren, Comic in C 7.3.1 vergrößern, kopieren, auf Karton kleben und zu<br />

einem Puzzle zerschneiden; Filzstifte, Kärtchen, große Papierbögen (Flipchart), Klebestifte<br />

möglichst drei angrenzende Räume für die Gruppenarbeit (mit einer zusätzlichen Möglichkeit<br />

zur Filmbetrachtung)<br />

1. Teil: „Zu unserem heutigen Thema ,Kleidung‘ habe ich Ihnen ein paar Bilder aus aller<br />

Welt mitgebracht. Schauen Sie sie in Ruhe an und greifen Sie eines heraus, anhand<br />

dessen Sie uns etwas über Ihren eigenen Umgang mit Kleidung sagen möchten.“<br />

Sie breiten die Bilder auf dem Boden oder auf einem großen Tisch aus; die TN wählen<br />

aus und stellen ihre Überlegungen vor.<br />

2. Teil: „Wir können nun die verschiedenen Bilder zu Oberbegriffen ordnen.<br />

Welche Kriterien sollen wir zugrunde legen?“ Die TN versuchen verschiedene<br />

Ordnungssysteme (z.B. nach Kontinenten, nach Tradition und Moderne, nach<br />

Zweckbestimmung, Anlass usw.).<br />

3. Teil: Sie lassen in Untergruppen an verschiedenen Themen selbständig arbeiten<br />

(oder bearbeiten sie als Seminarreihe nacheinander):<br />

a) „Kleidung – Ausdruck der Persönlichkeit oder Konsumabhängigkeit?“ (Collage<br />

aus alten Zeitschriften).<br />

b) „Weltreise einer Jeans“ (C 7.1).<br />

c) „Sportschuhe – Was steckt in ihrem Preis?“ (C 7.2).<br />

d) „Altkleider – Was haben sie mit Afrika zu tun?“(C 7.3).<br />

4. Teil: Die Gruppen stellen im Plenum ihre Ergebnisse vor. Im Abschlussplenum können<br />

Sie die Frage nach Konsequenzen stellen: „Was nun?“ (vgl. C 7.4). Dazu eignet sich auch<br />

die Konfrontation mit dem Leitbild „Gut leben statt viel haben“ aus der Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland“ (vgl. C 10) oder eine Diskussion über den Slogan<br />

„Politik mit dem Einkaufskorb“.<br />

5. Man kann einen Filmausschnitt des Videos „Oburoni Wawu – Die Kleider der toten<br />

Weißen“ (EZEF) mit dem Plenum oder der Gruppe d) anschauen. Der Film vertieft die<br />

Altkleiderproblematik und spricht Alternativen an.<br />

Sie können auch andere Themen aus Ihrer Auslandstätigkeit mit „Kleidung“ verbinden: z.B.<br />

Baumwollproduktion und -vermarktung, Frauenarbeit im Kunsthandwerk, (historische)<br />

Erfahrungen mit Manufakturbetrieben/Textilindustrie, Bedeutung von traditionellen Ornamenten<br />

usw.<br />

Literatur s. C7.5


Arbeitsgruppe „Weltreise einer Jeans“ C 7.1<br />

Arbeitsvorschläge:<br />

51<br />

Tragen Sie die Weltreise einer Jeans durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!<br />

Gibt es Zentren für Rohstoff-Verarbeitung, -Veredelung , -Verkauf, -Verbleib?<br />

Überlegen Sie geeignete graphische Darstellungen auf der Weltkarte.<br />

Wieviele Kilometer könnte eine derart produzierte Jeans zurückgelegt haben?<br />

Unter welchen Arbeitsbedingungen arbeiten Frauen in den Weltmarktfabriken?<br />

Lesen Sie dazu die unten angegebenen Informationen und die Meditation C 7.1.2<br />

Wie wehren die Frauen sich?<br />

Wie können wir sie dabei unterstützen?<br />

Wußten Sie schon, daß ...<br />

... 70–80 Prozent der Beschäftigten in der Welttextilherstellung Frauen sind – meist im Alter<br />

von 14 bis 25 Jahren?<br />

... in Dhaka, Bangladesch, am 28. August 2000 zwölf Frauen in einer Textilfabrik<br />

verbrannten, weil Notausgänge und Feuerlöschgeräte fehlten?<br />

... die Arbeiterinnen nur einen halben Liter täglich trinken (bei über 30 Grad) und nur<br />

zweimal zur Toilette gehen dürfen und deshalb Blasenentzündungen bekommen?<br />

... die Arbeiterinnen sexuellen Übergriffen von Vorarbeitern ausgesetzt sind?<br />

... sie auch geschlagen werden, wenn sie das Soll nicht erfüllen?<br />

…wenn es saisonbedingt keine Aufträge mehr gibt viele ArbeiterInnen ohne Entschädigung<br />

entlassen werden.<br />

(Quelle: www.saubere-kleidung.de, 2003)<br />

Arbeitskampf und Eigeninitiative<br />

Im Oktober 2002 war der Zulieferbetrieb „Bad and Bath“ in Thailand, der für Adidas und<br />

andere große Firmen produziert, plötzlich geschlossen. Die nicht informierten ArbeiterInnen<br />

erhielten weder ihre Löhne noch die gesetzlich verankerte Entschädigung. Die ArbeiterInnnen<br />

schlossen sich zusammen und demonstrierten beim thailändischen Arbeitsministerium.<br />

Die Regierung zahlte daraufhin eine Entschädigung an die streikenden. Rund 60 der<br />

ehemals 350-köpfigen Belegschaft wollen jetzt in Zusammenarbeit mit Fair Trade Shops<br />

eine eigene Fabrik gründen.<br />

(Quelle: cck@oneworld.at)<br />

Der Weltverband der Sportartikel-Industrie (WFSGI) fördert Kodizes<br />

WFSGI besteht aus 50 Mitgliedern großer internationaler und nationaler Hersteller von<br />

Sportartikeln. 1997 entwickelte der WFSGI-Ausschuss für Ethik und Fairen Handel (CEFT)<br />

einen Modell-Verhaltenskodex. Nach Diskussionen mit Arbeiter- und Kinderrechtsorganisationen<br />

2000, sind diese Verhaltenskodizes noch ein Mal ergänzt worden. Die Kodizes<br />

beinhalten u. a., dass Kinder erst ab 15 und nach dem landesüblichen Schulpflichtalter<br />

eingestellt werden dürfen; die wöchentliche Arbeitszeit darf, mit Überstunden, 60 Stunden<br />

nicht überschreiten; der Lohn soll mindestens dem landesüblichen Mindestlohn entsprechen.<br />

Weitere Punkte der Kodizes sind: Überstundenregelung, Vereinigungsfreiheit, Belästigung<br />

und Misshandlungen, Urlaubsregelung, Verbot von Zwangsarbeit und Diskriminierung<br />

und Umweltstandards.<br />

Die Mitgliedsfirmen überwachen die Einhaltung der Kodizes durch interne und externe<br />

Monitoren. Die Arbeitsbedingungen haben sich seit der Einführung der Kodizes in vielen<br />

Zulieferbetrieben kaum oder nicht verändert. Einige Mitglieder halten sich nur pro forma<br />

oder überhaupt nicht an die Kodizes, oder Zulieferbetriebe spielen den Monitoren ein<br />

falsches Bild vor. Nach Berichten wird den Mitarbeitern u.a. mit Rauswurf gedroht, falls sie<br />

die Monitoren über Missstände aufklären sollten.<br />

(Quelle: epd-Dokumentation 45/2002, S. 47)<br />

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004


Weltreise einer Jeans C 7.1.1<br />

Was?<br />

Baumwollanbau<br />

Herstellung von Polyester<br />

Spinnen<br />

Färben<br />

Weben<br />

Nähen<br />

Endverarbeitung<br />

Verkauf<br />

getragen<br />

entsorgt als Altkleider-Spende<br />

Sortieren<br />

Verkauf<br />

52<br />

Wo?<br />

Kasachstan, Indien, Westafrika,<br />

Ägypten, USA<br />

Deutschland<br />

China oder Türkei<br />

Philippinen<br />

Polen oder Südkorea<br />

Philippinen,<br />

El Salvador (im Auftrag einer<br />

südkoreanischen Firma)<br />

Griechenland<br />

Deutschland<br />

Kenia<br />

Deutschland<br />

Holland<br />

Burkina Faso, Ghana, Tansania,<br />

Simbabwe ...<br />

Wie?<br />

behandelt mit Pestiziden aus Deutschland<br />

per Hand oder – in den<br />

USA – mit Maschinen geerntet<br />

mit Erdöl aus Nigeria<br />

mit Schweizer Ringspinnmaschinen<br />

„veredelt“ mit chemischen Stoffen<br />

aus Deutschland<br />

chemische Indigofarbe aus Deutschland<br />

mit deutschen Webmaschinen unter Verwendung<br />

chemischer Zusatzstoffe<br />

aus Deutschland<br />

nach einem Design aus den USA und<br />

Schnittmustern aus Italien<br />

mit Innenfutter und Washing label<br />

aus Frankreich<br />

mit Knöpfen und Nieten aus Italien<br />

mit Bimsstein<br />

bei einer Urlaubsreise<br />

an karitative Organisation<br />

durch kommerzielle Unternehmen<br />

... zum Verdruß dortiger Schneiderinnen<br />

und Schneider bzw. Textilarbeiter<br />

Diese Angaben sind nur beispielhaft, nicht umfassend;<br />

zusammengestellt nach verschiedenen Quellen,<br />

u.a.: Vamos, S. 10f., Landesinstitut ...,<br />

S. 219; CIR 1997, S. 4; Dritte Welt Haus ..., S. 52 –<br />

s. Literaturverzeichnis in C 7.5


Meine weiße Weste C 7.1.2<br />

Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“<br />

53<br />

Uwe Seidel, Köln-Klettenberg<br />

Meine weiße Weste<br />

Genäht von Frauen aus Nicaragua,<br />

zugeschnitten und gedruckt.<br />

Sie kämpfen<br />

„für Saubere Kleidung“,<br />

weil sie die schmutzigen Geschäfte<br />

in den freien „Weltmarktfabriken“<br />

nicht mehr ertragen können.<br />

Ich trage die weiße Weste,<br />

weil ich mit ihnen einig bin:<br />

Menschenrechte und Menschenwürde dürfen<br />

an den Toren der Ausbeutungsfabriken<br />

nicht enden;<br />

denn allein in El Salvador gibt es 200<br />

dieser Fabriken mit über 60 000 Beschäftigten.<br />

Von außen sehen sie aus wie Kasernen –<br />

mit Gittern und bewaffneten Wächtern<br />

vor den Toren, die nur zur Mittagspause und<br />

zum Feierabend geöffnet werden.<br />

Kaufen können die Arbeiterinnen von den<br />

angefertigten Produkten nichts.<br />

Zehn bis zwölf Stunden täglich sitzen die Frauen<br />

zu Hunderten in Zweierreihen auf Holzbänken ohne Lehnen.<br />

Aufstehen dürfen sie nicht.<br />

Wer zur Toilette muss, braucht eine Erlaubnis,<br />

und die bekommt sie nur zweimal am Tag.<br />

Wer aus der Reihe tanzt, wird bestraft mit Prügel<br />

oder wird in den Kühlraum gesperrt.<br />

Wer sich gewerkschaftlich engagiert,<br />

wird auf die Straße gesetzt.<br />

Beiträge für Krankenkasse und Sozialversicherung<br />

werden zwar vom Lohn abgezogen,<br />

aber nicht weitergeleitet.<br />

Wer krank ist, wird entlassen.<br />

Ich trage die weiße Weste,<br />

weil ich ihre Ohnmacht nicht ertrage;<br />

denn Menschenrechte und Menschenwürde<br />

dürfen an den Toren der Ausbeutungsfabriken nicht enden.<br />

Die Näherinnen dürfen nicht essen und nicht sprechen,<br />

sich nicht bewegen und ihren Aufsehern nie widersprechen.<br />

Sie werden gehalten wie Sklavinnen<br />

inklusive der sexuellen Gefälligkeiten.<br />

Sie nähen im Akkord<br />

jede ein paar Nähte:<br />

einen Kragen, einen Ärmel, zwei Jeansnähte,<br />

immer unter Tempokontrolle.


Meine weiße Weste C 7.1.2<br />

Meditation zur „Kampagne für Saubere Kleidung“<br />

54<br />

100 bis 180 DM erhalten die Frauen pro Monat.<br />

Zwischen 18 und 28 Jahren sind sie alt,<br />

manchmal auch jünger.<br />

Sie müssen leistungsstark und kräftig sein,<br />

um die hohen Arbeitsbelastungen auszuhalten.<br />

Fast jede und jeder von uns<br />

trägt ein Kleidungsstück aus diesen Fabriken:<br />

eine Jeans, ein T-Shirt, ein Hemd.<br />

Ich trage die weiße Weste,<br />

weil ich „für Saubere Kleidung“ eintrete<br />

und den wichtigen Managern entgegentrete:<br />

„Sorgt für menschenwürdige Arbeitsbedingungen,<br />

einen vernünftigen Lohn und schafft die Sklaverei ab!“<br />

Wir wollen „Saubere Kleidung“<br />

und keine schmutzigen Geschäfte;<br />

denn<br />

„Das könnte den Herren der Welt ja so passen,<br />

wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,<br />

erst dann die Herrschaft der Herren,<br />

erst dann die Knechtschaft der Knechte<br />

vergessen wäre für immer.<br />

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,<br />

wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,<br />

wenn hier die Herrschaft der Herren,<br />

wenn hier die Knechtschaft der Knechte<br />

so weiterginge wie immer.<br />

DOCH ist der Befreier vom Tod auferstanden,<br />

ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle<br />

zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen die Herren,<br />

die mit dem Tod uns regieren.“<br />

Kurt Marti, schon 1970 geschrieben<br />

Darum trage ich<br />

meine weiße Weste<br />

Ich zeige nach außen,<br />

was ich in mir empfinde.<br />

Die weiße Weste wurde von der Nähkooperative Julia de Pomares in Nicaragua „Con Dignidad“ (mit Würde) hergestellt.<br />

Sie besteht aus naturbelassenem Baumwollstoff, kann beidseitig getragen werden und ist auf einer der<br />

beiden Westentaschen dezent mit dem Logo der „Kampagne für Saubere Kleidung“ versehen.<br />

Leider mußte die Nähkooperative 1997 ihre Produktion einstellen. Mit billiger, in den Weltmarktfabriken in El<br />

Salvador oder der Dominikanischen Republik hergestellter Kleidung oder den Altkleidern aus den USA und<br />

Europa kann die Nähkooperative nicht konkurrieren.


Weltkarte C 7.1.3<br />

zum Eintragen der Weltreisen von Jeans und Sportschuhen<br />

55


Arbeitsgruppe „Sportschuhe – C 7.2<br />

Was steckt in ihrem Preis?“<br />

56<br />

Arbeitsvorschläge:<br />

Tragen Sie die Weltreise eines Sportschuhs durch Pfeile in die Weltkarte (C 7.1.3) ein!<br />

Wieviele Kilometer könnte ein derart produzierter Schuh zurückgelegt haben?<br />

Unter welchen Bedingungen wird in den Produktionsstätten gearbeitet?<br />

Wie wehren sich die Arbeiterinnen und Arbeiter?<br />

Wie könnten wir sie dabei unterstützen?<br />

Könnte sich ein Arbeiter diesen Schuh leisten, bzw. wie lange müsste er dafür arbeiten<br />

bei einem Monatslohn von ca. 90 Euro?<br />

Weltreise<br />

Sportschuhe von Nike, Adidas, Reebok, Puma, Asics usw. bekommen z.B. in den USA<br />

ihr Design, werden in Zulieferbetrieben in Taiwan und Südkorea entwickelt, im Auftrage<br />

dieser Firmen in China, Indonesien, Thailand oder Vietnam produziert und in den USA<br />

(60 Prozent), Europa (30 Prozent) und Asien (5 Prozent) verkauft.<br />

(Quelle: www.cleanclothes.at)<br />

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004


Wussten Sie schon, dass ... C 7.2.1<br />

Ethik-Test<br />

Laufschuhe<br />

Verhaltenskodex<br />

57<br />

… die Firma Adidas 2002 ca. 15 000 Mitarbeiter beschäftigte und einen Umsatz von<br />

6,5 Mrd. Euro erzielte?<br />

... 200 000 Angestellte als Arbeiter in Zulieferfirmen für die Firma Nike arbeiten?<br />

... ein/e Arbeiter/in in China, die Sportschuhe herstellt, durchschnittlich 77 Stunden pro<br />

Woche arbeitet für einen Monatslohn von 35 bis 120 Euro (in der Hochsaison)?<br />

... die Firma Nike das Gehalt aller Arbeiterinnen und Arbeiter in den Nike-Schuhe produzierenden<br />

Fabriken in China und Indonesien verdoppeln könnte, wenn sie das Budget für<br />

Werbung und Promotion um 3,5 Prozent senken würde?<br />

... in den Fabrikationsbetrieben von Sportschuhen (durch den Einsatz giftiger Substanzen,<br />

wegen Körperstrafen, Entlassung bei Streik u.a.) harte Arbeitsbedingungen herrschen?<br />

(Quelle: epd-Dokumentation 45/2002)<br />

Die Ergebnisse aus dem „Report Stock and Stake“, der belgischen Organisation Ethibel,<br />

geben kein gutes Bild über die sozialen, ökologischen und politischen Produktionsbedingungen<br />

der Sportschuhindustrie ab. Adidas ist hier nicht der Sieger,<br />

sondern hat die Kriterien „am wenigsten schlecht“ erfüllt. Der Kauf von No-Name-Produkten<br />

ist keine echte Alternative, da diese Firmen nicht in der Öffentlichkeit stehen wie Markenartikelfirmen<br />

und sich daher nicht um Produktionsbedingungen scheren.<br />

Adidas Nike Puma New Balance Reebook Asics Fila<br />

1.Transparenz<br />

Kooperation 2 0 2 2 0 0 0<br />

Informationsoffenheit 2 1 1 1 1 0 0<br />

Dialogbereitschaft 1 1 1 0 1 0 NR 0<br />

2.Umweltpolitik<br />

Policy, EMS 2 2 1 1 1 1 0 NR<br />

Schadstoffe in Produkten 1 1 1 1 1 1 0 NR<br />

3. Sozialpolitik<br />

ArbeitnehmerInnenrechte 1 1 1 0 1 1 0 NR<br />

Langfristige Verträge 2 1 0 1 1 0 NR 0 NR<br />

Kontrollinstanzen 1,5 1 1 1 1 0 NR 0 NR<br />

Summe 12,5 8 8 7 7 3 0<br />

Die Punktevergabe: 2 – gute / komplette Erfüllung der Kriterien<br />

1 – beschränkte / geringe Erfüllung der Kriterien<br />

0 – schlechte / keine Erfüllung der Kriterien<br />

NR – Das Unternehmen verweigerte hier die Information<br />

(Quelle: www.cleanclothes.at )<br />

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004


Arbeitsgruppe „Altkleider – C 7.3<br />

Was haben sie mit Afrika zu tun?“<br />

58<br />

Arbeitsvorschläge:<br />

Verfolgen Sie den Weg unserer Altkleider und versuchen Sie, die Fragen zu beantworten.<br />

Wie ist die Wirkung von Altkleiderimporten in afrikanischen Ländern (vgl. Comic-Puzzle)?<br />

Informieren Sie sich in Ihrem Wohnort/der benachbarten Stadt, wohin Altkleider<br />

wandern, mit welchem Teil Einnahmen durch Verkauf gemacht werden und welcher Teil<br />

in Kleiderkammern o.ä. an hiesige Bedürftige gegeben wird (manchmal als<br />

Selbsthilfeprojekt).<br />

Organisieren Sie Kleidertausch unter Ihren Bekannten und sprechen Sie mit ihnen über<br />

die Hintergründe.<br />

Wussten Sie schon, daß ...<br />

... die Bundesrepublik Deutschland mit ca. 15 kg pro Kopf pro Jahr an 4. Stelle im Welt-Verbrauch<br />

von textilen Rohstoffen steht (weltweiter Durchschnitt: 7,3 kg)?<br />

... in Deutschland jährlich rund 500 000 bis 600 000 Tonnen Altkleidung gesammelt werden?<br />

… die so genannte Creme-Ware, etwa 3–4 Prozent, in Secondhand-Läden landet, 40–47 Prozent<br />

in <strong>Entwicklung</strong>sländer exportiert werden, 2–5 Prozent Abfall sind, 22–27 Prozent über<br />

Recycling zu Fasern verarbeitet werden und 25–35 Prozent als Putzlappen Verwertung finden?<br />

…die Deutschen im Jahr 2003 durchschnittlich 870 Euro für Kleidung ausgegeben haben<br />

und damit auf Platz Eins in der Welt stehen?<br />

... in manchen afrikanischen Ländern der Import von Altkleidern zum Schutz des<br />

einheimischen Textilgewerbes verboten ist?<br />

(Quelle: www.fairwertung.de)<br />

Der Weg der Kleider<br />

Ihr Altkleidersack <br />

kommerzieller Sammler karitativer Sammler<br />

Sortierer im Ausland deutscher Sortierer<br />

Second-Hand Läden Second-Hand Läden karitative<br />

Rohstoffverwerter Rohstoffverwerter<br />

Organisationen<br />

Abfalldeponien Abfalldeponien<br />

Export Export<br />

Resteuropa Resteuropa Bedürftige in Deutschland<br />

Afrika Afrika Katastrophenhilfe<br />

Asien Asien Verkauf in Deutschland<br />

und im Ausland<br />

Südamerika Südamerika zur Finanzierung von Projekten<br />

(Quelle: epd-Dritte-Welt-Informationen 13/94)<br />

Bearbeitung: Jan Münzer


Comic-Puzzle C 7.3.1<br />

59<br />

Arbeitsvorschläge:<br />

Schauen Sie, ob das Zusammenlegen dieser Teile für Sie einen Sinn ergibt.<br />

Erfinden Sie eine passende Geschichte mit Überschrift bzw. formulieren Sie Fragen<br />

oder Thesen daraus!<br />

Quelle: Welternährung<br />

Nr. 3/96, Deutsche Welthungerhilfe


Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen ...? C 7.4<br />

Tatsache ist:<br />

Deshalb:<br />

60<br />

Darf ich mir keine Jeans mehr kaufen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?<br />

Wir kaufen jede Menge Textilien – im Jahr durchschnittlich 23 kg pro Kopf.<br />

Wir bevorzugen häufig Billigangebote, die aber mit hoher Schadstoffbelastung für die<br />

Umwelt – und auch für unsere Haut – verbunden sind.<br />

Viele dieser Billigtextilien werden von Frauen in der Dritten Welt zu Hungerlöhnen<br />

produziert.<br />

Saubere Kleidung erkennt man daran, daß sie auch ökologisch verträglich hergestellt wird.<br />

Chic ist ein Kleidungsstück dann, wenn auch die Produktionsbedingungen okay sind.<br />

Selbstbewusst kaufen: Wieviel Kleidungsstücke brauche ich wirklich für mich?<br />

Kritischer auswählen: Qualitativ bessere Kleidung ist meist auch ökologisch<br />

verträglicher hergestellt und hält länger als die Superbilligangebote.<br />

„Wir brauchen eine andere zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong>.“<br />

Quelle: Wir brauchen eine andere zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Plakatserie des Dritte-Welt-Hauses Bielefeld 1997


Kleidung – ausgewählte Materialien C 7.5<br />

Bühler, M. / Fuchs, E.: Mode, Marken, Märkte. Globalisierung konkret.<br />

Stiftung <strong>Bildung</strong> und <strong>Entwicklung</strong>, CH. Bern 2002, h.e.p. Verlag.<br />

Eine Welt in der Schule: Jacke wie Hose …, Heft 3/September 2001<br />

GRIPS-Theater: Der Ball ist rund. Ein Globalisierungskrimi von Thomas Ahrens.<br />

Materialien zum Stück, Berlin 2004<br />

Karpinski, Dorothea / Mönning, Petra: Baumwolle. Eine Aktivmappe.<br />

Mühlheim 2001, Verlag an der Ruhr.<br />

Menschenrechte für die Frau, Heft 1/2001:<br />

Jung, Irene: Textilkampagne: Verhaltenskodizes in der Praxis<br />

Misereor Lehrerforum Nr. 33: Heiße Klamotten- Eiskalte Geschäfte, Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.<br />

Misereor e.V. 1999<br />

Mönter, Burkhard: Kleider, Kleider, Kleider. Luzern 1999, Kinderbuch-Verlag.<br />

Südwind – Institut für Ökonomie und Ökumene: Das Kreuz mit dem Faden.<br />

Südwind e.V. (Hg.), Siegburg 2000<br />

TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina (Hg.): Gezähmte Modemultis.<br />

Verhaltenskodizes: Ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten, Frankfurt 1999<br />

TERRE DES FEMMES: Musiolek, Bettina: Made in … Osteuropa.<br />

Die neuen „fashion Kolonien“. Berlin 2002<br />

Verein Partnerschaft Dritte Welt: Kleider machen Leute (Foliensatz), Gießen 2001<br />

Verein „Partnerschaft Dritte Welt e.V.“, Bismarckstraße 9, 35390 Gießen, Telefon: 0641/791064<br />

Werkmappe Weltkirche Heft 120/2001: Mode, Märkte, Menschen. Die Clean-Clothes-Kampagne. missio (Hg.)<br />

61


Wir spielen Welt C 8<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

62<br />

Konfrontation mit eigenen Einschätzungen über Weltbevölkerung, Welteinkommen und<br />

Energieverbrauch<br />

Statistik erlebbar machen<br />

TN emotional ansprechen und zu Kooperation anregen<br />

ungleiche Verteilung der Güter dieser Erde veranschaulichen<br />

ca. 40 Minuten<br />

12–50 TN, auch für Einsteiger geeignet<br />

Luftballons entsprechend der Anzahl der TN besorgen, Stühle entsprechend der Anzahl der<br />

TN abzählen; Schilder anfertigen zu den Kontinenten Nordamerika, Südamerika, Europa<br />

und Russische Förderation, Afrika, Asien.<br />

genügend freier Platz<br />

„Heute spielen wir Welt – dargestellt durch diese fünf Kontinente (Schilder mit den Namen<br />

der Kontinente sind im Raum verteilt). Sie stellen die Weltbevölkerung dar. Verteilen Sie<br />

sich bitte so auf diese Kontinente, wie es ihrer Meinung nach der Verteilung der Weltbevölkerung<br />

entspricht.“ Nachdem die TN sich aufgeteilt haben, geben Sie die richtige Verteilung<br />

anhand des Verteilungsschlüssels (siehe C 8.1) bekannt und korrigieren ggf.<br />

In der Regel stehen bei Afrika zu viele TN. Stellen Sie zur Diskussion, warum Afrika als<br />

überbevölkert angesehen wird, obwohl es bei vergleichbarer Bevölkerungszahl wie Europa<br />

und Russischer Föderation mehr als dreimal so viel Fläche hat (siehe C8.1 untere Statistik).<br />

„Nun nehmen Sie bitte die Anzahl der Stühle und ordnen Sie diese den Kontinenten zu<br />

entsprechend der Verteilung des Welteinkommens.“ Wieder wird anhand des Verteilungsschlüssels<br />

korrigiert; die TN werden aufgefordert, entsprechend Platz zu nehmen.<br />

„Die Luftballons stellen den Welt-Energieverbrauch dar. Verteilen Sie sie entsprechend auf<br />

die Kontinnte.“ Nach Korrektur entsprechend C 8.1 werden diese nun aufgeblasen – für die<br />

Industrienationen ein ordentliches Stück Arbeit. (Eventuell sind Verhandlungen mit Menschen<br />

anderer Kontinente aufzunehmen, die die ,Reichen‘ unterstützen ...).<br />

In der Auswertung sollen spontane Äußerungen zu den festgestellten und selbst erlebten<br />

Ungleichheiten in der Verteilung des Welteinkommens und Weltenergieverbrauchs zum<br />

Ausdruck gebracht und Alternativen angedacht werden. Nun ist nach Ursachen und Konsequenzen<br />

zu fragen.<br />

Weiterarbeit zu Weltbevölkerungsfragen, internationalen Handelsstrukturen oder<br />

ungleicher Ressourcennutzung – getragen von Ihren persönlichen Erfahrungen im Partnerland<br />

– lässt sich anschließen. Mit der Frage nach Wegen zu einer gleichberechtigten Welt<br />

werden globale Zukunftsbewältigung und eigener Lebensstil angesprochen.<br />

Dieses Spiel gibt es in vielen Varianten (z.B. mit Apfel- oder Kuchenstücken als Alternative);<br />

die hier vorgestellte Variante läßt die Vertreterinnen und Vertreter der Industrieländer nicht<br />

nur ihre Privilegien (Stühle) genießen. Sie brauchen auch viel Energie zum Aufblasen ihrer<br />

Ballons und sind dafür möglicherweise auf die anderen angewiesen.


*Zahlen zum Weltspiel C 8.1<br />

Weltbevölkerung<br />

Kontinente<br />

Europa und<br />

gesamt in Mio. bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />

Russische Föderation 729,264 / 11,9 % 1 2 2 3 4<br />

Nordamerika 316,460 / 5,2 % 1 1 1 2 2<br />

Lateinamerika 519,980 / 8,5 % 1 1 2 2 2<br />

Asien 3 681,678 / 60,1 % 6 9 12 15 18<br />

Afrika 800,370 / 13,1 % 1 2 3 3 4<br />

Australien und Ozeanien 29,1 / 0,05 % 0 0 0 0 0<br />

**99,1 %<br />

WELT 6 130,101 / 100 %<br />

Welteinkommen (BSP)<br />

Kontinente<br />

Europa und<br />

gesamt in Mio. US-$ bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />

Russische Föderation 9 383 461 / 30,2 % 3 5 6 8 9<br />

Nordamerika 10 760 840 / 34,6 % 3 5 7 9 10<br />

Lateinamerika 1 782 368 / 5,7 % 1 1 1 1 2<br />

Asien 8 019 193 / 25,8 % 3 4 5 6 8<br />

Afrika 819 395 / 2,6 % 0 0 0 1 1<br />

Australien und Ozeanien 439 134 / 1,4 % 0 0 0 0 0<br />

**100,3 %<br />

WELT 31 121 440 / 100 %<br />

Weltenergieverbrauch<br />

Kontinente<br />

Europa und<br />

gesamt in Mrd. kWh bei 10 TN bei 15 TN bei 20 TN bei 25 TN bei 30 TN<br />

Russische Föderation 3 773,953 / 28,3 % 3 4 6 7 8<br />

Nordamerika 4 044,120 / 30,3 % 3 5 6 7 9<br />

Latein- und Mittelamerika 872,040 / 6,5 % 1 1 1 2 2<br />

Asien 4 072,861 / 30,5 % 3 5 6 8 9<br />

Afrika 383,658 / 2,9 % 0 0 1 1 1<br />

Australien und Ozeanien 226,495 / 1,7 % 0 0 0 0 1<br />

**100,3 %<br />

WELT 13 339,100 / 100 %<br />

Geographische Oberfläche (Quadratkilometer in Mio.)<br />

Europa u. Russische Föder. Nordamerika Latein- u. Mittelamerika Asien Afrika Australien u. Ozean. WELT<br />

10,5 23,0 18,3 44,4 33,3 7,7 148,6<br />

7 % 16 % 12 % 30 % 22 % 5 % 100 %<br />

* berechnet nach Weltbank World Development Indicators Database 2003, CIA Faktbook 2002/2003 online und Microsoft Encarta 2002<br />

** Da die Quellen voneinander abweichen und die Bezugszahlen (Welt-Zahlenwerte) der Weltbank entnommen sind, ergibt die Summe<br />

der Prozentzahlen keine 100 Prozent.<br />

Bearbeitung: Leonie Dix, Juni 2003<br />

63


Bei Familie Torres u.a. – C 9<br />

ein Rollenspiel von Trudi und Heinz Schulze<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

64<br />

in lateinamerikanische Familiensituationen hinein versetzen<br />

Sensibilität für alltägliche Besorgungen und Preise erhöhen<br />

Fragen globaler Gerechtigkeit erörtern<br />

eigenen Lebensstil hinterfragen<br />

60–90 Minuten (mindestens 30 Minuten für die Gruppenarbeit!)<br />

mindestens 20 TN (also 4–5 TN je Familie)<br />

pro Familie eine Situationsbeschreibung (C 9.1 auseinanderschneiden) und eine Preisliste<br />

(C 9.2); großes Papier und Filzstifte oder Tafel und Kreide, einen Taschenrechner pro<br />

Gruppe, ggf. Küchenwaage, Bananen, Kartoffeln u.a.<br />

Plenum und Gruppen im selben Raum oder in angrenzenden Räumen<br />

„Es handelt sich hier um alltägliche Familiensituationen (Beschreibung und Preise aus<br />

Peru), die uns anregen sollen, miteinander die Einkaufssituation durchzuspielen.<br />

Durch Abzählen bilden wir fünf Gruppen/Familien. Denken Sie sich in die Situation hinein,<br />

die da kurz beschrieben ist und identifizieren Sie sich mit einer der genannten Personen.<br />

Stellen Sie gemeinsam einen Wirtschafts- und Einkaufsplan für einen Monat auf; schreiben<br />

Sie diesen auf einen großen Bogen oder an die Tafel und diskutieren Sie die beschriebenen<br />

Familienangelegenheiten. Berechnen Sie auch die Nahrung pro Kopf.“<br />

Für die Auswertung ist nicht nur das Ergebnis, die Einkaufsliste, wichtig, sondern der Entscheidungsprozeß<br />

in der Familie: Wie ist vorgegangen worden? Welche Schwierigkeiten<br />

waren zu überwinden? Was haben sich für Diskussionen ,am Rande‘ ergeben? Was bringt<br />

der Vergleich der verschiedenen Familien? Sind Vergleiche zur Situation in Deutschland<br />

angestellt worden – in welcher Weise?<br />

Gegebenenfalls kann die Spielleitung nach gewisser Zeit auf den Spielverlauf Einfluss<br />

nehmen, indem die Inflation ins Spiel gebracht wird: „Hier eine aktuelle Nachricht aus dem<br />

Radio: Wegen der Inflation steigt alles, was nicht in den nächsten fünf Minuten gekauft<br />

wird, um 10 Prozent im Preis.“ – oder: „Die Regierung hat beschlossen, daß Reis nur noch<br />

in Verbindung mit Streichhölzern verkauft wird!“ Dies kann eine latente Wut über die<br />

unlösbaren Probleme verstärken, aber auch emotionale Solidaritätseffekte hervorrufen ...<br />

Möglicherweise ergeben sich hieraus mehr Diskussionen um eigene Verbrauchsgewohnheiten<br />

und um den eigenen Lebensstil als um die Lösung der lateinamerikanischen Probleme;<br />

dies ist durchaus mit intendiert.<br />

Verändern Sie die Informationen entsprechend denen Ihres Partnerlandes!<br />

Quelle: Trudi und Heinz Schulze: Das Ferne näherholen. „Einkaufsspiel“. In: Marcus, I.R./ Schulze-Vogel, T./<br />

Schulze, H.: <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>. Projekte – Prozesse – Perspektiven. München 1995, S. 274–277


Die Rollen C 9.1<br />

Familie Torres<br />

Familie Lopez<br />

Familie Perez<br />

Familie Zevallos<br />

Familie Vargas<br />

65<br />

Ihr seid die Familie Torres. Herr Torres arbeitet seit fünf Jahren als Grundschullehrer in der<br />

Hauptstadt Lima. Er verdient monatlich (nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge)<br />

50 000 Intis. Für die einfache Wohnung bezahlt er 28 000 Intis, für Strom und Wasserverbrauch<br />

monatlich 3 000 Intis. Im gleichen Haushalt leben noch sein Vater, seine Frau und<br />

die drei Kinder. Sein Vater bekommt eine Rente von 5 000 Intis. Zum Lehrergehalt verdient<br />

sich Herr Torres noch 5 000 Intis monatlich als Taxifahrer dazu.<br />

Herr Torres hat einige „Sonderwünsche“. Er kauft gern Fachliteratur, pro Buch muß er mindestens<br />

600 Intis ausgeben; will jemand aus der Familie zum Friseur, kommt eine Nachbarin<br />

und schneidet für 50 Intis die Haare, eine Tageszeitung kostet 50 Intis.<br />

Ihr seid die Familie Lopez. Im Haushalt leben Frau und Herr Lopez und fünf Kinder. Ihr verfügt<br />

über den Lohn des Vaters als Lastenträger. Im Tagesdurchschnitt 400 Intis, im Monat<br />

also 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer und Autowäscher insgesamt 6 000 Intis<br />

zum Monatsbudget bei, die Mutter als Gelegenheitsbüglerin 2 000 Intis. Ihr kocht mit Kerosin,<br />

ihr kauft das Wasser vom Tanklastwagen. Ihr müßt durchschnittlich drei Busfahrten<br />

täglich zahlen, also 90 Fahrten im Monat. In diesem Monat wird der Kauf einer Schuluniform<br />

nötig. Das ist Vorschrift, da sonst kein Schulbesuch möglich ist. Da ihr selbst näht,<br />

muß nur der Stoff bezahlt werden: 2 000 Intis.<br />

Ihr seid die Familie Perez. Nach einer halbjährigen Ausbildung ist Herr Perez (21) Nationalpolizist.<br />

Er hat eine Frau und einen Säugling. Er verdient monatlich 80 000 Intis. Dabei sind<br />

sowohl Lohnabgaben als auch Vergünstigungen, die ihm als Nationalpolizist zustehen,<br />

schon berücksichtigt. Die Familie Perez wohnt in einem Arbeiterviertel zur Miete, sie zahlt<br />

monatlich für Miete, Strom und Wasser 20 000 Intis. Für die Mindestversorgung des Säuglings<br />

werden derzeit 4 000 Intis eingeplant.<br />

Ihr seid die Familie Zevallos. Herr Zevallos verdient als Busfahrer den Mindestlohn von<br />

monatlich 42 000 Intis, seine Frau als Wäscherin 5 000 Intis. Außer ihnen leben ihre sechs<br />

Kinder im Alter von 8 bis 22 Jahren im Haushalt. Der älteste Sohn (22) lebt mit seiner Frau<br />

und zwei Kleinkindern ebenfalls im Haushalt, weil er arbeitslos ist, seit das Bergwerk<br />

geschlossen wurde, in dem er bis vor einem Jahr als Bergarbeiter gearbeitet hatte. Als<br />

Gelegenheitsarbeiter bringt er normalerweise 9 000 Intis mit in die Haushaltskasse ein; die<br />

älteren Kinder der Familie steuern mit verschiedenen Tätigkeiten wie Schuheputzen insgesamt<br />

5 000 Intis bei. Den 11 Personen im Haushalt stehen also monatlich 61 000 Intis zur<br />

Verfügung. Wenn Ihr in diesem Monat die Tuberkulosebehandlung von Maria fortsetzen<br />

wollt, müsst Ihr 20 000 Intis aufbringen. Ihr kocht mit Kerosin. Ihr kauft das Wasser vom<br />

Tanklastwagen; wegen der Choleragefahr müßt Ihr das Wasser abkochen.<br />

Ihr seid die Familie Vargas, fünf Kinder und die Eltern. Ihr verfügt über den Lohn des Vaters<br />

als Arbeiter bei der Firma Bayer in Lima. Da er wegen des Streiks bei Bayer nur eine Woche<br />

arbeiten wird, bringt er nur einen Wochenlohn nach Hause, d.h. 12 000 Intis. Während der<br />

Streikwochen verkauft seine Frau selbst zubereitetes Essen auf der Straße. Der Gewinn<br />

beträgt 12 000 Intis. Die Kinder tragen als Schuhputzer, Autowäscher und ambulante Händler<br />

insgesamt 6 000 Intis zum Monatsbudget bei. Wenn die Kinder in die Schule wollen,<br />

müssen sie mit dem Bus fahren, d.h. es muss täglich mit drei Busfahrten, also 90 pro<br />

Monat gerechnet werden. In diesem Monat würde der Kauf einer Schuluniform für ein weiteres<br />

Kind anstehen, das in die Schule kommen soll. Wenn die Mutter die Uniform selbst<br />

näht, muss nur der Stoff bezahlt werden, 2000 Intis, wenn die Schuluniform gekauft wird,<br />

kostet sie 3 500 Intis.


Preisliste C 9.2<br />

Preise am 1. des Monats<br />

Einheit Artikel Preis (Intis)<br />

Lebensmittel<br />

1 Kilo billigster Reis zu 350<br />

ist nicht erhältlich;<br />

für den teureren Reis gilt:<br />

Abgabe pro Einkauf 1 Pfund 550<br />

1 Kilo Zucker 315<br />

1 Brötchen / Semmel 50<br />

1 Kilo Nudeln 1170<br />

1 Liter Pflanzenöl 1385<br />

250 g billigste Margarine<br />

(schmeckt miserabel) 1000<br />

1 Kilo Fischfilet 2000<br />

1 Kilo Rindfleisch 4200<br />

1 Kilo Knochen vom Rind 1800<br />

1 Kilo Hühnerköpfe und -füße 1200<br />

1 ganzes Huhn 1800<br />

1 Ei 90<br />

1 Kilo Zwiebeln 450<br />

1 Kilo Erbsen 700<br />

1 Kilo Tomaten 590<br />

1 Kilo Bohnen 780<br />

1 Kilo Pfirsiche 1200<br />

1 Kilo Trauben 800<br />

1 Kilo Bananen 250<br />

1 Kilo Mais 500<br />

12 Stück Zitronen 280<br />

1 Bund Suppengrün 150<br />

1 Kilo Kartoffeln 360<br />

220 g Dosenmilch 260<br />

1 Liter Milch<br />

(Mischung Milchpulver/Wasser) 700<br />

1 Flasche Coca Cola (1 Liter) 400<br />

1 Flasche Bier (0,75 Liter) 1200<br />

250 g Salz 88<br />

1 Kilo Mehl 880<br />

66<br />

Einheit Artikel Preis (Intis)<br />

Sonstiges<br />

1 Packung Zigaretten 800<br />

1 Stück Kernseife 20<br />

1 Liter Kerosin zum Kochen<br />

(pro Tag 2–3 Liter) 85<br />

1 Stück Kerze 20<br />

1 Schachtel Streichhölzer 10<br />

5 Liter Benzin 2600<br />

1 Zylinder Wasser (200 Liter) 200<br />

1 Päckchen Waschmittel (250 g) 80<br />

1 Schreibblock (100 Blatt) 250<br />

1 Schulbuch 180<br />

1 Tageszeitung 50<br />

1 Kinokarte 150<br />

1 ärztliche Konsultation<br />

(ohne Medikamente) 1600<br />

1 Geburtsschein 100<br />

1 Busfahrschein<br />

(pro Fahrt, ohne Umsteigen) 20<br />

1 Schülerbusfahrschein (einfach) 7<br />

Kleidung<br />

1 Rock 3800<br />

1 Paar Schuhe für Erwachsene<br />

(billige Art) 4500<br />

1 Herrenhose 3200<br />

1 Kinderhose 1800<br />

1 Oberhemd oder Bluse 7000


Zukunftsfähigkeit C 10<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

Alternative:<br />

67<br />

die eigene Beteiligung am Weltgeschehen bewusst machen<br />

sich mit den Leitideen einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> auseinander setzen<br />

lernen, sich für weltweite Gerechtigkeit einzusetzen<br />

Verbesserung der eigenen Lebensqualität als Ziel ernst nehmen<br />

ca. 90 Minuten<br />

beliebig große TN-Zahl<br />

evtl. lokale Agenda 21 und zum Thema passende Zeitungsmeldungen auslegen;<br />

Fragebogen C 10.2 vergrößern auf Wandzeitung; Stifte, Klebepunkte<br />

keine Einschränkungen<br />

„Seit ich für ein paar Jahre im Ausland gelebt habe, habe ich einen neuen Blick auf meine<br />

Herkunftsgesellschaft in Deutschland bekommen; z.B. frage ich mich, warum wir eigentlich<br />

mehr Güter dieser Welt für uns beanspruchen als andere und mit welchem Recht wir auf<br />

Kosten anderer leben. Viele tolle Menschen in der Dritten Welt habe ich kennengelernt, die<br />

sich kreativ und würdevoll für ihre Existenz einsetzten, ohne dabei staatliche Unterstützung<br />

in Anspruch nehmen zu können. Arm und Reich haben für mich dadurch eine neue Bedeutung<br />

bekommen. Darüber möchte ich mich heute mit Ihnen unterhalten.“<br />

Sie können die Arbeitsvorschläge so bearbeiten lassen, wie vorgegeben oder jeweils<br />

eigene Erfahrungen einflechten und solche der TN anregen (vgl. C 2, C 8 und C 10). Wichtig<br />

sind auch Perspektivenwechsel durch Erzählen der Standpunkte z.B. Ihrer einheimischen<br />

Nachbarn im Gastland (Fragen und Wünsche, politische Meinungen, Zukunftsvorstellungen).<br />

Bringen Sie sich dabei nicht als „Supermensch“ ein, der angeblich moralisch besser ist,<br />

sondern schaffen Sie einen Akzeptanzraum, wo man über die Schwierigkeiten – aber eben<br />

auch über kleine positive Schritte – des gesellschaftlichen Umbaus miteinander reden<br />

kann.<br />

Achten Sie darauf, dass Veränderungen nicht nur als abhängig vom Verhalten des<br />

,kleinen Mannes‘ charakterisiert werden, sondern sprechen Sie auch die politischen und<br />

ökonomischen Ebenen an.<br />

Solche Gespräche sind auch gut mit Vertretern anderer Kulturen zu führen, da sie aus<br />

ihrem Hintergrund alternative Erfahrungen mitbringen.<br />

Literatur: BMZ: Rio-Konferenz Umwelt und <strong>Entwicklung</strong> – Fünf Jahre danach.<br />

BMZ-Aktuell Nr. 80. Bonn 1997<br />

BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland.<br />

Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong>. Basel 1996<br />

Dritte Welt Haus Bielefeld/ BUND/ Misereor (Hg.): <strong>Entwicklung</strong>sland Deutschland.<br />

Umkehr zu einer global zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong>. Ein Schaubilderbuch. Wuppertal 1997<br />

Menzel, Peter: So lebt der Mensch. Familien in aller Welt zeigen, was sie haben. GEO-Buch. Hamburg 1995


Zukunftsfähig? C 10.1<br />

Modell Deutschland?<br />

Welt Deutschland<br />

Energieverbrauch 64 GJ 174 GJ<br />

pro Einwohner pro Jahr<br />

Treibhausgas CO 2 4 t 11,6 t<br />

jährliche Produktion pro Einwohner<br />

Autobestand 12 2<br />

Einwohner pro Pkw<br />

Fleischverbrauch 18,6 kg 94,4 kg<br />

pro Einwohner pro Jahr<br />

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 18<br />

Deutsche, Argentinier, Filipinos und Ägypter<br />

1000 Menschen belasten in in einem<br />

die Umwelt jährlich durch Deutschland <strong>Entwicklung</strong>sland<br />

Energieverbrauch (TJ) 158 22*<br />

Treibhausgas (t) 13 700 1 300*<br />

Ozonschichtkiller (kg) 450 16**<br />

Straßen (km) 8 0,7*<br />

Gütertransporte (tkm) 4.391 000 776 000*<br />

Personentransporte 9.126 000 904 000*<br />

PKW 443 6**<br />

Aluminiumverbrauch (t) 28 2***<br />

Zementverbrauch (t) 413 56*<br />

Stahlverbrauch (t) 655 5*<br />

Hausmüll (t) 400 ca. 120****<br />

Sondermüll (t) 187 ca. 2****<br />

*Ägypten **Philippinen ***Argentinien ****Durchschnitt (1995)<br />

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 14<br />

Quelle: BUND/Misereor, S. 15<br />

Arbeitsvorschläge:<br />

Welche Gefühle gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Informationen über den übermäßigen Rohstoff-<br />

und Energieverbrauch Deutschlands sowie seine Umweltverschmutzung zur Kenntnis nehmen?<br />

Welche Veränderungen müssten in unserer Gesellschaft passieren, wenn sie umgebaut werden sollte zu einer<br />

sozial- und umweltgerechten Gesellschaft, die Menschen anderer Kulturen und auch zukünftigen<br />

Generationen dasselbe Recht auf <strong>Entwicklung</strong> zugesteht, das man für sich selbst in Anspruch nimmt<br />

und das die ökologischen Grundlagen schützt?<br />

Welche individuellen und gesellschaftlichen Interessen stehen dem entgegen?<br />

Studieren Sie an sich selbst, was Sie benötigen, um Ihr eigenes Verhalten zu ändern (s. C 10.2).<br />

Denken Sie an Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Was hat Sie dazu bewogen, etwas Neues<br />

auszuprobieren? Nehmen Sie das Brecht-Gedicht (s. C 11.2) zu Hilfe.<br />

Wie stellen Sie sich den Umbau unserer Gesellschaft vor, dass Sie auch persönlich etwas davon<br />

haben? Diskutieren Sie in diesem Zusammenhang aus der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“<br />

die Leitidee: „Gut leben statt viel haben.“<br />

Stellen Sie die Verbindung der vorgeschlagenen Maßnahmen mit dem Ziel einer nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong><br />

her, indem Sie die andere Denkperspektive benennen (vgl. C 10.2).<br />

Sammeln Sie Meinungen von Verwandten, Freunden und Nachbarn zum Thema „Umbau zu einer<br />

zukunftsfähigen Gesellschaft“ und stellen Sie diese den anderen vor.<br />

68<br />

Geburtsanzeige<br />

Gestern<br />

wurde in<br />

Deutschland<br />

ein Kind geboren<br />

Im Laufe seines Lebens wird dieser Mensch<br />

13.o72 Gigajoule Energie verbrauchen;<br />

das entspricht dem Energieverbrauch von 174 Menschen<br />

in Tansania<br />

695.248 Kilometer Auto fahren;<br />

das entspricht einer Strecke von gut 17 Erdumrundungen<br />

879 Tonnen Kohlendioxid in die Erdatmosphäre<br />

ausstoßen;<br />

das entspricht der Verbrennung von über 370.000<br />

Litern Benzin<br />

977 Tonnen Sand, Kies, Steine und Kohle in Bewegung<br />

bringen;<br />

das entspricht einer Anzahl von fast 50 Lastwagen<br />

In verhaltener Freude: Die Erde


Umbau der Gesellschaft – und des eigenen Lebens C 10.2<br />

Alter und neuer<br />

Wohlstand<br />

69<br />

Womit ich morgen anfange – oder was ich schon tue:<br />

Altpapier sammeln<br />

fair gehandelte Produkte (z.B. in Eine-Welt-Läden) kaufen<br />

Fleischkonsum einschränken<br />

saisonale Früchte/Gemüse essen<br />

Fertiggerichte reduzieren<br />

Ökoprodukte bevorzugen<br />

Duschen statt Baden<br />

haltbare statt billige Kleidung kaufen<br />

weniger und bewusster Kleidung kaufen<br />

Kleidungstausch mit Bekannten organisieren<br />

die Heizung zuhause um einen Grad runterstellen<br />

Stand-by-Geräte bei Nichtnutzung abschalten<br />

mir mehr Zeit für mich selbst und die Familie nehmen<br />

bewusster mit Zeit umgehen, mich nicht hetzen lassen<br />

mich über globale Zusammenhänge informieren<br />

in einer Öko-, Eine-Welt-, Menschenrechtsgruppe mitarbeiten<br />

mich mit anderen austauschen über „Lebensqualität“<br />

mich für eine lebenswerte Umgebung in meinem Wohnort einsetzen<br />

mich kommunal an der Agenda 21 beteiligen<br />

das Auto öfter stehen lassen (vor allem für kurze Strecken)<br />

öfter das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen<br />

Fernreisen vermeiden<br />

nichts von alledem, sondern: .............................................................................................<br />

zusammengestellt nach Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 140, 142, 158, 170, 182<br />

alter Wohlstand neuer Wohlstand<br />

Anzahl der Güter maximale Anhäufung Genügsamkeit und Auswahl<br />

wichtiges Kaufkriterium Preis Natur- und Sozialverträglichkeit<br />

Herkunft der Güter Weltmarkt möglichst regionale Versorgung<br />

Beschaffenheit der Güter kurzlebig langlebig und reparaturfreundlich<br />

Zielorientierung viel haben gut, aber maßvoll leben<br />

Quelle: Dritte Welt Haus Bielefeld u.a., S. 138


Zukunftswerkstatt C 11<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

70<br />

Zukunft nicht nur als bedrängend erleben<br />

gegen Ohnmachts- und Überforderungsgefühle angehen<br />

ökonomisches, ökologisches und politisches Leben verknüpfen<br />

Probleme, Wünsche und Interessen aller TN einbeziehen<br />

emotionales und analytisches <strong>Lernen</strong> verbinden<br />

Handlungsbereitschaft der TN entlang von Leitideen aktivieren<br />

konkrete Schritte für Zukunftsfähigkeit (Agenda 21) anpeilen<br />

mindestens 45 Minuten pro Phase (Manche nehmen mindestens drei Tage)<br />

beliebige TN-Zahl; besonders geeignet für Gruppen, die auch danach weiterarbeiten<br />

inhaltliche Abstimmung mit den Interessen der TN (konkretes Thema), Vorbereitung der<br />

Räume (Flipchart, Stifte, Karten)<br />

Kleingruppen müssen möglich sein<br />

Die Methode der Zukunftswerkstatt umfaßt drei Phasen (Bsp.: C 11.1 und C 11.2):<br />

– Kritikphase (Sammeln, Sortieren und Bewerten von Kritikpunkten,<br />

Bestimmung von Schwerpunkten)<br />

– Phantasiephase (positive Umformulierung der Kritikpunkte, Vorschläge zur Lösung<br />

ohne irgendeine Begrenzung, Vorschläge gewichten und bewerten, Entwurf eines<br />

konkreten utopischen Entwurfs)<br />

– Verwirklichungsphase (<strong>Entwicklung</strong> von Durchsetzungsstrategien an bestimmten<br />

Projekten bzw. Planung einer Aktion)<br />

Die Zukunftsentwürfe müssen in der dritten Phase mit der Gegenwart verknüpft<br />

werden, damit sie nicht nur Kopfspielerei sind, und sollten möglichst in eine konkrete<br />

Aktion münden.<br />

Die Arbeitsphasen wechseln zwischen Kleingruppen- und Plenumsarbeit.<br />

Vielfältige zukunftsfähige Leitbilder und Wendeszenarien finden sich in der BUND-/ Misereor-Studie<br />

„Zukunftsfähiges Deutschland“ (s.u.); einbezogen werden sollte die Agenda 21<br />

aus der Rio-Deklaration (vgl. C 3 u. C 10)<br />

Literatur: Burow, O.A./Neumann-Schönwetter, M. (Hg.): Zukunftswerkstatt in Schule und Unterricht.<br />

Hamburg 1995<br />

BUND/ Misereor (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Basel – Boston – Berlin 1996


„Unsere Zukunft“ C 11.1<br />

als Thema einer Zukunftswerkstatt<br />

Kritikphase<br />

Phantasiephase<br />

Verwirklichungsphase<br />

71<br />

Am Beispiel „Unsere Zukunft“ sollen hier die Schritte der Zukunftswerkstatt<br />

erläutert werden.<br />

„Stellen Sie sich einmal vor, wir könnten Deutschland, unsere eigene Gesellschaft, so<br />

entwickeln, wie wir es uns wünschen! Was würden Sie ändern? Notieren Sie spontan auf<br />

Karteikarten solche Bereiche, in denen Ihnen unsere Gesellschaft veränderungsbedürftig<br />

erscheint. Nun wählen Sie Bereiche aus, und erläutern Sie Ihre Ideen mit Stichpunkten<br />

(wieder auf Karten) näher.“<br />

Nachdem die TN ca. 10–15 Minuten lang Gelegenheit hatten, ihre Gedanken zu sortieren,<br />

legen Sie eine Rückmelderunde ein und befestigen die Karten zu den Oberbegriffen an der<br />

Tafel/auf der Wandzeitung. Falls es mehr als 15 TN sind, empfehlen sich Kleingruppen à<br />

fünf bis acht Personen, deren Ergebnisse verglichen werden.<br />

„Aus welchen Bereichen gibt es welche Art von <strong>Entwicklung</strong>svorstellungen? Reichen die<br />

Stichpunkte zum Verständnis aus oder sind Erläuterungen nötig? Fallen Ihnen noch weitere<br />

wichtige ein?“<br />

Schließlich werden thesenartige Überschriften zur Problembeschreibung gesucht und<br />

notiert, ohne daß die Differenzierung wegfällt (Beispiel s. C 11.2).<br />

„Bewerten Sie nun durch Aufkleben von Punkten (jeder hat maximal drei), welche Aussagen<br />

Ihnen besonders wichtig sind.“<br />

Diese Phase fällt uns häufig am schwersten, weil wir zu realistisch (geworden) sind.<br />

Hier sollen wir aber ,spinnen‘, positive Visionen entwickeln, indem wir die Problemthesen<br />

ins Gegenteil verkehren. Zu allen Kritikpunkten – egal, ob auf der persönlichen oder<br />

gesellschaftlichen Ebene – sollen positive Leitideen/Utopien formuliert und als Plakate,<br />

Collagen, Sketche oder Gedichte dem Plenum vorgeführt werden.<br />

„Wir nehmen wiederum Klebepunkte zu Hilfe (s.o.), um uns darüber klar zu werden:<br />

Wo scheint die Realisierung am ehesten möglich?“ Die TN setzen Schwerpunkte und<br />

arbeiten am besten dann in Untergruppen an diesen Themen weiter.<br />

„Sind unsere Entwürfe wirklich so utopisch? Wie könnten wir sie durchsetzen? Welche<br />

Schritte auf dem Wege der Leitideen lassen sich denken? Welche Bündnispartner wären<br />

anzusprechen? Wie ist die Öffentlichkeit einzubeziehen?“ Wichtig in dieser Phase ist, dass<br />

man von der Zielvorstellung herunter auf die Handlungsebene kommt und Meilensteine<br />

definiert auf dem langen Wege – auch um die kleinen Erfolge unterwegs leichter messen<br />

zu können.<br />

Konkrete Vorhaben sind in Angriff zu nehmen: „Was werde ich ab morgen ändern?“<br />

(vgl. C 10.2) Projekte können auch in der Gruppe verabredet werden, wenn sie nach dieser<br />

Veranstaltung zusammenbleibt. Man sollte konkret mit den Betreffenden ,Verträge‘<br />

abschließen, die in kleinen handhabbaren Schritten Neues erproben lassen, wobei<br />

Reflexionsphasen und Kurskorrekturen eingeplant werden sollten.


„Unsere Zukunft“ C 11.2<br />

Beispiel aus der Kritikphase<br />

Angst vor der eigenen Zukunft<br />

Ich habe Angst,<br />

arbeitslos zu<br />

werden<br />

Angst vor Umweltzerstörung<br />

Die Natur<br />

ist zerstört<br />

Politische und soziale Ungerechtigkeit<br />

Politiker<br />

sind zu alt<br />

Anregung für die Phantasiephase<br />

Tu kam zu Meti und sagte: „Ich will am Kampf der Klassen teilnehmen, lehre mich.“<br />

Meti sagte: „Setz Dich!“<br />

Tu setzte sich und sagte: „Wie soll ich kämpfen?“<br />

Meti lachte und fragte: „Sitzt Du gut?“<br />

„Ich weiß es nicht“, sagte Tu erstaunt, „wie soll ich denn anders sitzen?“ Meti erklärte es ihm.<br />

„Aber“, sagte Tu ungeduldig, „ich bin nicht gekommen, sitzen zu lernen.“<br />

„Ich weiß, Du willst kämpfen lernen“, sagte Meti geduldig, „aber dazu musst Du gut sitzen,<br />

da wir eben jetzt sitzen und sitzen lernen wollen.<br />

Tu sagte: „Wenn man immer danach strebt, die beste Lage einzunehmen,<br />

aus dem Bestehenden das beste herauszuholen,<br />

kurz, wenn man nach Genuss strebt,<br />

wie soll man da kämpfen?“<br />

Meti sagte: „Wenn man nicht nach Genuss strebt, nicht das Beste aus dem Bestehenden herausholen will,<br />

und nicht die beste Lage einnehmen will, warum soll man dann kämpfen?“<br />

Bertolt Brecht: Meti, Buch der Wendungen<br />

72<br />

Werden wir alle<br />

verarmen?<br />

Man hört nur von<br />

Katastrophen<br />

Welche Chancen<br />

werden uns gelassen?<br />

Warum haben<br />

wir viel und<br />

andere nichts?<br />

Ich fühle mich<br />

oft ohnmächtig<br />

Wie kann man die<br />

ganze Menschheit<br />

ernähren?<br />

Wir haben nicht alle<br />

gleiche Chancen<br />

Ich will meine<br />

Freunde nicht<br />

verlieren, nicht<br />

allein sein<br />

Familien<br />

zerbrechen<br />

Man müsste die<br />

Umwelttechnik<br />

weiterentwickeln<br />

Wo soll man<br />

sich engagieren?<br />

Ich brauche mehr<br />

Anerkennung<br />

Viele Menschen<br />

machen die Augen zu<br />

Es fallen immer<br />

welche durch<br />

das soziale Netz


Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12<br />

nach Inge Marcus<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

73<br />

TN lernen unterschiedliche Begrüßungsriten kennen<br />

TN versetzen sich in eine Person anderer Herkunft<br />

Identifikation ermöglicht Empathie, Sensibilität und neue Einsichten<br />

TN reflektieren die Gültigkeit von Normen und Werten<br />

TN lernen, kulturelle Grenzen wahrzunehmen und zu achten<br />

60 bis 120 Minuten (mindestens 15 Minuten Vorbereitung, ca. 30 Minuten Spiel,<br />

30–45 Minuten Nachbesprechung und Auswertung)<br />

10–30 TN<br />

Kulturkarten C 12.2 in entsprechender Anzahl kopieren; so verteilen, daß jede Kultur möglichst<br />

mindestens zweimal vertreten ist – am besten mit unterschiedlichen Geschlechtern;<br />

jeder TN erhält zusätzlich einen Personenzettel, auf dem Herkunft und Geschlecht ( + )<br />

notiert ist – je eine Farbe pro Nation; Tesakrepp o.ä. zum Anheften<br />

genug Bewegungsspielraum<br />

„Die Idee dieses Angebotes ist, einmal die Möglichkeit zu haben, sich probeweise in<br />

kulturspezifisch unterschiedliche Sitten und Bräuche hineinzuversetzen, um etwas von<br />

dem anderen Umgang mit verbaler und nonverbaler Kommunikation, von unterschiedlichen<br />

Bewertungen und Verhaltensweisen zu erfahren, die begrenzte Gültigkeit der eigenen<br />

Gewohnheiten zu erleben, aber auch Anregungen durch andere Erfahrungen zu gewinnen.<br />

Einschränkend ist zu bemerken, daß die Beschreibung der Riten zwar aus authentischen<br />

Quellen stammt, aber sehr vereinfacht ist, z.B. sind sie auf Menschen aus den sozialen<br />

Mittelschichten und auf bestimmte Regionen beschränkt.“<br />

Nun verteilen Sie die Rollenkarten C 12.2 oder reagieren durch Zuruf auf die Wünsche der<br />

TN. „Jede und jeder von Ihnen soll sich nun in eine andere kulturelle Identität versetzen.<br />

Nehmen Sie die Information auf der Karte für Ihre eigene Einstimmung. Eine Vorrunde mit<br />

anderen Vertretern Ihrer Kultur wird Ihnen das Einüben der Rolle erleichtern.<br />

Sie identifizieren sich bitte soweit wie möglich mit den beschriebenen Bräuchen und der<br />

dahinterstehenden Philosophie der jeweiligen Kultur. Aber bitte sprechen Sie nicht mit<br />

Fremden über Ihre Bräuche! Lassen Sie die anderen nur durch Ihr Verhalten, nicht aber<br />

durch Erklärungen Ihre Person entdecken. Wo Sie herkommen, dürfen Sie natürlich sagen!“<br />

Nun lassen Sie 5 Minuten zum Lesen sowie 10 Minuten zur internen Vorbesprechung und<br />

Einübung der jeweiligen Kulturen.<br />

„Meine Damen und Herren, wir befinden uns hier in internationaler Gesellschaft. Heute<br />

haben wir zunächst bei einem Fest Gelegenheit, uns näher kennenzulernen und evtl.<br />

weitere Vorhaben zu planen. Also: Herzlich willkommen!“<br />

Die TN gehen nun durch den Raum und begrüßen sich in ihrer spezifischen Weise, was z.T.<br />

zu irritierenden Situationen führt. Achten Sie darauf, daß selbst in witzigen Situationen der<br />

ernste Charakter der Simulation erhalten bleibt. Die TN können über alles sprechen, was<br />

zur Situation oder ihren Gewohnheiten paßt und laden sich gegenseitig zu einer Veranstaltung<br />

in ihrer Region ein. Gelegentlich können Sie als Spielleiter eingreifen und z.B. durch<br />

Klatschen neue Dialog-Konstellationen herbeirufen, so daß etwa jeder mit jedem mal<br />

Kontakt gehabt hat.


Begrüßung in einer multikulturellen Gesellschaft C 12<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

74<br />

Die Auswertung ist ein wichtiger Teil; denn für fast alle gab es bei dieser Übung Irritationen,<br />

also Überschreitungen von Normen oder Schamgrenzen bzw. Ablehnungen durch die<br />

andere Bedeutung von Worten und Verhalten. Zunächst jedoch werden die persönlichen<br />

Erfahrungen und Wahrnehmungen voneinander zur Sprache gebracht:<br />

„Wie wurden die einzelnen wahrgenommen? Wie haben Sie sich in Ihrer Rolle gefühlt?<br />

Was war Ihnen vertraut/fremd, auch an den eigenen Reaktionen? Was drückt sich in den<br />

(nun offenzulegenden) Regeln an Menschenbild, Religiösität, Höflichkeit, sozialem Beziehungsnetz<br />

usw. aus? Kennen Sie andere Beispiele – auch aus Ihrer eigenen Erfahrung? Wie<br />

sind Sie mit Grenzerfahrungen umgegangen? Kennen Sie solche und andere Reaktionen<br />

aus dem eigenen Leben? Wie bewerten Sie sie aus dem jetzigen Blickwinkel?“<br />

Was erwarten wir in Deutschland von „Fremden“? Welche Erfahrungen haben Sie selbst im<br />

Gastland gemacht? Durch Zitate und Beispiele (s. C 12.1) können Sie die Diskussion<br />

erweitern und differenzieren. Wichtig ist, daß es kein „richtig“ und „falsch“ gibt, sondern<br />

mehr oder weniger große persönliche Kompetenz (Authentizität, Menschlichkeit, Sensibilität<br />

für die Situation, Flexibilität bzgl. der eigenen Gewohnheiten im Denken, Fühlen und<br />

Handeln), die ihren Ausdruck in der jeweiligen Situation findet.<br />

Durch dieses Spiel kann die Sensibilität der TN für kulturelle Wahrnehmung geschärft<br />

werden, so daß Ihre Berichte über interkulturelles <strong>Lernen</strong> im Gastland besonders offen<br />

aufgenommen werden.<br />

Der Spielleiter muß die Dynamik des Ganzen während des Spiels im Auge behalten, um zu<br />

verhindern, daß einzelne sich frustriert ausklinken. Eine gute Verteilung der dynamischen<br />

und zurückhaltenden Charaktere ist wichtig für das Gesamtgeschehen.<br />

Gegebenenfalls ergänzen Sie die Informationen auf den Karten durch eigene Erfahrungen<br />

oder „erfinden“ andere Nationen hinzu.<br />

Quelle: Inge Marcus, Ergänzungen durch Gisela Führing<br />

Literatur: Watzlawick, Paul/ Beavin, Janet H./ Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen,<br />

Paradoxien. Bern 1969 (1996 9. Aufl.)


Kommunikationsgewohnheiten C 12.1<br />

anderer Völker<br />

75<br />

Ausschlaggebend an der Art des Grüßens sind viele Faktoren: religiöse und<br />

weltanschauliche Elemente, Verhaltensnormen bezüglich Nähe und Distanz und soziale<br />

Hierarchien. Es ist festgestellt worden, daß in fast allen Kulturen die Grundbotschaft des<br />

Grüßens lautet: Ich will mit Dir in Frieden sein bzw. auskommen. In Indonesien grüßen sich<br />

Freunde morgens auch mit der Frage: „Hast Du schon geduscht?“<br />

Immer spielt auch die Wahrung des Gesichtes, und zwar des eigenen wie des Gegenübers<br />

eine Rolle. Die Inhalte, an denen das festgemacht wird, sind allerdings von Kultur zu Kultur<br />

verschieden (z.B. in den USA: keine Redelücke; bei den Hindus: keine Berührung; bei den<br />

Vietnamesen: keine „aggressive“, d.h. direkte Aussage etc.)<br />

Hinzu kommt, daß die Riten in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich ausgeprägt<br />

sind, d.h. dogmatischer oder lockerer angewandt werden. So sind die Sitten und Bräuche<br />

in Vietnam von Dorf zu Dorf verschieden. Dazu gibt es noch die individuellen Unterschiede<br />

jeder einzelnen Person in jeder Kultur. Die folgenden Beispiele sind jeweils kleine Ausschnitte<br />

aus großen Kulturkreisen.<br />

In arabischen Ländern ist es unhöflich, jemanden etwas zu fragen, wenn man nicht<br />

sicher ist, daß er die Antwort weiß. Man darf nicht riskieren, daß der andere sein<br />

Gesicht verliert.<br />

In Asien (Japan) ist es extrem unhöflich, auf eine Frage mit einem direkten „Nein“<br />

(Einladung) zu antworten, sogar das Ja wird manchmal umschrieben. Es gilt als taktlos,<br />

dem anderen nicht alles sehr höflich zu erklären und so nahezubringen, daß er sich<br />

sogar mit einer ihm widersprechenden Lösung einverstanden erklären kann<br />

(wenn es nicht anders geht) und nie in die Lage kommt, unsicher zu werden.<br />

In Lateinamerika sind Gesprächswendungen üblich, die für uns verbindlich oder<br />

einladend klingen, aber nicht so gemeint sind: Que haces? – wörtlich: Was machst Du ?<br />

Die Bedeutung davon ist lediglich: Wie geht es Dir ? Erwartet wird eine Antwort wie:<br />

gut bzw. schlecht.<br />

Maori sind höfliche Menschen. Selbst ihr Wort für Feind bedeutet ,ärgerlicher Freund‘.<br />

Und beim Rugby grüßen sich auch erbitterte Gegner noch traditionell: Nase an Nase,<br />

Stirn an Stirn – nicht reiben, nur pressen.<br />

Ein US-Manager sollte einen Vertrag über ein großes Wirtschaftsabkommen in Java<br />

abschließen. Er hatte sich intensiv vorbereitet, sprach sogar die Landessprache,<br />

aber er kannte die Sitten und Gewohnheiten nicht. Der Javaner blieb in einer<br />

bestimmten Distanz zu ihm, er aber rückte gewohnheitsmäßig immer wieder auf.<br />

So verfolgte er den Javaner durch den ganzen Raum, bis dieser sich zu seinem<br />

Erstaunen höflich verabschiedete. Der Vertrag kam nicht zustande.<br />

Nähe und Distanz: „Erstaunlich sind die nationalen Unterschiede: Wenn Amerikaner in<br />

einem Café in Gainesville, Florida, mit einem Freund oder einer Freundin plaudern,<br />

berühren sie sich gegenseitig etwa zweimal pro Stunde. Befreundete Engländer in einer<br />

Londoner Coffee-Bar kämen nur im Fall der Notbeatmung auf die Idee, ihr Gegenüber<br />

anzurühren. Französische Freunde dagegen, die sich in einem Pariser Café unterhalten,<br />

fassen sich 110mal pro Stunde an. Puertoricaner in einem Café in San Juan sogar<br />

180mal. Preisfrage: Wie verhalten sich zwei Freunde, von denen einer aus einer<br />

,kontaktfreudigen Kultur‘ (Araber und mediterrane Kulturen, Franzosen inklusive) und<br />

einer aus einer ,kontaktfeindlichen Kultur‘ (Nordeuropäer und die meisten<br />

Nordamerikaner) kommt?“<br />

Quelle: Die Sprache des Körpers. Was wir schon immer über uns wissen wollten.<br />

Zeit-Magazin Nr. 9, 26.2.1993, S. 16


Kommunikationsgewohnheiten C 12.1<br />

anderer Völker<br />

76<br />

Ein Beispiel aus der Kommunikationsforschung:<br />

Die Kommunikationstheoretiker um Paul Watzlawick geben in ihren Büchern viele<br />

anschauliche Beispiele für Kommunikationsstörungen aufgrund kultureller Unterschiede<br />

wieder – darunter die Verwirrungen zwischen jungen Engländerinnen und US-Soldaten um<br />

die Bedeutung des Küssens: Im Zusammenhang mit und nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

gingen in England die US-Soldaten gerne mit jungen Engländerinnen aus. Das führte oft zu<br />

kulturell vorprogrammierten Pannen, und das kam so: Während der Kuß bei den US-Bürgern<br />

auf Platz 5 der gewohnten Annäherungsschritte an das andere Geschlecht steht,<br />

befindet sich derselbe in der englischen Gesellschaft auf Platz 25. Zwangsläufig hielten die<br />

Engländerinnen die US-Soldaten nach ihrem harmlosen Begrüßungskuß für Draufgänger.<br />

Sie waren verunsichert und nahmen entweder Distanz oder entschieden sich, mutig<br />

mitzuhalten. Im letzteren Fall waren wiederum die US-Soldaten verwirrt und hielten die<br />

Engländerinnen für Draufgängerinnen, denn diese erwarteten mehr – ein Verwirrspiel, weil<br />

beide Seiten aufgrund fehlender oder nicht ernst genommener „interkultureller“ Information<br />

und Erfahrung von der Ausschließlichkeit ihrer eigenen sozialen Spielregeln ausgingen.


Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />

Übung:<br />

Lateinamerikaner<br />

(Mittelschicht)<br />

Übung:<br />

Indischer Hindu<br />

(Mittelschicht)<br />

77<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Bei der Begrüßung gehen Latinos tendenziell sehr nah an den anderen heran, fast auf Tuchfühlung,<br />

sie haben u.U. eine bestimmte Art, sich die Hand zu geben. Männer umarmen einander<br />

(bei Unbekannten weniger, bei Bekannten mehr, bei Freunden freudig), Frauen hauchen<br />

sich gegenseitig einen oder zwei Küsse auf die Wange(n). Sie sprechen den anderen<br />

schon sehr früh mit dem Vornamen an bzw. mit dessen Verkleinerungsform, die es für fast<br />

jeden Namen gibt (z.B. Francisco – Paco oder Pancho). Spitznamen bezeichnen den<br />

Gesprächspartner nach seinen charakteristischen Besonderheiten. So wird eine schöne<br />

Frau „Schöne“ (guapa, bella), dickere Menschen werden „Dicke/r“ (gordo/a, gordito/a),<br />

Kahlköpfige „Glatze“ (pelón), Dunkelhäutige „Dunkle/r“ (moreno/a, morenita/o), Hellhäutige<br />

„Helle/r“ (Guera/o), ein Hinkender „Hinkefuß“ genannt usw. Bei Latinos ist das eine liebevolle<br />

Anerkennung der Person als Individuum mit ihren Besonderheiten – und zwar als<br />

gleichberechtigter Mensch, wie immer sie/er ist. Bleibt man umgekehrt nur bei den „offiziellen“<br />

Namen, ist das ein Zeichen von betonter Wahrung der Distanz und kann irritieren<br />

oder beleidigend wirken.<br />

Sie gehen auf jede Einladung und Bitte ein, bieten selbst Hilfe an, versprechen wortreich<br />

alles, stellen alle Ihre Kontakte zur Verfügung; das ist aber nicht wörtlich gemeint und hat<br />

nicht den in Deutschland üblichen Verbindlichkeitscharakter. Latinos drücken Verbindlichkeit<br />

anders aus. Es geht darum, das Gespräch nett und zuvorkommend zu gestalten, es soll<br />

kein Schatten darauf fallen.<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Beim hinduistischen Gruß berührt man sich nicht, sondern bleibt in einer Distanz von<br />

mindestens einem halben Meter, verneigt sich höflich in Distanz vom Gesprächspartner,<br />

wobei die Hände vor der Brust zusammengelegt werden. Damit werden zwei religiöse<br />

Pflichten erfüllt:<br />

1) Die berührungslose Wahrung der Distanz entspricht quasi der Wahrung der eigenen<br />

rituellen Reinheit und der des Gegenüber. Diese Reinheit, die von großer religiöser Bedeutung<br />

ist, kann durch Berührung verlorengehen, was eine Schmach wäre.<br />

2) Mit dem Gruß „Ich grüße Gott in Dir“ wird das Göttliche im Gegenüber anerkannt und<br />

verehrt, das nach ihrem Glauben allen Wesen eigen ist.<br />

Jeder Körperkontakt wird vermieden, besonders von Frauen, die auch von ihren männlichen<br />

Landsleuten „übersehen“ werden. Gesprächsinhalte bei Frauen sind Familie und Kinder, vor<br />

allem die Söhne, bei Männern geschäftliche Themen.<br />

Besondere Irritation kann die Gewohnheit vieler Inder bei uns auslösen, im Falle eines „Ja“<br />

mit dem Kopf zu wackeln (in Richtung beider Schultern), was so ähnlich aussieht wie unser<br />

Kopfschütteln beim Nein (Kopfdrehung).<br />

Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang so gut wie nie vor und ist äußerst<br />

unhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne gilt als grob und unhöflich.


Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />

Übung:<br />

Nordamerikaner<br />

(Mittelschicht)<br />

Übung:<br />

Nordeuropäer<br />

(Mittelschicht)<br />

78<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Beim Kennenlernen gehen Nordamerikaner auf Unbekannte, mit denen sie ins Gespräch<br />

kommen wollen, direkt und freudig los, verwickeln sie spontan in ein persönliches<br />

Gespräch (Familienstand, Geschäftsfragen, Haus, Sorgen etc.), das Anteilnahme, Interesse<br />

und Aufmerksamkeit für den anderen ausdrücken soll. Das ist nicht sehr verbindlich<br />

gemeint, sondern gehört zu ihrem Höflichkeitsbegriff. Im übrigen wird zunächst die Kultur<br />

des Small talk geübt, die dem Bestreben entspringt, den Redefluß freundlich und heiter am<br />

Laufen zu halten. Die Begegnung soll angenehm sein. Wenn jemand nicht mehr weiter<br />

weiß, bedeutet das eine Art Gesichtsverlust. Es geht also auch darum, dieser Peinlichkeit<br />

für sich und den anderen vorzubeugen. Daher ist es wichtig, immer weiterzureden, z.B.<br />

über Zeitungsthemen. Gute Unterhalter sind gesellschaftlich anerkannt; vor allem sind<br />

Humor und Schlagfertigkeit geschätzt.<br />

Was die nonverbale Kommunikation angeht, klopfen Männer dem männlichen Gegenüber<br />

gern auf die Schulter. Den anderen am Arm zu berühren oder einer Frau einen leichten Kuß<br />

auf die Wange zu geben, ist sehr üblich.<br />

Nordamerikaner haben eine bestimmte Art, Verbindlichkeit bzw. Unverbindlichkeit<br />

auszudrücken. Wenn sie z.B. den anderen intensiv einladen, sie zu Hause zu besuchen und<br />

etwas Gemeinsames zu unternehmen, dann drängen sie, wenn sie es ernst meinen, auf<br />

eine Zusage zu einem bestimmten Termin. Sagen sie aber „You can come anytime“, so<br />

heißt das, sie sind an einem weiteren Treffen nicht interessiert.<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Nordeuropäer geben sich tendenziell bei der ersten Begegnung auf einem Empfang oder<br />

einer Feier freundlich die Hand. Der Abstand voneinander, der dabei traditionell gewahrt<br />

wird, ist ca. ein halber Meter. Der Gruß signalisiert eine höfliche Distanz, die in dem<br />

Moment Gleichberechtigung und Achtung voreinander symbolisiert. Soziale Distanz ist<br />

charakteristisch für die nordeuropäischen Gesellschaften. Das Gespräch beinhaltet<br />

zunächst keine persönlichen Themen, sondern dreht sich um allgemein interessierende<br />

Dinge wie die augenblickliche jahreszeitliche Situation (Wetter ist besonders in England<br />

„Pflicht“), die Verkehrslage, anknüpfend an den eigenen Herweg, dann sportliche,<br />

kulturelle oder politische Ereignisse. Dadurch lernt man den anderen ein wenig in seinen<br />

Gewohnheiten, Interessen, Wünschen, Haltungen und Einstellungen kennen und entnimmt<br />

daraus, ob der Gesprächspartner für einen selbst von weitergehendem Interesse sein kann.<br />

Erst wenn sich das bestätigt, geht man im weiteren Gespräch auf persönlichere Inhalte ein,<br />

wobei man sich daran orientiert, ob der andere darauf eingeht oder nicht.


Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />

Übung:<br />

Vietnamesen<br />

(Mittelschicht)<br />

Übung:<br />

Mittelasiatische<br />

Turkvölker<br />

(Kasachstan<br />

u.a.)<br />

79<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Die Begrüßung erfolgt ohne Handschlag. Männer begrüßen Männer freundlich lächelnd und<br />

übergehen Frauen völlig. Das ist ein Zeichen der Hochachtung für die Frau, die auf diese<br />

Weise nicht durch direkte Betrachtung entwertet wird, da das ein Begehren der Frau<br />

signalisieren könnte. Das „Ich“ und „Du“ kommt im sprachlichen Umgang miteinander so<br />

gut wie nie vor und ist äußerst unhöflich. Ein klares „Ja“ oder „Nein“ in unserem Sinne gilt<br />

als grob und unhöflich.<br />

Da Vietnamesen zu Personen unterschiedlichen Standes, Alters und je nach Familiensituation<br />

unterschiedliche Haltungen einnehmen und unterschiedliche Anredeformen benutzen,<br />

ist es üblich, gleich zu Beginn eines Treffens unbekannte Personen nach ihrem Alter, Familienstand,<br />

der Anzahl der Kinder etc. zu fragen, um einschätzen zu können, welche Haltung<br />

man ihnen gegenüber einnehmen muß. Die Anrede besteht aus einer Art Familienrang:<br />

„jüngere Schwester“, „Alter“, „Onkel mütterlicherseits“, „ältester Geschäftspartner“,<br />

„stellvertretender Geschäftsleiter“, „jüngerer Kollege“, und dem Rufnamen, da die Auswahl<br />

der Familiennamen klein ist.<br />

Beim Sprechen, besonders mit vertrauten Personen, halten Vietnamesen und Vietnamesinnen<br />

eine geringe Körperdistanz zu ihren Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen.<br />

Kommt es zu einem guten Verständnis, unterstreichen sie dies beim Sitzen dadurch, daß<br />

sie den Gesprächspartnern und -partnerinnen die Hand auf Oberschenkel oder Arm legen.<br />

Beim Gehen werden sie auch an der Hand genommen, ein Zeichen dafür, daß man ihnen<br />

ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen läßt. Liebespaare und enge Verwandte gehen demgegenüber<br />

nicht Hand in Hand.<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Bei islamischen Völkern darf die Frau dem Mann nicht in die Augen sehen, um die<br />

angemessene Distanz der Geschlechter zu wahren und ihn nicht sexuell zu erregen.<br />

Beim Kennenlernen sind die Themen zunächst Fragen bezüglich der Gesundheit der Familie<br />

gewidmet. Probleme werden nicht preisgegeben, vielmehr spricht man über Dinge, die die<br />

Familien mit Stolz erfüllen (Haus, Kind, Auto, Ernte etc.). In ersten Gesprächen sind keine<br />

verbindlichen Antworten auf Fragen oder Angebote üblich, und Fragen werden nicht<br />

verneint. Die Antworten werden in dieser Phase sehr allgemein gehalten, denn der einzelne<br />

ist Teil seiner Sippe und kann nicht stellvertretend für sie handeln. Die Fragen oder Angebote<br />

werden der Sippe überbracht, die dafür die für sie gültigen Antworten erarbeitet.<br />

Wenn die Sippe es für erforderlich hält, führt sie zur Sache Recherchen durch. Erst wenn<br />

sich die Fragen bzw. Angebote als seriös herausstellen, wird eine konkrete Antwort<br />

gegeben, die verbindlich ist.<br />

Einladungen, besonders zum Essen, müssen stets angenommen werden, da eine Ablehnung<br />

einer Beleidigung gleichkäme. Auch muß die Frau im Falle eines abgelehnten Essens<br />

von ihrem Mann Sanktionen erwarten; er wird die Schuld dafür ihr anlasten.


Spielanweisungen für die Nationen C 12.2<br />

Übung:<br />

Westafrikaner<br />

Übung:<br />

Japaner<br />

80<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Westafrikaner begrüßen sich beim Kennenlernen mit dem islamischen Gruß Salam Aleikum,<br />

die Antwort lautet: Maalekum Salam. Es ist der gegenseitige Wunsch: „Friede sei mit Dir“,<br />

der mit einem Handgeben oder einer leichten Verbeugung aus der Entfernung begleitet ist.<br />

Es gibt keine Sie-Form. Das Gespräch beginnt mit Fragen nach dem Familiennamen (Name<br />

des Vaters, denn die Abstammung ist zur gegenseitigen sozialen Einschätzung wichtig) und<br />

dem Herkunftsort. Erfolgt das nicht, gilt das als Desinteresse an der eigenen Person, und<br />

das Gespräch wird rasch und höflich beendet. Im positiven Fall folgt eine detaillierte<br />

gegenseitige Befragung nach dem allgemeinen Wohlbefinden (z.B. „Hast du gut<br />

geschlafen?“ „Bist du gut aufgestanden?“ „Wie geht es dir gesundheitlich?“). Sodann wird<br />

dasselbe Fragemuster auf die anderen Familienmitglieder angewandt. Die Antworten<br />

darauf sind üblicherweise: „Dank Gottes Gnade: gut!“ Danach richtet sich die Aufmerksamkeit<br />

auf den Anlaß des Treffens, ohne es direkt anzusprechen, etwa: „Freuen Sie sich darauf,<br />

hier eine angenehme Zeit zu verbringen?“ Die Antwort ist üblicherweise: „Dank Gottes<br />

Gnade wird es so sein.“ Danach fragt man indirekt nach dem sozialen Kontext des anderen,<br />

um sein Beziehungsnetz im Zusammenhang mit der Veranstaltung kennenzulernen – etwa:<br />

„Haben Sie Verwandte/Mitarbeiter hier?“<br />

Das alles gilt für das Gespräch unter Gleichaltrigen, Männern wie Frauen. Ältere Personen<br />

werden aus Respekt nicht direkt angeschaut und auch nicht befragt. Sie stellen ihrerseits<br />

Fragen. Frauen müssen vor älteren Männern oder Frauen zur Begrüßung knien.<br />

Ausgangssituation ist die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen<br />

Bräuchen, Gewohnheiten und Riten auf einer internationalen Veranstaltung.<br />

Es geht darum, sie zu begrüßen und zu einer Veranstaltung im eigenen Land einzuladen.<br />

Sowohl bei der ersten Begrüßung als auch bei weiteren Begegnungen gibt es keinen Körperkontakt.<br />

Man verbeugt sich voreinander, die Hände hängen dabei lose herunter.<br />

Für Gespräche gibt es zahlreiche feststehende Riten. So wird am Anfang des Gesprächs von<br />

beiden (allen) Gesprächspartnern folgender Satz gesagt: „Es freut mich, Sie<br />

kennenzulernen.“ Danach folgt der Austausch von Daten, zunächst der Firma, der Organisation<br />

etc., in der man arbeitet, dann der eigene Name und Status in der Firma/Organisation<br />

und in der Familie. Oft werden Visitenkarten ausgetauscht. Japaner benötigen diese<br />

Kenntnisse voneinander, weil jeder soziale Status mit unterschiedlichen Anreden, Höflichkeitsformeln<br />

und Verhaltensweisen verbunden ist. Dazu gehört, wer geduzt bzw. beim Vornamen<br />

genannt wird (Dozent/Student, Lehrer/Schüler etc.). Anschließend geht das<br />

Gespräch über zu Fragen der Familie, des Wohnortes etc. und mündet schließlich in den<br />

Anlaß des Treffens (Veranstaltung), vor allem aus welchen Gründen der jeweils andere<br />

daran teilnimmt. Die erste Kennenlernphase wird üblicherweise durch unterschiedliche Einladungen<br />

oder Hilfsangebote abgeschlossen, die keinerlei Verbindlichkeit haben. „Kommen<br />

Sie mich doch einmal besuchen!“ Die Bedeutung ist lediglich die einer netten Geste. Darauf<br />

folgen wieder Verbeugungen mit den Worten Dozo yoroshiku („Bitte, gut“), die keine weitere<br />

Bedeutung haben. Beim ersten Kennenlernen dieser Art bleibt gewöhnlich alles im<br />

Unverbindlichen.


Der Film „Parallelen“ C 13<br />

Fremdheitserfahrungen in Deutschland<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

81<br />

bewusste und kritische Medienbetrachtung<br />

Anreiz zur Wahrnehmung von eigenen Projektionen<br />

Konfrontation mit dem Phänomen „Feindbild“<br />

6 Minuten Film, ca. 20 Minuten Auswertung<br />

beliebig große TN-Zahl<br />

Film besorgen (s.u.); Video-Rekorder vorhanden?<br />

Video-Vorführung möglich?<br />

„Wir haben es hier mit Fremdheitserfahrungen in Deutschland zu tun. Ein junger kurdischer<br />

Filmemacher hat in diesem seinem Erstlingswerk seine Eindrücke geschildert. Achten Sie<br />

bei diesem Film, der auf Sprache verzichtet, auf die stark symbolische Bildsprache.“<br />

Nach dem Film sollte zunächst geklärt werden, was hier wirklich geschehen ist und welche<br />

gestalterischen Mittel der Filmemacher verwendet hat. Sodann wird sich die Frage nach<br />

den „Parallelen“ zwischen dem gehbehinderten Alten und dem Asylbewerber stellen: Worin<br />

gleichen/unterscheiden sich die beiden Protagonisten? Was will der Autor uns sagen? Kennen<br />

Sie ähnliche Beispiele? Wie funktionieren Feindbilder? Welche kennen Sie aus Ihrer<br />

Umgebung? Wie und mit welchen Konsequenzen könnten sie abgebaut werden?<br />

Man könnte hier auch am Ende der Bankszene unterbrechen, um – wie bei C 1 – eigene<br />

Fortsetzungen erfinden zu lassen, aber dies ist auch nachher noch möglich: „Wie hätte es<br />

noch weitergehen können?“<br />

Dieser Film eignet sich hervorragend zum Einstieg in die Diskussion eigener Fremdheitserfahrungen<br />

(nicht nur im Ausland) sowie zur Entstehung von Projektionen und Feindbildern.<br />

Die Kürze des Filmes entspricht dem Grundsatz, dass in der <strong>Bildung</strong>sarbeit eingesetzte<br />

AV-Medien möglichst kurz sein sollten, um die bewusste Wahrnehmung zu unterstützen.<br />

Quelle: „Parallelen“ von Sawat Ghaleb, BRD 1995, 6 Min., s/w, VHS-Video EZEF-Arbeitshilfe Nr. 117 (G. Führing);<br />

Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit/EZEF – s. E 3<br />

Literatur: van den Broek, L.: Am Ende der Weißheit. Vorurteile überwinden. Ein Handbuch. Berlin 1988


Parallelen C 13.1<br />

von Sawat Ghaleb, BRD 1995<br />

Inhalt:<br />

Zum Film:<br />

82<br />

Eigentlich passiert gar nicht viel. In einem Park, wo Familien spazieren gehen, sitzen sich<br />

zwei einsame Menschen gegenüber: ein älterer Herr mit Hund – wie sich später herausstellt<br />

etwas gehbehindert – und ein schwarzhaariger junger Mann. Sie scheinen sich zu<br />

beobachten und werden plötzlich in eine gewisse Spannung versetzt. In ihrer Phantasie<br />

stellen sie sich jeweils das Gegenüber als extrem aggressiv vor. Der ältere Herr sieht den<br />

jungen Mann den Hals seiner Bierflasche abschlagen und auf sich zustürzen. Der junge<br />

Mann erfährt den Hund als auf sich gehetzt mit bleckenden Zähnen. Und dann ist alles so<br />

plötzlich vorüber, wie’s entstand: Zuerst steht der Ältere auf und humpelt davon. Er geht in<br />

seine kleine Sozialbauwohnung. Dann steht der Jüngere auf und geht über die Gleise durch<br />

eine Absperrung in ein Wohnheim mit Mehrbettzimmer. Beide schalten bei sich den Fernseher<br />

an und schauen leicht lächelnd dasselbe Programm, den Comicfilm „Tom und Jerry“.<br />

Dieser Kurzfilm, mit dem der kurdische Filmemacher Sawat Ghaleb seine Zulassung zur<br />

Filmakademie erhalten hat und in der er selber eine der Hauptrollen spielt, kommt völlig<br />

ohne Dialog aus. Durch den Verzicht auf Sprache bleibt uns allein die filmische Gestaltung<br />

mit seiner packenden und überaus starken symbolischen Bildsprache für unsere Interpretation.<br />

Auf der Suche nach dem Sinngehalt und den Hintergründen ergeben sich mit den<br />

Zuschauern verschiedenste Gesprächsanlässe.<br />

Auf der durch den Titel vorgegebenen Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden<br />

zwischen den Männern entdeckt man, daß sie beide Außenseiter der Gesellschaft sind: der<br />

eine als gehbehinderter Alter, der andere offensichtlich als Asylbewerber in einer Massenunterkunft<br />

hinterm Schlagbaum an den Gleisen. Es verbindet sie ihre Einsamkeit in dieser<br />

Gesellschaft, die sie mehr mit ihren Projektionen als mit der Realität in Verbindung sein<br />

läßt. Bei all solchen Überlegungen aber bleibt der Zuschauer auf seine aufmerksame Beobachtung<br />

angewiesen, wodurch es auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpretationen<br />

kommen kann. Manche mögen z.B. die Projektionen der Aggression des einen<br />

über den anderen in der Parksituation zunächst für real halten. Da hilft es, auf die bildlichen<br />

Mittel hinzuweisen, mit denen der Filmemacher die zwei Realitätsebenen darstellt:<br />

Konzentration auf den verkniffenen Blick, Bildüberlappungen, andere Kleidung (weißes<br />

Hemd beim einen, Hut beim anderen).<br />

Wie nun kommen diese beiden Personen, die sich nicht kennen und nichts anderes<br />

miteinander zu tun haben als sich zufällig zur gleichen Zeit auf zwei Parkbänken gegenüberzusitzen<br />

– wie kommen diese beiden dazu, solche Phantasien zu entwickeln? Beide<br />

scheinen Außenseiter der Gesellschaft zu sein, wahrscheinlich selbst ausgegrenzt und<br />

diskriminiert und damit auch verunsichert, kontaktarm und vereinsamt. Ihre eigenen Erfahrungen<br />

projizieren sie durch Angstphantasien auf andere, als ob dadurch ihre eigenen Verletzungen<br />

hinfällig würden oder gerächt wären. Feindbilder brauchen keine reale Grundlage,<br />

sondern reflektieren vor allem die Probleme der eigenen Situation, die eigenen Ängste.<br />

So scheinen sich auch beide über denselben TV-Film zu amüsieren, wo es wiederum um<br />

Brutalität und Unterdrückung geht – hier in Form eines Katz-und-Maus-Spiels mit gewitzten<br />

Einlagen des Kleinen gegen den Großen. Als Zuschauer fragt man sich, ob dies ihre einzige<br />

,positive‘ Kommunikation dieses Tages gewesen ist.


Ratespiel mit Begriffen zur Migrantenthematik C 14<br />

von Inge Ruth Marcus<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

83<br />

Begriffe sammeln, reflektieren, ordnen, diskutieren, präzisieren<br />

unterschiedliche Vorstellungen der TN verbinden<br />

TN miteinander und zum Thema ins Gespräch bringen<br />

ca. 90 Minuten (1. Teil: ca. 30 Minuten; 2.Teil: ca. 60 Minuten)<br />

maximal 20 TN<br />

Kärtchen mit Begriffen und großen Bogen Papier (Tafel) mit Oberbegriffen (s. C 14.1)<br />

vorbereiten; Tesakrepp und Klebestift zum Befestigen der Begriffskärtchen auf Kleidung<br />

und Papier; Definitionen (s. C 14.2) für jede Untergruppe auseinander schneiden und für<br />

jeden TN einmal insgesamt kopieren<br />

Wandbefestigung, große freie Fläche; später Gruppenarbeit mit Tischen<br />

„Es geht heute um die Migrantenthematik. Jede und jeder von Ihnen bekommt ein Kärtchen<br />

mit einem zu erratenden Begriff auf den Rücken geheftet. Sie ,sind‘ dieser Begriff, kennen<br />

sich aber selbst nicht und müssen ihn durch Befragen von anderen herausbekommen. Die<br />

Antworten dürfen nur ,Ja‘ und ,Nein‘ sein.“ Sie befestigen die Kärtchen auf den Rücken.<br />

„Gehen Sie also jetzt im Raum umher und suchen Sie sich Gesprächspartnerinnen oder<br />

-partner!“<br />

„Wenn Sie Ihren Begriff gefunden haben, suchen Sie sich unter den hier angegebenen<br />

Oberbegriffen zusammen, diskutieren Ihre Begriffe und überlegen sich eine Definition –<br />

evtl. mit Hilfe der ausgeteilten Erläuterungen. Bereiten Sie dann die Präsentation im<br />

Plenum vor.“<br />

Nachdem alle Gruppen ihre Begriffe im Plenum vorgestellt und unter den entsprechenden<br />

Oberbegriffen angeklebt haben, verteilen Sie an jeden TN eine Kopie mit allen Begriffsdefinitionen.<br />

Bei der Auswertung kann zu folgenden Fragen nachgedacht und diskutiert werden: Wie ist<br />

es mir während des ersten Teils ergangen? Wie haben wir in der Gruppe unsere Begriffsdefinitionen<br />

erarbeitet? Wie war die Teamarbeit, gab es Kooperation/Dominanz/Unterordnung?<br />

Was hat die Übung mir/uns gebracht ?<br />

Die Präsentation im Plenum kann auch nicht nur verbal, sondern als Sketch, Comic, Vers,<br />

Nachrichtensendung oder Karikatur geschehen.<br />

Sie können die Begriffsuche im ersten Teil beschleunigen, indem Sie auf die dann bereits<br />

aufgehängten Oberbegriffe verweisen.<br />

Das Spiel kann thematisch beliebig variiert werden.<br />

Quelle: Inge Ruth Marcus: Wenn ein Wort das andere gibt. Arbeit mit Begriffen am Beispiel der Ausländerthematik.<br />

Berlin 1997 (Manuskript)<br />

Literatur: Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt a. M.(Hg.): Begegnen – Verstehen –<br />

Handeln. Handbuch für interkulturelles Kommunikationstraining. IKO-Verlag Frankfurt a.M. 1993<br />

Arbeitsgruppe SOS-Rassismus NRW (Hg.): Rassismus begreifen. Was ich immer schon über Rassismus und<br />

Gewalt wissen wollte. Villigst 1997<br />

Gugel, G.: Ausländer, Aussiedler, Übersiedler. Tübingen 1994


Begriffe zu Ausländerfragen C 14.1<br />

Die Unterbegriffe auf kleine Karten – jeweils in derselben Farbe – schreiben und mit Tesakrepp o.ä. auf dem<br />

Rücken der TN befestigen; die Oberbegriffe auf den großen Bogen schreiben und während des ersten Teils des<br />

Spiels an die Wand hängen/auf die Tafel schreiben<br />

Wir-Formen, Bewegungs- Verirrungen gefährliche Umgangsformen<br />

Zugehörigkeitsgefühle Formen “-ismen“ mit Migranten<br />

Volk Emigration Fremdenfeindlichkeit Egoismus Integration<br />

Nation Immigration Ausländerfeindlichkeit Nationalismus Assimilation<br />

Ethnie Binnenwanderung Rassismus Eurozentrismus Isolation<br />

Kultur Völkerwanderung Ethnozentrismus Chauvinismus Ghettoisierung<br />

84


Kurzdefinitionen C 14.2<br />

85<br />

Emigration: Auswanderung, nach verbreitetem Verständnis: Verlassen eines Staates, um in<br />

einem anderen Staat seinen Wohnsitz und eine Erwerbstätigkeit zu suchen. Auswanderung<br />

ist u.U. mit der Aufgabe einer Staatsangehörigkeit und der Annahme einer anderen<br />

verbunden.<br />

Immigration: Einwanderung, nach allgemeinem Verständnis: die Einwanderung in einen<br />

Staat, ein Land, um dort einen neuen Wohnsitz und Erwerbstätigkeit zu suchen. Die legale<br />

Formalisierung der Immigration ist in den meisten Ländern mit der Aufgabe der vorherigen<br />

Staatsangehörigkeit verbunden.<br />

Binnenwanderung: Migration innerhalb der Grenzen einer Region, eines Landes, Staates<br />

oder einer Staatengemeinschaft (EU). So ist z.B. die Migration von Italien nach Deutschland<br />

für Italien eine Aus-, für die BRD eine Einwanderung, für die EU eine Binnenwanderung.<br />

Völkerwanderung: Migration des überwiegenden Teils einer Bevölkerung(sgruppe), sei es<br />

aus politischen, ökonomischen, sozialen, religiösen oder kulturellen Gründen.<br />

Von Rückwanderung spricht man, wenn Emigrierte aus dem Land ihrer letzten<br />

staatsbürgerlichen Zugehörigkeit wieder in das Land zurückwandern, aus dem sie<br />

(ursprünglich) kamen.<br />

Volk: Alle Staatsbürger eines Staates, Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von<br />

Staatsangehörigkeit.<br />

Ethnie: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Abstammungsgemeinschaft,<br />

tatsächliche oder fiktive Gemeinsamkeiten von Personengruppen, Gemeinschaftsglaube.<br />

Als Kriterien für diese Gemeinschaftszugehörigkeit werden meist Abstammung, Sprache,<br />

Kultur, Geschichte, Sitten herangezogen. In ethnischen Gruppen wird Homogenität<br />

unterstellt und Konformität erwartet. Die Sozialwissenschaften (Ethnologie, Soziologie,<br />

Anthropologie) sind sich im wesentlichen einig, daß heute ethnische Zuordnungen<br />

subjektiv sind, also keinen objektiven Kriterien unterliegen und nur in der Abgrenzung zu<br />

anderen Gruppen existieren. Gefahr: Ethnozentrismus.<br />

Nation: Eine Gruppe von Personen, die in einem Nationalstaat organisiert ist oder dieses<br />

anstrebt. Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von gleicher Nationalität.<br />

Kultur: Wir-Form bzw. Zugehörigkeitsgefühl aufgrund von Orientierungssystemen von<br />

Gesellschaften in den Bereichen Sprache, Rituale, Lebens- und Wohnstile, Symbolik, Werteund<br />

Normensysteme und somit auch in den Kommunikations-, Repräsentations- und Interaktionsformen<br />

sowie Interpretations- und Deutungsmustern.<br />

Fremdenfeindlichkeit: Feindseligkeit gegen bestimmte Zuwanderer oder Ausländer, die<br />

nicht an deren Staatsbürgerschaft, sondern an äußeren Merkmalen (Hautfarbe, Haarform,<br />

Kleidung etc.) und kultureller oder religiöser Zugehörigkeit orientiert ist.<br />

Auch: Xenophobie.<br />

Ausländerfeindlichkeit: Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen von Ausländern, die<br />

in erster Linie auf ökonomischen und sozialen Ängsten beruht, etwa: den eigenen Lebensstandard,<br />

die eigenen Arbeitsplätze bedroht zu sehen; aber auch Feindseligkeit,<br />

die auf offenem Nationalismus beruhen kann.<br />

Rassismus: Die Wahrnehmung unveränderlicher Körpermerkmale bzw. einer Glaubenszugehörigkeit<br />

als Differenz zu sich selbst, wobei diese Differenz beim anderen als Zeichen der<br />

Minderwertigkeit gedeutet wird, während man sich selbst höherwertig fühlt.


Kurzdefinitionen C 14.2<br />

86<br />

Ethnozentrismus: Überbewertung der ethnischen Interessen und Bedeutung der eigenen<br />

Ethnie mit entsprechender Abwertung anderer (ethnischer) Gruppen. Die Wahrnehmung<br />

anderer Gruppen erfolgt aus einer Haltung heraus, die sich selbst in den Mittelpunkt stellt.<br />

Die anderen werden dabei systematisch abgewertet bis hin zur offenen Feindschaft.<br />

Man nennt die anfängliche „normale“ Neugier am fremden Anderen „primären Ethnozentrismus“<br />

und die bewusste Ablehnung anderer Seins-, Verhaltens- und Sichtweisen „sekundären<br />

Ethnozentrismus“. Eine aggressive Form des Ethnozentrismus sind „ethnische<br />

Säuberungen“.<br />

Egoismus: Selbstbezogenheit: Alles auf sich beziehen, sich selbst im Zentrum der Welt und<br />

der Betrachtung aller Dinge sehen, sich mehr Rechte als anderen zugestehen, mit zweierlei<br />

Maß messen und dabei das günstigere immer für sich beanspruchen.<br />

Nationalismus: Nationaler Egoismus, Überbetonung der Interessen und Bedeutung des<br />

eigenen Volkes. Dazu gehört auch das Bestreben, Angehörige anderer Völker zu Mitgliedern<br />

der eigenen Ethnie zu machen (Germanisierung, Russifizierung, Amerikanisierung)<br />

und ihnen ethnische Eigenständigkeit zu verweigern.<br />

Eurozentrismus: „Euroegoismus“, Überbetonung der Interessen Europas, Betrachtung der<br />

anderen Kontinente und Länder aus dem Blickwinkel des Zentrums, in das Europa gestellt<br />

wird. Dadurch geschieht eine Überbewertung der Bedeutung Europas.<br />

Chauvinismus: Gesteigerter Nationalismus, Vaterlandsstolz, Verengung der Wahrnehmung<br />

und des Bewusstseins auf die eigene Nation mit gesteigerter Entwertung und Ablehnung<br />

anderer Nationalitäten. Gefahr: Kultivierung von Feindlichkeiten und Hass bis zur Kriegstreiberei.<br />

Integration: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Politische und soziale Bemühung, Abund<br />

Ausgrenzungen zwischen den zugewanderten Minderheiten und der einheimischen<br />

Mehrheit zu überwinden. Die Minderheit soll dabei dauerhaft sozial, kulturell und politisch<br />

als gleichwertig anerkannt werden. Voraussetzung: Gesellschaftlicher Pluralismus. Gegensatz:<br />

Segregation.<br />

Assimilation: Freiwillige oder geforderte Aufgabe der eigenen kulturellen bzw. religiösen<br />

Identität. Integration geschieht unter Aufgabe der ursprünglichen kulturellen, religiösen,<br />

weltanschaulichen Charakteristiken und Besonderheiten. Gefahr: Gesellschaftliche<br />

Uniformität und Verlust von kultureller Identität sowie von Kulturgütern.<br />

Isolation: Im Zusammenhang mit Zuwanderung: Ab- und Ausgrenzung von Minderheiten,<br />

auch Segregation genannt. Die Isolierung von Gruppen kann von beiden Seiten ausgehen<br />

oder einseitig sein und hat den Charakter der bewussten Distanzierung. Dies kann aus<br />

verschiedenen Gründen geschehen, z.B. ökonomischen wie bei deutschen „Kolonien“ in<br />

<strong>Entwicklung</strong>sländern.<br />

Ghettoisierung: Isolierung von Minderheiten auf einem bestimmten begrenzten Raum.<br />

Diese Abgrenzung kann von beiden Seiten ausgehen oder von beiden Seiten gewollt sein.<br />

Die Ghettoisierung kann menschenrechtswidrig sein (Extremfall: Judenghettos) oder einen<br />

in die Gesamtgesellschaft integrierten ethnischen Inselcharakter aufweisen (Chinatown).


Bilder im Kopf C 15<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

87<br />

verdeutlichen, wie schnell und wie stark sich Bilder im Kopf festsetzen<br />

Kooperationsbereitschaft erproben<br />

Bedeutung der Kommunikation zur Klärung von Situationen erläutern<br />

ca. 45 Minuten mit Auswertung<br />

gerade TN-Zahl<br />

Malpapier und verschiedenfarbige Stifte für Paargruppen; Nadeln oder Klebeband zum Aufhängen;<br />

möglichst zwei Gruppenleiter<br />

groß genug, um Zweiergruppen zum Malen zu bilden, ohne sich gegenseitig zu stören;<br />

Möglichkeit zum Aufhängen der Bilder<br />

„In dieser Übung geht es darum, anhand von Bildern Prägungen festzustellen, die wir uns<br />

in unserem Kopf mehr oder weniger bewusst machen und die wir behalten. Stellen Sie sich<br />

bitte dafür paarweise gegenüber und drehen sich dann mit dem Rücken zueinander. Jeder<br />

der beiden Reihen wird ein Bild gezeigt, das Sie dann mit Ihrem Partner zusammen malen<br />

sollen. Sie dürfen dabei nicht reden.“<br />

Die zwei Leiter zeigen gleichzeitig eine Minute lang<br />

– der einen Reihe das Bild von der Maus (C 15.1)<br />

– der anderen Reihe das Bild vom Kopf (C 15.2)<br />

Dann werden die Bilder verdeckt weggelegt.<br />

Vor den Reihen stehend wird nun kurz für alle das Bild mit der Synthese<br />

von Maus und Kopf (C 15.3) hochgehalten: „Malen Sie bitte jetzt dieses Bild gemeinsam<br />

mit Ihrem Partner aus der anderen Reihe, ohne zu sprechen!“<br />

Nach Beendigung der Bilder sollen diese für alle sichtbar aufgehängt werden. Dann läßt<br />

man nacheinander die Bilder und den Malprozeß erläutern, z.B. durch Beantwortung der<br />

folgenden Fragen:<br />

Wie ging es Ihnen bei der Übung?<br />

Wer von Ihnen hat angefangen?<br />

Wie lief die Zusammenarbeit?<br />

Sind Sie mit dem Endprodukt zufrieden?<br />

Was hätte anders sein können?<br />

Die anschließende Diskussion kann die unterschiedlichen Prägungen an anderen Beispielen<br />

und das Beharrungsvermögen von Bildern thematisieren. Gleichzeitig ist es sinnvoll,<br />

auf die Bedeutung von Kommunikation hinzuweisen, da sie uns die Verständigung über die<br />

Vielfalt von Vorstellungen ermöglicht. Man kann dabei auf die Übung zurückgreifen und<br />

nach der Art nonverbaler Kommunikation fragen, die die Partner eventuell angewandt bzw.<br />

verweigert haben.<br />

Es ist wichtig, darauf zu achten, daß die ersten Bilder nur jeweils von einer Hälfte der TN<br />

gesehen werden! Die Partner sollen verschiedenfarbige Stifte benutzen, so dass später die<br />

Entstehungsgeschichte des Bildes und die einzelnen Beiträge nachvollzogen werden<br />

können.<br />

Quelle: Kantharos/Amsterdam, eingebracht von Helga Reichow/Trainingsoffensive e.V. Berlin


Maus C 15.1<br />

88


Kopf C 15.2<br />

89


Synthese C 15.3<br />

90


Blitzlicht D 1<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Anleitung:<br />

Alternative:<br />

Bemerkungen:<br />

91<br />

Rückmeldung der TN über die Veranstaltung<br />

alle TN zu Wort kommen lassen<br />

2 Minuten pro TN<br />

nicht über 25 TN<br />

keine<br />

„Am Ende möchte ich gern von Ihnen reihum eine Rückmeldung darüber, wie es Ihnen nach<br />

der heutigen Veranstaltung geht: Sie haben jede und jeder zwei Minuten Zeit, um in einem<br />

kurzen ,Blitzlicht‘ abschließend zu sagen, was Sie beeindruckt oder zum Weiterdenken veranlasst<br />

hat bzw. welche Fragen offen geblieben sind.“ Oder: „Jeder möge mitteilen, was<br />

er/sie aus dieser Veranstaltung mit nach Hause nimmt.“<br />

Bei Zeitmangel lassen Sie sich Stichworte auf Zettel schreiben und werten sie zu Hause<br />

aus.<br />

Falls die Gruppe größer ist, können Sie in kleinen Gruppen von drei Personen den Austausch<br />

anregen – und gemeinsam Stichworte auf Zettel notieren lassen.<br />

Wichtig ist, daß Sie keine Diskussion über die Bemerkungen zulassen und auch selbst<br />

nicht kommentieren. Sie bedanken sich für die Rückmeldung, gerade auch wenn es<br />

kritische Punkte gibt, und geben selbst Ihren Eindruck von den TN und dem Verlauf der Veranstaltung<br />

wieder.


Feed Back mit Satzanfängen D 2<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Fortführung:<br />

Beispiele:<br />

92<br />

strukturierte Rückmeldung der TN entlang von Leitsätzen<br />

alle TN bekommen Gelegenheit zur Kommentierung<br />

gemeinsame Endauswertung<br />

mindestens 15 Minuten<br />

nicht über 20 TN<br />

Papierbögen (Flipchart) und entsprechende Anzahl von Filzern besorgen; je einen Satzanfang<br />

oben auf einen Bogen schreiben, der am Ende der Veranstaltung aufgehängt wird<br />

Möglichkeit zum Befestigen der Papierbögen<br />

„Am Ende möchte ich Sie auffordern, die vorbereiteten Satzanfänge zu vervollständigen,<br />

um eine Rückmeldung zur heutigen Veranstaltung zu geben.“<br />

Nachdem alle TN, die wollen, jeweils auf den Papierbögen ihre Meinung ausgedrückt<br />

haben, kann man abschließend gemeinsame Trends feststellen und damit schließen oder<br />

eine Fortsetzung vereinbaren.<br />

„Mir hat gefallen, dass ...“<br />

„Mich hat betroffen gemacht, dass ...“<br />

„Für mich war neu, dass ...“<br />

„Mich hat besonders interessiert, wie ...“<br />

„Ich wüsste gern noch mehr über ...“


Feed Back mit Rückmeldebogen D 3<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Anleitung:<br />

Bemerkung:<br />

Beispiele:<br />

93<br />

differenzierte Rückmeldung der TN entlang von Leitfragen<br />

individuelle Auswertung<br />

10 Minuten<br />

Fragebögen vorbereiten und in entsprechender Anzahl kopieren<br />

„Am Ende möchte ich Sie bitten, die vorbereiteten Fragebögen auszufüllen, um mir eine<br />

Rückmeldung über die heutige Veranstaltung zu geben. Danke!“<br />

Der Fragebogen kann<br />

a) Antworten zum Ankreuzen enthalten (das macht die Auswertung am einfachsten)<br />

b) offene Fragen stellen, auf die frei geantwortet wird oder<br />

c) Skalen enthalten, die eine Gewichtung ermöglichen.<br />

a)<br />

Das Thema war neu für mich.<br />

Ich werde meinen Freunden davon berichten<br />

...<br />

b)<br />

Mich hat besonders beeindruckt: ...........................................................................................<br />

Was mich weiter interessieren würde: ....................................................................................<br />

...<br />

c) 1 2 3 4 5 6 7<br />

Mir hat die Veranstaltung gefallen: sehr ______________nicht besonders<br />

Ich fand den Medieneinsatz: anregend ______________langweilig


Stellung beziehen D 4<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Vorbereitung:<br />

Anleitung:<br />

Beispiel:<br />

94<br />

aktive lebendige Rückmeldung der TN<br />

alle TN kommen in Bewegung<br />

ca. 10 Minuten<br />

mit Tesakrepp, Faden oder Kreide ein Kreuz auf den Boden malen (s.u.)<br />

„Am Ende möchte ich Sie bitten, sich im Raum innerhalb dieses Kreuz-Diagramms<br />

aufzustellen, je nachdem, wie Sie die Veranstaltung einschätzen.“<br />

methodisch anregend<br />

viel Neues gelernt wenig Neues gelernt<br />

eher langweilig


Und nun? D 5<br />

Ziel:<br />

Zeitbedarf:<br />

Gruppe:<br />

Vorbereitung:<br />

Räumlichkeit:<br />

Anleitung:<br />

Alternative:<br />

Fortführung:<br />

Bemerkungen:<br />

95<br />

Zusammenfassung wesentlicher persönlich bedeutsamer Impulse<br />

Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld ergründen<br />

Besprechung weiteren Vorgehens<br />

15–20 Minuten<br />

Bereitschaft zum Weiterdenken<br />

Karteikarten/Zettel<br />

Kleingruppenarbeit muss möglich sein.<br />

„Zum Abschluss möchte ich Sie bitten, in Stichworten aufzuschreiben, was für Sie<br />

persönlich bedeutsam war in der heutigen Veranstaltung.<br />

Dann finden Sie sich bitte in Dreiergruppen zusammen, tauschen Sie sich über die Punkte<br />

aus, über die Sie sprechen möchten und erörtern Sie mögliche Konsequenzen, z.B. Handlungsvorschläge,<br />

offene Fragen u.a.“<br />

„Überlegen Sie, welchen Zusammenhang es mit unserer aktuellen kommunalen Situation<br />

geben könnte und tauschen Sie sich in Dreiergruppen über mögliche Folgerungen, Forderungen<br />

und konkrete Vorschläge aus.“<br />

Beispiele von Konsequenzen aus dem Gruppengespräch sollten als Anregung im Plenum<br />

vorgestellt werden. Außerdem können konkrete weitere Schritte verabredet werden<br />

(z.B. im Sinne einer kommunalen Agenda 21).<br />

Das Aufschreiben dient in erster Linie der eigenen Besinnung der TN auf die Frage.<br />

Man könnte auch einfach zwei Minuten Bedenkzeit geben, bevor man in Gruppen geht.<br />

Die Kleingruppen sind notwendig, weil man in großer Runde – zumal mit Fremden – nicht<br />

unbedingt über persönlich Bedeutsames reden mag.


Nützliche Internetseiten für den Unterricht E 1<br />

Eingangsportal zu vielen entwicklungspolitischen Seiten:<br />

http://www.eine-welt-netz.de<br />

Datenbank mit entwicklungspolitischen Unterrichtsmaterialien (mit Bestell- Service):<br />

http://www.eine-welt-unterrichtsmaterialien.de<br />

Was ist <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>?<br />

http://www.global-lernen.de<br />

http://www.globaleducation.ch<br />

Unterrichtspraktische Beispiele zum Globalen <strong>Lernen</strong>:<br />

http://www.bildung.hessen.de/globales-lernen<br />

http://www.welthaus.de<br />

http://www.globales-lernen.de/MatProjekte<br />

http://www.bildungsserver.de/db/listen.html?fach=4970<br />

Datenbank über entwicklungspolitische Fachliteratur:<br />

http://star-www.inwent.org<br />

Landeskundliche Information über „Dritte-Welt-Länder“:<br />

http://www.inwent.org/v-ez/lk/laender.htm<br />

http://www.globlern21.de/Afrikalinks.html<br />

http://www.globlern21.de/latamerika.html<br />

http://www.globlern21.de/Indienlinks.html<br />

http://www.worldbank.org/data/countrydata/countrydata.html<br />

http://www.epo.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id14Itemid=68<br />

Hinweise auf entwicklungspolitische Organisationen:<br />

http://wusgermany.de/index.php?id=22&L=<br />

http://www.epo.de<br />

Hinweise auf Schulpartnerschaftsnetze:<br />

http://partnerschulen.nibis.de<br />

http://www.globales-lernen.de/boerse<br />

Hinweise auf entwicklungspolitische Fernsehsendung (Newsletter abonnieren):<br />

http://www.misereor.de/index.php?id=1574<br />

Lernkisten und Projektkoffer:<br />

http://www.welthaus.de/bildung/projektkisten.htm<br />

(Quelle: Eine Welt im Unterricht (SEK.I/II), Materialien, Medien, Adressen, Ausgabe 2003/2004, Hg. Welthaus Bielefeld, 2003)<br />

96


Aktionen und Kampagnen E 2<br />

eine Auswahl<br />

97<br />

Aktionsbündnis gegen AIDS<br />

AIDS-Kampagnenbüro<br />

Postfach 11307<br />

72003 Tübingen<br />

Telefon: (07071) 2 06-504<br />

Fax: (07071) 2 06-510<br />

E-Mail: aids-kampagne@difaem.de<br />

Internet: www.aids-kampagne.de<br />

BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“<br />

BUKO Kampagne „Stoppt die Rüstungsexporte“<br />

Buchtstraße 14–15<br />

28195 Bremen<br />

Telefon: (0421) 32 60 45<br />

Fax: (0421) 3 37 81 77<br />

E-Mail: stop-arms-trade@t-online.de<br />

Internet: www.buko.info/stopruest/selbstdarstellung.html<br />

Briefe gegen das Vergessen<br />

amnesty international wählt jeden Monat drei Gefangene aus. Damit diese wieder frei<br />

kommen, werden weltweit Briefe an die betreffenden Regierungen geschrieben.<br />

amnesty international<br />

amnesty international<br />

Heerstraße 178<br />

53111 Bonn<br />

Telefon: (0228) 98 37 30<br />

Fax: (0228) 63 00 36<br />

E-Mail: info@amnesty.de<br />

Internet: www.amnesty.de<br />

erlassjahr.de – <strong>Entwicklung</strong> braucht Entschuldung<br />

Postfach 320520<br />

40420 Düsseldorf<br />

Telefon: (0211) 4693-196<br />

Fax: (0211) 4693-197<br />

E-Mail: buero@erlassjahr.de<br />

Internet: www.erlassjahr.de


Aktionen und Kampagnen E 2<br />

eine Auswahl<br />

98<br />

FIAN Blumenkampagne<br />

(FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) koordiniert eine Blumen-Kampagne,<br />

in der auch Brot für die Welt und terre des hommes sowie zahlreiche internationale<br />

Organisationen und Gewerkschaften mitwirken. Die Kampagne richtet sich gegen miserable<br />

Löhne, unsichere Arbeitsverträge, Unterdrückung freier Gewerkschaften und Gesundheitsgefahren<br />

durch massiven Pestizideinsatz.<br />

FIAN Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

Düppelstraße 9–11<br />

50679 Köln<br />

Telefon: (0221) 7 02 00-72<br />

Fax: (0221) 7 02 00-73<br />

E-Mail: fian@fian.de<br />

Internet: www.fian.de/blumen<br />

Fair Play-Fair spielt<br />

Gegen die Verletzung von Rechten durch die Spielzeugindustrie.<br />

Aktion fair spielt<br />

c/o Werkstatt Ökonomie<br />

Obere Seegasse 18<br />

69124 Heidelberg<br />

Telefon: (06221) 4 33 36-11<br />

Fax: (06221) 4 33 36-29<br />

Internet: www.woek-web.de/conchilli-mx/cms/front_content.php?idcat=34<br />

FairWertung<br />

hat das Ziel, umwelt- und sozialverträgliche Konzepte für den Umgang mit Altkleidern und<br />

Schuhen zu entwickeln, entwicklungspolitisch schädliche Exporte zu reduzieren und die<br />

Vermarktungswege transparent zu machen.<br />

FairWertung e.V.<br />

Hüttmannstraße 52,<br />

45143 Essen<br />

Telefon: (0201) 62 10 67<br />

Fax: (0201) 6 46 25 69<br />

E-Mail: FairWertung@t-online.de<br />

Internet: www.fairwertung.de<br />

Kampagne für „saubere Kleidung“<br />

Für den Handel mit Kleidung ist eine Sozialcharta erstellt worden, die einen Verhaltenskodex<br />

für alle Unternehmen des Bekleidungshandels vorsieht. Die Charta ist in den<br />

Niederlanden im Rahmen der Clean Clothes Campagne entwickelt worden.<br />

Kampagne für saubere Kleidung c/o VEM<br />

Rudolfstraße 131<br />

42285 Wuppertal<br />

Telefon: (0202) 8 90 04-316<br />

Fax: (0202) 8 90 04-79<br />

E-Mail: ccc-d@vemission.org<br />

Internet: www.saubere-kleidung.de


Aktionen und Kampagnen E 2<br />

eine Auswahl<br />

99<br />

Kinderrechts Kampagnen<br />

Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes beteiligt sich zur Zeit an den<br />

folgenden internationalen Kampagnen, um Kinderrechte durchzusetzen:<br />

– Stoppt Kinderhandel - Internationale Kampagne gegen Kinderhandel<br />

– Kinder haben Rechte<br />

– Kinder in bewaffneten Konflikten<br />

terre des hommes Deutschland e.V.<br />

Hilfe für Kinder in Not<br />

Ruppenkampstraße 11a<br />

Postfach 4126<br />

49031 Osnabrück<br />

Telefon: (0541) 71 01 -0<br />

Fax: (0541) 70 72 33<br />

E-Mail: info@tdh.de<br />

Internet: www.tdh.de<br />

Landminenkampagne<br />

Die Landminenkampagne setzt sich für ein Verbot von <strong>Entwicklung</strong>, Produktion, Export und<br />

den Einsatz aller Formen von Landminen sowie für die Vernichtung aller existierender<br />

Minen in der BRD und fordert umfassende Unterstützung bei der Minenräumung.<br />

medico international e.V.<br />

Burgstraße 106<br />

60389 Frankfurt am Main<br />

Telefon: (069) 9 44 38-0<br />

Fax: (069) 43 60 02<br />

E-Mail: info@medico.de<br />

Internet: www.medico.de<br />

TransFair- Kampagne<br />

Verein zur Förderung des fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.<br />

TransFair<br />

Remigiusstraße 21<br />

50937 Köln<br />

Telefon: (0221) 9 42 04 00<br />

Fax: (0221) 94 20 40 40<br />

E-Mail: info@transfair.org<br />

Internet: www.transfair.org<br />

(Quelle: www.eine-welt-netz.de)<br />

Bearbeitung: Jan Münzer (2004)


<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />

Hilfestellungen und Materialien<br />

AGEH- Arbeitsgemeinschaft für <strong>Entwicklung</strong>shilfe<br />

Ripuarenstraße 8<br />

50679 Köln<br />

Telefon: (0221) 8 89 60<br />

Fax: (0221) 8 89 61 00<br />

E- Mail: infoline@ageh.org<br />

Internet: www.ageh.de<br />

Bengo – Beratungsstelle für private Träger in der EZA<br />

Villichgasse 7<br />

53132 Bonn<br />

Telefon: (0228) 83 00 01-0<br />

Fax: (0228) 83 00 01-20<br />

E-Mail: bengo@paritaet.org<br />

Internet: www.paritaet.org/bengo<br />

BfdW – Brot für die Welt<br />

Stafflenbergstraße 76<br />

70184 Stuttgart<br />

Telefon: (0711) 21 59-0<br />

Fax: (0711) 21 59-2 88<br />

E-Mail: projektinfo@brot-fuer-die-welt.de<br />

Internet: www.brot-fuer-die-welt.de<br />

BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und <strong>Entwicklung</strong><br />

Adenauerallee 139–141<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: (01888) 5 35-0<br />

Fax: (01888) 5 35-35 00<br />

E-Mail: info@bmz.bund.de<br />

Internet: www.bmz.de<br />

Christliche Initiative Romero<br />

Frauenstraße 3–7<br />

48143 Münster<br />

Telefon: (0251) 8 95 03<br />

Fax: 0251/ 8 25 41<br />

E-Mail: cir@ci-romero.de<br />

Internet: www.ci-romero.de<br />

Comeniusinstitut<br />

Schreiberstraße 12<br />

48149 Münster<br />

Telefon: (0251) 21 59-0<br />

Fax: (0251) 21 59-50<br />

E-Mail: info@comenius.de<br />

Internet: www.ci-muenster.de<br />

100<br />

Deutsche Welthungerhilfe<br />

Friedrich-Ebert-Straße 1<br />

53173 Bonn<br />

Telefon: (0228) 22 88-0<br />

Fax: 0228/ 22 07 10<br />

E-Mail: info@welthungerhilfe.de<br />

Internet: www.welthungerhilfe.de<br />

DED – Deutscher <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />

Tulpenfeld 7<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: (0228) 24 34-0<br />

Fax: (0228) 24 34-111<br />

E-Mail: poststelle@ded.de<br />

Internet: www.ded.de<br />

DVV – Deutscher Volkshochschul Verband<br />

Obere Wilhelmstraße 32<br />

53225 Bonn<br />

Telefon: (0228) 9 75 69 20<br />

Fax: (0228) 9 75 69 30<br />

info@dvv-vhs.de<br />

Internet: http://dvv.vhs-bildungsnetz.de<br />

Europäische Akademie Nordrhein-Westfalen<br />

Weberstraße 118<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: (0228) 94 93 01-0<br />

Fax: (0228) 94 93 01-29<br />

E-Mail: info@eanrw.eu<br />

Internet: www.eanrw.eu<br />

Eine Welt in der Schule<br />

Postfach 33 04 40<br />

28334 Bremen<br />

Telefon: (0421) 2 18-29 63<br />

Fax: (0421) 2 18-49 19<br />

E-Mail: einewelt@uni-bremen.de<br />

Internet: www.weltinderschule.uni-bremen.de<br />

EED – Evangelischer <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />

Ullrich-von-Hassel-Straße 76<br />

53123 Bonn<br />

Telefon: (0228) 8 10 10<br />

Fax: (0228) 8 10 11 60<br />

E-Mail: eed@eed.de<br />

Internet: www.eed.de


<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />

Hilfestellungen und Materialien<br />

GERMANWATCH e.V.<br />

Kaiserstraße 201<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: (0228) 60 49 2-0<br />

Fax: (0228) 60 49 2-19<br />

E-Mail: germanwatch@germanwatch.com<br />

Internet: www.germanwatch.org<br />

GTZ – Deutsche Gesellschaft<br />

für technische Zusammenarbeit GmbH<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1–5<br />

65760 Eschborn<br />

Telefon: (06196) 7 90<br />

Fax: (06196) 79 11 15<br />

Internet: www.gtz.de<br />

INTERKOM – Gesellschaft für<br />

Internationale Kommunikation und Kultur<br />

Postfach 12 05 19<br />

53847 Bonn<br />

Telefon: (02241) 97 83-97<br />

Fax: (02241) 97 83-98<br />

E-Mail: info@interkom-ev.de<br />

Internet: www.interkom-ev.de<br />

INWENT – Internationale Weiterbildung<br />

und <strong>Entwicklung</strong><br />

Postfach 12 06 23<br />

53048 Bonn<br />

Telefon: (0228) 24 34-5<br />

Fax: (0228) 24 34-766<br />

E-Mail: info@inwent.org<br />

Internet: www.inwent.org<br />

KNH – Kindernothilfe e.V.<br />

Düsseldorfer Landstraße 180<br />

47241 Duisburg<br />

Telefon: (0203) 77 89-0<br />

Fax: (0203) 77 89-118<br />

E-Mail: info@kindernothilfe.de<br />

Internet: www.kindernothilfe.de<br />

Misereor<br />

Mozartstraße 9<br />

52064 Aachen<br />

Telefon: (0241) 4 42-0<br />

Fax: (0241) 4 42-188<br />

E-Mail: postmaster@misereor.de<br />

Internet: www.misereor.de<br />

101<br />

RAA – Brandenburg<br />

Friedrich-Engels-Straße 1<br />

14473 Potsdam<br />

Telefon: (0331) 74 78 00<br />

Fax: (0331) 7 47 80 20<br />

info@raa-brandenburg.de<br />

www.raa-brandenburg.de<br />

Schulprojektstelle <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />

Corrensstraße 12<br />

72076 Tübingen<br />

Telefon: (07071) 92 05 10<br />

Fax: (07071) 9 20 51 11<br />

E-Mail: kontakt@friedenspaedagogik.de<br />

Intenet: www.global-lernen.de<br />

Südwind<br />

Lindenstraße 58-60<br />

53721 Siegburg<br />

Telefon: (02241) 5 36 17<br />

Fax: (02241) 5 13 08<br />

E-Mail: info@suedwind-institut.de<br />

Internet: www.suedwind-institut.de<br />

tdh – Terre des hommes Deutschland e.V.<br />

Ruppenkampstraße 11a<br />

49084 Osnabrück<br />

Telefon: (0541) 71 01-0<br />

Fax: (0541) 70 72 33<br />

E-Mail: info@tdh.de<br />

Internet: www.tdh.de<br />

UNESCO-Projektschulen<br />

Langwartweg 72<br />

53129 Bonn<br />

Telefon: (0228) 24 25 7-06<br />

Fax: (0228) 24 25 7-07<br />

E-Mail: coord@asp.unesco.de<br />

Internet: www.ups-schulen.de<br />

UNICEF – Deutsches Komitee<br />

Höninger Weg 104<br />

50969 Köln<br />

Telefon: (0221) 9 36 50-0<br />

Fax: (0221) 9 36 50-2 79<br />

E-Mail: mail@unicef.de<br />

Internet: www.unicef.de


<strong>Entwicklung</strong>spolitische Institutionen E 3<br />

Hilfestellungen und Materialien<br />

VENRO – Verband <strong>Entwicklung</strong>spolitischer Nichtregierungsorganisationen<br />

Kaiserstraße 201<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: (0228) 9 46 77-0<br />

Fax: (0228) 9 46 77-99<br />

E-Mail: sekretariat@venro.org<br />

Internet: www.venro.org<br />

WFD – Weltfriedensdienst e.V.<br />

Hedemannstraße 14<br />

10969 Berlin<br />

Telefon: (030) 25 39 90-0<br />

Fax: (030) 25 11 88-7<br />

E-Mail: info@wfd.de<br />

Internet: www.wfd.de<br />

WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und <strong>Entwicklung</strong><br />

Torstraße 154<br />

10115 Berlin<br />

Telefon: (030) 27 58 21 63<br />

Fax: (030) 27 59 69 28<br />

E-Mail: weed@weed-online.org<br />

Internet: www.weed-online.org<br />

102<br />

Welthaus Bielefeld<br />

August-Bebel-Straße 62<br />

33602 Bielefeld<br />

Telefon: (0521) 9 86 48-0<br />

Fax: (0521) 6 37 89<br />

E-Mail: info@welthaus.de<br />

Internet: www.welthaus.de<br />

WUS – World University Service<br />

Goebenstraße 35<br />

65195 Wiesbaden<br />

Telefon: (0611) 44 66 48<br />

Fax: (0611) 44 64 89<br />

E-Mail: info@wusgermany.de<br />

Internet: www.wusgermany.de<br />

ZKE – Zentrum für kommunale<br />

<strong>Entwicklung</strong>s-Zusammenarbeit<br />

Im Gustav-Stresemann-Institut<br />

Langer Grabenweg 68<br />

53175 Bonn<br />

Telefon: (0228) 81 07-0<br />

Fax: (0228) 81 07-198<br />

E-Mail: zke@gsi-bonn.de<br />

Internet: www.gsi-bonn.de<br />

Bearbeitung: Jan Münzer, 06/2004


Weiterführende Literatur E 4<br />

103<br />

Brot für die Welt<br />

Gut leben statt viel haben<br />

Stuttgart 1996, 68 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Sekundarstufe I und II )<br />

Comenius-Institut (Hg.), Führing, Gisela<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Schulentwicklung<br />

2000, 140 Seiten<br />

Fountain, Susan<br />

Leben in Einer Welt<br />

Braunschweig 1996, Westermann, 222 Seiten (Unterrichtsmaterialien; Orientierungsstufe,<br />

Klassen 3–6)<br />

Führing, Gisela<br />

Begegnung als Irritation<br />

Münster / New York 1996, Waxmann, 197 Seiten<br />

Führing, Gisela<br />

<strong>Lernen</strong> in weltweitem Horizont<br />

Münster 1998, Waxmann, 218 Seiten<br />

Führing, Gisela / Mane Albert, Martina<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> im Schulalltag<br />

Münster, NewYork 2001, Waxmann, 205 Seiten<br />

Koordinierungsstelle BLK-Programm 21 (Hg.)<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> (Zeitschrift 21)<br />

2001; ökom-Verlag, 66 Seiten<br />

Lang-Wojtasik, Gregor / Lohrenscheit Claudia<br />

<strong>Entwicklung</strong>spädagogik – <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> – Internationale <strong>Bildung</strong>sforschung<br />

Frankfurt am Main 2003, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 255 Seiten<br />

Meier, Peter<br />

Global! Egal? <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> und Agenda 21<br />

Mülheim an der Ruhr 1998, Verlag an der Ruhr, 69 Seiten<br />

Overwien, Bernd<br />

<strong>Lernen</strong> und Handeln im globalen Kontext<br />

Frankfurt am Main, 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 568 Seiten<br />

Poenicke, Anke<br />

Afrika in deutschen Medien und Schulbüchern<br />

St. Augustin 2001, 59 Seiten<br />

Sachs, Wolfgang<br />

Nach uns die Zukunft<br />

Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 216 Seiten


Weiterführende Literatur E 4<br />

104<br />

Scheunpflug, Annette<br />

Globalisierung als Herausforderung für die Pädagogik<br />

Frankfurt am Main 2000, IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 196 Seiten<br />

Scheunpflug, Annette/ Schröck, N.<br />

<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />

2000, 34 Seiten<br />

Schmitt, Rudolf<br />

Ausleih Service<br />

Bremen 2003, 192 Seiten (Kataloge/Verzeichnisse)<br />

Seitz, Klaus<br />

<strong>Bildung</strong> in der Weltgesellschaft<br />

Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 192 Seiten<br />

Solidarisch leben lernen (Hg.)<br />

Praxisbuch <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong><br />

Frankfurt am Main 2002, Brandes & Apsel / Südwind, 184 Seiten (Unterrichtsmaterialien)<br />

VENRO (Hg.)<br />

„<strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong>“ als Aufgabe und Handlungsfeld<br />

entwicklungspolitischer Nicht-Regierungsorganisationen,<br />

2000, 17 Seiten<br />

VENRO e.V.<br />

<strong>Bildung</strong> 21 – <strong>Lernen</strong> für eine gerechte und zukunftsfähige <strong>Entwicklung</strong><br />

2000, 8 Seiten<br />

Welthaus Bielefeld u.a. (Hg.)<br />

Eine Welt im Unterricht (Sekundarstufe I und II)<br />

Bielefeld 2003, 71 Seiten<br />

World University Service<br />

Kooperation und Vernetzung für globales <strong>Lernen</strong><br />

Wiesbaden 2003, 113 Seiten


Impressum<br />

ded<br />

<strong>Globales</strong><br />

Deutscher<br />

<strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />

105<br />

<strong>Lernen</strong><br />

Arbeitsblätter für die entwicklungspolitische <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />

2. überarbeitete Auflage<br />

Herausgegeben vom Deutschen <strong>Entwicklung</strong>sdienst<br />

gemeinnützige GmbH<br />

Tulpenfeld 7<br />

D-53113 Bonn<br />

Telefon: (02 28) 24 34-0<br />

Fax: (02 28) 24 34-111<br />

Email: poststelle@ded.de<br />

Internet: www.ded.de<br />

Text: Dr. Gisela Führing<br />

Redaktion: Mechthild Lensing, Jutta Heckel<br />

Gestaltung: Dietmar Silber<br />

Druck: SZ Druck, DED<br />

Bonn 2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!