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Madonna und Teufel - Baselland Tourismus

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Bezirk Thierstein<br />

<strong>Madonna</strong> <strong>und</strong> <strong>Teufel</strong><br />

Eine sehr «bekömmliche» Wanderung, ausgeglichen, wohltuend<br />

<strong>und</strong> erholsam auch für dynamische Zeitgenossen, durch nicht unbekannte<br />

Wandergebiete, <strong>und</strong> trotzdem zum Teil auf wenig begangenen<br />

Wegen, durch lichte, lockere Wälder, zu prächtigen Aussichtspunkten<br />

<strong>und</strong> in ein romantisches Naturschutztal.<br />

Aesch<br />

Gehzeit: etwa 2 1 ⁄2 Std.<br />

Weglänge: etwa 8 km<br />

Herrenmatt<br />

Falkenflue<br />

Welschhans<br />

Tüflete<br />

N➞<br />

➞<br />

Seewen<br />

Höhenmeter: etwa 100 m<br />

Hinreise: mit dem Zug nach Grellingen (Basel–Laufen),<br />

dann mit dem Postauto 116 nach Seewen<br />

Rückreise: von Aesch mit dem Tram 11 (Aesch–Basel Bahnhof SBB–<br />

St-Louis Grenze) oder mit dem Zug (Laufen–Basel)<br />

Karten: Landeskarte der Schweiz 1:50 000, 213 T Basel;<br />

Landeskarte der Schweiz 1: 25 000, 1087 Passwang <strong>und</strong> 1067 Arlesheim<br />

Verpflegung: Restaurants in Grellingen <strong>und</strong> Aesch;<br />

Restaurant Herrenmatt (Tel. 061 751 40 73)


Vom Welschhans dem Eichenberg<br />

entlang zur Dugginger <strong>Madonna</strong><br />

<strong>und</strong> auf die Falkenflue, über die<br />

Herrenmatt <strong>und</strong> Steinbrunnen zur<br />

Tüflete <strong>und</strong> durch das Lolibachtal<br />

nach Aesch.<br />

Welschhans: Vermutlich ein Mann<br />

französischer Muttersprache, der<br />

auf einer nahen Lichtung seine Hütte<br />

hatte <strong>und</strong> bei Hochwasser für<br />

den reibungslosen Ablauf des Seewener<br />

Sees besorgt sein musste.<br />

Dugginger <strong>Madonna</strong>: Ein allein<br />

stehender hoher Felszahn, der Falkenflue<br />

vorgestellt; beliebter Kletterberg,<br />

mit Gipfelkreuz <strong>und</strong> prächtiger<br />

R<strong>und</strong>sicht.<br />

Aesch: Pfarrkirche St. Josef, von<br />

1820, mit schönen Glasmalereien<br />

von Jacques Düblin (1940) <strong>und</strong><br />

modernen Fresken von Hans Sto-<br />

Seewen mit seiner imposanten Kirche<br />

Bezirk Thierstein<br />

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cker (1942); Marienkapelle (18. Jh.);<br />

Schloss Aesch, ehemals von Blarerscher<br />

Freihof, heute Gemeindehaus<br />

(1606), spätgotisch mit Krüppelwalmdach;<br />

Burgruine Frohberg<br />

(13. Jh.), heute «Tschöpperli» genannt<br />

nach dem Flurnamen der bekannten<br />

Rebberge, ausgedehnte<br />

Hauptburg mit Vorwerk; (die Ruinen<br />

Schalberg <strong>und</strong> Münchsberg<br />

sind im Pfeffinger Bann, Schloss<br />

Angenstein <strong>und</strong> die Ruine Bärenfels<br />

im Dugginger Bann).<br />

Wir verlassen das Postauto bei<br />

der Haltestelle Seewen, Seetalhöhe.<br />

Dort steht der Wegweiser<br />

Welschhans (551 m). Das Seebachoder<br />

Pelzmühletal, bei den Kletterern<br />

liebevoll «Pelzli» genannt, ist<br />

ein Kletterparadies. Ungezählten<br />

Alpinisten dienen die Felswände als


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Bezirk Thierstein<br />

Das «Pelzli» ist der beliebteste Kletterfelsen der Region<br />

Übungsgelände <strong>und</strong> unübersehbar<br />

säumen die schroffen Felsbänder<br />

beide Seiten des tief eingeschnittenen<br />

Tals.<br />

Auf der Seetalhöhe, dem Übergang<br />

vom Seebachtal auf die weite Hochebene<br />

von Seewen, stehen wir auf<br />

einem erdgeschichtlich interessanten<br />

Boden; die vielen wirr herumliegenden<br />

Felsbrocken deuten es<br />

an. Am Ende der letzten Eiszeit, vor<br />

etwa 8000 Jahren, haben hier die<br />

Schuttmassen eines Bergsturzes<br />

das Tal abgesperrt <strong>und</strong> den Seewener<br />

See gestaut. Der See ist schon<br />

im frühen Mittelalter abgeteuft<br />

<strong>und</strong> der Boden später zur landwirtschaftlichen<br />

Nutzung melioriert<br />

worden. Der Abflussstollen – in den<br />

Fels gehauen oder gemauert –,<br />

damals ein W<strong>und</strong>erwerk der Technik,<br />

besteht immer noch <strong>und</strong> lässt<br />

auch heute die Fachleute staunen.<br />

Wo der Flurname «Welschhans»<br />

herkommt, war auch auf der Gemeindeverwaltung<br />

von Seewen<br />

nicht zu erfahren.<br />

Von der Postautohaltestelle aus<br />

marschieren wir zuerst auf der Autostrasse<br />

einige Meter zurück, abwärts<br />

zur grossen Kurve, wechseln<br />

dort – vor einem mächtigen Felsbrocken<br />

– nach rechts auf einen<br />

breiten Waldweg, ein paar Schritte<br />

ganz leicht aufwärts, dann sachte<br />

bergab durch einen lichten, lockeren<br />

Mischwald, zur Rechten immer<br />

flankiert von Felsbändern.Zu einem<br />

in die Felsen gehauenen Übergang<br />

steigt der Weg kurz etwas an, senkt


sich dann aber wieder gleichmässig,<br />

weit in die Seitentäler ausholend,<br />

dem Gelände angepasst, bis<br />

wir nach etwa 15 Minuten zu einer<br />

ersten <strong>und</strong> nach weiteren 5 Minuten<br />

zu einer zweiten Weggabelung<br />

gelangen. Wir wählen den Weg<br />

rechts, der auch der breitere ist.<br />

In einem tiefen Geländeeinschnitt,<br />

weit in die Bergflanke hineingegraben,<br />

erreichen wir kurz darauf eine<br />

Wegspinne <strong>und</strong> den Wegweiser<br />

Eichenberg (573 m). Hier stossen wir<br />

auf den Wanderweg von Grellingen<br />

zur Falkenflue <strong>und</strong> zur Herrenmatt,<br />

die beide unser Ziel sind; die gelbe<br />

Raute wird uns dorthin geleiten.<br />

Ihr folgen wir <strong>und</strong> wandern auf unserem<br />

Forstweg weiter, nach links,<br />

immer noch leicht aufwärts,bis sich<br />

der Weg nach etwa 5 Minuten wieder<br />

teilt. Ein grosser, gelber Pfeil<br />

zeigt dort unmissverständlich nach<br />

rechts, auf einen Waldweg, der<br />

kurz stärker ansteigt. Auffallend<br />

viele Stechpalmen beleben hier den<br />

Wald, alte Grenzsteine lassen uns<br />

wissen, dass wir der Kantonsgrenze<br />

entlangwandern. Um die Bergnase<br />

herum führt der Weg auf den Bergrücken,<br />

aus dem engen Seebachtal<br />

hinaus auf den offenen Westhang,<br />

der steil ins Birstal abfällt. Jetzt öffnet<br />

sich auch der Blick: an der<br />

Eggflue <strong>und</strong> der Ruine Pfeffingen<br />

vorbei sehen wir ins Leimental, in<br />

Bezirk Thierstein<br />

27<br />

den S<strong>und</strong>gau <strong>und</strong> in die Oberrheinische<br />

Tiefebene, erkennen im Tal<br />

Grellingen <strong>und</strong> dahinter den welschen<br />

Jura.<br />

Vor der Geländehöhe biegt der Weg<br />

nach rechts, wechselt bald – mit<br />

einer Spitzkehre – nach links auf<br />

einen Pfad (gelbe Raute beachten),<br />

auf dem wir, gemächlich steigend,<br />

auf den höchsten Punkt unserer<br />

Wanderung <strong>und</strong> zu einem Grenzstein<br />

von 1766 gelangen.Er trägt die<br />

Wappen von Solothurn <strong>und</strong> vom<br />

Bistum Basel <strong>und</strong> weckt damit<br />

geschichtliche Erinnerungen. Ein<br />

kurzes Stück noch bleiben wir auf<br />

dem Pfad, im Zickzack im Wald<br />

bergab, bevor wir am Waldrand<br />

wieder auf einen Wanderwegweiser<br />

<strong>und</strong> einen Feldweg stossen.<br />

Vorher aber besuchen wir noch die<br />

Dugginger <strong>Madonna</strong>, links auf<br />

der jäh abfallenden Felskrete der<br />

Falkenflue. Diese Dugginger <strong>Madonna</strong><br />

ist ein markanter,freistehender<br />

Felszahn, vor die Falkenflue gestellt<br />

<strong>und</strong> ein beliebtes Objekt für<br />

Kletterfre<strong>und</strong>e. Ihr gegenüber steht<br />

eine Felskanzel, von der man eine<br />

imposante Aussicht geniesst, bei<br />

klarem Wetter bis weit in französische<br />

<strong>und</strong> deutsche Lande hinaus.<br />

Immer mit der gelben Raute wandern<br />

wir auf dem Feldweg weiter<br />

zum Wegweiser Falkenflue (600 m).<br />

Prächtige Eichen säumen den Wald-


28<br />

Bezirk Thierstein<br />

Die Falkenflue begleitet die Wanderung längere Zeit<br />

rand, <strong>und</strong> ein weites, offenes Feld<br />

bestätigt uns, dass selbst einfache<br />

Landschaften schön <strong>und</strong> anregend<br />

sein können. Beim nächsten Wegweiser<br />

(am Waldrand) verlassen wir<br />

die Lichtung, treten wieder in den<br />

Wald, sofort bergab an eine Gabelung.<br />

Hilfreich sind die Wegmarkierungen,<br />

dankbar dafür die Wanderer.<br />

An der Weggabelung wählen<br />

wir den Weg links, recht steil hinunter<br />

in den Talboden im Wald, wechseln<br />

dort – ebenhin – rechtwinklig<br />

nach rechts <strong>und</strong> beim nächsten<br />

Wegweiser, nach etwa 100 m, in<br />

einem spitzen Winkel nach links,<br />

auf einen Waldweg, der sachte<br />

bergan zur Gedenkstätte der Flugzeugkatastrophe<br />

von 1973 führt.<br />

Am 10. April 1973,während der Mustermesse,<br />

bei dichtem Schneetreiben<br />

<strong>und</strong> fast meterhohem Schnee,<br />

ist an diesen Hängen ein britisches<br />

Flugzeug zerschellt, nur wenige<br />

100 m vom Wanderwegweiser Herrenmatt<br />

(615 m) entfernt (<strong>und</strong> vom<br />

Restaurant gleichen Namens).<br />

Bergab gehts jetzt nur noch unserem<br />

Tagesziel Aesch entgegen, zuletzt<br />

durch ein herrliches Naturschutzgebiet.<br />

Der Wegweiser <strong>und</strong><br />

die gelbe Raute weisen uns den<br />

Weg, am Restaurant vorbei, über<br />

die Geländekuppe hinweg, vorbei<br />

auch an einem alten Grenzstein<br />

(am linken Wegrand), dann schräg<br />

rechts zügig bergab auf einem breiten,<br />

steinigen Waldweg, immer ge-


Zum Gedenken an die 108 Todesopfer<br />

der Flugzeugkatastrophe 1973<br />

radeaus durch Jungwuchs. Auf einer<br />

Lichtung gabelt sich der Weg.<br />

Wir gehen nicht links nach Oberäsch<br />

<strong>und</strong> zur Ruine Bärenfels, sondern<br />

wandern weiter geradeaus,<br />

Richtung Dornach, durch einen<br />

Hohlweg in den Wald <strong>und</strong> am<br />

feuchten Schattenhang hinunter<br />

an den Waldrand, zum Wegweiser<br />

Tüflete (490 m) <strong>und</strong> auf die gleichnamige<br />

offene Talmulde hinaus.<br />

Eine typische Juralandschaft im<br />

Kleinen ist die Tüflete: weich gewellte<br />

Matten <strong>und</strong> Felder, bewaldete<br />

Hänge <strong>und</strong> aus den Bäumen herausragende,<br />

schroffe Felsbänder,<br />

Bezirk Thierstein<br />

29<br />

welche die ausgedehnte Lichtung<br />

nach drei Seiten abschliessen, mit<br />

zwei einsamen Gehöften, der Oberen<br />

<strong>und</strong> der Unteren Tüflete. Ein<br />

Bächlein schlängelt sich durch die<br />

Wiesen, in naturnahen Baumgärten<br />

bew<strong>und</strong>ern wir alte, knorrige<br />

<strong>und</strong> verwitterte Obstbäume. Eine<br />

grosse, bejahrte Eiche, mit einer<br />

mächtigen Krone (hinter dem oberen<br />

Hof), steht unter Denkmalschutz.<br />

Die Tüflete ist eine Oase<br />

der Ruhe, der Stille <strong>und</strong> der Behaglichkeit.<br />

Bereits sind wir auf Aescher Boden,<br />

<strong>und</strong> unser Tagesziel ist nah. Ein<br />

landschaftlicher «Leckerbissen»,<br />

Epilog unserer Wanderung, steht<br />

aber noch auf dem Programm: das<br />

Naturreservat im Lolibachtal. An<br />

der Unteren Tüflete vorbei (angeschrieben<br />

«Unter Tiefental, Nr. 40,<br />

458 m») wandern wir am Waldrand<br />

auf einem Teersträsschen sachte<br />

bergab. Unmittelbar bevor die<br />

Strasse in den Wald mündet, steigen<br />

wir nach links in den Talboden<br />

hinunter, zu riesigen Felsbrocken,<br />

die verstreut dort liegen <strong>und</strong> den<br />

Pfadfindern als Lagerplatz <strong>und</strong><br />

Übungsgelände dienen. Dort unten,<br />

knapp 60 Schritte von der Teerstrasse<br />

entfernt, treffen wir auf einen<br />

schmalen, guten Waldpfad mit<br />

Reitverbot, der – immer diesseits<br />

des Bachs – sanft <strong>und</strong> gleichmässig


30<br />

Bezirk Thierstein<br />

Blick von Duggingen auf Aesch<br />

talabwärts <strong>und</strong> in das Schutzgebiet<br />

Lolibach führt. Eine Hinweistafel<br />

zeigt uns an, wo wir das<br />

Naturreservat betreten.<br />

Das Naturreservat Lolibach ist ein<br />

Bijou <strong>und</strong> für jeden Naturfre<strong>und</strong> eine<br />

Augenweide. Munter hüpft der<br />

Bach über die Tal- <strong>und</strong> Staustufen<br />

hinab, schlittelt über Felstreppen,<br />

bildet Wasserfälle, Tümpel, Teich<br />

<strong>und</strong> Weiher. Vögel <strong>und</strong> Insekten beleben<br />

hier die Welt, unzählige Nistkästen<br />

hängen in den Bäumen,<br />

Schilf entdecken wir <strong>und</strong> den<br />

Schmerwurz, eine arten- <strong>und</strong> formenreiche<br />

Flora, Auenwälder, Wasser-<br />

<strong>und</strong> Sumpfpflanzen, Sträucher,<br />

Büsche <strong>und</strong> Bäume, ein harmonisch-romantisches,naturbelassenes<br />

Tal, vor den Toren der Stadt <strong>und</strong><br />

der Agglomeration.<br />

Und dann hat uns plötzlich die Alltagswelt<br />

wieder. An einem einsamen<br />

Haus vorbei treten wir in<br />

offenes Gelände <strong>und</strong> auf ein Teersträsschen,<br />

wandern nach links<br />

weiter, geradeaus in den Wald, kurz<br />

leicht aufwärts, bew<strong>und</strong>ern am<br />

Waldrand – bei einer grossen Buche<br />

mit Ruhebank – die Aussicht, erreichen<br />

durch einen lockeren, hohen<br />

Mischwald den Waldrand <strong>und</strong> zuletzt<br />

– durch eine Allee von Nussbäumen<br />

– auf direktestem Weg den<br />

Bahnhof Aesch. Restaurants finden<br />

wir im nahen Umkreis keine, im<br />

Dorf oben dafür umso mehr. Und<br />

auch von dort können wir bequem<br />

mit dem öffentlichen Verkehrsmittel<br />

heimfahren; das U-Abo machts<br />

möglich.

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