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Ökologische Charakterisierung von Waldstandorten durch Vegetati

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<strong>Ökologische</strong> <strong>Charakterisierung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Waldstandorten</strong> <strong>durch</strong><br />

<strong>Vegetati</strong>onsaufnahmen<br />

Universität Trier<br />

Fachbereich VI – Geowissenschaften /<br />

Geobotanik<br />

Forschungspraktikum SS 2006<br />

Sonja Stuhrmann


1) <strong>Vegetati</strong>onsaufnahmen<br />

• <strong>Vegetati</strong>onsaufnahmen <strong>von</strong> Waldflächen sind<br />

Hilfsmittel, um Informationen über den jeweiligen<br />

Standort zu erhalten.<br />

• Die Artenzusammensetzung und deren<br />

Mächtigkeit wird da<strong>durch</strong> strukturiert und aufgeklärt.<br />

• Durch das Erstellen einer Artenliste ist die<br />

Abschätzung des Deckungsgrades unnötig.<br />

• Die Baumschicht bleibt i.d.R. unberücksichtigt, da sie<br />

forstlich beeinflusst ist.<br />

• Durch Einsatz <strong>von</strong> Zeigerwerten kann vergleichend<br />

auf ökologische Faktoren des Standortes<br />

geschlossen werden.


• Zeigerwerte beschreiben NICHT die<br />

physiologischen Ansprüche einer Art (Potenz)<br />

• Sie spiegeln nur das ökologische Verhalten<br />

<strong>von</strong> Pflanzengesellschaften wider bzw. das<br />

Verhalten <strong>von</strong> Arten gegenüber dem<br />

Konkurrenzdruck, darauf weist Ellenberg<br />

mehrfach hin (Existenz)<br />

• Mit Zeigerwerten ist eine Einschätzung der<br />

Standortbedingungen möglich.<br />

• Zeigerwerte eröffnen die Möglichkeit zeitliche<br />

Veränderungen eines Standortes aufzudecken<br />

<strong>durch</strong> Vergleiche <strong>von</strong> alten und aktuellen<br />

Aufnahmen <strong>durch</strong>zuführen.


2) Standortansprüche<br />

• Standortansprüche sind die Faktoren, unter denen<br />

eine Pflanze ihr ökologisches Optimum erreichen<br />

kann<br />

• Wie Ellenberg stets drauf hinweist, sagen die<br />

Zeigerwerte nichts über die Ansprüche einer Art aus,<br />

sondern nur über ihr ökologisches Verhalten<br />

• Dennoch kann man Parallelen ziehen, da die<br />

ausgewählten Zeigerwerte die wichtigsten<br />

Standortfaktoren wiederspiegeln<br />

• Unter „optimalen“ Standortbedingungen kann eine Art<br />

ihren ökologisches Ansprüchen gerecht werden<br />

(z.B.Fagus sylvatica)


Das Verhalten <strong>von</strong> Baumarten mit und ohne<br />

Konkurrenten kann man wie folgt gliedern:<br />

Potenzbereich =<br />

physiologische<br />

Amplitude<br />

Potenzoptimum =<br />

physiologischer<br />

Optimalbereich<br />

Existenzoptimum =<br />

Herrschaftsbereich


Feuchtigkeits- & Säurebereich wichtiger Baumarten


3) Zeigerwerte nach Ellenberg<br />

• Sie spiegeln das ökologische Verhalten <strong>von</strong> Pflanzen<br />

gegenüber Standortfaktoren wider.<br />

• Zeigerwerte sind Ordinalzahlen (Rangzahlen) und<br />

keine Kardinalzahlen, mit denen ohne weiteres<br />

rechnerisch verfahren werden kann<br />

• Ellenberg differenziert 2 Faktoren - Gruppen:<br />

klimatische Faktoren und Bodenfaktoren<br />

• Die Zeigerwerte sind in eine 9 stufige Skala unterteilt,<br />

die Feuchtezahl ist 12 stufig (Wasserpflanzen).<br />

• Zu den klimatischen Faktoren zählen Licht (L)-,<br />

Temperatur (T)- und Kontinentalitätszahl (K).<br />

• Feuchtezahl (F), Reaktions (R)- und Stickstoff- bzw.<br />

Nährstoffzahl (N) drücken die Bodenfaktoren aus.


1. Lichtzahl (L)<br />

• Kennzeichnet den Bereich des Vorkommens im<br />

Gefälle der relativen Beleuchtungsstärke.<br />

• Einbezogen werden u.a. Waldränder, Lichtungen,<br />

stark beschattete Waldflächen (Buchenhallwälder),<br />

Steilwände (Schattenseite).<br />

• Die Verteilung der Lichtzahlen lassen sich <strong>durch</strong><br />

Messungen belegen.<br />

• Alle Gefäßpflanzenarten, auch die sog.<br />

Schattenpflanzen, wachsen am besten bei<br />

Lichtsättigung, wenn die Wasserversorgung<br />

gewährleistet ist.


• Schattenpflanzen bevorzugen keinesfalls den<br />

Schatten, sie tolerieren ihn lediglich und sind daran<br />

angepasst und konkurrenzfähig (Oxalis acetosella).<br />

• Lichtpflanzen (L 8 / 9 – Einstufung) ertragen nur<br />

kurzzeitig eine Lichtminderung.<br />

• Die Mehrzahl gehört jedoch in den mittleren Bereich<br />

der L-Zahl, sie haben eine weitere Amplitude.<br />

• Raschwüchsige Lichtpflanzen schränken diese<br />

Amplitude in dem helleren Bereich für einige Arten<br />

stark ein, so dass einige Arten sich auf schwach<br />

beleuchtete Standorte spezialisiert haben.


• Sauerklee-Oxalis acetosella (L1), Waldmeister-<br />

Galium odoratum (L2), Waldbingelkraut-Mercurialis<br />

perennis (2) sind z.B. solche Arten<br />

• Bäume zählen überwiegend zu den Lichtpflanzen.<br />

Sie differenzieren sich hpts. in der Schattentoleranz<br />

des Jungwuchses.<br />

• Aus diesem Grund sind die L-Zahlen der Bäume in<br />

Klammern gesetzt.


2. Temperaturzahl (T)<br />

• Sie wird als Wärmezahl und als arealgeographischer<br />

Faktor verstanden, da Höhengrenzen <strong>von</strong> Arten und<br />

die nördlichste Grenze Europas <strong>durch</strong> sie definiert<br />

wird.<br />

• Im Allgemeinen bezeichnet die T-Zahl vor allem das<br />

Verbreitungsschwergewicht und berücksichtigt die<br />

Ausbreitungsobergrenze in den Alpen.<br />

• T1 – T3 bewerten Arten die +/- kältehart sind, i.d.R.<br />

aber nicht kälteliebend<br />

T1 = nivale Stufe (über 2300m, selten unter 1400m)<br />

T2 = alpin-subalpin<br />

T3 = subalpin<br />

T4 = hochmontan-montan


• Arten der Gruppe T5 haben im westlichen ME die<br />

weiteste Amplitude, sie kommen nahezu überall vor,<br />

<strong>von</strong> der nördlichen Tiefebene bis in die montane<br />

Stufe.<br />

• In T5 ist die Rotbuche-Fagus sylvatica eingestuft, die<br />

ihr Hauptareal in der submontanen Stufe<br />

Mitteleuropas hat und bis max. 1500 m in den Alpen<br />

vorkommen kann.<br />

• Die Arealbezeichnung ist sm/mo-temp<br />

• T 6 – Gruppen finden sich bevorzugt im norddt.<br />

Tiefland und an den Meeresküsten.<br />

• Ihre Verbreitungsgrenze liegt bei max. 900 m.<br />

• T7 – T9 sind im wärmeren temperaten bis<br />

mediterranen Raum einzustufen und bleiben hier<br />

unberücksichtigt.


Vorkommen im Wärmegefälle <strong>von</strong> der nivalen<br />

Stufe bis in die wärmsten Tieflagen


Ökogramm der zonalen <strong>Vegetati</strong>on in verschiedenen<br />

Höhenstufen und Ariditätsgraden


3. Kontinentalitätszahl (K)<br />

• Die K-Zahl beschreibt die Nähe zum Meer<br />

(ozeanisch) bzw. das Hineinreichen <strong>von</strong><br />

Gesellschaften ins Landesinnere (kontinental).<br />

• Es werden vor allem Temperaturschwankungen mit<br />

einbezogen, da z.B. mit zunehmender Kontinentalität<br />

die winterlichen Stark- und Spätfröste als Streßfaktor<br />

zunehmen.<br />

• Die Skala beginnt mit K1 = euoz, K2 = oz,…und<br />

endet mit K8 = k und K9 = euk (kommt aber im westl.<br />

ME nicht vor).<br />

• Allgemein entsprechen die K-Zahlen einer<br />

arealgeographischen Gliederung Europas (wie die<br />

T-Zahl), daher ist eine lokale Bewertung sehr<br />

gleichmäßig.


4. Feuchtezahl (F)<br />

• Die Skala der F-Zahl reicht <strong>von</strong> 1 bis 12.<br />

• Sie gibt das <strong>durch</strong>schnittliche Verhalten gegenüber<br />

der Bodenfeuchte wieder.<br />

• An Hand <strong>von</strong> Untersuchungen (Messwerte), kann die<br />

Einstufung verschiedener Arten <strong>durch</strong> die<br />

Feuchtezahl belegt werden<br />

• Starke Schwankungen des Wassers werden<br />

zusätzlich mit = bzw. ~ gekennzeichnet<br />

• ~ bedeutet: Zeiger für starken Wechsel<br />

(z.B. 3~: Wechseltrockenheit)<br />

• = bedeutet: Überschwemmungszeiger, auf + /<br />

-regelmäßig überschwemmten Böden


• Die um 3 Stufen erhöhte Skala bezieht die<br />

Wasserpflanzen mit ein<br />

• Ellenberg betont bei der F-Zahl nochmals eindeutig,<br />

dass die Zeigerwerte nicht den physiologischen<br />

Ansprüche einer Art entsprechen<br />

• Er weist auch darauf hin, dass keine Art wirklich<br />

trockenheitsliebend (xerophil) ist, sondern nur auf<br />

Grund <strong>von</strong> Konkurrenzdruck trockenheitsertragend<br />

(xerotolerant) ist<br />

• Dies betrifft ebenfalls die anderen Faktoren, so dass<br />

z.B. eine Art nicht als säureliebend sondern lediglich<br />

als acidotolerant einzustufen wäre


5. Reaktionszahl (R)<br />

• Sie gibt die Bodenreaktion in Bezug auf den pH-Wert<br />

und den Kalkgehalt des Bodens wieder<br />

• Da auch hier hohe Konkurrenz herrscht, ist es<br />

möglich mit der R-Zahl das ökologische Verhalten<br />

darzustellen<br />

• R- und F-Zahlen sind <strong>durch</strong> zahlreiche Messungen<br />

der Bodenfeuchte und des pH-Wertes gut<br />

abgesichert.<br />

• Bei der Interpretation <strong>von</strong> Reaktionszahlen ist zu<br />

beachten, das die Arten mit ihren Wurzeln<br />

unterschiedlich tiefe Horizonte/Humusauflagen<br />

erschließen.


6. Stickstoff- bzw.Nährstoffzahl (N)<br />

• Die N-Zahl gibt die Versorgung der Pflanzen mit<br />

Mineralstickstoff (NO 3 - und/oder NH 4-Ionen ) an,<br />

dem quantitativ wichtigsten Nährstoff<br />

• Man kann sie auch als Trophiegrad der allgemeinen<br />

Ernährungssituation im Boden ansehen und als<br />

Nährstoffzahl bezeichnen<br />

• Wobei <strong>durch</strong> N1 nährstoffärmste (Standorte anzeigt<br />

werden und <strong>durch</strong> N9 an übermäßig nährstoffreichen<br />

Standorten konzentriert (Geilplätze, Lägerfluren,<br />

Verschmutzungszeiger).


Verteilung der Faktorenzahlen<br />

• Die folgende Abbildung zeigt die Verteilung der 7<br />

Faktorenzahlen gegen die Häufigkeit der Arten.<br />

• Die hohen L- und R-Zahlen sind am häufigsten<br />

verteilt, weil im Freiland die Artenvielfalt höher ist als<br />

im Schatten des Waldes.<br />

• Und die Freilandböden oftmals neutralen bis<br />

basischen Charakter haben (R7 und R8).<br />

• Die niedrigen N-Werte lassen sich <strong>durch</strong> die R-<br />

Zahlen interpretieren, je saurer bzw. kalkreicher der<br />

Boden, desto geringer die Menge des<br />

pflanzenverfügbaren Stickstoffs (NO 3 - und/oder NH 4 -<br />

Ionen ).<br />

• Die Häufigkeit <strong>von</strong> F5 zeigt, dass die Mehrzahl der<br />

aufgenommenen Landpflanzen auf mittelfeuchten<br />

Böden gedeihen Frischezeiger


Verteilung der Zeigerwerte für L, T, K, F, R, N und S für 2726<br />

Gefäßpflanzen-Sippen über die Skalen 1-9 bzw. 12 (F-Zahl)


Nicht mit Zeigerwerten definierte Faktoren<br />

• Weitere Faktoren, die als Zeigerwerte<br />

unberücksichtigt bleiben, sind Humusgehalt bzw. der<br />

Humuszustand <strong>von</strong> Waldböden<br />

• Der Humusgehalt eines Bodens wirkt sich auf<br />

Wasser- und Nährstoffhaushalt aus, ist aber i.d.R.<br />

nicht essentiell für Pflanzen (Humus als Indikator für<br />

Umsetzungsgeschwindigkeit)<br />

• Viele sind in Nährlösung oder in humusfreiem<br />

Substrat lange kultivierbar.


• Differenziert werden kann zwischen:<br />

Moor- und Waldpflanzen, die Tendenzen zeigen<br />

humusreiche Standorte zu besiedeln <br />

konkurrenzschwachen Arten mit hoher L- und T-<br />

Zahl, die hpts. auf Rohhumusböden wachsen<br />

• ROGISTER (1978) teilte erstmals den Humuszustand<br />

<strong>von</strong> Waldböden in Zeigerwerte ein<br />

• Er kombinierte Ellenbergs R- und N-Zahlen<br />

• Das Produkt aus mR x mN korreliert sehr gut mit der<br />

Humusqualität


4) Ökogramme aus mittleren Zeigerwerten<br />

• Berechnung <strong>von</strong> <strong>durch</strong>schnittlichen Faktorenzahlen<br />

um das ökologische Verhalten <strong>von</strong> Arten eines<br />

Pflanzenbestandes zur Standortindikation zu nutzen<br />

• z.B. mittlere Feuchtezahl (mF): alle F-Zahlenwerte<br />

eines Standortes gehen in die Berechnung mit ein<br />

• Bei <strong>Waldstandorten</strong> bleiben Bäume unberücksichtigt,<br />

sie leben „unter anderen“ Umweltbedingungen als<br />

ihre Krautschicht<br />

• z.B. mF=5 entspricht einem frischen bis<br />

mittelfeuchtem Boden, er wird <strong>von</strong> den meisten Arten<br />

bevorzugt<br />

• So kann man mit allen Zeigerwerten einer<br />

<strong>Vegetati</strong>onsaufnahme verfahren und die<br />

Standortamplitude andeuten


• Zur Veranschaulichung zweier Faktoren werden<br />

Mittelwert und Amplitude in ein Koordinatensystem<br />

eingesetzt<br />

• Man erhält dann die entsprechenden Ökogramme<br />

<strong>von</strong> 2 wichtigen Faktorenzahlen<br />

• Oft werden Feuchtezahl und Reaktionszahl<br />

gegeneinander aufgetragen<br />

• Vorteil der Ökogramme ist ein direkter Vergleich der<br />

Zeigerwerte mehrerer Pflanzengesellschaften<br />

• Jedoch geben Ökogramme nicht den tatsächlichen<br />

Artbestand wieder


Ökogramm-Baumschicht


Ökogramm - Verbände


Ökogramm-Krautschicht: <strong>Ökologische</strong> Gruppen


• Das Ökogramm zeigt, dass die Amplitude der<br />

krautigen Arten enger ist als das der<br />

Baumarten<br />

• Dies ist auf den großen Konkurrenzdruck<br />

zwischen den vielen Krautschichtarten<br />

zurückzuführen<br />

• Die Konkurrenz ist höher ist als in der<br />

Baumschicht<br />

• Ohne Konkurrenz hätten fast alle Pflanzen,<br />

Bäume wie Kräuter, ein identisches<br />

physiologisches Optimum


Vergleich einiger Arten der Krautschicht zur<br />

Bodenreaktion in Fagus-Wäldern und in Reinkultur<br />

• Carex alba - guter<br />

Kalkzeiger = alkaliphil<br />

• Mercurialis perennis -<br />

könnte bei niedrigem<br />

pH leben;<br />

konkurrenzfrei in<br />

ihrem Optimalbereich<br />

• Luzula luzoloides - in<br />

Reinkultur weite<br />

Amplitude, im Wald<br />

oft nur auf saurem<br />

Boden; nicht als<br />

azidophil einzustufen


• Ihre physiologischen Ansprüche erreichen Pflanzen<br />

i.d.R. jedoch meist nur unter Reinkulturbedingungen<br />

• Den wohl wichtigsten Anspruch an den Standort<br />

stellen vor allem Bäume an die Bodeneigenschaften<br />

• Der Boden ist entscheidend für Wachstumskraft und<br />

Leistung der Baumarten<br />

• Insbesondere sind Feuchtigkeit und<br />

Nährstoffreichtum ausschlaggebend für die<br />

Konkurrenzkraft einzelner Arten im Bestand<br />

• Den Kampf ums Dasein gewinnen nur die Bäume, die<br />

sich am betreffenden Standort <strong>durch</strong>setzen können


• Sie müssen eine gute Wuchsleistung haben und ein<br />

hohes Alter erreichen.<br />

• Zusätzlich ist eine hohe Schattenverträglichkeit <strong>von</strong><br />

Vorteil – Schattholzarten sind wettbewerbsfähiger als<br />

Lichtholzarten, v.a. der Jungwuchs.<br />

• Dies betreffend sind Rotbuche und Tanne anderen<br />

Bäumen überlegen, vorrausgesetzt Boden- und<br />

Klimabedingungen stimmen.<br />

• Zwischen den beiden Konkurrenten ist z.B. die<br />

Wachstumsgeschwindigkeit in der Jugendphase<br />

ausschlaggebend fürs Hochkommen.


• Dennoch hat die Rotbuche unter den milden<br />

Klimaverhältnissen der submontanen Stufe Vorteile.<br />

• Die Rotbuche ist unter den o.g. Bedingungen so<br />

dominant, dass sie fast alle Baumarten aus ihrem<br />

Optimalbereich verdrängen kann.<br />

• Nur Esche, Berg- und Spitzahorn haben Chancen,<br />

sie haben einen noch schnelleren Jungwuchs.<br />

• Limitierender Faktor der Rotbuche ist oft zeitweilige<br />

Bodennässe, wo sich die o.g. Arten <strong>durch</strong>setzen<br />

können.<br />

• Ein Vergleich mit der Abb.73 verdeutlicht, dass<br />

lediglich Rotbuche, Esche und Bergahorn im Stande<br />

sind sich in ihrem Potenzoptimum <strong>durch</strong>zusetzen.


Feuchtigkeits- & Säurebereich wichtiger Baumarten


5) <strong>Ökologische</strong> Gruppierung der Krautschicht<br />

• Die Artenzusammensetzung einer Pflanzengesellschaft<br />

ist das Ergebnis der Konkurrenz<br />

• Es zeigt das ökologische Verhalten <strong>von</strong> Arten, das<br />

entscheidenden Einfluss auf das Kleinmosaik am<br />

Waldboden hat<br />

• Die Zeigerwerte drücken dies aus und geben die<br />

Möglichkeit das Verhalten in Ökogrammen darzustellen<br />

• Als Beispiele für die Differenz der Arten wären die<br />

Bergsegge (Carex montana), die Goldnessel<br />

(Lamiastrum galeobdolon) und der Hohle Lerchensporn<br />

(Corydalis cava) zu nennen


1) Bergsegge - Carex montana<br />

• Sie ist am häufigsten in lichten Wäldern vertreten: L5<br />

• Bei mäßiger Wärme, d.h. in der submontanen Stufe<br />

MEs: T5<br />

• Mit subozeanischem Klimacharakter, Schwerpunkt<br />

ME (nach Osten ausgreifend): K4<br />

• Konkurrenzfähig auf rel. trockenen Böden: F4<br />

• Mäßigsäurezeiger, nicht extrem saurer Böden: R5<br />

• Oft stickstoffarm: N3


2) Goldnessel - Lamiastrum galeobdolon<br />

• Wärmebedingt hat sie ein weites Verbreitungsgebiet,<br />

sie ist als indifferent einzustufen: Tx<br />

• Intermediäres verhalten im West-Ost-Gefälle, d.h.<br />

schwach subozeanisch bis schwach subkontinental:<br />

K5<br />

• Sie gilt als Schattenpflanze, oft gedeiht sie bei einer<br />

rel. Beleuchtungsstärke unter 5%: L3<br />

• Frischezeiger mit Verbreitungsschwergewicht auf<br />

mittelfeuchten Böden: F5<br />

• Sie bevorzugt neutrale bis schwach-basische Böden,<br />

niemals auf stark sauren Böden: R7<br />

• Zeigt mäßig stickstoffreiche Standorte an: N5<br />

• Ordnungscharakterart der Fagetalia sylvaticae


Goldnessel - Lamiastrum galeobdolon


3) Hohler Lerchensporn - Corydalis cava<br />

• Ist ein Frühlingsgeophyt, besetzt schattige Standorte<br />

mit wenig Konkurrenz; kommt aber auch an helleren<br />

Plätzen vor: L3 (


Hohler Lerchensporn -<br />

Corydalis cava


Ökoprofil aller Zeigerwerte<br />

• Dem Ökogramm gegenüber gestellt ist das Ökoprofil<br />

• Hier sind alle Zeigerwerte verschiedener Klassen<br />

(3 + Gesamtmittel) gemittelt<br />

• Es wird für jede Einheit ein Ökoprofil eingezeichnet<br />

• Die Ordnungsnummern dieser Einheiten werden auf<br />

allen 6 Zeigerwertskalen <strong>durch</strong> eine Linie verbunden<br />

• Man erhält einen direkten Vergleich über das<br />

ökologische Verhalten der Klassen inkl. der<br />

Extremwerte in manchen Bereichen


Ökoprofil 3 verschiedener Klassen


Vergleich zweier Buchenwaldstandorte<br />

1) Neutraler – basischer Boden<br />

• Die effizientesten Buchenwälder MEs wachsen auf<br />

tiefgründigen Braunerden oder Parabraunerden<br />

• Deren Bodenreaktion ist relativ neutral<br />

• Er ist auch ein ergiebiger Ackerboden, weswegen die<br />

Mullbuchenwälder (Eu-Fagion) selten geworden sind<br />

• In den Braunerden mittlerer Sättigung ist die<br />

Nährstoffversorgung, der Wasserhaushalt und die<br />

Durchlüftung so gut, dass ein artenreiches Spektrum<br />

vorhanden ist<br />

• Außerdem findet eine rasche Zersetzung der Streu statt<br />

eine dünne Mull-Auflage gibt es, aber keine Moder-<br />

Auflage


• In der Krautschicht der strauch- und moosarmen<br />

Hallenwälder findet man folgende Arten:<br />

• Anemone nemorosa<br />

• Lamiastrum galeobdolon<br />

• Carex sylvatica<br />

• Polygonatum multiflorum<br />

• Galium odoratum<br />

• Athrium filix-femina und viele mehr<br />

• Als negative „Differentialarten“ für die Abgrenzung<br />

ärmerer Eu-Fagion gegen Kalkbuchenwälder sind<br />

z.B. folgende Arten kennzeichnend:<br />

• Mercurialis perennis<br />

• Arum maculatum<br />

• Corydalis cava


Anemone nemorosa - Buschwindröschen


Bodenversauerung <strong>durch</strong> Stammabfluß<br />

• Messungen habe ergeben, dass in schwach sauren<br />

bis kalkreichen Böden im Stammbereich alter<br />

Rotbuchen eine enorme Bodenversauerung herrscht<br />

• Verdrängung aus dem Stammfußbereich im Umkreis<br />

<strong>von</strong> 150 cm <strong>von</strong> Schwachsäure-, Basen- und<br />

Kalkzeigern<br />

• Mäßigsäurezeiger und Moose sind begrenzt zu<br />

finden<br />

• Die Artenverdrängung nimmt mit wachsender<br />

Bodenazidität zu


Kleinräumige Bodenreaktion <strong>durch</strong><br />

Stammabfluß <strong>von</strong> Rotbuchen


2) Buchenwälder auf saurem Boden -<br />

Moderbuchenwälder<br />

• Die Gesellschaften des Luzulo-Fagion wachsen auf<br />

basenarmen Silikatgesteinen wie Granit, Gneis,<br />

Sandstein oder Tonschiefer<br />

• Die Böden sollten über ein Mindestmaß <strong>von</strong> Schluff<br />

oder Ton verfügen als nährstoff-adsorbierende<br />

Feinbestandteile<br />

• Die Luzulo-Fagion sind artenarme, acidophile<br />

Rotbuchenwälder<br />

• OBERDORFER (1957) bezeichnet sie als<br />

„die wichtigste klimabedingte und oft<br />

landschaftsbeherrschende Waldform der<br />

mitteleuropäischen Tieflagen“.


• Aus diesem Grund entstand das „Sollingprojekt“ zur<br />

Erforschung <strong>von</strong> Landökosystemen<br />

die sauren Böden wurden zur Aufforstung mit<br />

Fichte und Kiefer als Brenn- und Bauholz und für die<br />

Zelluloseindustrie bevorzugt<br />

• Die Krautschicht der sauren Buchenwälder ist<br />

artenarm, wenige sind säuretolerant, z.B.:<br />

• Luzula luzuloides<br />

• Avenella flexuosa<br />

• Oxalis acetosella<br />

• Pteridium aquilinum<br />

• Veronica officinalis<br />

• Vaccinium myrtillus


6) Tabelle Zeigerwerte & Diagramme<br />

Sauerhumusbuchenwald Zeigerwerte<br />

L T K F R N S<br />

•Luzula luzuloides 4 x 4 5 3 4 0<br />

•Avenella flexuosa 6 x 2 x 2 3 0<br />

•Oxalis acetosella 1 x 3 5 4 6 0<br />

•Pteridium aquilinum 6 5 3 5 3 3 0<br />

•Veronica officinalis 6 x 3 4 3 4 0<br />

•Vaccinium myrtillus 5 x 5 x 2 3 0<br />

Kalkbuchenwald Zeigerwerte<br />

L T K F R N S<br />

•Anemone nemorosa x x 3 5 x x 0<br />

•Lamiastrum galeobdolon 3 5 4 5 7 5 0<br />

•Carex sylvatica 2 5 3 5 6 5 0<br />

•Polygonatum multiflorum 2 x 5 5 6 5 0<br />

•Galium odoratum 2 5 2 5 6 5 0<br />

•Athrium filix-femina 3 x 3 7 x 6 0<br />

•Mercurialis perennis 2 x 3 x 8 7 0<br />

•Arum maculatum 3 6 2 7 7 8 0<br />

•Corydalis cava 3 6 4 6 8 8 0


Diagramm Häufigkeit / R - Zahl<br />

Häufigkeit<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Reaktionszahl<br />

Sauerhumusbuchenwald<br />

Kalkbuchenwald


Diagramm Häufigkeit / N - Zahl<br />

Häufigkeit<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Stickstoffzahl<br />

Sauerhumusbuchenwald<br />

Kalkbuchenwald


Diagramm Häufigkeit / L – Zahl<br />

Häufigkeit<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Lichtzahl<br />

Sauerhumusbuchenwald<br />

Kalkbuchenwald


• Gemeinsamkeiten der<br />

bodensauren Buchenwälder<br />

und der Kalkbuchenwälder ist<br />

das Vorherrschen der<br />

Rotbuche<br />

• Ihre Physiognomie, Physiologie<br />

und Lichökologie machen sie<br />

flexibel und dominant<br />

• Sie bilden straucharme<br />

Hallenwälder und schirmen<br />

somit den Boden vor<br />

Konkurrenten ab<br />

• Allgemein scheint für ihr gutes<br />

Wachstum der Wasserhaushalt<br />

und die Tiefgründigkeit eines<br />

Bodens wichtiger zu sein als<br />

seine chemischen<br />

Eigenschaften


Buchenwald - Teufelsschlucht<br />

• Die Artenzusammensetzung der<br />

Wälder (Naturzustand) ist kein<br />

einfaches Zusammenspiel der<br />

anorganischen Umwelt<br />

• Sondern ein komplexes System<br />

<strong>von</strong> Standortbedingungen<br />

(abiotisch und biotisch),<br />

Wettbewerb (inter- &<br />

intraspezifisch)<br />

• Anthropogene Eingriffe geben<br />

lediglich anderen Baumarten die<br />

Möglichkeit ihr Potenzoptimum<br />

zu erreichen


Systematische<br />

Übersicht der<br />

Laubwälder


Tabellarische<br />

Übersicht der<br />

Gefäßpflanzen<br />

(Auszug)


7) Literatur • H.Ellenberg, H.E.Weber, R.Düll,<br />

V.Wirth, W.Werner (2001):<br />

Zeigerwerte <strong>von</strong> Pflanzen in<br />

Mitteleuropa. Verlag Erich Glotze,<br />

3. Aufl.<br />

• H.Ellenberg (1986):<strong>Vegetati</strong>on<br />

Mitteleuropas mit den Alpen in<br />

ökologischer Sicht. Verlag Eugen<br />

Ulmer<br />

• R.Böcker, I.Kowarik, R.Bornkamm<br />

(1983): Untersuchungen der<br />

Zeigerwerte nach Ellenberg -<br />

Verhandlungen Gesellschaft für<br />

Ökologie Band XI, Festschrift für<br />

H.Ellenberg. Göttingen<br />

• I. Kowarik, W.Seidling (1989):<br />

Zeigerwertberechnung nach<br />

Ellenberg – Zu Problemen &<br />

Einschränkungen einer<br />

sinnvollen Methode. Landschaft +<br />

Stadt 21, (4), 132-143,<br />

Verlag Eugen Ulmer

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