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AVE 5/2011

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In dieser Ausgabe<br />

Wallfahrt 2012 2<br />

Der Mensch braucht Sakramente<br />

und Medikamente 11<br />

Passion Lourdes 15<br />

<strong>AVE</strong> – 5 – Oktober <strong>2011</strong>


Impressum<br />

Organ des Vereins der<br />

Interdiözesanen Lourdeswallfahrt<br />

Deutsche und Rätoromanische<br />

Schweiz und der Regionalvereine<br />

<strong>AVE</strong> 59. Jahrgang<br />

Es erscheint 6-mal pro Jahr<br />

(Abonnement 1 Jahr Fr. 17.–,<br />

2 Jahre Fr. 32.–, 3 Jahre Fr. 48.–):<br />

je Ende Januar, März, Mai, Juli,<br />

September, November<br />

Pilgerbüro, St.Otmarsberg<br />

8730 Uznach<br />

Tel. 055 285 81 15 (Mo–Fr, 14–17 Uhr)<br />

Fax 055 285 81 00, PK 90-8242-9<br />

Wallfahrt: www.lourdes.ch<br />

Abonnement: www.abo.otmarsberg.ch<br />

E-Mail: pilgerbuero@lourdes.ch<br />

Redaktion, Vereinsmitteilungen<br />

P. Emmanuel Rutz, 8730 Uznach<br />

Tel. 055 285 81 02<br />

E-Mail: p.emmanuel@otmarsberg.ch<br />

Titelbild<br />

Blick auf die Rosenkranzbasilika, die<br />

Krypta und die Obere Basilika. Wallfahrt<br />

<strong>2011</strong>.<br />

Fotos<br />

Hans Schorno: S. 1, 3, 4, 11, 13, 19, 24; Martin<br />

Hobi: S. 6, 8, 9; Lourdes-Photo: S. 16;<br />

Archiv Uznach: S. 18, 23; Renate Schmid:<br />

S. 21.<br />

Druck<br />

Druckerei Oberholzer AG, Uznach<br />

Das nächste <strong>AVE</strong><br />

erscheint Ende Oktober <strong>2011</strong><br />

Redaktionsschluss: 26. September <strong>2011</strong><br />

Zum Geleit<br />

Wallfahrt 2012<br />

Anlässlich der Hauptversammlung<br />

vom 25. August<br />

<strong>2011</strong> haben die Mitglieder des<br />

Vereins der Interdiözesanen<br />

Lourdeswallfahrt der Deutschen<br />

und Rätoromanischen Schweiz<br />

Kenntnis genommen von den<br />

Planungen zur Wallfahrt 2012.<br />

Auf dem Hintergrund der sich<br />

ändernden Ansprüche der Teilnehmenden<br />

war es den Verantwortlichen<br />

unserer Wallfahrt ein<br />

Anliegen, mit einem ausgebauten<br />

Angebot eine Antwort darauf<br />

zu geben, um so die Wallfahrt<br />

und das Glaubensgeheimnis von<br />

Lourdes einem weiten Wallfahrerkreis<br />

offen halten zu können.<br />

So sollen diese Zeilen eine Vorinformation<br />

auf die kommende<br />

Wallfahrt vom 28. April bis zum<br />

4. Mai 2012 sein.<br />

Zugswallfahrt<br />

Während 115 Jahren wurde die<br />

Lourdeswallfahrt ganz im Sinne<br />

einer echten Pilgerreise als Zugswallfahrt<br />

durchgeführt. Auf dem<br />

Hintergrund der zunehmenden<br />

Hürden bezüglich des Rollmaterials<br />

und einer überdurchschnittlichen<br />

Preiserhöhung der letzten<br />

Jahre (neu auch die IFER-Taxe<br />

für nicht französisches Rollmaterial<br />

bis zu Fr. 6000.–/Waggon)<br />

wird es immer schwieriger, dieses<br />

Angebot aufrecht zu erhalten.<br />

Dennoch sind die Verantwortlichen<br />

bestrebt, die Zugswallfahrt<br />

2<br />

Bewährtes und Neues<br />

nach den ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Möglichkeiten zu sichern.<br />

Dabei haben sie nicht nur<br />

die grosse Kapazität im Auge.<br />

Viel wichtiger ist ihnen die Tatsache,<br />

dass unsere kranken PilgerInnen<br />

mit keinem anderen<br />

Transportmittel mit vergleichbarem<br />

Aufwand nach Lourdes reisen<br />

können. Zudem kann das für<br />

die Wallfahrt benötigte Material<br />

mehr oder weniger nur mit den<br />

Zügen sinnvoll zum Wallfahrtsort<br />

transportiert werden. Deshalb<br />

ist es den Verantwortlichen<br />

ein Anliegen, das Zugsangebot<br />

zu sichern. So werden auf der<br />

nächsten Wallfahrt weiterhin drei<br />

Züge (1 Tageszug und 2 Nachtzüge)<br />

angeboten.<br />

Flugwallfahrt<br />

Auf dem Hintergrund des geänderten<br />

Reiseverhaltens entschied<br />

sich der Vorstand des Vereins der<br />

Lourdeswallfahrt im Jahre 2010<br />

für den Einsatz eines Charterfluges<br />

nach Lourdes. Dieses neue<br />

Angebot fand ein sehr positives<br />

Echo. Schon Ende Januar <strong>2011</strong><br />

war der Flug für die diesjährige<br />

Wallfahrt ausgebucht. Etliche<br />

Anfragen mussten abgewiesen<br />

werden. Nachdem die Flugwallfahrt<br />

generell ein sehr gutes Echo<br />

zurückmeldete, haben sich die<br />

Verantwortlichen für die kommende<br />

Wallfahrt auf einen Ausbau<br />

des Platzangebotes und der


Jede Arbeit und jedes Gebet<br />

ist auch in Lourdes Dienst am<br />

Nächsten.<br />

Aufenthaltsdauer entschieden.<br />

Für die Wallfahrt 2012 stehen<br />

200 Plätze im Charterflug zur<br />

Verfügung. Die Flugwallfahrt<br />

nach Lourdes startet bereits am<br />

Samstagabend, 28. April ab Kloten,<br />

so dass für alle Pilger mögliche<br />

Abflugszeiten angeboten<br />

werden können. Der Rückflug<br />

ist für den Donnerstagnachmittag,<br />

3. Mai gebucht.<br />

Buswallfahrt<br />

Neu bietet das Lourdespilgerbüro<br />

eine Buswallfahrt an. Zwei Cars<br />

Zum Geleit<br />

zu je 50 Plätzen reisen unter dem<br />

Patronat der Interdiözesanen<br />

Lourdeswallfart der Deutschen<br />

und Rätoromanischen Schweiz<br />

vom 28. April bis zum 4. Mai<br />

nach Lourdes. Diese werden in<br />

der Region Ausserschwyz – Linthgebiet<br />

ihre ersten Zusteigeorte haben<br />

und an verschiedenen Stationen<br />

auf dem Weg nach Genf weitere<br />

Möglichkeiten anbieten. Die<br />

Reise nach Lourdes wie auch die<br />

Rückreise ist auf zwei Tage verteilt.<br />

Auf der Hinreise feiern wir<br />

in der Basilika von Annecy eine<br />

Hl. Messe, die Übernachtung findet<br />

in Nîmes statt. Auf der Rückreise<br />

ist die Übernachtung in<br />

Clermont-Ferrand, um dann am<br />

Morgen des 4. Mai eine Hl. Messe<br />

beim hl. Pfarrer in Ars zu zelebrieren.<br />

Bitte beachten Sie, dass<br />

im Preis sowohl alle Übernach-<br />

3<br />

tungen wie auch sämtliche Verpflegungen<br />

inbegriffen sind.<br />

Die Pilgerleitung hofft mit diesem<br />

ausgebauten Pilgerangebot<br />

möglichst vielen PilgerInnen den<br />

Weg nach Lourdes eröffnen zu<br />

können und zählt dabei auch auf<br />

Ihre Mithilfe, indem Sie andere<br />

von der Botschaft von Lourdes<br />

begeistern und auf unsere Angebote<br />

aufmerksam machen. Die<br />

detaillierten Informationen können<br />

Sie dem Anmeldeformular<br />

entnehmen, das in Heft Nr. 6<br />

beigelegt sein wird, anfangs November<br />

vom Pilgerbüro zugestellt<br />

wird oder dort bezogen<br />

werden kann. Ebenfalls finden<br />

Sie ab diesem Datum alle Informationen<br />

unter www.lourdes.ch.<br />

Gesegnete Herbsttage!<br />

Ihr P. Emmanuel osb<br />

In diesem Heft<br />

finden Sie<br />

Zum Geleit 2<br />

Lourdespredigten 4<br />

O Maria hilf 6<br />

Wallfahrtsopfer 10<br />

Wallfahrtsmotto 11<br />

Passion Lourdes 18<br />

Vereinsmitteilungen 21


Manchmal wird nach der<br />

Spezialität von Lourdes gefragt.<br />

Etwas theologischer ausgedrückt:<br />

Es wird nach dem speziellen<br />

Charisma dieser Pilgerstätte<br />

gefragt. Schnell kommen<br />

da natürlich die Präsenz der<br />

Kranken in den Blick, die Grotte<br />

mit der sprudelnden Quelle,<br />

die Prozessionen… Mir fehlt dabei<br />

ein Stichwort, welches diesen<br />

Ort mit dem gehörten Evangelium<br />

von der singenden Maria<br />

verbindet: das Singen – in allen<br />

Stimmlagen und an allen Orten!<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

Lourdespredigten<br />

Denn von der gottesdienstlichen<br />

Versammlung oder den Prozessionen,<br />

über den täglichen Arbeitsort<br />

vieler HelferInnen auf<br />

der Krankenwallfahrt (das Spital)<br />

bis hin zu jenen Orten, wo der<br />

Tag für manche ausklingt (die<br />

4<br />

Personalgottesdienst<br />

Restaurants)… an all diesen Orten<br />

wird in Lourdes gesungen,<br />

fast rund um die Uhr! Wie gesagt<br />

trifft sich diese auffällige Singfreude<br />

mit dem Bild der singenden<br />

Maria, wie sie sich uns im<br />

Magnifikat zeigt. Auch bei ihr<br />

braucht es offenbar nicht zwingend<br />

einen liturgischen Rahmen,<br />

um ins Singen zu kommen. Anlässlich<br />

eines Verwandtenbesuchs<br />

bei Elisabeth stimmt sie ihr Magnifikat<br />

an. Dorthin will uns ihr<br />

Loblied auf Gott auch begleiten,<br />

dazu will es uns stärken und ermutigen.<br />

Ja, das Magnifikat ist<br />

ein Mutmach-Lied der besonderen<br />

Art.<br />

Beginnen wir mit dem ersten<br />

Wort, zumindest im lateinischen<br />

Text: «Magnificat». – «Gross<br />

mache meine Seele den Herrn!»<br />

So beginnt Maria ihr Mutmach-<br />

Lied. Denn es gibt die Gefahr,<br />

dass wir Gott und uns klein machen<br />

und klein halten. Dagegen<br />

tritt das Magnificat an. Wir sollen<br />

und dürfen gross von Gott<br />

denken und Ihm keine Grenzen<br />

setzen. Dabei setzt Maria bei sich<br />

Pfarrer Stefan Staubli, Präses<br />

der Krankenpflegevereinigung<br />

während der Homilie im<br />

Personalgottesdienst auf der<br />

diesjährigen Wallfahrt.


an: «Meine Seele preist (mache<br />

gross) den Herrn.»<br />

Beten beginnt also nicht mit der<br />

Frage, was Er hören will, sondern,<br />

was ich Ihm zu sagen habe.<br />

Das praktiziert hier Maria.<br />

Ja, das<br />

Magnifikat ist ein<br />

Mutmach-Lied der<br />

besonderen Art.<br />

«Meine Seele preist den Herrn.»<br />

Anderswo, unter dem Kreuz,<br />

wird sie weinen. Doch jetzt, in<br />

der Freude einer beglückenden<br />

Begegnung, bricht es aus ihr heraus:<br />

«Meine Seele preist den<br />

Herrn!»<br />

Was lässt Maria gross von Gott<br />

denken? Was lässt sie singen in<br />

ihrer doch ungeklärten und ungewissen<br />

Situation und rundum<br />

höchst einfachen Verhältnissen?<br />

Sie sagt es gleich selber: «Denn<br />

auf die Niedrigkeit seiner Magd<br />

Folgende Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung:<br />

– <strong>AVE</strong>-Versandstelle, Pilgerbüro, 8730 Uznach<br />

– Internet: www.abo.otmarsberg.ch<br />

– E-Mail: pilgerbuero@lourdes.ch<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

hat er geschaut. Denn der<br />

Mächtige hat Grosses an mir getan<br />

und sein Name ist heilig.»<br />

Seine Heiligkeit ist keine erdrückende<br />

Übermacht, gegen die<br />

nichts zu machen und für die<br />

kein Opfer gross genug ist. Nicht<br />

ängstliches Aufschauen oder angestrengtes<br />

Ausschauen ist gefragt.<br />

Er schaut zu uns, legt sich<br />

göttlich ins Zeug, derart, dass Er,<br />

nicht von Menschen gezeugt, als<br />

Mensch aus Maria zur Welt<br />

kommen wird. Und das ist sein<br />

Name, sein tiefstes Wesen und<br />

unwiderrufliches Programm: Leben<br />

zu ermöglichen und ins Leben<br />

zu rufen, und wenn es sein<br />

muss, selbst vom Gesetz her verfrüht<br />

und menschlich gesehen<br />

unmöglich…<br />

Davon singt Marias Mutmach-<br />

Lied: von einem Gott, der ebenso<br />

in seinen Höhen wie in meinen<br />

Tiefen zu Hause ist. Einer,<br />

dem nicht bloss mein/unser<br />

Überleben am Herzen liegt, vielmehr<br />

mein Innenleben, unser<br />

Fortleben. Er schaut sich unser<br />

5<br />

Leben nicht bloss an, Er ist unser<br />

Leben und will sich darin ausdrücken.<br />

Damit haben wir die<br />

ausgelassene Zeile im Magnificat<br />

eingeholt, wo Maria singt:<br />

«…und mein Geist jubelt über<br />

Gott, meinen Retter.»<br />

Ja, mehr wie der Richter über<br />

mein Leben ist Er der Retter<br />

meines Lebens!<br />

Ausgehend von diesem Boden<br />

schreitet das Loblied kräftig voran<br />

und bekennt:<br />

«Er erbarmt sich…<br />

Er vollbringt…<br />

Er zerstreut…<br />

Er stürzt und erhöht…<br />

Er beschenkt und lässt leer ausgehen…»<br />

Hier bekommt das Mutmach-<br />

Lied Marias durchaus die Note<br />

von einem Protestlied, das uns<br />

ermutigt, nicht bloss gross (von<br />

Gott und uns) zu denken, sondern<br />

auch anders zu denken (von<br />

der Welt und uns) und zu handeln.<br />

Ein solcher Mut tut eben<br />

gut! Amen.<br />

Helfen Sie uns mit, Ihre Adresse aktuell zu halten!<br />

Durch Ihre Mithilfe ermöglichen Sie uns weiterhin eine tadellose Zustellung der Zeitschrift <strong>AVE</strong> und darüber hinaus eine aktuelle<br />

Adressverwaltung.<br />

Herzlichen Dank!


Begonnen hatte alles ein Jahr<br />

früher: Chorleiterin Sr. Mirjam<br />

Oeschger fragte Esther Hobi-<br />

Schwarb, ob sie als Organistin an<br />

der schweizerischen Lourdeswallfahrt<br />

<strong>2011</strong> wirken wolle. Nach einigem<br />

Zögern sagte sie zu. Überraschungen<br />

waren ihr gewiss, an<br />

den verschiedenen Orgeln konnte<br />

wegen der Gottesdienstfülle kaum<br />

geübt werden. Also: Spielen, nicht<br />

üben. Am 7. Mai dieses Jahres<br />

machte man sich auf nach Lourdes,<br />

an jenen Ort, in dem 1858<br />

der 14-jährigen Bernadette Soubirous<br />

18-mal Maria erschienen<br />

war. Mit auf der Wallfahrt auch<br />

ich, mal spielend, mal singend,<br />

mal beobachtend.<br />

Samstag, 7. Mai <strong>2011</strong><br />

Punkt 5.45 Uhr fuhr die SBB,<br />

dreiviertel Stunden später wech-<br />

Die «Grossen» der Kirchenmusik<br />

von Lourdes:<br />

v.l.n.r: Jean-Paul Lécot, Esther<br />

Hobi und Sr. Mirjam Oeschger.<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

Orgeln für Hunderte –<br />

Tausende<br />

selten wir in Pfäffikon SZ in den<br />

Extrazug, der uns, zusammen mit<br />

rund 700 Personen, direkt ans<br />

Ziel bringen sollte. Knapp eineinhalb<br />

Stunden vor Mitternacht war<br />

es dann auch soweit. Das Ganze<br />

nannte sich «Tageszug». Für uns<br />

bedeutete dies 16 Stunden. Nach<br />

und nach würden aus der Schweiz<br />

noch zwei «Nachtzüge» und ein<br />

Charterflug, gesamt rund 2000<br />

Personen zur 115. Interdiözesanen<br />

Lourdeswallfahrt der Deutschen<br />

und Rätoromanischen Schweiz zusammentreffen.<br />

So standen wir nun mit Orgelschuhen<br />

und Orgelnoten im Gepäck<br />

in Lourdes, im wohl berühmtesten<br />

Marienwallfahrtsort.<br />

Auch das Dirigiertreppchen von<br />

Schwester Mirjam fehlte nicht.<br />

Sie wird es während der ganzen<br />

6<br />

O Maria hilf!<br />

Woche nie vermissen müssen.<br />

Franziska Krähenmann leistete<br />

für ihre Chordirigentin einen perfekten<br />

Schleppdienst.<br />

Eine Sherpa-Arbeit, wie sie selbst<br />

sagte. Als profilierte Spezialistin<br />

wird sie sich in sechs Tagen wieder<br />

den Kaiserschnitten zuwenden.<br />

Heute nun und für weitere vorgesehene<br />

fünf Nächte, die allerdings<br />

auf vier reduziert wurden, ging’s<br />

ins Hotel America. Tagsüber sollten<br />

wir davon nicht allzu viel mitbekommen,<br />

denn die Erdteile<br />

treffen sich in der Stadt, im Heiligen<br />

Bezirk von Lourdes.<br />

Sonntag, 8. Mai<br />

Der Morgen begann mit einem-<br />

Rundgang zu dritt. Wir hofften,<br />

einige Orgeln kurz zu Gesicht zu<br />

bekommen, auf denen schon bald<br />

das Orgelspiel erwartet wurde.<br />

Wenigstens «zu Gesicht», dies im<br />

wahrsten Sinne des Wortes. Zum<br />

Kennenlernen und Vertrautwerden<br />

würde es kaum reichen, denn<br />

in Lourdes ist nach dem Gottesdienst<br />

eigentlich schon mitten im<br />

Nächsten. So schafften wir zwei<br />

Orgeln, eine kurz vor, die andere<br />

kurz nach, d.h. also bereits wieder<br />

kurz vor dem nächsten Gottesdienst.<br />

Die Strategie war klar:<br />

Knipse, knipse, knipse Kamera, so<br />

dass während des Mittagessens<br />

mit dem halben Poulet die Anordnung<br />

der Orgelregister gleich mit<br />

einverleibt werden konnte. Mit


vollem Magen eilten wir bald danach<br />

zur Kirche Ste. Bernadette.<br />

Kurze Vorprobe für den Eröffnungsgottesdienst.<br />

Dann ging’s los,<br />

rund 40 Fahnen, drei Dutzend<br />

Priester und so weiter und so fort<br />

und als Vorsteher der neue Bischof<br />

des Bistums Basel, Dr. Felix<br />

Gmür, der von zwei ausländischen<br />

Bischöfen begleitet wurde.<br />

Zusammen feiert sich’s einfach<br />

leichter. Dazu altfranzösische,<br />

festliche Orgelmusik, bald auch<br />

Chormusik und die Gottesdienstteilnehmenden<br />

zählten wir ab so-<br />

Überraschungen<br />

waren ihr gewiss,<br />

an den verschiedenen<br />

Orgeln<br />

konnte wegen der<br />

Gottesdienstfülle<br />

kaum geübt werden.<br />

Also:<br />

Spielen, nicht üben.<br />

fort nur noch in Hunderten. Die<br />

Orgel, ein historisierender Neubau<br />

einer französischen Barockorgel<br />

aus dem Jahre 1992, war<br />

klanglich schön. Nur das Sitzen<br />

war fast unmöglich, wie ich während<br />

des Ausgangsspiels selbst bemerkte.<br />

Rückenschmerzen hatten<br />

dann doch weder Esther noch ich.<br />

Vielleicht lag’s auch an der Grotte,<br />

die gleich vis-à-vis über dem<br />

Fluss lag. Man war ja schliesslich<br />

in Lourdes.<br />

Unmittelbar nach dem Gottesdienst<br />

war Chorprobe. Rund 70<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

Schweizer Pilgerinnen und Pilger<br />

bildeten den Pilgerchor, wobei<br />

zwar präzis dieses wagnerianische<br />

Werk nie gesungen wurde, aber<br />

doch Alles Leben strömt aus dir,<br />

Einen Tisch hat die Weisheit bereitet,<br />

Jauchzet dem Herrn, alle Welt<br />

(F. Mendelssohn), Jubilate Deo<br />

(L. Halmos) und, und, und – und<br />

allen voran Wie gross bist du. Dieses<br />

klang in seinen Schlusstakten<br />

wenig später mit dem Glockenspiel<br />

der Orgel der unterirdischen<br />

Piusbasilika noch etwas farbiger.<br />

So war’s am schönsten, was auch<br />

Bischof Felix vier Tage später mit<br />

einem öffentlichen langgezogenen<br />

«Sooo schööön!» quittierte.<br />

Die abendliche, sehr stimmungsvolle<br />

Lichterprozession durfte<br />

nicht fehlen, das omnipräsente<br />

«Lourdes-Ave-Maria» ebenso<br />

nicht. Wir unsererseits gaben uns<br />

zwischen einer thailändischen<br />

und spanischen Pilgergruppe stehend<br />

keinerlei Vorsingblösse. Wir<br />

glänzten. Sie auch.<br />

Montag, 9. Mai<br />

Messfeier im Herzen von Lourdes:<br />

in der Grotte. Schon vor acht Uhr<br />

morgens wartete der Chor mit<br />

dem Elektropiano und Sr. Mirjams<br />

Dirigiertreppchen schweigend<br />

– wie es in der Nähe der<br />

Grotte üblich ist – beim separaten<br />

Eingang. Die vorgängige Pilgergruppe,<br />

noch in Erwartung der<br />

Kommunion, war ihrem Zeitplan<br />

leider etwas hintennach. Wir bereiteten<br />

uns deshalb auf das baldige<br />

rasche Handeln vor, gar so, dass<br />

wir dann unser aus der Schweiz<br />

mitgeschlepptes Piano nicht einmal<br />

auspackten, sondern uns mit<br />

dem mickrigen Grotten-Elektronenörgeli<br />

arrangierten. Wir waren<br />

7<br />

uns einig: An dieser Gnadenstätte<br />

wurde schlichtweg eine «Orgel»<br />

entsorgt. Dennoch wirkte Maria,<br />

die nur wenige Meter über uns das<br />

Geschehen beobachtete, milde gestimmt<br />

– nach den gesungenen<br />

marianischen Chorwerken gar<br />

noch ein wenig mehr, meine ich.<br />

Nachmittags folgte die Beichtfeier<br />

in der Piusbasilika. Jetzt waren wir<br />

in der vielbesprochenen Basilika.<br />

1958 unterirdisch gebaut, in einer<br />

für mich sehr überzeugenden,<br />

auch liturgischen Anordnung.<br />

25’000 Personen soll sie fassen,<br />

davon 10’000 Sitzplätze, 2000<br />

nun also für uns. Die Orgel aus<br />

dem Jahr 1969, von Orgelbauer<br />

Pesce aus Pau 1997 renoviert, ist<br />

für diesen akustisch nicht einfachen<br />

Raum ideal und sehr gut angelegt.<br />

Wir waren froh darum, da<br />

zum Kennenlernen pro Manual<br />

lediglich drei Minuten und nochmals<br />

drei fürs Pedal verblieben,<br />

gesamt eine Viertelstunde für 54<br />

Register also.<br />

Bei Esther entwickelte sich bald<br />

etwas, was man möglicherweise<br />

als «Harley Davidson»-Feeling benennen<br />

könnte, obwohl sie noch<br />

nie auf so einem Ding gesessen ist.<br />

Auch mir ging es so. Nur der<br />

Wind im Haar fehlte. Den<br />

brauchten die Bälge.<br />

Dienstag, 10. Mai<br />

Wieder in der Piusbasilika. Acht<br />

Uhr morgens, Eucharistiefeier mit<br />

Krankensalbung. Frühzeitiges Einsingen<br />

mit dem Chor. Die technische<br />

Einrichtung war perfekt,<br />

Franziska Krähenmann konnte<br />

sich deshalb leichten Schrittes zu<br />

ihren Kolleginnen im Alt gesellen.<br />

Sehr grosser Einzug, musikalisch<br />

mit Joyoso von Andrew Moore,


Sr. Mirjam bei der Direktion<br />

des Ad-hoc Chores.<br />

sehr langer Einzug, mit ergänzten<br />

Improvisationen zum bald auch<br />

gesungenen Singt dem Herrn ein<br />

neues Lied.<br />

Bei den zusätzlichen Chorrufen<br />

und Chorcodas galt es für alle auf<br />

der Hut zu sein. Auch mein gesungener,<br />

sehr kurzfristig geänderter<br />

Evangelienvers führte zum<br />

frischen Halleluja von allen.<br />

Sr. Mirjam leitete souverän durch<br />

alle liturgischen Klippen und<br />

Freuden, wozu Esther das Ganze<br />

mit dem ersten Satz aus J. S. Bachs<br />

Concerto G-Dur abrundete. Freude<br />

rundum.<br />

Proben und Gottesdienstbesprechungen<br />

folgten. Auf 21.00 Uhr<br />

war die Heilige Stunde in der Kirche<br />

Ste. Bernadette angesetzt, eine<br />

Meditation zum «Vater unser»,<br />

gemäss der Lourdes-Jahresthematik:<br />

Mit Bernadette das Vater unser<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

beten. Da wir Maria vertrauten,<br />

fürchteten wir keine Orgel-Rückenschmerzen<br />

und freuten uns<br />

auf die «altfranzösische» Orgel.<br />

Doch die war schon in den Händen<br />

und Füssen unseres Organistenkollegen<br />

aus Autun. Für die<br />

Schweizer Wallfahrt war die andere<br />

Kirchenhälfte vorgesehen.<br />

Dies bedeutete: Elektronenorgel.<br />

Und was für eine. Zwar nicht unbedingt<br />

entsorgt, so aber doch zu<br />

wenig für sie gesorgt. Die Trennwand<br />

ergab somit zwei Kirchen.<br />

Auf die Zahl drei brachte es dann<br />

die Musik: Die Pilgerinnen und<br />

Pilger der Diözese Autun mit<br />

«Taizé»-Gesängen, das «Ave, ave,<br />

ave, Maria» von der grossen<br />

Open-Air-Lichterprozession und<br />

wir mit unserer marianischen<br />

Swissness, dank der Rosenkranzkönigin<br />

oder des Geleite durch die<br />

Wellen des Zermatter Pfarrers<br />

Gregor Brantschen. Alles gleichzeitig.<br />

Schön war’s.<br />

Mittwoch, 11. Mai<br />

Internationaler Gottesdienst in der<br />

Piusbasilika, die Sitzplätze waren<br />

alle belegt. Die Schweiz stellte den<br />

8<br />

Hauptteil des internationalen Ansingchores,<br />

als Ehre und Lohn<br />

winkte der alleinige Schweizer<br />

Vortrag des Händel-Hallelujas,<br />

was unter Sr. Mirjams Leitung zur<br />

Zufriedenheit aller vortrefflich gelang.<br />

Die weiteren Chorleiterund<br />

Orgeldienste waren im internationalen<br />

Geschehen Chefsache.<br />

Frédéric Dupuy und Jean-Paul<br />

Lécot leisteten kluge und gute Arbeit.<br />

Französische Kirchenmusikpraxis<br />

mit Leitversen, Kantorenversen<br />

im professionell-selbstverständlichen,<br />

liturgischen Zusammenspiel<br />

und Bischof Felix leitete<br />

seine bis anhin wohl grösste Messe.<br />

Noch grösser ist’s nur dem<br />

Papst vorbehalten.<br />

Am Nachmittag waren auch bei<br />

uns «Taizé»-Gesänge in der Kirche<br />

Ste. Bernadette angesagt. Autun<br />

hatte es uns ja vorgemacht.<br />

Nochmals wurde Esther die Elektronenorgel<br />

zugewiesen. Das Thema<br />

Kreuzweg passte somit recht<br />

gut dazu. Noch in leicht gedämpfter<br />

Stimmung stiegen wir abends<br />

in die Höhe, zur Basilique Supérieure.<br />

Der Personalgottesdienst war für all<br />

jene Personen gedacht, die mit der<br />

Wallfahrtsorganisation oder mit<br />

der Krankenbetreuung zu tun<br />

hatten. Wir hatten keine Ahnung,<br />

was für ein Instrument uns erwartete.<br />

Bis zuletzt blieb es spannend,<br />

da der Lichtschalter auch noch<br />

erst entdeckt werden musste.<br />

Die Überraschung war dann aber<br />

umso grösser: Eine rund 25-registrige<br />

unveränderte Orgel von<br />

Cavaillé-Coll aus der Bauzeit<br />

der Kirche, eingeweiht im Jahre<br />

1873! Das Feinste vom Feinen der<br />

damaligen Zeit. Ein Orgelfest<br />

also. Eine halbe Stunde blieb zur


Gottesdienstvorbereitung, französische<br />

Romantik, aber auch Colin<br />

Mawbys Tell forth his wonders mit<br />

all den schönen, weichen Grundstimmen.<br />

Pfarrer Stefan Staubli,<br />

einer der geistlichen Begleiter der<br />

Wallfahrt, thematisierte im Gottesdienst<br />

die «singende Maria». Es<br />

passte einfach alles. Das Klosterbier<br />

mundete anschliessend noch<br />

intensiver…<br />

Donnerstag, 12. Mai und<br />

Freitag, 13. Mai<br />

Abschiedsmesse mit Reisesegen in<br />

der Piusbasilika. Es hatten sich an<br />

diesem wiederum sonnigen Vormittag<br />

weit mehr als «nur» die<br />

Schweizer Wallfahrerinnen und<br />

Wallfahrer zusammengefunden.<br />

Und noch einmal genossen wir an<br />

der Orgel den kräftig-hymnischen<br />

Gesang der paar Dutzend hundert<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

Personen. Die Orgel war uns inzwischen<br />

recht vertraut und der<br />

Chor, der während der ganzen<br />

Wallfahrt ein enormes Engagement<br />

leistete, sang noch einmal<br />

seinen Händel zur Krönung des<br />

Ganzen. Ein Klangfest zum Abschied.<br />

Ein ruhiger Nachmittag und<br />

Abend war angesagt. Ein langer<br />

Abend sollte es werden. Abends<br />

um elf Uhr spazierten Sr. Mirjam,<br />

Esther und ich entspannt zur<br />

Grotte. Noch immer hatte es sehr<br />

viele Leute und wir staunten wiederholt<br />

über die Anziehungskraft,<br />

die von diesem Ort ausgeht. Ein<br />

kleiner Ort, am Fusse der Pyrenäen,<br />

in dem die Kranken im<br />

Mittelpunkt stehen, die von vielen<br />

ehrenamtlichen Helferinnen<br />

und Helfern umsorgt werden –<br />

nicht nur in diesem Jahr der Frei-<br />

9<br />

Frau Esther Hobi im Einsatz<br />

am Spieltisch der Orgel in der<br />

Piusbasilika.<br />

willigenarbeit, sondern schon lange<br />

vorher und wohl auch noch<br />

lange darüber hinaus.<br />

Wir erwarteten die Abreise. Die<br />

französischen Bahnen spendierten<br />

ein mehr oder weniger spontanes<br />

Extra: Der «Tageszug» startete bereits<br />

um 3.20 Uhr, abgeholt im<br />

Hotel wurden wir um 2.15 Uhr.<br />

Diese letzte «Hotelnacht» hatten<br />

wir uns anders vorgestellt. Doch<br />

es war bereits Freitag, der Dreizehnte.<br />

Wir trösteten uns damit,<br />

dass Pilgern auch «Unterwegs-<br />

Sein» bedeutet und die Bahnfahrt-<br />

Das Feinste<br />

vom Feinen<br />

der damaligen Zeit.<br />

Ein Orgelfest also.<br />

Laudes erst auf 7.00 Uhr angesagt<br />

war. Dazu brauchte es kein Dirigiertreppchen.<br />

Und eine Orgel<br />

schon gar nicht.<br />

Nur Sr. Mirjam sang ins Mikrophon.<br />

Mit diesem Namen kann<br />

sie nicht anders. Ob sie im Personalwagen<br />

auch noch dazu tanzte,<br />

weiss ich nicht.<br />

Martin Hobi<br />

Uznach


Im Namen der Interdiözesanen<br />

Lourdeswallfahrt der<br />

Deutschen und Rätoromanischen<br />

Schweiz bedanke ich mich<br />

ganz herzlich für jede Opfergabe<br />

auf der Heimfahrt der<br />

diesjährigen Wallfahrt. Das Opfer<br />

ergab die hohe Summe von<br />

Fr. 27’722.25, was eine durchschnittliche<br />

Gabe pro Pilger von<br />

Fr. 14.60 ergibt.<br />

Das diesjährige Opfer fliesst vollumfänglich<br />

in den Krankenbetreuungsfonds<br />

unserer Wallfahrt.<br />

Dieser ermöglicht jedes Jahr be-<br />

Das Personal auf der Lourdeswallfahrt<br />

bringt sich auf<br />

verschiedene Weise zum Wohl der<br />

Pilger, allen voran der kranken<br />

PilgerInnen ein.<br />

Wallfahrt <strong>2011</strong><br />

Wallfahrtsopfer <strong>2011</strong><br />

dürftigen PilgerInnen eine Wallfahrt<br />

nach Lourdes und leistet<br />

darüber hinaus einen Beitrag an<br />

die Wallfahrtskosten des freiwilligen<br />

Personals. An erster Stelle<br />

stehen dabei die Gesuche von<br />

Kranken, die nicht von einem<br />

Pilgerverein unterstützt werden<br />

können. Jedes Jahr gibt es Härtefälle,<br />

die – oft noch kurzfristig –<br />

einer Unterstützung bedürfen.<br />

In solchen Fällen sind die Verantwortlichen<br />

unserer Wallfahrt<br />

dankbar, wenn sie auf den Kran-<br />

10<br />

Herzlichen Dank!<br />

kenbetreuungsfondszurückgreifen können.<br />

Des Weiteren wird aus diesem<br />

Fonds ein Teil der Pilgerreise<br />

von Ordensleuten, Ärzten und<br />

den Krankenseelsorgern bezahlt.<br />

Ebenso kommen alle freiwilligen<br />

HelferInnen in den Genuss einer<br />

Vergünstigung von Fr. 200.–<br />

(Mitglieder der KPV) bzw. Fr.<br />

100.– für Nichtmitglieder. Alle<br />

Helfer und Helferinnen arbeiten<br />

während einer Woche ohne<br />

Lohn im Dienste der ganzen<br />

Wallfahrt und für viele sind es<br />

zudem eingezogene Ferientage.<br />

So ist diese Unterstützung sicherlich<br />

ein berechtigter Beitrag an<br />

die Kosten ihrer Pilgerreise.<br />

Neben den Opfergaben der<br />

Wallfahrt dürfen wir während<br />

des Jahres weitere persönliche<br />

Gaben von lieben LourdeswohltäterInnen<br />

entgegennehmen.<br />

Auch bei einem allfälligen Gewinn<br />

der Lourdeswallfahrt – was<br />

leider in den letzten Jahren nur<br />

noch sehr selten vorkam – kann<br />

ein Teil davon dem Krankenbetreuungsfonds<br />

zugewiesen werden.<br />

So darf ich Ihnen allen im Namen<br />

des Vereins der Interdiözesanen<br />

Lourdeswallfahrt nochmals<br />

ein herzliches Vergelt’s Gott<br />

für Ihre Grosszügigkeit aussprechen.<br />

Br. Bernhard Bisquolm<br />

Pilgerbüro


Weshalb machen sich jedes<br />

Jahr mehrere Millionen<br />

Menschen aus allen Völkern, Religionen<br />

und Konfessionen,<br />

Gläubige und Ungläubige, Menschen<br />

aus allen Berufen, Gesunde<br />

und Kranke auf den Weg nach<br />

Lourdes? Auch der biblische<br />

Thomas ist unter ihnen, der<br />

zweifelnde und suchende, der,<br />

der immer auf dem Weg war und<br />

dessen Suche nie ein Ende gefunden<br />

hat. Warum pilgern gerade<br />

auch viele Ärzte zu diesem Marienheiligtum?<br />

Warum folgt jeden<br />

Tag der Arzt von Lourdes direkt<br />

hinter dem Bischof der Prozession<br />

mit dem Allerheiligsten?<br />

Um die Seele von Lourdes zu finden,<br />

muss man hingehen und<br />

danach suchen, das Herz erheben,<br />

um hineingenommen zu<br />

werden in das Geheimnis dieses<br />

Ortes. Ärzte gehen nach Lourdes,<br />

um dem Arzt Jesus Christus<br />

zu begegnen und von ihm zu lernen:<br />

Nächstenliebe, Unvoreingenommenheit,<br />

Verfügbarkeit.<br />

Medizin ist ein lebenslanger Weg<br />

der Handreichung.<br />

«Bittet, dann wird euch gegeben;<br />

sucht, dann werdet ihr finden;<br />

klopft an, dann wird euch<br />

geöffnet» sagt der Arzt Lukas<br />

(Lk 11,9). Suchende Menschen<br />

werden in Lourdes mit den Gnadengaben<br />

beschenkt, die zum<br />

Heil und zur Heilung führen.<br />

Sie finden Ruhe für ihre Seele<br />

In vielen Begegnungen<br />

in Lourdes finden sich Menschen<br />

und lassen dabei das Antlitz<br />

Gottes aufleuchten.<br />

Wallfahrtsmotto<br />

Der Mensch braucht Sakramente<br />

und Medikamente<br />

(Mt 11,29–30). Der Mensch hat<br />

jedoch keinen Rechtsanspruch<br />

auf Heilung und Heil. Nicht allen,<br />

die in Lourdes bitten, wird<br />

gegeben, nicht allen, die an der<br />

«Porte de la Vie» anklopfen, wird<br />

geöffnet, nicht alle, die suchen,<br />

werden die «Porte de la Lumière»<br />

finden. Gott heilt, wann und<br />

wen er will. Daher beten wir<br />

«Dein Wille geschehe». «Herr,<br />

gib mir die Kraft, alles zu tun,<br />

was du verlangst. Dann verlange<br />

von mir, was du willst» (Hl. Augustinus).<br />

11<br />

Als Arzt in Lourdes<br />

Menschen sind berufen sich auf<br />

den Weg zu machen, dem nachzufolgen,<br />

der von sich sagen<br />

kann «Ich bin der Weg und die<br />

Wahrheit und das Leben» (Joh<br />

14,6) und als Suchende unter<br />

Suchenden in geschwisterlichen<br />

Begegnungen ihr Leben verändern<br />

zu lassen und zu erleben,<br />

was Kirche heute ist: «Volk Gottes<br />

unterwegs», Menschen des<br />

Weges (Apg 9,2). Eine Wallfahrt<br />

nach Lourdes ist eine Reise der<br />

Hoffnung. Die Hoffnung stirbt<br />

zuletzt.


Nicht nur Kranke, die körperliche<br />

Heilung erhoffen, pilgern<br />

nach Lourdes. Trotzdem aber<br />

denken die meisten Menschen<br />

beim Thema Lourdes an die Heilung<br />

körperlicher Leiden, weil sie<br />

diese am meisten beeindrucken.<br />

Um die Seele von<br />

Lourdes zu finden,<br />

muss man hingehen<br />

und danach suchen,<br />

das Herz erheben,<br />

um hineingenommen<br />

zu werden<br />

in das Geheimnis<br />

dieses Ortes.<br />

Man darf jedoch nicht mit falschen<br />

Erwartungen nach Lourdes<br />

gehen. Christen haben einen<br />

Auftrag.<br />

Wunder von Lourdes<br />

Wunderheilungen sind keine<br />

Alltäglichkeit. Sie lösen in naturwissenschaftlichen<br />

und medizinischen<br />

Kreisen widersprüchliche<br />

Reaktionen aus. Wunderheilungen<br />

entziehen sich der Reproduzierbarkeit,<br />

einem wesentlichen<br />

naturwissenschaftlichen<br />

Kriterium. Kein Mensch würde<br />

behaupten, dass es etwas nicht<br />

gibt, weil es selten ist. Weil Wunderheilungen<br />

selten sind, sind sie<br />

ganz besonders kostbar, göttliches<br />

Geschenk. Das hat Br. Leo<br />

Schwager (1924–2004), Mönch<br />

im Kloster St.Otmarsberg, am<br />

30. April 1952 erfahren dürfen.<br />

Wallfahrtsmotto<br />

Seine Heilung ist die erste und<br />

bisher einzige eines Schweizers,<br />

die von der Kirche als Wunder<br />

anerkannt wurde.<br />

In Lourdes werden keine gottgesetzten<br />

Naturgesetze ausser Kraft<br />

gesetzt. Heilung setzt die dazu<br />

erforderlichen biologischen Voraussetzungen<br />

des Menschen voraus.<br />

Auch vor der Grotte von<br />

Lourdes kann ein Mensch an einem<br />

Herzinfarkt sterben. Kein<br />

Beinamputierter bekommt in<br />

Lourdes sein Bein zurück. Zweiflern<br />

dient dieses Argument als<br />

Legitimation für oberflächliche<br />

Kritik. Die Bezeichnung «Spontanheilung»<br />

ist im Zeitalter der<br />

Allmacht der Naturwissenschaften<br />

und der Allgültigkeit der Naturgesetze<br />

keine Erklärung.<br />

Wunder und Wunderheilungen<br />

zeichnen sich nicht allein durch<br />

ihre medizinische Unerklärbarkeit<br />

aus. Ein wesentliches Element<br />

muss noch hinzutreten, die<br />

Zeit, die «Blitzartigkeit» der<br />

Evangelien: «Da sagte Jesus zu<br />

ihm: Steh auf, nimm deine Bahre<br />

und geh!» (Joh 5,8). Die wirkende<br />

Kraft ist Gott. Die Chancen<br />

einer medizinischen Intervention<br />

dürfen nicht gegen das<br />

Wirken Gottes ausgespielt werden.<br />

Kein vernünftig denkender<br />

Mensch kann sich den dokumentierten<br />

Tatsachen von Lourdes<br />

verschliessen.<br />

Der christliche Glaube heilt nicht<br />

Krankheiten, sondern kranke<br />

Menschen. Das Wunder von<br />

Lourdes ist die Heilung unserer<br />

inneren Verwundungen, das Keimen<br />

von Hoffnung aus Resignation<br />

und Verzweiflung, das Wachsen<br />

von Mut aus Sorgen und<br />

Ängsten, Gelassenheit und Kraft,<br />

12<br />

um unter der Last von dem, was<br />

wir an Mühe und Not zu tragen<br />

haben, unter dem «Joch» unserer<br />

Vergänglichkeit, auch mit einer<br />

Behinderung oder Krankheit<br />

nicht zusammenzubrechen. Wer<br />

infolge «Burnout» beim «Hochleistungssport»<br />

des Lebens nicht<br />

mehr mithalten kann, erhält in<br />

Lourdes neue Hoffnung. «Hoffen<br />

heisst, sich auf das geistige Gelingen<br />

unseres Seins ausrichten»<br />

(Jean Daniélou).<br />

Medikamente und Sakramente<br />

Kranke heilen beschränkt sich<br />

nicht auf eine medizinische Diagnose<br />

und Therapie. Kranke<br />

brauchen sämtliche Wohltaten<br />

der modernen Medizin und alle<br />

himmlischen Helfer. Kranke<br />

brauchen Medikamente und Sakramente.<br />

Kranke brauchen ein<br />

«Gegenüber» – ein Du – das sie<br />

begleitet. Begleitung und Dialog<br />

sind wesentliche Elemente der<br />

Heilungen Jesu. Origines kannte<br />

das «Therapiekonzept» Jesu,<br />

wenn er vom Arzt nicht nur Mitleid<br />

fordert, sondern körperlichseelisches<br />

Mitleiden, das jede<br />

Empathie weit überschreitet:<br />

«infirmari cum infirmante, flere<br />

cum flente» – mit dem Kranken<br />

erkranken, mit dem Weinenden<br />

weinen. Nur das, was ich vor<br />

Gott nicht verberge, kann geheilt<br />

werden. Nur was angenommen<br />

ist, kann erlöst werden. In<br />

Lourdes eine Kerze anzünden bedeutet,<br />

die eigene Endlichkeit<br />

annehmen. Der Kranke darf klagen<br />

und Gott anrufen mit den<br />

Psalmworten «All mein Sehnen,<br />

Herr, liegt offen vor dir, mein<br />

Seufzen ist dir nicht verborgen.»<br />

(Psalm 38,10). Immer mehr


Der Kranke darf in Lourdes<br />

menschliche wie auch göttliche<br />

Nähe erfahren.<br />

Kranke wünschen sich salutogene<br />

Heilungskonzepte. Die Bitte<br />

um ein Medikament ist schon<br />

Bekenntnis des Krankfühlens;<br />

die Bitte um Verzeihung schon<br />

Schuldbekenntnis. Medikamente<br />

und Sakramente sind wirkmächtig.<br />

Sie haben ihre je spezifischen<br />

Wirkungen, die durch<br />

die Sinne wahrnehmbar sind.<br />

Medikamente haben dem Tod<br />

viel Land abgewonnen. Die Sakramente<br />

hat Jesus Christus zur<br />

Mitteilung seiner Gnade eingesetzt.<br />

Medikamente können Sakramente<br />

nicht ersetzen. Für<br />

Medikamente müssen Hilfesuchende<br />

zum Arzt, für Sakramente<br />

müssen Gesunde und Kranke<br />

den Priester aufsuchen. Auch in<br />

unserer Beliebigkeitsgesellschaft<br />

darf nicht irgend jemand die<br />

wirkmächtigen «Substanzen und<br />

Akzidentien» verschreiben oder<br />

spenden. «Oder ist einer unter<br />

euch, der seinem Sohn einen<br />

Stein gibt, wenn er um Brot bittet»<br />

(Mt 7,9).<br />

Als Arzt in Lourdes<br />

In Lourdes können wir mit den<br />

eigenen Augen das Wesen des<br />

Arztseins und des Priesterseins<br />

besonders deutlich erkennen.<br />

Wir sehen Phänomene, die mit<br />

den Segnungen der technisierten<br />

Medizin allein nicht erreicht<br />

werden können: Hoffnung bei<br />

Hoffnungslosen und Wunder-<br />

Wallfahrtsmotto<br />

heilung Unheilbarer. Der Arzt<br />

kann in Lourdes einen neuen<br />

Zugang zu seinem Beruf finden,<br />

weil er mit seiner eigenen Endlichkeit<br />

und Unvollkommenheit<br />

konfrontiert wird. Es ist die Erfahrung,<br />

was den Beruf zur Beru-<br />

13<br />

fung macht, lebendige Wechselwirkungen<br />

und Zeichen der<br />

göttlichen Liebe.<br />

Das Leben muss erfahren und erlitten<br />

werden. Die eigene Endlichkeit<br />

annehmen zu lernen<br />

gehört zu den Lebensaufgaben


jedes Menschen. «Unsere Tage<br />

zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen<br />

wir ein weises Herz»<br />

(Ps 90,12). Im rein naturwissenschaftlichen<br />

Krankheitsbild ist<br />

der Mensch verloren, wie im<br />

Schweigen der Apersonalität der<br />

Galaxien. Der Mensch kann nie<br />

wissen, welche unvermeidliche<br />

Krankheit sich am Ende als ein<br />

unverhofftes Glück erweist, welches<br />

vermeintliche Glück in der<br />

Folge unversehens zu einem Unglück<br />

ausschlägt.<br />

Unheilbar kranke Menschen<br />

sind nicht «austherapiert». «Der<br />

unheilbar Kranke und seine Behandlung»,<br />

das war vor sechzig<br />

Jahren das Thema der Rektoratsrede<br />

von Prof. Dr. med. Jakob<br />

Klaesi an der Universität Bern.<br />

Sein letzter Satz lautete: «Das alles<br />

ist der Arzt: Ein Wissenschafter,<br />

ein Krieger, ein Erbarmer, ein<br />

Erzieher, ein Priester und ein<br />

Künstler. Sein höchstes ärztliches<br />

Bücher<br />

Die 18 Erscheinungen<br />

von Lourdes und ihre Bedeutung<br />

für den inneren Weg,<br />

von Franz-Toni Schallberger<br />

200 Seiten Fr. 25.–<br />

Das Licht der Wahrheit. Weg<br />

einer Familie in die katholische<br />

Kirche, von Jürg F. Berchtold<br />

95 Seiten Fr. 23.–<br />

Das Geheimnis von Lourdes,<br />

von Odilo Lechner Fr. 16.–<br />

Wallfahrtsmotto<br />

Wirken und Können setzt da<br />

ein, wo die Heilbarkeit der<br />

Krankheit aufhört.»<br />

Kann sich eine Krankheit an sich<br />

selbst erschöpfen? Eine metaphysische<br />

Frage, die wohl kaum<br />

zwingend beantwortet werden<br />

kann. Was die medizinische Wissenschaft<br />

nicht zu erklären vermag,<br />

ist für die Kirche noch lange<br />

nicht ein Wunder. Lourdes<br />

konfrontiert uns mit der Realität,<br />

aber gleichzeitig wird uns Kraft<br />

zur Abgrenzung geschenkt gegen<br />

die Illusionen moderner Glückssehnsucht,<br />

nach leidlosen Ländern<br />

und ewigem Blütenfrühling,<br />

gegen den untauglichen Versuch,<br />

dem wirklichen Leben zu entfliehen<br />

und von den Härten der Realität<br />

verschont zu bleiben.<br />

Der Gang zur Grotte von<br />

Lourdes verändert unser Leben.<br />

Die vielen tausend Bitten von<br />

Kranken und Leidenden, die jeden<br />

Tag über dem kleinen Pyre-<br />

Vertiefen Sie Ihre Lourdeswallfahrt<br />

Lourdes – Stätte des Lichts,<br />

von Andreas Drouve Fr. 23.–<br />

DVD/CD<br />

Bernadette Soubirous<br />

(ca. 2 Std.)/DVD Fr. 40.–<br />

Prozessionen in Lourdes:<br />

Es singt der Süddeutsche-Pilger-Chor<br />

Leitung: Leander Prinz/CD Fr. 20.–<br />

Marienlieder in Lourdes:<br />

Es singt der Süddeutsche-Pilger-Chor<br />

Leitung: Leander Prinz/CD Fr. 20.–<br />

14<br />

näenstädtchen Lourdes zum<br />

Himmel steigen, vereinigen sich<br />

zu einem Chor, der alle Bitten an<br />

unseren Vater wieder aufgreift,<br />

wie die Schlussdoxologie des Vaterunser.<br />

Die Bitten an die Gottesmutter<br />

vor der Grotte vereinigen<br />

sich zur himmlischen Liturgie<br />

in Anbetung und Danksagung.<br />

Jeden Tag greift sie die drei<br />

Bitten an unseren Vater wieder<br />

auf: die Verherrlichung seines<br />

Namens, das Kommen seines<br />

Reiches und die Kraft seines<br />

Heilswillens.<br />

Dr. Roland Moser<br />

Merzligen<br />

Im Gedenken an Bruder Leo Schwager<br />

OSB (1924–2004), Benediktinermönch<br />

des Klosters St.Otmarsberg, Uznach<br />

SG/Schweiz, der als erster und bisher<br />

einziger Schweizer am 30. April 1952 in<br />

Lourdes von einem terminalen Leiden<br />

geheilt wurde. R.I.P.<br />

Ich wurde in Lourdes geheilt.<br />

Interview<br />

mit Br. Leo Schwager/DVD Fr. 20.–<br />

Die Preise verstehen sich exkl. Porto<br />

und Verpackung. Bei Bestellung bitte<br />

das Gewünschte ankreuzen.<br />

Pilgerbüro, 8730 Uznach<br />

Telefon 055 285 81 15<br />

Telefax 055 285 81 00<br />

E-Mail: pilgerbuero@lourdes.ch


Noch einmal bewegen wir<br />

uns mit dieser fünften Betrachtung<br />

zum Vaterunser ganz<br />

in unseren menschlichen Bereichen.<br />

Die Bitte «Und führe uns<br />

nicht in Versuchung» lässt ebenso<br />

jene Wahrheit aufleuchten, die<br />

wir im letzten Heft betrachtet haben,<br />

nämlich die Erfahrung von<br />

Schuld wie auch die Erfahrung<br />

der Vergebung von Schuld. Und<br />

so mag diese letzte Bitte des Vaterunsers<br />

einerseits eine Doppelung<br />

der Erfahrung von Schuld<br />

darstellen, andererseits aber auch<br />

In Lourdes findet<br />

am 25. März 1858<br />

die 16. Erscheinung<br />

statt. Es soll<br />

die Erscheinung<br />

der Namensoffenbarung<br />

werden.<br />

eine Doppelung der Erfahrungen<br />

von Barmherzigkeit. Denn die<br />

Bitte «erlöse uns vom Bösen»<br />

lässt sich ja einzig und allein auf<br />

dem klaren Aufblick zum barmherzigen<br />

Vater aussprechen.<br />

Ganz offensichtlich war es Jesus<br />

wichtig, diesen nochmaligen<br />

Blick auf die Versuchung und auf<br />

das Böse allen Betern mit auf den<br />

Weg zu geben, um so den Vater<br />

im Himmel als den gütigen,<br />

barmherzigen und menschenfreundlichen<br />

Gott zu erkennen<br />

und zu lieben.<br />

Wallfahrtsmotto<br />

Aber gehen wir der Reihe nach.<br />

Die Bitte «Und führe uns nicht<br />

in Versuchung» mag auf den ersten<br />

Blick in der Tat etwas schwierig<br />

sein. Kann es wirklich die Intention<br />

Gottes sein, uns in Versuchung<br />

zu führen? Und diese Frage<br />

bekommt umso mehr Berechtigung,<br />

da wir gerade diesen Gott<br />

als den barmherzigen Vater umschrieben<br />

haben. Wenn wir diese<br />

Bitte als separaten Vers, ohne Zusammenhang<br />

betrachten, dann<br />

können wir sehr schnell Gefahr<br />

laufen, die Absicht Jesu falsch zu<br />

verstehen. Es geht Jesus mit der<br />

Aussage, uns nicht in Versuchung<br />

zu führen, nicht darum, dass<br />

Gott so quasi aus dem Hinterhalt<br />

handelt. Nein, ganz und gar<br />

nicht. Vielmehr können wir nur<br />

im gesamten Kontext die wahre<br />

Tiefe dieser Aussage erkennen.<br />

Schon in der letzten Betrachtung<br />

haben wir über die Schuldfrage<br />

nachgedacht, auch auf dem Hintergrund<br />

der hl. Bernadette. Und<br />

wir durften dabei erfahren, dass<br />

wir in so manchen Situationen<br />

Schuld auf uns laden und andere<br />

an uns schuldig werden. Diese<br />

Wahrheit scheinen selbst Heilige<br />

nicht abwenden zu können und<br />

diese Tatsache unterstreicht auch<br />

nochmals der Jakobusbrief, der<br />

seine Leser warnt, die Versuchung<br />

Gott in die Schuhe schieben<br />

zu wollen. «Keiner, der in Versuchung<br />

gerät, soll sagen: Ich wer-<br />

15<br />

Vaterunser<br />

Und führe uns nicht in Versuchung,<br />

sondern erlöse uns vom Bösen.<br />

de von Gott in Versuchung geführt.<br />

Denn Gott kann nicht in Versuchung<br />

kommen, Böses zu tun, und<br />

er führt auch selbst niemand in<br />

Versuchung. Jeder wird von seiner<br />

eigenen Begierde, die ihn lockt und<br />

fängt, in Versuchung geführt (Jak<br />

1,13f).» Wenn wir dieses Wort<br />

betrachten, dann stellen wir fest,<br />

dass der Verfasser des Jakobusbriefes<br />

demnach mit Versuchungen<br />

rechnet, die für uns zu Prüfungen<br />

werden und in denen wir<br />

uns bewähren können. Damit<br />

lässt sich diese Bitte Jesu im Vaterunser<br />

folgendermassen deuten:<br />

Wir sollen Gott darum bitten,<br />

dass er uns beisteht. Er kann<br />

uns helfen, damit wir nicht von<br />

unseren eigenen Begierden und<br />

von unserer eigenen Bedürftigkeit<br />

in Versuchung geführt werden,<br />

womit wir wieder bei der<br />

Erkenntnis der letzten Betrachtung<br />

über die Schuld angelangt<br />

wären. Das zeigt uns aber auch,<br />

dass wir diese Bitte wie alle anderen<br />

niemals isoliert betrachten<br />

dürfen, sondern immer im Kontext.<br />

Nur im Spannungsbogen<br />

von «Vergib uns unsere Schuld»<br />

und «erlöse uns von dem Bösen»<br />

können wir sie richtig verstehen.<br />

Gott ist es, der die Erfahrung von<br />

Schuld und Versuchung sozusagen<br />

in seinen Händen hält und<br />

uns durch seine Hände – durch<br />

Jesus Christus – die Barmherzigkeit<br />

zufliessen lässt.


Wenn wir dabei auf Lourdes und<br />

auf das Leben der hl. Bernadette<br />

blicken, lassen etliche Ereignisse<br />

diese Wahrheit aufleuchten.<br />

Doch darüber hinaus mag einmal<br />

mehr der 25. März 1858 im<br />

Mittelpunkt stehen. Die Kirche<br />

feiert an diesem Tag das Hochfest<br />

der Verkündigung des<br />

Herrn. In Lourdes findet an diesem<br />

Tag im Jahre 1858 die<br />

16. Erscheinung statt.<br />

Es soll die Erscheinung der Namensoffenbarung<br />

werden: «Ich<br />

bin die Unbefleckte Empfängnis<br />

– Qué soy era Immaculada<br />

Councepciou!» Und mit dieser<br />

Offenbarung des Namens sind in<br />

der Tat viele Anschuldigungen,<br />

Versuchungen des Bösen entwaffnet<br />

worden. Denn wenn wir<br />

die 20 Tage seit der 15. Erscheinung<br />

nochmals kurz betrachten,<br />

Wallfahrtsmotto<br />

dann begegnen uns folgende<br />

Blitzlichter:<br />

Bernadette nimmt kein Geld an.<br />

«Das brennt», sagt sie, wenn man<br />

ihr etwas in die Hand drücken<br />

will. – Das Spirituelle erträgt den<br />

Handel mit Materiellem nicht.<br />

Zwischen Ablehnung und Bewunderung:<br />

so waren die Empfindungen<br />

den Erscheinungen und Bernadette<br />

gegenüber geteilt.<br />

Etwas Heilsames geht von Bernadette<br />

aus. Einem neunjährigen<br />

Kranken, Jean Marie Doucet, geht<br />

es nach Begegnungen mit Bernadette<br />

für eine gewisse Zeit besser.<br />

Den Behörden gegenüber sagt sie:<br />

«Ich glaube nicht, dass ich irgend<br />

jemanden geheilt habe, und ich<br />

habe übrigens auch gar nichts<br />

dazu getan.»<br />

16<br />

Junge Pilger versammeln sich vor<br />

der Grotte zum gemeinsamen Vaterunser<br />

und tun damit<br />

dasselbe wie Bernadette bei den<br />

Erscheinungen.<br />

«In Bernadettes Benehmen war<br />

keinerlei Änderung wahrzunehmen.»<br />

Es schien ihr nicht einmal<br />

einzufallen, dass sie Gegenstand irgendwelcher<br />

Beachtung seitens des<br />

Publikums sein könnte, und sie<br />

suchte sich weder zu verstecken<br />

noch zur Schau zu stellen. Sie lebt<br />

mit der Unbekümmertheit eines<br />

reinen Gewissens.<br />

Auf diesen und weiteren Ereignissen<br />

wurden viele Diskussionen<br />

aufgebaut, sowohl im Klerus<br />

wie auch im gläubigen Volk. Vie-


le fragten sich, ob es recht sei,<br />

sich einem Ort zuzuwenden, der<br />

von der Kirche weder anerkannt,<br />

geschweige denn eingeweiht war.<br />

Und dennoch fühlten sich an<br />

diesem Festtag viele zur Grotte<br />

hingezogen. Auch Bernadette<br />

konnte trotz vieler mahnender<br />

Einwände dem Drang zur Grotte<br />

zu gehen nicht widerstehen.<br />

Sie sagt: Der Glanz der «himmlischen<br />

Schönheit» zieht mich an.<br />

Und dieser Drang wird schliesslich<br />

zum Durchbruch in der Erkenntnis<br />

mit dem Offenbarwerden<br />

des Namens «Ich bin die Unbefleckte<br />

Empfängnis». Sozusagen<br />

von einer Minute zur anderen<br />

verschwinden alle Vorurteile,<br />

Verurteilungen innerer wie äusserer<br />

Art und Anschuldigungen,<br />

denn der Name ist mehr als Programm.<br />

Ja, er zeigt uns die Wahrheit.<br />

Schuld, Versuchungen und<br />

das Böse meiden den Gottesnamen,<br />

meiden die Wahrheit. Mit<br />

dem Namen Gottes ist die Versuchung<br />

durchbrochen. So sind<br />

wir mit dem Beten des Vaterunsers<br />

exakt in derselben Ausrichtung.<br />

Immer wenn wir das Vaterunser<br />

beten, beginnen wir mit<br />

der Anrufung des Namens Gottes<br />

«Vaterunser», um dann unser<br />

tägliches Leben, das nun einmal<br />

von Schuld und Versuchungen<br />

durchstrickt ist, in diesen Namen<br />

Gottes hineinzulegen.<br />

In einer Betrachtung von P. Anselm<br />

Grün über das Vaterunser,<br />

näherhin auch über diese letzte<br />

Bitte des Vaterunsers, erkenne<br />

ich noch einen weiteren, interessanten<br />

Aspekt. P. Anselm geht<br />

darin der Frage nach, was wir unter<br />

Versuchung zu verstehen haben<br />

und was sie uns zeigen<br />

Wallfahrtsmotto<br />

möchte. Dazu schreibt er: «Die<br />

frühen Mönche schätzten die<br />

Versuchung als Erprobung des<br />

Menschen: Wie der Sturm den<br />

Baum zwinge, seine Wurzeln immer<br />

tiefer in die Erde zu treiben,<br />

so stärke die Versuchung den<br />

Mönch in seinem Kampf um das<br />

Gute.» Und auch in dieser, auf<br />

den ersten Augenblick vielleicht<br />

etwas fremden Sicht, erkennen<br />

wir die Wahrheit von Lourdes.<br />

Das trifft auf das Leben der hl.<br />

Bernadette zu, das trifft aber<br />

ebenso bis heute auf die ganze<br />

Wallfahrt zu. So manche Ereignisse<br />

bzw. Versuchungen traten<br />

an diesen Ort heran. Ich denke<br />

da unter anderem auch an die<br />

Bombendrohung am Hochfest<br />

Maria Himmelfahrt vor einem<br />

Jahr, wo der ganze Heilige Bezirk<br />

geräumt werden musste. Ich<br />

denke da aber auch an die vielfältigen<br />

Schwierigkeiten, die der<br />

Durchführung unserer jährlichen<br />

Wallfahrt begegnen. Bernadette<br />

und viele Männer und<br />

Frauen mit ihr haben bis zum<br />

heutigen Tag diesen Versuchungen<br />

widerstanden. Und sie taten<br />

das nicht, indem sie wild um sich<br />

schlugen und alle andern beschuldigten.<br />

Nein, sie taten es<br />

unter anderem auch mit den weisen<br />

Worten von P. Anselm: «Wie<br />

der Sturm den Baum zwinge, seine<br />

Wurzeln tiefer in die Erde zu<br />

treiben, so stärke die Versuchung<br />

die Männer und Frauen in ihrem<br />

Kampf um das Gute.»<br />

In diesen beiden Betrachtungen<br />

dürfen wir erkennen, worin unsere<br />

wahren Wurzeln liegen und<br />

wohin sie sich vorantreiben. Die<br />

Wurzeln des menschlichen Lebens<br />

sind in Gott und wollen<br />

17<br />

dorthin zurückgeführt werden.<br />

Das Gute wie das Böse unseres<br />

Lebens, ja letztlich die ganze<br />

Schöpfung, will zum Vater, zu<br />

unserem Vater einmünden. So<br />

wird das Gebet des Vaterunsers<br />

für uns ein Schutzraum, das uns<br />

Immer wenn wir<br />

das Vaterunser<br />

beten, beginnen wir<br />

mit der Anrufung<br />

des Namen Gottes<br />

«Vaterunser».<br />

vor dem Bösen bewahrt. Die Kirchenväter<br />

haben diese letzte Bitte<br />

«Erlöse uns von dem Bösen»<br />

auf Jesus Christus bezogen. Sie<br />

möge uns näher zu Christus führen,<br />

der uns in der Versuchung<br />

beisteht und uns vom Bösen erlöst.<br />

So sagt Petrus Chrysologus:<br />

«Die Versuchungen stammen<br />

vom Teufel, der Ursache und<br />

Quelle jedes Bösen… Der<br />

Mensch soll also zu Gott flehen<br />

und beten: Erlöse uns von dem<br />

Bösen, damit wir endlich durch<br />

Christus, den einzigen Sieger,<br />

vom Bösen befreit werden.»


Überall in der Abtei St. Otmarsberg<br />

in Uznach stehen<br />

afrikanische Kunst- und Gebrauchsgegenstände.<br />

Das Kloster<br />

der Missionsbenediktiner hätte<br />

eigentlich nur eine Etappe sein<br />

sollen auf dem Weg von Bruder<br />

Bernhard Bisquolm nach Afrika.<br />

Doch es kam anders, als der gelernte<br />

Elektroinstallateur aus<br />

Disentis GR ursprünglich wollte.<br />

Der 62-Jährige managt seit 40<br />

Jahren die jährliche Lourdes-<br />

Wallfahrt der Deutschen und<br />

Rätoromanischen Schweiz. Ein<br />

Ereignis, das noch 1996 über<br />

3800 Pilger anzuziehen vermochte.<br />

1971 wurde die Abtei angefragt,<br />

ob sie die Organisation der<br />

Lourdes-Wallfahrt übernehmen<br />

wolle. Grund für die Anfrage war<br />

die grosse Bekanntheit eines Mit-<br />

Wallfahrt<br />

Passion Lourdes<br />

Br. Bernhard Bisquolm im Pilgerbüro<br />

glieds der Mönchsgemeinschaft:<br />

Bruder Leo Schwager (1924–<br />

2004) wurde am 30. April 1952<br />

in Lourdes auf medizinisch unerklärbare<br />

Weise von Multipler<br />

Sklerose im Endstadium geheilt.<br />

Bei der Heilung handelt es sich<br />

um das 57. kirchlich anerkannte<br />

Wunder von Lourdes. Das Kloster<br />

bat den jungen Bruder Bernhard,<br />

den inzwischen verstorbenen<br />

Bruder Leo in der Verwaltung<br />

zu unterstützen. Die Afrika-Pläne<br />

musste der damals 21-<br />

Jährige begraben. 1972 organi-<br />

18<br />

sierten die beiden Benediktiner<br />

erstmals die grosse Lourdes-<br />

Wallfahrt. «Das war hart», erzählt<br />

der grossgewachsene<br />

Mönch. Alles hätten sie sich erarbeiten<br />

müssen. «Automatisierung<br />

gab es noch nicht. Man<br />

machte alles von Hand.»<br />

Dabei waren es schon damals<br />

über 2000 Pilger, die mit vier<br />

Zügen nach Lourdes reisten und<br />

dort fünf Tage miteinander verbrachten.<br />

Gesunde, Kranke und<br />

Helfer, Junge und Alte.<br />

EDV vereinfacht Organisation<br />

Ein Commodore steht im Gang<br />

vor dem Pilgerbüro. Das Fossil<br />

aus den Anfängen des Computerzeitalters<br />

belegt, dass hier<br />

schon sehr früh die elektronische<br />

Datenverarbeitung eingeführt<br />

wurde. Darauf ist Bruder Bernhard<br />

stolz; er selber hat die Software<br />

für die Spendenverwaltung<br />

des Klosters entwickelt. Die<br />

Mühsal bei der Organisation der<br />

ersten Wallfahrten war für den<br />

Praktiker Herausforderung und<br />

Ein Zeitzeugnis aus den<br />

Anfängen: Br. Leo und<br />

Br. Bernhard im provisorischen<br />

Pilgerbüro in Lourdes.


Ansporn: «Es muss besser gehen!»<br />

Heute erledigen trotz gestiegener<br />

Anforderungen zwei Personen<br />

ohne zusätzliche Hilfskräfte die<br />

vielfältigen Aufgaben des Pilgerbüros.<br />

Dank EDV erhält heute<br />

jeder Pilger einen dreiteiligen Beleg<br />

mit Zug-Billett und Platzkarte,<br />

Klebeetikette fürs Gepäck<br />

und Hotel-Schein. Es können<br />

Listen mit der Zugseinteilung<br />

für Ärzte und verantwortliche<br />

Helfer und Listen für Hotels erstellt<br />

werden.<br />

Veraltete Pilgerzüge<br />

Heute bereiten Probleme mit der<br />

Eisenbahn dem Wallfahrts-Manager,<br />

der von 1985 bis 2005<br />

auch als Cellerar für Finanzen<br />

und Personal des Klosters zuständig<br />

war, immer grössere Sorgen.<br />

Die Reise nach Lourdes dauere<br />

heute wegen schlechterer Konditionen<br />

beim Fahrplan zwei bis<br />

drei Stunden länger als früher.<br />

Zudem sei das Rollmaterial teilweise<br />

in sehr schlechtem Zustand.<br />

Bruder Bernhard ist es oft peinlich,<br />

den Pilgern nichts Besseres<br />

anbieten zu können. Die Schweizerischen<br />

SBB und die französische<br />

Bahn investierten nichts in<br />

Rollmaterial, das nur für Pilgerund<br />

Sonderzüge eingesetzt werde,<br />

klagt er. Es kann vorkommen,<br />

dass Pilger in Wagen mit<br />

blinden Fensterscheiben reisen<br />

müssen. Für den Mönch ist das<br />

einer der Gründe, weshalb die<br />

Pilgerzahlen seit Ende der 90er<br />

Jahre zurückgehen. Zuvor hatten<br />

während etwa 20 Jahren jeweils<br />

Wallfahrt<br />

3000 und mehr Personen an der<br />

Wallfahrt der Deutschen und<br />

Rätoromanischen Schweiz teilgenommen.<br />

<strong>2011</strong> waren es noch<br />

1882 Teilnehmer.<br />

Stress und<br />

intensive Gotteserfahrungen<br />

Während der Wallfahrt hat Bruder<br />

Bernhard persönlich relativ<br />

wenig von Lourdes, dafür umso<br />

mehr Stress und Anspannung.<br />

Dazu können auch ausserge-<br />

19<br />

Br. Bernhard darf anlässlich des<br />

Eröffnungsgottesdienstes auf der<br />

diesjährigen Wallfahrt den Dank<br />

der ganzen Pilgerschar für seine<br />

40-jährige Tätigkeit empfangen.<br />

wöhnliche Ereignisse wie Todesfälle<br />

oder Unfälle beitragen.<br />

Den Wallfahrtsort geniessen<br />

kann der Mönch aber, wenn er<br />

im Herbst nach Lourdes geht,<br />

um Hotelverträge abzuschliessen.<br />

Dann könne auch er einmal


an der Grotte sitzen und Lourdes<br />

in Ruhe auf sich wirken lassen.<br />

Lourdes sei «ein Ort, wo der<br />

Himmel die Erde berührt, wo<br />

man sehr intensive Gotteserfahrungen<br />

macht, wo man wirklich<br />

still werden kann».<br />

Wann finden Wunder statt?<br />

Auf Wunderheilungen ist der Benediktiner<br />

nicht scharf. Aber<br />

dass Bruder Leo, mit dem er jahrelang<br />

zusammenarbeitete, auf<br />

wundersame Weise geheilt wurde,<br />

glaubt er schon. Was ihn ärgert,<br />

sind Menschen, die Wunder<br />

erleben möchten. Manchmal<br />

erhält der Wallfahrts-Manager<br />

Anrufe von Personen, die wissen<br />

wollen, um welche Uhrzeit die<br />

Wunder jeweils stattfinden. «Immer<br />

um die halbe Stunde», habe<br />

er einmal geantwortet; Bruder<br />

Bernhard lächelt verschmitzt.<br />

Als Wunder zählt für ihn vor allem,<br />

wenn etwa ein junges Unfallopfer<br />

in Lourdes die Kraft gefunden<br />

hat, die Lähmung seines<br />

Körpers zu akzeptieren. Solche<br />

Wunder durfte Bruder Bernhard<br />

bereits erleben.<br />

Französische Steuer<br />

macht Wallfahrtsorganisatoren<br />

zu schaffen<br />

Eine neue Steuer des französischen<br />

Staates macht Organisatoren<br />

von Lourdes-Wallfahrten zu<br />

schaffen. Frankreich hat Mitte<br />

des vergangenen Jahres rückwirkend<br />

per 1. Januar 2010 eine<br />

Rollmaterialsteuer (Imposition<br />

fortaitaire pour les entreprises de<br />

Wallfahrt<br />

réseaux, abgekürzt IFER) eingeführt.<br />

Diese gilt auch für ausländische<br />

Eisenbahnunternehmen,<br />

die mit eigenen Personenverkehrszügen<br />

auf französischen<br />

Schienen fahren. Die IFER sieht<br />

die Zahlung einer jährlichen<br />

Pauschale auf das in Frankreich<br />

eingesetzte Rollmaterial vor.<br />

Massive Verteuerung<br />

der Zugswallfahrt<br />

Laut einem Schreiben der<br />

Schweizerischen Bundesbahnen<br />

(SBB) ans Pilgerbüro Uznach,<br />

das die jährliche Lourdes-Wallfahrt<br />

der Deutschen und Rätoromanischen<br />

Schweiz organisiert,<br />

beträgt die Pauschale pro<br />

Jahr und Wagen 6300 Franken.<br />

Die ganze Wallfahrt würde sich<br />

um über 70’000 Franken jährlich<br />

verteuern, sagte Bruder<br />

Bernhard Bisquolm, Leiter des<br />

Pilgerbüros, gegenüber der Presseagentur<br />

Kipa. Und wäre damit<br />

im Vergleich zu anderen Angeboten,<br />

etwa Busreisen, nicht<br />

mehr konkurrenzfähig. Bislang<br />

hat der Wallfahrtsmanager jedoch<br />

noch keine Rechnung für<br />

die Jahre 2010 und <strong>2011</strong> erhalten.<br />

Bei der SBB heisst es, man warte<br />

zusammen mit allen anderen europäischenEisenbahnunternehmen<br />

die konkrete Praxisanwendung<br />

der IFER durch die französische<br />

Steuerbehörden ab, um<br />

deren definitive Auswirkungen<br />

auf den grenzüberschreitenden<br />

Zugverkehr einschätzen zu können.<br />

Die französische Steuerbehörde<br />

habe unterdessen jedoch<br />

eine Steuererleichterung einge-<br />

20<br />

führt, von der in den ersten Jahren<br />

seit Einführung im Wesentlichen<br />

alle nicht-französischen Eisenbahnunternehmenprofitieren<br />

werden. Die Steuer werde<br />

stufenweise eingeführt.<br />

Planen wird schwierig<br />

Die Unsicherheit im Zusammenhang<br />

mit der neuen Steuer<br />

erschwert die Planung von Zugswallfahrten<br />

nach Lourdes. Die<br />

Wallfahrt 2012 sollte bereits jetzt<br />

geplant werden.<br />

«Wenn die Steuer kommt, muss<br />

ich eine Alternative zum SBB-<br />

Rollmaterial suchen», so Bruder<br />

Bernhard gegenüber Kipa. Entweder<br />

müsse er in Deutschland<br />

einen Zug auftreiben, der öfters<br />

in Frankreich ist, da sich dadurch<br />

Manchmal erhält<br />

der Wallfahrts-<br />

Manager Anrufe<br />

von Personen,<br />

die wissen wollen,<br />

um welche Uhrzeit<br />

die Wunder jeweils<br />

stattfinden.<br />

«Immer um<br />

die halbe Stunde.»<br />

die Steuer auf mehrere Wallfahrten<br />

verteilen würde. Oder eine<br />

Komposition der französischen<br />

Bahn nehmen.<br />

Barbara Ludwig<br />

Schweizerische Kirchenzeitung<br />

(KIPA)


Die Sommerwallfahrt des Lourdespilgervereins<br />

führte dieses Jahr in die Verenaschlucht<br />

und nach Oberdorf. Mit dem<br />

Car fuhren wir über Rothenfluh nach Bubendorf.<br />

Bei der Kaffeepause im bekannten<br />

Restaurant «Bad Bubendorf» gab es<br />

eine herzliche Begrüssung von vielen<br />

bekannten und auch neuen Gesichtern.<br />

Weiter ging die Fahrt durch das Waldenburgertal<br />

über den Hauenstein nach Solothurn,<br />

wo man als erstes einen Blick<br />

auf die grosse Kathedrale werfen konnte.<br />

In Rüttenen angekommen, ging es zu<br />

Fuss in die nahgelegene Waldschlucht.<br />

Dort gab es eine interessante Führung<br />

durch die Einsiedelei, die Verena- und die<br />

Martinskapelle. Man lernte das Leben<br />

der hl. Verena besser kennen. Sie lebte,<br />

bevor sie nach Zurzach weiterzog, in einer<br />

Höhle hinter der Martinskapelle.<br />

Die Heilige wird immer mit Kamm und<br />

Krug dargestellt. Der Krug bedeutet,<br />

dass Verena versuchte, den Hunger und<br />

Durst der Armen zu lindern und der<br />

Kamm ist ein Zeichen der Sauberkeit<br />

und somit der Gesundheit. Im Waldbruderhäuschen,<br />

neben der Martinskapelle,<br />

lebt seit anderthalb Jahren die erste<br />

Frau als Einsiedlerin.<br />

Nun brachte uns der Car nach Altreu ins<br />

Restaurant «Zum grünen Affen», wo wir<br />

ein feines Mittagessen geniessen konnten.<br />

Altreu ist bekannt durch die Storchenzucht.<br />

Tatsächlich konnte man auf<br />

vielen älteren Häusern, besonders auf<br />

Bauernhäusern, zwei bis drei bewohnte<br />

Storchennester bewundern.<br />

Nach den vielen Eindrücken kam nun<br />

der Höhepunkt des Ausflugs, nämlich<br />

Vereinsmitteilungen<br />

LPV Fricktal: Vereinswallfahrt <strong>2011</strong><br />

der Besuch der Wallfahrtskirche Maria<br />

Oberdorf in Oberdorf, auch das kleine<br />

Einsiedeln genannt. Die Kirche wurde<br />

1604 im Barockstil erbaut. Der Chor der<br />

alten Kirche bildet die heutige Gnadenkapelle.<br />

Dort feierte unser Präses Fabian<br />

Schneider die Heilige Messe am<br />

Dreifaltigkeitssonntag. In der Predigt<br />

sprach er über die Beziehung Marias zu<br />

den drei göttlichen Personen. Der Gottesdienst<br />

fand mit einer kleinen Marienandacht<br />

in der Gnadenkapelle einen<br />

schönen Abschluss.<br />

Der letzte Halt auf der Heimreise war<br />

das Dorf Glashütten, wo man bei einem<br />

gluschtigen Zobig die Eindrücke und Erlebnisse<br />

des Tages austauschen konnte.<br />

Hoffentlich auf ein Wiedersehen im<br />

nächsten Jahr!<br />

21<br />

Renate Schmid<br />

Aktuarin<br />

Die Einsiedelei in Solothurn<br />

ist ein Ort der Stille und<br />

der Gottesbegegnung und damit<br />

ein Gegenpol für unseren oftmals<br />

so hektischen Alltag.


Am 1. Julisonntag sind wir, die Luzerner<br />

Lourdespilger der Region 1, wieder einmal<br />

mehr zur Vereinswallfahrt gestartet.<br />

Früh an diesem herrlichen Morgen haben<br />

3 Reisecars die fast 120 Leute, aus<br />

dem Hinterland, aus dem Suhrental und<br />

aus dem Seetal gesammelt, um sie über<br />

herrliche Landschaften, vorbei an den<br />

reifenden Ährenfeldern, später dann an<br />

den gewählten Wallfahrtsort Wolfwil zu<br />

bringen.<br />

Wie es sich für Marienverehrer gebührt,<br />

begrüsste und ehrte jede Busgemeinschaft<br />

mit dem Rosenkranzgebet die<br />

Muttergottes und dankte dem Herrgott<br />

für diesen herrlichen Feiertag.<br />

In reichem Masse genossen wir alle die<br />

Schönheit des göttlichen Schöpfungswerkes<br />

im Bestaunen der Natur.<br />

Eigentlich ging es sehr schnell und wir<br />

erreichten die erste Etappe. Gut tat es<br />

vorerst, nur vom fein duftenden Kaffee<br />

und dem ofenfrischen Gipfeli zu träumen.<br />

Im Restaurant Aareblick in Ruppoldingen<br />

wurden dann unsere Vorstellungen<br />

zur Wahrheit. Auf einer herrlichen<br />

Terrasse neben dem Lauf der Aare<br />

konnten wir erstmals die grosse Reisegesellschaft<br />

wahrnehmen. Es war für<br />

viele alte Bekannte ein Genuss, die gemeinsamen<br />

Erinnerungen wieder neu<br />

aufzufrischen. Nach der durch die Stärkung<br />

bewirkten Ruhe im Bauch blieb<br />

noch Zeit, in der Morgenfrische das liebliche<br />

Aareufer zu bestaunen und in der<br />

Pilgerfamilie liebe Worte zu wechseln.<br />

Als die verdiente Pause endete, bestiegen<br />

wir wieder die Cars. Unsere Chauf-<br />

Vereinsmitteilungen<br />

LPV Luzern 1: Vereinswallfahrt <strong>2011</strong><br />

feure steuerten ihre Fahrzeuge nun<br />

Richtung Wolfwil. Dort angekommen –<br />

welch idyllisches Bild bot sich da unseren<br />

Augen. Für unsere gehbehinderten<br />

Mitreisenden war es herrlich, hier beim<br />

Aussteigen auf dem flachen Kirchenvorplatz,<br />

ebenerdig, ohne jede Stufe in<br />

das Gotteshaus eintreten zu können.<br />

Weil wir früh ankamen, war genügend<br />

Zeit, uns vor dem Gottesdienst am<br />

Gnadenort noch umzusehen. In neuerer<br />

Zeit ist hier an die damalige Wallfahrts-<br />

und Pfarrkirche rechtwinklig<br />

eine neue Pfarrkirche angebaut worden.<br />

Damit ist es eine sehr schöne Einheit<br />

geworden.<br />

Wolfwil ist ein alter Marienwallfahrtsort.<br />

Der Ursprung der ersten Kirche geht ins<br />

11. Jahrhundert zurück. Ein verunfallter<br />

Ritter soll versprochen haben, bei seiner<br />

Errettung am Unfallort eine Kapelle<br />

zu Ehren der Gottesmutter zu errichten.<br />

Das war der Anfang der Wolfwiler Kirche.<br />

Die heutige Muttergottesstatue soll in<br />

der Reformationszeit im Bernbiet in die<br />

Aare geworfen worden sein. Unterhalb<br />

des Kirchleins von Wolfwil ist sie dann<br />

am Ufer angeschwemmt aufgefunden<br />

worden. Die Wolfwiler haben sie in ihre<br />

Kirche gebracht, wo sie seither verehrt<br />

wird. Zahlreiche Votivtafeln zeugen von<br />

Gebetserhörungen. Mit diesen Ausführungen<br />

erklärte der Ortspfarrer Urs<br />

Beat Fringeli das Werden dieses Kraftortes.<br />

Von Wolfwiler Kraftgefühl gestärkt, feierten<br />

wir mit unserem Präses Josef Stübi<br />

und dem Ortspfarrer Fringeli einen<br />

eindrücklichen Wallfahrtsgottesdienst.<br />

22<br />

In den Gebetstexten, in den Predigtworten<br />

und in der Liederwahl spürte Jeder<br />

und Jedes die Nähe der Muttergottes.<br />

Die kurze Zeit nach der Gottesdienstfeier<br />

benutzten viele, um noch in der Gnadenkapelle<br />

ihr Anliegenkerzlein zu entzünden<br />

und still zu beten. Obwohl das<br />

Wasser nahe war, rief uns der Herr nicht<br />

zu Fischen und Broten. Aber im Restaurant<br />

Kreuz in Welschenrohr war für die<br />

grosse, hungrige Schar ja bereits der<br />

Tisch gedeckt. Die Küche gab sich alle<br />

Mühe, uns, ihre Gäste, bestens zu verpflegen.<br />

Gestärkt am Leib kam nun die Zeit, auch<br />

der Seele noch ein Dessert zu gönnen.<br />

In der Pfarrkirche St.Theodul wurden<br />

wir von den beiden Studienkollegen<br />

Pfarrer Raimund Obrist und Präses Josef<br />

Stübi in eine sehr ansprechende Marienandacht<br />

geführt. Dieses Gotteshaus<br />

ist nach seiner Renovation im letzten<br />

Jahr wieder in neuer Schönheit erstanden.<br />

Nun kam sie unausweichlich – die Zeit<br />

des Abschiednehmens. Fröhliche Gesichter,<br />

Menschen, die sich Hände<br />

schüttelten, gingen auseinander. Die<br />

drei Cars rissen die genossene Gemeinschaft<br />

in Teile und führten uns glückliche<br />

Pilger wieder heimwärts zu unseren<br />

Zusteigeorten.<br />

Weil alles Irdische zeitlich ist, gehört<br />

auch die Wallfahrtsreise <strong>2011</strong> der Vergangenheit<br />

an. Wir freuen uns aber jetzt<br />

schon auf den nächsten Wallfahrtsausflug<br />

in einem Jahr.<br />

Hans Lang<br />

Hitzkirch


Der Lourdespilgerverein Wil und Umgebung<br />

begab sich am Dienstag, den 12.<br />

Juli mit zwei bis auf den letzten Platz<br />

gefüllten Cars auf seine Vereinswallfahrt.<br />

Die Pilger fuhren via Wil-Attikon-<br />

Zurzach-Laufenburg-Rheinfelden nach<br />

Mariastein, das im Dreiländereck bei Basel<br />

liegt, aber noch zum Kanton Solothurn<br />

gehört. Bei schönstem Sommerwetter<br />

durften wir dabei Gottes wunderbare<br />

Schöpfung bestaunen. Goldgelbe<br />

Getreide- sowie blühende Sonnenblumenfelder,<br />

schöne Rebberge, prächtige<br />

Gemüsekulturen, blühende Gärten und<br />

liebevoll mit Blumen geschmückte Häuser<br />

begleiteten unsere Wege.<br />

Nach der Ankunft stärkten wir uns ein<br />

wenig im nahen Gartenrestaurant. Anschliessend<br />

feierten wir in der Basilika<br />

LPV Wil und Umgebung: Vereinswallfahrt <strong>2011</strong><br />

den Festgottesdienst. Diese Basilika ist<br />

Maria, der Mutter vom Trost geweiht.<br />

Pater Augustin erläuterte in der Predigt,<br />

dass wir als sündige Menschen immer<br />

auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen<br />

sind. Maria hat die von Gott kommende<br />

Kraft zu trösten, deshalb soll sie uns immer<br />

fürbittend begleiten. So wie Maria<br />

kurz nach der Begegnung mit dem Engel<br />

und ihrem Ja zu Gottes Plan, gemäss<br />

dem Lukas-Evangelium, Jesus zu Elisabeth<br />

brachte, genauso bringt sie den<br />

Gott allen Trostes zu uns Menschen. Alle<br />

Pilger, die mit Anliegen und Nöten hierher<br />

gekommen sind, sollen als Dank mit<br />

Freude andern helfen und sie trösten.<br />

Den Gottesdienst beendeten wir mit<br />

dem schönen Lourdeslied. Anschliessend<br />

durften wir dem Chorgebet der Be-<br />

23<br />

nediktinermönche beiwohnen. Dabei<br />

hörten wir aus der Lesung, dass wir<br />

nicht mit Wort und Zunge, sondern in<br />

Tat und Wahrheit lieben sollen!<br />

Nach dem vorzüglichen Mittagessen<br />

hatten wir freien Aufenthalt. Viele Pilger<br />

nutzten ihn für einen Besuch der Gnadenkapelle,<br />

welche 55 Stufen unterhalb<br />

der Klosteranlage liegt. Die Pilger werden<br />

in dieser Kapelle von einer lieblich<br />

lächelnden Muttergottes mit dem Jesuskind<br />

empfangen. Dieser Gnaden- und<br />

Wallfahrtsort hat hier unten seinen Ursprung.<br />

Die Legende berichtet: Ein Kind<br />

hat sich von der Mutter entfernt und ist<br />

über diesen Felsen gestürzt. Durch das<br />

Eingreifen der Muttergottes ist es vor<br />

dem sicheren Tod bewahrt worden. Das<br />

Kind wurde von seiner Mutter gesucht<br />

und blumenpflückend aufgefunden, die<br />

es als Dank für die wunderbare Rettung<br />

der Muttergottes schenken wollte.<br />

Maria, Mutter vom Trost, ihre Hilfe haben<br />

wir alle immer wieder nötig. Das bezeugen<br />

unter anderem auch die in den<br />

Gängen angebrachten Dankestafeln für<br />

die vielen Gebetserhörungen. Vor der<br />

Rückfahrt genossen wir ein feines Dessert.<br />

Dankbar für diesen wunderbaren Wallfahrtstag<br />

bei der Muttergottes kehrten<br />

wir mit Kraft und Trost gestärkt in den<br />

Alltag zurück.<br />

Josef Allenspach<br />

Niederwil<br />

Das Gnadenbild von Mariastein<br />

ist auch heute noch für viele Gläubige<br />

ein Ort der Freude und der Hoffnung.


Bartrès liegt 4 km von Lourdes entfernt<br />

und bietet die Gelegenheit, abseits<br />

der Menschenmassen zur Ruhe<br />

zu kommen, nachzudenken und die<br />

Stille des Gebets zu suchen. Bernadette<br />

hat zweimal dort gewohnt, das<br />

erste Mal als Einjährige im Jahr 1845,<br />

das zweite Mal als 13-jährige im Jahr<br />

Lourdes-<br />

Stationen<br />

Im Schafstall von Bartrès<br />

hat das Kind Bernadette die<br />

Schafe ihrer Amme gehütet.<br />

Bartrès war eine Wegstation<br />

der hl. Bernadette. Möge dieser<br />

Ort auch uns eine Wegstation<br />

zu Christus sein.<br />

AZB<br />

8730 Uznach<br />

1857. Das Dorf mit seiner Umgebung<br />

ist eine der fesselndsten Erinnerungen,<br />

die wir von Bernadette haben.<br />

Die Orte, an denen sie gelebt<br />

hat, haben sich wenig verändert: Das<br />

Haus «Burg», die Scheune der Amme<br />

Marie Laguës, die Dorfkirche Saint-<br />

Jean-Baptiste, der Schafstall.

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