AVE 3/2011
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Lieber Bischof Felix,<br />
liebe kranke Pilger und<br />
Pilgerinnen, Brüder und<br />
Schwestern im Herrn<br />
Bischof Stephan Ackermann von<br />
Trier – mein ehemaliger Regens<br />
im Priesterseminar – sagte anlässlich<br />
der diesjährigen Chrisammesse<br />
zur versammelten Gottesdienstgemeinschaft:<br />
«Wo Menschen<br />
ihre Würde und ihr Selbstbewusstsein<br />
entdecken, wachsen<br />
ihnen Kräfte zu, die man ihnen<br />
vorher nicht zugetraut hätte. Ja,<br />
ungeahnte Veränderungen werden<br />
möglich.» Mit diesen Worten<br />
ignorierte er keineswegs die<br />
Situation der Kirche und unseres<br />
Glaubens, sondern sagte ebenso<br />
deutlich: Doch «ein recht verstandener<br />
Stolz auf die Kirche<br />
will sich kaum einstellen. Da<br />
Wallfahrt <strong>2011</strong><br />
Lourdespredigten<br />
Eucharistiefeier mit Krankensalbung<br />
sind zu viele kritische Anfragen.<br />
Da ist die spürbare Ausdünnung<br />
der Gemeinden. Da sind so viele<br />
strukturelle und personelle Veränderungen<br />
in den Pfarreigemeinschaften,<br />
von denen man<br />
noch nicht weiss, ob sie wirklich<br />
funktionieren und auf Dauer<br />
tragfähig sind.»<br />
Meine Lieben, wenn wir uns<br />
heute zum Gottesdienst mit<br />
Krankensalbung versammelt haben,<br />
dann mag es uns in vielerlei<br />
Hinsicht genauso gehen. Einerseits<br />
dürfen wir in dieser Stunde<br />
4<br />
einmal mehr erfahren, wie gut es<br />
tut – und das im wahrsten Sinne<br />
des Wortes – als Gemeinschaft<br />
von Gesunden und Kranken,<br />
von jungen und älteren Menschen<br />
um den Altar Christi versammelt<br />
zu sein. Ja, wir dürfen<br />
erfahren oder erahnen, wie tragfähig<br />
Christsein in Gemeinschaft<br />
sein kann; was es heisst, mit<br />
Christus als Pilger oder Pilgerin<br />
unterwegs zu sein. Und irgendwie<br />
scheinen sich jene Worte zu<br />
bewahrheiten, die Bischof Stephan<br />
in der Chrisammesse aussprach:<br />
«Wo Menschen ihre<br />
Würde und ihr Selbstbewusstsein<br />
entdecken, wachsen ihnen<br />
Kräfte zu, die man ihnen vorher<br />
nicht zugetraut hätte. Ja, ungeahnte<br />
Veränderungen werden<br />
möglich.» Doch bei all diesen berechtigten<br />
Gedanken mag sich<br />
ein rechtverstandener Stolz dennoch<br />
nur zögerlich einstellen,<br />
denn wir wissen allzu sehr um<br />
unsere Unzulänglichkeiten. Zu<br />
oft werden wir gerade auch in der<br />
Kirche und durch die Glaubensgemeinschaft<br />
von unserem eigenen<br />
Menschsein eingeholt, so<br />
Prediger:<br />
P. Emmanuel Rutz<br />
Texte:<br />
Jak 5,13–16<br />
Joh 3, 30–35