AVE 3/2010
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In unserem 6-teiligen Zyklus<br />
«Hl. Bernadette hl. Benedikt»<br />
wenden wir uns in dieser Betrachtung<br />
einer Wahrheit zu, die uns<br />
immer wieder herausfordert – ein<br />
Aufstieg, den wir nur schwer bezwingen<br />
können. Dennoch dürfen<br />
wir auch oder gerade im Ausharren<br />
erkennen, dass wir durch<br />
die Bedrängnisse geheimnisvoll in<br />
der Liebe wachsen. Bernadette<br />
wie auch Benedikt scheinen darin<br />
wahre Lehrer zu sein.<br />
Der hl. Benedikt fordert vom<br />
Neuankömmling im Kloster, ob<br />
Bernadette Soubirous wurde<br />
am 9. Januar 1844 mit dem<br />
Wasser des Lebens und dem<br />
Kreuz der Auferstehung getauft.<br />
Glaube<br />
Hl. Bernadette<br />
hl. Benedikt<br />
er «fähig ist, Widerwärtiges zu ertragen».<br />
Diese Forderung ist Teil<br />
eines Anforderungskatalogs, der<br />
ganz klar im Kontext der Gottsuche<br />
steht. Allein schon aus diesem<br />
Kontext heraus lässt sich<br />
nicht vorschnell auf Demütigun-<br />
gen abzielen, die nun ganz einfach<br />
mal da sind, damit «die<br />
Jungs» auch schön brav bleiben<br />
und damit nun ja nicht versucht<br />
sind, irgendwelche aufmüpfigen<br />
Gedanken in sich zu tragen.<br />
Vielmehr sieht Benedikt in dieser<br />
7<br />
Ausharren in der Bedrängnis<br />
Forderung ganz offensichtlich einen<br />
Wegweiser, der uns zur wahren<br />
Erkenntnis von Jesus Christus<br />
führt. Und diese Absicht unterstreicht<br />
er damit, dass er das<br />
Wort «Widerwärtigkeiten» (lat.<br />
obprobria) noch zweimal in seiner<br />
Regel erwähnt und zwar als<br />
Schriftzitate. Im Demutskapitel<br />
zieht er dafür die Psalmen heran.<br />
«Ich aber bin ein Wurm und kein<br />
Mensch, der Leute Spott (obprobrium),<br />
vom Volk verachtet. […]<br />
Gut war es für mich, dass du<br />
mich erniedrigt hast; so lerne ich<br />
deine Gebote.» Eindeutig geht es<br />
hier Benedikt um die Weggemeinschaft<br />
mit dem demütigen<br />
Christus, der sich unseretwillen<br />
erniedrigt hat. Die Psalmenworte<br />
verweisen eindeutig auf den<br />
leidenden Herrn. Sie dienen jedoch<br />
auch dazu, dieser Haltung<br />
Jesu nahe zu kommen, sie einzuüben.<br />
Wenn wir die Verse genau<br />
betrachten, so dürfen wir erkennen,<br />
dass wir in unserem Lernprozess<br />
direkt Gott ansprechen:<br />
DU hast mich erniedrigt! Alles,<br />
was in und mit und durch dieses<br />
DU geschieht, hat was mit mir<br />
zu tun. Freilich ist das nur für<br />
diejenigen nachvollziehbar, die<br />
mit ganzem Herzen glauben,<br />
dass alles uns zum Guten gereicht.<br />
Bei der anderen Stelle, an der Benedikt<br />
von den «Widerwärtigkeiten»<br />
spricht, geht es um die