AVE 3/2010
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Diese eine Erfahrung erinnert<br />
mich natürlich sofort an die Gottesdienste<br />
von Lourdes, wo sich<br />
all das wieder zu bündeln<br />
scheint. Die Eucharistiefeiern,<br />
die Andachten und Rosenkränze<br />
zeigen mir gerade diese Verwandlung<br />
des Kreuzes unseres Alltags,<br />
wobei das Geheimnis nicht aufgelöst<br />
oder gar aus der Welt geschaffen<br />
ist, sondern «tragbar»<br />
wird. Gerade in den Eucharistiefeiern,<br />
die im Gegensatz zu unseren<br />
Pfarreien ja echte Glaubensfeste<br />
sind, geht mir dieser Gedanke<br />
immer wieder durch den<br />
Kopf.<br />
Die schönen Gesänge, die volle<br />
Kirche, jung und alt – alles trägt<br />
wohl dazu bei und lässt uns das<br />
gemeinsame Kreuztragen erfahren.<br />
Irgendwie darf ich die starke<br />
Erfahrung machen, dass das<br />
Kreuz nicht nur im Sakrament<br />
zur Auferstehung verwandelt<br />
wird, sondern dass exakt das<br />
auch an mir geschieht. Das gibt<br />
mir Kraft, mein Kreuz besser zu<br />
tragen. Komme ich auch körperlich<br />
müde nach Hause, so fühle<br />
ich mich innerlich gut, erleich-<br />
«Trinkt aus der<br />
Quelle und wascht<br />
euch mit dem<br />
Wasser.»<br />
tert und vor allem auch getragen<br />
und getröstet.<br />
Wenn ich nun seit 33 Jahren regelmässig<br />
an der Wallfahrt nach<br />
Lourdes teilnehme, so ist es mir<br />
auch ein grosses Anliegen, zu<br />
danken. Deshalb ist mein erster<br />
Wallfahrtsmotto <strong>2010</strong><br />
Gang in Lourdes immer zur<br />
Grotte, wo ich ganz bewusst vor<br />
Gott und die Muttergottes hintrete<br />
und dafür danke, dass ich<br />
hier sein kann. Für mich war und<br />
ist das nicht selbstverständlich.<br />
Aber ich durfte erfahren, dass<br />
Gott immer dafür geschaut hat,<br />
dass ich gehen konnte. Früher<br />
musste mein Mann für diese Zeit<br />
Ferien nehmen. Als meine Eltern<br />
und auch der Schwiegervater älter<br />
wurden und somit auch der<br />
Pflege bedurften, erlebte ich<br />
zweimal, dass sie kurz vor der<br />
Wallfahrt zum Vater heimkehren<br />
konnten und ich somit an der jeweiligen<br />
Zugswallfahrt teilnehmen<br />
konnte.<br />
So ist für mich Lourdes zu einem<br />
Ort geworden, der mir nicht nur<br />
lieb und teuer ist, sondern vor allem<br />
mein ganz persönliches<br />
Kreuz auf Gott hin öffnet und<br />
meinen Alltag ebenso zur Öffnung<br />
führt. Wenn ich das Kreuz<br />
im Blick auf die Krankheiten, auf<br />
die Behinderungen, auf das Leid<br />
der Menschen betrachte, dann<br />
ist Lourdes für mich vor allem<br />
ein Ort des gegenseitigen Kreuz-<br />
17<br />
Das zum Teil lange Warten<br />
vor den Bädern wird oft<br />
im gemeinsamen Gebet geteilt.<br />
tragens. Und im Blick auf die Jugendlichen,<br />
die in Lourdes in<br />
keinster Weise fehlen, meine ich,<br />
dass das Kreuz für sie zu einer<br />
Wahrheit wird, die sie nicht nur<br />
begleitet, sondern ihr Leben in<br />
den richtigen Horizont stellt,<br />
nämlich in den Horizont von<br />
Tod und Auferstehung Jesu<br />
Christi.<br />
Maria Kretz,<br />
Ernetschwil