AVE 3/2010

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Als mich P. Emmanuel anfragte, einige Zeilen über das diesjährige Wallfahrtsmotto «Mit Bernadette lernen, das Kreuzzeichen machen» zu schreiben, dachte ich mir: Das ist was für Theologen! Dennoch habe ich zugesagt und versuche in den folgenden Zeilen meine Erfahrung, meinen persönlichen Zugang und vielleicht auch meine Schwierigkeiten zum Kreuz, zum Kreuzzeichen, zu meinem Kreuz darzulegen. Natürlich habe ich dabei immer Lourdes im Blick und ganz besonderes meinen Dienst im Bad, den ich während der Bahnwallfahrt, aber auch jedes Jahr als Stage gerne an den Pilgerinnen leiste. Die Bäder in Lourdes sind vielleicht nicht so leicht mit einem anderen Ort zu vergleichen. Irgendwie sind sie speziell. Viele PilgerInnen brauchen gerade beim ersten Mal sozusagen einen Anstoss von anderen. Aber auch im eigentlichen Bad erlebe ich immer wieder das Spezielle. Da ist nicht nur das Wasser, die Quelle, die Bernadette geöffnet hat. Sondern ebenso dicht erlebe ich auch das Kreuz, das manchmal ganz schwer auf den Badenden liegt, das sich aber auch ganz schnell öffnen kann. Die Querbalken mögen dafür ein Symbol sein. Immer wieder kommt es vor, dass ich die Pilgerinnen nach dem Bad in den Arm nehmen darf. Ein Moment, der auch für mich immer wieder ein wenig das Geheimnis des Kreuzes aufbrechen lässt. Das Kreuz ist nicht starr, sondern wird zur Umarmung. Egal wer die Gebende oder die Empfangende ist, im Wallfahrtsmotto <strong>2010</strong> Im Bad das Kreuz umarmen Akt der Umarmung erfahre ich ganz intensiv das Geheimnis von Lourdes. Was wir alle auf dem Rosenkranzplatz, bei der Grotte oder bei den Eucharistiefeiern immer wieder sehen und erleben: In Lourdes wird das Kreuz leicht, weil es in Gemeinschaft getragen wird, in Lourdes wird das Kreuz verwandelt und verliert deshalb nichts an seinem Geheimnis und; in Lourdes wird das Kreuz zum Leben, weil es im Wasser der Bäder irgendwie zur Erneue- 16 Maria Kretz während der Lourdeswallfahrt als freiwillige Helferin. rung der Taufe wird. Und dieses Geheimnis – das schwer in Worte zu fassen ist – darf ich irgendwie in komprimierter Form bei meinem Dienst in den Bädern erleben. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
Diese eine Erfahrung erinnert mich natürlich sofort an die Gottesdienste von Lourdes, wo sich all das wieder zu bündeln scheint. Die Eucharistiefeiern, die Andachten und Rosenkränze zeigen mir gerade diese Verwandlung des Kreuzes unseres Alltags, wobei das Geheimnis nicht aufgelöst oder gar aus der Welt geschaffen ist, sondern «tragbar» wird. Gerade in den Eucharistiefeiern, die im Gegensatz zu unseren Pfarreien ja echte Glaubensfeste sind, geht mir dieser Gedanke immer wieder durch den Kopf. Die schönen Gesänge, die volle Kirche, jung und alt – alles trägt wohl dazu bei und lässt uns das gemeinsame Kreuztragen erfahren. Irgendwie darf ich die starke Erfahrung machen, dass das Kreuz nicht nur im Sakrament zur Auferstehung verwandelt wird, sondern dass exakt das auch an mir geschieht. Das gibt mir Kraft, mein Kreuz besser zu tragen. Komme ich auch körperlich müde nach Hause, so fühle ich mich innerlich gut, erleich- «Trinkt aus der Quelle und wascht euch mit dem Wasser.» tert und vor allem auch getragen und getröstet. Wenn ich nun seit 33 Jahren regelmässig an der Wallfahrt nach Lourdes teilnehme, so ist es mir auch ein grosses Anliegen, zu danken. Deshalb ist mein erster Wallfahrtsmotto <strong>2010</strong> Gang in Lourdes immer zur Grotte, wo ich ganz bewusst vor Gott und die Muttergottes hintrete und dafür danke, dass ich hier sein kann. Für mich war und ist das nicht selbstverständlich. Aber ich durfte erfahren, dass Gott immer dafür geschaut hat, dass ich gehen konnte. Früher musste mein Mann für diese Zeit Ferien nehmen. Als meine Eltern und auch der Schwiegervater älter wurden und somit auch der Pflege bedurften, erlebte ich zweimal, dass sie kurz vor der Wallfahrt zum Vater heimkehren konnten und ich somit an der jeweiligen Zugswallfahrt teilnehmen konnte. So ist für mich Lourdes zu einem Ort geworden, der mir nicht nur lieb und teuer ist, sondern vor allem mein ganz persönliches Kreuz auf Gott hin öffnet und meinen Alltag ebenso zur Öffnung führt. Wenn ich das Kreuz im Blick auf die Krankheiten, auf die Behinderungen, auf das Leid der Menschen betrachte, dann ist Lourdes für mich vor allem ein Ort des gegenseitigen Kreuz- 17 Das zum Teil lange Warten vor den Bädern wird oft im gemeinsamen Gebet geteilt. tragens. Und im Blick auf die Jugendlichen, die in Lourdes in keinster Weise fehlen, meine ich, dass das Kreuz für sie zu einer Wahrheit wird, die sie nicht nur begleitet, sondern ihr Leben in den richtigen Horizont stellt, nämlich in den Horizont von Tod und Auferstehung Jesu Christi. Maria Kretz, Ernetschwil
Seite 1 und 2: In dieser Ausgabe Lourdespredigten
Seite 3 und 4: sus Christus. Und ihn erkennen wir
Seite 5 und 6: uns mehr schenken als das ewige Leb
Seite 7 und 8: In unserem 6-teiligen Zyklus «Hl.
Seite 9 und 10: Loch, schöpft Wasser, kann es jedo
Seite 11 und 12: Wallfahrt 2010 11
Seite 13 und 14: Wallfahrt 2010 13
Seite 15: Ein kleines Haus mit langer Vorgesc
Seite 19 und 20: Jedes zweite Jahr laden wir Sie zu
Seite 21 und 22: Kürzlich feierte der Lourdespilger
Seite 23 und 24: Kommenden Herbst - am 18. September

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