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Kundenloyalität - Maritz Research

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<strong>Research</strong><br />

Treue Kunden sind wertvolle Kunden – in vielfacher Hinsicht.<br />

Was unmittelbar einsichtig klingt, ist bei genauerem<br />

Hinsehen vielschichtig. Stephan Thun beschreibt<br />

zwei Modelle der <strong>Kundenloyalität</strong> und Ihre Anwendbarkeit<br />

in der Praxis.<br />

<strong>Kundenloyalität</strong> hat einen direkten<br />

Einfluss auf Umsatz und<br />

Profitabilität: Loyale Kunden<br />

haben eine höhere Kauffrequenz, geringere<br />

Preissensibilität, nehmen häufiger<br />

Zusatzangebote war und empfehlen<br />

gerne weiter. Auch führt hohe Loyalität<br />

zu geringeren Akquisitions- und Streuungskosten<br />

und trägt zu Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und –bindung bei.<br />

Es ist auffällig, dass der Begriff <strong>Kundenloyalität</strong><br />

nicht einheitlich diskutiert<br />

wird. Häufig wird Loyalität als einfaches<br />

Verhaltensmuster beschrieben.<br />

Jemand hat in der Vergangenheit ein<br />

Produkt gekauft und kauft es wieder.<br />

Diese auf die Verhaltensloyalität fokussierte<br />

Interpretation ist der ökonomische<br />

Ansatz, der nicht berücksichtigt,<br />

was Kunden über das Produkt<br />

denken. Psychologen definieren Loyalität<br />

primär als Frage von Einstellungen<br />

zu Marken und Produkten.<br />

Einstellungsloyalität ist ein komplexes<br />

42<br />

esearch & esults 7 · 2006<br />

Zusammenspiel von Erfahrungen und<br />

Erwartungen, das zu einem Wiederkauf<br />

führen kann.<br />

Quelle: <strong>Maritz</strong> <strong>Research</strong><br />

Einstellungsloyalität<br />

Kundenerfahrung<br />

• Absatzkanal<br />

• Kundenservice<br />

• Produkterlebnis<br />

Markenimage<br />

Markenwert<br />

Marktfaktoren<br />

• Verfügbarkeit<br />

• Preis<br />

• Kundenbindungsprogramme<br />

Loyalität<br />

Individuelle<br />

Unterschiede<br />

• Risikovermeidung<br />

• Wunsch nach<br />

Abwechslung<br />

Welcher Ansatz ist richtig? Ob der<br />

psychologische oder der ökonometrisch<br />

basierte Ansatz richtig ist oder<br />

zum Beispiel „Survival Analysen“ auf<br />

bestehenden Kundendaten durchgeführt<br />

werden sollten, hängt von der<br />

konkreten Fragestellung ab. Es gibt<br />

nicht den einen richtigen Ansatz zur<br />

Messung von Loyalität. Je nach konkreter<br />

Fragestellung muss die Methode<br />

gezielt ausgewählt werden. Eine<br />

vereinfachende Vorgehensweise basierend<br />

auf einem einzigen Ansatz<br />

birgt die Gefahr ineffektiver oder gar<br />

kontraproduktiver Maßnahmenableitung.<br />

Im Folgenden werden zwei<br />

Ansätze im Überblick dargestellt, ein<br />

psychologisch basierter Ansatz sowie<br />

ein ökonometrisches Modell.<br />

Das Mehrdimensionale<br />

Loyalitätsmodell (MLM)<br />

Mehrdimensionales Loyalitätsmodell<br />

Traditionelle psychologische Ansätze,<br />

in der Marktforschung weit verbreitet,<br />

greifen oft zu kurz. Vereinfachende<br />

Modelle sind selten geeignet, die<br />

richtigen Maßnahmen zu identifizieren.<br />

Loyalität ist ein Cluster von<br />

Aspekten, die Gedanken, Einstellungen,<br />

Gefühle und Verhaltensweisen<br />

einbeziehen. Um effektive Maßnahmen<br />

ableiten zu können, ist die Analyse<br />

von Einstellungs- und Verhaltensloyalität<br />

nötig. Denn Absichten<br />

übersetzen sich nicht automatisch in<br />

Verhalten. Und Verhalten ohne starken<br />

Unterbau aus Einstellungen ist<br />

hochgradig anfällig.<br />

Das MLM betrachtet die Bestandteile<br />

von Loyalität und bezieht<br />

Beabsichtigte<br />

Loyalität<br />

Kaufwahrscheinlichkeit<br />

Zufriedenheit<br />

Traditionelle Triade<br />

Einstellungsindex<br />

• Kognitive Loyalität<br />

• Affektive Loyalität<br />

Verhaltensloyalität<br />

• Kauf<br />

• Folgekauf<br />

• Kundenbindung


Abb.: <strong>Maritz</strong> <strong>Research</strong><br />

Marktfaktoren, psychografische Unterschiede<br />

und individuelle Risikobereitschaft<br />

ein. Das in mehr als 30<br />

Produkt- und Dienstleistungskategorien<br />

validierte Modell untersucht<br />

unter anderem:<br />

• Kognitive Loyalität: Was denken<br />

Kunden über die Marke oder das<br />

Produkt? („Porsche baut den<br />

schnellsten Geländewagen“)<br />

• Affektive Loyalität: Was fühlen<br />

Kunden in Bezug auf die Marke<br />

oder das Produkt? („Porsche fahren<br />

macht einfach Spaß“)<br />

• Konative Loyalität: Was haben<br />

Kunden vor zu tun? („Beim nächsten<br />

Mal fliege ich Lufthansa“)<br />

• Verhaltensloyalität: Was haben<br />

Kunden getan? („Ich bin gestern<br />

Lufthansa geflogen“)<br />

Wichtig ist das Verständnis sämtlicher<br />

Dimensionen, da sie in Wechselbeziehung<br />

stehen. Besteht etwa<br />

kognitive Loyalität ohne affektive<br />

Loyalität, ist der Kunde äußerst anfällig<br />

für einen Wechsel, sobald - um<br />

im eben gebrauchten Beispiel zu bleiben<br />

- ein anderer Hersteller einen<br />

schnelleren Geländewagen herstellt.<br />

Das Forschungsdesign ist eine natürliche<br />

Erweiterung der Kundenzufriedenheitsforschung.<br />

Der Fragebogen<br />

ähnelt relationalen Kundenzufriedenheitsstudien,<br />

nur dass eine<br />

umfassendere Auswahl validierter<br />

Loyalitätsmessgrößen in Verbindung<br />

mit starken Loyalitätsprädiktoren zur<br />

Anwendung kommt. Die abgeleitete<br />

Prognosegenauigkeit lässt sich weiter<br />

erhöhen durch eine Langzeitstudie, in<br />

der beobachtet wird, wie sich Kunden<br />

später tatsächlich verhalten. Der Vergleich<br />

von Prognose und tatsächlichem<br />

Kaufverhalten erlaubt, den Index<br />

für zukünftige Prognosen weiter<br />

zu verbessern.<br />

Es wird ein Simulations-Tool erstellt,<br />

das „Was-wäre-wenn-Szenarien“<br />

ermöglicht. Damit können Erfolg<br />

versprechende Initiativen identifiziert<br />

und durch Verknüpfung mit<br />

finanziellen Daten Prioritäten gesetzt<br />

werden. Maßnahmen können auf einzelne<br />

Kundensegmente ausgerichtet<br />

werden, da die Datenbasis eine hervorragende<br />

Grundlage für Segmentierungen<br />

bietet.<br />

Das MLM empfiehlt sich vor allem<br />

zur Beantwortung folgender Fragen:<br />

• Wer sind meine besten Kunden<br />

und wie unterscheiden sie sich von<br />

anderen?<br />

• Wie wirken sich die Erfahrungen<br />

meiner Kunden auf deren Loyalität<br />

aus?<br />

• Welche Einstellungen gegenüber<br />

meiner Marke sind die Haupteinflussfaktoren<br />

auf Loyalität?<br />

• Welches ist der beste Loyalitätsindex<br />

für eine Balanced Scorecard?<br />

Das Competitive<br />

Loyalty Model (CLM)<br />

Das CLM ist ein ökonometrisches Modell.<br />

Es liefert Informationen über<br />

Marken- oder Produktwiederwahl<br />

unter Berücksichtigung des Wettbewerbs.<br />

In der Methodik ähnelt das<br />

CLM eher Brand Equity Studien, bei<br />

denen im Wettbewerb stehende<br />

Unternehmen auf verschiedenen<br />

Merkmals- und Eigenschaftsebenen<br />

untersucht werden. Entsprechend<br />

werden für mehrere Marken Produkteigenschaften,<br />

Preise, Vertriebskanäle,<br />

Erhältlichkeit und ähnliches bewertet.<br />

Im Unterschied zu Brand Equity<br />

Studien konzentriert sich die Stichprobe<br />

jedoch auf eigene Kunden, da<br />

im Vordergrund steht, wie der Shareof-Wallet<br />

(SOW) erhöht werden kann.<br />

Dazu werden ebenso Fragen über<br />

vergangenes Kaufverhalten wie über<br />

geplantes, zukünftiges Kaufverhalten<br />

gestellt. Über multinominale Logit-<br />

Modelle werden Prognosen erstellt.<br />

Auch dieser Ansatz mündet in ein<br />

Simulationstool. Dabei können auch<br />

Wettbewerberreaktionen und deren<br />

Einfluss auf den eigenen SOW simuliert<br />

werden. Das CLM empfiehlt sich<br />

für folgende Fragen:<br />

• Wie erhöhe ich meinen Share-of-<br />

Wallet?<br />

• Welches sind die Kernstellschrauben,<br />

um die Loyalität meiner Kunden<br />

zu erhöhen?<br />

• Was passiert, wenn ein Wettbewerber<br />

eine bestimmte Produkteigenschaft<br />

verändert?<br />

• Warum sind meine Kunden in höherem<br />

Maße loyal zu meinem Wettbewerber<br />

als zu mir?<br />

Loyalität bedeutet<br />

Profitabilität<br />

<strong>Research</strong><br />

Loyale Kunden tragen nachhaltig zur<br />

Profitabilität von Unternehmen bei.<br />

<strong>Kundenloyalität</strong> ist komplex, sie besteht<br />

aus Einstellungen und Handlungsweisen.<br />

Es gibt mehrere Ansätze<br />

zur Messung von Loyalität. Die geeignete<br />

Erhebungs- und Analysemethode<br />

hängt von der konkreten Fragestellung<br />

ab. Nur mit der Wahl der richtigen Methode<br />

lassen sich handlungsorientierte<br />

Szenarien und Ergebnisse ableiten, die<br />

dem Unternehmen die Entscheidungsgrundlage<br />

zur Wahl der richtigen Loyalitätsmaßnahmen<br />

liefern. ■<br />

Stephan Thun ist Vice President<br />

und Managing Director<br />

Europe bei <strong>Maritz</strong><br />

<strong>Research</strong>.<br />

<strong>Maritz</strong> <strong>Research</strong> ist eine<br />

Tochter des inhabergeführten US-Konzerns<br />

<strong>Maritz</strong> Inc. und zählt sich zu<br />

den weltweit führenden Marktforschungsinstituten.<br />

Das Unternehmen<br />

bietet ein breites Spektrum an strategischen<br />

und operativen Lösungen.<br />

<strong>Maritz</strong> <strong>Research</strong> ist in Europa mit<br />

Niederlassungen in Großbritannien<br />

und Deutschland präsent.<br />

www.maritzresearch.de<br />

7 · 2006 esearch & esults 43

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