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Objekt des Monats - Wasserburg am Inn!

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<strong>Objekt</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> November 2011 <strong>des</strong> Städtischen Museums <strong>Wasserburg</strong> a. <strong>Inn</strong><br />

Vom Anbrechen der Winterzeit<br />

Im November ist das <strong>Objekt</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> aus dem Museum <strong>Wasserburg</strong> ein Ölgemälde <strong>des</strong> aus<br />

<strong>Wasserburg</strong> st<strong>am</strong>menden Künstlers Hans Ganser mit dem Titel „Winter“ 1950er Jahren. Das Bild<br />

zeigt eine winterliche Szenerie <strong>am</strong> Rande <strong>Wasserburg</strong>s und verweist ganz nebenbei auf das<br />

kommende wichtigste Fest der kalten Jahreszeit.<br />

Im Vordergrund zeigt das Gemälde eine alltägliche, aber selten dokumentierte Ansicht <strong>Wasserburg</strong>s. Der<br />

Blick fällt auf einige Häuser, Schuppen und einem mannshohen Lattenzaun. Die Blickrichtung <strong>des</strong> Malers<br />

erfolgt von der Burgerfeldseite auf Höhe der Salzburger und Rosenheimer Straße in Richtung Altstadt<br />

und zeigt somit ein Areal, das sich seit der Entstehung <strong>des</strong> Gemäl<strong>des</strong> stark verändert hat. In nebelig<br />

kühler Atmosphäre sind im Hintergrund durch blätterlose Bäume der Giebel der Burg, der Turm und das<br />

Dach der Jakobskirche zu sehen, in dem sich andeutungsweise die <strong>Inn</strong>front verliert. Belebt wird die<br />

Ansicht durch einen Mann rechts unten im Bild, der einen kleinen Tannenbaum unter dem Arm trägt. Er<br />

scheint geradewegs aus dem Bild zu marschieren. Der Baum unter dem Arm kündigt etwas an, das<br />

unverwechselbar zum Einbruch <strong>des</strong> Winters gehört – Weihnachten.<br />

So wie der Baum im Bild sicherlich nach Hause getragen wird, um als festlich geschmückter Christbaum<br />

zum Weihnachtsfest aufgestellt zu werden, präsentiert die diesjährige Weihnachtsausstellung im Museum<br />

<strong>Wasserburg</strong> gleich mehrere Tannenbäume.<br />

Bei der Sonderausstellung „Oh Tannenbaum!“ dreht sich alles um historischen Christbaumschmuck.<br />

Neben wundervoll geschmückten Bäumen, die die jeweiligen Epochen vom Biedermeier über den<br />

Jugendstil bis zu den 50er Jahre zeigen, werden die Herstellung <strong>des</strong> Glasbehangs und die Geschichte<br />

<strong>des</strong> Weihnachtsfests beleuchtet. Der Weihnachtsbaum etablierte sich zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts als<br />

fester Bestandteil <strong>des</strong> Christfestes in bürgerlichen F<strong>am</strong>ilien. War er zuerst nur in adeligen Kreisen und<br />

entlang <strong>des</strong> Oberrheins bekannt, verbreitete er sich im Laufe <strong>des</strong> „bürgerlichen Jahrhunderts“ in alle<br />

Schichten. Nachdem während <strong>des</strong> deutsch französischen Kriegs 1870/71, aus dem Bismarck mit Blut<br />

und Eisen das Deutsche Kaiserreich schmiedete, Weihnachtsbäume in den Lazaretten aufgestellt<br />

wurden, die die Soldaten als Erinnerung in alle Deutschen Lande trugen, erwachte auch die Initiative<br />

bürgerlicher Frauen, jeder deutschen F<strong>am</strong>ilie einen Weihnachtsbaum zu ermöglichen.<br />

Ganz selbstverständlich scheint uns daher heutzutage der reich und bunt geschmückte Baum eines der<br />

wichtigsten Symbole für Weihnachten zu sein. Welche bedeutende Rolle der Tannenbaum für das<br />

Christfest im 20. Jahrhundert spielt und was unternommen wurde, um den <strong>Wasserburg</strong>ern einen Baum<br />

zum Fest zu ermöglichen, zeigt sich auch in Akten <strong>des</strong> hiesigen Stadtarchivs.<br />

In diesen findet sich beispielsweise ein Gesuch der Zuchthausverwaltung, datiert auf Dezember 1908, die<br />

sich aus den städtischen Waldungen acht Christbäume erbittet. In einem Artikel von 1928 wird auf die<br />

Bedeutung <strong>des</strong> hell erleuchteten Tannenbaumes für die Bevölkerung und die Besucher an öffentlichen<br />

Plätzen verwiesen. Aus einem Protokoll von Anfang der 1930er Jahre geht hervor, dass bei<br />

durchgeführten Kontrollen eine Person die Herkunft <strong>des</strong> mitgeführten Tannenbaumes nicht nachweisen<br />

konnte und angab, denselben einfach irgendwo abgesägt zu haben, da er kein Geld besitze, um sich<br />

einen zu kaufen. Dieser Christbaumdieb war sicherlich nicht der einzige in diesen Tagen. So zeigen uns<br />

dies sowie Anfragen zur Erteilung der Erlaubnis zum Schlagen oder Verkauf von Tannenbäumen Ende<br />

der 1940er Jahre nicht nur das Nachgeben der Verwaltung gegenüber den Dieben, sondern auch wie<br />

begehrt und unentbehrlich der Christbaum für das besondere Fest im Dezember ist.<br />

Hans Ganser (1897-1970) war ein <strong>Wasserburg</strong>er Künstler, <strong>des</strong>sen Werk sich durch verschiedenste<br />

Techniken, wie Öl, Aquarell oder Holzschnitt auszeichnet. Er verwirklichte sich auch in Glasmalerei und<br />

Zinngießerei, st<strong>am</strong>mt er doch aus einer Zinngießerf<strong>am</strong>ilie, deren Werkstatt er in der Schmidzeile<br />

weiterführte. Heute befindet sich in Gansers Werkstatt die Galerie für zeitgenössische Kunst <strong>des</strong> AK 68.<br />

Ein Aufruf an alle alteingesessenen <strong>Wasserburg</strong>er: Wer den jungen Mitarbeitern von Archiv und Museum<br />

zu erst sagen kann, an welcher Stelle im <strong>Wasserburg</strong>er Stadtgebiet das Bild genau spielt und welches<br />

Anwesen es zeigt, gewinnt zwei Eintrittskarten für die aktuelle Sonderausstellung!<br />

1


Hans Ganser: Winter, Öl auf Leinwand, Mitte 20. Jahrhundert.<br />

Der ungefähre Standort <strong>des</strong> Malers<br />

2

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