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Wasserburger Guet-Stempel nun im Museum zu sehen

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Objekt des Monats Juli 2011 des Städtischen <strong>Museum</strong>s Wasserburg a. Inn<br />

<strong>Wasserburger</strong> <strong>Guet</strong>-<strong>Stempel</strong> <strong>nun</strong> <strong>im</strong> <strong>Museum</strong> <strong>zu</strong> <strong>sehen</strong><br />

Diesen Monat stellt das <strong>Museum</strong> den <strong>Wasserburger</strong> <strong>Guet</strong>-<strong>Stempel</strong> vor. 2007 erwarb der<br />

Wirtschaftsförderungsverband Wasserburg mit Hilfe der Stadt den einmaligen Siegelstempel aus<br />

dem Handel. Nun wird er <strong>im</strong> Städtischen <strong>Museum</strong> der Öffentlichkeit <strong>zu</strong>gänglich gemacht.<br />

Eingebettet in die Reihe städtischer Siegelstöcke, dokumentiert der <strong>Guet</strong>-<strong>Stempel</strong> die Geschichte<br />

Wasserburgs als Handelsstadt.<br />

Die ursprüngliche Bedeutung des Siegelstempels liegt <strong>im</strong> Dunklen. So lässt sich auf ihn kein Hinweis in<br />

den städtischen Ratsprotokollen <strong>im</strong> Stadtarchiv finden. Auch vergleichbare Siegelstempel, so genannte<br />

Typare sind selten. Da ein Siegelstempel mit dem Siegel ein unverwechselbares Echtheitskriterium<br />

erzeugen sollte, durfte es <strong>im</strong>mer nur ein Typar <strong>zu</strong> jedem Siegel geben. Abgenutzte Typare, die durch<br />

neue ersetzt wurden, wurden vor Zeugen zerstört. Aus diesem Grund liegen kaum vergleichbare Objekte<br />

vor. Es ist daher notwendig, das Objekt selbst genau <strong>zu</strong> betrachten und es in Zusammenhang mit ähnlich<br />

gearteten Objekten <strong>zu</strong> bringen.<br />

Der <strong>Stempel</strong> besteht aus einer metallenen <strong>Stempel</strong>fläche mit Griff, der<br />

hölzern eingefasst wurde. Der fein gestaltete hölzerne Griff weist einen<br />

großen Riss auf, der sowohl durch das mit der Trock<strong>nun</strong>g verbundene<br />

Schwinden des Holzes als auch durch den Gebrauch des <strong>Stempel</strong>s<br />

hervorgerufen worden sein könnte. So war es üblich, die <strong>Stempel</strong> mit<br />

einem Hammerschlag auf den Griff ins Siegelwachs <strong>zu</strong> schlagen, um<br />

einen möglichst klaren Abdruck <strong>zu</strong> erhalten. Mit einer <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

zehn Zent<strong>im</strong>eter messenden <strong>Stempel</strong>fläche gehört der <strong>Stempel</strong> <strong>zu</strong> den<br />

größten Siegelstempeln. Die ungewöhnliche Größe des<br />

Siegelstempels spricht dafür, dass der <strong>Stempel</strong> nicht <strong>zu</strong>m Besiegeln<br />

von Urkunden sondern von Waren diente. Die grob gestaltete<br />

<strong>Stempel</strong>fläche zeigt den <strong>Wasserburger</strong> Löwen nach links schauend und umlaufend die Schrift<br />

„WASSERBURGERGVET|“. Die Jahreszahl 1590 ist auf dem oberen Rand der <strong>Stempel</strong>fläche<br />

aufgebracht.<br />

Es ist bemerkenswert, dass der <strong>Wasserburger</strong> Löwe <strong>im</strong> Positiv, also <strong>im</strong> Wachsabdruck, nach rechts, statt<br />

nach links blickt. Den Löwen als Stadtwappen erhielten die <strong>Wasserburger</strong> unter den Wittelsbachern <strong>im</strong><br />

13. Jahrhundert, 1 die selbst den Löwen <strong>im</strong> Wappen trugen. Hierbei handelte es sich um den frühen<br />

Pfälzer Löwen, der <strong>zu</strong> erst auf dem Schild des Reitersiegels Ottos II von Bayern, dem bayerischen<br />

Herzog <strong>zu</strong>r Zeit der Eroberung Wasserburgs, auftauchte. 2 Als klassisches Wappentier, das den Schild<br />

des Ritters <strong>im</strong> Kampf ziert, schaut er nach links und züngelt so be<strong>im</strong> Kampf Mann gegen Mann dem<br />

Gegner entgegen. Der falsch dargestellte Löwe und die grobe Art der Darstellung weisen daraufhin, dass<br />

der <strong>Stempel</strong> von einer Person hergestellt wurde, die in der Gestaltung von Siegelstempeln nicht geübt<br />

war.<br />

Auf allen amtlichen Siegeln und Wappen der Stadt und des Rates schaut der Löwe nach links. Nur wenn<br />

er gepaart und als dekoratives Element auftritt, blickt er auch einmal nach rechts, so dass sich beide<br />

gegenüber stehenden Löwen an<strong>sehen</strong>. Dies deutet wiederum an, dass es sich bei dem Siegel um kein<br />

städtisches Siegel handelt.<br />

Einen nach rechts blickenden Löwen<br />

finden wir gelegentlich bei<br />

Darstellungen aus dem Bereich der<br />

Zünfte. So ist ein nach rechts<br />

züngelnder Löwe auf der Zunftlade der<br />

Bäcker aus dem Jahr 1638 dargestellt.<br />

Auch Restaurator Armin Göttler<br />

berichtete von Beschauzeichen auf<br />

Zinn- und Silberwaren, die in<br />

Wasserburg aus einem nur wenige<br />

Mill<strong>im</strong>eter großen Löwen bestanden,<br />

der mal nach rechts und mal nach links<br />

blickte. Bei den Beschauzeichen handelt es sich um Marken, die von Seiten einer städtischen Stelle oder<br />

der Zunft vergeben wurden, um die Qualität einer Ware aus einer best<strong>im</strong>mten Stadt als gegeben <strong>zu</strong><br />

1 http://www.wasserburg.de/de/touristik/stadtgeschichte/stadtwappen/, 18.7.2011, 17:47.<br />

2 Rabbow, Arnold; Gruber, Dieter: Landeswappen Rheinland-Pfalz. In: Blätter <strong>zu</strong>m Land 99. Herausgeberin: Landeszentrale für<br />

politische Bildung Rheinland-Pfalz, Mainz 1999.<br />

1


kennzeichnen. So finden sich viele Beschauzeichen auf <strong>Wasserburger</strong> Silber- und Zinnwaren, die<br />

Aufschluss über deren Metallgehalt geben. Sie wurden mit winzigen Punzen in die Waren eingeschlagen.<br />

Hierbei spielte es keine Rolle in welche Richtung der Löwe züngelte, es kam darauf an, das<br />

kleinformatige Motiv überhaupt deuten <strong>zu</strong> können.<br />

Analog <strong>zu</strong> den Punzen entwickelten viele Städte und Handelsverbände wie<br />

die Hanse <strong>im</strong> ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit Warensiegel,<br />

die die Herkunft und damit die Qualität einer Ware bezeugen sollten. Das wohl<br />

berühmteste Warensiegel ist das der Kölner Heringsröder, städtische Beamte,<br />

die mit einem Brennsiegel ihre Marke in ein Fass frisch gesalzener Heringe<br />

drückten, wenn deren Qualität den strengen Rechtlinien der Stadt Köln<br />

entsprach. Im <strong>Museum</strong> Wasserburg ist ein Brennstempel aus dem 19.<br />

Jahrhundert erhalten, dessen Abdruck einen nach links blickenden Löwen<br />

hinterlässt. Er diente <strong>zu</strong>m Einbrennen des städtischen Symbols in Holz und<br />

hatte gemeinsam mit den Buchstaben S W die Funktion eines Eichstempels. Mit ihm wurden von der<br />

städtischen Verwaltung überprüfte und geeichte Maße, z. B. das <strong>Wasserburger</strong> Schrannenmaß,<br />

gekennzeichnet. Ein so gekennzeichneter Bottich steht heute <strong>im</strong> <strong>Museum</strong> <strong>im</strong> Ausstellungsbereich Maß<br />

und Gewicht.<br />

Der <strong>Wasserburger</strong> <strong>Guet</strong>-<strong>Stempel</strong> ist <strong>im</strong> Kontext dieser Entwicklungen <strong>zu</strong> <strong>sehen</strong>. Es ist daher<br />

an<strong>zu</strong>nehmen, dass es sich um ein Warensiegel handelt mit dem <strong>Wasserburger</strong> Händler und Handwerker<br />

die hohe Qualität <strong>Wasserburger</strong> Waren kennzeichneten.<br />

Thomas B. Schmeling und Jutta Mauritz vom Wirtschafts-Förderungs-Verband Wasserburg am Inn<br />

übergeben am 18. Juli 2011 den <strong>Guet</strong>-<strong>Stempel</strong> als Leihgabe an das <strong>Museum</strong> Wasserburg. Dort<br />

bereichert er den Ausstellungsraum <strong>zu</strong>r Stadtgeschichte.<br />

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