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Ruprecht II. Surauer – Portrait eines reichen Handelsherren

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Objekt des Monats März 2012 des Städtischen Museums Wasserburg a. Inn<br />

<strong>Ruprecht</strong> <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong> <strong>–</strong> <strong>Portrait</strong> <strong>eines</strong> <strong>reichen</strong> <strong>Handelsherren</strong><br />

Handel dient dem Austausch von Waren mit dem Ziel ein knappes oder sogar<br />

lebensnotwendiges Gut zu erlangen. Die alte Handelsstadt Wasserburg wurde so vor<br />

allem durch den Handel mit Getreide, Wein und Salz reich. Handel verbindet aber auch<br />

Menschen, fördert den Austausch von Ideen und schafft Wohlstand, der Luxus,<br />

Bildung und Kultur ermöglicht. Ein Handelsherr, dem dieser Wohlstand vergönnt war,<br />

war <strong>Ruprecht</strong> <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong>.<br />

Das Porträt <strong>Ruprecht</strong>s <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong> befindet sich heute im Museum. Es zeigt einen<br />

selbstbewussten Mann in den 40ern. Er trägt ein schwarzes Wams mit reichem<br />

Spitzenkragen und ebensolchem Ärmelbesatz, aus dessen Schlitzen ein rotgoldenes<br />

Prunkhemd hervor blitzt. Über die Brust ist ein reich verziertes Schwertgehänge gelegt. An<br />

jeder Hand trägt er einen goldenen Ring, in der Rechten hält er zwei Tulpen, zu jener Zeit<br />

Symbole für Reichtum, Luxus und Weltläufigkeit.<br />

Im oberen rechten Bildbereich erscheint das Wappen <strong>Ruprecht</strong>s <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong>, ein schwarzer<br />

Auerhahn, darüber die Inschrift, die auf seinen Beruf und seine Stellung als Ratsherr<br />

verweist „Rupert <strong>Surauer</strong> des Eusern Raths und Lebzelter“.<br />

1890 wurde das Gemälde vom Wasserburger Maler Heinrich Dendl restauriert. Für das<br />

Ergebnis, das nicht mehr unserer heutigen Vorstellung von Restaurierung entspricht, erhielt<br />

er viel lob. Wahrscheinlich stammt aus dieser zeit auch der Rahmen des <strong>Portrait</strong>s. 1983<br />

wurde wieder eine Restaurierung des nun stark angegriffenen Gemäldes durchgeführt.<br />

Dabei wurde im Bereich des als Maskaron gestalteten unteren Silberbeschlags des<br />

Schwertgehänges die Signatur M W S entdeckt, die auf den Maler Matthias Wilhelm Strovogl<br />

verweist. Dieser stammte aus München und heiratete die Witwe des Wasserburger Malers<br />

Wolfgang Pittenharter, dessen Werkstatt er übernahm. 1<br />

<strong>Ruprecht</strong> <strong>II</strong>. stammt aus einem alten Wasserburger Bürgergeschlecht, das mit der<br />

Bürgeraufnahme Joachim <strong>Surauer</strong>s 1560 zum ersten Mal greifbar wird. Er ist der Sohn Hans<br />

<strong>Surauer</strong>s, der als Schlosser aus Surau in die Stadt kam. <strong>Ruprecht</strong> I. <strong>Surauer</strong> ist der erste in<br />

der Familie, der nachweißlich das Handwerk der Lebzelterei ausübt.<br />

Lebzelter arbeiten mit den Produkten der Biene, Wachs und Honig. Honig bildete als<br />

Süßungsmittel die Grundlage für die so genannten Lebzelte, flache Backwaren, den heutigen<br />

Lebkuchen ähnlich, die das ganze Jahr über zu religiösen und familiären Festen verzehrt<br />

wurden. Aus Bienenwachs wurden Kerzen, Votivgaben und Wachsbilder gefertigt. Die<br />

<strong>Surauer</strong> waren aber nicht nur Handwerker. Sie trieben auch Handel, sowohl mit den<br />

Rohprodukten, für die sie zeitweise ein Monopol besaßen, als auch mit den fertigen Waren<br />

und gelangten so zu ungeheurem Reichtum.<br />

1605 wurde Rupert I. <strong>Surauer</strong> vom kaiserlichen Pfalzgrafen Johann Gailkirchner zu<br />

Neuhausen und Kematen ein Wappenbrief verliehen. Seit dieser Zeit trägt die Familie den<br />

Auerhahn im Wappen. Die Familie trat in den folgenden Jahren intensiver in Erscheinung.<br />

Sie stellte Ratsherren, tätigte Spenden und heiratete in angesehene Wasserburger<br />

Geschlechter ein, um ihren Reichtum und ihr Ansehen zu vermehren. So kam durch die<br />

Heirat <strong>Ruprecht</strong>s <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong> mit Regina Thalhammer 1641 das Haus in der Schidzeile 1 in<br />

den Besitz der Familie, die es bis 1919 hielt.<br />

Nachdem im 19. Jahrhundert zum einen Zucker als Süßungsmitte immer mehr den Honig<br />

verdrängte und so eine neue Konditorenkunst entstand und zum anderen im Zuge der<br />

Säkularisation der Volksglaube und das damit verbundene Wallfahrts- und Votivwesen<br />

1 Ferdinand Steffan: Verbindung zu drei Künstlerfamilien. Spurensuche im Fall <strong>eines</strong> Wasserburger<br />

Malers erfolgreich. In: Wasserburger Zeitung. 20.1.1988.<br />

1


immer mehr zurückgedrängt wurden, verloren die <strong>Surauer</strong> ihre Absatzmärkte und damit ihre<br />

Existenzgrundlage. Mit Franz Alois starb der letzte <strong>Surauer</strong> veramt im Heiliggeist-Spital<br />

nachdem er zuvor die Kunstschätze seiner Familie der Stadt Wasserburg übergab. So kam<br />

auch das Porträt s<strong>eines</strong> Ahnherrn ins Museum.<br />

Matthias Wilhelm Strovogl: Porträt <strong>Ruprecht</strong> <strong>II</strong>. <strong>Surauer</strong>, Öl auf Leinwand, Mitte 17. Jahrhundert, Inventarnummer<br />

820.<br />

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