Schlagfertigkeit
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<strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
Dr. Matthias Nöllke<br />
2. Auflage<br />
Haufe
2<br />
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />
Nöllke, Matthias:<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> / Matthias Nöllke. – 2., durchges. Aufl.. – Freiburg im Breisgau<br />
: Haufe, 2002<br />
(TaschenGuide ; Bd. 35)<br />
ISBN 3-448-05120-9<br />
ISBN 3-448-05120-9<br />
Bestell-Nr. 00853-0002<br />
1. Auflage 1999 (ISBN 3-86027-260-8)<br />
2., durchgesehene Auflage 2002<br />
© 2002, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG,<br />
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Lektorat: Dr. Ilonka Kunow, Gisela Fichtl<br />
Redaktion: Sylvia Rein<br />
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Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.<br />
3
4<br />
Inhalt<br />
6 � Vorwort<br />
7 � Was ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
17 � Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
27 � Kann man <strong>Schlagfertigkeit</strong> lernen?<br />
29 � Stufe 1: Die unangenehme Situation<br />
überwinden<br />
30 � Die Blockade verstehen<br />
33 � Die Blockade durchbrechen<br />
38 � Mut zur Frechheit<br />
39 � Wutausbrüche entschärfen<br />
47 � Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
54 � Peinliche Situationen meistern<br />
56 � Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien ernten<br />
59 � Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />
trainieren<br />
59 � Abwarten<br />
62 � Absurdes Theater<br />
66 � Die SIHR-Technik<br />
70 � Die Dolmetscher-Technik<br />
78 � Der Nachdenker<br />
81 � Der klassische Gegenkonter<br />
88 � Die Gegenfrage<br />
95 � Der Korken im Ohr
5<br />
Die Gerade-Technik � 100<br />
Die Instant-Sätze � 103<br />
Der Gegensog � 109<br />
Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern � 115<br />
Mit Sprache kann man spielen � 115<br />
Vergrößern Sie Ihren Wortschatz � 117<br />
Die Kürze macht‘s � 119<br />
Übung macht Sie dreister � 120<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept? � 122<br />
Anhang � 124<br />
Probieren Sie selbst: Lösungen � 124<br />
Literatur � 126
6<br />
Vorwort<br />
Wer viel diskutieren, verhandeln und überzeugen muss, der<br />
weiß, wie wichtig es ist schlagfertig zu sein. Nicht immer gewinnt<br />
das beste Argument, sondern oft genug gilt: Frechheit<br />
siegt. Dabei ist nichts unangenehmer als sich überrumpeln zu<br />
lassen und schweigen zu müssen, während unser Gegenüber<br />
die Lacher auf seiner Seite hat.<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist im Privat- und im Berufsleben überaus<br />
nützlich. Sie macht uns selbstbewusster, souveräner. Schlagfertige<br />
Antworten helfen dabei, sich durchzusetzen oder zumindest<br />
zu behaupten. Und sie verhindern, dass wir Opfer unfairer<br />
Angriffe werden.<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann man entwickeln. Unser TaschenGuide<br />
möchte Ihnen vermitteln, wie das geht. Sie lernen einige<br />
Grundtechniken kennen und die gefährlichsten Fußangeln.<br />
Sie erfahren, wie Sie sich gegen dumme Sprüche wehren können<br />
und peinliche Situationen meistern. Dabei werden Sie<br />
hoffentlich schon bald feststellen, dass <strong>Schlagfertigkeit</strong> nicht<br />
nur nützlich ist, sondern auch Vergnügen macht.<br />
Dr. Matthias Nöllke
Was ist das überhaupt,<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Plötzlich ist es da: Das Gefühl, jetzt müsste man einen ganz<br />
bestimmten Satz sagen. Einen Satz, der kurz und knapp die Situation<br />
klärt, einen Satz, der klar macht, dass man sich nicht<br />
alles bieten lässt, einen Satz, der das dahinschmelzende<br />
Selbstwertgefühl zurückgibt.<br />
Doch dieser dringend benötigte Satz will Ihnen nicht einfallen,<br />
nicht in diesem Moment, da Sie ihn gerade so dringend<br />
bräuchten. Schon ein paar Minuten später wissen Sie ganz<br />
genau, was Sie hätten sagen sollen. Doch dann ist es zu spät<br />
und Sie ärgern sich doppelt und dreifach, dass Ihnen dieser<br />
oder ein ähnlicher Satz einfach nicht über die Lippen kommen<br />
wollte und Sie geschwiegen haben.<br />
Wäre man in diesem Moment schlagfertig gewesen, hätte<br />
man sich wehren können. Dagegen fühlen wir uns elend und<br />
unfähig, weil wir es im rechten Moment eben nicht waren.<br />
Die unangenehme Situation<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist situationsabhängig. Sie ist eine Reaktion<br />
auf einen Angriff oder auf eine mehr oder weniger humorige<br />
Bemerkung eines Gesprächspartners. Ohne entsprechenden<br />
Anlass kann man auch nicht schlagfertig sein.<br />
7
8 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Solche Anlässe sind typischerweise unangenehme Situationen,<br />
mit denen Sie nicht gerechnet haben und die Ihnen eine<br />
Reaktion abverlangen. Menschen, die leichter in einem entspannten<br />
Klima glänzen, dürfen zwar auch als schlagfertig<br />
gelten – doch genau genommen sind sie eher geistreich, witzig<br />
oder originell als schlagfertig.<br />
Eine peinliche Situation oder Missstimmung, eine zudringliche<br />
Frage oder ein gehässiger Angriff auf Ihre Person sind<br />
klassische Startrampen für wirklich schlagfertige Antworten.<br />
Folgende Beispiele sind typisch für Situationen, in denen wir<br />
gerne schlagfertig wären:<br />
� Sie stehen seit einer halben Stunde an. Ein paar Meter vor<br />
Ihnen stellt sich jemand neben die Schlange und fädelt<br />
sich ganz unauffällig ein. Niemand sagt etwas.<br />
� Sie haben ein Problem mit Ihrem Computer. Ein netter<br />
Arbeitskollege hilft Ihnen, die Sache in Ordnung zu bringen.<br />
Es lag an irgendeiner Kleinigkeit. Grinsend bemerkt Ihr Kollege:<br />
„Kleiner Tipp: Nächstes Mal vorher Gehirn einschalten.“<br />
� Sie nehmen an einer Podiumsdiskussion teil. Ihre Argumente<br />
sind überzeugend und Sie haben das Gefühl, Sie<br />
kommen gut an. Plötzlich macht Ihr Kontrahent eine alberne<br />
Bemerkung über Ihre Frisur. Das Publikum lacht.<br />
� Sie setzen sich in der Kantine zu einer Gruppe von Arbeitskollegen,<br />
da sagt einer: „Kennt ihr den Unterschied<br />
zwischen ihm und einem Glas Wasser?“ Die Kollegen<br />
glucksen. „Wasser ist flüssig, er ist überflüssig.“<br />
� Sie nehmen an einem Vorstellungsgespräch teil, das sich<br />
ganz gut entwickelt. Mit einem Mal bemerkt Ihr Gegenüber:<br />
„Was benutzen Sie eigentlich für ein Parfum?“
Das überraschende Moment<br />
� Im Restaurant studieren Sie die Speisekarte. Der Ober erscheint<br />
und will Ihre Bestellung aufnehmen. Sie bitten ihn,<br />
noch einmal wieder zu kommen, da Sie sich noch nicht<br />
entschieden hätten. Nun lässt er Sie lange warten. Endlich<br />
tritt er doch an Ihren Tisch und fragt vorwurfsvoll: „Sind<br />
wir jetzt so weit?“<br />
Fallen Ihnen keine Antworten ein? Oder überzeugt Sie Ihre<br />
Reaktion nicht so recht? Fühlen Sie sich unbehaglich? – Dann<br />
befinden Sie sich in einer typischen Situation, in der Ihnen mit<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> geholfen wäre.<br />
Das überraschende Moment<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> lebt von der Überraschung. Ist Ihre Antwort<br />
vorhersehbar, dann ist sie sicher nicht schlagfertig. Ihr Gegenüber<br />
sollte von Ihrer Reaktion verblüfft sein.<br />
Das führt freilich in ein gewisses Dilemma. Denn Sie werden in<br />
diesem TaschenGuide verschiedene „Techniken“ kennen lernen,<br />
die viel von ihrer Wirksamkeit verlieren, wenn sie allzu mechanisch<br />
angewendet werden. Trotzdem sind diese Techniken eine<br />
wichtige Hilfe, sie sind sozusagen Ihr Stützkorsett, das Sie beizeiten<br />
ablegen sollten, um wirklich schlagfertig zu werden.<br />
Doch das überraschende Moment liegt nicht nur in Ihrer<br />
Antwort, sondern auch in der Situation, in die Sie geraten. Je<br />
unerwarteter die Situation auftritt, umso schlagfertiger kann<br />
Ihre Reaktion erscheinen. Es wird zwar schwieriger, überhaupt<br />
zu kontern, wenn Sie verblüfft sind, andererseits sinken die<br />
Anforderungen an eine schlagfertige Reaktion, je überraschender<br />
die Situation erscheint. Wir kommen auf diesen Effekt<br />
noch zu sprechen.<br />
9
10 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Die wiederhergestellte Souveränität<br />
Das eigentliche Ziel der schlagfertigen Antwort ist, die eigene<br />
Souveränität zu behalten, auszubauen oder wiederherzustellen.<br />
Denn die „unangenehme“ Situation, in der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
gefordert ist, zeichnet sich meist dadurch aus, dass wir<br />
unsere Souveränität bedroht glauben.<br />
Man begegnet Ihnen nicht mit Respekt, sondern mit Verachtung.<br />
Man ignoriert Ihre Wünsche oder legitimen Interessen.<br />
Man verlangt etwas von Ihnen, dem Sie sich eigentlich nicht<br />
fügen möchten, dem Sie sich aber auch nicht entziehen können,<br />
oder eine bestimmte Situation zwingt Ihnen Regeln auf,<br />
die Sie nicht akzeptieren können.<br />
Wenn Sie schlagfertig reagieren, bekommen Sie die Fäden<br />
wieder in die Hand. Sie bestimmen dann die Situation, wenigstens<br />
soweit es Ihre eigene Person betrifft. Diesen Punkt<br />
gilt es im Auge zu behalten. Er markiert geradezu den Kern der<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong>. Denn es geht nicht darum, jemandem originell<br />
oder lustig zu antworten, sondern darum, die eigene<br />
Selbstachtung zu wahren und souverän zu handeln. Darin<br />
liegt der Nutzen von <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />
Natürlich muss Ihre Souveränität nicht immer regelrecht bedroht<br />
sein. Auch auf ganz normale Fragen oder leere Floskeln<br />
können Sie schlagfertig antworten, Erwartungen und Konventionen<br />
kann man mit einer schlagfertigen Bemerkung<br />
durchbrechen. Dadurch können Sie besonders souverän erscheinen<br />
oder originell oder – im schlechten Falle – eitel.
Das nötige Quäntchen Bosheit<br />
Schlagfertige Antworten sind meist nicht besonders nett,<br />
manchmal sind sie regelrecht verletzend, in einzelnen Fällen<br />
sogar vernichtend. Ihr Gegenüber kann sich gekränkt fühlen<br />
und sich vornehmen, es Ihnen bei nächster Gelegenheit heimzuzahlen.<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist also kein Instrument, um Konflikte zu<br />
schlichten oder sich Gegner zu Freunden zu machen. Im Gegenteil:<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann Konflikte verschärfen. Darum<br />
ist es manchmal zweckmäßiger auf eine schlagfertige Replik<br />
zu verzichten, auch wenn sie Ihnen schon auf der Zunge liegt.<br />
Aber eben nur manchmal. In anderen Fällen kann eine schlagfertige<br />
Reaktion eine heikle Situation auch entschärfen. Oft<br />
ist es durchaus angebracht, wenn Sie sich zur Wehr setzen.<br />
Und dann kann ein gewisses Maß an Bosheit durchaus von<br />
Vorteil sein.<br />
Die eigene Bosheit ist aber oft schwieriger zu mobilisieren, als<br />
man glauben mag. Schließlich haben wir gelernt, mit unseren<br />
Mitmenschen freundlich umzugehen, sie höflich und mit Respekt<br />
zu behandeln. Im Normalfall ist diese Fähigkeit auch<br />
überaus nützlich. Sie macht uns zu umgänglichen Zeitgenossen<br />
und befähigt uns, mit Leuten auszukommen, die uns persönlich<br />
gar nicht so angenehm sind.<br />
Was aber tun in Situationen, denen wir mit Höflichkeit nicht<br />
beikommen, in denen sie uns sogar eher hindert, angemessen<br />
zu reagieren? Wir fühlen uns wie gelähmt und benehmen uns<br />
ungelenk, anstatt mit geeigneten Worten zu kontern.<br />
11
12 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Die doppelte Legitimation<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> hat nichts mit Flegelei zu tun. Das nötige<br />
Quäntchen Bosheit soll ja schließlich nur dann eingesetzt<br />
werden, wenn es gebraucht wird – und zwar wohldosiert. Die<br />
Bosheit einer schlagfertigen Antwort ist nicht Selbstzweck,<br />
sie muss gerechtfertigt sein, um keine Unverschämtheit zu<br />
werden. Dazu bedarf sie einer doppelten Legitimation:<br />
� Die pragmatische Legitimation:<br />
Die Schärfe, die Sie Ihrer Antwort geben, muss aus der Situation<br />
verständlich sein. Sie setzen sich mit angemessenen<br />
Mitteln zur Wehr.<br />
� Die ästhetische Legitimation:<br />
Der Gegenangriff darf nicht mit dem Holzhammer daherkommen,<br />
sondern muss entsprechend „verpackt“ werden.<br />
Das klingt vielleicht etwas abstrakt, doch wird schnell klar,<br />
was damit gemeint ist, wenn wir uns konkrete Situationen<br />
dazu vorstellen.<br />
Die „pragmatische Legitimation“<br />
Beispiel<br />
Eine wichtige Besprechung. Acht Leute sitzen beisammen. Seit einer Viertelstunde<br />
warten sie auf Herrn Mältzer, der wichtige Unterlagen mitbringen<br />
soll. Schließlich erscheint Mältzer. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf:<br />
„Herr Mältzer, Sie kommen ja schon wieder zu spät.“ Mältzer grinst: „Ich<br />
weiß. Unser Unternehmen steht deswegen kurz vor dem Zusammenbruch.“<br />
Das ist keine schlagfertige, sondern eine unverschämte Antwort.<br />
Dem Gegenangriff von Mältzer fehlt die „pragmatische<br />
Rechtfertigung“, denn die Kritik an der Unpünktlichkeit von<br />
Mältzer ist ja berechtigt und verlangt eine Erklärung oder eine<br />
Entschuldigung. Besser noch beides.
Das nötige Quäntchen Bosheit<br />
Beispiel<br />
Mältzer erscheint pünktlich. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf: „Mältzer,<br />
warum haben Sie eigentlich immer einen Regenschirm dabei? Wenn<br />
Sie immer so übervorsichtig sind, werden Sie nie Erfolg haben!“ Mältzer<br />
nickt: „Sie haben Recht. Unser Unternehmen steht deswegen kurz vor dem<br />
Zusammenbruch.“<br />
Das ist eine schlagfertige Replik, die durchaus noch etwas<br />
schärfer hätte ausfallen können. Der Vertriebsleiter formuliert<br />
einen Vorwurf, der auf einer abstrusen Verkettung beruht.<br />
Mältzer treibt diese abstruse Verkettung noch weiter und<br />
weist dadurch den Vorwurf zurück.<br />
Die „ästhetische Legitimation“<br />
Beispiel<br />
Mältzer erscheint zu spät. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf: „Sie sind<br />
ein hirnverbrannter Idiot, Mältzer!“ Mältzer entgegnet: „Stimmt nicht, Sie<br />
sind ein hirnverbrannter Idiot!“<br />
Der Vertriebsleiter hat sich im Ton vergriffen. Mältzer ist also<br />
„pragmatisch legitimiert“, sich mit einer schlagfertigen Antwort<br />
zu wehren. Aber das „Heimzahlen mit gleicher Münze“<br />
muss einen gewissen Umweg gehen, über ein Wortspiel, eine<br />
Andeutung oder irgendeinen kleinen Kniff. Dabei kann der<br />
„ästhetische Umweg“ recht kurz sein.<br />
Beispiel<br />
Der Vertriebsleiter: „Sie sind ein hirnverbrannter Idiot!“ Mältzer schaut an<br />
sich vorbei und entgegnet: „Tragen Sie wieder Ihre vollverspiegelte Brille?“<br />
Oder noch knapper. „Hirnverbrannter Idiot!“ – „Angenehm, Mältzer.“<br />
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dass diese<br />
Antworten schlagfertiger sind als eine plumpe Retourkutsche,<br />
bedeutet nicht, dass sie unbedingt zu empfehlen wären. Welche<br />
Art von Replik in einer bestimmten Situation angemessen<br />
ist, wird uns zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen.<br />
13
14 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Humor macht es leichter<br />
„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen<br />
platzt“, sagt Joachim Ringelnatz. Eben deshalb ist er so nützlich,<br />
wenn es um <strong>Schlagfertigkeit</strong> geht. Mit Witz, Humor und<br />
Ironie lösen wir einen Angriff in Lachen oder zumindest<br />
Lächeln auf. Die Atmosphäre entspannt sich.<br />
Humor wirkt buchstäblich entwaffnend und bewahrt uns unsere<br />
Souveränität. Jemand greift uns an; wir lassen seine<br />
Attacke ins Leere laufen. Damit schaffen wir Distanz. Der Gesprächspartner<br />
kann uns seinen Kampf nicht aufzwingen und<br />
wir bleiben nicht wehrlos.<br />
Gleichzeitig können Sie Humor einsetzen, um Ihrerseits anzugreifen<br />
oder zurückzuschlagen. Ein gelungener Witz ist die<br />
beste „ästhetische“ Legitimation, die es gibt. In seinem Windschatten<br />
dürfen Sie Dinge äußern, die man Ihnen sonst verübeln<br />
würde. Wenn Sie Ihr Publikum oder sogar Ihren Gegner<br />
zum Lachen bringen, haben Sie gewonnen.<br />
Doch Vorsicht, ein schlagfertiger Witz kann sehr grimmig<br />
oder verletzend sein. Wenn Sie Ihr Gegenüber zum Gespött<br />
machen, dürfen Sie sich nicht wundern, dass der Konflikt eskaliert.<br />
Es kommt also ganz darauf an, welche Wirkung Sie<br />
erzielen wollen. Ob es Ihnen darum geht, einem Angriff auszuweichen,<br />
oder ob Sie den Angreifer matt setzen möchten.<br />
� Die humoristische Umdeutung einer verbalen Attacke ist<br />
freundlicher und ungefährlicher als ein direkter Gegenangriff.<br />
Sie eignet sich gut, um peinliche Situationen zu<br />
meistern.
Hemmschuh: Vorbilder<br />
Nachteil: Bei wirklich unfairen und bösartigen Attacken ist<br />
sie zu harmlos. Ihr Gegenüber könnte Ihr Verhalten als ausweichend<br />
empfinden und seine Angriffe unbeirrt fortsetzen.<br />
Im schlimmsten Fall provozieren Sie auf diese Weise<br />
weitere und schlimmere Aggressionen.<br />
� Der humoristische Gegenangriff eignet sich eher für<br />
schwere bis hoffnungslose Fälle. Allerdings gibt es eine<br />
Grenze, bei der jeglicher Spaß aufhört und Sie mit Humor,<br />
mag er auch noch so ätzend sein, nicht mehr weiterkommen.<br />
Hemmschuh: Vorbilder<br />
In vielen Filmen und Fernsehshows treten Leute auf, die ungewöhnlich<br />
schlagfertig sind. Vielleicht hegen Sie den<br />
Wunsch genau so schlagfertig zu werden wie der eine oder<br />
andere Moderator, Filmheld oder Talkmaster. Solche Vorbilder<br />
können durchaus auch hilfreich sein und anregend wirken.<br />
Achten Sie gezielt darauf, wie die Sätze, die Ihnen gut gefallen,<br />
„funktionieren“. Dabei kann man einiges lernen und vielleicht<br />
können Sie das eine oder andere für sich übernehmen.<br />
Bedenken Sie aber dabei: Solche Vorbilder sorgen nicht selten<br />
dafür, dass völlig überzogene Vorstellungen entstehen, wie<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> im Alltag funktioniert. Im Film muss sich niemand<br />
in Sekundenschnelle Pointen ausdenken, für die schlagfertigen<br />
Sätze und Sprüche brauchen die Autoren oft sehr viel<br />
Zeit. Auch in Fernsehshows oder Politmagazinen ist die Situation<br />
ganz und gar künstlich und hat nur wenig mit unserem<br />
Alltag zu tun. Die Gags sind vorbereitet, der Moderator<br />
ist es auch.<br />
15
16 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Die alltägliche <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist deshalb durchaus nicht so<br />
geschliffen und fast nie besonders raffiniert. Auf dem Papier<br />
wirkt sie manchmal sogar etwas plump, wie Sie noch feststellen<br />
werden. Doch sie zeigt Wirkung – und darauf kommt<br />
es ja an.<br />
� Legen Sie keine überzogenen Maßstäbe an Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
an. Sie brauchen weder ein Gagschreiber noch ein Entertainer zu sein.<br />
Viel wichtiger ist, dass Sie sich rasch mit geeigneten Mitteln zur Wehr<br />
setzen können. �<br />
Auf schnelles Reagieren kommt es an<br />
Um eine schlagfertige Antwort zu formulieren, haben Sie<br />
kaum Zeit. Schlagfertig sein heißt auch schnell parieren. Das<br />
macht die Sache ja so schwierig. Sie können nicht lange<br />
nachdenken oder gar abwägen, was Sie entgegnen könnten.<br />
Allzu leicht gerät man sonst ins Stammeln oder bringt gar<br />
nichts mehr heraus. Die Chance zu einer schlagfertigen Antwort<br />
ist verpasst, denn auch wenn Ihnen schließlich eine geeignete<br />
Replik einfällt: Sie ist nichts mehr wert, wenn sie zu<br />
spät kommt.<br />
Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen:<br />
� Perfektionismus ist fehl am Platz. Besser eine mittelmäßige<br />
Entgegnung als nachdenkliches Schweigen.<br />
� Legen Sie sich ein Repertoire von Repliken zurecht, auf das<br />
Sie jederzeit blitzschnell zurückgreifen können.<br />
� Verfallen Sie nicht in Hektik und lassen Sie sich nicht unter<br />
Druck setzen. Versuchen Sie Zeit zu gewinnen.
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
� Auch wenn Sie eine schlagfertige Replik in der Regel unmittelbar<br />
anbringen müssen, ist es ratsamer, erst einmal abzuwarten als überstürzt<br />
zu reagieren. Manchmal ergibt sich nämlich wenig später eine<br />
bessere Gelegenheit zu kontern. �<br />
Beispiel<br />
Eine Journalistin interviewt einen PR-Fachmann, der recht eitel zu sein<br />
scheint. Am Ende des Gesprächs bittet sie ihn, „kurz ein paar Worte über<br />
seinen Werdegang“ zu sagen. – „Na entschuldigen Sie mal, das wissen Sie<br />
nicht?“ fragt er gekränkt zurück. „Man merkt schon, Sie haben ja gar keine<br />
Ahnung!“ – Die Journalistin schluckt trocken. „Vielleicht verraten Sie ihn<br />
mir trotzdem.“ – Ohne Punkt und Komma rattert der PR-Fachmann seinen<br />
imposanten Werdegang herunter. – „Das ging aber schnell“, staunt die<br />
Journalistin. „Das klang ja gerade so, als müssten Sie das öfter machen.“<br />
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
Schlagfertige Bemerkung sind nie ganz ohne Risiken. Die sollten<br />
Sie kennen, damit Sie sich nicht im Nachhinein auf die Lippen<br />
beißen. <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist zwar oft eine wunderbare Sache,<br />
trotzdem – manchmal ist es besser, wenn Sie auf eine<br />
schlagfertige Antwort verzichten und sich etwas anderes einfallen<br />
lassen. Doch was, wenn es nun schon mal passiert ist?<br />
Auch dann können Sie immer noch etwas retten und gegensteuern.<br />
1 Die Situation eskaliert<br />
Wie wir gesehen haben, enthalten die meisten schlagfertigen<br />
Antworten ein gewisses Quäntchen Bosheit. Das muss so sein,<br />
damit sie wirksam sind. Doch hin und wieder passiert es einfach,<br />
dass man über das Ziel hinausschießt und Ihr Gegenüber<br />
17
18 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
sehr gekränkt ist. Er wird sich bei nächster Gelegenheit revanchieren,<br />
vielleicht auch sofort. Reaktion und Gegenreaktion<br />
schaukeln sich auf, aus einer kleinen Neckerei entsteht<br />
eine tiefe Feindschaft.<br />
Das ist natürlich nicht in Ihrem Sinne. Konflikte, die eskalieren,<br />
schaden allen Beteiligten. Gegen unfaire Angriffe sollten<br />
Sie sich gewiss zur Wehr setzen, doch achten Sie darauf, dass<br />
die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleibt.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Achten Sie darauf, wie Ihre Replik aufgenommen wird.<br />
� Wenn Sie merken, dass Sie übers Ziel hinausgeschossen<br />
sind, schieben Sie eine versöhnliche Bemerkung hinterher.<br />
� Wenn das nicht hilft, sollten Sie sich entschuldigen.<br />
� Natürlich gibt es auch Mitmenschen, die selbst sehr aggressiv<br />
austeilen, aber überempfindlich reagieren, sobald<br />
es um ihre eigene Person geht. Hier müssen Sie abwägen,<br />
was zu tun ist: Sie können Ihre Replik relativieren („Ich<br />
hab’s nicht so gemeint!“), versuchen die Sache zu bereinigen<br />
(„Du hast mich gekränkt, ich hab dich gekränkt. Lass<br />
uns die Sache vergessen!“) oder Sie nehmen einen gekränkten<br />
Mitmenschen in Kauf.<br />
2 Ihre Reaktion ist stereotyp<br />
Wer häufig denselben Menschen gegenüber schlagfertig zu<br />
sein hat, sollte darauf achten, immer wieder mal abzuwechseln.<br />
Ihr Repertoire darf nicht allzu klein sein. Ihre Waffe
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
würde allzu rasch stumpf oder schlimmer noch: Sie werden<br />
zum Gespött derer, denen Sie entgegentreten wollten, weil<br />
Ihre Reaktion zuverlässig vorhersagbar ist. Menschen, die Ihnen<br />
ohnehin nicht zugetan sind, können Sie dadurch sehr<br />
leicht in Verlegenheit bringen und bloßstellen.<br />
Beispiel<br />
Herr Mältzer pflegt alle gehässigen Kommentare mit dem ironischen Standardspruch<br />
abzufangen: „Sie haben Recht. Unser Unternehmen steht deswegen<br />
schon kurz vor dem Zusammenbruch.“ Bei nächster Gelegenheit<br />
geht ihn sein Kollege Backmund an: „Mältzer, Ihre Krawatte ist so geschmacklos,<br />
dass es mich nicht wundern würde, wenn unser Unternehmen<br />
deswegen tatsächlich Bankrott macht.“ – Gelächter im Kollegenkreis.<br />
Mältzer ist ratlos und schweigt.<br />
Der Schuss kann also schnell nach hinten losgehen, wenn Sie<br />
mit vorbereiteten Standardsprüchen glänzen möchten. Wer<br />
als Norddeutscher auf jedes „Grüß Gott!“ mit einem „Werde<br />
ich machen, wenn ich ihn sehe!“ antwortet, dürfte seinen Ruf<br />
als origineller Zeitgenosse nachhaltig ruinieren.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Bleiben Sie variabel. Verlassen Sie sich nicht auf eine Technik,<br />
die sich mal bewährt hat.<br />
� Hüten Sie sich vor „witzigen“ Standardsprüchen.<br />
� Wenn Sie mit Ihren eigenen Sprüchen konfrontiert werden:<br />
Halten Sie für solche Fälle noch einen Spruch parat zum<br />
Gegenkonter.<br />
19
20 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
3 Es war nicht so gemeint<br />
Was jemand sagt, ist leider nicht immer das, was er meint.<br />
Und was jemand hört, ist meist noch einmal etwas ganz anderes,<br />
als der andere gesagt und gemeint hat. Wenn wir uns<br />
also angegriffen und gekränkt fühlen, ist es durchaus möglich,<br />
dass unser Gegenüber das weder so gesagt noch so gemeint<br />
hat.<br />
Unterstellen Sie also nicht immer gleich einen Angriff, denn<br />
eine schlagfertige Replik kann das Klima mit einem Mal vergiften.<br />
Besonders unangenehm ist es, wenn wir in eine Äußerung<br />
einen Vorwurf hineinlesen, nur weil uns selbst das angesprochene<br />
Thema unangenehm ist. Dann fällt die schlagfertige<br />
Antwort auf uns selbst zurück. Oder die Situation eskaliert<br />
– völlig grundlos.<br />
Beispiel<br />
„Na, sind Sie am Wochenende schön gesegelt?“, fragt der braun gebrannte<br />
Herr Backmund arglos. Mältzer, der unfreiwillig mehr Zeit im Wasser<br />
als auf dem Boot verbracht hat, hält dies für eine gehässige Anspielung<br />
auf seine Segelkünste und giftet zurück: „Na, Backmund, und Sie haben<br />
am Wochenende wohl zu lange in der Sonne gelegen?“<br />
Auch im umgekehrten Fall sollte man nicht gleich zurückschlagen:<br />
Jemand reagiert überaus schroff, aber offenbar<br />
nicht unseretwegen, sondern aus Gründen, die wir nicht kennen.<br />
Der vermeintliche Angriff trifft uns also nur zufällig, gilt<br />
uns aber eigentlich nicht. Eine scharfe Gegenattacke wäre in<br />
diesem Fall also wenig hilfreich.<br />
Beispiel<br />
Mältzer fragt eine Verkäuferin im Supermarkt, wo das Tierfutter ist. Sie<br />
blafft ihn an: „Können Sie nicht lesen? Da hinten!“ Eine ziemlich rüde Ant-
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
wort. Mältzer zieht die Augenbrauen hoch: „Danke, lesen kann ich schon.“<br />
Er wendet sich zum Gehen und fügt hinzu: „Und Sie können mich auch.“<br />
Frau Mältzer in der gleichen Situation reagiert anders. „Sagen Sie mal,<br />
warum schlagen Sie mir gegenüber eigentlich so einen Ton an?“, fragt sie<br />
zurück. Der Verkäuferin wird klar, dass sie sich im Ton vergriffen hat. Sie<br />
entschuldigt sich bei Frau Mältzer.<br />
Der Grund für die Überreaktion: Die Verkäuferin ist mit ihren Nerven am<br />
Ende. Sie ist völlig überarbeitet, hat seit Stunden ein nervtötendes Sodbrennen<br />
und zu Hause ist die Waschmaschine kaputtgegangen. Und dann<br />
fragen die Kunden ständig nach dem Tierfutter. Dabei hängt doch ganz<br />
groß ein Schild über den Regalen ...<br />
Wenn jemand unverschämt reagiert, ist Ursachenforschung<br />
natürlich nicht immer am Platz. Eine Beleidigung sollten Sie<br />
sich nicht gefallen lassen, welche Gründe auch immer dahinter<br />
stehen mögen. Häufig erleichtert es jedoch den Umgang<br />
miteinander, wenn sich klären lässt, dass ganz andere Ursachen<br />
zu dem Angriff geführt haben.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Legen Sie nicht jedes unbedachte Wort Ihrer Mitmenschen<br />
auf die Goldwaage.<br />
� Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie sich über sich<br />
selbst geärgert haben; Sie sollten dann nicht gleich das<br />
Gras wachsen hören.<br />
� Wenn Sie im Unklaren sind, was gemeint ist: Fragen Sie<br />
nach. So können Sie Missverständnisse klären – oder auch<br />
das ganze Ausmaß einer Kränkung zutage fördern.<br />
� Wenn Ihr Gegenüber offensichtlich überreagiert hat: Gibt<br />
es verborgene Motive? Bevor Sie „zurückschlagen“, geben<br />
Sie ihm eine Chance, das Gesicht zu wahren.<br />
21
22 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
4 Ihre Antwort ist zu spitzfindig<br />
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, weiß der Volksmund.<br />
Im Alltag haben wir es meist mit ziemlich groben Klötzen<br />
zu tun. In der Regel reagiert man denn auch am angemessensten,<br />
wenn man die Sache eher handfest angeht. Umfangreiches<br />
Bildungswissen, ansonsten nicht von Nachteil,<br />
erweist sich hier oftmals als schwer wiegendes Hindernis.<br />
Wenn es die Umstände erfordern, müssen Sie sich auch mal<br />
unter Ihrem Niveau zur Wehr setzen. Sie müssen deshalb ja<br />
nicht gleich ausfallend werden, im Gegenteil. Doch wenn ein<br />
Kollege Sie einen Holzkopf nennt, wird Ihnen die boshafteste<br />
Anspielung auf Karl VII. oder Grillparzers „Ahnfrau“ kaum Erfolg<br />
bescheren.<br />
„Sätze über 13 Worte werden nicht mehr verstanden“, meint<br />
der TV-Moderator Max Schautzer. Das ist ein sehr brauchbarer<br />
Grenzwert. Weder mit allzu spitzfindigen noch mit allzu<br />
ausgedehnten Bemerkungen erreichen Sie etwas: Man versteht<br />
Sie nicht. Wenn Sie zudem ohnehin als „Eierkopf“ gelten,<br />
machen Sie sich durch solche Erwiderungen erst recht zur<br />
Zielscheibe der „groben Klötze“.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Haben Sie keine Scheu vor simplen Repliken.<br />
� Vermeiden Sie alle Anspielungen.<br />
� Verwenden Sie keine Zitate – auch keine lateinischen.<br />
� Verwenden Sie niemals Ironie und seien Sie Gegnern gegenüber<br />
niemals geistreich.
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
� Wenn Sie nun schon mal spitzfindig waren: Setzen Sie sofort<br />
einen groben Keil drauf. Das neutralisiert.<br />
5 Das Leben geht weiter<br />
Im Film folgt einer schlagfertigen Parade fast immer ein<br />
Schnitt. Allenfalls schaut das düpierte Opfer noch ein wenig<br />
in die Kamera, spätestens dann aber ist die Szene zu Ende. Einen<br />
ähnlichen Eindruck gewinnt, wer einige Bücher über<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> zu Rate zieht. Das Problem taucht auf, Sie sagen<br />
Ihren magischen Spruch – und das Gegenüber löst sich in<br />
Luft auf.<br />
Diesen Gefallen wird Ihnen ein realer Gesprächspartner allerdings<br />
kaum tun. Es gibt ein Leben nach dem Spruch. Und das<br />
kann auch schon mal bitter werden. Ihr Gegenüber setzt seine<br />
Angriffe vielleicht fort oder es fällt ihm ein noch besserer<br />
Spruch ein. Manchmal genügt es auch, wenn er einfach weiterredet,<br />
er sich also trotz Ihrer vernichtenden Antwort nicht<br />
hat zum Schweigen bringen lassen.<br />
Was tun Sie dann? Suchen Sie nach weiteren schlagfertigen<br />
Antworten? Bringen Sie das Gespräch auf eine sachliche Ebene<br />
zurück? Bieten Sie Versöhnung an? Fangen Sie an, Papierflieger<br />
zu falten oder Kreuzworträtsel zu lösen? Verlassen Sie<br />
den Raum?<br />
Alles ist denkbar. Was immer Sie tun, es sollte Ihren Interessen<br />
dienen und Sie sollten Ihre Souveränität bewahren. Lassen<br />
Sie sich nach einer gelungenen Replik auf keinen Fall „zuquatschen“.<br />
23
24 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Beispiel<br />
Bei manchen Geschäften an der Haustür lässt sich dieser Effekt beobachten.<br />
Egal, wie entschieden Sie Ihr Desinteresse bekunden, ob Sie darauf<br />
hinweisen, dass Sie bereits ein anderes Produkt besitzen, mit dem Sie zufrieden<br />
sind, ob Sie unmissverständlich bekunden, dass Sie sich gestört<br />
fühlen: Der Verkäufer redet einfach weiter. So lange, bis Sie das Produkt<br />
gekauft haben oder ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Setzen Sie nicht zu sehr auf die zündende Pointe.<br />
� Machen Sie sich Gedanken, wie Sie Ihr Handeln fortsetzen<br />
können.<br />
� Wenn Sie vor Publikum sprechen: Wenden Sie nach Ihrer<br />
schlagfertigen Replik sofort den Blick von Ihrem „Opfer“ ab.<br />
� Entwickeln Sie Stehvermögen. Setzen Sie sich weiter zur<br />
Wehr.<br />
6 Und wo bleibt der Ernst?<br />
Wenn Sie recht schlagfertig sind, wird es Ihnen immer wieder<br />
passieren, dass die Situation ins rein Spaßhafte abrutscht. Ein<br />
ernsthaftes Gespräch scheint nicht mehr möglich. Es werden<br />
nur noch Frotzeleien ausgetauscht, bei denen unklar ist, ob es<br />
sich um reine Alberei handelt oder ob sich nicht auch abgefeimte<br />
Aggressionen darin verbergen.<br />
Eine witzige Replik kann auch als Ablenkung verstanden werden.<br />
Wenn Sie jemand massiv angreift, Ihnen schwere Vorwürfe<br />
macht, ist es mit einer lustigen Bemerkung sicher nicht<br />
getan. Dies gilt vor allem, wenn Sie vor Publikum angegangen<br />
werden. Natürlich können Sie auch schlagfertig und witzig
Die sieben häufigsten Fußangeln<br />
antworten, allerdings erst wenn Sie den sachlichen Hintergrund<br />
geklärt und richtig gestellt haben.<br />
Wenn Sie jemand beleidigt oder beschimpft, ist es nicht ratsam,<br />
das Ganze mit Humor zu nehmen. In diesem Fall sollten<br />
Sie Ihren Kontrahenten zur Rechenschaft ziehen und ihm zu<br />
verstehen geben, dass Sie sein Verhalten nicht dulden. Sonst<br />
schwächen Sie Ihre Position, gleichgültig, wie witzig Ihre Replik<br />
sein mag.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Bleiben Sie sachlich, wenn Sie massiv angegangen werden.<br />
Versuchen Sie herauszufinden, was hinter den Vorwürfen<br />
steckt.<br />
� Wenn Sie jemand beleidigt, machen Sie unmissverständlich<br />
klar, dass Sie das nicht dulden und eine Entschuldigung<br />
erwarten.<br />
� Wenn eine schlagfertige Frotzelei Ihnen mit einem Mal<br />
seltsam doppelbödig erscheint: Steigen Sie aus. Reden Sie<br />
sofort Klartext. Lassen Sie sich auf keine weitere spaßhafte<br />
Bemerkung mehr ein.<br />
7 Operation gelungen – Patient tot<br />
Vielleicht fällt Ihnen eine ungemein schlagfertige Antwort<br />
ein, mit der Sie Ihren Gesprächspartner elegant aus dem Sattel<br />
heben. Vielleicht ernten Sie dafür Anerkennung, und Ihre<br />
Kollegen amüsieren sich königlich. Sie haben Ihr Selbstbewusstsein<br />
gestärkt und fühlen sich großartig.<br />
25
26 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
Eigentlich ist alles ganz wunderbar. Doch langsam lässt das<br />
Triumphgefühl nach, Sie kommen ins Grübeln und stellen sich<br />
die Frage: Was habe ich da eigentlich angerichtet? Es dämmert<br />
Ihnen, dass die Wirkung Ihrer fulminanten Replik vielleicht<br />
gar nicht in Ihrem Sinne ist, weil Sie beispielsweise einen<br />
Arbeitskollegen vor allen anderen bloßgestellt oder sich<br />
einen Vorgesetzten zum Feind gemacht haben. Dabei haben<br />
Sie es ja vielleicht ganz harmlos und nett gemeint. Eine kleine<br />
Anspielung auf eine liebenswerte Schwäche – ein kleiner<br />
Spaß der nicht wehtun sollte. Trotzdem macht Ihr Abteilungsleiter<br />
ein betretenes Gesicht.<br />
Manche kleine Frotzelei, die sonst mit einem Lächeln bedacht<br />
worden wäre, kann unversehens als schwere Beleidigung<br />
empfunden werden, weil das Publikum, also zum Beispiel die<br />
lieben Kollegen, in schallendes Gelächter ausbrechen.<br />
Was Sie dagegen tun können<br />
� Vorsicht vor allzu treffenden Pointen. Kaum jemand kann<br />
über seine eigenen Schwächen lachen.<br />
� Passen Sie ganz besonders auf, wenn Publikum dabei ist.<br />
Setzen Sie sich zur Wehr, aber nicht auf Kosten Ihres<br />
Gegenübers.<br />
� Wenn Sie feststellen, dass Sie ins Schwarze getroffen und<br />
sich gerade einen Feind gemacht haben: Versuchen Sie in<br />
einem späteren Gespräch die Scherben zu kitten. Allerdings<br />
verlangt das viel Fingerspitzengefühl. „Tut mir Leid,<br />
dass ich Sie gerade eben bloßgestellt habe!“ oder: „Sorry,<br />
ich habe nicht gewusst, dass Sie da sooo empfindlich reagieren!“<br />
sind gut gemeinte Entschuldigungen, mit denen<br />
Sie die Sache garantiert verschlimmern.
Kann man <strong>Schlagfertigkeit</strong> lernen?<br />
Kein Zweifel, die Menschen sind höchst unterschiedlich veranlagt,<br />
was ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> betrifft. Manchen fällt in allen<br />
Lebenslagen ein passender Spruch ein, während andere<br />
ständig auf der Leitung stehen. Das Gute ist jedoch: Egal ob<br />
Sie ein Naturtalent sind oder nicht, jeder kann seine <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
ausbilden und erheblich verbessern. Er muss sie nur<br />
richtig und vor allem regelmäßig trainieren.<br />
Wie kann so ein Training aussehen, wenn weder Trainer,<br />
Übungsgerät noch Mitspieler zur Verfügung stehen? In unserem<br />
TaschenGuide finden Sie eine Art Workshop, der sich im<br />
Wesentlichen aus drei Bausteinen zusammensetzt:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Lernen Sie mit der unangenehmen Situation fertig zu<br />
werden.<br />
Erlernen Sie unterschiedliche Techniken der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
und setzen Sie sie ein.<br />
Erweitern Sie Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit und<br />
lernen Sie rasch zu reagieren.<br />
Diese drei Schritte auf dem Weg zur <strong>Schlagfertigkeit</strong> sollten<br />
Sie nacheinander gehen. Zunächst einmal müssen Sie es<br />
schaffen, aus der geistigen Schockstarre herauszufinden, die<br />
es Ihnen verwehrt, einen Angriff zu kontern. Es nützt Ihnen<br />
gar nichts, wenn Sie ungeheuer schlagfertig sind, sich aber<br />
wie gelähmt fühlen, sobald Ihnen jemand frech kommt.<br />
Daher beschäftigen wir uns im ersten Schritt damit, wie Sie<br />
es erreichen, sich in solchen Situationen nicht überrumpeln<br />
zu lassen, wie Sie gelassen bleiben und einen kühlen Kopf be-<br />
27
28 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />
halten, den Sie für die beiden nachfolgenden Schritte so dringend<br />
brauchen.<br />
Zweitens sollten Sie sich mit verschiedenen Techniken vertraut<br />
machen – es ist schon viel erreicht, wenn man den einen<br />
oder anderen Trick gleich parat hat. Sie werden etliche<br />
kennen lernen. Probieren Sie sie aus und wenden Sie sie an.<br />
Die eine oder andere Technik sollten Sie dann vertiefen, um<br />
sie bei Gelegenheit gleich verfügbar zu haben.<br />
Damit sind Sie schon mal ganz gut gerüstet und auf dem besten<br />
Weg die meisten Angriffe abzuwehren. Sie sind ihnen<br />
schon nicht mehr hilflos ausgeliefert. Auf Dauer freilich reichen<br />
Techniken allein nicht aus, sie nutzen sich ab. Um der<br />
Gefahr vorzubeugen, dass Ihre Reaktionen vorhersehbar und<br />
schematisch werden, folgt der dritte Schritt. Er hilft Ihnen, Ihr<br />
sprachliches Ausdrucksvermögen zu verbessern. Lernen Sie,<br />
spielerisch mit der Sprache umzugehen, mit Worten und ihren<br />
Bedeutungen zu jonglieren – Sie werden Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
nuancierter einsetzen können und nochmals erheblich verbessern.<br />
� Kaum jemand arbeitet daran, seine <strong>Schlagfertigkeit</strong> systematisch<br />
auszubilden und zu entwickeln. Wenn Sie es tun, verschaffen Sie sich<br />
einen gehörigen Startvorteil. �
Stufe 1: Die unangenehme<br />
Situation überwinden<br />
Am Anfang steht immer eine unangenehme Situation; es gilt<br />
schnell und effizient zu reagieren. Doch Sie sind verdattert<br />
und sprachlos oder reden hilflos dagegen an. Die Situation hat<br />
Sie im Griff, statt dass Sie die Situation beherrschen würden.<br />
Die anderen bringen uns in Verlegenheit ...<br />
Am Arbeitsplatz stellt Sie ein Kollege vor allen anderen bloß,<br />
im Supermarkt werden Sie von der Kassiererin angeraunzt, im<br />
Bus müssen Sie allerlei Kommentare über Ihre Unfähigkeit zur<br />
Kindererziehung über sich ergehen lassen, weil Ihre zweijährige<br />
Tochter ein Eis essen will und mault. Immer wieder<br />
bekommen Sie geistlose Sprüche zu hören, dummdreiste<br />
Vertraulichkeiten, Äußerungen, die nervtötend, hinterhältig,<br />
geschmacklos, kränkend oder obszön sind.<br />
... oder wir uns selbst<br />
Nicht weniger wirkungsvoll ist es, wenn Sie sich selbst in Verlegenheit<br />
bringen: Ihnen rutscht plötzlich irgendeine Bemerkung<br />
heraus. An der versteinerten Miene Ihres Gesprächspartners<br />
erkennen Sie, dass er sie für nicht sehr lustig hält. Sie<br />
verplappern sich, verwechseln wichtige Persönlichkeiten, verletzen<br />
Konventionen, offenbaren Bildungslücken. Oder Ihr<br />
Körper spielt Ihnen ein Streich: Sie gleiten spektakulär aus,<br />
29
30 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
müssen beim Essen niesen, bei der Festansprache husten oder<br />
werden von heftigen Blähungen gepeinigt, während Sie über<br />
Ihr Gehalt verhandeln.<br />
Die Blockade verstehen<br />
Wer einmal verstanden hat, woher Blockaden rühren und dass<br />
solche Blockaden ganz normal sind und nicht „immer nur mir“<br />
passieren, ist bereits ein gutes Stück vorangekommen. Die unangenehmen<br />
Situationen, denen wir mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> begegnen<br />
können, sind keine Katastrophen, aber sie sind unerfreulich<br />
und belastend. Nicht selten nagt es lange an unserem<br />
Selbstwertgefühl, wenn wir es nicht geschafft haben, unsere<br />
Souveränität zu bewahren. So gesehen sind solche Erlebnisse<br />
immer auch Prüfsteine für unser Selbstwertgefühl.<br />
Die meisten unangenehmen Situationen lassen sich in folgende<br />
hilfreiche Kategorien einteilen:<br />
� Jemand will Sie persönlich verletzen durch dumme<br />
Sprüche, Beleidigungen, Provokationen.<br />
� Jemand will Sie vor anderen bloßstellen, indem er Ihre<br />
Schwächen, Fehler, Irrtümer ausbreitet.<br />
� Jemand ist wütend. Sie bekommen seinen Wutausbruch zu<br />
spüren.<br />
� Jemand verletzt Sie durch eine Ungeschicklichkeit oder<br />
Taktlosigkeit.<br />
� Jemand reagiert unangemessen, übertrieben auf Ihr Verhalten.<br />
Zum Beispiel belehrend, herablassend, gereizt oder<br />
amüsiert.
Die Blockade verstehen<br />
� Jemand geht Ihnen mit seinem Gequatsche einfach nur auf<br />
die Nerven.<br />
� Sie selbst haben sich blamiert und müssen nun für Schadensbegrenzung<br />
sorgen.<br />
� Sie geraten in eine peinliche Situation, die Sie souverän<br />
meistern müssen.<br />
Wir sind überfordert<br />
All diesen Situationen ist gemeinsam, dass wir mit unseren<br />
gewohnten Reaktionsweisen nicht mehr klarkommen. Wir<br />
müssten uns anders verhalten als sonst, wissen aber nicht<br />
wie. Die Situation überrascht uns so sehr, dass wir uns im<br />
Moment überfordert fühlen.<br />
Die Wirkung ist uns allen sicher gut vertraut: Orientierungslosigkeit,<br />
Hemmung, Verwirrung, Unfähigkeit zu handeln.<br />
Oder wir verstricken uns immer tiefer in die Peinlichkeit der<br />
Situation. Wir strengen uns an, die Situation zu bereinigen,<br />
machen aber alles nur noch schlimmer. Wir fühlen uns hilflos,<br />
unfähig und schwach.<br />
Wir sind konsterniert<br />
Vielfach empfinden wir unser Verhalten als Versagen und ärgern<br />
uns über uns selbst. Dabei ist unsere Reaktion alles andere<br />
als ein persönlicher Defekt: Es ist ganz natürlich, wie wir<br />
uns verhalten haben. Die Situation hat uns in eine Art Schockstarre<br />
versetzt und wir können eben nicht einfach das tun,<br />
was uns später so leicht scheint, wenn wir wieder entspannt<br />
sind.<br />
31
32 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Der Stress blockiert uns<br />
Wenn wir überrumpelt werden, geraten wir unter Stress. Wir<br />
sind erschrocken und verkrampfen uns. In unserem Kopf jagen<br />
die Gedanken durcheinander. Es bleibt uns die Luft weg, der<br />
Atem stockt. Wir wollen etwas erwidern, aber es will uns einfach<br />
nichts einfallen. Unsere Kehle ist wie zugeschnürt. Wenn<br />
wir dann endlich etwas herausbringen, klingt unsere Stimme<br />
trocken, fiepsig oder schrill. Das macht noch unsicherer und<br />
es kostet Energie. Energie, die wir dringend bräuchten, um uns<br />
kraftvoll oder elegant zur Wehr zu setzen. Wir investieren sie<br />
stattdessen in unsere Selbstblockade.<br />
Diese typische Reaktionskette gilt es vor allem anderen zu<br />
durchbrechen. Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht gleich<br />
beim ersten Mal gelingen, denn es erfordert ein wenig Übung.<br />
Wenn Sie also das nächste Mal überrumpelt werden und wieder<br />
keinen Ton herausbringen, orientieren Sie sich an folgenden<br />
Punkten:<br />
� Versuchen Sie nicht mit aller Gewalt gegen die Blockade<br />
anzugehen. Damit verschlimmern Sie die Sache noch.<br />
� Vergessen Sie Ihr Gegenüber. Suchen Sie nicht nach<br />
schlagfertigen Repliken. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />
auf sich selbst. Versuchen Sie sich zu entkrampfen.<br />
� Selbstvorwürfe sind völlig fehl am Platz. Ihre Reaktion ist<br />
verständlich und ganz und gar natürlich. Lassen Sie die Sache<br />
an sich vorüberziehen. Das nächste Mal wird es besser<br />
laufen.
Die Blockade durchbrechen<br />
Der erste Schritt zur <strong>Schlagfertigkeit</strong>: Sie dürfen sich nicht<br />
länger von solchen Situationen beherrschen lassen. Das ist<br />
natürlich leicht gesagt und gewiss nicht einfach umzusetzen,<br />
denn Ihre Blockade kommt nicht einfach so angeflogen, sondern<br />
sie hat ja ihren Grund.<br />
Und genau diesen Zusammenhang zwischen Ihrer Blockade<br />
und der Situation, die sie ausgelöst hat, müssen Sie aufbrechen.<br />
Dies wird Ihnen umso leichter gelingen, je besser Sie<br />
sich damit vertraut machen, was in einer solchen unangenehmen<br />
Situation vor sich geht: Machen Sie sich bewusst,<br />
dass solche Situationen nicht so sehr dadurch bestimmt sind,<br />
was andere von Ihnen erwarten, sondern viel stärker dadurch,<br />
was Sie daraus machen. Erst wenn Sie dies verinnerlicht haben,<br />
wird es Ihnen gelingen, die Fassung zu bewahren.<br />
Der innere Aufprallschutz<br />
Die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan hat den Begriff<br />
vom „Aufprallschutz“ geprägt, der anschaulich beschreibt,<br />
wie man sich helfen kann. Bauen Sie sich einen inneren<br />
Schutzschild auf, der es Ihnen ermöglicht, Abstand zu<br />
bewahren, gelassen zu bleiben, auch wenn es turbulent zugeht<br />
oder Sie hart angegangen werden.<br />
Die Vorstellung von einem „Aufprallschutz“, den wir immer<br />
mit uns herumtragen und bei Bedarf aktivieren können, ist<br />
außerordentlich hilfreich. Stellen Sie sich z. B. eine Glocke aus<br />
Panzerglas vor, die Sie sich überstülpen können: Sie sehen und<br />
hören alles, aber es geschieht Ihnen nichts. Die peinliche<br />
33
34 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Situation, die schlechte Stimmung Ihres Gesprächspartners,<br />
die sorgenvoll gerunzelte Stirn Ihres Vorgesetzten, die Wut eines<br />
Kunden – alle Unannehmlichkeiten prallen an Ihrem<br />
Schutzschild ab.<br />
Der Aufprallschutz ist aber nie aggressiv. Sie sollten ihn nicht<br />
mit einem Verteidigungswall verwechseln, in dessen Schutz<br />
Sie Ihren Angreifer abwehren. Es geht vielmehr darum, dass<br />
Sie sich einen geschützten Raum bewahren, der es Ihnen ermöglicht,<br />
souverän und selbstbestimmt zu reagieren – aber<br />
nicht auf Kosten Ihrer Mitmenschen.<br />
Wie Sie den „inneren Aufprallschutz“ aufbauen<br />
In kritischen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren, das<br />
kann man einüben. Der innere Aufprallschutz lässt sich in vier<br />
Schritten systematisch aufbauen, wie Barbara Berckhan vorschlägt:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Stellen Sie sich eine Situation vor, in der Sie relativ gelassen<br />
geblieben sind und mit kühlem Kopf reagiert haben,<br />
obwohl es hoch her ging. Wie war das? Was ging in<br />
Ihnen vor? Wie haben die anderen reagiert?<br />
Bauen Sie vor Ihrem geistigen Auge einen Schutzschild<br />
auf. Stellen Sie sich die Sache so konkret wie möglich vor.<br />
Als Glasglocke, Kunststoffhaube, Schutzanzug oder weiches<br />
Polster, das alle Stöße abfängt.<br />
Verbinden Sie einen passenden Satz mit Ihrem Schutzschild,<br />
den Sie sich in einer heiklen Situation innerlich<br />
vorsagen können. Beispielsweise: „Das trifft mich nicht“<br />
oder: „Ich bin in Sicherheit“.
4<br />
Lassen Sie die Vorstellung vom Schutzschild auf sich wirken.<br />
Schalten Sie Ihren Aufprallschutz ein und aus. Beobachten<br />
Sie, was passiert. Die Launen und Stimmungen der<br />
anderen treffen Sie nicht. Sie sind in Ihrem eigenen Gefühls-<br />
und Gedankenraum sicher.<br />
� Einen „Aufprallschutz“ können Sie nicht nur gut gebrauchen, um<br />
schlagfertiger zu werden. Sie können sich damit auch gegen schlecht<br />
gelaunte Kollegen, ruppige Vorgesetzte oder nörgelnde Kunden abschirmen.<br />
Dabei geht es nicht darum, deren Anliegen zu ignorieren,<br />
sondern sich nicht von deren schlechter Stimmung anstecken oder gar<br />
lähmen zu lassen. �<br />
Die äußere Distanz<br />
Die Blockade durchbrechen<br />
Der Aufprallschutz ist schon mal ein erster wichtiger Schritt,<br />
was aber tun Sie konkret, wenn Sie von einer unangenehmen<br />
Situation überrumpelt werden?<br />
Lassen Sie die Luft raus<br />
Das Erste, worauf Sie sich konzentrieren sollten, bevor Sie<br />
irgendetwas sagen, ist Ihr Atem: Atmen Sie tief ein und in aller<br />
Seelenruhe wieder aus. Stellen Sie sich gleichzeitig die bedrohliche<br />
Situation wie einen prallen Luftballon vor, aus dem<br />
Sie die Luft ablassen. Ruhiges Atmen stabilisiert, hektisches<br />
Luftschnappen dagegen macht nervös.<br />
Schaffen Sie sich Platz<br />
Außerdem brauchen Sie Raum, um Ihre Souveränität wiederzugewinnen.<br />
Schaffen Sie sich eine räumliche Distanz, so halten<br />
Sie sich Ihren Kontrahenten auch im übertragenen Sinne<br />
35
36 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
vom Leib. Natürlich sollten Sie sich dabei nicht in eine Ecke<br />
zurückziehen, wo Sie Ihr Gegenüber buchstäblich in die Enge<br />
treibt. Achten Sie darauf, dass Sie keine unnatürliche Haltung<br />
einnehmen und nicht eingequetscht sind. Wenn Sie sitzen,<br />
sollten Sie überlegen, ob Sie nicht besser aufstehen. Dadurch<br />
gewinnen Sie Raum, übernehmen die Initiative und durchbrechen<br />
die Passivität.<br />
Die richtige Haltung<br />
Eine schlagfertige Antwort besteht nicht nur aus Worten,<br />
ebenso kommt es darauf an, dass Ihre Körpersprache stimmt.<br />
Manche Menschen ziehen ihre Schultern hoch und setzen<br />
sich mit giftigen Kommentaren zur Wehr, die sie zwischen zusammengebissenen<br />
Zähnen hervorstoßen. Oft werden solche<br />
Kommentare nicht richtig verstanden – und das ist wohl auch<br />
irgendwie beabsichtigt. Man traut sich eben doch nicht so<br />
ganz, Kontra zu geben. <strong>Schlagfertigkeit</strong> – ja bitte, aber hoffentlich<br />
bekommt niemand etwas mit. Die Folge: Ihre Antworten<br />
können noch so geistreich und treffend sein, die Wirkung<br />
wird verpuffen.<br />
Der Umkehrschluss ist in diesem Falle zulässig: Selbst eine<br />
nicht besonders originelle Antwort kann ungemein schlagfertig<br />
wirken, wenn Sie sie mit der nötigen Festigkeit äußern.<br />
Wer Selbstsicherheit ausstrahlt, wirkt von vornherein schlagfertiger.<br />
Achten Sie also auf Ihre Körpersprache.<br />
So wirken Sie selbstbewusster<br />
� Wenn Sie stehen: Achten Sie auf einen festen Stand.<br />
Belasten Sie beide Beine möglichst gleichmäßig. Stellen
Die Blockade durchbrechen<br />
Sie Ihre Füße nicht zu eng aneinander, auf keinen Fall sollten<br />
Ihre Schuhe aneinander stoßen. Allzu breitbeiniges<br />
Stehen wirkt hingegen aggressiv.<br />
� Ändern Sie nicht ständig Ihre Haltung, das macht einen<br />
ungeduldigen, nervösen oder unsicheren Eindruck.<br />
� Verschränkte Arme wirken abweisend. Besser, Sie winkeln<br />
die Arme an. Lassen Sie sie nicht baumeln.<br />
� Wenn Sie sitzen: Nutzen Sie die gesamte Sitzfläche. Ziehen<br />
Sie Ihre Füße nach Möglichkeit nicht unter die Sitzfläche<br />
oder schlingen sie um ein Stuhlbein. Setzen Sie beide<br />
Füße auf den Boden.<br />
� Halten Sie mit Ihrem Gegenüber Blickkontakt, solange Sie<br />
sprechen. Wichtig, wenn Sie vor Gruppen reden: Möchten<br />
Sie mit Ihrer Replik die Sache abschließen, wenden Sie unmittelbar<br />
nach Ihrer Antwort den Blick von Ihrem „Kontrahenten“<br />
ab.<br />
Diese Empfehlungen sollen Ihnen helfen und Sie nicht verunsichern.<br />
Sie hätten ihren Sinn verfehlt, wenn Sie bei nächster<br />
Gelegenheit noch zusätzlich darüber nachdenken würden, ob<br />
Sie die Füße richtig aufgesetzt haben. Unterschätzen Sie die<br />
körpersprachlichen Zeichen jedoch auch nicht: Manchmal<br />
hilft es bereits die Haltung ein wenig zu verändern, um die<br />
nötige Distanz und Ausstrahlung zu gewinnen.<br />
37
38 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Mut zur Frechheit<br />
Wir wollen es uns mit niemandem „verscherzen“, wie man das<br />
treffenderweise nennt. Schon gar nicht mit Vorgesetzten. Also<br />
halten wir den Mund und verschaffen uns lieber später ein wenig<br />
Luft im Kreise unserer Kollegen, die unsere Leidensgenossen<br />
sind. Auch wenn uns ein Kollege unfair angeht, scheuen wir uns<br />
oft, seinen Angriff zu erwidern. Es könnte ja ein Konflikt daraus<br />
entstehen. Und dann? Wir wollen uns schließlich das Leben<br />
nicht schwer machen – und fressen den Ärger in uns hinein.<br />
Doch mit dieser Vermeidungsstrategie verschlimmern wir die<br />
Sache meist nur. Wenn wir unseren Mitmenschen nicht deutlich<br />
machen, wann sie zu weit gegangen sind, können wir<br />
nicht erwarten, dass sie in Zukunft Rücksicht nehmen. Im Gegenteil,<br />
sie verlieren den Respekt vor uns, weil wir ja alles mit<br />
uns machen lassen. Schlimmer noch: Auf Dauer verlieren wir<br />
auch unsere Selbstachtung.<br />
Sie sollten sich also einen Ruck geben. Haben Sie ruhig ein<br />
wenig Mut zur Frechheit. Sie werden feststellen, wie positiv<br />
es ist, wenn Sie sich bei Gelegenheit Respekt verschaffen können.<br />
Außerdem werden Sie in diesem TaschenGuide auch einige<br />
sanfte Techniken kennen lernen, bei denen sich niemand<br />
auf den Schlips getreten fühlt.<br />
Die Härtegrade der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
Wie diplomatisch, witzig oder aggressiv Sie sich zur Wehr setzen<br />
sollten, hängt ganz von den Umständen ab. Im Allgemeinen<br />
erfassen wir sehr schnell die Situation und richten unser Verhalten<br />
danach aus. Folgende Faktoren sind dabei bedeutsam:
Wutausbrüche entschärfen<br />
� Art des Angriffs: Wer Sie bloßstellen, beleidigen oder fertig<br />
machen möchte, dem sollten Sie eher mit einer harten<br />
Antwort begegnen.<br />
� Abhängigkeitsverhältnis: Gegenüber Personen, auf die Sie<br />
angewiesen sind, sollten Sie tendenziell eher sanfte Techniken<br />
einsetzen.<br />
� Stärke des Angreifers: Wenn Sie jemand attackiert, der Ihnen<br />
intellektuell deutlich unterlegen ist, sind milde und<br />
witzige Antworten hilfreicher (und fairer) als vernichtende<br />
Gegenkonter.<br />
� Publikum: Findet der Angriff vor anderen statt, sollten Sie<br />
wissen, was Ihnen wichtiger ist: das Publikum oder die persönliche<br />
Beziehung zu Ihrem Kontrahenten?<br />
Wenn ein Publikum dabei ist, spielt es auch eine gewisse Rolle,<br />
wie die Sympathien verteilt sind: Ist das Publikum auf Ihrer<br />
Seite, neutral, gemischt oder sympathisiert es mit dem Angreifer?<br />
Doch sollten Sie diese Einflüsse nicht überbewerten.<br />
Auf eine schlagfertige Antwort vor einem Publikum sollten Sie<br />
fast nie verzichten – auch und gerade wenn es gegen Sie eingestellt<br />
ist. Nicht immer erwerben Sie damit Sympathien, zumindest<br />
aber Respekt.<br />
Wutausbrüche entschärfen<br />
Wenn uns jemand wütende Tiraden entgegenschleudert, fällt<br />
es besonders schwer gelassen zu bleiben. Unser Aufprallschutz<br />
wird auf eine harte Probe gestellt, denn Wut ist eine<br />
ungeheure negative Energie, die alles zermalmt, was sich ihr<br />
39
40 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
in den Weg stellt. Wer so attackiert wird, handelt meist auf<br />
eine der beiden folgenden Weisen:<br />
� Er wird ebenfalls wütend. Der Streit eskaliert.<br />
� Er erduldet die Wut, lässt sich als Opfer missbrauchen und<br />
fühlt sich gedemütigt.<br />
Wer unter einem cholerischen Vorgesetzten zu leiden hat,<br />
neigt eher zur zweiten Reaktionsweise. Doch auch vielen<br />
Führungskräfte verschlägt es die Sprache, wenn plötzlich einem<br />
ihrer Mitarbeiter der Kragen platzt oder ihre Sekretärin<br />
laut wird. Solche Wutausbrüche können verheerende Folgen<br />
haben – für den Mitarbeiter ebenso wie für die Führungskraft,<br />
die auf einen Wutausbruch nicht souverän reagiert.<br />
Beide Reaktionsweisen sind ungeeignet, um der Wut seiner<br />
Mitmenschen zu begegnen. Selbst in Wut zu geraten, verschlimmert<br />
den Konflikt. Einen Wutausbruch einfach über<br />
sich ergehen zu lassen – auch wenn sich Ihr Vorgesetzter bei<br />
Ihnen austobt – ist ebenso falsch. Sie verlieren Anerkennung<br />
und Respekt.<br />
Versuchen Sie einen kühlen Kopf zu bewahren. Setzen Sie<br />
Ihren Aufprallschutz ein und warten Sie zunächst ab. Lassen<br />
Sie die groben Angriffe an sich abperlen. Tun Sie zunächst<br />
einmal gar nichts. Unterlassen Sie es auf jeden Fall, sich zu<br />
rechtfertigen oder nach Erklärungen zu suchen. Das verschlimmert<br />
die Sache nur. Geben Sie Ihrem Gegenüber eher<br />
noch ein wenig Zeit sich auszutoben, warten Sie, bis er sich<br />
abgekühlt hat. Antworten Sie erst, wenn Ihr wütendes Gegenüber<br />
inhaltlich Aussagen macht – dann aber so trocken<br />
und sachlich wie möglich.
Wutausbrüche entschärfen<br />
Beispiel<br />
„Was haben Sie denn da wieder für einen kolossalen Mist gebaut?!“<br />
schnaubt der Geschäftsführer. Mältzer schaut verwundert auf. Der Geschäftsführer<br />
donnert: „Das war ja wohl der hirnverbrannteste Unsinn,<br />
den man sich vorstellen kann.“ Mältzer wartet ab. Der Geschäftsführer:<br />
„Wollen Sie unser Unternehmen ruinieren?“ Mältzer sagt noch immer<br />
nichts. Pause. Der Geschäftsführer kommt endlich zur Sache: „Warum haben<br />
Sie den Auftrag der Firma Motzke zugeschanzt?“ – „Ich habe den Auftrag<br />
der Firma Motzke erteilt, weil sie uns das günstigste Angebot gemacht<br />
hatten. Und ihre Referenzen schienen in Ordnung.“<br />
Es hat überhaupt keinen Sinn, mit jemandem zu diskutieren,<br />
der in Rage ist und nur seiner Empörung Ausdruck verleiht.<br />
Mältzer wartet ab, bis der Geschäftsführer eine echte Frage<br />
an ihn richtet. Die polemische Frage, ob er das Unternehmen<br />
ruinieren will, lässt er unbeantwortet. Mältzers Schweigen ist<br />
souverän. Er steuert das Gespräch und schafft die Voraussetzung<br />
dafür, dass es auf eine sachlichere Ebene zurückkehrt.<br />
� Warten Sie bei Wutausbrüchen den ersten Ausbruch ab. Sie entscheiden,<br />
wann Sie antworten möchten. �<br />
41
42 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Über Beleidigungen nicht diskutieren<br />
In vielen Fällen ist es sinnvoll, provokative Spitzen oder gar<br />
wütende Beleidigungen zu überhören. Etwa wenn Ihr Chef in<br />
Rage ist, weil Sie einen Fehler gemacht haben. Lassen Sie ihn<br />
Dampf ablassen; Sie sollten nur zur Sache Stellung nehmen,<br />
um die es geht, und Ihren Fehler unumwunden einräumen.<br />
Beispiel<br />
Der Geschäftsführer: „Sie sind eine absolute Null! So etwas habe ich noch<br />
nie erlebt! Wieso haben Sie Herrn Kreische nicht vorher informiert?!“<br />
Mältzer ruhig: „Ich dachte, Herr Kreische wäre für dieses Projekt nicht zuständig.<br />
Ich habe mich geirrt. Das nächste Mal werde ich rechtzeitig Rücksprache<br />
halten.“<br />
Gewiss kein angenehmes Gespräch. Doch Herr Mältzer erreicht<br />
durch sein Verhalten eine ganze Menge. Er verhindert,<br />
dass sich die Situation weiter aufschaukelt und es zu einer<br />
lautstarken Auseinandersetzung kommt. Genau das wäre vermutlich<br />
geschehen, wenn Herr Mältzer mit bebender Stimme<br />
geantwortet hätte, er sei keine Null, er hätte in den vergangenen<br />
Jahren so viele Projekte erfolgreich abgeschlossen etc.<br />
Der Geschäftsführer hätte daraufhin sämtliche Fehler von<br />
Herrn Mältzer, an die er sich noch erinnern kann, auf den Tisch<br />
gebracht. Alte Narben reißen wieder auf und die beiden streiten<br />
sich erregt über Vorkommnisse, die Jahre zurückliegen.<br />
Am besten Sie stellen sich vor, das Gespräch mit Ihrem Chef<br />
findet auf zwei Etagen statt: Im Erdgeschoss sitzen Sie Ihrem<br />
Chef gegenüber und klären sachlich seine Vorwürfe. Im Souterrain<br />
tobt unterdessen Ihr Chef seine Wut aus. Lassen Sie<br />
ihn dort allein und steigen Sie auf keinen Fall zu ihm hinunter.<br />
Manchmal kehrt erstaunlich schnell Stille im „Wutkeller“
Wutausbrüche entschärfen<br />
ein. Dann können Sie in Ruhe ein konstruktives Gespräch im<br />
Erdgeschoss fortsetzen. Und die Wut, diese zerstörerische Energie,<br />
kann abziehen wie durch einen Kamin. Wenn die Sache<br />
glückt, tun Sie nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern<br />
auch Ihrem Gegenüber, der außer sich geraten ist.<br />
Beispiel<br />
Weghören ist durchaus kein Zeichen von Schwäche oder Unterlegenheit,<br />
im Gegenteil. Es zeugt oft von großer Souveränität und Professionalität.<br />
Manfred Overhaus, parteiloser Staatssekretär im Finanzministerium, gilt<br />
als einer der kompetentesten und mächtigsten Politprofis in Deutschland.<br />
Eines Tages soll ihn Friedrich Zimmermann, damals Verkehrsminister, angebrüllt<br />
haben: „Sie haben wohl einen Schuss!“ Overhaus erwiderte<br />
nichts darauf. Als sich später Finanzminister Theo Waigel für seinen<br />
Parteifreund entschuldigen wollte, sagte er, er habe gar nichts gehört.<br />
Der passende Kommentar als<br />
„Wutbremse“<br />
Das Weghören hat allerdings Grenzen. Sie werden recht bald<br />
feststellen können, ob die Wut Ihres Gegenüber verraucht oder<br />
ob sie sogar noch zunimmt. Manche Menschen reden sich erst<br />
so richtig in Rage oder können es nicht vertragen, dass jemand<br />
auf Ihre Wut nicht reagiert. Dann müssen Sie reagieren. Sie<br />
müssen in den „Wutkeller“ hinabsteigen. Aber nicht um dort<br />
zu streiten, sondern für einen passenden Kommentar.<br />
Stellen Sie sachlich fest: „Sie sind erregt.“ Oder: „Sie sind<br />
sehr wütend.“ Oder: „Sie sind außer sich.“ Treffen Sie Ihre<br />
Feststellung so schlicht und nüchtern wie möglich. Auch<br />
Äußerungen wie „Sie wissen nicht, was Sie sagen!“ wirken<br />
nur provozierend. Sehen Sie auch davon ab, sich selbst als<br />
43
44 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
beklagenswertes Opfer ins Spiel zu bringen. „Sie schreien“<br />
ist ein besserer Kommentar als „Warum schreien Sie mich<br />
eigentlich so an?“<br />
Solche „staubtrockenen“ Kommentare haben zwei Funktionen:<br />
� Sie halten Ihrem Gesprächspartner den Spiegel vor.<br />
� Sie bewahren sich Ihre Souveränität.<br />
Im ungünstigsten Fall macht das Ihren Gesprächspartner noch<br />
wütender. Aber sogar dann haben Sie etwas erreicht. Sie haben<br />
ein neues Thema ins Spiel gebracht: Die Erregung Ihres<br />
Gegenübers. Wenn er darauf eingeht („Ich habe ja wohl auch<br />
allen Grund, wütend zu sein!“), lässt sich die Sache meist<br />
schnell auf eine sachliche Ebene bringen.<br />
Aber auch wenn das nicht der Fall ist, können Sie sich behaupten.<br />
Sie lassen sich nicht zum Opfer machen und darauf<br />
kommt es jetzt an. Oft können Sie an diesem Punkt der Auseinandersetzung<br />
förmlich spüren, wie Ihnen mit einem Mal<br />
wieder Macht zuwächst. Auch wenn gerade dieser Umstand<br />
Ihr Gegenüber ärgert. Sie müssen jetzt nur konsequent bei<br />
dieser Linie bleiben und Sie werden unbeschadet aus so einer<br />
Auseinandersetzung hervorgehen.<br />
Schützen Sie Ihre persönliche Würde<br />
Setzt Ihr Gesprächspartner seine Attacken fort, bleibt er unsachlich<br />
oder sogar beleidigend, sollten Sie das rasch unterbinden.<br />
Denn sobald Ihre persönliche Würde in Gefahr gerät,<br />
ist es nicht mehr damit getan, „auf Durchzug“ zu stellen oder<br />
den Wutausbruch nüchtern zu konstatieren.
Wutausbrüche entschärfen<br />
Sie müssen die Initiative ergreifen. Das erscheint Ihnen vielleicht<br />
beängstigend oder gar selbstmörderisch. Ihr Chef tobt,<br />
und Sie sollen dagegenhalten? – Genau dies. Denn ab einem<br />
gewissen Punkt geht es nicht mehr um verständliche Überreaktionen,<br />
sondern um Ihre persönliche Würde. Und die brauchen<br />
Sie sich von niemandem nehmen zu lassen – auch nicht<br />
von Ihrem Chef.<br />
Ändern Sie Ihre Haltung, Ihre Stimme, Ihren Tonfall. Lassen Sie<br />
Ihr Selbstbewusstsein wachsen. Nun sind Sie an der Reihe zu<br />
sprechen. Stellen Sie unmissverständlich fest: „Sie haben mich<br />
eben beleidigt.“ Oder noch deutlicher: „Sie haben mich gerade<br />
einen Schwachkopf genannt. Das ist beleidigend.“<br />
Sie haben jetzt verschiedene Möglichkeiten, das Gespräch<br />
fortzusetzen oder zu beenden.<br />
� Sie bauen noch einmal eine Brücke: „Ich weiß, Sie sind aufgebracht,<br />
weil ich versehentlich Ihren Parkplatz blockiert<br />
habe. Ich kann das auch verstehen. In Zukunft wird das<br />
auch nicht wieder vorkommen. Doch gibt es keinen Grund,<br />
mich zu beleidigen.“<br />
� Sie stärken Ihre Position durch eine Forderung: „Ich erwarte<br />
von Ihnen, dass Sie sich entschuldigen.“<br />
� Sie brechen das Gespräch ab: „Unter diesen Umständen bin<br />
ich nicht bereit, das Gespräch mit Ihnen fortzusetzen.“ Wenn<br />
Sie noch sitzen, stehen Sie auf und verlassen den Raum.<br />
Den Abbruch des Gesprächs können Sie mehr oder weniger<br />
dramatisch gestalten. Wollen Sie trotz allem noch „eine Tür<br />
offen halten“, können Sie zum Beispiel mit den Worten: „Sie<br />
45
46 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
können mich jederzeit anrufen, wenn Sie Ihren normalen Ton<br />
wieder gefunden haben“ den Raum verlassen. Oder Sie gehen<br />
ohne weiteren Kommentar, nachdem Sie erklärt haben, dass<br />
Sie sich eine Beleidigung nicht gefallen lassen.<br />
� Scheuen Sie sich nicht, das Gespräch abzubrechen und den Raum<br />
zu verlassen, wenn Ihr Gegenüber keine Anstalten macht, zu einem<br />
geordneten Gespräch zurückzukehren. �<br />
Mit Nachdruck eine Entschuldigung einzufordern, kann<br />
manchmal Wunder wirken. Ihr Gesprächspartner erkennt, dass<br />
er zu weit gegangen ist. Nach der Entschuldigung ist die Sache<br />
bereinigt und ein sachliches Gespräch ist wieder möglich.<br />
Die Befürchtung, dass Ihnen durch ein selbstbewusstes Auftreten<br />
Nachteile erwachsen könnten, ist meist unbegründet.<br />
Oft ist das Gegenteil der Fall: Sie verschaffen sich Respekt.<br />
Nachteile müssen Sie eher dann befürchten, wenn Sie es akzeptieren,<br />
dass man Sie demütigt und Ihnen Ihre Würde<br />
nimmt.<br />
Verzichten Sie auf originelle Sprüche<br />
Im Umgang mit wütenden Mitmenschen sollten Sie Ihre Originalität<br />
möglichst zügeln. Auch wenn sich die Gelegenheit<br />
bietet, mit einer glänzenden Replik zu kontern – vergessen Sie’s.<br />
Es sei denn, Sie legen Wert darauf, sich Feinde zu machen.<br />
Seien Sie sachlich, nüchtern, ernst. Gehen Sie den Ursachen<br />
nach, die hinter der Wut stecken. Dadurch können Sie sich gewissermaßen<br />
zum Anwalt des Wütenden machen. Das macht<br />
Sie nahezu unverwundbar.
Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
Beispiel<br />
Manche Beschwerdeabteilungen bei großen Unternehmen verstehen es<br />
meisterhaft, mit empörten Kunden umzugehen. Die Kunden können erst<br />
ihre Wut abladen. Sobald es um die Sache geht, wird ihr Ton meist viel<br />
umgänglicher, denn der höflich distanzierte Mitarbeiter, der persönlich<br />
ohnehin nicht für den Fehler verantwortlich ist, nimmt alles auf und verspricht<br />
Hilfe.<br />
Ähnlich können auch Sie vorgehen, wobei es keine Rolle spielt,<br />
ob Sie selbst tatkräftig zu der Wut Ihres Gegenübers beigetragen<br />
haben. Verzichten Sie auf Rechtfertigungen. Klären Sie die<br />
Sache auf, übernehmen Sie Verantwortung, äußern Sie Verständnis,<br />
entschuldigen Sie sich gegebenenfalls und versprechen<br />
Sie Besserung. Mehr kann niemand von Ihnen verlangen.<br />
Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
Zum Glück sind Wutausbrüche eher selten. Weit häufiger haben<br />
wir es mit Kränkungen, Provokationen oder „witzigen Bemerkungen“<br />
zu tun, die uns auf die Nerven gehen. Solche Nadelstiche<br />
sind manchmal nur lästig, manchmal verletzen sie<br />
uns auch.<br />
Sie würden sich gerne mit schlagfertigen, originellen, witzigen<br />
Sprüchen zur Wehr setzen, doch leider fällt Ihnen das<br />
Passende nie im richtigen Moment ein. Oft liegt das daran,<br />
dass wir viel zu hoch zielen. Auf einen dummen Spruch suchen<br />
wir eine kluge Entgegnung. Das kann nicht gut gehen.<br />
Erst recht nicht, wenn wir keine Zeit haben.<br />
Schonen Sie daher Ihre Nerven und Ihren Kopf. Beginnen Sie<br />
mit ganz simplen Erwiderungen. Sie werden verblüfft sein,<br />
wie wirkungsvoll sie sein können.<br />
47
48 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Der dumme Spruch<br />
Ob Väter mit Kinderwagen, Briefmarkensammler, blonde<br />
Frauen, Vegetarier, Brillenträger, Menschen, die Walter heißen<br />
oder Ernst, Bergsteiger, Christen, Zahnärzte – niemand ist vor<br />
dummen Sprüchen sicher. Dabei lassen sich drei Kategorien<br />
unterscheiden:<br />
� der zwanghafte dumme Spruch,<br />
� der „witzige“ dumme Spruch,<br />
� der zwanghaft „witzige“ dumme Spruch.<br />
Der zwanghafte dumme Spruch<br />
Der zwanghafte dumme Spruch zeichnet sich dadurch aus, dass<br />
alles ganz harmlos anfängt. Bei seinem ersten Auftreten halten<br />
wir ihn vielleicht sogar für ganz amüsant. Seine nervtötende<br />
Wirkung entfaltet er durch zwanghafte Wiederholung.<br />
Beispiel<br />
„Ist das dein Ernst?“ Diese Frage wird die Frau von Ernst vielleicht beim<br />
ersten Mal noch lachend bejahen. Doch ab dem 500. Mal wird sie nur noch<br />
entnervt die Augen verdrehen. Was ihr allerdings auch nicht helfen wird.<br />
Auch beim nächsten Mal wird der Frager überzeugt sein, ihm sei gerade<br />
ein originelles Wortspiel geglückt.<br />
Gegenwehr<br />
Gegenwehr ist zwecklos. Denn verhindern lässt sich der<br />
zwanghafte dumme Spruch kaum. Auch ein giftiger Konter ist<br />
meist völlig unangebracht, denn der Sprüchemacher wollte<br />
Ihnen ja nicht wehtun, sondern originell sein. Bringen Sie ihm<br />
also schonend bei, dass er sein Ziel nicht erreicht hat: „Horst,
Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
du bist der 95., dem dieser Spruch einfällt. Ich kann nicht<br />
mehr drüber lachen.“ Oder: „Fragen Sie mich mal, wie oft ich<br />
mir den Spruch hab‘ anhören müssen.“<br />
Der „witzige“ dumme Spruch<br />
Im Unterschied zum nervtötenden zwanghaften Spruch hat<br />
der „witzige“ dumme Spruch eine Spitze. Eine Spitze, die eher<br />
notdürftig witzig verpackt wird. Sie sollen provoziert werden<br />
und als Vehikel dient der „witzige“ dumme Spruch. Denn einen<br />
Spaß werden Sie ja wohl verstehen, oder?<br />
Beispiel<br />
Am Anfang hatte Karin Grothe die faulen Sprüche über Frauen und die<br />
Blondinenwitze von Herrn Roeder für eine Flachserei unter Kollegen gehalten<br />
und nicht weiter darauf reagiert. Doch die Sprüche wurden immer<br />
gehässiger und rutschten immer tiefer unter die Gürtellinie. Als sie Herrn<br />
Roeder zur Rede stellte, bemerkte er nur: „Meine Güte, sind Sie vielleicht<br />
humorlos. Typisch Frau.“<br />
Die Unterschiede zur spaßigen Frotzelei (die auch nicht jedermanns<br />
Sache ist) werden bewusst verwischt. Bei einer<br />
Frotzelei geht es darum, sich gegenseitig „auf den Arm zu<br />
nehmen“ und dabei Spaß zu haben. Die Sache funktioniert<br />
nur, wenn sich beide Seiten an dem Spiel beteiligen und jeder<br />
sowohl „austeilen“ kann als auch „einstecken“ muss.<br />
Gegenwehr<br />
Das Wichtigste: Lassen Sie sich nicht provozieren. Wenn Sie<br />
hochgehen, hat der Sprüchemacher genau sein Ziel erreicht.<br />
Wenn es sich nicht um eine Frotzelei handelt, die Sie erwidern<br />
können, sollten Sie auf keinen Fall mitlachen, weil Sie den<br />
dummen Spruch damit akzeptieren und er dann mit Sicherheit<br />
49
50 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
nicht der letzte bleibt. Wehren Sie sich mit <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />
Geeignete Techniken lernen Sie im nächsten Kapitel kennen.<br />
Der zwanghaft „witzige“ dumme Spruch<br />
Die dritte Stufe der dummen Sprüche: Eine „witzige“ Bemerkung<br />
wird geradezu zwanghaft wiederholt, sobald Sie erscheinen.<br />
Das kann äußerst zermürbend sein und das ist meist<br />
auch der Zweck: Der Sprüchemacher will Sie fertig machen.<br />
Die Sprüche sind vielleicht gar nicht besonders verletzend,<br />
aber die ständige Wiederholung soll Sie in die Knie zwingen.<br />
Beispiel<br />
Der neue Mitarbeiter, Herr Munzel, ist katholisch. Immer wenn ihm Herr<br />
Fricke über den Weg läuft, bemerkt dieser grinsend: „Na, Herr Munztel,<br />
heute schon gebeichtet?“<br />
Gegenwehr<br />
Die Gegenwehr funktioniert im Prinzip wie beim „witzigen“<br />
dummen Spruch. Nur können Sie eher davon ausgehen, dass<br />
Ihr Gegenüber Sie wirklich schädigen will. Versuchen Sie es<br />
mit einer schlagfertigen Replik. Wenn das nichts hilft, sollten<br />
Sie über weitere Schritte nachdenken, Ihren Vorgesetzten informieren<br />
oder den Personal- bzw. Betriebsrat. Denn gegen<br />
„Mobbing“ ist <strong>Schlagfertigkeit</strong> kein ausreichendes Mittel.<br />
Das vergiftete Kompliment<br />
„Das haben Sie ja wirklich toll gemacht“, begrüßt Sie eine Kollegin<br />
nach Ihrem Vortrag, „ich habe mich kaum gelangweilt.<br />
Höchstens die letzten zehn Minuten.“ Solche enthusiastischen<br />
Stellungnahmen lassen Ihr Herz im ersten Moment sicher<br />
höher schlagen – jedenfalls solange bis der Nachsatz an-
Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
gekommen ist. Ihr Gegenüber traut sich nicht, Sie offen zu<br />
kritisieren und versieht deshalb ein Lob mit einem mehr oder<br />
minder versteckten Widerhaken.<br />
Eine besonders perfide Variante des „vergifteten Kompliments“<br />
funktioniert nach dem Strickmuster: Die Sache war großartig<br />
– für Ihre Verhältnisse. Objektiv war sie zwar schlecht. Aber da<br />
Sie vollkommen unfähig sind, ist eine Sache, die schlecht ist,<br />
für Ihre Verhältnisse noch großartig.<br />
Gegenwehr<br />
Vergiftete Komplimente können Sie auch mit Sarkasmus entgegennehmen.<br />
Darüber hinaus sollten Sie die Unterstellung –<br />
nämlich die Herabwürdigung Ihrer Person – beim Namen nennen.<br />
Sie können in der Regel mühelos eine Frage nach folgendem<br />
Muster anschließen: „Wollten Sie das sagen? Dass Sie<br />
mich für einen so großen Langweiler halten, dass Sie es für<br />
eine Spitzenleistung halten, wenn Sie erst in den letzten zehn<br />
Minuten wegdämmern?!“ – Sie können sicher sein: Ihr Gegenüber<br />
hat sein Gift nicht ohne Grund in ein Kompliment eingegossen.<br />
Jetzt muss er offen Kritik üben. Oder klein beigeben.<br />
Die Kritik mit der Fliegenklatsche<br />
Nicht jeder macht sich die Mühe, das Gift, das Sie schlucken<br />
sollen, in ein Kompliment zu verpacken. Wenn Sie jemand ablehnt<br />
oder vor anderen schlecht machen möchte, äußert sich<br />
das häufig in einer überzogenen, unbestimmten oder ungerechtfertigten<br />
Kritik. Nach dem Prinzip der Fliegenklatsche:<br />
Einmal kräftig draufhauen, und das Biest hat ausgesummt.<br />
51
52 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
„Kommen Sie mir nicht mit diesem alten Käse“, sagt Ihr Vorgesetzter,<br />
wenn Sie ihm einen neuen originellen Vorschlag unterbreiten.<br />
„Das haben wir doch schon hundertmal gehört“, kommentiert<br />
eine Kollegin Ihr Referat über die künftigen Entwicklungen<br />
im Telekommunikationsmarkt, an dem Sie nächtelang<br />
gefeilt haben. Oder ein Kunde bemerkt nach Ihrer Präsentation<br />
schlicht: „Da haben Sie ja einen Riesenblödsinn verzapft.“<br />
Solche Bemerkungen kränken und verletzen zutiefst. Sie haben<br />
sich viel Mühe gegeben und Ihre Arbeit wird in den Dreck<br />
getreten. Sie beginnen sich zu rechtfertigen. Und ernten höhnisches<br />
Grinsen. Oder Sie sind beleidigt und sagen gar nichts<br />
mehr. Auf jeden Fall hat die Fliegenklatsche getroffen. Es hat<br />
sich erst mal ausgesummt.<br />
Gegenwehr<br />
Achtung. Hüten Sie sich vor folgenden Fallstricken: Das Abgefeimte<br />
an der Kritik mit der Fliegenklatsche ist nicht, dass Ihre<br />
Arbeit negativ beurteilt wird, obwohl Sie sich so angestrengt<br />
haben. Darüber sollten Sie nicht diskutieren. Auch sollten Sie<br />
sich hüten, Ihren Kritiker anzugreifen oder seine Kompetenz in<br />
Frage zu stellen („Herr Müller, ich muss mich sehr wundern, Sie<br />
haben doch noch nie einen Vortrag zustande gebracht!“). Sie<br />
riskieren, hinfort als „beleidigte Leberwurst“ zu gelten oder als<br />
überempfindlich. Und Ihren Vorschlag oder Vortrag rettet das<br />
auch nicht. Das wird kaum Ihr Ziel sein.<br />
Eine negative Beurteilung müssen Sie sich gefallen lassen.<br />
Was Sie aber keineswegs akzeptieren sollten: Die Unbestimmtheit<br />
der Kritik. Drehen Sie Ihrem Kritiker die Fliegenklatsche<br />
aus der Hand und fragen Sie ganz genau nach.
Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />
Beispiel<br />
„Was meinen Sie bitte mit altem Käse?“ Ihr Gegenüber reagiert gereizt:<br />
„Wir haben die Sache doch schon vor Jahren ausprobiert. Und es hat nicht<br />
funktioniert.“ Jetzt haben Sie einen besseren Anhaltspunkt, um einzuhaken<br />
und die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu ziehen. „Warum hat<br />
es denn damals nicht funktioniert?“...<br />
„Was meinen Sie mit Riesenblödsinn?“ – „Sie haben gesagt, der südostasiatische<br />
Markt hätte sich in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt.<br />
Das ist nun wirklich Unsinn.“ – „Moment, ich habe nicht global vom südostasiatischen<br />
Markt gesprochen, sondern von einzelnen Ländern. Darunter<br />
auch Indien, das nun wirklich nicht zum südostasiatischen Markt<br />
gehört.“<br />
Nicht immer lassen sich Ihre Gesprächspartner so schnell herbei,<br />
konkret zu werden. Da hilft nur eins: Sie müssen so lange<br />
bohren, bis sich für Sie irgendein konkreter Anhaltspunkt<br />
ergibt. Bleibt es bei den Pauschalurteilen, schließen Sie: „Ich<br />
habe immer noch nicht recht verstanden, warum Sie meine<br />
Vorschläge abgedroschen finden. Ich glaube vielmehr, es ergeben<br />
sich einige interessante Anhaltspunkte, die wir diskutieren<br />
sollten. Nämlich ...“<br />
Und noch etwas spricht für die sachliche Nachfrage: Nicht jeder,<br />
der ein Pauschalurteil abgibt, das Ihnen vernichtend erscheint,<br />
will Sie ärgern oder herabwürdigen. Sehr oft verbirgt<br />
sich dahinter irgendeine Detailkritik oder ein Einwand, über<br />
den sich sehr wohl diskutieren lässt. Ihr Gegenüber ist aber<br />
nicht in der Lage, seine Kritik angemessen zu artikulieren. Geben<br />
Sie diesem bedauernswerten Mitarbeiter also eine Chance.<br />
Vielleicht stellt sich heraus, dass Ihr Kollege Ihre Präsentation<br />
langweilig fand, weil er in der letzten Reihe saß und<br />
Ihre Folien nicht lesen konnte.<br />
53
54 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Peinliche Situationen meistern<br />
Leider geraten wir immer mal wieder in Situationen, die wir<br />
als peinlich oder blamabel empfinden. Eigentlich ist das keine<br />
Katastrophe und die Fähigkeit, peinliche Situationen überhaupt<br />
wahrzunehmen, ist durchaus hilfreich. Wer merkt, dass<br />
er in den Fettnapf getreten ist, kommt auch eher wieder heraus<br />
und schlägt das nächste Mal hoffentlich einen größeren<br />
Bogen.<br />
Für denjenigen, der sich gerade blamiert, ist das allerdings ein<br />
recht theoretischer Trost. Er muss aus der peinlichen Lage irgendwie<br />
wieder herauskommen. Und <strong>Schlagfertigkeit</strong> kann da<br />
gute Dienste leisten, während Verlegenheit die Sache eher<br />
noch verschlimmert.<br />
Natürlich ist dies nicht so einfach, denn peinliche Situationen<br />
machen uns nun einmal verlegen. Und wie schnell wir unsere<br />
Fassung wiedererlangen, hängt nicht nur von unserer charakterlichen<br />
Grundausstattung, sondern auch von der Art der<br />
peinlichen Situation ab.<br />
Wenn Sie Peter Bamm mit Gottfried Benn verwechseln,<br />
versehentlich ein Weinglas umstoßen oder sich unfreiwillig<br />
auf den Teppich setzen, befinden Sie sich in einer ganz anderen<br />
Lage, als wenn Sie gerade beim Lügen ertappt werden<br />
oder Ihren Doppelgänger auf einem Fahndungsplakat entdecken.
Peinliche Situationen meistern<br />
Wie Sie die peinliche Situation durchstehen<br />
� Walzen Sie die Sache niemals aus, keine endlosen Entschuldigungen<br />
und langen Rechtfertigungen. Bringen Sie<br />
die Sache so weit in Ordnung, wie Sie können. Fangen Sie<br />
nicht immer wieder davon an und beteuern Sie nicht ständig,<br />
wie Leid es Ihnen tut.<br />
� Witzige oder selbstironische Bemerkungen sollten Sie auf<br />
die Fälle beschränken, in denen ausschließlich Sie selbst<br />
der oder die Leidtragende sind. Und auch dann: Machen Sie<br />
es kurz.<br />
� Wenn Sie jemanden geschädigt haben: Entschuldigen Sie<br />
sich sofort, bieten Sie Hilfe an.<br />
� Bei einem kleinen Lapsus ist es oft empfehlenswert, ganz<br />
einfach über die Sache hinwegzugehen.<br />
� Wenn es ganz dicke kommt: Nehmen Sie sich ein Beispiel<br />
an den Schurken in amerikanischen Fernsehserien und<br />
sprechen Sie nur mit Ihrem Anwalt.<br />
� In der Regel wollen alle Beteiligten, dass die peinliche Situation<br />
möglichst schnell beendet wird. Sie können sich daher auch von anderen<br />
aus einer Peinlichkeit heraushelfen lassen. �<br />
55
56 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien<br />
ernten<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist nicht nur ein Instrument, um sich selbst<br />
zu verteidigen. Wer schlagfertig ist, erwirbt sich auch leicht<br />
die Sympathien seiner Mitmenschen. Doch das ist schwieriger,<br />
als man annimmt. Denn es ist immer ein Balanceakt zwischen<br />
Originalität, Selbstironie und Nervensägerei – sehr viele<br />
stürzen ab. Die Gefahr zu scheitern ist wesentlich größer als<br />
bei der schlagfertigen Selbstverteidigung, um die es in diesem<br />
TaschenGuide in der Hauptsache geht.<br />
Woran liegt das? Wer sich schlagfertig verteidigt, hat einen<br />
guten Grund. Wenn er sich mit Witz aus der Affäre zieht,<br />
bringt ihm das Sympathien ein. Wer hingegen aus dem Stand<br />
schlagfertig ist, Fragen grundsätzlich verblüffend, originell<br />
und mit Humor beantwortet, hat einen schwereren Stand.<br />
Ihm unterstellt man leicht Geltungssucht und Selbstgefälligkeit<br />
– oft nicht grundlos.
Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien ernten<br />
Die richtige Dosis<br />
Wer ständig eine schlagfertige Antwort auf den Lippen hat,<br />
ist anstrengend. Der Umgang mit ihm fällt schwer. Schließlich<br />
will man von seinem Gesprächspartner nicht immer neue Beweise<br />
seiner Originalität unter die Nase gerieben bekommen.<br />
Erst recht nicht, wenn man auch noch zum Stichwortgeber<br />
degradiert wird.<br />
Aber auch wenn Sie die Sache nicht ganz so weit treiben, bekommen<br />
Sie es schnell mit einer fatalen Eigendynamik zu tun.<br />
Stehen Sie im Ruf, ein schlagfertiger Witzbold zu sein, wird<br />
man von Ihnen in allen Lebenslagen etwas Lustiges, Ironisches<br />
oder Überraschendes erwarten. Das ist lästig, setzt Sie<br />
unter Druck und schadet Ihrer <strong>Schlagfertigkeit</strong>. Denn das Gegenteil<br />
von witzig ist gewollt witzig. Und nichts nutzt sich<br />
schneller ab als eine verblüffende Antwort.<br />
Achten Sie also darauf, dass Sie Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> sparsam<br />
dosieren. Im Gespräch mit anderen, aber auch bei einem Vortrag:<br />
Sie müssen Ihr Publikum nicht alle zwei Minuten daran<br />
erinnern, dass Ihnen der Schalk im Nacken sitzt.<br />
Unerlässlich: Selbstironie<br />
Wenn Sie die Lacher immer auf Ihre Seite ziehen wollen, wirkt<br />
das nicht gerade sympathisch. Zur „frei flottierenden“ <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
gehört deshalb unbedingt ein gewisses Maß an<br />
Selbstironie. Das Problem ist allerdings, dass Selbstironie eine<br />
sehr seltene Eigenschaft ist, über die allenfalls Sie und ich<br />
verfügen.<br />
57
58 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />
Doch auch bei der Selbstironie kommt es auf das richtige Maß<br />
an. Denn übermäßige Selbstironie schlägt schnell um in eine<br />
Attitüde, unter der sich umso deutlicher eine mühsam unterdrückte<br />
Eitelkeit abzeichnet.<br />
� Wer ständig auf der Lauer liegt, einen schlagfertigen Knaller loszuwerden,<br />
dem werden kaum die Herzen zufliegen. Sympathien erwerben<br />
Sie eher durch einen gelassenen, entspannten Umgang mit<br />
Ihren Mitmenschen, aus dem eine milde freundliche Form von <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
erwächst, die gar nichts zu tun hat mit einer angestrengten<br />
Suche nach einer passenden Pointe – nach Möglichkeit noch auf Kosten<br />
weniger redegewandter Mitmenschen. �
Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />
trainieren<br />
Auf den folgenden Seiten lernen Sie eine Vielzahl von <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />
kennen. Sie erfahren, wo ihre Vorzüge<br />
liegen, wo die Gefahren lauern und wie die Technik in der Praxis<br />
funktioniert.<br />
Abwarten<br />
Das Abwarten ist eine sehr einfache Technik: Sie sagen<br />
zunächst gar nichts, sondern warten ab, was geschieht. Dabei<br />
müssen Sie Blickkontakt halten. Sie dürfen auf keinen Fall<br />
verlegen wegsehen. In Ihrem Schweigen liegt die Aufforderung<br />
an Ihr Gegenüber: „Sag mehr.“ Dadurch steuern Sie die<br />
Situation in Ihrem Sinne. Sie bestimmen, wann Sie antworten.<br />
Das erscheint Ihnen vielleicht nicht gerade schlagfertig,<br />
doch die Taktik funktioniert.<br />
Vorteile<br />
Zuallererst gewinnen Sie Zeit. Sie müssen sich nicht mit beleidigenden<br />
Äußerungen oder bösartigen Unterstellungen<br />
auseinander setzen. Sie zwingen Ihr Gegenüber weiterzureden,<br />
seine Vorwürfe zu präzisieren oder Zusatzinformationen<br />
zu geben. Vielfach bewirken Sie damit, dass sich Ihr Gegenüber<br />
schon etwas abkühlt. Auch verhindern Sie eine frühzei-<br />
59
60 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
tige Eskalation, die entstehen könnte, wenn Sie gleich zurückschlagen.<br />
Gefahren<br />
Sie bleiben passiv. Letztlich müssen Sie den Angriffen doch<br />
mit Worten entgegentreten, sonst bleiben Sie das Opfer. Das<br />
Abwarten funktioniert also eher als „Brückentechnik“.<br />
Wenn Sie es übertreiben mit dem Abwarten, wirkt die Technik<br />
schnell kontraproduktiv. Wer gar nichts mehr sagt, sabotiert<br />
jedes Gespräch. Ihr Gegenüber redet sich eher noch mehr<br />
in Rage, als sich zu beruhigen.<br />
Vermeiden Sie den Eindruck, dass Sie den andern bewusst<br />
zappeln lassen oder ihn gar ignorieren. Das würde er Ihnen sicher<br />
sehr übel nehmen.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Bei Wutausbrüchen (→ S. 39),<br />
� wenn Sie mit pauschalen Vorwürfen konfrontiert werden<br />
(→ S. 51),<br />
� als sanfte Technik; daher gut geeignet, wenn Sie es mit<br />
höher gestellten Gesprächspartnern zu tun haben und/oder<br />
sich für einen Fehler rechtfertigen müssen,<br />
� wenn Sie noch Zeit brauchen, um eine schlagfertige Antwort<br />
zu formulieren.
Abwarten<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Beispiel<br />
„Herr Mältzer, Sie haben ja schon wieder alles verbockt“, donnert der Geschäftsführer.<br />
Mältzer schaut ihn an und schweigt. „Die Pressekonferenz<br />
war ein totaler Fehlschlag.“ Mältzer erwidert noch immer nichts. „Haben<br />
Sie den Bericht im Branchenreport gelesen? Das war eine Hinrichtung!“<br />
Mältzer erwidert ganz ruhig: „Der Branchenreport war noch nicht in meiner<br />
Post. Was stand denn drin?“ Der Geschäftsführer muss nun inhaltlich<br />
etwas sagen, zu dem Mältzer Stellung nehmen kann.<br />
Manchmal werden wir auch mit Vorwürfen konfrontiert, bei<br />
denen wir nicht wissen, worum es genau geht. Ihr Vorgesetzter<br />
hat mit irgendjemandem telefoniert, den Sie gar nicht kennen,<br />
und dabei erfahren, dass sich irgendjemand über irgendetwas<br />
beschwert hat, das in irgendeinem Zusammenhang mit<br />
Ihrer Arbeit steht. Vielleicht haben Sie ja wirklich einen Fehler<br />
gemacht. Auf jeden Fall ist es sinnvoller abzuwarten und ruhig<br />
zurückzufragen als sich vorschnell zu verteidigen.<br />
Probieren Sie selbst<br />
Auf welchen Angriff würden Sie am ehesten mit „Abwarten“<br />
reagieren?<br />
a) „Frau Matuschke, Ihre Haare sehen ja furchtbar aus. Sind<br />
Sie in den Rasenmäher gefallen?“<br />
b) „Frau Matuschke, wollen Sie unser Unternehmen ruinieren?“<br />
c) „Frau Matuschke, davon haben Sie ja gar keine Ahnung.<br />
Auf welchem Gebiet sind Sie denn Expertin?“<br />
61
62 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Absurdes Theater<br />
Wirksame Gegenwehr, wenn Sie jemand mit dummen Sprüchen<br />
ärgern möchte, verspricht das „absurde Theater“. Sie lassen<br />
sich erst gar nicht provozieren, sondern überrumpeln Ihren<br />
Gesprächspartner mit einer absurden Reaktion. Nun ist er derjenige,<br />
der etwas erwidern muss, was ihn in den meisten Fällen<br />
überfordert. Sie haben der Provokation die Spitze abgebrochen<br />
und bringen den Provokateur selbst in Verlegenheit.<br />
Vorteile<br />
Sie reagieren souverän, ohne Ihren Gesprächspartner zu kränken.<br />
Die Technik ist relativ einfach zu handhaben und macht<br />
Spaß. Sie können beinahe auf jeden beliebigen Spruch<br />
zurückgreifen, den Sie sich allerdings vorher zurechtlegen<br />
sollten. Wenn Sie den Angreifer wirklich überraschen, können<br />
Sie mit einfachsten Mitteln eine durchschlagende Wirkung<br />
erzielen.<br />
Gefahren<br />
Der Überrumpelungseffekt kann sich abnutzen. Doch sollten<br />
Sie Ihren Angreifer nicht überschätzen. Und wenn er das „absurde<br />
Theater“ mitspielt – auch gut. Der Hauptnachteil: Sie<br />
können diese Technik nur bei dummen Sprüchen und Provokationen<br />
einsetzen. Es ist eine originelle, intelligente Art zu<br />
sagen: „Die Auseinandersetzung mit Ihnen ist mir zu blöd.“<br />
Wenn Sie jemand kränkt, beleidigt oder mit ungerechtfertigten<br />
Vorwürfen überhäuft und Sie spielen „absurdes Theater“,<br />
schwächen Sie Ihre Position: Sie weichen aus.
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Dumme Sprüche, Provokationen,<br />
� jemand verkündet seine „Weisheiten“,<br />
� peinliche Unterstellungen.<br />
Absurdes Theater<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Es gibt verschiedene Spielarten des „absurden Theaters“. Dabei<br />
ist es egal, ob Sie ein beliebiges Sprichwort zu Hilfe nehmen<br />
oder den Spruch Ihres Gesprächspartners ins Absurde<br />
weitertreiben.<br />
Das unpassende Sprichwort<br />
Die einfachste Variante ist „das unpassende Sprichwort“, das<br />
Barbara Berckhan empfiehlt. Dabei beantworten Sie die<br />
Attacke mit einer Sentenz, die in keinerlei Zusammenhang mit<br />
der Provokation steht und durchaus unsinnig sein darf: „Wasser<br />
hat keine Balken.“ – „Zu viele Meister verderben den Kleister.“<br />
– „Wer nicht mitrudert, fällt aufs Glatteis.“ oder mit ähnlich<br />
tief schürfenden Einsichten.<br />
Beispiel<br />
Annette ist Vegetarierin. Auf der Betriebsfeier lädt sich Tobias ein Schnitzel<br />
auf seinen Teller und bemerkt zu Annette: „Also, für mich sind diese<br />
Vegetarier alle krank in der Birne. Die glauben, sie könnten die Welt retten,<br />
weil sie nur Körner mampfen.“ Annette erwidert lächelnd: „Wie heißt<br />
es so schön, Tobias? Keiner kann durch die Nase eines anderen einatmen.“<br />
Sprichworte, die überall und nirgends passen, sind besonders<br />
gut geeignet. Denn Sie werden dann die besten Ergebnisse erzielen,<br />
wenn Ihr Gegenüber zuerst ein bisschen nachdenken<br />
63
64 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
muss, was Sie ihm denn eigentlich haben sagen wollen, bis<br />
ihm dämmert, dass Sie ihn auf den Arm genommen haben.<br />
Andere geeignete Sentenzen sind beispielsweise:<br />
– „Mit einer Hand kann man nicht klatschen.“ (chinesisch)<br />
– „Der Neid brütet Schwäne aus faulen Enteneiern.“<br />
(russisch)<br />
– „Wenn Mandarinen dicke Schalen haben, muss man selber<br />
lange Fingernägel haben.“ (orientalisch)<br />
Sie können auch völlig absurde Sprichwörter verwenden oder<br />
selbst erfinden. Wichtig ist nur: Es darf nicht passen. Wenn<br />
Ihr Gegenüber erstaunt nachfragt: „Was hat denn das damit<br />
zu tun?“, fordern Sie ihn auf: „Denken Sie doch mal scharf<br />
nach“, oder Sie sagen es, wie es ist: „Nichts.“<br />
Mit dieser Methode weichen Sie einer dummen Auseinandersetzung<br />
elegant aus, ohne Ihren Gesprächspartner direkt vor<br />
den Kopf zu stoßen. Wenn er sich sachlich mit Ihnen auseinander<br />
setzen will, können Sie das Gespräch jederzeit wieder<br />
aufnehmen.<br />
Der absurde Anschluss<br />
Eine effektvolle Variante des absurden Theaters ist, wenn Sie<br />
aus dem Augenblick heraus eine Replik finden. Das ist natürlich<br />
deutlich schwieriger. Sie müssen einen Vorwurf, eine Unterstellung<br />
oder Provokation aufnehmen und sie ins Absurde weiterschrauben,<br />
überhöhen oder irgendwelche abseitigen Aspekte<br />
ins Spiel bringen. Die Sache kippt dann ins Komische. Der Vorwurf<br />
gleitet an Ihnen ab. Sie haben die Lacher auf Ihrer Seite.
Absurdes Theater<br />
Beispiele<br />
Im vollbesetzten Bus regt sich ein älterer Herr darüber auf, dass ein zweijähriges<br />
Kind keine Ruhe gibt. Der Vater versucht seine Tochter zu beruhigen<br />
und verkündet: „Jeder, der sich jetzt noch beschwert, bekommt 50<br />
Mark von seiner Rente abgezogen.“ Der ganze Bus lacht.<br />
Ritual Preisverhandlungen. Der Marketingleiter studiert das Angebot der<br />
Agentur: „Das ist aber teuer!“ Eigentlich betet der Agenturchef an dieser<br />
Stelle die ganzen Vorteile und Leistungen noch einmal herunter. Doch<br />
diesmal sagt er: „Naja, dann geben Sie Ihr Geld wenigstens nicht für irgendeinen<br />
andern Unsinn aus.“ – Der Marketingleiter kichert: „Da haben<br />
Sie auch wieder Recht.“<br />
Das letzte Beispiel zeigt allerdings auch: Die Sache kann gefährlich<br />
werden. Sie müssen sicher sein, dass Ihr Gesprächspartner<br />
den Witz versteht, sonst gehen solche Scherze leicht nach<br />
hinten los und Ihr Gegenüber fühlt sich nur für dumm verkauft.<br />
� Ohnehin gilt: Wenn Ihr Gegenüber ein berechtigtes Interesse verfolgt,<br />
wirken vermeintlich schlagfertige Antworten schnell unverschämt. �<br />
Probieren Sie selbst<br />
a Notieren Sie drei unpassende Sprichwörter zu der Behauptung,<br />
Sie hätten Ihren Beruf verfehlt.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
b Überlegen Sie sich drei absurde Kommentare zu der Forderung,<br />
Sie sollten mehr Rad fahren, weil Sie zu dick sind.<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
65
66 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Die SIHR-Technik<br />
Die SIHR-Technik ist eine beliebte Verteidigungstechnik, die<br />
dem „absurden Theater“ nicht unähnlich ist. SIHR steht für die<br />
Anfangsbuchstaben der Erwiderung: „Sie haben Recht.“ Anstatt<br />
sich zu verteidigen, pflichten Sie Ihrem Angreifer bei.<br />
Sein Angriff läuft ins Leere. Doch stimmen Sie nicht einfach<br />
nur zu, sondern Sie übertreiben den Vorwurf ins Maßlose, bis<br />
die Sache abwegig und komisch wird. Dem Angreifer haben<br />
Sie den Giftzahn gezogen.<br />
Vorteile<br />
Sie wirken souverän, humorvoll, selbstsicher. Zuhörer halten<br />
Sie für selbstironisch, was Ihnen oft große Sympathien einbringt,<br />
während der Angreifer als boshafte Giftspritze dasteht.<br />
Daher eignet sich die SIHR-Technik gut für Auseinandersetzungen,<br />
bei denen Publikum dabei ist.<br />
Ebenfalls empfehlenswert, wenn Sie das Verhältnis zu Ihrem<br />
Gegenüber nicht belasten wollen. Als sanfte Technik können<br />
Sie die Methode auch im Umgang mit Höhergestellten einsetzen.<br />
Gefahren<br />
Keine Anfängertechnik. Wenn Sie wirklich spontan reagieren,<br />
brauchen Sie ein hohes Maß an Einfallsreichtum. Ansonsten<br />
besteht die Gefahr, dass Sie mit Ihrer Übertreibung stecken<br />
bleiben und Ihr Gegenüber triumphiert. Aber diese Technik<br />
lässt sich gut üben. Und für häufig gehörte Angriffe können<br />
Sie sich die entsprechenden Übertreibungen auch zurechtlegen.
Böswillige Mitmenschen können die Übertreibung später gegen<br />
Sie verwenden. Lassen Sie sich davon aber nicht beeindrucken.<br />
Immerhin kam der Scherz von Ihnen. (Gegenwehr<br />
siehe unten).<br />
Für „witzige“ Angriffe, schwere Vorwürfe und bösartige<br />
Attacken ist die Technik nicht geeignet. Sie kann ausweichend<br />
wirken. Wenn Ihr Gegenüber seine Angriffe fortsetzt, sollten<br />
Sie noch ein paar giftigere Pfeile im Köcher haben.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Provokationen,<br />
� Vorwürfe,<br />
� Unterstellungen,<br />
Die SIHR-Technik<br />
� wenn Sie sich vor einem Publikum verteidigen.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Beispiel<br />
„Sie sind ja viel zu dünn“, bemerkt eine Kollegin zu Herrn Mältzer. „Das ist<br />
wohl wahr“, erwidert Mältzer, „wenn ich vom Fünfmeter-Brett springe,<br />
kommt meine Badehose vor mir unten an.“<br />
Diese Antwort hat sich Herr Mältzer natürlich vorher zurecht<br />
gelegt. Warum auch nicht? Die Sache funktioniert, weil viele<br />
Angriffe unserer Mitmenschen voraussehbar sind. Das Repertoire<br />
ist begrenzt: Wir sind zu fett oder zu dünn, zu doof oder<br />
einfach neunmalklug, sind faul oder übereifrig, unfähig,<br />
schlecht angezogen oder sind in den Parfümtopf/Schminktopf<br />
gefallen.<br />
67
68 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Beispiel<br />
„Igitt, hast du ein aufdringliches Parfüm“, zieht Philipp seinen Kollegen<br />
Thomas auf. „Du hast Recht“, sagt Thomas trocken, „in Brasilien tötet man<br />
damit Termiten.“<br />
Sie haben es sicher bemerkt: Die Antworten wären kränkend,<br />
wenn Sie aus dem Mund des Angreifers kämen. Doch da der<br />
Angegriffene selbst den Vorwurf weitertreibt, wirkt seine Reaktion<br />
entwaffnend. Dieser Effekt ist simpel, wirkt aber zuverlässig,<br />
selbst wenn die Verlängerung des Vorwurfs so verblüffend<br />
und witzig gar nicht ausfällt.<br />
� Natürlich müssen Sie Ihre Replik nicht mit einem „Sie haben<br />
Recht ...“ einleiten. Es ist sogar besser, wenn Sie sich diese Formel verkneifen.<br />
Vielmehr geht es darum, dass Sie dem Angreifer zustimmen<br />
und seinen Angriff ins Extrem übertreiben. �<br />
Machen Sie den Giftzahn zu Ihrem Stichwortgeber<br />
Ein übelgesinnter Angreifer könnte versucht sein, Ihre Antwort<br />
als Steilvorlage zu nehmen und Ihre Bemerkung gegen<br />
Sie zu kehren. Das ist zwar plump und bringt ihm keine Sympathien<br />
ein, unangenehm ist es dennoch, wenn Sie darauf<br />
nicht vorbereitet sind.<br />
Beispiel<br />
„Das wissen Sie nicht? Sagen Sie mal, Mältzer, wo haben Sie denn Ihr<br />
Abitur gemacht?“ – „Ich war auf der Baumschule. Aber da gab es nur mittlere<br />
Reife.“ – „Habt ihr gehört, Mältzer war auf der Baumschule!“ – „Sogar<br />
dreizehn Jahre. Aber alle nur in einer Klasse, Herr Backmund.“ – „Herr<br />
Backmund lacht höhnisch: „Mältzer ist zwölf mal sitzen geblieben! Na,<br />
das erklärt so manches! Haha!“ – Mältzer fährt unbeirrt fort: „Meine Lieblingsfächer<br />
waren Analytische Geometrie und Blattweitwurf.“
Die SIHR-Technik<br />
Hier wird es Herrn Backmund langsam dämmern, dass Mältzer<br />
ihn als Stichwortgeber benutzt. Dann wird er seine Kommentare<br />
einstellen und Mältzer kann mit seiner Geschichte<br />
aufhören, bevor ihm die Ideen ausgehen.<br />
Das Wörterbuch<br />
Wenn Ihre Lust am Weiterspinnen abstruser Geschichten<br />
nicht so ausgeprägt ist, können Sie die Sache auch anders<br />
lösen. Nicht vollkommen neu, aber wirksam ist die folgende<br />
Lösung:<br />
Beispiel<br />
Mältzer lehnt sich zurück und fragt: „Herr Backmund, haben Sie eigentlich<br />
ein Wörterbuch?“ Herr Backmund nickt. Mältzer: „Dann schauen Sie bei<br />
Gelegenheit mal unter dem Buchstaben „I“ nach, was „Ironie“ bedeutet.“<br />
Oder Sie versuchen es gleich mit einem „klassischen Gegenkonter“<br />
(siehe Seite 81).<br />
Vorsicht bei „witzigen“ Bemerkungen!<br />
Die SIHR-Technik ist weniger wirkungsvoll, wenn Sie mit<br />
„witzigen“ Bemerkungen angegangen werden. Sie sind ja derjenige,<br />
der die Sache ins Komische kippen lässt. Wenn Ihnen<br />
jemand mit einer „witzigen“ Attacke entgegentritt, können<br />
Sie mit einer witzigen Antwort das Spiel nur mitspielen. Leider<br />
gehen die Lacher auf Ihre Kosten, wie im folgenden Beispiel<br />
deutlich wird:<br />
Beispiel<br />
„Das wissen Sie nicht, Mältzer?“, poltert Herr Backmund. „Sie haben Ihr<br />
Abitur wohl an der Baumschule gemacht!“ – „Leider gab es an meiner<br />
Baumschule nur die Mittlere Reife“, entgegnet Mältzer.<br />
69
70 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Sie sollten die SIHR-Technik deshalb bei „witzigen“ Angriffen<br />
nur einsetzen:<br />
� wenn Sie mit Ihrer Antwort den „Witz“ deutlich überbieten<br />
können,<br />
� wenn Sie gelegentlich einen witzigen Gegenangriff einschalten,<br />
damit die Lacher nicht nur auf Ihre Kosten gehen.<br />
Probieren Sie selbst<br />
Parieren Sie die folgenden Angriffe mit einer möglichst abstrusen<br />
Zustimmung:<br />
a „Können Sie nicht rechnen?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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b „Ziehen Sie sich immer so geschmacklos an?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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c „Ihnen hat es wohl ins Hirn geregnet!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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Die Dolmetscher-Technik<br />
Eine der wirkungsvollsten Methoden, die nach einem ganz<br />
einfachen, aber effektiven Grundprinzip funktioniert, ist die<br />
Dolmetscher-Technik. Es lohnt sich, sie fleißig zu trainieren.<br />
Denn mit dieser ungemein flexiblen Allround-Technik sind Sie<br />
fast allen Angriffen gewachsen.
Sie betätigen sich als Dolmetscher und übersetzen die bösartigen<br />
Worte Ihres Gegenübers. Das hört sich zwar nicht besonders<br />
aufregend an, eröffnet Ihnen aber ungeahnte Möglichkeiten.<br />
Denn Sie nehmen es in die Hand, Ihrem Gegenüber<br />
zu erklären, was er gerade gesagt hat.<br />
Mit anderen Worten: Sie bestimmen, wohin die Reise geht.<br />
Ein Ansinnen, das nicht selten auf den entschiedenen Widerstand<br />
Ihres Gegenübers stößt. Was ihm aber auch nichts nützen<br />
wird.<br />
Vorteile<br />
Eine ungemein variable Technik, die Sie handhaben können,<br />
wie Sie möchten: lustig, aggressiv, charmant, frech oder albern.<br />
Gefahren<br />
Bei sehr plumpen oder sehr raffinierten Gesprächspartnern<br />
könnten Sie in Schwierigkeiten geraten (siehe unten). Doch<br />
solche Mitmenschen sind weit seltener als man annimmt.<br />
Hüten Sie sich vor allzu schematischen Antworten. Seien Sie darauf<br />
vorbereitet, dass Ihre Replik nicht unwidersprochen bleibt.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Beleidigungen,<br />
Die Dolmetscher-Technik<br />
� unabsichtliche Kränkungen,<br />
� Vorwürfe, unsachliche Kritik.<br />
71
72 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Wenn Sie mit einem Vorwurf konfrontiert werden, gehen Sie<br />
nicht darauf ein, sondern Sie wiederholen ihn nur. Wie ein<br />
Dolmetscher, jedoch mit dem Unterschied, dass Sie die Worte,<br />
die Sie gerade gehört haben, in eine „andere Sprache übersetzen“,<br />
eine Beleidigung beispielsweise in ein Kompliment.<br />
Sie tun im Grunde so, als wären die unfreundlichen Äußerungen<br />
eben unverständlich und als gelte ihr Wortlaut nicht. Sie<br />
übernehmen es zu sagen, was die „rätselhaften Worte“ eigentlich<br />
bedeuten.<br />
Beispiele<br />
„Sie Krücke“, faucht der Vertriebsleiter. Mältzer entgegnet: „Sie meinen,<br />
ich bin die Stütze des Unternehmens.“<br />
„Sie haben keine Ahnung“, zischt der Vertriebsleiter. Mältzer: „Sie meinen,<br />
wir sind unterschiedlicher Auffassung über das Projekt.“<br />
Sie sehen, Sie müssen einem Vorwurf durchaus nicht immer<br />
witzig begegnen, Sie können ihn auch sachlich entschärfen.<br />
Letzteres ist sogar meist effektiver.<br />
Für den Erfolg dieser Technik kommt es entscheidend darauf<br />
an, wie nachvollziehbar Ihre „Übersetzung“ ist. Vermeiden Sie<br />
also, dass Ihre „Übersetzung“ unverständlicher ausfällt als die<br />
ursprüngliche Attacke.<br />
Beispiel<br />
„Sie sind eine Pfeife, Mältzer!“ – „Ja, für die Firma bin ich unverzichtbar.“<br />
Diesen Gedankensprung kann niemand mitvollziehen. Eine bessere Antwort<br />
wäre beispielsweise: „Ja, alles hört auf mich.“ Oder: „Ja, ich gebe<br />
die entscheidenden Signale.“
Die drei Zungen<br />
Die Dolmetscher-Technik<br />
Als schlagfertiger „Übersetzer“ verfügen Sie über drei Zungen:<br />
� eine Honigzunge, mit der Sie die giftigsten Angriffe in süße<br />
Schmeicheleien umdeuten,<br />
� eine Giftzunge, mit der Sie versteckte Kränkungen noch<br />
verletzender machen,<br />
� eine diplomatische Zunge, mit der Sie scharfe Töne glätten<br />
und sich in eine vorteilhaftere Position bringen.<br />
Die Honigzunge<br />
Werden Sie attackiert, münzen Sie diese Äußerung in eine positive<br />
Aussage um. Die Verfälschung ist natürlich offensichtlich,<br />
in der Regel geht es kaum um eine ernsthafte Deutung,<br />
eher ist Ihr Humor gefragt. Es muss Ihnen gelingen, in dem<br />
Vorwurf irgendeinen positiven Aspekt zu entdecken.<br />
Beispiel<br />
„Sie sind doch eine Marionette der Geschäftsführung“, höhnt Frau Matuschke.<br />
Mältzer lächelt: „Sie meinen, man braucht viel Fingerspitzengefühl,<br />
um mich zu führen.“<br />
„Nein, das meine ich nicht!“, wird Ihr Gesprächspartner<br />
zurückschlagen. Deshalb ist es oft empfehlenswert, die Einleitung<br />
„ich meine“ fallen zu lassen. „Ja man braucht viel<br />
Fingerspitzengefühl, um mich zu führen“, ist eindeutig die<br />
schlagfertigere Antwort.<br />
Auch wenn Sie mit der „Honigzunge“ häufig auf komische<br />
Aspekte stoßen werden, auf die Komik kommt es nicht alleine<br />
an. Entscheidend ist, dass Sie den Vorwurf in etwas Positives<br />
verwandeln.<br />
73
74 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Beispiel<br />
„Mältzer, Sie sind nicht teamfähig“, bemerkt der Vertriebsleiter. Mältzer<br />
entgegnet: „Ja, es gelingt mir durchaus, anspruchsvolle Aufgaben selbstständig<br />
und eigenverantwortlich zu lösen.“<br />
Die Giftzunge<br />
Der Einsatz der Giftzunge kommt immer dann in Frage, wenn<br />
Ihr Gegenüber Sie gar nicht aus böser Absicht, sondern aus<br />
Gedankenlosigkeit kränkt oder ärgert. Und das ist erstaunlich<br />
häufig der Fall.<br />
Dass diese bösen Bemerkungen nicht mit Vorsatz auf uns abgegeben<br />
werden, macht sie nicht weniger ärgerlich – oft im<br />
Gegenteil. Doch wir können uns wehren: mit Hilfe unserer<br />
„Giftzunge“. Dabei übersetzen wir eine Bemerkung, die uns ärgert,<br />
in eine dicke, fette Beleidigung, die unser Gegenüber –<br />
peinlich berührt – sofort zurücknehmen wird.<br />
Beispiel<br />
„Ach, Sie haben ein Handy mit E-Mail-Anschluss?“, bemerkt Frau Grasske<br />
spitz. „Ich komme immer noch mit einem ganz normalen Telefon klar. Für<br />
so wichtig halte ich mich nicht.“ – Herr Mältzer bemerkt trocken: „Sie wollen<br />
mir damit sagen, dass ich ein aufgeblasener Angeber bin, der mit seinem<br />
Telefon Eindruck schinden will? Herzlichen Dank!“<br />
Achten Sie dabei auf zweierlei: Bei aller Zuspitzung muss Ihre<br />
Schlussfolgerung tatsächlich in der Äußerung angelegt sein.<br />
Aus einem Mückenei holen Sie keine Elefantenherde. Und Sie<br />
müssen ausschließen können, dass Ihr Gegenüber strahlend<br />
mit dem Kopf nickt und sagt: „Sie haben es erfasst.“
Die diplomatische Zunge<br />
Mit der diplomatischen Zunge können Sie Angriffe entschärfen.<br />
Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Aspekte, um die es<br />
Ihnen geht. Der Unterhaltungswert ist dabei vielleicht gering,<br />
doch wenn Sie die Technik geschickt einsetzen, können Sie<br />
damit oft am meisten erreichen.<br />
Beispiel<br />
„Es reicht mir jetzt“, bemerkt Frau Busche, die Sekretärin, „ich kündige!“<br />
– Herr Mältzer nickt ernst: „Sie meinen, Sie seien ungerecht behandelt<br />
worden.“ – „Allerdings“, entgegnet Frau Busche, „es ist doch nicht mein<br />
Fehler, dass Sie Ihre Planzahlen nicht erreichen.“ – Herr Mältzer sagt ruhig:<br />
„Sie meinen, ich hätte Sie vorhin auf Ihre Rechtschreibfehler hingewiesen,<br />
weil ich meine Vorgaben nicht erreiche.“<br />
Mit dieser Methode, die Sie natürlich nicht überstrapazieren<br />
dürfen, können Sie ein Gespräch geschickt lenken – und zwar<br />
durchaus fair im Sinne aller Beteiligten.<br />
Was tun bei Widerspruch?<br />
Die Dolmetscher-Technik<br />
Jede „Übersetzung“ läuft natürlich Gefahr, zurückgewiesen zu<br />
werden. Doch das ist halb so schlimm. Wie Sie sich verhalten<br />
sollten, hängt davon ab, mit welcher „Zunge“ Sie gerade gesprochen<br />
haben:<br />
� Honigzunge: Es versteht sich von selbst, dass Ihr Gegenüber<br />
Ihre „positive Sicht der Dinge“ nicht teilt. Solange er<br />
nur widerspricht, haben Sie dennoch seinen Angriff abgewehrt.<br />
� Giftzunge: Wir wollen hoffen, dass Ihr Gegenüber Ihrer giftigen<br />
Auslegung widerspricht – und sich bei Ihnen entschuldigt.<br />
75
76 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
� Diplomatische Zunge: Sie können den Widerspruch nutzen,<br />
um das Gespräch zu versachlichen. Fordern Sie Ihren Gesprächspartner<br />
auf zu sagen, was er denn nun gemeint hat.<br />
Oder bieten Sie eine weitere „Übersetzung“ an.<br />
Die eigentliche Gefahr bei der Übersetzung mit „Honigzunge“<br />
liegt darin, dass Ihr Gegenüber nicht einfach widerspricht,<br />
sondern die Sache schlagfertig richtig stellt.<br />
Beispiel<br />
„Mältzer, Sie sind eine Knalltüte.“ – „Sie meinen, ich erreiche mit einem<br />
Handschlag einen tollen Knalleffekt.“ – „Nein, ich meine, wenn es bei Ihnen<br />
knallt, dann steckt immer nur heiße Luft dahinter.“<br />
Solche Gegenkonter erfordern sehr viel Geistesgegenwart und<br />
sind daher außerordentlich selten. Dagegen hilft nur: noch<br />
größere <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />
Die Spiegeltechnik<br />
Die Kommunikationstrainer Christoph und Matthias Dahms<br />
haben eine Technik, die der „Dolmetschertechnik“ ähnelt, die<br />
„Spiegeltechnik“ genannt. Sie unterscheiden in ihrem Modell<br />
fünf Ebenen, die auch für die „Dolmetscher-Technik“ sehr hilfreich<br />
sein können.<br />
� Ich-Ebene: Sie lassen die Aussage bei Ihrem Gegenüber.<br />
„Sie meinen, Sie seien ungerecht behandelt worden.“<br />
� Du-Ebene: Sie beziehen die Aussage auf sich als den Angesprochenen.<br />
„Sie meinen, ich hätte Sie ungerecht behandelt.“<br />
� Wir-Ebene: Sie treffen eine Aussage über sich und Ihren<br />
Gesprächspartner. „Sie meinen, wir können nicht zusammenarbeiten.“
Die Dolmetscher-Technik<br />
� Info-Ebene: Sie treffen eine Aussage über die Fakten: „Sie<br />
meinen, Sie beenden hiermit das Arbeitsverhältnis.“<br />
� Appell-Ebene: Sie verstehen die Aussage Ihres Gegenübers<br />
als Aufforderung: „Sie meinen, unser Chef sollte Ihnen<br />
mehr Gehalt zahlen.“<br />
Diese fünf Ebenen geben Ihnen neue Variationsmöglichkeiten,<br />
die Sie wirklich einmal alle durchspielen sollten, damit Sie<br />
wissen, welche Antworten Ihnen am besten liegen und worauf<br />
Sie besonders achten müssen.<br />
So wehren Sie sich gegen „witzige“ Ablenkungsmanöver<br />
Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Situation, die wir eingangs<br />
geschildert haben: Sie nehmen an einer kontroversen<br />
Diskussion teil, die recht gut für Sie läuft. Plötzlich macht Ihr<br />
Kontrahent einen Witz über Ihre Frisur, Ihre Krawatte, Ihr Körpergewicht<br />
oder Ihre Gesichtsfarbe. Ein erkennbares Ablenkungsmanöver,<br />
das zudem unfair ist, das Publikum lacht dennoch.<br />
Geraten Sie jetzt nicht aus der Fassung und lassen Sie<br />
sich auf keinen Fall provozieren.<br />
Das „witzige“ Ablenkungsmanöver ist eine Schwäche Ihres<br />
Kontrahenten. Sie sollten sie nutzen durch eine schlagfertige<br />
Replik auf der „Info-Ebene“. Stellen Sie ganz sachlich fest: „Sie<br />
machen sich Gedanken über meine Haare/meine Krawatte/<br />
mein Gewicht/ meine Gesichtsfarbe.“ Dann fahren Sie mit Ihrer<br />
Argumentation fort: „Ich möchte jedoch noch etwas zum<br />
Problem der Anlaufkosten sagen ...“ – Souveräner können Sie<br />
Ihren Gegner gar nicht ins Abseits laufen lassen.<br />
77
78 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Probieren Sie selbst<br />
Übersetzen Sie die folgenden Angriffe. Entscheiden Sie sich<br />
jeweils für eine „Zunge“ und spielen Sie probehalber alle fünf<br />
Ebenen durch. Welche Ihrer Antworten gefallen Ihnen am<br />
besten?<br />
a „Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber Ihr Jackett –<br />
hat das Ihre Frau ausgesucht oder waren Sie das selbst?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
b „Mältzer, Sie haben ja wohl nun am allerwenigsten Grund,<br />
hier die Klappe aufzureißen!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
c „Sie arbeiten wohl nur noch für den Papierkorb, was?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Der Nachdenker<br />
Trotz dieses gewichtigen Titels eine ganz simple Technik. Sie<br />
kommt nur für ganz bestimmte Fälle in Frage – konkreter: für<br />
Überfälle. Immer wenn Sie sich überrumpelt fühlen, ob durch<br />
Vertreter, Mitarbeiter, Journalisten oder Ihre Familienangehörigen,<br />
sollten Sie prüfen, ob Sie nicht einen „Nachdenker“<br />
brauchen. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung,<br />
man müsse stets eine Antwort parat haben. Man kann durchaus<br />
auch einmal eine Sache vertagen oder um etwas Bedenkzeit<br />
bitten.
Der „Nachdenker“ schützt Sie vor unbedachten Äußerungen,<br />
auf die Sie später festgenagelt werden. Er erlöst Sie aber auch<br />
von der Peinlichkeit, ausweichende Antworten geben zu müssen.<br />
Gerade vor Publikum macht sich das außerordentlich<br />
schlecht.<br />
Vorteile<br />
Der Nachdenker<br />
Sanfte Technik. Sie treten niemandem auf die Füße und gewinnen<br />
Zeit.<br />
Gefahren<br />
Wenn Sie schon wissen, was Sie antworten werden, und nur<br />
den Fragenden auf Abstand halten wollen, erscheint der<br />
„Nachdenker“ als ängstliches Ausweichmanöver.<br />
Wenn Sie drängende Fragen aufschieben, verärgern Sie Ihre<br />
Mitmenschen. Den gleichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie<br />
ständig um Bedenkzeit bitten.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Überfälle, zudringliche Fragen,<br />
� wenn Ihnen sonst nichts einfällt,<br />
� wenn Sie unter Zeitdruck gesetzt werden.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Immer wieder gibt es Situationen, in denen Sie nicht sofort<br />
entscheiden können oder wollen. Bitten Sie um Bedenkzeit<br />
und schieben Sie Ihre Antwort auf. Das klingt banal, doch ge-<br />
79
80 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
nau solche Sätze sind es, die uns abhanden kommen, wenn<br />
wir unter Druck stehen. Ein Mitarbeiter drängt auf eine<br />
schnelle Entscheidung, ein Vertreter macht Ihnen ein Angebot,<br />
das attraktiv klingt, das Sie aber noch überprüfen möchten,<br />
ein Journalist überrumpelt Sie mit einer heiklen Frage.<br />
� „Sie werden Verständnis haben, dass ich mich nicht sofort<br />
entscheide. Ich gebe Ihnen morgen/in einer Woche/nach<br />
der Sommerpause Bescheid.“<br />
� „Sind Sie damit einverstanden, wenn wir Ihren Einwand in<br />
der nächsten Sitzung behandeln? Dann kann ich mich besser<br />
vorbereiten.“<br />
� „Ich sage Ihnen morgen, wie ich über die Sache denke.“<br />
� „Ich kann Ihnen noch keine Antwort geben, weil ich über<br />
die Sache noch nicht nachgedacht habe.“<br />
Ihr Gegenüber wird versuchen, Sie weiter unter Druck zu setzen.<br />
Beispielsweise mit dem Hinweis, dass ein bestimmtes Angebot<br />
später nicht mehr gilt. Lassen Sie sich von solchen Drohungen<br />
nicht beeindrucken. Angebote, die nur unter zeitlichem<br />
Druck zustande kommen, sind nicht selten unseriös.<br />
In seiner ironischen Fassung kann Ihnen der „Nachdenker“<br />
helfen, Ihre Souveränität zu bewahren, wenn Ihnen zu einem<br />
Angriff gar nichts einfällt.<br />
Beispiel<br />
Herr Backmund: „Sie sind ein kompletter Idiot, Mältzer.“ – Darauf Mältzer:<br />
„Backmund, ich sage Ihnen morgen, wie ich über Ihren Standpunkt<br />
denke.“
Probieren Sie selbst<br />
Lösen Sie folgendes Problem: Sie möchten an einem Seminar<br />
teilnehmen, um Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> zu verbessern. Dazu<br />
brauchen Sie die Erlaubnis von Herrn Müller, der seine Entscheidungen<br />
gerne auf die lange Bank schiebt. Machen Sie<br />
ihm die Sache schmackhaft, damit er nicht sagt: „Darüber<br />
muss ich noch nachdenken.“ Wie würden Sie vorgehen?<br />
Der klassische Gegenkonter<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> in Reinkultur: Sie werden angegriffen und drehen<br />
den Spieß um. Sie selbst bleiben unversehrt, den Schaden<br />
und/oder Spott hat Ihr Angreifer. Das klingt simpel, ist in der<br />
Praxis aber recht schwierig. Mit dem klassischen Gegenkonter<br />
kann man leicht scheitern, wenn er allzu plump ausfällt.<br />
Der Vorteil ist zugleich auch ein Nachteil des Gegenkonters:<br />
Den Spieß, den Sie umdrehen wollen, liefert Ihr Gegner. Einerseits<br />
dürfen Sie sich sehr viel mehr herausnehmen und Ihr Gegenangriff<br />
darf sehr viel schwungvoller ausfallen als ein Angriff.<br />
Wie beim Judo legt sich der Angreifer gewissermaßen<br />
selbst aufs Kreuz. Andererseits: Sie sind eng an das gebunden,<br />
was Ihr Gegenüber sagt. Wenn Ihnen dazu nichts einfällt, bleiben<br />
Sie sprachlos.<br />
Vorteile<br />
Der klassische Gegenkonter<br />
Mit einem gelungenen Gegenkonter verschaffen Sie sich Respekt.<br />
Beim Publikum ernten Sie Anerkennung, oft auch Sympathien.<br />
Darüber hinaus besitzt der Gegenkonter einen gewissen<br />
Unterhaltungswert, Ihre Antwort bleibt deshalb oft<br />
noch lange im Gedächtnis.<br />
81
82 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Gefahren<br />
Wenn Ihr Gegenkonter allzu vernichtend ausfällt, können Sie<br />
sich leicht Feinde machen (siehe auch Seite 25, „Operation<br />
gelungen – Patient tot“). Andererseits ist ein zu schwacher<br />
Gegenkonter unbefriedigend.<br />
Die Kontertechnik kann dazu führen, dass Sie eher auf die<br />
formale als auf die inhaltliche Seite Ihrer Antwort achten.<br />
Die Folge: Sie äußern Dinge, die Sie eigentlich gar nicht so<br />
meinen.<br />
Gerade wenn Sie Ihren Kontrahenten mit einem Gegenkonter<br />
„knockout“ geschlagen haben, rechnen Sie damit, dass er<br />
noch nachtritt. Auch darauf müssen Sie etwas erwidern können<br />
(siehe S. 23, „Das Leben geht weiter“).<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Kränkungen,<br />
� „witzige“ Attacken, Schmähungen,<br />
� wenn Ihnen jemand eine Falle stellen möchte,<br />
� wenn Publikum dabei ist.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Beispiel<br />
Bei einer Abendgesellschaft bekam der britische Premier Winston<br />
Churchill von einer gewissen Lady Astor nicht gerade ein überschwängliches<br />
Kompliment: „Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift geben.“<br />
Churchill konterte: „Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich es nehmen.“
Der klassische Gegenkonter<br />
Aus diesem vielzitierten Beispiel können Sie ersehen, wie ein<br />
gelungener Gegenkonter funktioniert. Churchill übernimmt<br />
fast alle Elemente des Angriffs, ersetzt zentrale Begriffe<br />
durch die Gegenbegriffe (Frau → Mann, Gift geben → Gift<br />
nehmen) und formuliert dadurch einen überraschenden<br />
Gegenangriff.<br />
Der formale Aufbau der Replik ist entscheidend<br />
Churchills Konter verdankt einen erheblichen Teil seiner Wirkung<br />
der Tatsache, dass er genauso aufgebaut ist wie der Angriff.<br />
Hätte Churchill geantwortet: „In diesem Fall würde ich<br />
das Zeug freiwillig schlucken“, wäre die Pointe verschenkt.<br />
Inhaltlich müssen Sie Neues hinzufügen<br />
Formale Ähnlichkeit reicht allerdings nicht aus. Die Antwort:<br />
„Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich Ihnen eine Bombe unter<br />
den Nachttisch legen“, ist kein schlagfertiger Gegenkonter,<br />
sondern eine plumpe Retourkutsche.<br />
Schlagfertig wird die Replik erst, wenn trotz formaler Ähnlichkeit<br />
eine neue, überraschende Aussage herauskommt.<br />
Lady Astor formuliert einen Tötungswunsch, Churchill eine<br />
Selbstmordabsicht. Er bringt ein neues Element ins Spiel, mit<br />
dem man nicht gerechnet hat.<br />
Antworten Sie nach dem Echo-Prinzip ...<br />
Ein besonders effektvoller Gegenkonter lehnt sich formal eng<br />
an den Angriff an. Wo es sich anbietet, sollten Sie Formulierungen<br />
wortwörtlich übernehmen. Spielen Sie das Echo Ihres<br />
Angreifers.<br />
83
84 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
... und dem Umkehrprinzip<br />
Das zweite Stilmittel, mit dem Sie Ihren Konter schlagfertiger<br />
machen, ist die Umkehrung. Aussagen verkehren Sie in ihr Gegenteil,<br />
zentrale Begriffe ersetzen Sie durch den Gegenbegriff:<br />
Aus „ich“ machen Sie „du“, aus „Männern“ machen Sie<br />
„Frauen“, aus „mit“ machen Sie „ohne“. Farblich gesprochen:<br />
Wenn der Angreifer „Weiß“ sagt, können Sie mit „Schwarz“<br />
kontern, aber nicht mit „Ultramarinblau“.<br />
Durchbrechen Sie die Erwartungen<br />
Inhaltlich muss der Gegenkonter überraschen. Überraschungen<br />
ergeben sich aus Erwartungen, die Sie durchbrechen. Wo<br />
Widerspruch erwartet wird, geben Sie nach, was als Ursache<br />
erscheint, machen Sie zur Wirkung, auf eine Frage reagieren<br />
Sie nicht mit einer Antwort, sondern mit einer Gegenfrage,<br />
auf eine Anweisung reagieren Sie mit einer Gegenanweisung.<br />
Sie borgen sich die Stilmittel also aus und können so Dinge<br />
äußern, die sonst als unverschämt erscheinen würden. Das<br />
hat viele Vorteile, wie ein Beispiel zeigt, das von dem Rhetorik-Trainer<br />
Matthias Pöhm stammt.<br />
Beispiel<br />
Die neue Sekretärin plagt sich mit unleserlichem Gekrakel herum. Sie sagt<br />
zu ihrem Chef: „Ich kann Ihre Schrift nicht lesen.“ Der Chef entgegnet: „Ich<br />
gebe Ihnen vier Monate, um meine Schrift erkennen und entziffern zu lernen.“<br />
Darauf die Sekretärin: „Ich gebe Ihnen zwei Wochen, so zu schreiben,<br />
dass ich’s lesen kann.“<br />
Eine gewagte, aber sehr schlagfertige Antwort, die „funktioniert“,<br />
weil sie einerseits die Stilmittel ausborgt, andererseits<br />
die Erwartungen durchbricht. Die Anweisung wird nicht be-
Der klassische Gegenkonter<br />
folgt, sondern zurückgegeben und sogar noch überboten: aus<br />
vier Monaten werden zwei Wochen.<br />
Bei diesem Beispiel ist wichtig, dass die Anweisung möglichst<br />
vollständig gespiegelt wird. Nach dem Prinzip „wie du mir, so<br />
ich dir“. Wäre die Sekretärin zu ihrem Chef gegangen und hätte<br />
erklärt: „In den nächsten zwei Wochen legen Sie sich bitte<br />
eine leserliche Schrift zu“, so wäre das anmaßend erschienen.<br />
Ihr schlagfertiger Gegenkonter wirkt hingegen entwaffnend.<br />
Kontern Sie doch, wie Sie wollen!<br />
Der „klassische“ Gegenkonter leitet fast alle Gestaltungsmittel<br />
aus dem Angriff ab. Doch Sie können Ihren Gegenkonter<br />
auch eine Nummer kleiner anlegen. Sie übernehmen nur ein,<br />
zwei Elemente und formulieren daraus einen Gegenangriff.<br />
Der erscheint dann zwar nicht mehr ganz so zwingend, muss<br />
aber dem „klassischen“ Gegenkonter an Schärfe keineswegs<br />
nachstehen.<br />
Wie so etwas funktioniert, zeigen die beiden „Frontal“-Moderatoren<br />
Ulrich Kienzle und Bodo H. Hauser.<br />
Beispiel<br />
Hauser: „Sechs Milliarden Miese bei Daimler Benz. Kienzle, das ist das<br />
Ende eines Mythos: Nicht einmal ihr Schwaben könnt mehr mit Geld umgehen.“<br />
– Kienzle: „Bald sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland, Hauser.<br />
Und alle Autobahnen sind schon gebaut.“ – Hauser: „Darum brauchen<br />
wir das Bündnis für Arbeit, verehrter Sozialpartner.“ – Kienzle: „Sie sind<br />
doch absolut bündnisunfähig, Hauser.“ – Hauser: „Und Sie sind arbeitsunfähig.“<br />
85
86 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
„Witzige“ Angriffe aushebeln<br />
Der Gegenkonter eignet sich vorzüglich, um „witzige“ Angriffe<br />
umzudrehen. Allerdings müssen Sie sich darüber im Klaren<br />
sein, dass Sie sich damit auf das Spielchen einlassen. Möglicherweise<br />
handeln Sie sich weitere „witzige“ Attacken ein.<br />
Das Karussell dreht sich immer schneller, bis einer der Beteiligten<br />
abspringt oder ihm übel wird (siehe Seite 24, „Und wo<br />
bleibt der Ernst?“).<br />
Aber das muss nicht so sein. Die „witzige“ Attacke liefert einen<br />
willkommenen Anlass zum Gegenkonter, weil sie schon<br />
einen Haken hat, an dem Sie Ihren Gegenkonter aufhängen<br />
können. Dieser Haken ist der „Witz“ der „witzigen“ Attacke.<br />
Beispiel<br />
Herr Backmund: „Mältzer, wenn Sie so groß wären, wie Sie blöd sind,<br />
könnten Sie aus der Dachrinne saufen.“<br />
Der „Witz“ liegt in der Wenn-dann-Verknüpfung. Hier muss Mältzer einhaken<br />
und für irgendeine Überraschung sorgen.<br />
Mältzer: „Backmund, wenn Sie so blöd wären, wie Sie saufen, könnten Sie<br />
sich daneben stellen.“<br />
Auch wenn wir die Stirn runzeln: Dieser Gegenkonter sitzt. Auf einen groben<br />
Klotz gehört ein grober Keil. Und das Beste an der Antwort ist, dass<br />
die Wenn-dann-Verknüpfung völlig widersinnig ist. Dadurch wirkt sie wesentlich<br />
souveräner, als wenn Sie sich eine schlüssige Alternativ-Konstruktion<br />
abringen nach dem Muster: „Wenn Sie so groß wären, wie Ihre<br />
Sprüche abgedroschen sind, dann, äh, ...“<br />
Besonders spektakulär sind Gegenkonter, wenn es Ihnen gelingt,<br />
einen Angriff zu erwidern, der besonders originell sein<br />
soll. Die Rhetorik-Trainer Christoph und Matthias Dahms geben<br />
das folgende Beispiel:
Der klassische Gegenkonter<br />
Beispiel<br />
„Als der IQ verteilt wurde, dachten Sie an ‚idiotische Quälgeister‘ und haben<br />
sich nicht gemeldet.“ – „Sie haben sich gemeldet – und es ging<br />
tatsächlich um ‚idiotische Quälgeister‘.“<br />
Dazu fällt auch sehr schlagfertigen Menschen nichts mehr ein. Und so soll<br />
es sein.<br />
Probieren Sie selbst<br />
Finden Sie je zwei Gegenkonter zu folgenden Angriffen:<br />
a „Der gleichen Meinung wie Sie war auch Herr Backmund,<br />
den wir vor vier Monaten hier rausgeschmissen haben.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
b „Ich gebe Ihnen einen guten Tipp: Bevor Sie das nächste<br />
Mal so kluge Ratschläge geben, schalten Sie Ihr Hirn ein!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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c „Einbildung ist auch `ne Bildung.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
d „Sie haben eine Minute Zeit, mir zu erklären, warum Sie<br />
besser sind als die anderen 500 Bewerber.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
87
88 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Die Gegenfrage<br />
„Wer fragt, führt“, heißt eine alte Regel. Wer sich nicht führen<br />
lassen will, fragt also zurück und übernimmt seinerseits die<br />
Führung. Für schlagfertige Leute also eine interessante Sache,<br />
denn sie sichert Ihre Souveränität und verhindert, dass Sie<br />
sich dem Fragenden ausliefern. Allerdings hat die Gegenfrage<br />
einen großen Nachteil: Der Fragende fühlt sich um seine<br />
Antwort geprellt.<br />
Setzen Sie die Gegenfrage sparsam ein, vor allem dann, wenn<br />
die Frage tatsächlich sehr unsachlich, provozierend, kränkend<br />
oder zudringlich war. Und beziehen Sie auch mal Stellung.<br />
Vermeiden Sie, dass Sie ausweichend erscheinen.<br />
Eng verwandt mit der Gegenfrage ist die „Nachfrage“: Mit der<br />
Nachfrage reagieren Sie nicht auf eine Frage, sondern auf einen<br />
Angriff. Gegen- und Nachfragen gibt es in allen Schattierungen:<br />
von höflich ausgleichend bis beißend aggressiv.<br />
Vorteile<br />
Auch wenn die Gegenfrage Unbehagen auslösen kann, ist sie<br />
tendenziell eine sanfte Technik, von der Sie in Maßen auch<br />
Gebrauch machen können, wenn Sie sich mit Ihrem Vorgesetzten<br />
oder schwierigen Kunden auseinander setzen. Durch<br />
geschickte Nach- und Gegenfragen können Sie subtil das Gespräch<br />
lenken. Fragen eignen sich auch, Missverständnisse<br />
auszuräumen und eine hitzige Atmosphäre abzukühlen.
Gefahren<br />
Die Gegenfrage<br />
Wenn Sie mehrmals hintereinander fragen, kann das Gespräch<br />
den Charakter eines Verhörs bekommen. Ihr Gegenüber<br />
fühlt sich ausgehorcht. Es entsteht eine unangenehme Atmosphäre.<br />
Auf heftige Attacken wirken Nachfragen ausweichend und<br />
schwach. Wenn Sie aus Prinzip nachfragen, werden Sie leicht<br />
durchschaubar und wirken hilflos.<br />
Sie müssen damit rechnen, dass Sie auf Ihre Fragen keine Antworten<br />
bekommen.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Zudringliche, provozierende Fragen,<br />
� aufgeheizte Atmosphäre,<br />
� Taktlosigkeit,<br />
� bei Angriffen mit dem Holzhammer,<br />
� bei Unterstellungen (aggressive Gegenfrage).<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
„Sind Sie immer so lahmarschig?“ Das ist weniger eine Frage<br />
als vielmehr eine Kränkung. Genau so könnten Sie es übrigens<br />
auch sagen: „Hören Sie, das ist keine Frage, das ist eine Beleidigung.“<br />
Doch so eine Aussage bringt ihrerseits einen frostigen<br />
Ton in das Gespräch, woran Ihnen ja vielleicht gar nicht<br />
gelegen ist. Es ist ja möglich, dass sich der Gesprächspartner<br />
nur betont flapsig ausdrücken wollte und sich im Ton vergriffen<br />
hat.<br />
89
90 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
„Was meinen Sie damit?“<br />
Für Fälle, bei denen Sie die normale Gesprächstemperatur<br />
zunächst einmal beibehalten möchten, gibt es eine Reihe typischer<br />
Gegenfragen. Die klassische Gegenfrage lautet: „Was<br />
meinen Sie mit ...?“ Was meinen Sie eigentlich mit Inkompetenz?<br />
Was meinen Sie mit den Realitäten, die ich nicht anerkenne?<br />
Was verstehen Sie unter „qualifiziert für den Job“?<br />
Damit holen Sie Ihren Gesprächspartner auf eine sachliche<br />
Ebene zurück. Oder Sie bringen ihn in Verlegenheit, wenn er<br />
nämlich einen Begriffsknüppel benutzt, den er nicht zu definieren<br />
weiß.<br />
Beispiel<br />
„Sie sagten gerade, meine Einstellung ist faschistoid“, stellt die Ministerin<br />
fest. „Was verstehen Sie denn unter ‚faschistoid‘?“ Ihr Gegenüber<br />
gerät ins Stammeln.<br />
Für unser erstes Beispiel ist diese Gegenfrage allerdings ungeeignet.<br />
„Was meinen Sie mit lahmarschig?“ Mit dieser Frage<br />
ernten Sie eher ein höhnisches Lachen und eine weitere<br />
kränkende Bemerkung als eine sachliche Auskunft. Fragen Sie<br />
daher: „Wieso sagen Sie eigentlich ‚lahmarschig‘?“<br />
Geben Sie die Frage zurück<br />
In manchen Fällen können Sie die Frage auch direkt zurückgeben.<br />
Das ist zwar ein wenig plump, doch immer noch besser,<br />
als wenn Sie gar nichts sagen.<br />
Beispiel<br />
„Schon wieder bauen die bei uns Personal ab“, stöhnt Herr Backmund.<br />
„Mältzer, wie schaffen Sie es nur, dass Sie immer davonkommen?“ Mältzer<br />
entgegnet: „Keine Ahnung. Wie schaffen Sie es denn?“
„Was fehlt?“<br />
Die Gegenfrage<br />
Wenn Sie jemand heftig, aber nicht unberechtigt kritisiert,<br />
können Sie dem Ganzen eine positive Wendung geben, indem<br />
Sie sich erkundigen, was anders sein müsste, damit der Vorwurf<br />
nicht mehr zutrifft. Kurz gesagt: „Was fehlt, damit Sie<br />
zufrieden wären?“<br />
Diese Technik, die der Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm empfiehlt,<br />
können Sie einsetzen, wenn Sie Ihrem Kritiker entgegenkommen<br />
möchten. Gleichzeitig nehmen Sie ihm ein wenig<br />
Wind aus den Segeln, weil Sie sich konstruktiv zeigen. Sie<br />
sollten diese Technik kennen, wenn Sie häufiger mit Beschwerden<br />
zu tun haben. Sie können die Frage auch noch zuvorkommender<br />
formulieren: „Was sollte ich Ihrer Meinung<br />
tun, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen?“ Allerdings<br />
hat diese Technik ihre Grenzen.<br />
Beispiel<br />
Mältzer hat vergessen, einen wichtigen Kunden zurückzurufen. „Sie sind<br />
ja total unfähig, Mältzer“, donnert der Geschäftsführer. Mältzer sucht einen<br />
konstruktiven Ausweg: „Was müsste sich denn ändern, damit ich aus<br />
Ihrer Sicht meine Aufgaben gut erfülle?“ Der Geschäftsführer läuft dunkelrot<br />
an: „Alles! Es müsste sich alles ändern!“<br />
Die Technik kann etwas hölzern wirken und ist nicht empfehlenswert,<br />
wenn jemand einfach Dampf ablassen möchte. Auch<br />
eignet sie sich nicht so sehr, wenn es um Fehler geht, die nicht<br />
mehr rückgängig zu machen sind.<br />
„Woher wissen Sie das?“<br />
Nicht alle Gegenfragen haben diesen vorsichtigen, beschwichtigenden<br />
Charakter wie die bisher genannten. Es gibt<br />
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92 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
auch welche, die etwas härterer Art sind und die Sie einsetzen<br />
können, um sich gegen Unterstellungen zu wehren. Eine<br />
solche Gegenfrage lautet: „Woher wissen Sie das?“<br />
Beispiel<br />
„Wenn Sie immer um fünf Uhr bei Ihren Kindern sein müssen, Mältzer, ist<br />
es ja auch kein Wunder, dass unsere Umsätze zurückgehen“, stellt Herr<br />
Backmund fest. „Unsere Umsätze gehen zurück, weil ich um fünf Uhr bei<br />
meinen Kindern sein will? Woher wissen Sie das?“<br />
Mit dieser Gegenfrage streiten Sie den Vorwurf zwar nicht<br />
vollkommen ab, Sie ziehen ihn aber stark in Zweifel. Hüten Sie<br />
sich daher so zurückzufragen, wenn der Vorwurf berechtigt<br />
ist. Aber auch wenn man Sie beschuldigt, heimlich etwas Unrechtmäßiges<br />
getan zu haben, kann die Gegenfrage fatal erscheinen.<br />
Beispiel<br />
„Mältzer, wieso haben Sie eigentlich die Hotelhandtücher mitgehen lassen?“<br />
– „Hotelhandtücher mitgehen lassen? Woher wissen Sie das?“<br />
In solchen Fällen bietet sich eher die weit verbreitete Variante<br />
an: „Wer sagt das?“<br />
Besonders geeignet ist diese Gegenfrage hingegen, wenn Sie<br />
einen Vorschlag gemacht haben, der mit einer Scheinbegründung<br />
abgelehnt wird. Rechnen Sie dann allerdings mit einer<br />
Gegen-Gegenfrage.<br />
Beispiel<br />
„Wenn wir die Stempeluhr am Eingang abschaffen, dann kommt doch niemand<br />
mehr pünktlich“, bemerkt Herr Backmund. Darauf Mältzer: „Woher<br />
wissen Sie das?“ Backmund versucht den Spieß umzudrehen: „Woher<br />
wissen Sie, dass die Leute dann pünktlich kommen?“ Mältzer: „Ich kann<br />
natürlich nicht in die Zukunft sehen. Aber ich sage Ihnen gerne, warum ich<br />
es für wahrscheinlich halte ...“
Nach Darlegung Ihrer Argumente sollten Sie nun darauf beharren,<br />
dass Ihr Gegenüber seine Gründe auf den Tisch legt.<br />
Aggressive Gegenfragen<br />
Die Gegenfrage<br />
Einige Gegenfragen können noch etwas unfreundlicher ausfallen.<br />
Es handelt sich im Prinzip um Gegenangriffe. Sie kommen<br />
in Frage, wenn Sie sich „hart“ zur Wehr setzen wollen.<br />
Sie sollten nur dann davon Gebrauch machen, wenn die Fragen<br />
wirklich unfair sind.<br />
Solche aggressiven Gegenfragen sind zum Beispiel:<br />
� „Warum fragen Sie?“, „Worauf wollen Sie hinaus?“<br />
� „Was meinen Sie überhaupt?“, „Wie kommen Sie denn darauf?“<br />
� „Warum hören Sie mir nicht zu?“, „Warum haben Sie mich<br />
nicht verstanden?“<br />
� „Wieso drehen Sie mir das Wort im Mund herum?“<br />
� „Sie haben sich vorher nicht richtig informiert. Warum eigentlich<br />
nicht?“<br />
Diese Gegenfragen wirken zwar auf den ersten Blick sehr stark<br />
– bei Führungskräften etwa sind sie überaus beliebt, um<br />
lästige Fragen abzuschütteln – doch sie haben einen großen<br />
Haken: Sie arbeiten gleichfalls mit Unterstellungen. Ein vertrauensvolles<br />
Klima lässt sich damit nicht schaffen oder bei<br />
unbeteiligten Dritten Sympathien hervorrufen. Dies gilt auch<br />
dann, wenn es dem Antwortenden gelingt, den Fragesteller so<br />
sehr einzuschüchtern, dass der kaum noch etwas zu sagen<br />
wagt.<br />
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94 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
� Aggressive Gegenfragen wirken oft autoritär und arrogant. Ausnahme:<br />
Wenn Sie unfair und verletzend angegangen werden, wenn<br />
Sie mit Vorwürfen konfrontiert werden, die aus der Luft gegriffen sind<br />
– dann werden Sie für Ihre heftige Reaktion eher auf Verständnis<br />
stoßen. �<br />
Probieren Sie selbst<br />
Finden Sie geeignete Gegenfragen:<br />
a „Müssen Sie Ihre schlechte Laune immer an mir auslassen?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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b „Uns ist schon wieder ein Kunde abgesprungen. Meinen Sie<br />
nicht, dass Sie Ihre Verkaufsstrategie mal überdenken sollten?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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c „Haben Sie es eigentlich sehr genossen, dass Ihr Kollege<br />
Ihretwegen einen Nervenzusammenbruch bekommen<br />
hat?“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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Der Korken im Ohr<br />
Über den renommierten Literaturprofessor Hugh Kenner wird<br />
kolportiert, dass er sein Hörgerät abschaltete, sobald ihn ein<br />
studentisches Referat zu langweilen begann. Und das soll<br />
recht oft der Fall gewesen sein. Eine ähnliche Technik können<br />
Sie sich zunutze machen, um sich gegen dumme, aggressive<br />
Bemerkungen zu wehren: Sie stecken sich einen unsichtbaren<br />
Korken ins Ohr und verstehen nur noch den Klang der Worte,<br />
nicht aber deren Sinn. Mit dieser Technik gehen Sie noch einen<br />
Schritt über das „absurde Theater“ hinaus. Ihr Gegenüber<br />
kann sich nicht einmal auf einer „absurden“ Ebene mit Ihnen<br />
verständigen.<br />
Auch wenn Sie nur reagieren und Ihren Kontrahenten gar<br />
nicht angreifen, ist der „Korken im Ohr“ eine „harte“ Technik,<br />
die Sie besser nicht gegenüber Leuten einsetzen, zu denen Sie<br />
ein gutes Verhältnis haben möchten, Ihr Chef etwa oder Ihr<br />
Ehepartner.<br />
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96 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Machen Sie nur sparsam davon Gebrauch. Sie nutzt sich<br />
schnell ab, und wenn Ihr Kontrahent schließlich mit den gleichen<br />
Mitteln zurückschlägt, sind die Folgen nicht sehr erfreulich.<br />
Täuschen Sie sich übrigens nicht: Der „Korken im Ohr“ wirkt<br />
zwar ganz simpel, doch er ist keineswegs so einfach, wie er<br />
auf den ersten Blick erscheint. Sie sollten fleißig mit „dem<br />
Korken im Ohr“ trainieren.<br />
Vorteile<br />
Das Grundprinzip ist ganz einfach zu verstehen. Sie können<br />
sofort loslegen.<br />
Die Wirkung ist oftmals überraschend und geradezu durchschlagend.<br />
Wenn Sie die Technik geschickt und überraschend<br />
einsetzen, haben Sie in Gegenwart von Dritten die Lacher sicher<br />
auf Ihrer Seite.<br />
Gefahren<br />
Eine sehr massive Gegenwehr, mit der Sie sich den Angreifer<br />
bestimmt nicht zum Freund machen. Die Situation kann eskalieren.<br />
Bei nächster Gelegenheit könnte sich der düpierte Angreifer<br />
revanchieren und seinerseits die „Korkentechnik“ einsetzen,<br />
allerdings nicht um einen Angriff abzuwehren, sondern beispielsweise<br />
eine Bitte.<br />
Kommen mehrere Mitglieder einer Gruppe auf den Geschmack,<br />
die Technik einzusetzen, kann die gesamte Verständigung<br />
lahm gelegt werden.
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Dumme Sprüche auf Ihre Kosten,<br />
� starke Provokationen,<br />
� wenn keine Basis mehr für ein sachliches Gespräch gegeben<br />
ist,<br />
� wenn Publikum dabei ist.<br />
Der Korken im Ohr<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Auf einen Angriff reagieren Sie so, als hätte Ihr Gegenüber etwas<br />
komplett Anderes gesagt. Damit Ihr Gegenüber das<br />
„Missverständnis“ auch merkt, wiederholen Sie Teile dessen,<br />
was er gesagt hat. Insoweit ähnelt der „Korken im Ohr“ ein<br />
wenig der „Dolmetscher-Technik“. Allerdings hat das, was Sie<br />
da angeblich verstanden haben, überhaupt nichts mit dem ursprünglich<br />
Gemeinten zu tun. Je weiter Sie sich davon entfernen,<br />
desto besser. Wie ein Schwerhöriger verstehen Sie<br />
Wörter, die zwar ganz ähnlich klingen, aber etwas ganz anderes<br />
meinen.<br />
Einen beachtlichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie sich auf den<br />
zentralen Begriff oder das letzte Wort des Angriffs konzentrieren,<br />
ein anderes finden, das so ähnlich klingt, aber inhaltlich<br />
möglichst weit weg liegt.<br />
Beispiel<br />
Höhnisch unterbricht Herr Backmund einen Vortrag seines Kollegen:<br />
„Mältzer, Sie wissen ja gar nicht, was Sie da reden!“ – Mältzer: „Schweden?<br />
Schönes Land, aber viele Mücken. Vor allem im August, September.<br />
Und teuer.“ Daraufhin setzt Mältzer sein Referat fort.<br />
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98 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Wichtig ist, dass Sie nicht nur das missverstandene Wort<br />
äußern, sondern die Sache in ein, zwei Sätzen noch ein wenig<br />
weiterführen. Das verlangt manchmal etwas Phantasie.<br />
Beispiel<br />
Backmund lässt sich die Missachtung nicht gefallen: „Mältzer, Sie sind<br />
eine taube Nuss!“ – Mältzer: „In einem blauen Bus? Sicher, warum nicht?<br />
Obwohl man auch schöne Fahrradtouren durch Schweden machen kann.“<br />
Die Kollegen kichern. Mältzer setzt seinen Vortrag fort.<br />
Der Angreifer hat vier Möglichkeiten zu reagieren:<br />
� Er schweigt,<br />
� er verstärkt seine Angriffe, wird ausfallend,<br />
� er kehrt auf eine sachliche Ebene zurück,<br />
� er wendet sich an seine Kollegen und versucht sie gegen<br />
den „Schwerhörigen“ zu mobilisieren.<br />
Die erste und die dritte Möglichkeit sind ganz in Ihrem Sinne.<br />
Die vierte Möglichkeit wird nur gelingen, wenn sich der Angreifer<br />
mit seinen Attacken auf Sympathien in der Gruppe<br />
stützen kann. Werden Sie also in einem ohnehin feindlichen<br />
Umfeld angegriffen, ist der „Korken im Ohr“ nicht die geeignete<br />
Methode, sich zu verteidigen. Ebenso können Sie auf<br />
wenig Verständnis rechnen, wenn die Attacke, die Sie<br />
demonstrativ überhören, so unfair gar nicht war, sondern nur<br />
eine etwas überzogene Kritik.<br />
Die Hauptgefahr dieser Technik ist, dass sich der Angreifer gedemütigt<br />
fühlt und versucht, Sie auf andere Weise zu schädigen.<br />
Stellt er seine Attacken nicht ein und wird womöglich<br />
ausfallend, nehmen Sie den „Korken“ aus dem Ohr und be-
Der Korken im Ohr<br />
enden Sie die Situation. Machen Sie deutlich, dass Sie sich so<br />
ein Verhalten nicht bieten lassen. Fordern Sie ihn auf, den<br />
Raum zu verlassen, oder gehen Sie selbst.<br />
� Der „Korken im Ohr“ ist eine etwas unfaire Technik, die nur dann<br />
sinnvoll ist, wenn Ihr Angreifer ein schweres Foul begangen hat. �<br />
Probieren Sie selbst<br />
Finden Sie zu den folgenden Angriffen je zwei Erwiderungen<br />
nach der „Korkentechnik“:<br />
a „Sie haben ja von Tuten und Blasen keine Ahnung!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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b „Meine Güte, Sie sind vielleicht eine Flasche!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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c „Wenn ich Sie schon sehe, wird mir jedesmal speiübel!“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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100 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Die Gerade-Technik<br />
Wir sind es gewohnt, auf Einwände folgendermaßen zu reagieren:<br />
� widerlegen: „Das stimmt nicht, weil ...“,<br />
� kleinreden: „So schlimm ist das gar nicht, weil ...“,<br />
� wegschieben: „Ja schon, aber dafür ...“.<br />
In allen drei Fällen geben wir unserem Gesprächspartner zu<br />
verstehen: Du hast Unrecht, richtig ist vielmehr, was ich sage.<br />
So etwas kann zu emotionalen Spannungen führen, die vor<br />
allem dann unerwünscht sind, wenn wir dem Gesprächspartner<br />
etwas verkaufen wollen. Wie also können Sie einen Einwand<br />
widerlegen und ihn gleichzeitig ernst nehmen?<br />
Die Lösung liefert die „Gerade“-Technik: Sie stimmen dem<br />
Einwand zu und schließen daran Ihr „Gerade deshalb“-Argument<br />
an, mit dem Sie die Vorteile Ihres Produkts/Ihrer Dienstleistung/Ihres<br />
Vorschlags ins Spiel bringen.<br />
Vorteile<br />
Sie vermitteln Ihrem Gesprächspartner das Gefühl, dass Sie ihn<br />
ernst nehmen. Und Sie lenken seine Aufmerksamkeit auf die<br />
Vorteile und Stärken, um die es Ihnen geht. Wenn Ihr Argument<br />
wirklich stichhaltig ist, dürfte es kaum zu schlagen sein.<br />
Gefahren<br />
Nur selten wird Ihnen Ihr Gesprächspartner den Gefallen tun,<br />
gerade das zu bemängeln, was ihm bei näherer Betrachtung<br />
als wesentlicher Vorteil erscheint. Die Folge: Ihre Argumenta-
Die Gerade-Technik<br />
tion wirkt eher gezwungen als zwingend. Darunter könnte<br />
Ihre Glaubwürdigkeit leiden.<br />
Sie akzeptieren den Einwand. Wenn er nicht berechtigt ist,<br />
haben Sie Ihre Position erheblich geschwächt.<br />
Wenn der Vorteil, den Sie ins Spiel bringen, für Ihren Gesprächspartner<br />
unwesentlich ist, schwächen Sie nochmals<br />
Ihre Position.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Einwände, berechtigte Kritik.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Beispiel<br />
„Sie können doch gar nicht mitreden, Mältzer. Sie haben doch überhaupt<br />
keine Erfahrung in diesen Dingen“, stellt der Projektleiter fest. Mältzer erwidert:<br />
„Stimmt, ich habe keine Erfahrung. Gerade deshalb kann ich die<br />
ganze Sache völlig unvoreingenommen betrachten.“ Der Geschäftsführer<br />
nickt zustimmend.<br />
Wenn Sie nicht auf das zustimmende Nicken rechnen können,<br />
hat die Gerade-Technik wenig Sinn. Sie funktioniert nämlich<br />
nur unter zwei Voraussetzungen:<br />
� Der Zusammenhang zwischen dem Einwand und dem Vorteil,<br />
den Sie ins Spiel bringen, muss schlüssig sein.<br />
� Der Vorteil muss stärker ins Gewicht fallen als der Einwand.<br />
Beispiel<br />
„Das Doppelbett ist aber teuer“, bemerkt die Kundin. Darauf der Verkäufer:<br />
„Gerade deshalb ist es erstklassig verarbeitet und bietet einen unvergleichlichen<br />
Liegekomfort.“<br />
101
102 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Das mag vielleicht freundlicher klingen als ein defensives „aber<br />
dafür ist es erstklassig verarbeitet“, doch ist das Argument wirkungslos,<br />
wenn für die Kundin der Preis viel wichtiger ist als<br />
der Liegekomfort. Aus diesem Grund wird die Gerade-Technik<br />
für das Verkaufsgespräch eher überschätzt, doch dafür erweist<br />
sie sich als nützlich, um berechtigter Kritik zu begegnen.<br />
Beispiel<br />
„Mältzer, Sie kommen ja schon wieder zu spät“, stöhnt Herr Backmund.<br />
„Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, entgegnet Mältzer, „lassen Sie<br />
uns gerade deshalb keine Zeit verlieren und sofort anfangen.“<br />
Achten Sie allerdings darauf, dass Sie nicht den Eindruck erwecken,<br />
vorschnell über Kritik hinwegzugehen.<br />
Probieren Sie selbst<br />
Versuchen Sie folgende Einwände mit der „Gerade-Technik“<br />
zu entkräften:<br />
a) „Sie nehmen sich zu wenig Zeit für Ihre Mitarbeiter.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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b) „Ihr Angebot ist recht unkonkret.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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c) „Sie haben sich nicht ausreichend informiert.“<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
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Die Instant-Sätze<br />
Manchmal muss es einfach nur schnell gehen. Wir haben gar<br />
keine Zeit, über irgendeine spezielle Technik nachzudenken,<br />
die wir schon halb wieder vergessen haben. Unser Kopf ist<br />
leer. Wir brauchen einen Satz, irgendeinen Satz, mit dem wir<br />
uns behaupten können, und der irgendwie passt.<br />
Solche Retter aus der Not sind die „Instant-Sätze“, Standard-<br />
Formulierungen, an die wir uns klammern können. Instant-<br />
Sätze funktionieren nach einem ganz einfachen Schema oder<br />
können wortwörtlich übernommen werden. Sie sind nicht besonders<br />
elegant, aber vielseitig verwendbar. Und sie erfüllen<br />
in den meisten Fällen ihren Zweck.<br />
Vorteile<br />
Leicht zu handhaben. Wenn alles andere versagt, stehen immerhin<br />
noch zwei bis drei Standard-Sprüche als eiserne Reserve<br />
zur Verfügung. Gerade am Anfang, wenn der Umgang<br />
mit den Techniken noch ungewohnt ist, kann das ein unschätzbarer<br />
Vorteil sein.<br />
Gefahren<br />
Wenn Sie häufiger dieselben Instant-Sätze gebrauchen, wird<br />
Ihre Reaktion vorhersehbar. Ihr Kontrahent kann Ihre Reaktion<br />
karikierend vorwegnehmen und Sie dadurch zum Gespött machen.<br />
Außerdem sind manche Instant-Sätze nicht mehr ganz<br />
neu. Sie könnten zum Sprüchemacher oder Phrasendrescher<br />
gestempelt werden.<br />
103
104 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
In einer konkreten Situation wenden Sie vorgefertigte Floskeln<br />
an, die dem, was Sie eigentlich zum Ausdruck bringen<br />
wollen, gar nicht gerecht werden. Beispielsweise könnten sie<br />
viel aggressiver wirken, als es in Ihrer Absicht liegt.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Wenn Ihnen nichts Besseres einfällt.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Das Reservoir an Instant-Sätzen ist unerschöpflich. Hier lernen<br />
Sie nur eine kleine Auswahl von typischen Floskeln kennen,<br />
die Sie selbst erweitern können.<br />
Wenn Ihnen ein bestimmter Satz zusagt, sollten Sie sich ihn<br />
einprägen und überlegen, für welche Situationen er in Frage<br />
kommt. Vielleicht wandeln Sie ihn auch ein wenig ab und passen<br />
ihn Ihrem eigenen Sprachgebrauch an. Natürlich können<br />
Sie auch eigene Instant-Sätze erfinden.<br />
„Lieber (a)... als (b)...“<br />
Ein oft gehörter, sehr variabler Allzweckspruch, der sich nicht<br />
so schnell abnutzt, weil er immer wieder neu gefüllt werden<br />
muss, eine Instant-Ausgabe des Gegenkonters. Er passt auf<br />
jede mehr oder weniger nett gemeinte Frotzelei, auf dumme<br />
Sprüche und leichte Provokationen.<br />
Die Leerstelle (a) füllen Sie mit dem Vorwurf, der gegen Sie erhoben<br />
wird, die Leerstelle (b) mit irgendeiner Unterstellung,<br />
die Sie dem Angreifer entgegenhalten möchten. Oder Sie setzen<br />
etwas völlig Absurdes ein. Wenn Sie zwischen (a) und (b)
Die Instant-Sätze<br />
noch eine wortspielerische Verbindung zustande bringen:<br />
Herzlichen Glückwunsch.<br />
Beispiel<br />
„Du bist ein Grünschnabel.“ – „Lieber ein Grünschnabel als ein Blaustrumpf.“<br />
Oder: „Lieber ein grüner Schnabel als eine große Klappe.“ Oder<br />
absurd: „Lieber Grünschnabel als Blauschimmel.“<br />
„Ich passe mich nur meiner Umgebung an!“<br />
Standardsatz, mit denen sich vor allem neue Mitarbeiter gegen<br />
die Sprüche ihrer Kollegen wappnen. Gegen externe Angreifer<br />
ist der Spruch natürlich nutzlos. Immerhin können Sie<br />
sich damit gegenüber frotzelnden Kollegen, die Ihnen gleich<br />
mal „auf den Zahn fühlen“ wollen, Respekt verschaffen. Aber<br />
der Spruch nutzt sich sehr schnell ab. Am besten (pro Arbeitsstelle)<br />
nur einmal verwenden.<br />
Beliebte Varianten sind: „Ich dachte, das wäre hier so üblich.“<br />
Oder: „Sie sind eben mein Vorbild.“<br />
„Schön für dich“<br />
Ein Satz, der Ihnen vielleicht noch aus der Kinderzeit bekannt<br />
vorkommt. „Schön für dich“, mit diesem Kommentar kann niemand<br />
etwas anfangen. Er ist nicht witzig, nicht aggressiv,<br />
nicht absurd, nicht hintersinnig, er sagt eigentlich gar nichts<br />
aus. Doch gerade deshalb ist er gut geeignet, um Provokationen<br />
abprallen zu lassen.<br />
Der Vorteil des einfallslosen „Schön für dich“-Spruchs liegt<br />
darin, dass dem Angreifer die Lust vergeht, seine Attacken<br />
fortzuführen. Eine solche Gefahr besteht eher bei originellen,<br />
aggressiven, spöttischen oder witzigen Repliken.<br />
105
106 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Eine nicht ganz so anspruchslose Variante besteht darin, den<br />
Angriff in die Antwort einzubauen. Nach folgendem Muster:<br />
„Sie singen wie eine Gießkanne.“ – „Schön für die Gießkanne.“<br />
Oder: „Da kennen Sie aber tolle Gießkannen.“ Diese Repliken<br />
sind natürlich nur dann möglich, wenn jemand Sie mit<br />
einen Vergleich herabsetzen will – was allerdings ein sehr verbreitetes<br />
Verfahren ist.
Die Instant-Sätze<br />
„Wenn es Ihnen dabei besser geht.“<br />
Auch dieser Spruch ist ein „Spielverderber“. Allerdings ist er<br />
manchmal die einzige Rettung. Er hilft Ihnen, ständigen<br />
Neckereien, Sticheleien oder etwas anzüglichen Anspielungen<br />
den Wind aus den Segeln zu nehmen.<br />
Wir erklären schlicht, dass der Spötter wohl schon Recht hat,<br />
wenn es ihm dabei nur besser geht. Wir nehmen den Spott<br />
also nicht wörtlich, sondern als Ausdruck einer etwas wunderlichen<br />
Seelenhygiene. Dadurch verderben wir den Anderen<br />
den Spaß. Deshalb können Sie den Standard-Spruch „Wenn es<br />
Ihnen besser dabei geht“ im Fall des Falles durchaus auch mit<br />
einer gewissen Penetranz wieder und wieder verwenden.<br />
Beispiel<br />
Die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan berichtet von einem jungen<br />
Vater, der von seinen Fußballfreunden ständig aufgezogen wurde,<br />
weil er sich mehr um seine Kinder kümmern wollte. Er versuchte es<br />
zunächst mit sachlichen Erklärungen, dann wurde er ärgerlich, die Sticheleien<br />
wurden noch heftiger. Schließlich stimmte er jedesmal zu: „Ja du<br />
hast Recht. Wenn es dir dadurch ein bisschen besser geht.“ Allmählich<br />
wurden die Angriffe schwächer und hörten schließlich ganz auf.<br />
„Irrtum – sprach der Igel und stieg von der Drahtbürste!“<br />
Sehr beliebt, aber wenig treffsicher sind Floskeln, bei denen<br />
eine normale Aussage mehr oder weniger witzig umkleidet<br />
wird. Anstatt zu sagen: „Da haben Sie Unrecht“ oder „Das<br />
stimmt nicht“, hört man: „Irrtum, sprach der Igel und stieg<br />
von der Drahtbürste.“<br />
Es gibt unzählige solcher „Bürotassen-Sprüche“: „Eine meiner<br />
leichtesten Übungen“, „Können Sie das auch rückwärts?“<br />
oder: „Hier, bei der Arbeit“, wie der unvermeidliche Reflex auf<br />
die Frage lautet: „Wo ist eigentlich Klaus-Günther?“<br />
107
108 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Hinter diesen Sprüchen steht das Bemühen, die Situation zu<br />
entkrampfen, alles „nicht so verbissen“ zu sehen. Manchmal<br />
gelingt das auch, doch leider sind die meisten dieser Sprüche<br />
so abgedroschen, dass sie nur noch nervtötend wirken. Machen<br />
Sie daher einen weiten Bogen um solche „witzigen“<br />
Phrasen, die das Gegenteil von schlagfertig sind. Ansonsten<br />
kann es Ihnen geschehen, dass ein entnervter Kollege mit dem<br />
ebenso geistreichen Instant-Satz antwortet: „Noch so’n<br />
Spruch – Kieferbruch.“<br />
Probieren Sie selbst<br />
a) Finden Sie einen passenden Instant-Spruch zu dem Angriff<br />
„Na, Sie abgebrochener Riese!“<br />
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b) Notieren Sie drei Instant-Sprüche, die Ihnen gefallen, und<br />
überlegen Sie, in welcher Situation sie eingesetzt werden<br />
können.<br />
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Der Gegensog<br />
In vielen Situationen müssen wir uns in einer ganz bestimmten<br />
Weise verhalten, sonst verletzen wir ungeschriebene Regeln<br />
und erscheinen unhöflich, dreist, ungehobelt oder dumm.<br />
Wenn Ihnen beispielsweise jemand einen „guten Tag“<br />
wünscht, sollten Sie diesen Gruß erwidern, es sei denn, Sie legen<br />
Wert darauf, den Anderen zu kränken.<br />
Es gibt aber auch Situationen, die uns bestimmte Reaktionen<br />
aufzwingen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Wir verhalten<br />
uns in einer Weise, die unseren Interessen zuwiderläuft.<br />
Später ärgern wir uns, dass wir nicht anders gehandelt haben.<br />
Zunächst müssen wir uns darüber klar werden, dass solche Situationen<br />
eine Sogwirkung haben, die unsere Reaktion bestimmt;<br />
wichtig ist, diesen Sog überhaupt wahrzunehmen.<br />
Erst dann können wir daran denken, einen „Gegensog“ aufzubauen,<br />
also bewusst anders zu handeln, nämlich so, wie es in<br />
unserem Interesse liegt.<br />
Dazu brauchen wir ein hohes Maß an Souveränität. Denn die<br />
Sogwirkung, die schon von ganz banalen Situationen ausgeht,<br />
wird leicht unterschätzt. Stärken Sie Ihre Souveränität und Ihr<br />
Selbstbewusstsein deshalb zunächst, indem Sie in kleinen Alltagssituationen<br />
gegensteuern.<br />
Vorteile<br />
Sie durchbrechen einen Automatismus, der sich in bestimmten<br />
Situationen aufbaut, und können nach Ihrem eigenen<br />
Willen handeln. Die Anderen haben es schwerer, Sie zu manipulieren.<br />
Denn es ist eine weit verbreitete Manipulations-<br />
109
110 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
technik, Situationen aufzubauen, in denen ein solcher Sog<br />
wirksam ist. (Näheres zum Thema Manipulation finden Sie im<br />
TaschenGuide „Manipulationstechniken“.)<br />
Gefahren<br />
Der Gegensog kann das Verhältnis zu Ihrem Gegenüber<br />
unnötig belasten. Unter Umständen empfindet dieser Ihr Verhalten<br />
als Affront.<br />
Für folgende Fälle besonders geeignet<br />
� Situationen, in denen wir geneigt sind, reflexhaft zu reagieren.<br />
So funktioniert es in der Praxis<br />
Es gibt typische Situationen, bei denen Sie sich fragen sollten:<br />
Ist das, was hier geschehen soll, überhaupt in meinem Interesse?<br />
Kommen Sie Aufforderungen nicht nach<br />
Beispiel<br />
„Herr Mältzer, nennen Sie die drei wichtigsten Gründe, warum Sie die Projektleitung<br />
übernehmen wollen“, bittet Herr Backmund. Mältzer hebt an:<br />
„Also zunächst mal bin ich fachlich qualifiziert, ich habe im vergangenen<br />
Jahr an einem ganz ähnlichen Projekt teilgenommen, das wir sehr erfolgreich<br />
abgeschlossen haben. Zweitens traue ich mir Leitung des Teams zu.<br />
Mit einigen habe ich ja bereits gut zusammengearbeitet. Und, äh, drittens<br />
... also, naja, es würde mir bestimmt viel Spaß machen.“<br />
Mältzer steckt in einem Sog. Herr Backmund hat ihn aufgefordert,<br />
zu begründen, warum er Projektleiter werden möch-
Der Gegensog<br />
te. Das ist legitim. Und es ist sicher auch in Mältzers Interesse<br />
darzulegen, warum er sich für geeignet hält. Die Aufforderung<br />
bekommt erst dadurch eine subtil unfaire Tendenz, dass<br />
Herr Backmund die Angabe der drei wichtigsten Gründe verlangt.<br />
Damit trifft nämlich nicht mehr Herr Mältzer selbst die<br />
Entscheidung, wie er seine Eignung begründen will. Er ist gehalten,<br />
drei möglichst gleichwertige Gründe anzuführen.<br />
Wenn ihm nur zwei einfallen, hat er versagt. Wenn der dritte<br />
zu schwach ausfällt, schwächt das ebenfalls seine Position.<br />
Das Vertrackte: Im Nachhinein kann Mältzer nur noch schwer<br />
diesem Sog entkommen. Es geht also darum, sich gar nicht<br />
erst auf die Sache einzulassen.<br />
Beispiel<br />
„Zwei Gründe genügen“, entgegnet Mältzer. „Erstens bin ich fachlich qualifiziert,<br />
wie das erfolgreiche Projekt im vergangenen Jahr gezeigt hat. Und<br />
zweitens traue ich mir die Leitung des Teams zu, mit einigen habe ich ja<br />
bereits gut zusammengearbeitet.“<br />
Auch wenn jetzt Herr Backmund noch beharrt: „Fällt Ihnen kein dritter<br />
Grund ein?“, kann sich Herr Mältzer dem Sog souverän entziehen: „Nicht<br />
die Zahl der Gründe ist entscheidend, sondern ihre Qualität. Die eben genannten<br />
Gründe sind nun mal die wichtigsten.“<br />
Wehren Sie sich gegen Fangfragen<br />
Eine berühmte Fangfrage lautet: „Herr Minister, stimmt es,<br />
dass Sie aufgehört haben, Ihre Frau zu schlagen?“ Die passende<br />
Antwort: „Das ist eine Fangfrage. Deshalb werde ich<br />
darauf nicht antworten.“<br />
Allerdings sind Fangfragen in Reinkultur gar nicht so sehr verbreitet.<br />
Viel häufiger stoßen wir auf gewöhnliche Fragen, die<br />
durch Unterstellungen angereichert werden, bei denen Mei-<br />
111
112 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
nungen mit Tatsachen vermischt werden und unsere Aufmerksamkeit<br />
abgelenkt werden soll. Doch jedem unpassenden<br />
Ausdruck, jeder Unterstellung sollten Sie sofort entschieden<br />
entgegentreten und die Dinge richtig stellen.<br />
Beispiel<br />
„Nachdem es Ihnen nicht gelungen ist, Ihren Laden zusammenzuhalten,<br />
Mältzer, und jeder in Ihrer Abteilung was anderes erzählt, müssten Sie da<br />
nicht die Verantwortung übernehmen?“, fragt Herr Backmund versonnen.<br />
„Ich weiß nicht, von welchem Laden Sie reden, Herr Backmund“, entgegnet<br />
Mältzer, „bei uns klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Es erzählt in<br />
meiner Abteilung auch nicht jeder etwas anderes, sondern Sie haben bei<br />
den drei Gesprächen, die Sie geführt haben, Unterschiedliches herausgehört.<br />
Und für Ihre Missverständnisse, Herr Backmund, müssen Sie schon<br />
selbst die Verantwortung übernehmen.“<br />
„Nach den katastrophalen Zahlen im letzten Jahr, fragen Sie sich da nicht,<br />
ob Sie noch der geeignete Mann sind, Mältzer?“, bemerkt der Vertriebsleiter.<br />
– „Wir hatten einen Rückgang um 9 %, das war 1 % mehr als der<br />
Branchendurchschnitt. Das würde ich angesichts unserer personellen<br />
Probleme im Frühjahr noch nicht als Katastrophe bezeichnen.“<br />
Hebeln Sie Suggestivfragen aus<br />
Ein sehr starker Sog geht von Suggestivfragen aus. „Sie werden<br />
doch wohl nicht etwa eine Grundsatzdiskussion beginnen<br />
wollen?“ Solche Worte wirken. „Nein, nein“, werden wir uns<br />
beeilen zu beteuern. Nur wenige stemmen sich gegen den Sog<br />
und erwidern beispielsweise: „Doch genau, eine Grundsatzdiskussion<br />
will ich jetzt führen.“<br />
Eine solche offensive Replik hat allerdings einen Nachteil: Sie<br />
wirkt sehr herausfordernd. Daher ist es oft zweckmäßiger, die<br />
Unterstellung, die in der Suggestivfrage steckt, durch eine unverbindliche<br />
Rückfrage herauszuschälen. In unserem Beispiel<br />
also: „Was haben Sie gegen eine Grundsatzdiskussion?“
Der Gegensog<br />
Weisen Sie falsche Alternativen zurück<br />
Ein beliebter Trick zu überrumpeln besteht darin, unvollständige<br />
Alternativen zu präsentieren. Sie können sich relativ einfach<br />
dagegen wehren: Bringen Sie die unterschlagenen Alternativen<br />
wieder ins Spiel. Frage: „Also, gehen wir jetzt ins<br />
Theater oder lieber was essen?“ Antwort: „Was hältst du davon,<br />
wenn wir ins Kino gehen?“<br />
Nicht immer ist es ganz einfach, unterschlagene Alternativen<br />
zu entdecken. Und nicht jede Alternative, die unter den Tisch<br />
gefallen ist, muss deshalb besser sein. Dennoch lohnt es sich,<br />
bei Entweder-oder-Fragen genauer hinzuhören.<br />
Beispiel<br />
Ein Sitzungsteilnehmer fragt: „Machen wir jetzt eine Rauchpause oder<br />
erst in einer halben Stunde?“ Über die Notwendigkeit von Rauchpausen<br />
war noch überhaupt nicht gesprochen worden.<br />
Die Dame am Telefon informiert Sie: „Herr Graumichel hat noch zwei Termine<br />
frei. Passt es Ihnen am Dienstag oder am Freitag?“ – Es ist noch völlig<br />
ungeklärt, ob Sie überhaupt einen Termin mit Herrn Graumichel benötigen.<br />
Die nahe liegende Reaktion: Wir entscheiden uns für eine Alternative<br />
oder schlagen eine dritte vor. Rauchpause in 45 Minuten<br />
oder Termin mit Herrn Graumichel am übernächsten<br />
Donnerstag. Doch genau diese Reaktion sollten Sie durchbrechen.<br />
Denn es geht nicht um weitere Alternativen, sondern<br />
um die ungeklärten Voraussetzungen.<br />
Beispiel<br />
„Es tut mir Leid, Herr Backmund, aber wir haben ja noch gar nicht darüber<br />
gesprochen, ob Rauchpausen überhaupt notwendig sind. Wie viele Raucher<br />
sind denn unter uns?“<br />
„Lassen Sie uns erst darüber sprechen, ob ein Treffen mit Herrn Graumichel<br />
überhaupt sinnvoll ist. Worum geht es genau?“<br />
113
114 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />
Probieren Sie selbst<br />
Suchen Sie jeweils zwei Erwiderungen, wie Sie den folgenden<br />
Fragen am besten entgegentreten können.<br />
a) „Auf welchen Ihrer Mitarbeiter könnten Sie am ehesten<br />
verzichten?“<br />
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b) „Wenn Sie noch mal zurückdenken: Was würden Sie heute<br />
anders machen?“<br />
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c) „Sagen Sie uns bitte ganz kurz, warum es unter Ihrer Würde<br />
ist, einen anderen Dienstwagen als einen BMW zu fahren?“<br />
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d) „Wollen Sie erst mit Herrn Sälter sprechen und dann mit<br />
Frau Jäger oder umgekehrt?“<br />
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e) „Sie wollen hier doch wohl nicht etwa rauchen?“<br />
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Stufe 3: Das Sprachvermögen<br />
erweitern<br />
Nun verfügen Sie bereits über das Handwerkszeug, wie Sie<br />
sich Ihre Reaktionsmöglichkeit erhalten und wie Ihre Reaktionen<br />
aussehen können. Im dritten Schritt geht es darum, wie<br />
Sie Ihre Sprachfähigkeit verbessern, damit Ihre Antworten geschliffener<br />
und eleganter ausfallen. Denn: <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist<br />
vor allem eine sprachliche Fähigkeit – und die lässt sich ausbauen<br />
und trainieren.<br />
Mit Sprache kann man spielen<br />
Schlagfertige Menschen müssen keine Wortkünstler sein. Was<br />
sie hingegen auszeichnet, ist ein spielerischer Umgang mit der<br />
Sprache. Sie bringen zusammen, was nicht zusammengehört,<br />
verdrehen den Sinn von Wörtern, tauschen Silben aus, buchstabieren<br />
Wörter rückwärts, nehmen Redensarten wörtlich oder<br />
kombinieren sie neu und fabulieren groteske Geschichten zusammen.<br />
All das kann Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> erheblich steigern.<br />
Fördern Sie Ihr assoziatives Denken<br />
Sie brauchen nicht ungewöhnlich viele Wörter, um mit Sprache<br />
zu spielen – was viel wichtiger ist: Sie müssen lernen viele<br />
verschiedene Verbindungen zwischen den Wörtern herzu-<br />
115
116 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />
stellen. Richten Sie deshalb öfter einmal Ihre Aufmerksamkeit<br />
darauf, wie etwas gesagt wird. Sie werden merken, dass Sie<br />
plötzlich ganz neue Zusammenhänge herstellen und dass Assoziationen<br />
geweckt werden, an die Sie bisher nicht dachten.<br />
Assoziatives Denken ist unabdingbar, um mit der Sprache<br />
spielen zu können.<br />
Spielen Sie mit einzelnen Wörtern<br />
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie ein bestimmtes Wort hören?<br />
Buch, Bier, Lotusblume? Schreiben Sie alle Wörter auf, die Ihnen<br />
in den Sinn kommen. Auch anscheinend widersinnige. Vertauschen<br />
Sie Buchstaben oder orientieren Sie sich am Klang.<br />
Beispiel<br />
Woran denken Sie beim Wort „Zaun“? – Zaunkönig, Jägerzaun, Zaungast,<br />
Mauer, Umfriedung, Gartenzaun, Zaum, schauen, Saum, Sauna, umzäunen,<br />
Zaun streichen, Holzzaun, Absperrung, Grenze, elektrischer Zaun,<br />
Viehweide, Maschendraht, Kaninchen ...<br />
Eine weitere Übung, mit der Sie Ihr assoziatives Denken schulen<br />
können: Sie bestimmen per Zufall zwei Begriffe. Zum Beispiel<br />
„Zeitung“ und „Klavier“. Über Brückenbegriffe versuchen<br />
Sie nun von dem einen zum anderen zu gelangen:<br />
Zeitung → lesen → Schule → Noten → Klavier<br />
Die Verbindungen müssen natürlich irgendwie schlüssig sein.<br />
Spielen Sie mit einzelnen Sätzen<br />
Wählen Sie ein beliebiges Sprichwort aus. „Wer andern eine<br />
Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ – „Reden ist Silber, Schweigen<br />
ist Gold.“ oder irgendein anderes. Kombinieren Sie die
Vergrößern Sie Ihren Wortschatz<br />
Elemente neu, verdrehen Sie das Sprichwort, bis es vollkommen<br />
sinnlos wird: „Wer selbst in einer Falle grub, gräbt andere<br />
hinein.“ Oder: „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold.“<br />
Finden Sie neue Worte für das alte Sprichwort. Wie würde es ein<br />
Bürokrat formulieren? Oder ein Jugendlicher? Ein Soziologe?<br />
Beispiel<br />
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ oder anders gesagt: „Das Entäußern<br />
bedeutungstragender Phoneme weist auf symbolischer Ebene<br />
Ähnlichkeiten auf mit jenem metallischen Element aus der Ersten Gruppe<br />
des Periodensystems, das mit der Ordnungszahl 47 bestimmt wird, wohingegen<br />
die Negation dieses kommunikativen Akts sein Äquivalent in jenem<br />
rötlich gelben, edlen Schwermetall findet, welches einen Schmelzpunkt<br />
von 1064°C aufweist.“<br />
Spielen Sie mit mehreren Sätzen<br />
Wer schlagfertig sein will, sollte vor allem lernen auf der<br />
Wort- und Satzebene zu assoziieren. Dennoch kann es hilfreich<br />
sein, wenn Sie sich gelegentlich auch mit Sinneinheiten<br />
befassen, die länger sind als ein einziger Satz.<br />
Eine gute Übung dazu ist die folgende: Sie bestimmen per Zufall<br />
fünf Wörter, die Sie zu einer kurzen Geschichte kombinieren.<br />
Dabei sollten Sie die fünf Wörter möglichst unauffällig in<br />
dieser Geschichte unterbringen.<br />
Vergrößern Sie Ihren Wortschatz<br />
Menschen mit einem großen Wortschatz sind nicht unbedingt<br />
schlagfertig. Umgekehrt gibt es schlagfertige Leute, die<br />
keinen sehr großen Wortschatz haben. Und dennoch ist es<br />
hilfreich, wenn Sie Ihren Wortschatz erweitern – und zwar<br />
117
118 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />
Ihren aktiven Wortschatz. Es kommt nicht darauf an, möglichst<br />
viele Wörter zu verstehen, sondern möglichst viele zu<br />
benutzen.<br />
Ein umfangreicher aktiver Wortschatz erlaubt es Ihnen auszuwählen,<br />
zu nuancieren, je nachdem, ob Sie mit einem<br />
Gemüseverkäufer reden, Ihrem Vorgesetzten, einem dreijährigen<br />
Kind oder einem Hochschulprofessor. Das ist eine wichtige<br />
Voraussetzung, damit Ihre Worte wirklich einschlagen.<br />
So erweitern Sie Ihren aktiven Wortschatz<br />
� Formulieren Sie beliebige Übungssätze um. Suchen Sie<br />
mehrere Arten, etwas auszudrücken.<br />
� Erweitern Sie Formulierungen. Drücken Sie das Gegenteil<br />
aus.<br />
� Der aktive Wortschatz profitiert indirekt auch von einem<br />
großen passiven Wortschatz. Den erweitern Sie am effektivsten<br />
durch Lesen möglichst unterschiedlicher Texte.<br />
Beispiel<br />
Wenn Sie auf verschiedene Arten dasselbe mitteilen, werden Sie merken,<br />
dass sich dabei die Aussage verschiebt, eine andere Färbung bekommt.<br />
Achten Sie aufmerksam auf diese Nuancen.<br />
„Als das Telefon klingelte, nahm ich den Hörer nicht ab, sondern schlief<br />
weiter.“ Kann man das überhaupt anders sagen? Man kann. Die Möglichkeiten<br />
sind fast unerschöpflich.<br />
„Das Telefon schrillte. Ich ging nicht dran. Drehte mich herum und<br />
schnarchte weiter.“<br />
„Schon wieder das Telefon. Nein, ich werde nicht an den Apparat gehen.<br />
Diesmal nicht. Ich brauche Ruhe. Ruhe und Schlaf.“
„Auf das akustische Telefonsignal hin lupfte ich nicht etwa den Hörer von<br />
der Gabel. Es schien mir nicht opportun, meinen Schlaf durch ein fernmündliches<br />
Gespräch zu unterbrechen.“<br />
„Klingeling? Telefon. Niemand zu Hause. Decke übers Ohr ziehen und weiterpennen.“<br />
Die Kürze macht’s<br />
Die Kürze macht’s<br />
Schlagfertige Antworten sind kurz und prägnant. Sie sollten<br />
kein überflüssiges Beiwerk enthalten. Je knapper sie ausfallen,<br />
desto schneller kommen sie an. Wenn Sie eher zu Weitschweifigkeit<br />
neigen, üben Sie knappe Formulierungen. Haben<br />
Sie den Mut, auch etwas auszulassen. Halten Sie sich an folgende<br />
Punkte:<br />
� Kurze Sätze: Wie war das? Ab wann wird es unverständlich?<br />
Sehen Sie nochmal auf Seite 22 nach. Nicht mehr als<br />
13 Worte!<br />
� Übersichtliche Gliederung: Einerseits – andererseits, Entweder<br />
– oder, Erstens – zweitens, Aussage – Begründung,<br />
Aussage – Widerspruch.<br />
� Griffige Formulierungen: Keine Passivkonstruktionen, lieber<br />
ein volkstümlicher Ausdruck als Papierdeutsch, vermeiden<br />
Sie Fachjargon, verwenden Sie anschauliche Bilder und<br />
Beispiele.<br />
119
120 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />
Übung macht Sie dreister<br />
Nutzen Sie das Prinzip der Wiederholung. Situationen kehren<br />
wieder, Angriffe ähneln sich, mögliche Repliken auch. Heute<br />
nennt unser Chef Herrn Müller einen „hirnverbrannten Idioten“,<br />
morgen Herrn Meyer und eines Tages Sie. Wenn Sie sich<br />
heute schon darauf vorbereiten, können Sie dem Chef übermorgen<br />
eine schlagfertige Antwort geben – sogar wenn er Sie<br />
einen „hirnverbrannten Trottel“ nennt. Und Herr Müller und<br />
Herr Meyer staunen.<br />
Seien wir realistisch: Es ist sehr selten, dass jemandem eine<br />
schlagfertige Antwort einfällt, wenn er tatsächlich überrumpelt<br />
wird. Die Kunst liegt eben darin, sich nicht überrumpeln<br />
zu lassen. Das tun wir, indem wir uns auf „unangenehme Situationen“<br />
vorbereiten. Der „Aufprallschutz“ (siehe Seite 33)<br />
dämpft schon mal etwas die Überrumpelung, und die verschiedenen<br />
Techniken helfen uns, auch in einer ungewohnten<br />
Situation eine passende Replik zu finden.<br />
Noch besser ist es, wenn Sie bestimmte Konstellationen konkret<br />
gedanklich vorwegnehmen und überlegen, wie Sie sich<br />
am besten verhalten. Wenn Sie das einüben, werden Sie im<br />
„Ernstfall“ sicherer und gelassener auftreten.<br />
Die Einwandkartei<br />
Ein nützliches Hilfsmittel, um sich gegen Angriffe zu wappnen,<br />
ist die „Einwandkartei“. Sie wird individuell höchst verschieden<br />
ausfallen, je nachdem, in welchen Situationen Sie<br />
sich behaupten müssen.
Übung macht Sie dreister<br />
� Sie schreiben auf kleine Karteikärtchen all die Einwände,<br />
Angriffe, dummen Sprüche und Provokationen, auf die Sie<br />
reagieren möchten.<br />
� Bei der Auswahl sollten Sie sich davon leiten lassen:<br />
– welche Angriffe Sie als besonders bedrohlich empfinden,<br />
– welche Angriffe Sie selbst schon erdulden mussten,<br />
– welche Angriffe Sie bei Anderen beobachtet haben.<br />
(Halten Sie auch geglückte Reaktionen Anderer fest.)<br />
� Als Grundstock können Sie auf Angriffe zurückgreifen, die<br />
hier im Buch genannt sind.<br />
� Sie sollten auch wesentliche Begleitumstände festhalten.<br />
Denn es ist ein Unterschied, ob Sie mit Ihrem Chef oder Ihrer<br />
Sekretärin sprechen, ob Ihnen vorher ein kleiner Fehler<br />
unterlaufen ist oder Sie gerade eine makellose Arbeit abgeliefert<br />
haben.<br />
� Die Rückseite der Karteikarten lassen Sie so lange frei, bis<br />
Ihnen eine überzeugende Replik eingefallen ist. Lassen Sie<br />
aber Platz für mehrere Antworten! Denn es ist nützlich,<br />
wenn Sie auswählen können.<br />
� Nehmen Sie die Karteikarten immer mal wieder hervor und<br />
überlegen Sie, wie Sie sich verhalten und was Sie genau<br />
sagen.<br />
� Die Kartei sollten Sie immer wieder aktualisieren. Wenn Sie<br />
einen neuen dummen Spruch aufschnappen, einen unfairen<br />
Angriff registrieren: Nehmen Sie ihn in Ihre Kartei auf.<br />
Wenn Ihnen die Repliken auf bestimmte Einwände automatisch<br />
von den Lippen gehen, können Sie die entsprechende<br />
121
122 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />
Karte erst einmal beiseite legen. Sie sollten sie nach vier, fünf<br />
Wochen mal wieder zur Hand nehmen, um sich zu vergewissern,<br />
ob Sie noch sattelfest sind.<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept?<br />
Macht uns <strong>Schlagfertigkeit</strong> erfolgreicher? Nicht wenige Menschen<br />
sind geneigt, das anzunehmen. Bestärkt werden sie in<br />
ihrem Urteil durch die Menschen, die es wissen müss(t)en,<br />
nämlich die Trainer, die <strong>Schlagfertigkeit</strong>skurse geben. Allerdings<br />
ist deren Urteil vielleicht nicht ganz objektiv.<br />
Missverständnis Nummer 1: <strong>Schlagfertigkeit</strong> macht<br />
erfolgreich<br />
Das Praktische an dem Begriff „Erfolg“ ist, dass er etwas<br />
höchst Erstrebenswertes bezeichnet und dabei nichts Genaues<br />
aussagt. Erfolgreich sind Sie, wenn die nächste Gehaltserhöhung<br />
nicht an Ihnen vorbeigeht, wenn Sie kündigen und<br />
sich selbstständig machen, wenn Sie Ihrem Hund das Sprechen<br />
beibringen oder wenn Sie Ihr Auto unbeschadet in die<br />
Parklücke bekommen. Es kommt ganz auf die Blickrichtung<br />
an. Insoweit macht Sie <strong>Schlagfertigkeit</strong> mit Sicherheit in irgendeiner<br />
Hinsicht erfolgreicher.<br />
Missverständnis Nummer 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong> hilft Ihnen,<br />
besser mit Ihren Mitmenschen auszukommen<br />
Diese Behauptung verschleiert, worum es bei der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
im Kern geht: nämlich nicht um Erfolg und auch nicht<br />
darum, besser mit den Mitmenschen auszukommen, Konflik-
<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept?<br />
te zu schlichten oder Interessen gerecht auszubalancieren.<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann da sogar hinderlich sein.<br />
Es geht um Ihre Souveränität<br />
<strong>Schlagfertigkeit</strong> soll die persönliche Souveränität bewahren<br />
oder wiederherstellen, wenn sie bedroht ist. <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
gewährt Ihnen also einen eminent wichtigen Schutz. Denn die<br />
tiefsten Verletzungen rühren daher, dass jemand unser Selbstwertgefühl<br />
beschädigt. Das dürfen wir nicht zulassen. Dazu<br />
ist <strong>Schlagfertigkeit</strong> da – nicht um Karriere zu machen. <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />
ist also immer Selbstverteidigung. Wer sie einsetzt,<br />
um unliebsame Konkurrenten der Lächerlichkeit preiszugeben,<br />
oder um sich gegenüber Schwächeren zu profilieren, der<br />
missbraucht sie.<br />
� Schlagfertige Antworten können manchmal durchaus kränkend<br />
und verletzend sein. Der einzige Grund, der das rechtfertigt: Wenn wir<br />
nur so unsere Integrität und Würde behalten können. Denn wir sind<br />
nicht nur berechtigt, unsere persönliche Würde zu verteidigen, wir<br />
sind dazu verpflichtet. �<br />
123
124<br />
Anhang<br />
Probieren Sie selbst: Lösungen<br />
Haben Sie die Übungen aus dem Kapitel „<strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />
trainieren“ tatsächlich gemacht? Es lohnt sich, damit<br />
Sie bald merken, welche Techniken Ihnen liegen. Auf Perfektion<br />
kommt es dabei nicht an, aber auf Schnelligkeit. Zu<br />
den meisten Aufgaben gibt es nicht die Lösung, sondern nur<br />
Ihre Lösung. Die folgenden Antworten geben also nur Anhaltspunkte,<br />
damit Sie vergleichen und Ihre Lösung bewerten<br />
können. Wenn Sie eine besonders elegante Antwort gefunden<br />
haben, schreiben Sie an den Verlag.<br />
Lösungen<br />
Seite 61 (Kapitel „Abwarten“): Nur bei Angriff b erscheint es<br />
sinnvoll abzuwarten.<br />
Seite 65 (Kapitel: „Absurdes Theater“): a) „Eine Schwalbe<br />
macht noch keinen Sommer“; „Wo das Gold redet, schweigt<br />
jede Zunge“; „Der trockene Fingernagel hebt kein Salz auf“;<br />
b) „Ich nehme lieber die Straßenbahn“; „Nur wenn Sie hinten<br />
anschieben“; „Vom Radfahren bekommt man Plattfüße.“<br />
Seite 70 (Kapitel: „Die SIHR-Technik“): a) „Doch, mit allen elf<br />
Fingern“; b) „Ja, ich ziehe grundsätzlich nur an, was beim Altkleiderbasar<br />
übrigbleibt“; c) Diese Bemerkung ist für eine abstruse<br />
Zustimmung ungeeignet.
Probieren Sie selbst: Lösungen<br />
Seite 78 (Kapitel: „Die Dolmetscher-Technik“): a) „Wir sollten<br />
uns also darüber unterhalten, wer unsere Kleidung aussucht“<br />
(Info-Ebene); b) „Sie meinen, der Einzige, der hier seine Klappe<br />
aufreißen sollte, sind Sie“ (Ich-Ebene); c) „Ach so, Ihre Abteilung<br />
ist zu träge, um unsere brillanten Vorschläge umzusetzen“<br />
(Wir-Ebene).<br />
Seite 81 (Kapitel „Der Nachdenker“): „Herr Müller, die drei Teilnehmer,<br />
die sich als erstes anmelden, zahlen nur die Hälfte.“<br />
Seite 87 (Kapitel „Der klassische Gegenkonter“): a) „Wer der<br />
gleichen Meinung ist wie Sie, den werden wir in vier Monaten<br />
rausschmeißen“; b) „Bei Ihnen ist es umgekehrt: Bevor Sie<br />
einen klugen Rat geben können, müssen Sie Ihr Hirn erst mal<br />
abschalten“; c) „Ich habe Sie immer für einen gebildeten<br />
Menschen gehalten“; d) „Mach ich. Wenn Sie mir in 10 Sekunden<br />
erklären, was meine schwierigste Aufgabe sein wird.“<br />
Seite 94 (Kapitel „Die Gegenfrage“): a) „Was meinen Sie mit<br />
‚schlechter Laune‘?“; b) „Wegen meiner Verkaufsstrategie soll<br />
der Kunde abgesprungen sein? Wie kommen Sie darauf?“,<br />
oder: „Von welcher Verkaufsstrategie sprechen Sie?“; c) „Ich<br />
werde diese Beleidigung nicht kommentieren. Wieso versuchen<br />
Sie eigentlich mit allen Mitteln, mich zu provozieren?“<br />
Seite 99 (Kapitel: „Der Korken im Ohr“): a) „Bluten und Nasen?<br />
Da helfen nur kalte Umschläge“; b) „Sie haben eine Tüte und<br />
wollen eine Tasche? Sehr vernünftig, die feuchtet nicht so<br />
schnell durch“; c) „Zwei Kübel? Warum nicht? In den einen<br />
pflanzen Sie Geranien und in den anderen Vergissmeinnicht.“<br />
Seite 102 (Kapitel „Die Gerade-Technik“): a) „Gerade deshalb<br />
habe ich meine Mitarbeiter gebeten, Vorschläge zu machen,<br />
125
126 Anhang<br />
wie wir dieses Problem lösen können“ b.) „Gerade deshalb haben<br />
wir viel Spielraum, die Details im Einzelnen auszuhandeln“;<br />
c) „Geben Sie mir gerade deshalb die Informationen, die<br />
mir noch fehlen, damit wir zügig weiterverhandeln können.“<br />
Seite 108 (Kapitel „Die Instant-Sätze“): a) „Lieber ein abgebrochener<br />
Riese als ein ausgebrochener Giftzwerg!“<br />
Seite 114 (Kapitel „Der Gegensog“): a) „Da ich auf keinen meiner<br />
Mitarbeiter verzichten werde, führt es zu nichts, sich darüber<br />
Gedanken zu machen“; b) „Vertanen Chancen sollte man<br />
nicht nachtrauern“; c) „Es geht nicht um meine persönlichen<br />
Vorlieben, sondern darum, wie ich bei unseren Kunden auftrete.<br />
Und da halte ich einen Dienstwagen für sinnvoll, der<br />
meiner Position entspricht“; d) „Ich möchte mit niemanden<br />
sprechen. Ich möchte meinen Vertrag kündigen“; e) „Wo<br />
sonst?“<br />
Literatur<br />
Berckhan, Barbara: Die etwas intelligentere Art, sich gegen<br />
dumme Sprüche zu wehren, München 1998.<br />
Dahms, Christoph und Matthias: <strong>Schlagfertigkeit</strong>, Wermelskirchen<br />
1999.<br />
Nöllke, Matthias: Entscheidungen treffen, Planegg 2001.<br />
Pöhm, Matthias: Nicht auf den Mund gefallen!, Landsberg am<br />
Lech 2000.
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