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Schlagfertigkeit

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<strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

Dr. Matthias Nöllke<br />

2. Auflage<br />

Haufe


2<br />

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />

Nöllke, Matthias:<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> / Matthias Nöllke. – 2., durchges. Aufl.. – Freiburg im Breisgau<br />

: Haufe, 2002<br />

(TaschenGuide ; Bd. 35)<br />

ISBN 3-448-05120-9<br />

ISBN 3-448-05120-9<br />

Bestell-Nr. 00853-0002<br />

1. Auflage 1999 (ISBN 3-86027-260-8)<br />

2., durchgesehene Auflage 2002<br />

© 2002, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG,<br />

Niederlassung Planegg b. München<br />

Postanschrift: Postfach, 82142 Planegg<br />

Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg<br />

Fon (0 89) 8 95 17- 0, Fax (0 89) 8 95 17-2 50<br />

E-Mail: online@haufe.de,<br />

Internet: www.haufe.de, www.taschenguide.de<br />

Lektorat: Dr. Ilonka Kunow, Gisela Fichtl<br />

Redaktion: Sylvia Rein<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen<br />

Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken<br />

oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.<br />

Satz + Layout: WerbeAgentur S6 GmbH, 82166 Gräfelfing<br />

Umschlaggestaltung: Agentur Buttgereit & Heidenreich, 45721 Haltern am See<br />

Cartoons: Baaske Cartoons, 79379 Müllheim: Guhl, Holm<br />

Druck: Bercker Graphischer Betrieb GmbH & Co. KG, 47614 Kevelaer<br />

Zur Herstellung der Bücher wird nur alterungsbeständiges Papier verwendet.


TaschenGuides – alles, was Sie<br />

wissen müssen<br />

Für alle, die wenig Zeit haben und erfahren wollen, worauf es<br />

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In der Gliederung finden Sie die wichtigsten Fragen und Probleme<br />

aus der Praxis.<br />

Das übersichtliche Layout ermöglicht es Ihnen sich rasch zu<br />

orientieren.<br />

Anleitungen „Schritt für Schritt“, Checklisten und hilfreiche<br />

Tipps bieten Ihnen das nötige Werkzeug für Ihre Arbeit.<br />

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Ihre Meinung direkt an die TaschenGuide-Redaktion mailen.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.<br />

3


4<br />

Inhalt<br />

6 � Vorwort<br />

7 � Was ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

17 � Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

27 � Kann man <strong>Schlagfertigkeit</strong> lernen?<br />

29 � Stufe 1: Die unangenehme Situation<br />

überwinden<br />

30 � Die Blockade verstehen<br />

33 � Die Blockade durchbrechen<br />

38 � Mut zur Frechheit<br />

39 � Wutausbrüche entschärfen<br />

47 � Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

54 � Peinliche Situationen meistern<br />

56 � Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien ernten<br />

59 � Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />

trainieren<br />

59 � Abwarten<br />

62 � Absurdes Theater<br />

66 � Die SIHR-Technik<br />

70 � Die Dolmetscher-Technik<br />

78 � Der Nachdenker<br />

81 � Der klassische Gegenkonter<br />

88 � Die Gegenfrage<br />

95 � Der Korken im Ohr


5<br />

Die Gerade-Technik � 100<br />

Die Instant-Sätze � 103<br />

Der Gegensog � 109<br />

Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern � 115<br />

Mit Sprache kann man spielen � 115<br />

Vergrößern Sie Ihren Wortschatz � 117<br />

Die Kürze macht‘s � 119<br />

Übung macht Sie dreister � 120<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept? � 122<br />

Anhang � 124<br />

Probieren Sie selbst: Lösungen � 124<br />

Literatur � 126


6<br />

Vorwort<br />

Wer viel diskutieren, verhandeln und überzeugen muss, der<br />

weiß, wie wichtig es ist schlagfertig zu sein. Nicht immer gewinnt<br />

das beste Argument, sondern oft genug gilt: Frechheit<br />

siegt. Dabei ist nichts unangenehmer als sich überrumpeln zu<br />

lassen und schweigen zu müssen, während unser Gegenüber<br />

die Lacher auf seiner Seite hat.<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist im Privat- und im Berufsleben überaus<br />

nützlich. Sie macht uns selbstbewusster, souveräner. Schlagfertige<br />

Antworten helfen dabei, sich durchzusetzen oder zumindest<br />

zu behaupten. Und sie verhindern, dass wir Opfer unfairer<br />

Angriffe werden.<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann man entwickeln. Unser TaschenGuide<br />

möchte Ihnen vermitteln, wie das geht. Sie lernen einige<br />

Grundtechniken kennen und die gefährlichsten Fußangeln.<br />

Sie erfahren, wie Sie sich gegen dumme Sprüche wehren können<br />

und peinliche Situationen meistern. Dabei werden Sie<br />

hoffentlich schon bald feststellen, dass <strong>Schlagfertigkeit</strong> nicht<br />

nur nützlich ist, sondern auch Vergnügen macht.<br />

Dr. Matthias Nöllke


Was ist das überhaupt,<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Plötzlich ist es da: Das Gefühl, jetzt müsste man einen ganz<br />

bestimmten Satz sagen. Einen Satz, der kurz und knapp die Situation<br />

klärt, einen Satz, der klar macht, dass man sich nicht<br />

alles bieten lässt, einen Satz, der das dahinschmelzende<br />

Selbstwertgefühl zurückgibt.<br />

Doch dieser dringend benötigte Satz will Ihnen nicht einfallen,<br />

nicht in diesem Moment, da Sie ihn gerade so dringend<br />

bräuchten. Schon ein paar Minuten später wissen Sie ganz<br />

genau, was Sie hätten sagen sollen. Doch dann ist es zu spät<br />

und Sie ärgern sich doppelt und dreifach, dass Ihnen dieser<br />

oder ein ähnlicher Satz einfach nicht über die Lippen kommen<br />

wollte und Sie geschwiegen haben.<br />

Wäre man in diesem Moment schlagfertig gewesen, hätte<br />

man sich wehren können. Dagegen fühlen wir uns elend und<br />

unfähig, weil wir es im rechten Moment eben nicht waren.<br />

Die unangenehme Situation<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist situationsabhängig. Sie ist eine Reaktion<br />

auf einen Angriff oder auf eine mehr oder weniger humorige<br />

Bemerkung eines Gesprächspartners. Ohne entsprechenden<br />

Anlass kann man auch nicht schlagfertig sein.<br />

7


8 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Solche Anlässe sind typischerweise unangenehme Situationen,<br />

mit denen Sie nicht gerechnet haben und die Ihnen eine<br />

Reaktion abverlangen. Menschen, die leichter in einem entspannten<br />

Klima glänzen, dürfen zwar auch als schlagfertig<br />

gelten – doch genau genommen sind sie eher geistreich, witzig<br />

oder originell als schlagfertig.<br />

Eine peinliche Situation oder Missstimmung, eine zudringliche<br />

Frage oder ein gehässiger Angriff auf Ihre Person sind<br />

klassische Startrampen für wirklich schlagfertige Antworten.<br />

Folgende Beispiele sind typisch für Situationen, in denen wir<br />

gerne schlagfertig wären:<br />

� Sie stehen seit einer halben Stunde an. Ein paar Meter vor<br />

Ihnen stellt sich jemand neben die Schlange und fädelt<br />

sich ganz unauffällig ein. Niemand sagt etwas.<br />

� Sie haben ein Problem mit Ihrem Computer. Ein netter<br />

Arbeitskollege hilft Ihnen, die Sache in Ordnung zu bringen.<br />

Es lag an irgendeiner Kleinigkeit. Grinsend bemerkt Ihr Kollege:<br />

„Kleiner Tipp: Nächstes Mal vorher Gehirn einschalten.“<br />

� Sie nehmen an einer Podiumsdiskussion teil. Ihre Argumente<br />

sind überzeugend und Sie haben das Gefühl, Sie<br />

kommen gut an. Plötzlich macht Ihr Kontrahent eine alberne<br />

Bemerkung über Ihre Frisur. Das Publikum lacht.<br />

� Sie setzen sich in der Kantine zu einer Gruppe von Arbeitskollegen,<br />

da sagt einer: „Kennt ihr den Unterschied<br />

zwischen ihm und einem Glas Wasser?“ Die Kollegen<br />

glucksen. „Wasser ist flüssig, er ist überflüssig.“<br />

� Sie nehmen an einem Vorstellungsgespräch teil, das sich<br />

ganz gut entwickelt. Mit einem Mal bemerkt Ihr Gegenüber:<br />

„Was benutzen Sie eigentlich für ein Parfum?“


Das überraschende Moment<br />

� Im Restaurant studieren Sie die Speisekarte. Der Ober erscheint<br />

und will Ihre Bestellung aufnehmen. Sie bitten ihn,<br />

noch einmal wieder zu kommen, da Sie sich noch nicht<br />

entschieden hätten. Nun lässt er Sie lange warten. Endlich<br />

tritt er doch an Ihren Tisch und fragt vorwurfsvoll: „Sind<br />

wir jetzt so weit?“<br />

Fallen Ihnen keine Antworten ein? Oder überzeugt Sie Ihre<br />

Reaktion nicht so recht? Fühlen Sie sich unbehaglich? – Dann<br />

befinden Sie sich in einer typischen Situation, in der Ihnen mit<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> geholfen wäre.<br />

Das überraschende Moment<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> lebt von der Überraschung. Ist Ihre Antwort<br />

vorhersehbar, dann ist sie sicher nicht schlagfertig. Ihr Gegenüber<br />

sollte von Ihrer Reaktion verblüfft sein.<br />

Das führt freilich in ein gewisses Dilemma. Denn Sie werden in<br />

diesem TaschenGuide verschiedene „Techniken“ kennen lernen,<br />

die viel von ihrer Wirksamkeit verlieren, wenn sie allzu mechanisch<br />

angewendet werden. Trotzdem sind diese Techniken eine<br />

wichtige Hilfe, sie sind sozusagen Ihr Stützkorsett, das Sie beizeiten<br />

ablegen sollten, um wirklich schlagfertig zu werden.<br />

Doch das überraschende Moment liegt nicht nur in Ihrer<br />

Antwort, sondern auch in der Situation, in die Sie geraten. Je<br />

unerwarteter die Situation auftritt, umso schlagfertiger kann<br />

Ihre Reaktion erscheinen. Es wird zwar schwieriger, überhaupt<br />

zu kontern, wenn Sie verblüfft sind, andererseits sinken die<br />

Anforderungen an eine schlagfertige Reaktion, je überraschender<br />

die Situation erscheint. Wir kommen auf diesen Effekt<br />

noch zu sprechen.<br />

9


10 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Die wiederhergestellte Souveränität<br />

Das eigentliche Ziel der schlagfertigen Antwort ist, die eigene<br />

Souveränität zu behalten, auszubauen oder wiederherzustellen.<br />

Denn die „unangenehme“ Situation, in der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

gefordert ist, zeichnet sich meist dadurch aus, dass wir<br />

unsere Souveränität bedroht glauben.<br />

Man begegnet Ihnen nicht mit Respekt, sondern mit Verachtung.<br />

Man ignoriert Ihre Wünsche oder legitimen Interessen.<br />

Man verlangt etwas von Ihnen, dem Sie sich eigentlich nicht<br />

fügen möchten, dem Sie sich aber auch nicht entziehen können,<br />

oder eine bestimmte Situation zwingt Ihnen Regeln auf,<br />

die Sie nicht akzeptieren können.<br />

Wenn Sie schlagfertig reagieren, bekommen Sie die Fäden<br />

wieder in die Hand. Sie bestimmen dann die Situation, wenigstens<br />

soweit es Ihre eigene Person betrifft. Diesen Punkt<br />

gilt es im Auge zu behalten. Er markiert geradezu den Kern der<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong>. Denn es geht nicht darum, jemandem originell<br />

oder lustig zu antworten, sondern darum, die eigene<br />

Selbstachtung zu wahren und souverän zu handeln. Darin<br />

liegt der Nutzen von <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />

Natürlich muss Ihre Souveränität nicht immer regelrecht bedroht<br />

sein. Auch auf ganz normale Fragen oder leere Floskeln<br />

können Sie schlagfertig antworten, Erwartungen und Konventionen<br />

kann man mit einer schlagfertigen Bemerkung<br />

durchbrechen. Dadurch können Sie besonders souverän erscheinen<br />

oder originell oder – im schlechten Falle – eitel.


Das nötige Quäntchen Bosheit<br />

Schlagfertige Antworten sind meist nicht besonders nett,<br />

manchmal sind sie regelrecht verletzend, in einzelnen Fällen<br />

sogar vernichtend. Ihr Gegenüber kann sich gekränkt fühlen<br />

und sich vornehmen, es Ihnen bei nächster Gelegenheit heimzuzahlen.<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist also kein Instrument, um Konflikte zu<br />

schlichten oder sich Gegner zu Freunden zu machen. Im Gegenteil:<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann Konflikte verschärfen. Darum<br />

ist es manchmal zweckmäßiger auf eine schlagfertige Replik<br />

zu verzichten, auch wenn sie Ihnen schon auf der Zunge liegt.<br />

Aber eben nur manchmal. In anderen Fällen kann eine schlagfertige<br />

Reaktion eine heikle Situation auch entschärfen. Oft<br />

ist es durchaus angebracht, wenn Sie sich zur Wehr setzen.<br />

Und dann kann ein gewisses Maß an Bosheit durchaus von<br />

Vorteil sein.<br />

Die eigene Bosheit ist aber oft schwieriger zu mobilisieren, als<br />

man glauben mag. Schließlich haben wir gelernt, mit unseren<br />

Mitmenschen freundlich umzugehen, sie höflich und mit Respekt<br />

zu behandeln. Im Normalfall ist diese Fähigkeit auch<br />

überaus nützlich. Sie macht uns zu umgänglichen Zeitgenossen<br />

und befähigt uns, mit Leuten auszukommen, die uns persönlich<br />

gar nicht so angenehm sind.<br />

Was aber tun in Situationen, denen wir mit Höflichkeit nicht<br />

beikommen, in denen sie uns sogar eher hindert, angemessen<br />

zu reagieren? Wir fühlen uns wie gelähmt und benehmen uns<br />

ungelenk, anstatt mit geeigneten Worten zu kontern.<br />

11


12 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Die doppelte Legitimation<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> hat nichts mit Flegelei zu tun. Das nötige<br />

Quäntchen Bosheit soll ja schließlich nur dann eingesetzt<br />

werden, wenn es gebraucht wird – und zwar wohldosiert. Die<br />

Bosheit einer schlagfertigen Antwort ist nicht Selbstzweck,<br />

sie muss gerechtfertigt sein, um keine Unverschämtheit zu<br />

werden. Dazu bedarf sie einer doppelten Legitimation:<br />

� Die pragmatische Legitimation:<br />

Die Schärfe, die Sie Ihrer Antwort geben, muss aus der Situation<br />

verständlich sein. Sie setzen sich mit angemessenen<br />

Mitteln zur Wehr.<br />

� Die ästhetische Legitimation:<br />

Der Gegenangriff darf nicht mit dem Holzhammer daherkommen,<br />

sondern muss entsprechend „verpackt“ werden.<br />

Das klingt vielleicht etwas abstrakt, doch wird schnell klar,<br />

was damit gemeint ist, wenn wir uns konkrete Situationen<br />

dazu vorstellen.<br />

Die „pragmatische Legitimation“<br />

Beispiel<br />

Eine wichtige Besprechung. Acht Leute sitzen beisammen. Seit einer Viertelstunde<br />

warten sie auf Herrn Mältzer, der wichtige Unterlagen mitbringen<br />

soll. Schließlich erscheint Mältzer. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf:<br />

„Herr Mältzer, Sie kommen ja schon wieder zu spät.“ Mältzer grinst: „Ich<br />

weiß. Unser Unternehmen steht deswegen kurz vor dem Zusammenbruch.“<br />

Das ist keine schlagfertige, sondern eine unverschämte Antwort.<br />

Dem Gegenangriff von Mältzer fehlt die „pragmatische<br />

Rechtfertigung“, denn die Kritik an der Unpünktlichkeit von<br />

Mältzer ist ja berechtigt und verlangt eine Erklärung oder eine<br />

Entschuldigung. Besser noch beides.


Das nötige Quäntchen Bosheit<br />

Beispiel<br />

Mältzer erscheint pünktlich. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf: „Mältzer,<br />

warum haben Sie eigentlich immer einen Regenschirm dabei? Wenn<br />

Sie immer so übervorsichtig sind, werden Sie nie Erfolg haben!“ Mältzer<br />

nickt: „Sie haben Recht. Unser Unternehmen steht deswegen kurz vor dem<br />

Zusammenbruch.“<br />

Das ist eine schlagfertige Replik, die durchaus noch etwas<br />

schärfer hätte ausfallen können. Der Vertriebsleiter formuliert<br />

einen Vorwurf, der auf einer abstrusen Verkettung beruht.<br />

Mältzer treibt diese abstruse Verkettung noch weiter und<br />

weist dadurch den Vorwurf zurück.<br />

Die „ästhetische Legitimation“<br />

Beispiel<br />

Mältzer erscheint zu spät. Der Vertriebsleiter schüttelt den Kopf: „Sie sind<br />

ein hirnverbrannter Idiot, Mältzer!“ Mältzer entgegnet: „Stimmt nicht, Sie<br />

sind ein hirnverbrannter Idiot!“<br />

Der Vertriebsleiter hat sich im Ton vergriffen. Mältzer ist also<br />

„pragmatisch legitimiert“, sich mit einer schlagfertigen Antwort<br />

zu wehren. Aber das „Heimzahlen mit gleicher Münze“<br />

muss einen gewissen Umweg gehen, über ein Wortspiel, eine<br />

Andeutung oder irgendeinen kleinen Kniff. Dabei kann der<br />

„ästhetische Umweg“ recht kurz sein.<br />

Beispiel<br />

Der Vertriebsleiter: „Sie sind ein hirnverbrannter Idiot!“ Mältzer schaut an<br />

sich vorbei und entgegnet: „Tragen Sie wieder Ihre vollverspiegelte Brille?“<br />

Oder noch knapper. „Hirnverbrannter Idiot!“ – „Angenehm, Mältzer.“<br />

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dass diese<br />

Antworten schlagfertiger sind als eine plumpe Retourkutsche,<br />

bedeutet nicht, dass sie unbedingt zu empfehlen wären. Welche<br />

Art von Replik in einer bestimmten Situation angemessen<br />

ist, wird uns zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen.<br />

13


14 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Humor macht es leichter<br />

„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen<br />

platzt“, sagt Joachim Ringelnatz. Eben deshalb ist er so nützlich,<br />

wenn es um <strong>Schlagfertigkeit</strong> geht. Mit Witz, Humor und<br />

Ironie lösen wir einen Angriff in Lachen oder zumindest<br />

Lächeln auf. Die Atmosphäre entspannt sich.<br />

Humor wirkt buchstäblich entwaffnend und bewahrt uns unsere<br />

Souveränität. Jemand greift uns an; wir lassen seine<br />

Attacke ins Leere laufen. Damit schaffen wir Distanz. Der Gesprächspartner<br />

kann uns seinen Kampf nicht aufzwingen und<br />

wir bleiben nicht wehrlos.<br />

Gleichzeitig können Sie Humor einsetzen, um Ihrerseits anzugreifen<br />

oder zurückzuschlagen. Ein gelungener Witz ist die<br />

beste „ästhetische“ Legitimation, die es gibt. In seinem Windschatten<br />

dürfen Sie Dinge äußern, die man Ihnen sonst verübeln<br />

würde. Wenn Sie Ihr Publikum oder sogar Ihren Gegner<br />

zum Lachen bringen, haben Sie gewonnen.<br />

Doch Vorsicht, ein schlagfertiger Witz kann sehr grimmig<br />

oder verletzend sein. Wenn Sie Ihr Gegenüber zum Gespött<br />

machen, dürfen Sie sich nicht wundern, dass der Konflikt eskaliert.<br />

Es kommt also ganz darauf an, welche Wirkung Sie<br />

erzielen wollen. Ob es Ihnen darum geht, einem Angriff auszuweichen,<br />

oder ob Sie den Angreifer matt setzen möchten.<br />

� Die humoristische Umdeutung einer verbalen Attacke ist<br />

freundlicher und ungefährlicher als ein direkter Gegenangriff.<br />

Sie eignet sich gut, um peinliche Situationen zu<br />

meistern.


Hemmschuh: Vorbilder<br />

Nachteil: Bei wirklich unfairen und bösartigen Attacken ist<br />

sie zu harmlos. Ihr Gegenüber könnte Ihr Verhalten als ausweichend<br />

empfinden und seine Angriffe unbeirrt fortsetzen.<br />

Im schlimmsten Fall provozieren Sie auf diese Weise<br />

weitere und schlimmere Aggressionen.<br />

� Der humoristische Gegenangriff eignet sich eher für<br />

schwere bis hoffnungslose Fälle. Allerdings gibt es eine<br />

Grenze, bei der jeglicher Spaß aufhört und Sie mit Humor,<br />

mag er auch noch so ätzend sein, nicht mehr weiterkommen.<br />

Hemmschuh: Vorbilder<br />

In vielen Filmen und Fernsehshows treten Leute auf, die ungewöhnlich<br />

schlagfertig sind. Vielleicht hegen Sie den<br />

Wunsch genau so schlagfertig zu werden wie der eine oder<br />

andere Moderator, Filmheld oder Talkmaster. Solche Vorbilder<br />

können durchaus auch hilfreich sein und anregend wirken.<br />

Achten Sie gezielt darauf, wie die Sätze, die Ihnen gut gefallen,<br />

„funktionieren“. Dabei kann man einiges lernen und vielleicht<br />

können Sie das eine oder andere für sich übernehmen.<br />

Bedenken Sie aber dabei: Solche Vorbilder sorgen nicht selten<br />

dafür, dass völlig überzogene Vorstellungen entstehen, wie<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> im Alltag funktioniert. Im Film muss sich niemand<br />

in Sekundenschnelle Pointen ausdenken, für die schlagfertigen<br />

Sätze und Sprüche brauchen die Autoren oft sehr viel<br />

Zeit. Auch in Fernsehshows oder Politmagazinen ist die Situation<br />

ganz und gar künstlich und hat nur wenig mit unserem<br />

Alltag zu tun. Die Gags sind vorbereitet, der Moderator<br />

ist es auch.<br />

15


16 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Die alltägliche <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist deshalb durchaus nicht so<br />

geschliffen und fast nie besonders raffiniert. Auf dem Papier<br />

wirkt sie manchmal sogar etwas plump, wie Sie noch feststellen<br />

werden. Doch sie zeigt Wirkung – und darauf kommt<br />

es ja an.<br />

� Legen Sie keine überzogenen Maßstäbe an Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

an. Sie brauchen weder ein Gagschreiber noch ein Entertainer zu sein.<br />

Viel wichtiger ist, dass Sie sich rasch mit geeigneten Mitteln zur Wehr<br />

setzen können. �<br />

Auf schnelles Reagieren kommt es an<br />

Um eine schlagfertige Antwort zu formulieren, haben Sie<br />

kaum Zeit. Schlagfertig sein heißt auch schnell parieren. Das<br />

macht die Sache ja so schwierig. Sie können nicht lange<br />

nachdenken oder gar abwägen, was Sie entgegnen könnten.<br />

Allzu leicht gerät man sonst ins Stammeln oder bringt gar<br />

nichts mehr heraus. Die Chance zu einer schlagfertigen Antwort<br />

ist verpasst, denn auch wenn Ihnen schließlich eine geeignete<br />

Replik einfällt: Sie ist nichts mehr wert, wenn sie zu<br />

spät kommt.<br />

Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen:<br />

� Perfektionismus ist fehl am Platz. Besser eine mittelmäßige<br />

Entgegnung als nachdenkliches Schweigen.<br />

� Legen Sie sich ein Repertoire von Repliken zurecht, auf das<br />

Sie jederzeit blitzschnell zurückgreifen können.<br />

� Verfallen Sie nicht in Hektik und lassen Sie sich nicht unter<br />

Druck setzen. Versuchen Sie Zeit zu gewinnen.


Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

� Auch wenn Sie eine schlagfertige Replik in der Regel unmittelbar<br />

anbringen müssen, ist es ratsamer, erst einmal abzuwarten als überstürzt<br />

zu reagieren. Manchmal ergibt sich nämlich wenig später eine<br />

bessere Gelegenheit zu kontern. �<br />

Beispiel<br />

Eine Journalistin interviewt einen PR-Fachmann, der recht eitel zu sein<br />

scheint. Am Ende des Gesprächs bittet sie ihn, „kurz ein paar Worte über<br />

seinen Werdegang“ zu sagen. – „Na entschuldigen Sie mal, das wissen Sie<br />

nicht?“ fragt er gekränkt zurück. „Man merkt schon, Sie haben ja gar keine<br />

Ahnung!“ – Die Journalistin schluckt trocken. „Vielleicht verraten Sie ihn<br />

mir trotzdem.“ – Ohne Punkt und Komma rattert der PR-Fachmann seinen<br />

imposanten Werdegang herunter. – „Das ging aber schnell“, staunt die<br />

Journalistin. „Das klang ja gerade so, als müssten Sie das öfter machen.“<br />

Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

Schlagfertige Bemerkung sind nie ganz ohne Risiken. Die sollten<br />

Sie kennen, damit Sie sich nicht im Nachhinein auf die Lippen<br />

beißen. <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist zwar oft eine wunderbare Sache,<br />

trotzdem – manchmal ist es besser, wenn Sie auf eine<br />

schlagfertige Antwort verzichten und sich etwas anderes einfallen<br />

lassen. Doch was, wenn es nun schon mal passiert ist?<br />

Auch dann können Sie immer noch etwas retten und gegensteuern.<br />

1 Die Situation eskaliert<br />

Wie wir gesehen haben, enthalten die meisten schlagfertigen<br />

Antworten ein gewisses Quäntchen Bosheit. Das muss so sein,<br />

damit sie wirksam sind. Doch hin und wieder passiert es einfach,<br />

dass man über das Ziel hinausschießt und Ihr Gegenüber<br />

17


18 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

sehr gekränkt ist. Er wird sich bei nächster Gelegenheit revanchieren,<br />

vielleicht auch sofort. Reaktion und Gegenreaktion<br />

schaukeln sich auf, aus einer kleinen Neckerei entsteht<br />

eine tiefe Feindschaft.<br />

Das ist natürlich nicht in Ihrem Sinne. Konflikte, die eskalieren,<br />

schaden allen Beteiligten. Gegen unfaire Angriffe sollten<br />

Sie sich gewiss zur Wehr setzen, doch achten Sie darauf, dass<br />

die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleibt.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Achten Sie darauf, wie Ihre Replik aufgenommen wird.<br />

� Wenn Sie merken, dass Sie übers Ziel hinausgeschossen<br />

sind, schieben Sie eine versöhnliche Bemerkung hinterher.<br />

� Wenn das nicht hilft, sollten Sie sich entschuldigen.<br />

� Natürlich gibt es auch Mitmenschen, die selbst sehr aggressiv<br />

austeilen, aber überempfindlich reagieren, sobald<br />

es um ihre eigene Person geht. Hier müssen Sie abwägen,<br />

was zu tun ist: Sie können Ihre Replik relativieren („Ich<br />

hab’s nicht so gemeint!“), versuchen die Sache zu bereinigen<br />

(„Du hast mich gekränkt, ich hab dich gekränkt. Lass<br />

uns die Sache vergessen!“) oder Sie nehmen einen gekränkten<br />

Mitmenschen in Kauf.<br />

2 Ihre Reaktion ist stereotyp<br />

Wer häufig denselben Menschen gegenüber schlagfertig zu<br />

sein hat, sollte darauf achten, immer wieder mal abzuwechseln.<br />

Ihr Repertoire darf nicht allzu klein sein. Ihre Waffe


Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

würde allzu rasch stumpf oder schlimmer noch: Sie werden<br />

zum Gespött derer, denen Sie entgegentreten wollten, weil<br />

Ihre Reaktion zuverlässig vorhersagbar ist. Menschen, die Ihnen<br />

ohnehin nicht zugetan sind, können Sie dadurch sehr<br />

leicht in Verlegenheit bringen und bloßstellen.<br />

Beispiel<br />

Herr Mältzer pflegt alle gehässigen Kommentare mit dem ironischen Standardspruch<br />

abzufangen: „Sie haben Recht. Unser Unternehmen steht deswegen<br />

schon kurz vor dem Zusammenbruch.“ Bei nächster Gelegenheit<br />

geht ihn sein Kollege Backmund an: „Mältzer, Ihre Krawatte ist so geschmacklos,<br />

dass es mich nicht wundern würde, wenn unser Unternehmen<br />

deswegen tatsächlich Bankrott macht.“ – Gelächter im Kollegenkreis.<br />

Mältzer ist ratlos und schweigt.<br />

Der Schuss kann also schnell nach hinten losgehen, wenn Sie<br />

mit vorbereiteten Standardsprüchen glänzen möchten. Wer<br />

als Norddeutscher auf jedes „Grüß Gott!“ mit einem „Werde<br />

ich machen, wenn ich ihn sehe!“ antwortet, dürfte seinen Ruf<br />

als origineller Zeitgenosse nachhaltig ruinieren.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Bleiben Sie variabel. Verlassen Sie sich nicht auf eine Technik,<br />

die sich mal bewährt hat.<br />

� Hüten Sie sich vor „witzigen“ Standardsprüchen.<br />

� Wenn Sie mit Ihren eigenen Sprüchen konfrontiert werden:<br />

Halten Sie für solche Fälle noch einen Spruch parat zum<br />

Gegenkonter.<br />

19


20 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

3 Es war nicht so gemeint<br />

Was jemand sagt, ist leider nicht immer das, was er meint.<br />

Und was jemand hört, ist meist noch einmal etwas ganz anderes,<br />

als der andere gesagt und gemeint hat. Wenn wir uns<br />

also angegriffen und gekränkt fühlen, ist es durchaus möglich,<br />

dass unser Gegenüber das weder so gesagt noch so gemeint<br />

hat.<br />

Unterstellen Sie also nicht immer gleich einen Angriff, denn<br />

eine schlagfertige Replik kann das Klima mit einem Mal vergiften.<br />

Besonders unangenehm ist es, wenn wir in eine Äußerung<br />

einen Vorwurf hineinlesen, nur weil uns selbst das angesprochene<br />

Thema unangenehm ist. Dann fällt die schlagfertige<br />

Antwort auf uns selbst zurück. Oder die Situation eskaliert<br />

– völlig grundlos.<br />

Beispiel<br />

„Na, sind Sie am Wochenende schön gesegelt?“, fragt der braun gebrannte<br />

Herr Backmund arglos. Mältzer, der unfreiwillig mehr Zeit im Wasser<br />

als auf dem Boot verbracht hat, hält dies für eine gehässige Anspielung<br />

auf seine Segelkünste und giftet zurück: „Na, Backmund, und Sie haben<br />

am Wochenende wohl zu lange in der Sonne gelegen?“<br />

Auch im umgekehrten Fall sollte man nicht gleich zurückschlagen:<br />

Jemand reagiert überaus schroff, aber offenbar<br />

nicht unseretwegen, sondern aus Gründen, die wir nicht kennen.<br />

Der vermeintliche Angriff trifft uns also nur zufällig, gilt<br />

uns aber eigentlich nicht. Eine scharfe Gegenattacke wäre in<br />

diesem Fall also wenig hilfreich.<br />

Beispiel<br />

Mältzer fragt eine Verkäuferin im Supermarkt, wo das Tierfutter ist. Sie<br />

blafft ihn an: „Können Sie nicht lesen? Da hinten!“ Eine ziemlich rüde Ant-


Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

wort. Mältzer zieht die Augenbrauen hoch: „Danke, lesen kann ich schon.“<br />

Er wendet sich zum Gehen und fügt hinzu: „Und Sie können mich auch.“<br />

Frau Mältzer in der gleichen Situation reagiert anders. „Sagen Sie mal,<br />

warum schlagen Sie mir gegenüber eigentlich so einen Ton an?“, fragt sie<br />

zurück. Der Verkäuferin wird klar, dass sie sich im Ton vergriffen hat. Sie<br />

entschuldigt sich bei Frau Mältzer.<br />

Der Grund für die Überreaktion: Die Verkäuferin ist mit ihren Nerven am<br />

Ende. Sie ist völlig überarbeitet, hat seit Stunden ein nervtötendes Sodbrennen<br />

und zu Hause ist die Waschmaschine kaputtgegangen. Und dann<br />

fragen die Kunden ständig nach dem Tierfutter. Dabei hängt doch ganz<br />

groß ein Schild über den Regalen ...<br />

Wenn jemand unverschämt reagiert, ist Ursachenforschung<br />

natürlich nicht immer am Platz. Eine Beleidigung sollten Sie<br />

sich nicht gefallen lassen, welche Gründe auch immer dahinter<br />

stehen mögen. Häufig erleichtert es jedoch den Umgang<br />

miteinander, wenn sich klären lässt, dass ganz andere Ursachen<br />

zu dem Angriff geführt haben.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Legen Sie nicht jedes unbedachte Wort Ihrer Mitmenschen<br />

auf die Goldwaage.<br />

� Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie sich über sich<br />

selbst geärgert haben; Sie sollten dann nicht gleich das<br />

Gras wachsen hören.<br />

� Wenn Sie im Unklaren sind, was gemeint ist: Fragen Sie<br />

nach. So können Sie Missverständnisse klären – oder auch<br />

das ganze Ausmaß einer Kränkung zutage fördern.<br />

� Wenn Ihr Gegenüber offensichtlich überreagiert hat: Gibt<br />

es verborgene Motive? Bevor Sie „zurückschlagen“, geben<br />

Sie ihm eine Chance, das Gesicht zu wahren.<br />

21


22 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

4 Ihre Antwort ist zu spitzfindig<br />

Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil, weiß der Volksmund.<br />

Im Alltag haben wir es meist mit ziemlich groben Klötzen<br />

zu tun. In der Regel reagiert man denn auch am angemessensten,<br />

wenn man die Sache eher handfest angeht. Umfangreiches<br />

Bildungswissen, ansonsten nicht von Nachteil,<br />

erweist sich hier oftmals als schwer wiegendes Hindernis.<br />

Wenn es die Umstände erfordern, müssen Sie sich auch mal<br />

unter Ihrem Niveau zur Wehr setzen. Sie müssen deshalb ja<br />

nicht gleich ausfallend werden, im Gegenteil. Doch wenn ein<br />

Kollege Sie einen Holzkopf nennt, wird Ihnen die boshafteste<br />

Anspielung auf Karl VII. oder Grillparzers „Ahnfrau“ kaum Erfolg<br />

bescheren.<br />

„Sätze über 13 Worte werden nicht mehr verstanden“, meint<br />

der TV-Moderator Max Schautzer. Das ist ein sehr brauchbarer<br />

Grenzwert. Weder mit allzu spitzfindigen noch mit allzu<br />

ausgedehnten Bemerkungen erreichen Sie etwas: Man versteht<br />

Sie nicht. Wenn Sie zudem ohnehin als „Eierkopf“ gelten,<br />

machen Sie sich durch solche Erwiderungen erst recht zur<br />

Zielscheibe der „groben Klötze“.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Haben Sie keine Scheu vor simplen Repliken.<br />

� Vermeiden Sie alle Anspielungen.<br />

� Verwenden Sie keine Zitate – auch keine lateinischen.<br />

� Verwenden Sie niemals Ironie und seien Sie Gegnern gegenüber<br />

niemals geistreich.


Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

� Wenn Sie nun schon mal spitzfindig waren: Setzen Sie sofort<br />

einen groben Keil drauf. Das neutralisiert.<br />

5 Das Leben geht weiter<br />

Im Film folgt einer schlagfertigen Parade fast immer ein<br />

Schnitt. Allenfalls schaut das düpierte Opfer noch ein wenig<br />

in die Kamera, spätestens dann aber ist die Szene zu Ende. Einen<br />

ähnlichen Eindruck gewinnt, wer einige Bücher über<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> zu Rate zieht. Das Problem taucht auf, Sie sagen<br />

Ihren magischen Spruch – und das Gegenüber löst sich in<br />

Luft auf.<br />

Diesen Gefallen wird Ihnen ein realer Gesprächspartner allerdings<br />

kaum tun. Es gibt ein Leben nach dem Spruch. Und das<br />

kann auch schon mal bitter werden. Ihr Gegenüber setzt seine<br />

Angriffe vielleicht fort oder es fällt ihm ein noch besserer<br />

Spruch ein. Manchmal genügt es auch, wenn er einfach weiterredet,<br />

er sich also trotz Ihrer vernichtenden Antwort nicht<br />

hat zum Schweigen bringen lassen.<br />

Was tun Sie dann? Suchen Sie nach weiteren schlagfertigen<br />

Antworten? Bringen Sie das Gespräch auf eine sachliche Ebene<br />

zurück? Bieten Sie Versöhnung an? Fangen Sie an, Papierflieger<br />

zu falten oder Kreuzworträtsel zu lösen? Verlassen Sie<br />

den Raum?<br />

Alles ist denkbar. Was immer Sie tun, es sollte Ihren Interessen<br />

dienen und Sie sollten Ihre Souveränität bewahren. Lassen<br />

Sie sich nach einer gelungenen Replik auf keinen Fall „zuquatschen“.<br />

23


24 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Beispiel<br />

Bei manchen Geschäften an der Haustür lässt sich dieser Effekt beobachten.<br />

Egal, wie entschieden Sie Ihr Desinteresse bekunden, ob Sie darauf<br />

hinweisen, dass Sie bereits ein anderes Produkt besitzen, mit dem Sie zufrieden<br />

sind, ob Sie unmissverständlich bekunden, dass Sie sich gestört<br />

fühlen: Der Verkäufer redet einfach weiter. So lange, bis Sie das Produkt<br />

gekauft haben oder ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Setzen Sie nicht zu sehr auf die zündende Pointe.<br />

� Machen Sie sich Gedanken, wie Sie Ihr Handeln fortsetzen<br />

können.<br />

� Wenn Sie vor Publikum sprechen: Wenden Sie nach Ihrer<br />

schlagfertigen Replik sofort den Blick von Ihrem „Opfer“ ab.<br />

� Entwickeln Sie Stehvermögen. Setzen Sie sich weiter zur<br />

Wehr.<br />

6 Und wo bleibt der Ernst?<br />

Wenn Sie recht schlagfertig sind, wird es Ihnen immer wieder<br />

passieren, dass die Situation ins rein Spaßhafte abrutscht. Ein<br />

ernsthaftes Gespräch scheint nicht mehr möglich. Es werden<br />

nur noch Frotzeleien ausgetauscht, bei denen unklar ist, ob es<br />

sich um reine Alberei handelt oder ob sich nicht auch abgefeimte<br />

Aggressionen darin verbergen.<br />

Eine witzige Replik kann auch als Ablenkung verstanden werden.<br />

Wenn Sie jemand massiv angreift, Ihnen schwere Vorwürfe<br />

macht, ist es mit einer lustigen Bemerkung sicher nicht<br />

getan. Dies gilt vor allem, wenn Sie vor Publikum angegangen<br />

werden. Natürlich können Sie auch schlagfertig und witzig


Die sieben häufigsten Fußangeln<br />

antworten, allerdings erst wenn Sie den sachlichen Hintergrund<br />

geklärt und richtig gestellt haben.<br />

Wenn Sie jemand beleidigt oder beschimpft, ist es nicht ratsam,<br />

das Ganze mit Humor zu nehmen. In diesem Fall sollten<br />

Sie Ihren Kontrahenten zur Rechenschaft ziehen und ihm zu<br />

verstehen geben, dass Sie sein Verhalten nicht dulden. Sonst<br />

schwächen Sie Ihre Position, gleichgültig, wie witzig Ihre Replik<br />

sein mag.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Bleiben Sie sachlich, wenn Sie massiv angegangen werden.<br />

Versuchen Sie herauszufinden, was hinter den Vorwürfen<br />

steckt.<br />

� Wenn Sie jemand beleidigt, machen Sie unmissverständlich<br />

klar, dass Sie das nicht dulden und eine Entschuldigung<br />

erwarten.<br />

� Wenn eine schlagfertige Frotzelei Ihnen mit einem Mal<br />

seltsam doppelbödig erscheint: Steigen Sie aus. Reden Sie<br />

sofort Klartext. Lassen Sie sich auf keine weitere spaßhafte<br />

Bemerkung mehr ein.<br />

7 Operation gelungen – Patient tot<br />

Vielleicht fällt Ihnen eine ungemein schlagfertige Antwort<br />

ein, mit der Sie Ihren Gesprächspartner elegant aus dem Sattel<br />

heben. Vielleicht ernten Sie dafür Anerkennung, und Ihre<br />

Kollegen amüsieren sich königlich. Sie haben Ihr Selbstbewusstsein<br />

gestärkt und fühlen sich großartig.<br />

25


26 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

Eigentlich ist alles ganz wunderbar. Doch langsam lässt das<br />

Triumphgefühl nach, Sie kommen ins Grübeln und stellen sich<br />

die Frage: Was habe ich da eigentlich angerichtet? Es dämmert<br />

Ihnen, dass die Wirkung Ihrer fulminanten Replik vielleicht<br />

gar nicht in Ihrem Sinne ist, weil Sie beispielsweise einen<br />

Arbeitskollegen vor allen anderen bloßgestellt oder sich<br />

einen Vorgesetzten zum Feind gemacht haben. Dabei haben<br />

Sie es ja vielleicht ganz harmlos und nett gemeint. Eine kleine<br />

Anspielung auf eine liebenswerte Schwäche – ein kleiner<br />

Spaß der nicht wehtun sollte. Trotzdem macht Ihr Abteilungsleiter<br />

ein betretenes Gesicht.<br />

Manche kleine Frotzelei, die sonst mit einem Lächeln bedacht<br />

worden wäre, kann unversehens als schwere Beleidigung<br />

empfunden werden, weil das Publikum, also zum Beispiel die<br />

lieben Kollegen, in schallendes Gelächter ausbrechen.<br />

Was Sie dagegen tun können<br />

� Vorsicht vor allzu treffenden Pointen. Kaum jemand kann<br />

über seine eigenen Schwächen lachen.<br />

� Passen Sie ganz besonders auf, wenn Publikum dabei ist.<br />

Setzen Sie sich zur Wehr, aber nicht auf Kosten Ihres<br />

Gegenübers.<br />

� Wenn Sie feststellen, dass Sie ins Schwarze getroffen und<br />

sich gerade einen Feind gemacht haben: Versuchen Sie in<br />

einem späteren Gespräch die Scherben zu kitten. Allerdings<br />

verlangt das viel Fingerspitzengefühl. „Tut mir Leid,<br />

dass ich Sie gerade eben bloßgestellt habe!“ oder: „Sorry,<br />

ich habe nicht gewusst, dass Sie da sooo empfindlich reagieren!“<br />

sind gut gemeinte Entschuldigungen, mit denen<br />

Sie die Sache garantiert verschlimmern.


Kann man <strong>Schlagfertigkeit</strong> lernen?<br />

Kein Zweifel, die Menschen sind höchst unterschiedlich veranlagt,<br />

was ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> betrifft. Manchen fällt in allen<br />

Lebenslagen ein passender Spruch ein, während andere<br />

ständig auf der Leitung stehen. Das Gute ist jedoch: Egal ob<br />

Sie ein Naturtalent sind oder nicht, jeder kann seine <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

ausbilden und erheblich verbessern. Er muss sie nur<br />

richtig und vor allem regelmäßig trainieren.<br />

Wie kann so ein Training aussehen, wenn weder Trainer,<br />

Übungsgerät noch Mitspieler zur Verfügung stehen? In unserem<br />

TaschenGuide finden Sie eine Art Workshop, der sich im<br />

Wesentlichen aus drei Bausteinen zusammensetzt:<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Lernen Sie mit der unangenehmen Situation fertig zu<br />

werden.<br />

Erlernen Sie unterschiedliche Techniken der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

und setzen Sie sie ein.<br />

Erweitern Sie Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit und<br />

lernen Sie rasch zu reagieren.<br />

Diese drei Schritte auf dem Weg zur <strong>Schlagfertigkeit</strong> sollten<br />

Sie nacheinander gehen. Zunächst einmal müssen Sie es<br />

schaffen, aus der geistigen Schockstarre herauszufinden, die<br />

es Ihnen verwehrt, einen Angriff zu kontern. Es nützt Ihnen<br />

gar nichts, wenn Sie ungeheuer schlagfertig sind, sich aber<br />

wie gelähmt fühlen, sobald Ihnen jemand frech kommt.<br />

Daher beschäftigen wir uns im ersten Schritt damit, wie Sie<br />

es erreichen, sich in solchen Situationen nicht überrumpeln<br />

zu lassen, wie Sie gelassen bleiben und einen kühlen Kopf be-<br />

27


28 W as ist das überhaupt, <strong>Schlagfertigkeit</strong>?<br />

halten, den Sie für die beiden nachfolgenden Schritte so dringend<br />

brauchen.<br />

Zweitens sollten Sie sich mit verschiedenen Techniken vertraut<br />

machen – es ist schon viel erreicht, wenn man den einen<br />

oder anderen Trick gleich parat hat. Sie werden etliche<br />

kennen lernen. Probieren Sie sie aus und wenden Sie sie an.<br />

Die eine oder andere Technik sollten Sie dann vertiefen, um<br />

sie bei Gelegenheit gleich verfügbar zu haben.<br />

Damit sind Sie schon mal ganz gut gerüstet und auf dem besten<br />

Weg die meisten Angriffe abzuwehren. Sie sind ihnen<br />

schon nicht mehr hilflos ausgeliefert. Auf Dauer freilich reichen<br />

Techniken allein nicht aus, sie nutzen sich ab. Um der<br />

Gefahr vorzubeugen, dass Ihre Reaktionen vorhersehbar und<br />

schematisch werden, folgt der dritte Schritt. Er hilft Ihnen, Ihr<br />

sprachliches Ausdrucksvermögen zu verbessern. Lernen Sie,<br />

spielerisch mit der Sprache umzugehen, mit Worten und ihren<br />

Bedeutungen zu jonglieren – Sie werden Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

nuancierter einsetzen können und nochmals erheblich verbessern.<br />

� Kaum jemand arbeitet daran, seine <strong>Schlagfertigkeit</strong> systematisch<br />

auszubilden und zu entwickeln. Wenn Sie es tun, verschaffen Sie sich<br />

einen gehörigen Startvorteil. �


Stufe 1: Die unangenehme<br />

Situation überwinden<br />

Am Anfang steht immer eine unangenehme Situation; es gilt<br />

schnell und effizient zu reagieren. Doch Sie sind verdattert<br />

und sprachlos oder reden hilflos dagegen an. Die Situation hat<br />

Sie im Griff, statt dass Sie die Situation beherrschen würden.<br />

Die anderen bringen uns in Verlegenheit ...<br />

Am Arbeitsplatz stellt Sie ein Kollege vor allen anderen bloß,<br />

im Supermarkt werden Sie von der Kassiererin angeraunzt, im<br />

Bus müssen Sie allerlei Kommentare über Ihre Unfähigkeit zur<br />

Kindererziehung über sich ergehen lassen, weil Ihre zweijährige<br />

Tochter ein Eis essen will und mault. Immer wieder<br />

bekommen Sie geistlose Sprüche zu hören, dummdreiste<br />

Vertraulichkeiten, Äußerungen, die nervtötend, hinterhältig,<br />

geschmacklos, kränkend oder obszön sind.<br />

... oder wir uns selbst<br />

Nicht weniger wirkungsvoll ist es, wenn Sie sich selbst in Verlegenheit<br />

bringen: Ihnen rutscht plötzlich irgendeine Bemerkung<br />

heraus. An der versteinerten Miene Ihres Gesprächspartners<br />

erkennen Sie, dass er sie für nicht sehr lustig hält. Sie<br />

verplappern sich, verwechseln wichtige Persönlichkeiten, verletzen<br />

Konventionen, offenbaren Bildungslücken. Oder Ihr<br />

Körper spielt Ihnen ein Streich: Sie gleiten spektakulär aus,<br />

29


30 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

müssen beim Essen niesen, bei der Festansprache husten oder<br />

werden von heftigen Blähungen gepeinigt, während Sie über<br />

Ihr Gehalt verhandeln.<br />

Die Blockade verstehen<br />

Wer einmal verstanden hat, woher Blockaden rühren und dass<br />

solche Blockaden ganz normal sind und nicht „immer nur mir“<br />

passieren, ist bereits ein gutes Stück vorangekommen. Die unangenehmen<br />

Situationen, denen wir mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> begegnen<br />

können, sind keine Katastrophen, aber sie sind unerfreulich<br />

und belastend. Nicht selten nagt es lange an unserem<br />

Selbstwertgefühl, wenn wir es nicht geschafft haben, unsere<br />

Souveränität zu bewahren. So gesehen sind solche Erlebnisse<br />

immer auch Prüfsteine für unser Selbstwertgefühl.<br />

Die meisten unangenehmen Situationen lassen sich in folgende<br />

hilfreiche Kategorien einteilen:<br />

� Jemand will Sie persönlich verletzen durch dumme<br />

Sprüche, Beleidigungen, Provokationen.<br />

� Jemand will Sie vor anderen bloßstellen, indem er Ihre<br />

Schwächen, Fehler, Irrtümer ausbreitet.<br />

� Jemand ist wütend. Sie bekommen seinen Wutausbruch zu<br />

spüren.<br />

� Jemand verletzt Sie durch eine Ungeschicklichkeit oder<br />

Taktlosigkeit.<br />

� Jemand reagiert unangemessen, übertrieben auf Ihr Verhalten.<br />

Zum Beispiel belehrend, herablassend, gereizt oder<br />

amüsiert.


Die Blockade verstehen<br />

� Jemand geht Ihnen mit seinem Gequatsche einfach nur auf<br />

die Nerven.<br />

� Sie selbst haben sich blamiert und müssen nun für Schadensbegrenzung<br />

sorgen.<br />

� Sie geraten in eine peinliche Situation, die Sie souverän<br />

meistern müssen.<br />

Wir sind überfordert<br />

All diesen Situationen ist gemeinsam, dass wir mit unseren<br />

gewohnten Reaktionsweisen nicht mehr klarkommen. Wir<br />

müssten uns anders verhalten als sonst, wissen aber nicht<br />

wie. Die Situation überrascht uns so sehr, dass wir uns im<br />

Moment überfordert fühlen.<br />

Die Wirkung ist uns allen sicher gut vertraut: Orientierungslosigkeit,<br />

Hemmung, Verwirrung, Unfähigkeit zu handeln.<br />

Oder wir verstricken uns immer tiefer in die Peinlichkeit der<br />

Situation. Wir strengen uns an, die Situation zu bereinigen,<br />

machen aber alles nur noch schlimmer. Wir fühlen uns hilflos,<br />

unfähig und schwach.<br />

Wir sind konsterniert<br />

Vielfach empfinden wir unser Verhalten als Versagen und ärgern<br />

uns über uns selbst. Dabei ist unsere Reaktion alles andere<br />

als ein persönlicher Defekt: Es ist ganz natürlich, wie wir<br />

uns verhalten haben. Die Situation hat uns in eine Art Schockstarre<br />

versetzt und wir können eben nicht einfach das tun,<br />

was uns später so leicht scheint, wenn wir wieder entspannt<br />

sind.<br />

31


32 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Der Stress blockiert uns<br />

Wenn wir überrumpelt werden, geraten wir unter Stress. Wir<br />

sind erschrocken und verkrampfen uns. In unserem Kopf jagen<br />

die Gedanken durcheinander. Es bleibt uns die Luft weg, der<br />

Atem stockt. Wir wollen etwas erwidern, aber es will uns einfach<br />

nichts einfallen. Unsere Kehle ist wie zugeschnürt. Wenn<br />

wir dann endlich etwas herausbringen, klingt unsere Stimme<br />

trocken, fiepsig oder schrill. Das macht noch unsicherer und<br />

es kostet Energie. Energie, die wir dringend bräuchten, um uns<br />

kraftvoll oder elegant zur Wehr zu setzen. Wir investieren sie<br />

stattdessen in unsere Selbstblockade.<br />

Diese typische Reaktionskette gilt es vor allem anderen zu<br />

durchbrechen. Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht gleich<br />

beim ersten Mal gelingen, denn es erfordert ein wenig Übung.<br />

Wenn Sie also das nächste Mal überrumpelt werden und wieder<br />

keinen Ton herausbringen, orientieren Sie sich an folgenden<br />

Punkten:<br />

� Versuchen Sie nicht mit aller Gewalt gegen die Blockade<br />

anzugehen. Damit verschlimmern Sie die Sache noch.<br />

� Vergessen Sie Ihr Gegenüber. Suchen Sie nicht nach<br />

schlagfertigen Repliken. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />

auf sich selbst. Versuchen Sie sich zu entkrampfen.<br />

� Selbstvorwürfe sind völlig fehl am Platz. Ihre Reaktion ist<br />

verständlich und ganz und gar natürlich. Lassen Sie die Sache<br />

an sich vorüberziehen. Das nächste Mal wird es besser<br />

laufen.


Die Blockade durchbrechen<br />

Der erste Schritt zur <strong>Schlagfertigkeit</strong>: Sie dürfen sich nicht<br />

länger von solchen Situationen beherrschen lassen. Das ist<br />

natürlich leicht gesagt und gewiss nicht einfach umzusetzen,<br />

denn Ihre Blockade kommt nicht einfach so angeflogen, sondern<br />

sie hat ja ihren Grund.<br />

Und genau diesen Zusammenhang zwischen Ihrer Blockade<br />

und der Situation, die sie ausgelöst hat, müssen Sie aufbrechen.<br />

Dies wird Ihnen umso leichter gelingen, je besser Sie<br />

sich damit vertraut machen, was in einer solchen unangenehmen<br />

Situation vor sich geht: Machen Sie sich bewusst,<br />

dass solche Situationen nicht so sehr dadurch bestimmt sind,<br />

was andere von Ihnen erwarten, sondern viel stärker dadurch,<br />

was Sie daraus machen. Erst wenn Sie dies verinnerlicht haben,<br />

wird es Ihnen gelingen, die Fassung zu bewahren.<br />

Der innere Aufprallschutz<br />

Die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan hat den Begriff<br />

vom „Aufprallschutz“ geprägt, der anschaulich beschreibt,<br />

wie man sich helfen kann. Bauen Sie sich einen inneren<br />

Schutzschild auf, der es Ihnen ermöglicht, Abstand zu<br />

bewahren, gelassen zu bleiben, auch wenn es turbulent zugeht<br />

oder Sie hart angegangen werden.<br />

Die Vorstellung von einem „Aufprallschutz“, den wir immer<br />

mit uns herumtragen und bei Bedarf aktivieren können, ist<br />

außerordentlich hilfreich. Stellen Sie sich z. B. eine Glocke aus<br />

Panzerglas vor, die Sie sich überstülpen können: Sie sehen und<br />

hören alles, aber es geschieht Ihnen nichts. Die peinliche<br />

33


34 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Situation, die schlechte Stimmung Ihres Gesprächspartners,<br />

die sorgenvoll gerunzelte Stirn Ihres Vorgesetzten, die Wut eines<br />

Kunden – alle Unannehmlichkeiten prallen an Ihrem<br />

Schutzschild ab.<br />

Der Aufprallschutz ist aber nie aggressiv. Sie sollten ihn nicht<br />

mit einem Verteidigungswall verwechseln, in dessen Schutz<br />

Sie Ihren Angreifer abwehren. Es geht vielmehr darum, dass<br />

Sie sich einen geschützten Raum bewahren, der es Ihnen ermöglicht,<br />

souverän und selbstbestimmt zu reagieren – aber<br />

nicht auf Kosten Ihrer Mitmenschen.<br />

Wie Sie den „inneren Aufprallschutz“ aufbauen<br />

In kritischen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren, das<br />

kann man einüben. Der innere Aufprallschutz lässt sich in vier<br />

Schritten systematisch aufbauen, wie Barbara Berckhan vorschlägt:<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Stellen Sie sich eine Situation vor, in der Sie relativ gelassen<br />

geblieben sind und mit kühlem Kopf reagiert haben,<br />

obwohl es hoch her ging. Wie war das? Was ging in<br />

Ihnen vor? Wie haben die anderen reagiert?<br />

Bauen Sie vor Ihrem geistigen Auge einen Schutzschild<br />

auf. Stellen Sie sich die Sache so konkret wie möglich vor.<br />

Als Glasglocke, Kunststoffhaube, Schutzanzug oder weiches<br />

Polster, das alle Stöße abfängt.<br />

Verbinden Sie einen passenden Satz mit Ihrem Schutzschild,<br />

den Sie sich in einer heiklen Situation innerlich<br />

vorsagen können. Beispielsweise: „Das trifft mich nicht“<br />

oder: „Ich bin in Sicherheit“.


4<br />

Lassen Sie die Vorstellung vom Schutzschild auf sich wirken.<br />

Schalten Sie Ihren Aufprallschutz ein und aus. Beobachten<br />

Sie, was passiert. Die Launen und Stimmungen der<br />

anderen treffen Sie nicht. Sie sind in Ihrem eigenen Gefühls-<br />

und Gedankenraum sicher.<br />

� Einen „Aufprallschutz“ können Sie nicht nur gut gebrauchen, um<br />

schlagfertiger zu werden. Sie können sich damit auch gegen schlecht<br />

gelaunte Kollegen, ruppige Vorgesetzte oder nörgelnde Kunden abschirmen.<br />

Dabei geht es nicht darum, deren Anliegen zu ignorieren,<br />

sondern sich nicht von deren schlechter Stimmung anstecken oder gar<br />

lähmen zu lassen. �<br />

Die äußere Distanz<br />

Die Blockade durchbrechen<br />

Der Aufprallschutz ist schon mal ein erster wichtiger Schritt,<br />

was aber tun Sie konkret, wenn Sie von einer unangenehmen<br />

Situation überrumpelt werden?<br />

Lassen Sie die Luft raus<br />

Das Erste, worauf Sie sich konzentrieren sollten, bevor Sie<br />

irgendetwas sagen, ist Ihr Atem: Atmen Sie tief ein und in aller<br />

Seelenruhe wieder aus. Stellen Sie sich gleichzeitig die bedrohliche<br />

Situation wie einen prallen Luftballon vor, aus dem<br />

Sie die Luft ablassen. Ruhiges Atmen stabilisiert, hektisches<br />

Luftschnappen dagegen macht nervös.<br />

Schaffen Sie sich Platz<br />

Außerdem brauchen Sie Raum, um Ihre Souveränität wiederzugewinnen.<br />

Schaffen Sie sich eine räumliche Distanz, so halten<br />

Sie sich Ihren Kontrahenten auch im übertragenen Sinne<br />

35


36 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

vom Leib. Natürlich sollten Sie sich dabei nicht in eine Ecke<br />

zurückziehen, wo Sie Ihr Gegenüber buchstäblich in die Enge<br />

treibt. Achten Sie darauf, dass Sie keine unnatürliche Haltung<br />

einnehmen und nicht eingequetscht sind. Wenn Sie sitzen,<br />

sollten Sie überlegen, ob Sie nicht besser aufstehen. Dadurch<br />

gewinnen Sie Raum, übernehmen die Initiative und durchbrechen<br />

die Passivität.<br />

Die richtige Haltung<br />

Eine schlagfertige Antwort besteht nicht nur aus Worten,<br />

ebenso kommt es darauf an, dass Ihre Körpersprache stimmt.<br />

Manche Menschen ziehen ihre Schultern hoch und setzen<br />

sich mit giftigen Kommentaren zur Wehr, die sie zwischen zusammengebissenen<br />

Zähnen hervorstoßen. Oft werden solche<br />

Kommentare nicht richtig verstanden – und das ist wohl auch<br />

irgendwie beabsichtigt. Man traut sich eben doch nicht so<br />

ganz, Kontra zu geben. <strong>Schlagfertigkeit</strong> – ja bitte, aber hoffentlich<br />

bekommt niemand etwas mit. Die Folge: Ihre Antworten<br />

können noch so geistreich und treffend sein, die Wirkung<br />

wird verpuffen.<br />

Der Umkehrschluss ist in diesem Falle zulässig: Selbst eine<br />

nicht besonders originelle Antwort kann ungemein schlagfertig<br />

wirken, wenn Sie sie mit der nötigen Festigkeit äußern.<br />

Wer Selbstsicherheit ausstrahlt, wirkt von vornherein schlagfertiger.<br />

Achten Sie also auf Ihre Körpersprache.<br />

So wirken Sie selbstbewusster<br />

� Wenn Sie stehen: Achten Sie auf einen festen Stand.<br />

Belasten Sie beide Beine möglichst gleichmäßig. Stellen


Die Blockade durchbrechen<br />

Sie Ihre Füße nicht zu eng aneinander, auf keinen Fall sollten<br />

Ihre Schuhe aneinander stoßen. Allzu breitbeiniges<br />

Stehen wirkt hingegen aggressiv.<br />

� Ändern Sie nicht ständig Ihre Haltung, das macht einen<br />

ungeduldigen, nervösen oder unsicheren Eindruck.<br />

� Verschränkte Arme wirken abweisend. Besser, Sie winkeln<br />

die Arme an. Lassen Sie sie nicht baumeln.<br />

� Wenn Sie sitzen: Nutzen Sie die gesamte Sitzfläche. Ziehen<br />

Sie Ihre Füße nach Möglichkeit nicht unter die Sitzfläche<br />

oder schlingen sie um ein Stuhlbein. Setzen Sie beide<br />

Füße auf den Boden.<br />

� Halten Sie mit Ihrem Gegenüber Blickkontakt, solange Sie<br />

sprechen. Wichtig, wenn Sie vor Gruppen reden: Möchten<br />

Sie mit Ihrer Replik die Sache abschließen, wenden Sie unmittelbar<br />

nach Ihrer Antwort den Blick von Ihrem „Kontrahenten“<br />

ab.<br />

Diese Empfehlungen sollen Ihnen helfen und Sie nicht verunsichern.<br />

Sie hätten ihren Sinn verfehlt, wenn Sie bei nächster<br />

Gelegenheit noch zusätzlich darüber nachdenken würden, ob<br />

Sie die Füße richtig aufgesetzt haben. Unterschätzen Sie die<br />

körpersprachlichen Zeichen jedoch auch nicht: Manchmal<br />

hilft es bereits die Haltung ein wenig zu verändern, um die<br />

nötige Distanz und Ausstrahlung zu gewinnen.<br />

37


38 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Mut zur Frechheit<br />

Wir wollen es uns mit niemandem „verscherzen“, wie man das<br />

treffenderweise nennt. Schon gar nicht mit Vorgesetzten. Also<br />

halten wir den Mund und verschaffen uns lieber später ein wenig<br />

Luft im Kreise unserer Kollegen, die unsere Leidensgenossen<br />

sind. Auch wenn uns ein Kollege unfair angeht, scheuen wir uns<br />

oft, seinen Angriff zu erwidern. Es könnte ja ein Konflikt daraus<br />

entstehen. Und dann? Wir wollen uns schließlich das Leben<br />

nicht schwer machen – und fressen den Ärger in uns hinein.<br />

Doch mit dieser Vermeidungsstrategie verschlimmern wir die<br />

Sache meist nur. Wenn wir unseren Mitmenschen nicht deutlich<br />

machen, wann sie zu weit gegangen sind, können wir<br />

nicht erwarten, dass sie in Zukunft Rücksicht nehmen. Im Gegenteil,<br />

sie verlieren den Respekt vor uns, weil wir ja alles mit<br />

uns machen lassen. Schlimmer noch: Auf Dauer verlieren wir<br />

auch unsere Selbstachtung.<br />

Sie sollten sich also einen Ruck geben. Haben Sie ruhig ein<br />

wenig Mut zur Frechheit. Sie werden feststellen, wie positiv<br />

es ist, wenn Sie sich bei Gelegenheit Respekt verschaffen können.<br />

Außerdem werden Sie in diesem TaschenGuide auch einige<br />

sanfte Techniken kennen lernen, bei denen sich niemand<br />

auf den Schlips getreten fühlt.<br />

Die Härtegrade der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

Wie diplomatisch, witzig oder aggressiv Sie sich zur Wehr setzen<br />

sollten, hängt ganz von den Umständen ab. Im Allgemeinen<br />

erfassen wir sehr schnell die Situation und richten unser Verhalten<br />

danach aus. Folgende Faktoren sind dabei bedeutsam:


Wutausbrüche entschärfen<br />

� Art des Angriffs: Wer Sie bloßstellen, beleidigen oder fertig<br />

machen möchte, dem sollten Sie eher mit einer harten<br />

Antwort begegnen.<br />

� Abhängigkeitsverhältnis: Gegenüber Personen, auf die Sie<br />

angewiesen sind, sollten Sie tendenziell eher sanfte Techniken<br />

einsetzen.<br />

� Stärke des Angreifers: Wenn Sie jemand attackiert, der Ihnen<br />

intellektuell deutlich unterlegen ist, sind milde und<br />

witzige Antworten hilfreicher (und fairer) als vernichtende<br />

Gegenkonter.<br />

� Publikum: Findet der Angriff vor anderen statt, sollten Sie<br />

wissen, was Ihnen wichtiger ist: das Publikum oder die persönliche<br />

Beziehung zu Ihrem Kontrahenten?<br />

Wenn ein Publikum dabei ist, spielt es auch eine gewisse Rolle,<br />

wie die Sympathien verteilt sind: Ist das Publikum auf Ihrer<br />

Seite, neutral, gemischt oder sympathisiert es mit dem Angreifer?<br />

Doch sollten Sie diese Einflüsse nicht überbewerten.<br />

Auf eine schlagfertige Antwort vor einem Publikum sollten Sie<br />

fast nie verzichten – auch und gerade wenn es gegen Sie eingestellt<br />

ist. Nicht immer erwerben Sie damit Sympathien, zumindest<br />

aber Respekt.<br />

Wutausbrüche entschärfen<br />

Wenn uns jemand wütende Tiraden entgegenschleudert, fällt<br />

es besonders schwer gelassen zu bleiben. Unser Aufprallschutz<br />

wird auf eine harte Probe gestellt, denn Wut ist eine<br />

ungeheure negative Energie, die alles zermalmt, was sich ihr<br />

39


40 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

in den Weg stellt. Wer so attackiert wird, handelt meist auf<br />

eine der beiden folgenden Weisen:<br />

� Er wird ebenfalls wütend. Der Streit eskaliert.<br />

� Er erduldet die Wut, lässt sich als Opfer missbrauchen und<br />

fühlt sich gedemütigt.<br />

Wer unter einem cholerischen Vorgesetzten zu leiden hat,<br />

neigt eher zur zweiten Reaktionsweise. Doch auch vielen<br />

Führungskräfte verschlägt es die Sprache, wenn plötzlich einem<br />

ihrer Mitarbeiter der Kragen platzt oder ihre Sekretärin<br />

laut wird. Solche Wutausbrüche können verheerende Folgen<br />

haben – für den Mitarbeiter ebenso wie für die Führungskraft,<br />

die auf einen Wutausbruch nicht souverän reagiert.<br />

Beide Reaktionsweisen sind ungeeignet, um der Wut seiner<br />

Mitmenschen zu begegnen. Selbst in Wut zu geraten, verschlimmert<br />

den Konflikt. Einen Wutausbruch einfach über<br />

sich ergehen zu lassen – auch wenn sich Ihr Vorgesetzter bei<br />

Ihnen austobt – ist ebenso falsch. Sie verlieren Anerkennung<br />

und Respekt.<br />

Versuchen Sie einen kühlen Kopf zu bewahren. Setzen Sie<br />

Ihren Aufprallschutz ein und warten Sie zunächst ab. Lassen<br />

Sie die groben Angriffe an sich abperlen. Tun Sie zunächst<br />

einmal gar nichts. Unterlassen Sie es auf jeden Fall, sich zu<br />

rechtfertigen oder nach Erklärungen zu suchen. Das verschlimmert<br />

die Sache nur. Geben Sie Ihrem Gegenüber eher<br />

noch ein wenig Zeit sich auszutoben, warten Sie, bis er sich<br />

abgekühlt hat. Antworten Sie erst, wenn Ihr wütendes Gegenüber<br />

inhaltlich Aussagen macht – dann aber so trocken<br />

und sachlich wie möglich.


Wutausbrüche entschärfen<br />

Beispiel<br />

„Was haben Sie denn da wieder für einen kolossalen Mist gebaut?!“<br />

schnaubt der Geschäftsführer. Mältzer schaut verwundert auf. Der Geschäftsführer<br />

donnert: „Das war ja wohl der hirnverbrannteste Unsinn,<br />

den man sich vorstellen kann.“ Mältzer wartet ab. Der Geschäftsführer:<br />

„Wollen Sie unser Unternehmen ruinieren?“ Mältzer sagt noch immer<br />

nichts. Pause. Der Geschäftsführer kommt endlich zur Sache: „Warum haben<br />

Sie den Auftrag der Firma Motzke zugeschanzt?“ – „Ich habe den Auftrag<br />

der Firma Motzke erteilt, weil sie uns das günstigste Angebot gemacht<br />

hatten. Und ihre Referenzen schienen in Ordnung.“<br />

Es hat überhaupt keinen Sinn, mit jemandem zu diskutieren,<br />

der in Rage ist und nur seiner Empörung Ausdruck verleiht.<br />

Mältzer wartet ab, bis der Geschäftsführer eine echte Frage<br />

an ihn richtet. Die polemische Frage, ob er das Unternehmen<br />

ruinieren will, lässt er unbeantwortet. Mältzers Schweigen ist<br />

souverän. Er steuert das Gespräch und schafft die Voraussetzung<br />

dafür, dass es auf eine sachlichere Ebene zurückkehrt.<br />

� Warten Sie bei Wutausbrüchen den ersten Ausbruch ab. Sie entscheiden,<br />

wann Sie antworten möchten. �<br />

41


42 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Über Beleidigungen nicht diskutieren<br />

In vielen Fällen ist es sinnvoll, provokative Spitzen oder gar<br />

wütende Beleidigungen zu überhören. Etwa wenn Ihr Chef in<br />

Rage ist, weil Sie einen Fehler gemacht haben. Lassen Sie ihn<br />

Dampf ablassen; Sie sollten nur zur Sache Stellung nehmen,<br />

um die es geht, und Ihren Fehler unumwunden einräumen.<br />

Beispiel<br />

Der Geschäftsführer: „Sie sind eine absolute Null! So etwas habe ich noch<br />

nie erlebt! Wieso haben Sie Herrn Kreische nicht vorher informiert?!“<br />

Mältzer ruhig: „Ich dachte, Herr Kreische wäre für dieses Projekt nicht zuständig.<br />

Ich habe mich geirrt. Das nächste Mal werde ich rechtzeitig Rücksprache<br />

halten.“<br />

Gewiss kein angenehmes Gespräch. Doch Herr Mältzer erreicht<br />

durch sein Verhalten eine ganze Menge. Er verhindert,<br />

dass sich die Situation weiter aufschaukelt und es zu einer<br />

lautstarken Auseinandersetzung kommt. Genau das wäre vermutlich<br />

geschehen, wenn Herr Mältzer mit bebender Stimme<br />

geantwortet hätte, er sei keine Null, er hätte in den vergangenen<br />

Jahren so viele Projekte erfolgreich abgeschlossen etc.<br />

Der Geschäftsführer hätte daraufhin sämtliche Fehler von<br />

Herrn Mältzer, an die er sich noch erinnern kann, auf den Tisch<br />

gebracht. Alte Narben reißen wieder auf und die beiden streiten<br />

sich erregt über Vorkommnisse, die Jahre zurückliegen.<br />

Am besten Sie stellen sich vor, das Gespräch mit Ihrem Chef<br />

findet auf zwei Etagen statt: Im Erdgeschoss sitzen Sie Ihrem<br />

Chef gegenüber und klären sachlich seine Vorwürfe. Im Souterrain<br />

tobt unterdessen Ihr Chef seine Wut aus. Lassen Sie<br />

ihn dort allein und steigen Sie auf keinen Fall zu ihm hinunter.<br />

Manchmal kehrt erstaunlich schnell Stille im „Wutkeller“


Wutausbrüche entschärfen<br />

ein. Dann können Sie in Ruhe ein konstruktives Gespräch im<br />

Erdgeschoss fortsetzen. Und die Wut, diese zerstörerische Energie,<br />

kann abziehen wie durch einen Kamin. Wenn die Sache<br />

glückt, tun Sie nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern<br />

auch Ihrem Gegenüber, der außer sich geraten ist.<br />

Beispiel<br />

Weghören ist durchaus kein Zeichen von Schwäche oder Unterlegenheit,<br />

im Gegenteil. Es zeugt oft von großer Souveränität und Professionalität.<br />

Manfred Overhaus, parteiloser Staatssekretär im Finanzministerium, gilt<br />

als einer der kompetentesten und mächtigsten Politprofis in Deutschland.<br />

Eines Tages soll ihn Friedrich Zimmermann, damals Verkehrsminister, angebrüllt<br />

haben: „Sie haben wohl einen Schuss!“ Overhaus erwiderte<br />

nichts darauf. Als sich später Finanzminister Theo Waigel für seinen<br />

Parteifreund entschuldigen wollte, sagte er, er habe gar nichts gehört.<br />

Der passende Kommentar als<br />

„Wutbremse“<br />

Das Weghören hat allerdings Grenzen. Sie werden recht bald<br />

feststellen können, ob die Wut Ihres Gegenüber verraucht oder<br />

ob sie sogar noch zunimmt. Manche Menschen reden sich erst<br />

so richtig in Rage oder können es nicht vertragen, dass jemand<br />

auf Ihre Wut nicht reagiert. Dann müssen Sie reagieren. Sie<br />

müssen in den „Wutkeller“ hinabsteigen. Aber nicht um dort<br />

zu streiten, sondern für einen passenden Kommentar.<br />

Stellen Sie sachlich fest: „Sie sind erregt.“ Oder: „Sie sind<br />

sehr wütend.“ Oder: „Sie sind außer sich.“ Treffen Sie Ihre<br />

Feststellung so schlicht und nüchtern wie möglich. Auch<br />

Äußerungen wie „Sie wissen nicht, was Sie sagen!“ wirken<br />

nur provozierend. Sehen Sie auch davon ab, sich selbst als<br />

43


44 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

beklagenswertes Opfer ins Spiel zu bringen. „Sie schreien“<br />

ist ein besserer Kommentar als „Warum schreien Sie mich<br />

eigentlich so an?“<br />

Solche „staubtrockenen“ Kommentare haben zwei Funktionen:<br />

� Sie halten Ihrem Gesprächspartner den Spiegel vor.<br />

� Sie bewahren sich Ihre Souveränität.<br />

Im ungünstigsten Fall macht das Ihren Gesprächspartner noch<br />

wütender. Aber sogar dann haben Sie etwas erreicht. Sie haben<br />

ein neues Thema ins Spiel gebracht: Die Erregung Ihres<br />

Gegenübers. Wenn er darauf eingeht („Ich habe ja wohl auch<br />

allen Grund, wütend zu sein!“), lässt sich die Sache meist<br />

schnell auf eine sachliche Ebene bringen.<br />

Aber auch wenn das nicht der Fall ist, können Sie sich behaupten.<br />

Sie lassen sich nicht zum Opfer machen und darauf<br />

kommt es jetzt an. Oft können Sie an diesem Punkt der Auseinandersetzung<br />

förmlich spüren, wie Ihnen mit einem Mal<br />

wieder Macht zuwächst. Auch wenn gerade dieser Umstand<br />

Ihr Gegenüber ärgert. Sie müssen jetzt nur konsequent bei<br />

dieser Linie bleiben und Sie werden unbeschadet aus so einer<br />

Auseinandersetzung hervorgehen.<br />

Schützen Sie Ihre persönliche Würde<br />

Setzt Ihr Gesprächspartner seine Attacken fort, bleibt er unsachlich<br />

oder sogar beleidigend, sollten Sie das rasch unterbinden.<br />

Denn sobald Ihre persönliche Würde in Gefahr gerät,<br />

ist es nicht mehr damit getan, „auf Durchzug“ zu stellen oder<br />

den Wutausbruch nüchtern zu konstatieren.


Wutausbrüche entschärfen<br />

Sie müssen die Initiative ergreifen. Das erscheint Ihnen vielleicht<br />

beängstigend oder gar selbstmörderisch. Ihr Chef tobt,<br />

und Sie sollen dagegenhalten? – Genau dies. Denn ab einem<br />

gewissen Punkt geht es nicht mehr um verständliche Überreaktionen,<br />

sondern um Ihre persönliche Würde. Und die brauchen<br />

Sie sich von niemandem nehmen zu lassen – auch nicht<br />

von Ihrem Chef.<br />

Ändern Sie Ihre Haltung, Ihre Stimme, Ihren Tonfall. Lassen Sie<br />

Ihr Selbstbewusstsein wachsen. Nun sind Sie an der Reihe zu<br />

sprechen. Stellen Sie unmissverständlich fest: „Sie haben mich<br />

eben beleidigt.“ Oder noch deutlicher: „Sie haben mich gerade<br />

einen Schwachkopf genannt. Das ist beleidigend.“<br />

Sie haben jetzt verschiedene Möglichkeiten, das Gespräch<br />

fortzusetzen oder zu beenden.<br />

� Sie bauen noch einmal eine Brücke: „Ich weiß, Sie sind aufgebracht,<br />

weil ich versehentlich Ihren Parkplatz blockiert<br />

habe. Ich kann das auch verstehen. In Zukunft wird das<br />

auch nicht wieder vorkommen. Doch gibt es keinen Grund,<br />

mich zu beleidigen.“<br />

� Sie stärken Ihre Position durch eine Forderung: „Ich erwarte<br />

von Ihnen, dass Sie sich entschuldigen.“<br />

� Sie brechen das Gespräch ab: „Unter diesen Umständen bin<br />

ich nicht bereit, das Gespräch mit Ihnen fortzusetzen.“ Wenn<br />

Sie noch sitzen, stehen Sie auf und verlassen den Raum.<br />

Den Abbruch des Gesprächs können Sie mehr oder weniger<br />

dramatisch gestalten. Wollen Sie trotz allem noch „eine Tür<br />

offen halten“, können Sie zum Beispiel mit den Worten: „Sie<br />

45


46 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

können mich jederzeit anrufen, wenn Sie Ihren normalen Ton<br />

wieder gefunden haben“ den Raum verlassen. Oder Sie gehen<br />

ohne weiteren Kommentar, nachdem Sie erklärt haben, dass<br />

Sie sich eine Beleidigung nicht gefallen lassen.<br />

� Scheuen Sie sich nicht, das Gespräch abzubrechen und den Raum<br />

zu verlassen, wenn Ihr Gegenüber keine Anstalten macht, zu einem<br />

geordneten Gespräch zurückzukehren. �<br />

Mit Nachdruck eine Entschuldigung einzufordern, kann<br />

manchmal Wunder wirken. Ihr Gesprächspartner erkennt, dass<br />

er zu weit gegangen ist. Nach der Entschuldigung ist die Sache<br />

bereinigt und ein sachliches Gespräch ist wieder möglich.<br />

Die Befürchtung, dass Ihnen durch ein selbstbewusstes Auftreten<br />

Nachteile erwachsen könnten, ist meist unbegründet.<br />

Oft ist das Gegenteil der Fall: Sie verschaffen sich Respekt.<br />

Nachteile müssen Sie eher dann befürchten, wenn Sie es akzeptieren,<br />

dass man Sie demütigt und Ihnen Ihre Würde<br />

nimmt.<br />

Verzichten Sie auf originelle Sprüche<br />

Im Umgang mit wütenden Mitmenschen sollten Sie Ihre Originalität<br />

möglichst zügeln. Auch wenn sich die Gelegenheit<br />

bietet, mit einer glänzenden Replik zu kontern – vergessen Sie’s.<br />

Es sei denn, Sie legen Wert darauf, sich Feinde zu machen.<br />

Seien Sie sachlich, nüchtern, ernst. Gehen Sie den Ursachen<br />

nach, die hinter der Wut stecken. Dadurch können Sie sich gewissermaßen<br />

zum Anwalt des Wütenden machen. Das macht<br />

Sie nahezu unverwundbar.


Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

Beispiel<br />

Manche Beschwerdeabteilungen bei großen Unternehmen verstehen es<br />

meisterhaft, mit empörten Kunden umzugehen. Die Kunden können erst<br />

ihre Wut abladen. Sobald es um die Sache geht, wird ihr Ton meist viel<br />

umgänglicher, denn der höflich distanzierte Mitarbeiter, der persönlich<br />

ohnehin nicht für den Fehler verantwortlich ist, nimmt alles auf und verspricht<br />

Hilfe.<br />

Ähnlich können auch Sie vorgehen, wobei es keine Rolle spielt,<br />

ob Sie selbst tatkräftig zu der Wut Ihres Gegenübers beigetragen<br />

haben. Verzichten Sie auf Rechtfertigungen. Klären Sie die<br />

Sache auf, übernehmen Sie Verantwortung, äußern Sie Verständnis,<br />

entschuldigen Sie sich gegebenenfalls und versprechen<br />

Sie Besserung. Mehr kann niemand von Ihnen verlangen.<br />

Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

Zum Glück sind Wutausbrüche eher selten. Weit häufiger haben<br />

wir es mit Kränkungen, Provokationen oder „witzigen Bemerkungen“<br />

zu tun, die uns auf die Nerven gehen. Solche Nadelstiche<br />

sind manchmal nur lästig, manchmal verletzen sie<br />

uns auch.<br />

Sie würden sich gerne mit schlagfertigen, originellen, witzigen<br />

Sprüchen zur Wehr setzen, doch leider fällt Ihnen das<br />

Passende nie im richtigen Moment ein. Oft liegt das daran,<br />

dass wir viel zu hoch zielen. Auf einen dummen Spruch suchen<br />

wir eine kluge Entgegnung. Das kann nicht gut gehen.<br />

Erst recht nicht, wenn wir keine Zeit haben.<br />

Schonen Sie daher Ihre Nerven und Ihren Kopf. Beginnen Sie<br />

mit ganz simplen Erwiderungen. Sie werden verblüfft sein,<br />

wie wirkungsvoll sie sein können.<br />

47


48 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Der dumme Spruch<br />

Ob Väter mit Kinderwagen, Briefmarkensammler, blonde<br />

Frauen, Vegetarier, Brillenträger, Menschen, die Walter heißen<br />

oder Ernst, Bergsteiger, Christen, Zahnärzte – niemand ist vor<br />

dummen Sprüchen sicher. Dabei lassen sich drei Kategorien<br />

unterscheiden:<br />

� der zwanghafte dumme Spruch,<br />

� der „witzige“ dumme Spruch,<br />

� der zwanghaft „witzige“ dumme Spruch.<br />

Der zwanghafte dumme Spruch<br />

Der zwanghafte dumme Spruch zeichnet sich dadurch aus, dass<br />

alles ganz harmlos anfängt. Bei seinem ersten Auftreten halten<br />

wir ihn vielleicht sogar für ganz amüsant. Seine nervtötende<br />

Wirkung entfaltet er durch zwanghafte Wiederholung.<br />

Beispiel<br />

„Ist das dein Ernst?“ Diese Frage wird die Frau von Ernst vielleicht beim<br />

ersten Mal noch lachend bejahen. Doch ab dem 500. Mal wird sie nur noch<br />

entnervt die Augen verdrehen. Was ihr allerdings auch nicht helfen wird.<br />

Auch beim nächsten Mal wird der Frager überzeugt sein, ihm sei gerade<br />

ein originelles Wortspiel geglückt.<br />

Gegenwehr<br />

Gegenwehr ist zwecklos. Denn verhindern lässt sich der<br />

zwanghafte dumme Spruch kaum. Auch ein giftiger Konter ist<br />

meist völlig unangebracht, denn der Sprüchemacher wollte<br />

Ihnen ja nicht wehtun, sondern originell sein. Bringen Sie ihm<br />

also schonend bei, dass er sein Ziel nicht erreicht hat: „Horst,


Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

du bist der 95., dem dieser Spruch einfällt. Ich kann nicht<br />

mehr drüber lachen.“ Oder: „Fragen Sie mich mal, wie oft ich<br />

mir den Spruch hab‘ anhören müssen.“<br />

Der „witzige“ dumme Spruch<br />

Im Unterschied zum nervtötenden zwanghaften Spruch hat<br />

der „witzige“ dumme Spruch eine Spitze. Eine Spitze, die eher<br />

notdürftig witzig verpackt wird. Sie sollen provoziert werden<br />

und als Vehikel dient der „witzige“ dumme Spruch. Denn einen<br />

Spaß werden Sie ja wohl verstehen, oder?<br />

Beispiel<br />

Am Anfang hatte Karin Grothe die faulen Sprüche über Frauen und die<br />

Blondinenwitze von Herrn Roeder für eine Flachserei unter Kollegen gehalten<br />

und nicht weiter darauf reagiert. Doch die Sprüche wurden immer<br />

gehässiger und rutschten immer tiefer unter die Gürtellinie. Als sie Herrn<br />

Roeder zur Rede stellte, bemerkte er nur: „Meine Güte, sind Sie vielleicht<br />

humorlos. Typisch Frau.“<br />

Die Unterschiede zur spaßigen Frotzelei (die auch nicht jedermanns<br />

Sache ist) werden bewusst verwischt. Bei einer<br />

Frotzelei geht es darum, sich gegenseitig „auf den Arm zu<br />

nehmen“ und dabei Spaß zu haben. Die Sache funktioniert<br />

nur, wenn sich beide Seiten an dem Spiel beteiligen und jeder<br />

sowohl „austeilen“ kann als auch „einstecken“ muss.<br />

Gegenwehr<br />

Das Wichtigste: Lassen Sie sich nicht provozieren. Wenn Sie<br />

hochgehen, hat der Sprüchemacher genau sein Ziel erreicht.<br />

Wenn es sich nicht um eine Frotzelei handelt, die Sie erwidern<br />

können, sollten Sie auf keinen Fall mitlachen, weil Sie den<br />

dummen Spruch damit akzeptieren und er dann mit Sicherheit<br />

49


50 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

nicht der letzte bleibt. Wehren Sie sich mit <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />

Geeignete Techniken lernen Sie im nächsten Kapitel kennen.<br />

Der zwanghaft „witzige“ dumme Spruch<br />

Die dritte Stufe der dummen Sprüche: Eine „witzige“ Bemerkung<br />

wird geradezu zwanghaft wiederholt, sobald Sie erscheinen.<br />

Das kann äußerst zermürbend sein und das ist meist<br />

auch der Zweck: Der Sprüchemacher will Sie fertig machen.<br />

Die Sprüche sind vielleicht gar nicht besonders verletzend,<br />

aber die ständige Wiederholung soll Sie in die Knie zwingen.<br />

Beispiel<br />

Der neue Mitarbeiter, Herr Munzel, ist katholisch. Immer wenn ihm Herr<br />

Fricke über den Weg läuft, bemerkt dieser grinsend: „Na, Herr Munztel,<br />

heute schon gebeichtet?“<br />

Gegenwehr<br />

Die Gegenwehr funktioniert im Prinzip wie beim „witzigen“<br />

dummen Spruch. Nur können Sie eher davon ausgehen, dass<br />

Ihr Gegenüber Sie wirklich schädigen will. Versuchen Sie es<br />

mit einer schlagfertigen Replik. Wenn das nichts hilft, sollten<br />

Sie über weitere Schritte nachdenken, Ihren Vorgesetzten informieren<br />

oder den Personal- bzw. Betriebsrat. Denn gegen<br />

„Mobbing“ ist <strong>Schlagfertigkeit</strong> kein ausreichendes Mittel.<br />

Das vergiftete Kompliment<br />

„Das haben Sie ja wirklich toll gemacht“, begrüßt Sie eine Kollegin<br />

nach Ihrem Vortrag, „ich habe mich kaum gelangweilt.<br />

Höchstens die letzten zehn Minuten.“ Solche enthusiastischen<br />

Stellungnahmen lassen Ihr Herz im ersten Moment sicher<br />

höher schlagen – jedenfalls solange bis der Nachsatz an-


Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

gekommen ist. Ihr Gegenüber traut sich nicht, Sie offen zu<br />

kritisieren und versieht deshalb ein Lob mit einem mehr oder<br />

minder versteckten Widerhaken.<br />

Eine besonders perfide Variante des „vergifteten Kompliments“<br />

funktioniert nach dem Strickmuster: Die Sache war großartig<br />

– für Ihre Verhältnisse. Objektiv war sie zwar schlecht. Aber da<br />

Sie vollkommen unfähig sind, ist eine Sache, die schlecht ist,<br />

für Ihre Verhältnisse noch großartig.<br />

Gegenwehr<br />

Vergiftete Komplimente können Sie auch mit Sarkasmus entgegennehmen.<br />

Darüber hinaus sollten Sie die Unterstellung –<br />

nämlich die Herabwürdigung Ihrer Person – beim Namen nennen.<br />

Sie können in der Regel mühelos eine Frage nach folgendem<br />

Muster anschließen: „Wollten Sie das sagen? Dass Sie<br />

mich für einen so großen Langweiler halten, dass Sie es für<br />

eine Spitzenleistung halten, wenn Sie erst in den letzten zehn<br />

Minuten wegdämmern?!“ – Sie können sicher sein: Ihr Gegenüber<br />

hat sein Gift nicht ohne Grund in ein Kompliment eingegossen.<br />

Jetzt muss er offen Kritik üben. Oder klein beigeben.<br />

Die Kritik mit der Fliegenklatsche<br />

Nicht jeder macht sich die Mühe, das Gift, das Sie schlucken<br />

sollen, in ein Kompliment zu verpacken. Wenn Sie jemand ablehnt<br />

oder vor anderen schlecht machen möchte, äußert sich<br />

das häufig in einer überzogenen, unbestimmten oder ungerechtfertigten<br />

Kritik. Nach dem Prinzip der Fliegenklatsche:<br />

Einmal kräftig draufhauen, und das Biest hat ausgesummt.<br />

51


52 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

„Kommen Sie mir nicht mit diesem alten Käse“, sagt Ihr Vorgesetzter,<br />

wenn Sie ihm einen neuen originellen Vorschlag unterbreiten.<br />

„Das haben wir doch schon hundertmal gehört“, kommentiert<br />

eine Kollegin Ihr Referat über die künftigen Entwicklungen<br />

im Telekommunikationsmarkt, an dem Sie nächtelang<br />

gefeilt haben. Oder ein Kunde bemerkt nach Ihrer Präsentation<br />

schlicht: „Da haben Sie ja einen Riesenblödsinn verzapft.“<br />

Solche Bemerkungen kränken und verletzen zutiefst. Sie haben<br />

sich viel Mühe gegeben und Ihre Arbeit wird in den Dreck<br />

getreten. Sie beginnen sich zu rechtfertigen. Und ernten höhnisches<br />

Grinsen. Oder Sie sind beleidigt und sagen gar nichts<br />

mehr. Auf jeden Fall hat die Fliegenklatsche getroffen. Es hat<br />

sich erst mal ausgesummt.<br />

Gegenwehr<br />

Achtung. Hüten Sie sich vor folgenden Fallstricken: Das Abgefeimte<br />

an der Kritik mit der Fliegenklatsche ist nicht, dass Ihre<br />

Arbeit negativ beurteilt wird, obwohl Sie sich so angestrengt<br />

haben. Darüber sollten Sie nicht diskutieren. Auch sollten Sie<br />

sich hüten, Ihren Kritiker anzugreifen oder seine Kompetenz in<br />

Frage zu stellen („Herr Müller, ich muss mich sehr wundern, Sie<br />

haben doch noch nie einen Vortrag zustande gebracht!“). Sie<br />

riskieren, hinfort als „beleidigte Leberwurst“ zu gelten oder als<br />

überempfindlich. Und Ihren Vorschlag oder Vortrag rettet das<br />

auch nicht. Das wird kaum Ihr Ziel sein.<br />

Eine negative Beurteilung müssen Sie sich gefallen lassen.<br />

Was Sie aber keineswegs akzeptieren sollten: Die Unbestimmtheit<br />

der Kritik. Drehen Sie Ihrem Kritiker die Fliegenklatsche<br />

aus der Hand und fragen Sie ganz genau nach.


Erste Hilfe gegen Nadelstiche<br />

Beispiel<br />

„Was meinen Sie bitte mit altem Käse?“ Ihr Gegenüber reagiert gereizt:<br />

„Wir haben die Sache doch schon vor Jahren ausprobiert. Und es hat nicht<br />

funktioniert.“ Jetzt haben Sie einen besseren Anhaltspunkt, um einzuhaken<br />

und die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu ziehen. „Warum hat<br />

es denn damals nicht funktioniert?“...<br />

„Was meinen Sie mit Riesenblödsinn?“ – „Sie haben gesagt, der südostasiatische<br />

Markt hätte sich in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt.<br />

Das ist nun wirklich Unsinn.“ – „Moment, ich habe nicht global vom südostasiatischen<br />

Markt gesprochen, sondern von einzelnen Ländern. Darunter<br />

auch Indien, das nun wirklich nicht zum südostasiatischen Markt<br />

gehört.“<br />

Nicht immer lassen sich Ihre Gesprächspartner so schnell herbei,<br />

konkret zu werden. Da hilft nur eins: Sie müssen so lange<br />

bohren, bis sich für Sie irgendein konkreter Anhaltspunkt<br />

ergibt. Bleibt es bei den Pauschalurteilen, schließen Sie: „Ich<br />

habe immer noch nicht recht verstanden, warum Sie meine<br />

Vorschläge abgedroschen finden. Ich glaube vielmehr, es ergeben<br />

sich einige interessante Anhaltspunkte, die wir diskutieren<br />

sollten. Nämlich ...“<br />

Und noch etwas spricht für die sachliche Nachfrage: Nicht jeder,<br />

der ein Pauschalurteil abgibt, das Ihnen vernichtend erscheint,<br />

will Sie ärgern oder herabwürdigen. Sehr oft verbirgt<br />

sich dahinter irgendeine Detailkritik oder ein Einwand, über<br />

den sich sehr wohl diskutieren lässt. Ihr Gegenüber ist aber<br />

nicht in der Lage, seine Kritik angemessen zu artikulieren. Geben<br />

Sie diesem bedauernswerten Mitarbeiter also eine Chance.<br />

Vielleicht stellt sich heraus, dass Ihr Kollege Ihre Präsentation<br />

langweilig fand, weil er in der letzten Reihe saß und<br />

Ihre Folien nicht lesen konnte.<br />

53


54 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Peinliche Situationen meistern<br />

Leider geraten wir immer mal wieder in Situationen, die wir<br />

als peinlich oder blamabel empfinden. Eigentlich ist das keine<br />

Katastrophe und die Fähigkeit, peinliche Situationen überhaupt<br />

wahrzunehmen, ist durchaus hilfreich. Wer merkt, dass<br />

er in den Fettnapf getreten ist, kommt auch eher wieder heraus<br />

und schlägt das nächste Mal hoffentlich einen größeren<br />

Bogen.<br />

Für denjenigen, der sich gerade blamiert, ist das allerdings ein<br />

recht theoretischer Trost. Er muss aus der peinlichen Lage irgendwie<br />

wieder herauskommen. Und <strong>Schlagfertigkeit</strong> kann da<br />

gute Dienste leisten, während Verlegenheit die Sache eher<br />

noch verschlimmert.<br />

Natürlich ist dies nicht so einfach, denn peinliche Situationen<br />

machen uns nun einmal verlegen. Und wie schnell wir unsere<br />

Fassung wiedererlangen, hängt nicht nur von unserer charakterlichen<br />

Grundausstattung, sondern auch von der Art der<br />

peinlichen Situation ab.<br />

Wenn Sie Peter Bamm mit Gottfried Benn verwechseln,<br />

versehentlich ein Weinglas umstoßen oder sich unfreiwillig<br />

auf den Teppich setzen, befinden Sie sich in einer ganz anderen<br />

Lage, als wenn Sie gerade beim Lügen ertappt werden<br />

oder Ihren Doppelgänger auf einem Fahndungsplakat entdecken.


Peinliche Situationen meistern<br />

Wie Sie die peinliche Situation durchstehen<br />

� Walzen Sie die Sache niemals aus, keine endlosen Entschuldigungen<br />

und langen Rechtfertigungen. Bringen Sie<br />

die Sache so weit in Ordnung, wie Sie können. Fangen Sie<br />

nicht immer wieder davon an und beteuern Sie nicht ständig,<br />

wie Leid es Ihnen tut.<br />

� Witzige oder selbstironische Bemerkungen sollten Sie auf<br />

die Fälle beschränken, in denen ausschließlich Sie selbst<br />

der oder die Leidtragende sind. Und auch dann: Machen Sie<br />

es kurz.<br />

� Wenn Sie jemanden geschädigt haben: Entschuldigen Sie<br />

sich sofort, bieten Sie Hilfe an.<br />

� Bei einem kleinen Lapsus ist es oft empfehlenswert, ganz<br />

einfach über die Sache hinwegzugehen.<br />

� Wenn es ganz dicke kommt: Nehmen Sie sich ein Beispiel<br />

an den Schurken in amerikanischen Fernsehserien und<br />

sprechen Sie nur mit Ihrem Anwalt.<br />

� In der Regel wollen alle Beteiligten, dass die peinliche Situation<br />

möglichst schnell beendet wird. Sie können sich daher auch von anderen<br />

aus einer Peinlichkeit heraushelfen lassen. �<br />

55


56 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien<br />

ernten<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> ist nicht nur ein Instrument, um sich selbst<br />

zu verteidigen. Wer schlagfertig ist, erwirbt sich auch leicht<br />

die Sympathien seiner Mitmenschen. Doch das ist schwieriger,<br />

als man annimmt. Denn es ist immer ein Balanceakt zwischen<br />

Originalität, Selbstironie und Nervensägerei – sehr viele<br />

stürzen ab. Die Gefahr zu scheitern ist wesentlich größer als<br />

bei der schlagfertigen Selbstverteidigung, um die es in diesem<br />

TaschenGuide in der Hauptsache geht.<br />

Woran liegt das? Wer sich schlagfertig verteidigt, hat einen<br />

guten Grund. Wenn er sich mit Witz aus der Affäre zieht,<br />

bringt ihm das Sympathien ein. Wer hingegen aus dem Stand<br />

schlagfertig ist, Fragen grundsätzlich verblüffend, originell<br />

und mit Humor beantwortet, hat einen schwereren Stand.<br />

Ihm unterstellt man leicht Geltungssucht und Selbstgefälligkeit<br />

– oft nicht grundlos.


Mit <strong>Schlagfertigkeit</strong> Sympathien ernten<br />

Die richtige Dosis<br />

Wer ständig eine schlagfertige Antwort auf den Lippen hat,<br />

ist anstrengend. Der Umgang mit ihm fällt schwer. Schließlich<br />

will man von seinem Gesprächspartner nicht immer neue Beweise<br />

seiner Originalität unter die Nase gerieben bekommen.<br />

Erst recht nicht, wenn man auch noch zum Stichwortgeber<br />

degradiert wird.<br />

Aber auch wenn Sie die Sache nicht ganz so weit treiben, bekommen<br />

Sie es schnell mit einer fatalen Eigendynamik zu tun.<br />

Stehen Sie im Ruf, ein schlagfertiger Witzbold zu sein, wird<br />

man von Ihnen in allen Lebenslagen etwas Lustiges, Ironisches<br />

oder Überraschendes erwarten. Das ist lästig, setzt Sie<br />

unter Druck und schadet Ihrer <strong>Schlagfertigkeit</strong>. Denn das Gegenteil<br />

von witzig ist gewollt witzig. Und nichts nutzt sich<br />

schneller ab als eine verblüffende Antwort.<br />

Achten Sie also darauf, dass Sie Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> sparsam<br />

dosieren. Im Gespräch mit anderen, aber auch bei einem Vortrag:<br />

Sie müssen Ihr Publikum nicht alle zwei Minuten daran<br />

erinnern, dass Ihnen der Schalk im Nacken sitzt.<br />

Unerlässlich: Selbstironie<br />

Wenn Sie die Lacher immer auf Ihre Seite ziehen wollen, wirkt<br />

das nicht gerade sympathisch. Zur „frei flottierenden“ <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

gehört deshalb unbedingt ein gewisses Maß an<br />

Selbstironie. Das Problem ist allerdings, dass Selbstironie eine<br />

sehr seltene Eigenschaft ist, über die allenfalls Sie und ich<br />

verfügen.<br />

57


58 Stufe 1: Die unangenehme Situation überwinden<br />

Doch auch bei der Selbstironie kommt es auf das richtige Maß<br />

an. Denn übermäßige Selbstironie schlägt schnell um in eine<br />

Attitüde, unter der sich umso deutlicher eine mühsam unterdrückte<br />

Eitelkeit abzeichnet.<br />

� Wer ständig auf der Lauer liegt, einen schlagfertigen Knaller loszuwerden,<br />

dem werden kaum die Herzen zufliegen. Sympathien erwerben<br />

Sie eher durch einen gelassenen, entspannten Umgang mit<br />

Ihren Mitmenschen, aus dem eine milde freundliche Form von <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

erwächst, die gar nichts zu tun hat mit einer angestrengten<br />

Suche nach einer passenden Pointe – nach Möglichkeit noch auf Kosten<br />

weniger redegewandter Mitmenschen. �


Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />

trainieren<br />

Auf den folgenden Seiten lernen Sie eine Vielzahl von <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />

kennen. Sie erfahren, wo ihre Vorzüge<br />

liegen, wo die Gefahren lauern und wie die Technik in der Praxis<br />

funktioniert.<br />

Abwarten<br />

Das Abwarten ist eine sehr einfache Technik: Sie sagen<br />

zunächst gar nichts, sondern warten ab, was geschieht. Dabei<br />

müssen Sie Blickkontakt halten. Sie dürfen auf keinen Fall<br />

verlegen wegsehen. In Ihrem Schweigen liegt die Aufforderung<br />

an Ihr Gegenüber: „Sag mehr.“ Dadurch steuern Sie die<br />

Situation in Ihrem Sinne. Sie bestimmen, wann Sie antworten.<br />

Das erscheint Ihnen vielleicht nicht gerade schlagfertig,<br />

doch die Taktik funktioniert.<br />

Vorteile<br />

Zuallererst gewinnen Sie Zeit. Sie müssen sich nicht mit beleidigenden<br />

Äußerungen oder bösartigen Unterstellungen<br />

auseinander setzen. Sie zwingen Ihr Gegenüber weiterzureden,<br />

seine Vorwürfe zu präzisieren oder Zusatzinformationen<br />

zu geben. Vielfach bewirken Sie damit, dass sich Ihr Gegenüber<br />

schon etwas abkühlt. Auch verhindern Sie eine frühzei-<br />

59


60 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

tige Eskalation, die entstehen könnte, wenn Sie gleich zurückschlagen.<br />

Gefahren<br />

Sie bleiben passiv. Letztlich müssen Sie den Angriffen doch<br />

mit Worten entgegentreten, sonst bleiben Sie das Opfer. Das<br />

Abwarten funktioniert also eher als „Brückentechnik“.<br />

Wenn Sie es übertreiben mit dem Abwarten, wirkt die Technik<br />

schnell kontraproduktiv. Wer gar nichts mehr sagt, sabotiert<br />

jedes Gespräch. Ihr Gegenüber redet sich eher noch mehr<br />

in Rage, als sich zu beruhigen.<br />

Vermeiden Sie den Eindruck, dass Sie den andern bewusst<br />

zappeln lassen oder ihn gar ignorieren. Das würde er Ihnen sicher<br />

sehr übel nehmen.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Bei Wutausbrüchen (→ S. 39),<br />

� wenn Sie mit pauschalen Vorwürfen konfrontiert werden<br />

(→ S. 51),<br />

� als sanfte Technik; daher gut geeignet, wenn Sie es mit<br />

höher gestellten Gesprächspartnern zu tun haben und/oder<br />

sich für einen Fehler rechtfertigen müssen,<br />

� wenn Sie noch Zeit brauchen, um eine schlagfertige Antwort<br />

zu formulieren.


Abwarten<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Beispiel<br />

„Herr Mältzer, Sie haben ja schon wieder alles verbockt“, donnert der Geschäftsführer.<br />

Mältzer schaut ihn an und schweigt. „Die Pressekonferenz<br />

war ein totaler Fehlschlag.“ Mältzer erwidert noch immer nichts. „Haben<br />

Sie den Bericht im Branchenreport gelesen? Das war eine Hinrichtung!“<br />

Mältzer erwidert ganz ruhig: „Der Branchenreport war noch nicht in meiner<br />

Post. Was stand denn drin?“ Der Geschäftsführer muss nun inhaltlich<br />

etwas sagen, zu dem Mältzer Stellung nehmen kann.<br />

Manchmal werden wir auch mit Vorwürfen konfrontiert, bei<br />

denen wir nicht wissen, worum es genau geht. Ihr Vorgesetzter<br />

hat mit irgendjemandem telefoniert, den Sie gar nicht kennen,<br />

und dabei erfahren, dass sich irgendjemand über irgendetwas<br />

beschwert hat, das in irgendeinem Zusammenhang mit<br />

Ihrer Arbeit steht. Vielleicht haben Sie ja wirklich einen Fehler<br />

gemacht. Auf jeden Fall ist es sinnvoller abzuwarten und ruhig<br />

zurückzufragen als sich vorschnell zu verteidigen.<br />

Probieren Sie selbst<br />

Auf welchen Angriff würden Sie am ehesten mit „Abwarten“<br />

reagieren?<br />

a) „Frau Matuschke, Ihre Haare sehen ja furchtbar aus. Sind<br />

Sie in den Rasenmäher gefallen?“<br />

b) „Frau Matuschke, wollen Sie unser Unternehmen ruinieren?“<br />

c) „Frau Matuschke, davon haben Sie ja gar keine Ahnung.<br />

Auf welchem Gebiet sind Sie denn Expertin?“<br />

61


62 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Absurdes Theater<br />

Wirksame Gegenwehr, wenn Sie jemand mit dummen Sprüchen<br />

ärgern möchte, verspricht das „absurde Theater“. Sie lassen<br />

sich erst gar nicht provozieren, sondern überrumpeln Ihren<br />

Gesprächspartner mit einer absurden Reaktion. Nun ist er derjenige,<br />

der etwas erwidern muss, was ihn in den meisten Fällen<br />

überfordert. Sie haben der Provokation die Spitze abgebrochen<br />

und bringen den Provokateur selbst in Verlegenheit.<br />

Vorteile<br />

Sie reagieren souverän, ohne Ihren Gesprächspartner zu kränken.<br />

Die Technik ist relativ einfach zu handhaben und macht<br />

Spaß. Sie können beinahe auf jeden beliebigen Spruch<br />

zurückgreifen, den Sie sich allerdings vorher zurechtlegen<br />

sollten. Wenn Sie den Angreifer wirklich überraschen, können<br />

Sie mit einfachsten Mitteln eine durchschlagende Wirkung<br />

erzielen.<br />

Gefahren<br />

Der Überrumpelungseffekt kann sich abnutzen. Doch sollten<br />

Sie Ihren Angreifer nicht überschätzen. Und wenn er das „absurde<br />

Theater“ mitspielt – auch gut. Der Hauptnachteil: Sie<br />

können diese Technik nur bei dummen Sprüchen und Provokationen<br />

einsetzen. Es ist eine originelle, intelligente Art zu<br />

sagen: „Die Auseinandersetzung mit Ihnen ist mir zu blöd.“<br />

Wenn Sie jemand kränkt, beleidigt oder mit ungerechtfertigten<br />

Vorwürfen überhäuft und Sie spielen „absurdes Theater“,<br />

schwächen Sie Ihre Position: Sie weichen aus.


Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Dumme Sprüche, Provokationen,<br />

� jemand verkündet seine „Weisheiten“,<br />

� peinliche Unterstellungen.<br />

Absurdes Theater<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Es gibt verschiedene Spielarten des „absurden Theaters“. Dabei<br />

ist es egal, ob Sie ein beliebiges Sprichwort zu Hilfe nehmen<br />

oder den Spruch Ihres Gesprächspartners ins Absurde<br />

weitertreiben.<br />

Das unpassende Sprichwort<br />

Die einfachste Variante ist „das unpassende Sprichwort“, das<br />

Barbara Berckhan empfiehlt. Dabei beantworten Sie die<br />

Attacke mit einer Sentenz, die in keinerlei Zusammenhang mit<br />

der Provokation steht und durchaus unsinnig sein darf: „Wasser<br />

hat keine Balken.“ – „Zu viele Meister verderben den Kleister.“<br />

– „Wer nicht mitrudert, fällt aufs Glatteis.“ oder mit ähnlich<br />

tief schürfenden Einsichten.<br />

Beispiel<br />

Annette ist Vegetarierin. Auf der Betriebsfeier lädt sich Tobias ein Schnitzel<br />

auf seinen Teller und bemerkt zu Annette: „Also, für mich sind diese<br />

Vegetarier alle krank in der Birne. Die glauben, sie könnten die Welt retten,<br />

weil sie nur Körner mampfen.“ Annette erwidert lächelnd: „Wie heißt<br />

es so schön, Tobias? Keiner kann durch die Nase eines anderen einatmen.“<br />

Sprichworte, die überall und nirgends passen, sind besonders<br />

gut geeignet. Denn Sie werden dann die besten Ergebnisse erzielen,<br />

wenn Ihr Gegenüber zuerst ein bisschen nachdenken<br />

63


64 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

muss, was Sie ihm denn eigentlich haben sagen wollen, bis<br />

ihm dämmert, dass Sie ihn auf den Arm genommen haben.<br />

Andere geeignete Sentenzen sind beispielsweise:<br />

– „Mit einer Hand kann man nicht klatschen.“ (chinesisch)<br />

– „Der Neid brütet Schwäne aus faulen Enteneiern.“<br />

(russisch)<br />

– „Wenn Mandarinen dicke Schalen haben, muss man selber<br />

lange Fingernägel haben.“ (orientalisch)<br />

Sie können auch völlig absurde Sprichwörter verwenden oder<br />

selbst erfinden. Wichtig ist nur: Es darf nicht passen. Wenn<br />

Ihr Gegenüber erstaunt nachfragt: „Was hat denn das damit<br />

zu tun?“, fordern Sie ihn auf: „Denken Sie doch mal scharf<br />

nach“, oder Sie sagen es, wie es ist: „Nichts.“<br />

Mit dieser Methode weichen Sie einer dummen Auseinandersetzung<br />

elegant aus, ohne Ihren Gesprächspartner direkt vor<br />

den Kopf zu stoßen. Wenn er sich sachlich mit Ihnen auseinander<br />

setzen will, können Sie das Gespräch jederzeit wieder<br />

aufnehmen.<br />

Der absurde Anschluss<br />

Eine effektvolle Variante des absurden Theaters ist, wenn Sie<br />

aus dem Augenblick heraus eine Replik finden. Das ist natürlich<br />

deutlich schwieriger. Sie müssen einen Vorwurf, eine Unterstellung<br />

oder Provokation aufnehmen und sie ins Absurde weiterschrauben,<br />

überhöhen oder irgendwelche abseitigen Aspekte<br />

ins Spiel bringen. Die Sache kippt dann ins Komische. Der Vorwurf<br />

gleitet an Ihnen ab. Sie haben die Lacher auf Ihrer Seite.


Absurdes Theater<br />

Beispiele<br />

Im vollbesetzten Bus regt sich ein älterer Herr darüber auf, dass ein zweijähriges<br />

Kind keine Ruhe gibt. Der Vater versucht seine Tochter zu beruhigen<br />

und verkündet: „Jeder, der sich jetzt noch beschwert, bekommt 50<br />

Mark von seiner Rente abgezogen.“ Der ganze Bus lacht.<br />

Ritual Preisverhandlungen. Der Marketingleiter studiert das Angebot der<br />

Agentur: „Das ist aber teuer!“ Eigentlich betet der Agenturchef an dieser<br />

Stelle die ganzen Vorteile und Leistungen noch einmal herunter. Doch<br />

diesmal sagt er: „Naja, dann geben Sie Ihr Geld wenigstens nicht für irgendeinen<br />

andern Unsinn aus.“ – Der Marketingleiter kichert: „Da haben<br />

Sie auch wieder Recht.“<br />

Das letzte Beispiel zeigt allerdings auch: Die Sache kann gefährlich<br />

werden. Sie müssen sicher sein, dass Ihr Gesprächspartner<br />

den Witz versteht, sonst gehen solche Scherze leicht nach<br />

hinten los und Ihr Gegenüber fühlt sich nur für dumm verkauft.<br />

� Ohnehin gilt: Wenn Ihr Gegenüber ein berechtigtes Interesse verfolgt,<br />

wirken vermeintlich schlagfertige Antworten schnell unverschämt. �<br />

Probieren Sie selbst<br />

a Notieren Sie drei unpassende Sprichwörter zu der Behauptung,<br />

Sie hätten Ihren Beruf verfehlt.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

b Überlegen Sie sich drei absurde Kommentare zu der Forderung,<br />

Sie sollten mehr Rad fahren, weil Sie zu dick sind.<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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65


66 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Die SIHR-Technik<br />

Die SIHR-Technik ist eine beliebte Verteidigungstechnik, die<br />

dem „absurden Theater“ nicht unähnlich ist. SIHR steht für die<br />

Anfangsbuchstaben der Erwiderung: „Sie haben Recht.“ Anstatt<br />

sich zu verteidigen, pflichten Sie Ihrem Angreifer bei.<br />

Sein Angriff läuft ins Leere. Doch stimmen Sie nicht einfach<br />

nur zu, sondern Sie übertreiben den Vorwurf ins Maßlose, bis<br />

die Sache abwegig und komisch wird. Dem Angreifer haben<br />

Sie den Giftzahn gezogen.<br />

Vorteile<br />

Sie wirken souverän, humorvoll, selbstsicher. Zuhörer halten<br />

Sie für selbstironisch, was Ihnen oft große Sympathien einbringt,<br />

während der Angreifer als boshafte Giftspritze dasteht.<br />

Daher eignet sich die SIHR-Technik gut für Auseinandersetzungen,<br />

bei denen Publikum dabei ist.<br />

Ebenfalls empfehlenswert, wenn Sie das Verhältnis zu Ihrem<br />

Gegenüber nicht belasten wollen. Als sanfte Technik können<br />

Sie die Methode auch im Umgang mit Höhergestellten einsetzen.<br />

Gefahren<br />

Keine Anfängertechnik. Wenn Sie wirklich spontan reagieren,<br />

brauchen Sie ein hohes Maß an Einfallsreichtum. Ansonsten<br />

besteht die Gefahr, dass Sie mit Ihrer Übertreibung stecken<br />

bleiben und Ihr Gegenüber triumphiert. Aber diese Technik<br />

lässt sich gut üben. Und für häufig gehörte Angriffe können<br />

Sie sich die entsprechenden Übertreibungen auch zurechtlegen.


Böswillige Mitmenschen können die Übertreibung später gegen<br />

Sie verwenden. Lassen Sie sich davon aber nicht beeindrucken.<br />

Immerhin kam der Scherz von Ihnen. (Gegenwehr<br />

siehe unten).<br />

Für „witzige“ Angriffe, schwere Vorwürfe und bösartige<br />

Attacken ist die Technik nicht geeignet. Sie kann ausweichend<br />

wirken. Wenn Ihr Gegenüber seine Angriffe fortsetzt, sollten<br />

Sie noch ein paar giftigere Pfeile im Köcher haben.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Provokationen,<br />

� Vorwürfe,<br />

� Unterstellungen,<br />

Die SIHR-Technik<br />

� wenn Sie sich vor einem Publikum verteidigen.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Beispiel<br />

„Sie sind ja viel zu dünn“, bemerkt eine Kollegin zu Herrn Mältzer. „Das ist<br />

wohl wahr“, erwidert Mältzer, „wenn ich vom Fünfmeter-Brett springe,<br />

kommt meine Badehose vor mir unten an.“<br />

Diese Antwort hat sich Herr Mältzer natürlich vorher zurecht<br />

gelegt. Warum auch nicht? Die Sache funktioniert, weil viele<br />

Angriffe unserer Mitmenschen voraussehbar sind. Das Repertoire<br />

ist begrenzt: Wir sind zu fett oder zu dünn, zu doof oder<br />

einfach neunmalklug, sind faul oder übereifrig, unfähig,<br />

schlecht angezogen oder sind in den Parfümtopf/Schminktopf<br />

gefallen.<br />

67


68 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Beispiel<br />

„Igitt, hast du ein aufdringliches Parfüm“, zieht Philipp seinen Kollegen<br />

Thomas auf. „Du hast Recht“, sagt Thomas trocken, „in Brasilien tötet man<br />

damit Termiten.“<br />

Sie haben es sicher bemerkt: Die Antworten wären kränkend,<br />

wenn Sie aus dem Mund des Angreifers kämen. Doch da der<br />

Angegriffene selbst den Vorwurf weitertreibt, wirkt seine Reaktion<br />

entwaffnend. Dieser Effekt ist simpel, wirkt aber zuverlässig,<br />

selbst wenn die Verlängerung des Vorwurfs so verblüffend<br />

und witzig gar nicht ausfällt.<br />

� Natürlich müssen Sie Ihre Replik nicht mit einem „Sie haben<br />

Recht ...“ einleiten. Es ist sogar besser, wenn Sie sich diese Formel verkneifen.<br />

Vielmehr geht es darum, dass Sie dem Angreifer zustimmen<br />

und seinen Angriff ins Extrem übertreiben. �<br />

Machen Sie den Giftzahn zu Ihrem Stichwortgeber<br />

Ein übelgesinnter Angreifer könnte versucht sein, Ihre Antwort<br />

als Steilvorlage zu nehmen und Ihre Bemerkung gegen<br />

Sie zu kehren. Das ist zwar plump und bringt ihm keine Sympathien<br />

ein, unangenehm ist es dennoch, wenn Sie darauf<br />

nicht vorbereitet sind.<br />

Beispiel<br />

„Das wissen Sie nicht? Sagen Sie mal, Mältzer, wo haben Sie denn Ihr<br />

Abitur gemacht?“ – „Ich war auf der Baumschule. Aber da gab es nur mittlere<br />

Reife.“ – „Habt ihr gehört, Mältzer war auf der Baumschule!“ – „Sogar<br />

dreizehn Jahre. Aber alle nur in einer Klasse, Herr Backmund.“ – „Herr<br />

Backmund lacht höhnisch: „Mältzer ist zwölf mal sitzen geblieben! Na,<br />

das erklärt so manches! Haha!“ – Mältzer fährt unbeirrt fort: „Meine Lieblingsfächer<br />

waren Analytische Geometrie und Blattweitwurf.“


Die SIHR-Technik<br />

Hier wird es Herrn Backmund langsam dämmern, dass Mältzer<br />

ihn als Stichwortgeber benutzt. Dann wird er seine Kommentare<br />

einstellen und Mältzer kann mit seiner Geschichte<br />

aufhören, bevor ihm die Ideen ausgehen.<br />

Das Wörterbuch<br />

Wenn Ihre Lust am Weiterspinnen abstruser Geschichten<br />

nicht so ausgeprägt ist, können Sie die Sache auch anders<br />

lösen. Nicht vollkommen neu, aber wirksam ist die folgende<br />

Lösung:<br />

Beispiel<br />

Mältzer lehnt sich zurück und fragt: „Herr Backmund, haben Sie eigentlich<br />

ein Wörterbuch?“ Herr Backmund nickt. Mältzer: „Dann schauen Sie bei<br />

Gelegenheit mal unter dem Buchstaben „I“ nach, was „Ironie“ bedeutet.“<br />

Oder Sie versuchen es gleich mit einem „klassischen Gegenkonter“<br />

(siehe Seite 81).<br />

Vorsicht bei „witzigen“ Bemerkungen!<br />

Die SIHR-Technik ist weniger wirkungsvoll, wenn Sie mit<br />

„witzigen“ Bemerkungen angegangen werden. Sie sind ja derjenige,<br />

der die Sache ins Komische kippen lässt. Wenn Ihnen<br />

jemand mit einer „witzigen“ Attacke entgegentritt, können<br />

Sie mit einer witzigen Antwort das Spiel nur mitspielen. Leider<br />

gehen die Lacher auf Ihre Kosten, wie im folgenden Beispiel<br />

deutlich wird:<br />

Beispiel<br />

„Das wissen Sie nicht, Mältzer?“, poltert Herr Backmund. „Sie haben Ihr<br />

Abitur wohl an der Baumschule gemacht!“ – „Leider gab es an meiner<br />

Baumschule nur die Mittlere Reife“, entgegnet Mältzer.<br />

69


70 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Sie sollten die SIHR-Technik deshalb bei „witzigen“ Angriffen<br />

nur einsetzen:<br />

� wenn Sie mit Ihrer Antwort den „Witz“ deutlich überbieten<br />

können,<br />

� wenn Sie gelegentlich einen witzigen Gegenangriff einschalten,<br />

damit die Lacher nicht nur auf Ihre Kosten gehen.<br />

Probieren Sie selbst<br />

Parieren Sie die folgenden Angriffe mit einer möglichst abstrusen<br />

Zustimmung:<br />

a „Können Sie nicht rechnen?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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b „Ziehen Sie sich immer so geschmacklos an?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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c „Ihnen hat es wohl ins Hirn geregnet!“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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Die Dolmetscher-Technik<br />

Eine der wirkungsvollsten Methoden, die nach einem ganz<br />

einfachen, aber effektiven Grundprinzip funktioniert, ist die<br />

Dolmetscher-Technik. Es lohnt sich, sie fleißig zu trainieren.<br />

Denn mit dieser ungemein flexiblen Allround-Technik sind Sie<br />

fast allen Angriffen gewachsen.


Sie betätigen sich als Dolmetscher und übersetzen die bösartigen<br />

Worte Ihres Gegenübers. Das hört sich zwar nicht besonders<br />

aufregend an, eröffnet Ihnen aber ungeahnte Möglichkeiten.<br />

Denn Sie nehmen es in die Hand, Ihrem Gegenüber<br />

zu erklären, was er gerade gesagt hat.<br />

Mit anderen Worten: Sie bestimmen, wohin die Reise geht.<br />

Ein Ansinnen, das nicht selten auf den entschiedenen Widerstand<br />

Ihres Gegenübers stößt. Was ihm aber auch nichts nützen<br />

wird.<br />

Vorteile<br />

Eine ungemein variable Technik, die Sie handhaben können,<br />

wie Sie möchten: lustig, aggressiv, charmant, frech oder albern.<br />

Gefahren<br />

Bei sehr plumpen oder sehr raffinierten Gesprächspartnern<br />

könnten Sie in Schwierigkeiten geraten (siehe unten). Doch<br />

solche Mitmenschen sind weit seltener als man annimmt.<br />

Hüten Sie sich vor allzu schematischen Antworten. Seien Sie darauf<br />

vorbereitet, dass Ihre Replik nicht unwidersprochen bleibt.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Beleidigungen,<br />

Die Dolmetscher-Technik<br />

� unabsichtliche Kränkungen,<br />

� Vorwürfe, unsachliche Kritik.<br />

71


72 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Wenn Sie mit einem Vorwurf konfrontiert werden, gehen Sie<br />

nicht darauf ein, sondern Sie wiederholen ihn nur. Wie ein<br />

Dolmetscher, jedoch mit dem Unterschied, dass Sie die Worte,<br />

die Sie gerade gehört haben, in eine „andere Sprache übersetzen“,<br />

eine Beleidigung beispielsweise in ein Kompliment.<br />

Sie tun im Grunde so, als wären die unfreundlichen Äußerungen<br />

eben unverständlich und als gelte ihr Wortlaut nicht. Sie<br />

übernehmen es zu sagen, was die „rätselhaften Worte“ eigentlich<br />

bedeuten.<br />

Beispiele<br />

„Sie Krücke“, faucht der Vertriebsleiter. Mältzer entgegnet: „Sie meinen,<br />

ich bin die Stütze des Unternehmens.“<br />

„Sie haben keine Ahnung“, zischt der Vertriebsleiter. Mältzer: „Sie meinen,<br />

wir sind unterschiedlicher Auffassung über das Projekt.“<br />

Sie sehen, Sie müssen einem Vorwurf durchaus nicht immer<br />

witzig begegnen, Sie können ihn auch sachlich entschärfen.<br />

Letzteres ist sogar meist effektiver.<br />

Für den Erfolg dieser Technik kommt es entscheidend darauf<br />

an, wie nachvollziehbar Ihre „Übersetzung“ ist. Vermeiden Sie<br />

also, dass Ihre „Übersetzung“ unverständlicher ausfällt als die<br />

ursprüngliche Attacke.<br />

Beispiel<br />

„Sie sind eine Pfeife, Mältzer!“ – „Ja, für die Firma bin ich unverzichtbar.“<br />

Diesen Gedankensprung kann niemand mitvollziehen. Eine bessere Antwort<br />

wäre beispielsweise: „Ja, alles hört auf mich.“ Oder: „Ja, ich gebe<br />

die entscheidenden Signale.“


Die drei Zungen<br />

Die Dolmetscher-Technik<br />

Als schlagfertiger „Übersetzer“ verfügen Sie über drei Zungen:<br />

� eine Honigzunge, mit der Sie die giftigsten Angriffe in süße<br />

Schmeicheleien umdeuten,<br />

� eine Giftzunge, mit der Sie versteckte Kränkungen noch<br />

verletzender machen,<br />

� eine diplomatische Zunge, mit der Sie scharfe Töne glätten<br />

und sich in eine vorteilhaftere Position bringen.<br />

Die Honigzunge<br />

Werden Sie attackiert, münzen Sie diese Äußerung in eine positive<br />

Aussage um. Die Verfälschung ist natürlich offensichtlich,<br />

in der Regel geht es kaum um eine ernsthafte Deutung,<br />

eher ist Ihr Humor gefragt. Es muss Ihnen gelingen, in dem<br />

Vorwurf irgendeinen positiven Aspekt zu entdecken.<br />

Beispiel<br />

„Sie sind doch eine Marionette der Geschäftsführung“, höhnt Frau Matuschke.<br />

Mältzer lächelt: „Sie meinen, man braucht viel Fingerspitzengefühl,<br />

um mich zu führen.“<br />

„Nein, das meine ich nicht!“, wird Ihr Gesprächspartner<br />

zurückschlagen. Deshalb ist es oft empfehlenswert, die Einleitung<br />

„ich meine“ fallen zu lassen. „Ja man braucht viel<br />

Fingerspitzengefühl, um mich zu führen“, ist eindeutig die<br />

schlagfertigere Antwort.<br />

Auch wenn Sie mit der „Honigzunge“ häufig auf komische<br />

Aspekte stoßen werden, auf die Komik kommt es nicht alleine<br />

an. Entscheidend ist, dass Sie den Vorwurf in etwas Positives<br />

verwandeln.<br />

73


74 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Beispiel<br />

„Mältzer, Sie sind nicht teamfähig“, bemerkt der Vertriebsleiter. Mältzer<br />

entgegnet: „Ja, es gelingt mir durchaus, anspruchsvolle Aufgaben selbstständig<br />

und eigenverantwortlich zu lösen.“<br />

Die Giftzunge<br />

Der Einsatz der Giftzunge kommt immer dann in Frage, wenn<br />

Ihr Gegenüber Sie gar nicht aus böser Absicht, sondern aus<br />

Gedankenlosigkeit kränkt oder ärgert. Und das ist erstaunlich<br />

häufig der Fall.<br />

Dass diese bösen Bemerkungen nicht mit Vorsatz auf uns abgegeben<br />

werden, macht sie nicht weniger ärgerlich – oft im<br />

Gegenteil. Doch wir können uns wehren: mit Hilfe unserer<br />

„Giftzunge“. Dabei übersetzen wir eine Bemerkung, die uns ärgert,<br />

in eine dicke, fette Beleidigung, die unser Gegenüber –<br />

peinlich berührt – sofort zurücknehmen wird.<br />

Beispiel<br />

„Ach, Sie haben ein Handy mit E-Mail-Anschluss?“, bemerkt Frau Grasske<br />

spitz. „Ich komme immer noch mit einem ganz normalen Telefon klar. Für<br />

so wichtig halte ich mich nicht.“ – Herr Mältzer bemerkt trocken: „Sie wollen<br />

mir damit sagen, dass ich ein aufgeblasener Angeber bin, der mit seinem<br />

Telefon Eindruck schinden will? Herzlichen Dank!“<br />

Achten Sie dabei auf zweierlei: Bei aller Zuspitzung muss Ihre<br />

Schlussfolgerung tatsächlich in der Äußerung angelegt sein.<br />

Aus einem Mückenei holen Sie keine Elefantenherde. Und Sie<br />

müssen ausschließen können, dass Ihr Gegenüber strahlend<br />

mit dem Kopf nickt und sagt: „Sie haben es erfasst.“


Die diplomatische Zunge<br />

Mit der diplomatischen Zunge können Sie Angriffe entschärfen.<br />

Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Aspekte, um die es<br />

Ihnen geht. Der Unterhaltungswert ist dabei vielleicht gering,<br />

doch wenn Sie die Technik geschickt einsetzen, können Sie<br />

damit oft am meisten erreichen.<br />

Beispiel<br />

„Es reicht mir jetzt“, bemerkt Frau Busche, die Sekretärin, „ich kündige!“<br />

– Herr Mältzer nickt ernst: „Sie meinen, Sie seien ungerecht behandelt<br />

worden.“ – „Allerdings“, entgegnet Frau Busche, „es ist doch nicht mein<br />

Fehler, dass Sie Ihre Planzahlen nicht erreichen.“ – Herr Mältzer sagt ruhig:<br />

„Sie meinen, ich hätte Sie vorhin auf Ihre Rechtschreibfehler hingewiesen,<br />

weil ich meine Vorgaben nicht erreiche.“<br />

Mit dieser Methode, die Sie natürlich nicht überstrapazieren<br />

dürfen, können Sie ein Gespräch geschickt lenken – und zwar<br />

durchaus fair im Sinne aller Beteiligten.<br />

Was tun bei Widerspruch?<br />

Die Dolmetscher-Technik<br />

Jede „Übersetzung“ läuft natürlich Gefahr, zurückgewiesen zu<br />

werden. Doch das ist halb so schlimm. Wie Sie sich verhalten<br />

sollten, hängt davon ab, mit welcher „Zunge“ Sie gerade gesprochen<br />

haben:<br />

� Honigzunge: Es versteht sich von selbst, dass Ihr Gegenüber<br />

Ihre „positive Sicht der Dinge“ nicht teilt. Solange er<br />

nur widerspricht, haben Sie dennoch seinen Angriff abgewehrt.<br />

� Giftzunge: Wir wollen hoffen, dass Ihr Gegenüber Ihrer giftigen<br />

Auslegung widerspricht – und sich bei Ihnen entschuldigt.<br />

75


76 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

� Diplomatische Zunge: Sie können den Widerspruch nutzen,<br />

um das Gespräch zu versachlichen. Fordern Sie Ihren Gesprächspartner<br />

auf zu sagen, was er denn nun gemeint hat.<br />

Oder bieten Sie eine weitere „Übersetzung“ an.<br />

Die eigentliche Gefahr bei der Übersetzung mit „Honigzunge“<br />

liegt darin, dass Ihr Gegenüber nicht einfach widerspricht,<br />

sondern die Sache schlagfertig richtig stellt.<br />

Beispiel<br />

„Mältzer, Sie sind eine Knalltüte.“ – „Sie meinen, ich erreiche mit einem<br />

Handschlag einen tollen Knalleffekt.“ – „Nein, ich meine, wenn es bei Ihnen<br />

knallt, dann steckt immer nur heiße Luft dahinter.“<br />

Solche Gegenkonter erfordern sehr viel Geistesgegenwart und<br />

sind daher außerordentlich selten. Dagegen hilft nur: noch<br />

größere <strong>Schlagfertigkeit</strong>.<br />

Die Spiegeltechnik<br />

Die Kommunikationstrainer Christoph und Matthias Dahms<br />

haben eine Technik, die der „Dolmetschertechnik“ ähnelt, die<br />

„Spiegeltechnik“ genannt. Sie unterscheiden in ihrem Modell<br />

fünf Ebenen, die auch für die „Dolmetscher-Technik“ sehr hilfreich<br />

sein können.<br />

� Ich-Ebene: Sie lassen die Aussage bei Ihrem Gegenüber.<br />

„Sie meinen, Sie seien ungerecht behandelt worden.“<br />

� Du-Ebene: Sie beziehen die Aussage auf sich als den Angesprochenen.<br />

„Sie meinen, ich hätte Sie ungerecht behandelt.“<br />

� Wir-Ebene: Sie treffen eine Aussage über sich und Ihren<br />

Gesprächspartner. „Sie meinen, wir können nicht zusammenarbeiten.“


Die Dolmetscher-Technik<br />

� Info-Ebene: Sie treffen eine Aussage über die Fakten: „Sie<br />

meinen, Sie beenden hiermit das Arbeitsverhältnis.“<br />

� Appell-Ebene: Sie verstehen die Aussage Ihres Gegenübers<br />

als Aufforderung: „Sie meinen, unser Chef sollte Ihnen<br />

mehr Gehalt zahlen.“<br />

Diese fünf Ebenen geben Ihnen neue Variationsmöglichkeiten,<br />

die Sie wirklich einmal alle durchspielen sollten, damit Sie<br />

wissen, welche Antworten Ihnen am besten liegen und worauf<br />

Sie besonders achten müssen.<br />

So wehren Sie sich gegen „witzige“ Ablenkungsmanöver<br />

Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Situation, die wir eingangs<br />

geschildert haben: Sie nehmen an einer kontroversen<br />

Diskussion teil, die recht gut für Sie läuft. Plötzlich macht Ihr<br />

Kontrahent einen Witz über Ihre Frisur, Ihre Krawatte, Ihr Körpergewicht<br />

oder Ihre Gesichtsfarbe. Ein erkennbares Ablenkungsmanöver,<br />

das zudem unfair ist, das Publikum lacht dennoch.<br />

Geraten Sie jetzt nicht aus der Fassung und lassen Sie<br />

sich auf keinen Fall provozieren.<br />

Das „witzige“ Ablenkungsmanöver ist eine Schwäche Ihres<br />

Kontrahenten. Sie sollten sie nutzen durch eine schlagfertige<br />

Replik auf der „Info-Ebene“. Stellen Sie ganz sachlich fest: „Sie<br />

machen sich Gedanken über meine Haare/meine Krawatte/<br />

mein Gewicht/ meine Gesichtsfarbe.“ Dann fahren Sie mit Ihrer<br />

Argumentation fort: „Ich möchte jedoch noch etwas zum<br />

Problem der Anlaufkosten sagen ...“ – Souveräner können Sie<br />

Ihren Gegner gar nicht ins Abseits laufen lassen.<br />

77


78 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Probieren Sie selbst<br />

Übersetzen Sie die folgenden Angriffe. Entscheiden Sie sich<br />

jeweils für eine „Zunge“ und spielen Sie probehalber alle fünf<br />

Ebenen durch. Welche Ihrer Antworten gefallen Ihnen am<br />

besten?<br />

a „Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber Ihr Jackett –<br />

hat das Ihre Frau ausgesucht oder waren Sie das selbst?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

b „Mältzer, Sie haben ja wohl nun am allerwenigsten Grund,<br />

hier die Klappe aufzureißen!“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

c „Sie arbeiten wohl nur noch für den Papierkorb, was?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Der Nachdenker<br />

Trotz dieses gewichtigen Titels eine ganz simple Technik. Sie<br />

kommt nur für ganz bestimmte Fälle in Frage – konkreter: für<br />

Überfälle. Immer wenn Sie sich überrumpelt fühlen, ob durch<br />

Vertreter, Mitarbeiter, Journalisten oder Ihre Familienangehörigen,<br />

sollten Sie prüfen, ob Sie nicht einen „Nachdenker“<br />

brauchen. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung,<br />

man müsse stets eine Antwort parat haben. Man kann durchaus<br />

auch einmal eine Sache vertagen oder um etwas Bedenkzeit<br />

bitten.


Der „Nachdenker“ schützt Sie vor unbedachten Äußerungen,<br />

auf die Sie später festgenagelt werden. Er erlöst Sie aber auch<br />

von der Peinlichkeit, ausweichende Antworten geben zu müssen.<br />

Gerade vor Publikum macht sich das außerordentlich<br />

schlecht.<br />

Vorteile<br />

Der Nachdenker<br />

Sanfte Technik. Sie treten niemandem auf die Füße und gewinnen<br />

Zeit.<br />

Gefahren<br />

Wenn Sie schon wissen, was Sie antworten werden, und nur<br />

den Fragenden auf Abstand halten wollen, erscheint der<br />

„Nachdenker“ als ängstliches Ausweichmanöver.<br />

Wenn Sie drängende Fragen aufschieben, verärgern Sie Ihre<br />

Mitmenschen. Den gleichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie<br />

ständig um Bedenkzeit bitten.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Überfälle, zudringliche Fragen,<br />

� wenn Ihnen sonst nichts einfällt,<br />

� wenn Sie unter Zeitdruck gesetzt werden.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Immer wieder gibt es Situationen, in denen Sie nicht sofort<br />

entscheiden können oder wollen. Bitten Sie um Bedenkzeit<br />

und schieben Sie Ihre Antwort auf. Das klingt banal, doch ge-<br />

79


80 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

nau solche Sätze sind es, die uns abhanden kommen, wenn<br />

wir unter Druck stehen. Ein Mitarbeiter drängt auf eine<br />

schnelle Entscheidung, ein Vertreter macht Ihnen ein Angebot,<br />

das attraktiv klingt, das Sie aber noch überprüfen möchten,<br />

ein Journalist überrumpelt Sie mit einer heiklen Frage.<br />

� „Sie werden Verständnis haben, dass ich mich nicht sofort<br />

entscheide. Ich gebe Ihnen morgen/in einer Woche/nach<br />

der Sommerpause Bescheid.“<br />

� „Sind Sie damit einverstanden, wenn wir Ihren Einwand in<br />

der nächsten Sitzung behandeln? Dann kann ich mich besser<br />

vorbereiten.“<br />

� „Ich sage Ihnen morgen, wie ich über die Sache denke.“<br />

� „Ich kann Ihnen noch keine Antwort geben, weil ich über<br />

die Sache noch nicht nachgedacht habe.“<br />

Ihr Gegenüber wird versuchen, Sie weiter unter Druck zu setzen.<br />

Beispielsweise mit dem Hinweis, dass ein bestimmtes Angebot<br />

später nicht mehr gilt. Lassen Sie sich von solchen Drohungen<br />

nicht beeindrucken. Angebote, die nur unter zeitlichem<br />

Druck zustande kommen, sind nicht selten unseriös.<br />

In seiner ironischen Fassung kann Ihnen der „Nachdenker“<br />

helfen, Ihre Souveränität zu bewahren, wenn Ihnen zu einem<br />

Angriff gar nichts einfällt.<br />

Beispiel<br />

Herr Backmund: „Sie sind ein kompletter Idiot, Mältzer.“ – Darauf Mältzer:<br />

„Backmund, ich sage Ihnen morgen, wie ich über Ihren Standpunkt<br />

denke.“


Probieren Sie selbst<br />

Lösen Sie folgendes Problem: Sie möchten an einem Seminar<br />

teilnehmen, um Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> zu verbessern. Dazu<br />

brauchen Sie die Erlaubnis von Herrn Müller, der seine Entscheidungen<br />

gerne auf die lange Bank schiebt. Machen Sie<br />

ihm die Sache schmackhaft, damit er nicht sagt: „Darüber<br />

muss ich noch nachdenken.“ Wie würden Sie vorgehen?<br />

Der klassische Gegenkonter<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> in Reinkultur: Sie werden angegriffen und drehen<br />

den Spieß um. Sie selbst bleiben unversehrt, den Schaden<br />

und/oder Spott hat Ihr Angreifer. Das klingt simpel, ist in der<br />

Praxis aber recht schwierig. Mit dem klassischen Gegenkonter<br />

kann man leicht scheitern, wenn er allzu plump ausfällt.<br />

Der Vorteil ist zugleich auch ein Nachteil des Gegenkonters:<br />

Den Spieß, den Sie umdrehen wollen, liefert Ihr Gegner. Einerseits<br />

dürfen Sie sich sehr viel mehr herausnehmen und Ihr Gegenangriff<br />

darf sehr viel schwungvoller ausfallen als ein Angriff.<br />

Wie beim Judo legt sich der Angreifer gewissermaßen<br />

selbst aufs Kreuz. Andererseits: Sie sind eng an das gebunden,<br />

was Ihr Gegenüber sagt. Wenn Ihnen dazu nichts einfällt, bleiben<br />

Sie sprachlos.<br />

Vorteile<br />

Der klassische Gegenkonter<br />

Mit einem gelungenen Gegenkonter verschaffen Sie sich Respekt.<br />

Beim Publikum ernten Sie Anerkennung, oft auch Sympathien.<br />

Darüber hinaus besitzt der Gegenkonter einen gewissen<br />

Unterhaltungswert, Ihre Antwort bleibt deshalb oft<br />

noch lange im Gedächtnis.<br />

81


82 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Gefahren<br />

Wenn Ihr Gegenkonter allzu vernichtend ausfällt, können Sie<br />

sich leicht Feinde machen (siehe auch Seite 25, „Operation<br />

gelungen – Patient tot“). Andererseits ist ein zu schwacher<br />

Gegenkonter unbefriedigend.<br />

Die Kontertechnik kann dazu führen, dass Sie eher auf die<br />

formale als auf die inhaltliche Seite Ihrer Antwort achten.<br />

Die Folge: Sie äußern Dinge, die Sie eigentlich gar nicht so<br />

meinen.<br />

Gerade wenn Sie Ihren Kontrahenten mit einem Gegenkonter<br />

„knockout“ geschlagen haben, rechnen Sie damit, dass er<br />

noch nachtritt. Auch darauf müssen Sie etwas erwidern können<br />

(siehe S. 23, „Das Leben geht weiter“).<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Kränkungen,<br />

� „witzige“ Attacken, Schmähungen,<br />

� wenn Ihnen jemand eine Falle stellen möchte,<br />

� wenn Publikum dabei ist.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Beispiel<br />

Bei einer Abendgesellschaft bekam der britische Premier Winston<br />

Churchill von einer gewissen Lady Astor nicht gerade ein überschwängliches<br />

Kompliment: „Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift geben.“<br />

Churchill konterte: „Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich es nehmen.“


Der klassische Gegenkonter<br />

Aus diesem vielzitierten Beispiel können Sie ersehen, wie ein<br />

gelungener Gegenkonter funktioniert. Churchill übernimmt<br />

fast alle Elemente des Angriffs, ersetzt zentrale Begriffe<br />

durch die Gegenbegriffe (Frau → Mann, Gift geben → Gift<br />

nehmen) und formuliert dadurch einen überraschenden<br />

Gegenangriff.<br />

Der formale Aufbau der Replik ist entscheidend<br />

Churchills Konter verdankt einen erheblichen Teil seiner Wirkung<br />

der Tatsache, dass er genauso aufgebaut ist wie der Angriff.<br />

Hätte Churchill geantwortet: „In diesem Fall würde ich<br />

das Zeug freiwillig schlucken“, wäre die Pointe verschenkt.<br />

Inhaltlich müssen Sie Neues hinzufügen<br />

Formale Ähnlichkeit reicht allerdings nicht aus. Die Antwort:<br />

„Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich Ihnen eine Bombe unter<br />

den Nachttisch legen“, ist kein schlagfertiger Gegenkonter,<br />

sondern eine plumpe Retourkutsche.<br />

Schlagfertig wird die Replik erst, wenn trotz formaler Ähnlichkeit<br />

eine neue, überraschende Aussage herauskommt.<br />

Lady Astor formuliert einen Tötungswunsch, Churchill eine<br />

Selbstmordabsicht. Er bringt ein neues Element ins Spiel, mit<br />

dem man nicht gerechnet hat.<br />

Antworten Sie nach dem Echo-Prinzip ...<br />

Ein besonders effektvoller Gegenkonter lehnt sich formal eng<br />

an den Angriff an. Wo es sich anbietet, sollten Sie Formulierungen<br />

wortwörtlich übernehmen. Spielen Sie das Echo Ihres<br />

Angreifers.<br />

83


84 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

... und dem Umkehrprinzip<br />

Das zweite Stilmittel, mit dem Sie Ihren Konter schlagfertiger<br />

machen, ist die Umkehrung. Aussagen verkehren Sie in ihr Gegenteil,<br />

zentrale Begriffe ersetzen Sie durch den Gegenbegriff:<br />

Aus „ich“ machen Sie „du“, aus „Männern“ machen Sie<br />

„Frauen“, aus „mit“ machen Sie „ohne“. Farblich gesprochen:<br />

Wenn der Angreifer „Weiß“ sagt, können Sie mit „Schwarz“<br />

kontern, aber nicht mit „Ultramarinblau“.<br />

Durchbrechen Sie die Erwartungen<br />

Inhaltlich muss der Gegenkonter überraschen. Überraschungen<br />

ergeben sich aus Erwartungen, die Sie durchbrechen. Wo<br />

Widerspruch erwartet wird, geben Sie nach, was als Ursache<br />

erscheint, machen Sie zur Wirkung, auf eine Frage reagieren<br />

Sie nicht mit einer Antwort, sondern mit einer Gegenfrage,<br />

auf eine Anweisung reagieren Sie mit einer Gegenanweisung.<br />

Sie borgen sich die Stilmittel also aus und können so Dinge<br />

äußern, die sonst als unverschämt erscheinen würden. Das<br />

hat viele Vorteile, wie ein Beispiel zeigt, das von dem Rhetorik-Trainer<br />

Matthias Pöhm stammt.<br />

Beispiel<br />

Die neue Sekretärin plagt sich mit unleserlichem Gekrakel herum. Sie sagt<br />

zu ihrem Chef: „Ich kann Ihre Schrift nicht lesen.“ Der Chef entgegnet: „Ich<br />

gebe Ihnen vier Monate, um meine Schrift erkennen und entziffern zu lernen.“<br />

Darauf die Sekretärin: „Ich gebe Ihnen zwei Wochen, so zu schreiben,<br />

dass ich’s lesen kann.“<br />

Eine gewagte, aber sehr schlagfertige Antwort, die „funktioniert“,<br />

weil sie einerseits die Stilmittel ausborgt, andererseits<br />

die Erwartungen durchbricht. Die Anweisung wird nicht be-


Der klassische Gegenkonter<br />

folgt, sondern zurückgegeben und sogar noch überboten: aus<br />

vier Monaten werden zwei Wochen.<br />

Bei diesem Beispiel ist wichtig, dass die Anweisung möglichst<br />

vollständig gespiegelt wird. Nach dem Prinzip „wie du mir, so<br />

ich dir“. Wäre die Sekretärin zu ihrem Chef gegangen und hätte<br />

erklärt: „In den nächsten zwei Wochen legen Sie sich bitte<br />

eine leserliche Schrift zu“, so wäre das anmaßend erschienen.<br />

Ihr schlagfertiger Gegenkonter wirkt hingegen entwaffnend.<br />

Kontern Sie doch, wie Sie wollen!<br />

Der „klassische“ Gegenkonter leitet fast alle Gestaltungsmittel<br />

aus dem Angriff ab. Doch Sie können Ihren Gegenkonter<br />

auch eine Nummer kleiner anlegen. Sie übernehmen nur ein,<br />

zwei Elemente und formulieren daraus einen Gegenangriff.<br />

Der erscheint dann zwar nicht mehr ganz so zwingend, muss<br />

aber dem „klassischen“ Gegenkonter an Schärfe keineswegs<br />

nachstehen.<br />

Wie so etwas funktioniert, zeigen die beiden „Frontal“-Moderatoren<br />

Ulrich Kienzle und Bodo H. Hauser.<br />

Beispiel<br />

Hauser: „Sechs Milliarden Miese bei Daimler Benz. Kienzle, das ist das<br />

Ende eines Mythos: Nicht einmal ihr Schwaben könnt mehr mit Geld umgehen.“<br />

– Kienzle: „Bald sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland, Hauser.<br />

Und alle Autobahnen sind schon gebaut.“ – Hauser: „Darum brauchen<br />

wir das Bündnis für Arbeit, verehrter Sozialpartner.“ – Kienzle: „Sie sind<br />

doch absolut bündnisunfähig, Hauser.“ – Hauser: „Und Sie sind arbeitsunfähig.“<br />

85


86 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

„Witzige“ Angriffe aushebeln<br />

Der Gegenkonter eignet sich vorzüglich, um „witzige“ Angriffe<br />

umzudrehen. Allerdings müssen Sie sich darüber im Klaren<br />

sein, dass Sie sich damit auf das Spielchen einlassen. Möglicherweise<br />

handeln Sie sich weitere „witzige“ Attacken ein.<br />

Das Karussell dreht sich immer schneller, bis einer der Beteiligten<br />

abspringt oder ihm übel wird (siehe Seite 24, „Und wo<br />

bleibt der Ernst?“).<br />

Aber das muss nicht so sein. Die „witzige“ Attacke liefert einen<br />

willkommenen Anlass zum Gegenkonter, weil sie schon<br />

einen Haken hat, an dem Sie Ihren Gegenkonter aufhängen<br />

können. Dieser Haken ist der „Witz“ der „witzigen“ Attacke.<br />

Beispiel<br />

Herr Backmund: „Mältzer, wenn Sie so groß wären, wie Sie blöd sind,<br />

könnten Sie aus der Dachrinne saufen.“<br />

Der „Witz“ liegt in der Wenn-dann-Verknüpfung. Hier muss Mältzer einhaken<br />

und für irgendeine Überraschung sorgen.<br />

Mältzer: „Backmund, wenn Sie so blöd wären, wie Sie saufen, könnten Sie<br />

sich daneben stellen.“<br />

Auch wenn wir die Stirn runzeln: Dieser Gegenkonter sitzt. Auf einen groben<br />

Klotz gehört ein grober Keil. Und das Beste an der Antwort ist, dass<br />

die Wenn-dann-Verknüpfung völlig widersinnig ist. Dadurch wirkt sie wesentlich<br />

souveräner, als wenn Sie sich eine schlüssige Alternativ-Konstruktion<br />

abringen nach dem Muster: „Wenn Sie so groß wären, wie Ihre<br />

Sprüche abgedroschen sind, dann, äh, ...“<br />

Besonders spektakulär sind Gegenkonter, wenn es Ihnen gelingt,<br />

einen Angriff zu erwidern, der besonders originell sein<br />

soll. Die Rhetorik-Trainer Christoph und Matthias Dahms geben<br />

das folgende Beispiel:


Der klassische Gegenkonter<br />

Beispiel<br />

„Als der IQ verteilt wurde, dachten Sie an ‚idiotische Quälgeister‘ und haben<br />

sich nicht gemeldet.“ – „Sie haben sich gemeldet – und es ging<br />

tatsächlich um ‚idiotische Quälgeister‘.“<br />

Dazu fällt auch sehr schlagfertigen Menschen nichts mehr ein. Und so soll<br />

es sein.<br />

Probieren Sie selbst<br />

Finden Sie je zwei Gegenkonter zu folgenden Angriffen:<br />

a „Der gleichen Meinung wie Sie war auch Herr Backmund,<br />

den wir vor vier Monaten hier rausgeschmissen haben.“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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b „Ich gebe Ihnen einen guten Tipp: Bevor Sie das nächste<br />

Mal so kluge Ratschläge geben, schalten Sie Ihr Hirn ein!“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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c „Einbildung ist auch `ne Bildung.“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

d „Sie haben eine Minute Zeit, mir zu erklären, warum Sie<br />

besser sind als die anderen 500 Bewerber.“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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88 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Die Gegenfrage<br />

„Wer fragt, führt“, heißt eine alte Regel. Wer sich nicht führen<br />

lassen will, fragt also zurück und übernimmt seinerseits die<br />

Führung. Für schlagfertige Leute also eine interessante Sache,<br />

denn sie sichert Ihre Souveränität und verhindert, dass Sie<br />

sich dem Fragenden ausliefern. Allerdings hat die Gegenfrage<br />

einen großen Nachteil: Der Fragende fühlt sich um seine<br />

Antwort geprellt.<br />

Setzen Sie die Gegenfrage sparsam ein, vor allem dann, wenn<br />

die Frage tatsächlich sehr unsachlich, provozierend, kränkend<br />

oder zudringlich war. Und beziehen Sie auch mal Stellung.<br />

Vermeiden Sie, dass Sie ausweichend erscheinen.<br />

Eng verwandt mit der Gegenfrage ist die „Nachfrage“: Mit der<br />

Nachfrage reagieren Sie nicht auf eine Frage, sondern auf einen<br />

Angriff. Gegen- und Nachfragen gibt es in allen Schattierungen:<br />

von höflich ausgleichend bis beißend aggressiv.<br />

Vorteile<br />

Auch wenn die Gegenfrage Unbehagen auslösen kann, ist sie<br />

tendenziell eine sanfte Technik, von der Sie in Maßen auch<br />

Gebrauch machen können, wenn Sie sich mit Ihrem Vorgesetzten<br />

oder schwierigen Kunden auseinander setzen. Durch<br />

geschickte Nach- und Gegenfragen können Sie subtil das Gespräch<br />

lenken. Fragen eignen sich auch, Missverständnisse<br />

auszuräumen und eine hitzige Atmosphäre abzukühlen.


Gefahren<br />

Die Gegenfrage<br />

Wenn Sie mehrmals hintereinander fragen, kann das Gespräch<br />

den Charakter eines Verhörs bekommen. Ihr Gegenüber<br />

fühlt sich ausgehorcht. Es entsteht eine unangenehme Atmosphäre.<br />

Auf heftige Attacken wirken Nachfragen ausweichend und<br />

schwach. Wenn Sie aus Prinzip nachfragen, werden Sie leicht<br />

durchschaubar und wirken hilflos.<br />

Sie müssen damit rechnen, dass Sie auf Ihre Fragen keine Antworten<br />

bekommen.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Zudringliche, provozierende Fragen,<br />

� aufgeheizte Atmosphäre,<br />

� Taktlosigkeit,<br />

� bei Angriffen mit dem Holzhammer,<br />

� bei Unterstellungen (aggressive Gegenfrage).<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

„Sind Sie immer so lahmarschig?“ Das ist weniger eine Frage<br />

als vielmehr eine Kränkung. Genau so könnten Sie es übrigens<br />

auch sagen: „Hören Sie, das ist keine Frage, das ist eine Beleidigung.“<br />

Doch so eine Aussage bringt ihrerseits einen frostigen<br />

Ton in das Gespräch, woran Ihnen ja vielleicht gar nicht<br />

gelegen ist. Es ist ja möglich, dass sich der Gesprächspartner<br />

nur betont flapsig ausdrücken wollte und sich im Ton vergriffen<br />

hat.<br />

89


90 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

„Was meinen Sie damit?“<br />

Für Fälle, bei denen Sie die normale Gesprächstemperatur<br />

zunächst einmal beibehalten möchten, gibt es eine Reihe typischer<br />

Gegenfragen. Die klassische Gegenfrage lautet: „Was<br />

meinen Sie mit ...?“ Was meinen Sie eigentlich mit Inkompetenz?<br />

Was meinen Sie mit den Realitäten, die ich nicht anerkenne?<br />

Was verstehen Sie unter „qualifiziert für den Job“?<br />

Damit holen Sie Ihren Gesprächspartner auf eine sachliche<br />

Ebene zurück. Oder Sie bringen ihn in Verlegenheit, wenn er<br />

nämlich einen Begriffsknüppel benutzt, den er nicht zu definieren<br />

weiß.<br />

Beispiel<br />

„Sie sagten gerade, meine Einstellung ist faschistoid“, stellt die Ministerin<br />

fest. „Was verstehen Sie denn unter ‚faschistoid‘?“ Ihr Gegenüber<br />

gerät ins Stammeln.<br />

Für unser erstes Beispiel ist diese Gegenfrage allerdings ungeeignet.<br />

„Was meinen Sie mit lahmarschig?“ Mit dieser Frage<br />

ernten Sie eher ein höhnisches Lachen und eine weitere<br />

kränkende Bemerkung als eine sachliche Auskunft. Fragen Sie<br />

daher: „Wieso sagen Sie eigentlich ‚lahmarschig‘?“<br />

Geben Sie die Frage zurück<br />

In manchen Fällen können Sie die Frage auch direkt zurückgeben.<br />

Das ist zwar ein wenig plump, doch immer noch besser,<br />

als wenn Sie gar nichts sagen.<br />

Beispiel<br />

„Schon wieder bauen die bei uns Personal ab“, stöhnt Herr Backmund.<br />

„Mältzer, wie schaffen Sie es nur, dass Sie immer davonkommen?“ Mältzer<br />

entgegnet: „Keine Ahnung. Wie schaffen Sie es denn?“


„Was fehlt?“<br />

Die Gegenfrage<br />

Wenn Sie jemand heftig, aber nicht unberechtigt kritisiert,<br />

können Sie dem Ganzen eine positive Wendung geben, indem<br />

Sie sich erkundigen, was anders sein müsste, damit der Vorwurf<br />

nicht mehr zutrifft. Kurz gesagt: „Was fehlt, damit Sie<br />

zufrieden wären?“<br />

Diese Technik, die der Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm empfiehlt,<br />

können Sie einsetzen, wenn Sie Ihrem Kritiker entgegenkommen<br />

möchten. Gleichzeitig nehmen Sie ihm ein wenig<br />

Wind aus den Segeln, weil Sie sich konstruktiv zeigen. Sie<br />

sollten diese Technik kennen, wenn Sie häufiger mit Beschwerden<br />

zu tun haben. Sie können die Frage auch noch zuvorkommender<br />

formulieren: „Was sollte ich Ihrer Meinung<br />

tun, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen?“ Allerdings<br />

hat diese Technik ihre Grenzen.<br />

Beispiel<br />

Mältzer hat vergessen, einen wichtigen Kunden zurückzurufen. „Sie sind<br />

ja total unfähig, Mältzer“, donnert der Geschäftsführer. Mältzer sucht einen<br />

konstruktiven Ausweg: „Was müsste sich denn ändern, damit ich aus<br />

Ihrer Sicht meine Aufgaben gut erfülle?“ Der Geschäftsführer läuft dunkelrot<br />

an: „Alles! Es müsste sich alles ändern!“<br />

Die Technik kann etwas hölzern wirken und ist nicht empfehlenswert,<br />

wenn jemand einfach Dampf ablassen möchte. Auch<br />

eignet sie sich nicht so sehr, wenn es um Fehler geht, die nicht<br />

mehr rückgängig zu machen sind.<br />

„Woher wissen Sie das?“<br />

Nicht alle Gegenfragen haben diesen vorsichtigen, beschwichtigenden<br />

Charakter wie die bisher genannten. Es gibt<br />

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92 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

auch welche, die etwas härterer Art sind und die Sie einsetzen<br />

können, um sich gegen Unterstellungen zu wehren. Eine<br />

solche Gegenfrage lautet: „Woher wissen Sie das?“<br />

Beispiel<br />

„Wenn Sie immer um fünf Uhr bei Ihren Kindern sein müssen, Mältzer, ist<br />

es ja auch kein Wunder, dass unsere Umsätze zurückgehen“, stellt Herr<br />

Backmund fest. „Unsere Umsätze gehen zurück, weil ich um fünf Uhr bei<br />

meinen Kindern sein will? Woher wissen Sie das?“<br />

Mit dieser Gegenfrage streiten Sie den Vorwurf zwar nicht<br />

vollkommen ab, Sie ziehen ihn aber stark in Zweifel. Hüten Sie<br />

sich daher so zurückzufragen, wenn der Vorwurf berechtigt<br />

ist. Aber auch wenn man Sie beschuldigt, heimlich etwas Unrechtmäßiges<br />

getan zu haben, kann die Gegenfrage fatal erscheinen.<br />

Beispiel<br />

„Mältzer, wieso haben Sie eigentlich die Hotelhandtücher mitgehen lassen?“<br />

– „Hotelhandtücher mitgehen lassen? Woher wissen Sie das?“<br />

In solchen Fällen bietet sich eher die weit verbreitete Variante<br />

an: „Wer sagt das?“<br />

Besonders geeignet ist diese Gegenfrage hingegen, wenn Sie<br />

einen Vorschlag gemacht haben, der mit einer Scheinbegründung<br />

abgelehnt wird. Rechnen Sie dann allerdings mit einer<br />

Gegen-Gegenfrage.<br />

Beispiel<br />

„Wenn wir die Stempeluhr am Eingang abschaffen, dann kommt doch niemand<br />

mehr pünktlich“, bemerkt Herr Backmund. Darauf Mältzer: „Woher<br />

wissen Sie das?“ Backmund versucht den Spieß umzudrehen: „Woher<br />

wissen Sie, dass die Leute dann pünktlich kommen?“ Mältzer: „Ich kann<br />

natürlich nicht in die Zukunft sehen. Aber ich sage Ihnen gerne, warum ich<br />

es für wahrscheinlich halte ...“


Nach Darlegung Ihrer Argumente sollten Sie nun darauf beharren,<br />

dass Ihr Gegenüber seine Gründe auf den Tisch legt.<br />

Aggressive Gegenfragen<br />

Die Gegenfrage<br />

Einige Gegenfragen können noch etwas unfreundlicher ausfallen.<br />

Es handelt sich im Prinzip um Gegenangriffe. Sie kommen<br />

in Frage, wenn Sie sich „hart“ zur Wehr setzen wollen.<br />

Sie sollten nur dann davon Gebrauch machen, wenn die Fragen<br />

wirklich unfair sind.<br />

Solche aggressiven Gegenfragen sind zum Beispiel:<br />

� „Warum fragen Sie?“, „Worauf wollen Sie hinaus?“<br />

� „Was meinen Sie überhaupt?“, „Wie kommen Sie denn darauf?“<br />

� „Warum hören Sie mir nicht zu?“, „Warum haben Sie mich<br />

nicht verstanden?“<br />

� „Wieso drehen Sie mir das Wort im Mund herum?“<br />

� „Sie haben sich vorher nicht richtig informiert. Warum eigentlich<br />

nicht?“<br />

Diese Gegenfragen wirken zwar auf den ersten Blick sehr stark<br />

– bei Führungskräften etwa sind sie überaus beliebt, um<br />

lästige Fragen abzuschütteln – doch sie haben einen großen<br />

Haken: Sie arbeiten gleichfalls mit Unterstellungen. Ein vertrauensvolles<br />

Klima lässt sich damit nicht schaffen oder bei<br />

unbeteiligten Dritten Sympathien hervorrufen. Dies gilt auch<br />

dann, wenn es dem Antwortenden gelingt, den Fragesteller so<br />

sehr einzuschüchtern, dass der kaum noch etwas zu sagen<br />

wagt.<br />

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94 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

� Aggressive Gegenfragen wirken oft autoritär und arrogant. Ausnahme:<br />

Wenn Sie unfair und verletzend angegangen werden, wenn<br />

Sie mit Vorwürfen konfrontiert werden, die aus der Luft gegriffen sind<br />

– dann werden Sie für Ihre heftige Reaktion eher auf Verständnis<br />

stoßen. �<br />

Probieren Sie selbst<br />

Finden Sie geeignete Gegenfragen:<br />

a „Müssen Sie Ihre schlechte Laune immer an mir auslassen?“<br />

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b „Uns ist schon wieder ein Kunde abgesprungen. Meinen Sie<br />

nicht, dass Sie Ihre Verkaufsstrategie mal überdenken sollten?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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c „Haben Sie es eigentlich sehr genossen, dass Ihr Kollege<br />

Ihretwegen einen Nervenzusammenbruch bekommen<br />

hat?“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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Der Korken im Ohr<br />

Über den renommierten Literaturprofessor Hugh Kenner wird<br />

kolportiert, dass er sein Hörgerät abschaltete, sobald ihn ein<br />

studentisches Referat zu langweilen begann. Und das soll<br />

recht oft der Fall gewesen sein. Eine ähnliche Technik können<br />

Sie sich zunutze machen, um sich gegen dumme, aggressive<br />

Bemerkungen zu wehren: Sie stecken sich einen unsichtbaren<br />

Korken ins Ohr und verstehen nur noch den Klang der Worte,<br />

nicht aber deren Sinn. Mit dieser Technik gehen Sie noch einen<br />

Schritt über das „absurde Theater“ hinaus. Ihr Gegenüber<br />

kann sich nicht einmal auf einer „absurden“ Ebene mit Ihnen<br />

verständigen.<br />

Auch wenn Sie nur reagieren und Ihren Kontrahenten gar<br />

nicht angreifen, ist der „Korken im Ohr“ eine „harte“ Technik,<br />

die Sie besser nicht gegenüber Leuten einsetzen, zu denen Sie<br />

ein gutes Verhältnis haben möchten, Ihr Chef etwa oder Ihr<br />

Ehepartner.<br />

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96 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Machen Sie nur sparsam davon Gebrauch. Sie nutzt sich<br />

schnell ab, und wenn Ihr Kontrahent schließlich mit den gleichen<br />

Mitteln zurückschlägt, sind die Folgen nicht sehr erfreulich.<br />

Täuschen Sie sich übrigens nicht: Der „Korken im Ohr“ wirkt<br />

zwar ganz simpel, doch er ist keineswegs so einfach, wie er<br />

auf den ersten Blick erscheint. Sie sollten fleißig mit „dem<br />

Korken im Ohr“ trainieren.<br />

Vorteile<br />

Das Grundprinzip ist ganz einfach zu verstehen. Sie können<br />

sofort loslegen.<br />

Die Wirkung ist oftmals überraschend und geradezu durchschlagend.<br />

Wenn Sie die Technik geschickt und überraschend<br />

einsetzen, haben Sie in Gegenwart von Dritten die Lacher sicher<br />

auf Ihrer Seite.<br />

Gefahren<br />

Eine sehr massive Gegenwehr, mit der Sie sich den Angreifer<br />

bestimmt nicht zum Freund machen. Die Situation kann eskalieren.<br />

Bei nächster Gelegenheit könnte sich der düpierte Angreifer<br />

revanchieren und seinerseits die „Korkentechnik“ einsetzen,<br />

allerdings nicht um einen Angriff abzuwehren, sondern beispielsweise<br />

eine Bitte.<br />

Kommen mehrere Mitglieder einer Gruppe auf den Geschmack,<br />

die Technik einzusetzen, kann die gesamte Verständigung<br />

lahm gelegt werden.


Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Dumme Sprüche auf Ihre Kosten,<br />

� starke Provokationen,<br />

� wenn keine Basis mehr für ein sachliches Gespräch gegeben<br />

ist,<br />

� wenn Publikum dabei ist.<br />

Der Korken im Ohr<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Auf einen Angriff reagieren Sie so, als hätte Ihr Gegenüber etwas<br />

komplett Anderes gesagt. Damit Ihr Gegenüber das<br />

„Missverständnis“ auch merkt, wiederholen Sie Teile dessen,<br />

was er gesagt hat. Insoweit ähnelt der „Korken im Ohr“ ein<br />

wenig der „Dolmetscher-Technik“. Allerdings hat das, was Sie<br />

da angeblich verstanden haben, überhaupt nichts mit dem ursprünglich<br />

Gemeinten zu tun. Je weiter Sie sich davon entfernen,<br />

desto besser. Wie ein Schwerhöriger verstehen Sie<br />

Wörter, die zwar ganz ähnlich klingen, aber etwas ganz anderes<br />

meinen.<br />

Einen beachtlichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie sich auf den<br />

zentralen Begriff oder das letzte Wort des Angriffs konzentrieren,<br />

ein anderes finden, das so ähnlich klingt, aber inhaltlich<br />

möglichst weit weg liegt.<br />

Beispiel<br />

Höhnisch unterbricht Herr Backmund einen Vortrag seines Kollegen:<br />

„Mältzer, Sie wissen ja gar nicht, was Sie da reden!“ – Mältzer: „Schweden?<br />

Schönes Land, aber viele Mücken. Vor allem im August, September.<br />

Und teuer.“ Daraufhin setzt Mältzer sein Referat fort.<br />

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98 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Wichtig ist, dass Sie nicht nur das missverstandene Wort<br />

äußern, sondern die Sache in ein, zwei Sätzen noch ein wenig<br />

weiterführen. Das verlangt manchmal etwas Phantasie.<br />

Beispiel<br />

Backmund lässt sich die Missachtung nicht gefallen: „Mältzer, Sie sind<br />

eine taube Nuss!“ – Mältzer: „In einem blauen Bus? Sicher, warum nicht?<br />

Obwohl man auch schöne Fahrradtouren durch Schweden machen kann.“<br />

Die Kollegen kichern. Mältzer setzt seinen Vortrag fort.<br />

Der Angreifer hat vier Möglichkeiten zu reagieren:<br />

� Er schweigt,<br />

� er verstärkt seine Angriffe, wird ausfallend,<br />

� er kehrt auf eine sachliche Ebene zurück,<br />

� er wendet sich an seine Kollegen und versucht sie gegen<br />

den „Schwerhörigen“ zu mobilisieren.<br />

Die erste und die dritte Möglichkeit sind ganz in Ihrem Sinne.<br />

Die vierte Möglichkeit wird nur gelingen, wenn sich der Angreifer<br />

mit seinen Attacken auf Sympathien in der Gruppe<br />

stützen kann. Werden Sie also in einem ohnehin feindlichen<br />

Umfeld angegriffen, ist der „Korken im Ohr“ nicht die geeignete<br />

Methode, sich zu verteidigen. Ebenso können Sie auf<br />

wenig Verständnis rechnen, wenn die Attacke, die Sie<br />

demonstrativ überhören, so unfair gar nicht war, sondern nur<br />

eine etwas überzogene Kritik.<br />

Die Hauptgefahr dieser Technik ist, dass sich der Angreifer gedemütigt<br />

fühlt und versucht, Sie auf andere Weise zu schädigen.<br />

Stellt er seine Attacken nicht ein und wird womöglich<br />

ausfallend, nehmen Sie den „Korken“ aus dem Ohr und be-


Der Korken im Ohr<br />

enden Sie die Situation. Machen Sie deutlich, dass Sie sich so<br />

ein Verhalten nicht bieten lassen. Fordern Sie ihn auf, den<br />

Raum zu verlassen, oder gehen Sie selbst.<br />

� Der „Korken im Ohr“ ist eine etwas unfaire Technik, die nur dann<br />

sinnvoll ist, wenn Ihr Angreifer ein schweres Foul begangen hat. �<br />

Probieren Sie selbst<br />

Finden Sie zu den folgenden Angriffen je zwei Erwiderungen<br />

nach der „Korkentechnik“:<br />

a „Sie haben ja von Tuten und Blasen keine Ahnung!“<br />

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b „Meine Güte, Sie sind vielleicht eine Flasche!“<br />

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c „Wenn ich Sie schon sehe, wird mir jedesmal speiübel!“<br />

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100 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Die Gerade-Technik<br />

Wir sind es gewohnt, auf Einwände folgendermaßen zu reagieren:<br />

� widerlegen: „Das stimmt nicht, weil ...“,<br />

� kleinreden: „So schlimm ist das gar nicht, weil ...“,<br />

� wegschieben: „Ja schon, aber dafür ...“.<br />

In allen drei Fällen geben wir unserem Gesprächspartner zu<br />

verstehen: Du hast Unrecht, richtig ist vielmehr, was ich sage.<br />

So etwas kann zu emotionalen Spannungen führen, die vor<br />

allem dann unerwünscht sind, wenn wir dem Gesprächspartner<br />

etwas verkaufen wollen. Wie also können Sie einen Einwand<br />

widerlegen und ihn gleichzeitig ernst nehmen?<br />

Die Lösung liefert die „Gerade“-Technik: Sie stimmen dem<br />

Einwand zu und schließen daran Ihr „Gerade deshalb“-Argument<br />

an, mit dem Sie die Vorteile Ihres Produkts/Ihrer Dienstleistung/Ihres<br />

Vorschlags ins Spiel bringen.<br />

Vorteile<br />

Sie vermitteln Ihrem Gesprächspartner das Gefühl, dass Sie ihn<br />

ernst nehmen. Und Sie lenken seine Aufmerksamkeit auf die<br />

Vorteile und Stärken, um die es Ihnen geht. Wenn Ihr Argument<br />

wirklich stichhaltig ist, dürfte es kaum zu schlagen sein.<br />

Gefahren<br />

Nur selten wird Ihnen Ihr Gesprächspartner den Gefallen tun,<br />

gerade das zu bemängeln, was ihm bei näherer Betrachtung<br />

als wesentlicher Vorteil erscheint. Die Folge: Ihre Argumenta-


Die Gerade-Technik<br />

tion wirkt eher gezwungen als zwingend. Darunter könnte<br />

Ihre Glaubwürdigkeit leiden.<br />

Sie akzeptieren den Einwand. Wenn er nicht berechtigt ist,<br />

haben Sie Ihre Position erheblich geschwächt.<br />

Wenn der Vorteil, den Sie ins Spiel bringen, für Ihren Gesprächspartner<br />

unwesentlich ist, schwächen Sie nochmals<br />

Ihre Position.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Einwände, berechtigte Kritik.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Beispiel<br />

„Sie können doch gar nicht mitreden, Mältzer. Sie haben doch überhaupt<br />

keine Erfahrung in diesen Dingen“, stellt der Projektleiter fest. Mältzer erwidert:<br />

„Stimmt, ich habe keine Erfahrung. Gerade deshalb kann ich die<br />

ganze Sache völlig unvoreingenommen betrachten.“ Der Geschäftsführer<br />

nickt zustimmend.<br />

Wenn Sie nicht auf das zustimmende Nicken rechnen können,<br />

hat die Gerade-Technik wenig Sinn. Sie funktioniert nämlich<br />

nur unter zwei Voraussetzungen:<br />

� Der Zusammenhang zwischen dem Einwand und dem Vorteil,<br />

den Sie ins Spiel bringen, muss schlüssig sein.<br />

� Der Vorteil muss stärker ins Gewicht fallen als der Einwand.<br />

Beispiel<br />

„Das Doppelbett ist aber teuer“, bemerkt die Kundin. Darauf der Verkäufer:<br />

„Gerade deshalb ist es erstklassig verarbeitet und bietet einen unvergleichlichen<br />

Liegekomfort.“<br />

101


102 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Das mag vielleicht freundlicher klingen als ein defensives „aber<br />

dafür ist es erstklassig verarbeitet“, doch ist das Argument wirkungslos,<br />

wenn für die Kundin der Preis viel wichtiger ist als<br />

der Liegekomfort. Aus diesem Grund wird die Gerade-Technik<br />

für das Verkaufsgespräch eher überschätzt, doch dafür erweist<br />

sie sich als nützlich, um berechtigter Kritik zu begegnen.<br />

Beispiel<br />

„Mältzer, Sie kommen ja schon wieder zu spät“, stöhnt Herr Backmund.<br />

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, entgegnet Mältzer, „lassen Sie<br />

uns gerade deshalb keine Zeit verlieren und sofort anfangen.“<br />

Achten Sie allerdings darauf, dass Sie nicht den Eindruck erwecken,<br />

vorschnell über Kritik hinwegzugehen.<br />

Probieren Sie selbst<br />

Versuchen Sie folgende Einwände mit der „Gerade-Technik“<br />

zu entkräften:<br />

a) „Sie nehmen sich zu wenig Zeit für Ihre Mitarbeiter.“<br />

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b) „Ihr Angebot ist recht unkonkret.“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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c) „Sie haben sich nicht ausreichend informiert.“<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

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Die Instant-Sätze<br />

Manchmal muss es einfach nur schnell gehen. Wir haben gar<br />

keine Zeit, über irgendeine spezielle Technik nachzudenken,<br />

die wir schon halb wieder vergessen haben. Unser Kopf ist<br />

leer. Wir brauchen einen Satz, irgendeinen Satz, mit dem wir<br />

uns behaupten können, und der irgendwie passt.<br />

Solche Retter aus der Not sind die „Instant-Sätze“, Standard-<br />

Formulierungen, an die wir uns klammern können. Instant-<br />

Sätze funktionieren nach einem ganz einfachen Schema oder<br />

können wortwörtlich übernommen werden. Sie sind nicht besonders<br />

elegant, aber vielseitig verwendbar. Und sie erfüllen<br />

in den meisten Fällen ihren Zweck.<br />

Vorteile<br />

Leicht zu handhaben. Wenn alles andere versagt, stehen immerhin<br />

noch zwei bis drei Standard-Sprüche als eiserne Reserve<br />

zur Verfügung. Gerade am Anfang, wenn der Umgang<br />

mit den Techniken noch ungewohnt ist, kann das ein unschätzbarer<br />

Vorteil sein.<br />

Gefahren<br />

Wenn Sie häufiger dieselben Instant-Sätze gebrauchen, wird<br />

Ihre Reaktion vorhersehbar. Ihr Kontrahent kann Ihre Reaktion<br />

karikierend vorwegnehmen und Sie dadurch zum Gespött machen.<br />

Außerdem sind manche Instant-Sätze nicht mehr ganz<br />

neu. Sie könnten zum Sprüchemacher oder Phrasendrescher<br />

gestempelt werden.<br />

103


104 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

In einer konkreten Situation wenden Sie vorgefertigte Floskeln<br />

an, die dem, was Sie eigentlich zum Ausdruck bringen<br />

wollen, gar nicht gerecht werden. Beispielsweise könnten sie<br />

viel aggressiver wirken, als es in Ihrer Absicht liegt.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Wenn Ihnen nichts Besseres einfällt.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Das Reservoir an Instant-Sätzen ist unerschöpflich. Hier lernen<br />

Sie nur eine kleine Auswahl von typischen Floskeln kennen,<br />

die Sie selbst erweitern können.<br />

Wenn Ihnen ein bestimmter Satz zusagt, sollten Sie sich ihn<br />

einprägen und überlegen, für welche Situationen er in Frage<br />

kommt. Vielleicht wandeln Sie ihn auch ein wenig ab und passen<br />

ihn Ihrem eigenen Sprachgebrauch an. Natürlich können<br />

Sie auch eigene Instant-Sätze erfinden.<br />

„Lieber (a)... als (b)...“<br />

Ein oft gehörter, sehr variabler Allzweckspruch, der sich nicht<br />

so schnell abnutzt, weil er immer wieder neu gefüllt werden<br />

muss, eine Instant-Ausgabe des Gegenkonters. Er passt auf<br />

jede mehr oder weniger nett gemeinte Frotzelei, auf dumme<br />

Sprüche und leichte Provokationen.<br />

Die Leerstelle (a) füllen Sie mit dem Vorwurf, der gegen Sie erhoben<br />

wird, die Leerstelle (b) mit irgendeiner Unterstellung,<br />

die Sie dem Angreifer entgegenhalten möchten. Oder Sie setzen<br />

etwas völlig Absurdes ein. Wenn Sie zwischen (a) und (b)


Die Instant-Sätze<br />

noch eine wortspielerische Verbindung zustande bringen:<br />

Herzlichen Glückwunsch.<br />

Beispiel<br />

„Du bist ein Grünschnabel.“ – „Lieber ein Grünschnabel als ein Blaustrumpf.“<br />

Oder: „Lieber ein grüner Schnabel als eine große Klappe.“ Oder<br />

absurd: „Lieber Grünschnabel als Blauschimmel.“<br />

„Ich passe mich nur meiner Umgebung an!“<br />

Standardsatz, mit denen sich vor allem neue Mitarbeiter gegen<br />

die Sprüche ihrer Kollegen wappnen. Gegen externe Angreifer<br />

ist der Spruch natürlich nutzlos. Immerhin können Sie<br />

sich damit gegenüber frotzelnden Kollegen, die Ihnen gleich<br />

mal „auf den Zahn fühlen“ wollen, Respekt verschaffen. Aber<br />

der Spruch nutzt sich sehr schnell ab. Am besten (pro Arbeitsstelle)<br />

nur einmal verwenden.<br />

Beliebte Varianten sind: „Ich dachte, das wäre hier so üblich.“<br />

Oder: „Sie sind eben mein Vorbild.“<br />

„Schön für dich“<br />

Ein Satz, der Ihnen vielleicht noch aus der Kinderzeit bekannt<br />

vorkommt. „Schön für dich“, mit diesem Kommentar kann niemand<br />

etwas anfangen. Er ist nicht witzig, nicht aggressiv,<br />

nicht absurd, nicht hintersinnig, er sagt eigentlich gar nichts<br />

aus. Doch gerade deshalb ist er gut geeignet, um Provokationen<br />

abprallen zu lassen.<br />

Der Vorteil des einfallslosen „Schön für dich“-Spruchs liegt<br />

darin, dass dem Angreifer die Lust vergeht, seine Attacken<br />

fortzuführen. Eine solche Gefahr besteht eher bei originellen,<br />

aggressiven, spöttischen oder witzigen Repliken.<br />

105


106 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Eine nicht ganz so anspruchslose Variante besteht darin, den<br />

Angriff in die Antwort einzubauen. Nach folgendem Muster:<br />

„Sie singen wie eine Gießkanne.“ – „Schön für die Gießkanne.“<br />

Oder: „Da kennen Sie aber tolle Gießkannen.“ Diese Repliken<br />

sind natürlich nur dann möglich, wenn jemand Sie mit<br />

einen Vergleich herabsetzen will – was allerdings ein sehr verbreitetes<br />

Verfahren ist.


Die Instant-Sätze<br />

„Wenn es Ihnen dabei besser geht.“<br />

Auch dieser Spruch ist ein „Spielverderber“. Allerdings ist er<br />

manchmal die einzige Rettung. Er hilft Ihnen, ständigen<br />

Neckereien, Sticheleien oder etwas anzüglichen Anspielungen<br />

den Wind aus den Segeln zu nehmen.<br />

Wir erklären schlicht, dass der Spötter wohl schon Recht hat,<br />

wenn es ihm dabei nur besser geht. Wir nehmen den Spott<br />

also nicht wörtlich, sondern als Ausdruck einer etwas wunderlichen<br />

Seelenhygiene. Dadurch verderben wir den Anderen<br />

den Spaß. Deshalb können Sie den Standard-Spruch „Wenn es<br />

Ihnen besser dabei geht“ im Fall des Falles durchaus auch mit<br />

einer gewissen Penetranz wieder und wieder verwenden.<br />

Beispiel<br />

Die Kommunikationstrainerin Barbara Berckhan berichtet von einem jungen<br />

Vater, der von seinen Fußballfreunden ständig aufgezogen wurde,<br />

weil er sich mehr um seine Kinder kümmern wollte. Er versuchte es<br />

zunächst mit sachlichen Erklärungen, dann wurde er ärgerlich, die Sticheleien<br />

wurden noch heftiger. Schließlich stimmte er jedesmal zu: „Ja du<br />

hast Recht. Wenn es dir dadurch ein bisschen besser geht.“ Allmählich<br />

wurden die Angriffe schwächer und hörten schließlich ganz auf.<br />

„Irrtum – sprach der Igel und stieg von der Drahtbürste!“<br />

Sehr beliebt, aber wenig treffsicher sind Floskeln, bei denen<br />

eine normale Aussage mehr oder weniger witzig umkleidet<br />

wird. Anstatt zu sagen: „Da haben Sie Unrecht“ oder „Das<br />

stimmt nicht“, hört man: „Irrtum, sprach der Igel und stieg<br />

von der Drahtbürste.“<br />

Es gibt unzählige solcher „Bürotassen-Sprüche“: „Eine meiner<br />

leichtesten Übungen“, „Können Sie das auch rückwärts?“<br />

oder: „Hier, bei der Arbeit“, wie der unvermeidliche Reflex auf<br />

die Frage lautet: „Wo ist eigentlich Klaus-Günther?“<br />

107


108 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Hinter diesen Sprüchen steht das Bemühen, die Situation zu<br />

entkrampfen, alles „nicht so verbissen“ zu sehen. Manchmal<br />

gelingt das auch, doch leider sind die meisten dieser Sprüche<br />

so abgedroschen, dass sie nur noch nervtötend wirken. Machen<br />

Sie daher einen weiten Bogen um solche „witzigen“<br />

Phrasen, die das Gegenteil von schlagfertig sind. Ansonsten<br />

kann es Ihnen geschehen, dass ein entnervter Kollege mit dem<br />

ebenso geistreichen Instant-Satz antwortet: „Noch so’n<br />

Spruch – Kieferbruch.“<br />

Probieren Sie selbst<br />

a) Finden Sie einen passenden Instant-Spruch zu dem Angriff<br />

„Na, Sie abgebrochener Riese!“<br />

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b) Notieren Sie drei Instant-Sprüche, die Ihnen gefallen, und<br />

überlegen Sie, in welcher Situation sie eingesetzt werden<br />

können.<br />

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Der Gegensog<br />

In vielen Situationen müssen wir uns in einer ganz bestimmten<br />

Weise verhalten, sonst verletzen wir ungeschriebene Regeln<br />

und erscheinen unhöflich, dreist, ungehobelt oder dumm.<br />

Wenn Ihnen beispielsweise jemand einen „guten Tag“<br />

wünscht, sollten Sie diesen Gruß erwidern, es sei denn, Sie legen<br />

Wert darauf, den Anderen zu kränken.<br />

Es gibt aber auch Situationen, die uns bestimmte Reaktionen<br />

aufzwingen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Wir verhalten<br />

uns in einer Weise, die unseren Interessen zuwiderläuft.<br />

Später ärgern wir uns, dass wir nicht anders gehandelt haben.<br />

Zunächst müssen wir uns darüber klar werden, dass solche Situationen<br />

eine Sogwirkung haben, die unsere Reaktion bestimmt;<br />

wichtig ist, diesen Sog überhaupt wahrzunehmen.<br />

Erst dann können wir daran denken, einen „Gegensog“ aufzubauen,<br />

also bewusst anders zu handeln, nämlich so, wie es in<br />

unserem Interesse liegt.<br />

Dazu brauchen wir ein hohes Maß an Souveränität. Denn die<br />

Sogwirkung, die schon von ganz banalen Situationen ausgeht,<br />

wird leicht unterschätzt. Stärken Sie Ihre Souveränität und Ihr<br />

Selbstbewusstsein deshalb zunächst, indem Sie in kleinen Alltagssituationen<br />

gegensteuern.<br />

Vorteile<br />

Sie durchbrechen einen Automatismus, der sich in bestimmten<br />

Situationen aufbaut, und können nach Ihrem eigenen<br />

Willen handeln. Die Anderen haben es schwerer, Sie zu manipulieren.<br />

Denn es ist eine weit verbreitete Manipulations-<br />

109


110 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

technik, Situationen aufzubauen, in denen ein solcher Sog<br />

wirksam ist. (Näheres zum Thema Manipulation finden Sie im<br />

TaschenGuide „Manipulationstechniken“.)<br />

Gefahren<br />

Der Gegensog kann das Verhältnis zu Ihrem Gegenüber<br />

unnötig belasten. Unter Umständen empfindet dieser Ihr Verhalten<br />

als Affront.<br />

Für folgende Fälle besonders geeignet<br />

� Situationen, in denen wir geneigt sind, reflexhaft zu reagieren.<br />

So funktioniert es in der Praxis<br />

Es gibt typische Situationen, bei denen Sie sich fragen sollten:<br />

Ist das, was hier geschehen soll, überhaupt in meinem Interesse?<br />

Kommen Sie Aufforderungen nicht nach<br />

Beispiel<br />

„Herr Mältzer, nennen Sie die drei wichtigsten Gründe, warum Sie die Projektleitung<br />

übernehmen wollen“, bittet Herr Backmund. Mältzer hebt an:<br />

„Also zunächst mal bin ich fachlich qualifiziert, ich habe im vergangenen<br />

Jahr an einem ganz ähnlichen Projekt teilgenommen, das wir sehr erfolgreich<br />

abgeschlossen haben. Zweitens traue ich mir Leitung des Teams zu.<br />

Mit einigen habe ich ja bereits gut zusammengearbeitet. Und, äh, drittens<br />

... also, naja, es würde mir bestimmt viel Spaß machen.“<br />

Mältzer steckt in einem Sog. Herr Backmund hat ihn aufgefordert,<br />

zu begründen, warum er Projektleiter werden möch-


Der Gegensog<br />

te. Das ist legitim. Und es ist sicher auch in Mältzers Interesse<br />

darzulegen, warum er sich für geeignet hält. Die Aufforderung<br />

bekommt erst dadurch eine subtil unfaire Tendenz, dass<br />

Herr Backmund die Angabe der drei wichtigsten Gründe verlangt.<br />

Damit trifft nämlich nicht mehr Herr Mältzer selbst die<br />

Entscheidung, wie er seine Eignung begründen will. Er ist gehalten,<br />

drei möglichst gleichwertige Gründe anzuführen.<br />

Wenn ihm nur zwei einfallen, hat er versagt. Wenn der dritte<br />

zu schwach ausfällt, schwächt das ebenfalls seine Position.<br />

Das Vertrackte: Im Nachhinein kann Mältzer nur noch schwer<br />

diesem Sog entkommen. Es geht also darum, sich gar nicht<br />

erst auf die Sache einzulassen.<br />

Beispiel<br />

„Zwei Gründe genügen“, entgegnet Mältzer. „Erstens bin ich fachlich qualifiziert,<br />

wie das erfolgreiche Projekt im vergangenen Jahr gezeigt hat. Und<br />

zweitens traue ich mir die Leitung des Teams zu, mit einigen habe ich ja<br />

bereits gut zusammengearbeitet.“<br />

Auch wenn jetzt Herr Backmund noch beharrt: „Fällt Ihnen kein dritter<br />

Grund ein?“, kann sich Herr Mältzer dem Sog souverän entziehen: „Nicht<br />

die Zahl der Gründe ist entscheidend, sondern ihre Qualität. Die eben genannten<br />

Gründe sind nun mal die wichtigsten.“<br />

Wehren Sie sich gegen Fangfragen<br />

Eine berühmte Fangfrage lautet: „Herr Minister, stimmt es,<br />

dass Sie aufgehört haben, Ihre Frau zu schlagen?“ Die passende<br />

Antwort: „Das ist eine Fangfrage. Deshalb werde ich<br />

darauf nicht antworten.“<br />

Allerdings sind Fangfragen in Reinkultur gar nicht so sehr verbreitet.<br />

Viel häufiger stoßen wir auf gewöhnliche Fragen, die<br />

durch Unterstellungen angereichert werden, bei denen Mei-<br />

111


112 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

nungen mit Tatsachen vermischt werden und unsere Aufmerksamkeit<br />

abgelenkt werden soll. Doch jedem unpassenden<br />

Ausdruck, jeder Unterstellung sollten Sie sofort entschieden<br />

entgegentreten und die Dinge richtig stellen.<br />

Beispiel<br />

„Nachdem es Ihnen nicht gelungen ist, Ihren Laden zusammenzuhalten,<br />

Mältzer, und jeder in Ihrer Abteilung was anderes erzählt, müssten Sie da<br />

nicht die Verantwortung übernehmen?“, fragt Herr Backmund versonnen.<br />

„Ich weiß nicht, von welchem Laden Sie reden, Herr Backmund“, entgegnet<br />

Mältzer, „bei uns klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Es erzählt in<br />

meiner Abteilung auch nicht jeder etwas anderes, sondern Sie haben bei<br />

den drei Gesprächen, die Sie geführt haben, Unterschiedliches herausgehört.<br />

Und für Ihre Missverständnisse, Herr Backmund, müssen Sie schon<br />

selbst die Verantwortung übernehmen.“<br />

„Nach den katastrophalen Zahlen im letzten Jahr, fragen Sie sich da nicht,<br />

ob Sie noch der geeignete Mann sind, Mältzer?“, bemerkt der Vertriebsleiter.<br />

– „Wir hatten einen Rückgang um 9 %, das war 1 % mehr als der<br />

Branchendurchschnitt. Das würde ich angesichts unserer personellen<br />

Probleme im Frühjahr noch nicht als Katastrophe bezeichnen.“<br />

Hebeln Sie Suggestivfragen aus<br />

Ein sehr starker Sog geht von Suggestivfragen aus. „Sie werden<br />

doch wohl nicht etwa eine Grundsatzdiskussion beginnen<br />

wollen?“ Solche Worte wirken. „Nein, nein“, werden wir uns<br />

beeilen zu beteuern. Nur wenige stemmen sich gegen den Sog<br />

und erwidern beispielsweise: „Doch genau, eine Grundsatzdiskussion<br />

will ich jetzt führen.“<br />

Eine solche offensive Replik hat allerdings einen Nachteil: Sie<br />

wirkt sehr herausfordernd. Daher ist es oft zweckmäßiger, die<br />

Unterstellung, die in der Suggestivfrage steckt, durch eine unverbindliche<br />

Rückfrage herauszuschälen. In unserem Beispiel<br />

also: „Was haben Sie gegen eine Grundsatzdiskussion?“


Der Gegensog<br />

Weisen Sie falsche Alternativen zurück<br />

Ein beliebter Trick zu überrumpeln besteht darin, unvollständige<br />

Alternativen zu präsentieren. Sie können sich relativ einfach<br />

dagegen wehren: Bringen Sie die unterschlagenen Alternativen<br />

wieder ins Spiel. Frage: „Also, gehen wir jetzt ins<br />

Theater oder lieber was essen?“ Antwort: „Was hältst du davon,<br />

wenn wir ins Kino gehen?“<br />

Nicht immer ist es ganz einfach, unterschlagene Alternativen<br />

zu entdecken. Und nicht jede Alternative, die unter den Tisch<br />

gefallen ist, muss deshalb besser sein. Dennoch lohnt es sich,<br />

bei Entweder-oder-Fragen genauer hinzuhören.<br />

Beispiel<br />

Ein Sitzungsteilnehmer fragt: „Machen wir jetzt eine Rauchpause oder<br />

erst in einer halben Stunde?“ Über die Notwendigkeit von Rauchpausen<br />

war noch überhaupt nicht gesprochen worden.<br />

Die Dame am Telefon informiert Sie: „Herr Graumichel hat noch zwei Termine<br />

frei. Passt es Ihnen am Dienstag oder am Freitag?“ – Es ist noch völlig<br />

ungeklärt, ob Sie überhaupt einen Termin mit Herrn Graumichel benötigen.<br />

Die nahe liegende Reaktion: Wir entscheiden uns für eine Alternative<br />

oder schlagen eine dritte vor. Rauchpause in 45 Minuten<br />

oder Termin mit Herrn Graumichel am übernächsten<br />

Donnerstag. Doch genau diese Reaktion sollten Sie durchbrechen.<br />

Denn es geht nicht um weitere Alternativen, sondern<br />

um die ungeklärten Voraussetzungen.<br />

Beispiel<br />

„Es tut mir Leid, Herr Backmund, aber wir haben ja noch gar nicht darüber<br />

gesprochen, ob Rauchpausen überhaupt notwendig sind. Wie viele Raucher<br />

sind denn unter uns?“<br />

„Lassen Sie uns erst darüber sprechen, ob ein Treffen mit Herrn Graumichel<br />

überhaupt sinnvoll ist. Worum geht es genau?“<br />

113


114 Stufe 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken trainieren<br />

Probieren Sie selbst<br />

Suchen Sie jeweils zwei Erwiderungen, wie Sie den folgenden<br />

Fragen am besten entgegentreten können.<br />

a) „Auf welchen Ihrer Mitarbeiter könnten Sie am ehesten<br />

verzichten?“<br />

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b) „Wenn Sie noch mal zurückdenken: Was würden Sie heute<br />

anders machen?“<br />

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c) „Sagen Sie uns bitte ganz kurz, warum es unter Ihrer Würde<br />

ist, einen anderen Dienstwagen als einen BMW zu fahren?“<br />

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d) „Wollen Sie erst mit Herrn Sälter sprechen und dann mit<br />

Frau Jäger oder umgekehrt?“<br />

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e) „Sie wollen hier doch wohl nicht etwa rauchen?“<br />

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Stufe 3: Das Sprachvermögen<br />

erweitern<br />

Nun verfügen Sie bereits über das Handwerkszeug, wie Sie<br />

sich Ihre Reaktionsmöglichkeit erhalten und wie Ihre Reaktionen<br />

aussehen können. Im dritten Schritt geht es darum, wie<br />

Sie Ihre Sprachfähigkeit verbessern, damit Ihre Antworten geschliffener<br />

und eleganter ausfallen. Denn: <strong>Schlagfertigkeit</strong> ist<br />

vor allem eine sprachliche Fähigkeit – und die lässt sich ausbauen<br />

und trainieren.<br />

Mit Sprache kann man spielen<br />

Schlagfertige Menschen müssen keine Wortkünstler sein. Was<br />

sie hingegen auszeichnet, ist ein spielerischer Umgang mit der<br />

Sprache. Sie bringen zusammen, was nicht zusammengehört,<br />

verdrehen den Sinn von Wörtern, tauschen Silben aus, buchstabieren<br />

Wörter rückwärts, nehmen Redensarten wörtlich oder<br />

kombinieren sie neu und fabulieren groteske Geschichten zusammen.<br />

All das kann Ihre <strong>Schlagfertigkeit</strong> erheblich steigern.<br />

Fördern Sie Ihr assoziatives Denken<br />

Sie brauchen nicht ungewöhnlich viele Wörter, um mit Sprache<br />

zu spielen – was viel wichtiger ist: Sie müssen lernen viele<br />

verschiedene Verbindungen zwischen den Wörtern herzu-<br />

115


116 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />

stellen. Richten Sie deshalb öfter einmal Ihre Aufmerksamkeit<br />

darauf, wie etwas gesagt wird. Sie werden merken, dass Sie<br />

plötzlich ganz neue Zusammenhänge herstellen und dass Assoziationen<br />

geweckt werden, an die Sie bisher nicht dachten.<br />

Assoziatives Denken ist unabdingbar, um mit der Sprache<br />

spielen zu können.<br />

Spielen Sie mit einzelnen Wörtern<br />

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie ein bestimmtes Wort hören?<br />

Buch, Bier, Lotusblume? Schreiben Sie alle Wörter auf, die Ihnen<br />

in den Sinn kommen. Auch anscheinend widersinnige. Vertauschen<br />

Sie Buchstaben oder orientieren Sie sich am Klang.<br />

Beispiel<br />

Woran denken Sie beim Wort „Zaun“? – Zaunkönig, Jägerzaun, Zaungast,<br />

Mauer, Umfriedung, Gartenzaun, Zaum, schauen, Saum, Sauna, umzäunen,<br />

Zaun streichen, Holzzaun, Absperrung, Grenze, elektrischer Zaun,<br />

Viehweide, Maschendraht, Kaninchen ...<br />

Eine weitere Übung, mit der Sie Ihr assoziatives Denken schulen<br />

können: Sie bestimmen per Zufall zwei Begriffe. Zum Beispiel<br />

„Zeitung“ und „Klavier“. Über Brückenbegriffe versuchen<br />

Sie nun von dem einen zum anderen zu gelangen:<br />

Zeitung → lesen → Schule → Noten → Klavier<br />

Die Verbindungen müssen natürlich irgendwie schlüssig sein.<br />

Spielen Sie mit einzelnen Sätzen<br />

Wählen Sie ein beliebiges Sprichwort aus. „Wer andern eine<br />

Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ – „Reden ist Silber, Schweigen<br />

ist Gold.“ oder irgendein anderes. Kombinieren Sie die


Vergrößern Sie Ihren Wortschatz<br />

Elemente neu, verdrehen Sie das Sprichwort, bis es vollkommen<br />

sinnlos wird: „Wer selbst in einer Falle grub, gräbt andere<br />

hinein.“ Oder: „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold.“<br />

Finden Sie neue Worte für das alte Sprichwort. Wie würde es ein<br />

Bürokrat formulieren? Oder ein Jugendlicher? Ein Soziologe?<br />

Beispiel<br />

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ oder anders gesagt: „Das Entäußern<br />

bedeutungstragender Phoneme weist auf symbolischer Ebene<br />

Ähnlichkeiten auf mit jenem metallischen Element aus der Ersten Gruppe<br />

des Periodensystems, das mit der Ordnungszahl 47 bestimmt wird, wohingegen<br />

die Negation dieses kommunikativen Akts sein Äquivalent in jenem<br />

rötlich gelben, edlen Schwermetall findet, welches einen Schmelzpunkt<br />

von 1064°C aufweist.“<br />

Spielen Sie mit mehreren Sätzen<br />

Wer schlagfertig sein will, sollte vor allem lernen auf der<br />

Wort- und Satzebene zu assoziieren. Dennoch kann es hilfreich<br />

sein, wenn Sie sich gelegentlich auch mit Sinneinheiten<br />

befassen, die länger sind als ein einziger Satz.<br />

Eine gute Übung dazu ist die folgende: Sie bestimmen per Zufall<br />

fünf Wörter, die Sie zu einer kurzen Geschichte kombinieren.<br />

Dabei sollten Sie die fünf Wörter möglichst unauffällig in<br />

dieser Geschichte unterbringen.<br />

Vergrößern Sie Ihren Wortschatz<br />

Menschen mit einem großen Wortschatz sind nicht unbedingt<br />

schlagfertig. Umgekehrt gibt es schlagfertige Leute, die<br />

keinen sehr großen Wortschatz haben. Und dennoch ist es<br />

hilfreich, wenn Sie Ihren Wortschatz erweitern – und zwar<br />

117


118 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />

Ihren aktiven Wortschatz. Es kommt nicht darauf an, möglichst<br />

viele Wörter zu verstehen, sondern möglichst viele zu<br />

benutzen.<br />

Ein umfangreicher aktiver Wortschatz erlaubt es Ihnen auszuwählen,<br />

zu nuancieren, je nachdem, ob Sie mit einem<br />

Gemüseverkäufer reden, Ihrem Vorgesetzten, einem dreijährigen<br />

Kind oder einem Hochschulprofessor. Das ist eine wichtige<br />

Voraussetzung, damit Ihre Worte wirklich einschlagen.<br />

So erweitern Sie Ihren aktiven Wortschatz<br />

� Formulieren Sie beliebige Übungssätze um. Suchen Sie<br />

mehrere Arten, etwas auszudrücken.<br />

� Erweitern Sie Formulierungen. Drücken Sie das Gegenteil<br />

aus.<br />

� Der aktive Wortschatz profitiert indirekt auch von einem<br />

großen passiven Wortschatz. Den erweitern Sie am effektivsten<br />

durch Lesen möglichst unterschiedlicher Texte.<br />

Beispiel<br />

Wenn Sie auf verschiedene Arten dasselbe mitteilen, werden Sie merken,<br />

dass sich dabei die Aussage verschiebt, eine andere Färbung bekommt.<br />

Achten Sie aufmerksam auf diese Nuancen.<br />

„Als das Telefon klingelte, nahm ich den Hörer nicht ab, sondern schlief<br />

weiter.“ Kann man das überhaupt anders sagen? Man kann. Die Möglichkeiten<br />

sind fast unerschöpflich.<br />

„Das Telefon schrillte. Ich ging nicht dran. Drehte mich herum und<br />

schnarchte weiter.“<br />

„Schon wieder das Telefon. Nein, ich werde nicht an den Apparat gehen.<br />

Diesmal nicht. Ich brauche Ruhe. Ruhe und Schlaf.“


„Auf das akustische Telefonsignal hin lupfte ich nicht etwa den Hörer von<br />

der Gabel. Es schien mir nicht opportun, meinen Schlaf durch ein fernmündliches<br />

Gespräch zu unterbrechen.“<br />

„Klingeling? Telefon. Niemand zu Hause. Decke übers Ohr ziehen und weiterpennen.“<br />

Die Kürze macht’s<br />

Die Kürze macht’s<br />

Schlagfertige Antworten sind kurz und prägnant. Sie sollten<br />

kein überflüssiges Beiwerk enthalten. Je knapper sie ausfallen,<br />

desto schneller kommen sie an. Wenn Sie eher zu Weitschweifigkeit<br />

neigen, üben Sie knappe Formulierungen. Haben<br />

Sie den Mut, auch etwas auszulassen. Halten Sie sich an folgende<br />

Punkte:<br />

� Kurze Sätze: Wie war das? Ab wann wird es unverständlich?<br />

Sehen Sie nochmal auf Seite 22 nach. Nicht mehr als<br />

13 Worte!<br />

� Übersichtliche Gliederung: Einerseits – andererseits, Entweder<br />

– oder, Erstens – zweitens, Aussage – Begründung,<br />

Aussage – Widerspruch.<br />

� Griffige Formulierungen: Keine Passivkonstruktionen, lieber<br />

ein volkstümlicher Ausdruck als Papierdeutsch, vermeiden<br />

Sie Fachjargon, verwenden Sie anschauliche Bilder und<br />

Beispiele.<br />

119


120 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />

Übung macht Sie dreister<br />

Nutzen Sie das Prinzip der Wiederholung. Situationen kehren<br />

wieder, Angriffe ähneln sich, mögliche Repliken auch. Heute<br />

nennt unser Chef Herrn Müller einen „hirnverbrannten Idioten“,<br />

morgen Herrn Meyer und eines Tages Sie. Wenn Sie sich<br />

heute schon darauf vorbereiten, können Sie dem Chef übermorgen<br />

eine schlagfertige Antwort geben – sogar wenn er Sie<br />

einen „hirnverbrannten Trottel“ nennt. Und Herr Müller und<br />

Herr Meyer staunen.<br />

Seien wir realistisch: Es ist sehr selten, dass jemandem eine<br />

schlagfertige Antwort einfällt, wenn er tatsächlich überrumpelt<br />

wird. Die Kunst liegt eben darin, sich nicht überrumpeln<br />

zu lassen. Das tun wir, indem wir uns auf „unangenehme Situationen“<br />

vorbereiten. Der „Aufprallschutz“ (siehe Seite 33)<br />

dämpft schon mal etwas die Überrumpelung, und die verschiedenen<br />

Techniken helfen uns, auch in einer ungewohnten<br />

Situation eine passende Replik zu finden.<br />

Noch besser ist es, wenn Sie bestimmte Konstellationen konkret<br />

gedanklich vorwegnehmen und überlegen, wie Sie sich<br />

am besten verhalten. Wenn Sie das einüben, werden Sie im<br />

„Ernstfall“ sicherer und gelassener auftreten.<br />

Die Einwandkartei<br />

Ein nützliches Hilfsmittel, um sich gegen Angriffe zu wappnen,<br />

ist die „Einwandkartei“. Sie wird individuell höchst verschieden<br />

ausfallen, je nachdem, in welchen Situationen Sie<br />

sich behaupten müssen.


Übung macht Sie dreister<br />

� Sie schreiben auf kleine Karteikärtchen all die Einwände,<br />

Angriffe, dummen Sprüche und Provokationen, auf die Sie<br />

reagieren möchten.<br />

� Bei der Auswahl sollten Sie sich davon leiten lassen:<br />

– welche Angriffe Sie als besonders bedrohlich empfinden,<br />

– welche Angriffe Sie selbst schon erdulden mussten,<br />

– welche Angriffe Sie bei Anderen beobachtet haben.<br />

(Halten Sie auch geglückte Reaktionen Anderer fest.)<br />

� Als Grundstock können Sie auf Angriffe zurückgreifen, die<br />

hier im Buch genannt sind.<br />

� Sie sollten auch wesentliche Begleitumstände festhalten.<br />

Denn es ist ein Unterschied, ob Sie mit Ihrem Chef oder Ihrer<br />

Sekretärin sprechen, ob Ihnen vorher ein kleiner Fehler<br />

unterlaufen ist oder Sie gerade eine makellose Arbeit abgeliefert<br />

haben.<br />

� Die Rückseite der Karteikarten lassen Sie so lange frei, bis<br />

Ihnen eine überzeugende Replik eingefallen ist. Lassen Sie<br />

aber Platz für mehrere Antworten! Denn es ist nützlich,<br />

wenn Sie auswählen können.<br />

� Nehmen Sie die Karteikarten immer mal wieder hervor und<br />

überlegen Sie, wie Sie sich verhalten und was Sie genau<br />

sagen.<br />

� Die Kartei sollten Sie immer wieder aktualisieren. Wenn Sie<br />

einen neuen dummen Spruch aufschnappen, einen unfairen<br />

Angriff registrieren: Nehmen Sie ihn in Ihre Kartei auf.<br />

Wenn Ihnen die Repliken auf bestimmte Einwände automatisch<br />

von den Lippen gehen, können Sie die entsprechende<br />

121


122 Stufe 3: Das Sprachvermögen erweitern<br />

Karte erst einmal beiseite legen. Sie sollten sie nach vier, fünf<br />

Wochen mal wieder zur Hand nehmen, um sich zu vergewissern,<br />

ob Sie noch sattelfest sind.<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept?<br />

Macht uns <strong>Schlagfertigkeit</strong> erfolgreicher? Nicht wenige Menschen<br />

sind geneigt, das anzunehmen. Bestärkt werden sie in<br />

ihrem Urteil durch die Menschen, die es wissen müss(t)en,<br />

nämlich die Trainer, die <strong>Schlagfertigkeit</strong>skurse geben. Allerdings<br />

ist deren Urteil vielleicht nicht ganz objektiv.<br />

Missverständnis Nummer 1: <strong>Schlagfertigkeit</strong> macht<br />

erfolgreich<br />

Das Praktische an dem Begriff „Erfolg“ ist, dass er etwas<br />

höchst Erstrebenswertes bezeichnet und dabei nichts Genaues<br />

aussagt. Erfolgreich sind Sie, wenn die nächste Gehaltserhöhung<br />

nicht an Ihnen vorbeigeht, wenn Sie kündigen und<br />

sich selbstständig machen, wenn Sie Ihrem Hund das Sprechen<br />

beibringen oder wenn Sie Ihr Auto unbeschadet in die<br />

Parklücke bekommen. Es kommt ganz auf die Blickrichtung<br />

an. Insoweit macht Sie <strong>Schlagfertigkeit</strong> mit Sicherheit in irgendeiner<br />

Hinsicht erfolgreicher.<br />

Missverständnis Nummer 2: <strong>Schlagfertigkeit</strong> hilft Ihnen,<br />

besser mit Ihren Mitmenschen auszukommen<br />

Diese Behauptung verschleiert, worum es bei der <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

im Kern geht: nämlich nicht um Erfolg und auch nicht<br />

darum, besser mit den Mitmenschen auszukommen, Konflik-


<strong>Schlagfertigkeit</strong> – ein Erfolgsrezept?<br />

te zu schlichten oder Interessen gerecht auszubalancieren.<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> kann da sogar hinderlich sein.<br />

Es geht um Ihre Souveränität<br />

<strong>Schlagfertigkeit</strong> soll die persönliche Souveränität bewahren<br />

oder wiederherstellen, wenn sie bedroht ist. <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

gewährt Ihnen also einen eminent wichtigen Schutz. Denn die<br />

tiefsten Verletzungen rühren daher, dass jemand unser Selbstwertgefühl<br />

beschädigt. Das dürfen wir nicht zulassen. Dazu<br />

ist <strong>Schlagfertigkeit</strong> da – nicht um Karriere zu machen. <strong>Schlagfertigkeit</strong><br />

ist also immer Selbstverteidigung. Wer sie einsetzt,<br />

um unliebsame Konkurrenten der Lächerlichkeit preiszugeben,<br />

oder um sich gegenüber Schwächeren zu profilieren, der<br />

missbraucht sie.<br />

� Schlagfertige Antworten können manchmal durchaus kränkend<br />

und verletzend sein. Der einzige Grund, der das rechtfertigt: Wenn wir<br />

nur so unsere Integrität und Würde behalten können. Denn wir sind<br />

nicht nur berechtigt, unsere persönliche Würde zu verteidigen, wir<br />

sind dazu verpflichtet. �<br />

123


124<br />

Anhang<br />

Probieren Sie selbst: Lösungen<br />

Haben Sie die Übungen aus dem Kapitel „<strong>Schlagfertigkeit</strong>stechniken<br />

trainieren“ tatsächlich gemacht? Es lohnt sich, damit<br />

Sie bald merken, welche Techniken Ihnen liegen. Auf Perfektion<br />

kommt es dabei nicht an, aber auf Schnelligkeit. Zu<br />

den meisten Aufgaben gibt es nicht die Lösung, sondern nur<br />

Ihre Lösung. Die folgenden Antworten geben also nur Anhaltspunkte,<br />

damit Sie vergleichen und Ihre Lösung bewerten<br />

können. Wenn Sie eine besonders elegante Antwort gefunden<br />

haben, schreiben Sie an den Verlag.<br />

Lösungen<br />

Seite 61 (Kapitel „Abwarten“): Nur bei Angriff b erscheint es<br />

sinnvoll abzuwarten.<br />

Seite 65 (Kapitel: „Absurdes Theater“): a) „Eine Schwalbe<br />

macht noch keinen Sommer“; „Wo das Gold redet, schweigt<br />

jede Zunge“; „Der trockene Fingernagel hebt kein Salz auf“;<br />

b) „Ich nehme lieber die Straßenbahn“; „Nur wenn Sie hinten<br />

anschieben“; „Vom Radfahren bekommt man Plattfüße.“<br />

Seite 70 (Kapitel: „Die SIHR-Technik“): a) „Doch, mit allen elf<br />

Fingern“; b) „Ja, ich ziehe grundsätzlich nur an, was beim Altkleiderbasar<br />

übrigbleibt“; c) Diese Bemerkung ist für eine abstruse<br />

Zustimmung ungeeignet.


Probieren Sie selbst: Lösungen<br />

Seite 78 (Kapitel: „Die Dolmetscher-Technik“): a) „Wir sollten<br />

uns also darüber unterhalten, wer unsere Kleidung aussucht“<br />

(Info-Ebene); b) „Sie meinen, der Einzige, der hier seine Klappe<br />

aufreißen sollte, sind Sie“ (Ich-Ebene); c) „Ach so, Ihre Abteilung<br />

ist zu träge, um unsere brillanten Vorschläge umzusetzen“<br />

(Wir-Ebene).<br />

Seite 81 (Kapitel „Der Nachdenker“): „Herr Müller, die drei Teilnehmer,<br />

die sich als erstes anmelden, zahlen nur die Hälfte.“<br />

Seite 87 (Kapitel „Der klassische Gegenkonter“): a) „Wer der<br />

gleichen Meinung ist wie Sie, den werden wir in vier Monaten<br />

rausschmeißen“; b) „Bei Ihnen ist es umgekehrt: Bevor Sie<br />

einen klugen Rat geben können, müssen Sie Ihr Hirn erst mal<br />

abschalten“; c) „Ich habe Sie immer für einen gebildeten<br />

Menschen gehalten“; d) „Mach ich. Wenn Sie mir in 10 Sekunden<br />

erklären, was meine schwierigste Aufgabe sein wird.“<br />

Seite 94 (Kapitel „Die Gegenfrage“): a) „Was meinen Sie mit<br />

‚schlechter Laune‘?“; b) „Wegen meiner Verkaufsstrategie soll<br />

der Kunde abgesprungen sein? Wie kommen Sie darauf?“,<br />

oder: „Von welcher Verkaufsstrategie sprechen Sie?“; c) „Ich<br />

werde diese Beleidigung nicht kommentieren. Wieso versuchen<br />

Sie eigentlich mit allen Mitteln, mich zu provozieren?“<br />

Seite 99 (Kapitel: „Der Korken im Ohr“): a) „Bluten und Nasen?<br />

Da helfen nur kalte Umschläge“; b) „Sie haben eine Tüte und<br />

wollen eine Tasche? Sehr vernünftig, die feuchtet nicht so<br />

schnell durch“; c) „Zwei Kübel? Warum nicht? In den einen<br />

pflanzen Sie Geranien und in den anderen Vergissmeinnicht.“<br />

Seite 102 (Kapitel „Die Gerade-Technik“): a) „Gerade deshalb<br />

habe ich meine Mitarbeiter gebeten, Vorschläge zu machen,<br />

125


126 Anhang<br />

wie wir dieses Problem lösen können“ b.) „Gerade deshalb haben<br />

wir viel Spielraum, die Details im Einzelnen auszuhandeln“;<br />

c) „Geben Sie mir gerade deshalb die Informationen, die<br />

mir noch fehlen, damit wir zügig weiterverhandeln können.“<br />

Seite 108 (Kapitel „Die Instant-Sätze“): a) „Lieber ein abgebrochener<br />

Riese als ein ausgebrochener Giftzwerg!“<br />

Seite 114 (Kapitel „Der Gegensog“): a) „Da ich auf keinen meiner<br />

Mitarbeiter verzichten werde, führt es zu nichts, sich darüber<br />

Gedanken zu machen“; b) „Vertanen Chancen sollte man<br />

nicht nachtrauern“; c) „Es geht nicht um meine persönlichen<br />

Vorlieben, sondern darum, wie ich bei unseren Kunden auftrete.<br />

Und da halte ich einen Dienstwagen für sinnvoll, der<br />

meiner Position entspricht“; d) „Ich möchte mit niemanden<br />

sprechen. Ich möchte meinen Vertrag kündigen“; e) „Wo<br />

sonst?“<br />

Literatur<br />

Berckhan, Barbara: Die etwas intelligentere Art, sich gegen<br />

dumme Sprüche zu wehren, München 1998.<br />

Dahms, Christoph und Matthias: <strong>Schlagfertigkeit</strong>, Wermelskirchen<br />

1999.<br />

Nöllke, Matthias: Entscheidungen treffen, Planegg 2001.<br />

Pöhm, Matthias: Nicht auf den Mund gefallen!, Landsberg am<br />

Lech 2000.


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