Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
Menschenwürde <strong>des</strong> anderen, feste sittliche Normen – das alles sind Dinge, die die Menschen<br />
bereits mitbringen müssen, wenn sie auf den Markt gehen. Sie sind die unentbehrlichen<br />
Stützen, die ihn vor Entartung bewahren. Familie, Kirche, echte Gemeinschaften und<br />
Überlieferung müssen sie damit ausstatten“ (Röpke, 1955/1981, S. 448).<br />
Anders Wilhelm von Humboldt. Er folgert aus seiner vergleichenden Betrachtung der<br />
Triebkräfte der Moralität, es bedürfe hierzu nicht der Religion: „<strong>Die</strong> Tugend stimmt so sehr<br />
mit den ursprünglichen Neigungen <strong>des</strong> Menschen überein, die Gefühle der Liebe, der<br />
Verträglichkeit, der Gerechtigkeit haben so etwas Süßes, die der uneigennützigen Tätigkeit,<br />
der Aufopferung für andere so etwas Erheben<strong>des</strong>, die Verhältnisse, welche daraus im<br />
häuslichen und gesellschaftlichen Leben überhaupt entspringen, sind so beglückend, dass es<br />
weit weniger notwendig ist, neue Triebfedern zu tugendhaften Handlungen hervorzusuchen,<br />
<strong>als</strong> nur denen, welche schon von selbst in der Seele liegen, freiere und ungehindertere<br />
Wirksamkeit zu verschaffen“ (Humboldt, 1792/1851/1967, S. 92).<br />
<strong>Die</strong> moderne Spieltheorie findet in Laboratorien für experimentelle Wirtschaftsforschung eine<br />
robuste menschliche Disposition bestätigt - für eine tief verwurzelte Marktmoral von der Art<br />
„ehrlich, verlässlich, fair, vertrauenswürdig zu sein, währt am längsten“. Damit ist nichts über<br />
die Quelle dieser Moralität gesagt. Nach der Humboldt-These handelt es sich um eine<br />
Konsequenz menschlicher Freiheit und Vernunft, nach der Röpke-These eher um eine<br />
habituelle Errungenschaft christlich-humanistischer Erziehung. Man wird gegenüber der<br />
Humboldt-These skeptisch sein dürfen. Kommt es im wirtschaftlichen und politischen Alltag,<br />
vor allem mit Blick auf die ganze Breite der Gesellschaft, auf „rationales Wissen“ und<br />
„ökonomische Vernunft“ an? Ist nicht die selbstverständliche, gewohnheitsmäßige Praxis<br />
entscheidender, - etwa <strong>als</strong> Ergebnis religiöser Erziehung, wie es Hayek annimmt? Als<br />
„praktizierender Agnostiker“ hebt Hayek die große Bedeutung gläubiger Christen in einem<br />
Zeitalter hervor, „in dem deutlichere übernatürliche Belege <strong>als</strong> Aberglauben abgetan werden“.<br />
Hayek folgert: „Vielleicht wird diese Frage über den Fortbestand unserer Zivilisation<br />
entscheiden“ (1988, S. 153).<br />
Literatur<br />
Apolte, Thomas, Wohlstand durch <strong>Globalisierung</strong>, München 2006.<br />
Berman, Harold J., Recht und Revolution. <strong>Die</strong> Bildung der westlichen Revolution. <strong>Die</strong> Bildung der westlichen<br />
Rechtstradition. 11. Kapitel: Das Handelsrecht/<strong>Die</strong> Religion und der Aufstieg <strong>des</strong> Kapitalismus, 2. Auflage,<br />
Frankfurt/Main 1991.<br />
Bode, Mariana und Oliver Budzinski, Competing Ways towards an International Competition Policy Regime: An<br />
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Böhm, Franz, Privatrechtsgesellschaft und Marktwirtschaft, ORDO, Bd. XVII, 1966, S. 75-151.<br />
Böhm-Bawerk, Eugen von, Unsere passive Handelsbilanz, 1914, wieder abgedruckt in: Franz Xaver Weiß (Hg.),<br />
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Bonus, Holger, Umweltökonomie, in: Artur Woll (Hg.), Wirtschaftslexikon, 9. Auflage, München und Wien<br />
2000.<br />
Buchanan, James M., <strong>Die</strong> Grenzen der Freiheit: zwischen Anarchie und Leviathan, Tübingen 1984.<br />
Budzinski, Oliver, <strong>Die</strong> Evolution <strong>des</strong> internationalen Systems der Wettbewerbspolitiken, in: Oliver Budzinski<br />
und Jörg Jasper (Hg.), Wettbewerb, Wirtschaftsordnung und Umwelt. Festschrift für Udo Müller,<br />
Frankfurt/Main 2004.<br />
Curzon-Price, Victoria, Seattle Virus: A Mutant Form of Protection, in: Kurt R. Leube (Hg.), Vordenker einer<br />
neuen Wirtschaftspolitik. Wirtschaftsordnung, Marktwirtschaft und Ideengeschichte. Festschrift für Christian<br />
Watrin, 2000, S. 43-53.<br />
Eucken, Walter (1990), Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 6. Auflage, Tübingen.<br />
Coase, Ronald H., The Nature of the firm, Economica, 1937, Vol. 4, S. 358-405.<br />
Collier, Paul, The Bottom Billion, Oxford 2007.<br />
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