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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

zurückgeführt. Der Zusammenbruch der ostasiatischen Volkswirtschaften 1997/98 mit<br />

teilweise zweistelligem Rückgang <strong>des</strong> realen Inlandprodukts oder das währungs- und<br />

finanzpolitische Chaos in Argentinien und in der Türkei von 2001 und die jüngste, von<br />

den USA ausgehende Liquiditätskrise <strong>des</strong> Bankensystems haben die alte Diskussion<br />

über angemessene Maßnahmen zur Krisenprävention und zum Krisenmanagement<br />

belebt. <strong>Die</strong> Vorschläge reichen von neuen Beschränkungen der Finanzmärkte bis hin<br />

zu Free Banking-Ansätzen, <strong>als</strong>o zum vollständigen Ersatz herkömmlicher staatlicher<br />

Regulierungen durch Selbstregulierung (siehe die Nachweise in Fey, 2006).<br />

– Im Mittelpunkt der Kontroversen steht allerdings das kredit- und<br />

wechselkurspolitische Konzept <strong>des</strong> IWF. Von der IWF-Bürokratie offen oder verdeckt<br />

bevorzugte Fixkurs- oder Zielzonensysteme werfen Probleme auf, für die sich durch<br />

supranationale Regelbindungen bisher keine überzeugende Lösung abzeichnet. Auf<br />

der einen Seite wird gefordert, den IWF in seinem Bemühungen um Krisenprävention<br />

(siehe Köhler, 2001, S. 12 ff.) zu stärken. Auf der anderen Seite wird schon im<br />

bisherigen krisenpolitischen Handlungskonzept <strong>des</strong> IWF, vor allem seiner „weichen“<br />

Kreditpolitik, eine wesentliche Ursache für moralisches Fehlverhalten kritischer<br />

Schuldnerländer und ihrer Gläubiger und für daraus entstehende Währungs- und<br />

Finanzmarktkrisen gesehen. Es kann nicht übersehen werden, dass die implizite<br />

Mithaftungsgarantie <strong>des</strong> IWF zu einer übermäßigen Kreditexpansion verleiten kann.<br />

Zum anderen – und schwerwiegender – sinkt damit der Anreiz, das Streben nach<br />

Wechselkurskursbindung harten monetären Konvertibilitätsanforderungen<br />

unterzuordnen. Das Vorhaben, auch temporäre Schuldenmoratorien bei einer<br />

entsprechenden Begleitung <strong>des</strong> Restrukturierungsprozesses durch den IWF in Reserve<br />

zu halten (siehe Krüger, 2002), scheint nach bisherigen Erfahrungen und politökonomischen<br />

Erkenntnissen eher geeignet, die nationale Verantwortung für die<br />

Schaffung globalisierungsfester Institutionen zu verdünnen und damit Währungs- und<br />

Finanzkrisen zu begünstigen. In der Vernachlässigung der Erfahrung, dass die<br />

fraglichen Krisen im wesentlichen aus Mängeln der nationalen Ordnungspolitik<br />

resultieren, liegt „die“ Achillesferse der globalen wirtschaftlichen Kooperation. Dabei<br />

entspricht es durchaus der Logik der ordnungspolitischen Eigendynamik der<br />

<strong>Globalisierung</strong>, dass Währungs- und Finanzmarktkrisen mehr denn je das Bewusstsein<br />

für ineffiziente Institutionen schärfen und zu deren Korrektur anreizen müssten. Das<br />

international gestiegene Bewusstsein für die herausragende Bedeutung der<br />

Geldwertstabilität und der nationalen Geldpolitik für die internationale<br />

Währungspolitik ist hierfür eine günstige Voraussetzung. In dieser Hinsicht verfügt<br />

die Europäische Zentralbank (EZB) eigentlich über das institutionelle<br />

Instrumentarium, um eine weltwirtschaftliche Vorrangstellung einzunehmen und im<br />

Rahmen <strong>des</strong> IWF auf eine Politik der Krisenprävention der Mitgliedsländer<br />

hinzuwirken.<br />

2. Nationale Ordnungspolitik <strong>als</strong> Triebkraft der <strong>Globalisierung</strong><br />

Es ist im Interesse einer funktionsfähigen und menschenwürdigen Ordnung der<br />

Weltwirtschaft wünschenswert, dass keine Vereinbarungen getroffen werden, die einer<br />

internationalen Verfassung <strong>des</strong> diskriminierungsfreien Wettbewerbs zuwiderlaufen. Wie der<br />

Niedergang der Sowjetunion und <strong>des</strong> RGW, der wirtschaftliche Aufstieg in Ost-Mittel-<br />

Europa, in Südostasien und in vielen anderen Ländern der Welt zeigen, ist der<br />

Systemwettbewerb Anstoß und Triebkraft der <strong>Globalisierung</strong>. Länder, deren Regierungen<br />

nicht zu einem wirtschaftspolitischen Internationalismus bereit waren, der eine geregelte<br />

Begrenzung nationaler Regierungsmacht voraussetzt, konnten dem neuen Systemwettbewerb<br />

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