Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
- zwei Staaten mit vergleichsweise geringer Außenhandelsabhängigkeit (siehe Kapitel<br />
IX) – ist die Einhaltung der grundlegenden Regeln der Nichtdiskriminierung der<br />
Welthandelsordnung (Garantie <strong>des</strong> Meistbegünstigungs- und Inländerprinzips)<br />
fragwürdig und zumin<strong>des</strong>t schwer nachprüfbar. <strong>Die</strong> WTO-Mitgliedschaft von Ländern<br />
wie Russland und China kann zunächst nur <strong>als</strong> Vertrauensvorschuss, im ungünstigen<br />
Fall <strong>als</strong> Bereitschaft angesehen werden, die ohnehin weit fortgeschrittene Politisierung<br />
der Beitrittsfrage auf die Spitze zu treiben. In jedem Falle erhöht eine solche<br />
Mitgliedschaft das Risiko eines fortschreitenden opportunistischen Verhaltens in den<br />
weltweiten Bemühungen um eine von Diskriminierungen freie Öffnung der Märkte.<br />
Beiden Ländern mangelt es auch in Fragen, die eine bessere Stabilisierung der<br />
internationalen Währungs- und Finanzmarktordnung betreffen, an der hierfür<br />
notwendigen Bereitschaft.<br />
3. Für die Lösung grenzüberschreitender bzw. globaler Umweltprobleme ist eine<br />
multilaterale Einigung über zweckmäßige Maßnahmen nach wie vor eine große<br />
Herausforderung, weil – etwa in der heutigen Klimadebatte – „die wissenschaftliche<br />
Wahrheit von heute schnell der Irrtum von gestern sein kann. 69<br />
4. In der Forderung nach einheitlichen Umweltschutznormen sowie Arbeits- und<br />
Sozi<strong>als</strong>tandards sind sich Nicht-Regierungsorganisationen, Gewerkschaften,<br />
Umweltschutz- und Wohfahrtsverbände, Vertreter von Massenmedien, Intellektuelle<br />
und Parteien vielfach einig. In diesem mächtig aufkommenden „ethischen<br />
Protektionismus“ (Curzon-Price, 2000, S. 43 ff.), der in der Sache meist dazu dient,<br />
Elementen <strong>des</strong> nationalen Wohlfahrtsstaates weltweite Geltung zu verschaffen, dürfte<br />
künftig die verwundbarste Stelle weltweiter Wirtschaftsbeziehungen bestehen, gäbe es<br />
nicht die ständig wachsende Zahl und Bedeutung der aufholenden Länder, die dadurch<br />
diskriminiert werden und sich <strong>des</strong>halb den verdeckten Zielen widersetzen, die mit dem<br />
ethischen Protektionismus verfolgt werden.<br />
5. Im Bereich der internationalen Währungsordnung geht es darum, die Elemente <strong>des</strong><br />
klassischen wirtschaftspolitischen Liberalismus wieder zu beleben und zu stärken.<br />
Grundsätzliche Anforderung hierfür sind: Priorität der Konvertibilität der Währungen<br />
vor der Wechselkursbindung.<br />
– <strong>Die</strong>se Anforderung ist vor folgendem Hintergrund zu sehen: Es gibt ein verbreitetes<br />
Unbehagen am <strong>Globalisierung</strong>sprozess. <strong>Die</strong>ses setzt bei der zunehmenden Zahl von<br />
Währungs- und Finanzmarktturbulenzen und den damit verbundenen<br />
realwirtschaftlichen Streueffekten auf nationaler und internationaler Ebene an. <strong>Die</strong>ser<br />
Vorgang wird vielfach auf die Liberalisierung <strong>des</strong> internationalen Kapitalverkehrs<br />
- Der sich ausbreitende handelspolitische Regionalismus, der das Meistbegünstigungsprinzip bedroht.<br />
- Das Vordringen von Anti-Dumpingverfahren, um knappheitswidrige Arbeitsmarktregulierungen und<br />
nationale wohlfahrtsstaatliche Sonderwege gegenüber aufstrebenden Ländern abzusichern.<br />
- <strong>Die</strong> staatliche Monopolisierung von Kommunikationsnetzwerken.<br />
- Schwierigkeiten, eine internationale Tradition <strong>des</strong> geistigen Eigentumsschutzes zu entwickeln - <strong>als</strong><br />
Voraussetzung für die weltweite Expansion <strong>des</strong> <strong>Die</strong>nstleistungshandels und höherwertiger<br />
Direktinvestitionen.<br />
67 Russland sieht bislang größere Vorteile für sich darin, die Verhandlungen über den WTO-Beitritt immer<br />
wieder hinauszuzögern (siehe Pankow, 2009, S. 14).<br />
68 China ist seit Dezember 2001 WTO-Mitglied.<br />
69 „Das Klimasystem unseres Planeten ist so komplex, dass wir noch nicht einmal alle Faktoren kennen, die es<br />
beeinflussen. Neben den vieldiskutierten ‚Treibhausgasen’ Kohlendioxid, Methan und Wasserdamf sind es unter<br />
anderem Schwankungen der Sonnen- und Weltraumstrahlung, Positionsänderungen der Erdachse,<br />
Verschiebungen der Kontinente und der Meeresströmungen, wechselnde Durchsichtigkeit der Lufthülle,<br />
Änderungen der Pflanzendecke sowie die Evolution neuer Pflanzenformen. Solange wir das Wetter der nächsten<br />
Woche nicht mit Sicherheit vorhersagen können, ist es mehr <strong>als</strong> kühn, das der kommenden Jahrzehnte zu<br />
prophezeien“ (Schatz, 2007, S. 19).<br />
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