Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
durch Sanierung der Staatsfinanzen auf dem Inflationswege) begangen hat. Denn damit war<br />
ein Verlust der Ansprüche aus betrieblichen Pensionskassen, privaten Lebensversicherungen<br />
und Sparguthaben verbunden – in einem für den Rechtsstaat unerträglichen Ausmaß.<br />
Angesichts dieses Wettbewerbsnachteils <strong>des</strong> vorsorglichen individuellen Sparens, der aus<br />
dem Versagen von Politik und Staat resultiert, müsste die Annahme, nur der Staat könne über<br />
alle politischen und wirtschaftlichen Um- und Zusammenbrüche hinweg mit Hilfe seiner<br />
Steuerhoheit notfalls die Systeme der sozialen Sicherheit gewährleisten, glaubwürdig auch auf<br />
die nicht-staatlichen Vorsorgeeinrichtungen ausgedehnt werden. Freilich wären diese Fälle<br />
nach strikten Regeln zu begrenzen, um ein nahe liegen<strong>des</strong> moralisches Fehlverhalten<br />
auszuschließen. <strong>Die</strong>se Aufgabe ist lösbar.<br />
Viertens: <strong>Die</strong> globale Verflechtung der Finanzmärkte, so wird immer wieder angenommen,<br />
erfordert eine internationale Ordnungspolitik auf der Grundlage verlässlicher<br />
Stabilisierungsregeln, etwa in Annäherung an die Regel- und Anreizkonstellation der<br />
Goldwährung und entsprechender Papierwährungen(siehe Kapitel XII, 4.). <strong>Die</strong>se Regeln der<br />
Gerechtigkeit (siehe Kapitel II. 2) bedürfen jedoch zunächst und vor allem der Verankerung<br />
auf nationaler Ebene. Ein entsprechen<strong>des</strong> Beratungsmandat für den IWF mit Aussicht auf<br />
Erfolg wäre wünschenswert. Und wenn sogar die Krisenprävention <strong>als</strong> Kernaufgabe <strong>des</strong> IWF<br />
verstanden werden soll, dann hätte diese Institution „das Augenmerk verstärkt darauf zu<br />
richten, den Mitgliedsländern zu helfen, Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die ihre<br />
eigene Krisenanfälligkeit mindern“ (Köhler, 2001, S. 21). Eine entsprechende<br />
ordnungspolitische Führungsrolle in treuhänderischer Mission erfordert im Innenverhältnis<br />
entsprechende Aufgabenzuweisungen durch die Mitgliedsländer, <strong>als</strong>o die Treugeber <strong>des</strong> IWF.<br />
Tatsächlich verfolgt der IWF bis heute ein krisenpolitisches Handlungskonzept, das geeignet<br />
ist, die nationale Verantwortung für die Schaffung globalisierungsfester Institutionen zu<br />
verdünnen und damit Währungs- und Finanzkrisen eher zu begünstigen: 61 Hierzu ist an die<br />
widersprüchlichen Elemente der IWF-Verfassung zu erinnern: Der Fonds ist institutionell<br />
eine Verbindung von regelgebundenen und interventionistisch-diskretionären Elementen der<br />
(nationalen) Anpassung und der internationalen Finanzierung. Das Mischungsverhältnis hat<br />
sich in der Geschichte <strong>des</strong> IWF je nach seiner zahlungsbilanztheoretischen Orientierung mehr<br />
oder weniger stark verändert. <strong>Die</strong>se war in der Vergangenheit sehr stark vom Einfluss der<br />
USA abhängig.<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe <strong>des</strong> Fonds wird in der jüngsten Krise vor allem darin gesehen, die<br />
interventionistische Komponente der Fondstätigkeit in einem beispiellosen Ausmaß zu<br />
stärken. <strong>Die</strong>s lässt die im Jahre 2009 von den führenden Industrie- und Schwellenländern<br />
(G20-Staaten) beschlossene Erhöhung der bisherigen Kreditlinien von 250 auf 500 Mrd.<br />
Dollar und mittelfristig auf 750 Mrd. Dollar erkennen. Damit sollte – bei sonst weit<br />
auseinander liegenden Interessen und Maßstäben der Krisenbeurteilung – eine<br />
einvernehmliche Handlungsbereitschaft der beteiligten Länder demonstriert werden.<br />
Insbesondere die neu geschaffene Kreditfazilität „Flexible Credit Line“ (FCL) steht den<br />
Ländern offen, die – wie es heißt - trotz einer „vernünftigen“ Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
„unverschuldet“ in den Sog der Krise geraten sind. <strong>Die</strong>s Hilfe ist nicht an bestimmte nationale<br />
Anpassungsmaßnahmen gebunden. Durch die weitreichende Lockerung der<br />
Kreditvergabepolitik sollen die <strong>als</strong> bedürftig erklärten Mitgliedsländer ermutigt werden, von<br />
den neuen Verschuldungsmöglichkeiten im Rahmen der FCL Gebrauch zu machen.<br />
61 Zu geeigneten Möglichkeiten der Reform <strong>des</strong> IWF siehe Leschke (2002, S. 420 ff.).<br />
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