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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

politischen Handeln geblieben. Verzerrungen und Fehlanreize <strong>des</strong> Preissystems sind die<br />

bekannten Begleiterscheinungen. <strong>Die</strong> amerikanische Geld- und Kreditpolitik unter<br />

Greenspan, dem Vorsitzenden der US-Notenbank, hat nicht nur eine hektische Konjunkturund<br />

Beschäftigungspolitik betrieben, sondern mit künstlich niedrig gehaltenen Zinssätzen<br />

zugleich auch sozialpolitische Ziele verfolgt. Alle Bürger sollten damit in die Lage versetzt<br />

werden, Immobilienkredite zur Verwirklichung ihres Traums vom eigenen Haus<br />

aufzunehmen. <strong>Die</strong> zinsgünstige Hypothekenfinanzierung wurde durch besondere<br />

Steuervergünstigungen zusätzlich erleichtert. Bei steigenden Immobilienpreisen gingen viele<br />

Menschen das Risiko ein, sich auch ohne hinreichende private Kapitalbildung bis über die<br />

Ohren zu verschulden.<br />

<strong>Die</strong> auf dem individuellen Ansparen basierende Bausparkassenfinanzierung hat zwar in den<br />

USA seit dem frühen 19. Jahrhundert Tradition, doch ist diese Finanzierungsmethode gerade<br />

in diesem Land von Hypothekenanbietern („Non-Banks“) ohne die Basis eines verlässlichen<br />

Ansparens verdrängt worden, die schließlich über die Entwicklung <strong>des</strong> Subprime-Marktes und<br />

eine unbesorgte Nutzung <strong>des</strong> Prinzips der Fristentransformation 2007 die weltweite<br />

Finanzkrise ausgelöst haben. Angesichts <strong>des</strong> vereinbarten variablen Zinssatzes,<br />

unzureichender Eigenkapitalanforderungen und mehr oder weniger konjunkturanfälliger<br />

Erwerbssituationen befanden sich zahlreiche Hypothekenkreditnehmer und damit auch die<br />

Non-Banks von vornherein in einem Zustand der latenten Überschuldung. <strong>Die</strong>ser trat in<br />

Erscheinung, <strong>als</strong> ab Mitte 2007 bei einem geldpolitisch notwendigen drastischen Zinsanstieg<br />

von denjenigen, die sich von einer künstlich hochgetriebenen Nachfrage – ohne hinreichende<br />

Beachtung <strong>des</strong> Zinsänderungsrisikos - haben mitziehen lassen, erhöhte<br />

Kapitaldienstbelastungen zu verkraften waren. Mangels hinreichender Eigenkapitalvorsorge<br />

führten diese zu massenhaften Insolvenzen und Notverkäufen. Im weiteren Verfall der<br />

Immobilienpreise zeigte sich, dass von insgesamt ausstehenden Hypotheken ein immer<br />

größerer Teil den Charakter von nachrangigen (Subprime-)Hypotheken annahm.<br />

Dem Zusammenbruch <strong>des</strong> amerikanischen Immobilienkreditmarktes war die Umwandlung<br />

der Hypotheken in marktgängige Vermögensansprüche durch Verbriefung vorausgegangen.<br />

Damit öffnete sich in dem Maße eine weltweite Nachfrage nach diesen Produkten, wie ihre<br />

Bonitätsbeurteilung auf der Grundlage von Computer-gestützten Risikomodellen den Aufbau<br />

einer intransparenten Wertpapierhierarchie ermöglichte. Den Beurteilungsmaßstäben der<br />

Branche und Rating Agenturen wurde blind vertraut. Der Glaube an die Risikobeherrschung<br />

war grenzenlos. Alle Welt war von der ungeheuren Fülle der herangezogenen und<br />

verarbeiteten Daten, auf die sich die Risikomodelle für die Beurteilung der jeweiligen<br />

Verbriefungen bezogen, so beeindruckt, dass nach der Wertbasis nicht mehr gefragt wurde.<br />

Auf dieser Welle eines ansteckenden Mitläufertums wurden Risiken nur noch <strong>als</strong> Chance,<br />

nicht mehr auch <strong>als</strong> Verlustgefahr angesehen – bis sich alle Akteure der Gefahren bewusst<br />

wurden und der Herdentriebeffekt nach Aufdeckung gravierender staatlicher Versäumnisse<br />

auf der Ebene der Geld-, Wirtschafts- und Bankenordnung weltweit eine Destabilisierung <strong>des</strong><br />

Finanzsystems ausgelöst hat - mit weitreichenden, teilweise verheerenden negativen<br />

Auswirkungen auf die Finanzbeziehungen, die realwirtschaftliche Entwicklung in der Welt<br />

und die Finanzierung der Altersvorsorge. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass seit den 80er<br />

Jahren vor allem viele Schwellen- und Entwicklungsländer ihre Währung einseitig an den US-<br />

Dollar gebunden haben, um auf eine glaubwürdige Weise Stabilität zu importieren. Wenn<br />

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